Naturnaher Tourismus Gefahren und Chancen für die Natur - Ein Argumentations und Positionspapier vom WWF Graubünden im Auftrag des WWF Schweiz
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Naturnaher Tourismus Gefahren und Chancen für die Natur Ein Argumentations‐ und Positionspapier vom WWF Graubünden im Auftrag des WWF Schweiz _______________________________________________________________________________________ Maurizio Veneziani, Chur, April 2006
Vorwort: Der vorliegende Bericht ist das Resultat einer Literaturforschung und der Sammlung von mündlichen Mitteilungen. Die nachgeschlagenen Werke sind entweder in den Fussnoten oder im Literaturverzeichnis angegeben. Ein grosser Dank geht an Andreas Weissen, ehemaliger Leiter der Abteilung Alpen beim WWF-Schweiz, der viele Daten vorbereitet und für diese Arbeit zur Verfügung gestellt hat. M. Veneziani, April 2006 2
Inhaltsverzeichnis Seite 1. Was ist „Ökotourismus“ bzw. „Naturnaher Tourismus“ 1.1 Definition vom Ökotourismus 5 1.2 Ökotourismus und Nachhaltigkeit 5 1.3 Der Begriff „Naturnaher Tourismus“ 7 1.4 Der Ökotourist, oder: Wie verhalte ich mich in meinem Urlaub? 8 2. Freizeitaktivitäten in der Natur: Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt 2.1 Natur und Landschaft 10 2.2 Die Freizeitaktivitäten 11 2.3 Mögliche Auswirkungen der Freizeitaktivitäten und deren Infrastrukturen auf die Alpentiere 11 2.4 Mögliche Auswirkungen der Freizeitaktivitäten und deren Infrastrukturen auf die Alpenflora 12 3. Ökolabels 3.1 Allgemeines 13 3.2 Ökolabels in der Schweiz 13 3.2.1 Allgemeines 13 3.2.2 Labels für die Hotellerie 14 3.3 Ein Label für die naturnahen Orte? Der Standpunkt des WWF-GR 15 4. Der „Phantom-naturnahe-Tourist“ in der Schweiz 21 5. Naturnaher Tourismus 21 5.1 Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie „Naturnaher Tourismus in der Schweiz: Angebot, Nachfrage und Erfolgsfaktoren – Juni 02 21 5.1.1 Das Produkt Naturtourismus 22 5.1.2 Wirtschaftliche Effekte und Potentiale 22 5.1.3 Entspricht das naturnahe Angebot der Nachfrage? 23 5.1.4 Handlungsbedarf hinsichtlich Strukturen, Marketing und Kommunikation 23 5.2 Naturnaher Tourismus in Österreich 23 5.3 Naturnaher Tourismus in Italien 25 6. Ökotourismus und Wertschöpfung 6.1 Die Definition der Wertschöpfung 26 6.2 Daten aus der Forschung 27 7. Tourismuspolitik in der CH 7.1 Alpenkonvention 27 7.2 Neue Regionalpolitik 28 7.3 Alpentourismus in der Schweiz: Situation und Trends 30 8. Erlebnisinszenierung: Was ist damit überhaupt gemeint? 31 3
9. Positive Erfahrungen in der Schweiz und im Ausland (Best practices) 9.1 Allgemeines 32 9.2 Best practices auf Nationale Ebene 33 9.2.1 Schweiz pur 33 9.2.2 Veloland Schweiz 33 9.3 Best practices auf kantonaler bzw. regionaler Ebene 34 9.3.1 Graubünden Ferien: Klein und fein 34 9.3.2 Via Spluga (CH und IT) 35 9.3.3 Alpmobility (AT) 36 9.3.4 Nationalpark Wandertour (CH) 37 9.3.5 Rendena Rinder, Trentino (IT) 37 9.3.6 Stärkung regionaler Wirtschaftsläufe im Nationalpark Stilfserjoch (IT) 37 9.4 Best practices auf betrieblicher Ebene 38 10. Naturparks und Tourismus 10.1 Schweizer Nationalpark 39 10.2 Naturparks in Italien: Beispiel Nationalpark in den Abruzzen 40 10.3 Biosphärenreservat Entlebuch 42 10.4 Naturpark Pfyn-Fingers (Wallis) 42 10.5 Biosphärenreservat Grosses Valsertal (AT) 43 10.6 Regionaler Naturpark „Massiv des Banges“, Rhône Alpes (FR) 44 11. Grossraubtiere und Tourismus 11.1 Mögliche Vorteile und Potentiale 45 11.2 Carphatian Large Carnivores Projekt (RO) 46 11.3 Bialowieza Nationalpark (Polen) 46 11.4 Nationalpark in den Abruzzen (IT) 46 12. Projekte in den WWF-Sektionen 47 13. Phänomen Tourismus und Ökotourismus: einige Zahlen 48 14. Literaturverzeichnis 50 15. Web-Site Adressen (Organisationen Naturtourismus) 51 ANHANG: 1 Der Einfluss der Aktivitäten zu Land - und zu Wasser und ihr Einfluss auf die Tiere 55 2 Freizeitaktivitäten und Wild: Folgen für den Wald 60 3 Detaillierte Beschreibung der Auswirkungen der Freizeitaktivitäten auf Flora und Fauna 65 4 Ausgrenzen oder einladen? Besucherlenkung im Wald 71 5 Das Tourismusprotokoll der Alpenkonvention von 1998 73 6 Labelvergleich der Beherbergungsbetriebe in der Schweiz (PP-Präsentation) 4
1 – Was ist „Ökotourismus“ bzw. „Naturnaher Tourismus“ 1.1 Definition des Ökotourismus Was ist Ökotourismus eigentlich? Es gibt noch keine international anerkannte Definition, an welcher das Ökotourismusmodell in der Praxis gemessen werden könnte. Ökotourismus ist nur eine vage definierte Tourismusform. Sanfter, grüner, alternativer, nachhaltiger, umweltverträglicher, stiller, intelligenter, integrativer Tourismus, Ökotourismus: Der Markt ist übersättigt mit solchen Begriffen. Was eigentlich dahintersteckt, bleibt oft ein Rätsel und ist für manche nicht fassbar. Es wurden diverse Versuche unternommen, den Begriff Ökotourismus zu definieren oder ihn zumindest zu beschreiben und Merkmale zu finden. a - Ecotourism is responsible travel to natural areas that conserves the environment and sustains the well being of local people. (International Ecotourism Society, 1991) b - Ecotourism is environmentally responsible travel and visitation to relatively undisturbed natural areas, in order to enjoy and appreciate nature (and any accompanying cultural features – both past and present) that promotes conservation, has low negative visitor impact, and provides for beneficially active socio-economic involvement of local populations. (World Conservation Union, 1996) c - Ecotourism is ecologically sustainable tourism with a primary focus on experiencing natural areas that fosters environmental and cultural understanding, appreciation and conservation. (Ecotourism Association of Australia EAA) d - Ökotourismus ist schonendes Reisen in natürliche Gebiete, mit dem Ziel, die natürlichen Schönheiten zu geniessen, zu bewundern und zu studieren, genauso, wie die dort vorkommenden kulturellen Zeugnisse der Gegenwart und der Vergangenheit. Dies geschieht in einer Form, die der Erhaltung dient, die ausserdem wenig kulturelle und Umweltauswirkungen hat und darüber hinaus eine aktive Beteiligung sowie sozioökonomische Verbesserungen für die lokale Bevölkerung darstellt. (Gustedt, E., 1997: Ökotourismus – die Zauberformel für Entwicklungsprozesse in Entwicklungsländern? Im Tourismus Journal Heft 1.) e - Ökotourismus ist eine Form verantwortungsbewussten Reisens in naturnahe Gebiete, die negative Umweltauswirkungen und soziokulturelle Veränderungen zu minimieren versucht, zur Finanzierung von Schutzgebieten beiträgt und Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung schafft. (WTO und UNEP Publications on Ecotourism and related issues: International Year of Ecotourism 2002) f - Ökotourismus ist ein verantwortungsbewusster Aufenthalt in der Natur und in naturnahen Gebieten oder in städtischen Räumen, dessen Organisation und Realisierung sich aus den regionalen Bedürfnissen über die Mitbestimmung der Beteiligten heraus entwickelt und dabei die Umwelt, die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten achtet sowie sie nachhaltig schützt, fördert und finanziert. (Katharina Frith und Margrit Leuthold, Institut für Integrativen Tourismus und Freizeitforschung, 2001) Aus diesen Definitionen kann man aber folgende Merkmale festlegen, die den Ökotourismus charakterisieren: Lokale Bevölkerung - Die lokale Bevölkerung wird als vollständig informierter, gleichberechtigter, effektiver und aktiver Teilnehmer in der Entwicklung der Tourismusaktivitäten ihrer Gemeinden und Gebiete anerkannt. - Die einheimische Bevölkerung und die Gemeinden habe das Recht „nein“ zur Entwicklung des Tourismus zu sagen. 5
- Prozesse für indigene Völker und lokale Gemeinden werden unterstützt, um ihre Ressourcen zu kontrollieren und zu bewahren. - Die einheimische Kultur wird gepflegt. - Die lokale Bevölkerung profitiert finanziell vom Ökotourismus. Er bringt Verdienstmöglichkeiten, im Speziellen für die Landwirtschaft. Natur - Im Vordergrund steht die Natur, deren Beobachtung und Wertschätzung. - Ökotourismus wird in relativ ungestörten, gut erhaltenen Naturgebieten praktiziert. - Belastungen für die natürliche und soziokulturelle Umwelt werden vermindert. - Der Schutz der Natur (Biodiversität) wird unterstützt durch: den erzeugten wirtschaftlichen Profit für lokale Unternehmen, Organisationen etc. welche Naturschutz als Ziel haben (beispielsweise durch die Finanzierung von Schutzgebieten), das Ermöglichen alternativer Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung, die Sensibilisierung für den Schutz der Natur und Kultur bei den Einheimischen und auch bei den Touristen, den kleinstmöglichen Verbrauch von nicht erneuerbaren Ressourcen als Voraussetzung. Kultur - Eine weitere wichtige Motivation für Ökotourismus ist die Besichtigung von Kulturgütern und das Kennenlernen der einheimischen Kultur. Lerneffekt - Ein wichtiges Element ist die Bildung, der Lerneffekt durch die Reise. Verantwortungsbewusstsein - Verantwortungsbewusstes Handeln der Touristen und der Tourismusindustrie wird vorausgesetzt. Organisation - Oft werden Reisen von kleinen, lokalen Veranstaltern für Einzeltouristen oder kleine Gruppen organisiert. Aber auch externe Veranstalter verschiedener Grösse organisieren, vermarkten und leiten Ökoreisen für meist kleinere Gruppen (bis zu ungefähr 25 Personen). Übernachtet wird meist in kleineren Hotels unter 100 Betten. Organisiert werden solche Reisen von kleineren bis mittelgrossen Unternehmen. Die Reisen führen in Naturgebiete. Wichtig dabei ist das Vermitteln von Informationen zur Natur und Kultur der Region, dies geschieht vorwiegend durch einheimische Spezialisten und ReiseleiterInnen. 1.2 Ökotourismus und Nachhaltigkeit Welches ist der Unterschied zwischen nachhaltigem Tourismus und Ökotourismus? Der Begriff Ökotourismus verweist auf ein Segment im Tourismussektor, während das Prinzip der Nachhaltigkeit auf alle Tourismusformen und -aktivitäten angewendet werden kann. Ökotourismus ist eine Form von nachhaltigem Tourismus (Naturtourismus mit landwirtschaftlichen und kulturellen Elementen). 6
Anschaulicher erklärt: Ich verbringe meine Ferien in einem nahe gelegenen Naturpark. Selbstverständlich benutze ich die öffentlichen Verkehrsmittel. Ich übernachte in einem kleinen, umweltfreundlichen Hotel und unternehme täglich Wanderungen mit einem lokalen Exkursionsleiter. Ich kenne die Regeln, die es in einem Naturpark einzuhalten gilt und unterstütze sie. Das Beobachten der Natur begeistert mich und ich schätze den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Diese Art von Urlaub kann als Ökotourismus bezeichnet werden. Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist hier wichtig. Städtereisen sind interessant und bieten viele Möglichkeiten der Unterhaltung. Deshalb entschliesse ich mich, meinen Urlaub, in der nur wenige Zugstunden entfernten Stadt x zu verbringen. Ich besichtige unzählige Museen, wunderschöne Gebäude, Aussichtspunkte etc. Erschöpft von den langen Fussmärschen des Tages, geniesse ich am Abend im Restaurant die regionalen Spezialitäten. Hier handelt es sich zwar um eine nachhaltige Form des Tourismus (Städtetourismus), jedoch nicht um Ökotourismus, da die Natur kein wesentliches Element der Reise darstellt. Ökotourismus versucht, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Es ist aber wichtig klarzustellen, dass alle Tourismusformen die Nachhaltigkeit als Ziel haben sollten. Quellen: - Internet: www.unepie.org - UNEP Manual for the International Year of Ecotourism IYE 2002 - Integra, Zeitschrift des Instituts für Integrativen Tourismus und Freizeitforschung, 2/01, 2002 Internationales Jahr des Ökotourismus & der Berge 1.3 Der Begriff „Naturnaher Tourismus“ (Siegrist D. 2002). Die World Tourism Organisation (WTO) hat im Hinblick auf 2002 das UNO-Jahr des Ökotourismus, den Ökotourismus wie folgt definiert; „Ökotourismus ist eine Tourismusform, in der das Hauptmotiv des Touristen, in der Beobachtung und im Genuss der Natur sowie den vorherrschenden traditionellen Kulturen in den Naturregionen besteht“. Die WTO-Definition enthält auch Aussagen über den Bildungscharakter, die Reisegruppengrösse und die Art der Veranstalter, über die Minimierung von negativen Auswirkungen auf die natürliche und soziokulturelle Umwelt sowie über die positiven Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte des Ökotourismus. Eine Übertragung des Ökotourismus-Konzeptes auf die Alpen stösst jedoch an historische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Grenzen. In unseren westlichen Ländern, in welchen die Entwicklung des Tourismus direkt mit der Industrialisierung verknüpft ist, bestehen andere Voraussetzungen als in den wichtigsten Zielgebieten des Ökotourismus. In der Schweiz besitzt der Tourismus eine breite soziokulturelle Verankerung und ist von grosser regionalwirtschaftlicher Bedeutung1. Ein weiterer gewichtiger Unterschied zum Ökotourismus ist, dass sich Tourismus in der Schweiz nicht schwerpunktmässig auf Schutzgebiete oder auf andere speziell ausgewiesene sensible Naturräume bezieht, sondern sich vielmehr am gesamten natürlichen, landschaftlichen und kulturellen Reichtum der Natur- und Kulturlandschaften orientiert. Im Bezug auf den weltweiten Ökotourismus ist die Schweiz demgegenüber ein Quellgebiet. Ökotouristische Wertschöpfung wird hier vor allem durch den Outgoing-Tourismus erzeugt und weniger mit dem Binnentourismus. Aus diesen Gründen ist, nach Meinung der Autoren des Berichtes „Naturnaher Tourismus in der Schweiz – Angebot, Nachfrage und Erfolgsfaktoren“ (Forschungsstelle für Freizeit, Tourismus und Landschaft, Hochschule für Technik Rapperswil und 1 Mehr dazu im Cipra-Bericht „Vom Ökotourismus zum nachhaltigen Tourismus in den Alpen“ von Dr. Christian Baumgartner (Institut für Integrativen Tourismus & Freizeitforschung), abrufbar unter www.alpmedia.net/pdf/Hintergrundbericht_Oekotourismus_D.pdf 7
Abteilung Sozialpsychologie Universität Zürich, Juni 2002), wenig sinnvoll die Übertragung des Begriffes „Ökotourismus„ auf den Schweizer Binnentourismus. In dem erwähnten Bericht ist eben von „naturnahen Tourismus“ die Rede. In Erweiterung der erwähnten WTO-Definition wird die in Österreich entwickelte Definition gebraucht: „Ökotourismus bzw. naturnaher Tourismus ist ein verantwortungsbewusster Aufenthalt in Natur- und naturnahen Gebieten, dessen Organisation und Realisierung sich aus den regionalen Bedürfnissen über die Mitbestimmung der Beteiligten heraus entwickelt und dabei die Umwelt, die die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten achtet sowie sie nachhaltig schütz, fördert und finanziert.“ Kurz gefasst „Naturnaher Tourismus schont die Natur und fördert die lokale Kultur und Wirtschaft des Ferienortes“ (Leuthold M., 2001). 1.4 Der Ökotourist oder: Wie verhalte ich mich in meinem Urlaub? Setzen wir uns näher mit dem Begriff Ökotourismus auseinander, wird bald einmal klar: Ökotourismus ist nur möglich, wenn sich die Touristen auch an bestimmte Regeln halten. Ohne Ökotourist kein Ökotourismus! Ein Ökotourist muss sich so verhalten, dass alle Merkmale des Ökotourismus erfüllt werden können. Was bedeutet dies aber nun konkret? Wie muss ich mich als Ökotourist in meinem Urlaub verhalten? Prinzip Es geht um einen sanften Umgang mit sich selbst, dem Anderen und den natürlichen Ressourcen. Anregungen und Grundsätze Vorbereitung - Das Lernen beginnt schon bei der bewussten Vorbereitung. - Je mehr ich über mein Reiseziel weiss, desto mehr werde ich sehen und entdecken. - Ich beschäftige mich bereits vor den Ferien mit dem Besuchsland und bereite mich auf meine Reise vor (Naturführer etc.). - Bei der Planung meiner Reise informiere ich mich über Ökologie, Geschichte, Religion, Sitten und Bräuche, Sozialleben, wirtschaftliche, soziale und politische Situation, Klima etc. meines Gastlandes. Lerneffekt - Ich freue mich darauf, Neues lernen zu dürfen. - Ich entwickle meine Lernfähigkeit und Sensibilität. - Ich mache mir nach dem Urlaub Gedanken über gewonnene Erfahrungen und berücksichtige sie bei der nächsten Reise. Sensibilität Langsamkeit - Ich nehme mir viel Zeit. - Ich profitiere am meisten, wenn ich nur kleine Regionen bereise und nicht ganze Länder abhake. Interesse und Bewusstsein - Ich bin interessiert, aber nicht aufdringlich - Ich trete als zurückhaltender Gast auf. - Ich beobachte viel und urteile langsam. - Ich bin ein bewusster Tourist/Touristin. Respekt - Ich bin mir bewusst, dass mein Erholungsraum für die Einheimischen Lebensraum ist. 8
- Ich bin offen, tolerant und verhalte mich takt‐ und respektvoll. - Ich akzeptiere das Anderssein und erwarte weder heimische Speisen noch gewohnten Komfort. Mobilität2 - Mein Reiseziel ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. - Ich benutze öffentliche Verkehrsmittel, nehme das Fahrrad und gehe auch ganz bewusst zu Fuss. - Ich verzichte auf Flugreisen. (Wenn ich mich trotzdem für eine Flugreise entscheiden sollte, dann nur in Verbindung mit einem länger dauernden Urlaub.) Natur Naturschutz - Ich informiere mich über die Situation der Umwelt und über ein schonendes Verhalten. - Ich entscheide mich gegen einen Urlaubsort, wenn der Tourismus dort Umweltprobleme schafft. - Ich verzichte auf den Besuch besonders gefährdeter und sensibler Gebiete. - Ich respektiere jegliche Schutzvorschriften. - Ich verzichte auf Massentourismus und fahre lieber in kleinere Urlaubsorte oder in weniger bekannte Gebiete statt in die überlaufenen touristischen Zentren. Sport in der Natur - Ich vermeide landschaftsverbrauchende Sportarten. - Ich bevorzuge Sportarten, die mich ohne Hilfsgeräte die Natur intensiver erleben lassen. - Wenn ich mich für Sport im Urlaub entschliesse, wähle ich eine umweltschonende Sportart. Ökologie - Ich überlege mir das Verhältnis von Entfernung und Urlaubslänge. - Ich achte auf eine Ernährung mit regionalen, saisonalen und nachhaltig erzeugten Produkten. - Ich achte auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen: o Ich spare Energie: Lampen, Klimaanlagen, Fernseher, Radio, Waschmaschine etc. benutze ich nur wenn wirklich nötig. o Mit Wasser gehe ich sorgsam um (beispielsweise bei der Körperpflege). o Ich vermeide unnötigen Müll. Abfall, der speziell entsorgt werden muss, nehme ich im Zweifelsfall wieder mit nach Hause (beispielsweise Batterien). Kultur Sprache - Ich lerne zumindest die wichtigsten Ausdrücke der Landessprache. So kann ich mich in der Landessprache unterhalten. Kontakt - Toleranz und Offenheit für Kulturen sind mir wichtig. - Ich knüpfe Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung. - Ich informiere mich bei den Einheimischen über Land und Leute. - Ich setze mich respektvoll mit der Lebenssituation und den Problemen der einheimischen Bevölkerung auseinander. Sitten und Bräuche 2 Der Freizeitverkehr in der Schweiz macht 60% des Gesamtenverkehrs aus. Die 40 Milliarden Personenkilometern pro Jahr würden 270 mal die Distanz Erde-Sonne decken!! Über die Hälfte der Ferien- und Geschäftsreisen mit mindestens einer Übernachtung der schweizerischen Wohnbevölkerung in der Schweiz sowie im Ausland wickelt sich mit dem Privatauto ab, rund ein Fünftel der Touristen reisen mit der Bahn, 18% mit dem Flugzeug und 4% mit Bus, Car, Postauto, Tram oder Metro. In der Schweiz steht dem Touristen ein Strassennetz von 71220 km zur Verfügung. Über das ganze Jahr 2001 reisten rund 197 Millionen Personen in Personenwagen in die Schweiz. Dies bedeutet einen Tagesdurchschnitt von 538'000 Personen in 330'000 Personenwagen. 9
- Ich passe mich dem landesüblichen Lebensstil an. - Ich nehme mir viel Zeit, die Gegend kennen zu lernen und regionaltypische Besonderheiten zu entdecken. - Ich nehme auf ethische, religiöse und kulturelle Besonderheiten Rücksicht und respektiere sie. - Als Gast respektiere ich die Menschen, die ich besuche und setzte mich mit deren Kultur und Geschichte auseinander. Kulinarisches - Ich nütze meine Urlaubsreise für einen kulinarischen Ausflug in die regionale Küche. Wirtschaft - Ich wähle eine Unterkunft, die im Besitz von Einheimischen ist und im Landesstil geführt wird - Ich bedenke, dass Campingplätze und Zweitwohnsitze den Gemeinden hauptsächlich Kosten verursachen. - Ich versuche mich beim Essen und Trinken sowie bei allen anderen Konsumgütern mit Waren aus der Region zu versorgen. - Beim Kauf von Souvenirs unterstütze ich das lokale Handwerk und erhalte so Arbeitsplätze und alte Traditionen. - Ich bemühe mich allgemein, dass mein Geld in der Region bleibt. Quellen: - R. Jungk, GEO, Nr. 10, 1980 - Internet: www.umweltzeitung‐frankfurt.de, September 2001 - Internet: www.tui‐umwelt.com - Integrativer Tourismus, Unterrichtsbehelfe Umweltbildungsmaterialien, Institut für Integrativen Tourismus und Freizeitforschung, Wien 1997 - Broschüren ökologisch reisen, zu Gast in fremden Ländern, Herausgeber: Deutscher Reisebüro‐Verband e.V. - Reisen mit Respekt, Tipps für verantwortungsvolles Reisen, Herausgeber: TOURISM WATCH, Bonn 2001 2. Freizeitaktivitäten in der Natur: Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt 2.1 Natur und Landschaft Kein Wirtschaftszweig ist so direkt auf intakte Landschaft angewiesen wie der Ferientourismus. Die Landschaft mit ihren ganzen Faszinationen ist für die Berggebiete eine der wichtigsten Ressourcen, das Kapital schlechthin. Anderseits hat gerade die Entwicklung des Tourismus in den letzten Jahrzehnten zur Landschaftszerstörung und Landschaftsänderung beigetragen. Dass die Gefahr einer Fehlentwicklung wie bei Skipistenplanierungen, überdimensionierten Infrastrukturbauten, starkem Verkehrsaufkommen, nicht ortgemässen Grossveranstaltungen, überdimensionierten Ferienhaussiedlungen, Ausdehnung von Siedlungen in Gefahrenzonen, Extremsportarten in freier Natur, starke touristische Nutzung von sensiblen Naturlebensräumen usw. immer noch da ist, zeigt sich darin, dass manche Tourismuspromotoren wieder dem Motto „Je mehr, je lauter, je spektakulärer, desto besser“ huldigen. Die postmoderne Freizeitgesellschaft und ein grosser Teil der jungen Generation interessieren sich zumindest in den Ferien nicht mehr für ökologische Fragen, sondern für „fun just now“ und für günstige Angebote für möglichst vielseitige, fast grenzenlose Erlebnisferien. Es ist wichtig, dass man die bisherigen, bekannten negativen Auswirkungen des Tourismus auf die Landschaft und das Ökosystem vor Augen hält (für weitere Informationen siehe auch Anhang 1, 2 und 3). 2.2 Die Freizeitaktivitäten 10
Mit Freizeitaktivitäten sind die Aktivitäten gemeint, die in der Landschaft draussen ausgeübt werden. Sie werden oft etwa als „Freiluft-„ oder auch als „Outdooraktivitäten“ bezeichnet. Diese können wie folgt aufgelistet werden (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit): - Sommer: Wandern, All-Terrain-Roller-Blades (Inline-Skatin im Gelände), Inline Skating (Rollschuh-Laufen), All-Terrain-Trottinetts (Trottinett im Gelände), Base Jumping (Fallschirmspringen ab Felswänden), Biking / Mountain Biking, BMX-Radfahren (Hindernisparcours mit Cross-Fahrrad), Bungy Jumping (Sprünge im Freien Fall am Gummiseil aus Gondeln oder von Brücken), Canyoning, Caving (Begehen von Höhlen), Downhill Biking (Veloabfahrt mit Mountainbike auf steilen Bergpisten), Climbing/Free- Climbing (Sport-Klettern), Bouldern (Übungsklettern an einzelnen Felsblocken), Flying Fox (oder Tyrolienne, Begehen einer Schlucht mit Seilbrücken und Abseilen), Fun Yak (aufblasbarer Kayak), Hydro Speed (Kunststoff-Schlitten im Wildwasser), Grasskifahren (Skifahren über Gras mit Rollenskis), Mudbiking (Riesendreirad mit Stollenrädern für raues Gelände), , River Rafting, Kanufahren, Sommerrodeln (Rodeln auf speziellen Bahnen), Orientierung Laufen, Pilze- und Beerensammeln, etc. - Winter: Skifahren, Tourenskifahren, Variantenfahren (Skifahren abseits der Pisten), Snow Boarding, Free-riden (Snowboarden abseits der Pisten), Schneewandern, Heliskiing (Alpinskifahren nach Heliflug zum Ausgangpunkt), Hundeschlittenfahren, Ice-Climbing (Eisklettern an vereisten Wasserfällen), Schneemobilfahren (auf und abseits von Wegen), Schneeschuhwandern (Wanderungen mit Schneeschuhe oft abseits von Wegen), Langlaufen, Snow-Kiting (Skifahren auf einer Ebene, angetrieben durch Windrachen), Snow Rafting (Abfahrten mit Schlauchboot auf Pisten), Snow Tubing (Analog Snow-Rafting, aber auf grossen Pneus), Zorbing (Runterkugeln an Hängen in grosser luftgefüllter Kugel), Snowbiking (Abfahrten mit Bikes auf Skipisten), etc. - Jahreszeittunabhängig: Mountaineering (Hochgebirgstouren), jagen, fischen, paragliding (Hängegleiter allein oder zu zweit), Segelfliegen, Heissluftballonfahren, Survival Training, etc. 2.3 Mögliche Auswirkungen der Freizeitaktivitäten und deren Infrastrukturen auf die Alpentiere Die Auseinandersetzungen der Individuen mit ihrer Umgebung hat Folgen nicht nur für die einzelnen Individuen, sondern auch für die ganze Population, zu der das Individuum gehört. Was die einzelnen Tiere tun, hat Auswirkungen auf ihren Energiehaushalt, das Wachstum, die körperliche Verfassung (Kondition), die Überlebensfähigkeit und die Fortpflanzung. Wie erfolgreich sie sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen, können wir daher an körperlichen Eigenschaften wie dem Gewicht, am Zustand der Organe (gesund oder zum Beispiel parasitär), an morphologischen Eigenschaften (Zustand des Gefieders, des Fells, Hornlänge etc.) und an physiologischen Merkmalen (Fettreserven, „Stresshormonen“ etc.) sowie an der Zahl der Nachkommen (zum Beispiel Zahl der geborenen, geschlüpften, die Geschlechtreife erreichenden Jungen) feststellen. Die Überlebensfähigkeit und der Fortpflanzungserfolg sind wesentliche Einflussgrössen einer Population. Die häufigste Folgen der Freizeitaktivitäten auf die Fauna (Wirbeltiere) sind (aus Zangger A., Weber D., Al-Jabaij D. 2002): - Gewöhnung: Im Zusammenhang mit Störung ein positiv zu wertender Effekt. Vor allem bei Grosssäugern und Vögeln ist nach einer gewissen Zeit mit einer (beschränkten) Anpassung zu rechnen (z.B. Murmeltiere längs intensiv genutzte Wanderwege); - Unmittelbarer Verlust an nutzbarer Fläche: Populationen brauchen eine minimale Fläche, die sie zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse nutzen können. Ein Flächenverlust kann in geringem Umfang meist toleriert oder vielleicht kompensiert werden. Bei grösseren 11
Ausmassen hat der Flächenverlust eine Reduktion der Populationsgrösse zur Folge, im Extremfall bis zum lokalen Erlöschen. - Verlust wichtiger Standorte: Populationen benötigen Standorte von unterschiedlicher Qualität. Nebst wichtigen Futterplätzen und Ruhestellen sind vor allem Balz- und Paarungsplätze (Raufusshühner), sowie Nist- und Aufzuchtsstellen notwendig. Zentrale, kleinflächige Flächenverluste solcher Standorte können bereits starke Auswirkungen auf die Population haben. - Blockieren / Behindern des Individuen-Austausches / Wanderungen: Tiere mit grossem Streifgebiet führen tagszeitliche oder saisonale Wanderungen durch. Zudem müssen Ausbreitungsmöglichkeiten für Kontakte zu anderen Populationen sichergestellt werden. Infrastrukturen, zusätzlich verbunden mit darauf ausgeführten Aktivitäten, können die Bewegungsmöglichkeiten einschränken. Im Extremfall führen Strassen und Pisten zu einer temporären Isolation einzelner Populationen. - Erhöhte Sterblichkeit: Verschiedene Einflüsse führen zu einer höheren Sterberate. Am offensichtlichsten ist die erhöhte Unfallgefahr bei stark frequentierten Strassen. Im Winter können aber gerade Störungen abseits der Infrastrukturen das Überleben von Individuen gefährden. Gut bekannt sind Abgänge von Gämsen im Winter infolge energiezehrender Fluchten vor Variantenskifahrern. - Reduzierter Reproduktionserfolg:: Plötzliche Störungen an unvorsehbaren Stellen können die erfolgreiche Aufzucht von Jungtieren gefährden. Der Reproduktionserfolg wird ebenso verkleinert, wenn Störungen den zeitlichen Ablauf eines Tieres massgeblich beeinträchtigen (Adler, die Hängegleiter angreifen und in dieser Zeit die Brutfürsorge vernachlässigen oder Bodenbrüter, die wegen der Anwesenheit von Personen ihr Nest nicht mehr anfliegen und die Eier nicht mehr ausreichend bebrüten). - Verdrängen der Population aus einem Raum: Wird ein Raum flächendeckender genutzt, kann dies zur Abwanderung von Tieren führen. Da bei den meisten Arten alle geeigneten Lebensräume bereits besetzt sind, bedeutet Abwanderung letztlich den Verlust der betroffenen Population. Für aktuelle Informationen aus der Forschung siehe Anhang 1, 2 und 3. 2.4 Mögliche Auswirkungen der Freizeitaktivitäten und deren Infrastrukturen auf die Flora - Verbreitung von Exoten bzw. von standortfremden Arten: Zur Wiederbegrünung von Schneepisten und Sportplätzen wird oftmals Saatgut verwendet, das standortfremde Arten enthält. Auf den betroffenen Flächen kann die natürliche Flora keinen oder nur sehr langsam Raum fassen. Zusätzlich können sich einige dieser Arten ausbreiten und weitere Standorte besiedeln. Auf Sportanlangen werden oftmals fremde (Zier-)Pflanzen eingebracht, die nicht in der Nahrungskette integriert sind und einheimische Arten verdrängen. - Veränderung der Soziologie: Eine Veränderung der Standortfaktoren (Feuchtigkeit, Temperatur, Nährstoffangebot u.a.) löst immer auch eine Änderung in der Artenzusammensetzung aus. Das Spektrum reicht vom Verlust einzelner Arten bis hin zur Ausbildung einer anderen Pflanzengesellschaft. Ebenso sind die Zeiträume der Veränderungen unterschiedlich (z.B. schleichende Trivialisierung der Flora infolge Nährstoffeintrag durch Beschneiung). Auch eine wiederholte Beschädigung der Vegetation durch Skikanteschliff oder durch Betreten/Befahren kann eine Änderung in der Soziologie zur Folge haben. Durch Skikanteschliff entstehen Schäden am Jungwuchs von Gehölzpflanzen, so dass sich der Wald stellenweise nicht regenerieren kann. Das 12
Betreten/Befahren empfindlicher Feuchtgebieten hat eine Änderung des Wasserunterhalts zur Folge, wodurch es zu einer Verschiebung in der Artengarnitur kommen kann. - Verlust wertvoller Kleinstandorte: Kleinflächige Sonderstandorte können empfindlich auf jegliche anthropogene Beanspruchung reagieren. Beispielweise wird die an Windexposition und frühe Ausaperung angepasste Kuppenvegetation durch Skikanteschiff besonders stark betroffen. - Totalverlust: Durch Bauten, Anlagen und Strassen geht der Standort für jegliche Vegetationsform verloren. Dazu werden auch Sportanlagen (Reitplätze, Sandplätze u.a. ) gezählt, die mit einer geschlossenen Auflage (Sand, Streu, Kies etc.) versehen sind. 3. Ökolabels 3.1 Allgemeines Die World Tourism Organisation (WTO) beauftragte ECOTRANS3, eine weltweite Vergleichsstudie über 104 Umweltzeichen, Wettbewerbe und Selbstverpflichtungen durchzuführen (VISIT4 – Freiwillige Initiativen für nachhaltigen Tourismus). Zurzeit gibt es ca. 50 Zertifikate und Umweltmanagementsysteme für einen „grünen“ Tourismus in Europa. Der grösste Teil davon zeichnet die Hotellerie (Beherbergung) sowie die Gastronomie aus. Einzelne beziehen sich auf Freizeit‐ und Sporteinrichtungen, andere auf Sportunternehmen. Einzelne Labels beschränken sich auf bestimmte Regionen oder auf einzelne Länder. Seit 2001 arbeiten die führenden Umweltzeichen für Unterkünfte in Europa sowie die internationale Blaue Flagge zusammen und entwickelten eine gemeinsame Plattform für Zertifizierungen im Tourismus mit dem Namen VISIT. VISIT wurde vom LIFE Umweltprogramm der Europäischen Kommission gefördert. Diese Zeichen haben ihren Sitz in Österreich, Frankreich, Italien, Lettland, Luxemburg, Spanien, Schweiz und Großbritannien sowie in den Niederlanden und den Nordischen Ländern Europas. Im Jahre 2004 wurde ein Meilenstein in der Etablierung des nachhaltigen Tourismus in der Praxis erreicht: Der VISIT Verband, die Europäische Plattform für Partnerschaften und die Weiterentwicklung des nachhaltigen Tourismus, wurde gegründet. Weitere Informationen: www.yourvisit.info. 3.2 Ökolabels in der Schweiz 3.2.1 Allgemeines Im Bericht „Naturnaher Tourismus in der Schweiz – Angebot, Nachfrage und Erfolgsfaktoren“ (Juni 2002) wird anhand von Umfragen festgestellt, dass die Frage bezüglich dem Bedürfnis nach einem speziellen Label für den naturnahen Tourismus in der Gesamtbevölkerung auf eine relativ starke, bei den Naturnahen sogar auf eine sehr starke Zustimmung stiess. Auch wenn von den Anbietern der Sinn eines solchen Labels anerkannt wird, äussern sie aber Zweifel über die Realisierbarkeit. 3ECOTRANS ist ein europäisches Netzwerk von Experten und Organisationen aus den Bereichen Tourismus, Umwelt und regionale Entwicklung, die sich mit praktischen Ansätzen und Initiativen für einen langfristig umweltverträglichen Tourismus engagieren. Der Verein wurde 1993 im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin gegründet. Der Name ECOTRANS beinhaltet zwei Prinzipien: a) Verbindung von "Ökologie" und "Ökonomie", b) Transfer und Veröffentlichung von Wissen und damit mehr Transparenz. Die Mitglieder von ECOTRANS repräsentieren Nichtregierungsorganisationen und Beratungsunternehmen in derzeit 12 Ländern: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweiz und Spanien. 4Die europäische Initiative VISIT (Voluntay Initiatives for Sustainability in Tourism) sollte aufzeigen, daß touristische Umweltzeichen in Europa zusammenarbeiten können und sollen und diese Zusammenarbeit große Vorteile bringt – für die Umweltzeichen, für die ausgezeichneten Betrieben und für eine Nachhaltige Tourismusentwicklung in Europa. Mehr Infos unter www.yourvisit.info/brochure/de060.htm#top 13
Dass das Qualitätsgütesiegel bei den Naturnahen überdurchschnittlich gut bekannt ist, bildet einen Hinweis auf spezifische Konsum- und Kommunikationsgewohnheiten dieses Gästetyps. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei den Naturnahen auch ein Label für naturnahen Tourismus überdurchschnittlich hohe Beachtung finden würde. Die grösste Herausforderung wird sein, die heterogenen Anbieter des naturnahen Tourismus in der Schweiz unter ein Dach zu bringen. In der Schweiz gibt es bereits Labels für die Hotellerie (siehe 3.2.2). Labels im Bereich Gastronomie und Mobilität sind uns zur Zeit nicht bekannt. Sehr wahrscheinlich wird bald auch die Festlegung eines Labels für Anbieter im Out‐door Bereich notwendig sein. Schon jetzt möchten viele Firmen sich als „umweltschonend“ deklarieren! Eine interessante, erwähnenswerte Dachmarke für Umweltfreundlichkeit und Naturnähe von Hotels, Gemeinden und Naturparks, die in Deutschland vor kurzem lanciert wurde, ist Viabono (www.viabono.de). Diese könnte geprüft und für die Schweizer Verhältnissen berücksichtigt und angepasst werden. 3.2.2 Labels für die Hotellerie Zur Zeit existiert in der Schweiz für die Hotellerie ein Nachhaltigkeitslabel. Es ist das „Steinbock – Label“ des Verein oe‐plus. Als weiteres Ökolabel steht zur Zeit auch die Einführung des EU‐ Umweltzeichens zur Diskussion. Ausserdem braucht die Hotellerie Suisse die Bezeichnung „Ökotels“ als Spezialisierung innerhalb der Hotelklassifikation. Das Label Steinbock wurde Mitte der 90er Jahre entwickelt und ist Mitglied von VISIT, der europäischen Initiative für nachhaltigen Tourismus (www.yourvisit.org). Es wird an Unternehmer vergeben, welche in ihrer Tätigkeit eine nachhaltige Entwicklung konsequent beachten und somit nebst den wirtschaftlichen auch die ökologischen und sozialen Aspekte wirkungsvoll bearbeiten. Zusätzlich werden auch die zwei Bereiche Regionale Verankerung und Nachhaltigkeitsmanagement beurteilt. Je nach Leistung in den fünf Dimensionen erhält ein Hotel bis zu fünf Steinböcke. Jede Dimension wird anhand von Kriterien und realisierten Massnahmen beurteilt: - Ökologische Leistung: z.B. Energie‐ und Wasserverbrauch, Anteil Bio‐Nahrungsmittel, Qualität der Baumaterialien, Umgebungsgestaltung, Recyclingsystem. - Soziale Leistung: z.B. pünktliche und transparente Lohnzahlung, Qualität der Mitarbeiterräume, Weiterbildung, Lehrlingsstellen, Rollstuhlgängigkeit des Hauses. - Regionale Verankerung: z.B. in der Region verbleibende Wertschöpfung, Nahrungsmittel aus der Region, Baumaterialien und Mobiliar, Gästeinformation zum öffentlichen Verkehr. - Wirtschaftliche Leistung: z.B. Cashflow, Anteil wiederkehrender Gäste, Debitoren‐ und Lagerbewirtschaftung, Liquiditätskontrolle. - Nachhaltigkeitsmanagement: z.B. Nachhaltigkeitsaspekte im Einkauf, Kommunikation mit Gästen und Angestellten, Management‐Zertifikate (wie ISO 9001 oder 14001) Die Zertifizierung basiert auf einer ausführlichen Selbstdeklaration des Hotels, der Überprüfung durch einen externen Auditor und dem Entscheid einer unabhängigen Kommission. Im Sommer 2005 trugen 23 Hotels das Steinbock‐Label, sechs davon das Maximum von 5 Steinböcken. Steinbock‐Hotels umfassen alle Stille – vom „Biotempel“ bis zum „5‐Sterne‐Palast“, denn Nachhaltigkeit ist eine Herausforderung für jede Qualitätsstufe. Mehr Infos unter www.oe- plus.ch/website/zertifizierung.htm Zur Zeit ist das Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus Bern zusammen mit dem BAFU gerade an einem Projekt zur Einführung des EU Umweltzeichens (EU‐Blume) für Beherbergungsbetriebe in der Schweiz. Beim EU‐Umweltzeichen handelt es sich um ein 14
Umweltzeichensystem nach ISO‐Typ I mit staatlicher Garantie und unabhängiger Überprüfung. Das EU‐Umweltzeichen für Beherbergungsbetriebe wurde im Jahr 2003 lanciert. Die Schwergewichte dieses Umweltzeichens liegen im Energie‐, Wasser‐ und Abfallbereich. Aktuell befinden sich in einer Pilotphase einige Betriebe in der Bewerbungsphase, während das Boldern in Männedorf als erster Testbetrieb diese Auszeichnung schon erhalten hat. In der Hotelklassifikation von Hotellerie Suisse gibt es eine Spezialisierungskategorie „Ökohotel“. Als Selbstdeklaration ohne Zertifizierung und Kontrolle erfüllt aber diese Bezeichnung die Kriterien nicht, welche an ein Label gestellt werden. Ein detaillierter Vergleich zwischen den drei obengenannten Labels ist im Anhang 6 (PP‐ Präsentation) zu finden. 3.3 Ein Label für die naturnahen Orte? Der Standpunkt des WWF Graubündens Ein Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, im Rahmen der Zusammenarbeit mit Graubünden Ferien für das Projekt Klein und Fein (siehe Kap. 9.3.1) Kriterien auszuarbeiten, um die naturnahen touristischen Orte zu bestimmen. Im Laufe der Arbeit wurde uns bewusst, dass das Ziel ziemlich hoch gesetzt ist und es schwer ist, eine fundierte, praktikable, praxisbezogene Lösung zu finden. Die Nachhaltigkeit im Bezug auf die Beurteilung der touristischen Alpgebiete ist eine in Wirklichkeit nur schwer bestimmbare Grösse und kann kaum eindeutig und objektiv erfasst werden. Sie ist also vielmehr ein zukunftsweisender Anspruch als ein fester Plan. Trotzdem brauchen wir ein Instrument, ein Auswertungssystem, um die Entwicklung der touristischen Regionen bzw. Gemeinden beurteilen zu können. Es wurde uns bald klar, dass die grössten Schwierigkeiten in den folgenden drei Punkten liegen: B Prioritäten setzten B Indikatoren definieren B Schwellwerte für die (allenfalls vorhandenen) Indikatoren setzen Während die möglichen Merkmale für diese Beurteilung auf betrieblicher Ebene vorhanden sind (Zertifizierungen von Hotels wie z.B. Steinbock usw.), fehlen sie uns auf überbetrieblicher Ebene (z.B. Zertifizierung von Gemeinden oder Regionen). Folgende aktuelle Forschungsprojekte bzw. Programme befassen sich ebenfalls mit dieser Materie: ‐ Projekt FUNalpin – „Zertifizierung: Konzept für einen indikatorenbasierten Zertifizierungsprozess von Bergregionen“ (Arbeitsbericht 8)5 ‐ Europäische Visit Initiative, eine Initiative für ein touristisches Umweltzeichen (www.yourvisit.info) ‐ „Landschaft 2020 Analysen und Trends“ (BUWAL Schriftenreihe Umwelt Nr. 352) ‐ Umweltzeichen Viabono Deutschland (Umweltzeichen für Hotels, Naturparks, Gemeinden usw. www.viabono.de) Wir erleben eine Zeit, in der die Grundlagen für die künftige Entwicklung des naturnahen Tourismus sowohl politisch wie auch marktwirtschaftlich gesetzt werden. In dieser sehr bewegten und dynamischen Situation wurde uns bewusst, dass die Ausarbeitung einer Zertifizierung für 5NFP 48 Landschaften und Lebensräume der Alpen, Projektleiter Prof. Dr. Martin Bösch, Forschungsstelle für Wirtschaftgeographie & Raumordnungspolitik, Universität St. Gallen, www.fwr.unisg.ch 15
Regionen oder Gemeinden sehr umfassend, tiefgründig und aufwendig sein muss und die Ziele unserer Arbeit bei Klein und Fein sprengen würde. Ausserdem werden voraussichtlich von Forschungsinstituten in nächster Zeit solche Zertifizierungssysteme entwickelt (wie z.B. das Projekt FUNAlpin). Eine weitere WWF‐Zertifizierung in dieser Phase würde sich nur kontraproduktiv auswirken. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, keine neue „Zertifizierung“ zu entwickeln sondern: 1. Ein System von Auswertungskriterien zu entwickeln, um Gebiete (Gemeinden oder Regionen) bezüglich a) ihrer Tauglichkeit als naturnahe Ferienorte, b) der Nachhaltigkeit ihrer touristischen Entwicklungspolitik zu werten. 2. Einen Anreiz (Auszeichnung oder Anerkennung) zu schaffen, um Gemeinden zu motivieren, sich zu touristisch naturnahen Orten zu entwickeln. 3. Ein Instrument zu entwickeln, welches der touristischen Bestandesaufnahme des Gebietes dient (Ist‐Zustand Analyse: eigene Stärke, Schwäche und Potential), d.h. eine Hilfe für die Ausarbeitung touristischer Entwicklungskonzepte darstellt. In der folgenden Tabelle haben wir die wichtigsten Sektoren aufgeführt, die zu untersuchen sind. Einerseits werden die Naturwerte einer Region bzw. Gemeinde untersucht, anderseits wird der Umgang dieser Gemeinde bzw. Region mit den eigenen Naturwerten untersucht, vor allem im Hinblick auf den Tourismus. Die Sektoren sind nach den von uns gesetzten Prioritäten aufgelistet. Aus unserer Sicht sollte man sich bei einer Untersuchung auf die ersten drei Sektoren konzentrieren. Eventuell können auch die Sektoren 4 und 6 (Verkehr und Energie) in der Untersuchung integriert werden. Die Beschreibung der Indikatoren ist nur ein grober Vorschlag und muss verfeinert werden. Die schraffierten Zeilen stellen Bereiche dar, die schon mit einem Label gekennzeichnet sind. Sektor (nach Bereich Indikatoren6 Priorität) 1 ‐ Natur 1.1 Erhaltung / Schutz / Pflege Flächen der Naturschutzgebiete, Biotope (Lebensräume) von Anteil Fläche an der nationaler, regionaler, lokaler Bedeutung (Auengebiete, gesamten Gemeindefläche Amphibienlaichgebiete, Trockenwiesen und – weiden, (was ist inventarisiert). Hoch‐ ,Übergangs‐ und Flachmoore, Wasser‐ und Adäquate Zugvogelreservate) Schutzbestimmungen? (Was unternimmt die Gemeinde für den Schutz). Natur‐ und Landschaftsschutz Anteil öffentlicher Gelder für den Natur‐, Landschafts‐ und Heimatschutz. Wildschongebiete / Ruhezonen / Ruhezonen für Brutvögel / Anteil Fläche an der Jagdbahngebiete gesamten Gemeindefläche Schonung der Brut‐ und Laichplätze Massnahmen? Ausscheidung von Naturvorranggebieten (siehe Verordnung NHV Anteil Fläche an der 451.1) mit oder ohne touristischem Zugang gesamten Gemeindefläche. 6 Werte der Indikatoren: Absolute Werte, wie z. B. Punkte oder Tendenz: + / 0 / ‐ , 16
Nationalparks, Biosphärenreservat, Naturpark, usw. Anerkennung/Labels vorhanden Gewässer - Naturnahe Fliessgewässer ‐ Naturnahe Uferabschnitte - Nur für Hauptgewässer (Daten BAFU?) ‐ Ökomorphologische Bewertung des Fliessgewässers (siehe Karten) 1.2 Bewirtschaftung Wald B Waldentwicklungsplan Vorhanden? Ausgeschiedene Waldreservate in % der gesamten Waldfläche Waldrandpflegekonzepte Vorhanden oder nicht Zertifizierte Wälder (Q‐Label, PEFC, FSC) % der gesamten Waldfläche Landwirtschaft B Ökologische Ausgleichsflächen nach Art. 76 % der gesamten LWG landwirtschaftlichen Nutzfläche BIO‐Betriebe Anzahl BIO‐Betriebe bzw. % Biobauer bzw. Anteilfläche Vernetzungskonzepte: ÖQV (Ökoqualitätsverord.) Vorhanden? Alpwirtschaft B IP‐Alpen % der gesamten Alpenfläche BIO‐Alpen (aus Alpenkataster) 2 – Förderungs‐ Anreizinitiativen für energiesparenden Verkehr: z.B. Kombi‐Ticket Vorhanden oder nicht massnahmen für Postauto/Bahn‐Skipiste, Taxidienst mit Elektrofahrzeugen, ‐ den naturnahen verkehrsfreie Zonen, Sammeltaxis, Shuttledienst zu der Alphütte mit Tourismus und Pferdekutschen usw. Initiativen zur Koordination der Hotels mit dem Abholdienst der Gäste, Vorhanden oder nicht Information und Gepäckservice, Gratisbillette, Infos über öffentl. Verkehrsmittel Sensibilisierung Konzepte zur Förderung des Langsamverkehrs (ausgeschilderte Vorhanden oder nicht der Gäste Spazierwege, Wander‐ und Biker‐Routen, Radwege usw.) Informationsservice (Naturferienzentrum, Prospekte, Web Site usw.) Vorhanden oder nicht Organisation verschiedener, naturfreundlicher und Vorhanden oder nicht naturpädagogischen Aktivitäten, wie z.B. Goldwaschen, Mineralienexkursionen, Wildbeobachtungen, Naturerlebniswege, Trekking mit Infos über Flora und Fauna, Wellness auf der Alp usw. Prospekte in den Verkehrsbüros, Infotafeln auf den Wanderwegen, Vorhanden oder nicht Alphütten usw. zur Information und Sensibilisierung der Touristen zu den Anliegen des naturnahen Tourismuses Organisation von Vorträgen, Infoabende usw. für die Gäste Vorhanden oder nicht (Themen: Natur und Kultur der Gegend) Konzept Tourismuskanalisation und Tourismuslenkung Vorhanden oder nicht (Sitzbänke und Grillplätze bei den Wanderwegen, Einrichtung von Naturlehrpfaden, Themenwegen usw. Konzept für Parkplätze, Landschaftsschonende Ski‐ und Langlaufpisten Vorhanden oder nicht Konzepte zur Förderung naturverträglicher Sportarten wie Velo Vorhanden oder nicht fahren, Mountainbiken, Wandern, Langlaufen usw. ‐ und Regulierungen (Gebote und Verbote) Schweiz pur: ausgewählte naturnahe Tourismusangebote Auszeichnung vorhanden? Beurteilung des touristischen Angebots Punkte oder +/‐ 17
3. Sind Massnahmen zur Information und Sensibilisierung des Welche Massnahmen? Umweltbildung Personals, des Verkehrsvereins vorhanden, um die Touristen zu Werden Kurse angeboten? der Tourismus‐ informieren und sensibilisieren? Akteure 4. Verkehr Verkehrsnetz Km / gesamte Gemeindefläche Erschliessung (Alpen, Wälder, Landwirtschaft) Km / gesamte Gemeindefläche Verzicht auf neue Erschliessungen. / Sind neue Erschliessungen. geplant? Regelung des Alp‐, Land‐ und Waldwirtschaftverkehrs (Werden Fahrverbote durchgesetzt?) Wird Heliskiing gefördert oder verhindert? 5. Entwicklung Siedlungsfläche, Verkehrsfläche Anteil Siedlungs‐ und (Infrastrukturen, Verkehrsfläche an der Bodennutzung) Gesamtfläche Golfplätze (bis 9 Löcher) Fläche Bergbahnen Förderkapazitäten/Stunde Skipisten Fläche Beschneiungsanlagen Skipistenfläche Ökohotels (Zertifizierungen: Steinbock‐Zertifizierung Ö plus, In % der gesamten Qualitätssiegel für den Schweizer Tourismus ... ) Hotelanzahl Hotellerie Wie viele B&B, kleine Hotels, grosse Hotels, Ferienwohnungen, Schlafen im Stroh usw. Nachhaltige Entwicklungsstrategien (Lokalagenda 21) Vorhanden oder nicht? Bautätigkeit ausserhalb der Bauzone: ‐ Nichtkonforme Bauten und Anlagen ausserhalb der Bauzone ‐Anzahl Neubauten ‐ Zonenkonforme Bauten und Anlagen ausserhalb der Bauzone ‐ Anzahl Neubauten Umwelt Management System IS 14000f bzw. TQM Anzahl zertif. Firmen Allianz in den Alpen Ist die Gemeinde dabei? Grossveranstaltungen gefördert oder gehindert? Gefördert, gehindert, neutral? Grosse Infrastrukturen, wie z.B. Grosshotels, Freizeitzentren und Gefördert, gehindert, neutral? Themenparks Das traditionelle Ortsbild Geschützt, geändert (Umzonungen, andere, fremde Baustile, Zersiedelung durch den Bau von Zweitwohnungen,. Ferienhäusern usw.), neutral Firmen (oder Projekte) mit innovativen Ideen (umweltschonend, Vorhanden oder nicht? nachhaltige Produktion, Förderung der Wertschöpfung) Besondere Infrastrukturen, die sich negativ auf den Lebensraum Vorhanden oder nicht? auswirken (z. B. Motocrosspisten, Helilandeplatz usw.) In Planung? 6. Energie Label Energiestadt Energieverbrauch Energieverbrauch pro Kopf der Bevölkerung (Kilojoule/Kopf ) Anteil Fossilienbrennstoff /Anteil erneuerbare Energie? Label natur made star Zertifizierte Energie pro Kopf 18
Massnahmen zur Förderung der erneuerbaren Energien (Solar, Holz, Vorhanden oder nicht Biogas, Wärmepumpe…) Mineregiebauzone Vorhanden oder nicht Innovative Ideen, um Energie zu sparen? Vorhanden oder nicht 7. Konsum Urwaldfreundliche Gemeinde (Verbrauch zertifiziertes Holz und Siehe Labelbestimmungen Papier) Förderung von regionalen, lokalen Produkten (Handwerk, Regionale Märkte? Lebensmittel usw.) Regionale Verbände? 8. Abfallmana‐ Getrennte Abfallentsorgung, Kompostierung Vorhanden oder nicht? gement Recycling (Papier, Geräte, Eisen usw.) Vorhanden oder nicht? 9 – Lärm Grosse Lärmquelle (wie. z.B. Motocrosspisten, Helilandeplatz usw.) Vorhanden oder nicht? Infrastruktur für Lärmschutz Vorhanden oder nicht? Aufgrund von Gesprächen mit Stefan Forster7 wurde entschieden, ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule Wädenswil und Graubünden Ferien zu initiieren und das Analyseinstrument für ein touristisches Gebiet zu entwerfen. Zur Zeit steht die Region Bergell als Untersuchungsgebiet zur Diskussion. Das Projekt wird voraussichtlich im Sommer 2006 gestartet. Das Analyseinstrument könnte wie folgt aussehen: Beispiel Fragebogen: Fragenbogen für den Bereich Förderungsmassnahmen für den naturnahen Tourismus und Initiativen zur Information und Sensibilisierung der Gäste (Antworten mit Ja, Nein‐ Antworten, Punktesystem). Bereich Fragen Ja Nein Punkte Bemerkungen 2.– Förderungs‐ Wandern und Radfahren massnahmen für Option: Radfahren spielt aufgrund der geographischen den naturnahen Gegebenheiten eine untergeordnete Rolle Tourismus und Beschildertes Wander‐/Radwegnetz nach einheitlichem Initiativen zur System vorhanden Information und Regelmässige Überprüfung (mind. 1 Mal/Jahr) des Sensibilisierung Zustandes der Wander‐/Radwege (z.B. Beschilderung, der Gäste Befestigung) und der sie begleitenden Infrastruktur (z.B. Bänke, Schutzhütten) Mindestens eine spezielle Wander‐/Radwanderkarte und/oder einen Wander‐/Radwanderführer vom Gebiet mit speziell ausgearbeiteten, im Gelände eindeutig identifizierbaren Touren Mindestens ein Themen‐Wanderweg/‐Radwanderweg Angebot an geführten Wanderungen/Radtouren Mehrtägige Wander‐/Rad‐Pauschalangebote mit Gepäcktransport Mehrtägige Wander‐/Rad Pauschalangebote ohne Gepäcktransport 7 Alpenbüro Netz und Dozent vom Naturnahen Tourismus in der Hochschule Wädenswil 19
Differenzierte Schutzmassnahmen für besonders Kurzbeschreibung empfindliche Gebiete (Konzept Tourismuskanalisation und Tourismuslenkung) Wassersport: Ausgewiesene Aus‐ und Einstiegsstellen und Rastplätze für Kanuten Differenzierte Schutzmassnahmen für besonders empfindliche Gebiete …… Bergsteigen, Klettern Kurzbeschreibung Führer und/oder anderes Informationsmaterial über natur‐ und landschaftsverträgliche Routen Differenzierte Schutzmassnahmen für besonders Kurzbeschreibung empfindliche Gebiete … 3. Management Haben Sie ein Besucherlenkungskonzept erarbeitet oder ist ein entsprechendes Konzept kurz vor der Fertigstellung (Monat, Jahr) Wenn nein, welche einzelnen Massnahmen zur Kurzbeschreibung Besucherlenkung setzen Sie in Ihrem Gebiet um? Ausweisung von Gebieten mit Schwerpunkt Erholungsnutzung/touristische Nutzung Ausweisung von Gebieten für den Naturschutz, die frei von jeglicher touristischen Nutzung – einschliesslich Betretungsverbot – sind (zumindest in sensiblen Zeiten, z.B. Brutzeit) Ausweisung von speziellen Bereichen für den Naturschutz mit behutsamer, touristischer Nutzung (z.B. Anlage von Stegen, Beobachtungstürmen oder Durchführung spezieller Führungen) Massnahmen zur Regulierung und Reduzierung des Individualverkehrs (z.B. Sammelparkplätze, Zufahrtsbeschränkungen) Abstimmung des Besucherlenkungskonzeptes mit den Welche verschiedenen, relevanten Interessegruppen? Interessengruppen … Ähnliche Fragebogen könnten für folgende Bereiche entwickelt werden: - Natur - Management - Information - Mobilität - Regionale Wirtschaft - Abfall - Energie - Wasser - Siedlung 20
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