Navigierte digitale Implantologie Möglichkeiten und Grenzen innovativer Technologien - Department of Biomedical ...

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Navigierte digitale Implantologie Möglichkeiten und Grenzen innovativer Technologien - Department of Biomedical ...
Thieringer et al.   Navigierte digitale Implantologie

Florian M. Thieringer, Paridokht Zarean, Parichehr Zarean, Sead Abazi, Tim Joda

Navigierte digitale Implantologie
Möglichkeiten und Grenzen innovativer
Technologien

  INDIZES
  digitale Planung, statische Navigation, Bohrschablone, dynamische Navigation, Echtzeit-Navi-
  gation, navigierte Implantologie, computerassistierte Implantologie, digitaler Workflow, drei-
  dimensionale Behandlungsplanung, 3-D-Druck, geführte Operation, chirurgische Navigation,
  roboterunterstützte Chirurgie

  ZUSAMMENFASSUNG
  Die ideale Platzierung dentaler Implantate im Kieferknochen unter biologischen, funktionellen
  und ästhetischen Gesichtspunkten ist erfolgsentscheidend. Hierbei spielt vor allem die optimale
  prothetische Versorgung als Behandlungsziel für die Planung der exakten Implantatinsertion
  im Sinne einer prothetisch-chirurgischen Rückwärtsplanung (Backward-Planning), bei adäqua-
  ten Knochen- und Weichteilverhältnissen, eine wichtige Rolle. Innovative Diagnose- und
  3-D-Simulationsverfahren zur Erhöhung der Sicherheit und Vorhersagegenauigkeit einer Implan-
  tation und Unterstützung im digitalen Behandlungsprozess gewinnen auch bei Routinefällen
  zunehmend Akzeptanz – angefangen bei „mentalen“ Navigationskonzepten mit computer-
  basierter Implantatpositionsplanung, über die inzwischen etablierte statische Navigation mit
  extern oder in der Praxis 3-D-gedruckten oder gefrästen Implantat-Bohrschablonen, bis hin zu
  dynamischen, präzisen Echtzeit-Navigationssystemen. Letztere Systeme erlauben intraoperativ
  eine dreidimensionale Orientierung der Bohrer- und Implantatposition auf Basis von digitalen
  Volumentomografie(DVT)- und Computertomografie(CT)-Daten und optischem Tracking. In der
  Evaluations- und Erprobungsphase sind gegenwärtig spannende Konzepte zur roboterunterstütz-
  ten Implantatinsertion. Sie erlauben einen Blick in die mögliche Zukunft. Vor- und Nachteile der
  beschriebenen Workflows und Technologien werden aufgeführt und diskutiert. Möglichkeiten
  und Grenzen der unterschiedlichen Behandlungs- bzw. Navigationskonzepte werden erläutert,
  um einen umfassenden Einblick und Überblick über die aktuell und zukünftig verfügbaren Wege
  in der digitalen dentalen Implantologie zu gewinnen.

  Manuskripteingang: 20.07.2021, Annahme: 31.08.2021

Einleitung                                           Komplexität ist umso größer, wenn die Folgen
                                                     des Zahnverlustes zu (ausgeprägten) Resorptions­
Die Therapie des teilbezahnten oder zahnlosen        erscheinungen des Alveolarkamms geführt haben.
Patienten mit implantatgetragenem Zahnersatz         Infolgedessen kommt es oftmals zu erheblichen
ist eine interdisziplinäre Herausforderung für das   Schwierigkeiten beim Erreichen einer optimalen
klinische Team aus zahnärztlicher Prothetik und      dreidimensionalen (3-D-) Implantatposition1. Die
Chirurgie, einschließlich der Zahntechnik. Die       computergestützte Implantologie „Computer-

Implantologie 2021;29(3):269–284                                                                                 269
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                    Aided Implant Surgery“ [CAIS]) wird für die Pla-        mit einzelnen CAIS-Systemen beim teilbezahnten
                    nung und Platzierung der Implantate in der opti-        Patienten berichtet wurde7–9, fehlt es an verglei-
                    malen, vorher festgelegten Position eingesetzt, um      chenden Studien, in denen verschiedene CAIS-
                    einen langfristigen Erfolg in Bezug auf Funktion        und Freihand-Positionierungsprotokolle innerhalb
                    und Ästhetik zu erzielen.                               eines ähnlichen Set-ups verglichen werden.
                         Generell betrachtet können CAIS-Systeme                Das Ziel dieses vergleichenden technischen
                    übergeordnet in statische und dynamische Sys-           Berichts ist es, verschiedene CAIS-Systeme unter
                    teme unterteilt werden, basierend auf der ver-          Verwendung der (a) mentalen, (b) statischen und
                    wendeten Technologie und den angewandten                (c) dynamischen CAIS vorzustellen. Zuletzt werden
                    Behandlungsprotokollen2,3. In dem Fall, in dem der      Konzepte der (d) roboterassistierten Navigation
                    digitale Workflow nicht während der chirurgischen       bzw. Implantation präsentiert, die jedoch, zumin-
                    Platzierung, sondern nur während der Planung            dest gegenwärtig, noch fern der breiten Anwen-
                    der Implantatposition verwendet wird, werden            dung in der Praxis sind.
                    die Implantate freihändig gesetzt und der Chirurg
                    verwendet anatomische Orientierungspunkte oder
                    Messungen, um die vorgegebene Position zu iden-         Computerassistierte Implantat­
                    tifizieren. Ein solches Protokoll wird in der Litera-
                                                                            chirurgie: CAIS
                    tur häufig als mentale Navigation, Freihand- oder
                    digital geplante konventionell gesetzte Implantat-      Osseointegrierte Implantate gelten inzwischen als
                    chirurgie bezeichnet4–6. Statische CAIS-Systeme         Standard zur Rekonstruktion von Funktion und
                    verwenden in der Regel stereolithografisch herge-       Ästhetik bei teilbezahnten oder zahnlosen Patien-
                    stellte (3-D-gedruckte) Bohrschablonen in Kombi-        ten8,10. Komplikationen aufgrund von Implantat-
                    nation mit speziellen chirurgischen Kits für die ope-   fehlstellungen, z. B. durch Kortikalisperforationen,
                    rative Implantatbettaufbereitung und -insertion.        Wurzelverletzungen oder Beschädigung anderer
                    Im Gegensatz hierzu werden bei den dynamischen          relevanter anatomischer Strukturen, sind keine
                    CAIS-Systemen optische Tracking-Technologien            Seltenheit11,12. Die langfristige Erfolgsrate, ins-
                    verwendet, um eine freihändige Platzierung der          besondere die periimplantäre Weich- und Hart-
                    Implantate mit Positionsbestimmung in Echtzeit zu       gewebestabilität, wird von der Genauigkeit der
                    ermöglichen.                                            dreidimensionalen Positionierung der Implantate
                         In Studien, in denen die Genauigkeit verschie-     wesentlich beeinflusst. Dazu zählen die korrekte
                    dener CAIS-Systeme verglichen wurde, wurde die          Implantatposition, der korrekte Implantatwinkel
                    höchste Präzision bei Patienten mit einzelnen feh-      und die korrekte Implantattiefe im Kieferkno-
                    lenden Zähnen berichtet, gefolgt von teilbezahn-        chen13–15 (Abb. 1)16.
                    ten und zuletzt zahnlosen Patienten7. Es überrascht
                    nicht, dass die komplett zahnlose Patientenkohorte
                                                                            Digitale dreidimensionale Bildgebung und
                    die am wenigsten genaue Implantatpositionierung
                                                                            virtuelle Behandlungsplanung
                    aufweist. Die Anatomie kann aufgrund des Fehlens
                    reproduzierbarer Referenzpunkte, der häufig fort-       Durch die in der Zahnmedizin inzwischen etab-
                    geschrittenen Resorption des Alveolarknochens           lierte digitale dreidimensionale radiologische Bild-
                    und der daraus erwachsenen chirurgischen Kom-           gebung ergibt sich nicht nur die Möglichkeit einer
                    plexität eine Herausforderung für die Freihandplat-     verbesserten Diagnostik, sondern auch die der
                    zierung darstellen. Herausforderungen bestehen          Erstellung von bilddatenbasierten 3-D-Behand-
                    auch für CAIS-Systeme, da das Fehlen von Zähnen         lungsplänen17. Columbia Scientific (Maryland,
                    die Stabilisierung der Bohrschablone erschwert und      USA) führte bereits im Jahr 1988 die softwareba-
                    die Präzision digitaler Diagnostiken, wie des intra-    sierte Diagnostik und Behandlungssimulation
                    oralen Scannens, verringern kann. Obwohl in Stu-        auf Basis von Computertomografie(CT)-Daten
                    dien über die Genauigkeit der Implantatposition         ein. Kurz darauf ermöglichte die Softwarelösung

270                                                                                          Implantologie 2021;29(3):269–284
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                geplant          postoperativ
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                            1                                                                     robotergeführte
                                                                                                    Implantation

                                     1. Abweichung Schulter                                Roboterassistierte Implantation
                                     2. Abweichung Apex
                                                                                              Dynamische Navigation
                                     3. Abweichung Achse
                                                                                        Statische „vollgeführte“ Navigation
                        2
                                                                                        Statische „halbgeführte“ Navigation

                    3                                                              Freihand-Implantation mit Orientierungsschiene

                                                                                        Freihand-Implantation/mentale CAIS

Abb. 1   Bewertung der ursprünglichen/präoperativ geplan-     Abb. 2   Navigationskonzepte in der Implantologie von der Freihand- bzw. „menta-
ten und tatsächlichen Position eines dentalen Implantats      len“ Navigation bis zur autonomen Vollrobotik nach Genauigkeit und Verbreitungs-
(Bewertungskriterien der Abweichung von 1 Implantatschul-     grad (Basis = häufige Anwendung) ohne absolute Wertung. Gerade beim direkten
ter/„entry point“, 2 Implantatapex und 3 Implantatachse).     Vergleich der statischen und dynamischen Navigation sind noch Studien unter stan-
(Quelle: modifiziert nach: Wu et al.16).                      dardisierten Bedingungen erforderlich. CAIS: Computerassistierte Implantatchirurgie.
                                                              (Quelle: PD Dr. mult. Florian M. Thieringer).

„image-Master-101“ die Darstellung von Zahnim-                Genauigkeit und Sicherheit des geführten bzw.
plantaten zusammen mit radiologischen Bilddaten.              navigierten chirurgischen Eingriffs im Vergleich
Wenig später, 1993, wurde mit SimPlant (zunächst              zu Freihandtechniken zu erhöhen22–25. Alle ver-
Fa. Columbia Scientific, dann Fa. Materialise, Leu-           schiedenen Navigationskonzepte basieren auf dem
ven, Belgien) die Auswahl und Überblendung vir-               Ansatz, die präoperativen digitalen räumlichen
tueller Implantate mit exakten Abmessungen auf                Planungsdaten auf das Operationsgebiet exakt zu
CT-Bildern möglich18. Das Aufkommen der denta-                übertragen26.
len, digitalen Volumentomografie (DVT) in Kom-
bination mit dreidimensionalen Diagnostik- und
                                                              Statische und dynamische Navigation
Planungstools hat zu einem großen Fortschritt in
der virtuellen Behandlungsplanung geführt und                 Die statische und die dynamische Navigation sind
die Übertragung der geplanten Implantatposi-                  die Hauptkonzepte der fast ausschließlich com-
tion vom Computerbildschirm auf den Patienten                 puterbasierten Unterstützungssysteme in der
ermöglicht19. Heutzutage existieren zahlreiche                Implantologie (Abb. 2). Bei beiden Konzepten ist
Softwareprogramme, die die virtuelle Insertion von            es das Ziel, durch virtuelle Planung und Übertra-
maßstabgetreu dargestellten Implantaten in DVT-               gung der Informationen im Operationssaal eine
oder CT-Datensätzen von Patienten erlauben20.                 Abweichung vom endgültigen Behandlungsergeb-
    Methoden, die auf der computergestützten                  nis zu minimieren und eine höhere Genauigkeit zu
Chirurgie basieren, wurden auch zu wichtigen                  erreichen20,27. Vor allem bei komplexen Fällen, in
unterstützenden Werkzeugen des digitalen den-                 denen präzise chirurgische Verfahren zum Schutz
talen Workflows für die präoperative Implantat-               von anatomischen Strukturen erforderlich sind,
behandlungsplanung, die Implantatsimulation,                  ist die CAIS indiziert20. Wichtig bei der Indikati-
Implantation und Prothetik sowie die Beurteilung              onsstellung sind die Bewertung nach den Grund-
der postoperativen Ergebnisse20,21. Seitdem wur-              prinzipien des Strahlenschutzes (ALARA: „As Low
den verschiedene Technologien und Ansätze wie                 As Reasonably Achievable“) und die Berücksichti-
computer- und robotergestützte Operationen                    gung der höheren Behandlungskosten durch den
einschließlich „Augmented Reality“-Systemen                   Planungsmehraufwand im Vergleich zur Freihand-
auf den Markt gebracht, um Leistungsumfang,                   Implantation.

Implantologie 2021;29(3):269–284                                                                                                              271
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                    Tab. 1 Klassifizierung statischer Navigationskonzepte.

                     Schablonenunterstützung                  Sichtbarkeit                        Bohr- und Implantationsführung

                     a) Schleimhautgetragene Schablone        a) Geschlossene Schablonen          a) Vollgeführt („fully guided“, FG)
                     b) Knochengetragene Schablone            b) Offene Schablonen                b) Teilgeführt/halbgeführt („half-
                                                                                                  guided“, HG): bohrergeführt, pilot-
                     c) Zahngetragene Schablone
                                                                                                  bohrergeführt, nicht computergeführte
                                                                                                  Schablone/Positionierungsschiene

                    Mentale und Statische Navigation                             ser für einen Patienten, während bei anderen
                                                                                 Systemen nur eine Schablone − mit abnehmba-
                    Statische Bohrschablonen dienen zur starren Füh-             ren Hülsen oder Hülsen auf Bohrern − verwendet
                    rung der Implantatbohrer während des Bohrvor-                wird29.
                    gangs. Eine über die Führung hinausgehende
                    dynamische Visualisierung der Bohrerposition im
                                                                                 Einflussfaktoren auf die Genauigkeit
                    Knochen sowie der Planungsdaten oder anato-
                    mischen Strukturen ist nicht oder nur beschränkt             Die Genauigkeit dieser Bohrschablonen wird durch
                    möglich. Die Schablonen werden auf der Basis                 verschiedene Faktoren während des Herstellungs-
                    von DVT- oder CT-Daten mit überlagerten extra-               prozesses beeinflusst: radiologische Bildgebung
                    oralen Modelloberflächenscans (analog–digital)               (z. B. Bild- oder Bewegungsartefakte), Datenseg-
                    bzw. alternativ Intraoralscans (IOS) mit entspre-            mentierung, verwendete Oberflächenscans (von
                    chender Implantatplanungssoftware modelliert.                Modellen oder IOS), Datenregistrierung (auto-
                    Die Herstellung der Schablonen erfolgt im CAD/               matisch oder manuell), softwarebasierte Planung
                    CAM-Verfahren durch (additive) 3-D-Druck-                    und softwarebasiertes Design, Fräs- bzw. Druck-
                    oder (subtraktive) Fräsverfahren in Dentallaboren            verfahren, verwendete Materialien, Nachbearbei-
                    oder − zunehmend häufiger − auch in Praxislabo-              tung (Postprocessing), Sterilisation, unterschied-
                    ren. Inzwischen existieren zahlreiche Varianten von          liche Bohrhülsen, intraorale Positionierung und
                    Bohrschablonen mit verschiedenen Konzepten der               Stabilisierung der Schablonen. Der Hauptgrund
                    Bohrer- und Implantatführung.                                für Abweichungen findet sich jedoch meistens bei
                                                                                 Anwendungsfehlern (z. B. Fehlpositionierung der
                                                                                 Bohrschablone beim Eingriff) und nicht unbedingt
                    Instrumentenkits für statische Navigation
                                                                                 im Herstellungsprozess3,30–40. Einige wissenschaft-
                    Mit dem Ziel, die korrekte Position und Tiefe des            liche Studien untersuchten auch zusätzliche Fakto-
                    Implantatbetts zu übertragen und intraoperativ               ren, die zur Implantatabweichung beitragen kön-
                    zu kontrollieren, wurden für einige Implantat-               nen, wie den Effekt von rechts- oder linkshändigen
                    systeme spezielle Sets/Kits und besondere (in der            Chirurgen beim Einsetzen eines Implantats sowie
                    Regel längere) Bohrer mit physischen Stoppern                die Abnutzung von Hülsen und Bohrern nach lan-
                    und/oder Indikationslinien bzw. Tiefenmarkie-                ger Verwendung6,41.
                    rungen entwickelt. Es gibt noch weitere Unter-
                    schiede zwischen den Systemen. Einige statische
                                                                                 Klassifizierung statischer
                    Schablonen können sowohl für die Bohrung als
                                                                                 Navigationskonzepte
                    auch für die Implantatinsertion verwendet wer-
                    den, während diese bei manchen Systemen vor                  Statische Navigationskonzepte können nach der
                    der Implantatinsertion entfernt werden soll-                 Art der Führung, der chirurgischen Sicht, der Boh-
                    ten6,26,28. In einigen Fällen gibt es unterschiedli-         rung und der Möglichkeit der Implantatinsertion
                    che Schablonen mit variablem Hülsendurchmes-                 klassifiziert werden, wie in Tabelle 1 aufgeführt26.

272                                                                                               Implantologie 2021;29(3):269–284
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Schleimhautgetragene Bohrschablonen                 Zahngetragene Schablonen

Schleimhautgetragene Bohrschablonen (vollstän-      Diese Art von Schablonen werden bei teilbezahn-
dig geführt bzw. „fully guided“) können für die     ten Patienten eingesetzt: Verbliebene Zähne/
statische Navigation bei lappenlosen („flapless“)   Kronen dienen als zuverlässige Auflage zur Stabi-
Operationen bei unbezahnten Patienten die erste     lisierung der Bohrschablonen. Alternativ können
Wahl sein. Ihre Stabilität kann durch die Ver-      bei spärlicher Bezahnung und geplanten Extrak-
wendung von transmukosalen Fixierungsstiften        tionen auch vorübergehende Implantate und Ver-
verbessert werden. Bei teilbezahnten Patienten      ankerungsstifte als Schablonenanker eingesetzt
kann die Stabilisierung von schleimhautgetrage-     und die Implantation mehrstufig statisch navigiert
nen Schablonen verbessert werden, wenn diese        durchgeführt werden26. Zahngetragene Schablo-
mit zahn- oder kronengetragenen Abschnitten         nen bieten eine höhere Stabilität und Genauigkeit
kombiniert werden6,26. Höhere Patientenzufrie-      bei der Implantation als schleimhaut- oder kno-
denheit aufgrund geringerer Stuhlzeit, weniger      chengestützte Schablonen. Bei der Planung dieser
Schmerzen und Schwellungen sowie geringere          Schablonen ist es wichtig, das operative Vorgehen
Morbidität nach lappenlosen Eingriffen sind         und Lappendesign mit zu berücksichtigen, da die
einige der Vorteile der Verwendung von schleim-     Weichgewebe ggf. mit der Bohrschablone interfe-
hautgetragenen (vollständig geführten) Bohr-        rieren können und damit den Eingriff erschweren.
schablonen im Vergleich zu Implantationen mit
klassischer Lappenbildung und Freilegung der
                                                    „Sichtbarkeit“ bei Schablonen – offen oder
ossären Implantatumgebung. In Fällen, in denen
                                                    geschlossen
eine Knochen- oder Gewebeaugmentation erfor-
derlich ist, haben mukosagestützte Bohrscha­        Differenzieren in Bezug auf die „Sichtbarkeit“ durch
blonen keine Indikation, es sei denn, es wird ein   Guide-Systeme lassen sich zwei Arten von Schablo-
Tunnelzugang zur Gewebeaugmentation ver-            nen: offene und geschlossene Systeme. Geschlos-
wendet12,42–44.                                     sene Schablonen werden häufig bei vollständig
                                                    geführten („fully guided“) Operationen verwendet.
                                                    Bohrer und Implantate gleiten vollständig durch
Knochengestützte Schablonen
                                                    die präzise anliegende Schablone (bzw. Bohrhülse)
Knochengestützte Schablonen sind bei anatomisch     und sollen so eine mögliche Fehlpositionierung der
komplexen Situationen und der Indikation für eine   Implantate verhindern. Andererseits kann bei der
Knochenaugmentation indiziert. Obwohl dieser        Bohrung Kühlflüssigkeit vom Knochen abgeschirmt
Zugang häufig eine direkte Sicht auf den Knochen    werden. Damit besteht die Gefahr der Erhöhung
und anatomische Orientierungspunkte ermöglicht,     der Knochentemperatur und Beeinträchtigung des
ist die Patientenzufriedenheit, im Vergleich zu     Heilungsprozesses. Offene Schablonensysteme
Implantationen mit in der Regel weniger invasiven   mit freiem Zugang/Fenster (meist von der bukka-
Zugängen bei schleimhaut- oder zahngestützten       len Seite) bieten die Möglichkeit der ausreichenden
Schablonen, aufgrund der höheren Morbidität, der    Kühlung bei direkter visueller Kontrolle während des
Schwellungen und Schmerzen, des Analgetikaver-      Bohrens. Zudem besteht die Möglichkeit zur Positi-
brauchs und der längeren Behandlungszeit gerin-     onskorrektur des Implantats noch während der Auf-
ger42–44. Bei der Planung von Zugangswegen und      bereitung des Bohrstollens. Ein Nachteil kann jedoch
Schablonendesign sollte berücksichtigt werden,      die Zunahme von Positionierungsfehlern sein46.
dass ein freipräparierter Mukoperiostlappen die
Genauigkeit der Führungsstabilität einer Implan-
                                                    „Fully guided“ – vollständig geführt
tatschablone verringern kann45.
                                                    Je nach Art der Bohrung und der Implantatplatzie-
                                                    rung werden statische Führungen in drei Kategorien

Implantologie 2021;29(3):269–284                                                                                   273
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                    eingeteilt, einschließlich der vollständig geführten   Vergleich zu allen anderen Navigationskonzep-
                    („fully guided“, FG) und halb geführten (HG). Beim     ten in der Implantatchirurgie auf. Auf der anderen
                    FG-Konzept wird die gesamte Aufbereitung des           Seite fallen bei diesem häufig eingesetzten Verfah-
                    Implantatstollens geführt. Einige Studien konnten      ren keine zusätzlichen Kosten an. Der Erfolg bei der
                    zeigen, dass der FG-Ansatz die höchste Genauigkeit     Implantatinsertion ist von der chirurgischen Erfah-
                    bei der Übertragung der präoperativen Planung in       rung abhängig, erfordert jedoch keine Kenntnisse
                    den Operationsbereich aufweist. Allerdings bietet      im Bereich der digitalen Operationsplanung und
                    das FG-Konzept kaum Möglichkeiten, den Behand-         der CAD/CAM-Verfahren.
                    lungsplan während des Eingriffs noch zu ändern.
                    Daher wird empfohlen, vor Anwendung zunächst
                    Erfahrung im Bereich der 3-D-Planung zu sam-           Dynamische Navigation mit
                    meln47. Ein weiterer Nachteil sind die relativ hohen
                                                                           Echtzeit-Navigationssystemen
                    Herstellungskosten der FG-Schablonen, vor allem
                    im Vergleich zur Freihandtechnik48.                    Die intraoperative Navigation erlaubt, vergleichbar
                                                                           mit den inzwischen in nahezu jedem Auto inte-
                                                                           grierten Straßen-Navigationsgeräten, die Echt-
                    „Half-guided“ – halbgeführt
                                                                           zeitdarstellung der exakten Position eines Instru-
                    Die halbgeführte oder teilgeführte Implantat-          mentes oder Pointers (Auto) in Bezug zu einem
                    chirurgie beinhaltet verschiedene Planungs- und        radiologischen Datensatz und/oder anatomischen
                    Schablonenkonzepte („Halbschablonen“) und              3-D-Planungsdaten (Landkarte). In Disziplinen,
                    deckt nicht immer alle chirurgischen Schritte bei      wie der Neurochirurgie, HNO oder Mund-, Kie-
                    der Knochenbohrung ab26. Bei der pilotbohrer-          fer- und Gesichtschirurgie, werden chirurgische
                    geführten („First-drill“-) Bohrung, wird die Halb-     Navigationssysteme inzwischen standardmäßig
                    schablone bei der ersten Bohrung zur Orientierung      und mit wachsender Frequenz eingesetzt. Die
                    eingesetzt und für die nächsten Bohrungen wie-         in­
                                                                             traoperative Navigation erhöht die Sicherheit
                    der entfernt. Die Möglichkeit von Änderungen in        bei operativen Eingriffen und erlaubt nicht nur die
                    der Knochenbohrung nach der ersten Bohrung ist         exakte Umsetzung der präoperativ auf Basis von
                    einer der Vorteile dieser Technik. Andererseits ist    radiologischen Bilddaten durchgeführten virtuel-
                    die Erfahrung des Chirurgen erforderlich, da hier      len Planung, sondern auch die dynamische intra-
                    die endgültige Positionierung des Implantats frei-     operative Orientierung. Bei Bedarf kann, je nach
                    händig (FH) erfolgt47,49.                              intraoperativem Verlauf, der Plan auch noch wäh-
                                                                           rend der Operation geändert werden. Dies ist mit
                                                                           statischen Schablonen nahezu unmöglich und ein
                    Nicht computergeführt
                                                                           entscheidender Vorteil der dynamischen Naviga-
                    Die nicht computergeführte Methode ist eine wei-       tion gegenüber statischen Konzepten.
                    tere Art der teilgeführten Implantatchirurgie mit          Implantologische Navigationssysteme als Ver-
                    Positionierungsschienen, die im Vergleich zu com-      treter der dynamischen computergestützten Chi­
                    putergeführten Techniken wie Bohren und Pilot-         rurgie (d-CAIS) ermöglichen wie ihre „großen
                    bohren sowie FG eine geringere Genauigkeit und         Geschwister“ aus den neurochirurgischen Ope-
                    Stabilität aufweist47,50,51.                           rationssälen die Echtzeitdarstellung von Instru-
                                                                           menten, Bohrer und von Implantaten während
                                                                           der Implantatbettaufbereitung und der Insertion
                    Mentalgeführte Implantation
                                                                           eines Implantats über die gesamte Dauer eines
                    Die mentalgeführte („brain-guided“) oder               chirurgischen Eingriffs. Präoperativ rekonstruierte
                    Freihand(FH)-Technik ohne Verwendung von               3-D-Bilder werden räumlich und geometrisch kor-
                    Schablonen oder Geräten weist die geringste            rekt auf dem aktuellen DVT-Datensatz des Patien-
                    Genauigkeit (bei größter chirurgischer Sicht) im       ten eingeblendet20.

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 a                                                            b

 c                                                            d

Abb. 3a bis e   Komponenten eines dynamischen Naviga­
tionssystems (Denacam, Fa. mininavident): a) am Handstück
angebrachtes stereoskopisches Navigationssystem, b) Touch-
screen (links im Bild) für Echtzeit-3-D-Visualisierung und
multiplanare Darstellung der Bohrerposition/Rechnerbasis,
c) Bildschirminhalt, Echtzeitdarstellung der Bohrerposition
in 3-D-Darstellung, zusätzlich Fadenkreuz als „Zielvorrich-
tung“ sowie dynamische Angabe der Angulation/Positions­
abweichung und Tiefenbohrung, d) klassische statische
3-D-gedruckte Bohrschablone (für die dynamische Naviga­
tion nicht nötig), zahngetragener Marker-Tray und Regis­
trierwerkzeug für die dynamische Navigation, e) Registrie-
rung des Pilotbohrers.                                        e

    Voraussetzung für die dynamische Navigation                   Mehrere Studien haben gezeigt, dass geführte
ist die Verbindung von optischen Markern oder                 Operationen besonders in kritischen Situationen
Fiducialpunkten mit den Patienten und Instrumen-              von Vorteil sein können, wenn wichtige anatomi-
ten (Abb. 3, Abb. 4a und b) sowie ein Kamerasys-              sche Strukturen (z. B. Sinus, Nerv) gefährdet sind
tem, das diese „Fiducials“ optisch erfasst (Abb. 3a           und eine Tiefenkontrolle erforderlich ist7,18,53. Da
und e). Unter den verschiedenen Fiducialmarkern,              Tiefenabweichungen nicht selten sind, wird ein
einschließlich knochenfester, zahn- oder schleim-             Sicherheitsabstand von mindestens zwei Millime-
hautgetragener Markerschienen (Tray mit Marker                tern (mm) empfohlen, besonders in der Nähe von
siehe Abb. 3d und 4), haben knochenverankerte/                wichtigen anatomischen Strukturen20.
verschraubte Fiducials eine höhere Genauigkeit,                   Darüber hinaus könnten geführte dynamische
während zahn- oder schleimhautgetragene Schie-                Operationen ein nützlicher Ansatz bei minimalin-
nen deformieren und Abweichungen erzeugen                     vasiven lappenlosen („flapless“) Implantatopera-
können52.                                                     tionen sein, bei begrenztem interdentalen Raum,

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a                                                     b

                                                     Abb. 4a bis c   Regelmäßige Kontrolle der Systemgenauigkeit während eines Eingriffs
                                                     (Bohrerspitze an Zahn): a) Anatomische Landmarks werden mit der Bohrerspitze mar-
                                                     kiert. b) Die korrespondierende Darstellung auf dem Bildschirm des Navigationsgerä-
                                                     tes zeigt exakte Übereinstimmung. c) Bei Bohrerwechsel wird das System in wenigen
                                                     Sekunden mit dem Registrierwerkzeug neu kalibriert, um die exakten Bohrerdaten
c                                                    anzeigen zu können2.

                    wo die Verwendung einer statischen Führung              hohen Kosten der Navigationssysteme, der Feh-
                    nicht möglich ist, sowie in Situationen, in denen       ler des Systems, der die räumliche Beziehung zwi-
                    die Angulation und die Nähe des Implantats zu           schen Patient und Referenzpunkt beeinträchtigen
                    den benachbarten Zähnen eine höhere Genauig-            könnte, und in der Folge ein möglicher Fehler bei
                    keit erfordern, weil das herausragende Merkmal          der Einführungsstelle einige der Nachteile dieser
                    der dynamischen Navigation im Vergleich zur             Art der Navigationsoperation51,55,56.
                    halbgeführten statischen und Freihandmethode                Darüber hinaus werden chirurgische Naviga-
                    die höhere Genauigkeit der Angulation unter den         tionssysteme über einen Bildschirm bereitgestellt,
                    eingesetzten Implantaten ist28,54.                      der sich nicht in unmittelbarer Nähe des Opera-
                        Im Vergleich zur statischen Schablone zeigte        tionsgebiets befindet (Abb. 5), und es ist erfor-
                    sich hierbei auch eine signifikant höhere Genau-        derlich, die Aufmerksamkeit während der dyna-
                    igkeit in Bezug auf Eintrittspunkt und Apex des         mischen Navigation zwischen dem Bildschirm
                    Implantats2. Die dynamische Navigation wird auch        und dem Operationsgebiet zu wechseln, um die
                    in einigen Fällen empfohlen, in denen aufgrund          visuellen Navigationsinformationen an das Ope-
                    der eingeschränkten Mundöffnung oder aus ähn-           rationsgebiet anzupassen. Die Aufrechterhaltung
                    lichen Gründen die direkte Visualisierung nicht         einer guten Hand-Augen-Koordination kann zu
                    möglich ist. Ein weiterer Vorteil der dynamischen       einer Unterbrechung der chirurgischen Verfahren
                    Navigationssoftware ist die Möglichkeit, parallele      führen57, und die Bewegungen der chirurgischen
                    Implantate zu inserieren und den Behandlungs-           Instrumente können gedreht, vergrößert oder
                    plan während des Eingriffs zu modifizieren28,51,54.     gespiegelt werden, während sie auf dem Bildschirm
                    Auf der anderen Seite sind die Lernkurve, die           angezeigt werden. Dies sind einige der Nachteile

276                                                                                             Implantologie 2021;29(3):269–284
Navigierte digitale Implantologie Möglichkeiten und Grenzen innovativer Technologien - Department of Biomedical ...
Thieringer et al.        Navigierte digitale Implantologie

des dynamischen Navigationssystems57. Obwohl
die ersten Ergebnisse von Studien zur Genau-
igkeit der dynamischen Navigation bei Zahn­
implantat-Operationen sehr erfolgsversprechend
sind, besteht Bedarf an weiteren standardisierten
Untersuchungen, um diese in der Implantologie
noch relativ neue Technologie im Vergleich zu Frei-
                                                                                            
hand- und statisch geführten Operationen zu eva-
luieren26,27. In-vitro-Studien können im Vergleich                            
zu klinischen Studien eine höhere Genauigkeit bei
der Navigation erzielen. „Laborbedingungen“ bei                                                      
Modelloperationen erlauben meist einen besseren
Zugang und eine breitere Visualisierung und wei-                              
sen keine Einschränkungen durch Blut, Speichel
oder Patientenbewegung auf2.                                                      
    In einer von Engkawong et al. veröffentlich-
ten Arbeit mit randomisiertem, prospektivem
Studien­design wurden freihandgeführte, dyna-
misch (d-CAIS) und statisch (s-CAIS) navigierte
                                                        Abb. 5   Dynamisches Navigationssystem während der Implan-
Implantatfälle an einem Kollektiv von 90 Pro-
                                                        tation. Der Chirurg sieht in Echtzeit Positionsabweichungen,
banden untersucht. In Bezug auf postopera-              Winkelabweichungen und Bohrtiefe, auch in Relation zu den
tive Schmerzen, Schwellungsgrad, Einnahme               radiologischen Bilddaten/Planungsdaten. In der Nähe von kriti-
                                                        schen anatomischen Strukturen wird gewarnt. (1: Touch-Display
von Schmerzmitteln und Patientenzufriedenheit           des Navigationssystems, 2: 3-D-Planungsdaten/Planungslaptop,
konnten keine signifikanten Unterschiede nach-          3: chirurgisches Bohrsystem, 4: stereoskopische Kameraeinheit
                                                        am Implantatwinkelstück, 5: Target/Fiducial, zahngetragen).
gewiesen werden55.

                                                        mischen Verhältnissen bei eingeschränkter Mund-
Klinischer Fall einer dynamischen
                                                        öffnung für eine dynamische navigierte Operation
Navigation (d-CAIS)
                                                        entschieden. Es ist besonders darauf hinzuweisen,
Der klinische Fall zeigt ein Step-by-step-Protokoll     dass ein 2-mm-Sicherheitsabstand zu anatomisch
der Planung und dynamischen Navigation im kom-          relevanten Strukturen eingehalten werden muss.
plett digitalen Workflow.                               Ferner muss die Patientin aufgeklärt werden, dass
    Eine 60-jährige weibliche Patientin stellte sich    die Gefahr einer Perforation im Bereich des Nasen-
für die Implantation bei Freiendsituation in der        bodens und/oder des Sinus maxillaris besteht.
„Federation Dentaire Internationale“(FDI)-Posi-             Das dynamische CAIS-Behandlungsprotokoll
tion 26 an der Klinik vor. Eine 25 Jahre alte Brücke,   beinhaltete drei Schritte (Abb. 6).
getragen auf den Pfeilerzähnen 22, 23 und 25,
mit einem Flieger 26 musste entfernt werden. Die
                                                        Schritt 1: Digitale Datenerfassung
neue Planung beinhaltete eine Einzelzahnversor-
gung mit einem Implantat in Regio 26 und eine           Neben der klinischen Befunderhebung und Dia-
neue Brücke, getragen auf den Zahnpfeilern 22, 23       gnostik wurden für die Digitalisierung der individu-
und 25. Während der Planung zeigte sich ein aus-        ellen Patientensituation ein DVT angefertigt sowie
geprägter Knochenverlust durch fehlende funk-           ein Intraoralscan (IOS, Fa. Trios3, 3Shape, Kopen-
tionelle Belastung im Bereich der Freiendlücke in       hagen, Dänemark) durchgeführt. Bei dem IOS
Regio 26. Eine Sinusbodenelevation wurde durch          wurde der für das Navigationssystem (Denacam,
die Patientin abgelehnt, sodass wir uns bei ausge-      Fa. mininavident, Liestal, Schweiz) spezifische
prägter Kieferkammatrophie und beengten anato-          Tray mit Marker (Denatray/Denamark, Fa. mini-

Implantologie 2021;29(3):269–284                                                                                             277
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                     a                                                              b

                     c                                                              d

                    Abb. 6a bis d   Prothetisch orientierte Rückwärtsplanung bei geplantem Einzelzahnersatz an 26: a) eingeblendeter Scan
                    des Marker-Trays, b) Darstellung der geplanten Implantatposition im Verhältnis zum Nachbarzahn 25 und Sinus maxillaris,
                    c) Marker-Tray mit optischem Target, d) Situation im Patientenmund bei der navigierten Aufbereitung des Implantatbetts.

                    navident) im Patientenmund für die spätere räum-                  Die abgeschlossene Planung wurde schließlich
                    liche Überlagerung von DVT und Oberflächenscan                über einen USB-Datenträger ins dynamische Navi-
                    (Registrierung) erfasst. Konventionelle zahntech-              gationssystem importiert.
                    nische Modelle oder eine Röntgenschablone wer-
                    den in diesem Workflow nicht benötigt.
                                                                                   Schritt 3: Dynamisch navigierte
                                                                                   Implantatinsertion
                    Schritt 2: Virtuelle Implantatplanung
                                                                                   Vor der Implantatinsertion wurde der Flieger 26 der
                    Die Planung erfolgte basierend auf dem DVT-                    alten Brücke abgetrennt und entfernt. Der Mar-
                    Datensatz und einem enoraler Scan des Oberkiefers              ker des dynamischen Navigationssystems wurde
                    und des Markers des dynamischen Navigationssys-                am Oberkiefer zahngetragen befestigt aufgesetzt
                    tems. Die „Digital Imaging and Communications                  (Abb. 6d). Nach erfolgter Registrierung des Win-
                    in Medicine“(DICOM)-Dateien vom DVT und die                    kelstücks und des Bohrers mit einem Registrier-
                    „Standard Tessellation Language“(STL)- Datei des               werkzeug (Denareg, Fa. mininavident) (s. Abb. 4c),
                    enoralen Scans wurden in die virtuelle Implantat-              erfolgte die Überprüfung der Genauigkeit an den
                    planungssoftware eingelesen (coDiagnostiX, Fa.                 Inzisiven der Patientin (s. Abb. 4a und b). Unter
                    Dental Wings, Montreal, Kanada). Beide Daten-                  Lokalanästhesie erfolgten die minimalinvasive Prä-
                    sätze wurden mittels Triangulations-Algorithmus                paration eines Mukoperiostlappens und die dyna-
                    übereinander gelagert. Die optimale 3-D-Implan-                misch navigierte Aufbereitung des Implantatbetts
                    tatpositionierung wurde entsprechend des Set-ups               unter kontinuierlichem Monitoring von Bohrer­
                    des enoralen Scans geplant.                                    position, -angulation und -tiefe.

278                                                                                                    Implantologie 2021;29(3):269–284
Thieringer et al.        Navigierte digitale Implantologie

 a                                            b

Abb. 7a und b   a) Die koronare Darstellung der postoperativen Bildgebung zeigt die korrekte Position des Implantats Regio 26 bei geringer Rest­
knochenhöhe des Alveolarfortsatzes. b) Entsprechende präoperative Planungsdaten mit 8-mm-Implantat (blau); intraoperativ wurde der Wechsel auf
ein 10-mm-Implantat (Straumann TL RN 4.1 x 10 mm) beschlossen.

    Die Platzierung des Implantats erfolgte aus               chirurgenkontrollierten Implantologiehandstück,
freier Hand (Straumann SP RN 4,1 x 8 mm, Fa.                  das während des Eingriffs mit haptischem Feed-
Straumann, Basel, Schweiz). Da initial nur eine               back unterstützt57. Es handelt sich nicht um einen
ungenügende Primärstabilität bei limitiertem Kno-             autonom agierenden, d. h. selbstständig operie-
chenangebot erzielt werden konnte, wurde ein                  renden Roboter, sondern um ein Unterstützungs-
2 mm längeres Implantat inseriert (Straumann SP               system, das die Chirurgenhand mit dem Hand-
RN 4,1 x 10 mm). Auf diese Weise konnte eine                  stück und den Implantatbohrer in die vorab mit
gute Implantat-Primärstabilität erreicht werden.              der Implantatplanungssoftware definierte Position
    Die postoperative klinische Situation und Bild-           führt. Yomi steuert während der Implantation die
gebung zeigen die korrekte prothetische 3-D-Posi-             Tiefe, Angulation und Position für die Implantat-
tion des Implantats entsprechend der präoperati-              bohrung. Ein Vorteil dieses Robotersystems ist,
ven Planung (Abb. 7).                                         wie bei der dynamischen Navigation, die Mög-
                                                              lichkeit, chirurgische Pläne während eines Eingriffs
                                                              zu ändern. Darüber hinaus ist durch die schab-
Robotergestützte Navigation,                                  lonenfreie Behandlung ein effizientes minimalin-
                                                              vasives Vorgehen mithilfe der haptischen Tech-
Implantation und Osteotomien
                                                              nologie möglich10. Das Fehlen einer statischen
Die Zahl der medizinischen Anwendungen im                     Bohrschablone im Operationsgebiet ermöglicht
Bereich der robotergestützten Chirurgie nimmt                 einen optimalen Zugang, vergleichbar mit der
kontinuierlich zu und zeigt, dass die Medizinrobo-            Freihand-Implantation, bei ausreichender Sicht
tik ein enormes Potenzial für die Zukunft hat. Die            und Kühlung während der Bohrung57. Erhaltene
Technologie hat ihren Ursprung in der Pionierar-              Präzision sowie eine höhere Wirksamkeit und
beit der National Aeronautics and Space Adminis-              Stabilität sind weitere Vorteile robotergestützter
tration (NASA), deren Wissenschaftler Mitte der               Operationen, besonders in komplexen Fällen, bei
1980er Jahre den Grundstein der ferngesteuerten               denen auch Ermüdung des Chirurgen und mensch-
Roboterchirurgie legten56.                                    liche Fehler Einfluss auf das Ergebnis haben kön-
    Das Roboter-Dentalimplantatsystem Yomi (Fa.               nen56. Nachteile dieser Technologie sind sicherlich
Neocis, Florida, USA) wurde 2017 von der US-                  ein hoher Anschaffungspreis, aktuell noch längere
amerikanischen Food and Drug Administration                   Operationszeiten, die erforderlichen Kenntnisse
(FDA) für erste implantologische Indikationen                 und Fähigkeiten, einschließlich psychomotorischer
zugelassen. Die Funktionsweise dieses Systems                 Fähigkeiten sowie der Fähigkeiten zur Operations-
basiert auf einem roboterarmgesteuerten, jedoch               planung und Steuerung der Roboter-Konsole58–60.

Implantologie 2021;29(3):269–284                                                                                                            279
Thieringer et al.    Navigierte digitale Implantologie

                                                                             neeinsatz in der dentalen Implantologie. Weitere
                                                                             Studien sind für beide vorgestellte Robotersysteme
                                                                             erforderlich, um die Machbarkeit, Sicherheit und
                                                                             Zuverlässigkeit in der klinischen Praxis zu bewer-
                                                                             ten. Trotzdem zeigt die Entwicklung der Medizin-
                                                                             technik das Potenzial derartiger Technologien für
                                                                             die Zukunft. Sehr interessant ist in diesem Zusam-
                                                                             menhang auch die Kombination von innovativen,
                                                                             zunehmend auch für die Zahnheilkunde relevan-
                                                                             ten Technologien wie der künstlichen Intelligenz
                                                                             („Artificial Intelligence“, AI) mit der Roboterchi-
                                                                             rurgie für autonome, robotergestützte Operatio-
                    Abb. 8   Der autonom agierende Laser-Operationsroboter
                    CARLO kann die virtuelle Planung von Osteotomien mit
                                                                             nen24,25,56,64,65.
                    hoher Genauigkeit am Patienten umsetzen. (Bildquelle:
                    ­Universitätsspital Basel).

                                                                             Fazit
                        Ein weiterer Schritt nach vorne in der Medi-         Dieser vergleichende technische Bericht soll eine
                    zinrobotik sind selbstständig agierende Opera­           aktuelle Übersicht der entsprechenden Systeme
                    tionsroboter. Ende 2017 stellte Zhao das welt-           bieten. Für den Praktiker ist es schwierig, sich zwi-
                    weit erste autonome robotergestützte System              schen den verschiedenen Systemen und Anwen-
                    zur Zahn­implantation, das „Autonomous Den-              dungen zurechtzufinden. Ferner ist eine Umstel-
                    tal Implant Robotic System“ (ADIR), vor. ADIR            lung auf vollnavigierte Systeme auch mit erhöhtem
                    wurde in einem In-vivo-Tierversuch evaluiert             Investment verbunden. Es muss darüber hinaus
                    und zeigte dabei eine sehr hohe Umsetzungs-              mit einer zeitlichen Lernkurve gerechnet werden.
                    genauigkeit bei der Implantation und signifikant             Aktuell wird noch ein überwiegender Anteil
                    bessere Ergebnisse als bei der Vergleichsgruppe,         von Implantationen in Freihandtechnik und/oder
                    die mit Schablonen und dem „fully guided“ Pro-           durch statische Navigation (Voll-/Halbschablone)
                    tokoll operiert wurde61. ADIR hat die Fähigkeit,         durchgeführt26. Das volle Potenzial der 3-D-digi-
                    sich während des Implantat­    eingriffs kontinu-        talen bildgebenden Verfahren, der computerassis-
                    ierlich und automatisch anzupassen, ohne dass            tierten Operationsplanung und der Durchführung
                    ein Chirurg eingreifen müsste. Ein bereits für           von Operationen mit statischen oder dynamischen
                    die Knochenosteotomie im Oberkieferbereich               Navigationssystemen entfaltet sich erst in der sinn-
                    an Menschen zugelassener Roboter ist CARLO,              vollen Kombination dieser innovativen Technolo-
                    ein Akronym für „Cold Ablation, Robot-guided             gien. Sie erlauben im Vergleich zu traditionellen
                    Laser Ostetome“ (Fa. Advanced Osteotomy                  „mentalen“ Behandlungskonzepten eine bisher
                    Tools/AOT, Basel, Schweiz). Dieser Roboter               kaum erreichbare Genauigkeit bei der Umsetzung
                    kann selbstständig Knochen mit einem Er:YAG-             der präoperativen Planung im Patientenmund.
                    Laser (ohne thermische Schäden) schneiden und            Hierbei muss beachtet werden, dass eine radiolo-
                    dabei am Computer geplante Schnittgeometrien             gische 3-D-Bilddiagnostik erforderlich ist. Sowohl
                    hochpräzise auf den Menschen übertragen62,63             der Kosten-Nutzen-Aufwand als auch die erhöhte
                    (Abb. 8).                                                Strahlenexposition müssen individuell von Fall zu
                        Die Einsatzmöglichkeiten von CARLO für               Fall abgewogen und gemeinsam mit den Patienten
                    implantologische Indikationen sind noch einge-           diskutiert werden.
                    schränkt. Der sehr hohe Anschaffungspreis des                Mehrere wissenschaftliche Studien konnten
                    Systems und der Planungs- und Materialaufwand            bereits zeigen, dass die dynamische Navigations-
                    für Operationen sind Hindernisse für den Routi-          chirurgie im Vergleich zu traditionellen statischen

280                                                                                           Implantologie 2021;29(3):269–284
Thieringer et al.           Navigierte digitale Implantologie

Schablonen entweder vergleichbare oder in man-                     9. Kiatkroekkrai P, Takolpuckdee C, Subbalekha K, Mat-
                                                                       theos N, Pimkhaokham A. Accuracy of implant position
chen Fällen sogar höhere Genauigkeit aufweist.                         when placed using static computer-assisted implant surgical
Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden, dass                       guides manufactured with two different optical scanning
                                                                       techniques: a randomized clinical trial. Int J Oral Max Surg
die Vergleichsstudien meist nicht mit der gleichen                     2020;49:377–383.
Methodik durchgeführt wurden. Daher sind für                       10. Jung RE, Pjetursson BE, Glauser R, Zembic A, Zwahlen M,
                                                                       Lang NP. A systematic review of the 5-year survival and
die Zukunft weitere Studien mit standardisiertem
                                                                       complication rates of implant-supported single crowns.
Aufbau erforderlich, um einen zuverlässigen und                        Clin Oral Implan Res 2008;19:119–130.
exakten Vergleich zwischen verschiedenen Formen                    11. Herklotz I, Beuer F, Kunz A, Hildebrand D. Navigation in
                                                                       implantology. Int J Comput Dent 2017;20:9–19.
von computer- oder robotergestützten Eingriffen                    12. Arısan V, Karabuda CZ, Mumcu E, Özdemir T. Implant
durchführen zu können66,67.                                            Positioning Errors in Freehand and Computer-Aided Place-
                                                                       ment Methods: A Single-Blind Clinical Comparative Study.
                                                                       Int J Oral Maxillofac Implant 2013;28:190–204.
                                                                   13. Fortin T, Champleboux G, Bianchi S, Buatois H, Coudert J.
                                                                       ­Precision of transfer of preoperative planning for oral implants
Interessenskonflikt                                                     based on cone-beam CT-scan images through a robotic dril-
                                                                        ling machine. Clin Oral Implan Res 2002;13:651–656.
                                                                   14. Monaco C, Arena A, Corsaletti L, Santomauro V, Venezia P,
Die Autoren erklären, dass die Arbeit in Abwesen-                       Cavalcanti R et al. 2D/3D accuracies of implant position
heit jeglicher kommerzieller oder finanzieller Bezie-                   after guided surgery using different surgical protocols: A
hungen durchgeführt wurde, die als potenzieller                         retrospective study. J Prosthodont Res 2020;64:424–430.
                                                                   15. Buser D, Martin W, Belser U. C. Optimizing esthetics for
Interessenkonflikt ausgelegt werden könnten.                            implant restorations in the anterior maxilla: anatomic
                                                                        and surgical considerations. Int J Oral Maxillofac Implant
                                                                        2004;19(Suppl):43–61.
                                                                   16. Wu D, Zhou L, Yang J, Zhang B, Lin Y, Chen J et al. Accura-
                                                                        cy of dynamic navigation compared to static surgical guide
                                                                        for dental implant placement. Int J Implant Dent 2020;6:78.
                                                                   17. Zhou W, Liu Z, Song L, Kuo C, Shafer DM. Clinical Fac-
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   Navigated digital implantology
   Possibilities and limitations of innovative technologies

   KEY WORDS
   digital planning, static navigation, surgical guide, dynamic navigation, real-time navigation, navi­
   gated implantology, computer-assisted implantology, digital workflow, 3D treatment planning,
   3D printing, guided surgery, surgical navigation, robot-assisted surgery

   ABSTRACT
   In dental implantology, the optimal insertion of implants in the jaw bone is crucial for success
   from a biologic, functional, and esthetic perspective. In this context, the optimal prosthetic res-
   torations play an essential role as a treatment goal for planning the exact implant placement in
   terms of prosthetic-surgical backward planning. Innovative diagnostic and planning procedures
   to increase the safety and predictive accuracy of an implant procedure and support in the digital
   treatment process are also gaining increasing acceptance in routine cases, from “mental” naviga-
   tion concepts with computer-based implant planning to the already established static navigation
   with surgical implant guides 3D printed either externally or in practice, to dynamic, precise real-
   time navigation systems. The latter systems allow 3D orientation of the drill and implant position
   based on DVT and CT data and optical tracking during implant placement. Exciting concepts for
   robot-assisted implant placement are currently in the evaluation and testing phase and provide a
   glimpse into the (possible) future. The advantages and disadvantages of the described workflows
   and technologies are listed and discussed. Possibilities and limitations of the different treatment or
   navigation concepts are explained to gain a comprehensive insight and overview of the current
   and future opportunities available in digital dental implantology.

Implantologie 2021;29(3):269–284                                                                                                        283
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