Gymnaestrada: Zeig deine Farben! - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt
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Nr. 28 I Donnerstag, 11. Juli 2019 KirchenBlatt Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at MÄDCHENGRUPPE AUS MALAWI / FOTO: RAINER FEURSTEIN Gymnaestrada: Die ganze Welt scheint sich in diesen Tagen in Vorarlberg zu treffen. Ob auf der Straße oder beim Bäcker - überall begegnen wir auf Menschen aus anderen Ländern. Zeig deine Farben! Und alle sind fröhlich und gut gelaunt. Das ist ansteckend. So breitet sich die Leben- digkeit und Begeisterung in Windeseile aus bis in die hinterste Ecke, bis ins verschlos- senste Herz. Es wird spürbar: Wir sind eine Menschheit, wir gehören zusammen, wir Bewegungsfreudige aus aller Welt im Ländle. halten zusammen. Und dieses Gefühl neh- men wir mit in die Zukunft, damit sie eine gute wird. PB u Mehr zur Gymnaestrada: S. 2+3
2 Thema 11. Juli 2019 Vorarlberger KirchenBlatt Weltgymnaestrada 2019 im Vorarlberger Rheintal AUF EIN WORT Frauenfußball Die Frauenfußball-WM „Ihr gehört dazu!“ bzw. deren Teilnehmerin- nen spielten in den vergan- genen Wochen Themen der 20.000 Menschen aus fast 70 Nationen „Welcome-Party“ in die Tennishalle nach Gleichberechtigung in die bringt die Weltgymnaestrada nach Vorarl- Nenzing gekommen. tagespolitischen Debatten. berg. Unter den Bewegungsbegeisterten Insbesondere die US-ameri- sind auch Jugendliche aus Malawi und Netzwerk in den Süden. Die Teilnahme kanische Spielerin Megan Kenia. Im Rahmen einer „Welcome-Party“ der afrikanischen Gruppen bei der Weltgym- Rapinoe nützte die mediale in Nenzing zeigten sie ihr Können und ihre naestrada 2019 ist nicht selbstverständlich, Aufmerksamkeit, um ihre Begeisterung. sie hat eine lange Vorgeschichte. An deren Anliegen einzubringen. Tat- Anfang stand der Wunsch von Erwin Reis - sächlich gibt es für Frauen PATRICIA BEGLE Hauptorganisator des Sportevents - Jugend- im Fußball weniger Prämien, liche von diesem Kontinent mit dabei zu weniger mediale Präsenz und Sie betritt die Bühne und trägt Körbe auf haben. Markus Fröhlich, Leiter der Aktion sogar weniger Akzeptanz. ihrem Kopf. Ein klassisches Bild - jede und „Bruder und Schwester in Not“, vermittel- jeder denkt gleich an afrikanische Frauen. te dem Dornbirner die Kontakte in Kenia Wie wir aus der Geschichte Und tatsächlich kommen die Mädchen, die und Malawi. Dort werden seit vielen Jahren lernen: Gleichberechti- hier hintereinander nach vorne schreiten Projekte mit Vorarlberger Spendengeldern gung zu erreichen braucht von diesem Kontinent, Malawi heißt ihr unterstützt. Um die Jugendlichen auf ihren gute Nerven, Humor, Aus- Heimatland. Ihre bunten Kleider bewegen Auftritt vorzubereiten, reisten zwei Trainer/ dauer und viel Geduld. Aber sich im „Wind“ ihres Tanzes. Er ist eine innen vom „Akrobatik und Showtanz Verein auch Kampfgeist und Ent- Mischung aus Tradition und Zeitgeist, die (ASTV) Walgau“ in den Süden. Nicole Tscha- schlossenheit und einen un- sich auch in der Musik wiederfindet - afrika- brun war eine von ihnen. umstößlichen Glauben da- nische Songs aus den Boxen wechseln sich ran. Insofern ist das Thema ab mit den Klängen der Instrumente, die die Straßenkinder. „Der erste Besuch in Nairo- „Gleichberechtigung“ bei jungen Frauen in ihren Händen tragen. bi im Februar 2018 war ein Schock“, blickt den Fußball-Frauen in guten die Schlinserin zurück. Die Lebensumstände Händen, und in ein paar Jah- Akrobatik. Die zweite Gruppe des afrika- in den Slums, aus denen die Schüler/innen ren wird sie - wie in vielen nischen Kontinents verzichtet ganz auf die kommen, erschreckten. Die Schule, die am anderen Bereichen - ganz Musik aus den Boxen. Die Jungs tragen zu Rande der Slums von den „Missionary Sis- selbstverständlich sein. Beginn ihrer Show ihre Trommeln auf die ters of Precious Blood“ betrieben wird, be- Bühne. Die Mädchen tanzen dazu, voller deutet für die Kinder Rettung und Zukunft, Allerdings wäre es gut, zu Energie und Begeisterung. Unterbrochen denn die Schwestern holen sie weg von überlegen, ob die Frauen werden sie von den akrobatischen Einlagen der Straße. Seit Jahrzehnten schon sind die denn wirklich unter den- der jungen Männer, die über Hebefiguren Schwestern verlässliche Projekt-Partner von selben Bedingungen wie in schwindelerregende Höhen steigen. „Bruder und Schwester in Not“. „Der Grund die Männer spielen wollen. Teamwork und Vertrauen ist angesagt. Das dafür, warum Kinder auf der Straße leben Denn Männer-Fußball wird Publikum bedankt sich mit tosendem Ap- müssen, ist Armut“, erzählt Thomas Wan- vom Geld dominiert - Spiele plaus, über tausend Frauen, Männer und joh. „Es gibt kein Essen, keine Kleidung und um Macht und Geld sind die Kinder sind an diesem Samstagabend zur so versuchen die Kinder, selbst Geld aufzu- Folgen. Nicht jede Männer- treiben“, erzählt der 17-Jährige, der einen Welt ist also erstrebenswert. Teil seiner Kindertage selbst auf der Straße Nicht jede Männer-Welt verbracht hat. Die Gefahren dort sind groß: macht glücklich. Alternati- Ausbeutung, Missbrauch, Vergewaltigung, ven sind gefragt! Wohl auch Drogensucht. außerhalb der Fußball-Welt. Vorarlberger Coaching. 116 Mädchen und Buben werden derzeit in der Schule der Schwestern tagsüber betreut, neben Es- sen und Schulbildung haben sie auch die Möglichkeit, ihre Freizeit miteinander zu gestalten - zum Beispiel im Amani-School- Acrobatics-Team oder in der Tanzgruppe. Diese beiden Teams wurden von den Expert/ PATRICIA BEGLE innen aus Vorarlberg eine Woche lang ge- patricia.begle@kath-kirche-vorarlberg.at Nicole Tschabrun (re.) und Rosa Schnetzer (Mitte) reisten coacht. „Körperlich waren die Kinder und nach Kenia und coachten die Tanzgruppe. TSCHABRUN Jugendlichen in guter Verfassung“, erzählt
Vorarlberger KirchenBlatt 11. Juli 2019 Thema 3 Tanz und Akrobatik zeigten die Jugendlichen aus Malawi (oben links) und Kenia (unten links und rechts) bei der „Welcome-Party“ in Nenzing. Sr. Anne Grace (Mitte) nahm einen Koffer mit nützlichen Dingen für ihre Schützlinge entgegen. Lucy Akoth und Thomas Wanjoh (Mitte unten) erzählten von ihren Eindrücken. Die Mädchengruppe aus Malwi hat in der HLW Rankweil Unterkunft gefunden - im Bild mit Erwin Reis (li.), Markus Fröhlich sowie die Rosary Sisters Theresa und Kathie und den beiden Maturantinnen der HLW Sophia Hageneder und Lina Pastor. BEGLE (5), HLW RANKWEIL Nicole Tschabrun. „Die Hebefiguren waren ten stehen - neben den Auftritten - im Zen- Die Welt verändern. Was die Kinder und allerdings ein bisschen kriminell.“ So wur- trum dieser Tage. „Die Großveranstaltung Jugendlichen außerdem mit in den Flieger den technische Tipps gegeben und mehr auf ist auch ein Zeichen der Wertschätzung nehmen, das sind Koffer. Bepackt wurden Sicherheit geachtet. Tipps gab es auch für die und Solidarität“, erklärt Markus Fröhlich, sie von Schüler/innen aus Rankweil, Blons, Zusammenstellung der Show. „Dabei war es Leiter von „Bruder und Schwester in Not“. Nüziders, Ludesch und Nenzing. Kleidung, uns wichtig, dass sie nicht ihren Stil verlie- „Wir sagen den Kindern und Jugendlichen Schuhe, Schulsachen - Dinge, die in Nairobi ren“, erklärt die Sportlehrerin. aus den ärmsten Ländern damit: Ihr gehört Mangelware sind - wurden gesammelt und dazu! Wir haben euch nicht vergessen.“ werden von den Schwestern vor Ort verteilt Freundschaften knüpfen. Im Oktober reis- Die Offenheit und Neugier der jungen Men- werden. Symbolisch wird bei der Welcome- ten die Vorarlberger/innen dann nochmals schen ist groß. „Es ist wunderbar“, schwärmt Party am Samstagabend einer der Koffer an nach Kenia. „Diesmal haben die Schüler/ Lucy Akoth nach dem ersten Tag in Vorarl- Sr. Anne übergeben. Freudig nimmt sie ihn innen schon auf uns gewartet, sie haben sich berg. „Die Menschen respektieren dich, sie entgegen und rollt ihn mit Schwung über gefreut“, erzählt Nicole Tschabrun. Sie wa- haben ein gutes Herz.“ Was die 14-jährige die Bühne. Kurz darauf tanzen unzählige ren keine Fremden mehr und wussten nun, Kenianerin an Vorarlberg besonders mag, Kinder und Jugendliche den Gymnaestrada- was sie erwartete. So wurde die Reise ganz sind die vielen Bäume und die Sauberkeit im Tanz 2019. „We will change this world from anders als die erste. Mit im Trainerteam war Land. Wie viele andere Jugendliche aus den black and white into a coloured one“ (Wir auch Rosa Schnetzer, ein Mitglied des ASTV Slums kennt sie nur Teile ihrer Stadt. Die werden diese Welt verändern - von Schwarz- Walgau. Die 18-Jährige fand auf Anhieb ei- Reise nach Österreich bringt sie zum ersten Weiß in eine bunte). Damit zeigen sie, dass nen Draht zu den Jugendlichen, gemeinsam Mal in eine andere Umgebung. Sie möchte das friedliche Miteinander unterschiedlichs- bereiteten sie einen Überraschungsbeitrag diese Woche nutzen, um zu lernen. Das ter Kulturen möglich ist - und mit großer für den Dornbirn-Abend vor. Pflanzen von Bäumen zum Beispiel oder das Freude erfüllt. « Aufstellen von Müllbehältern - diese Ideen Zugehörigkeit. Das Kennenlernen anderer nimmt sie mit vielen anderen Erlebnissen in u Weitere Bilder finden Sie unter Kulturen und das Knüpfen von Freundschaf- ihre Heimat. www.kath-kirche-vorarlberg.at/bsin
4 Vorarlberg 11. Juli 2019 Vorarlberger KirchenBlatt AUF EINEN BLICK Pfarrer mit Leib und Seele + Pfarrer i. R. Walter Schwab Am Samstag, 5. Juli, ist Pfarrer i. Walter Schwab war immer gerne R. Walter Schwab im Landeskran- Pfarrer. Er hat den Kontakt mit kenhaus in Feldkirch verstorben. den Menschen gemocht und war Erst im vergangenen Jahr feierte er für sie da, wenn sie ihn brauch- sein 60-jähriges Priesterjubiläum. ten. Auch für die junge Gene- Von Bischof Paulus Rusch war er ration nahm er sich gerne Zeit, 1958 geweiht worden. Als Ko- ob als Leiter des Chörles oder operator war Walter Schwab als Begleitperson beim Sternsin- Großzügig. Die Kiwanis Bregenz spendeten in Bludenz Heilig Kreuz tätig, gen, auf Ministranten- oder Jung- € 3.000,- für die Franziskusstube. KAPLANER als Kaplan in Schwarzach und scharlager. Dornbirn Oberdorf, als Pfarrer in Walter Schwab reiste sehr ger- Gelungenes Open Air im Kloster Frastanz (1979-1986) und Alber- ne. In seiner Pensionszeit bekam schwende (1986-1995). Zudem das Reisen nochmals eine neue Rundum zufrieden mit dem 19. Benefizkonzert zu Guns- engagierte er sich in der Kranken- Bedeutung: Aus einem Besuch ten der Schwestern der hl. Klara und der Franziskusstu- haussseelsorge. bei Freunden auf den Philippi- be waren Kurt Mathis, Obmann vom veranstaltenden nen wurde eine neue Aufgabe. Freundeskreis, und Äbtissin Sr. Barbara Moosbrugger. Die Er begann, die dortige Situation Veranstaltung im Garten des Bregenzer Kapuzinerklos- der Menschen zu verbessern: mit ters war gut besucht, u.a. war auch Bischof Benno Elbs dem Bau von Brunnen, WC-An- zu Gast. Den musikalischen Teil bestritten auf hohem lagen, Dämmen und einem Ge- Niveau Evelyn Fink-Mennel und ihre „Messis Cellogrup- meinschaftshaus. Einen Teil des pe“ sowie Prof. Martin Ortner als Interpret gehobener Geldes für diese Projekte sam- Wienerlieder. Zeitweise wurde der emeritierte Sympho- melte er bei seinen vielen Aus- niker gesanglich unterstützt von Tochter Bernadette und hilfs- und Bergmessen, die er als zur Überraschung aller auch von Bürgermeister Markus pensionierter Pfarrer im ganzen Linhart. Intensiven Beifall der Gäste gab es für den Kiwa- Land feierte. nis Club Bregenz: Manfred Allmaier überreichte Sr. Bar- Pfarrer i.R. Walter Schwab Walter Schwab lebte zuletzt in bara einen Scheck über € 3.000,- zur Finanzierung der 30. Mai 1932 - 5. Juli 2019 BEGLE seinem Eigenheim in Götzis. Franziskusstube, in der Menschen am Rand der Gesell- schaft betreut werden. Rennen für die gute Sache Selbst die Kleinen zeigten beim LaufWunder 2019, das heuer im Rahmen des 21. Dornbirner Sparkasse Stadtlaufs stattfand, vollen Einsatz. Die Volksschule Dornbirn-Rohrbach übergab kürzlich € 400,- an die youngCaritas. „Wow, 400 Euro! Das haben wir gesammelt?“ Die Kin- Die katholische Kirche bietet eine große Vielfalt an Berufs- der VS Rohrbach konnten es kaum fassen, dass sie feldern. Zurzeit suchen wir neue Mitarbeiter/innen für so viel Geld für das Caritas-Projekt „Essen für Hiwots folgende Stellen: Schule“ „errannten“. Auch Direktor Reinhard Schatz- _ Assistenz des Pastoralamtsleiters (Vollzeit) mann und Vorschullehrerin Gudrun Ziegler zeigten _ Kundenbetreuung Kirchenbeitrag (Vollzeit) sich vom Einsatz ihrer Schüler/innen begeistert. Mit ih- _ Leitung der Senior/inn/enbildung (Teilzeit) rem Engagement sichern sie Hiwot und ihren Schulkol- _ Fachkraft zur Gewaltprävention leg/innen in Äthiopien ein warmes Mittagessen. In allen Bereichen bieten wir verantwortungsvolle Tätig- keiten und abwechslungsreiche Aufgabengebiete, eine gute Arbeitsatmosphäre, Weiterbildungsmöglichkeiten sowie faire Bezahlung nach dem diözesanen Gehaltsschema. Neugierig? Mehr Informationen finden Sie auf: www.kath-kirche-vorarlberg.at/jobs Übergabe des Schecks im Wert von € 400,-. YOUNG CARITAS
Vorarlberger KirchenBlatt 11. Juli 2019 Vorarlberg 5 Ein Teil der Ertrages der „Gesunden Jause“ gespendet AUSFRAUENSICHT Schüler/innen unterstützen Netz für Kinder Gemeinschaft erleben Die Schüler/innen der 4b der Mittelschu- le Rankweil Ost waren in diesem Schuljahr In Vorarlberg wird jetzt ge- für den Kiosk mit dem Schwerpunkt „Ge- turnt. Das Wetter zeigt sich sunde Jause“ an ihrer Schule zuständig. Ei- von der besten Seite, die Or- nen Teil des Ertrages spendeten sie nun an ganisation ist durchgetaktet den Verein „Netz für Kinder“ und übergaben und viele Helfer/innen geben einen Scheck in Höhe von € 350,-. Der Ob- ihr Bestes. Turner/innen aus mann des „Netz für Kinder“, Franz Abbrede- allen fünf Kontinenten und ris, besuchte die Schüler/innen, informierte beinahe 70 Nationen zeigen sie über die Projekte des „Netz für Kinder“ Die Schüler/innen der Mittelschule Rankweil Ost übergaben uns, wofür ihr Herz brennt. und bedankte sich herzlich bei ihnen. Franz Abbrederis einen Scheck von € 350,- NETZ FÜR KINDER Anhand von Shows, sport- lichen Leistungen, Große- vents mit Musik und bunten Kostümen tragen alle einen Interreligiöse Feier Teil dazu bei, um die Viel- falt des Turnsports zu präsen- Gemeinsame tieren. Was mit Proben und noch mehr Trainingsstunden, Abschlussfeier mit einem Tag früher Schul- schluss und mit enorm viel Vorbereitung und Organisati- An der Volksschule Bludenz Mit- on begann und jetzt läuft, ist te fand am vergangenen Don- großartig. nerstag eine interreligiöse Ab- schlussfeier mit Pater Adrian Dabei geht es nicht nur um Buchtzik und Imam Ali Demir Leistung und perfekte Prä- statt. Im Hof vor der Schule wur- sentation, sondern in ers- den Segenswünsche ausgespro- ter Linie um die Begegnung chen, Dankgebete für das gute mit Menschen aus den ver- Schuljahr vorgetragen, Geschich- schiedensten Ländern und ten erzählt und Lieder gesungen. Kulturkreisen. Es werden Die interreligiöse Feier ist bereits Im Hof der Volksschule Bludenz Mitte fand die interreligiöse Abschlussfeier Freundschaften geschlossen, Tradition an der Schule. mit Pater Adrian Buchtzik und Imam Ali Demir statt. ANNAMARIA FERCHL-BLUM Leidenschaften für eine Sport- art geweckt, neue Blickwinkel eröffnet und es entsteht dabei ein Gefühl der Gemeinschaft Ferienprogramm: Über Tagesfahrt zu den und des frohen einander Hel- 150 Veranstaltungen Passionsspielen Erl fens und Dazugehörens, das von unschätzbarem Wert ist. Zum Ferienbeginn starten 550 Frauen, Männer und Kinder Genau diese Aspekte sind der ehrenamtliche Teams des Fa- aus Erl beteiligen sich bei den besondere Dank an das Gast- milienverbandes ihre regiona- traditionellen Passionsspielen - geberland. Mögen alle Tur- len Sommerprogramme. In elf das ist ein Drittel der Dorfbevöl- nenden, Begleitenden, Orga- Vorarlberger Gemeinden sowie kerung. Der Text stammt von nisierenden und Arbeitenden dem Großen Walsertal werden Felix Mitterer, die Musik von nachher eine genussvolle und von den örtlichen Familienver- Wolfram Wagner, Chor und Or- wohlverdiente Ruhepause bänden insgesamt mehr als 150 chester interpretieren sie. Die Leidensgeschichte wird im einlegen. Veranstaltungen für Kinder an- Am Samstag, 13. Juli, bietet Kir- Passionsspielhaus Erl aufgeführt. geboten. Ob Kletternachmittag, chenBlatt-Reisen eine Tages- KITZBICHLER Wassersporttag oder Spielefest - fahrt zu den Passionsspielen an. es ist für Abwechslung gesorgt. Begleitet wird sie von Diözesan- Die Erwachsenen dürfen sich archivar Michael Fliri. Die Kos- ebenfalls freuen, auch in diesem ten für die Fahrt und den Ein- Jahr werden wieder einige Akti- tritt betragen € 110,-. Es gibt vitäten für sie angeboten. noch Restplätze. u Anmeldung: www.familie.or.at/ u Anmeldung: T 05522 74680 oder CHRISTINE BERTL-ANKER sommerprogramm2019 E reisen@nachbaur.at REDAKTION: ELISABETH WILLI
6 Thema 11. Juli 2019 Vorarlberger KirchenBlatt Zdenka Covanova (55) und Elena Klucikova (57) betreuen in Altach mit viel Liebe, Humor und persönlichem Einsatz. ÖLZ Bei einem Gottesdienst mit Krankensalbung wurden auch 24-Stunden-Betreuerinnen geehrt „Dakujem!“ - „Großes Danke!“ Die Pfarre in Altach hat kürzlich jene Slowakei, haben zu Hause bereits Enkelkin- Uhr endet. Die Pflegerinnen sind dann rund Frauen geehrt, die alte und kranke der und arbeiten seit zehn bzw. neun Jahren um die Uhr da, nur zwischen 13 und 15 Uhr Menschen rund um die Uhr betreuen. in Altach als 24-Stunden-Pflegerinnen. Hier haben sie - abrufbereit - Freizeit. Sie helfen Anlässlich einer feierlichen Krankensal- kümmern sie sich um zwei Altacherinnen, beim Waschen, bei der Hautpflege, dem An- bung bekamen sowohl die Gepflegten als die beide 92 Jahre alt sind. Vorarlberg sei, so ziehen, dem Kochen, beim Einkaufen und der auch ihre 24-Stunden-Pflegerinnen einen Zdenka Covanova sehr schön und auch die Gartenarbeit. Gemeinsames Fernsehschauen Heilkräuterstrauß. Leute seien sehr nett. Das kann Elena Kluci- und Zeitunglesen gehört auch dazu - oder der kova nur bestätigen und sie betont, dass sie Kreuzjass mit der Betreuten, ihrer Nachbarin WOLFGANG ÖLZ immer Glück gehabt und immer wieder gute und deren 24-Stunden-Pflegerin. « Familien gefunden habe, in denen sie arbei- Bei der Krankensalbung in Altach konnte ten konnte. man es ganz deutlich hören: Danke - „Daku- ZUR SACHE jem!“ (Slowakisch) „Köszönöm!“ (Ungarisch) Jassen gelernt. Selbst das Jassen haben sie und „Muolt tumesc!“ (Rumänisch)! Und ein mittlerweile gelernt und das. obwohl ihr Tage herrlicher Duft erfüllte während der gesam- um 6.30 Uhr beginnt und erst um ca. 21.30 24-Stunden-Pflege im Land ten Krankensalbung durch Kaplan Rosh Kal- luveettil das Pfarrzentrum. Es war der Duft Ca. 90 Prozent aller Pflegebedürftigen, von (Heil-)Pflanzen wie Frauenmantel, Thy- die die 24-Stunden-Pflege in Anspruch mian und Lavendel, wie sie der Frühling in nehmen, erhalten dafür einen Zuschuss Fülle schenkt. Aus diesen gestaltete das Team des Sozialministeriumservice in Bregenz. der Pfarrcaritas kleine Blumen- und (Heil-) Das betrifft derzeit (Stand März 2019) Kräutersträuße. Beschenkt wurden damit jene 2832 Betreuer/innen, die im Schnitt im Menschen, die der Pflege bedürfen und vor Wechsel alle drei Wochen nach Vorarl- allem auch ihre 24-Stunden-Pflegerinnen. berg kommen. Die Herkunftsländer sind Denn viele, auch in Altach, haben gerade ih- Slowakei, Rumänien, Ungarn u.a. Der Ta- nen viel zu verdanken. Willibald Feinig von gessatz beträgt im Durchschnitt 70 Euro, der Pfarre Altach betonte deshalb: „Es ist Zeit, exklusive der Fahrtkosten im Umfang auch einmal in der Kirche für die Pflege der von 100 bis 200 Euro. Alten danke zu sagen - oft können die Betreu- erinnen nämlich mit den ihnen Anvertrau- u Informationen: Land Vorarlberg, Fach- ten gar nicht zum Sonntagsgottesdienst kom- bereich Senioren und Pflegevorsorge, men, auch wenn sie das gerne würden.“ T 05574 511 24 190, E pflege@vorarlberg.at Zdenka Covanova und Elena Klucikova sind Spendung der Krankensalbung beim Gottes- www.betreuungundpflege.at zwei dieser Frauen. Sie stammen beide aus der dienst in Altach. HERMANN GÄCHTER
Vorarlberger KirchenBlatt 11. Juli 2019 Thema 7 Interview mit dem Hauptreferenten des Herbstsymposions am 2./3. September 2019 Was denken da nur die Leute? Stephan Marks spricht beim Herbstsympo- unerbittlicher wird. Tagtäglich bombardiert sion der Katholischen Kirche Vorarlberg als uns Werbung mit der Botschaft: „Sei immer Hauptreferent zum Thema „Scham“. jung und fit und schlank und gesund und Marks arbeitet seit vielen Jahren zu Scham erfolgreich...“ Das ist auch ein machtvoller und Menschenwürde. Sein Buch „Scham – ökonomischer Faktor, weil eine Fülle von die tabuisierte Emotion“ ist bereits in der 7. Produkten angepriesen wird, die vorgeben, Auflage erschienen. Es geht ihm um einen die Konsumenten vor der schmerzlichen bewussten und konstruktiven Umgang mit Tatsache zu bewahren, dass wir nicht eben dieser Emotion. „perfekt“, sondern fehlbar, gebrechlich uva. sind. Scham ist schmerzhaft und es scheint WOLFGANG ÖLZ Dr. Stephan Marks, geb. 1951, ist Sozialwissen- einfacher zu sein, sie abzuwehren, etwa in- schaftler, Supervisor und Sachbuch-Autor. Marks dem andere beschämt werden. Was ist Scham? Ist das Gegenteil von Scham die spricht beim Herbstsymposion als Hauptreferent Schamlosigkeit? zum Thema „Scham“. MARKS Was ist Scham in biblischer Hinsicht (Gen 3,7)? Stephan Marks: Scham ist eine Emotion, die Marks: Die ersten Menschen erlebten Scham. zum Menschsein gehört, die uns als Men- Wie stehen Ansehen und Würde zu Scham? Die dafür zuständige Gehirnregion befähigt schen kennzeichnet. Schon die ersten Men- Marks: Bei der „Gewissens-Schamform“ geht uns, wie von außen auf uns selbst zu blicken. schen im Alten Testament erlebten Scham. es um den Blick auf sich selbst. Eine andere Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir uns Wenn wir diese grundlegende Emotion ab- Form der Scham orientiert sich am Blick der schämen können: Das ist das „Oh, ich bin ja wehren, kann das zu Schamlosigkeit füh- anderen: „Was denken die Leute? Wie sehen nackt“ im Beispiel von Adam und Eva. ren, etwa indem andere beschämt, verach- sie mich?“ Wir sprechen dann von Anse- tet, bloßgestellt etc. werden. hen, viele andere Kulturen von „Ehre“ bzw. Welche Rolle spielt Scham bei Ausgrenzung in „Schande“. Ansehen ist, nach meiner Auf- sozialen Verbänden wie Schulklassen oder Mob- Wie zeigt sich Scham? fassung, ein Aspekt von Würde. bing am Arbeitsplatz? Marks: Ein unbewusster Umgang mit Scham Marks: Abgewehrte Scham ist häufig mitbe- kann z.B. zu eben dieser Schamlosigkeit In welchem Verhältnis sehen Sie Demütigung teiligt an Ausgrenzungen und Mobbing. Um von verachten, bloßstellen und beschä- und Schuld zur Scham? die eigene Scham nicht fühlen zu müssen, men führen, oder sich aber auch in Depres- Marks: Scham und Schuld werden oft ver- werden andere beschämt oder ausgegrenzt. « sion, Suchtverhalten und Selbstabwertung wechselt, dabei gibt es viele Unterschiede. bis hin zum Suizid zeigen. Hingegen zeigt Scham ist ein Gefühl, Schuld eine Tatsache. u Herbstsymposion 2019: Scham - Vom würde- sich ein bewusster Umgang mit Scham dar- Schuld ist spezifisch - zum Beispiel „Ich habe vollen Umgang mit einem tabuisierten Gefühl. in, dass man zum Beispiel einsieht, dass man diesen Fehler gemacht“. Scham dagegen ist Mo 2. September, 9 Uhr, bis Di 3. September, die Grenzen anderer Menschen verletzt hat, „total“ - „Ich bin schlecht“. 12.30 Uhr, Bildungshaus St. Arbogast. dass man sie um Entschuldigung bittet und u Anmeldungen bis Fr 9. August unter daran moralisch wächst. „So etwas tue ich Warum wird Scham tabuisiert? E anmeldung@kath-kirche-vorarlberg.at oder nie wieder“, das wäre ein Beispiel für die so- Marks: Weil wir in einer Gesellschaft leben, T 05522 3485-0. genannte „Gewissens-Scham“. in der zurzeit der Blick der anderen immer www.kath-kirche-vorarlberg.at/herbstsymposion Geschämt hat sich jede/r schon einmal. Offen darüber geredet wird nur selten. Das Herbstsym- posion 2019 geht den verschiedenen Formen der Scham, diesem tabuisierten Gefühl, nach. RENE BÖHMER / UNSPLASH.COM
8 Thema 11. Juli 2019 Vorarlberger KirchenBlatt Zwei neue Pastoralassistentinnen bei der Katholischen Kirche Vorarlberg Vom Ehrenamt zum Beruf Aktuell sind 43 Pastoralassistent/innen bei Der Glauben spielte im Leben der gebürti- halten sind auch mehrere Projekte, die der/ der Katholischen Kirche Vorarlberg ange- gen Deutschen immer schon eine große Rol- die Auszubildende in der Pfarre, in der er/sie stellt – und nun kommen zwei hinzu: Die le. Sie kommt aus einer sehr lebendigen, en- arbeitet, entwickelt und durchführt. Sandra bisherigen Pastoralpraktikantinnen Sandra gagierten Pfarre in Freiburg, in der sie sich Mathis liegen Kinder und Familien sehr am Mathis und Elisabeth Schubert haben in ihrer Kinder- und Jugendzeit stark einge- Herzen und so hat sie „Meet & Pray“ ins Le- soeben ihre zweijährige, berufsbeglei- bracht hat. ben gerufen. Dies ist ein Angebot für Eltern tende Ausbildung am BPAÖ in St. Pölten Ihren Berufsweg aber startete sie in einem von und mit Kindern von 0 bis 4 Jahren, das abgeschlossen. Ein schöner Anlass, mit den anderen Bereich: als Erzieherin und Kin- ein- bis zweimal im Monat stattfindet. „Es beiden über den Beruf, dessen Freuden dergartenpädagogin. Es folgten zeitlich be- soll ein Wohlfühlvormittag sein, bei dem sowie Herausforderungen zu sprechen. schränkte Arbeitsprojekte für die Gemein- man Zeit mit Gott und füreinander hat“, er- schaft Emmanuel sowie die Erzdiözese Wien klärt Sandra Mathis. ELISABETH WILLI – und schließlich ihr ganz persönliches Großprojekt: die Ehe mit Jürgen Mathis und Ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit Sandra Mathis – 44 Jahre alt, Mutter von vier ihre gemeinsamen vier Kinder. Als ihr jüngs- der ehemaligen Pastoralpraktikantin war Kindern und mit ihrer Familie in Hohenems ter Spross drei Jahre zählte, nahm sie wieder bisher das „Sakrament vor der Kirchentüre“. wohnend – arbeitete seit Herbst 2017 als eine Arbeit im Kindergarten auf. Bald dar- „Da, wo die Menschen sind, sind wir hin- Pastoralpraktikantin in einer 50-Prozent-An- auf begann sie parallel dazu, den Theologi- gerufen. Auch wenn diese nicht aktiv auf stellung in der Pfarre Dornbirn-Rohrbach. schen Fernkurs im Bildungshaus Batschuns uns zukommen“, sagt Sandra Mathis. Wie Sie führt in das Besprechungszimmer dort, zu besuchen. Denn Sandra Mathis verspür- ist denn der Kontakt mit Menschen, die mit deutet auf die am Tisch stehende kleine Ker- te immer stärker einen Wunsch: Der Glaube der Kirche nichts zu tun haben wollen? Die ze und sagt: „Wenn es nicht stört, zünde ich gibt ihr eine tragende Hoffnung und Freu- vierfache Mutter lacht und antwortet: „Das sie an. Ich mag Kerzen so gerne.“ Sandra Ma- de – und diese Hoffnung und Freude wollte sind die besten Gespräche.“ Sie finde es this wirkt herzlich, offen, vertrauenswürdig. sie weitergeben. So nahm der Weg zur Pasto- sehr spannend, was diese Menschen zu sa- ralassistentin Gestalt an. gen hätten. Oft lasse sie sie erst einmal re- Zeitgleich mit Arbeitsbeginn in Rohr- den und wenn sie möchten, auch schimp- bach startete Sandra Mathis die Ausbildung Die theoretische Ausbildung in St. Pöl- fen. Wenn es danach passe, könne man in zur Pastoralassistentin. Einmal pro Monat ten ist vielfältig: von Berufsethik und Spiri- den Austausch gehen. besuchte sie eine Woche lang in St. Pölten tualität über Katechetik, Medienarbeit und Ab September wird Sandra Mathis in der die BPAÖ, die „Berufsbegleitende Pastorale Pastoraltheologie bis hin zu Seniorenpasto- Pfarre Dornbirn-Haselstauden als Gemein- Ausbildung Österreich“. ral sowie Wortgottesfeier. Im Lehrplan ent- deleiterin arbeiten. In dieser Position hat sie den Gesamtblick über die Pfarre und un- terstützt verschiedene Gremien in leitender Funktion. Ihre Hauptaufgabe wird sein: die ehrenamtlich Mitarbeitenden unterstützen, die Pfarre und die Gläubigen stärken. Das Schöne an diesem Beruf ist zugleich auch die Herausforderung für Sandra Ma- this: „Ich liebe die Vielfalt der Arbeitsfel- der und die Unterschiede der Menschen und Spiritualitäten. Pfarre und Kirche sol- len aber immer Einheit in Vielfalt sein. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den ver- schiedensten Menschen ein buntes, lebendi- ges Pfarrleben zu unterstützen und mitzuge- stalten. Immer im Blick auf Jesus, der Einheit schenkt.“ Wenn Elisabeth Schubert, die in einer 75-Prozent-Anstellung als Pastoralpraktikan- tin bei der Katholischen Kirche Bregenz ar- beitet, in Begeisterung gerät, springt sogleich Berufung gefunden und gelebt. Elisabeth Schubert bei der Vorbereitung eines Gottesdienstes. ein Funke über und man wird von ihrer Lei- Durch ihr ehrenamtliches Engagement in der Kirche fand sie ihre Berufung, die nun ihr Beruf ist. denschaft angesteckt. Als die gebürtige Tiro-
Vorarlberger KirchenBlatt 11. Juli 2019 Thema 9 Berufsbild verantwortlichen Priester und anderen hauptamtlich Pastoralassistent/innen arbei- Angestellten. ten hauptamtlich in der Kir- che. Sie gestalten und leiten Ausbildung Gottesdienste, sie arbeiten mit Kindern, Jugendlichen u über ein abgeschlossenes und anderen Gruppierungen Studium der Theologie. Zu- in der Pfarre, begleiten Men- sätzlich ist die Teilnahme schen (z.B. Trauernde), berei- an der studienbegleitenden ten auf den Empfang der Sa- diözesanen Ausbildung erfor- kramente vor, legen das Wort derlich sowie ein Praktikums- Gottes aus, setzen Impulse jahr in einer Pfarre. zur Vertiefung des Glaubens u über die berufsbegleiten- und unterstützen ehrenamt- de Ausbildung am Seminar liche Mitarbeiter/innen der für kirchliche Berufe. Diese Pfarre. Sie planen, koordi- dauert zwei Jahre, während nieren und organisieren Ak- denen bereits eine (Teilzeit-) tivitäten im Pfarrleben und Anstellung in einer Pfarre er- versuchen, das Leben in der folgt. Voraussetzungen dafür: heutigen Zeit aus dem Evan- Mindestalter 27 Jahre, Ma- gelium zu gestalten. tura oder abgeschlossene Be- Ihre Aufgaben erfüllen Pasto- rufsausbildung, theologische ralassistent/innen im Team, Bildung (z.B. Theologischer zusammen mit einem letzt- Fernkurs). Der Glaube gibt Sandra Mathis Hoffnung und Freude - dies möchte sie durch ihren Beruf weitergeben. WILLI (2) lerin etwa über die Unterschiede einer tra- Elisabeth Schubert. Und wieder sind ihre Be- gaben bei der Erstkommunion sowie der ditionellen Tiroler Dorfpfarre zu der Pfarre geisterung und ihre Energie zu spüren. Kinderpastoral übernehmen. Die übrigen Bregenz spricht – in der Dorfpfarre gebe es Die 43-jährige Elisabeth Schubert wohnt in Arbeitsbereiche werden im Seelsorgeraum noch eine Volkskirche, wo sehr viele Leute Hard, ist Mutter von zwei erwachsenen Kin- Bregenz verteilt sein und Vernetzung, Ju- hingehen, in Bregenz herrsche Weltoffenheit dern und hat bereits in mehreren Berufsfel- gendarbeit, Liturgie sowie Dialogprojekte zu dem Preis, dass die Menschen nicht ein- dern – Vermessungstechnik, Musikversand, beinhalten. fach so in die Kirche strömten – erklärt sie Therapie mit Kindern – gearbeitet. Im Jahr „Ich möchte mithelfen, die Kirche in die bestimmt und freudig: „Ich mag die Innova- 2004 fing sie an, sich ehrenamtlich in ihrer Zukunft zu tragen“, erklärt Elisabeth Schu- tion, ich mag die Zukunft. Mich freut es un- Heimatpfarre in Breitenwang im Außerfern bert. Das bedeutet auch, die Angebote, die glaublich, dass sich etwas in der Kirche tut, zu engagieren. Durch dieses Ehrenamt ist früher funktioniert haben, auf eine Art und dass sich Frauen nun zu Wort melden. Ich eine Art Berufung aufgetaucht, und sie woll- Weise zu adaptieren, die in die postmoderne finde es spannend, Teil des Systems zu sein.“ te das, was sie bisher nebenbei getan hatte, Zeit mit ihrer Schnelllebigkeit passen. Aber: zu ihrem Beruf machen. 2014 begann sie mit „Man darf diejenigen nicht übersehen, die Gleichzeitig seien genau die Innovation dem Theologischen Fernkurs, 2017 mit der das traditionelle Angebot wollen.“ und das auch damit verbundene Fernbleiben BPAÖ in St. Pölten sowie ihrer Arbeit als Pas- vieler Menschen von der Kirche die größte toralpraktikantin in der Pfarre in Bregenz. Für die Arbeit als Pastoralassistent/in Herausforderung bei ihrer Arbeit: „Da steht braucht es laut Elisabeth Schubert: Organi- man Kopf und versucht so vieles, um die „Ich war immer schon ein sehr gläubiger sationstalent, die Fähigkeit zur Vernetzung, Menschen wieder in die Kirche zu bringen. Mensch, und deshalb ist es toll, dass ich so Offenheit, ein Gespür, wie man mit den un- Und manchmal kommen sie doch nicht. für Jesus unterwegs sein und in seiner Kirche terschiedlichsten Menschen umgeht und Das kann frustrierend sein.“ Es sei eine He- mitarbeiten darf“, beschreibt sie das Schöne eine so gute Kommunikationsfähigkeit, dass rausforderung, von der Versorgerkirche von an ihrer Arbeit. Wenn man ehrenamtlich ar- man den Draht zu den Leuten findet. früher, zu der die Menschen automatisch beite, habe man daneben einen anderen Job Sie und Sandra Mathis dürften über diese Ei- pilgerten, wieder zu dem zu kommen, was und das Hauptaugenmerk liege darauf sowie genschaften verfügen, die beiden wurden Jesus wollte. „Das muss doch faszinieren, es auf der Familie. Jetzt, da dies ihr Beruf sei, durch die Ausbildung befähigt, bekräftigt hat all die Zeit funktioniert. Man muss Wege könne sie sich voll darauf konzentrieren. und gestärkt und dürfen nun voller Freude finden, um die Botschaft Jesu und sein Cha- Elisabeth Schubert wird als Pastoralassisten- in ihr neues Berufsleben als Pastoralassisten- risma unter die Menschen zu bringen“, sagt tin in der Pfarre Herz-Jesu Bregenz u.a. Auf- tinnen starten. «
10 Interview 11. Juli 2019 Vorarlberger KirchenBlatt „Die Mondlandung Ausdruck des Mens DAS INTERVIEW FÜHRTE HEINZ NIEDERLEITNER Vor 50 Jahren, am 21. Juli 1969, betraten Als die Landefähre „Eagle“ 1969 die Mondober- Consolmagno: Dass wir zum Mond gereist mit Neil Armstrong und Edwin Eugene fläche erreicht hatte, bat Astronaut Buzz Aldrin sind, hatte sicher eine religiöse Seite, auch „Buzz“ Aldrin die ersten Menschen den über Funk um einen Augenblick der Stille: Man wenn das nichts mit einer bestimmten Re- möge die Ereignisse überdenken und dafür dan- ligionsgemeinschaft zu tun hat. Warum tun Mond. Worin die religiösen Aspekte ken, sagte er. Wofür können wir 50 Jahre später wir Menschen mehr, als uns selbst warm und dieses Ereignisses zu suchen sind, wie sie noch dankbar sein? satt zu halten? Weil wir einen Hunger nach Bruder Guy Consolmagno: Heute wie damals etwas haben, das nichts mit dem Bauch zu unser Denken verändert haben und war- ist die Mondlandung ein wichtiges Symbol tun hat. Der Mensch lebt nicht von Brot al- um man Gott im Weltall zwar nicht sehen, dafür, was die Menschheit erreichen kann, lein, heißt es in der Bibel. Dieser Hunger ist wenn sie ihre kleinlichen Egos beiseite lässt real und wichtig. Er treibt uns zu den wun- aber trotzdem etwas über ihn erfahren und zusammenarbeitet. Die wirklichen Er- dervollsten (aber auch schrecklichsten) Din- kann, erklärt Bruder Guy Consolmagno rungenschaften der Apollo-Missionen waren gen an, die wir in unserem Leben tun. Aus weniger technischer oder wissenschaftlicher diesem Antrieb heraus entstehen großartige im Interview. Der US-amerikanische Jesuit Natur. Es mussten keine neuen wissen- Musikstücke und Kunstwerke. Die Mondlan- ist seit 2015 Direktor der Vatikanischen schaftlichen Grundlagen entdeckt werden, dung muss genauso als Triumph der Kunst um eine größere Rakete zu bauen. Es waren wie als Leistung der Technik gesehen wer- Sternwarte. vielmehr „politische“ Errungenschaften im den. Sie ist ein allgemein verständlicher Aus- besten Sinn des Wortes. Eine halbe Million druck dessen, was es heißt, Mensch zu sein. Techniker und Zuarbeiter haben ein Ziel ver- folgt, bei dem es zunächst nicht um direkten Der Astronaut Bill Anders (Apollo 8) schoss das Zugewinn an Geld oder Macht ging. Viel- Viel berühmte Bild von der aufgehenden Erde. Jah- mehr wurden jene Träume angesprochen, re später sinnierte er darüber: „Wir machten uns die uns von den anderen Lebewesen dieser auf, um den Mond zu erforschen, doch was wir Erde unterscheiden: unser Streben nach Ent- Ent entdeckten, war die Erde.“ Inwieweit hat das deckungen, Kenntniserwerb, Abenteuer und Mondprogramm unser Denken verändert? die Weitergabe von Wissen. Consolmagno: Es heißt ja, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das angesprochene Foto In der erwähnten Stille nahm Aldrin, ein gläubi gläubi- sagt sicher mehr als jeder Vortrag darüber, ger Presbyterianer, am Mond die Kommunion in wie klein, kostbar und schön unser Planet Form von Brot und Wein zu sich. Ein gutes halbes verglichen mit dem Rest des Weltalls ist. Ich Jahr zuvor hatte die Crew von Apollo 8 zu Weih Weih- habe die Zeit seit damals miterlebt und kann nachten den Beginn der biblischen Schöpfungs Schöpfungs- bezeugen, dass dieses Bild die öffentliche geschichte per Funk vorgelesen. Hatte das Mond Mond- Meinung zur Bewahrung dieser Erde völlig programm einen religiösen Aspekt? verändert hat. Dazu gehören auch Umwelt- schutzgesetze und die Entstehung von Um- weltschutzministerien weltweit. Die Sowjetunion hat ihr Raumfahrtprogramm zur Bruder Dr. Guy Consolmagno atheistischen Propaganda gebraucht, nach dem studierte am renommierten Massa- Motto: Wir haben im Weltall keinen Gott gese- chusetts Institute of Technology und hen. Wie sollte ein Christ auf so etwas reagieren? an der University of Arizona. 1989 Consolmagno: Im Grunde hatten die Sowjets trat er bei den Jesuiten ein absolut recht: Ein „Gott“, den man an ei- und begann 1993 für die nem Ort im Weltall sehen und finden könn- Vatikanische Sternwarte te, oder ein „Gott“, den ich brauche, um die- zu arbeiten. ses oder jenes Stück Natur zu erklären, wäre EYEVINE / PICTUREDESK.COM, ANNETTE ein „Naturgott“. Das wäre nicht der überna- SCHREYER / LAIF / PICTUREDESK.COM türliche Gott, an den wir Christen glauben.
Interview 11 war ein schseins“ Wenn man Gott nicht sehen kann, wozu betreibt der Vatikan dann eine Sternwarte? Consolmagno: Warum betreibt überhaupt je- mand eine Sternwarte? Letztlich, um wie be- Zu Weihnachten reits besprochen die Seelen der Menschen 1968 machte Apollo zu nähren. Astronomie ist eine großarti- 8 das berühmte Bild ge Methode, uns daran zu erinnern, dass es von der aufgehenden da draußen ein Universum gibt, dass so viel Erde (linke Seite). größer ist als unser Alltag. Natürlich gibt es Ein gutes halbes Jahr auch praktische Gründe für eine Sternwar- später standen Neil te: Vor hundert Jahren war es ein Zeichen Armstrong und Buzz der Unabhängigkeit des Vatikan von Itali- Aldrin (im Bild rechts) en, dass man eigene Institutionen hatte. Die auf der Mondoberflä- Sternwarte zeigt uns auch, wie die Kirche che (Apollo 11). die Wissenschaft unterstützt. Wir erinnern FRIEDRICH / INTERFOTO / PICTURE- Nicht-Astronomen daran, dass glaubende DESK.COM Menschen immer schon eine wichtige Rol- le in der Wissenschaft spielen. Und wir er- sen, oft auf ganz simplen Prinzipien beru- scheiden könnte; wenn es fähig wäre, nach innern die gläubigen Menschen in der For- hen und zudem sehr schön funktionieren. der Existenz Gottes zu fragen und nach ihm schung daran, dass sie nicht alleine sind. Natürlich würde ein Universum ohne Logik zu suchen; wenn es die Freiheit hätte, sich Der wichtigste Grund für die vatikanische nicht gut funktionieren, aber dass diese Lo- Gott zuzuwenden oder nicht – dann wäre Sternwarte ist für mich aber, Gott besser ken- gik auch noch schön ist, ist ein unerwartetes das Wesen laut Definition ein Ebenbild Got- nenzulernen über das, was er erschaffen hat. Geschenk. Das zeigt sich in der Forschung tes. Und es käme nicht darauf an, wieviele Ein weiser Mathematiker hat einmal gesagt, zum Beispiel dann, wenn es mehrere Erklä- Tentakel es hätte. Solche Lebewesen wären man verstehe Mathematik nie völlig, aber rungsversuche gibt. Oft ist der eleganteste für uns keine Aliens (Außerirdische, wörtlich man wird mit ihr vertraut. So ist es doch mit Erklärungsversuch, also eine Erklärung, die übersetzt: Fremdlinge), sondern Geschwister. vielen Dingen, die wir lieben: Wir sehen in einem sprichwörtlich die Sprache raubt, am unseren Freunden und Angehörigen ja kei- nächsten bei der Wahrheit. Gottes Zugang Der Astronom Johannes Kepler (1571–1630) hat ne zu lösenden Aufgaben, sondern Men- zu den Dingen ist viel geschickter als unsere sinngemäß geschrieben: „Die Himmelsbewegun- schen, mit denen wir zusammen sein wol- Erklärungsversuche. Deshalb macht Wissen- gen sind nichts anderes als fortwährende himm- len. So empfinde ich es auch, wenn ich Gott schaft Freude – und Freude ist für mich ein lische Musik, mit dem Verstand, nicht mit dem im Universum kennenlernen will. Zeichen für die Anwesenheit Gottes. Ohr wahrnehmbar.“ „Hören“ Sie dieser Art von Musik zu? Als Wissenschaftler sammeln Sie Weltall-Daten. Der Mensch gilt als „Krone der Schöpfung“. Wäre Consolmagno: Kepler zitierte mittelalterli- Was können wir insgesamt daraus lernen? es ein religiöser Schock, wenn es irgendwo im che Gelehrte, die annahmen, dass die Pla- Consolmagno: Wenn Sie „insgesamt“ sagen, Weltall mit uns vergleichbares Leben gäbe? netenbahnen sich zueinander wie Töne in dann werden Sie kaum auf die lange Liste Consolmagno: Sie spielen auf die Gottes- den Harmonien abendländischer Musik ver- unserer wissenschaftlichen Veröffentlichun- ebenbildlichkeit des Menschen an (z. B. Gen halten. Wir wissen heute, dass Planeten- gen abzielen, die man unter www.vatican- 1,26–27). Aber was ist damit gemeint? Sicher bahnen und Musik komplizierter aufgebaut observatory.va finden kann. Aber wir ha- nicht das Aussehen unseres Körpers, das ja sind. Freilich: Da wie dort finden wir Freu- ben ja schon davon gesprochen, dass man auch so verschieden sein kann. Mittelalter- de. Ich sehe die von Gott geschenkte Freu- Gott besser kennenlernen kann, wenn man liche Theologen wie Thomas von Aquin sa- de in der Musik, die ich liebe (auch wenn das Universum studiert: Einmal davon abge- hen das Ebenbild Gottes in jenem Teil des ich ein schlechter Musiker bin), und in der sehen, dass dieses Universum, wirklich sehr, Menschen, der uns von den anderen Lebe- wissenschaftlichen Arbeit, die ich zu leis- sehr groß ist – und sein Schöpfer noch viel wesen unterscheidet: im Verstand und im ten vermag. Und ich hoffe, dass meine Ar- größer –, habe ich gelernt, wie Gott es liebt, freien Willen. Wenn also ein Wesen sich sei- beit auch jenen Freude vermittelt, die daran Dinge elegant zu machen. Ich meine Din- ner selbst und seiner Umwelt bewusst wäre; zwar selbst nicht mitwirken können, aber se- ge, die eine sehr logische Struktur aufwei- wenn es frei zwischen Liebe und Hass ent- hen, was Astronomen ans Licht bringen. «
SONNTAG 15. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 14. Juli 2019 Das Wort ist nahe Gott verlangt nichts, was über die Kraft des Menschen geht. Es gilt in den sozialen Herausforderungen, für die Verwundeten, die einem am Weg begegnen. Schau hin. Handle danach. Und du wirst leben. Evangelium Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir be- zahlen, wenn ich wiederkomme. Wer von Lukas 10,25–37 diesen dreien meinst du, ist dem der Nächs- te geworden, der von den Räubern überfal- Und siehe, ein Gesetzeslehrer stand auf, len wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: um Jesus auf die Probe zu stellen, und frag- Der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da te ihn: Meister, was muss ich tun, um das sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du ewige Leben zu erben? Jesus sagte zu ihm: genauso! Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest 1. Lesung 2. Lesung du? Er antwortete: Du sollst den Herrn, dei- nen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Deuteronomium 30,9b–14 Kolosser 1,15–20 Kraft und deinem ganzen Denken, und dei- nen Nächsten wie dich selbst. EINHEITSÜBERSETZUNG DER HEILIGEN SCHRIFT, VOLLSTÄNDIG DURCHGESEHENE UND ÜBERARBEITETE AUSGABE Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geant- Mose sprach zum Volk: Der HERR wird dir Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes, wortet. Handle danach und du wirst leben! Gutes tun. Denn du hörst auf die Stimme der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen des HERRN, deines Gottes, und bewahrst sei- Denn in ihm wurde alles erschaffen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächs- ne Gebote und Satzungen, die in dieser Ur- im Himmel und auf Erden, ter? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann kunde der Weisung einzeln aufgezeichnet das Sichtbare und das Unsichtbare, ging von Jerusalem nach Jericho hinab und sind, und kehrst zum HERRN, deinem Gott, Throne und Herrschaften, wurde von Räubern überfallen. Sie plünder- mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn ten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann zurück. Denn dieses Gebot, auf das ich dich und auf ihn hin erschaffen. gingen sie weg und ließen ihn halbtot lie- heute verpflichte, geht nicht über deine Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat gen. Zufällig kam ein Priester denselben Kraft und ist nicht fern von dir. Es ist nicht alles Bestand. © 2016 KATHOLISCHE BIBELANSTALT GMBH, STUTTGART Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. im Himmel, sodass du sagen müsstest: Wer Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; steigt für uns in den Himmel hinauf, holt es Er ist der Ursprung, er sah ihn und ging vorüber. Ein Samariter herunter und verkündet es uns, damit wir der Erstgeborene der Toten; aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er es halten können? Es ist auch nicht jenseits so hat er in allem den Vorrang. sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, des Meeres, sodass du sagen müsstest: Wer Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle goss Öl und Wein auf seine Wunden und fährt für uns über das Meer, holt es herüber in ihm wohnen, um durch ihn alles auf ihn verband sie. Dann hob er ihn auf sein eige- und verkündet es uns, damit wir es halten hin zu versöhnen. nes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge können? Nein, das Wort ist ganz nah bei Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag dir, es ist in deinem Mund und in deinem Christus führen, der Frieden gestiftet hat am holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Herzen, du kannst es halten. Kreuz durch sein Blut.
KirchenZeitung Diözese Linz 10. 12. 2011 WORT ZUM SONNTAG Du kannst es Krieg und Terror, Hunger und Migration, schwere Krankheiten, persönliche Schicksals- schläge. Die Welt stellt uns als Christinnen und Christen immer wieder vor Herausforde- rungen, die unsere Botschaft herausfordern und auf die Probe stellen. Immer wieder stelle ich mir die Frage: Was kann ich als Einzelperson überhaupt gegen diese Vorgänge in der Welt unternehmen? Bin ich allein nicht zu schwach? Reicht mein Glaube, meine Überzeugung aus, um mich dem mit der christlichen Botschaft entgegen- zustellen? Oder muss ich nicht eh schon ge- nug auf mich schauen und die großen Proble- me der Welt müssen andere lösen? „Die großen Untaten der Weltgeschichte wer- den erst möglich durch Un-Taten: durch Weg- schauen, Weghören, Mitlaufen“, schreibt Dorothee Sandherr-Klemp (Magnificat. Das Stundenbuch, Juli 2019). Mit der Erzählung vom Barmherzigen Sama- riter gibt uns Jesus sehr klar eine Haltung vor, die wir als Christen bei all unserem Tun und Wirken in dieser Welt berücksichtigen müssen. Es ist die Haltung des bewussten Hinschauens auf das Leid und die Probleme in dieser Welt und ein bewusstes Handeln. Ist das nicht zu viel verlangt? Auf diese Frage ADOBESTOCK.COM/NASTASIA FISECHKO gibt die Stelle aus dem Buch Deuteronomium eine für mich immer wieder sehr klare Ant- wort: „Das Gebot, auf das ich dich heute ver- I pflichte, geht nicht über deine Kraft und ist ch aber komme zu dir mit meinem Bittgebet, nicht fern von dir. (…) Nein, das Wort ist ganz nah bei dir (…), du kannst es halten.“ HERR, zur Zeit der Gnade. Ich muss nicht den ethischen Herkules geben Gott, in deiner großen Huld erhöre mich, und Dinge versuchen, die über meine Kraft hinausgehen, um in dieser Welt mit der Bot- mit deiner rettenden Treue! schaft Gottes zu wirken. Ich brauche nur das Erhöre mich, HERR, denn gut ist deine Huld, mir Mögliche versuchen, das genügt, das ist wende dich mir zu in deinem großen Erbarmen! aber auch schon Aufgabe genug. Ich aber bin elend und voller Schmerzen, doch deine Hilfe, Gott, wird mich erhöhen. ZUM WEITERDENKEN Ich will im Lied den Namen Gottes loben, Kenne ich meine Möglichkeiten und ich will ihn mit Dank erheben. meine Grenzen, wenn ich mich mit der christlichen Botschaft für etwas einsetze? Die Gebeugten haben es gesehen und sie freuen sich! Ihr, die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf! Denn der HERR hört auf die Armen, seine Gefangenen verachtet er nicht. Denn Gott wird Zion retten, wird Judas Städte neu erbauen. Man wird dort siedeln und das Land besitzen. FABIAN DRACK ist Pastoralassistent in Traun. Die Nachkommen seiner Knechte werden es erben, Den Autor erreichen Sie unter die seinen Namen lieben, werden darin wohnen. ANTWORTPSALM (AUS PSALM 69) u sonntag@koopredaktion.at
14 Panorama 11. Juli 2019 Vorarlberger KirchenBlatt Bischof Kräutlers 80. Geburtstag und die Amazonas-Synode in Rom Amazoniens vitale Bedeutung für den ganzen Planeten Bischof Erwin Kräutler, früherer Bischof Zugang haben zu allen öffentlichen Einrich- von Xingu in Brasilien, ist eben von den tungen, insbesondere im Gesundheits- und Vorbereitungen zur Amazonas-Synode Schulwesen. heimgekehrt, da steht schon sein 80. Geburtstag am 12. Juli an. Und er hat ein Manche Stimmen aus dem Vatikan erklären sinn- neues Buch zur Synode, die im Oktober gemäß, der Priestermangel im Amazonasgebiet stattfindet, geschrieben. sei viel schlimmer als in Europa. Wird da vorge- baut nach dem Motto: Wenn es viri probati im INTERVIEW: HEINZ NIEDERLEITNER Amazonas gibt, braucht ihr in Europa noch lange nicht darauf hoffen? Sie beginnen Ihr neues Buch mit dem besonde- Kräutler: Statistische Vergleiche zwischen ren Weg der Menschen in der Amazonas-Region. Österreich und Amazonien anzustellen, Wird in Europa übersehen, dass es zunächst eine um damit beweisen zu wollen, dass in Ös- Synode für die Menschen dieser Region ist? terreich kein Priestermangel besteht, gehen Bischof Erwin Kräutler: Ein wichtiges Detail an der Wirklichkeit vorbei. Die Kirche in Ös- ist, dass die Synode nicht in irgendeiner grö- terreich erlebte eine ganz andere Geschich- ßeren Stadt Südamerikas stattfinden wird, te als Amazonien. Seit Jahrhunderten hatte sondern in Rom. Dies aus zwei Gründen: in Österreich jede noch so kleine Gemein- Papst Franziskus will persönlich an allen Sit- de ihren Pfarrer, der seine Schäfchen kann- zungen teilnehmen und Amazonien ist von te, also wie Papst Franziskus es 2013 formu- vitaler Bedeutung für den ganzen Planeten. Erwin Kräutler tritt als Bischof für die lierte, den „Geruch der Schafe“ besaß. Die Menschen in Amazonien und ihren Lebensraum Situation hat sich in Österreich drastisch Muss die Synode Europa, den USA oder China ins ein. Für die Amazonas-Synode hat er wesent- verändert durch die Schaffung von Pasto- Gewissen reden: Erkennt eure Verantwortung am liche Vorarbeit geleistet. RUPPRECHT/KATHBILD.AT ralräumen und eine angehäufte Verantwor- Raubbau in Lateinamerika! tung eines einzigen Priesters für mehrere Ge- Kräutler: Amazonien hat eine klimaregu- Kräutler: Es braucht vor allem eine lieben- meinden. Wie können heute unsere Priester lierende Funktion. Diese Tatsache ist wis- de Solidarität und Aufgeschlossenheit für als „Blaulicht-Priester“, die von Gemeinde senschaftlich belegt. Wenn es mit der Ent- andere Kulturen und Gemeinschaften. Wir zu Gemeinde rasen, sich noch den Geruch waldung und skrupellosen Zerstörung so sprechen heute weniger von Inkulturati- der Schafe aneignen? Wir haben auch ei- weitergeht, werden zunächst der Süden Bra- on, sondern mehr von einer Interkulturali- nen eklatanten Priestermangel in Österreich siliens und die südlichen Länder Südameri- tät als gegenseitig bereicherndem Austausch und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Wer kas darunter leiden, aber die Folgen werden zwischen unterschiedlichen Kulturen – und sagt, heute haben alle ein Auto und können recht bald auch auf der nördlichen Halbku- dies auch auf religiöser Ebene. Evangelisie- in eine Gemeinde fahren, in der eine Eucha- gel zu spüren sein. Unsere Kirche hat den rung bedeutet zunächst, die Gegenwart Got- ristiefeier stattfindet, versteht den Sinn der Auftrag, weltweit die Verantwortung der jet- tes in den verschiedenen Kulturen zu „ent- Eucharistiefeier nicht. Zur Eucharistiefeier zigen Generation für die zukünftigen Gene- decken“. Evangelisierung bedeutet nicht nur gehört das Sich-Versammeln einer ganz kon- rationen einzumahnen. In seiner Enzyklika Verkündigung, sondern auch Zeugnis abzu- kreten Gemeinde und dazu gehört das Ge- Laudato Sì sagt Papst Franziskus: „Ich lade legen. Manche von uns haben ihre Liebe meinschaftsbewusstsein: „Wir feiern den dringlich zu einem neuen Dialog ein über zu diesen Völkern mit dem Leben bezahlt. Tod und die Auferstehung unseres Herrn“. die Art und Weise, wie wir die Zukunft unse- Evangelisierung ist Einsatz für diese Volks- Der Akzent liegt auf dem „Wir“. Gerade das res Planeten gestalten. Wir brauchen ein Ge- gruppen, der Dienst an ihnen wie Jesus ihn wollen wir für Amazonien! spräch, das uns alle zusammenführt, denn bei der Fußwaschung praktiziert hat. Evan- die Herausforderung der Umweltsituation, gelisierung ist Dialog auf Augenhöhe ohne Was meinen Sie genau? die wir erleben, und ihre menschlichen Wur- jede kulturelle Arroganz oder religiöse Über- Kräutler: Wir wollen, dass in jeder Gemeinde zeln interessieren und betreffen uns alle.“ heblichkeit. Wir wollen den Indios nie unse- ein Priester ist, der mit den Leuten lebt, den ren Lebensstil aufzwingen. Aber wir kämp- Geruch der Schafe annimmt, für sie da ist Die indigenen Völker sind für uns in Euro- fen gemeinsam mit ihnen um den Respekt und sie nicht nur ein-, zweimal im Jahr be- pa fremd, sie führen ein anderes Leben. Was gegenüber ihren in der Verfassung veranker- sucht. Der Sonntagsgottesdienst besteht aus braucht es, um zu erkennen, dass ihre Lebens- ten Rechten, insbesondere ihrem Recht auf zwei Teilen, dem Wortgottesdienst und der grundlagen nicht weniger zählen als unsere? ihr angestammtes Gebiet. Auch sollen sie Eucharistiefeier. Beide Teile gehören zusam-
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