KIRCHENBLATT - KATHOLISCHE KIRCHE VORARLBERG
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KirchenBlatt Nr. 6 I Donnerstag, 6. Februar 2014 Einzelpreis: € 1,- I www.kirchenblatt.at 8 Akte Grüninger. Alain Gsponers neuer Film über den Schweizer Polizeihauptmann und Judenretter. 9 OpenYourMind. Junge Menschen im Gespräch mit Gefängnisseelsor- ger Anton Pepel- nik. 10 Olympische Winterspiele. Susanne Scholl zu Putin, Sotschi und Menschen- rechten. santa maria maggiore, foto: paul wuthe / bischofskonferenz Gestärkt. Und aufs Groß und geordnet erscheint die Basi- lika Santa Maria Maggiore. Der Geistliche in der Mitte wirkt klein, aber er steht aufrecht. Aufgerichtet? Als „Gang zur Quelle“ bezeich- Neue verbunden nete der Innsbrucker Bischof Manfred Scheu- er den Ad-limina-Besuch. Bestärkend und ermutigend war der Blick auf das Evangeli- um, dessen Verkündigung stets im Zentrum steht. „Unser ganzes Dasein muss von Gott reden, selbst in den unscheinbaren Dingen“, Der Ad-limina-Besuch in Rom verband mit Gott, der Welt und untereinander. so Papst Franziskus. Seine herzliche, offene und unkomplizierte Art begeisterte die Kir- chenmänner. Sein „Avanti“, „Geht voran“, wird wohl Früchte zeigen. pb
2 Thema 6. Februar 2014 Vorarlberger KirchenBlatt Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe Auf ein wort Rechtsfreier Raum Bis an die Türschwellen E s kommt vor, dass neben der Apostel und weiter Systemen, die zunehmend komplizierter, mit Rechtsvor- schriften reglementiert und mit Ansprüchen überladen werden, neue entstehen. Einfach so. Sie sprießen wie kleine Pflänzchen aus dem Boden und finden op- timale Bedingungen vor, um Zum Ad-limina-Besuch werden die Dermaßen gestärkt aber auch gefordert kehr- in alle Richtungen zu wachsen. Bischöfe in der Regel alle fünf Jahre ten die österreichischen Bischöfe am vergan- Internet-Plattformen für Pri- nach Rom gerufen, um über das Leben genen Wochenende aus Rom zurück. Und das vatquartiere sind solche Pflänz- in ihren Diözesen Bericht zu erstatten. Erlebnis, die gemachten Erfahrungen wirken chen. Und Papst Franziskus, der entließ die weiter. „Den Ad-limina-Besuch möchte ich Bischöfe mit einem klaren Auftrag: auf zwei Ebenen, die miteinander in Kontakt D ie größte unter diesen Plattformen, airbnb, ist 2008 gegründet worden und „Avanti!“ Veronika Fehle sein müssen, als Aufgabe wach halten. Die erste Ebene ist die Faktische. Dazu zählt un- ter anderem das Gespräch, das wir mit Papst bietet mittlerweile gut 550.000 Franziskus über die drängenden Fragen und Unterkünfte in 192 Ländern. Ad limina - hergeleitet von „visitatio ad li- auch Probleme in unseren Diözesen führen Die Nachfrage ist groß, das An- mina apostolorum“ also dem Besuch bei den konnten. Wir haben uns beispielsweise inten- gebot steht in großem Kon- Türschwellen der Apostel Petrus und Paulus - siv über die Situation der Geschieden-Wie- trast zu den üblichen Über- bedeutet nichts anderes, als dass sich die Bi- derverheirateten unterhalten, über die Diffe- nachtungsmöglichkeiten: Kein schöfe mindestens alle fünf Jahre in Rom ein- renzen zwischen Lehre und gelebtem Leben, Wellnessbereich, kein Cham- finden und dem Papst die jeweilige Situation wie sie in der Umfrage zur Ehe- und Famili- pagner aufs Zimmer, keine Bar in ihren Diözesen schildern. enpastoral deutlich wurden oder haben auch mit Livemusik. Auf „Schein- die pastoralen Herausforderungen angespro- welten“ wird verzichtet, statt- „Geht voran“. Als ein Update würde man es chen, die unter anderem mit den Stadtpro- dessen können Land und Be- eventuell im Neudeutschen bezeichnen, ein zessen auf uns zukommen werden.“ Das ist wohner/innen hautnah erlebt Update, aus dem die österreichischen Bischö- das eine. werden, es wird alles ein we- fe mit einem klaren päpstlichen Auftrag her- nig echter. Zudem wird Urlaub ausgingen: „Avanti“ im Sinne eines „Geht vo- Aus der Kraft des Evangeliums. „Das an- erschwinglicher, nicht jede/r ran“, als Ermutigung für den Einsatz für die dere ist die Person des Papstes selbst. Die Au- braucht Luxus. Menschenwürde und eines Wachrüttelns des thentizität und gleichzeitig die Entschieden- öffentlichen Gewissens. heit, die hinter jeder Geste, jedem Wort von I n der Hotelleriebranche gibt es kritische Stimmen. Sie for- dern gleiche Bedingungen für Papst Franziskus steht, ist beeindruckend. Papst Franziskus zeigt, wie sehr sich ein Han- deln, dessen Kraft sich aus den Worten des alle, zum Beispiel in Bezug auf Evangeliums speist, vom Handeln, das sich Steuern, Abgaben oder Sicher- andere Orientierungspunkte setzt, unter- heitsvorschriften. Denn Privat- scheidet. Ich meine damit eine grundlegend quartiere finden sich noch in menschliche Haltung, die das große Ganze „rechtsfreien“ Räumen, noch ebenso wie den einzelnem Menschen sieht reguliert der Staat nicht. Das und allein aus der Liebe handelt. Im Zent- Ganze hat eine erstaunliche rum steht immer Jesus Christus“, erzählt Bi- Nebenwirkung: es bleibt mehr schof Benno Elbs nach seiner Rückkehr im Platz für gute alte (christliche) Gespräch mit dem KirchenBlatt. Werte wie Vertrauen, Offenheit und Gastfreundschaft. Keine leeren Worte. Und was ändert sich nun, ist man versucht zu fragen. Ändert sich überhaupt etwas? Ja, lautet die Antwort. Es ändert sich definitiv etwas und es hat längst begonnen. Mit einer veränderten Grund- stimmung. „Wenn Papst Franziskus davon spricht, dass wir Bischöfe bei den Menschen sein sollen - und er hat diese Aufforderung bei unserem Besuch in Rom erneut wieder- holt - dann sind das keine leeren Worthülsen. Patricia Begle Es sind der Dialog und die Kontaktaufnahme, patricia.begle@kath-kirche-vorarlberg.at Der Ad-limina-Besuch führt die Bischöfe alle fünf Jahre nach die Papst Franziskus entsprechen. Er selbst Rom. Kathpress (3), Rossi (1) zeigt, dass es möglich und nötig ist. In die-
Vorarlberger KirchenBlatt 6. Februar 2014 Thema 3 Von Herzlichkeit geprägt war das Zusammentreffen der Bischöfe mit Papst Franziskus, in dem auch Fragen der Familienpastoral diskutiert wurden. Zuvor hatten die Bischöfe die Umfrageergebnisse persönlich an den Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri übergeben. sem Zusammenhang bleiben mir die Bilder bearbeitet und bestellt werden, damit es auch dass wir um unsere eigene Reinigung - im Sa- in Erinnerung, wie Papst Franziskus durch in Zukunft Frucht bringt. Kirche sein heißt krament der Versöhnung - stets bemüht sein den Speisesaal im Gästehaus Santa Martha, nicht verwalten, sondern hinausgehen, mis- sollten.“ Ausgehend von der Frage der Fami- in dem auch wir untergebracht waren, ging, sionarisch sein, den Menschen das Licht des lien, die Papst Franziskus gerade in der west- sich setzte und gemeinsam mit den Gästen Glaubens und die Freude des Evangeliums lichen Welt in einem Spannungsverhältnis aß. Es gibt da keine Berührungsängste, keine bringen. Vergessen wir nicht, dass die Triebfe- von Glaubensweitergabe, gemeinsamem Ler- hierarchische Entrücktheit. Papst Franziskus der unseres Einsatzes als Christen in der Welt nen und immer brüchiger werdenden Struk- ist wirklich unter den Menschen und inter- nicht die Idee einer Menschenfreundlich- turen sieht, spannte sich so der Bogen von essiert an ihren Fragen, Problemen, Hoffnun- keit, eines unbestimmten Humanismus ist, der Familie zu den Pfarrgemeinden. gen und Meinungen“, fasst Bischof Benno sondern eine Gabe Gottes, nämlich das Ge- Elbs diese grundsätzliche Haltung in Worte schenk der Gotteskindschaft, die wir in der Der Ruf. Gottes. „Die Priester, die Pfar- und Erinnerungen. Mit dieser Veränderung Taufe erhalten haben. Und diese Gabe ist zu- rer sollten sich immer wieder bewusst ma- im Kleinen ist vielleicht schon ein großer An- gleich ein Auftrag. Kinder Gottes verstecken chen, dass ihre Leitungsaufgabe ein zutiefst fang gemacht. sich nicht, sie tragen die Freude ihrer Got- geistlicher Dienst ist. (...) In unseren Städ- teskindschaft in die Welt hinaus“, so wand- ten und Dörfern gibt es mutige und schüch- Sich nicht verstecken. Es waren dann auch te sich Papst Franziskus an die Bischöfe und terne Menschen, gibt es missionarische und Ermutigungen, die Papst Franziskus seinen betonte weiter, dass die Versöhnung und die schlafende Christen. Und es gibt die vielen, Bischöfen mit auf den Heimweg in ihre Di- fortlaufende Reinigung der Kirche zentrale die auf der Suche sind, auch wenn sie es sich özesen, zu ihren jeweiligen Aufgaben gab: Aufgaben darstellen. nicht eingestehen. Jeder ist gerufen, jeder ist „Wir dürfen Gott dankbar sein für das, was gesandt. Aber es ist nicht gesagt, dass der Ort die Kirche in Österreich zum Heil der Gläu- Immer um Versöhnung bemühen. „Si- dieses Rufs nur das Pfarrzentrum ist. (...) Der bigen und zum Wohl vieler Menschen wirkt, cher, ,die Kirche umfasst Sünder in ihrem Ruf Gottes kann uns genauso erreichen am und ich selber möchte jedem von Euch und eigenen Schoß‘, wie es das Zweite Vatikani- Fließband und im Büro, im Supermarkt, im durch Euch den Priestern, Diakonen, Ordens- sche Konzil formuliert (Lumen gentium, 8). Stiegenhaus, also an den Orten des alltägli- leuten und engagierten Laien, die bereitwil- Aber das Konzil sagt an der gleichen Stel- chen Lebens.“ lig und großherzig im Weinberg des Herrn le, dass wir uns nicht mit der Sünde abfin- arbeiten, meinen Dank aussprechen. Wir dür- den sollen, dass nämlich ,Ecclesia sancta si- u Die Rede von Papst Franziskus an die öster- fen aber nicht das Erreichte und Vorhandene mul et semper purificanda‘, die heilige Kirche reichischen Bischöfe im Wortlaut finden Sie unter: bloß verwalten, das Feld Gottes muss ständig immer wieder zu reinigen ist. Und das heißt, www.kirchenblatt.at
4 Vorarlberg 6. Februar 2014 Vorarlberger KirchenBlatt Auf einen BlIck Lehrgang für Heimseelsorge abgeschlossen Ein Herz für die alten Menschen Vor kurzem konnten im Bildungs- cetten einen Resonanzraum bie- haus Batschuns die 14 Teilneh- ten wollen, eine Einschulung an. mer/innen des dritten Einschu- So können sie in ihren persön- lungslehrganges für Mitarbeiter/ lichen Begegnungen, in Riten, innen der Heimseelsorge, ihre Symbolen und religiösen Feiern, Zertifikate entgegennehmen. die pfarrlich-seelsorgliche Prä- Menschen die in Senioren- oder senz in den Heimen verstärken. Freiwilliges Engagement bei der Caritas: Auch in der Ent- Pflegeheimen wohnen, sind oft Um diese Präsenz weiter aus- wicklungshilfe bieten sich sinnstiftende Betätigungen. mit tiefgreifenden Herausforde- zubauen, wird im Herbst die- rungen konfrontiert. Dabei kön- ses Jahres wieder ein neuer Caritas: Zahl der Freiwilligen in fünf nen die religiös–spirituellen Fa- Einschulungslehrgang für ehren- Jahren um ein Drittel gestiegen cetten ihrer Lebensgeschichte amtliche Ansprechpartner/in- neu an Bedeutung und Wirkung nen der Heimseelsorge gestar- Freiwillige spielten in der 90-jährigen Geschichte der gewinnen. Der Lehrgang bietet tet werden. Der Lehrgang wird Caritas seit jeher eine tragende Rolle. Zeit spenden und Interessierten, welche diesen Fa- aber auch all jenen Personen of- Sinn stiften – unter diesem Motto ist die Zahl jener Vor- fen stehen, welche aus berufli- arlberger/innen, die ihre Zeit und ihr Engagement für chen oder persönlichen Grün- andere Menschen einsetzen, auch 2013 gewachsen. den am Thema interessiert sind. 762 freiwillig tätige Mitarbeiter/innen ergänzen die Ar- In diesem Kurs und auch in der beit der Caritas. „In den vergangenen fünf Jahren ist ehrenamtlichen Arbeit mit Men- die Zahl der freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- schen, die im Seniorenheim ter um ein Drittel angewachsen“, berichtet Susanne Je- wohnen, können existentielle newein aus der Statistik. Die Einsatzmöglichkeiten sind Erfahrungen gemacht werden. vielfältig – ob in den Lerncafés, als Stromsparhelfer/in- nen, Sozialpat/innen, Hospizbegleiter/innen oder im Be- In der Diözese Feldkirch hat die reich der Flüchtlings- und Migrantenhilfe – Verstärkung Koordinationsstelle für Senioren- wird laufend gesucht! „Wer Zeit, Engagement und Zu- und Pflegeheimseelsorge die Auf- wendung schenkt, gibt nicht nur, er gewinnt auch viel“, gabe, in Zusammenarbeit mit den weiß Susanne Jenewein aus Erfahrung. Eine Arbeit, die zuständigen Pfarreien, bei Fragen Spaß macht ist neben dem Wunsch, anderen zu helfen, bezüglich der Organisation von eine ganz wichtige Triebfeder für das Engagement. Auch Seelsorgediensten in den Vorarl- die Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen, seine berger Senioren- und Pflegehei- Talente einzubringen, neue Perspektiven zu finden und men behilflich zu sein. Ziel ist es, dazuzulernen, wird geschätzt. in den Heimen eine seelsorgliche „Es sind besonders die Freiwilligen, die den Solidaritäts- Präsenz zu gewährleisten und gedanken in die Gesellschaft hinaustragen. Ohne sie zwischen Pfarreien und Heimen gäbe es die Caritas nicht“, heißt es dazu von Seiten der weitere „Brücken“ zu bilden. Caritas. Im Bundesländervergleich ist das Ehrenamt in Vorarlberg übrigens sehr stark vertreten – 46,5 Prozent Infos: E gerhard.haefele@kath-kirche- der Bevölkerung sind freiwillig in einem Verein, bezie- vorarlberg.at oder hungsweise einer Institution tätig. 14 Teilnehmer/innen konnten ihre Zertifikate www.kath-kirche-vorarlberg.at/ entgegennehmen. häfele themen/altenheimseelsorge u Kontakt: Susanne Jenewein, T. 05522 200 1068, E susanne.jenewein@caritas.at Entgeltliche Einschaltung Wer Zeit, Engagement und Zuwendung schenkt, gibt nicht nur, er gewinnt auch viel. Caritas (2)
Vorarlberger KirchenBlatt 6. Februar 2014 Vorarlberg 5 Götzis und Koblach gehen für die Generation „65plus“ neue Wege AusFRauenSICHT Alte Götzner und Koblacher sind zufrieden Du bist nicht du ... Die Gemeinden Götzis und Koblach starte- ten im Herbst letzten Jahres das Pilotprojekt „65plus“. Ziel der Gemeindeverantwortli- kompetenz der Altersgruppe 65+ stärkt und die aus der Demographie zu erwartenden Entwicklungen abschwächt. Eine Abstim- I ch gebe es gleich zu: ich bin eine „Essens-Schlingerin“. Schon immer gewesen. Von chen ist es, die Akzeptanz bestehender Ge- mung in der Angebotsplanung soll durch dem berühmt berüchtigten sundheitsangebote zu fördern und Lücken dieses Projekt ebenfalls unterstützt werden. 30-Mal-Kauen habe ich noch in der Versorgungslandschaft zu schließen. Die Ergebnisse der ersten Befragung zeigen nie viel gehalten, was sich bei Diesen Themen soll durch einen Entwick- eine hohe Zufriedenheit und Eingebunden- mir vor allem auf eines zu- lungsprozess und Einbindung der Alters- heit in den Gemeinden: Rückblickend sind rückführen lässt: Viel zu gro- gruppe im Projekt 65plus begegnet werden. die alten Menschen in Koblach und Götzis ßen Hunger zur falschen Zeit. Außerdem ist es notwendig, im Vorfeld Stra- zufrieden mit ihrem Leben und schauen ge- Den schönen Satz aus einer tegien zu entwickeln, die die Gesundheits- trost in die Zukunft. Schokoriegel-Werbung „Du bist nicht du, wenn du hung- rig bist“ könnte man eins zu eins auf mich ummünzen. Ich Jugendliche engagieren sich bin dann nämlich u.a. gereizt, unausstehlich und äußerst un- KJ-Schulung ruhig. Auch das, laut meinen Eltern, schon immer gewesen. 45 Jugendliche aus dem ganzen Ländle haben am Sonntag die W arum ich Ihnen das er- zähle? Zum einen, damit ich für meine nächste schlech- Gruppenleiterschulung der Ka- te Laune vorbeugend eine Ent- tholischen Jugend und Jungschar schuldigung habe. Zum an- erfolgreich abgeschlossen. Die deren, weil es jetzt laut eines Absolvent/innen werden zukünf- interessanten Artikels im Wall tig die pfarrlichen Jugend- und Street Journal eine Gabel gibt, Ministrantengruppen in ihren die einen beim hastigen Es- Gemeinden leiten, das betrifft sen ausschimpft. HAPIfork über 360 Kinder und Jugendli- nennt sich die rund 100 Dollar che. Es ist schön zu sehen wie teure Gabel, die drahtlos mit motiviert und engagiert die Ju- Die 45 Gruppenleiter/innen setzen sich freiwillig in ihrer Freizeit für dem Smartphone verbunden gendlichen bei der Sache sind. andere Jugendliche und Kinder ein. junge Kirche ist und vibriert, wenn man zu schnell (und in weiterer Folge auch zu viel) ist. Zum Wohle der Gesundheit und der Figur. Sammlung der Bludenzer Franziskaner Harald Guschl spendet für Familien in Not A n sich ja eine nette Idee, doch irgendwie erscheint es mir auch traurig, dass es ei- Im Monat Februar führen die Die Versicherungsagentur Harald nen Markt für solche Din- Franziskaner wieder die Haus- Guschl setzt sich für Familien in ge gibt. Geben muss. Sind wir sammlung durch und ersuchen Vorarlberg ein, die in Not gera- nicht mehr in der Lage ange- die Bevölkerung sowie die vie- ten sind. Arbeitslosigkeit, Krank- messen Nahrung aufzuneh- len Freunde und Gönner um heit oder andere familiäre Kon- men? Sie zu schmecken - uns ihre Unterstützung. Dadurch tra- fliktsituationen stellen Familien daran zu erfreuen und sel- gen sie zum Erhalt des Klosters plötzlich vor große – meist fi- ber zu merken, wann wir satt bei, welches für die Menschen nanzielle – Schwierigkeiten. Die sind? Und ob ich wieder ich in Bludenz und der Region eine Caritas Beratungsstelle Existenz Harald Guschl mit Doris Ramspeck- selbst bin. wichtige spirituelle Oase und ein & Wohnen ist hier erste Anlauf- Wirths von der Caritas Vorarlberg. Ort der Begegnung ganz im fran- stelle, wenn Familien dringend Caritas ziskanischen Geist ist. Die Pat- Hilfe benötigen. „Die Unterstüt- res bemühen sich sehr für alle zung von Vorarlberger Familien da zu sein, zur Feier der täglichen in Not ist uns ein besonderes An- Eucharistie, zur Spendung des liegen, mit unserer Spende von Bußsakramentes, zur Begleitung 500 Euro zeigen wir ein Engage- durch das Kirchenjahr und zum ment vor Ort“, so Firmeninhaber persönlichen Gespräch. und Geschäftsführer Herr Harald u Sparkasse Bludenz, IBAN: Guschl. Ein nachahmenswertes Redaktion Berichte: simone rinner AT11 2060 7000 0004 0360 Beispiel. Wolfgang ÖLz
6 Thema 6. Februar 2014 Vorarlberger KirchenBlatt geschichte Puppenspieler Olaf Möller im Gespräch Kinder, seid ihr alle da? „Es ist einfacher Kaum eine Puppe ist so bekannt wie der Kasperl aus dem Kasperl- theater - bereits seit 1957 erfreut er, gemeinsam mit dem Bären „Pezi“, vor allem die Kleinen. erwachsen zu bleiben“ Ältestes Spielzeug. Puppen „Hallo, ich bin Lotta“, begrüßt mich das ter ihnen sind Ernie und Bert aus der Sesam- als figürliche Nachbildung ei- kleine Mädchen per Handschlag. Und sieht straße und die Muppets. Und seit kurzem nes Menschen oder Tieres gehö- mich erwartungsvoll an - wenn man das mit wohl auch „Rosie“ - die Lieblingspuppe von ren aber schon seit Beginn der Knopfaugen überhaupt kann. Denn Lotta ist Möller. Mit ihr ist er bereits durch die ganze Menschheitsgeschichte zur Kul- eigentlich „nur“ eine Puppe, in der „mehr“ Welt gereist, hat Filme gedreht und auch in tur in Kunst, Religion und My- steckt - nämlich die Hand des Theaterpäda- seinem neuesten Buch ist sie zu sehen. thologie. Sie sind das älteste gogen Olaf Möller. Spielzeug. Bereits aus der Stein- Erwachsen bleiben? Gemeinsam mit Möl- zeit sind figürliche Tonpup- simone rinner ler vermittelt sie Erzieher/innen, Lehrer/in- pen bekannt und auch im alten nen, Therapeut/innen - kurz: allen, die mit Ägypten gab es bewegliche Pup- Um es gleich vorwegzunehmen: Es erscheint Kindern arbeiten und nach einer Methode pen wie Löwen oder Krokodile schon etwas eigenartig, wenn ein erwachse- suchen, die ansprechend ist, verzaubert und mit beweglichen Kiefern. Belege ner Mensch mit einer rund 60 Zentimeter fasziniert - in Workshops worum es beim von Handpuppen, Marionetten großen Puppe spricht als ob sie „echt“ wäre. Puppenspiel geht. Und wie man seine klei- und Bauchrednerfiguren in Form Ein zweiter Pinocchio sozusagen. Aber wenn nen und großen Zuschauer in seinen Bann von Zeichnungen in einer Enzy- das geschieht, kann man sich sicher sein, ziehen kann. Mit einer Puppe zu spielen und klopädie gibt es allerdings erst dass der Mensch hinter der Puppe seinen seine Stimme zu verstellen, fällt den meisten ab dem Jahr 1160. Zwar war das Job richtig gut macht. Wie Olaf Möller, denn naturgemäß schwer, schließlich sei es einfa- Handpuppen- und Marionetten- beim deutschen Theaterpädagogen und Pup- cher erwachsen zu bleiben, erklärt Möller. theater allgemein bekannt, aber penspieler ist der Beruf quasi zur Berufung ge- für Gelehrte aus künstlerischer worden. Und den vermittelt er auch an ande- Mutige Menschen. Die rund vierstündi- und kultureller Sicht eher unbe- re Menschen. gen Workshops bieten aber den perfekten deutend. Rahmen um sich zu „überwinden“ - schließ- Klappmaulpuppen nennen sich die Pup- lich treffen hier Gleichgesinnte in einer ge- Heute: Methode. Spätestens pen, mit denen Möller spielt und die sich schützten Atmosphäre aufeinander. Fragen ab dem 16. Jahrhundert wa- vor allem durch eines auszeichnen: ihr Mund wie „Was denken die jetzt von mir“, sind ren Theateraufführungen und lässt sich bespielen. Die prominentesten un- gar nicht mehr notwendig. Und das Bauch- Handpuppen von den Jahrmärk- kribbeln, Humor und Freude am Spiel erledi- ten nicht mehr wegzudenken. gen den Rest. Dennoch, findet Möller, sind In Italien entwickelte sich die es mutige Menschen, denn „nur wer stabil Commedia dell’Arte, die Berufs- und mutig genug ist, und dessen Leben weit schauspielkünstler, die mit ih- genug ist, kann sich darauf einlassen, auch ren Masken- und Puppenthe- das Kindliche zu aktivieren“, erklärt Möller. atern durchs Land fuhren, um Von Schizophrenie will er da gar nichts wis- mythische, später derb-komi- sen. „Für mich ist es eher ein heilsamer Zu- sche Stücke zum Besten zu ge- stand, wenn die Menschen viele Seiten haben ben. Viele dieser Wanderbühnen und wechseln können. Das ist kein Lernen, zeigten sowohl Schauspiele als sondern ein Sich-Erlauben.“ Und wenn die- auch Theater mit Handpuppen. se Seiten dann auch noch ins Spiel gebracht Waren die Stücke anfänglich für werden, mache es einen Menschen lebendig. die erwachsene Bevölkerung ge- Und die Puppe gleich mit dazu. dacht, so gibt es erst seit ca. dem 19. Jahrhundert Handpuppen- Fröhliches Pfuschen. Puppen wie Rosie Aufführungen, die speziell Kin- oder Lotta können eine ganze Menge: Sie der ansprechen sollen. Heute können vor allem mit Kindern in Beziehung wird das Handpuppenspiel gerne treten und auf Augenhöhe zu einem Freund auch gezielt eingesetzt und eig- werden. Und dann erzählen Kinder Puppen net sich so perfekt, um soziale, manchmal Dinge, die sie Erwachsenen nie emotionale aber auch kognitive erzählen würden oder brechen spontan in Lerninhalte zu vermitteln, Situ- Begeisterung aus. Damit man den Mensch ationen aufzulockern, oder ein- hinter der Puppe vergisst, ist aber Übung not- fach zu motivieren oder zu un- Rosie ist die Lieblingspuppe von Olaf Möller, die ihn wendig. Seit 15 Jahren lehrt Möller Interes- terhalten. schon auf der ganzen Welt begleitet hat. rinner sierten in seinen Workshops „fröhliches Pfu-
Vorarlberger KirchenBlatt 6. Februar 2014 Thema 7 zur sache Selber spielen lernen 15 Jahre dauert die Beziehung zwischen dem Theaterpädago- gen Olaf Möller und seinen Pup- pen nun schon an. Jahre, in de- nen er unzählige Menschen in Workshops weitergebildet, Fil- me gedreht und Bücher geschrie- ben hat. Und in denen er sich selber coachen und weiterbilden ließ. Für viele wäre es ein Be- ruf, er nennt es Berufung. Dabei begann diese „Liebesgeschich- te“ mit einem Kinderzirkus, Im- provisationstheater und einem Weihnachtsmarkt, auf dem er solche Puppen verkaufte. „Meine Aufgabe ist es irgendwie gewor- den, Menschen Puppenspiel bei- zubringen, damit sie Freude ha- ben“, erklärt Möller, warum er so viele Workshops gibt. Auch in Vorarlberg. Bücher und Filme. „Große Handpuppen ins Spiel bringen“ hieß sein Erstlingswerk, das Neu- linge an die Handpuppen her- anführt und die Angst vor ihnen Die Klappmaulpuppen faszinieren sowohl große, als auch nimmt. Es folgte der gleichna- kleine Kinder und eignen sich für viele Bereiche - egal ob mige Film, für alle, die die gro- Kindergarten, Schule, Familie oder Therapie. Anja Franzke ßen Handpuppen lieben, sich aber noch nicht getraut ha- ben, sie selbst einzusetzen, be- vor sich Möller erneut an ein schen“, wie er schmunzelnd erzählt. Soll und zeigen ohne Rücksicht was sie von Pup- Buch traute, das im Jahr 2013 er- heißen: fürs Fernsehen müsste man noch da- pe und Spiel halten. schien. „Starke Stücke für Gro- ran arbeiten. ße Handpuppen“, lautet der Ti- Vielseitige Puppen. Letztendlich ist und tel des Werks, welches Spielideen Rund 30 Puppen hat Möller bei sich zu Hau- bleibt das Puppenspiel aber immer auch ein für Kindergarten, Schule, Familie se im Regal stehen, wobei so manch eine Theaterspiel und beim Theater geht es um Ta- und Therapie vermittelt. schon das Haus verlassen hat, petzt Lotta. bus. Die klassischen sind selbstverständlich Welche Puppe sich für welches Kind „eignet“, Sex, Tod und Gewalt. Auch hier können Pup- Workshops. So verschieden die kann man verallgemeinert zwar nicht sagen, pen zum Beispiel Therapeuten helfen, wenn sogenannten Klappmaulpup- eines steht für Möller aber fest: Mit der Puppe, sie „mit einer Kindlichkeit, einer Unschuld pen aussehen, so unterschiedlich die man am schönsten findet und die einen und einer Naivität Fragen stellen, Sachen an- können sie nämlich auch ein- am meisten anspricht, kann man am besten sprechen, ihre Gefühle und ihr Leid mittei- gesetzt werden. Wie lange man spielen. Wird die Puppe gut gespielt, scheint len“, spricht Möller aus Berufserfahrung. in etwa „spielen“ sollte, wie das sie nicht nur einen Charakter, sondern auch mit dem Verstellen der Stimme S richtige Gefühle zu haben. Und dann ist sie Wer will? Wer nun auf den Geschmack ge- ist und was man mit der Pup- Kv für das Kind genau das, was sie sein soll: ein kommen ist, kann heuer die Chance eines pe alles tun kann (oder auch las- mu guter Freund und ein Zauberwesen. Workshops nutzen. Was man als potentieller sen sollte), zeigt der Theaterpäd- he Puppenspieler für Eigenschaften mitbringen agoge in seinen Workshops. Der n Passende Methode. Nichtsdestotrotz ist das sollte? Freude an den Puppen und Lust sie zu nächste findet in Vorarlberg vo- n Puppenspiel auch eine Methode - und hier spielen, kommt es postwendend. Und selbst- raussichtlich im Dezember 2014 n gibt es keine besseren oder schlechteren, son- verständlich auch Freude an Kindern. Unbe- statt - den genauen Termin er- n dern nur passende oder unpassende Metho- gabte gibt es nach Möllers Ansicht nicht. Alles fahren Sie (sobald er bekannt ist) den. „Ob eine Methode passt oder nicht, sehe steht und fällt mit dem „Zulassen“ und „sich auf der Homepage der Medien- ich daran, wie die Menschen reagieren“, so erlauben“. Und dann kann man auch als Er- stelle der Katholischen Kirche Möller. Kinder zwischen vier und sieben Jah- wachsener mit verstellter Stimme sagen: „Och Vorarlberg: ren eignen sich am besten als „Probanden“ ist das schwer!“, ohne dass es peinlich ist. www.medienstelle.at
8 Thema 6. Februar 2014 Vorarlberger KirchenBlatt Über 3000 Menschen konnte Paul Grüninger während des Nationalsozialismus allein durch sein menschliches Handeln das Leben retten. Dafür wurde er unehrenhaft entlassen und erst 1997 rehabilitiert. Der neue Alain Gsponer-Film „Akte Grüninger“ macht nun sein Handeln zum Thema. Akte Grüninger/Disney (3) Der Film „Akte Grüninger“ empfiehlt sich zur eingehenderen Beschäftigung - auch und gerade für Schulklassen Der Schindler der Schweiz Alain Gsponers neuer Spielfilm „Akte Person Grüningers gibt es einen Dokumen- kämpfe er gegen die „Verjudung der Schweiz“. Grüninger“ über den Schweizer Judenretter tarfilm vom bekannten Schweizer Regisseur Verjudung traut sich heute (offiziell) fast nie- Paul Grüninger hatte letzte Woche in Ho- Richard Dindo, der eindeutig die Seite der Er- mand mehr zu sagen. Überfremdung ist aber henems Österreichpremiere und fand beim innerung repräsentiert, weil da ein kritischer der wahrscheinlich wichtigste Begriff im Vo- Publikum großen Anklang. Autor Aussagen von Zeitzeugen protokolliert. kabular der Schweizerischen Volkspartei, die Gsponers neuer Film ist ein unterhaltsamer darin der FPÖ sehr nahe steht. Klaus Feurstein Ausstattungsfilm (er zeigt möglichst original- getreu Vorarlberg und die Schweiz während Gerüchte und Denunzierungen. Grünin- Paul Grüninger war während der Zeit des Na- der NS-Zeit), der aber darüber hinaus histo- ger wurde nach dem Aufkommen seiner ille- tionalsozialismus Polizeihauptmann in St. rische Szenen an historischen Orten genau galen Rettungstätigkeit von allen Seiten de- Gallen und verantwortlich für jüdische Men- nachspielen lässt und dokumentarisches Ma- nunziert. „Wegen der Gerüchte, die um seine schen, die über den Alten Rhein von Hohen- terial (Hitlerreden, Zerstörung der Synagogen Absetzung entstanden waren – sogar Nazi- ems in die vermeintlich sichere Schweiz ge- etc.) einfügt. Damit ist dem Regisseur eine sympathien warf man ihm vor – blieb er bis flohen waren. Durch Fälschung von Doku- ausgewogene Mischung aus Unterhaltung zu seinem Tod 1972 in St. Gallen ein verfem- menten konnte er über 3000 Flüchtlingen und Erinnerung gelungen. ter und völlig verarmter Mann. Erst 1995 re- das Leben retten. Als die Sache aufflog, wur- habilitierte Grüninger dasselbe Gericht, das de er als Bauernopfer des politischen Appara- Die Aktualität des Films. Es ist aber nicht ihn 1940 verurteilt hatte.“ (zit. nach Stefan tes unehrenhaft entlassen und erst 1997 (ein ausschließlich ein Film über eine historische Keller, Historiker und Grüninger-Spezialist) Vierteljahrhundert nach seinem Tod!) rehabi- Epoche, sondern ein Film über Zivilcoura- Der Vorarlberger Historiker Leo Haffner war litiert. ge und damit auch für heute relevant. Der anfangs der 90er Jahre der erste, der einen Der Regisseur Alain Gsponer hat die erstaun- Darsteller des Hauptmann Grüninger, Stefan Dokumentarfilm über Paul Grüninger mach- liche Geschichte des mutigen Schweizers als Kurt (der den Schweizer Filmpreis für „Der te und damit zur Wiederaufnahme seines Spielfilm inszeniert und damit versucht, his- Verdingbub“ erhielt), sagt in einem Interview Falls und seiner Rehabilitation beitrug. torische Tatsachen in ein fiktives Werk umzu- im Hinblick auf die aktuellen politischen Er- setzen, um damit Menschen von heute zu be- rühren und zu inspirieren. eignisse in der Schweiz, er hoffe, „dass der Film den Umgang mit Flüchtlingen befruch- Informationen ten wird – auch angesichts der Zuwande- Unterhaltung oder Erinnerung. Der be- rungsinitiative und den SVP-Plakaten, die an Der Film ist derzeit im Cineplexx Hohenems zu rühmte französische Filmemacher Jean-Luc düstere Zeiten erinnern.“ Er habe großen Re- sehen. Auf Anfrage beim Jüdischen Museum Godard hat zwischen einem Kino der Unter- spekt vor diesem Mann, der seine Existenz Hohenems kann das Kino für Aufführungen mit haltung und dem Kino der Erinnerung un- aufs Spiel gesetzt habe, um andere zu retten. Schulklassen (auch in Verbindung mit einer Füh- terschieden und klar für Letzteres Partei er- Für ihn sei Grüninger ein Held. rung zu den Originalschauplätzen und Drehor- griffen. Spielbergs „Schindlers Liste“ wäre das Von Heinrich Rothmund, dem damaligen ten) gebucht werden: www.jm-hohenems.at Beispiel für einen Film, der das Grauen von Chef der Schweizer Fremdenpolizei und Ge- damals als Unterhaltung ins Bild setzen und genspieler Grüningers, sind die Aussagen do- Weitere Informationen und hervorragendes Un- ein breites Publikum erreichen wollte und da- kumentiert, er wolle sein Land vor „Über- terrichtsmaterial auf www.erinnern.at für auch entsprechend kritisiert wurde. Zur fremdung“ schützen, seit fast zwanzig Jahren
Vorarlberger KirchenBlatt 6. Februar 2014 Thema 9 Termine Checkpoints abchecken Die Glaubensexpedition OPEN- yourMIND soll jungen Men- schen anhand verschiedener Checkpoints die Möglichkeit ge- ben, ihren Glauben von einer sehr umfangreichen Perspektive erkunden zu können. Gott ist an jedem Fleck dieser Im Gespräch. Anton Erde zu finden. Doch am präsen- Pepelnik erzählt über testen ist er dort, wo man ihn seine Erfahrungen kaum erwartet. mit dem Glauben und dem Knast. Peter Checkpoint Vergänglichkeit Besuch des Buddhistischen Klos- ters Letzehof, Gesprächsabend Die Glaubensexpedition 2014 zum Thema Vergänglichkeit mit Letzehof-Gründer und Buddhist Helmut Gaßner. OPENyourMIND u Donnerstag 20. Februar, 19 Uhr Buddhistisches Kloster Letzehof, Im Buchholz 26, Frastanz. Checkpoint Müll „OpenYourMind“ oder auf Deutsch „Öffne 30. Jänner trafen sich über zehn Jugendliche Wohin kommt der gelbe Sack? deinen Geist“ für die Welt um dich herum. zu einem Gesprächsabend mit Gefängnisseel- Vermüllt unser Planet? Müllver- Meist liegt das Verborgene direkt vor un- sorger Anton Pepelnik. Da er seit 2001 die- meidung und Mülltrennung, seren Augen und ist doch unerreichbar für ses Amt ausübt, hat er schon einiges hinter wir nehmen den Müll unter die uns. Ob es nun daran liegt, dass wir es nicht diesen Mauern erlebt. Anhand von Beispie- Lupe. Betriebsbesichtigung der erreichen wollen oder nicht können ist eine len erhielten die Jugendlichen einen leben- Firma Loacker Recycling, an- andere Frage. In Vorarlberg gibt es geheim- digen Eindruck über das starre Leben hinter schließend Gesprächsabend. nisvolle Orte, die für Jugendliche eigentlich Gittern. 23 Stunden täglich in einem Raum nicht zugänglich sind. Und gerade das was eingesperrt zu sein ist ein erschreckender Ge- u Donnerstag 06. März, unerreichbar ist, interessiert uns am meisten. danke, für einen freien Menschen eine kaum 15.30 Uhr vorstellbare Situation. Klar, dass man da viel Loacker Recycling, Lustenauer Corinna Peter Zeit hat über das Leben nachzudenken. Straße 33, Götzis. Die Glaubensexpedition 2014. Der Schlüs- Glaube an das Gute. Genau dort, bei den Checkpoint Visionssuche sel zu einigen versperrten Orten ist das Pro- Leuten die etwas Unrechtes getan haben, Ein neuer Papst, ein neuer Bi- jekt OpenYourMind. Dabei handelt es sich scheint also das Thema Glaube und Gott schof: Aufbrüche, Umbrüche, um eine Glaubensexpedition, die von der eine besondere Rolle zu spielen. „Es kommt Visionssuche. Wozu braucht es Jungen Kirche Vorarlberg organisiert wird. oft vor, dass mich Häflinge um ein Beichtge- die Kirche? Brauche ich sie über- Die Expedition hat mehrere Checkpoints, bei spräch bitten. Das sind Gespräche bei denen haupt? Und wie stehe ich dazu? denen es darum geht, verschiedene Orte und ich merke wie gut es den Betroffenen tut, ein- Persönlichkeiten kennen zu lernen, die auf mal nicht für ihre Tat verurteilt zu werden, Ein Gesprächsabend mit dem den ersten Blick gar nicht viel mit Glauben sondern eine neue Chance zu bekommen“, Wiener Pastoraltheologen Prof. zu tun haben. berichtete Pepelnik. Auch einfache Gesprä- Dr. Dr. Paul M. Zulehner. che über den Glauben sind keine Seltenheit. Jugendliches Team. Die ersten vier Check- u Mittwoch 23. April, 19 Uhr points wurden sorgfältig von einem Team, be- Hoffnung geben. Die anwesenden Jugend- Pfarrzentrum St. Martin, Marktplatz stehend aus dem Jugend und Jungscharseel- lichen waren sichtlich erstaunt über die Er- 1, Dornbirn. sorger Dominik Toplek, Stefanie Krüger von kenntnis, dass hinter den Gefängnismauern der Jungen Kirche und den zwei Jugendlichen auch das Gute in den Menschen zählt und Die „OpenYourMind - Glaubens- Agnes Pichler und Andreas Mähr ausgewählt. dass es dort jemanden gibt, der den Men- Expeditionen“ sind eine Veran- schen Mut zu einem besseren Leben gibt. An- staltungsserie für junge Leute. Je- Checkpoint Knast. Der erste Checkpoint ton Pepelniks Arbeit als Gefängnisseelsorger der ist ohne Anmeldung herzlich war das Gefängnis, ein Ort an dem keiner ist sein Beitrag, Gott an einem sehr hoff- eingeladen. Gott vermuten würde. Am Donnerstag, den nungslosen Ort wiederzufinden. www.kathfish.at/openyourmind
10 Thema 6. Februar 2014 Vorarlberger KirchenBlatt Olympia, Russland und die Menschenrechte Athleten und Sportfans fiebern den Olympischen Winterspielen entgegen. Die russische Stadt Sotschi ist vom 7. bis 23. Februar Austragungsort des sportlichen Großereignisses. Angesichts der Menschenrechtsverletzungen und der fehlenden demokratischen Entwicklung im Land steht Russland immer wieder in der Kritik. Susanne Scholl, freie Journalistin und Russland-Expertin, über Putin, Sotschi und die Missachtung von Menschenrechten. interview: susanne huber In Russland werden Menschenrechte mit Füßen lichen Arten und Weisen daran hindert, aktiv getreten. Welche konkret? zu sein. Auch auf russische Journalisten ist Susanne Scholl: So ziemlich alle, die es gibt. der Druck enorm hoch. Es hat Morde an Auf- Pressefreiheit und Meinungsfreiheit sind deckerjournalisten gegeben. Der prominen- massiv eingeschränkt, es herrscht Diskrimi- teste Fall war der von Anna Politkowskaja, die nierung von ethnischen Minderheiten und 2012 in Moskau erschossen wurde. von Menschen mit anderen sexuellen Orien- tierungen. Nichts, was in einem demokrati- Es heißt, Putin habe die Greenpeace-Aktivisten, schen Staat zu gelten hätte, gilt in Russland. die zwei Frauen der Band Pussy Riot und den Kreml-Gegner Michail Chodorkowski nur deshalb Hat sich die Situation im Land verschärft, seit freigelassen, um sein Image vor Olympia in Präsident Putin 2012 seine dritte Amtszeit als der Welt zu verbessern. Sehen Sie das auch so? Präsident angetreten hat? Susanne Scholl: Ja, das war keine echte Am- Susanne Scholl: Es hat sich im Wesentlichen nestie. Chodorkowski hat er erpresst, indem alles weiter zugespitzt. Putin ist jetzt insge- er gesagt hat, entweder du verlässt sofort das samt seit mehr als zehn Jahren im Amt und Land oder du bleibst bis an dein Lebensende er hat systematisch von seinem ersten Tag an im Gefängnis. Was die Mädchen von Pussy begonnen, die Opposition in eine Ecke zu Riot betrifft, so wäre deren Haftzeit ohnehin treiben, die Medien gleichzuschalten, sich die im März abgelaufen. Und die Greenpeace- Justiz zu unterstellen und sie für seine per- Leute waren zum Teil Ausländer. Sie in Haft sönlichen Zwecke zu benutzen. Es gibt eine zu lassen wäre Putin zu peinlich gewesen. enorm hohe Korruption, die unter Putin mas- Gleichzeitig wurde jetzt mehreren jungen siv angestiegen ist. Es fehlt an Perspektiven Männern der Prozess gemacht, die seit Mai und die Wirtschaft geht zurück. All diese Dinge 2012 wegen absurden Anschuldigungen völ- wirken sich natürlich auf die Bevölkerung aus. lig zu Unrecht im Gefängnis sitzen. Die ver- langten Haftstrafen liegen zwischen fünfein- Wie groß ist der Druck der russischen Behörden halb und sechs Jahren. Ein Umweltaktivist, auf Aktivisten, NGOs, Journalisten, die Miss- der ein kritisches Plakat an den Zaun einer Susanne Scholl wurde 1949 in Wien geboren stände im Land aufdecken wollen? Gouverneursvilla gehängt hat, ist gerade zu und studierte Slawistik in Rom. In der Auslands- Susanne Scholl: Auf Menschenrechtsaktivis- drei Jahren Haft verurteilt worden. redaktion der Austria Presse Agentur hat sie ten ist der Druck außerordentlich hoch. Die das journalistische Handwerk gelernt. Danach neueste Geschichte ist, dass man alle Men- Wie sind denn die Bedingungen für Gefangene arbeitete sie u. a. als ORF-Korrespondentin schenrechtsaktivisten, die eine Finanzierung in Straflagern und Gefängnissen in Russland? in Bonn und war fast 20 Jahre lang Korrespon- aus dem Ausland bekommen, dazu zwingen Susanne Scholl: Die Zustände in den Gefäng- dentin in Moskau, wo sie das ORF-Büro leitete. will, sich als ausländische Agenten zu dekla- nissen insgesamt sind laut gleichlautender Seit 2009 ist Susanne Scholl als freie Journalistin rieren. Das ist natürlich ein negativer Begriff Aussage sämtlicher Kommissionen, die russi- und Autorin in Wien tätig. @jacqueline godany und bedeutet, dass man sie auf alle nur mög- sche Gefängnisse besucht haben, absolut ka-
Vorarlberger KirchenBlatt 6. Februar 2014 Thema 11 Olympische Winter- spiele im russischen Sotschi abzuhalten, ruft bei zahlreichen Menschen heftige Kritik hervor. reuters tastrophal. Eines der Mädchen von Pussy Riot in Sotschi stattfinden werden, haben die Leute, Politiker muss hinfahren. Ich finde es richtig, ist ja in den Hungerstreik getreten aus Protest die dort gelebt haben, befürchtet, dass sich dass Gauck nicht fährt, ich finde es auch rich- gegen die Haftbedingungen. Man weiß, dass ihre Lebensbedingungen gravierend ver- tig, dass US-Präsident Obama, EU-Justizkom- auch Folter und Misshandlungen an der Ta- schlechtern werden. Ich war damals kurz missarin Reding, der britische Premier Came- gesordnung stehen. Das gilt vor allem für An- dort, viele Menschen haben zu mir gesagt, ron und der französische Präsident Hollande gehörige nationaler Minderheiten. wir werden die Verlierer sein, man wird uns nicht fahren. Und ich finde es nicht richtig, vertreiben, man wird uns hier nicht mehr ar- dass Bundeskanzler Faymann hinfährt. Wissen Sie, wie die Stimmung der Bevölkerung beiten und unsere Geschäfte machen lassen. Russlands vor den Spielen derzeit ist? Und genau das ist eingetreten. Zu glauben, Welche Veränderungen braucht es Ihrer Meinung Susanne Scholl: Ich glaube, dass die Leute dass Olympische Spiele der örtlichen Bevöl- nach in Russland, damit sich für die Menschen sich Sorgen machen, weil die Gefahr von Ter- kerung etwas bringen, ist im Allgemeinen etwas positiv entwickeln kann? roranschlägen sehr groß ist. Andererseits hat immer ein Trugschluss. Susanne Scholl: Es braucht die Möglichkeit, man sie seit sieben Jahren dermaßen bombar- tatsächlich einen Weg in Richtung Demokra- diert mit Propaganda zum Thema Sotschi und Im Gegensatz z. B. zum deutschen Bundespräsi- tie zu gehen, die jetzt wieder gestoppt ist. Es welch ein Glück das für Russland ist, dass sie denten Joachim Gauck wird u. a. Österreichs Bun- braucht freie, faire Wahlen, es braucht Pers- vermutlich alle bereit sind zu jubeln und sich deskanzler Werner Faymann die Olympischen pektiven, dass sich eine Zivilgesellschaft ent- das im Fernsehen anzuschauen. Denn nach Spiele besuchen. Sollte es Ihrer Meinung nach wickelt, es braucht eine wirklich unabhängi- Sotschi fahren wird von den Leuten im Land einen Olympia-Boykott geben? ge Justiz und einen normalen Umgang des kaum jemand – erstens weil sie es sich nicht Susanne Scholl: Ich bin gegen einen Boy- Staates mit seinen Bürgern. leisten können; und zweitens weil Sotschi kott. Die Sportler, die sich jahrelang auf die aus Angst vor Anschlägen eine Art Hoch- Olympischen Winterspiele vorbereiten, sol- Sie waren fast 20 Jahre lang ORF-Korresponden- sicherheitszone ist, wo kaum jemand hinein len ihre Spiele haben. Ich denke aber, kein tin in Russland. Wie haben Sie die Menschen dort kann. Selbst für die Bürger der Stadt gibt es erlebt? Wie prägend war diese Zeit für Sie? Zutrittsverbote für bestimmte Zonen. Ihre Be- Susanne Scholl: Die war sehr prägend. Ich wegungsfreiheit ist massiv eingeschränkt und habe wunderbare Menschen kennengelernt die Preise steigen ins Unermessliche. und sehr sehr viele Freunde gewonnen, dar- unter Künstler, Musiker, Schauspieler – Men- Menschen, die in Sotschi gelebt haben, sind ja schen mit großartigen Ideen, mit großem vertrieben worden ... Herz und mit unglaublicher Bereitschaft mit Susanne Scholl: Ja, und zwar im großen Aus- einem zu reden und sich mit großem Inter- maß. Überall dort, wo für die Spiele Stätten esse an allem, was in der Welt vor sich geht, gebaut wurden, hat man die lokale Bevölke- auseinanderzusetzen. All das macht dieses rung kalt enteignet und vertrieben und sie Land, in das ich regelmäßig immer wieder nicht einmal entschädigt. Sie leben in Be- fahre, unglaublich liebenswert, trotz der poli- helfsunterkünften und warten auf die ihnen Wegen der Gefahr von Terroranschlägen sind tischen Situation. Ich habe mich dort sehr zu versprochenen Ersatzquartiere. Schon vor sie- die Sicherheitsmaßnahmen in Sotschi verschärft Hause gefühlt und leide daher auch sehr mit ben Jahren, als bekannt wurde, dass die Spiele worden. reuters den Menschen dort mit.
Sonntag 5. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 9. Februar 2014 Regen, der nicht nass ist Wie bitte? Regen ist nass. Salz ist salzig, und unsalziges Salz gibt es nicht. – „Ihr seid es!“, sagt Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern, „ihr seid das Salz der Erde“. Schon eine kleine Menge Salz bewirkt viel bei Speisen, Salz reinigt, macht haltbar. Indem ihr lebt, was ihr glaubt, seid ihr Salz. Indem ihr eure Fähigkeiten für das Reich Gottes fruchtbar macht, indem ihr nachdenkt, welcher Platz in Kirche und Gesellschaft eurer sein soll, seid ihr Salz. 1. Lesung 2. Lesung Evangelium Jesaja 58,7–10 1 Korinther 2,1–5 Matthäus 5,13–16 [Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe:] ... Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit seinen Geschmack verliert, womit kann obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis man es wieder salzig machen? Es taugt wenn du einen Nackten siehst, ihn zu Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mich zu nichts mehr; es wird weggeworfen und bekleiden und dich deinen Verwandten entschlossen, bei euch nichts zu wissen von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht nicht zu entziehen. Dann wird dein Licht außer Jesus Christus, und zwar als den der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, hervorbrechen wie die Morgenröte, und Gekreuzigten. Zudem kam ich in Schwäche kann nicht verborgen bleiben. Man zündet deine Wunden werden schnell vernarben. und in Furcht, zitternd und bebend zu euch. auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Meine Botschaft und Verkündigung war darüber, sondern man stellt es auf den Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. Wenn nicht Überredung durch gewandte und Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. du dann rufst, wird der Herr dir Antwort kluge Worte, sondern war mit dem Erweis So soll euer Licht vor den Menschen geben, und wenn du um Hilfe schreist, von Geist und Kraft verbunden, damit sich leuchten, damit sie eure guten Werke sehen wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du der euer Glaube nicht auf Menschenweisheit und euren Vater im Himmel preisen. Unterdrückung bei dir ein Ende machst, stützte, sondern auf die Kraft Gottes. auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest, dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf, und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.
Wort zum Sonntag Salzmangel in der Kirche Der Bischof von Rom, Papst Franziskus, wollte in der ,Vatikan-Umfrage‘ von Christ/innen der gesamten Welt wissen, wie weit Kirche und ihre Lehre für Menschen von heute lebensspendend sind. Auf den Punkt gebracht: Ist Kirche „Salz der Erde“? „Leuchtende Stadt auf dem Berg“, der Menschen zustreben? Spüren die Menschen die vielfältige Kraft des Salzes? Geben wir dem Leben Würze, Sinn? Hat die Kirche noch die reinigende Kraft des Salzes, die Menschen zur Entscheidung für Christus führt? In jedem Leben gibt es Wachstum, aber auch Fäulnis. Salz reinigt und bewahrt vor Fäulnis. Hat die Kirche noch die Kraft, die sie der Fäulnis im Leben der Menschenfamilie entgegenbringt? Die Antworten der Menschen auf die Umfrage zeigen, zumindest in Österreich, Salzmangel an. Die kürzlich publizierten Zahlen der Kirchen- austritte sprechen dieselbe Sprache. Wenn unsere Kirche an Salzmangel leidet – wo kann sie wieder Salz abbauen? Das Salzbergwerk heißt Jesus Christus und seine Lebenspraxis, sein Pascha-Mysterium. „Zurück zu den Wur- zeln“, sagt das Zweite Vatikanum, zurück zur Heiligen Schrift. Dort muss das gesamte Volk Gottes, Amtskirche und Laien, mühevoll Salz abbauen, indem es von Jesus – meditierend und betend – lernt. Nicht ausschließen und ver- urteilen, sondern bei den Menschen sein und sie vom Rand in die Mitte führen. Nicht lehren und gehorchen, sondern die Talente der Men- schen suchen, sie fördern und zum Einsatz AndreasF. / photocase.com bringen. Jesus nicht nur anbeten, sondern ihm nachfolgen, erfahrbares Zeichen, Sakrament für Gott sein. Uns ist es bestimmt Gottes salzhältige Kraft spricht auch Jesaja an: „Wenn du aus deiner Mitte Bedrückung, Was in Stille blüht, im Schatten von Gärten, Fingerrecken und Unheilsrede entfernst, wenn du Hungrigen dein Brot schenkst und unter der Sonne heiß, auf dem Acker, den Gebeugten sättigst, dann wird im Dunkel hat Er bestimmt für die Tische der Armen. dein Licht erstrahlen, und deine Finsternis wird zur Mittagshelle.“ (58,9–10) Sonnenkraft, Erdkraft ist Er Licht in den Menschen, dass wir einander stärken und beleben, Zum Weiterdenken Brot von Gnade werden, Wein von ewigem Leben. Sie „müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie mir singen“, sagte Nietzsche. Doch die nichts haben, wer wird sie lassen teilhaben? Sind Sie Christ/innen begegnet, die erlöst aus- Und die in Reichtum schwelgen und von nichts wissen, sahen, deren Lieder voll salziger Kraft waren? wer lässt sie nach Gerechtigkeit sich sehnen? Antlitz der Erde, wer wird dich erneuern? stephan renner Er, der alles wird sein in allen, hat uns bestimmt, Präsident der Katholischen Aktion dich Erde, dein Antlitz zu erneuern. der Diözese Eisenstadt. Den Autor erreichen Sie unter Aus: huub oosterhuis, ich steh vor dir. meditationen, gebete und lieder. u sonntag@kirchenzeitung.at
14 Thema 6. Februar 2014 Vorarlberger KirchenBlatt Zur Sache Die Olympia-Kirche von Sotschi – und was das mit Ökumene zu tun hat „Symphonie“ von Staat und Kirche Der Platzhirsch zeigt Muskeln Dass Pussy Riot ihren Protest Sotschi ist die Auslage für Wladimir Putins halbwegs angemessene Gottesdiensträume, gegen die Wiederwahl von starkes, neues Russland. Teil dieses Bildes während sich die restlichen Kirchen mit win- Wladimir Putin ausgerechnet in ist auch die russisch-orthodoxe Kirche. zigen, zum Teil fensterlosen und mit Elektro- der bekannten Moskauer Christ- schränken verstellten Kammerln zufrieden Erlöser-Kathedrale vom Stapel Zum orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Jän- geben müssen. In den Bauplänen seien sie ließen, war kein Zufall. Denn ner wurde sie eröffnet, die imposante neue unter „Christen 2“ (Klasse?) eingetragen, be- Christ-Erlöser-Kirche von Sotschi. In der richtet die Zeitschrift „Christ in der Gegen- ersten Reihe der Gottesdienstteilnehmer wart“. „Für diese Planung kann man zunächst stand auch Staatspräsident Wladimir Putin. nicht die russische Kirche verantwortlich Kirche und Staat haben sich die beträcht- machen“, meint Prokschi: „Aber es zeigt lichen Kosten für dieses in Sichtweite des schon, dass sich, im Unterschied zu sport- Olympiastadions errichtete Gotteshaus ge- lichen Großereignissen bei uns, die Mehr- teilt. Er glaube nicht, dass die russisch-ortho- heitskirche keine Gedanken gemacht hat, wie doxe Gemeinde des relativ kleinen Kurortes man in echter ökumenischer und interreli- diese zusätzliche Kirche gebraucht hätte, giöser Zusammenarbeit eine gute Seelsorge auch nicht während der Olympischen Spiele, für Sportler und Besucher organisieren kann.“ meint Rudolf Prokschi. Der Wiener Theologe Allianz für ein neues Russland: und Experte für die Kirchen des Ostens kennt Getrennte Wege. Die Ökumene, so meint Präsident Putin und Patriarch Kirill I. die russische Orthodoxie seit langem sehr gut Prokschi nüchtern, „zählt nicht zu jenen Fel- und sagt unumwunden: „Da geht es wohl dern, wo sich die russische Kirche besonders miteingeschlossen in die Kritik auch darum zu zeigen, wer hier der geistig-re- engagieren würde. Da heißt es dann immer war auch die russisch-orthodoxe ligiöse Platzhirsch ist.“ Dieses demonstrative wieder, für eine engere Zusammenarbeit Kirche und ihr Patriarch Kirill. „Muskel-Zeigen“ im öffentlichen Raum gebe wären die Unterschiede noch viel zu groß. Nicht nur die Punkladies werfen es auch anderswo, meint Prokschi und ver- In Wahrheit“, so Prokschi, „trennt uns in der Moskauer Kirchenführung weist auf die „Kopie“ des Petersdoms an der den zentralen Glaubensinhalten gar nichts – eine zu große Nähe zum herr- Elfenbeinküste oder die zahlreichen, von den ausgenommen das im 19. Jahrhundert mas- schenden Regime vor. Saudis gesponserten Moscheen in Bosnien siv auf den Papst zugespitzte hierarchische Offiziell, so der Wiener Ostkir- und Albanien; aber die russische Kirche habe römisch-katholische Kirchenverständnis.“ chenexperte Rudolf Prokschi, be- darin seit der „Wende“ schon eine beacht- Für anachronistisch hält es Prokschi, wenn tonten Patriarch Kirill und sein liche Meisterschaft entwickelt. die russische Kirche immer wieder von ihrem Vorgänger Aleksij wiederholt, „kanonischen Territorium“ spricht. Da werde dass sich die Kirche nicht in die Zweite Klasse. Schon deutlich bescheidener ein Begriff aus der byzantinischen Kirchen- Politik einmischen wolle und für als die „Olympiakirche“ sind die religiösen ordnung beschworen, um das Terrain der sich auch nicht mehr die Rolle Zentren in den drei olympischen Dörfern eigenen Macht abzustecken – sowohl gegen- einer Staatsreligion anstrebe. ausgefallen. Aber immerhin gebe es dort für über anderen christlichen Kirchen als auch Andererseits gebe es seit der Zeit die vier in der russischen Föderation aner- gegenüber konkurrierenden oder „abtrünni- von Boris Jelzin eine „Politik der kannten Religionsgemeinschaften (Russisch- gen“ orthodoxen Kirchen (Estland, Ukraine Symbole“, die deutlich mache, Orthodoxe, Juden, Muslime und Buddhisten) etc.). Schon ziemlich pikant findet es Prok- auf welcher Seite die Kirche schi, wenn dieses „heilige Gebiet“ ausgerech- steht. „Als Jelzin den damals net die von den Kommunisten geschaffene weitgehend unbekannten Ex- Sowjetunion umfassen soll. Für zunehmende KGB-Agenten Wladimir Putin als innerorthodoxe Verstimmung sorgt, dass Präsidentschaftskandidaten aus Moskau auch die im Laufe der Jahrhunderte dem Hut zauberte, konnte dieser dem Ökumenischen Patriarchen von Kon- mit dem Segen des Patriarchen stantinopel zugewachsene Leitungsautorität ins Rennen gehen. Das war mehr neuerdings wieder in Abrede stellt. wert als jede Wahlempfehlung“, meint Prokschi. In einer weltan- Allianz. Wenig mit Ökumene zu tun haben, schaulich weitgehend entleerten so Prokschi, die deutlichen Avancen von Politik und Gesellschaft ist die Metropolit Hilarion, dem „Außenminister“ Kirche ein einflussreicher Player des Moskauer Patriarchats, in Richtung katho- um die geistig-moralische Orien- lische Kirche: „Da geht es nicht um mehr Ein- tierung. „Und so hat man auch – heit, sondern um eine ,strategische Allianz‘. im Sinne des gegenseitigen Nut- Russlands Kirche versteht sich als Bollwerk zens – die über 1000 Jahre alte gegen den westlichen Verfall von Sitte, Mo- byzantinische Formel von der ral und Glaube und sieht dabei in der katho- ,Symphonie des weltlichen und lischen Kirche einen möglichen Verbündeten des geistlichen Arms‘ wieder Weihnachten in der Olympiakirche von Sotschi: Bei den – nach dem Motto: „Wir zwei gegen den Rest ausgegraben“, sagt Prokschi. „Spielen Putins“ darf auch die Kirche nicht fehlen. Reuters (2) der Welt.“ Hans Baumgartner
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