ERFOLG IST, WENN TRADITION WEITERGEFÜHRT WIRD.

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ERFOLG IST, WENN TRADITION WEITERGEFÜHRT WIRD.
ERFOLG IST, WENN TRADITION
   WEITERGEFÜHRT WIRD.
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EDITORIAL | 3

«STA BAIN»*                                                       «IN BEWEGUNG»

E                                                                 T
       nde September war mein letzter Arbeitstag bei Raiff-               radition und Wandel sind zwei Konstanten in der
       eisen. Ich blicke auf 19 ungemein bereichernde Jahre               116-jährigen Geschichte von Raiffeisen. Die eine
       und viele wertvolle Begegnungen zurück. Ich habe mich              steht für Kontinuität, die andere für Veränderungen.
in all dieser Zeit stets als Vermittler und Netzwerker, manch-    Bei Raiffeisen gehen wir Veränderungen – oder wie es im
mal auch als Denker und Lenker verstanden. Was mich per-          Fachjargon heisst: Entwicklungs- und Changeprozesse – so
sönlich freut: Unsere 292 Banken sind weitestgehend autonom       an, dass wir unsere Stärken ausbauen und unsere eigenen
geblieben, auch was ihre Entscheidungskompetenz betrifft.         Antworten auf Themen wie Digitalisierung, Regulierung
    Selbstkritisch muss ich aber auch feststellen, dass wir im    und Strukturwandel haben. Wir setzen also beim Wandel
Anlage- und Firmenkundengeschäft noch viel Luft nach oben         keine Abrissbirne ein, die keinen Stein auf dem anderen
haben. Raiffeisen ist dennoch sehr gut aufgestellt, auch weil     lässt.
wir mit meinem Nachfolger Patrik Gisel eine interne Lösung            Wir könnten auch nur stehen bleiben und uns ausruhen.
finden konnten. Diese Kontinuität stimmt mich persönlich          Wenn wir aber in einem stetig sich wandelnden Markt­
sehr zuversichtlich. Das Schöne ist, dass Patrik alles anpacken   umfeld bestehen wollen, müssen auch wir uns bewegen
und eine neue Sichtweise für das bisherige Geschäft ent-          und verändern. Der Wandel ist wie eine Reise, deren Ziel
wickeln kann.                                                     wir zwar kennen, nicht aber die Unwägbarkeiten auf dem
    Meinen Ratschlag braucht er dabei sicher nicht. Für die       Weg dorthin. Die Raiffeisenbanken können solche Reisen
Zukunft von Raiffeisen wünsche ich mir, dass die Schweizer        ohne Hektik angehen, weil sie in der Region tief verwurzelt
Bevölkerung Raiffeisen nicht nur glaubwürdig, sympathisch,        sind, weil sie sich kennen und einander vertrauen. Sie arbei-
verlässlich und vertrauenswürdig, sondern auch kompetent in       ten immer schon im Netzwerk zusammen, sie haben ein ge-
allen Finanzfragen findet. Für mich persönlich geht es nun        meinsames Verständnis und laufen alle in dieselbe Richtung.
darum, die nächsten 30 Jahre in meiner Lebensplanung aktiv            Raiffeisen ist in voller Fahrt, offen, bereit für Neues und
anzugehen.                                                        stabil für Unerwartetes. Die Raiffeisen Gruppe zu führen,
    Eines ist aber jetzt schon sicher: Was immer ich geschäft-    die sich aus Tradition dem Wandel verpflichtet fühlt, ist eine
lich noch anpacken werde, die Latte für die Identifikation mit    faszinierende Aufgabe, mehr noch: ein Privileg. Ich begebe
einem Unternehmen ist nach meiner Zeit bei Raiffeisen hoch        mich voller Leidenschaft gemeinsam mit den Mitarbeiten-
angesetzt.                                                        den und mit Ihnen auf diese spannende Reise.
    Ich wünsche Ihnen, liebe Mitglieder, Kunden und Mitar-            Ihnen als Mitglied oder Kunde kann ich versprechen:
beitende, alles Gute. Bleiben Sie der coolen Marke Raiffeisen     Raiffeisen bleibt Raiffeisen, gerade weil wir uns stetig
treu verbunden, so wie ich dies tun werde.                        verändern werden. Sie können mich beim Wort nehmen.

Pierin Vincenz                                                    Patrik Gisel
Vorsitzender der Geschäftsleitung                                 CEO Raiffeisen Schweiz
der Raiffeisen Gruppe (bis 30.9.15)                               (seit 1.10.15)

*Rätoromanisch für «Auf Wiedersehen»

                                                                                                   PANORAMA RAIFFEISEN     3/2015
ERFOLG IST, WENN TRADITION WEITERGEFÜHRT WIRD.
INHALT
                                                        FOKUS
                                                        RAIFFEISEN IM WANDEL

                                                     6 RÜCKBLICK – Auf den Spuren des Erfolgs von Pierin
                                                       Vincenz, der sich nach 15 Jahren an der Spitze von
                                                       Raiffeisen verabschiedet hat.
                                                     9 AUSBLICK – Der neue CEO Patrik Gisel im Gespräch:
                                                       «Raiffeisen zu führen ist ein Privileg.»
                                                    12 EINBLICK – Fast 10 000 Mitarbeitende von Raiffeisen
                                                       trafen sich zum gemeinsamen Austausch in Basel.
                                                       Ein Bericht mit Eindrücken und Stimmen vor Ort.
                                                    18 ÜBERBLICK – VR-Präsident Johannes Rüegg-Stürm
                                                       zum speziellen Zustandekommen der neuen
                                                       Grundstrategie von Raiffeisen.
                                                    20 WEITBLICK – Kein Geschäftsmodell, das sich den
                                                       rasanten Entwicklungen verschliessen darf. Wir zeigen,
                                                       was die Digitalisierung fürs Retailbanking heisst.

                                               12
                                                        GELD
                                                    23 AUFTAKT – Über kollegialen Besuch aus Brasilien, die
                                                       neue Crowdfunding-Plattform von Raiffeisen und die
                                                       Geschichte des Schweizer «Batzens».
                                                    24 E-BANKING – Raiffeisen hat sich ein neues, modernes
         CHF

5
                                                       Online-Banking verpasst. Wir fragen nach, was es damit
                                                       auf sich hat.
                                   1689

                                                    28 KOLUMNE – Martin Neff über die Folgen von
                                  7381
                                 0436

                                                       Immobilienerwerb, die oft vergessen gehen.
                                5692

                                                    30 ANLEGEN – Wer sein Geld sinnvoll anlegen will, sollte
                                                       einige wichtige Regeln beachten. Wir zeigen, worauf es
                                                       ankommt.
                                                    32 WIRTSCHAFT – Wohin führt die steigende Staats­
                                                       verschuldung in Europa? Wie ist es um die Schweizer ­
                                               20      Exportindustrie bestellt? Antworten im Überblick.
                                                    36 DARK SIDE OF MONEY – Bei Online-Käufen
                                                       geht leicht vergessen, wie wichtig sichere Passwörter
                                                       sind, um sich vor Missbrauch zu schützen.

                                                        SWISSNESS
                                                    40 AUFTAKT – Wir porträtieren die Toggenburger
                                                       Scherenschnittkünstlerin Jolanda Brändle, die das
                                                       aktuelle Cover gestaltet hat.
                                                    42 ZU GAST – Auf Besuch beim Glarner Traditionsbetrieb
IM SCHERENSCHNITT-PROFIL                               horgenglarus, wo seit Generationen zeitlose Stühle
Den Wechsel an der Spitze von Raiffeisen hat           entstehen und ihren Weg in die Welt finden.
Jolanda Brändle für unsere aktuelle Ausgabe
treffend in Szene gesetzt. Mehr über die
Künstlerin auf Seite 40.

3/2015   PANORAMA RAIFFEISEN
ERFOLG IST, WENN TRADITION WEITERGEFÜHRT WIRD.
Gewinnen Sie Gold!
48 BLICK ZURÜCK – Keine 70 Jahre ist es her, als Armut      Wie gefällt Ihnen unser Magazin? Machen Sie mit bei
   und Hoffnung auf ein besseres Leben den ländlichen       unserer Umfrage und sagen Sie uns, wie wir noch besser
   Schweizer Alltag prägten.                                werden können. raiff.ch/survey
50 KOLUMNE – Der Publizist und Autor Richard Reich
   über den Schulanfang bei den Burgers und den Übereifer
   des Elternstolzes.

    LANDAUF LANDAB
53 JUBILÄUM – Die Raiffeisen Familienferienwochen
   feiern ihr 10-jähriges Bestehen.
55 LOHNENDER EINSATZ – Im Wallis entstehen neue
   Ideen, der Verein «Rhyboot» bekommt mehr Platz, die
   Mülimatter Mehlschwalben erhalten passende Nistplätze,
   Nicole Koller holt Gold und in Untereggen lockt ein                   42
   neuer Grillplatz zum BBQ.
57 BESCHIRMEN UND GLEITEN – Regen und Winter
   können kommen: Raiffeisen offeriert Gratis-Schirme
   und Langlaufkurse.
57 IMPRESSUM

    MEMBERPLUS
59 SCHWEIZER MUSEEN – Die Schweiz ist nicht nur
   ein Land der Berge, Seen und Pärke, sondern auch eines
   der Museen. Raiffeisen-Mitglieder profitieren von        48
   Gratis-​Eintritten und vielen weiteren Vorteilen.

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                                                                                           PANORAMA RAIFFEISEN       3/2015
ERFOLG IST, WENN TRADITION WEITERGEFÜHRT WIRD.
Pierin Vincenz auf einem überdimensionierten
                                                   Sofa der Künstlerin Pipilotti Rist auf dem
                                                   Roten Platz in St.Gallen, wo sich der Sitz von
                                                   Raiffeisen Schweiz befindet.

EINE KARRIERE
MIT VIEL SCHUB
Eine der glanzvollsten Bankerkarrieren der Schweiz ging Ende September
zu Ende. Raiffeisenchef Pierin Vincenz trat nach 19-jähriger Tätigkeit für
die Genossenschaftsbank zurück. 15 Jahre davon war er Vorsitzender der
Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz.

Autor Beat Schmid Foto René Ruis (Keystone)
ERFOLG IST, WENN TRADITION WEITERGEFÜHRT WIRD.
FOKUS Raiffeisen im Wandel | 7

A
          ls ich angefragt wurde, einen Text über Pierin Vincenz zu       Prozent auf 154 Milliarden Franken zu. Die Zahl der Genossen-
          schreiben, dachte ich zunächst an einen Witz. Warum             schafter erhöhte sich von 1,4 auf 1,9 Millionen. Heute zählt Raiffeisen
          ausgerechnet ich, wo ich doch eine der schwierigsten            3,7 Millionen Kunden. Der Mastermind hinter diesem epochalen
Beziehungen zum Raiffeisenchef habe, die man sich als Journalist          Wandel war Pierin Vincenz – der Bündner Bueb aus Andiast.
überhaupt denken kann? Ende 2008 trat ich mit einer Artikelserie
einen Shitstorm los, welcher das «Raiffeisenreich erschütterte», wie        Bentley bei der Büezerbank?
«Das Magazin» später in einem Porträt schrieb. Warum also? Man              Es war gegen Ende 2008, als jemand auf der Redaktion den Anstoss
solle keine permanenten Freunde und keine permanenten Feinde                gab, die Euphorie in St. Gallen zu stören. Ein leitender Kollege kam
haben, sagte mir einst der Greenpeacechef Kumi Naidoo. Kein                 auf mich zu und sagte in verschwörerischem Ton: «Ich habe gehört,
schlechtes Motto für eine der grössten Non-Profit-Organisationen            dass bei Raiffeisen etliche Luxusautos in der Tiefgarage stehen, teu-
der Welt, dem ich mich gerne anschliesse. In diesem Sinn nahm ich           re Porsches, sogar ein Bentley und ein Aston Martin sollen darunter
die Einladung dankend an.                                                   sein. Dem müsste man vielleicht mal nachgehen...» Hörte ich rich-
                                                                            tig, ein Bentley? Bei Raiffeisen, der Bauern- und Büezerbank? Wie
Ein Meister der Kommunikation                                               passte das zum sorgsam gepflegten Anti-Hochglanz-Image der
Zum ersten Mal traf ich Pierin Vincenz im Frühling 2007 in seinem Genossenschaftsbank? Fahren denn dort nicht alle einen
Büro in St. Gallen. Ich spazierte vom Bahnhof über den «Roten «Buure»-Subaru? Falls nicht, dann wäre das vielleicht tatsächlich
Platz» Richtung Hauptsitz. Der in Raiffeisen-Farbe übertünchte eine Geschichte wert.
Boden markierte eindrücklich, dass die Bank nicht mehr die «Brot-                 Auf jeden Fall war es wert, dem Hinweis nachzugehen. Die
und-Wurst»-Bank sein wollte, für die sie am Zürcher Paradeplatz Gelegenheit bot sich mir in einer ruhigen Woche, als der globale
belächelt wurde. Der Raiffeisen-                                                                               Finanzstrom kurzzeitig eine Pau-
Platz und der grosszügige Haupt-                                                                               se einlegte. Mit meinem alten
sitz unterstrichen den Anspruch           «Der Mastermind hinter                                               Volvo tuckerte ich nach St. Gallen
der Bankengruppe, zu einem
Faktor im Schweizer Banking
                                       Raiffeisens epochalem Wandel                                            und legte mich buchstäblich auf
                                                                                                               die Pirsch. Ich sah zwei Dinge, die
werden zu wollen. Das dachte           war Pierin Vincenz, der Bündner                                         meinen journalistischen Killer-
ich damals, als ich mich zum Ge-                                                                               instinkt weckten: Zum einen,
sprächstermin begab.                         Bueb aus Andiast.»                                                tatsächlich, all die teuren Autos,
    Das Interview selbst drehte                           Beat Schmid, Wirtschaftsjournalist                   die ich erspähen konnte (den Bent-
sich dann vor allem um das                                                                                     ley sah ich allerdings nicht). Und
Thema Frauenförderung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. dann Pierin Vincenz selbst, der – welch ein Zufall – genau vor mei-
Vincenz sagt e damals, dass er binnen sechs Jahren 30 Prozent Frau- nen Augen aus dem Fond eines stark motorisierten Audi A8 mit
en im Topkader haben wollte. Mit seinen Gedanken zu Frauen, Teil- verlängertem Radstand und St. Galler Nummernschildern stieg. Mit
zeit und Kinderkrippen positionierte er sich als ein moderner Ma- einem entspannten Lächeln verabschiedete er sich vom Chauffeur
nager, der seine Berufskollegen später noch mehrmals vor den Kopf und verschwand federnden Schrittes im Haupteingang des impo-
stiess. Zürcher Bankern schien die Idee einer firmeninternen Kin- santen Raiffeisen-Zentralsitzes.
dertagesstätte etwa so fremd wie die Abschaffung des Bankgeheim-                  Auf der Rückfahrt machte ich mir Gedanken, wie man dies zu
nisses. Vincenz aber offenbarte damit sein ausserordentliches Kom- einer Geschichte verarbeiten konnte. Es war mir klar, dass diese Be-
munikationsgeschick, mit dem er in seiner Karriere immer wieder obachtungen bei Weitem nicht ausreichten. Aber es waren immer-
brillierte und das ihn von seinen Kollegen so deutlich unterschied. hin süffisante anekdotische Anhaltspunkte, die nahelegten, dass das
    Nach der ersten Begegnung hatte ich zunächst nicht mehr viel Image der Raiffeisenbanken (ländlich, bescheiden, bieder) offen-
mit Raiffeisen zu tun. Die globale Finanzkrise zog herauf. UBS und sichtlich nicht mit der gelebten Realität (Luxusautos, persönlicher
Credit Suisse sorgten ab Herbst 2007 für dicke Schlagzeilen und Chauffeur) übereinstimmte – zumindest nicht in St. Gallen. Die
beschäftigten uns Bankjournalisten bis zur Belastungsgrenze. Für Fallhöhe, wie wir Journalisten das nennen, also die Diskrepanz
die damals 390 Genossenschaftsbanken (heute 292) war die Finanz- zwischen vorgespieltem Schein und gelebtem Sein, war gemäss
krise ein Segen. Die Banken auf dem Land mussten lediglich die meiner Einschätzung gross genug, um weitere Recherchen zu
Schalter öffnen und die Notenbündel verunsicherter Kunden ent- rechtfertigen.
gegennehmen. Die Neugeldzuflüsse, die sie periodisch nach St. Gal-
len meldeten, sorgten am Sitz von Raiffeisen Schweiz für Euphorie. Sturm aus heiterem Himmel
Es war die Zeit, als Raiffeisen zum Halali auf die Grossbanken blies Der Rest ist mehr oder weniger Geschichte: Ende 2008 publizierte
und erstmals so richtig «Schub» gab, wie Vincenz gern sagte.                ich eine Reihe von Artikeln, die dieses Image ein wenig korrigieren
Eine Entwicklung war in Gang gesetzt, welche die behäbige Ban- sollten. Bei der ersten Geschichte ging es um den Lohn von drei bis
kengruppe innert weniger Jahre zu einem der führenden Finanz- vier Millionen Franken (Vincenz bestätigte das nie). In einer an-
dienstleister der Schweiz katapultieren sollte. Die Bilanz schwoll deren um Privilegien, die an Grossbankenchefs erinnerten, wie
von 123 Milliarden (2007) auf 201 Milliarden Franken (per Mitte Helikopterflüge und Reisen im Privatjet. Am Schluss waren es
2015) an. Die Hypothekarausleihungen nahmen um sagenhafte 50 zwei Aspekte, die an der Person Vincenz hängen blieben: sein

                                                                                                                PANORAMA RAIFFEISEN         3/2015
ERFOLG IST, WENN TRADITION WEITERGEFÜHRT WIRD.
8 | FOKUS Raiffeisen im Wandel

  Millionengehalt und die Helikopterflüge, die Vincenz nutzte, um schicken würden. Doch ich merkte bald, dass sich der zähe Bergler
  schnell vom einen Ende der Schweiz zum anderen zu gelangen.                   nicht so einfach aus dem Amt entfernen liess. Vincenz hatte den
       Der Sturm um seine Person kam für Vincenz wie aus heiterem Laden eisern im Griff. Jahre später wurde mir klar, weshalb. Vincenz
  Himmel, wie er später einmal sagte. Möglicherweise hat ihn am hat es geschafft, sich gegen Angriffe aus den eigenen
  meisten irritiert, dass die schärfste Kritik ausgerechnet von einem Reihen zu immunisieren. Der Machiavelli zugeschriebene Spruch
  Medium kam. Das hatte er nie für möglich gehalten, auch deshalb «Divide et impera» (lateinisch für teile und herrsche) wurde zu sei-
  nicht, weil er wie kein zweiter Schweizer Manager die Medien «im nem wichtigsten Leitsatz.
  Griff» hatte. Vergleichbar allenfalls noch mit einem Nicolas Hayek.                 Das föderalistische Raiffeisen-Reich mit über 300 unabhän-
  Sein Einfluss zeigte sich etwa daran, dass «Blick», für den die Schlag- gigen Banken war zu kleinteilig, die einzelnen VR-Präsidenten zu
  zeilen um Helikopterflüge und Millionengehalt eigentlich eine machtlos, als dass wirkungsvolle Opposition gegen die Zentrale in
  Kampagne hätten wert sein müssen, keine einzige Zeile darüber ver- St. Gallen hätte erwachsen können. In einer Genossenschaft wie der
  lor. Zu gut war Vincenz mit dem Ringier-Konzern vernetzt – sei es Migros, die aus fünf Regionaleinheiten besteht, die mit machtbe-
  durch Sportsponsoring oder durch andere geschäftliche und private wussten Regionalfürsten an der Spitze besetzt sind, wäre eine
  Verbindungen.                                                                 Machtentfaltung vincenzscher Prägung schlichtweg undenkbar.
       Im eigenen Laden hingegen war er sich Kritik durchaus gewohnt
  und er konnte damit umgehen. Über die Jahre entwickelte er gerade- Stets mutig und pointiert
  zu eine Meisterschaft darin, die geballte Kritik der Genossenschaf- Meine Artikel passten Raiffeisen nie. Und trotzdem, während all
  ten ins Leere laufen zu lassen und die Delegierten für seinen Kurs zu der Jahre hatte ich immer einen guten Draht zur Medienstelle und
  gewinnen. Das gelang ihm auch dann spielend, wenn Neuerungen zu Mediensprecher Franz Würth, der meine Fragen stets mit profes-
  für die unabhängigen Banken oft-                                                                                   sioneller Gelassenheit beantwor-
  mals mit einem Verlust an Selbst-                                                                                  tete. Die Wogen glätteten sich mit
  ständigkeit einhergingen. Vin-          «Pierin Vincenz hinterlässt eine                                           den Jahren. Diesen Frühling traf
  cenz konnte sie praktisch immer
  überzeugen. Neben seinem Kom-
                                           grosse Lücke, bei Raiffeisen                                              ich Pierin Vincenz wieder einmal
                                                                                                                     zu einem grossen Interview – das
  munikationstalent verfügt der
  Sohn des 2014 verstorbenen
                                             und in der Medienwelt.»                                                 zweite seit 2007. Die Frauen wa-
                                                                                                                     ren kein Thema mehr. Dafür der
                                                              Beat Schmid, Wirtschaftsjournalist
  Bündner CVP-Ständerats Gion                                                                                        starke Franken und seine Folgen
  Clau Vincenz über ein äusserst                                                                                     für die Schweiz. Er forderte eine
  feines politisches Gespür. Es fällt ihm leicht, die richtige Balance grundlegende gesellschaftspolitische Debatte über die Vor- und ins-
  zwischen Zwang und Freiheit zu finden. Dabei leisteten ihm sein besondere die Nachteile des starken Frankens. «Wir müssen uns
  Bündner Skilehrer-Charme und seine bodenständige Geselligkeit fragen: Sind wir bereit, die negativen Folgen der starken Währung
  gute Dienste.                                                                 zu tragen?» Auch der Schweizerischen Nationalbank fuhr er an den
                                                                                Karren und forderte mehr Transparenz bei der Entscheidungsfin-
  Sein Leitsatz: «Divide et impera»                                             dung. Kaum ein anderer Banker hat den Mut, sich derart pointiert
  Durch Mark und Bein ging ihm, als die Raiffeisenbank in Interlaken gegen eine der mächtigsten Institutionen der Schweiz zu stellen.
  2002 aus dem Verbund der Raiffeisen Gruppe austreten wollte. Vin-                   Das Schicksal der Raiffeisen Gruppe wird mich auch nach dem
  cenz kämpfte und lobbyierte, was das Zeug hielt. Sein Glück war, Abgang des langjährigen Steuermanns beschäftigen. Die Diversifi-
  dass der Verwaltungsrat der abtrünnigen Bank im Volk schlecht ver- kationsstrategie, also der Einstieg ins Private Banking mit der Über-
  ankert war. Am Schluss stimmten die Genossenschafter für den Ver- nahme von Notenstein sowie ins Asset Management und der Aus-
  bleib. Es ging um alles oder nichts. Denn Vincenz wusste: Wenn eine bau des Firmenkundengeschäfts sind noch längst nicht
  Bank geht, wird es unter Umständen gefährlich. Dass die Raiffeisen abgeschlossen.
  Gruppe in all den Jahren zusammenblieb, ist ganz entscheidend                       Pierin Vincenz hinterlässt kein fertiges Haus, das war wohl nie
  sein persönlicher Verdienst.                                                  seine Absicht. Sein Rücktritt kommt überraschend plötzlich. Er hin-
       Klar, intern prasselte es Kritik wegen seines Lohnes, wegen sei- terlässt eine grosse Lücke. Bei Raiffeisen und in der Medienwelt.
  nes Spleens mit dem Heli und des 200 000 Franken teuren Audis mit
  Chauffeur. Vincenz sah ein, dass «man mit dem Thema Lohn keine
  Diskussion gewinnen kann». Auch Flüge mit dem Heli waren passé.
  Vincenz war sich bewusst: «Dies passte offenbar nicht zu unserer
  Kultur.» Einzig seinen Dienstwagen wollte er sich nicht auch noch
                                                                                        ZUM AUTOR
  «verleiden lassen». Die kleinen Genossenschaften setzten durch, dass
  der Lohn des Geschäftsführers, also von Pierin Vincenz, fortan bei                    Beat Schmid (47) ist stellvertretender Chefredaktor bei der
  zwei Millionen Franken gedeckelt wurde (exklusive                                     «Schweiz am Sonntag». Der profilierte und erfahrene Wirt-
  Sozialleistungen).                                                                    schaftsjournalist arbeitete zuvor bei der «Sonntagszeitung»,
       Ursprünglich ging ich davon aus, dass es möglicherweise für Vin-                 beim «Blick», als stv. Chefredaktor bei «Computerworld»
  cenz eng werden könnte, dass ihn die Delegierten zum Teufel                           und war Redaktor bei der Nachrichtenagentur Reuters.

  3/2015    PANORAMA RAIFFEISEN
ERFOLG IST, WENN TRADITION WEITERGEFÜHRT WIRD.
«RAIFFEISEN ZU FÜHREN
IST EIN PRIVILEG»
Raiffeisens neuer CEO Patrik Gisel will das Anlage- und Firmenkundengeschäft
forcieren und die Spitzenposition in der Finanzierung von Wohneigentum weiter
stärken. Bei der Digitalisierung wird Raiffeisen an Tempo zulegen müssen. Das
Aussterben der Banken vor Ort wird dies aber nicht zur Folge haben.
Interview Markus Rohner/Pius Schärli Fotos Daniel Ammann
ERFOLG IST, WENN TRADITION WEITERGEFÜHRT WIRD.
10 | FOKUS Raiffeisen im Wandel

  K
                 ontinuität ist und war für Raiff-   Patrik Gisel, seit 1. Oktober 2015 CEO Raiff‑​   einwandfreien Umsetzung. Denn die In-
                 eisen immer schon wichtig.          eisen Schweiz: Pierin Vincenz war und ist        vestitionen sind erheblich.
                 Dies zeigt sich auch in der         ein Visionär und versteht es ausgezeich-
                 Wahl des Nachfolgers von            net, mit den Anspruchsgruppen und Me-            Die Digitalisierung verändert auch die
   Pie­rin Vincenz, der Ende September sein          dien zu kommunizieren. Er hatte hohes            Bankbranche massiv: Will Raiffeisen hier
   Amt als CEO von Raiffeisen Schweiz                Geschick im Zusammenhalt der Raiffei-            das Feld von hinten aufrollen?
   nieder­gelegt hat. Dessen Nachfolger Patrik       sen Gruppe. Meine Stärke liegt in der Um-        Darum geht es nicht. Keiner bestreitet, dass
   Gisel arbeitet seit bald 16 Jahren für die        setzung von visionären Vorhaben und im           die Digitalisierung das Bankgeschäft schon
   Raiffeisen Gruppe und war zuletzt Leiter          Umstand, dass ich während den letzten            beeinflusst hat und dieses noch stärker ver-
   des Departements Firmenkunden. Die Be-            Jahren an der Weiterentwicklung der              ändern wird. Wir müssen uns aber auch
   rufung durch den Verwaltungsrat zum               Raiff­eisen Gruppe mitarbeiten konnte.           bewusst sein, dass wir erst am Anfang der
   CEO von Raiffeisen Schweiz erachtet der           Meine weiteren Stärken werden hoffent-           Entwicklung stehen, dass das digitale Busi-
   53-jährige, in Arbon aufgewach­sene Ost-          lich bald noch sichtbar werden.                  ness noch in den wenigsten Fällen rentabel
   schweizer als grosse Ehre. Er musste es sich                                                       und noch längst nicht in allen Ausprä­
   nicht zweimal überlegen, ob er den verant-        Sie sind also eher der Pragmatiker?              gungen kundentauglich ist. Wir sind aber
   wortungsvollen Job annehmen möchte.               Das würde ich so unterschreiben. Es ist          nicht untätig gewesen. Ein Beispiel:
        «Wenn man eine solche Chance be-             nicht so, dass ich keine Visionen hätte,         ­Anfang 2016 werden wir mobiles Bezahlen
   kommt, muss man zugreifen. Ich war mehr           aber noch lieber setze ich diese dann in          über die Paymit-App anbieten.
   als 13 Jahre in der Rolle des stellvertreten-     der Praxis erfolgreich um.
   den CEO. In dieser Zeit habe ich mir ab                                                            Verstärkt drängen auch Nicht-Banken wie
   und zu Gedanken gemacht, ob ich auch              Ein Triathlet wie Sie ist ein Einzelkämpfer,     kleine Fintech-Unternehmen auf den Markt.
   den Job an der Spitze von Raiffeisen ma-          der sich allein ins Ziel durchkämpfen muss.      Diese sind dynamischer und müssen auf keine
   chen würde», erklärt Patrik Gisel im Ver-         Jetzt stehen Sie einer siebenköpfigen            gewachsenen Strukturen Rücksicht nehmen.
   lauf des Interviews. Ein Unternehmen zu           Geschäftsleitung vor. Wie beschreiben Sie        Fintech-Unternehmen sind keine direkte
   führen, das so erfolgreich im Markt steht,        Ihren Führungsstil?                              Konkurrenz für uns, denn sie decken typi-
   erachtet er als ausgesprochen faszinierende       Dieser Gegensatz zwischen Beruf und              scherweise nicht die gesamte Wert- schöp-
   Aufgabe. Er nimmt immer wieder begeis-            Freizeitbeschäftigung war für mich nie           fungskette einer Universalbank ab. Es ist
                                                             ein Problem. Ich arbeite bei Raiff‑​     deshalb durchaus möglich, dass wir uns auf
                                                             eisen seit Jahren sehr intensiv mit      diesem Gebiet den einen oder anderen Zu-
«Vor Ort präsent zu sein,                                    ganz unterschiedlichen Leuten zu-        kauf überlegen werden.
                                                             sammen. Kooperation ist mir in der
 bleibt für uns wichtig»                                     Geschäftsleitung sehr wichtig. Als       Den Trend der Zeit zu erkennen ist nicht
            Patrik Gisel, CEO Raiffeisen Schweiz             Ausgleich kann ich im Sport dann         immer einfach. Stellt Raiffeisen deshalb jetzt
                                                             meine eigenen Wege gehen und             einen eigenen Think Tank auf die Beine?
                                                             dort für mich allein Themen reflek-      In unserem «Raiffeisen Labor» wollen wir
   tert zur Kenntnis, wie gross die Motivation       tieren. Erfolg ist aber auch bei Raiffeisen      eine kleine Gruppe von innovativen Men-
   bei den Mitarbeitenden ist und wie die 292        ein Gemeinschaftswerk.                           schen zusammenführen, die kreative An-
   eigenständigen Banken unternehmerisch                                                              sätze entwickeln, die später in die Praxis
   agieren.                                          Die Erneuerung der Banken-Software hat           umgesetzt werden können.
       Diese Begeisterung wird es auch in Zu-        bei Ihnen oberste Priorität. Hat Raiffeisen
   kunft brauchen, steht die Finanzbranche           die Entwicklung verschlafen?                     Ich stelle mir diese Mitarbeitenden als junge,
   doch vor einer spannenden Zukunft. Neu-           Nein, so ist es nicht. Die Frage ist ja im-      technikaffine «Freaks» vor…
   erungen und Herausforderungen haben               mer, wann ist der richtige Moment? Wir           Diese Menschen können durchaus unge-
   Patrik Gisel immer schon angestachelt.            haben in der Vergangenheit mehrfach be-          wöhnliche Profile haben. Das können Leu-
   Nicht ohne Stolz stellt er fest: «Ein solches     wiesen, dass wir diesen Zeitpunkt stets          te aus Hightech-Firmen sein, die branchen-
   Unternehmen zu führen, erachte ich als            gut gewählt haben. Unser E-Banking bei-          übergreifend sehen, was läuft, und die vor
   Privileg.» Wie der Mann an der Spitze der         spielsweise hat nur einen Bruchteil dessen       allem verstehen, was die Digitalisierung
   Nummer 1 unter den Retailbanken tickt,            gekostet, was andere Banken dafür ausge-         alles möglich macht. Oder Leute aus ande-
   erfahren Sie im folgenden Interview.              geben haben. Aber die Digitalisierung ist        ren Bereichen, zum Beispiel aus der Me­
                                                     jetzt zu forcieren. Wer A sagt zu einem          dienbranche, die schon heute weit voraus
   PANORAMA: Was unterscheidet Sie                   grossen Projekt mit entsprechenden Inves-        sind in der Digitalisierung und wissen, was
   von Ihrem Vorgänger Pierin Vincenz, vom           titionen, muss gerade in diesem Fall auch        funktioniert und was der Kunde künftig
   Ausdauersport einmal abgesehen?                   B sagen zu einer qualitativ und terminlich       haben will.

   3/2015     PANORAMA RAIFFEISEN
FOKUS Raiffeisen im Wandel | 11

 «Die Herausforderungen
                                                             um eine stärkere Diversifikation
der Zukunft verlangen nach                                   der Er­träge zu erreichen. Dabei

     neuen Lösungen»                                         denke ich vor allem an das Anla-
                                                             ge- und Firmenkunden­geschäft.
            Patrik Gisel, CEO Raiffeisen Schweiz
                                                             Zudem wollen wir in den Städ-
                                                             ten weiter wachsen.

 Raiffeisen wird also digitaler, aber gleichzei-   Ihr Vorgänger hat bei der Präsentation der
 tig gibt es noch immer rund 1000 Geschäfts-       Halbjahreszahlen 2015 im August gesagt,
 stellen. Wird es diese in 20 Jahren überhaupt     Raiffeisen müsse künftig vielleicht etwas
 noch geben?                                       mehr Risiken eingehen. Sind Sie auch dieser
 Mit Sicherheit. Aber sie werden das Ge-           Meinung?
 schäft anders betreiben als heute. Das ty­        Unser Geschäft ist immer mit Risiko ver-
 pische Transaktionsgeschäft wird aus den          bunden. Das wird leider von wichtigen
 Bankgebäuden verschwinden. Stattdessen            Playern der Branche manchmal vergessen.
 wird es viel komplexere, vielleicht auch          Wenn wir jedes Risiko in unserem Ge-
 bankübergreifende Beratungs- und Dienst-          schäft eliminieren wollten, dann wären
 leistungsgeschäfte geben. Physisch vor Ort        wir nicht mehr lange im Bankgeschäft
                                                                                                  Der Überflieger
 präsent zu sein, ist uns auch in Zukunft          tätig.
                                                                                                  Mir ist im Leben wichtig, …
 wichtig. Die entscheidende Frage wird im-
                                                                                                  … dass ich beruflich und privat etwas
 mer bleiben: Wie bringen wir uns beim             Passt denn diese Risikofreude zur soliden      Positives bewirken und bewegen
 überaus sensiblen Geldgeschäft ein? Denn          Genossenschaftsbank Raiffeisen?                kann. Ich zähle mich nicht zum passiv
 dieses wird immer von Vertrauen und Ver-          Wir müssen in jedem Bankgeschäft ein-          konsumierenden Typ Mensch.
 trautheit geprägt sein. Diese Nähe zur            grenzbare Risiken eingehen. Unsere Risi-
 Bank wird der Kunde auch in Zukunftws-            kopolitik ist aber klar: Wir gehen nur Risi-   Dafür stehe ich ein …
 uchen. Und wir werden ihm diese bieten.           ken ein, die wir verstehen, tragbar sind und   … für unser genossenschaftliches
                                                                                                  Geschäftsmodell, das in der Finanz-
                                                   rentieren. Mit dem Firmenkundengeschäft
                                                                                                  branche einzigartig ist, weil es gegen-
 Ob Banken geschlossen werden, entscheidet         gehen wir logischerweise mehr Risiken
                                                                                                  über Shareholder-Value-Modellen viel
 am Schluss nicht der Sitz von Raiffeisen          ein. Wir bleiben aber im Rahmen des Trag-      transparenter ist.
 Schweiz in St.Gallen, sondern die einzelne        baren und investieren in den Ausbau unse-
 Bank vor Ort. Hat diese stark föderalistische     rer Fähigkeiten. So, dass wir auch damit       Raiffeisens Wettbewerbsvorteil
 Genossenschaftsstruktur eine Zukunft?             Geld verdienen werden.                         ist …
 Das Genossenschaftsmodell ist in der heu-                                                        ... die Tatsache, dass wir keine Hau-
 tigen Zeit ein grosser Vorteil. Denn wir          Muss denn Raiffeisen immer wachsen und         ruckpolitik betreiben. Unser Modell
                                                                                                  ist per se nachhaltig.
 setzen unsere Prioritäten so um, wie sie im       grösser werden?
 lokalen und regionalen Markt gefordert            Auch in einer Genossenschaftsbank ist          Meine Leidenschaft …
 sind. Vor Ort arbeiten für uns Leute, wel-        qualitatives, gesundes Wachstum wichtig.       … ist schon lange die Motorsportflie-
 che die Verhältnisse bestens kennen und           Wachstum ist für die Mitarbeitenden im         gerei.
 auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen.          Kundenkontakt ein entscheidender An-
 Diese dezentrale Verantwortung, die Nähe          trieb: Sie wollen Geschäfte machen, gute       Darauf würde ich nie verzichten …
 zum Kunden und die Entscheidungs­                 Geschäfte. Und damit meine ich eben nicht      … auf mein Triathlontraining, auch
 kompetenz vor Ort haben Raiffeisen stark          nur die monetären Aspekte. Ein Unterneh-       wenn ich zeitlich noch so unter Druck
                                                                                                  bin. Diese Zeit leiste ich mir einfach.
 gemacht – und so wird es auch in Zukunft          men wie Raiffeisen braucht eine klare
 bleiben.                                          Wachstumsstrategie. Letztlich erwarten         Was ich nicht mag …
                                                   auch die Kunden, dass Raiffeisen auf einem     …sind «Hidden Agendas», wenn also
 Raiffeisen ist stark im Hypothekengeschäft.       soliden Fundament steht und in der Lage        Leute nicht offen kommunizieren. Das
 Ist dieses noch rentabel?                         ist in die Zukunft zu investieren.             Zweite: Leute, die keine Freude mehr
 Das Hypothekargeschäft ist für uns nach                                                          am Job haben.
 wie vor ausserordentlich interessant. Das
                                                                                                  Wie lange ich diesen Job mache …
 wird unser Kerngeschäft bleiben. Aber die         Das Interview in ganzer Länge lesen Sie
                                                                                                  … liegt nicht in meinen Händen. Plus/
 anderen Geschäftsbereiche müssen noch             auf unserem Blog.
                                                                                                  minus sieben bis zehn Jahre kann ich
 stärker zum Geschäftsergebnis beitragen.                                                         mir gut vorstellen.
                                                                 azin.ch/gisel
 Wir brauchen weiterhin Anstrengungen,               panorama-mag

                                                                                                        PANORAMA RAIFFEISEN         3/2015
12 | FOKUS Raiffeisen im Wandel

            RAIFFEISEN SCHREIBT
            GESCHICHTE
                                                         rbeitende und Verwaltungsräte
            Am 26. September trafen sich über 10 000 Mita
                                                           gie. Ein einmaliges Ereignis mit
            in Basel zur Verankerung der neuen Grundstrate
            vielen positiven Impulsen für die Zukunft.
            Autor Pius Schärli Fotos Robert Huber, Gian Vaitl, Felix Walker

   3/2015     PANORAMA RAIFFEISEN
isen:
Das gab es noch nie in der Geschichte von Raiffe
              Mitarb eitend e aus allen Regio nen treffe n
Über 10  0 00
                                                     usch
sich in der Basler Messe zum gemeinsamen Austa
über die Zukunft ihrer Bank.

                               PANORAMA RAIFFEISEN           3/2015
14 | FOKUS Raiffeisen im Wandel

«           Basel im Raiffeisen-Fieber» titelte
            die Basellandschaftliche Zeitung
            und spielte damit auf die histo­
   rische Dimension eines Anlasses an, der in
   der 116-jährigen Geschichte von Raiffeisen
   einmalig und einzigartig zugleich war. Rund
                                                    Eine Strategie ist nur dann erfolgreich, wenn
                                                    sie im Alltag gelebt und für den Kunden
                                                    spürbar wird. In insgesamt 28 zeitgleichen
                                                    Foren haben an diesem Tag bis zu 400 Teil-
                                                    nehmende in Fünferteams die Frage disku-
                                                    tiert, was der Kunde von morgen erwartet
                                                                                                      Gelebte Innovation
                                                                                                      Ob Beacon, 3D-Drucken, Augmented Reality
                                                                                                      oder Crowdfunding: Auf einer Innovations­
                                                                                                      fläche konnten die Mitarbeitenden aktuelle
                                                                                                      Innovationsthemen bei Raiffeisen hautnah
                                                                                                      erleben. Ganz nach dem Motto «für gute
   10  000 Mitarbeitende und Verwaltungsräte        und wie sich Raiffeisen für die Zukunft auf-      Ideen braucht es gute Ideen» wurden alle Teil-
   aus der ganzen Schweiz kamen an jenem            stellt. Dabei zählte jede Stimme. Die elektro-    nehmenden aufgefordert, eigene Vorschläge
   Samstag in der Messe Basel zusammen.             nische Interaktionsplattform «DialogWeb»          einzubringen. Zeichnerinnen und Zeichner
                                                    ermöglichte es, über Fragen abzustimmen           skizzierten diese gleich vor Ort auf Papier und
   Der Kunde im Mittelpunkt                         und die Resultate direkt auszuwerten.             hängten sie an die «Wall of Ideas». Wer sich
   «DialogPlus: Gemeinsam Zukunft leben»                                                              inspiriert fühlte, konnte die Ideen auf der Tafel
   war das Motto des Events, der den Höhe-          Newsroom mit TV-Studio                            zeichnerisch weiterentwickeln.
   punkt eines fünfjährigen Strategieentwick-       Bereichert wurde der Arbeitstag durch                 Das Fazit dieses Anlasses kommt von Mi-
   lungsprozesses markierte. «Mit dem grossen       Breaking News, die in einem eigens aufge-         chael Auer, Mitglied der Geschäftsleitung
   Anlass in Basel haben wir beim Prozess der       bauten Newsroom live produziert und auf           von Raiffeisen Schweiz: «Von diesem Tag
   Grundstrategie einen Schlusspunkt, gleich-       die Grossleinwände übertragen wurden.             werden viele Mitarbeitende noch in 10 oder
   zeitig aber auch den Startschuss für die ge-     Durch den Tag führten die SRF-Modera­             20 Jahren sprechen. Dies deshalb, weil das
   meinsame Umsetzung von Strategie und             toren Reto Brennwald und Annina Campell.          Erlebte nicht nur in die Köpfe, sondern auch
   Werten gesetzt», erklärte Gabriele Burn,         Brennwald zeigte sich erstaunt, wie konzen-       in die Herzen der Menschen gehen wird.»
   Mitglied der Geschäftsleitung von Raiffeisen     triert die Raiffeisen-Mitarbeitenden an die-
   Schweiz.                                         sem Samstag zu Werke gingen. Er entpupp-          Werfen Sie einen Blick hinter
        Ziel der Veranstaltung war es, dass jede    te sich überdies als Raiffeisen-Fan: «Die         die Kulissen:
   und jeder seinen persönlichen Beitrag zum        Bank zeigt, dass das Genossenschaftsmodell                                            log-plus
                                                                                                                            magazin.ch/dia
   künftigen Erfolg von Raiffeisen leistet. Denn:   alles andere als passé ist.»                                  panorama-

                                                                                                 02

   01

   01 Auf der «Wall of Ideas» konnten Mitarbeitende ihre Vorschläge
      anbringen und zeichnerisch weiterentwickeln.
   02 Auf der Innovationsfläche liessen sich Technologien wie 3D-Drucken,
      Beacon oder Augmented Reality erleben.
   03 In einem eigens für den Grossanlass eingerichteten Newsroom
      wurden Beiträge live produziert und auf die Grossleinwände und
      das DialogWeb übertragen.                                               03

   3/2015    PANORAMA RAIFFEISEN
FOKUS Raiffeisen im Wandel | 15

                                                    l hat mir aufgezeigt,
            «Die Veranstaltung in der Messe Base
                                        feisen  als Grup  pe ist. Fast 10 000
          wie gross und bedeutend Raif                         n, so was
                                                  elt zu sehe
              Menschen in einer Halle versamm
                          geht definitiv unte r die Hau  t.»
                                                      du   Gros-du-Vaud
                    Mariana Santos, Banque Raiffeisen

                                                                                          «Intensiv, voller Energie und leid
                                                                                                                            enschaftlich haben wir uns in
                                                                                        grundsätzlichen Ausrichtung                                        Basel mit der
                                                                                                                      von Raiffeisen beschäftigt. Wir
                                                                                       kommenden Jahren nicht jede                                     müssen nun in den
                                                                                                                      s Mal alles grundsätzlich disk
                                                                                                          habe, gibt mir Kraft für die näc          utieren. Was ich erlebt
                                                                                                                                          hsten Jahre.»
                                                                                                   Michael Auer, Mitglied Ges
                                                                                                                             chäftsleitung Raiffeisen Schw
                                                                                                                                                          eiz

                                                                     n
                                                   ar: Wir müsse
                        D ialogP lus wohl allen kl         e ne ue  n
                diesem                          gilt es, di
«Eines ist nach weiter verbessern. Zudem                          l dies
 unse re Be ratung
                                    sser zu nutzen – auch wei
                           no ch be
               chnologien            ünschen.»
Kanäle und Te        die Kunden w
                                               sen della M  agliasina
                                  Banca Raiffei
       anta At anas zov-Tomasini,
    Sam

                                                                                                                                                                      und
                                                                                                                                                       rte Menschen
                                                                                                                             n auch in Zu kunft motivie     Raiffeisen-
                                                                                                                bei Raiffeise                   twicklungen
                                                                                                «Wir brauchen die uns hilft, technische En deln, die DNA aber
                                                                                                         eitsicht ,                       un s w an
                                                                                                  eine W                          üssen
                                                                                                                     setzen. Wir m
                                                                                                     adäquat umzu           unbeding t beha lten.»
                                                                                                                                                   Schweiz
                                                                                                                                   n, Raiffeisen
                                                                                                                       Jürg Moosman

                  «Ich habe an der «Wall of Idea
                                                 s» das Implantieren eines Chi
                  Körper vorgeschlagen. Dam                                    ps im
                                              it erhält der Kunde Zugang
                   und zum Bancomaten. Das                                zur Bank
                                               Bargeld würde damit überflü
                                                                            ssig.»
                          Mar   co Müller, Raiffeisenbank Rors
                                                              chacherberg-Thal

                                                                                                                                     PANORAMA RAIFFEISEN               3/2015
16 | FOKUS Raiffeisen im Wandel

                                                                                                       «Ich arbeite erst seit sechs Mo
                                                                                                                                        naten bei Raiffeisen und erlebe
                                                                                                          historischen Moment. Der Anl                                  schon einen
                                                                                                                                          ass hat mir geholfen, noch tiefe
                                                                                                        Raiffeisen-Kultur einzutauche                                     r in die
                                                                                                                                        n. Ich nehme viele Ideen mit
                                                                                                                         die sich aber erst noch setzen               nach Hause,
                                                                                                                                                         müssen.»
                                                                                                                      Sarah Willi, Banque Raiffeise
                                                                                                                                                   n Nyon la-Vallée

                                                                                           die wir
                                                                          ackt werden,
                                            in gu te G es chichten verp        nlas s in  Ba sel war
                             en, wenn si  e                     üssen. Der   A
              n funk tioni er                    u er zähl en m                        sich er, dass
    «Strategie                        wieder ne                           Ich bin mir
         er am  Lage rfeuer immer           rtes, gros se s Lagerfeuer.          Verh  alte n
  einand                           chestrie                           künftiges
                   rvorragend or                      bnisse unser
   für mich ein he      ichten , Ep isoden und Erle          en w erde  n.»
           diese Gesch               proche n positiv präg
                            ausg  es                                 sen Schweiz
                                               -Prä    sident Raiffei
                                  egg-Stürm, VR
                       Johannes Rü

                                                                                                                          «Aus der Stärke heraus, in der sich Raiffeisen befindet, ist es einfacher,
                                                                                                                            eine neue Strategie zu entwickeln. Der Zeitpunkt dafür ist genau
                                                                                                                             richtig. Wir sind mit dem Hypogeschäft zu einseitig unterwegs,
                                                                                                                            deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Erträge diversifizieren.»
                                                                                                                                       Christian Tritschler, Raiffeisenbank Untersee-Rhein

      «Ich deute die Bezeichnung ‹DialogPlus› für den Event dahing
                                                                  ehend,
             dass wir weiterhin im Dialog mit dem Kunden bleiben
         müssen. Das aber reicht nicht: Wir müssen ihm einen Mehrw
                                                                   ert
                           bieten – ein ‹Plus› eben.»
                    Arwin Swaroop, Banque Raiffeisen de Meyrin

                                                                                                                                                                            hauen,
                                                                                                                                                        ganz genau ansc
                                                                                                                         en muss sich die Megatrends                Digitalisie rung,
                                                                                                         «Auch Raiffeis           An  schluss. Ein Beispiel ist die
                                                                                                                          wir den                                       ge   in
                                                                                                         sonst verpassen                           ewerber schon lan
                                                                                                                                chenfremde Mitb
                                                                                                                hier stehen bran                    n. »
                                                                                                                                    den Startlöcher                 wil
                                                                                                                                                      Gossau-Nieder
                                                                                                                                     , Raiffeisenbank
                                                                                                                     Peter Lamprecht

   3/2015        PANORAMA RAIFFEISEN
«Auch wenn wir uns eine neue Strat
                                                                                                                                   egie geben, dürfen wir die Werte
                                                                                                  nicht vergessen, die uns gross und
                                                                                                                                     stark gemacht haben. Gute
                                                                                               Beratung, persönliche Beziehung und
                                                                                                                                     Professionalität sind weiterhin
                                                                                                   gefragt. Nur so können wir mit der
                                                                                                                                       Konkurrenz mithalten.»
                                                                                                            Natascha Browne, Raiffeisenbank
                                                                                                                                            Untergäu

«Es ist entscheidend, dass die
                               Grundstrategie nun bei allen
          im ganzen Land Fuss fasst. Die                    Raiffeisenbanken
                                         Frage sei aber erlaubt, ob
         Aufwand und Ertrag bei dies
                                     em Anlass am Ende stimmen
             Reto                                                  .»
                Altwegg, Verwaltungsrat Raif
                                             feisenbank Frauenfeld

                                                                                                                                                    ell tot. Wir haben
                                                                                                                      , dann sind wir als Bank schn
                                                                                         «Wenn wir uns nicht wandeln             n, zu  entwickeln und  anzupassen.
                                                                                                                         bewege
                                                                                           keine andere Wahl, als uns zu                       Aus tau sch e wie diese
                                                                                                                        gehört zum Business.
                                                                                          Der Markt verlangt dies, das               .»
                                                                                                                        sind wichtig
                                                                                                                                     Raiffeisen de Lavaux
                                                                                                       Jean-Michel Regamey, Banque

                                                                          t nicht. Ich
                                               und  die Ko nkurrenz schläf e Chancen
                                          ben,                            viel
                           gehört zum Le dass uns die Zukunft noch
             «Der Wandel             erzeug t,
                         eues und üb               folg bietet.»
          bin offen für N          für weiteren Er                  rg
                                                         k Rothenbu
                                            Raiffeisenban
                             Jasmin Christ,                                                       «Im Tessin habe
                                                                                                                   n wir die Strategi
                                                                                                    diskutiert. Hier                   e schon im klein
                                                                                                                     in Basel hatten                   en Kreis intensiv
                                                                                                  gemeinsam zu ve                      wir die Möglichk
                                                                                                                      rtiefen. Dieser Ta                eit, die Werte
                                                                                                                                        g hat eine grosse
                                                                                                                             das spürt man.»               Bedeutung,
                                                                                                           Alessio Antonie
                                                                                                                          tti, Banca Raiff
                                                                                                                                          eisen Malcanto
                                                                                                                                                        nese

                                                                                                                                   PANORAMA RAIFFEISEN                3/2015
18 | FOKUS Raiffeisen im Wandel

   «DIE EINBINDUNG DER BASIS
   WAR EIN ABSOLUTES MUSS»
   Raiffeisen hat eine neue Strategie, die nicht im Elfenbeinturm ausgeheckt
   worden ist. 1500 Führungskräfte, 10 000 Mitarbeitende und Verwaltungsräte
   haben am künftigen Weg intensiv mitgearbeitet – sehr zur Freude des
   VR-Präsidenten Johannes Rüegg-Stürm. Denn dieses breit abgestützte Vorgehen
   ist für eine weiterhin positive Entwicklung der Raiffeisen Gruppe zentral.
   Interview Pius Schärli Foto Daniel Ammann

                                                                                        W
                                                                                                          er Raiffeisen bislang fehlen-
                                                                                                          den Mut zu Experimenten
                                                                                                          attestiert hat, muss jetzt
                                                                                                          umdenken. Die Art und
                                                                                        Weise, wie sich die dritte Bankenkraft in
                                                                                        der Schweiz eine neue Grundstrategie gege-
                                                                                        ben und damit die Voraussetzungen für
                                                                                        künftigen Erfolg geschaffen hat, ist hierzu-
                                                                                        lande einzigartig. «Wir haben Raiffeisen als
                                                                                        Firma auf den Prüfstand genommen und
                                                                                        analysiert, was zu tun und zu lassen ist»,
                                                                                        sagt Johannes Rüegg-Stürm rückblickend.
                                                                                            Dieses selbstkritische Vorgehen ist vor
                                                                                        dem Hintergrund des rasanten Wandels,
                                                                                        den auch die Finanzwirtschaft mitmachen
                                                                                        muss, eine vordringliche Aufgabe. Denn
                                                                                        Raiffeisen will sich auch noch in fünf oder
                                                                                        zehn Jahren deutlich von den Mitbewer-
                                                                                        bern unterscheiden und als einzigartige
                                                                                        Bank wahrgenommen werden. Johannes
                                                                                        Rüegg-Stürm hat den Strategieentwick-
                                                                                        lungsprozess nicht nur als Verwaltungs-
                                                                                        ratspräsident der Raiffeisen Gruppe, son-
                                                                                        dern auch in seiner Rolle als Professor für
                                                                                        Management und Organisation an der Uni-
                                                                                        versität St. Gallen (HSG) begleitet.

   Prof. Dr. Johannes Rüegg-Stürm (54) ist seit 2008 im Verwaltungsrat von Raiffeisen
                                                                                        PANORAMA: Wie opportun ist es
   Schweiz und präsidiert diesen seit 2011. Im Verwaltungsrat leitet er auch den        überhaupt, über Strategien öffentlich
   Strategie- und Governance-Ausschuss.                                                 zu diskutieren?
                                                                                        Johannes Rüegg-Stürm, Verwaltungs-
                                                                                        ratspräsident Raiffeisen Schweiz: Man
                                                                                        sollte sich davor hüten, dem Thema Stra-
                                                                                        tegie allzu sehr den Nimbus des Geheim-
                                                                                        nisvollen zu verleihen. Es geht bei einer

   3/2015     PANORAMA RAIFFEISEN
FOKUS Raiffeisen im Wandel | 19

guten Strategiearbeit um die systematische     Was ziemlich viel Aufwand nach sich zieht.     für jede und jeden zu einer Selbstver-
Auseinandersetzung mit der Zukunft,            Natürlich ist die Entwicklung einer Strate-    ständlichkeit werden, so wie dies das
die durch Unsicherheit und Ungewissheit        gie im Rahmen einer breit abgestützten         Atmen oder der richtige Gebrauch der
geprägt ist. Das betrifft jedes Unterneh-      Strategieerarbeitung viel anspruchsvoller      Grammatik und der Worte ist, wenn wir
men, aber auch jedes Individuum. Ganz          als eine Bombenwurf-Strategie. Man muss        miteinander reden. Eine Strategie wird nur
besonders bei einer genossenschaftlichen       sich auf andere Menschen einlassen und         dann im Alltag wirksam, wenn sie verstan-
Unternehmung ist es fundamental wich-          sich unvoreingenommen mit
tig, auf möglichst breiter Basis Erfahrung     deren Meinungen auseinander-
und Wissen für die Strategiearbeit zu          setzen, man muss zuhören und         «Eine Strategie wird nur dann
mobilisieren.                                  Geduld üben können, man
                                               muss Konflikte austragen und
                                                                                   im Alltag wirksam, wenn Kopf,
Viele von uns leben im Hier und Jetzt und      sich auf viel Ungewissheit ein-       Hand und Herz dabei sind.»
haben kaum Zeit, uns mit der Zukunft zu        lassen. Aber genau dies stärkt                       Johannes Rüegg-Stürm, VRP
befassen.                                      uns als Raiffeisen-Genossen-
Ja, das ist ein Dilemma. Wir alle sind viel    schaft und schafft die Voraus-
zu stark durch Aufgaben und Fragestellun-      setzungen für eine nachhaltige Umset-          den wird und in einem gemeinschaftlichen
gen gebunden, die einen unmittelbar be-        zung unserer Strategie.                        Effort verinnerlicht worden ist. Das ist nicht
schäftigen. Viele Unternehmen verpassen                                                       nur eine Sache des Verstandes, sondern auch
es dabei, sich rechtzeitig Gedanken zur        Der Ansatz mit der Einbindung aller ist also   eine Sache des Gefühls. Es braucht dazu
Zukunft zu machen. Man sollte sich dafür       typisch für ein Genossenschaftsmodell?         Kopf, Hand und Herz.
ausreichend Zeit nehmen, Distanz zum Ta-       Mehr noch, er ist ein Muss.
gesgeschäft gewinnen, die eigene Vorstel-                                                     Was wird die neue Strategie dem Kunden
lungskraft stärken und sich gemeinsam mit      Was aber auch hinderlich sein kann, wenn       bringen?
den grundlegenden künftigen Herausfor-         jede Meinung gleich viel zählt.                Unsere Kundinnen und Kunden müssen
derungen aus­einandersetzen.                   Ja, diese breite Einbindung ist höchst an-     merken, dass unsere Kompetenz in einem
                                               spruchsvoll. Man muss sich umso intensi-       breiten Spek­trum an lebensbezogenen Fi-
Was ist beim Prozess einer Strategie­findung   ver mit den Annahmen und Argumenten            nanzfragen spürbar zunimmt. Unsere Bera-
denn entscheidend?                             von Kolleginnen und Kollegen auseinan-         terinnen und Berater denken vernetzt, kön-
Ein solcher Prozess darf kein chaotisches      dersetzen. Genau das wollten wir errei-        nen komplexe Lebenslagen unserer
und unverbindliches Jekami sein. Vielmehr      chen: die Raiffeisenbanken und alle Mit-       Kundschaft rasch verstehen und kompeten-
muss er sorgfältig vorbereitet und achtsam     arbeitenden verbindlich zu involvieren,        te Lösungen konfigurieren. Damit weitet
orchestriert werden. Das wichtigste Ergeb-     um gemeinsam tragfähige Zukunfts­              sich der Horizont für Kunden und Beraten-
nis ist dabei nicht das Strategiedokument,     perspektiven zu entwickeln.                    de. Das alles ist überaus anspruchsvoll. Wir
sondern ein breit abgestütztes Verständnis                                                    müssen uns bewusst sein: Auf uns alle kom-
dafür, was jetzt zu unternehmen oder auch      Das war das erklärte Ziel der Dialog-          men gewaltige Veränderungen zu. Wir müs-
zu unterlassen ist, um zukünftig weiter Er-    Veranstaltung in Basel. Wie taxieren Sie       sen kundenzentriert und langfristig ausge-
folg zu haben. Wenn dieses Verständnis         diesen grössten Anlass in der Geschichte       richtet unsere Fähigkeiten bei der Beratung
nicht gemeinsam erarbeitet werden kann,        Raiffeisens?                                   und zur Problem­lösung substanziell ausbau-
bleibt auch das beste Strategiedokument als    Die Veranstaltung am 26. September in der      en und gleichzeitig effizient bleiben. Nur so
zahnloser Papiertiger in der Schublade.        Messe in Basel war die Krönung des Strate-     können wir im Kontext der neuen digitalen
                                               gieprozesses. Alle 10 000 Mitarbeitenden       Möglichkeiten unser Geschäftsmodell Er-
Raiffeisen hat über 1500 Führungskräfte        und Verwaltungsräte haben sich mit der         folg versprechend weiterent­wickeln. Wir
beim Dialog der Grundstrategie miteinbezo-     erarbeiteten Strategie auseinandergesetzt.     müssen letztlich aber auch realistisch blei-
gen und über 3000 Ideen verarbeitet. Wäre      An diesem Tag ging es darum, die bis anhin     ben: Die neue Grundstrategie ist keine
es nicht einfacher gewesen, wenn Verwal-       geleistete Arbeit auf breitestmöglicher Ba-    Revolution.
tungsrat und Geschäftsleitung eine Strategie   sis zu diskutieren und zu vertiefen, um so
vorgegeben hätten?                             ein gemeinsames Verständnis über die
Einfacher ja, aber ein solches Vorgehen        Chancen und die erforderlichen Entwick-
wäre einfach absurd. Attraktive Ideen und      lungsanstrengungen von Raiffeisen zu
Zukunftsbilder kann man nicht vorgeben.        entwickeln.
Vielmehr geht es auch bei uns da­rum, dass                                                    Das ganze Interview mit Prof. Johannes
wir unsere Mitarbeitenden und uns selber       Was passiert nun im Anschluss an               Rüegg-Stürm lesen Sie auf unserem Blog.
begeistern für das, was wir erreichen wol-     diese Veranstaltung?
                                                                                                                                zin.ch/jrs
len. Dazu müssen wir uns gemeinsam auf         Wir müssen die Kernaussagen der Grund-                          panorama-maga
den Weg machen.                                strategie jetzt verinnerlichen. Sie müssen

                                                                                                           PANORAMA RAIFFEISEN           3/2015
C HF
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                                                                                                          1689
                                                                                                      7381
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VERÄNDERUNGEN:
RADIKAL UND RASANT
Schweizer Banken befinden sich inmitten tiefgreifender Umwälzungen.
Vor allem die Digitalisierung beschäftigt die Branche wie kaum eine andere
Entwicklung zuvor. Es herrscht Aufbruchstimmung und Verunsicherung
zugleich. Denn noch ist nicht klar, wohin die Reise führt.
Autorin Iris Kuhn-Spogat Illustrationen Michael Stünzi

W
              ie funktioniert Banking in                 Z (wie Zahlungsverkehr) digitalisiert und          Kundenbefragung mit über 1000 Schweizer
              Zukunft? Wohin steuern die                 damit radikal verändert.                           Kontoinhabern durchgeführt. Die wich­
              Schweizer Banken? Was gilt es                                                                 tigsten Ergebnisse aus «Digitale Revolution
zu bewahren, was zu erneuern? Haben Ban-                 Alltägliches wird online erledigt                  im Retailbanking»: 74 Prozent der befragten
ken überhaupt eine Zukunft? «Banking ist                 Mächtig Druck kommt dabei von neuen                Bankkunden erledigen alltägliche Bank­
nötig, Banken sind es nicht», postulierte der            Wettbewerbern: Giganten wie Google,                geschäfte wie Zahlungen oder Kontoabfra-
Microsoft-Gründer Bill Gates schon im Jah-               Facebook oder Apple drängen in den Markt.          gen bereits heute online – und zwar quer
re 2000. Was damals nur für Stirnrunzeln                 Für die Kreditvergabe und Anlageberatung           durch alle Altersgruppen.
sorgte, lässt heute Sorgenfalten entstehen.              bieten Start-ups, die wie Pilze aus dem Bo-            Für komplexere Produkte erwartet die
Kein Banker, der sich derzeit wegen der                  den schiessen, neue Services zu günstigen          Mehrheit der Kunden aber nach wie vor
Digitalisierung nicht mit Grundsatzfragen                Konditionen an. In den Banken herrscht ob          eine persönliche und individuelle Beratung
zur Zukunft des Finanzwesens beschäftigt.                der Dynamik Aufbruchstimmung und Ver-              – auch das quer durch alle Altersgruppen.
Die Digitalisierung hat bereits die Medien-              unsicherung zugleich. «Nach Jahren des             Bankkunden wollen also weiterhin ihre
landschaft und den Handel umgepflügt.                    Optimismus ist bei den Entscheidungsträ-           Geldangelegenheiten sowohl online wie
Nun ist die Finanzindustrie dran.                        gern die Erkenntnis gereift, dass es ein ‚wei-     auch offline erledigen können. Und zuneh-
    Banken sehen sich einer Vielzahl von                 ter so‘ nicht mehr lange geben kann», kons-        mend auch via E-Banking: Bereits elf Pro-
weiteren Herausforderungen wie Regelflut,                tatierteineaktuelleStudiedesdeutschenFraun-        zent der Schweizer Umfrageteilnehmer er-
Margenerosion, Kostendruck, Marktzugang                  hofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und          ledigen ihre täglichen Bankgeschäfte über
oder neuer Konkurrenz gegenübergestellt.                 Organisation.                                      Apps auf dem Smartphone oder Tablet, sie-
Zudem haben es Banken heute mit besser                        Wie weiter, wenn nicht weiter so? Als         ben von zehn Befragten sind an Mobi-
informierten Kunden zu tun. Sie verglei-                 Wegmarken in die digitale Zukunft werden           le-Banking interessiert. Oder wie das Bei-
chen per Mausklick Konditionen und holen                 Studien am Laufmeter veröffentlicht. Die           spiel Raiffeisen zeigt: Fast 80 Prozent aller
Offerten ein, informieren sich über Pro­                 deutsche Unternehmensberatung Roland               Inlandzahlungen werden online erledigt.
dukte, tauschen sich mit anderen Anlegern                Berger hat im Februar 2015 insgesamt 95 (!)
aus und können auf sogenannte Crowd­                     Studien zum Thema Digitalisierung und              Bankstelle stirbt nicht aus
funding-Plattformen ausweichen. Fakt ist:                Retailbanking analysiert. In Zusammen-             Das Ende der Bankstelle ist gemäss der
Die Geschäftsmodelle der etablierten Ban-                arbeit mit dem Kreditkartenanbieter Visa           Roland-Berger-Studie nicht in Sicht, eine
ken werden von A (wie Anlageberatung) bis                wurde zudem eine breit angelegte                   Modernisierung aber unverzichtbar: Das

3/2015     PANORAMA RAIFFEISEN
FOKUS Raiffeisen im Wandel | 21

Zusammenspiel von Online-, Mobile- und           Bain & Company schätzt, dass weltweit über       Know-how, Vertrauen, Kundenbasis. Sie
persönlicher Beratung durch die Bank wer-        3500 Fintech-Firmen aktiv sind. 100 sind es      lancieren zur Verteidigung ihres Reviers
de über den Geschäftserfolg entscheiden,         allein in der Schweiz. Die Banken reagieren      deshalb eigene digitale Angebote.
behauptet die Studie. Sie verlangt neue,         auf die Herausforderung, indem sie Fintechs          Konkurrenz erhalten die Banken auch
kundenorientierte Konzepte wie Selbst­           aufkaufen, sich mit ihnen verbünden oder         im Bereich Zahlungsverkehr (siehe Box) so-
bedienungsterminals für alles, was Kunden        aber intern selber aufrüsten: Indem sie          wie bei der Kreditvergabe. Das Modell des
einfach selber erledigen können, stylish ein-    Teams formieren mit Leuten, die einen un-        sogenannten Peer-to-Peer-Lendings erfreut
gerichtete Zonen für Beratungsgespräche          verstellten Blick, ein Faible für Technologie    sich in den USA und in Grossbritannien
und alle nicht notwendigen Bankeninhalte         und die richtige Nase für Trends haben.          grosser Beliebtheit. Es beginnt auch in der
auf digitalen Kanälen. Den richtigen Mix                                                          Schweiz zu greifen: 2008 mit cashare.ch lan-
zu finden erklären die Berater zur «strate­      Online informieren, offline abschliessen         ciert, tummelten sich gemäss Crowdfun-
gischen Kernfrage für die Branche».              Ein beliebter Tummelplatz für Fintechs ist       ding Monitoring 2015 von Swisscom und
    Multichanneling heisst das Zauberwort:       das Anlagegeschäft, die Paradedisziplin der      der Hochschule Luzern letztes Jahr 20 An-
Es besagt, dass Banken alle verfügbaren ana-     Schweizer Banken. Swisscom und das Insti-        bieter im Geschäft mit der privaten Vermitt-
logen und digitalen Kommunikationska­            tut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ)         lung von Konsumkrediten. Inzwischen sind
näle nutzen, um für den Kunden attraktiv         haben untersucht, was die Kunden von digi-       bereits 30 Plattformen aktiv.
und mit ihm in Kontakt zu bleiben. Vertrau-      talem Anlegen halten. Die Schweizer Anle-            Das Modell ist simpel: Auf der jewei­
en, Beratung von Mensch zu Mensch, Er-           ger entpuppen sich darin gegenüber neuen         ligen Plattform finden Kreditsuchende und
fahrung, Know-how: Die Trümpfe in den            Angeboten und Anbietern im internatio­           Vermögende zusammen. Algorithmen sor-
Händen der etablierten Banken sind nach          nalen Vergleich als noch eher konservativ,       gen für die nötige Bonitätsprüfung. Die
wie vor stichhaltig. Sie garantieren aber kei-   mit Betonung auf noch: «Schweizer Banken         Höhe des Zinses bestimmen Angebot und
nen Schutz mehr vor bankenfremden Wett-          sollten sich nicht darauf verlassen, dass ihre   Nachfrage. Seit Kurzem drängt auch die
bewerbern wie Fintechs. Dies sind kleine,        Kunden träge bleiben», mahnen die Verfas-        Kioskbetreiberin Valora ins Kreditgeschäft
wendige Start-ups, die, inspiriert von den       ser der Studie.                                  und lanciert an den K Kiosken «Bob Mo-
Möglichkeiten neuer Technologien, Finanz-                                                         ney», das heisst Online-Konsumkredite von
services und -produkte aushecken und an-         Kredite am Kiosk                                 1000 bis 80 000 Franken zum Jahreszins von
bieten, ohne eine Bank zu sein. Die meisten      Das Potenzial des digitalen Anlegens ist         8,9 Prozent.
von ihnen haben auch keine Ambition, eine        gemäss Finanzprofessor Andreas Dietrich,             Viele Experten sind sich einig, dass die
Bank zu werden. Sie haben es aber auf den        Mitverfasser der Swisscom-Studie und aus-        aktuellen Entwicklungen erst der Anfang
wichtigsten Rohstoff der Banken abgese-          gewiesener Fintech-Szenenkenner, aber            sind und die Bankenwelt in der fundamen-
hen: auf die Kundengelder.                       enorm. Er schätzt, dass bis ins Jahr 2020        talsten Umwälzung ihrer Geschichte steckt.
    Fintechs entwickeln einfache, bequeme        über 80 Milliarden Franken digital angelegt      Nicht klar ist aber, wie die Zukunft der
und günstige Lösungen für den Umgang mit         sein werden, also rund 14 Prozent des ge-        Bankenwelt aussehen wird. Gewiss ist: Der
Geld. Die einen arbeiten an Apps, die Bar-       samten investierten Vermögens von Schwei-        Markt wird entscheiden, welche Ideen sich
geld und Kreditkarten zum Bezahlen über-         zer Haushalten. Und zwar nicht nur dank          durchsetzen und überleben. Letztlich be-
flüssig machen, andere an der Auswertung         den Start-ups, sondern auch dank den eta­        stimmen die Kunden die Zukunft mit –
von Big Data oder an der Kreditvermittlung       blierten Banken. Sie sind sich ihrer Stärken     digitale Revolution hin oder her.
unter Privaten. Die Unternehmensberatung         gegenüber Fintechs bewusst – Marktmacht,

     Mobiles Bezahlen
     Viele Experten sind sich darin einig: Smartphone-Apps werden an     Während viele Kunden noch kaum Notiz davon genommen
     Bedeutung zulegen. Dank ihnen kann man in Läden bezahlen            haben, dass ihr Smartphone auch ihr Portemonnaie sein könn-
     und Freunden oder Geschäftspartnern Geld überweisen. Hier           te, wird massiv in die Entwicklung von Bezahl-Apps investiert.
     verschmelzen Banking, Detailhandel, IT und Telekommunikation.       Derzeit machen vor allem zwei Apps von sich reden: Die
     In der Schweiz ist ein regelrechtes Gerangel im Gang. Nicht weil    SIX-Zahlfunktion Paymit (entstanden aus der Wortkombination
     die Kunden auf solche Apps warten, sondern weil damit zu rech-      von Payment und Transmit) und Twint von PostFinance. Bei der
     nen ist, dass branchenfremde Giganten wie Apple, Google und         Paymit-Lösung sind sechs Banken an Bord, darunter Raiffeisen,
     Ebay mit viel mehr Usern, als die Schweiz Einwohner zählt, und      UBS, ZKB und seit August auch die Swisscom, die ihre Eigen­
     mit ihren eigenen Bezahlsystemen wie Apple Pay, Google Wallet       entwicklung namens Tapit mangels Kundenzuspruch hat fallen
     und PayPal demnächst in die Schweiz drängen.                        lassen.

                                                                                                              PANORAMA RAIFFEISEN       3/2015
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