Neue Arbeit - Neues soziales Wohnen? - SYMPOSIUM - Team Wien
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INHALTSVERZEICHNIS Begrüßung 5 Vorwort 7 Kontext Team Wien & PARK 9 Symposium „Neue Arbeit – Neues soziales Wohnen?“ 2 Fünf Wünsche an 3 die IBA_Wien 17 Workshop 1 31 Workshop 2 33 IBA-Talk 35 Kommentare 41 PARK – ein Zentrum für Neue Arbeit 49 Impressum 63 Team Wien
BEGRÜSSUNG Team Wien Kein anderer Bereich greift so tief in unser on von Stadt und unserem direkten Wohn- Leben ein, definiert unseren Alltag und un- und Arbeitsumfeld einbringen können. sere zwischenmenschlichen Beziehungen Diese neuartigen Formen von Beschäfti- so sehr wie die Arbeit. Angetrieben durch gung wie Eigen- und Gemeinschaftsarbeit, die Digitalisierung und Automatisierung die zumindest in Teilen die traditionelle erfährt die Arbeitswelt derzeit tiefgreifen- Erwerbsarbeit ablösen werden, verlangen de Veränderungen, die unsere Vorstellung nach neuen städtischen Räumen und Infra- und unseren Begriff von Arbeit von Grund strukturen. auf erneuern. Das Projekt PARK stellt in diesem Kontext Auch wenn wir noch nicht genau wissen, eine mögliche Antwort auf diese neuen wie die prognostizierten Veränderungen Raumbedürfnisse dar. Das Team Wien in der Arbeitswelt konkret aussehen und wirft mit der temporären Installation PARK welchen Einfluss sie auf unseren Alltag Fragen nach Neuer Arbeit und ihren zukünf- nehmen werden, ist es sehr wahrschein- tigen Räumen in der Stadt auf – und bindet lich, dass diese Entwicklungen den mo- andere ExpertInnen und die Öffentlichkeit dernen Wohnungsverbund herausfordern ein, um gemeinsam und prozesshaft mög- und früher oder später auflösen werden. liche Antworten zu entwickeln. 4 Schon heute erleben wir eine zunehmen- 5 de zeitliche und besonders auch räumliche Besonders dankbar sind wir in diesem Flexibilisierung der Arbeit: Arbeit endet Zusammenhang auch über den offenen nicht mehr an den Toren der Fabrik, son- Prozess, den das Team der IBA_Wien initi- dern findet gleichermaßen auch, oder iert hat. Durch die Einbindung Vieler ent- ausschließlich, in der Freizeit, in der priva- wickelt sich die IBA_Wien zu einem breiten ten Wohnung sowie im öffentlichen Raum gemeinschaftlichen Projekt, das weit über statt. das Jahr 2022 hinausreichen wird. Wir hoffen mit dem Symposium Neue Arbeit Um heute ein zukunftsweisendes Neues – neues soziales Wohnen und den hierbei Team Wien soziales Wohnen zu denken, müssen wir erarbeiteten Wünschen einen Teil dazu diesen Wandel der Arbeitswelt zu seinem beigetragen zu haben und, dass diese auf Ausgangspunkt machen: Wohnen kann die eine oder andere Weise weitergeführt nicht mehr getrennt vom Arbeiten gedacht werden. Wir bedanken uns im Namen des werden. Team Wien bei der IBA_Wien und allen, die zu dem Gelingen des Symposiums beige- Hier sehen wir das positive Potential, das tragen haben. eine mögliche Veränderung hin zur Neuen Arbeit (Frithjof Bergmann) in sich birgt, als Schlüsselmoment für die Entwicklung eines neuen, sozialen Wohnens. Eine Folge der Neuen Arbeit wird sein, dass uns mehr Zeit zur Verfügung steht. Zeit, in der wir uns aktiv in die Gestaltung und Organisati- Team Wien
„Neues Arbeiten – neues Vorwort soziales Wohnen” Wolfgang Förster Eine „Ausnahmesituation auf Zeit“ postu- wechsel: „form follows function“ setzte liert das Memorandum der IBA_Wien ja bislang voraus, dass die Funktion eines (2017). Und das IBA-Thema „Neues sozia- Gebäudes eindeutig – auf immer? – defi- les Wohnen“ zieht immer weitere Kreise... niert war. Muss sich also nun Planung von allen funktionellen und daher auch äs- Ohnehin wurde schon von Anfang an be- thetischen Vorgaben lösen, sich von einer wusst nicht etwa auf „sozialen Wohnbau“ dreidimensionalen Ordnung zu einem gesetzt, sondern auf das Wohnen in seiner mehrdimensionalen fließenden Prozess Gesamtheit, also nicht nur auf die bauli- entwickeln, der auch die zeitliche Dimen- che „Hardware“ in Form der neuen oder sion („urbane Sukzession“) umfasst? Wird sanierten Wohnbauten, sondern auch auf sich die „harte“ Planung verflüssigen? die „Software“ des (Zusammen-)Lebens in Schon jetzt zeigt sich ja, dass verstärkt Wohnhäusern und Stadtvierteln. Im Laufe soziologische, ökonomische und politische eines Jahres und vieler gut besuchter IBA- Aspekte in die Planungsdiskussion einflie- Talks stellte sich jedoch heraus, dass der ßen. Anders gesagt: Wo es bislang primär Begriff des Wohnens noch weiter gefasst um die physische Gestaltung von Räumen werden muss: Es geht nicht mehr primär für bereits bekannte – oder als bekannt um das Wohnen allein (auch wenn die angenommene – Funktionen ging, müssen 6 IBA_ Wien politisch und administrativ in wir uns heute zunehmend fragen, welche 7 der Geschäftsgruppe Wohnen angesiedelt Aufgaben ein Raum (und hier vor allem ist); es geht vielmehr um alle Bereiche der öffentliche Raum als Teil der Commons) des Lebens in städtischen Gebieten. Dazu in der zukünftigen Stadtgesellschaft über- passt, dass das Team Wien in Kooperation nehmen wird. mit der IBA mit dem Projekt PARK das The- ma „Neues Arbeiten“ aufgegriffen hat. Es ist dem Team Wien dafür zu danken, dass es im Sommer 2017 beim Naschmarkt Wenn wir heute Gebäude – also Gefäße – diesem Thema Zeit und Raum gewidmet für zukünftige Aktivitäten des Wohnens hat. Mit der vorliegenden Broschüre wer- wie des Arbeitens planen, stehen wir vor den die Ergebnisse dieser Arbeit doku- einem Dilemma: zwar müssen wir anneh- mentiert. Ich hoffe, dass wir diese Koope- men, dass sich die Ansprüche an beide, ration im Laufe des weiteren IBA-Prozesses wie auch an den Bereich der Freizeit in den fruchtbringend fortsetzen können. nächsten Jahrzehnten dramatisch verän- Wolfgang Förster dern werden; wir wissen aber nicht wie Wolfgang Förster Koordinator der IBA_ Wien 2022 diese Veränderung genau aussehen wird. Koordinator der IBA_ Wien Die Antwort darauf scheint zunächst nahe- Oktober 2017 liegend: neutrale „Gefäße“ zu entwickeln, deren Aufnahmefähigkeit im Detail noch nicht festgelegt sein muss. Architektur, so zeigt sich dabei, unterliegt aktuell einem gewaltigen Paradigmen- Team Wien
PARK – ein Prototyp für Neue Arbeit Wie können wir den prog- isches Gemeingut zu eta- nostizierten Wandel in der blieren, das die Frage nach Arbeitswelt für neue For- Neuer Arbeit in den Mittel- men des Zusammenarbei- punkt rückt. tens und Zusammenlebens nutzen? PARK ist als räumlicher und organisatorischer Prototyp Dieser Frage und Herausfor- zu verstehen – als konkre- derung ist das Team Wien ter Vorschlag für eine jener im Sommer 2017 mit der Infrastrukturen, die es zu- temporären und partizipativ künftig in der Stadt für die 8 angelegten Rauminstallati- sogenannte Neue Arbeit* 9 on PARK nachgegangen und – Arbeit, bei der Menschen hat den Parkplatz am Rande nur „tun, was sie wirklich, des Wiener Naschmarkt in wirklich wollen” – brau- ein öffentliches Experiment chen wird. verwandelt: Vier Wochen lang stand die vom Team Das Team Wien Wien konzipierte und ge- baute Holzstruktur mit ih- Das Team Wien – als inter- ren Arbeitsinfrastrukturen disziplinärer Zusammen- allen StadtbewohnerInnen schluss von 17 jungen zur gemeinschaftlichen Pro- Wiener Gestalter und Ge- grammierung offen. Ziel stalterinnen – agiert dabei war es, PARK als nicht-kom- selbst in einer für Neue merziellen Ort und städt- Arbeit typischen Konstel- Team Wien
lation: Entstanden ist das von StadtbewohnerInnen Team als Initiative ver- und anderen ExpertInnen * schiedener Architekturbü- Prozesse, die darauf abzie- Neue Arbeit ros die, anstatt in Wettbe- len den kollaborativen und Der Begriff Neue Arbeit geht auf Frithjof Bergman zurück, der vor dem Hintergrund des massiven werben gegeneinander gemeinschaftlichen Ansatz Jobabbaus in der amerikanischen Automobilindus- trie der 80er nach einer nachhaltigen Lösung für die anzutreten außerhalb von von Stadtentwicklungs- schwindende Lohnarbeit suchte. Im Zentrum seiner Definition steht eine neue Zeiteinteilung: 1/3 seiner Konkurrenzdenken und prozessen zu stärken. Zeit wird für Lohnarbeit, 1/3 für Selbstorganisation und Erhaltungsaufgaben und 1/3 für Arbeit, die wir Wettbewerbskultur tem- wirklich, wirklich wollen aufgewendet. porär im Kollektiv zusam- Heute bezeichnet der Ausdruck Neue Arbeit vielfach Arbeit in kreativen Bereichen und dem Wissens- menarbeiten wollen. Heu- sektor. Der Job auf Lebenszeit wird durch flexiblere Beschäftigungsmodelle mit freierer Zeiteinteilung te bildet der Verein Team ersetzt. Dabei lösen Phasen der intensiven Arbeit, 10 Phasen der privaten Beschäftigung ab. Soweit sich diese Trennung überhaupt noch klar ausmachen Wien – Initiative für ge- 11 lässt. meinschaftliche Stadtent- Wir leben in einer Zeit in der es absehbar ist, dass die Zukunft der Arbeit eine andere sein wird als wicklung den rechtlichen die Gegenwart. Die größten Unterschiede bringen Digitalisierung und Automatisierung mit sich: Die und organisatorischen meisten Jobs, die wir heute haben wird es in einigen Jahren schon nicht mehr geben. Das Konzept der Rahmen für diese gemein- Neuen Arbeit sieht in dieser Veränderung ein Poten- tial: Dank einem geringeren Anteil an Erwerbsarbeit wirtschaftlich orientierte, (die zukünftig im besten Fall auch eine Arbeit, die wir wirklich machen wollen, bedeutet) entstehen projektbezogene Arbeit. Zeitreserven, die für Selbsterhaltung und Arbeiten für die und an der Gemeinschaft genutzt werden. Fokus der Praxis des Team Wien ist das Machen, das aktive Gestalten und kon- krete Austesten von Visi- onen. Das Team Wien löst keine Probleme, sondern initiiert unter Einbindung Team Wien
1.8–31.8. 1.9.–17.9. 1.09.–17.9. 18.9.–21.9. AUFBAU Let‘s Build! Let‘s PRiNT! „neue arbeit – neues PARK AM PARKPLATZ DES Park trifft mostlikely’s Park trifft Viadukt soziales wohnen?“ WIENER NASCHMARKT sudden workshop screenprints Gemeinsam mit mostlikely‘s sud- Symposium mit zwei Work- Die temporäre Werkstatt wird In zwei Bauphasen wird die den workshop wird die temporäre shops und abschließendem, mit dem Verein Viadukt Screen temporäre Holzinstallation PARK Werkstatt von PARK bespielt: Aus öffentlichen IBA-Talk. Prints als Siebdruckwerkstatt von Team Wien und Nut und Feder vorgeschnittenen Holzbausätzen eingerichtet. und zum Be- auf dem Parkplatz am Rande des kann Mobiliar für PARK gebaut Kooperationspartner: drucken der bereits gebauten Wiener Naschmarkt aufgebaut. werden. Begleitet wird der offene IBA_Wien 2022 PARK-Möbel verwendet. Workshop mit einer Reihe von Kooperationspartner: Vorträgen zum Thema Selbstbau in Kooperationspartner: Nut und Feder der Stadt. Viadukt Screen Prints Kooperationspartner: mostlikely‘s sudden workshop 12 13 PARK MACHT PLATZ 21.6.–1.10. 19.6–10.7. 1.9.–24.9. DEMONSTRATOR IM RAH- CROWDFUNDING- MEN DER VIENNA BIENNA- PARK IST OFFEN KAMPAGNE LE 2017 22.9.–26.9. Die temporäre, partizipativ ange- Online-Kampagne zur Finanzie- legte Rauminstallation PARK wird Im Rahmen der Vienna Biennale ABBAU PARK rung des Projektes PARK – in- vom Team Wien mit Fokus auf das 2017 Roboter. Arbeit. Unsere Das Experiment PARK am nerhalb der Kampagne können Thema Neue Arbeit kuratiert und Zukunft, neue Produktions - und Wiener Naschmarkt-Parkplatz UnterstützerInnen über die wei- mit einem Rahmenprogramm Arbeitskulturen. wird PARK als ei- schließt mit öffentlichem Pro- tere Ausgestaltung des Projektes bespielt. ner von sechs Demonstratoren der gramm und Möbelflohmarkt. mitbestimmen. StadtFabrik, einem Forschungs- Zuästzlich bringen sich mehr als 40 labor für neue kreativwirtschaft- Kooperationspartner: Kooperationspartner: externe Privatpersonen, Institutio- liche Felder, gelistet und in der mostlikely‘s sudden work- wemakeit.com nen, Vereine aktiv in die Program- Ausstellung StadtFabrik: Neue shop mierung von PARK ein. Arbeit. Neues Design. im MAK Wien kontextualisiert. Veranstalter: StadtFabrik (departure-Programm der Wirtschaftsagentur Wien & Mu- seum für Angewandte Kunst Wien) Team Wien
Symposium „Neue Arbeit – Neues soziales Wohnen?” Wie wollen wir in Zukunft in der Stadt arbeiten? Wenn Roboter unsere Jobs übernehmen – was machen wir dann mit unserer freien Zeit? Suchen wir uns eine 14 Neue Arbeit? Eine, die wir 15 wirklich gerne machen? Bei der wir gemeinschaftlich und gemeinwohlorientiert arbeiten? Und wie verändert sich die Stadt, wenn alle nicht mehr ständig arbeiten? Team Wien
Fünf Wünsche an die IBA_Wien „Neue Arbeit – Neues sozi- In Form von fünf Wün- ales Wohnen?“ lautet der schen an die IBA überge- Titel des Symposiums, das ben wir hiermit Ideen und wir im September 2017 Erkenntnisse aus dem gemeinsam mit der IBA_ Symposium an das Team Wien organisiert haben. der IBA_Wien. Diese Wün- Der Titel impliziert einen sche wurden im Rahmen Perspektivenwechsel: er zweier Workshoptage von schlägt vor, das Wohnen TeilnehmerInnen, Work- von der Arbeit her zu den- shopleiterInnen und dem ken. Team Wien erarbeitet und 16 im Anschluss innerhalb des 17 Das Neue soziale Wohnen, öffentlichen IBA-Talks prä- das bis zum Jahr 2022 sentiert, vom Podium dis- den Forschungsschwer- kutiert, kommentiert und punkt der IBA_Wien dar- ergänzt. stellt, kann sich nur dann zu einem wegweisenden Wir sehen diese fünf Anre- Lösungsvorschlag entwi- gungen als gesammelten ckeln, wenn der Wandel Beitrag unterschiedlicher der Arbeitswelt – als eine Akteure und möchten sie die Gesellschaft nachhaltig an dieser Stelle mit dem prägende Veränderung – Wunsch übergeben, sie miteinbezogen und mitge- in das Programm der IBA_ dacht wird. Wien 2022 aufzunehmen. Team Wien
Fünf Wünsche 1 an die IBA_Wien Experimente wagen! Der prognostizierte Wandel (Automatisierung, Digitali- sierung) in der Arbeitswelt wird unsere Gesellschaft und somit auch die Stadt maßgeblich transformieren – für eine Annäherung an diese Zukunft benötigt es Experimente. Die IBA_Wien sollte einen 18 „Ausnahmezustand auf Zeit” 19 darstellen: Um visionäre und neuartige Konzepte „Der (Kosten-) Spielraum in nicht nur entwickeln, son- räumlicher und materieller Hin- dern auch umsetzen zu kön- sicht ist minimal. Ich würde die Forderung gerne ergänzen, um nen, müssen baurechtliche zu erreichen, dass wieder mehr Verordnungen für den Zeit- Experimente gemacht werden können. Mein Wunsch wäre es, raum der IBA aufgehoben dass die IBA einen solchen Raum werden (Einführung des eröffnet, der vier Jahre lang Experimente erlaubt.“ §2022 – Ausnahmeklausel). Sabine Pollak Angestrebt werden sollten Ausnahmen, die Projekte nutzungsoffener gestalten und die Gesellschaft in ihrer Selbstorganisation stärken. Team Wien
Fünf Wünsche 2 an die IBA_Wien Funktionale Trennung aufgeben! „Wie können wir nun insbeson- dere dort, wo wir monostruk- Die Veränderungen der Ar- germodelle unterstützen turiertes Wohnen haben, Stadt- beitswelt werden den mo- und etablieren. strukturen zurückbringen, von denen wir gelernt haben, dass dernen Wohnungsverbund sie adaptiv sind – auch für Ar- herausfordern und zumin- Im Sinne einer nutzungs- beitsstrukturen. Und dann kön- nen wir noch über öffentliche dest teilweise auflösen. offenen, nachhaltigen „Zu bedenken ist aber, dass Räume, in denen sich Menschen Planung sollte die Wid- in einer marktbestimmten treffen, um einer Vereinsamung Stadt, Widmungen auch eine vorzubeugen, reden.“ Im Rahmen der IBA sollten mungstrennung von Woh- Schutzfunktion aufweisen. Die Funktion der Widmung von Christoph Chorherr daher Möglichkeiten von nen und Gewerbe für die Betriebsbaugebieten ist nicht Mischnutzungen und nut- IBA-Projekte aufgehoben nur der Emissionsschutz, son- „Wir müssen Gebäude und öf- dern auch die, andere Nutzun- fentliche Räume konstruieren, zungsoffenen Planungs- werden. Die bestehende gen – die rentierlicher wären die offen sind für Änderungen. Gerade im großvolumigen Bau, strategien ausgetestet Wohnbauförderung sollte – auszuschließen. Werden diese 20 Widmungen in der Stadt aufge- wo wir in den 1960ern unglaub- werden. Gebäudestruk- auf die Errichtung von mi- 21 liche Monostrukturen errichtet hoben, werden weniger rentier- haben, aber eben nicht „Stadt” turen sollten den Anfor- schgenutzten Immobilien liche Nutzungen – wie Produk- tion – im Haufischbecken des gebaut haben. Aktuell wird es derungen an langfristige ausdehnt werden. jedoch durch weitere Verdich- Marktes verdrängt und müssen Handel oder Wohnen weichen.“ tungen oder Ergänzungen zu Flexibilität (Umnutzung, mehr städtischen Strukturen einfache Um- und Ausbau- ThomaS Madreiter kommen. Hierfür möchte ich zwei Beispie- barkeit, keine Schotten- le nennen: Die Firma TTTech, ei- nes der erfolgreichsten Wiener bauweise) entsprechen, „Eine großer Anteil der Stadt- Unternehmen mit 450 Mitarbei- wodurch auch der Le- tern, betreibt ihr Büro in einem bewohnerInnen möchte jedoch Altbau – in einer Struktur, die vor benszyklus von Gebäuden die reine Privatheit des Woh- nens. Wohnen ist sehr privat und über 150 Jahren gebaut wurde maßgeblich verlängert und den heutigen Anforde- regenerativ. Arbeiten hingegen ist viel gemeinschaftlicher. Das rungen auch gerecht wird. Das werden kann. belebte Bild der Stadt beinhal- zweite Beispiel ist das Gewer- tet immer das Arbeiten. Dieses behaus am Margaretengürtel, in den Wohnbau zurückzuho- eines der modernsten Beispiele, Für die Realisierung von das seit über 100 Jahren etwa len kann einer der wichtigsten 100 Betriebe in einer Ökonomie mischgenutzten Gebäuden Schlüsselmomente für die Stadt sein.“ als Stiftung organisiert, sodass muss die IBA neue Bauträ- man permanent im gesamten Mark Neuner Haus nicht mehr als 4€ pro Qua- dratmeter bezahlt." Team Wien Christoph Chorherr
Fünf Wünsche „Natürlich ist es wünschenswert wenn mechanisierte Tätigkeiten 3 an die IBA_Wien wegfallen, aber die Frage ist Mehr Eigenverantwortung zulassen! was kommt danach? Das ist eine der Fragen, über die wir uns Mehr Eigenverantwortung fordern! wirklich den Kopf zerbrechen „Für die IBA Wien ist der Quar- tiersgedanken“ in dem unter- müssen – auf die wir tatsächlich Antworten finden müssen. Die Eine Folge von Neuer Arbeit – wobei gilt: Mitbestim- schiedliche Ideen stattfinden, Arbeit wird uns nicht abhan- wird sein, dass uns mehr mung heißt auch Mitver- von hoher Wichtigkeit. Plätze denkommen, aber wir werden und Räume für diese sollen fundamental die Wertschätzung Zeit zur Verfügung steht. antwortung. Dafür müssen bereits in der Ausschreibungen gegenüber anderen Tätigkeiten Zeit, in der wir uns aktiv in gezielt Anreize für länger- verankert werden. In der Selbst- und Arbeitsformen – die wir organisation stecken große bisher geringer schätzten – ver- die Gestaltung und Organi- fristige selbstorganisierte Chancen aber auch Gefahren, ändern müssen." sation der Stadt und unse- Verwaltung und Organi- dass öffentliche Aufgaben auf die Schwächeren abgeschoben ThomaS Madreiter rem direkten Wohnumfeld sation geschaffen werden werden.“ einbringen können. – zum Beispiel durch finan- Wolfgang Förster zielle Förderungen oder Im Rahmen der IBA muss räumliche Vorteile. „Das, was ich unter Neue Arbeit die Expertise lokaler, ge- verstehe, wird nicht erst in 10 oder 22 15 Jahren eintreten – es ist bereits meinnütziger Initiativen 23 existent. Eine Flexibilisierung, prozessbegleitend gehört die die klare Trennung zwischen Arbeiten und Wohnen aufgehoben und aktiv mit eingebun- hat: Durch den technologischen den werden. Hier gilt es, Fortschritt und das Wegfallen fester Strukturen habe ich die „Was uns dabei auffällt ist, dass niederschwellige Betei- Möglichkeit zuhause zu arbeiten. Es ist notwendig diese flexiblen es – wenn wir uns in eine sehr ligungsverfahren die ge- leere, sehr unbeschreibbare Strukturen auch im Wohnbau zu Zukunft aufmachen – immer meinschaftsbildend wir- berücksichtigen und zu unterstüt- zen. Wir sind aber nicht nur tags- wieder um eine intrinsische ken, auf das Neue soziale Motivation der Menschen geht. über flexibler, es gibt auch Zeiten Aus diesem Grund fände ich es Wohnen zu übertragen. in denen ich mehr arbeite und Zeiten in denen ich weniger arbei- schön – zusammen mit breit Von Beginn an soll die aufgestellten Initiativen – ver- ten werde, wodurch Lücken in der Erbwerbsbiografie entstehen. Die- schiedene Wohnprojekte für Eigenverantwortung der diese Zukunft zu ermöglichen. se Lücken können etwa zur Grün- Eines unserer Projekte, bei dem StadtbewohnerInnen dung diverser Initiativen führen. Um diesen Entwicklungen gerecht das Thema der Neuen Arbeit eine durch die Einbindung zivil- wichtige Rolle einnimmt, ist der zu werden, gilt es Wohnraum zu Grüne Markt, wo eine Fischzucht gesellschaftlichen Engage- schaffen, der das unterstützt.“ ihren Platz finden wird. Wir ments gestärkt werde finden das ist ein schönes Mo- Cornelia Gerdenitsch dell das man auch im sozialen Wohnbau mitdenken kann." Team Wien Thomas Schneider
Fünf Wünsche 4 an die IBA_Wien Die Erdgeschosszone als städtisches Gemeingut! „Der öffentliche Raum wird im- mer weiter fragmentiert. In den Die Erdgeschosszone stellt Nutzungen zur Verfügung großen Quartieren baut zum als ebenerdig erreichbarer gestellt werden. Diese Beispiel jeder seinen eigenen Spielplatz. Was wäre aber, wenn Raum eine Erweiterung Räume müssen a) bedarfs- es einen Beitrag gäbe den jeder des öffentlichen Stadt- offen und b) flexibel – im Bauträger zahlt, sodass wieder "Betrachtet man diese Idee aus gemeinsame Infrastrukturen raums dar. Sie kann so Teil Sinne einer einfachen Aus- der Praxis, muss das Erdgeschoss kommerziell verwertbar sein – es gebaut werden können?“ des städtischen Gemein- und Umbaubarkeit – reali- muss vermietet werden. Oft ver- langen wir für die ersten drei bis Andreas rumpfhuber guts werden und güns- siert werden. fünf Jahre nur die Betriebskosten tigen Raum für gemein- – weniger ist nicht möglich. wohlorientierte Arbeit zur Trotzdem erleben wir, dass Mie- Verfügung stellen. terInnen trotz vieler interessanter Ideen die Finanzierung nicht zu- 24 stande bringen, es nicht schaffen Hierfür sollten verbesserte 25 den Betrieb auf die Beine zu stel- len. Dass interessante Ideen sich Rahmenbedingungen und nicht langfristig finanzieren kön- nen, liegt auch an der wirtschaft- ein explizites Raumange- lichen Situation in Österreich. In bot geschaffen werden: In den Erdgeschosszonen des siebten Bezirks ist die isolierte neue Arbeit den für die IBA_Wien er- deutlich sichtbar. Die Leute arbei- richteten Gebäude soll die ten bereits in ihren Wohnungen und benötigen daher Räume, um Erdgeschosszone zu 50% „Alle, die hier sitzen, glauben, sich zu treffen.“ man müsse ebenerdige Schach- als städtisches Gemein- Andrea Reven-Holzmann teln am Stadtrand bauen. Nein, gut deklariert werden. man kann auch verdichtet bauen! Nun versucht man mühsam, Ge- Als Weiterführung des öf- werbehäuser in den Stadterwei- terungsgebiete zu etablieren. Die fentlichen Raums sollten Kammer sagt das ginge aber nur diese einsehbaren und ebenerdig – darüber mache ich mir Gedanken.“ niederschwelligen Flächen nicht-kommerziellen und Christoph Chorherr gemeinwohlorientierten Team Wien
Fünf Wünsche „Man denkt solche Konzepte [Anm.: Selbstbau und Verklei- 5 an die IBA_Wien nerung des individuellen Wohn- Größere und hochwertigere Gemeinschaftsflächen! raums] an. Ihre Utopie ist: wie kann man das in einem großen Kleinerer individueller Wohnraum! Wohnbau erreichen? Ich halte jedoch nicht viel von der Planung immer kleiner und kleiner wer- Wir interpretieren die Ziel- tausch und Kooperationen denden Wohnräumen. Man sollte setzung der IBA Neues fördern (= soziales Mitein- sich hingegen im Wohnungsbau mehr öffnen, um der Individuali- soziales Wohnen nicht nur ander). sierung, Vereinsamung und Frem- als Forderung eines leist- denfeindlichkeit entgegenhalten zu können.“ baren Wohnens für Alle, Dabei können Hausbewoh- sondern insbesondere nerInnen als neue Hausbe- Sabine Pollak auch als Unterstützung sorgerInnen die Pflege und einer sozialen, am Gemein- Verwaltung dieses erwei- schaftlichen orientierten terten Raumangebotes „Wir wollen dort [Anm.: bei dem IBA Selbstbauprojekt] auch mit Gesellschaft. übernehmen. dem AMS [Arbeitsmarktservice] und dem Waff [Wiener Arbeiter- 26 „Es gibt tolle gebaute Beispiele nehmerInnen Förderungsfond] Zu Gunsten eines gemein- 27 wie Schwimmbäder am Dach, zusammenarbeiten, um Lang- die jedoch nicht der Allgemein- zeitarbeitslose und Flüchtlinge schaftlich nutzbaren Raum- heit zugänglich sind, während die Stadt Wien selbst aber keine gleichzeitig zu qualifizieren – also angebots für Wohnen und Neues Arbeiten und Wohnen zu Schwimmbäder mehr baut. verbinden.“ Arbeiten soll das individu- Im Workshop wurde daher diskutiert, wie man diese Ge- elle Raumangebot in den Wolfgang Förster meinschaftsräume und Erdge- IBA-Projekten verringert schosszonen im Quartier anders nutzen kann. Dabei kam die Fi- werden. Fokussiert wer- gur eines Kümmerers mehrmals zur Sprache.“ den sollten kleinere aber „Denkt man diese angesproche- nen Entwicklungen der Flexibi- hochwertige Wohneinhei- Andreas rumpfhuber lisierung im Großen, muss man ten (= günstigere Mieten) fragen, was mit einer Gesell- schaft passiert, die zuhause und das zusätzliche Ange- sozial vereinsamt, weil all ihre sozialen Kontakte in der Ar- bot von gemeinschaftlich beit stattfinden. Wie kann man genutzten (Arbeits-)Flä- daher Wohnraum schaffen, der diese flexible Art des Arbeitens chen innerhalb des Gebäu- unterstützen kann?“ des die Begegnung, Aus- Cornelia Gerdenitsch Team Wien
Symposium „Neue Arbeit – Neues soziales Wohnen?” Der prognostizierte Wandel in der Arbeits- es, das Themenfeld der IBA _Wien Neues welt (Automatisierung, Digitalisierung) soziales Wohnen mit dem der Neuen Arbeit wird zwangsläufig auch massive Verände- zu verknüpfen. rungen für die Stadt Wien und ihre Bewoh- nerInnen mit sich bringen. Wie können diese Entwicklungen von ArchitektInnen und StadtplanerInnen für eine andere, gemeinwohlorientierte Wohnbaupolitik genutzt werden? Wer definiert die geforderten Gemeinwohlkri- terien und stellt deren Umsetzung sicher? Welche Finanzierungs- und Verwaltungs- formen müssen hierfür entwickelt wer- den? Wie kann die Stadt für neue Arbeits- modelle und daraus resultierende neuen Wohnformen adaptiert werden? Welche (selbstinitiierten) Gemeinschaftsräume 28 erfordert dieser Wandel? Welche Rolle 29 spielen dabei neuartige Kommunikations- medien und wie können diese von Stadt- bewohnerInnen und PlanerInnen genutzt werden? Zwischen dem 18. und 21. September 2017 befasste sich das Symposium Neue Arbeit – Neues soziales Wohnen? – organi- siert von Team Wien in Kooperation mit der IBA_Wien 2022 – diesen Fragen und diskutierte konkrete Umsetzungs- und Handlungsstrategien für die Stadt Wien. Den inhaltlichen Rahmen hierfür boten zwei aufeinanderfolgende Workshop- tage, die sich aus dem Workshop selbst, sowie Inputvorträgen und Diskussionen mit geladenen Gästen zusammensetzen. Im abschließenden IBA-Talk wurden die Ideen und Wünsche aus den Workshops mit VertreterInnen aus Politik, (Bau-) Wirtschaft und Architektur diskutiert und konkretisiert. Ziel des Symposiums war Team Wien
Symposium Workshop 1 18. September 2017 „Neue Arbeit – Neues IG Architektur soziales Wohnen?” Nach einer Begrüßung der Workshop- teilnehmer und -teilnehmerinnen durch Workshopleitung das Team Wien gibt Daniel Glaser einen Cornelia Gerdenitsch* Einblick in die Themenschwerpunkte und Andreas Rumpfhuber* Zielsetzung der IBA_Wien. Ablauf Danach übernehmen Andreas Rumpfhu- ber und Cornelia Gerdenitsch die Leitung Teil 1 mit Anmeldung 14:00 - 14:15 Uhr des Workshops. Zu Beginn steht die Frage Einführungsauftakt durch das Team nach der Bedeutung des Begriffs Arbeit: Wien und Daniel Glaser (IBA) Unterschiedliche Interpretationen der 14:15 - 14:45 Uhr TeilnehmerInnen werden gesammelt, Vorstellung der Workshopleiter_innen, diskutiert und systematisch geordnet. Die Zielsetzung des Workshops Begriffsfelder Arbeit und Mobilität, Arbeit 14:45 - 17:15 Uhr und Alltag, Arbeit als Fürsorge, Arbeit als Workshop Selbstoptimierung werden in vier Arbeits- gruppen vertieft und in Bezug auf ihre möglichen Auswirkungen auf den zukünf- Teil 2 öffentlich, ohne Anmeldung 17:45 - 20:00 Uhr 30 tigen Wohnbau untersucht. Zusammenfassung der Workshops 31 und Diskussion mit den geladenen ExpertInnen Thomas Kerekes + Sabine Pollak + Christoph Reinprecht Begrüßung durch Daniel Glaser, Team IBA_ Wien → im Anschluss Inputvorträge von: Sabine Pollak Architektin und Architekturtheore- tikerin, gibt einen Einblick in ihre Forschungsarbeit Wiener Typologien und stellt ihre Wohnbauprojekte Oase 22 und das Frauenwohnprojekt [ro*sa] vor. Christoph Reinprecht Soziologe und Professor am Institut für Soziologie, Uni Wien, präsentiert seine Erkenntnisse aus der Motivationsfor- schung und wirft eine soziologische Perspektive auf die Veränderung des Wohnens aufgrund der Fragmentie- rung der Arbeitswelt. Thomas Kerekes*, Landschafts- Workshopauftakt architekt und Volkswirt, stellt die mit Cornelia Vernetzungsplattform Kreative Räume Gerdenitsch und Andreas Wien - Büro für Leerstandsaktivierung Rumpfhuber der Stadt Wien vor. Team Wien
Symposium Workshop 2 19. September 2017 „Neue Arbeit – Neues IG Architektur soziales Wohnen?” Der zweite Workshoptag – unter der Lei- tung von Georg Kogler und Thomas Schnei- Zusammenfassung der – beginnt mit einem Inputvortrag zum des Workshops Thema Neue Arbeit von Thomas Schneider. durch Georg Kogler Anschließend wird das Themenfeld der IBA – Neues soziales Wohnen – über eine ganz- heitliche Vision der Stadt der Neuen Arbeit 2050 (Thomas Schneider), sowie konkre- ten Erfahrungen aus der Wiener Wohnbau- praxis (Georg Kogler) bearbeitet. Workshopleitung Thomas Schneider* Georg Kogler* 32 33 Ablauf Input Teil 1 mit Anmeldung Thomas Schneider 14:00 - 14:15 Uhr Einführungsauftakt durch das Team Wien Inputvortrag 14:15 - 14:45 Uhr Angie Schmied Vorstellung der Workshopleiter, Zielsetzung des Workshops 14:45 - 17:15 Uhr Workshop Teil 2 öffentlich, ohne Anmeldung 17:45 - 20:00 Uhr Zusammenfassung der Workshops und Diskussion mit der geladenen Expertin Angie Schmied → im Anschluss Inputvortrag von: Angie Schmied Architektin und Sozialanthropologin, verschafft einen Überblick der Arbeit von NEST – Agentur für Leerstands- management mit Fokus auf das aktuelle Projekt CREAU an der Trabrenn- bahn Kriau Team Wien
Symposium IBA-Talk 21. September 2017 „Neue Arbeit – Neues PARK am Wiener Naschmarkt soziales Wohnen?” Den Abschluss des Symposiums „Neue Arbeit – neues soziales Wohnen?” bildet am 21. September die öffentliche Podi- umsdiskussion. Mehr als 60 Interessierte haben sich trotz der widrigen Wetterum- stände bei Park am Naschmarktparkplatz eingefunden, um über die Ausrichtung der IBA_Wien 2022. gemeinsam mit Chris- toph Chorherr, Wolfgang Förster, Cornelia Gerdenitsch, Andrea Reven-Holzmann, Thomas Madreiter, Sabine Pollak, Andreas Rumpfhuber und Thomas Schneider zu diskutieren. Nach einer Begrüßung durch die Vertre- terInnen des Team Wien Linda Lackner, Daniela Mehlich und Mark Neuner und einer Kurzvorstellung des Projektes PARK Moderation 34 präsentiert Mark Neuner einen Rückblick Mark Neuner 35 auf die zuvor stattgefunden Workshops. Mitglied Team Wien, Architekt Grundlage der anschließenden Podiums- diskussion bilden die aus den Workshops hervorgegangenen Wünsche, Forderungen PODIUM und Fragen, die an das Podium übertragen Christoph Chorherr und diskutiert werden. Im Zentrum der Landtagsabgeordneter Grüne Wien Diskussion steht die Forderung des Team Wien das Konzept von Neuer Arbeit im Wolfgang Förster Koordinator der IBA_Wien Rahmen der IBA_Wien zu integrieren und planerisch umzusetzen. Andrea Reven-Holzmann Geschäftsführerin der WBV-GPA Thomas Madreiter Planungsdirektor der Stadt Wien Sabine Pollak Architektin + Architekturtheoretikerin Cornelia Gerdenitsch Forscherin am Austrian Institute of Technology Andreas Rumpfhuber Architekt und Architekturtheoretiker Thomas Schneider Künstler, Plattform NANK Team Wien
Symposium „Neue Arbeit – Neues soziales Wohnen?” Etwa 60 Interessierte fanden sich anlässlich des Symposiums bei PARK ein 36 37 Sabine Pollack im Gespräch mit Thomas Madreiter Begrüßung durch Daniela Mehlich und Linda Lackner (Team Wien) Mark Neuner vom Team Wien moderiert die öffentliche Podiumsdiskussion Team Wien
Symposium „Neue Arbeit – Neues soziales Wohnen?” 38 39 Cornelia Gerdenitsch mit Werner Taibon und Wolfang Förster von links: Mark Neuner, Andreas Rumpfhuber, Andrea Reven-Holzmann Team Wien
Kommentar Thomas Schneider Wir brauchen wieder mehr Schürfrechte gen. Vom Leben her die Arbeit denken wird am Leben die Maxime bei Zukunftsfragen des Lebens, Wohnens und Arbeitens in Architektur und „Es gibt viele Hinweise darauf, dass wir uns Design. in einem Übergangsstadium befinden, wo etwas auf dem Weg hinaus ist und etwas Die Fragen die die Neue Arbeit da von nun anderes unter Schmerzen geboren wird. an mehr und mehr beschäftigen werden, Es ist so, als ob etwas taumelt, schwankt, kreisen um neue Organisationsformen und schwindet und sich selbst erschöpft – wäh- Ökonomiefelder; um Mikroproduktion und rend etwas anderes, noch Unbestimmtes, Digitalisierung; um Innovationsprozesse langsam beginnt, sich zu erheben.“ und deren Gewinnverteilung; um lokale Vaclav Havel Kreislauf-Ökonomie, Regionalwert und Allmende. Der moderne westliche Materialismus funktioniert nur mehr schleppend. Es ist Ein Ort wo wir diese Fragen verhandeln eine Zeit, die sich anfühlt, als würde sich et- werden ist der Grüne Markt. Dort wird sich was Grundsätzliches verlagern und sterben, alles um Wohnen, Arbeiten und Produzie- während gleichzeitig etwas Anderes gebo- ren in seiner Mutation drehen und dort 40 ren werden möchte. Die sozialen Struktu- wollen wir aufzeigen, worin und wohin 41 ren, die wir derzeit aufbrechen und ein- sich das alte Industrie-Modell transfor- stürzen sehen entstammen vormodernen miert. Mit diesem Quartiershaus mit seinen traditionellen und industriellen Formen des Übergangsräumen zwischen Wohnen und Denkens und Funktionierens und sie gera- Arbeiten entsteht nahe dem Hauptbahnhof ten gegenüber dem Lauf der Dinge immer Wien eine konkrete Utopie inklusive der weiter aus dem Takt. Forderung nach offenen Fabriken, die allen Produktionsinfrastruktur zur Verfügung Die Symptome des Zerfalls und des Auf- stellt. bruchs sind auch ein Ausdruck eines tiefer liegenden Transformationsprozesses der Das Projekt wird einerseits ein Display mit Gesellschaft. Eine neue Präsenz – eine sozi- umfassenden Informationen, andererseits ale Software ist im Entstehen. Eine andere eine Sphäre, wo es sehr praktisch zugeht. Qualität der Verknüpfung untereinander Man arbeitet an Maschinen, um sich Dinge im Werden, eine neue Art des miteinander selbst herzustellen, man wird in neuen im Sein, und mit dem, was entstehen will. Technologien beraten, man erfährt über Für dieses Navigieren in Unsicherheit haben Strategien der Nachhaltigkeit und man wir emotionales und digitales Werkzeug. wird in der Sehnsucht unterstützt, das zu Mut und Wille. Bits und Meme. Digitalisie- tun, was man wirklich will. rung und Intuition. Thomas Schneider Worum es jetzt geht ist eine Umkehr der NANK Co:llaboratory Perspektive um zu Räumen der Transforma- tion und zu gelingenden Bildern zu gelan- Team Wien
Kommentar Georg Kogler Neue Arbeit & neues soziales Wohnen. Kindern. Unserer Projekte bauen auf eine von Experten initiierte Projektentwicklung nutzungsoffener Gebäude und einer stark von Nutzerinnen und Nutzern geprägten Programmierung, von Beginn an unter- Unsere Leben verlaufen nicht mehr geradli- stützt von unserer Community-Entwick- nig. Berufliches und Privates fließen zuneh- lung. mend ineinander. Wir stehen mitten in der digitalen, 4. industriellen Revolution und Neue Häuser für Wohnen und Arbeiten mit wohl vor einem beachtlichen gesellschaft- Kindern und vieles mehr. lichen Wandel: Georg Kogler Für wen bauen wir? Welche Vision vom Le- für ben hat die Generation der heute 20-jähri- Stadt, Werk und Wohnen gen? Wie sieht die Arbeitswelt in 30 Jahren aus? Was heißt heute langfristig? 50, 100 Jahre. Für Immobilien? Für Nutzerinnen und Nutzer? In der Stadt. 42 43 Wenn wir Bilder unserer Städte von 1917 betrachten und uns die damaligen gesell- schaftlichen Realitäten vor Augen führen, wird offensichtlich: Gleichbleibende Nut- zungen sind aufgrund der immer schneller werdenden Veränderungen unserer Ge- sellschaft nicht weiter anzunehmen. Was wir aber an Gebäudestrukturen in Beton gießen, ist zumindest im Kern auf langfris- tige Nutzungsdauer angelegt. Sollen diese nachhaltig tragfähig bleiben, müssen sie variabel, um- und ausbaufähig sein. Dies insbesondere in dynamischen urbanen Lagen und innerstädtisch dichten Entwick- lungsgebieten. Offene und variable Häuser Unser Ziel ist daher die Entwicklung von Gebäudetypen großer Robustheit und Va- riabilität. Wir zielen darüber hinaus auf die Themen Aneignung / Empowerment, Stadt selber machen und aktive Communities mit Team Wien
Expertinnen und Experten INPUTVORTRÄGE 44 45 WorkshopleitERINNEN + Thomas Kerekes WORKSHOPLEITER Kreative Räume Wien Christoph Reinprecht Institut für Soziologie, Uni Wien studierte Umweltsystemwissenschaften Cornelia Gerdenitsch Andreas Rumpfhuber mit Fachschwerpunkt Volkswirtschafts- studierte Soziologie in Wien und promo- Austrian Institute of Technology Expanded Design lehre in Graz sowie Landschaftsarchitektur vierte 1994 mit dem Buch Rolle des Erin- mit Spezialisierung in Urban Design an nerns bei der gesellschaftlichen Transforma- studierte Psychologie in Graz und pro- studierte Architektur an der TU Graz, an der Universität Kopenhagen. tion in Ost-Mitteleuropa. 2006 Habilitation movierte 2016 an der Universität Wien der Bartlett School of Architecture und am Er ist Mitbegründer der Website Urbalize. zum Thema der Lebenssituation der ersten über die Gestaltung von Räumlichkeiten SCI-arc in Los Angeles und promovierte com sowie des Urbanistik Kollektivs Cre- Generation der Arbeitsmigration. (Umwelten) und Arbeitsbedingungen 2009 zum Thema der Bürolandschaft als ative Roots in Kopenhagen dem Berliner Reinprechts Forschungsschwerpunkte für digital und flexibel Arbeitende. Seit Architektur immaterieller Arbeit. Netzwerke stadt:gestalten. Seit 2017 reichen von der angewandten Stadt- 2017 forscht Gerdenitsch am AIT (Austrian Der Fokus seines Büros Expanded Design leitet er Kreative Räume Wien – Büro für forschung hin zur reflexiven Soziologie Institute of Technology) zu den Themen liegt auf der Beschäftigung mit Räumen Leerstandsaktivierung. (Versuch einer Archäologie der österrei- Mensch-Computer Interaktion, Ange- des Arbeitens und des Wohnens. chischen Soziologie), Migrationsforschung wandte Psychologie, Medienpsychologie oder politischen Soziologie. und Arbeitspsychologie. Sabine Pollak Thomas Schneider Köb&Pollak Architektur NANK – neue Arbeit neue Kultur Angie Schmied Georg Kogler studierte Architektur in Graz und Wien, NEST, Agentur für Leerstandsmanagement KOKA ZT GmbH ist Künstler und seit 2007 Vorstand von promovierte 1995 mit der Arbeit Program- NANK – neue Arbeit neue Kultur in Stuttgart me und Strategien in der Architektur und studierte Kultur- und Sozialanthropologie studierte Architektur an der TU Graz und und Wien. habilitierte sich 2003 mit dem Buch Leere und Architektur in Wien und gründete ist in den Feldern der Architektur, Pro- Mit dem Label V_BAY arbeitet Schneider Räume. Wohnen und Weiblichkeit in der 2015 NEST, Agentur für Leerstandsmanage- jektentwicklung und Stadtentwicklung seit 1992 in den Feldern Bild, Video und Moderne. ment. Die Agentur initiierte und betreut tätig. Kogler ist Mitglied von Stadt, Werk Projektion. Derzeit arbeitet er unter Sie arbeitet in den Bereichen Urbanistik, Creau, Trabrennbahn Kriau und diverse und Wohnen und Begründer von KOKA ZT anderem an dem Projekt Quartiershaus Wohnbau, Architekturtheorie und Gender- Zwischennutzungsprojekte in Wien GmbH, die in Kooperation mit nonconform Grüner Markt (Sandbichler Architekten) bei forschung. Seit Oktober 2008 leitet Pollak (Schwerpunkt: Co-Working und Pop-Up zt GmbH das nonconform Stadthaus in Wien dem eine Vision von Neue Arbeit schon im die Abteilung Architektur | Urbanistik an Studios). planen. Planungsstadium integriert wurde. der Kunstuniversität Linz. Team Wien
PARK – ein Zentrum für Neue Arbeit 46 47 1.–24. September 2017 Parkplatz am Wiener Naschmarkt Team Wien
PARK als Prototyp für ein Zentrum für Neue Arbeit PARK ist eine temporäre, partizipativ nentesten Beispiele sind sicherlich die angelegte Rauminstallation, die vier Wiener Schrebergärten, die in Form eines Wochen lang den Parkplatz am Rande des Erholungsraumes als Antwort auf den Naschmarkts in ein öffentliches Experi- sich verschlechternden Gesundheitszu- ment verwandelt hat. Mit Hilfe von PARK stand des Großstadtproletatiats gelesen sollen stadtpolitische Fragen und neue werden können und während der beiden kreative Arbeit in den Mittelpunkt gerückt Weltkriege durch den Eigenanbau von und ausgetestet werden, wie wir den pro- Nahrung vielfach als Überlebenshilfe gnostizierten Wandel in der Arbeitswelt galten. Oder aber auch das Tröpferlbad als für neue Formen des Zusammenarbeitens Maßnahme zur Steigerung der Körperhy- nutzen können. PARK versteht sich dabei giene der StadtbewohnerInnen. Weitere selbst als Prototyp für einen Ort – ein Zent- Beispiele finden sich im sozialen Wohnbau, rum – das es künftig für diese sogenannte wo bereits vor 100 Jahren Wege gesucht Neue Arbeit in der Stadt braucht. wurden, um den Haushalt für Familien mit erwerbstätigen Eltern zu erleichtern, Mit PARK soll der zentral gelegene Park- indem zum Beispiel Gemeinschaftsküchen platz, der aktuell nur zu 30 Prozent ausge- geschaffen wurden. nutzt ist, als städtische Ressource aktiviert 48 und möglichst Vielen zugänglich gemacht Unsere Grundbedürfnisse satt und sau- 49 werden. Daher ist PARK als nicht-kom- ber zu sein, sind heute in den meisten merzieller Ort konzipiert, der von allen Fällen bereits erfüllt. Nicht erfüllt ist das Interessierten unter gemeinschaftlichen Versprechen nach individueller Selbstent- Nutzungsbedingungen genutzt und pro- faltung. Dazu braucht es Räume, in denen grammiert werden kann. PARK testet so (gemeinsam) kreiert, ausprobiert, und Möglichkeiten einer kooperativen Stad- experimentiert werden kann. Welche Orte tentwicklung konkret aus. eignen sich also am besten für solche Ex- perimente? Wir glauben es sind moderne Den größten Anstoß zur Veränderung Werkstätten: wo sinnvolle Tätigkeiten – oft der Arbeitswelt bringt die Digitalisierung mit den bloßen Händen, aber durchaus mit sich – die meisten Jobs, die wir heute und vor allem in Verbindung mit digitalen haben, wird es in einigen Jahren schon Technologien. Ganz bestimmt aber im Mit- nicht mehr geben. Dadurch wird sich unser einander von unterschiedlichsten Mensch Verständnis von Arbeit, aber auch das von und Talenten. Freizeit kann sich auf diesem Freizeit und damit unser Zusammenleben Weg immer mehr zum aktiven Tun entwi- verändern. Wir wollen diese Veränderung ckeln und weniger fürs passive Konsumie- als Chance nutzen. ren genutzt werden. Die Geschichte der Stadt Wien ist voller Wir stellen uns eine Stadt vor, in der es in Beispiele von gemeinwohlorientierten jedem Bezirk ein Zentrum für neue, kre- Antworten und Lösungsvorschlägen auf ative Arbeit gibt. Im kleineren Rahmen akute Verschlechterungen der Bedürfnisse existieren diese bereits in sogenannten ihrer BewohnerInnen. Eines der promi- Maker Spaces oder Fab Labs. Damit diese Team Wien
ihre volle Kraft entwickeln und freilegen können, müssen sie größer und in einem Gebäude gebündelt werden. Wir glauben, dass diese Orte zentral gelegene Plätze sein müssen. Genau das ist auch der Grund warum wir PARK genau hier am Wiener Nacshmarkt-Parkplatz platziert haben. Dieser sehr zentrale Ort zeichnet sich durch seine gute Erreichbarkeit und Sichtbarkeit aus. Zentrale Orte, die sich nicht der Wahrneh- mung der StadtbewohnerInnen entziehen, bilden eine Plattform, Ideen und Anliegen an ein breites Publikum zu kommunizie- ren. Solche Zentren – wie PARK eines ist – stellen als Typologie eine Chance für die künftige Stadtplanung dar, da sie als wich- 50 tige Orte des Austauschs funktionieren. Die 51 Stadt Wien sollte sich verstärkt für die Ent- wicklung solcher Zentren neuer kreativer Arbeit als Wissensorte und Anlaufstellen einsetzen und diese Aspekte und Räume im (geförderten) Wohnbau von Beginn an mitdenken. Team Wien
PARK ein Zentrum für Neue Arbeit Lin ke Wien ze ile PARK – EINE TEMPORÄRE INSTALLATION AUS HOLZ Am Anfang von PARK stand die Vision einer groß- Flohmarkt U4 am Naschmarkt maßstäblichen, modularen Arbeitsinfrastruktur die sich entlang der Wienzeile vom Karlsplatz bis zum Schloss Schönbrunn erstreckt. Die realisierte Installa- tion PARK stellt einen kleinen Prototyp einer solchen Infrastruktur dar, mit dessen Hilfe Fragen zur Neuen Arbeit konkret ausgetestet werden sollen. Die Installation besteht aus vier unabhängig von- ner mostlikely’s sudden workshop betrieben wurde. einander stehenden Modulen: Ein Informations- Zusätzlich wurde hier mit der Unterstützung von via- und Aufenthaltsmodul, ein Werkstattmodul, ein dukt screenprints eine Siebdruckwerkstatt aufgebaut. Koch- und Barmodul, sowie ein Bühnenmodul. Die Das überdachte Modul beinhaltete neben verschließ- einzelnen Elemente bestehen aus einfachen Holz- baren Kästen auch zwei große Werkbänke. 52 rahmenkonstruktionen mit spezifischen, am Rah- 53 menprogramm orientierten Ausbauten. Realisiert Im räumlichen Zentrum der Installation wurde das wurde PARK ausschließlich aus nachhaltigem, 100% Koch- und Barmodul aufgebaut. Hier wurde während PEFC-zertifiziertem Holz. So konnte die Installation der Öffnungszeiten eine Bar ohne Konsumzwang be- in verhältnismäßig kurzer Zeit auf- und auch wie- trieben. Für den Programmpunkt Lange Tafel bei PARK der abgebaut werden. Darüber hinaus konnte das wurde das Modul in eine einfache Küche umgerüstet. gesamte Konstruktionsmaterial nach Projektabbau weiterverwendet werden. Das Bühnenmodul bestand aus einem barrierefrei zugänglichen Podest und technischem Equipment Das Informations- und Aufenthaltsmodul (8 x 4 wie Boxen, Mischpult, Projektor und einer Projek- Meter) ist mit sieben Metern deutlich höher als die tionsfläche. Außerhalb der Veranstaltungszeiten anderen Module (4 Meter) und trägt auf rotierenden konnte es als Sitzgelegenheit und zum Skaten und Lamellen den schon aus weiter Ferne sichtbaren Roller fahren verwendet werden. Visualisierung von Schriftzug PARK. Im unteren Bereich des Moduls sind PARK zu Projektbeginn ein langer Tisch und zwei Sitzbänke fest installiert, Die vier Module wurden durch einen fast 500 Quad- die über die gesamte Dauer des Projektes 24/7 zur ratmeter großen Freiraum zwischen und neben den freien Benutzung offenstanden. Die Tischfläche Modulen ergänzt. Während der Öffnungszeiten von diente nicht nur als Picknick, Ablage- und Sitzfläche, PARK luden diese Flächen, ausgestattet mit etwa 20 sondern funktionierte gleichzeitig auch Informati- Stühlen, 40 Hockern und Tischen, Interessierte und onsfläche: Unter einer Plexiglasscheibe waren wei- Passanten zum Verweilen ein. terführende Informationen zum Projekt ausgestellt. Die Scheibe selbst diente als Tafel, auf der Besucher Der Fokus des Projektes lag – nicht nur aus finan- und Besucherinnen eingeladen waren, ihre eigene ziellen Gründen und der kurzen Laufzeit von nur Vision für den Parkplatz am Naschmarkt aufzuzeich- 24 Tagen – darauf, eine räumliche und technische nen. Basisinfrastruktur zur Verfügung zu stellen, die von möglichst vielen Interessierten für unterschiedlichste Das Werkstattmodul war über die gesamten Dauer Programmpunkte genutzt werden konnte. Essentiell PARK hinweg das Zentrum des Rahmenprogramms: hierfür war auch die kostenlose Bereitstellung von Hier wurde eine Holzwerkstatt – ausgestattet unter Strom, Wasser und WiFi. anderem mit Tischkreissäge und Tischbohrmaschinen – eingerichtet, die von unserem Kooperationspart- Team Wien
PARK ein Zentrum für Neue Arbeit FINANZIERUNG DURCH FÖRDERUNGEN UND PRIVATES ENGAGEMENT Das Projekt PARK konnte nur mittels öffentlicher, institutioneller und privater Finanzierung umgesetzt werden. Trotz der Fülle an Förderstellen, die es für die freie Szene in Österreich – und speziell in Wien – gibt, war es teilweise nicht einfach bzw. unmöglich, Ausschnitte aus dem diese für ein prozesshaft angelegtes Projekt in An- Crowdfundingvideo spruch zu nehmen. Schlussendlich haben wir sowohl Förderungen von dem Bundesministerium für Kunst und Kultur (BKA) als auch von der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7) erhalten. Eine Crowdfunding-Kampagne, die wir vom 19.6 - 10.7.2017 auf der Online-Plattform wemakeit.com ZUSAMMENARBEIT VON BEGINN AN geschaltet haben, war entscheidend für die Kommu- nikation des Projektes und seine breitere öffentliche PARK möchte das Potenzial von Kooperationen in Wahrnehmung. Von großer Wichtigkeit war es, öffentlichen, städtischen Räumen aufzeigen. Pro- das Crowdfunding nicht ausschließlich als Finanzie- jekte wie dieses sind nur möglich, wenn sie von rungstool, sondern gleichzeitig auch als Werkzeug einer Vielzahl engagierter Personen getragen für eine digitale Mitbestimmung am Projekt selbst werden. PARK wurde daher von Anfang an als zu nutzen: Interessierte konnten das Projekt drei partizipatives Projekt gedacht, das ein öffentliches 54 Wochen lang nicht nur finanziell fördern, sondern Rahmenwerk zur Verfügung stellt, das zusammen 55 mit ihrer Unterstützung auch über die Größe und den mit Interessierten Personen weitergeführt und – Charakter von PARK entscheiden. Zur Wahl standen gedacht werden kann. Diese Zusammenarbeit kann unter anderem unterschiedliche Bauteile, Lichtele- sich daher nicht als klassische Auftraggeber-Auftrag- mente, sowie das Mobiliar selbst. Der erfolgreiche nehmer-Beziehung gestalten, bei der die finanzielle Ausgang der Kampagne und das Erreichen der Förder- Entlohnung den Hauptanreiz bietet, sondern über die summe haben uns in der Umsetzung des Projektes Möglichkeit sich anhand der gemeinsamen Zusam- bestärkt, da damit auch das Konzept und die Frage menarbeit weiterzuentwickeln können. PARK konnte nach externem Interesse überprüft werden konnte. Sichtbarkeit und einen experimentellen Rahmen bieten, um eine Weiterentwicklung und Etablierung Ebenso wichtig war die Verortung des Projekts solcher Modelle voranzutreiben. innerhalb der Vienna Biennale 2017 Roboter. Arbeit. Unsere Zukunft, neue Produktions- und Arbeitskul- Kooperationspartner von PARK waren etwa Urban turen.: PARK wurde als einer von sechs Demonstra- Sync, eine digitale Mitbestimmungs-App die Be- toren der StadtFabrik – einem Forschungslabor für wohnerInnen aktiv in Stadtentwicklungsprojekte neue kreativwirtschaftliche Felder – ausgewählt einbindet. Oder aber auch die Werkstatt Nut und und unterstützt. Durch die Präsenz in der Ausstellung Feder (ehemals Bockwerk), die sich im sozialen StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design. im Rahmen Geschäftsfeld betätigt und mit Hilfe von PARK ihre der Biennale im MAK wurde PARK kontextualisiert. Bekanntheit steigern und die Größe des Projekts Darüber hinaus gab es eine Kooperation des Team als neue Herausforderung und Testfeld für zukünf- Wien mit der IBA_Wien 2022: Gemeinsam wurde bei tig weitere Arbeiten nutzen konnte. Während der PARK das Symposium zum Thema Neue Arbeit – neues einjährigen Vorarbeit zu PARK wurde laufend nach soziales Wohnen? veranstaltet. Zudem wurde die möglichen Kooperationspartnern in der Stadt ge- Umsetzung des Projekts PARK von zahlreichen Mate- sucht, die zu beidseitigen Synergien führen könnten. rialsponsoren unterstützt. Diese Kooperationspartner waren zumeist Vereine, Initiativen, Communities oder engagierte Firmen und Eine Realisierung war trotz der genannten Förde- StadtbewohnerInnen die sich allesamt einer gemein- rungen und anderen finanziellen Unterstützungen nützigen Idee verschrieben haben. Ihre Tätigkeiten nur durch den hohen Anteil an Eigenleistung und und ihr Engagement haben einen direkten, positiven zahlreichen unbezahlten Arbeitsstunden des Team Einfluss darauf, wie wir Stadt täglich nutzen und Wien möglich. erleben können. Team Wien
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