6 Die Welt nach Corona - Angestellte Schweiz
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Mitgliederzeitschrift Angestellte Schweiz Revue des membres Employés Suisse 3/2021 Die Welt nach 6 Corona 26 Le monde de l’après-COVID 8 «Sie haben Einfluss darauf, ob die neue Arbeitswelt schrecklich oder schön wird», sagt Stefan Studer, Geschäftsführer Angestellte Schweiz. 17 Rund 80% der Beschäftigten sind heute im Dienstleistungssektor und in Wissensberufen tätig – in politischen Gremien sind sie stark untervertreten. 29 Vision d’un monde meilleur post-COVID
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IMPRESSUM EDITORIAL apunto Mit allen Sinnen voran! Mitgliederzeitschrift Angestellte Schweiz Revue des membres Employés Suisse Wir erleben aktuell den Aufbruch nach der Pandemie. Auf gehts in eine neue Zukunft! Dabei Erscheinungsweise / Parution bewegen wir uns immer mehr in virtuellen Räumen. Darum empfehle ich Ihnen, sich digital 4 ≈ pro Jahr / 4 fois par an weiterzubilden. Ausserdem liegt mir daran, dass Sie sich etwas Wertvolles aus Urzeiten be- wahren: Ihre Verbundenheit mit der physischen, analogen Welt. Druckauflage / Tirage Nutzen Sie darum täglich Ihre fünf Sinne: Schmecken, riechen, schauen, tasten und hören 22 000 Exemplare / copies Sie gut hin. So schärfen Sie Ihre Wahrnehmung und kommen sich selbst näher. Sie bewegen sich gefestigter in der physischen Welt. Heute nennt man das «Awarness» oder «Mental Mitgliederauflage (WEMF- Health». Wer darauf achtet, bleibt robuster und trainiert seine Resilienz. Die Angestellten beglaubigt) / Tirage certifié REMP Schweiz unterstützen Sie dabei: mit verschiedenen Kursangeboten, bald auch mit einer neu- 16 233 Exemplare / copies en Gesundheits-App. Beginnen Sie aber schon heute mit Awarness-Übungen: morgens bewusst dem ersten Vogel- Herausgeber / Editeur gezwitscher lauschen, unterwegs das Parfum eines Gegenübers erhaschen, abends den Som- Angestellte Schweiz merwind über die Haut streichen lassen … Derlei Wahrnehmungen sind ein ständiges Acht- Martin-Disteli-Strasse 9, Postfach 234 samkeitstraining. Damit fördern Sie Ihre mentale Gesundheit. 4601 Olten Wie fühlt sich ein reifer Pfirsich an, wie schmeckt frisch gepflückte Pfefferminze? Noch kann T 044 360 11 11 kein digitales Tool solche Eindrücke vermitteln. In Ihrer physischen Welt sind sie indes im- F 044 360 11 12 mer abrufbar. Sie brauchen sie «nur» wahrzunehmen. apunto@angestellte.ch So schüren wir die Freude am Dasein. Das ist die Kraft, die uns immer wieder neuen Antrieb www.angestellte.ch gibt – für was auch immer kommen mag. Redaktion / Rédaction Hansjörg Schmid (hs), Virginie Jaquet (vj), En avant, tous sens en éveil ! Ariane Modaressi (am) Onlineausgabe / Edition en ligne Nous vivons actuellement un éveil post-pandémique. Nous allons vers un nouvel avenir ! www.apunto-online.ch Dans le même temps, nous entrons de plus en plus dans des espaces virtuels. C’est pourquoi je vous recommande de vous familiariser avec le numérique. De plus, je souhaite que vous Anzeigen / Annonces gardiez quelque chose de précieux des temps anciens : votre attachement au monde physique, Stämpfli AG, 3001 Bern analogique. Anzeigenmanagement Utilisez donc vos cinq sens tous les jours : le goût, l’odorat, la vue, le toucher et l’ouïe. Cela T 031 300 63 82 aiguisera votre perception et vous rapprochera de vous-même. Vous avancerez avec plus inserate@staempfli.com d’assurance dans le monde physique. Aujourd’hui, on appelle cela la « prise de conscience » ou la « santé mentale ». Si vous y prêtez attention, vous restez plus robuste et vous entraînez Adressmutationen / Mutations votre résilience. Employés Suisse vous soutient dans cette démarche avec diverses offres de mutationen@angestellte.ch cours, bientôt aussi avec une nouvelle application santé. mutations@employes.ch Cependant, commencez dès aujourd’hui avec des exercices de sensibilisation : écouter consciem- ment le premier chant des oiseaux le matin, capter le parfum de quelqu’un sur le chemin, Druck / Impression laisser le vent d’été effleurer votre peau le soir... De telles perceptions constituent un entraîne- Stämpfli AG, 3001 Bern ment constant à la pleine conscience. Ce faisant, vous favoriserez votre santé mentale. Quelle est la sensation d’une pêche mûre, quel est le goût de la menthe poivrée fraîchement cueil- Gestaltung / Conception lie ? Aucun outil numérique ne peut encore transmettre de telles impressions. Dans votre monde sofies Kommunikationsdesign, Zürich physique, cependant, elles sont toujours disponibles. Vous devez « seulement » les percevoir. C’est ainsi que nous alimentons notre joie d’être. C’est la puissance qui nous donne toujours Nachdruck mit ausdrücklicher Geneh- un nouvel élan – pour tout ce qui peut arriver. migung des Herausgebers gestattet. La reproduction n’ est permise qu’ avec l’ autorisation expresse de l’ éditeur. Titelseite: iStockphoto — Stefan Studer, Geschäftsführer der Angestellten Schweiz Directeur d’Employés Suisse
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INHALT / SOMMAIRE 5 DAS THEMA: DIE WELT NACH CORONA SUJET PRINCIPAL : LE MONDE DE L’APRÈS-COVID 6 Die Welt dreht sich nach Corona schneller 8 Schrecklich schöne neue Arbeitswelt Foto: iStockphoto 10 Die Pandemie erschwert den Berufseinstieg 12 Häusliche Gewalt und Corona 14 Vision einer besseren Welt nach Corona 27 Le terrible nouveau monde du travail 29 Vision d’un monde meilleur post-COVID DIE ARBEITSWELT LE MONDE DU TRAVAIL Foto: iStockphoto 15 Die Aufgabe bleibt: den CO2-Ausstoss senken 16 Die Bodenbelagsbranche kriegt die Kurve DER VERBAND 17 Untervertretung vieler Berufsgruppen L’ ASSOCIATION in der Politik 18 Rückblick auf die Delegiertenversammlung Foto: iStockphoto 20 Impulse für Ihre körperliche und seelische Gesundheit 22 Gelungene Übergabe der Mitglieder- Rechtsberatung an Coop Rechtsschutz 30 Rétrospective – l’assemblée des délégués 2021 31 La loi COVID-19 profite à de nombreux professionnels AUSSERDEM ... EN OUTRE … Foto: Stapferhaus / Anita Affentranger 24 Es ist überall: das Geschlecht
DAS THEMA: DIE WELT NACH CORONA 7 C ovid-19 mag eine grosse Krise ausgelöst, die Menschen in Schockstarre Foto: iStockphoto versetzt, die Welt angehalten haben. Aber nur für eine – erstaunlich kurze – Zeit. Wir Menschen haben uns als äusserst anpassungsfähig erwiesen, uns an die neue Situation gewöhnt und wirkungsvolle Massnahmen gegen die Pandemie ergriffen. Natürlich gab es dabei grosse Schwierigkeiten, zum Erstaunen vieler gerade in der vermeintlich perfekt organisierten und rei- chen Schweiz (erinnert sei an das Debakel um Masken und Desinfektionsmit- tel und die verpasste Digitalisierung beim Bundesamt für Gesundheit). In der Arbeitswelt gelang hierzulande aber eine rasche und geschmeidige Anpassung an die neue Situation. Zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebern zeigte sich eine neue Solidarität, und die Menschen gingen aufeinander zu und hal- fen sich gegenseitig. Innert kürzester Zeit wurden, auch mit Schweizer Beteili- gung, neue Impfstoffe entwickelt. Der Auto- und der Luftverkehr nahmen dramatisch ab, und wir merkten: Es geht auch mit weniger Mobilität. Dennoch hat die Coronakrise die Welt stark verändert. Vieles hat sie beschleu- nigt, zum Beispiel die Digitalisierung, die Entwicklung von Medikamenten und nicht zuletzt die Diskussion um zukunftsfähige Arbeitsmodelle. Die Welt dreht sich ein wenig schneller. Die grossen Herausforderungen aber bleiben, allen vo- ran der Klimawandel. Werden wir sie in der Welt nach Corona meistern? Lesen Sie in diesem Apunto auf den Seiten 8 bis 9, wie die Arbeitswelt nach Die Pandemie hat uns gelehrt, wieder mehr aufeinander zu schauen. Corona aussehen wird. Wo Sie herausgefordert werden, wie Sie diese Heraus- forderungen packen können und wo Ihre Chancen sind. Wird es eine Generation Corona geben, deren Berufseinstieg besonders Lesen Sie auch auf schwierig ist? Wir analysieren die Situation der Menschen in der Berufsaus- bildung auf den Seiten 10 und 11. Apunto-Online Die Coronapandemie verstärkt Risikofaktoren, die häusliche Gewalt begüns- tigen. Auf den Seiten 12 und 13 erfahren Sie, wie genau die aktuelle Lage dies- Berufsausbildung in Zeiten von Corona: bezüglich aussieht. Interview Lukas Meier — Können wir die Welt nach Corona dank den Erkenntnissen aus der Krise bes- ser machen? Der Unternehmensberater in Zukunftsfragen, Joël Luc Cachelin, hat bestechende Ideen dafür (Seite 14). — Hansjörg Schmid, Ariane Modaressi Interview Flurin Bucher — Die wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie — Welt nach Corona: Restart in beschleunigtem Modus.
DAS THEMA: DIE WELT NACH CORONA 8 Schrecklich schöne neue Arbeitswelt Die Welt nach der Coronapandemie ist dynamischer als zuvor: Die Industrie brummt; der Arbeitsmarkt zieht an; überall entsteht Wandel. Angestellte stehen daher vor immer grösseren Herausforderungen – und vor enormen Chancen. Wer jetzt innere und berufliche Stärken ausbaut, hat gute Karten. Ein neuer Geist in der Arbeitswelt wirbelt ge- Arbeitsbereiche während der Pandemie nicht Foto: iStockphoto rade unsere Spielkarten durcheinander: «Die so schlagartig verändert wie jene in der Office- Krise nimmt Kultur, Gesellschaft und Wirt- Arbeit. In ihren Branchen ist der Wandel eben- schaft auseinander», schreibt der führende so im vollen Gange: Auch in der Industrie oder deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx in im Gesundheitswesen halten Roboter und seinem neuen Buch «Die Welt nach Corona»*. künstliche Intelligenz Einzug. «Alles setzt sich neu zusammen», so Horx. Die neue Auf bruchstimmung bringt Für seine Zukunftsstudie haben Horx und sei- Innovationen hervor ne Mitforschenden untersucht, wie sich die Pandemie auf unsere Zukunft auswirkt: Sie So erfüllen Fachkräfte beispielsweise ihre beschleunigt die Digitalisierung und gibt New Werkführungen oder Wartungsarbeiten zu- Work einen kräftigen Schub. New Work steht nehmend mithilfe virtueller Realitäten und für eine neue Art des Arbeitens. Dabei macht Gearbeitet wird vermehrt im Homeoffice. dem Internet der Dinge (IoT). Statt im Laden- man sich ständig und rasch mit neuen Techno- lokal beraten Verkäuferinnen und Verkäufer logien vertraut. wider Willen in die neuen Arbeitsformen. ihre Kundschaft immer öfter online: Die Mö- Mittlerweile wollen sie die Vorzüge davon nicht belberaterin kommt via Bildschirm zu uns New Work verlangt nebst digitalen Fähigkeiten mehr aufgeben: Aktuelle Umfragen zeigen, nach Hause. Der Online-Optiker ermöglicht auch nach neuen überfachlichen Fähigkeiten, dass ein Grossteil der Arbeitgebenden und virtuelle Brillen-Anproben in 3-D-Qualität. In nach sogenannten Metakompetenzen: So ist es -nehmenden das Homeoffice zumindest teil- der Pflege unterstützen Roboter das Personal; etwa immer wichtiger, dass jeder und jede sich weise behalten will. Unternehmen richten sich in der medizinischen Diagnostik stützt man gut selbst organisieren kann. Ebenso sollen An- in Zukunft daher auf hybride Modelle aus. sich auf die Analysen von KI-Systemen. gestellte fähig sein, empathisch und flexibel zu arbeiten. Sie sollen mehr Eigenverantwortung Noch nie haben wir in einer so grossen Dyna- Der aktuelle Wandel in der Arbeitswelt bestä- übernehmen und eigene Lösungen für Proble- mik Arbeitsprozesse angepasst. Auch ausser- tigt, was Horx in seiner Zukunftsstudie me finden. Wer arbeitsmarktfähig bleiben will, halb von klassischen Bürotätigkeiten verlagern schreibt: «Krisen, insbesondere Epidemien, benötigt künftig solche Kompetenzen. sich viele berufliche Tätigkeiten in (teil-)virtu- haben oft paradoxale Wirkung.» Sie lösen ge- elle Räume. Künftig werden wir mit unseren gensätzliche Entwicklungen aus. So könne Arbeitsweisen verändern sich rasch Mitarbeitenden stärker kollaborieren und ko- «aus Schrecken Aufbruch werden und aus und dynamisch operieren. Dies immer öfter auch im Zusam- Angst Konstruktivität». Die Ära nach Corona menspiel mit Robotern. Wir arbeiten mehr legt aufgestaute und neue Kräfte frei. Wer im letzten Jahr im Homeoffice tätig war, miteinander statt nebeneinander: Teamwork, hat dies bereits am eigenen Leib erfahren. Zu Vielfalt im Sinne von Diversity und Interdiszi- Aufwärtstrend beflügelt – und Beginn schickten sich viele Angestellte noch plinarität sind angesagt. fordert heraus Das gilt auch für die rund 40 Prozent aller Be- Tatsächlich stehen die Ampeln aktuell auf * «Die Welt nach Corona. Business, Märkte, Lebenswelten – was sich ändern wird» ist digital erhältlich unter https://onlineshop.zukunfts- rufstätigen, die ihre Arbeit nicht im Homeoffi- Grün: Das Amt für Wirtschaft und Arbeit institut.de/shop/die-welt-nach-corona/. ce ausüben können. Bloss haben sich deren (AWA) hält fest, dass der Wirtschaftsstandort
DAS THEMA: DIE WELT NACH CORONA 9 Wir helfen Ihnen, Foto: iStockphoto «2020er-Jahre werden zum Jahrzehnt der Re- silienz», schreibt Co-Autor Harry Gatterer in der oben erwähnten Zukunftsstudie. Ihre eigene Zukunft Gefragt ist mehr Unternehmertum: in den Un- zu gestalten ternehmen – aber auch bei jedem und jeder Arbeitnehmenden. Sie nehmen das Heft für ihre berufliche Entwicklung verstärkt selbst in Die Angestellten Schweiz stärken ihren die Hand. Sie setzen auf mehr Eigenverant- Mitgliedern mit folgenden Angeboten den wortung, stärken ihre Selbstführungskompe- Rücken: tenz und ihre Employability: also ihre Fähig- keit, im Arbeitsmarkt zu bestehen. Nutzen Sie für Ihre Suche nach geeigne- ten Weiterbildungen die Hilfe unseres Das erreichen Sie, wenn Sie sich in zwei Berei- Career Boosters: Das ist eine kostenlose chen fit machen: Software der Angestellten Schweiz. Sie hilft Ihnen, die Weiterbildung zu finden, 1. Sie bilden sich beruflich weiter, vor allem in die Sie beruflich am besten weiterbringt. ihrer digitalen Kompetenz. Denn die Coro- nakrise ist der stärkste Digitalisierungstur- In unseren Upskilling Workshops erwei- bo, den wir bisher kennen. Die Digitalisie- tern Sie Ihre Fach-, Sozial- und Selbst- rung, Automatisierung und künstliche kompetenzen und erhöhen damit Ihre Intelligenz prägen künftig das Arbeitsle- Arbeitsmarktfähigkeit. ben. In jeder Branche. — 2. Sie stärken ihre Gesundheit: Sie fördern Roboter gesellen sich zu uns an den Arbeitsplatz. ihre körperliche, geistige und psychische Fitness. Wer immer flexibel und dynamisch Schweiz «beflügelt» sei. Die exportorientierte bleiben und lebenslang lernen soll, der Industrie ist bereits mitten im Aufschwung. braucht innere Stärke. Wer auf komplexer Aktuelle Zahlen des grössten Verbands der Ma- werdende Arbeitswelten zusteuert, muss schinen-, Elektro- und Metallindustrie Swiss- lernen, vielschichtig zu denken. Oder wie es Ihre Resilienz, Weiterentwicklung und mem bestätigen den Aufwärtstrend. Auch die Gatterer schreibt: «Nach dem Crashkurs in Gesundheit fördern Sie in unseren aktuel- Konjunkturforschungsstelle KOF kündigt an, Sachen Digitalisierung hilft nun ein Crash- len Kursen: Hier erfahren Sie zum Bei- dass sich die Schweizer Wirtschaft deutlich er- kurs im komplexen Denken». spiel mehr über Mentaltraining oder ge- holen wird: Für 2022 erwartet sie einen Zu- sunde Ernährung und Leistungsfähigkeit. wachs von 2,8 Prozent. «Der Aufschwung ist Doch ist das alles nicht etwas zu viel verlangt? Sie lernen, wie Sie digitalen Wandel als da – früher und stärker als bislang erwartet», Will man das überhaupt? Hier mag die Er- Chance nutzen. schreibt die KOF in einer Medienmitteilung kenntnis helfen, dass niemand gerne Spielball — Ende Juni. Die Lage sei als sehr positiv zu be- der Veränderungen werden möchte. Dass man werten – vorausgesetzt, das Virus gehe zurück. einen Wandel aktiv beeinflussen und sich durchaus anpassen kann. Letztlich kann jede Grund genug zur Zuversicht? Ja, aber … Einer- Form der Änderung nur aus uns selbst heraus seits dürfen Schweizer Arbeitnehmende er- stattfinden: Jeder ist seines eigenen Glückes leichtert aufatmen. Andererseits müssen sie Schmied. sich rasch und flexibel neuen Herausforderun- gen stellen: Wir erleben derzeit einen «grund- Die Angestellten Schweiz geben Ihnen Werk- Wie Sie am Arbeitsplatz gesund bleiben, legenden Wandel», so Horx, es entstehe eine zeuge in die Hand, um selbstverantwortlich erfahren Sie unter anderem an unserem «neue Weltordnung». Das verändere alle Le- auf Ihre Karriere einzuwirken (siehe Kasten). neuen «Netzwerk-Event Fokus Gesund- bensbereiche. Sie haben Einfluss darauf, ob die neue Arbeits- heit»: Fachleute geben Ihnen dort Impul- welt schrecklich oder schön wird. Setzen Sie se und praktische Tipps. Die nächsten An- In der Arbeitswelt führe das zu Verschiebun- auf die richtigen Karten! Wer sich jetzt anpas- lässe dazu finden im September und gen in den Märkten, Geschäftsmodellen und se, so schreibt Buchautor Gatterer, habe «mehr November statt. Wertschöpfungen. In den Firmen ändern sich von der Zukunft.» — die Führungsstile, Denk- und Fühlweisen. — Stefan Studer, Geschäftsführer Das Heft in die eigene Hand nehmen Angestellte Schweiz Holen wir also tief Atem, und schauen wir den neuen Realitäten in die Augen! Denn die
DAS THEMA: DIE WELT NACH CORONA 10 Die Pandemie erschwert den Berufseinstieg Die Coronamassnahmen trafen Menschen in der Ausbildung gleich zweifach: Sie erschwer(t)en das Lernen ebenso wie den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Nicht alle Branchen sind gleich betroffen. «Der Bewerbungsprozess für Praktikumsstel- zurechtzufinden.» Die direkten Kontakte kön- len war besonders schwierig, nicht nur bei mir, ne man eben schlecht durch virtuelle ersetzen. auch bei den anderen», antwortet Lukas Meier auf die Frage, wie sich die Coronapandemie auf Lukas Meier empfindet die Einschränkungen seine Ausbildungssituation auswirkt (siehe In- durch die Coronamassnahmen, was die Schule terview auf Apunto-Online). Er ist seit dem letz- betrifft, nicht dramatisch. Bei der Arbeit gebe ten Sommer in der Ausbildung zum Hotelkom- es jedoch Erschwerungen. Er nennt ein Bei- munikationsfachmann an der EHL Swiss spiel: «Wegen der Masken ist es schwieriger, School of Tourism and Hospitality in Passugg. die Menschen zu ‹lesen›, also anhand der Mi- Sein erstes Praktikum musste er etwas früher mik zu erkennen, wie es ihnen geht. Dies macht beenden, weil sein Betrieb wegen Corona kur- die Betreuung der Hotelgäste nicht einfacher.» zerhand geschlossen wurde. Lange war er im Ungewissen, ob er rechtzeitig eine Stelle für sein Beide Lernende lassen aber den Kopf nicht Zweitpraktikum findet, um seine Ausbildung hängen und machen aus der Situation das Bes- fortsetzen zu können. Im Toggenburg klappte es te. «Man kann gerade in einer schwierigeren letztlich dann. Weniger Glück hatte ein Kollege Situation viel lernen, mehr als bei einem Nor- von Lukas. Er musste sein Praktikum abbre- malbetrieb», gibt Lukas Meier zu bedenken. chen, weil es in seinem Betrieb nicht funktio- Flurin Bucher tauscht sich so viel wie möglich nierte – und fand keine neue Praktikumsstelle aus und pflege Kontakte virtuell. Ihm hilft das mehr. Er musste die Lehre abbrechen und in ei- tägliche Meeting am Morgen um 8 Uhr, es ner anderen Branche eine Lehrstelle suchen. bringt Struktur in seinen Tag. Lukas Meier hat für diese Schwierigkeiten eine Lukas Meier, in der Ausbildung zum Hotelkommuni- Gefahr von Defiziten im plausible Erklärung: «Die Betriebe erwarten kationsfachmann. Kompetenzenerwerb gerade in der Coronazeit, dass Mitarbeitende sehr viel Erfahrung mitbringen. Darum wer- seine Ausbildung problemlos auch online ab- Das Forschungsprojekt LehrstellenPuls hat den häufig keine Praktikanten und Lehrlinge solvieren. Dies ist zwar in der Krise praktisch, untersucht, wie stark die Covid-19-Pandemie eingestellt, weil ihnen diese Erfahrung eben aber der junge Mediamatiker leidet auch dar- den Kompetenzenerwerb der Berufslernenden noch fehlt. Man muss sie zuerst ausbilden – das unter, dass er immer im Homeoffice ist. Seit beeinträchtigt. Der Befund ist klar: «Ihre Aus- kostet den Betrieb Zeit und Geld.» Lehrbeginn war er nur zweimal draussen, sei- wirkungen erschweren nicht nur den Erwerb nen aktuellen Lehrmeister hat er in persona dieser Kompetenzen, sondern auch das Nach- Erschwerter sozialer Austausch noch nie getroffen. «Es ist oft einsam», sagt holen des verpassten Stoffs.» Zurückzuführen Flurin. «Wenn ich Pause mache, klappe ich den sei dies vor allem auf das Homeoffice und das Anders präsentiert sich die Situation für Flurin Laptop zu und esse zu Hause in meiner Küche Ausbleiben einer betrieblichen Ausbildung. Bucher, Mediamatiker bei der Swisscom im etwas, statt mich mit Kolleg*innen zu treffen. Der Einfluss war in der zweiten Welle noch ersten Lehrjahr (siehe Interview auf Apunto- Als sozialer Mensch vermisse ich die direkten stärker als in der ersten. Ursula Renold, Leite- Online). Mediamatiker ist ein Beruf an der menschlichen Kontakte, den sozialen Aus- rin des LehrstellenPuls-Teams der ETH Zü- Schnittstelle von Grafik, Design, KV und In- tausch schon sehr. Es ist für mich auch schwie- rich, ist besorgt darüber. Zum einen hätten die formatik. Der Abschluss bietet beste Berufs- riger, Kontakte zu knüpfen, ein Netzwerk auf- betriebspraktischen und die theoretischen chancen. Im Gegensatz zu Lukas kann Flurin zubauen und mich im System der Firma Kompetenzen der Lernenden abgenommen,
DAS THEMA: DIE WELT NACH CORONA 11 Lehrstellensituation erstaunlich gut Das Forschungsprojekt LehrstellenPuls, das die Situation auf dem Lehrstellenmarkt auf- zeigt, gibt es seit gut einem Jahr, was Ver- gleiche zum Vorjahr ermöglicht. Die aktu- elle Lage ist gar nicht schlecht. 82% der für diesen August angebotenen Plätze waren im Juni bereits besetzt. Nur 0,3% der Ler- nenden erhielten in diesem Monat keine betriebliche Ausbildung. Die Betriebe sind zuversichtlich, dass die Qualifikation regu- lär erfolgen kann. Gesundheitsberufe im Aufschwung Flurin Bucher, Lernender Mediamatik im ersten Lehrjahr. Die Coronakrise hat offenbar die erfreuli- zum anderen gehe Schulstoff verloren, konsta- Mit einer weiteren, höheren Bildung würde che Folge, dass sich mehr junge Menschen tierte sie gegenüber der «Sonntagszeitung». Lukas einen Weg gehen, den bereits viele Be- für eine Lehre im Gesundheitswesen inter- rufsbildungsabsolvent*innen gewählt haben, essieren. Gemäss der Lehrstellenplattform Lukas Meier sieht seine persönliche Situation, weil sie keine Arbeitsstelle gefunden haben. Yousty ist die Ausbildung zur Fachfrau / was die Berufsqualifikation anbelangt, ent- Arbeitsmarktexpert*innen raten in einer sol- zum Fachmann Gesundheit nach dem KV spannter: «Ich glaube nicht, dass ich aufgrund chen Situation genau dazu. Wer jetzt zum Bei- neu die zweitbeliebteste Lehre. Auf Platz der Qualifikation während der Coronazeit spiel die Berufsmatura macht, wird auf dem drei folgt die medizinische Praxisassisten- schlechtere Chancen haben werde. Ich kann in Arbeitsmarkt umso begehrter sein. Berufsein- tin / der medizinische Praxisassistent. Die- allen Bereichen Erfahrungen sammeln und steiger*innen werden sowieso schon bald wie- se Fachkräfte werden dringend gebraucht. werde ganz normal qualifiziert sein.» Flurin der äusserst gefragt sein, weil die Generation Bucher kann sich zwar vorstellen, dass Defizite der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt ver- entstehen können. Er kann dem aber entge- schwindet. genwirken: «Ich setze mir jeden Tag konkrete Ziele.» Auch seine Begeisterung für den Beruf Langzeitfolgen vermeiden Jahr reichte er eine Motion zur Errichtung ei- wird Lücken verhindern. nes Fonds zur Beschäftigung und Ausbildung Verschiedene Studien zeigen, dass eine Rezessi- von Lehrabgänger*innen in der Coronakrise Schwierige Stellensuche on, die mit dem Berufseinstieg zusammenfällt, ein sowie ein Postulat zur Stärkung der Berufs- langfristige Auswirkungen auf die Arbeits- erfahrung von arbeitslosen Lehrabgänger*in- Trotz «ganz normaler Qualifikation» dürfte marktsituation der betroffenen Arbeitnehmen- nen. Die Motion wurde im Ständerat abge- es für Lukas Meier schwierig werden, im von den haben kann. Diese Gefahr besteht auch lehnt, das Postulat angenommen. der Pandemie besonders hart getroffenen aufgrund der Pandemie. Typisch ist, dass Be- Gastgewerbe nach der Ausbildung eine Stelle troffene zeitweise arbeitslos sind, in schlechten Eine unkomplizierte und wirkungsvolle Mög- zu finden. «Es wird zwar in den Hotels sehr oder tief qualifizierten Jobs arbeiten oder sich lichkeit, Lehrabgänger*innen nicht im Regen viel Personal gesucht, aber es gibt auch eine von Praktikum zu Praktikum hangeln. Dies stehen zu lassen, haben viele Betriebe bereits riesige Konkurrenz um diese Stellen», schätzt beeinträchtigt ihre Chancen auf eine Karriere praktiziert: Sie beschäftigen diese im Betrieb Lukas die Situation ein. Man müsse schon gut und einen guten Lohn. Der Bildungsökonom weiter. sein und der richtige Typ für den Job. Der an- Stefan Wolter befürchtet, dass «die schlechte- gehende Hotelfachmann hat sich angesichts ren ersten Jobs für immer im Lebenslauf sicht- Die Schweizer Berufsbildungsbetriebe und -in- der angespannten Situation bereits Weiterbil- bar bleiben», wie er gegenüber SRF äusserte. stitutionen haben die Coronakrise erstaunlich dungspläne vorgenommen. Er will einen «Die Betroffenen tragen eine Narbe mit sich gut gemeistert. Bleiben die Menschen in der Sprachaufenthalt machen und fasst an einer rum.» Ausbildung motiviert, so darf man zuversicht- höheren Fachschule eine Ausbildung als Ho- lich sein, dass die «Generation Corona» ihren telier ins Auge. «Damit könnte ich ein Hotel Daniel Jositsch, Ständerat und Präsident des Berufsweg unbeschadet machen wird. führen, aber auch in anderen Branchen gut Kaufmännischen Verbands, mochte dies nicht — einen Job finden», ist er überzeugt. einfach hinnehmen. Bereits im Juni vor einem Hansjörg Schmid
DAS THEMA: DIE WELT NACH CORONA 12 Häusliche Gewalt in Zeiten von Corona Die Pandemie und insbesondere der Lockdown hatten für jeden von uns grosse Auswirkungen. Besonders betroffen aber waren Frauen und Kinder, die schon vorher häuslicher Gewalt ausgesetzt waren und die sich durch die restriktiven Massnahmen gezwungenermassen viel mehr im häuslichen Umfeld aufhalten mussten. Wir haben mit verschiedenen Anlaufstellen gesprochen, um uns ein Bild davon zu machen, wie die Lage wirklich ist. Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt konflikte und leichtere Formen häuslicher sind in der Schweiz weitverbreitet und verursa- Gewalt, die nicht zu einer Anzeige führen, zu- chen grosses Leid. Laut Regierung stirbt im genommen haben. So stellen die Opferbera- Durchschnitt alle zweieinhalb Wochen eine tungsstellen in gewissen Kantonen eine Ten- Frau an den Folgen eines solchen Übergriffs. denz zur Zunahme von Neumeldungen fest; Schätzungsweise 27 000 Kinder sind jedes Frauenhäuser sind weitgehend ausgelastet und Jahr von häuslicher Gewalt mitbetroffen. Seit müssen Hilfesuchende teils an Unterkünfte in Jahren gibt es einen Trend zur leichten Zunah- anderen Kantonen vermitteln; und mehrere me. Mit 20 123 Straftaten wurde 2020 ein neu- Kantone, in denen die Zahl der Polizeieinsätze er Höchststand im Bereich der häuslichen Ge- (auch ohne Strafverfahren) erhoben wird, be- walt registriert. obachten temporär einen Zuwachs an Inter- ventionen. Schweigende Telefone im Lockdown Wo man Hilfe bekommt Die Coronapandemie verstärkt Risikofaktoren, Diese Ausgangslage erfordert auch in den die häusliche Gewalt begünstigen. Laut Opfer- nächsten Monaten eine intensive Beobachtung hilfe Schweiz sind hier insbesondere wirtschaft- Auch laut SODK (Konferenz der kantonalen vonseiten der Behörden. Gewaltbetroffene liche Not, Existenzängste und die Mehrfachbe- Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren) selbst, ihre Angehörigen oder Nachbarinnen lastung durch Homeoffice und Homeschooling 2020 lässt sich gemäss der Opferhilfestatistik und Nachbarn müssen wissen, wo sie Hilfe er- ausschlaggebend. Aber auch Suchtprobleme insgesamt eine Zunahme der Beratungen der halten: Sei dies in Form von Beratung bei der sind hier zu nennen, die potenziell zu Stress Opferhilfe (2020: 43 263, 2019: 41 154 Bera- Opferhilfe oder bei der Polizei unter der Not- situationen innerhalb des Haushalts führen. tungen) feststellen. rufnummer 117. Während des Lockdowns gab es kaum Mel- Task Force Häusliche Gewalt Um diese Hilfsangebote bekannter zu machen, dungen von Betroffenen. Die Telefone standen und Corona gab es im vergangenen Jahr verschiedene kan- praktisch still, wie Pia Allemann, Co-Geschäfts- tonale Kampagnen. Auf nationaler Ebene leiterin von der Zürcher Beratungsstelle für Die «Taskforce Häusliche Gewalt und Corona» führte die Taskforce eine Plakataktion in 13 Frauen gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft von Bund und Kantonen nimmt seit Frühling Sprachen sowie zwei Social-Media-Kampag- (BIF) berichtet. «Nach dem Lockdown 2020, 2020 regelmässig Lagebeurteilungen anhand nen zur nationalen Website www.opferhilfe- im Mai und Juni hatten wir dafür rund 30% der Informationen der Einsatzbehörden, der schweiz.ch durch. Mit Letzteren konnten 2,3 mehr Meldungen von häuslicher Gewalt.» Ih- kantonalen Opferhilfestellen und der Schutz- Millionen Personen erreicht werden, davon rer Meinung nach konnten sich während des unterkünfte vor. Gemäss der aktuellen Beur- 600 000 Jugendliche. Eine Wiederaufnahme Lockdowns viele Frauen keine Hilfe holen. teilung gibt es Hinweise dafür, dass Familien- dieser Kampagne wird geprüft.
DAS THEMA: DIE WELT NACH CORONA 13 Interaktives Online-Tool im Auf bau Der Coronalockdown hat den schweizerischen Frauendachverband alliance F auf die Idee ge- bracht, ein interaktives Online-Tool zu entwi- ckeln, das von häuslicher Gewalt Betroffene und Angehörige früh erreichen soll, sie infor- miert, in der Entscheidungsfindung begleitet und sie ermutigt, Hilfe bei bestehenden Ange- boten zu suchen. Mit dem Tool #withyou kön- nen Betroffene auch die Gesundheit ihrer Be- ziehung testen sowie potenzielle Beweise für die Gewalt sicher und diskret online abspei- chern. Ziel ist es, Frauen abzuholen, bevor die Gewalt eskaliert. Mit solchen Online-Tools ergänzt und unter- stützt #withyou die Arbeit von Anlaufstellen und weiteren Personen wie Hausärzt*innen oder Polizist*innen, die regelmässig Kontakt mit Betroffenen haben. Das Tool wird derzeit mit der Unterstützung von Gewaltbetroffenen, Angehörigen und wei- teren Akteur*innen entwickelt und getestet, um sicherzustellen, dass es wirklich hilfreich ist und genutzt wird. Im Frühjahr 2022 soll es lanciert werden. Mehr Informationen unter www.with-you.ch Ein internationales Handzeichen soll eine Notlage signalisieren Die kanadische Stiftung Canadian Woman Foundation kreierte für Frauen bereits im Ap- ril 2020 ein Handzeichen, mit dem Opfer ih- rem Umfeld und Passanten unauffällig mittei- len können, dass sie in Not sind. Das Zeichen hat bereits in den sozialen Medien mit Videos international für Aufmerksamkeit gesorgt. In der Schweiz ist das Zeichen noch weitgehend Mehr Informationen: www.canadianwomen.org unbekannt. Hier ein Link Adressen bei Gewalt Es geht wie folgt: Die sich in Notlage befinden- de Person klappt dazu ihren Daumen zur für das Video dazu: Handinnenfläche hin und schliesst danach die Beratung und Hilfe für Opfer von Gewalt: übrigen 4 Finger über dem Daumen. Die www.opferhilfe-schweiz.ch Handinnenfläche sollte dazu zur Person zei- Beratung und Hilfe für Gewalt gen, der man Hilfe signalisieren will. ausübende Personen: — www.fvgs.ch/Fachstellen.html Ariane Modaressi Polizeiliche Notfallnummer: Telefon 117
DAS THEMA: DIE WELT NACH CORONA 14 Vision einer besseren Welt nach Corona Wir sollten die Coronapandemie als Weck- seitige Lernen, das Zeitreisen und das Fan- Foto: iStockphoto ruf begreifen und die Chance nutzen, eine tasieren» fördern. bessere (Arbeits-)Welt zu gestalten. Der Un- ternehmensberater in Zukunftsfragen Joël — Statt für einen einzigen Arbeitgeber können Luc Cachelin gibt uns dazu in seinem Buch Menschen für ein Ökosystem tätig sein, für «Antikörper» wertvolle Anstösse. eine Gruppe von Unternehmen mit ähnli- chen Zielen. Machen wir nach Corona weiter wie bisher? Können wir es überhaupt angesichts des dro- — Lernguthaben sollen das lebenslange Ler- henden Klimakollapses, der zunehmenden nen sicherstellen. Spaltung der Gesellschaft, der grassierenden Verschwörungstheorien, der wachsenden Un- — «Das gesellschaftliche Immunsystem funk- sicherheiten, weiterer möglicher Pandemien? tioniert als Kollektiv.» Wir dürfen uns also Für den Unternehmensberater und Gründer nicht antikollektiv verhalten, also nur unse- des digitalen Thinktanks für die digitale Ge- In Kreisläufen denken re eigenen Interessen verfolgen. Zudem sellschaft Joël Luc Cachelin lautet die Antwort dürfen wir bescheidener und weniger an- klar «Nein». In seinem Buch «Antikörper» Bisher haben wir, gerade bei Innovationen, li- spruchsvoll werden. zeigt er auf, warum wir «Gefangene der Ge- near gedacht. Stattdessen schlägt Joël Luc Ca- genwart» sind, und entwirft mit Blick auf die chelin vor, in Kreisläufen zu denken und zu — Damit Menschen flexibler und ohne (finan- Vergangenheit eine bessere Zukunft. handeln. (Mit seinem Buch macht er es selbst zielle) Nachteile dort zum Einsatz kommen vor, es ist als Kreislauf angelegt.) Jede Innova- können, wo sie gebraucht werden (in einer Wir stehen unserer Zukunft tion hat Chancen und Risiken, Wirkungen und Pandemie z. B. im Contact Tracing oder in selbst im Weg Nebenwirkungen. Dessen müssen wir uns be- einem Impfzentrum), ist ihr Einkommen zu wusst sein und entsprechend verantwortungs- sichern, beispielsweise mit einem Grund- Gemäss Cachelins Analyse klammern wir uns voll handeln. einkommen. an alte Innovationen und bremsen damit den Fortschritt aus. Sei dies in der Technologie, wo Wo müssen wir für eine bessere Zukunft an- — Technologie können wir gezielt und sinnvoll zum Beispiel die Handykameras immer mehr setzen, was soll sich konkret ändern? Cachelin einsetzen, um Viren zu entdecken und zu Megapixel produzieren, aber keine besseren macht eine Reihe von Vorschlägen. Besonders tracen, aber auch, um der Umwelt Sorge zu Fotos machen. Sei es in unserer Beziehung zu bedenkenswert sind die folgenden: tragen. «Grüne und digitale Transformati- den Tieren, die wir ausbeuten, um uns unge- on wachsen zusammen.» sund zu ernähren und dabei zu riskieren, mit — Drei Viertel der Infektionen, die wir uns tödlichen Viren angesteckt zu werden. Sei es in einfangen, stammen von Tieren. Die Men- Damit werden wir in der Vorstellung von Joël der Wirtschaft, die zu sehr auf den kurzfristi- schen sollen darum Wildtiere in Ruhe las- Luc Cachelin selbst zu Antikörpern und meis- gen Gewinn ausgerichtet ist und sich kaum da- sen und Ihre Lebensräume nicht zerstören. tern kommende Epidemien und sonstige Kri- rum kümmert, was ihre Produkte für Auswir- Die anderen Tiere sollen nicht in Massen sen. kungen auf Umwelt, Mensch und Tier – und gehalten und ausgenutzt werden. — Angestellte – haben. Sei es in den Medien, wo Hansjörg Schmid es zu einer «Infodemie» kommt: Lügen und — Unternehmen und Organisationen sollen Halbwahrheiten verseuchen das Internet. ganzheitlich handeln und keine Risiken aus- Oder sei es in der Politik, wo die Ideologie wie blenden. Sie sollen «lähmende Hierarchien» Buch «Antikörper» ein grosses Brett vor dem Kopf jegliche Sicht überwinden, ein gutes Betriebsklima schaf- auf Lösungen verdeckt. fen, Diversität leben, die Chancen der Digi- talisierung nutzen und ohne Abfall wirt- Das Buch «Antikörper. Innovation Covid-19 zeigt auf, wie wir den Weg in die Zu- schaften. «Führung, Weiterbildung und neu denken» von Joël Luc Cachelin ist im kunft neu denken können. Unternehmenskulturen» sollen «das gegen- Stämpfli Verlag erschienen.
DIE ARBEITSWELT 15 Die Aufgabe bleibt: den CO2-Ausstoss senken Sehr viel lieber hätte ich an dieser Stelle ist klar, dass Lenkungsabgaben die effizientes- Foto: iStockphoto meine Freude über die gewonnene Abstim- ten Mittel sind, um den Klimawandel zu be- mung zum CO2 -Gesetz ausgedrückt und Ih- kämpfen. Subventionen kosten mehr und leis- nen erzählt, wie wir nun mit der Umsetzung ten weniger – da sind sich die Ökonomen einig. beginnen wollen. Vielleicht sind Sie genauso enttäuscht wie ich, vielleicht freuen Sie sich Dass Lenkungsabgaben unbeliebt sind, liegt aber auch darüber, dass angedrohte Kosten möglicherweise aber ganz einfach am verwende- nun nicht auf Sie zukommen werden. Beide ten Begriff: Wer möchte schon gerne «gelenkt» Wahrnehmungen müssen in einer Demo- werden? Vielleicht sollten wir die Kommunika- kratie Platz haben. tion vollständig umdrehen? Wie wäre Folgen- des: Jeder Mensch in der Schweiz erhält am An- Selbstkritisch müssen wir uns eingestehen, fang des Jahres einen Geldbetrag. Mit diesem dass es der Pro-Kampagne nicht gelungen ist, Betrag könnten Verschmutzungsrechte gekauft die Abstimmenden mit einer konsistenten Vi- Noch schlimmere Hitzewellen? Lieber nicht! werden. Schafft es jemand, mit geringeren sion davon zu überzeugen, wie viele Vorteile Emissionen auszukommen, bleibt das Geld frei eine engagierte Klimapolitik für uns alle hat. mehr auf fossile Treibstoffe angewiesen ist. für anderes. Vielleicht würde so eher sichtbar, Gleiches gilt für die Industrie. Auch sie muss dass Preismechanismen Fairness herstellen. Die Wirtschaft ist bereit möglichst schnell auf erneuerbare Energien umstellen. Freiwilligkeit allein wird wohl nicht Wie dem auch sei: Die Demokratie kann ihre Bei meinen Kontakten mit Firmenvertretern ausreichen, um diese Ziele zu erreichen. Stärke ausspielen, wenn wir weiter im Dialog stelle ich immer wieder fest: Die Wirtschaft ist bleiben. Doch bleibt ein Wermutstropfen am bereit, sich auf den Kampf gegen die Klima- Wir müssen uns daher auch die Frage stellen, Ende dieser Kampagne, denn es wird offen- krise einzustellen. Netto-Null-Ziele, wie sie ob wir die klimapolitischen Werkzeuge anpas- sichtlich, dass es für die Demokratie eine Her- immer mehr (vor allem grosse) Unternehmen sen müssen. Wäre es beispielsweise sinnvoll, in ausforderung ist, unangenehme, aber notwen- verabschieden, sind mehr als Lippenbekennt- Zukunft klimataugliches Verhalten vermehrt dige Massnahmen anzunehmen. nisse. Sie sind erste Schritte auf dem Weg in zu subventionieren? Natürlich besteht diese — eine klimataugliche Wirtschaft. Auch wenn Möglichkeit, und in einzelnen Fällen mag sie Christian Zeyer, Geschäftsführer die Herausforderungen für die Wirtschaft sich durchaus anbieten. Wir sollten aber nie Swisscleantech hoch bleiben: Die Auf bruchstimmung stimmt vergessen: Geld, das in Subventionen fliesst, mich optimistisch, dass wir auf diesem Weg muss zuerst erarbeitet werden. Das würde be- CO2 -Gesetz: Analyse vorankommen können. deuten: Der Staat müsste die Steuern erhöhen. — Ob dies eine beliebte und Erfolg versprechende Die täglich neuen Nachrichten über Rekord- Massnahme wäre, muss jede*r selbst beurtei- temperaturen in irgendwelchen Ecken der len. Persönlich finde ich es schwierig, zu akzep- Welt ermahnen uns aber zur Eile. Immer deut- tieren, dass das Verschmutzen gratis sein soll licher verdichten sich die Indizien für den Zu- und dass man dafür bezahlt werden soll, nicht sammenhang zwischen dem Klimawandel und zu verschmutzen. diesen Ereignissen. Es ist Zeit zu handeln. Lenkungsabgaben besser Wie weiter Die Herausforderungen als Subventionen — sind unverändert Lenkungsabgaben, wie sie im bestehenden Die Aufgaben, die vor uns stehen sind unver- CO2 -Gesetz eine wichtige Rolle spielen und die ändert. Nach wie vor müssen wir sicherstellen, im neuen Gesetz hätten ausgebaut werden sol- dass bis 2050 alle Gebäude fossilfrei beheizt len, nennen das Kind beim Namen: Wer ver- werden können und auch der Verkehr nicht schmutzt, soll bezahlen. Ökonomisch gesehen
DIE ARBEITSWELT 16 Bodenbelagsbranche kriegt die Kurve Die Bodenbelagsbranche hat Die Lieferengpässe sieht auch Urs sich in der Coronakrise gut ge- Steinegger als Problem. Er geht schlagen. Neu fordern Liefer- aber davon aus, dass sich die Situa- engpässe und steigende Preise tion in den nächsten sechs bis für Holz und andere Baumate- zwölf Monaten entspannt. Mehr rialien heraus. Sorgen bereitet ihm etwas ande- res: «Grundproblem der Branche «Zum Glück fast gar nicht», sagt bereits in den Jahren vor dem Pan- Daniel Heusser, Geschäftsleiter demieausbruch war und ist der des Verbands BodenSchweiz, auf ruinöse Preiswettbewerb.» Er die Frage, wie die Coronapande- hofft, dass sich die Materialpreise mie die Bodenbelagsbranche ge- stabilisieren oder gar wieder etwas troffen hat. BodenSchweiz habe zurückfallen, damit sich die unge- sich bereits beim ersten Lock- nügende Marge verbessere. Urs down vehement dafür eingesetzt, Steinegger ist allerdings pessimis- dass die Baustellen offenbleiben. tisch: «Angesichts der Unvernunft Mit Erfolg, nur in den Kantonen Daniel Heusser, Geschäftsleiter Urs Steinegger, Eigentümer und Unfähigkeit der Branche ist Genf und Tessin wurden sie ge- BodenSchweiz. Hans Hassler AG + Parkett-Maier AG. das wohl Wunschdenken. Die be- schlossen. reits vor der Pandemie stark ange- schlagene Ertragskraft der Branche wird sich weiter verschlechtern.» Urs Steinegger, Eigentümer der Hans Hassler AG + Parkett-Maier AG, Steinegger erwartet eine beschleunigte «Bereinigung auf der Angebots- stellte in der ersten Phase durchaus einen Rückgang der Nachfrage fest. seite», also die Schliessung von Betrieben. Aufträge wurden sistiert oder verschoben. «Private wollten keine Hand- werker im Haus.» Ab Herbst 2020 habe sich die Nachfrage aber erholt. Getrübte Aussichten Kurzarbeit haben Hans Hassler und Parkett-Maier nicht beansprucht. Urs Steinegger ist mit der Auftragslage unter dem Strich zufrieden. «Insgesamt erwarte ich in den nächsten ein bis drei Jahren, ausgehend von einem hohen Niveau, einen Nachfragerückgang nach Bodenbelägen Dass es nicht schlimmer kam, führt Daniel Heusser auch auf einen in- von 10 bis 20%», sagt Urs Steinegger. Als Gründe dafür sieht er die rück- teressanten Effekt zurück: «Da im Frühjahr 2020 die Schulhäuser ge- läufige Zuwanderung (aufgrund des angespannten Verhältnisses zur schlossen waren, wurden viele Aufträge vorgezogen. Es war niemand in EU, der sinkenden Standortattraktivität der Schweiz und des begrenz- den Schulhäusern, die Handwerker konnten ungestört und sicher ar- ten Wirtschaftswachstums), weniger Bedarf an Büroräumlichkeiten beiten.» und höhere Leerwohnungsbestände. Positiv für die Branche findet er das weiterhin tiefe Zinsniveau. Investitionen der öffentlichen Hand, von Nicht zuletzt haben die konsequent umgesetzten Schutzkonzepte in der denen die Branche profitieren könnte, gehen gemäss Steinegger auf- Branche dazu beigetragen, dass die Bodenleger*innen weiterarbeiten grund der Covidverschuldung zurück. konnten. Homeoffice war für sie ja nicht möglich. «Unsere Branche sehnt sich nach Normalität», weiss Daniel Heusser Schwierige Preissituation und fordert: «Wir müssen lernen, mit Corona zu leben, und können uns nicht jahrelang von einem Lockdown zum anderen hangeln. Das ist kei- Schlagzeilen machten jüngst die stark gestiegenen Preise für Holz und ne Strategie.» Für die Bodenbelags- bzw. die Baubranche erwartet er andere Baumaterialien. Dies wirkt sich auf die Preise für Parkett und weiterhin eine intakte Konjunktur. Statt auf Corona sollten wir jedoch Laminat aus. Daniel Heusser weist auf einen weiteren preistreibenden «aus wirtschaftlicher Sicht den Fokus besser auf das gescheiterte Rah- Faktor hin: die Verteuerung bei den Transportwegen. Fast noch schlim- menabkommen richten – ungünstige Beziehungen zur EU können unse- mer findet er für die Branche allerdings die Lieferverzögerungen. «Dies re Wirtschaft weitaus mehr schädigen». erschwert den Bauhandwerkern ihre Planung massiv.» Leider brächten — gewisse Kunden dafür wenig Verständnis auf. Hansjörg Schmid
DER VERBAND 17 Faire und ausgewogene Vertretung aller Berufsleute in der Politik Rund 80% der Beschäftigten sind heute im Dienstleistungssektor und in Wissensberufen tätig. In den ausserparlamentarischen Gremien auf Bundesebene sind sie jedoch dramatisch unterrepräsentiert. Dies wollen die unabhängigen Angestelltenverbände der plattform ändern. Ausserparlamentarische Kommissionen und Für die weniger qualifizierten Erwerbstätigen Foto: iStockphoto Aufsichtsgremien bieten eine gute Gelegen- mit tieferem Einkommen sind eher die Ge- heit, frühzeitig Informationen über relevante werkschaften zuständig, für die gut ausgebil- politische Geschäfte zu erhalten und diese mit- deten mit höherem Einkommen die unabhän- zugestalten. Seit der Absprache zwischen den gigen Angestelltenverbände. Der aktuelle beiden Gewerkschaftsdachverbänden Schwei- Verteilungsschlüssel auf Bundesebene ist je- zerischer Gewerkschaftsbund und Travail. doch deutlich unausgeglichener und reflektiert Suisse im Jahr 2003, alle relevanten Sitze ohne die heterogene Arbeitnehmerschaft nicht. Neuausschreibungen unter sich aufzuteilen, werden die Interessen zahlreicher Berufsleute Revision des Regierungs- und Verwaltungs- aus dem Dienstleistungssektor und den Wis- organisationsgesetzes sensberufen nicht mehr vertreten. Das Regierungs- und Verwaltungsorganisati- Von den elf Gremien, die sich mit Arbeitneh- onsgesetzes, das die Besetzung dieser Kom- mer-relevanten Themen auseinandersetzen, missionen regelt, verlangt Ausgewogenheit werden 35 von 55 Sitzen vom SGB und 18 von Dienstleistungsberufe – von der Politik vernachlässigt. nach Geschlecht, Sprache und Region sowie Travail.Suisse beansprucht. Unabhängigen An- nach Alters- und Interessengruppen. Im seit gestelltenverbänden sind gerade mal zwei Sitze machen. «Die Angestellten, die wir vertreten, 2003 geltenden System der Sitzverteilung zugebilligt. In den weiteren neun arbeitsmarkt- sind die schweigende Mehrheit», betont er. «Es funktioniert dieser gesetzlich geforderte Plu- politisch relevanten Gremien sind unabhängige kann und darf nicht sein, dass die gesamte Ar- ralismus jedoch nicht: Grosse Teile der Er- Angestelltenverbände gar nicht erst vertreten. beitsmarkt- und Sozialpolitik der Schweiz auf werbstätigen können sich aktuell nicht in den die Interessen eines kleinen Teils der Arbeit- demokratischen Prozess einbringen. Dienstleistungs- und Wissensberufe nehmerschaft ausgerichtet ist.» kaum vertreten Die plattform fordert deswegen eine Revision Umfrageergebnisse bestätigen dringenden des Regierungs- und Verwaltungsorganisati- Erwerbstätige aus dem Dienstleistungssektor Reformbedarf onsgesetz (RVOG), damit künftig offene Aus- und den Wissensberufen machen mit 80% die schreibungen und Ersatzwahlen für die regu- überwältigende Mehrheit der Arbeitnehmen- Zu Beginn des Jahres 2021 liess die plattform läre Besetzung der ausserparlamentarischen den aus und gehören zur derzeit am stärksten eine repräsentative Umfrage bei den Erwerbs- Kommissionen stattfinden können. Auch in wachsenden Berufsgruppe der Schweiz. In den tätigen in der Schweiz durchführen, um her- den Leitungsorganen und Aufsichtsgremien ausserparlamentarischen Gremien zu den The- auszufinden, wie gut ihre beruflichen Interes- muss die Sitzverteilung der heutigen Arbeit- men Arbeitsmarktpolitik und Sozialversiche- sen vertreten werden und wem sie mit der nehmerpopulation angepasst werden. Nur so rungen sind sie jedoch nur mit 4% der Sitze Interessenvertretung vertrauen. Aus der Um- wird eine faire und ausgewogene Vertretung vertreten. Auch Gig- und Crowdworker sowie frage geht hervor, dass Parteien, Gewerkschaf- aller Berufsleute und Interessengruppen er- Selbstständigerwerbende finden dort kaum ten und Angestelltenverbände für die Interes- reicht. Gehör. senvertretung der Erwerbstätigen eine — wichtige Rolle spielen. Gleich viel Erwerbstäti- die plattform Bereits im Sommer 2019 reichte Ständerat Da- ge (16%) sind Mitglied bei einer Gewerkschaft niel Jositsch eine Interpellation im Ständerat oder bei einem unabhängigen Angestelltenver- ein, um auf diesen Missstand aufmerksam zu band. Weitere 15% sind Mitglied einer Partei.
DER VERBAND 18 Premiere bei den Angestellten Schweiz Die erste virtuelle Delegiertenversammlung Aufgrund der unsicheren Lage der Pandemie hat der Vorstand an seiner Sitzung im April beschlossen, die diesjährige Delegiertenversammlung erstmals virtuell abzuhalten. Gemeinsam mit unserem langjährigen IT-Partner Netrics investierte die Geschäftsstelle viel Zeit, die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für diese Premiere aufzugleisen. Die Delegiertenversammlung wurde über Microsoft Teams abgehalten, und die Abstimmungen wurden mit dem Tool Polyas durchgeführt. Trotz der räumlichen Distanz fand die Dele- giertenversammlung in sehr guter Atmosphäre statt, und es zeigte sich, dass die digitale Kom- petenz unserer Mitglieder hervorragend ist. Vizepräsident Alexander Bélaz wurde von den Delegierten zum Präsidenten gewählt. Die da- durch entstandene Vakanz im Vizepräsidium wurde mit Emilie Etesi wieder durch eine Frau besetzt. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Robert Hediger, Urs Meienhofer und Bruce Nyfeler wurden für die neue Legislatur wieder- gewählt. Unterstützt werden sie von dem neu gewählten Vorstandsmitglied Martin Wey. Der Jurist war bereits vor ein paar Jahren im Vor- stand unseres Verbandes tätig, bevor er zum Stadtpräsidenten von Olten gewählt wurde. Alle Gewählten dankten den Delegierten für das Vertrauen und freuen sich auf die gute Zu- sammenarbeit. Des Weiteren informierte der renommierte Markenexperte Prof. Dr. Jürgen Häusler die Delegierten über das Projekt für die neue Mar- kenpositionierung der Angestellten Schweiz. Emilie Etesi übernimmt neu das Vizepräsidium. Martin Wey wurde von den Delegierten wieder in In der abschliessenden Fragerunde zeigte sich den Vorstand gewählt. erneut, dass die erste virtuelle Delegiertenver- sammlung unseres Verbandes bei den Zuge- schalteten gut ankam. — Ariane Modaressi
DER VERBAND 19 Erstmals in der Verbandsgeschichte fand die diesjährige DV in virtueller Form statt.
DER VERBAND 20 Netzwerkevents Fokus Gesundheit Impulse für Ihre körperliche und seelische Gesundheit Einen grossen Teil Ihrer Lebenszeit verbrin- Erfahren Sie aus erster Hand von Expert*in- Programm 25.11., 17.30 bis 19.15 Uhr, gen Sie am Arbeitsplatz. Ihre Arbeit und Ihr nen aus dem Gesundheitsbereich, wie Sie den anschliessend Netzwerkapéro Arbeitsumfeld haben einen wesentlichen Herausforderungen unserer modernen Ar- — Einfluss auf Ihre Gesundheit. In unserer beitswelt begegnen und dabei gesund bleiben Was ist Gesundheit und wie kann ich Eventreihe «Fokus Gesundheit» geben Ih- können. An den Anlässen haben Sie auch die sie fördern? nen Expert*innen aus dem Gesundheitsbe- Gelegenheit, sich mit den Expert*innen und Prof. Dr. Martin Hafen, Institut Sozialma- reich wertvolle Tipps, wie Sie an der Arbeit anderen Berufstätigen auszutauschen. nagement, Sozialpolitik und Prävention, und auch sonst im Leben gesund bleiben Hochschule Luzern können. Programm 23. September, 17.30 bis — 19.15 Uhr, anschliessend Netzwerkapéro Ernährung, die neue Religion? Unsere Arbeitswelt wandelt sich aktuell beson- — Prof. Dr. Christine Brombach, ZHAW Life ders rasch und dramatisch – angetrieben durch Was erhält Menschen gesund? Sciences und Facility Management, die Digitalisierung und verstärkt durch die Co- Prof. Dr. Thomas Mattig, Direktor Gesund- Wädenswil ronapandemie. Die Arbeitsformen, Arbeitsab- heitsförderung CH — läufe, Arbeitsorganisation, Arbeitsorte, Ar- — KV-Business School, Zürich, beitszeiten – alles ändert sich. Die Grenzen Gesund bei der Arbeit – praktische Tipps 17.30 bis 20.00 Uhr zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. für Ihren Arbeitsalltag — Für unsere Arbeit brauchen wir zunehmend Lucy Waersegers, Projektleiterin Anmeldeschluss: 20. November 2021 höhere Qualifikationen. Wir müssen uns stetig Gesundheitsförderung beim ifa, Institut für neue Skills aneignen. Arbeitsmedizin, Baden — Kosten und Anmeldung Den Herausforderungen der modernen Stiftung zum Glockenhaus, 8021 Zürich — Arbeitswelt begegnen — Für Mitglieder der Angestellten Schweiz und Anmeldeschluss: 18. September 2021 Mitarbeitende in ASM-Firmen sind die Anläs- Eine grosse Arbeitsbelastung, ständige Er- se (GAV der MEM-Industrie) kostenlos. Der reichbarkeit und hohe Erwartungen an unsere Preis für Nichtmitglieder beträgt 50 Franken. Flexibilität bringen uns an unsere Grenzen. Sie können sich direkt über die QR-Codes Die dadurch entstehenden Belastungen haben unten oder auf der Website der Angestellten Auswirkungen auf die physische und psychi- Schweiz (Veranstaltungskalender) anmelden. sche Gesundheit – und damit auf die Arbeits- leistung und unser Leben ganz allgemein. Uns ist es ein Anliegen, dass Sie möglichst ge- sund sind und es lange bleiben. Darum haben Mit freundlicher Unterstützung wir für Sie eine Eventreihe mit Fokus Gesund- von unseren Partnern: heit zusammengestellt, an der sie wertvolle In- formationen über dieses wichtige Thema abho- — — len können. Event 23. September Event 25. November
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