NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle

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NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
Foto: Hermelin mit Nachwuchs—© Rolf Jantz

NABU-Rundbrief 2022
Kreisverband Celle
NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
Inhalt

Vorwort                                                                            3
Nachruf Dieter Schipper                                                            4
Nachruf Hella Steinhoff                                                            5
Der Winter ist braun                                                               6
Die besonderen Momente                                                             8
Insekten im NSG Brand bei Nienhagen                                                12
So fühlen sich Fledermäuse in Wietzenbruch im Winter wohl                          16
Was sich in der Gruppe SG Wathlingen e. V. so tut                                  18
Haiku zum Vogel des Jahres                                                         21
Novembertage 2021 in Meißendorf                                                    22
Neues aus der NABU-Regionalgeschäftsstelle Heide-Wendland                          24
Bundesfreiwilligen Dienst in der Regionalgeschäftsstelle Heide-Wendland            25
Störche in Oldau beziehen neues Nest                                               26
Unser Storchennest auf dem Schornstein der Fleischerei hat Zukunft                 28
Bericht des Weißstorchenbetreuers Gerhard Papenburg 2021 für den Landkreis Celle   30
Naturfoto-Wettbewerb des NABU Hermannsburg Faßberg e. V.                           43
Erdstern, Zipfelfalter und Co. - Fundstücke des Jahres 2021                        44
Neues von der Naturschutzstiftung Celler Land                                      54
Blumenwiesenmischungen richtig eingesetzt                                          55
Bibliografie zu Natur und Umwelt des Landkreises Celle                             58
Haben Sie Fragen?                                                                  60
NABU-Mitgliedsantrag                                                               61
NABU-Info-Hotline                                                                  62
Impressum                                                                          63

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NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
Editorial

                       Vorwort              nummer erreichbar.
                                            Die Themen Klimaschutz und Nach-
                       Liebe NABU-
                                            haltigkeit werden in der Öffentlichkeit
                       Mitglieder und       breit diskutiert. Dabei ist es in einigen
                       Freunde des Natur-   Fällen schwierig, beides auch mit Na-
                       schutzbundes,        turschutz zu verbinden. Wo sollen
                                            Windkraftanlagen aufgestellt werden,
Dr. Rainer Brüsewitzin Ihren Händen         ohne Vögel und Fledermäuse zu ge-
                    halten Sie den aktu-    fährden, wo können wir Mais für Bio-
ellen Rundbrief für das Jahr 2022. Da-      gasanlagen aussäen, ohne der Tier-
rin enthalten sind Beiträge aus den         und Pflanzenwelt nachhaltig zu scha-
Gruppen des Landkreises Celle und           den. Diese drei Themen, Klimaschutz,
von aktiven Personen im Landkreis.          Nachhaltigkeit und Naturschutz zu
Auch im Jahr 2021 waren die Möglich-        verbinden, wird auch eine Zukunfts-
keiten, in größeren Gruppen aktiv für       aufgabe für den NABU sein, die auch
den Naturschutz tätig zu sein, einge-       den Bundes- und Landesverband be-
schränkt. Dennoch gab es Arbeitsein-        schäftigen werden.
sätze in kleineren Gruppen und inte-        Auf der Kreisvertreterversammlung im
ressante Gespräche.                         vergangenen Jahr konnten wir zwei
Viele unserer Veranstaltungen hängen        neue Mitglieder für den Vorstand ge-
von den Wetterbedingungen ab, so            winnen. Frau Kristina Basenau bringt
dass die Planung nicht immer einfach        sich als Jugendvertretung ein und Frau
ist. Daher schauen Sie ruhig auf den        Dr. Iris Barckhausen-Kiesecker über-
Internetseiten der jeweiligen Gruppen       nimmt die Position der zweiten stellver-
oder der lokalen Presse nach, um an-        tretenden Vorsitzenden. Ich freue
stehende Termine zu erfahren. Die           mich, dass wir zwei weitere engagierte
Teilnahme zu den Veranstaltungen            Persönlichkeiten gefunden haben und
steht jeder Person offen.                   bedauere, dass ein aktives Mitglied den
Die Regionalgeschäftsstelle (RGS) Hei-      Vorstand verlässt. Matthias Frank hat
de-Wendland hat die Räumlichkeiten          den Vorstand verlassen und kümmert
in der Schuhstraße 40 in Celle bezogen      sich aber weiterhin intensiv um die Fi-
und nach eigenen Vorstellungen um-          nanzen der NABU Stiftung Celler Land.
gestaltet. Ein Besuch ist möglich, sollte    Dem Redaktionsteam danke ich für
aber telefonisch abgesprochen sein.         die Organisation und die Gestaltung
Die Regionalgeschäftsstelle können Sie      dieses Rundbriefes. Die Beiträge stellen
unter der Telefonnummer 05141               die Meinung der Autoren dar.
2996284 erreichen. Der NABU Kreis-
verband hat in 2021 die Geschäftsstelle Dr. Rainer Brüsewitz
an die RGS übergeben und ist somit Vorsitzender Kreisvorstand
nicht mehr unter der alten Telefon-

                                                                                    3
NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

                      Erinnerungen          küste, aber nach der Grenzöffnung
                      an Dieter             auch nach Mecklenburg-Vorpommern
                                            und Polen.
                      Schipper
                                            Seine organisatorischen Fähigkeiten,
                      Werner Könecke        verbunden mit Kenntnissen der besten
                      NABU-Gruppe Samt-     Beobachtungsgebiete, ließen die Reisen
                      gemeinde Wathlingen
                                            zu einem Erlebnis werden. Dieter konn-
                                            te sein ornithologisches Wissen gut
                     Neben      seinen
                                            vermitteln und dadurch auch neue Mit-
                     herausragenden
Dieter Schipper                             streiter für die aktive Naturschutzar-
Foto: © Hans-Joachim Verdiensten für
Clausnitzer
                                            beit gewinnen. Wenn es mal Probleme
                     den Naturschutz
                                            unter den Reisenden oder mit den Gast-
                     und den DBV,
                                            gebern gab, hat er diese mit seiner aus-
später NABU, hat Dieter es verstanden,
                                            gleichenden Art schnell behoben. Ob
Menschen für diese Ziele zu begeistern.
                                            Wochenendtouren über die Lewitz
Er organisierte naturkundliche Reisen,
                                            nach Poel - mit Schneefall, bei Wind-
überwiegend an die Nord- und Ostsee-

         Reisegesellschaft der Herbstreise 2006 an die Warthemündung in Polen
                                                                © W. Könecke

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NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

stärke 8 und -10° oder an die Nordsee-         Besonders gern erinnere ich mich an die
küste bei Dauerregen bis zum Beltrin-          Reisen nach Polen 2000 und 2002, wo
gharder Koog, immer war die Begeiste-          wir gemeinsam die Naturlandschaften
rung aller Beteiligten über das Erlebte        an Biebrza, Narew und im Białowieża-
und Gesehene groß.                             Urwald erkundeten. Ein unvergessliches
Nach den täglichen Exkursionen wur-            Erlebnis, von Dieter perfekt organisiert.
den die Beobachtungen und Erlebnisse           Beliebt waren, über viele Jahre hinweg,
in gemütlicher Runde in den Quartieren         die Silvester-Wanderungen, die ihren
ausgetauscht.                                  gemütlichen Abschluss (je nach Wetter)
Bei einer herbstlichen Kranichtour an die      entweder in der freien Natur oder in
Boddenlandschaft bei Zingst verließen          Schippers gastfreundlichem Haus fan-
wir vor Sonnenaufgang das Hotel, um            den. Nach gelungenen Exkursionen, bei
den Abflug der Kraniche und Gänse von          den gemeinsamen Abendessen, schaute
der Insel Kirr zu erleben. Als wir mit auf-    Dieter zufrieden in die Runde und lä-
gehender Sonne den Aussichtsturm er-           chelte still in sich hinein: so werden wir
reichten, stieg dichter Nebel auf und die      ihn in guter Erinnerung behalten. Nach
Vögel waren nicht zu sehen. Dafür ent-         langer Krankheit und kurz nach dem
schädigte uns das Ohren betäubende             Tod seiner geliebten Frau „Dodo“, die
Trompeten und Geschnatter der starten-         ihn auf fast allen Touren begleitete, ver-
den Kraniche und Gänse umso mehr.              starb Dieter am 17. Februar 2021.

                      Nachruf                  ket. Im Anschluss der Naturschutzar-
                                               beit, wenn die Suppe draußen verzehrt
                      Hella Steinhoff
                                               war, warteten einige regelrecht darauf,
                      Regina Burgdorf-Köneke
                      Vorstand                 dass Werner, der stets als Bote fungier-
                      NABU-Gruppe Samtge-      te, Hellas Kuchen frei gab.
                      meinde Wathlingen
                                               Am 2. Dezember 2021 ist Hella Stein-
 Hella Steinhoff—© Ihr Zitronenkuchen
 R. Burgdorf-Köneke                            hoff nach kurzer Krankheit gestorben.
                   war legendär. Hella
                                               Sie wurde 1937 auf einem Rittergut in
Steinhoff aus Celle versorgte uns damit
                                               Schlesien geboren, lebte nach der Ver-
als Ersatz sozusagen, weil sie persönlich
                                               treibung bei Verwandten im Kreis Pei-
nicht mehr dabei sein konnte. Bei unse-
                                               ne, bis es die Chemielaborantin aus be-
ren Kopfweiden-Schneitel-Aktionen hat-
                                               ruflichen Gründen nach Celle ver-
te sie uns über Jahre geholfen, bis sie
                                               schlug.
aus Altersgründen die Arbeit sich nicht
                                               Wir vom NABU und alle, die sie kann-
mehr zutraute.
                                               ten, sind sehr traurig über ihren Tod.
Bei den Einsätzen versorgte sie uns den-
noch regelmäßig mit einem Kuchenpa-
                                                                                     5
NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

                      Der Winter ist         diese Trockenpflanzen angeflogen von
                      braun                  Stieglitz, Spatz, Meise und anderen. Sie
                                             wollen nicht nur die Sonnenblumenker-
                      Regina Burgdorf-
                                             ne im Futterhaus fressen, sie wechseln
                      Köneke
                      NABU-Gruppe            auch rüber zu den Stängeln der Wild-
                      Samtgemeinde           blumen. Nachtkerzen, Königskerzen,
                      Wathlingen

Der Winter ist braun, sehen wir von
den immergrünen Gewächsen ab.
Gehe ich im Winter im Garten spazie-
ren und auch mal in die Knie und zwar
dort, wo sommers die Blühpflanzen
leuchteten, beeindruckt mich nun
bräunliches Stängelgeäst. An deren En-                  Nachtkerze—© R. Burgdorf-Köneke
den ist die Formenvielfalt groß. Hier
sitzen die Behältnisse für die Samen.
Ähren, Kelche, Kapseln, Igelformen      Johanniskraut, Goldrute ... Deren Sa-
und andere bizarren Gebilde beherber-   menanzahl ist so gewaltig und „schlau
gen am Standort gewachsenes Vogelfut-   verpackt“, dass sie für die ganze futter-
ter.                                    arme Jahreszeit Vorrat bietet. Auch
                                        Brachflächen in unserer Landschaft, ob
Man muss es tun, die Stängel stehen
                                        andauernd oder temporär, sind un-
lassen. Und beobachtet man auch wo-
                                        glaublich wertvoll als Vogelfutterstelle.
chenlang vielleicht nichts, bald werden
                                        Darauf hinweisen kann man gar nicht

             Goldrute—© R. Burgdorf-Köneke             Wilde Karde—© R. Burgdorf-Köneke

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NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

oft genug. Wenn ihr allerdings im eige-
nen Garten beobachten wollt, wie sich
unsere Vogelwelt im Winter an den
wilden Pflanzen bedient, schneidet im
Herbst die Stängel nicht ab.
Naturbeobachtungen auf dem eigenen
Grundstück zählen doch zu den schöns-
ten Momenten, die unsere Herzen er-
freuen!                                           Sonnenhut—© R. Burgdorf-Köneke

WEB- Buchempfehlung für Natur-Freunde*innen, -Interessierte, -Neugierige:
www.naturgartenbuch.de von Karl Heinz Niehus. Es ist lesenswert, begeisternd,
positiv, aktiv machend. Ihr werdet von dem „Augenparfüm“ der Fotos süchtig
werden und nicht aufhören können zu schauen. Fangt an!
                                                      Regina Burgdorf-Köneke

                                                                   Anzeige

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NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

                        Die beson-        und jemand schreibt, dass dieses – von
                        deren Mo-         mir im Internet eingestellte Tier – bei
                                          uns eigentlich gar nicht vorkommt.
                        mente
                                          Dann wird es spannend …

                                          Es ist der 1. April. Werner Könecke und
                        Rolf Jantz        ich sind unterwegs in Paulmannshave-
                        NABU-Gruppe
                        Samtgemeinde      kost. Dort besitzt der NABU ein Wald-
                        Wathlingen        grundstück mit kleinem Teich. Aus ei-
                                          niger Entfernung hören wir den, wie
Ich bin viel in der Natur unterwegs.      ein Lachen klingenden, Ruf eines Grün-
Bewaffnet mit Kamera, 600 mm oder         spechts. Das war meine Vermutung.
Makro-Objektiv und Beobachtungs-          Werner meinte, dass sich das irgendwie
Meldeapp auf der Suche nach der Ar-       anders angehört hätte. Während der
tenvielfalt in unserem Landkreis. Im      Vogel im Hintergrund wieder rief, ver-
Winter liegt der Schwerpunkt bei den      glichen wir auf einer Vogelstimmen-
Vögeln. Im Sommer geht der Blick          App die Rufe von Grün- und Grau-
dann eher nach unten, in das Reich der    specht. Und Werner hatte recht, es
Insekten. Was ich sehe, wird entweder     klingt anders als Grünspecht. Da hinten
direkt vor Ort über die App oder zu       saß irgendwo ein Grauspecht. Und die
Hause am Laptop gemeldet. Damit sind      werden bei uns im Landkreis nur selten
dann die Art, die Anzahl der Tiere, der   gesehen. Schön wäre jetzt noch ein Be-
Fundort und das Datum der Beobach-        legbild als Nachweis der Sichtung. Das
tung auf einer Landkarte erfasst.

Dabei ergeben sich im Laufe eines Jah-
res immer wieder Momente an die man
noch länger denkt. Manchmal ist es
eine seltene Art, die man zum ersten
Mal sieht oder ein Tier, was man an
einem bestimmten Ort nicht vermutet
hätte. Und gar nicht so selten hat man
                                                            Grauspecht— © Rolf Jantz
den besonderen Moment zu Hause im
Wohnzimmer. Wenn man auf den Bild-        machte uns der Specht aber nicht so
schirm des Laptops starrt und denkt,      leicht. Öfter mal rufend. Oben in den
was ist denn das für ein Tier? Oder       Baumspitzen meist hinter den Ästen
wenn man am Abend eine E-Mail erhält      sitzend und es dauerte eine Weile, bis

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NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

wir ihn halbwegs frei fotografieren ren will, muss ich raus aus dem Auto.
konnten. Unser erster Grauspecht im Vorsichtig die Tür geöffnet. Noch vor-
Landkreis Celle.                      sichtiger um das Auto gegangen und
                                      sie war noch da! Sie ließ sich durch
Himmelfahrt. Das Wetter war ganz
                                      mich nicht stören und ich konnte in
ordentlich und ich wollte an die
                                      Ruhe aus 10 m Entfernung einige Auf-
Fuhse. Irgendwo zwischen Wathlingen
                                      nahmen machen. Dann hörte ich Mu-
und Bröckel fliegen Rohrweihen, Feld-
                                      sik. Noch weit weg. Himmelfahrt ist
lerchen und Kiebitze. Unterwegs sah
                                      auch Vatertag. Da kam ein Trupp Vä-
ich dann am rechten Straßenrand,
                                      ter auf uns zu. Ein Fahrrad mit großer
noch weit weg, einen Vogel. Eine Tau-
                                      Musikanlage bestückt. Die Bässe
be. Eine Ringeltaube war es nicht.
                                      dröhnten und die Männer waren super
Hohl- oder Türkentaube auch nicht.
                                      drauf. Die Taube fand das nicht gut
Ich dachte dann an irgendeine Tauben-
                                      und flog in den nächsten Baum. Fröh-
züchtung. Langsam näher herangefah-
                                      lich winkend fuhren sie an mir vorbei.
ren. Große Überraschung. Eine Turtel-
                                      Vatertag war noch nie mein Ding! Erst
taube. Deutschlands Vogel des Jahres
                                      mal schauen, wie die Taube das jetzt
2020.
                                      fand. Die fand es nicht gut, der Baum
                                      war leer und sie war auch auf den um-
                                      liegenden Äckern und Bäumen nicht
                                      mehr zu sehen. Eine kurze Begegnung
                                      mit einer seltenen Taube.

                                           Drei Tage später in der Nähe des Kali-
                                           bergs in Wathlingen. Unterwegs mit
                                           600 mm Objektiv. Auf der Suche nach
                                           Wiesenschafstelzen, Dorngrasmücken
                Turteltaube—© Rolf Jantz   und Haubenmeisen. Der Blick geht in
                                           Richtung Waldrand und auf eine
Der Bestand ist in der Roten Liste als
                                           Buschreihe. Irgendwann schaue ich
stark gefährdet eingestuft. Ich kannte
                                           zur Seite auf den Feldweg. Da kommt
sie bisher nur von Bildern. Bremsen,
                                           etwas auf mich zu. Ca. 30 m entfernt,
Anhalten. Vorher schon die Scheibe
                                           5 m hoppeln, sich dann aufrichtend
gesenkt. Hoffentlich fliegt sie nicht
                                           und in meine Richtung starrend. Ein
weg. Macht sie nicht, sie wechselt die
                                           Hermelin, so viel habe ich schon er-
Straßenseite. Das hilft mir nun über-
                                           kannt und hebe langsam die Kamera.
haupt nicht. Wenn ich sie fotografie-

                                                                                 9
NABU-Rundbrief 2022 Kreisverband Celle
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

Hat was im Maul, wahrscheinlich gera-        le ich oft zusätzlich bei Kerbtier.de ein.
de Beute gemacht. Jetzt werden wieder        Wenn man unsicher ist oder nicht weiß,
ein paar Meter gehoppelt und erneut          was man da vor sich hat, bekommt man
starrt er in meine Richtung. Eigentlich      dort die entsprechende Hilfe und sie
müsste er jetzt fluchtartig den Weg ver-     werden auch kartenmäßig erfasst. Der
lassen. Zu meiner Überraschung kam er        Vormittag war mit einigen Bock- und
aber weiter näher und ich konnte jetzt       Rüsselkäferarten auch recht erfolgreich.
deutlich sehen, dass er keine Beute im       An einer Brennnessel saß eine puscheli-
Maul hatte. Es war der Hermelinnach-         ge Raupe. Die wurde natürlich auch fo-
wuchs.                                       tografiert. Die Art kannte ich. Die Rau-
                                                 pen vom Schlehen-Bürstenspinner
                                                 (eine Schmetterlingsart) sehen so
                                                 aus. Am Abend war ich dann damit
                                                 beschäftigt, die Käfer zu bestimmen
                                                 und mit Foto im Internet einzuge-
                                                 ben. Die Raupe wurde natürlich auch
                                                 gemeldet. Es dauerte ungefähr eine
                                                 Stunde, bis ich eine E.Mail bekam.
                                                 Mein Schlehen-Bürsten-spinner sei
                                                 keiner. Eventuell könnte es ein Eck-
            Hermelin mit Nachwuchs—© Rolf Jantz fleck-Bürstenspinner (den kannte ich

                                                 gar nicht) sein. Der kommt bei uns
                                             aber nicht vor. Ich solle das Foto mal in
Warum auch immer, die Familie Her-
                                             das Lepiforum schicken. Ein Internet-
melin zog um. Ich habe mich dann
                                             portal, das sich nur mit Schmetterlin-
nicht mehr bewegt und sie kamen bis
                                             gen befasst. Habe ich dann auch ge-
auf wenige Meter an mich heran. Auf-
                                             macht und schon mal den Eckfleck-
richten, Menschen anstarren und dann
                                             Bürstenspinner (Orgyia recens) gegoo-
ganz plötzlich, wie ein Blitz – ab ins Ge-
                                             gelt. In der Roten Liste der in Nieder-
büsch und weg. Alles ruhig, der Feldweg
                                             sachsen und Bremen gefährdeten Groß-
ist leer und ich bin ganz allein, stehe da
                                             schmetterlinge wird er in der Kategorie
und staune ….
                                             1 (vom Aussterben bedroht) geführt. Die
Mitte Mai. Waldrand bei Wathlingen. aktuelle Liste ist von 2004 und damit
Heute mit Makroobjektiv unterwegs. auch schon richtig alt, aber man arbei-
Käfer zählen. Die beobachteten Arten tet wohl an einer Neufassung. Bei dem
melde ich bei naturgucker.de. Käfer stel- NLWKN (Niedersächsischer Landesbe-

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NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

trieb für Wasserwirtschaft, Küsten-            der Mühlenkanal in die Aller. Es gibt
und Naturschutz) fand ich folgenden            auch mehrere kleine Teiche. Ein inte-
Hinweis: „Letztes Vorkommen wohl               ressanter Bereich für Vögel und es ist
noch im südlichen Teil des westlichen          auch immer spannend, welche Libel-
Tieflandes. Um Hannover seit Jahr-             len hier unterwegs sind. Und wegen
zehnten nicht mehr angetroffen“. Da            der Libellen bin ich an dem Tag auch
wartete ich natürlich gespannt auf die         hingefahren. Beim Libellenzählen geht
Bestimmung vom Lepiforum. Die kam              der Blick meist nach unten. Irgend-
auch recht schnell und die Schmetter-          wann schaute ich mal hoch und sah
lingslandkarte kann umgeschrieben              die Unterseite von einem hellen Greif-
werden. Es gibt die Art noch. An ei-           vogel hinter einem Baum verschwin-
nem Waldrand bei Wathlingen. Da                den. Kurz die Kamera hoch. Es reichte
freut sich der Finder.                         für wenige Aufnahmen. Ich dachte an
                                               einen hellen Mäusebussard. Dafür
Im Herbst kam dann noch die Anfrage
                                               fehlten aber zwei dunkle Striche auf
zu einer Fliege, die ich dort fotogra-
                                               der Flügelunterseite. Es war dann auch
fiert habe. Der seltene Fliegenfund
                                               kein Mäusebussard. Ich hatte einen
wird es wohl auch in eine wissen-
                                               jungen, im letzten Jahr geborenen,
schaftliche Arbeit über bemerkenswer-
                                               Schlangenadler fotografiert. Seine Hei-
te Zweiflügler aus Niedersachsen und
                                               mat liegt in Süd- und Osteuropa. Er
Bremen schaffen.
                                               wurde in den nächsten Tagen, zur
Anfang September zwischen Bockels-             Freude der angereisten Ornithologen,
kamp und Wienhausen. Hier mündet               noch mehrfach gesehen.

                                                                        Das waren einige
                                                                        der Highlights aus
                                                                        dem Beobachtungs-
                                                                        jahr 2021. Die Bil-
                                                                        der dazu können
                                                                        im Internet unter
                                                                        naturgucker.de an-
                                                                        gesehen    werden.
                                                                        Durch    Anklicken
                                                                        der verschiedenen
               Eckfleck-Bürstenspinner (Orgyia recens) - © Rolf Jantz
                                                                        Gebiete im Land-

                                                                                        11
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

                                                  Junger Schlangenadler—© Rolf Jantz

kreis kann man sich gut über die im Bei Fragen kann man sich gern an mich
Landkreis Celle lebenden Arten infor- wenden. Telefon: 05144 – 92381
mieren. Es wäre schön, wenn sich noch Rolf Jantz NABU Wathlingen
weitere NABU-Mitglieder finden, die
ihre Beobachtungen dort eingeben. Die
Seite ist kostenfrei.

                     Insekten  im      Schmetterlingsexperte Christoph Kay-
                     NSG Brand bei     ser vor, das NSG Brand bei Nienhagen
                     Nienhagen         mit seinen reichen Wäldern auf
                                       Schmetterlingsvorkommen zu untersu-
                   Werner-Könecke
                                       chen. Es gab von Dr. Gleichauf histori-
                   NABU-Gruppe
                   Samtgemeinde        sche Fundmeldungen u. a. vom Kleinen
                   Wathlingen          Eisvogel und vom Großen Schillerfalter
                                       aus dem Gebiet. Ob diese seltenen
Weil die Schmetterlingsfauna im südli- Schmetterlinge dort noch vorkommen,
chen Landkreis Celle seit Längerem wollten wir ebenfalls überprüfen. Wir
nicht mehr kartiert wurde, schlug der

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NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

                                                  Hummelschwärmer—© Werner-Könecke

beantragten die erforderlichen Geneh-      was für ein Anfang! Bei den vielen
migungen und Ende Mai startete ich         nachfolgenden Leuchtabenden und
mit einer Tagfaltersuche. Gleich am        Tagesexkursionen konnten wir neben
ersten Tag sah ich einen Hummel-           vielen Nachtfaltern, dabei die spektaku-
schwärmer bei der Nahrungssuche.           lären großen Schwärmer, auch weitere
Rote Liste 1, vom Aussterben bedroht,      seltene Tagfalter beobachten. Der

           Kaisermantel—© Werner-Könecke            Schachbrettfalter—© Werner-Könecke

                                                                                  13
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

      Buchen-Zahnspinner—© Werner-Könecke

Schmetterling des Jahres 2022, der Kai-     Lichtfänge fotografierte ich auch auf-
sermantel, war überraschenderweise          fällige und seltene Käfer und Fliegen,
recht häufig bei der Nahrungssuche          sodass mir der Gedanke kam, auch
auf Blüten zu finden. Der Kleine Eisvo-     andere Insekten mit zu erfassen. Bei
gel zeigte sich immerhin einmal. Auf        den Fliegen waren eine seltene Waf-
einer Blühfläche am Waldrand paarten        fenfliege (Clitellaria ephippium), viele
sich Schachbrettfalter.                     Raubfliegenarten wie die auffällige
 Den Buchen-Zahnspinner hatten wir          Gelbe Raubfliege (Laphria flava) und
 nachts am Licht, aber die skurrile Rau-    verschiedene Schweber bemerkens-
 pe am Tag zu finden war reine Glücks-      wert. Die Waffenfliegenart ist erst we-
 sache. Eine Artenliste aller gefunde-      nige Male in Niedersachsen gemeldet
 nen Falter wird zum Abschluss der          worden. Rolf Jantz fand fast zeitgleich
 Kartierung von Christoph Kayser er-        zwei Fliegen dieser Art in der Nähe
 stellt und veröffentlicht. Im Verlauf      von Wathlingen. Das Aufkommen be-
 der Begehungen und der nächtlichen         stimmbarer Käferarten war größer.

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NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

   Grüner Edelscharrkäfer—© Werner-Könecke                  Sägebock—© Werner-Könecke

Erwartungsgemäß dominierten dabei
die Bockkäfer, aber die metallisch ge-
färbten Blatthornkäfer waren die Hin-
gucker. Der Grüne Edelscharrkäfer
(Gnorimus nobilis) war neu für mich,
zwei weitere große Rosenkäferarten
(Cetonio aurata und Protaetia cuprea) sind

                                                    Eichen-Zangenbock—© Werner-Könecke

                                             (Stenocorus meridianus) und der Eichen-
                                             Zangenbock (Rhagium sycophanta) waren
                                             nicht viel kleiner. Viel kleiner, aber
                                             dafür umso seltener, ist der Pflanzen-
                                             käfer Pseudocistela ceramboides (RL 2).
          Feld-Sandläufer—© Werner-Könecke   Wir hätten ihn sicher nie gefunden,
                                             wenn er nicht bei der Nachtfaltererfas-
bei uns relativ häufig. Der Feld-            sung ans Licht gekommen wäre.
Sandlaufkäfer ist ebenfalls ein auffällig
gefärbter Käfer, gehört aber zu einer        Für 2022 ist eine Fortsetzung der Unter-
anderen Familie. Bei den Bockkäfern          suchungen geplant und ich hoffe auf
hat uns der fast 3 cm große Sägebock         weitere spannende Funde.
(Prionus coriarius) beeindruckt, aber
auch der Variable          Stubbenbock

                                                                                  15
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

                     So fühlen sich          bracht. Eine Stützwand im Außenbe-
                     Fledermäuse             reich wurde errichtet und mit Erde hin-
                     in Wietzen-             terfüllt. Im Winterquartier errichteten
                     bruch im Win-           wir eine Stützwand im Bereich einer
                     ter wohl                notwendigen Beton-Decke. Die für die
                                             Beton-Decke notwendigen Stahlträger
                    Bernhard Mund, Martina
                                             wurden eingesetzt und die Verschalung
                    Frank, Matthias Frank
                    (NABU Gruppen Samtge-    wurde hergestellt.
                    meinde Wathlingen &      Den Jahresabschluss bildete das Gießen
                    Celle)
                                             der Betondecke und die Verfüllung ei-
Fledermäuse sind eine sehr alte Säuge-
tiergattung - über 50 Millionen Jahre
alt. In ihrer Morphologie, also Struktur
und Form, sind sie unverändert.

Das Winterquartier in Wietzenbruch
soll zur Verbesserung des Lebensraumes
für Fledermäuse und zur Stabilisierung
der vorhandenen Fledermauspopulatio-
nen beitragen. Die Projektphase in 2021
wurde von der Deutschen Postcode Lot-
terie unterstützt und wieder mit Hilfe
von Ehrenamtlichen durchgeführt.
Wegen        der     hohen     Covid-19-
Inzidenzwerte waren im Mai und Juni
keine gemeinsamen Einsätze möglich.          © Bernhard Mund, Martina Frank, Matthias
Es wurde aber weitere Erde aus dem           Frank
Tunnelabschnitt im Alleingang oder zu
zweit herausgebracht.
                                             nes Kraters, welcher durch in das Quar-
 Ab Juli und August war die Arbeit wie-
                                             tier nachrutschende Erde entstanden
 der in kleinen Gruppen von Ehrenamt-
                                             war, mit ca. 19 Kubikmeter Erde. Die
 lichen möglich, unter Einhaltung sämt-
                                             notwendige Aufstellung eines Bauzau-
 licher Covid-19-Rahmenbedingungen.
                                             nes zwecks Absicherung, lockte leider
 Die Steine für die nächsten Wände wur-
                                             auch viele ungebetene Gäste an. Der
 den geliefert und in den Tunnel ver-
                                             Zaun wurde mehrmals aufgebrochen

 16
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

                                           he Luftfeuchtigkeit ist wichtig, da die
                                           Fledermäuse bei trockener Luft zu viel
                                           Flüssigkeit verlieren.
                                           Im Rahmen der Verfüllung des Kraters
                                           nutzen wir die Gelegenheit zur Installa-
                                           tion eines Belüftungsrohres, zur Ver-
                                           besserung der klimatischen Bedingun-
                                           gen im Winterquartier.
© Bernhard Mund, Martina Frank, Matthias
Frank
                                           Im letzten Winter konnten bereits 4
und beschädigt.                            Tiere festgestellt werden, die dort ihre
                                           Schlafphase verbrachten.
Beim Bau spielen klimatische Bedin-
gungen wie Temperatur und Luftfeuch-       Wir sind sehr zufrieden mit den ge-
tigkeit eine große Rolle. Fledermäuse      meinsamen Zielen, welche wir in 2021
benötigen für ihr Winterquartier Tem-      erreicht haben und möchten uns noch-
peraturen zwischen 3° und 9° und eine      mal sehr herzlich bei allen Hel-
Luftfeuchtigkeit von 85-100%. Eine ho-     fern*innen bedanken.

                                           Für 2022 ist der weitere Ausbau des 3.
                                           und somit letzten Tunnelabschnitts
                                           geplant.

                                           Hierfür muss die Erde aus diesem Be-
                                           reich herausgebracht werden und etwa
                                           5,5 m Stützwand errichtet werden.
                                           Anschließend werden weitere Hangstei-
                                           ne für die Tiere angebracht und der
                                           Boden erhält zur besseren Feuchtig-
                                           keitsregulierung eine Sandauflage von
                                           8 – 10 cm.

© Bernhard Mund, Martina Frank, Matthias
Frank

                                                                                17
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

                     Was sich in der       chert werden musste. Als endlich so
                     Gruppe        SG      viel freigelegt war, dass eine Betonde-
                     Wathlingen            cke an dieser Stelle erstellt werden
                     e.V. so tut 2021      konnte, wurde ein weiteres Nachrut-
                                           schen der Erde gestoppt. Pünktlich,
                      Siegmar Flindt NABU-
                      Gruppe               wenn auch knapp vor der Wintersaison
                      Samtgemeinde         konnte auch dieser Arbeitsabschnitt
                      Wathlingen           beendet und der Trichter an der Ober-
                                           fläche wieder mit Erde verfüllt werden.
                      Bedingt durch die Einen ganz herzlichen Dank an alle
sehr unsichere Lage bei den Corona- Helfer*innen!
Ansteckungen haben wir schweren
                                           Die Thematik „Kalihaldenabdeckung in
Herzens auf unser traditionelles Kopf-
                                           Wathlingen“ wird von uns weiterhin
weidenschneiteln in diesem Jahr ver-
                                           sorgfältig beobachtet. Der Landkreis
zichtet. Eine Gefährdung der Helfer
                                           Celle als Untere Naturschutzbehörde
sollte in jedem Fall ausgeschlossen wer-
                                           hat sein „Wasserrechtliches Einverneh-
den.
                                           men“ verweigert.
Desgleichen und dem Anraten unseres
                                           Nun sollte auf Initiative des Wathlin-
Bundesverbandes folgend haben wir
                                           ger Bürgermeisters Harms durch ein
ebenfalls dieses Jahr auf eine Jahres-
                                           Mediationsverfahren eine Kompromiss-
hauptversammlung verzichtet. Das war
                                           lösung herbeigeführt werden. Der NA-
durch Ausnahmeregelungen in staatli-
                                           BU SG Wathlingen hat dem Mediator
chen Verordnungen zur Krise möglich.
                                           aber von Anfang an schriftlich erklärt,
In 2022 wird es daher in einem Treffen
                                           dass man so ein Verfahren aus ver-
die Versammlungen für 2021 und 2022
                                           schiedenen Gründen für nicht gangbar
geben. Eine Einladung erfolgt rechtzei-
                                           hält. Ein Treffen mit dem Mediator hat
tig durch Veröffentlichung im Wath-
                                           es entgegen anderslautenden Berichten
linger Boten.
                                           nie gegeben. Zum einen wird in unse-
Während des Sommers konnte unser ren Augen versucht, ein vom Gesetzge-
Fledermauswinterquartier im Neustäd- ber fest vorgeschriebenes Planfeststel-
ter Holz bei Celle weiter ausgebaut lungsverfahren auf Nebenwegen zu
werden. Allerdings hatten wir mit er- umgehen. Dann ist unser Landesver-
heblichen Schwierigkeiten zu kämp- band, der die Stellungnahme dazu ein-
fen. Große Mengen Erde rutschten von gereicht hat, ebenso wie andere wichti-
oben immer wieder nach. An der Ober- ge kritische Stimmen des Projektes
fläche entstand ein immer größerer (Wasserbehörde, Vertreter des Celler
Erdtrichter, der mit Bauzaun abgesi- Kreistages, Landesverband des BUND

 18
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

und andere) nicht eingeladen worden.
Auch wurden seitens der Verbände
keine Rechtsbeistände zugelassen,
während alle anderen mit diesen ver-
treten waren.
Damit dem NABU keine politische Be-
fürwortung des Mediationsverfahrens
ausgelegt wird, hat der Vorstand nach
Rücksprache mit dem Landesverband
eine Zusage kurzfristig wieder abge-
sagt. Wir vertreten weiterhin konse-
quent den Standpunkt in der Stellung-
nahme des NABU Niedersachen, die        Haus-Feldwespe—© W. Könecke
mit unserer Zusammenarbeit erstellt
                                      folgend konnten sich nur wenige Nes-
wurde. Dieses kann auf der Homepage
                                      ter entwickeln. Ähnlich sah es bei den
unter      NABU-KV-Celle.de/Gruppen/
                                      Wespen aus. Vermutlich aufgrund des
Wathlingen eingesehen werden.
                                      kalten Frühjahrs waren viele Königin-
Wider Erwarten war die Hornissen- nen nicht in der Lage für ausreichend
und Wespenberatung in diesem Som- Nachwuchs zu sorgen oder starben an
mer relativ entspannt. Anfangs flogen Entkräftung. Wie entspannt Wespen-
viele Hornissenköniginnen, aber nach- nester von Langkopfwespen sein kön-
                                                          nen, zeigte ein Volk
                                                          der Mittleren Wes-
                                                          pe     (Dolichovespula
                                                          media) an unserer
                                                          Haustür.      Obwohl
                                                          das Nest von Vögeln
                                                          attackiert     wurde,
                                                          blieben Angriffe auf
                                                          uns aus. Ebenso
                                                          entspannt sind Feld-
                                                          wespen und auch
                                                          Hornissen, solange
                                                          sie nicht am Nest
                                                          gestört werden.

Mittlere Wespe—© W. Könecke
                                                           Bedingt durch einen

                                                                              19
NABU-Gruppe Samtgemeinde Wathlingen

 Hornisse—© W. Könecke

Nachlass ist der NABU SG Wathlingen       entfernt. Die Arbeiten konnten bei gu-
zum Erbe eines Waldstücks geworden.       ter Laune und tollem Wetter dank vie-
Es handelt sich um ein etwa 1,7 ha gro-   ler Helfer schnell erledigt werden.
ßes Stück, welches sehr naturbelassen
                                          Wer Interesse an unseren Aktivitäten
ist. Wir werden es im Sinne der Ver-
                                          hat und uns bei den vielfältigen Aufga-
storbenen naturnah weiterentwickeln.
                                          ben in der Naturschutzarbeit oder bei
Am 30.Oktober 2021 trafen wir uns zu
                                          Projekten unterstützen möchte, kann
einem Arbeitseinsatz an unserem
                                          sich über unsere E-Mail Adresse: NABU-
Schutzgebiet in Paulmannshavekost.
                                          Wathlingen@damx.de anmelden und
Dort musste ein großer Baum entfernt
                                          wird in einen Mail-Verteiler über ge-
werden, der über einen Entwässerungs-
                                          plante Aktivitäten informiert. Auch auf
graben gefallen war. Zwei weitere abge-
                                          https://www.nabu-heide-wendland.de/
storbene Bäume wurden ebenfalls ge-
                                          termine/ können Sie sich über anste-
fällt, weil sie bei Sturm ebenfalls auf
                                          hende Termine informieren. Telefoni-
das Nachbargrundstück fallen würden.
                                          sche Kontaktmöglichkeiten finden Sie
Außerdem wurde entlang des Teichu-
                                          im Rundbrief.
fers aufkommender Baumaufwuchs

 20
NABU-Gruppe Winsen / Aller

                                        © NABU/CEWE/Thomas Hinsche
  Haiku zum Vogel des Jahres
          von Dagmar Westphal

      Keinen Blumentopf

bringt der Wiedehopf der Braut:

      Vielfalt statt Einfalt

                                                                     21
NABU-Gruppe Winsen / Aller

                             November-          Am 29. Oktober wurde in Meißendorf
                             tage 2021 in       zum     bereits   vorhandenen Mast-
                                                Storchennest in Breliendamm ein wei-
                             Meißendorf         teres auf dem Hof Lindhorst errichtet.
                             Dagmar Westphal,   Es handelt sich dabei um ein Dachrei-
                             Pressewartin
                                                ter-Storchennest (siehe Fotos).
                             NABU-Gruppe
                             Winsen/Aller
                                                Störche und Frösche haben längst ihr
                                                Winterquartier bezogen, doch die Kra-
                                                niche scheinen wenig Lust auf Spanien
                                                         zu haben und halten sich
                                                         noch am Meißendorfer „Meer“
                                                         auf. Auch im Bannetzer Moor
                                                         und im Thörener Bruch sind
                                                         sie oft auf meinen Radtouren
                                                         zu hören.

                                                        Der Igel im Garten verspürt in
                                                        den ersten Novembertagen
                                                        auch noch keinen Drang auf
                                                        Winterruhe. Solange keine
                                                        starken Nachtfröste drohen,
                                                        erscheint er pünktlich in der
                                                        Abenddämmerung,            um
© Dagmar Westphal
                                                        schmatzend sein Frühstück
                                                        einzunehmen, und lässt sich
                                                        weder von mir noch von der
                                                        Anwesenheit der Katze stören.
                                                        In friedlicher Koexistenz mit
                                                        ihr leben auch Rotkehlchen,
                                                        Rotschwänzchen und die gro-
                                                        ße Schar der Sperlinge, die im
                                                        Kirschbaumwipfel lärmt. Weil
                                                        ihnen „ihr täglich Korn“
                                                        durch mich sicher ist, müssen
                                                        sie die kurzen Tage nicht nur
                                                        zur knapper werdenden Nah-
                                                        rungssuche nutzen und haben
                                                        immer viel zu berichten.

© Dagmar Westphal                                       Rund um den Gartenteich
                                                        tanzt das Septemberkraut im

 22
NABU-Gruppe Winsen / Aller

noch lauen Wind zwischen hellblauen         Die Gartenarbeit ist abgeschlossen, nur
Herbstastern, besucht von unzähligen        ein paar Frühlingszwiebeln sind zum
Insekten, die mich in meine Decke           Osterfest noch zu verstecken und das
gehüllt in den Mittagsschlaf summen.        Laub von Kirschbaum und Ahorn mit
Der Lavendel, der sich selbst aussäte       der alten Harke unter die Hecke zu
und durch den Vorgarten bis zum             kehren, aber keineswegs einen Laub-
Parkplatz gewandert ist, treibt laufend     sauger einsetzen, um die winzigen
neue Blütenrispen, als würde der Som-       nützlichen Lebewesen zu schützen.
mer nicht enden. Ein Kind des Klima-        Alle verblühten Stauden werden bis
wandels ist er, das Kies liebt und sich     zum Frühjahr stehen bleiben und
mit Heidekraut und Nachtkerzen die          mich im Raureif erfreuen.
trockene Südseite des Grundstücks           Nur etwas Immergrün werde ich bei
teilt. Ich hoffe, im kommenden Juni         Neumond noch ernten, um mein Holz-
sein „Hummelblau“ sogar im nachbar-         haus weihnachtlich zu schmücken:
lichen Schottergarten zu entdecken.         Kiefernzweige, Efeu, getrocknete Hor-
                                            tensien und rotfruchtenden Ilex.
Wo mögen sie nun alle sein, die mich
den Sommer über erfreuten? Die Stare,       Es bleibt nichts mehr zu tun - viel-
die März für März in ihren alten Kas-       leicht noch etwas aufgehäufeltes Erd-
ten neben meinem Schlafzimmerfens-          reich des Maulwurfs im Eimer zu sam-
ter zurückkehren… und das Schwal-           meln für den Weg zwischen Pforte
benkind, das nach dem Absturz des           und Haustür gegen die Glätte an rar
Nestes als einziges von 3 Geschwistern      gewordenen eisigen Tagen. Nichts
in einem flugs vom NABU geholten            mehr zu tun, als täglich die Gartenvö-
Ersatznest überlebte und von seinen         gel zu versorgen, um den See zu wan-
Eltern gefüttert wurde, bis es flügge       dern, an einem hellen kalten Winter-
war.                                        tag die von Norden einreisenden Sing-
                                            schwäne als Gäste zu begrüßen und
Oder der große Wollschweber, der an         von dem Maimorgen zu träumen, an
einem warmen stillen Juniabend wie          dem ich nahe des Hüttensees am
ein Kolibri über den Federnelken            Waldsaum bei Bannetze dem Ruf des
schwebte… das grüne Heupferd, das           Pirols lauschen werde.
sich im Wintergarten hinter der Glas-
scheibe verirrte und nach seiner Be-
freiung in den Kirschbaum flog… die
zierliche schwarzrote Sandwespe, die
ihre Beute – eine fette Made doppelt so
groß wie sie selbst – in ihren unterirdi-
schen Bau zwischen den Pflasterstei-
nen bugsierte. Ich hoffe, sie alle im
nächsten Jahr wiederzusehen.

                                                                                  23
NABU-Regionalgeschäftsstelle Heide-Wendland

                         Neues aus            Beginn des vergangenen Jahres von der
                         der NABU-            Regionalgeschäftsstelle         Heide-
                                              Wendland betreut. Im Sommer konnte
                         Regionalge-
                                              hier Franziska Wulf aus Uelzen ihr
                         schäftsstelle        sechswöchiges Pflichtpraktikum absol-
                         Heide-               vieren und gestaltete unter anderem in
                         Wendland             dieser Zeit eine Broschüre über
                                Andrea Pohlen
                                              „Naturnahe Gärten“.
                            Leiterin der NABU-
                                          Seit September ist Lena Nölke als erste
                        Regionalgeschäftsstelle
                                          Bundesfreiwilligen Dienstleistende in
                              Heide-Wendland
Im vergangenen Jahr haben sich wieder der RGS und unterstützt mich bis März,
zahlreiche Menschen für die aktive Na- insbesondere im Bereich der Öffentlich-
turschutzarbeit interessiert, obwohl es keitsarbeit.
aufgrund von Corona noch immer we- Auch in Zukunft freue ich mich über
niger Aktionen als üblich gab. Auch die Menschen jeder Altersgruppe, die im
Anzahl der Mitglieder im Landkreis Rahmen eines BFDs oder eines Pflicht-
Celle ist gestiegen. So haben sich allei- praktikums den NABU kennenlernen
ne im Jahr 2021 fast 700 weitere Men- wollen.
schen dazu entschlossen, den NABU zu
                                          Uns allen wünsche ich ein schönes er-
unterstützen.
                                          lebnisreiches Jahr 2022.
Sie und euch alle möchte ich an dieser
Stelle ganz herzlich beim NABU will- Herzliche Grüße,
kommen heißen.
                                          Andrea Pohlen
Das Büro in der Schuhstraße wird seit andrea.pohlen@NABU-heide-wendland.de

                                                                       Anzeige

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NABU-Regionalgeschäftsstelle Heide-Wendland

                      Bundesfrei-          Gemeinsam mit der Gruppe Bergen
                      willigen             plane ich nun eine Aktion, bei der wir
                                           im Frühjahr 2022 gemeinsam mit einer
                      Dienst in der
                                           Gruppe von Kindern Nistkästen aus
                      Regionalge-          Holz bauen und zusätzlich einige wei-
                      schäftsstelle        tere aus Holzbeton in der Region auf-
                      Heide-               hängen wollen.
                      Wendland
                              Lena Nölke   Von der Öffentlichkeitsarbeit bis hin
                                           zur Umsetzung von eigenen kleinen
Nachdem ich im vergangenen Sommer
                                           Projekten umfasst meine Tätigkeit
in Springe mein Abitur gemacht habe,
                                           viele unterschiedliche Aufgabenberei-
hatte ich das Glück im September mei-
                                           che. Insgesamt gestaltet sich mein Bun-
nen Bundesfreiwilligen Dienst in der
                                           desfreiwilligen Dienst sehr abwechs-
Regionalgeschäftsstelle          Heide-
                                           lungsreich und ich freue mich darauf,
Wendland anfangen zu können. Dort
                                           die Regionalgeschäftsstelle noch bis
unterstütze ich seitdem Andrea Pohlen
                                           einschließlich März 2022 bei ihrer Ar-
bei ihrer Arbeit und lerne die Struktur
                                           beit unterstützen zu können.
und Projekte des NABU kennen.

Gleich zu Beginn meines Bundesfreiwil-
ligen Dienstes durfte ich die NABU
Gruppe Stadt Celle bei der Standarbeit                                          Anzeige
auf dem „BunThaer Herbstfest“ 2021
begleiten und lernte über die Zeit z.B.
bei solchen Aktionen oder Gruppentref-
fen immer wieder Ehrenamtliche aus
der Region kennen.
In den von Corona geprägten Winter-
monaten verbrachte ich meine Zeit da-
mit einen Flyer zum Thema “Wo nisten
Vögel?” zu erstellen, die Website der
Regionalgeschäftselle zu pflegen und
umzustrukturieren. Zudem sammelte
ich spannende Themen für kommende
Beiträge auf Instagram.

                                                                                    25
NABU-Gruppe Hambühren

                        Störche in          Absagen von Sponsorenanfragen und
                                            die Sorge war groß, wie die Sanierungs-
                        Oldau               summe zu stemmen sei. Letztendlich
                        beziehen            bekamen wir eine positive Nachricht
                                            von der Naturschutzstiftung Celler
                        neues Nest          Land, dass das Projekt förderwürdig sei
                        Christine Schäfer   und fast in letzter Minute wurde am
                        NABU-Gruppe         04.02.2021 der Bescheid über die Kos-
                        Hambühren
                                            tenübernahme für die Gerüstkosten in
                                            voller Höhe zugestellt. Die Freude dar-
                     In der letzten
                                            über war natürlich riesig groß. Doch
Februarwoche 2021 konnten endlich
                                            auch durch das Entgegenkommen der
die im Herbst 2020 begonnenen Sanie-
                                            Firmen Andreas Stumpf und Henry Le-
rungsarbeiten des Schornsteins für das
                                            verenz aus Hambühren, auf die Bezah-
Storchennest auf dem Grundstück der
                                            lung eines großen Teils ihrer Leistun-
Familie Hoek-Spohr in Oldau fortge-
                                            gen zu verzichten, konnte das Projekt
setzt werden. Der Sanierungstrupp
                                            letztendlich durchgeführt werden.
stand bereit, doch der außergewöhn-
lich heftige Wintereinbruch zwei Wo-        Gerd Papenburg beobachtete gespannt
chen zuvor ließ eine erhebliche Verzö-      den inzwischen gestarteten Winter-
                 gerung       erahnen.      rückzug der Störche. In den Vorjahren
                 Doch die „Mission          wurde die Ankunft der Oldauer Störche
                 Storchennest“ stand        Anfang März dokumentiert, aber ausge-
                 – wie schon im             rechnet in diesem Jahr erschien der
                 Herbst 2020 – wetter-      erste Storch schon am 24.02.2021. Er
                 mäßig unter einem
                 guten Stern. Völlig
                 überraschend kehrte
                 der Frühling ein und
                 die Einrüstung des
                 Schornsteins konnte
                 am 23.2.2021 begin-
                 nen.
In der Winterzeit war der NABU
Hambühren bemüht, die erforderlichen
finanziellen Mittel zu beschaffen, ohne
die die Sanierung nicht realisierbar ge-
wesen wäre. Zunächst starteten wir
über die Medien Spendenaufrufe, die         beobachtete sehr genau die Renovie-
recht erfolgreich verliefen. Die Sparkas-   rungsarbeiten an seiner neuen Bleibe.
se Celle signalisierte sofort die Bereit-   Maurermeister Andreas Stumpf und
schaft, die Kosten für das Storchennest     seine Helfer wurden so angespornt, die
zu übernehmen. Aber es kamen auch           Abriss- und Maurerarbeiten zügig

 26
NABU-Gruppe Hambühren

durchzuführen, was sie auch professio-      zen konnte. Damit wurde eine außerge-
nell innerhalb von zwei Tagen schaff-       wöhnliche Aktion mit Unterstützung
ten, trotz der mühseligen Aufgabe, die      der Öffentlichkeit erfolgreich beendet.
abgerissenen alten Steine sowie die         Darüber sind wir sehr stolz.
neuen Steine über das Gerüst bis zum
                                            Zu danken ist hier noch einmal aus-
Schornstein hoch- bzw. zum Teil her-
                                            drücklich: der Familie Hoek-Spohr für
unterzutragen.
                                            die Bereitschaft, das Oldauer Storchen-
Mittlerweile traf auch der zweite           nest zu erhalten, Naturschutzstiftung
Storch ein, beäugte interessiert die Bau-   Celler Land für die Übernahme der Ge-
arbeiten, versuchte sogar nach Feier-       rüstbaukosten (erfreulicherweise konn-
abend der Handwerker den neuen              ten noch später eingehende Spenden
(abgedeckten) Schornstein mit Nistma-       an die Stiftung zurückfließen), Firma
terial zu verschönern und verbrachte        Andreas Stumpf für die gesponserten
die Nacht dort.                             Maurerarbeiten und Firma Henry Leve-
                                            renz für die Gestellung des Steigers –
Am 1.3.2021 konnte endlich das von
                                            beide Firmen aus Hambühren -, der
der Ornithologischen Arbeitsgemein-
                                            Sparkasse Celle für die Kostenübernah-
schaft Barnbruch (OAB) gefertigte neue
                                            me des neuen Nests, allen Geldspen-
Nest mittels Kran auf den sanierten
                                            dern*innen, dem OAB für die zuverläs-
                                            sig und fachgerechte Lieferung des
                                            neuen Storchennests sowie unserem
                                            Storchenvater Gerd Papenburg als Pro-
                                            jektbetreuer.
                                            Herr Papenburg bedankte sich seiner-
                                            seits damit, einen Storch „Charlie“ zu
                                            taufen, in Anlehnung an die Fernsehse-
                                            rie aus den 70er Jahren „Drei Engel für
                                            Charlie“. Drei Engel benötigte auch das
                                            Oldauer Storchenprojekt in Person von
                                            Lisa Hoek als Eigentümerin und Für-
                                            sprecherin für den Nesterhalt, Angelika
                                            Addicks als 1. Vorsitzende des NABU
                                            Hambühren als Organisatorin der Nest-
Schornstein gehoben werden. Einige          abbauarbeiten und Christine Schäfer,
interessierte Bürger*innen, ein Fotograf    ebenfalls vom NABU Hambühren, der
der Celler Presse sowie alle aktiven Be-    die erfolgreiche Beschaffung der finan-
teiligten und Ehrenamtlichen waren          ziellen Mittel gelang, ohne die der Er-
erleichtert, als Gerd Papenburg die von     halt des Storchennestes sicher zum
der OAB fachkundig gebaute Nestkon-         Scheitern verurteilt gewesen wäre.
struktion mit dem Untergestell aus (Fotos © Gerhard Papenburg, Angelika Addicks
Metall exakt in den Schornstein einset- und Christine Schäfer)

                                                                               27
NABU-Gruppe Winsen / Aller

                         Unser     Stor-       Landschaftsbau, Jürgen Lindhorst, für
                         chennest auf          diese ungewöhnliche Aufgabe gewin-
                                               nen. Es wurden im Wesentlichen ein
                         dem Schorn-
                                               großer Kran und ein Hubsteiger zum
                         stein der Flei-       Einsatz gebracht. Das war ein spektaku-
                         scherei hat Zu-       lärer Anblick und wurde von vielen
                         kunft!                Schaulustigen beobachtet.

Es wurde für die Zukunft fit ge-
macht.
                              Rainer Wauer
                    NABU-Gruppe Winser/Aller

Unser Storchenbetreuer für den LK-
Celle, Gerhard Papenburg, hat die Not-
wendigkeit der Sanierung angeregt,
weil durch das mittlerweile massiv
angehäufte Nestmaterial die Wasser-
durchlässigkeit nicht mehr gegeben ist.
In einigen anderen Neststandorten
wurden dadurch aufgrund Pilzbefall
bei    nassen    Wetterperioden    die
Jungstörche befallen und verstarben.
Dieser Gefahr wurde nun auch hier bei
uns in Winsen mit der Sanierung ent-
                                                                    © Gerhard Papenburg
gegen gewirkt.

Nachdem glücklicherweise sowohl der            Es war geplant, 2/3 des Nestaufbaues
Gebäudeeigentümer, Herr Zimmer-                bis zur markierten roten Linie mit dem
mann, und auch der Bürgermeister un-           Kran abzuheben.
serer Gemeinde diese Notwendigkeit
mit viel Verständnis unterstützt haben,        Dazu wurden zwei kräftige Metallstan-
konnten wir gemeinsam mit dem Stor-            gen vom Hubsteiger aus durch das
chenbetreuer die Planung beginnen.             Nestmaterial geschoben.

Für diese Maßnahme wurde schweres Mit Schlaufen an beiden Seiten wurde
Gerät und Fachkenntnis benötigt. So mit dem Kran die schwere Last zu Bo-
konnten wir die Firma Garten- und den gebracht.

 28
NABU-Gruppe Winsen / Aller

                       © Rainer Wauer                              © Rainer Wauer

Es wurde besonders darauf geachtet,      rei Zimmermann hat ohne Bedenken
dass keine schweren Teile auf das        den Arbeiten zugestimmt; die Firmen
Dach der darunter liegenden Gebäude-     Lindhorst und von der Kammer haben
dächer fallen konnten. Trotzdem sind     saubere Arbeit geleistet.
einige Nestteile abgefallen und haben
                                         Unsere Störche haben so wieder eine
zum Glück nur ca. 10 Dachpfannen
                                         langjährige Zukunft bekommen und
zerstört, die aber unverzüglich durch
                                         wir Naturschützer, die Einwohner von
die Kranfirma erneuert wurden.
                                         Winsen sowie die vielen Urlaubsgäste
                                         und Besucher werden weiterhin viel
                                         Freude bei den Beobachtungen haben.

                                         Auch auf die Kamera im Rathaus, die
                                         in den Frühlings- und Sommermona-
                                         ten von dem Storchennest wunderbare
                                         Livebilder auf der Internetseite der
                                         Gemeinde zeigt, soll hier noch hinge-
                                         wiesen werden.
                        © Rainer Wauer

Es war aber insgesamt eine schwierige
Aufgabe, die aber die zwei Fachfirmen
bestens gemeistert haben.

Wir möchten uns hier noch einmal für
die große Unterstützung bedanken:
Die Gemeinde Winsen hat die gesam-
ten Kosten übernommen; die Fleische-

                                                                               29
Bericht vom Weißstorchbetreuer

                   Bericht des Weiß-       Auch 2021 erhöhte sich die Anzahl der
                                           Brutpaare. Mit 26 Paaren wurde die
                   storchbetreuers         Anzahl aus dem Jahr 1967 erreicht.
                   Gerhard Papen-          Schaut man auf das Diagramm, ist ein
                   burg 2021 für den       starker Anstieg in den letzten Jahren
                                           zu sehen. Woran liegt das?
                   Landkreis Celle         Viele westziehende Störche fliegen
                                           nicht mehr bis Afrika, sondern über-
                                           wintern in Spanien, Portugal oder
Saisonverlauf                              Frankreich und entgehen dadurch vie-
                                           len Gefahren der längeren Zugstrecken.
      Anstieg bei der Anzahl der Brut-    Einige bleiben sogar in Deutschland,
       paare von 23 (2020) auf 26 (2021)   und so waren in Büttelborn zeitweise
      Anzahl der ausgeflogenen            ca. 300 Störche zu sehen.
       Jungstörche: 37                     Die wachsende Anzahl der Brutpaare
      Frühe Ankunft von 13 Störchen       wird dadurch unterstützt, dass neue
       in KW 07                            Nisthilfen aufgebaut werden. So wurde
      Hohe Anzahl an Brutabbrüchen        in diesem Jahr im Tierpark Müden/
       mit verschiedenen Ursachen          Örtze mit Hilfe der SVO Celle, die den
      Fehlgeprägter Schwarzstorch         Masten zur Verfügung stellte, ein neu-
       stört Brutgeschehen                 er Standort geschaffen.
      Übernahme einer Storchenpaten-
       schaft durch die SVO Celle
      Erneuerung vom Nestunterbau /
       Schornstein in Oldau

Weiterer Anstieg an Brutpaaren

 30
Bericht vom Weißstorchbetreuer

Rückkehr der Brutstörche aus dem Besetzung der Nester
Winterquartier
                                            Von den besetzten Nestern des Vorjahres
Auf Grund des winterlichen Wetters in       blieb nur das Nest in Wienhausen unbe-
den ersten Wochen des Jahres kam es         setzt. Waren die Brutstörche in den letz-
anscheinend zu einem Zugstau. Wahr-         ten 5 Jahren spätestens am 26.03 auf
scheinlich waren die in Spanien über-       dem Nest, blieb es in diesem Jahr leer. Da
winternden Störche bis in den Süden         beide Altstörche unberingt waren, kann
Frankreichs gekommen, wo die Anzahl         ich nicht sagen, ob sie auf dem Zug um-
der Störche rapide zunahm. Das mach-        gekommen waren, oder ob sie sich ein
te sich bei uns dadurch bemerkbar,          anderes Nest gesucht haben. Lange Zeit
dass sich im Kreis Celle in der 7. Kalen-   war unklar, warum das Nest in Wien-
derwoche schlagartig 13 Altstörche auf      hausen unbesetzt blieb. Einige Male wur-
ihren Stammnestern einfanden. Als           de beobachtet, dass sich tagsüber ein
erster Storch war es in diesem Jahr der     Storch auf dem Nest befand, dieser aber
Bockelskamper Storch mit der Ringnr.        nur kurz blieb. Dann wurde ein brüten-
DER AV762.                                  des Uhupaar in einer Fensternische des
Bereits am Ende der KW 07 waren die         Kirchenschiffes gesichtet. Die Anwesen-
Brutpaare in Großmoor, Altencelle,          heit dieser beeindruckenden Beutegreifer
Ahnsbeck und Winsen/Schornstein             kann durchaus dazu geführt haben, dass
schon komplett. Ende der KW 08 wa-          in direkter Nähe kein Storch das Brutge-
ren dann auch die Brutpaare in Nien-        schehen aufnehmen wollte.
hagen, Wolthausen, Hohne und Horn-          Dafür wurde dieses Jahr aber das Nest in
bostel komplett. Somit waren inner-         Offensen besetzt. Über Jahre hatte das
halb von zwei Wochen mehr als 1/3           Wienhausener Storchenpaar dort keine
der Brutstörche eingetroffen.               anderen Störche geduldet, aber nun wur-
                                            de dort gebrütet.

                                                                                    31
Bericht vom Weißstorchbetreuer

Zum ersten Mal wurde auf dem Nest           antwortlich. Aber auch bei späteren
Bannetze Holzweg gebrütet. Die Nah-         Ausfällen wurde der Pilz bei Untersu-
rungssituation ließ es zu, dass sich zwei   chungen festgestellt. Betroffen waren
Brutpaare im Abstand von ca. 350m           ein Junges aus Oldau (22 Tage) und ein
ansiedelten.                                Junges aus dem Nest Langlingen Myli-
Ein weiteres Nest das in diesem Jahr        us (17 Tage).
belegt wurde, ist das in Wieckenberg.       In Altencelle Burg wurde das Gelege
Dort ließ sich ein Paar nieder, aber es     durch einen Storchenkampf zerstört.
kam zu keiner Brut. Wahrscheinlich          Am 21.04. wurde vom Nestbeobachter
war zumindest einer der beiden noch         vor Ort der Kampf gemeldet. Weitere
nicht brutreif.                             Kämpfe gab es an den beiden Folgeta-

                                                                 © Gerhard Papenburg

                                            gen und endeten mit der Zerstörung
Brutabrüche auf Grund verschiede- des kompletten Geleges.
ner Ursachen                      Stedden. Nach einem Storchenkampf,
                                            der von Anwohnern beobachtet wurde
Von den 26 eingetroffenen Brutpaaren        und der über Stunden ging, war das
nahmen 24 Paare das Brutgeschehen           Junge tot, und die Brutstörche verlie-
auf.                                        ßen das Nest tagsüber.
Auf den Nestern in Altencelle,              Aus Bannetze kam, nachdem bereits
Hambühren und Bleckmar verstarb die         Junge gefüttert worden waren, am
komplette Brut innerhalb der ersten 8-      23.06. die Nachricht, dass sich im Nest
10 Tage. Hierfür war eine Schimmelpil-      nichts mehr bewege. Schlechte Wetter-
zerkrankung        der      Atemwege        bedingungen und Nahrungsmangel
(Aspergillose oder Mukormykose) ver-        kann man weitgehend ausschließen.

 32
Bericht vom Weißstorchbetreuer

Die Ursache ist als unbekannt einzustu-   mit einem Weißstorch auf dem Nest.
fen.                                      Dass es sich immer um den selben
In Meißendorf Breliendamm war am          Storch handelte, ist sicher. Zu identifi-
28.03. das Paar komplett. Anfang Mai      zieren war er durch ein im Flug herab-
wurde in der Nähe des Nestes auf einem    hängendes Bein. In Oldau, wo er sein
Feld ein sitzender Storch beobachtet,     Unwesen den ganzen Tag über trieb,
was ungewöhnlich ist. Beim Näherkom-      gelangen ein paar Fotos von ihm. Nach
men erhob er sich und flog weg. Einige    Rücksprache mit Bärbel Rogoschick
Tage später war dann nur noch ein         und Achim Neumann vom Arten-
Storch auf dem Nest zu sehen. Hatte       schutzzentrum Leiferde ist davon aus-
der Storch auf dem Feld Legenot und       zugehen, dass sein Bein verletzt war
war daran verstorben? Das werden wir      und in falscher Position wieder ausge-
nicht erfahren. Später dann gesellte      heilt ist. Dass der Storch dadurch Prob-
sich ein zweijähriger Storch zu unse-     leme hat, sah man bei der Landung auf
rem Unberingten. Zur Brut kam es aber     dem Dachfirst und wenn er ein paar
nicht.                                    Schritte ging.
Der Starkregen am 30.6. und 09.07.
brachte für einige Junge den
Tod. Die Jungen in Winsen JHH
und Offensen verstarben in den
Folgetagen. Sie waren vom Al-
ter her so groß, dass sie von den
Altvögeln nicht mehr ausrei-
chend geschützt werden konn-
ten, aber noch so jung, dass ihr
eigenes Gefieder Kälte und Näs-
se nicht ausreichend abweisen
konnte.

Probleme im Brutgebiet

Die erste Meldung kam aus © Gerhard Papenburg
Hambühren:      ein    Schwarz-
storch würde das Nest angreifen. Im
ersten Moment denkt man, das kann Das Ergebnis
nicht sein. Aber tatsächlich störte hier
ein Schwarzstorch das Brutgeschehen, Insgesamt sind 37 Jungstörche in den
und es sollte nicht der einzige Angriff Nestern groß geworden. Dies ist das
bleiben. Später kamen gleiche Meldun- zweitbeste Ergebnis seit 1965.
gen aus Wolthausen, Winsen Schorn- Je vier Junge wurden in Hohne und
stein und Oldau. In Meißendorf stand Wathlingen groß. Drei Junge wuchsen
der Schwarzstorch sogar zusammen in Nienhagen und Langlingen Schleuse

                                                                                  33
Bericht vom Weißstorchbetreuer

auf. Zehn Mal wurden zwei Junge           war er Brutstorch im ca. 175 km von
groß, und zwar in den Nestern Ahns-       seinem        Schlupfort      entfernten
beck, Altencelle Burg, Bannetze Holz-     Rühstedt, und es konnten zwei Junge
weg, Celle Stadt, Großmoor, Hornbos-      das Nest verlassen. Auch 2005 war er in
tel, Jeversen, Langlingen Mylius, Oldau   Rühstedt.
und Winsen Schornstein. Je ein Junges     Ab 2006 begann seine Zeit in Nienha-
wurde in Adelheidsdorf, Bockelskamp       gen. 2006 zog er gleich drei Junge groß.
und Wolthausen groß.                      In den Jahren zwischen 2006 und 2021
Erfreulich ist zu vermelden, dass in      wurden 26 Jungstörche von ihm groß.
2021 bisher kein Storch zu Schaden        Seit 2016 ist zum Beispiel seine Tochter
kam. Und das, obwohl z.B. die beiden      DEW 7X849 (geschlüpft 2011) Brutvo-
Hornbosteler Jungstörche die Umge-        gel in Vallstedt. Wo er überwintert ist
bung zu Fuß erkundeten und sich die       nicht bekannt, aber ich hoffe, dass er
Autos ansahen.                            2022 wieder auf dem Nest stehen wird.

DEW T 201 – der älteste Storch im         Was war in dieser Storchensaison
Landkreis Celle                           besonders?

Geschlüpft im Tierpark Eekholt in         Für mich war es die Renovierung des
Schleswig-Holstein und am 22.06.2000      Neststandortes in Oldau. Es war eine
beringt. Seine Eltern waren Gehege-       besondere Zusammenarbeit mit Lisa
störche, das heißt, sie wurden z.B. auf   Hoek, der Besitzerin des Standortes,
Grund von Verletzungen im Wildpark        Angelika Addicks und Christine Schä-
eingeliefert und konnten diese Pflege-    fer und natürlich noch vielen weiteren
station nicht mehr verlassen. https://    Helfern und Unterstützern.
www.stoerche.de/station-eekholt/          Am 22.10.2020 wurden in 3,5 Std
2002 wurde er in Werben / Sachsen-        „Handarbeit“ das alte Nistmaterial ent-
Anhalt als Nichtbrüter gesichtet. 2004    fernt und das Nestgestell abgebaut. Mit
                                 © Gerhard Papenburg
                                                     Hilfe der „Ornithologischen
                                                     Arbeitsgemeinschaft Barn-
                                                     bruch“ und dem Hubsteiger
                                                     der    Fa.   Leverenz    aus
                                                     Hambühren war das kein
                                                     Problem.
                                                     Dann ging es an die Sanie-
                                                     rung des Schornsteins. Das
                                                     Mauerwerk wurde bis zu
                                                     einem gewissen Punkt ent-
                                                     fernt und anschließend neu
                                                     aufgemauert. Und wie es
                                                     manchmal so ist, verzöger-
                                                     ten sich die Arbeiten durch

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