Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft

 
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Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft
HERBST 2021

                  Neues Wohngefühl                   Planen für morgen                  Auf Zeitreise
              Für uns und fürs Klima: energetische   Im Interview: die Expertin   Die ältesten Genossenschafts­
                Modernisierung schreitet voran             Dr. Iris Beuerle             gebäude Hamburgs
Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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                    Liebe Mitglieder,                                 DA S M AG A Z I N D E R

    wir begrüßen Sie herzlich zur Herbstausgabe der
    bei uns. Sie halten das beste Beispiel dafür in
                                                         I N H A LT
    Händen, wie fruchtbar die Zusammenarbeit der
                                                               Hey, altes Haus!
    Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften sein           3
                                                               Auf den Spuren der ältesten Ge-
    kann. Verbunden durch die gleichen Anliegen,               nossenschaftsgebäude Hamburgs

    bündeln wir unsere Energien in einem Verein, der     4     Energetische Modernisierung
                                                               Die Hans-Schwenkel-Wohnanlage
    nicht nur dieses Magazin herausgibt. „Als Akteur           in Langenhorn
    im Hamburger Stadtgeschehen wollen wir vereint       6     Quartier im Wandel
    nach außen tragen, wie modern, zeitgemäß und               Das Alsterdorf seit den 50er Jahren
    attraktiv das Modell Genossenschaft ist und          8     Ein starkes Team
    bleibt“, sagt Michael Wulf, als eines der sechs            Der neu gewählte Vereinsvorstand

    Vorstandsmitglieder des Vereins. Wir stellen         10    Wir für Hamburg
                                                               30 Mitglieder sind ein starker Verein
    Ihnen das neue Team vor und nutzen die               12    Synergien nutzen
    Gelegenheit, einen ganz grundsätzlichen Blick              Das Gemeinschaftsprojekt bei uns

    auf das zu werfen, was Genossenschaft im Kern        14    Auf gute Nachbarschaft!
                                                               Die Hausordnung – anders erklärt
    ausmacht: der Wunsch nach einem besseren,
                                                               Bündnis für das Wohnen
    gemeinschaftlichen Leben.                            16
                                                               Mehr Wohnraum für Hamburg

                                                         17    Facts & Figures
    In diesem Sinne: Genießen Sie den Herbst!                  Die Wohnungsbaugenossen­
                                                               schaften in Zahlen

                                                         18    Einer für alle – alle für einen?
                                                               Wohnungsbaugenossenschaften
                                                               können gelebte Utopie sein

                                                         20    Selbst ist der Mensch
                                                               Zu den Grundprinzipien des
                                                               genossenschaftlichen Gedankens

                                                         22    Planen für morgen
                                                               Dr. Iris Beuerle über das Potenzial
                                                               von Wohnungsgenossenschaften

                                                         24    Im Livestream
                                                                                                       Titelmotiv: Markus Tollhopf, Seite 2: Ralf Niemzig

                                   Julia Eble                  Die Vertreterversammlung 2021
                               Redaktion „bei uns“
                          redaktion@schiffszimmerer.de
                                                         25    Der Froschkönig
                                                               Ins Theater zum Weihnachtsmärchen

                                                         26    Nummer gegen Kummer
                                                               Die Notdienstzentrale ist für Sie da

                                                         27    Rätsel, Impressum

    AUSGABE HERBST 2021
Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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                          H A M B U RG H I STO R I S C H

                                                                Auf Zeitreise
                                       Hamburgs älteste Genossenschaftshäuser? Gar nicht so einfach zu
                                       finden! Im Grunde ist der Weg das Ziel: Man stößt auf charmante
                                     Altbauten, auferstandene Ikonen und lebendige Architekturgeschichte.

                                                                                1878 errichtet und
                                                                                   noch heute in
                          Den einen ältesten Genossenschaftsbau Ham-            Genossenschafts-       lohnen er und das ihn umgebende kleine Quartier
                                                                                  bestand: Dieser
                          burgs benennen zu wollen hat seine Tücken:                                   rund um den Venusberg in Hamburg-Neustadt ei-
                                                                                Altbau in St. Georg
                          Sowohl der Altonaer Spar- und Bauverein als auch          gehört den         nen Besuch für Fans von Backstein- und 50er-Jahre-
                          die in Wandsbek gegründete WHW haben zum               Schiffszimmerern.     Architektur, die hier mit klaren Linien und für die
                          Teil sehr alten Wohnbestand, gehörten aber in                                damalige Zeit fast futuristischen Balkonen ihre
                          ihrer Anfangszeit noch nicht zum Hamburger                                   ganze Ästhetik entfaltet. Aber auch Spaziergänger
                          Stadtgebiet. Die älteste heute noch bestehende Hamburger         in Eimsbüttel können auf den Spuren der Geschichte wan-
                          Genossenschaft ist die Allgemeine Deutsche Schiffszim-           deln, und zwar am Stellinger Weg Ecke Methfesselstraße:
                          merer-Genossenschaft eG; sie besteht seit 1875. Fast genauso     Dort errichtete der Bau- und Sparverein zu Hamburg, der
                          alt sind einige heute noch in ihrem Besitz befindliche Gebäu-    allerdings 1903 in eine AG umgewandelt wurde, 1899 die erste
                          de – zum Beispiel das Vorder- und Hinterhaus in der Langen       „Hamburger Burg“. Sie wurde zum Vorbild für den Massen-
                          Reihe 67 und 65 b im Stadtteil St. Georg, das 1878 entstand.     wohnungsbau; es gab Platz für Gemeinschaft und Dialog so-
                          Kniffliges Detail bei der Spurensuche: Bauherr war die Genos-    wie Licht von allen Seiten.
                          senschaft damals noch nicht. Ihr erstes eigenes Haus bauten          In ihrer gesamten Geschichte waren Genossenschafts-
                          die Schiffszimmerer im Jahr 1900. Sein offizieller Name laute-   bauten immer wieder Spielwiese für Reformarchitektur, neue
                          te zwar Gebhardhof, Zeitgenossen war der stolze und un-          Ideen und Visionen des Zusammenlebens. Ein Erbe, das heu-
                          pragmatische Bau aber schon bald als „Arbeiterschloss“ ein       te gerade in Hamburg lebendig ist wie eh und je – dank span-
                          Begriff. Bedauerlicherweise wurde das Gebäude wie so viele       nender Quartiersprojekte und Sozialmanagement-Bestre-
Fotos: Steven Haberland

                          Genossenschaftsbauten der Gründungsgeneration im Zwei-           bungen zu Themen wie Generationendialog, Pflege, Kinder-
                          ten Weltkrieg zerstört. Etwa 20 Meter entfernt von seinem        betreuung und Inklusion. Wohnen in Genossenschaften, das
                          ursprünglichen Standort steht heute immerhin der „neue“,         bedeutet auch in Zukunft, das Gesicht von Stadt und Viertel
                          ebenfalls sehr stattliche Gebhardhof. Erbaut im Jahr 1959,       aktiv mitzuprägen – nicht nur, aber auch optisch.

                                                                                                                                            AUSGABE HERBST 2021
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4   SCHIFFSZIMMERER

                                                                                                               Heike und Norbert
                                                                                                              Schiller freuen sich,
                                                                                                               dass ihre Wohnung
                                                                                                                 seit der energe­
                                                                                                              tischen Modernisie­
                                                                                                              rung viel behaglicher
                                                                                                                 ist und dass sie
                                                                                                              dadurch Heizkosten
                                                                                                               einsparen können.

                                                E N E RG E T I S C H E M O D E R N I S I E R U N G

            „Ein ganz neues Wohngefühl“
                       Derzeit modernisieren wir unsere Hans-Schwenkel-Wohnanlage in
                  Langenhorn energetisch. Damit senken wir nicht nur den CO2-Ausstoß und
                  leisten damit einen Beitrag zum Klimaschutz – auch unsere Bewohnerinnen
                         und Bewohner profitieren nach der Bauzeit von dem Ergebnis.

    E
             ine unserer größten Wohnanla-     Jahren energetisch modernisiert. Derzeit              Wärmedämmung senken wir den
             gen wird energetisch moderni-     nehmen wir die Wärmedämmung des                       CO2-Ausstoß der in die Jahre gekom-
             siert. In Langenhorn haben wir    fünften Bauabschnitts vor: Dazu gehören               menen Gebäude deutlich und leisten da-
             2017 damit begonnen. In mehre-    sieben Gebäude mit 102 Wohnungen.                     mit einen wichtigen Beitrag zum Klima-
             ren Bauabschnitten dämmen wir         Eigene Untersuchungen zur Bauphysik               schutz“, erklärt Vorstand Thomas Speeth.
    nach und nach die Fassade, tauschen die    sowie die Auswertung der Energieverbräu-              „Vor allem aber sind die Wohnungen nach
    Fenster aus, erneuern die Hauseingänge     che und der CO2-Bilanz machten vor Bau-               der Dämmung für die Bewohnerinnen und
    und ersetzen die alten Balkone durch       beginn deutlich: Eine energetische Moder-             Bewohner viel wohnlicher und behag-
    neue und größere. Außerdem setzen wir      nisierung unserer Gebäude in der                      licher. Wir machen unsere Häuser damit
    die Dächer instand und nehmen einen hy-    Hans-Schwenkel-Wohnanlage ist dringend                fit für die nächsten vierzig Jahre.“
    draulischen Abgleich der Heizungsanlagen   notwendig. In einer Bewohnerbefragung                      Die energetische Modernisierung der
    vor. Seit Baubeginn haben wir in insge-    äußerten damals zudem viele unserer Mit-              Hans-Schwenkel-Wohnanlage ist ein
    samt vier Bauabschnitten über 200 un-      glieder den Wunsch nach einer Verbesse-               großes Projekt, das unsere Mitglieder in
    serer rund 477 Wohnungen aus den 60er-     rung der Wohnbehaglichkeit. „Mit der                  Langenhorn nun bereits seit vier Jahren

    AUSGABE HERBST 2021
Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft
SCHIFFSZIMMERER           5

                         beschäftigt. Keine einfache Zeit für unse-      strengend, aber ich habe bereits während       sten Bauabschnitts. Hier sind die Arbeiten
                         re Bewohnerinnen und Bewohner, denn             des kalten Frühjahrs gemerkt, dass ich in      vollständig abgeschlossen. Sie möchten
                         die Belastungen durch die Bauarbeiten           meiner Wohnung deutlich weniger Heizen         die Wärmedämmung ihres Wohngebäu-
                         sind zeitweise hoch: Lärm, Schmutz und          musste, um eine angenehme Temperatur           des nicht mehr missen. „Die energetische
                         die Baufahrzeuge im Quartier verlangen          zu erreichen. Und das, obwohl die Arbei-       Modernisierung hat für uns viele Plus-
                         unseren Mitgliedern viel Geduld und Ver-        ten an unserem Gebäude zu diesem Zeit-         punkte gebracht: Wir haben seitdem ein
                         ständnis ab. „Uns ist bewusst, dass ener-       punkt noch nicht einmal komplett abge-         viel besseres Raumklima und keine Feuch-
                         getische Modernisierungen in diesem Um-         schlossen waren“, so Werner Langermann.        tigkeit mehr in den Wänden. Das ist ein
                         fang einen Kraftakt für unsere Bewohne-         Melanie Erichsen freut vor allem das neue      ganz neues Wohngefühl. Im gesamten
                         rinnen und Bewohner bedeuten“, sagt             Erscheinungsbild der bereits fertigen Bau-     Wohnbereich hält sich die Wärme im
                         Roberto Donadelli aus unserer Abteilung         abschnitte. „Das sieht wirklich schick aus“,   Winter jetzt sehr gut. Unsere Heizkosten
                         Hochbau, der für das Projekt in Langen-         so die Vertreterin.                            haben sich seitdem halbiert“, freut sich
                         horn zuständig ist. „Ich möchte ihnen aber          Unser langjähriges Mitglied Norbert        Norbert Schiller. „Und es dringen durch
                         Mut machen: Das Ergebnis wird Sie umso          Schiller und seine Ehefrau Heike leben be-     die dreifach verglasten Fenster deutlich
                         mehr zufriedenstellen. Einen großen Teil        reits seit 1983 in unserer Hans-Schwenkel-     weniger Geräusche von draußen in die
                         der Modernisierung haben wir bereits ge-        Wohnanlage – in einer Wohnung des er-          Wohnung. Den Verkehr der Langenhorner
                         schafft. Bis voraussichtlich Mitte 2024                                                        Chaussee hören wir überhaupt nicht
                         folgt der letzte Bauabschnitt.“                                                                mehr. Das empfinde ich als großen Mehr-
                                                                                                                        wert“, ergänzt Heike Schiller.
                         Durchhalten lohnt sich
                         Auch wenn die Bauzeit mühsam und an-                                                           Quartiersmanagement als Wegbegleiter
                         strengend ist, unsere Erfahrung hat ge-                                                        Die energetische Modernisierung beglei-
                         zeigt: Wenn die Arbeiten abgeschlossen                                                         ten wir mit einem umfassenden Quartiers-
                         sind, hat das Erscheinungsbild der Wohn-                                                       management. Als Partner steht uns dabei
                         anlage deutlich gewonnen und unsere                                                            die Stiftung Freundeskreis Ochsenzoll zur
                         Mitglieder fühlen sich wohl. Das sieht                                                         Seite. In diesem Rahmen haben wir unsere
                         auch Nicola Ulbricht so. Sie wohnt im                                                          Mitglieder vor Ort an der Weiterentwick-
                         fünften Bauabschnitt, der derzeit moder-             So sahen unsere Gebäude in der            lung der Wohnanlage teilhaben lassen. In
                         nisiert wird: „Natürlich ist die Zeit der Mo-      Hans-Schwenkel-Wohnanlage vor der           verschiedenen Planungswerkstätten konn-
                         dernisierung erst mal stressig. Aber man            energetischen Modernisierung aus.          ten sich die Bewohnerinnen und Bewoh-
                         kann sich mit einfachen Maßnahmen ganz                                                         ner mit ihren Ideen und Wünschen ein-
                         gut damit arrangieren, indem man bei-                                                          bringen. Dabei haben wir außerdem neue
                         spielsweise die Fenster mit Vorhängen                                                          Quartiersangebote für unsere Mitglieder
                         oder Tüchern vor Einblicken schützt, wäh-                                                      geschaffen: Angebote von Nachbarn für
                         rend das Gerüst aufgebaut ist.“ Langfristig                                                    Nachbarn (zum Beispiel Klönschnack, Bas­
                         sieht Nicola Ulbricht vor allem die Vor-                                                       telaktionen, Sommerfeste) und Kursange-
                         teile der energetischen Modernisierung:                                                        bote in Zusammenarbeit mit der Stadt
                         „Das neue Erscheinungsbild unserer                                                             Hamburg wie Qigong und Yoga. Auch eine
                         Wohnanlage ist wirklich schön und mo-                                                          Quartierswohnung beziehungsweise einen
                         dern. Es sieht aus wie ein Neubau. Die                                                         Quartierscontainer, in den sich von der
                         Eingänge sind jetzt außerdem größer. Das         Modern und energieeffizient: Nach der         Modernisierung betroffene Bewohne-
                         kommt zum Beispiel Familien mit Kindern          Wärmedämmung präsentieren sich die            rinnen und Bewohner während der Bau-
                         zugute, da einfach viel mehr Platz ist.              Gebäude im neuen Gewand.                  zeit zurückziehen können, haben wir ein-
                         Auch die Terrassen und Balkone haben                                                           gerichtet.
                         optisch deutlich gewonnen.“                                                                        „Mehr als die Hälfte unserer energe-
                             Auch unsere Vertreterin Melanie Erich-                                                     tischen Modernisierung haben wir be-
                         sen und Vertreter Werner Langermann                                                            reits geschafft. Ich bedanke mich bei
                         sind mit der energetischen Modernisie-                                                         allen Bewohnerinnen und Bewohnern in
                         rung insgesamt zufrieden. Trotz der Stra-                                                      Langenhorn für ihre bisherige Unterstüt-
                         pazen während der Bauzeit lohne sich das                                                       zung und bitte weiterhin um Geduld,
                         Durchhalten. „Als die Planungen vor eini-                                                      solange die Arbeiten andauern“, sagt
                         gen Jahren begannen, war ich zunächst                                                          Projektleiter Roberto Donadelli. „Ich bin
Fotos: Markus Tollhopf

                         skeptisch. Die Genossenschaft hat uns                                                          mir sicher: Abschließend können wir uns
                         jedoch gut informiert und ist auf unsere        Die Bauzeit ist für unsere Bewohnerinnen       zusammen über die vielen neuen An-
                         Bedenken und Wünsche eingegangen. Die           und Bewohner sehr anstrengend, aber das        nehmlichkeiten freuen und das schöne
                         Zeit der Modernisierung ist wirklich an-             Ergebnis kann sich sehen lassen.          Ergebnis genießen.“

                                                                                                                                                 AUSGABE HERBST 2021
Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft
6   SCHIFFSZIMMERER

                                               U N S E R E Q U A RT I E R E I M WA N D E L : B I L S E R ST R A S S E

                          Vom Kleinstwohnungsbau zur
                            modernen Wohnanlage

                                                                                                                          Modern und komfortabel:
                                                                                                                          Heute schätzen unsere
                                                                                                                          Mitglieder die Annehmlich­
                                                                                                                          keiten unserer zeitgemäßen
                                                                                                                          und gut ausgestatteten
                                                                                                                          Wohnungen in einem der
                                                                                                                          beliebtesten Stadtteile in
                                                                                                                          Hamburgs Norden.

                 Erneuern durch Ersetzen: Anfang der 2000er-Jahre erhielt
                 unsere Wohnanlage in der Bilser Straße/Carl-Cohn-Straße
                 ein ganz neues Gesicht.
                                                                                                     Schlicht und einfach: Nach Kriegsende
                                                                                                     ging es vor allem darum, kostengünstigen
                                                                                                     Wohnraum zu schaffen.

                                 Anfang der 1950er-Jahre baute unsere Genossenschaft in
                                 Alsterdorf 273 Kleinstwohnungen für bedürftige Menschen.
    AUSGABE HERBST 2021
Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft
SCHIFFSZIMMERER            7

                                                              Unsere Wohnungen in Alsterdorf sind bei unseren Mitgliedern heiß begehrt:
                                                           In einem der beliebtesten Stadtteile in Hamburgs Norden bieten wir ihnen heute
                                                              über 200 moderne und gut ausgestattete Wohnungen. Doch das war nicht
                                                          immer so: Kurz nach Kriegsende ging es bei der Entstehung Anfang der 1950er-Jahre
                                                                vor allem darum, der Wohnungsnot entgegenzuwirken. Wie hat sich das
                                                                   Gesicht unserer Wohnanlage im Laufe der Jahrzehnte verändert?

                                                          D
                                                                     er Stadtteil Alsterdorf liegt in einer der attrak-   delte sich dabei häufig um Bewohnerinnen und Bewohner
                                                                     tivsten Wohngegenden Hamburgs: Die abwechs-          von Lager- und Nissenhütten, die mit ihrem Einzug 1952
                                                                     lungsreiche Bebauung reicht von Neubaufassa-         der Genossenschaft beitraten.
                                                                     den über Rotklinkerbauten und Reetdachhäuser             In den darauffolgenden Jahrzehnten verbesserte sich
                                                          bis hin zu historischen Fachwerkbauten. Die großzügigen         der Komfort der Anlage nach und nach: Im Jahr 1960 er-
                                                          Grünanlagen und die Nähe zur Alster bieten viel Raum für        hielt der Wohnkomplex eine maschinelle Waschanlage
                                                          Erholung. Gleichzeitig ist die Anbindung an die Innenstadt      und 1973 wurden dringend notwendige Modernisierungs-
                                                          durch die beiden nahe gelegenen U-Bahn-Haltestellen der         arbeiten durchgeführt. Für die zweite Hälfte der
                                                          Linie 1 – Alsterdorf und Lattenkamp – optimal. Seit 2019        1990er-Jahre waren erstmals umfassende Umbauarbei-
                                                          gibt es außerdem einen etwa 1,5 Kilometer langen Rad-           ten geplant. Neben einer Vergrößerung der Grundrisse
                                                          schnellweg zwischen dem Alsterdorfer Markt und dem              durch Zusammenlegung von Wohnungen war der Einbau
                                                          Stadtpark – keine Ampeln, keine Autos, keine Fußgänger.         von Vollbädern und Einbauküchen vorgesehen. Außerdem
                                                              Kein Wunder, dass unsere Wohnungen in Alsterdorf bei        sollten Abstellräume integriert und Balkone ergänzt wer-
                                                          unseren Mitgliedern so beliebt sind: Anfang der 2000er          den. Darüber hinaus war geplant, Elektrik und Sanitäranla-
                                                          erbaut, zeichnet sich unsere Wohnanlage durch eine              gen auszutauschen, neue Heizungen zu installieren, Dach-
                                                          zeitgemäße Architektur und viel Komfort aus. Die                geschosse auszubauen und eine zentrale Warmwasserver-
                                                          Niedrigenergiebauten verfügen über eine zentrale Warm-          sorgung einzubauen.
                                                          wasser- und Fernwärmeversorgung. Teilweise ergänzt                  Während des Planungsprozesses stellte sich jedoch
                                                          durch eine automatisierte Wohnungsbelüftung. Eine So-           heraus: Aufgrund der vorhandenen Gebäudestruktur, der
                                                          laranlage sowie eine Regenwassersammelanlage tragen zu          baurechtlichen Vorgaben und der Vorschriften zur Ener-
                                                          einer umweltschonenden Nutzung bei. Die 1,5- bis 4,5-           gieeinsparung würde ein Neubau wesentlich kostengüns­
                                                          Zimmerwohnungen mit 50 bis 114 Quadratmetern sind mit           tiger werden. Nach intensiven Überlegungen und Bera-
                                                          Balkonen, Loggien oder Terrassen ausgestattet und in vie-       tungen, auch mit den Wohnungsnutzerinnen und Woh-
                                                          len Fällen barrierearm zugänglich. In den Räumlichkeiten        nungsnutzern, fiel die Entscheidung für den Abriss der
                                                          der Anlage stehen unseren Mitgliedern außerdem ein              Häuser. Zunächst wurden zwei Häuserzeilen abgebrochen
                                                          Gemeinschaftsraum, eine Waschküche sowie Sammelga-              und in einem ersten Bauabschnitt durch 69 öffentlich ge-
                                                          ragen zur Verfügung.                                            förderte Neubauwohnungen ersetzt. Zeitgleich entstan-
                                                              So viele Annehmlichkeiten konnten unsere Mitglieder         den am Rand der Wohnsiedlung nach Abbruch eines Ge-
                                                          in Alsterdorf nicht immer genießen: Denn als unsere Ge-         werbeobjekts 17 neue Wohnungen. Diese wurden im Jahr
                                                          nossenschaft vor etwa 70 Jahren das Bauvorhaben                 2000 an die Mitglieder übergeben.
                                                          plante und umsetzte, ging es vor allem darum, kosten-               Der letzte der drei Bauabschnitte wurde 2004 fertig-
                                                          günstigen Wohnraum zu schaffen. Sechs Jahre nach                gestellt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wo früher
                                                          Kriegsende war die Wohnungsnot in Hamburg groß. Aus             schlichte und unzulänglich ausgestattete Kleinstwoh-
                                                          diesem Grund hatte sich unsere Genossenschaft bereit            nungen das Bild prägten, stehen heute 203 großzügig
Fotos:: Schiffszimmerer-Genossenschaft, Markus Tollhopf

                                                          erklärt, als Bauträgerin im städtischen Auftrag zu wirken.      geschnittene und moderne Wohnungen, die sich har-
                                                          Deshalb sollten zunächst 273 Kleinstwohnungen entstehen         monisch in die Struktur des Quartiers einfügen. Mit den
                                                          – die sogenannten Schlichtwohnungen. Dieser Begriff hat-        Neubauten hat sich die Gesamtwohnfläche unserer
                                                          te sich für Bauten etabliert, bei denen in Anbetracht der       Wohnanlage in Alsterdorf nahezu verdoppelt. Die mit
                                                          Wohnungsnot die ohnehin geringen Ausstattungs- und              Staffelgeschossen versehenen viergeschossigen Gebäude
                                                          Größenstandards bewusst unterschritten wurden, um               und die dreigeschossigen Querzeilen im Innenhof sowie
                                                          Wohnraum für Bedürftige zu schaffen. Ein Großteil der           die Öffnung der Höfe nach Süden hin verleihen der Anla-
                                                          Wohnungen wurde den städtischen Behörden für dring-             ge einen besonderen Charme. Die grünen Außenanlagen
                                                          lichst unterzubringende Familien mit einem Einkommen            runden das Bild ab – und laden unsere Mitglieder auch in
                                                          von weniger als 300 D-Mark zur Verfügung gestellt. Es han-      diesem Sommer zum Verweilen ein.

                                                                                                                                                                          AUSGABE HERBST 2021
Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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                                                 D E R N E U E V E R E I N S VO R STA N D

                 Im Team für Hamburg
                      Peter Kay                                   Jörg Tondt                          Michael Wulf
        seit 2001 Vorstand der Baugenossen­          seit 2014 Vorstand der Baugenossen­    seit 2011 Vorstand der Bauverein
          schaft freier Gewerkschafter eG             schaft FLUWOG-NORDMARK eG                   der Elbgemeinden eG

                      Matthias Saß                           Alexandra Chrobok                      Dennis Voss
        (stellv. Vereinsvorstandsvorsitzender)          (Vereinsvorstandsvorsitzende)         seit 2017 Vorstand der
                                                                                                                               Foto: Jochen Quast

         seit 2019 Vorstand der Allgemeinen                seit 2009 Vorständin der         Wohnungsbaugenossenschaft
             Deutschen Schiffszimmerer-                Eisenbahnbauverein Harburg eG          KAIFU-NORDLAND eG
                  Genossenschaft eG

    AUSGABE HERBST 2021
Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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          Die Aufbruch- und Anpack-Stimmung der „Neuen“ ist spürbar:
         Beim Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften e. V. bildet ab
        sofort ein sechsköpfiges Team den Vorstand und freut sich auf ein
        konstruktives Miteinander. Schwerpunkte und Herausforderungen
           der ehrenamtlichen Vereinsarbeit verteilen sich nun auf mehr
          Schultern als zuvor – das fördert auch den Austausch zwischen
               großen und kleineren Hamburger Genossenschaften.

D
              ieses „Wir“-Gefühl, das jede    Verein zuvor bereits stellvertretend gelei-   terrepräsentiert, gibt Tondt noch zu Pro-
              Genossenschaft im Kern aus-     tet hat, bleibt dabei Dreh- und Angel-        tokoll. Das werde sich aber hoffentlich mit
              macht und das sich in neu       punkt. Als neue Vorstandsvorsitzende des      der Zeit wieder ändern. Das Team will
              gebildeten Arbeitsgruppen       nun nicht mehr zwei-, sondern sechs-          regelmäßig Input in Form von externen
              doch oft erst entwickeln        köpfigen Teams kann sie ihre gute Arbeit      Vorträgen, Arbeitsgruppen und Work-
muss: Im frisch gewählten Vereinsvor-         nahtlos weiterführen und dabei ab sofort      shops einholen – alle Vereinsmitglieder
standsteam ist es bereits da, wie man im      auf noch vielfältigere Erfahrungswerte aus    sind weiterhin explizit eingeladen, sich
Gespräch mit allen Beteiligten schnell        den einzelnen Genossenschaften sowie          und ihr Know-how einzubringen. Die Zu-
feststellen kann. Woran das liegt? Am seit    die jeweiligen Expertisen ihrer neuen Kol-    kunftsplanung soll dynamisch voranschrei-
Jahrzehnten gewachsenen freundschaft-         legen zugreifen. „Ich bin immer offen für     ten, der Verein ein lebendiges Organ zur
lichen Miteinander innerhalb der Hambur-      Veränderung und freue mich sehr auf den       Unterstützung der diversen Genossen-
ger Genossenschaftsszene. „Man läuft          beweglichen, aufgeschlossenen Ideenaus-       schaftsinteressen bleiben. Darin sind sich
sich von Berufs wegen häufig über den         tausch im Team“, so Chrobok.                  alle einig. „Deshalb stecken wir viel Herz-
Weg, berät einander zu Sachthemen,                                                          blut in dieses Ehrenamt, obwohl jeder und
setzt sich gemeinsam für übergeordnete                                                      jede von uns auch ohne das Vereins-
Ziele ein“, erklärt Teammitglied Dennis       Ein Mix aus Expertisen für                    engagement einen vollen Schreibtisch
Voss, Vorstand der KAIFU-NORDLAND             spannende Perspektivwechsel                   hat“, weiß BGFG-Vorstand Peter Kay.
eG. Auch und gerade für diese Solidarität
stehen der Verein und sein Vorstand, der      „Jeder von uns hat seine thematischen
sich neuerdings aus den Vertretern ganzer     Schwerpunkte, die wir in der gemein-          Mehr öffentliche Sichtbarkeit
sechs Mitgliedsgenossenschaften zusam-        samen Arbeit für den Verein sicher noch       für alle Genossenschaften
mensetzt. „Wir sind eine Gruppe von Kol-      weiter ausbauen und differenzieren wer-
legen, die schon in der Vergangenheit –       den“, bestätigt Schiffszimmerer-Vorstand      „Als Akteur im Hamburger Stadtgesche-
beruflich, aber auch persönlich – auf einer   Matthias Saß, seines Zeichens nun stell-      hen wollen wir eben auch vereint nach
Wellenlänge waren und wissen, dass sie        vertretender Vorstandsvorsitzender des        außen tragen, wie modern, zeitgemäß
gut zusammenarbeiten können“, so Voss.        Vereins. Peter Kay von der BGFG ergänzt:      und attraktiv das Modell Genossenschaft
„Als es an die Teamaufstellung für die        „Es ist ein guter Mix aus verschiedenen       ist und bleibt“, betont BVE-Vorstand Mi-
Wahl ging, haben wir uns tatsächlich sehr     Generationen entstanden – das schafft         chael Wulf. Ob als zukunftsfähiger Arbeit-
schnell gesucht und gefunden“, freut sich     spannende Perspektivwechsel.“ Auch der        geber, als Quartiersgestalter oder aber im
auch Vorstand Michael Wulf von der Ge-        thematische Austausch zwischen großen         Sozialmanagement. „Wir blicken enthusi-
nossenschaft Bauverein der Elbgemeinden       und kleineren Genossenschaften sei na-        astisch in die Zukunft der Genossenschaf-
eG, auf dessen Vorschlag hin die Entschei-    türlich Gold wert, betont Jörg Tondt, Vor-    ten, und die Synergien des Vereins wer-
dung fiel, diese Aufgabe zukünftig als grö-   stand der FLUWOG-NORDMARK eG.                 den dabei immer wieder hilfreich sein“,
ßere Mannschaft zu stemmen.                   Nachdem der bisherige Vorstand aus zwei       fasst Dennis Voss abschließend zusam-
    Alexandra Chrobok, Vorständin der         Frauen bestanden habe, seien die weib-        men. „Definitiv lohnt es sich, sie weiter zu
Eisenbahnbauverein Harburg eG, die den        lichen Mitglieder aktuell leider etwas un-    pflegen und auszugestalten.“

                                                                                                                      AUSGABE HERBST 2021
Neues Wohngefühl Planen für morgen - Im Interview: die Expertin - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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                                                    VEREIN

             Allgemeine Deutsche
               Schiffszimmerer-
                                          Gemeinsam                       Baugenossenschaft
              Genossenschaft eG
                 Gegründet: 1875
                                            stark                       Hamburger Wohnen eG
                                                                              Gegründet: 1921
                                                                           Mitgliederanzahl: 7.400
              Mitgliederanzahl: 14.836                                    Wohnungsbestand: 5.000
              Wohnungsbestand: 9.043        Der Hamburger
                                           Wohnungsbauge-
                                          nossenschaften e. V.            Baugenossenschaft
               Altonaer Spar- und           bündelt seit 1976                KOLPING eG
                  Bauverein eG                                               Gegründet: 1948
                  Gegründet: 1892         die Aktivitäten von              Mitgliederanzahl: 945
               Mitgliederanzahl: 17.219
              Wohnungsbestand: 6.963
                                          30 Mitgliedern. Mit              Wohnungsbestand: 751

                                          rund 135.000 Woh-
                                            nungen bietet er
               Baugenossenschaft            mehr als 230.000                 Bauverein der
                 Dennerstraße-             Bürgern und ihren               Elbgemeinden eG
                 Selbsthilfe eG                                              Gegründet: 1899
                  Gegründet: 1924          Familien ein Heim.             Mitgliederanzahl: 22.855
               Mitgliederanzahl: 8.300                                    Wohnungsbestand: 14.473
              Wohnungsbestand: 5.000

                                             Baugenossenschaft          Bauverein Reiherstieg eG
            Baugenossenschaft der                                            Gegründet: 1901
                                          FLUWOG-NORDMARK eG
               Buchdrucker eG                                             Mitgliederanzahl: 2.034
                                                Gegründet: 1949
                 Gegründet: 1927                                          Wohnungsbestand: 1.543
                                             Mitgliederanzahl: 7.529
              Mitgliederanzahl: 2.685       Wohnungsbestand: 4.658
              Wohnungsbestand: 1.838

                                          Baugenossenschaft freier        Eisenbahnbauverein
         Baugenossenschaft dhu eG           Gewerkschafter eG                 Harburg eG
                  Gegründet: 1925                                             Gegründet: 1921
                                                Gegründet: 1922
               Mitgliederanzahl: 7.335                                     Mitgliederanzahl: 4.852
                                             Mitgliederanzahl: 11.927
              Wohnungsbestand: 4.342                                      Wohnungsbestand: 3.208
                                            Wohnungsbestand: 7.680

             Baugenossenschaft              Baugenossenschaft           Gartenstadt Hamburg eG
         Finkenwärder-Hoffnung eG             Fuhlsbüttel eG            Wohnungsgenossenschaft
                 Gegründet: 1921                Gegründet: 1924              Gegründet: 1919
              Mitgliederanzahl: 2.858         Mitgliederanzahl: 958       Mitgliederanzahl: 4.340
              Wohnungsbestand: 2.141         Wohnungsbestand: 682         Wohnungsbestand: 2.293

     AUSGABE HERBST 2021
11

                                                                                                          Wohnungsbaugenossen-
                                           Gemein­nützige Baugenos­                                           schaft KAIFU-
                                          sen­schaft Bergedorf-Bille eG   mgf Gartenstadt Farmsen            NORDLAND eG
                                                Gegründet: 1948
                                             Mitgliederanzahl: 23.947
                                                                          eG Mieter- und Wohnungs­             Gegründet: 1921
                                                                             baugenossenschaft              Mitgliederanzahl: 8.868
                                             Wohnungsbestand: 9.290
                                                                                Gegründet: 1988             Wohnungsbestand: 5.041
                                                                             Mitgliederanzahl: 3.695
                                                                          Wohnungsbestand: 2.556 (2.498
                                                                          Treuhand, 58 eigener Bestand)

                                             Hamburger Lehrer-                                            Wohnungsbaugenossen-
                                            Baugenossenschaft eG                                           schaft Süderelbe eG
                                                 Gegründet: 1926
                                                                                                                Gegründet: 1947
                                              Mitgliederanzahl: 3.648
                                             Wohnungsbestand: 2.092
                                                                            Mietergenossenschaft             Mitgliederanzahl: 8.828
                                                                           Falkenried-Terrassen eG          Wohnungsbestand: 4.402
                                                                               Gegründet: 1991
                                                                             Mitgliederanzahl: 400
                                                                             Wohnungsbestand: 324

                                                                                                          Wohnungsgenossenschaft
                                            Hamburg-Rahlstedter
                                                                                                           Hamburg-Wandsbek
                                            Baugenossenschaft eG
                                                 Gegründet: 1947
                                                                                                               von 1897 eG
                                                                                                               Gegründet: 1897
                                              Mitgliederanzahl: 3.493
                                             Wohnungsbestand: 2.284
                                                                            Vereinigte Hamburger            Mitgliederanzahl: 4.000
                                                                           Wohnungsbaugenossen-             Wohnungsbestand: 3.300
                                                                                  schaft eG
                                                                                Gegründet: 1981
                                                                             Mitgliederanzahl: 14.653
                                                                             Wohnungsbestand: 7.619
                                                  HANSA
                                                                                                          Wohnungsgenossenschaft
                                            Baugenossenschaft eG
                                                Gegründet: 1925
                                                                                                              von 1904 e.G.
                                                                                                                Gegründet: 1904
                                             Mitgliederanzahl: 13.547
                                                                                                             Mitgliederanzahl: 5.334
                                             Wohnungsbestand: 9.774
                                                                                                            Wohnungsbestand: 3.720
                                                                           Walddörfer Wohnungs-
                                                                           baugenossenschaft eG
                                                                                 Gegründet: 1947
                                                                              Mitgliederanzahl: 3.764
                                           Hanseatische Baugenos-
                                                                             Wohnungsbestand: 2.418
                                           senschaft Hamburg eG                                           Wohnungsverein Hamburg
                                                Gegründet: 1949
                                                                                                               von 1902 eG
                                             Mitgliederanzahl: 8.994
                                                                                                                Gegründet: 1902
                                             Wohnungsbestand: 6.997
                                                                                                             Mitgliederanzahl: 3.832
Quellen: eigene Angaben (Stand 12/2020)

                                                                                                            Wohnungsbestand: 2.703
                                                                           Wohnungsbaugenossen-
                                                                            schaft Gartenstadt
                                                                              Wandsbek eG
                                                                                Gegründet: 1910
                                                                             Mitgliederanzahl: 5.760
                                                                             Wohnungsbestand: 3.253

                                                                                                                            AUSGABE HERBST 2021
12

                            Bald 50 Jahre „bei uns“
                              Wenn man’s genau nimmt, stimmt das nicht ganz, denn von
        VEREINSGESCHICHTE

                             1972 bis 1988 hieß unser Mitgliedermagazin noch Gut Wohnen.
                                  Wir sind ins Archiv eingetaucht und haben begeistert
                                  entdeckt: witzige Retro-Cover und News von gestern,
                               viele Umgestaltungen und noch mehr fröhliche Mitglieder
                                      auf unseren Titelfotos. Aber sehen Sie selbst …

                              1972

                                                              Kabelfernsehen, Sommerurlaub, Dialogkultur
                                                                Immer engagiert in Sachen fortschrittliche
                                                             Wohnungstechnik und Mitgliederservice war auch
                              1986                            der damalige Chefredakteur Klaus Bangemann.

     AUSGABE HERBST 2021
13

                                                                                    1988          1992             1997

                                                                                                bei uns

                                                                                               IN ZAHLEN

                                                                                              138.000
                                                                                            Mal erscheint jede
                                                                                           Ausgabe der bei uns,
                                                                                           Hamburgs auflagen­
                                                                                             stärkstes „Stadt­
                                                                                                 magazin“.

                                                                                                  195
                                                                                           Ausgaben sind seit
                                                                                           dem Gründungsjahr
                                                                                    2000      erschienen.          2009
                                                                                                    4
                                                                                           Ausgaben werden pro
                                                                                           Jahr herausgegeben –
Fotos: Torner Brand Media, mit freundlichem Dank an das „Bei uns“-Archiv der BGFG

                                                                                           jede Genossenschaft
                                                                                           bekommt ihr eigenes
                                                                                            Logo und macht die
                                                                                              bei uns zu ihrem
                                                                                              eigenen Magazin.
                                                                                             Erstellt werden die
                                                                                           Ausgaben von Abge­
                                                                                             sandten aller Woh­
                                                                                            nungsbaugenossen­
                                                                                            schaften, was bester
                                                                                           Ausweis einer starken
                                                                                              Vereinsarbeit ist.

                                                                                    2018                           2020

                                                                                                                          AUSGABE HERBST 2021
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     AUSGABE HERBST 2021
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                              HAUSORDNUNG

                                                                      So klappt’s mit
                                                                      den Nachbarn
                                            Soziales Miteinander wird in Genossenschaftshäusern großgeschrieben.
                                               Und wenn sich alle Bewohner rücksichtsvoll verhalten, steht dem
                                                   harmonischen Wohnen unter einem Dach nichts im Wege.
                                              Aber was darf man eigentlich, was nicht, und wo gibt es Spielraum?
                                                  In unserem Wimmelbild haben wir einige Beispiele versteckt.
                                                  Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Stöbern und Zuordnen!

                                            An den Gemeinschaftsflächen          Wohnungstüren stapeln. Die kön-           den Top-Recyclern gehört und
                                            möchten sich alle Bewohner er-       nen übrigens auch echte Stolper-          sortieren Sie Ihren Müll in die da-
                                            freuen. Deshalb ist es selbstver-    fallen werden, wenn Frau Müller           für vorgesehenen Tonnen.
                                            ständlich, dass Hundehalter das      aus dem zweiten Stock den Müll
                                            Geschäft ihrer Vierbeiner weg-       stets an ihnen vorbeitragen muss …        Parkende Autos, herumstehende
                                            räumen und Fiffi stets an der Lei-                                             Kinderwagen und Fahrräder au-
                                            ne führen.                           Ein Pläuschchen in Ehren kann             ßerhalb der dafür vorgesehenen
                                                                                 niemand verwehren – aber bitte            Flächen … Im Notfall können sol-
                                            Geduld und Nachsicht mit un-         nicht lautstark von Fenster zu            che Gegenstände dafür verant-
                                            seren kleinen Mitbewohnern ist       Fenster. Auf den Gemeinschafts-           wortlich sein, dass lebensrettende
                                            natürlich Ehrensache. Noch leich-    flächen gibt es zahlreiche Plätze         Sekunden verloren gehen. Feuer-
                                            ter fällt sie, wenn Kinder mög-      oder Bänke, um sich bei einem             wehr oder Notarzt müssen daher
                                            lichst auf den dafür vorgese-        Klönschnack über die neuesten             ungehinderten Zugang zu Haus-
                                            henen Spielplätzen spielen. Wenn     Neuigkeiten auszutauschen.                und Hofeingängen, Treppen,
                                            sie dann auch noch auf die An-                                                 Fluren und Kellergängen haben.
                                            wohner und die üblichen Ruhe-        Grillfans müssen jetzt tapfer sein.
                                            zeiten Rücksicht nehmen, steht       Denn egal ob auf Balkon, Terrasse         In unseren vier Wänden wollen
                                            dem Kinderspaß nichts im Wege.       oder im Garten: Wenn Rauch in             wir ungestört unsere Privatsphäre
                                                                                 die Nachbarwohnungen ziehen               genießen – dazu gehört natürlich
                                            Spontane und ausschweifende          kann, ist Grillen leider nicht er-        auch der Balkon. Deshalb achten
                                            Feierlichkeiten sind leider kein     laubt.                                    wir zum Beispiel beim Blumengie-
                                            Beitrag zum Allgemeinwohl. Des-                                                ßen darauf, dass wir unseren
                                            wegen sollten private Feste, die     Unsere Wohnungen sind vor                 Nachbarn keine ungefragte Ab-
                                            sich über 22 Uhr hinaus erstre-      allem für eines da: zum Wohnen.           kühlung verpassen.
                                            cken, den Hausbewohnern recht-       Sie sind nicht für die gewerbliche
                                            zeitig angekündigt werden. Das       Nutzung vorgesehen – schon gar        Suchspaß für Kids und Co.
                                            Gebot der Zimmerlautstärke gilt      nicht für eine, die nicht offiziell   Achtung: Neben den hier beschrie-
                                            dabei aber natürlich immer.          bei der Genossenschaftsverwal-        benen Regeln haben wir im Bild wei-
                                                                                 tung angemeldet ist.                  tere versteckt. Was gehört noch zu
                                            So schön ein kleiner Stadt­                                                einem für alle angenehmen gemein-
                                            dschungel auch ist: Vor den Fens­    Ordnung ist das halbe Leben. Ent-     schaftlichen Wohnalltag? Wir wün-
Illustration: Detlef Surrey

                                            tern im Treppenhaus hat er           scheiden Sie sich – auch im Inte-     schen Ihnen und Ihren Familien viel
                                            nichts zu suchen, denn er er-        resse der Umwelt – bitte nicht für    Vergnügen beim Suchen, Nachdenken
                                            schwert die Reinigung. Gleiches      die andere Hälfte: Helfen Sie mit,    und Diskutieren und sagen dann:
                                            gilt für Schuhberge, die sich vor    dass Deutschland weiterhin zu         Auf gute Nachbarschaft!

                                                                                                                                              AUSGABE HERBST 2021
16

                NEWS

                Wohnraum für die Hansestadt
                     Stadt, Bezirke und Wohnungswirtschaft einigen sich auf eine
                             Erneuerung des Bündnisses für das Wohnen.

                                                                                                    wünschte Festlegung, wonach öffentliche
                                                                                                    Baugrundstücke vorrangig im Wege des
                                                                                                    Erbbaurechts vergeben werden sollen, um-
                                                                                                    stritten. „Je größer eine Fläche ist, je zen-
                                                                                                    traler sie liegt und je stärker sie mit vorhan-
                                                                                                    denem städtischen Besitz verknüpft ist,
                                                                                                    desto eher wird für sie ein Erbbaurecht
                                                                                                    bestellt werden“, heißt es jetzt in der Ver-
                                                                                                    einbarung. Damit habe man eine tragfähige
                                                                                                    Lösung gefunden, sagt VNW-Direktor
                                                                                                    Andreas Breitner.
                                                                                                         Zudem werde die Laufzeit von Erbbau-
                                                                                                    rechtsverträgen von 75 auf 99 Jahre verlän-
                                                                                                    gert. „Ferner gibt es bei neuen Verträgen die
                                                                                                    Möglichkeit, eine Verlängerung zu vereinba-
                                                                                                    ren, bei der die Entwicklung der Boden-
                                                                                                    werte außer Betracht bleibt.“ Außerdem
                                              Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee Stapel­
                                                                                                    habe die Stadt sich verpflichtet, Streitig-
                                              feldt, VNW-Direktor Andreas Breitner und
                                              Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (v. l. n. r.).   keiten bei bestehenden Erbbaurechten und
                                                                                                    Wiederkaufsrechten einvernehmlich bis
                                                                                                    zum Ende dieses Jahres zu klären. „Zu guter
     Nach neun Monate dauernden Verhand-              schaften wurden in den Verhandlungen          Letzt wurde eine sogenannte Clearing-Run-
     lungen haben sich die Hamburger Woh-             von Andreas Breitner, Direktor des Ver-       de mit Stadtentwicklungssenatorin und Fi-
     nungswirtschaft, der Senat der Hanse-            bands Norddeutscher Wohnungsunter-            nanzsenator geschaffen, um problematische
     stadt und die Bezirke auf ein neues Bünd-        nehmen (VNW), und Marko Lohmann,              Vorgänge kooperativ und zügig zu lösen.“
     nis für das Wohnen geeinigt. Am 23. Juni         Vorsitzender des VNW-Landesverbands
     2021 wurde im Hamburger Rathaus die              Hamburg, vertreten.                           Soziale Ausgewogenheit darf
     Vereinbarung unterzeichnet. Demnach soll                                                       nicht aus dem Blick geraten
     auch in den kommenden Jahren jährlich            Lösung beim umstrittenen
     der Bau von mindestens 10.000 Woh-               Erbbaurecht gefunden                          Nach den Worten von Alexandra Chrobok,
     nungen genehmigt werden. Der Anteil so-                                                        Vorsitzende des Hamburger Wohnungs-
     zial geförderter Wohnungen wird aufge-           Die jetzt vereinbarte höhere Verbindlich-     baugenossenschaften e.V. und Vorständin
     stockt – von 3.000 schrittweise bis auf          keit des Bündnisses diene vor allem dem       der Eisenbahnbauverein Harburg eG,
     4.000 pro Jahr.                                  Bau bezahlbarer Wohnungen, erklärten          kommt es künftig darauf an, die soziale
         Die „kooperative Wohnungspolitik“            Breitner und Lohmann: „Künftig kommt          Ausgewogenheit innerhalb der Stadtteile
     wird in Hamburg seit 2011 praktiziert. In        es darauf an, gemeinsam die Zielkonflikte     nicht aus den Augen zu verlieren: „Es gibt
     dieser Zeit wurden mehr als 100.000 Woh-         zwischen Klimaschutz, Sozialverträglich-      viele Quartiere, in denen gezielt geför-
     nungen genehmigt und fast 80.000 Woh-            keit und Wirtschaftlichkeit zu lösen. Da-     derter Wohnraum gebaut werden kann,
     nungen gebaut. Als Folge hat sich in der         bei muss Pragmatismus Vorfahrt vor Ideo­      ohne eine zu einseitige Sozialstruktur zu
                                                                                                                                                      Foto: Bertold Fabricius

     Hansestadt der Anstieg der Mieten deut-          logie und unrealistischen Forderungen         befördern.“ Außerdem sollten die Bezirke
     lich verringert. Er liegt seit zwei Jahren un-   haben.“                                       Menschen, die nicht allein in einer Woh-
     ter der allgemeinen Preissteigerungsrate.            Aus Sicht von Hamburgs Genossen-          nung leben könnten, mehr Unterstützung
     Die Interessen der Wohnungsgenossen-             schaften war vor allem die vom Senat ge-      zukommen lassen.

     AUSGABE HERBST 2021
17

                                                                                                                                                                       STAT I ST I K

                                                                                                                                                                                                     Genossenschaft
                                                                                                                                                                                                      schafft Fakten
                                                                                                                                                                                              Zahlen sagen manchmal mehr als tausend Worte.
                                                                                                                                                                                                Hier finden Sie Zahlen und Daten rund um die
                                                                                                                                                                                                Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften.

                                                                                                                                                                                                                             966.000
                                                                                                                                                                                                                       Gesamtzahl der Wohnungen in Hamburg

                                                                                                                                                                           1.550
Quellen: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein; eigene Angaben Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften e.V. und eigene Angaben SAGA Unternehmensgruppe.

                                                                                                                                                                                                               720.000                                                246.000
                                                                                                                                                                                       Mitarbeiter         Miet­wohnungen                                              (selbst
                                                                                                                                                                        Mit ihrem seit vielen                                                                       genutztes)
                                                                                                                                                                              Jahren hohen                                                                           Eigentum
                                                                                                                                                                         Investitionsvolumen
                                                                                                                                                                       (694 Millionen Euro im
                                                                                                                                                                           Jahr 2020) sind die
                                                                                                                                                                       Hamburger Wohnungs-
                                                                                                                                                                        baugenossenschaften                       rund 135.000
                                                                                                                                                                                                          von Genossenschaften
                                                                                                                                                                       ein wichtiger Auftrag-
                                                                                                                                                                       geber für Handwerker                                                                      rund 450.000
                                                                                                                                                                                                                                                            von privaten Vermietern
                                                                                                                                                                            und Baufirmen –
                                                                                                                                                                            vor allem aus der                      rund 135.000
                                                                                                                                                                                                           von der SAGA Unter-
                                                                                                                                                                       Metropol­region Ham-                    nehmensgruppe
                                                                                                                                                                       burg. Hinzu kommt die
                                                                                                                                                                       Rolle als bedeutender
                                                                                                                                                                        Arbeitgeber und Aus-
                                                                                                                                                                       bilder: Die Wohnungs-
                                                                                                                                                                        baugenossenschaften
                                                                                                                                                                       der Hansestadt zählen
                                                                                                                                                                                                                                   20 %
                                                                                                                                                                                                                                  Genossenschaftsbestand
                                                                                                                                                                                                               Gut 20 Prozent aller Hamburger Mietwohnungen sind Genossenschafts­
                                                                                                                                                                           derzeit rund 1.550                      wohnungen. Von Harburg bis Poppenbüttel, von Blankenese bis
                                                                                                                                                                                                                Lohbrügge: Die Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften bieten in
                                                                                                                                                                       Mitarbeiter und knapp                        nahezu jedem Stadtteil sowie in einigen Randgebieten schöne
                                                                                                                                                                          150 Auszubildende.                                         und bezahlbare Wohnungen.

                                                                                                                                                                                                                                                                         AUSGABE HERBST 2021
18

        Wohnraum mit Werten:
         In der Genossenschaft
       wird Nachbarschaftlichkeit
            großgeschrieben.

     AUSGABE HERBST 2021
19

                                                                            Bauen an einer
                                                       T I T E LT H E M A

                                                                            besseren Welt
                                                   Der Wunsch nach einem guten gemeinschaftlichen Leben: Er hat schon
                                                  etwas Idealistisches. Genossenschaften beweisen, dass er Realität werden
                                                     kann – wenn sich alle Beteiligten ihrer Verantwortung bewusst sind.

                                                V
                                                                ielleicht irgendwas So­     -   Einklang mit Privatinteresse. Das hat mit      nungsbaugenossenschaften der Hansestadt
                                                                ziales ?“ „Wohlfahrt?“ Fragt    Wohlfahrt nichts zu tun, sondern im Ge-        initiiert haben, zeigt: Im Zentrum stehen
                                                                man im Bekanntenkreis die       genteil: mit Selbsthilfe.                      Menschen, die in Häusern leben, welche
                                                                Nicht-Genossenschaftler,            Würden die Genossenschaften nicht          eben keine Investitionsobjekte sind. Wer
                                                                was ihrer Meinung nach          auf eine 150 Jahre währende Geschichte         Anteilseigner wird und in eine Genossen-
                                                                Wohnungsbaugenossen-            zurückblicken, hätten sie Modellcharakter      schaftswohnung zieht, bei dem ziehen Ge-
                                                schaften sind, bekommt man zuweilen             und wären leuchtende Beispiele für die         meinsinn und Gerechtigkeit mit ein.
                                                unsichere Gegen­­­fragen als Antwort. „Sind     sogenannte Sharing Economy, also das                Möglichkeiten der Teilhabe und der
                                                das nicht diese Vereine, bei denen man          Geschäftsmodell des Teilens: Teilen ist das    Mitbestimmung sind da noch die Boni zu
                                                weniger Miete zahlt? In die man aber eh         neue Haben, man nennt Fahrräder, Autos         bezahlbaren Mieten, Dauerwohnrecht
                                                nie reinkommt?“                                 oder Werkzeuge nicht mehr sein Eigen,          und Schutz vor Vermieterwillkür. Ein neu-
                                                    Tatsächlich steht am Anfang oft die         sondern nutzt die Dinge gemeinschaftlich       er Spielplatz soll her? Die Hausordnung
                                                Wohnungssuche. Glücklich können sich            – gegen eine geringere Nutzungsgebühr.         muss überarbeitet werden? Gemeinsam
                                                diejenigen schätzen, die durch weit­            Aber: Während die solidarische Lebens-         mit der Verwaltung lassen sich Arbeits-
                                                sichtige Eltern qua Geburt zu Genossen-         mittelkooperative nachhaltig, zukunfts-        gruppen auf die Beine stellen, in die sich
                                                schaftlern wurden. Oder die einer manch-        und lösungsorientiert und irgendwie hip        jeder, der möchte, einbringen kann. In
                                                mal langen Wartezeit die Stirn geboten          daherkommt, hat sich das positive Image        Spieleabenden, Tanz- oder Malkursen, bei
                                                und einen der begehrten Plätze bekom-           der Genossenschaft im Bereich Wohn-            Ausflügen oder in Vorlesezirkeln finden
                                                men haben. Oder die einfach zur richtigen       wirtschaft noch nicht bei allen durchge-       sich Bewohnerinnen und Bewohner aller
                                                Zeit am richtigen Ort waren. Eine Genos-        setzt. Angesichts der hohen Nachfrage ist      Generationen zu einer Gemeinschaft zu-
                                                senschaftswohnung ist gerade in Hamburg         das ungerechtfertigt. Denn im Grunde ist       sammen, bleiben im Austausch, organisie-
                                                so etwas wie ein wohnungswirtschaft-            das heute überall gelobte Crowdfunding         ren Hausaufgabenhilfen oder bieten Ein-
                                                licher Jackpot, denn in einer Zeit, in der in   nichts anderes: Viele kleine Beiträge er-      kaufsservices an. Die Liste der interkultu-
                                                unserem Teil der Welt so ziemlich alles im      möglichen die Realisierung großer Vorha-       rellen, sozialen und bildungspolitischen
                                                Überfluss vorhanden ist, mangelt es doch        ben. Jedoch mit dem gewichtigen Unter-         Projekte in den Quartieren ist lang – und
                                                an einem existenziellen Gut: an bezahl-         schied, dass bei einer Genossenschaft die      diese Vorteile gibt es zum Preis von weni-
                                                barem Wohnraum. Und den bieten die              Mitglieder Eigentümer des Unternehmens         gen Verbindlichkeiten, die das Mitglied
                                                Genossenschaften. Unter anderem, wohl-          sind, das per Gesetz keine Rendite erwirt-     eingeht. Jedes Engagement ist selbstver-
Illustrationen: Jan Kruse/Human Empire Studio

                                                gemerkt.                                        schaften darf. Jedenfalls keine, die nicht     ständlich freiwillig und nicht verpflichtend.
                                                    Denn die Wohnungssuche ist nur der          wieder ins eigene Geschäft investiert wür-     Man muss sich nicht als Nachbar engagie-
                                                Anfang. In Hamburger Genossenschaften           de oder den Mitgliedern zugutekäme.            ren, um in einer Genossenschaft zu woh-
                                                wird nicht nur 20 Prozent günstiger (im         Hier bereichert sich kein Einzelner, reicher   nen. Den gemeinsamen Besitz als das zu
                                                Vergleich zum städtischen Mietenspiegel)        werden höchstens alle – und zwar auch an       behandeln, was er ist – ein Stück selbst
                                                gewohnt – hier wird gelebt. Nachbar-            Lebensqualität.                                gewählte Verantwortung –, reicht im
                                                schaftlichkeit statt Anonymität. Men-               Ein Blick auf die zahlreichen Stiftungen   Grunde schon, um aktiv am Ideal einer
                                                schen vor Rendite. Gemeinnützigkeit im          und Vereine, die die unterschiedlichen Woh-    gerechteren Welt mitzubauen.

                                                                                                                                                                          AUSGABE HERBST 2021
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     T I T E LT H E M A

                                          Und jetzt alle!
                          Stabile Säulen: Genossenschaften fußen auf drei Prinzipien:
                           Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung.
                                   Doch was bedeutet das eigentlich genau?

                               1
                          Selbsthilfe
     Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand? Stimmt nicht     spricht. Man kann, wenn man es ganz genau nimmt,
     ganz. Heutzutage muss man nicht mehr mit Mus-              auch nicht bei einer Genossenschaft, also bei sich
     kelkraft an der eigenen Wohnung bauen, wenn-               selbst, wohnen, sondern man wohnt in ihr.
     gleich engagiertes Zupacken in der Nachbarschaft               Die kleinen Präpositionen verdeutlichen den
     natürlich immer gern gesehen wird. Wenn in der             großen Unterschied: Das einzelne Mitglied ist nicht
     Genossenschaft von Selbsthilfe die Rede ist, meint         nur integraler Teil der Genossenschaft, es ist die Ge-
     das primär den Kern des genossenschaftlichen Ge-           nossenschaft. Wenn das Unternehmen allen ge-
     dankens: sich zwecks gegenseitiger Hilfe zu verbin-        meinsam gehört, sollen auch alle Aktivitäten den
     den, wenn die Mittel des Einzelnen nicht reichen.          Mitgliedern zugutekommen. Unter dem Begriff Mit-
     Vor 150 Jahren, also zu Beginn der Genossenschafts-        gliederförderung ist das sogar im Genossenschafts-
     bewegung, ist das natürlich oft aus einer sozialen         gesetz festgeschrieben. Ob das Mitglied „nur“ An-
     Not heraus entstanden. Für die Wohnungswirt-               spruch auf eine bezahlbare Wohnung hat oder ob
     schaft meint das ganz klar: aus einer Wohnungsnot.         es noch von anderen Leistungen profitieren kann,
         Am Anfang der Unternehmensform Genossen-               hängt individuell von den Angeboten der jeweiligen
     schaft stand also die Idee der Selbsthilfe: Die Mit-       Genossenschaft ab. Auch da entscheidet, was sie
     glieder sind quasi Eigentümer und „Nutzer“ des             anbieten kann und will.
     Unternehmens, denn sie beteiligen sich mit Ge-                 Genossenschaftliche Selbsthilfe bedeutet kei-
     schäftsanteilen daran, die sie gegen Geld erwerben.        nesfalls, alles selbst machen oder jedes Detail selbst
     Die Genossenschaft kommt dadurch zu Eigenkapi-             bestimmen zu müssen. Die Mitglieder übertragen
     tal und wird handlungsfähig – kann also Woh-               diese Aufgaben an Vertreter, den Aufsichtsrat und
     nungen bauen und vermieten. Dadurch erklärt sich           ehren- oder hauptamtliche Vorstände. Diese drei
     auch, dass man richtigerweise von „Nutzungsent-            Organe machen die Selbstverwaltung aus – die zwei-
     gelt“ oder „Nutzungsgebühr“ statt von „Miete“              te Säule, auf die sich die Genossenschaften stützen.

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                                                                       2
                                                         Selbstverwaltung
                                                Was erst einmal nach dröger Schreibtischarbeit
                                                klingen mag, ist ein spannender Prozess. Denn eine
                                                Genossenschaft funktioniert nach demokratischen
                                                Regeln und verwaltet sich auch so. Die Mitglieder-
                                                versammlung – in größeren Unternehmen auch
                                                                                                       Mitbestimmungsrecht
                                                Vertreter- bzw. Generalversammlung – ist dabei die      und Möglichkeiten
                                                wichtigste Ebene, denn sie bildet die Basis, sozusa-     der Teilhabe sind
                                                gen das pulsierende Herz einer jeden Genossen-          die Boni einer jeden

                                                                                                                                                       3
                                                schaft. Hier wird der Aufsichtsrat gewählt, der den       Genossenschaft.
                                                Vorstand ernennt und ihm beratend und kontrol-
                                                lierend zur Seite steht. Nur Mitglieder haben hier
                                                mitzureden, niemand sonst. In Zeiten von Inves-
                                                toren und Börsengängen ist das bemerkenswert,                                        Selbstverantwortung
                                                denn jeder Anteilseigner hat genau eine mitentschei-
                                                dende Stimme, unabhängig von der Zahl seiner Mit-                              Einer für alle – und alle für einen: Als Teil einer Ge-
                                                gliedsanteile. Über die Gremien kann also indirekt                             nossenschaft müssen die Mitglieder füreinander
                                                auf Unternehmensstrategie und Gewinnverwendung                                 einstehen. Das zeigt sich im Kleinen, zum Beispiel
                                                eingewirkt werden.                                                             darin, dass das Gemeinschaftseigentum sorgfältig
                                                     Gewinn? Klar, denn auch wenn eine Genossen-                               behandelt werden muss, aber auch im Grundsätz-
                                                schaft nicht in erster Linie auf Profit ausgerichtet                           lichen, etwa wenn es darum geht, die gefassten
                                                ist, ist sie natürlich auch keine Non-Profit-Organi-                           Beschlüsse zu respektieren. Das heißt nicht, dass
                                                sation, sondern bleibt ein wirtschaftlich orien-                               immer alles eitel Sonnenschein ist. Im Gegenteil,
                                                tiertes Unternehmen. Aber das Motto „Mensch vor                                wie in jeder Gemeinschaft wird auch hier hitzig dis-
                                                Rendite“ gilt: Alles Tun läuft auf die Förderung der                           kutiert: über die „richtige“ Geschäftsführung oder
                                                Mitglieder hinaus. Dieser Grundsatz ist in jeder Ge-                           über die Auffassung von Wirtschaftlichkeit. Ist die
                                                nossenschaftssatzung festgeschrieben.                                          Erhöhung der Nutzungsgebühren angemessen? Be-
                                                     Die Satzung ist quasi die Verfassung des Unter-                           wohner und Vorstand haben da möglicherweise
                                                nehmens. Hier steht verbindlich, welchen Zweck                                 unterschiedliche Ansichten und es liegt in der ge-
                                                die Genossenschaft hat und welche Rechte und                                   meinsamen Verantwortung, zu einem guten Schluss
                                                Pflichten die einzelnen Akteure haben. Änderungen                              zu kommen.
                                                können nur in der Vertreter- oder Generalver-                                      Um Verantwortung zu übernehmen, muss man
                                                sammlung beschlossen werden. Eine hohe Wahlbe-                                 also nicht gleich Vertreter sein oder sich in den
                                                teiligung ist die Voraussetzung dafür, dass die Ge-                            Aufsichtsrat wählen lassen. Ein gewisses Bewusst-
                                                nossenschaft funktionieren kann – und zwar genau                               sein für die eigenen Rechte und Pflichten reicht
Illustrationen: Jan Kruse/Human Empire Studio

                                                so, wie es die Mitglieder wünschen. Vertreter zu                               schon. Und wer mehr tun möchte, sich aber nicht
                                                sein ist übrigens weniger aufwendig als gedacht.                               langfristig engagieren kann oder will, findet be-
                                                Man kann sich sogar selbst vorschlagen. Auch ist                               stimmt die Gelegenheit zu kurzfristigem Engage-
                                                der Zeitaufwand gering: einmal pro Jahr eine Ver-                              ment, sei es in einem Arbeitskreis zur Verschöne-
                                                sammlung, um über die Geschicke des eigenen                                    rung der Gemeinschaftsflächen oder bei einer
                                                Unternehmens mitzubestimmen. Warum eigentlich                                  spontanen Müllsammelaktion. Die Utopie vom
                                                nicht? Wie heißt es doch so schön? Es gibt nichts                              guten gemeinschaftlichen Leben hört eben nicht
                                                Gutes, außer: Man tut es.                                                      hinter der Wohnungstür auf. Dort beginnt sie erst.

                                                                                                                                                                    AUSGABE HERBST 2021
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                                „Selbsthilfe ist
     T I T E LT H E M A

                             universell und zeitlos.
                             Das gilt auch heute.“
                          Genossenschaften tun weitaus mehr, als für bezahlbaren
                             Wohnraum zu sorgen. Die Expertin Dr. Iris Beuerle
                          über den Wert von Gemeinsinn und Engagement in Zeiten
                                  wohnungspolitischer Herausforderungen.

       Worin besteht der Kern des genossen-                                                     Was unterscheidet eine Wohnungsge-
       schaftlichen Prinzips?                                                                   nossenschaft von einem privaten oder
       Dr. Iris Beuerle: Es gibt mehrere Aspekte,                                               einem kommunalen Wohnungsunter-
       die den genossenschaftlichen Gedanken                                                    nehmen?
       prägen. Aus meiner Sicht sind die Mitglie-                                               Die Mitglieder einer Genossenschaft sind
       derförderung und die Selbstverwaltung                                                    gleichzeitig Eigentümer. Die Gremien be-
       die beiden wichtigsten Prinzipien.                                                       stimmen selbst. Private und kommunale
                                                                                                Unternehmen sind fremdbestimmt. Bei
       Wie fördert eine Genossenschaft im                                                       einem kommunalen Unternehmen wie
       Wohnungsbereich ihre Mitglieder?                                                         der SAGA entscheidet die Stadt Ham-
       Zuallererst durch bezahlbaren und                                                        burg. Bei einem börsennotierten Unter-
       günstigen Wohnraum. Viele Genossen-                                                      nehmen haben Aktionäre Einfluss. Ge-
       schaften gehen aber weiter und unterbrei-                                                nossenschaften sind keine Spekulations-
       ten ihren Mitgliedern entsprechend der                                                   objekte und die Mitglieder haben ein
       Lebenszyklen ein Angebot: Spielplätze für                                                Dauernutzungsrecht, das besagt, dass sie
       Kinder, Kinderbetreuung für Familien,        kann – zum Beispiel in der Mitgliederver-   so lange sie wollen in einer Genossen-
       Nachbarschaftstreffs oder betreutes          sammlung – für eigene Ideen werben          schaftswohnung leben können.
       Wohnen für Seniorinnen und Senioren.         und mitbestimmen. Vorstand und Auf-
       Nichts ist vorgeschrieben. Jede Genossen-    sichtsrat legen selbst die Ziele der Ge-    In der aktuellen politischen Debatte
       schaft kann selbst entscheiden. Der Aus-     nossenschaft fest.                          wird des Öfteren der Begriff des Ge-
       gangspunkt sind die Bedürfnisse ihrer Mit-                                               meinwohls verwendet, um sich von der
       glieder.                                     Viele Mieterinnen und Mieter wollen         Idee abzugrenzen, dass ein privatwirt-
                                                    eigentlich nur günstig wohnen.              schaftlich organisiertes Unternehmen
                                                                                                                                           Illustrationen: Jan Kruse/Human Empire Studio

       Selbstverwaltung klingt ein wenig nach       Was nichts Verwerfliches ist und zu dem     auch erfolgreich Wohnungen bauen
       „Jeder macht, was er will.“                  Grundversprechen einer Wohnungsge-          und verwalten kann. Ist das nicht
       In dem Sinne, dass jede der rund 2000        nossenschaft gehört. Aber wir erleben       Wasser auf die Mühlen der Genossen-
       Genossenschaften in Deutschland sich         gerade in unserer Zeit, dass sich ver-      schaftsidee?
       selbst verwaltet und selbst entscheidet,     mehrt Menschen in ihre unmittelbare         Keine Frage, eine Genossenschaft ist von
       was sie anbieten will, stimmt das auch.      Umgebung einbringen wollen und sich         ihrer DNA her am Gemeinwohl orien-
       Jedes Mitglied besitzt einen Anteil an der   auch für die Nachbarschaft und das          tiert. Genossenschaften bauen Woh-
       Genossenschaft, hat eine Stimme und          Quartier engagieren.                        nungen, um diese über viele Jahrzehnte

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                                                                                            VNW
                   zu vermieten. Wer in einer Genossen-
                   schaftswohnung lebt, braucht keine
                   Angst zu haben. Weder vor einer Luxus-
                   sanierung, die zu einer exorbitanten
                   Mietsteigerung führt, noch vor einer Ei-
                   genbedarfskündigung. Die von Genos-
                   senschaften angestoßene Quartiersent-
                   wicklung kommt in vielen Fällen auch
                   Nichtmitgliedern zugute. Allerdings fasse
                   ich den Begriff des Gemeinwohls etwas
                   weiter. Ich zähle dazu Unternehmen, die
                   sich von Unternehmen abgrenzen, deren                                          Der VNW –
                   Geschäftsmodell die Erwirtschaftung ei-
                   ner Maximalrendite ist. Und ich verstehe
                                                                                             Verband der Vermieter
                   darunter private, Stiftungs- oder kommu-      Dr. Iris Beuerle                 mit Werten
                   nale Unternehmen, die das Ziel eint, dau-
                   erhaft bezahlbaren Wohnraum zu errich-                                   Der im Jahr 1900 als Interessen-
                   ten und zu verwalten.                             Sie studierte nach
                                                                       einer Banklehre      und Prüfungsverband der
                   Was ist der Grund dafür, dass sich die          Betriebswirtschaft an    Wohnungsbaugenossenschaf-
                   Genossenschaftsidee über so viele              der HfWU-Nürtingen-
                   Jahrzehnte bewährt hat?                       Geislingen. 20 Jahre war
                                                                                            ten gegründete Verband
                   Selbsthilfe ist universell und zeitlos. Das        sie für den VNW       nord­deutscher Wohnungs­
                   gilt auch heute. Viele Menschen können        Verband norddeutscher      unternehmen (VNW) vertritt
                   sich teuren Wohnraum nicht leisten. Was         Wohnungsunterneh­
                   kann es da Besseres geben, als sich mit       men e. V. als Referentin   in Hamburg, Mecklenburg-
                   anderen Menschen zusammenzutun und             für Genossenschaften,     Vorpommern und Schleswig-
                   gemeinschaftlich etwas aufzubauen?             Betriebswirtschaft und
                   Hinzu kommt, dass tief in uns Menschen          Quartiersentwicklung
                                                                                            Holstein insgesamt 396 Woh-
                   das Bedürfnis steckt, sich selbst zu ver-     tätig und als Geschäfts­   nungsgenossenschaften und
                   wirklichen. Und das am liebsten mit an-        führerin für den VNW      Wohnungsgesellschaften.
                   deren zusammen.                                 Landesverband Ham­
                                                                  burg. Berufsbegleitend    In den von ihnen verwalteten
                   Sind Wohnungsgenossenschaften die               hat sie an der Hoch­     686.000 Wohnungen leben
                   Lösung vieler unserer Probleme auf               schule München ein
                   dem Wohnungsmarkt?                              Masterstudium über
                                                                                            rund 1,5 Millionen Menschen.
                   Aus meiner Sicht ja, auch wenn ich einen       Community Develop­        Die durchschnittliche Netto-
                   Mix von genossenschaftlichen, kommu-            ment absolviert und      kaltmiete pro Quadratmeter
                   nalen und privatwirtschaftlich organisier-     2014 an der HafenCity
                   ten Wohnungsunternehmen für am sinn-            Universität Hamburg      liegt bei den VNW-Unterneh-
                   vollsten halte. Aber das Genossen-             über Wohnungsgenos­       men bei 6,20 Euro. Im vergan­
                   schaftsmodell ist ­– und die Geschichte        senschaften im gesell­
                   hat es gezeigt – im Bereich des Wohnens         schaftlichen Wandel
                                                                                            genen Jahr investierten die
                   das nachhaltigste. Sie bauen für Jahr-         promoviert. Heute ist     VNW-Mitgliedsunternehmen
                   zehnte, vermieten jahrzehntelang und           sie Verbandsdirektorin    rund zwei Milliarden Euro in den
                   sorgen dafür, dass ihre Bewohnerinnen              des vbw Verband
                   und Bewohner nicht nur Miete bezahlen,           baden-württember­       Neubau, die Instandhaltung und
                   sondern auch mitbestimmende Eigentü-              gischer Wohnungs-      die Modernisierung bezahlbaren
                   mer sind. Wohnungsgenossenschaften                 und Immobilien-
                   könnten nur durch ihre Mitglieder selbst          unternehmen e. V.
                                                                                            Wohnraums. Fast 4.000 Woh-
                   aufgelöst werden. Bei anderen Unterneh-                                  nungen wurden durch sie fertig-
                   mensformen hätten die Mieter darauf                                      gestellt. Seit der Gründung
Foto: hubitation

                   keinen Einfluss. Wer dauerhaft bezahl-
                   baren Wohnraum will, muss auf Genos-                                     gilt beim VNW das Motto:
                   senschaften setzen.                                                      Gemeinsam sind wir stark.

                                                                                                                AUSGABE HERBST 2021
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