Neue Horizonte für den deutschen Mittelstand - Mittelstandsindex Afrika Fokus Senegal Marktstrategien und Erfolgsfaktoren für Ihr Afrika-Geschäft
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1/2021 1. Jahrgang www.owc.de Neue Horizonte für den deutschen Mittelstand Mittelstandsindex Afrika Fokus Senegal Marktstrategien und Erfolgsfaktoren für Ihr Afrika-Geschäft
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Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Afrika verzeichnete in den vergangenen Jahren ein star- Leben gerufen, um die Partnerschaften und deutschen In- kes Wirtschaftswachstum. Mittel- bis langfristig sehen die vestitionen in Afrika zu fördern. Dazu gehören der Marshall- Wachstumsaussichten trotz der negativen Auswirkungen plan mit Afrika, Compact with Africa, AfricaConnect, Africa der Corona-Pandemie weiter positiv aus. Dank seiner jun- Grow, Africa Green Tec, um nur einige wenige zu nennen. gen Bevölkerung sowie reichhaltiger natürlichen Ressour- cen ist Afrika ein Kontinent voller Chancen und Möglichkei- Gemeinsam können und müssen wir mehr tun, um Afrikas ten für Millionen von Menschen. Er birgt ein enormes Er- Wachstum stärker, integrativer, nachhaltiger und arbeits- folgspotenzial für viele Generationen in der Gegenwart und platzschaffender zu gestalten. Das heißt, wir müssen eine Zukunft. Hinzu kommt, dass die Umsetzung des Abkom- gleichberechtigte und ausgewogene Partnerschaft auf der mens über die Kontinentalafrikanische Freihandelszone (Af- Grundlage einer gemeinsamen Verantwortung aufbauen. CFTA), eine der größten Freihandelszonen der Welt mit über Um dies zu erreichen, braucht Afrika starke Partner an seiner 1,2 Milliarden Menschen, den innerafrikanischen Handel Seite. Als größter freiwillig organisierter Mittelstandsverband verdoppeln wird. in Deutschland, der gemeinsam mit seinen Partnerverbän- den die Interessen von über 900 000 Mitgliedern vertritt, pfle- Sektoren, in denen deutsche Unternehmen einen kompeti- gen wir durch unsere Mittelstandsallianz Afrika seit langem tiven Vorteil haben könnten, sind Zukunftsbranchen in Afri- enge Kontakte mit Äthiopien, Südafrika, Senegal, Marokko, ka und werden es auch nach der Corona-Krise bleiben. Die der Elfenbeinküste, Togo, Zentralafrika, Kamerun, Tschad, Nachfrage nach Energie, Wasser, Nahrungsmitteln, digitalen Sudan, Burkina Faso, Tunesien und weiteren Staaten. Lösungen, Infrastruktureinrichtungen und Medizinprodukten ist auf dem Kontinent stark gestiegen. Davon kann vor allem Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, liebe Investoren: der deutsche Mittelstand profitieren. Die Bundesregierung es ist an der Zeit, Afrika als vielversprechenden Wirtschafts- hat viele Initiativen und Entwicklungsinvestitionsfonds ins partner und Zukunftsmarkt wahrzunehmen. Ein zu hohes Ri- siko ist ein von Unternehmen gelegentlich genanntes Inves- titionshemmnis. Übersehen wird dabei jedoch, dass risiko- reiche Investitionen mit höheren Renditen korrelieren. Als Bundesgeschäftsführer des BVMW engagiere ich mich wei- terhin stark für Afrika und ermutige deutsche Unternehmen zu mehr Präsenz und Investitionen in Afrika. Um genauer zu sein: in eine dynamische Wirtschaft, aber auch dazu, in sta- bile Länder zu investieren. Das neue Magazin AfrikaContact, das in Zusammenarbeit mit dem OWC Verlag herausgegeben wird, bietet Ihnen viel- fältige Einblicke zu Wirtschaftspartnern und Zukunftsmärk- ten. Lassen auch Sie sich vom wirtschaftlichen Potenzial Af- rikas überzeugen. Mit herzlichen Grüßen Ihr Markus Jerger Bundesgeschäftsführer BVMW 1/2021 AfrikaContact / 3
Inhalt Afrika: Politik, Wirtschaft und Finanz 6 Afrika – ein neuer Horizont für deutsche Mittelständler 8 Mittelstandindex Afrika 9 Marktsstrategien für Afrika 10 Die afrikanische kontinentale Freihandelszone verstehen und nutzen 12 Erfolgsfaktor bei Geschäften in Afrika: Exportfinanzierung 14 Gemeinsam mehr erreichen 16 German Desk: Kenia, Nigeria, Ghana 18 „Compact with Africa“ für mehr private Investitionen in Afrika 20 Türöffner für Nordafrika – Potenziale für den deutschen Mittelstand 4 / AfrikaContact 1/2021
Mittelstands- allianz Afrika (MAA) 37 Die Task Force Senegal 38 Unsere Auslandsbüros in Afrika 39 Unser MAA Service Paket - Dienstleistungskatalog MAA Fokus 40 Impressum Senegal 22 Grußwort Botschafter Senegal 24 Baraka – Vom Slum zum modernen Stadtviertel 26 Neues Wasserkraftwerk für regionale Energieversorgung 28 Senegal als Investitionsmarkt für deutsche Unternehmen 30 Strom für die ländlichen Regionen Subsahara-Afrikas 32 Senegal Panorama 36 Testimonials 1/2021 AfrikaContact / 5
Afrika – ein Afrika ist für den Mittelstand einer der interessantesten Standorte für Investitionen in die Zukunft. Die einzelnen neuer Horizont Volkswirtschaften sind so differenziert und vielfältig, dass Afrika für alle Wirtschaftszweige interessant ist. Und Afri- ka wächst: Es gibt keinen anderen Kontinent, der dies so für deutsche schnell tut wie Afrika – sowohl ökonomisch als auch demo- graphisch betrachtet. Alleine in den letzten zehn Jahren ha- ben sich die Investitionen von deutschen Unternehmen du- Mittelständler pliziert und das afrikanische Bruttoinlandsprodukt ist zudem in diesem Zeitraum um 30 Prozent gewachsen. Aber dies ist erst der Anfang: Eine junge Bevölkerung, ein umfangreiches Rohstoffvorkommen und eine zunehmend hohe Nachfrage nach allen Gütern kommen hinzu. Für mittelständische Unternehmen eröffnen sich daher In- vestitionsmöglichkeiten, die vom Aufbau von Krankenhäu- sern, Schulen und Universitäten mit einer angemessenen Die Globalisierung und weltweite Verflech- Ausstattung über den Bau von Straßen und Flughäfen bis tung von wirtschaftlichen Interessen sind zum Auf- und Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der gerade für den Mittelstand von besonderer gesamten Infrastruktur reichen. Von der Produktion von Lu- Bedeutung. Die positive Entwicklung vieler xusgütern bis hin zum Maschinenbau oder zur Pharmain- Regionen eröffnet in allen Wirtschaftssekto- dustrie mit eigener Forschung besteht eine Nachfrage, die ren gute Chancen, neue Märkte zu erschlie- so schnell steigt, wie der Kontinent wächst. Afrika wird daher zunehmend zu einem attraktiveren Stand- ßen und mit neuen Partnern zusammen zu ort, nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für den arbeiten. Afrika bietet hier eine große Zahl Mittelstand. Mit dem Wachstum der afrikanischen Mittel- an Möglichkeiten, was leider allzu oft von schicht und der daraus resultierenden Stabilität und einer deutschen Firmen übersehen wird. neuen Kaufkraft wächst allmählich auch die Präsenz deut- Die Gemüsegärten einer Dorfgemeinde im ländlichen Niger werden mit einer modernen solar betriebenen Pumpe bewässert. Fotos: links: IMAGO / Joerg Boethling / rechts: IMAGO / Le Pictorium 6 / AfrikaContact 1/2021
Rubrik scher Firmen vor Ort. Sowohl die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), das Bundesministe- rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als auch der Bundesverband Mittelständischer Wirt- schaft (BVMW) sind allesamt passende Anlaufstellen bei In- teresse an einem möglichen Engagement in Afrika. Dies gilt natürlich auch für den lokalen Abgeordneten, der immer An- sprechpartner für die Unternehmen des Wahlkreises ist. Auch in der nordrhein-westfälischen Region Südwestfa- len sind viele Mittelständler bereits in Afrika aktiv. Vom Aus- bau des Hafens in Conakry in Guinea durch ein Sauerländer Bauunternehmen bis hin zur Textilindustrie und den Berei- chen der Automobilzulieferung ist Afrika ein immer beliebte- rer Standort. Ein Hersteller von Batterien und Energiespei- chersystemen bietet auf dem afrikanischen Markt sogenann- Viele Länder – insbesondere China – haben dies bereits er- te Off-Grid-Lösungen für eine dezentrale Stromversorgung kannt und engagieren sich kräftig. Auch unser Mittelstand mittels Sonnenenergie und autarken Großspeichern an. Ins- sollte die wirtschaftlichen Potentiale des Engagements auf gesamt ist Afrika beim Thema Energie für viele deutsche Un- Augenhöhe wahrnehmen. Der BVMW ist hier ein Brücken- ternehmen einer der spannendsten Märkte geworden. Auch bauer, der die Zeichen der Zeit erkannt hat und das freut bei der Errichtung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur auf mich als Bundestagsabgeordneten sehr. dem afrikanischen Kontinent sind heimische Unternehmen immer stärker vertreten. All diese Beispiele zeigen, welch enorme Chancen das boomende Afrika deutschen Mittel- Prof. Dr. Patrick Sensburg ständlern für eine langfristige Zusammenarbeit zu bieten hat. Mitglied des Deutschen Bundestages Afrika ist längst nicht mehr der vergessene Kontinent. Der Abgeordneter für den Hochsauerlandkreis, Vorsitzen- Kontinent boomt und bietet zahlreiche vielversprechende der des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Möglichkeiten als Zukunftsmarkt und Investitionsstandort. Geschäftsordnung Mitglied des Ältestenrates Die Souapiti Hydropower Station am Konkouré in Guinea wurde im September 2020 in Betrieb genommen 1/2021 AfrikaContact / 7
Mittelstandindex Afrika Der Mittelstandindex Afrika soll Unterneh- mern den Weg nach Afrika erleichtern. Er stellt ein Länderrating für vierunddreißig af- rikanische Länder zur Verfügung, das einen schnellen Überblick über die geschäftliche Attraktivität jedes Landes erlaubt. Afrika ist einer der vielfältigsten und wirtschaftlich meistver- Der Mittelstandsindex Afrika wurde entwickelt vom BRS In- sprechenden Kontinente der Welt. In seinen vierundfünfzig stitut für Internationale Studien an der Hochschule Bonn- Staaten werden bis 2050 voraussichtlich mehr als zwei Mil- Rhein-Sieg und Partnern aus der mittelständischen Wirt- liarden Menschen leben, die potenzielle Konsumenten auch schaft, u.a. dem BVMW. Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg deutscher Produkte sind. Unternehmen schrecken jedoch oft hat eine lange Beziehung zu Afrika: Sie pflegt Partnerschaf- vor dem ersten Schritt zurück: die Risiken für einen Markt- ten mit zahlreichen afrikanischen Universitäten und veran- eintritt in vielen afrikanischen Ländern scheinen zu groß. Ei- staltet seit 2012 jährlich die Konferenz „Universities, Entre- nige Länder bietet jedoch schon heute deutschen Firmen – preneurship and Enterprise Development in Africa“ mit Ver- besonders auch aus dem Mittelstand – die Möglichkeit, dort tretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und profitable Geschäfte zu machen. Politik. Die Teilnehmenden kommen aus über 20 Ländern. Der Mittelstandindex Afrika soll Unternehmern den Weg In Zukunft wird der Mittelstandsindex Afrika von der Agentur nach Afrika erleichtern. Er stellt ein Länderrating für vier- für Wirtschaft & Entwicklung und dem BRS Institut für Inter- unddreißig afrikanische Länder zur Verfügung, das einen nationale Studien an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ge- schnellen Überblick über die geschäftliche Attraktivität jedes meinsam weiterentwickelt und regelmäßig aktualisiert. Das Landes erlaubt. Daten aus fünfundfünfzig Inputfaktoren wer- Online-Tool für den Mittelstand wird in neuem Design auf der den komprimiert und bewertet und mit Hilfe von Ampelfar- Webseite der AWE kostenlos zur Verfügung stehen. Schon ben übersichtlich dargestellt. Der Ratingwert eines Landes jetzt ist der Mittelstandsindex Afrika nach einfacher Regist- beurteilt die durchschnittliche Attraktivität seines Marktes für rierung kostenlos zugänglich auf: den deutschen Mittelstand. Diese Kenngröße wird verfeinert durch drei sogenannte Schlüsselindikatoren, welche sich am www.mittelstandsindex-afrika.de. Prozess des Markteintritts orientieren, und sechzehn markt- Jan Koetsier bezogene Indikatoren, die auf die Bedürfnisse und Möglich- keiten des Mittelstands angepasst sind. Eine Besonderheit des Mittelstandsindex Afrika ist die Be- wertung der Faktoren und Indikatoren vor dem Hintergrund qualitativer Experteninterviews mit mittelständischen Unter- nehmen, staatlichen Institutionen, Kammern und Verbän- den. Es wurden außerdem von lokalen afrikanischen Unter- nehmen Befragungsdaten erhoben und als Inputfaktoren in die Berechnung der Ratingwerte mit einbezogen. Auf die- se Weise bietet der Mittelstandsindex Afrika Unternehmen ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Instrument zur Pla- nung ihres Markteintritts in Afrika an. 8 / AfrikaContact 1/2021
Mittelstandsindex Afrika Marktsstrategien für Afrika Als Unternehmensberatung mit einzigem Fokus auf Afrika unterstützt africon deutsche mittelständige Unternehmen bei der Entwick- lung von Marktstrategien für afrikanische Länder. Der Mittelstandsindex wird als Instru- ment zur Analyse der Märkte eingesetzt. Warum ist der Mittelstandsindex wichtig für Unternehmen? überwinden. Neben lokalen Interviews nutzt africon hierfür Das Potenzial von Afrika ist angesichts des rasanten Wirt- häufig den Mittelstandsindex Afrika. Der sich aus dem Mittel- schafts- und Bevölkerungswachstums enorm. Zahlreiche standsindex ergebende Ratingwert, verfeinert durch an das Großprojekte treiben u.a. die Industrialisierung voran und Unternehmen angepasste Indikatoren verschiedener Län- verändern den Kontinent nachhaltig. Doch dies wird von der, bewertet die durchschnittliche Attraktivität eines Mark- deutschen Unternehmen oft stark unterschätzt. Korruption, tes für das deutsche, mittelständische Unternehmen. Somit politische Instabilität und eine unzureichende Infrastruktur dient der Mittelstandsindex als Instrument zur Unterstützung werden als größte Herausforderungen gesehen und führen der Markteintrittsentscheidung. zu Skepsis. „Dort werden doch Personen entführt und die Korruption ist hoch!“, sind nicht selten die ersten Gedanken Der Mittelstandsindex als hilfreiches Instrument für von Managern im Mittelstand. Zudem wird der Kontinent oft die Länderpriorisierung pauschal betrachtet, doch dies wird seiner Vielfalt nicht ge- Schon zahlreiche mittelständische Unternehmen konnte af- recht. Die 54 Länder Afrikas weisen auch in ihrer wirtschaft- ricon zur erfolgreichen Entwicklung von Markteintrittsstrate- lichen Leistungsfähigkeit große Unterschiede auf. Eine Ent- gien verhelfen. Bei einem großen Deutschen Chemie Unter- scheidung für Geschäfte auf dem afrikanischen Markt ist im- nehmen konnte africon beispielsweise durch die Anwendung mer auch eine Entscheidung für das Land oder die Länder. des Mittelstandsindex nicht nur bei der Markteintrittsent- Um länderspezifische Potenziale besser zu erkennen und scheidung helfen, sondern darüber hinaus auch bei der Ent- sich somit einen schnellen Überblick über die geschäftliche wicklung eines detaillierten Ansatzes zur Länderpriorisie- Attraktivität zu verschaffen, ist der Mittelstandsindex ein ide- rung. Auch bei einem Hersteller von Anlagen für Kunststoff- ales Instrument. folien konnte der Mittelstandsindex einen guten Überblick geben. Vor allem die Indikatoren der Industrialisierung wur- africon unterstützt bei der Anwendung des den hier höher gewichtet und haben damit einen guten Auf- Mittelstandsindex schluss für die potenziell spannenden Märkte gegeben. Als Unternehmensberatung mit einzigem Fokus auf Afri- ka berät africon Unternehmen bei der Entwicklung von z.B. www.africon.de Marktstrategien in Afrika. Dabei verfügt africon über fundier- te Erfahrungen und Kenntnisse in einer Vielzahl von Bran- chen (Maschinenbau, Automotive, Chemie, Konsumgüter & FMCG, Baumaterialien, Industriegüter, IT & Finanzdienst- leistungen etc.). Bei der strategischen Überlegung eines Markteintritts, fokussieren Mittelständler meist ihre knappen Ressourcen und wollen die Chancen des Kontinents in ei- nem oder wenigen Ländermärkten testen. africon berät Un- ternehmen bei der Auswahl dieser anhand einer intensiven Analyse und hilft die anfänglichen Herausforderungen zu 1/2021 AfrikaContact / 9
Die afrikanische Die AfCFTA repräsentiert einen Markt von 1,2 Milliarden Menschen, mehr als 2,5 Billionen US-Dollar kumuliertes BIP, kontinentale so die CAVIE-Statistik zum Zeitpunkt des Redaktionsschlus- ses. Mit dem Beitritt zum Freihandelsabkommen haben die afrikanischen Staaten zugestimmt, Zölle auf die meisten Wa- Freihandelszone ren zu verbieten, den Handel mit wichtigen Dienstleistungen zu liberalisieren, nichttarifäre Handelshemmnisse zu beseiti- gen, die den intraregionalen Handel bisher behinderten, und verstehen und einen einheitlichen kontinentalen Markt zu schaffen, in dem sich Arbeit und Kapital endlich frei bewegen können. nutzen Das bedeutet, dass die AfCFTA zwar das Potenzial hat, den intraregionalen Handel in Afrika anzukurbeln, aber sie erfor- dert einen doppelten Hebel von tarifären und nicht-tarifären Maßnahmen. Denn das Potenzial, den intraregionalen Han- del zu entwickeln, ist für bestimmte landwirtschaftliche Roh- stoffe und verarbeitende Industrien besonders wichtig. Al- Dies ist der wichtigste Impuls für die wirt- lerdings ist es zwingend notwendig, einige der nichttarifären schaftliche und kommerzielle Integration des Hemmnisse zu beseitigen, von denen ein Großteil auf unzu- schwarzen Kontinents seit der Gründung der reichende Logistik und Infrastruktur zurückzuführen ist. Der Afrikanischen Union im Jahr 1963. Um zu angestrebte Effekt ist letztlich eine generelle Senkung der beurteilen, wie die afrikanische kontinentale Zölle, um signifikante Auswirkungen auf die Handelsströme des Kontinents zu erzielen. Freihandelszone (AfCFTA) dem afrikani- schen und dem deutschen Mittelstand von Angesichts der ersten Debatten, die in einigen afrikanischen Vorteil sein kann, ist es wichtig, sie zu ent- Staaten die öffentliche Meinung bewegen, ist es logisch schlüsseln und ins rechte Licht zu rücken. zu befürchten, dass die Handelsintegration ihrer Volkswirt- März 2018: Vertreter 44 afrkanischer Staaten unterzeichnen die Ei- nigung zur Bildung der African Continental Free Trade Area (Afcfta) Foto: IMAGO / Xinhua 10 / AfrikaContact 1/2021
African Continental Free Trade Area schaften mit denen anderer Länder bestimmte kritische Wirt- verstärken. Zu den wichtigsten erwarteten Effekten gehören schaftszweige begünstigt und andere benachteiligt. Das Af- die Attraktivität ausländischer Direktinvestitionen und die rican Business Intelligence and Intelligence Center (CAVIE) Schaffung regionaler Lieferketten, von denen deutsche Un- geht davon aus, dass diese Integration negative Auswirkun- ternehmen profitieren können. gen auf die Gewinne und die Beschäftigungsaussichten in einigen Wirtschaftszweigen haben kann und andererseits Der deutsche Mittelstand wird jedoch die Heterogenität der die Haushaltseinnahmen verringern wird. Länder des Kontinents berücksichtigen müssen. Während einige der kleinen Volkswirtschaften des Kontinents, insbe- Hinsichtlich des Abbaus tarifärer Hemmnisse prognostizie- sondere im südlichen Afrika, sehr gut integriert sind, sind an- ren unsere Analysten, dass die stimulierende Wirkung von dere, größere Volkswirtschaften, immer noch sehr schlecht Zollsenkungen auf den Handel zunehmen wird, insbesonde- in den regionalen Handel eingebunden. Das wichtigste Bei- re in Binnenländern und Ländern mit niedrigem Einkommen spiel bleibt das Trio Algerien, Ägypten und Nigeria. Diese wie Burundi und der Zentralafrikanischen Republik. Es muss drei Länder erwirtschaften zusammen 50% des regionalen daran erinnert werden, dass das ehrgeizigste Ziel der AfCF- BIP, tragen aber nur 10% zum kontinentalen Handel bei. TA - die letztendliche Abschaffung der Zölle auf 90 % der Handelsströme - den regionalen Handel um fast 16 % stei- Darüber hinaus hat die Ausweitung des regionalen Handels gern soll, was für die KMUs definitiv von Vorteil ist. zur Entstehung von Handelspolen wie Südafrika, Elfenbein- küste, Kenia und dem Senegal geführt, da speziell diese Vorteile der African Continental Free Trade Area (AfCF- Länder einen erhöhten Anteil am Handelsvolumen vorwei- TA) für afrikanische KMU sen. Allein auf Südafrika entfallen zum Beispiel 40 Prozent Die Erfahrungen mit Freihandelszonen in anderen Teilen der der intraregionalen Importe im verarbeitenden Gewerbe. Welt haben gezeigt, dass sie den Strukturwandel fördern. Dies und lokale Besonderheiten sollten deutsche Unterneh- Diese Integrationszonen fördern die Verbreitung von Wissen men von Fall zu Fall berücksichtigen. und Technologie und erleichtern die Entwicklung neuer Pro- dukte in den betreffenden Gebieten erheblich. Guy Gweth Es ist daher zu erwarten, dass AfCFTA zur Spezialisierung Bio express: Guy Gweth ist Leiter des Auslandsbü- afrikanischer Unternehmen - von denen mehr als 90 % KMU ros des Bundesverbandes mittelständische Wirt- sind - auf die Produktion von Gütern und Dienstleistungen, in schaft (BVMW) in Benin, Kamerun, Gabun und Togo. denen sie einen komparativen Vorteil haben, beitragen wird. Er ist der Operations Director der Knowdys Consulting Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass diese Group und berät in den Bereichen Business Intelligen- KMU von Skaleneffekten profitieren, die zu einer erhöhten ce, Due Diligence und Public Affairs in Afrika. Darüber Produktivität und Wachstum führen. hinaus ist er Vorsitzender des African Centre for Bu- siness Intelligence and Market Intelligence. Seit 2012 An dieser Stelle ist es gut zu betonen, dass die innerafrikani- verantwortlich für das Programm „Doing Business in schen Handelsströme im Gegensatz zu den Exporten in den Africa“ bei Centrale Supelec und wird regelmäßig von Rest der Welt viel stärker diversifiziert sind. Die Forschungs- internationalen Investoren interviewt. Er wurde bei literatur bestätigt, dass es sich hauptsächlich um Güter mit den Financial Afrik Awards 2020 als einer der „100, höherer Wertschöpfung handelt. Es ist daran zu erinnern, die Afrika verändern“ nominiert. dass im Jahr 1990 der innerafrikanische Handel kaum 5 % der gesamten Importe des Kontinents ausmachte, im Ver- gleich zu 15 % im Jahr 2017. Fügen wir noch hinzu, dass die- se offiziellen Statistiken für ein Schlüsselelement blind blei- ben: den informellen grenzüberschreitenden Handel, der von CAVIE im vierten Quartal 2019 auf 40 % der Wirtschaft- stätigkeit geschätzt wird. Die daraus resultierende erhöhte Kaufkraft sind für deutsche KMUs elementar. Nützlichkeit der African Continental Free Trade Area (AfCFTA) für den deutschen Mittelstand Der afrikanische Handel hat in den letzten Jahrzehnten ei- nen Boom erlebt. Von 1990 bis 2017 stiegen die Impor- te und Exporte von Waren und Dienstleistungen von 53 % auf 67 % des BIP. Aus einer daraus resultierenden, günsti- gen Preisentwicklung entstehen neue Handelspartnerschaf- ten. Mögliche Allianzen mit Deutschland könnten den Han- del weiter ankurbeln. Nach Ansicht der CAVIE-Analysten wird die AfCFTA das Po- tenzial Afrikas zur wirtschaftlichen Transformation erheblich 1/2021 AfrikaContact / 11
Erfolgsfaktor Für den deutschen Mittelstand ist Afrika ein Kontinent der Chancen. Aber jede Chance birgt auch Risiken. Wer sein bei Geschäften Geschäft nach Afrika erweitert, wird mit fremden Kulturen, Geschäftsgebräuchen, unbekannten Rechtssystemen, der Frage nach der Durchsetzbarkeit von rechtlichen Ansprü- in Afrika: Export- chen, politische Risiken, oft jungen Firmen und vielem mehr konfrontiert. Schon das eigene Liefergeschäft verlangt mit- telständischen Unternehmen viel ab. finanzierung Hat man geklärt, wie das Liefergeschäft rechtssicher gestal- tet werden kann, folgt nahezu unvermeidlich die Frage nach den Zahlungsbedingungen. Aus Sicht des Exporteurs ist die Antwort klar: Vorauszahlung oder Akkreditiv. Letzteres bit- te bestätigt. Gerade in Afrika scheitern an dieser Stelle viele Geschäf- te. Insbesondere dann, wenn ihr Gegenstand langlebige In- vestitionsgüter sind. Der potenzielle Besteller benötigt ei- ne mittel- bis langfristige Finanzierung oder zumindest aus- Erste Geschäfte in Afrika scheitern oft an reichend bemessene Zahlungsziele. Dem Exporteur fehlen den Zahlungsbedingungen. Das Sicher- aber oft das Know-how und die Ressourcen dafür, sich mit heitsbedürfnis des Exporteurs ist hoch, die Zahlungsrisiken und Finanzierungsfragen zu beschäftigen. Möglichkeiten des Kunden sind beschränkt. Hinzu kommt, erste Geschäfte mit neuen Kunden in neu- Exportfinanzierungen und die Hermesde- en Märkten sind meist kleineren Umfanges. Beide Seiten ckung bauen hier die Brücke, jetzt auch für möchten sich ja kennenlernen und Erfahrungen miteinander KMU und bei kleineren Aufträgen. sammeln. Sucht der Exporteur nun Unterstützung bei seiner Foto: IMAGO / Joerg Boethling 12 / AfrikaContact 1/2021
Finanzierung Hausbank, dann hört er oft, sein Geschäft sei zu klein für ei- den Verkauf der Forderungen (Forfaitierung) wird dann wie- ne Exportfinanzierung. der Entlastung geschaffen. Muss damit auf Geschäftschancen in Afrika verzichtet Forderungen aus Lieferantenkrediten lassen sich über werden? Nein! TraFinScout schon ab 250.000 Euro verkaufen. Zahlungsrisiken lassen sich für viele Länder Afrikas über die Beide Arten von Exportfinanzierungen, Bestellerkredite und staatlichen Exportkreditgarantien des Bundes, die Hermes- Forfaitierungen, können bei TraFinScout schnell und ein- deckungen, absichern. Der Bund will mit diesen Instrumen- fach online beantragt werden. Auch mit weniger Erfahrung ten ausdrücklich Exporte von Mittelstandsunternehmen för- steht der Exporteur zu keiner Zeit alleine da. Das Team von dern. Einen besonderen Fokus legt er in Afrika auf die Län- TraFinScout verfügt über Jahrzehnte Erfahrung im interna- der der G20-Initiative „Compact with Africa“. Hierfür sind die tionalen Geschäft, hat vielfältige Sprachkompetenzen an Deckungsbedingungen in den vergangenen Jahren mehr- Bord und unterstützt vom ersten Angebot über die Hermes- fach verbessert worden. Allerdings sind Hermesdeckungen deckung bis zur Auszahlung einer Finanzierung. bei vielen Mittelständlern leider noch mit dem Vorurteil be- lastet, sie seien zu kompliziert und nur für die „Großen“. Das Für Geschäfte in afrikanische Ländern ist der Geschäfts- ist nicht richtig. führer Vertrieb, Christian Etzel (christian.etzel@trafinscout. com), der richtige Ansprechpartner. Er kennt das Geschäft Richtig ist allerdings, die Deckung alleine hilft meist nur bei sowohl auf der Seite von internationalen Banken als auch Geschäften zu kurzfristigen Zahlungsbedingungen, die der von namhaften Industrieunternehmen. Exporteur durch die Absicherung des Zahlungsausfallrisikos ohne zusätzlichen Liquiditätsbedarf realisieren kann. Nach Afrika exportieren und Besteller dort finanzieren ist an- spruchsvoll, mit dem richtigen Partner aber keine „Rocket Wird vom Besteller eine mittel- bis langfristige Investitionsfi- Science“! nanzierung benötigt und liegt das Auftragsvolumen nicht bei mindestens 3 – 5 Millionen Euro, dann fand sich bisher kaum eine Lösung. Eckhard Creutzburg ist CEO und Mitgründer der TraFinScout GmbH. Das Frankfurter FinTech TraFinScout GmbH (trafinscout. Er hat Jahrzehnte Erfahrung in der internationalen com) hat das geändert. Hier gibt es das Kernprodukt der mit- In- vestitionsgüterfinanzierung und war 10 Jahre Ge- tel- bis langfristigen Exportfinanzierung, den sogenannten schäftsführer International einer führenden Leasing- Bestellerkredit, schon für Auftragsvolumen ab 500.000 Euro. ge- sellschaft. Der Besteller selbst erhält von einer deutschen Bank einen Kredit, mit dem er seinen Kauf bezahlt. Der Kredit kann bis Christian Etzel zu 85% des Auftragswertes betragen, wird von der Bank mit ist CSO und Mitgründer der TraFinScout GmbH. einer Euler-Hermes Finanzkreditdeckung des Bundes besi- Er ist Exportfinanzierer mit umfassender Erfahrung, chert und direkt an den Exporteur ausgezahlt. Das hat für sowohl aus leitenden Funktionen in internationalen den Exporteur viele Vorteile. Geschäftsbanken als auch bei namhaften Industrieun- ternehmen. Anders, als beim Lieferantenkredit, bei dem der Exporteur auf Raten verkauft, seinem Käufer also als Lieferant Kre- dit gewährt, hat er beim Bestellerkredit mit der Finanzierung selbst und den Risiken hieraus nichts zu tun. Er erhält den Kaufpreis dann, wenn er vertragsgemäß geliefert hat. Sei- ne Bilanz und seine Liquidität werden zu keiner Zeit belas- tet. Deshalb sollte ein Bestellerkredit immer die erste Wahl sein. Manchmal besteht der Besteller auf dem Lieferanten als al- leinigem Vertragspartner und möchte keine Bank eingebun- den haben. Dann ist der Lieferantenkredit mit anschließen- dem Verkauf der Forderungen (Forfaitierung) die Lösung. Hier ist der Aufwand für den Exporteur höher als beim Be- stellerkredit. Er muss die Finanzierungskosten kalkulieren, die Finanzierungsbedingungen formulieren, die Zahlungs- ströme kontrollieren und, im Falle von Zahlungsstörungen, die notwendigen Maßnahmen treffen. Allerdings kann auch er sich mit einer Hermesdeckung, der Lieferantenkreditde- ckung, gegen Zahlungsausfälle absichern. Bilanz und Liqui- dität werden durch einen Lieferantenkredit belastet. Durch 1/2021 AfrikaContact / 13
Finanzierung Gemeinsam mehr erreichen Die Business Scouts for Development be- angeboten und Förder- sowie Finanzierungsmöglichkeiten raten Unternehmen zum Aufbau ihres ent- der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und begleiten bei der Umsetzung von Projekten. Die Beraterinnen und Be- wicklungsorientierten Geschäfts im globalen rater des Programms stehen der Wirtschaft in rund 40 Ein- Süden und fördern somit aktiv die Nutzbar- satzländern weltweit mit umfassender Regionalexpertise und machung von Synergien zwischen Wirtschaft Kenntnis der lokalen Strukturen beratend zur Seite. und Entwicklungszusammenarbeit. Seit Anfang 2021 steht auch dem Bundesverband mittel- ständische Wirtschaft wieder eine Business Scout zur Sei- te. Lena Pahlenberg berät BVMW Mitglieder bei dem Auf- Die Privatwirtschaft ist ein wichtiger Partner für die Entwick- und Ausbau ihres entwicklungsorientierten Geschäfts in Ent- lungszusammenarbeit (EZ), um die Sustainable Develop- wicklungs- und Schwellenländern. ment Goals zu erreichen: Ergänzend zur staatlichen EZ kön- nen deutsche und europäische Unternehmen zusätzlich benötigte finanzielle Mittel bereitstellen, indem sie in den Partnerländern investieren. Eine wettbewerbsfähige Wirt- schaft vor Ort schafft Arbeitsplätze und sichert dadurch Ein- kommen. Durch innovative Lösungen und Know-how kön- nen Unternehmen helfen, gesellschaftliche Herausforderun- gen zu meistern: z. B. zu Klimaschutz, Ernährungssicherung, Unser Angebot an Unternehmen Sozialstandards oder Digitalisierung. • Kontaktaufbau und -vermittlung zu lokalen und inter- Doch auch für den Privatsektor lohnt sich die Zusammenar- nationalen Netzwerken der deutschen EZ beit mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Viele • Beratung bei der Auswahl von passenden Förder-, Partnerländer, insbesondere in Afrika, haben großes Poten- Finanzierungs- und Kooperationsangeboten der tial als zukünftiger Absatzmarkt, als attraktiver Produktions- deutschen EZ standort oder als verlässlicher Partner in globalen Lieferket- • Unterstützung bei der Entwicklung von Projektideen, ten. Nicht zuletzt die Corona Pandemie hat gezeigt, dass bei der Antragstellung und Projektdurchführung eine Diversifizierung von Wertschöpfungsketten und Liefer- quellen zur Krisen-Resilienz deutscher Unternehmen beitra- Sie haben Interesse daran, sich mit Ihrem Unternehmen gen kann. Hier spielt der afrikanische Kontinent mit seinen in neuen Märkten zu engagieren? Wachstumsmärkten eine wichtige Rolle. Sprechen Sie Lena Pahlenberg an und lassen Sie sich kostenlos beraten! Vor diesem Hintergrund wurde das Programm „Business Scouts for Development“ beauftragt. Dieses zielt darauf ab, Lena Pahlenberg eine internationale Ansprechstruktur für Unternehmen zu bie- Business Scout for Development im BVMW im Auftrag ten, die neue Märkte in den Blick nehmen und sich entwick- des BMZ lungspolitisch engagieren möchten. Die Business Scouts be- raten im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche business-scout@bvmw.de Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zu Kooperations- +49 (30) 533 206 -128 14 / AfrikaContact 1/2021
seit 1955 1996-2021 Die dynamischsten Märkte 25 Jahre Fachwissen für Osteuropas im Blick Ihr China-Geschäft Das deutschsprachige Wirtschaftsmagazin, das aus- Seit der ersten Ausgabe im Jahr 1996 beobachtet, ana- schließlich über die wichtigsten Märkte Osteuropas lysiert und kommentiert ChinaContact die Entwicklung sowie Zentralasiens informiert – seit über 65 Jahren. der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. shop.owc.de shop.owc.de 6/2020 25,00 € 66. Jahrgang H30859 www.owc.de 1/2021 25,00 € 25. Jahrgang H49998 www.owc.de 1/2021 25,00 € 67. Jahrgang H30859 www.owc.de 6/2020 25€ 24. Jahrgang H49998 www.owc.de Zukunftsgewandt: Digitalisierung und Nachhaltigkeit prägen die Immobilienwelt 1996-2021 Zweifelhaft: Rechtslage zu Mietminderungen in Russland 25 Ost-Ausschuss NRW und China: Brücke in die Zukunft Informationen Wirtschaft und Politik: China denkt Globalisierung anders Reformbedürftig: Einkaufzentren als Auslaufmodell? Baden-Württemberg und China: „Wir möchten das Tempo erhöhen“ Fünfjahresprogramm: Indirekte Kampfansage RCEP: Ein großer Erfolg für China Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft Branchen und Märkte: Internationale Lieferketten im Stresstest Jahre Fachwissen für Ihr China- Ost-Ausschuss Informationen Geschäft Exklusiv in jeder Ausgabe Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft Erziehung Exklusiv in jeder Ausgabe undBildung Automobil- Social 2021 industrie und Commerce: Immobilien NEV-Markt die Macht 2021 der KOLs Analyse: Bildungspotenziale in Russland Krise und Chancen Hochschulbildung in Russland: Ist das sowjetische Erbe abgelegt? Duale Ausbildung: Erfolgreich nach deutschem Vorbild 4/2020 4/2020 25,00 5,00 €€ 66. 66.Jahrgang Jahrgang H30859 www.owc.de 5/2020 25,00 € 24. Jahrgang H49998 www.owc.de 2/2020 25,00 € 24. Jahrgang H49998 www.owc.de www.owc.de g H30859 € 66. Jahrgan 3/2020 25,00 Digitalwährung DCEP – Welche Ziele stehen im Vordergrund? Gesundheitsmarkt: Gerade jetzt machen Innovationsprogramme Sinn Lieferketten: Umschwenken auf Near Sourcing kann gelingen Ost-Ausschuss Informationen Finanz- und Versicherungswirtschaft Hongkong und GBA: Gewinner und Verlierer Logistik: China Logistics investiert in Wilhelmshaven Exklusiv in jeder Ausgabe 12.000 10.000 3/20 8.000 6.000 Luftfahrt: Neustart mit starken Turbulenzen 4.000 Lufthansa: Der Kranich ist gerupft Pharma, Air Cargo: geflogen wird immer 2.000 PV-Ausbau sinkt, Windenergie legt zu Luftfahrt Medizin, Zeichenzahl pro Artikel Kommunale Abwasserbehandlung Städte mit Wasser lebenswerter gestalten Themenverteilung/Seitenzahl 64 Corona Maße: 297 x 210 mm Service 5 Meldungen 4 Farbmodus: CMYK Langer Weg: Müll vermeiden und trennen nach Finanz- und Versicherungswirtschaft 11 Seiten Farbprofil: ISO Coated V2 Gesundheitsmarkt und Medizintechnik 6 Papier: 115 G/m2 Phosphor nachhaltig nutzen Lieferketten und Logistik 8 APA aktuell 2 Branchen und Märkte 4 50 Personal und Management 6 Kontaktinfos Print ePaper App Messen und Kongresse 2 Corona shop.owc.de owc.de/app ChinaContact-Directory 8 chaft räsidents für Ratsp oritäten 18 Belarus setzt Pri igt OPEC -Ende 17 EAWU: beschleun Artikel Fotografien rona-Krise Energ ie: Co Katharina II. 6 Wirtschaf tsserie: Grafiken 2 Interviews 1/2021 AfrikaContact / 15
German Desk Kenia, Nigeria, Ghana Angestellte der ghanaischen Eisenbahn erwarten die Ankunft von Fahrästen am Bahnhof in Nairobi, Kenia,2020. Sophie Kaminski Womit kann der German Desk deutsche Unternehmen Head of German Desk Kenia, in Afrika unterstützen? I&M Bank Ltd. Kenia/Nigeria/Ghana: Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort , der deutschen Außenhandelskammer und der DEG Als German Desk Managerin bei I&M Bank PLC ist sie für bietet der German Desk innerhalb einer lokale Bank Unter- für alle deutsch-kenianischen Geschäftsbeziehungen der stützung für deutsche Unternehmen bei ihren Geschäfts- Bank zuständig. Dies gilt für den Firmenkunden- als auch vorhaben in den jeweiligen Zielländern. Er dient als „ One Privatkundenbereich. Seit Anfang 2019 in Nairobi tätig, ist Stop Shop“ von der Einzelberatung bis hin zur Abwicklung sie bestens mit Kenia und dem örtlichen Marktumfeld ver- von Finanzierung und Handelstransaktionen . Als ansässi- traut. Sophie Kaminski verfügt über ausgeprägte Kompeten- ge „Hausbank“ bieten wir umfangreiche Lösungen für die zen in internationaler Geschäftsentwicklung und interkultu- Bankingbedürfnisse von lokalen (Tochter-) Unternehmen, reller Kommunikation, die sie während verschiedener Auf- mit Beratung in deutscher Muttersprache. enthalte in Asien, Afrika und Europa erworben hat. Welche Finanzierungslösungen bieten Sie für mittel- ständische deutsche Unternehmen, die bereits in Afrika Geschäfte haben? Und für mittelständische deutsche Unternehmen, die Pläne für einen Einstieg in den afrika- nischen Markt haben? Kenia: Deutsche Unternehmen die eine eigene Gesellschaft in Ostafrika haben, unterstützen wir unter anderem mit Be- triebsmittel- und Investitionsfinanzierungen, Fremdwäh- rungsprodukten sowie Versicherungen etc. Wir streben an, ein Rundum-Sorglos-Paket für die Finanzierungs- und Absi- cherungsbedürfnisse unserer Kunden anbieten zu können. Sebastian Barroso da Fonseca Für Unternehmen die ihr Beziehungen zum ostafrikanischen Head of German Desk Nigeria/Ghana, Markt erst aufbauen, ist häufig Export der erste Schritt in ei- Access Bank Plc. ne deutsch-afrikanische Geschäftstätigkeit. Um diesen Ein- stieg zu unterstützen, pflegen wir ein starkes Korrespon- IMAGO / photothek (Xander Heinl) / (Ute Grabowsky) German Desk Manager für Nigeria und Ghana bei der Ac- denzbankennetzwerk und langfristige Partnerschaften zu cess Bank PLC. Zuvor arbeitete er als Trade Finance & Cor- anderen exportfördernende Institutionen. Gemeinsam sind Fotos: IMAGO / ZUMA Wire (Dennis Sigwe) / porate Cashmanagement Specialist im Bereich Corporate & wir fähig, eine abgesicherte und attraktive Finanzierung für Investment Banking bei der Deutschen Bank AG in Deutsch- Handelspartner von deutschen Produkten und Services an- land. Mit seiner fast 10-jährigen Erfahrung im internationa- bieten zu können. len Bankensektor hat sich Sebastian zum Ziel gesetzt, als Nigeria/Ghana: In einem schwierigen, dynamischen und Banker das Potenzial des Handels auszuschöpfen und das stark heterogenen Marktumfeld wie es in Nigeria und Ghana Wachstum in Subsahara-Afrika und Europa durch kreative vor allem durch und während der Pandemie der Fall gewe- Lösungen zu fördern. Er absolvierte ein duales Studium an sen ist, ist es essentiell und speziell im Finanzsektor notwen- der Technischen Hochschule Regensburg und machte sei- dig, einen zuverlässigen und vertrauenswürdigen Partner an nen Abschluss in Business Administration und Economics der Seite zu haben. Neben den gängigen Bankprodukten, 16 / AfrikaContact 1/2021
Finanzierung Bundesgesundheitsminister Jens Spahn besucht den Startup In den Büros des Finanzministeriums in Accra, Ghana. Incubator „Civic Innovation Lab“ in Abuja, Nigeria, 2019 wie beispielsweise das Halten von Fremdwährungskonten die Bank den Kunden vielerlei diverse Moratorien gewährt, (EUR, USD; Cedis, Naira usw.) werden von den meisten lo- um so den Cashflow anzupassen und der aktuellen Situa- kal operativen Unternehmen auch Kontokorrent Konten, Ga- tion anzupassen. In Nigeria traf die globale Pandemie die rantien oder Avale benötigt. Neben dem lokalen Know How lokale Wirtschaft besonders im Bezug auf die Devisenli- der Access Bank PLC, ist es der Bank gemeinsam mit dem quidität, wodurch der internationale Handel um einiges er- German Desk Nigeria und Ghana gelungen ein exzellen- schwert wurde. Hierbei nutzte die Bank ihre britische Toch- tes Bankenkorrespondenz Netzwerk für den internationalen tergesellschaft (Access Bank UK) um Kunden Optionen für Handel aufzubauen. den FX- Handel sowie diskontierte Akkreditive anzubieten. Um deutschen Unternehmen einen reibungslosen und mög- Weiterhin wurde im Rahmen der Strategie des Landes zur lichst risikolosen Markteinstieg in den Ländern Nigeria oder Unterstützung des Kundengeschäft der Kreditzinssatz dras- Ghana zu gewährleisten, bietet das komplette German Desk tisch auf über 800 Basispunkte gesenkt. In unserem Bestre- Team Nigeria und Ghana sowie die Access Bank, Beratun- ben, einen wesentlichen Beitrag zum Gesundheitssektor zu gen auf allen Ebenen und Phasen an. Hierbei stehen Ihnen leisten, der im Kampf gegen die globale Pandemie an vor- neben der AHK zusätzlich Teams im Bereich Trade Finance. derster Front steht, übernahm die Bank die führende Rol- Treasury oder Tax & Law für individuelle Beratung zur Ver- le bei der Organisation des CACOVID Programms (Coaliti- fügung. on against Covid) in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren des Privatsektors durch die Schaffung von subventionierten Gesundheitseinrichtungen im ganzen Land. In welchen Ländern Afrikas bieten Sie Finanzierungs- lösungen? Kenia: Aus Kenia heraus bietet die i&M Gruppe auch Lösun- Bieten Sie Finanzierungslösungen für afrikanische Un- gen in Tansania, Rwanda, Uganda und Mauritius an. ternehmen? Nigeria/Ghana: Unter dem Motto „ to be the most respec- Kenia/Nigeria/Ghana: Insbesondere im Bereich Handels- ted African Bank” hat der German Desk mit der Access Bank finanzierung unterstützen wir afrikanische Unternehmen bei PLC mittlerweile in 14 Afrikanischen Ländern Repräsentan- ihren Investitionsvorhaben in deutschen Technologien, Ma- zen und ist dort operativ tätig. (Nigeria, Ghana; Kamerun, terial und Services. Wir strukturieren Finanzierungslösun- Sambia, Kenia, Senegal, Côte d’Ivoire, Rwanda, UK, Bots- gen, die so auf den Endkunden zugeschnitten ist, dass die wana, South Africa, Guinea, Mozambique, DR Congo, Gam- Investitionsfähigkeit gestärkt wird, während die Liquidität ge- bia, Sierra Leone) schont bleibt. Bieten Sie Finanzierungslösungen im Zusammenhang mit COVID-19? Kenia: I&M Bank hat ihre bestehenden Kunden vorallem mit Zahlungsaufschüben unterstützt, sodass die Zahlungsfähig- keit gegenüber Angestellten und Lieferanten erhalten blei- ben konnte. Nigeria/Ghana: Während der Covid-19 Pandemie kam es für diverse Kunden zu erheblichen Veränderung im Be- reich des Bargeld- und Transaktionszyklus. Daraufhin hat 1/2021 AfrikaContact / 17
„Compact with Afrika boomt und hat ein enormes Potenzial für wirtschaftli- ches Wachstum und Entwicklung. Mit der Agenda 2063 hat Africa“ für mehr Afrika ein strategisches Konzept zur sozio-ökonomischen Transformation des Afrikanischen Kontinents vorgestellt. Im Rahmen der Agenda haben bereits mehrere afrikanische private Investitio- Länder große Fortschritte bei der Schaffung eines günstigen Geschäftsklimas erzielt. Hinzu kommt die Afrikanische Kon- tinentale Freihandelszone (AfCFTA), ein riesiger Markt, der nen in Afrika sowohl für lokale als auch für europäische Unternehmen, die in Afrika investieren, große Wachstumschancen bietet. Auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere in Staaten des „Compact with Africa“ Programms, gibt es positive Ent- wicklungen im Bereich der Demokratie, der Rechtssicher- heit, der Korruptionsbekämpfung, des Geschäftsklimas und der Anreizmaßnahmen zur Förderung von Investitionen. Länder wie die Elfenbeinküste, Ägypten, Marokko, Ruanda und Tunesien haben in der „Ease of Doing Business“- Ran- Um Investitionen in Afrika weiter zu fördern, gliste der Weltbank erhebliche Erfolge erzielt und verbes- hat die Bundesregierung in den letzten Jah- sern ihre Platzierung jährlich. Der Index ist ein Maß zur Ge- ren eine Reihe von Initiativen gestartet, wie schäftsfreundlichkeit und Unternehmensregulierung in be- z.B. das „Compact with Africa“ Programm in stimmten Volkswirtschaften. Ghana hat in den letzten 25 Jahren eine signifikante Armutsreduzierung und „geteilten Partnerschaft mit der Weltbank, dem Inter- Wohlstand“ erreicht und steht an der Spitze der Armutsbe- nationalen Währungsfonds (IWF) und der kämpfung in Afrika. Mehrere Faktoren haben zum jüngs- Afrikanischen Entwicklungsbank (AfEB). Seit ten Wirtschaftswachstum in Äthiopien beigetragen, darunter seiner Einführung ist einiges passiert. die auf Marktreformen ausgerichtete Politik. Der Senegal, Oktober 2018: Angela Merkel begrüßt Akinwumi Adesina, Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank, zum Afrika-Gipfel in Berlin. Fotos: IMAGO / Pacific Press Agency (Simone Kuhlmey) / BVMW 18 / AfrikaContact 1/2021
Der Staatspräsident Senegals, S.E. Macky Sall trifft den Leiter für te gesundheitliche und wirtschaftliche Schock erfordert die Politik und Außenwirtschaft des Bundesverbandes mittelständische Etablierung eines neuen Paradigmas, das uns ermöglichen Wirtschaft, Andreas Jahn. sollte, ein verlässlicher Partner für Afrika zu sein und im ge- genseitigen Interesse zusammenzuarbeiten, damit der Kon- die zweitgrößte Volkswirtschaft des französischsprachi- tinent nachhaltige Entwicklungsziele erreichen kann. gen Westafrikas, wächst seit 2012 stark, mit einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate von 6 Prozent. Um aus- Ich möchte den Wunsch nach einer steigenden Beteiligung ländische Investitionen in Afrika zu fördern, hat die Bundes- deutscher Investoren an der Entwicklung Afrikas zum Aus- regierung verschiedene Projekte und Fonds ins Leben ge- druck bringen und mich für Investitionen in die Zukunftsaus- rufen. Der Marshallplan mit Afrika ist eine politische Initiati- sichten von Jugendlichen und Frauen einsetzen, um die Ent- ve des BMZ, die die Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika wicklung Afrikas zu beschleunigen. revolutioniert. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf Auswei- tungen von wirtschaftlichen Kooperationen zwischen der EU und Afrika. So bietet beispielsweise das Project „Africa Johannes Selle, CDU/CSU Connect“ deutschen Mittelständern verschiedene Möglich- Ihr Bundestagsabgeordneter für Jena- keiten der Investitionsfinanzierung mit attraktiven Konditio- Sömmerda-Weimarer Land nen an. Es werden Geschäftsaktivitäten in Afrika unterstützt durch die Vergabe von Darlehen in einer Höhe von bis zu 4 Millionen Euro. Der deutsche Dachfonds „Afrika Grow“ för- dert die Entwicklung von afrikanischen KMU und Start-ups, so stellen die KfW und andere Partner Eigenkapital für afri- kanische Unternehmen zur Verfügung. Das Fondsvolumen beträgt insgesamt 170 Mio. Euro. Das Programm develoPPP. de unterstützt seit mehreren Jahren Unternehmen, die lang- fristig in Entwicklungsländern aktiv sind mit Förderungen bis zu 2 Millionen Euro. Afrikas Aufschwung könnte von der notwendigen Reform der globalen politischen und wirtschaftlichen Steuerung nach COVID-19 profitieren. Der durch die Pandemie verursach- 1/2021 AfrikaContact / 19
Türöffner für Gemeinsam für regionale wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Deutsche Unternehmen gelten in Nordafri- Nordafrika – ka als verlässliche Geschäftspartner und sind bekannt für ihr herausragendes Know-how. Der Euro-Mediterran-Arabische Länderverein EMA verfügt über ein extensives Partnernetz- Potenziale für werk in Nordafrika und baut mit Unternehmen und Verbän- den vor Ort Brücken für Handel, industrielle Kooperation und Entwicklungsvorhaben. Mit mehr als zwölf Jahren Erfahrung den deutschen in der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, Wirtschaftsdelegationen und Projekten in der Region bietet die EMA stets eine passgenaue Plattform für die jeweiligen Mittelstand Anliegen der interessierten Unternehmen. Die EMA zeigt dem deutschen Mittelstand die vielfältigen Potenziale einer Zusammenarbeit in Nordafrika auf. Dass die EMA politisch, religiös und weltanschaulich neutral ist, hilft ihr dabei, zwischen Marokko im Westen und Ägypten im Osten Türen zu öffnen, die anderen verschlossen bleiben. Nordafrika ist ein beachtenswerter Markt Vor allem mittelständische Unternehmen nutzen die viel- für Investitionen deutscher Mittelständler. fältigen Angebote zur Geschäftsanbahnung, die ihnen die Netzwerke wie die EMA fördern vor Ort EMA eröffnet. Dazu gehören bilaterale und branchenspe- zifische Wirtschaftsforen wie etwa die Tatsache, dass die unternehmerische Aktivitäten und Projekte EMA die bislang größte algerische Wirtschaftsdelegation branchenübergreifend – auch im Rahmen nach Deutschland führen konnte, oder die sehr erfolgrei- des Compact with Africa – und schaffen trotz chen deutsch-marokkanischen Wirtschaftsforen, die bereits Covid-19 einen leichten Aufwärtstrend. zehn Mal stattgefunden haben. In Marokkos Wirtschaftsmet- Die marokanischen Wirtschaftsmetropole Casablanca aus dem Weltall betrachtet. Foto: IMAGO / UIG 20 / AfrikaContact 1/2021
Nord-Afrika ropole Casablanca unterhält die EMA sogar eine eigene Ge- der zu vernetzen. Die Gleichberechtigung der Geschlech- schäftsstelle. ter und das ökonomische Empowerment von Frauen stellen einen Schlüssel zur nachhaltigen demokratischen Entwick- Diese Aktivitäten betten sich passgenau in den Compact with lung dar. Das stetig wachsende deutsch-arabische Frauen- Africa der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 ein. Bislang netzwerk zeigt, dass die EMA eine Lücke in der deutsch-ara- zwölf afrikanische Länder – darunter Ägypten, Marokko und bisch-afrikanischen Zusammenarbeit füllt. Tunesien in Nordafrika – fördern gemeinsam mit der Bun- In Marokko führt die EMA gemeinsam mit ihrem Partner- desregierung private Investitionen und wirtschaftliche Refor- verband BME seit 2017 das Einkäuferprojekt ConnectAchat men. Die Covid-19-Pandemie verpasste der Initiative 2020 durch, das jetzt in die zweite Phase geht. Es bindet die ma- zwar einen Dämpfer. So konnten deutsche Unternehmen ih- rokkanischen Partner verstärkt in internationale Strukturen ren Absichten kaum nachkommen. Während 75 von 100 be- ein im Hinblick auf die Bereiche Einkauf, Beschaffung und fragten Unternehmen ihre Geschäfte in Afrika im letzten Jahr Supply-Chain-Management. Die EMA unterstützt zudem die hatten ausweiten wollen, gelang es nur 13, tatsächlich zu ex- Bildung von Netzwerken für Mittelständler in den Emerging pandieren. Trotzdem scheint es, als haben die CwA-Länder Markets Nordafrikas, um sie für die deutsche Wirtschaft at- 2020 insgesamt etwas besser abgeschnitten als andere af- traktiver zu machen. rikanische Länder. Zwischen Juli 2019 und Juni 2020 stieg beispielsweise die Anzahl von Investitionsprojekten in den Ebenfalls in Marokko hat die EMA gemeinsam mit der IHK CwA-Ländern von 373 auf 420, während sie im übrigen Afri- Tanger im Norden Marokkos und dem Verband der Ernäh- ka von 499 auf 470 zurückging. Von besonderem Interesse rungswirtschaft FENAGRI ein Projekt zur Kapazitätsent- sind dabei die Bereiche Erneuerbare Energien, IT-Infrastruk- wicklung von kleinen Unternehmen der Agroindustrie ins Le- tur sowie Chemikalien, Nahrungsmittel und Automotive. ben gerufen. Dieses sieht unter anderem vor, eine Fortbil- dungseinrichtung („Food Academy“) als Zentrum für junge Die EMA fördert und implementiert ökologisch und sozi- UnternehmerInnen zu gründen. al nachhaltige Projekte gerade in diesen Branchen. 2012 initiierte sie in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung In Tunesien wiederum zielen die EMA und der Verband der das preisgekrönte Mentoringprogramm Ouissal, um deut- IT-AnwenderInnen VOICE auf die Stärkung der Partnerorga- sche und nordafrikanische Unternehmerinnen miteinan- nisationen ab, um die Digitalisierung der tunesischen Wirt- schaft zu begünstigen. Das Vorhaben ist Teil des PartnerAf- rika-Programms, das im Kontext der Sonderinitiative Ausbil- dung und Beschäftigung umgesetzt wird. All diese Initiativen stärken auch den deutschen Mittelstand ganz direkt, schaffen sie doch neue Absatzmöglichkeiten oder Zuliefermärkte. In einer vielfältigen und von politischen Umbrüchen gekennzeichneten Region mit mehr als 200 Mil- lionen Menschen genießt die EMA somit ein hohes Anse- hen unter wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsträ- gerInnen, das sie zu einer glaubwürdigen Institution macht. Clara Gruitrooy Euro-Mediterran-Arabischer Länderverein EMA e.V. Stresemannstr. 21, 10963 Berlin Tel.: +49 (0)30 25 35 92 72 Fax: +49 (0)30 25 35 93 89 E-Mail: info@ema-germany.org Website: www.ema-germany.org 1/2021 AfrikaContact / 21
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