Neuroimaging in der Psychiatrie - Kalus P, Knobel A, Heinz A www.kup.at/ - Krause und Pachernegg

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Journal für

 Neurologie, Neurochirurgie
 und Psychiatrie
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 JNeurolNeurochirPsychiatr   Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems

Neuroimaging in der Psychiatrie
                                                                               Homepage:
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Journal für Neurologie                                           JNeurolNeurochirPsychiatr

Neurochirurgie und Psychiatrie                                         Online-Datenbank
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2007; 8 (1), 21-34
                                                                      und Stichwortsuche

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Neuroimaging in der Psychiatrie
                                                         P. Kalus, A. Knobel, A. Heinz
Die Einführung moderner Neuroimaging-Methoden in die psychiatrische Forschung hat in den vergangenen Jahren zu einem enormen Wissenszu-
wachs über die Neurobiologie psychischer Erkrankungen geführt. Richtungsweisende Befunde konnten hier insbesondere durch die Anwendung
neuer struktureller magnetresonanztomographischer Verfahren, der funktionellen Kernspintomographie, PET- und SPECT-Studien sowie elektroenzephalo-
graphischer Untersuchungen gewonnen werden. Der vorliegende Review stellt die für die Psychiatrie wichtigsten bildgebenden Verfahren und einige
mit ihrer Hilfe erzielte wesentliche Befunde im Überblick dar. Die derzeit rasch voranschreitende Aufklärung der pathogenetischen Grundlagen
komplexer psychiatrischer Störungen wie der Schizophrenie, der affektiven Erkrankungen, der dementiellen Störungen und der Suchterkrankungen
legt nahe, daß aus der systematischen Durchführung multimodaler Bildgebungsstudien in naher Zukunft wesentliche, klinisch relevante Erkenntnisse
für Diagnostik, Therapie und Prognose dieser Erkrankungen resultieren werden.
                Schlüsselwörter: Neuroimaging, Psychiatrie, Schizophrenie, affektive Störungen, Alzheimer-Demenz, Suchterkrankungen

Neuroimaging in Psychiatry. In recent years, the introduction of modern neuroimaging methods has stimulated an impressive increase in knowledge
about the neurobiological basis of psychiatric disorders. Trend-setting results could be achieved especially by the application of new structural
magnetic resonance tomographic techniques, functional magnetic resonance tomography, PET and SPECT studies and electroencephalographic
methods. The present review discusses the most important neuroimaging methods for psychiatric research and describes some of the most influential
results obtained with these techniques. The rapid increase in knowledge about the pathogenetical foundations of complex psychiatric disorders like
schizophrenia, affective disorders, neurodegenerative dementia, and substance-related disorders suggests that, in the near future, systematic perform-
ance of multimodal neuroimaging studies will result in further fundamental, clinically relevant insights that are important for the diagnostics, therapy,
and prognosis of these diseases. J Neurol Neurochir Psychiatr 2007; 8 (1): 21–34.
               Key words: neuroimaging, psychiatry, schizophrenia, affective disorders, Alzheimer’s disease, substance-related disorders

A    ngesichts der mittlerweile weitgehend unbestrittenen
     Annahme, daß viele psychiatrische Störungen Krank-
heiten des Gehirns mit strukturellen und funktionellen
                                                                              psychiatrischen Krankheitsbildern. Auch wenn der Groß-
                                                                              teil dieser Methoden noch keinen Eingang in die psych-
                                                                              iatrische Routinediagnostik gefunden hat, hat ihr Einsatz in
Veränderungen darstellen, haben bildgebende Methoden                          der Grundlagenforschung der vergangenen Jahre doch zu
in den vergangenen Jahren eine zentrale Position in der                       einem beeindruckenden Erkenntniszuwachs über die
psychiatrischen Forschung gewonnen. Im Gegensatz zu                           zerebrale Physiologie und Pathophysiologie geführt.
den meisten anderen Disziplinen der Medizin ist die
Psychiatrie bei der Diagnostik ihrer Erkrankungen noch                        Der vorliegende Review gibt eine Übersicht über die für
immer überwiegend auf die klinische Beobachtung des                           die aktuelle psychiatrische Forschung bedeutsamen Bild-
Patienten angewiesen, während apparative Untersu-                             gebungsmethoden und stellt einige wesentliche aktuelle
chungsmethoden, welche neben einer objektiven Diagno-                         Befunde zu den wichtigsten psychiatrischen Krankheitsbil-
se auch Aussagen über sinnvolle therapeutische Optionen                       dern vor.
und Verlaufsprognosen ermöglichen, noch weitgehend
fehlen. Hier bestehen zu Recht große Hoffnungen, daß                                                       Methoden
sich in nächster Zeit moderne Neuroimaging-Verfahren als
diagnostische Standardtechniken etablieren werden. Zum                        MRI-Morphometrie
anderen können bildgebende Methoden erheblich zur                             Morphometrische Methoden erlauben Aussagen über die
Aufklärung der pathophysiologischen Grundlagen psychi-                        Volumina des Gehirns und seiner Anteile. Die Anwendung
atrischer Erkrankungen, über die bislang noch relativ we-                     schneller Gradienten-Echo-Techniken (z. B. MPRAGE) in
nig bekannt ist, beitragen.                                                   der MR-Bildgebung erlaubt bei klinisch vertretbaren Meß-
Der Bedeutungszuwachs, den die Neuroimaging-Metho-                            zeiten die dreidimensionale Darstellung des gesamten
den für die Psychiatrie in der jüngsten Vergangenheit er-                     Gehirns mit einer einzigen Sequenz bei Auflösungen von
lebt haben, ist nicht zuletzt auch auf die eindrucksvollen                    unter 1 mm3 und exzellentem Kontrastverhalten des Hirn-
methodologischen Verbesserungen bereits eingeführter                          gewebes. Die resultierenden Datensätze bestehen aus
Technologien (z. B. Steigerung des Auflösungsvermögens                        Voxeln eines dreidimensionalen Koordinatensystems mit
und massive Verkürzung der Meßzeiten bei der Magnetre-                        verschiedenen Grauwerten und können mit Hilfe elabo-
sonanztomographie [MRI]), die Verfügbarkeit neuer Bild-                       rierter Softwarepakete morphometrisch ausgewertet wer-
gebungsmodalitäten für den klinischen Gebrauch (z. B.                         den. Dabei kommen heute verschiedene Verfahren zur
Einführung neuer struktureller MRI-Techniken wie Diffu-                       Anwendung:
sion Tensor Imaging [DTI] und Magnetisierungstransfer                         Bei den ROI- („Region-of-Interest“-) basierten Techniken
[MTI]) und den rasanten Fortschritt bei der Entwicklung                       wird eine a priori definierte Region (ROI) entweder manu-
der Auswertungssoftware für die gewonnenen Daten (z. B.                       ell oder semiautomatisch gegen das umliegende Hirnge-
Quellenanalyse im EEG, voxelbasierte Morphometrie) zu-                        webe abgegrenzt. In der Folge läßt sich das Volumen der
rückzuführen. Mittlerweile erlaubt eine ganze Reihe von                       ROI bestimmen oder ihre geometrische Form und topogra-
Neuroimaging-Methoden die differenzierte Analyse zahl-                        phische Lage im Gehirn analysieren. Mittlerweile wurden
reicher verschiedenartiger Aspekte der Hirnstruktur und                       für zahlreiche psychiatrisch relevante Hirnregionen ROI-
-funktion sowie ihrer pathologischen Alterationen bei                         Tracing-Protokolle entwickelt, welche teilweise bereits
                                                                              anatomisch recht genaue Abgrenzungen kleiner definier-
Aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité – Univer-       ter Hirnareale erlauben [1]. Ein wesentlicher Nachteil der
sitätsmedizin Berlin, Campus Mitte
Korrespondenzadresse: Dr. med. Peter Kalus, Psychiatrische Universi-
                                                                              ROI-basierten Techniken besteht in der Abhängigkeit der
tätsklinik Charité im SHK, D-10559 Berlin, Turmstraße 21;                     Befunde von den neuroanatomischen Kenntnissen des Un-
E-Mail: peter.kalus@charite.de                                                tersuchers und der Güte der verwendeten Tracing-Proto-

                                                                                                    J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2007                 21

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kolle, weswegen hier besonders großer Wert auf die Relia-      zur Evaluation der spezifischen Aktivierung von Hirn-
     bilität des methodologischen Vorgehens gelegt werden           arealen bei bestimmten Aufgabenstellungen (Paradigmen)
     muß (Ermittlung der Intra- und Interrater-Korrelationen,       eingesetzt werden [4].
     Einsatz von histologiebasierten Hirnkarten etc.). Aktuelle
     methodische Weiterentwicklungen streben etwa durch die         Durch den Einsatz der fMRI konnte in den letzten Jahren
     Verwendung von stereotaktisch normalisierten Referenz-         gezeigt werden, daß neben lokalisatorisch bereits bekann-
     gehirnen („atlasbasierte Morphometrie“), welche zusätz-        ten „neurologischen“ Hirnfunktionen auch zahlreiche „psy-
     lich in kleine, anatomisch definierte Würfel unterteilt wer-   chische“ Vorgänge des Menschen, wie z. B. das Empfinden
     den können („Parzellierung“), oder „Wahrscheinlichkeits-       von Emotionen, mit der Aktivierung definierter Hirnareale
     karten“ für die Zugehörigkeit eines bestimmten Voxels zu       einhergehen, wodurch sich die besondere Bedeutung dieser
     einer definierten Hirnregion eine stärkere Automatisierung     Methode für die psychiatrische Forschung erklärt.
     und damit höhere Objektivität der ROI-basierten Ergeb-
                                                                    Magnetresonanzspektroskopie (MRS)
     nisse an.
                                                                    Die Magnetresonanzspektroskopie (MRS) erlaubt eine
     Ein wesentlicher Unterschied der voxelbasierten Morpho-        nicht-invasive Messung der lokalen Konzentrationen ver-
     metrie (VBM) zu den ROI-basierten Verfahren besteht in         schiedener zerebraler Metaboliten. Bei der Single-Voxel-
     dem hypothesenfreien Herangehen an das Datenmaterial           MRS wird ein definiertes Gewebsvolumen durch Hochfre-
     ohne eine vorherige manuelle Segmentierung konkreter           quenz- (HF-) Pulse selektiv angeregt. Über die spektrale
     Hirnareale. Grundsätzlich erfolgt bei der VBM nach einer       Zusammensetzung des resultierenden Signals können
     Normalisierung aller Gehirne auf einen anatomischen            dann Rückschlüsse auf die biochemische Zusammenset-
     Standardraum und einer Segmentierung der verschiede-           zung des Gewebes im Zielbereich gezogen werden. Mit
     nen Kompartimente des Gehirns (graue Substanz, weiße           der Protonen-MRS, dem in den meisten Studien ange-
     Substanz, Liquorraum) ein voxelweiser statistischer Grup-      wandten Verfahren, können unter anderem die Konzentra-
     penvergleich der normalisierten Gehirne unter Anwen-           tionen von N-Acetyl-Aspartat (NAA), einem Marker der
     dung von multipler Regression. Während mit VBM ur-             neuronalen Funktion, Cholin, einem Marker für die Intakt-
     sprünglich vor allem Aussagen über die Dichte der ver-         heit von Zellmembranen und Myelin, Kreatin und Phos-
     schiedenen Hirnkompartimente gemacht wurden, können            phokreatin, wichtigen Substanzen im neuronalen Energie-
     nunmehr auch lokale Volumenalterationen detektiert wer-        stoffwechsel, Glutamat, der bedeutendsten exzitatorischen
     den. Als Ergebnis resultiert eine statistische parametrische   Aminosäure, und Laktat, einer Markersubstanz für zere-
     Karte, aus der eventuell vorhandene Gruppenunterschiede        brale Hypoxie und Ischämie, gemessen werden. Eine wei-
     mit ihrer statistischen Signifikanz direkt abgelesen werden    tere wichtige MRS-Technik neben der Single-Voxel-MRS
     können [2].                                                    ist das Chemical Shift Imaging (CSI), bei dem nicht nur
                                                                    Resonanzspektren in einzelnen Voxeln gemessen werden
     Eine dritte Gruppe von Techniken sind die konturbasierten      können, sondern eine Voxelmatrix über eine den gesamten
     Verfahren, bei denen eine initial subjektiv vorgegebene        Hirnquerschnitt umfassende Schicht gelegt wird, wodurch
     Kontur durch eine geeignete Verformung iterativ an die         eine anatomische Kartierung der Metabolitenverteilung
     Grenzen einer anatomischen Region, die meist durch             möglich wird [5].
     Hell-Dunkel-Kontraste bestimmt werden, angepaßt wird
     (Prinzip der „aktiven Konturen“; [1]).                         Diffusion Tensor Imaging (DTI)
                                                                    Beim Diffusion Tensor Imaging (DTI) wird mittels diffu-
     Systematische Vergleichsuntersuchungen der verschie-           sionsgewichteter Pulssequenzen die Sensitivität des MR-
     denen morphometrischen Verfahren stehen derzeit noch           Signals für die Bewegungen der in Wassermolekülen ent-
     aus. Limitierender Faktor morphometrischer Verfahren ist       haltenen Protonen zur Bildgebung verwendet [6]. Die der
     grundsätzlich das begrenzte Kontrastverhalten des Hirn-        freien Diffusion unterliegenden Wassermoleküle bewegen
     gewebes in den klassischen strukturellen MRI-Sequenzen         sich gemäß dem Prinzip der Brown’schen Molekularbewe-
     (T1-, T2- und Protonen-Wichtung), wodurch die für eine         gung in allen Richtungen des Raumes gleichmäßig fort
     exakte Parzellierung der Hirnrinde und des subkortikalen       (Isotropie), während sich an Orten mit eingeschränkter oder
     Graus erforderlichen zytoarchitektonischen Differenzen         gestörter Diffusibilität (z. B. entlang von Zellmembranen
     nicht hinreichend genau wiedergegeben werden.                  oder im Bereich von ischämiegeschädigtem Hirngewebe)
                                                                    von der isotropen Molekularbewegung abweichende Dif-
     Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI)                  fusionsgradienten zeigen (Anisotropie). Zur Beschreibung
     Das Prinzip der fMRI basiert auf Messungen der Hämoglo-        und Quantifizierung der anisotropen Protonenbewegung
     bin-Oxygenierung während der lokalen Blutpassage durch         wird das mathematische Modell eines Tensors gewählt [6].
     einzelne Hirnareale [3]. Während der Zunahme neurona-          Die DTI-Methodik wurde klinisch bislang vor allem zur
     ler Aktivität kommt es im Gehirn zunächst zu einer kurz-       Erforschung und Diagnostik von Erkrankungen im Bereich
     zeitig vermehrten lokalen Sauerstoffausschöpfung in den        der weißen Substanz eingesetzt, da insbesondere entlang
     Kapillaren mit einem Abfall der relativen Konzentration        gebündelter axonaler Fasersysteme hohe Anisotropiewerte
     von oxygeniertem Hämoglobin. Im weiteren Verlauf zeigt         gemessen werden können, die unter pathologischen Bedin-
     sich dann eine länger anhaltende Verstärkung der lokalen       gungen in charakteristischer Weise verändert sein können.
     Durchblutung mit Zunahme des lokalen Blutflusses und
     Blutvolumens, die die vermehrte Desoxygenierung aus-           Magnetisierungstransfer (MTI)
     gleicht und zu einer anschließenden Überversorgung mit         Der Magnetisierungstransfer (MTI) ist eine weitere struktu-
     Oxy-Hämoglobin führt („hämodynamische Reaktion“).              relle MRI-Methode, bei der das physiko-chemische Phä-
     Desoxygeniertes Hämoglobin führt in T2-gewichteten             nomen des Magnetisierungsaustauschs zwischen in Ma-
     MRI-Sequenzen zu meßbaren Inhomogenitäten des stati-           kromolekülen (z. B. Zellmembranen und Proteinmatrizes)
     schen Magnetfeldes, die durch die sekundäre Abnahme            gebundenen Protonen („gebundener Protonenpool“) und
     des relativen Anteils an Desoxy-Hämoglobin wieder redu-        den Protonen des freien Wassers in deren Umgebung
     ziert werden. Dieses auch als BOLD- („Blood Oxygen             („freier Protonenpool“) zur Bildgebung genutzt wird [7]. In
     Level Dependent“-) Effekt bezeichnete Phänomen kann            der klinischen Anwendung des MTI werden die Relaxa-

22   J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2007
tionseigenschaften und die Größe des gebundenen Pro-           nerseits eine Quantifizierung der verschiedenen beobach-
tonenpools sowie die Rate des Magnetisierungsaustauschs        teten Wellenformen, andererseits eine möglichst genaue
mit dem freien Protonenpool üblicherweise durch den            Lokalisierung der abgeleiteten elektrischen Hirnaktivität
semiquantitativen Parameter der Magnetisierungstransfer-       sind (z. B. LORETA-Methode [17]).
Ratio (MTR) ausgedrückt. Experimentelle Studien ergaben,
daß die MT-Bildgebung mikrostrukturelle Daten über die         Evozierte Potentiale (EP)
Gewebszusammensetzung liefern kann, die über die aus           Wie die EEG-Wellen sind evozierte Potentiale (EP) zwar
klassischer T1- und T2-gewichteter Bildgebung erziel-          auch Ausdruck der elektrischen Entladungen zerebraler
baren Informationen weit hinausgehen [8, 9]. Erste klini-      Neurone, jedoch wird hier nicht die Spontanaktivität des
sche Studien ergaben Alterationen der MTR bei Patienten        Gehirns, sondern dessen elektrische Reaktion auf definier-
mit verschiedenen neurologischen Krankheitsbildern wie         te Stimuli gemessen. Während ursprünglich die durch ein-
Morbus Parkinson, Multipler Sklerose oder Hirntumoren          fache Sinnesreize einer definierten Modalität (z. B. visuell
[10–12].                                                       oder akustisch) ausgelösten EP untersucht wurden („exo-
                                                               gene Potentiale“), haben in der psychiatrischen Forschung
Positronenemissionstomographie (PET)                           vor allem mit einer komplexen kognitiven Verarbeitung
Die Positronenemissionstomographie (PET) ist ein nuklear-      gekoppelte Reizparadigmen und die dadurch ausgelösten
medizinisches Untersuchungsverfahren, bei dem der radio-       sogenannten „endogenen“ EP-Komponenten große Be-
aktive Zerfall von positronenemittierenden Radionukliden       deutung erlangt. Die endogenen EP werden im Vergleich
wie dem Fluor-Isotop 18F, dem Kohlenstoff-Isotop 11C oder      zu den exogenen EP weniger durch die physikalischen
dem Sauerstoff-Isotop 15O zur Bildgebung verwendet wird.       Reizeigenschaften als vielmehr von den durch den jeweili-
Dazu wird im PET-Scanner mit Hilfe eines Ringdetektor-         gen Stimulus ausgelösten kognitiven Prozessen beeinflußt
systems die örtliche, zeitliche und quantitative Verteilung    und treten daher zeitlich deutlich später als die exogenen
der emittierten Quanten analysiert. Je nach eingesetztem       EP auf. Die bekanntesten endogenen EP-Komponenten
Radionuklid können mit der PET mit einem räumlichen            sind die P300-Welle, die mit neuropsychologischen Phä-
Auflösungsvermögen von bis zu 3 mm verschiedene Stoff-         nomenen wie der Aufmerksamkeit in Zusammenhang ge-
wechselfunktionen des Gehirns, wie z. B. die Glukose-          bracht wird, und der sogenannte N100-P200-Komplex,
utilisation (z. B. mit 18F-Deoxyglukose), der Umsatz von       dessen Lautstärkeabhängigkeit Korrelationen zum seroto-
Neurotransmittern und deren Rezeptoren (z. B. mit 18F-         nergen Neurotransmittersystem zeigt [18, 19].
DOPA zur Darstellung der Dopaminsynthese oder 11C-Flu-
mazenil zur Darstellung der GABA- [Gamma-Aminobut-
tersäure-] Rezeptoren) oder der zerebrale Blutfluß (z. B.
                                                                Befunde zu verschiedenen Krankheitsbildern
mit 15O-Wasser) bestimmt werden [13].                          Schizophrenie
Single-Photon-Emissionscomputertomographie (SPECT)             Die Neuroimaging-Forschung zur Schizophrenie blickt
Bei der Single-Photon-Emissionscomputertomographie             auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 1928 beschrie-
(SPECT) wird die Verteilung intravenös applizierter radio-     ben Jacobi und Winkler in einer ventrikulographischen
aktiver Pharmaka mit einer um den Kopf des Probanden           Untersuchung durch Luftfüllung des Hirnkammersystems
rotierenden Gamma-Kamera gemessen. Neben der vor               nachgewiesene auffällige Ventrikelerweiterungen bei schi-
allem im Bereich der neurologischen Diagnostik relevan-        zophrenen Patienten [20]. Mit der Einführung der nicht-
ten Untersuchung der regionalen Hirndurchblutung und           invasiven Verfahren der Computertomographie und vor al-
der Liquorzirkulation sowie dem Nachweis von Hirnmeta-         lem der Magnetresonanztomographie in die klinische Dia-
stasen wird die SPECT in der psychiatrischen Forschung         gnostik entstand rasch eine große Anzahl morphometri-
vor allem zur Markierung von Neurotransmittersystemen          scher Studien, die in ihrer Mehrheit Volumenreduktionen
und synaptischen Transportermolekülen eingesetzt. So kön-      des Gesamthirns schizophrener Patienten sowie einer gan-
nen etwa mit dem Radiopharmakon 123IBZM Dopamin-D2-            zen Reihe einzelner zerebraler Strukturen ergaben [21].
Rezeptoren oder mit 123I-Beta-CIT Dopamin- und Seroto-         Obwohl trotz umfangreicher methodischer Fortschritte der
nintransporter dargestellt werden. Das räumliche Auflö-        morphometrischen Techniken nach wie vor kein Konsens
sungsvermögen der SPECT ist mit dem der PET vergleich-         über das Ausmaß und die genaue topographische Vertei-
bar. Durch Kombination mit genetischen Untersuchungen          lung der beobachteten Volumenminderungen besteht,
kann der Einfluß genetischer Polymorphismen auf die mit        kann heute zumindest die Existenz subtiler volumetrischer
PET oder SPECT gemessene Verfügbarkeit von Neuro-              Veränderungen in den Gehirnen schizophrener Patienten,
rezeptoren oder Transportern gemessen werden [14, 15].         und zwar vorwiegend im Bereich der grauen Substanz, als
                                                               weitgehend unbestritten angesehen werden. Die robuste-
Elektroenzephalographie (EEG)                                  sten Befunde stellen dabei Erweiterungen der Lateralven-
Auch die Elektroenzephalographie (EEG) wird zu den             trikel sowie Volumenreduktionen in temporalen Strukturen
funktionellen Bildgebungsverfahren gezählt. Zur Entste-        wie dem Gyrus temporalis superior, dem Hippokampus
hung der an der Schädeloberfläche abgeleiteten EEG-Wel-        und Gyrus parahippocampalis und der Amygdala dar.
len wird heute angenommen, daß diese Summenpoten-              Weniger konsistent wurden Volumenminderungen im
tiale aus den lokalen postsynaptischen exzitatorischen und     Bereich des Frontal- und Parietallappens sowie der Basal-
inhibitorischen Potentialen einer großen Zahl von Neuro-       ganglien, des Corpus callosum und des Thalamus nachge-
nen im Einzugsbereich der Elektrode darstellen [16]. Wäh-      wiesen. Die bislang vorliegenden Längsschnittuntersu-
rend das räumliche Auflösungsvermögen des an der Schä-         chungen mit Schizophrenen ergaben hinsichtlich der Fra-
deloberfläche abgeleiteten EEG erheblich schlechter als das    ge nach einer Progredienz der Volumenreduktionen wider-
der meisten anderen Neuroimaging-Verfahren ist und elek-       sprüchliche Ergebnisse. Nur wenige Studien konnten Kor-
trodenferne Prozesse nur sehr eingeschränkt beurteilbar        relationen zwischen klinischer Symptomatik und Volu-
sind, liefert diese Technik eine exzellente zeitliche Auflö-   menminderungen aufzeigen. So wurde beispielsweise
sung der elektrischen Aktivität des Gehirns. Im Mittelpunkt    eine signifikante Assoziation der Ausprägung akustischer
moderner EEG-Auswertetechnologien stehen verschiedene          Halluzinationen mit reduzierten Volumina des linken pri-
quellen- und frequenzanalytische Ansätze, deren Ziele ei-      mären akustischen Kortex sowie einzelner frontaler Regio-

                                                                                J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2007       23
nen als möglicher Hinweis auf Störungen in den für die        Anisotropieverminderungen im linken Zingulum oder das
     Sprachverarbeitung wichtigen temporofrontalen Funk-           Ausmaß der Negativsymptomatik korreliert mit der Aniso-
     tionssystemen nachgewiesen [22]. Die Beurteilung eines        tropie im frontalen Marklager [31, 32].
     möglichen Kausalzusammenhangs zwischen Volumen-
     alterationen und schizophrener Erkrankung wird zusätz-        Erste MTI-Untersuchungen ergaben alterierte Werte für die
     lich erschwert durch in letzter Zeit zunehmende Hinweise,     semiquantitative Magnetisierungstransfer-Ratio (MTR) im
     daß regionale Hirnvolumina auch einer Reihe anderer           temporalen Kortex [33], im präfrontalen Kortex und der
     Einflußfaktoren, wie etwa der medikamentösen Behand-          Inselregion [34] sowie im parietookzipitalen Kortex schi-
     lung mit Neuroleptika (z. B. Volumenzunahme der Basal-        zophrener Patienten, wobei letztere Veränderungen mit
     ganglien unter typischen Neuroleptika und Volumen-            der Ausprägung der Negativsymptomatik korrelierten [35].
     reduktion unter nachfolgender Clozapingabe [23]) oder         Demgegenüber waren die MTR-Werte im Thalamus Schi-
     dem Nikotinkonsum, unterliegen. Wenn auch die mor-            zophrener nicht verändert [36]. Auch verschiedene Berei-
     phometrische Schizophrenieforschung bislang eine große        che der weißen Substanz zeigten MTR-Veränderungen in
     Anzahl noch offener Fragen hinsichtlich ihrer diagnosti-      der Patientengruppe mit Schwerpunkten im Corpus callo-
     schen Wertigkeit und der pathophysiologischen Implika-        sum, im Fornix, in der rechten Capsula interna und im
     tionen ihrer Befunde hinterlassen hat, so hat sie doch die    oberen Fasciculus occipitofrontalis, während im anterio-
     Formulierung und kontroverse Diskussion von wichtigen         ren Zingulum, in der linken inneren Kapsel und im Fasci-
     Hypothesen zur Pathogenese der Schizophrenie wesent-          culus arcuatus keine MTR-Alterationen beobachtet wur-
     lich befruchtet: Die Entwicklungsstörungshypothese geht       den [37]. Diese Befunde machen deutlich, daß die mit der
     davon aus, daß bereits frühzeitig, nämlich prä- und perina-   MT-Bildgebung nachgewiesenen Veränderungen offenbar
     tal einwirkende Noxen zu Störungen der Gehirnentwick-         kein unspezifisches Phänomen darstellen, sondern topo-
     lung führen, wodurch es dann später im Laufe des Lebens       graphische Prädilektionen aufweisen, wobei die Natur der
     zur schizophrenen Erkrankung kommt. Demgegenüber              zugrundeliegenden neuropathologischen Veränderungen
     postuliert die Neurodegenerationshypothese einen der          letztlich noch ungeklärt ist. Mit Hilfe der sensibleren
     Schizophrenie zugrundeliegenden degenerativen, im             quantitativen MTI- ([q]MTI; [quantitative] Magnetisie-
     Krankheitsverlauf progredienten Prozeß. Follow-up-Stu-        rungstransfer-Imaging-) Technik konnte außerdem gezeigt
     dien ergaben in der Tat Hinweise auf progrediente Volu-       werden, daß im Bereich der Amygdala Schizophrener bei
     menveränderungen, allerdings ohne die für degenerative        nicht alterierter MTR verschiedene qMTI-Parameter in
     Prozesse typische Gliosebildung. Zusammenfassend muß          ähnlicher Weise verändert sind, wie dies tierexperimentell
     davon ausgegangen werden, daß die gegenwärtige Daten-         in Regionen mit erhöhter neuronaler Zelldichte beob-
     lage Evidenzen für beide Hypothesen liefert, die sich somit   achtet wurde [29]. Demgegenüber war das normalisierte
     möglicherweise nicht ausschließen, sondern komplemen-         Amygdala-Volumen in der selben Patientengruppe nicht
     täre Erklärungsmodelle darstellen könnten [24].               vermindert, so daß die MT-Bildgebung hier der Volumetrie
                                                                   überlegene, diagnostisch bedeutsame Informationen lie-
     Ein Problem der morphometrischen Schizophreniefor-            fert. Interessanterweise zeigte der Hippokampus, der in
     schung besteht darin, daß die üblicherweise verwendeten       verschiedenen anderen Untersuchungsmodalitäten bei
     T1- und T2-gewichteten MRI-Sequenzen trotz ihres mitt-        Schizophrenen Veränderungen aufwies, keine Alteratio-
     lerweile hohen Auflösungsvermögens die strukturellen          nen der qMTI-Parameter [38].
     Gewebsveränderungen teils wegen ihrer Subtilität nicht        Mit der Protonen-MRS wurde bereits eine ganze Reihe von
     erfassen, vor allem aber auch hinsichtlich ihrer neuropa-     Untersuchungen zur Schizophrenie durchgeführt, die
     thologischen Natur nicht weiter aufklären können. Wäh-        weitgehend konsistent lokale Verminderungen der NAA-
     rend diese klassischen MR-Modalitäten im Bereich des          (N-Acetyl-Aspartat-) Konzentrationen als möglichen Hin-
     Hirngewebes im wesentlichen nicht mehr als den Kontrast       weis auf eine Beeinträchtigung der neuronalen Funktion
     zwischen zellreichen („graue Substanz“) und zellarmen         vor allem im präfrontalen Kortex, im Hippokampus und
     („weiße Substanz“) Bezirken darstellen können, erlauben       im Thalamus zeigten [39, 40]. Demgegenüber ergab die
     neue strukturelle MRI-Techniken wie DTI und MTI die           Mehrzahl der MRS-Untersuchungen der Basalganglien
     Sichtbarmachung von darüber weit hinausgehenden mi-           Schizophrener – im Gegensatz zu Patienten mit affektiven
     krostrukturellen Gewebseigenschaften. DTI-Studien wur-        Erkrankungen – keine signifikanten Veränderungen der
     den zunächst vorwiegend zur Untersuchung von weißer           NAA-Konzentrationen [40]. Interessant im Hinblick auf
     Substanz eingesetzt, vor allem in Hirnregionen mit gro-       die Glutamathypothese zur Pathogenese der Schizophre-
     ßen, geordnet verlaufenden Faserbündeln, da diese beson-      nie sind neuere MRS-Befunde, die allerdings sowohl Erhö-
     ders hohe Anisotropiewerte aufweisen. So wurden bei           hungen als auch Erniedrigungen der Glutamatkonzentra-
     schizophrenen Patienten veränderte Anisotropieparameter       tionen im Präfrontalkortex von Schizophreniepatienten
     in definierten Bahnsystemen wie dem Splenium corporis         ergaben [41, 42]. Zusammenfassend sind die bislang vor-
     callosi, dem Fasciculus uncinatus, einem wichtigen tem-       liegenden MRS-Befunde zur Schizophrenie noch relativ
     porofrontalen Fasersystem, sowie dem Fasciculus arcua-        inkonsistent, wobei hier insbesondere der mögliche Ein-
     tus, der Frontal- und Parietalkortex verbindet, gefunden      fluß von psychopharmakologischer Medikation auf die
     [25–27]. Neuere Studien zeigen allerdings, daß auch Re-       Meßergebnisse noch weiterer Abklärung bedarf [43].
     gionen mit „grauer Substanz“ charakteristische DTI-Werte
     aufweisen, die bei Schizophrenen Veränderungen aufwei-        SPECT- und PET-Studien wurden in der Schizophreniefor-
     sen können. So waren die Anisotropieparameter im Hip-         schung v. a. zur Untersuchung des Dopaminstoffwechsels
     pokampus, in der Entorhinalregion und in der Amygdala         im Hinblick auf die anfänglich lediglich durch klinische
     schizophrener Patienten verändert, während sich die           (Neuroleptikawirkung) und tierexperimentelle Daten ge-
     Volumina dieser Regionen im selben Patientenkollektiv         stützte Dopaminhypothese zur Schizophrenie eingesetzt.
     nicht von denen gesunder Kontrollen unterschieden [28–        Dabei konnten einige diese Hypothese unterstützende Be-
     30]. Einzelne DTI-Studien fanden bei den Patienten Korre-     funde, wie etwa eine gesteigerte präsynaptische Aufnahme
     lationen klinischer Parameter mit den Anisotropiewerten,      von 18F-DOPA im Bereich des ventralen Striatums [44],
     so etwa Störungen der Exekutivfunktionen assoziiert mit       eine vermehrte striatale Dopaminfreisetzung durch Am-

24   J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2007
phetamin [45] und eine erhöhte intrasynaptische Dop-          tigten sich mit den gestörten Wahrnehmungsfunktionen
aminkonzentration in akut psychotischen Phasen bei schi-      schizophrener Patienten. So konnten Dierks et al eine er-
zophrenen Patienten [46] erhoben werden. Auch im Hin-         höhte Aktivierung im Bereich des primären akustischen
blick auf die in jüngster Zeit zunehmend diskutierte patho-   Kortex schizophrener Patienten während des Auftretens
genetische Bedeutung der Interaktionen des Glutamat-          akustischer Halluzinationen zeigen [58]. Eine ganze Reihe
systems mit dem dopaminergen System für die Schizo-           von fMRI-Studien untersuchte Paradigmen, welche das
phrenie leisten PET-Befunde einen wertvollen Beitrag,         Arbeitsgedächtnis, eine bei Schizophrenen regelhaft
indem etwa eine durch den psychotogenen NMDA- (N-             schwer gestörte Exekutivfunktion, testen. Dabei konnte die
Methyl-D-Aspartat-) Antagonisten Ketamin ausgelöste, ver-     bereits aufgrund älterer PET-Studien postulierte „Hypo-
mehrte striatale Dopaminfreisetzung nachgewiesen wer-         frontalität“, d. h. verminderte Aktivierung des Präfrontal-
den konnte [47].                                              kortex während des Einsatzes des Arbeitsgedächtnisses, in
                                                              einem Teil der Studien bestätigt werden (z. B. [59]). Aller-
Weitere wichtige PET-Studien betreffen die Untersuchung       dings gibt es auch fMRI-Untersuchungen mit Arbeits-
der Rezeptorbindungseigenschaften von antipsychotisch         gedächtnisparadigmen, welche eine verstärkte [60] oder
wirksamen Psychopharmaka. So konnte etwa gezeigt wer-         unveränderte präfrontale Aktivierung [61] bei schizophre-
den, daß die einmalige Gabe des typischen Neurolepti-         nen Patienten fanden. Diese Diskrepanz wurde hypothe-
kums Haloperidol in niedriger Dosierung bereits zu einer      tisch damit erklärt, daß die Kranken möglicherweise bei
rasch auftretenden und lang anhaltenden Blockade von          niedrigen Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis eine
Dopamin-D2-Rezeptoren führt [48], während atypische           Überaktivierung im Sinne einer „physiologischen Ineffizi-
Neuroleptika zwar auch D2-Rezeptoren besetzen, sich je-       enz“ (Callicott, siehe [60]), bei mittelgradigen Anforderun-
doch einerseits rascher wieder von diesen lösen, anderer-     gen eine regelrechte präfrontale Aktivierung und erst bei
seits auch noch weitere Rezeptortypen wie 5-HT2- (Seroto-     hohen Anforderungen eine Aktivierungsverminderung zei-
nin-) Rezeptoren besetzen, wodurch wahrscheinlich ihr         gen. Funktionelle MRI-Paradigmen zur Untersuchung des
atypisches Wirkprofil (weniger extrapyramidalmotorische       episodischen Gedächtnisses Schizophrener ergaben unter
Nebenwirkungen, bessere Wirkung auf die Negativsym-           anderem verminderte Aktivierungen im Bereich des linken
ptomatik, geringere Prolaktinfreisetzung) bedingt ist [49,    Hippokampus beim Einspeichern sowie im Bereich beider
50]. Insgesamt haben PET-Studien erheblich zur genaue-        Hippokampi bei der Wiedererkennung von Wörtern [62].
ren Aufklärung der komplexen Dysfunktionen bei der            Beim Einspeichern unbekannter Gesichter zeigten schizo-
Schizophrenie, insbesondere des dopaminergen Systems,         phrene Patienten eine Minderaktivierung des rechten Hip-
beigetragen und werden auch in Zukunft eine wichtige          pokampus [63]. Die mit Bezug auf die bei Schizophrenen
Rolle bei der Entwicklung neuer rezeptorspezifischer Anti-    beobachtete emotionale Verflachung untersuchten Para-
psychotika spielen.                                           digmen ergaben unter anderem eine bilaterale Minderakti-
Aus der Vielzahl der bei schizophrenen Patienten durch-       vierung der Amygdala in der Patientengruppe bei der Be-
geführten EEG-Untersuchungen hat sich als konstantes          trachtung von Gesichtern mit traurigem Gesichtsausdruck
Ergebnis v. a. eine Abnahme der Alpha-Grundaktivität bei      [64]. Juckel et al [65] fanden bei schizophrenen Patienten
gleichzeitiger Zunahme der Theta-, Delta-, aber auch          eine mit der Ausprägung der Negativsymptomatik korrelie-
Beta-Aktivitäten gezeigt, wobei diese Befundkonstellation     rende Minderaktivierung des ventralen Striatums, einer
sich jedoch nicht als krankheitsspezifisch herausstellte,     zentralen Struktur des Belohnungssystems, auf beloh-
sondern auch bei anderen psychiatrischen Störungs-            nungsanzeigende Reize. Auch die bei schizophrenen Pati-
bildern auftreten kann [51, 52]. Ein Problem der EEG-For-     enten häufig festgestellten Störungen im Bereich der
schung besteht darin, daß die EEG-Kurve hinsichtlich des      Sprachfunktionen wurden mit fMRI-Paradigmen unter-
Einflusses von Psychopharmaka besonders empfindlich           sucht. So wiesen Patienten mit einer formalen Denkstö-
ist; andererseits gibt es aber auch Ansätze, diese Methode    rung bei einem Satzergänzungsparadigma eine nach links
als Prädiktor im Hinblick auf die Ansprache auf Neuro-        lateralisierte Aktivierung temporaler Strukturen auf, wäh-
leptika einzusetzen [53]. Der am häufigsten replizierte       rend gesunde Kontrollen sowie nicht denkgestörte Schizo-
Befund in der EP-Forschung zu schizophrenen Psychosen         phrene eine nach rechts lateralisierte temporale Aktivie-
ist eine Verminderung der P300-Amplitude, welche zu-          rung zeigten [66]. Eine Studie zur emotionalen Prosodie
dem positive Korrelationen mit der Ausprägung einer Nega-     fand, daß sich auch die normalerweise bestehende links-
tivsymptomatik sowie einer ungünstigen Verlaufsprognose       hemisphärische Lateralisierung der temporalen Aktivie-
der Erkrankung zeigt [54]. Im Gegensatz dazu konnte bei       rung beim passiven Hören von emotional modulierter
Patienten mit zykloiden Psychosen eine erhöhte P300-          Sprache bei schizophrenen Patienten rechtsbetont dar-
Amplitude nachgewiesen werden [55].                           stellte [67]. Diese Befunde sind vor allem im Hinblick auf
                                                              hypothetische Modelle der Schizophrenie als einer hemi-
Trotz der methodischen Schwierigkeiten, insbesondere bei      sphärischen Lateralisierungsstörung interessant [68].
der Untersuchung schizophrener Patienten (u. a. mangel-
hafte Compliance, krankheitsbedingte kognitive Probleme       Insgesamt erlauben fMRI-Studien in zunehmender Weise
beim Verständnis der Aufgabenstellung des Paradigmas,         die Aufklärung der neurobiologischen Grundlagen einzel-
medikationsbedingte Bewegungsunruhe), wurde in den            ner Symptomkategorien schizophrener Patienten und er-
letzten Jahren eine zunehmende Anzahl von fMRI-Studien        möglichen so die Erarbeitung von Hypothesen zur topo-
zur Schizophrenie veröffentlicht, deren Paradigmen im         graphischen und funktionellen Charakterisierung der die-
Hinblick auf die vielfältigen psychopathologischen Sym-       sen komplexen psychopathologischen Entitäten zugrunde-
ptome schizophrener Patienten ausgewählt wurden. Die          liegenden neuronalen Systeme.
ersten Untersuchungen wurden mit motorischen Paradig-
men (z. B. Finger-Tapping-Aufgaben) durchgeführt und          Affektive Störungen
ergaben reduzierte Aktivierungen motorischer Felder bei       Die meisten MR-morphometrischen Untersuchungen zum
schizophrenen Patienten, welche laut Folgestudien aber        Gesamthirnvolumen bei Patienten mit affektiven Störun-
zumindest teilweise medikationsbedingt gewesen sein           gen ergaben im Unterschied zur Schizophrenie keine Ver-
könnten [56, 57]. Andere fMRI-Untersuchungen beschäf-         änderungen [69]. Demgegenüber zeigten aber mehrere

                                                                               J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2007       25
Studien übereinstimmend eine lokale Volumenreduktion           und sich offenbar während der antidepressiven Therapie
     des präfrontalen Kortex bei Patienten mit unipolaren De-       wieder zurückbildet [89–91]. Im Zusammenhang mit den
     pressionen [z. B. 70], während die Befundlage zu dieser        volumetrischen Befunden einer vergrößerten Amygdala ist
     Hirnregion bei bipolaren Patienten weniger eindeutig ist       der Nachweis einer vermehrten Perfusion der Amygdala
     [71, 72]. Interessanterweise konnten mehrere neuere volu-      bei Depressiven durch Drevets et al [92] besonders inter-
     metrische Studien eine Vergrößerung der Amygdala so-           essant. PET-Untersuchungen zu dem für depressive Störun-
     wohl bei unipolar depressiven als auch bei bipolaren Pati-     gen pathogenetisch relevanten serotonergen Transmitter-
     enten zeigen [73, 74]. Dagegen wurden für den Hippo-           system zeigten in verschiedenen Hirnregionen ein vermin-
     kampus sowohl Volumenvermehrungen als auch -vermin-            dertes Bindungspotential für 5-HT1A-Rezeptoren (unter an-
     derungen beschrieben, wobei die meisten Studien keine          derem in den Raphe-Kernen) wie auch für Serotonin-
     signifikanten Veränderungen zeigten [75]. Ein weiteres         transporter-Protein im Thalamus und im Hirnstamm [93,
     Hirnareal, das funktionell mit der Verarbeitung emotiona-      94]. Einen besonderen methodischen Fortschritt jüngerer
     ler Eindrücke in Verbindung gebracht wird und in mehre-        PET-Untersuchungen stellt die Co-Registrierung von PET-
     ren Studien sowohl Volumenverminderungen als auch              Bildern und strukturellen MRI-Sequenzen dar, welche eine
     Perfusionsalterationen aufwies, ist der anteriore zinguläre    exakte Zuordnung der Rezeptorbindungspotentiale zu
     Kortex [76]. Für die weiteren untersuchten Hirnareale, wie     anatomischen Regionen ermöglicht [93].
     etwa Basalganglien und Thalamus, stellt sich die Daten-
                                                                    Mehrere fMRI-Studien mit visuellen Paradigmen, in denen
     lage überwiegend kontrovers dar [75]. Insgesamt zeigen
                                                                    traurige Gefühle auslösende Bilder gezeigt wurden, erga-
     die bislang vorliegenden morphometrischen Ergebnisse zu
                                                                    ben bei bipolar depressiven Patienten eine vermehrte Akti-
     affektiven Erkrankungen ein erheblich heterogeneres Bild
                                                                    vität der Amygdala sowie eine verminderte Aktivierung des
     als bei der Schizophrenie, was auch damit zusammenhän-
                                                                    präfrontalen Kortex (u. a. [95]), wobei es unter antidepres-
     gen kann, daß einerseits ältere Patienten mit zusätzlichen
                                                                    siver Therapie zu einer Normalisierung der amygdalären
     vaskulären Störungen, andererseits jüngere Patientenkol-
                                                                    Hyperaktivität kam [96]. Die Präsentation von Gesichts-
     lektive untersucht wurden.
                                                                    ausdrücken mit unterschiedlichem emotionalem Gehalt
     Eine frühe DTI-Studie zu affektiven Störungen ergab ver-       führte bei depressiven Patienten zu einer linear zuneh-
     minderte Anisotropiewerte in bilateralen frontalen Arealen     menden Aktivierung des Gyrus fusiformis und anderer für
     depressiver Patienten, deren Ausmaß prädiktorisch für die      die Gesichtererkennung wichtiger Strukturen beim An-
     Therapieresponse auf das Antidepressivum Citalopram war        blick von zunehmend traurigen Gesichtern, während ge-
     [77]. In weiteren Untersuchungen wurden bei bipolaren          sunde Probanden dieselben Strukturen beim Anblick fröh-
     Patienten beidseitige orbitofrontale Diffusionsstörungen       licher Gesichter linear zunehmend aktivierten [97]. In
     [78] sowie alterierte Anisotropiewerte in der an die interne   einer weiteren fMRI-Studie zeigte sich eine prognostische
     Kapsel angrenzenden weißen Substanz des Frontalhirns bei       Relevanz der durch den Anblick von emotionalen Gesich-
     gleichzeitig vermindertem frontalem Kortexvolumen gefun-       tern evozierten Amygdalaaktivierung im Sinne eines bes-
     den [79]. In einer MTI-Studie fanden Kumar et al [80] bei      seren Outcome bei depressiven Patienten mit höherer
     älteren depressiven Patienten veränderte MTR-Werte im          amygdalärer Response [98]. Eine Untersuchung mit An-
     Bereich der ansonsten normal erscheinenden weißen Sub-         wendung des N-Back-Tasks, eines Paradigmas zur Aktivie-
     stanz und in verschiedenen subkortikalen Kerngebieten.         rung des Arbeitsgedächtnisses, bei dem der Proband einen
     Bruno et al [81] konnten bei bipolaren Patienten eine Ver-     definierten, wenige Sekunden zurückliegenden Reiz diffe-
     minderung der MTR im anterioren zingulären Kortex ohne         renziert quittieren muß, ergab bei Depressiven erhöhte
     gleichzeitige Volumenreduktion nachweisen, was als Hin-        Aktivierungen im Bereich des orbitofrontalen und des an-
     weis auf die der Volumetrie überlegene Sensitivität der MT-    terioren zingulären Kortex bei unveränderter Performance,
     Bildgebung in bezug auf neuropathologische Veränderun-         was im Sinne einer dysfunktionalen vermehrten Rekrutie-
     gen interpretiert wurde.                                       rung der für das Arbeitsgedächtnis wichtigen Areale ange-
                                                                    sehen und in bezug zu deren kognitiven Störungen gesetzt
     Magnetresonanzspektroskopische Untersuchungen erga-            wurde [99].
     ben bei Patienten mit affektiven Störungen reduzierte NAA-
     Konzentrationen im Bereich des Nucleus caudatus, des           Die elektroenzephalographische Forschung war im Zu-
     Hippokampus, des präfrontalen Kortex sowie der Tem-            sammenhang mit affektiven Störungen bislang wenig er-
     poralrinde [82–85]. Die Befunde wurden insgesamt als Hin-      giebig und zeigte eher unspezifische Befunde. Ältere Stu-
     weise auf eine gestörte neuronale Integrität in diesen Area-   dien fanden etwa eine Vermehrung der Alpha- und Beta-
     len gewertet. In jüngster Zeit konnten erste Untersuchungen    Aktivität bei Depressiven oder ein vermehrtes Auftreten
     zeigen, daß es im Gefolge von antidepressiver Pharmako-        diffuser Dysrhythmien oder von „Small Sharp Spikes“ bei
     therapie zu lokalen Anstiegen von zuvor verminderten           bipolaren Störungen, wobei derartige Veränderungen als
     NAA-Konzentrationen kommen kann, was als Ausdruck von          prognostisch günstige Faktoren angesehen wurden [100–
     neuroplastischen Restitutionsphänomenen gedeutet wurde         102]. Unter den relativ wenigen EP-Studien zu depressi-
     [86]. MRS-Studien zum glutamatergen System ergaben ver-        ven Störungen hat insbesondere die mögliche diagnosti-
     minderte Glutamatkonzentrationen vor allem im Bereich          sche Bedeutung der Lautstärkeabhängigkeit des N100-
     des anterioren zingulären Kortex von depressiven Patienten     P200-Komplexes als Maß für die Intaktheit des seroto-
     [87]. Zudem konnte gezeigt werden, daß sich ein anteriores     nergen Systems Beachtung gefunden [19].
     zinguläres Glutamin-/Glutamatdefizit bei schwergradig de-
     pressiven Patienten nach einer erfolgreichen Elektro-          Alzheimer-Demenz (AD)
     konvulsionsbehandlung wieder normalisiert [88].                Anders als die Schizophrenie oder affektive Störungen
                                                                    zeigt die Alzheimer-Demenz (AD) einen klaren, relativ
     Der am besten gesicherte Befund in der PET-Forschung zu        rasch progredienten hirndegenerativen Prozeß mit einem
     affektiven Störungen ist eine Verminderung der Glukose-        Untergang großer Neuronenpopulationen und ist damit
     utilisation im Bereich des dorsolateralen und des medialen     volumetrischen Untersuchungsmethoden erheblich besser
     präfrontalen Kortex bei unipolar und bipolar depressiven       zugänglich. Zahlreiche morphometrische MRI-Studien
     Patienten, die mit der Schwere der Depression korreliert       konnten Volumenverminderungen im Bereich der bei der

26   J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2007
AD zuerst befallenen mediotemporalen Hirnstrukturen           des strukturellen MRI im Hinblick auf dementielle Früh-
wie dem Hippokampus und der Entorhinalregion nach-            stadien deutlich verbessert werden kann.
weisen, die bereits in frühen Stadien einer klinisch mani-
festen Demenz eine hohe diagnostische Treffsicherheit         SPECT-Studien bei AD-Patienten ergaben vor allem Hypo-
aufweisen [103]. Als weniger sensitiv erwiesen sich mor-      perfusionen in temporoparietalen Hirnregionen, wobei
phometrische Techniken dagegen bei der diagnostischen         unter anderem gezeigt werden konnte, daß die lokalen
Abgrenzung von AD-Risikopersonen oder Patienten mit           Perfusionsverminderungen im Bereich des Hippokampus
einem Mild Cognitive Impairment- (MCI-) Syndrom von           mit dem Ausmaß der kognitiven Störungen korrelieren
gesunden älteren Kontrollprobanden. Zur weiteren Auf-         [113, 114]. Klinisch-histologische Vergleichsstudien zeig-
klärung der für die Konversion vom MCI zur AD relevan-        ten, daß die Sicherheit der klinischen Diagnose der AD
ten Faktoren wurden serielle morphometrische Längs-           durch eine zusätzliche SPECT-Untersuchung deutlich ver-
schnittstudien durchgeführt, die den progressiven Charakter   bessert werden kann [114]. Darüber hinaus ist die SPECT
der Neurodegeneration beispielsweise durch den Parameter      auch bei der Differentialdiagnostik verschiedener demen-
der jährlichen hippokampalen Atrophierate eindrucksvoll       tieller Prozesse (z. B. Abgrenzung AD gegen vaskuläre
belegen konnten. Diese Untersuchungen zeigten allerdings      oder frontotemporale Demenz) hilfreich [115]. Inwieweit
auch, daß offenbar ein Kontinuum der Atrophieraten von        prämorbide SPECT-Auffälligkeiten eine prognostische Si-
gesunden Probanden über MCI bis hin zur manifesten AD         gnifikanz hinsichtlich der späteren Entwicklung einer AD
besteht [104]. Angesichts des hohen zeitlichen Aufwands       haben könnten, ist noch umstritten [116, 117].
ROI-basierter volumetrischer Studien wurden zunehmend         PET-Untersuchungen von AD-Patienten zeigten ebenso
elaborierte Auswertemethoden entwickelt, welche bei-          wie die SPECT ein charakteristisches temporoparietales
spielsweise einen weitgehend automatisierten Vergleich se-    Alterationsmuster, welches sich von dem anderer De-
rieller MRI-Bilder desselben Patienten ermöglichen sollen     menzformen unterschied [118]. Darüber hinaus ergaben
[105]. Trotz der erheblichen methodologischen Fortschritte
                                                              erste Follow-up-Studien auch Anhaltspunkte für eine
der vergangenen Jahre ist die MRI-Morphometrie jedoch
                                                              prädiktive Bedeutung des PET-Befallsmusters bezüglich
noch weit davon entfernt, als Routinemethode zur De-
                                                              der weiteren kognitiven Entwicklung bzw. Konversion von
menzdiagnostik eingesetzt werden zu können. Im übrigen
                                                              MCI-Patienten zur AD [119]. Eine Reihe von PET-Aktivie-
stellen die gefundenen mediotemporalen Volumen-
                                                              rungsstudien zeigte bei AD-Patienten Veränderungen des
reduktionen auch keinen AD-spezifischen Befund dar, son-
                                                              zerebralen Blutflusses vor allem bei Gedächtnisaufgaben,
dern werden auch bei anderen Demenzformen beobachtet.
                                                              wobei insbesondere bei Perfusionsverminderungen der in-
Aktuelle neuropathologische Studien haben gezeigt, daß        volvierten Hirnareale auch charakteristische kompensato-
der Befall des Gehirns mit den AD-assoziierten pathologi-     rische Aktivierungen anderer Hirnregionen beobachtet
schen Proteinablagerungen (Amyloid, Tau-Protein) dem kli-     wurden [120]. Besonders interessant im Hinblick auf die
nischen Beginn der Demenz um Jahre vorausgeht, und daß        AD-Frühdiagnostik erscheinen erste Studien, in denen ein
auch der zu Volumenreduktionen führende Nervenzell-           Direktnachweis von neurofibrillären „Tangles“ und Amy-
untergang erst ein relativ spätes Phänomen im Verlauf der     loidplaques in vivo mit Hilfe neuer PET-Tracer erfolgte
Erkrankung darstellt. Daher hat der Einsatz neuer struktu-    [121, 122].
reller MRI-Techniken wie DTI und MTI in der Frühdia-
gnostik der AD einen großen Stellenwert erhalten. Erste       MR-spektroskopische Post-mortem-Studien fanden in tem-
DTI-Untersuchungen ergaben sowohl bei AD-Patienten            poroparietalen Arealen von AD-Gehirnen Konzentrations-
als auch bei Menschen mit einem MCI-Syndrom vermin-           verminderungen für das neuronale Markerprotein NAA,
derte Anisotropiewerte in verschiedenen Bereichen der         welche mit der Anzahl neurofibrillärer Tangles negativ
weißen Substanz [106], aber auch in definierten grauen        korreliert waren [123]. In-vivo-MRS-Untersuchungen mit
Regionen, wie dem Hippokampus und der Entorhinal-             AD-Patienten bestätigten diese Befunde, wobei die Reduk-
region [107, 108]. Als besonders sensitiv und den volume-     tionen der NAA-Konzentration zudem mit der Schwere der
trischen Daten im Hinblick auf die Detektion von MCI-Pa-      dementiellen Erkrankung korrelierten [124]. Obgleich ein-
tienten überlegen, erwiesen sich die Anisotropiewerte         zelne Studien Unterschiede der Metabolitkonzentrationen
im Bereich des Tractus perforans, der ersten von pathologi-   zwischen Patienten mit AD und anderen Demenzformen
schen Proteinablagerungen befallenen zerebralen Struktur      fanden [125], ist die differentialdiagnostische Trennschärfe
[108]. Eine erste Follow-up-Studie konnte zeigen, daß Al-     der MRS für einen Einsatz in der klinischen Routinedia-
terationen der hippokampalen Diffusivität, als deren struk-   gnostik bislang noch nicht ausreichend. Von zunehmendem
turelles Korrelat Störungen im Bereich der lokalen neuro-     Interesse für die Alzheimer-Forschung ist aber die mögliche
nalen Verschaltungen angesehen werden, mit einem deut-        Bedeutung des Konzentrationsverlaufs der mit der MRS
lich erhöhten Konversionsrisiko von MCI zu AD assoziiert      meßbaren Metaboliten als Therapiekontrollmarker in Studi-
sind [109].                                                   en zum Einsatz von Antidementiva [126].

MTI-Studien zeigten bei MCI- und AD-Patienten signifi-        EEG-Untersuchungen ergaben übereinstimmend Hinweise
kante Veränderungen der MTR in der weißen Substanz,           auf charakteristische Korrelationen zwischen dem Schwe-
während deren Volumen nicht reduziert war [110]. Auch         regrad dementieller Störungen und der hirnelektrischen
im Bereich des Hippokampus wurden bereits bei sehr            Aktivität in Form von relativ frühzeitig eintretender Ver-
leicht dementen Patienten Reduktionen der MTR nachge-         minderung der Beta-Aktivität und später im Verlauf der
wiesen [111]. Darüber hinaus waren die hippokampalen          Demenz beginnender Reduktion der Alphapower und
MTR-Werte bei Patienten mit Lewy-Körperchen-Demenz            Anteriorisierung der Alphawellen bei gleichzeitiger Zu-
verglichen mit denen bei AD-Patienten signifikant höher       nahme zunächst der Theta-, dann der Delta-Aktivität
und erlaubten somit eine diagnostische Differenzierung        [127]. Differentialdiagnostischer Wert wird dem EEG vor
zwischen den beiden Erkrankungen [112]. Insgesamt             allem bei der Abgrenzung der vaskulären Demenz von der
geben diese noch präliminären DTI- und MTI-Befunde            AD zugeschrieben [128]. Des weiteren wurden EEG-Para-
berechtigten Anlaß zu der Hoffnung, daß mit Hilfe dieser      meter als prädiktorisch bedeutsam hinsichtlich der Pro-
neuen MRI-Modalitäten die diagnostische Aussagekraft          gression vom MCI zur AD angesehen [129]. In der EP-For-

                                                                               J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2007       27
schung konnte gezeigt werden, daß insbesondere die              Alkoholabhängigen deutliche Veränderungen der Aniso-
     P300-Welle diagnostisch zur Abgrenzung der depressiv            tropie in großen Teilen der supratentoriellen weißen Sub-
     bedingten Pseudodemenz bei älteren Menschen (kürzere            stanz nachgewiesen werden, welche bei Männern ausge-
     P300-Latenz) sowie zur Detektion früher AD-Stadien ge-          prägter als bei Frauen waren [142].
     eignet ist [130, 131].
                                                                     Durch SPECT- und PET-Studien konnte gezeigt werden,
     Die ersten fMRI-Studien zur AD beschäftigten sich vor           daß die sedierende Wirkung des Alkohols u. a. durch Bin-
     allem mit Gedächtnisparadigmen. Untersuchungen mit              dung an die auch die Benzodiazepinwirkung vermitteln-
     Aktivierungstasks zum semantischen Gedächtnis ergaben           den GABA-A-Rezeptoren hervorgerufen wird, die bei
     bei AD-Patienten zusätzliche Aktivierungen in frontalen         alkoholabhängigen Patienten dementsprechend eine deut-
     und temporalen Gebieten, die bei gesunden Kontrollen            liche Downregulation aufweisen [143]. Weitere PET-Stu-
     nicht aktiviert wurden [132, 133]. Die Befunde wurden als       dien zeigten Veränderungen im Bereich des Dopamin-
     neuroplastische Phänomene zur Kompensation der gestör-          systems von Alkoholabhängigen, so etwa eine Verminde-
     ten Funktion in den bei Gesunden aktivierten Arealen in-        rung von striatalen D2-Rezeptoren und von Dopamintrans-
     terpretiert. Weitere Alterationen der zerebralen Aktivie-       portern nach der Alkoholentgiftung, wobei letztere nach
     rung konnten bei fMRI-Untersuchungen zu den visuospa-           längerer Abstinenz wieder in normalem Ausmaß expri-
     tialen Funktionen nachgewiesen werden, die bei AD-Pati-         miert wurden [144, 145]. PET-Untersuchungen mit dem
     enten schon in frühen Krankheitsstadien verändert sind.         simultanen Nachweis von prä- und postsynaptischen Mar-
     Bei einem Paradigma zur Steuerung sakkadischer Blickbe-         kern der dopaminergen Neurotransmission konnten zei-
     wegungen zeigte das Aktivierungsmuster von AD-Patien-           gen, daß die Dopaminsynthesekapazität und die Verfüg-
     ten eine Lateralitätsverschiebung im Bereich des intra-         barkeit von D2/3-Rezeptoren im Striatum entgifteter Alko-
     parietalen Sulcus sowie eine vermehrte präfrontale korti-       holiker negativ mit dem Alkoholverlangen korreliert sind
     kale Aktivierung [134]. Prvulovic et al [135] verwendeten       [146]. Als Hinweis auf neurotoxisch bedingte Störungen
     ein visuelles Paradigma, bei dem die Winkelstellung von         im Serotoninsystem fanden SPECT-Untersuchungen bei
     Uhrzeigern als Stimulus diente, und fanden bei AD-Patien-       alkoholabhängigen Patienten eine deutliche Reduktion
     ten eine verstärkte Aktivierung in okzipitotemporalen Be-       von 5-HT-Transportern im Bereich der Raphe-Kerne des
     reichen, vor allem dem Gyrus fusiformis, sowie im supe-         Hirnstamms männlicher Alkoholabhängiger, welche eine
     rioren Parietalbereich. Neuere Studien konzentrierten sich      Korrelation mit der Abhängigkeitsdauer und der Schwere
     auf das MCI-Syndrom als mögliches AD-Vorstadium und             von depressiven Symptomen und Angst während der Ent-
     fanden unter anderem bei Anwendung eines Gedächtnis-            zugsphase zeigte [147]. Des weiteren konnte durch PET-
     paradigmas in der Patientengruppe eine verminderte Akti-        Untersuchungen nachgewiesen werden, daß die Verfüg-
     vierung des rechten Hippokampus beim Einspeichern so-           barkeit der µ-Opioid-Rezeptoren, die für die subjektiv be-
     wie eine verminderte Aktivierung des posterioren zingu-         lohnende Wirkung des Alkohols eine entscheidende Rolle
     lären Kortex beim Wiedererkennen neuer Wörter [136]. In         spielen, im Bereich des striatalen Belohnungssystems von
     jüngster Zeit erschienen erste Ergebnisse zum Einfluß von       Alkoholabhängigen deutlich erhöht ist, was wiederum mit
     Psychopharmaka auf den BOLD-Effekt. So konnte gezeigt           dem Alkoholverlangen assoziiert war [148].
     werden, daß der antidementiv wirksame Cholinesterase-
     hemmer Galantamin bei AD-Patienten zu einer akuten              Aktuelle fMRI-Studien ergaben bei Alkoholikern eine ver-
     Steigerung der hippokampalen und posterioren zingulären         mehrte Aktivierung des Präfrontalkortex, des anterioren
     Aktivierung bei einem Gesichtserkennungsparadigma               zingulären Kortex und des Striatums auf alkoholassoziierte
     führt [137]. Inwieweit sich das Pharmako-fMRI tatsächlich als   visuelle Reize, wobei das Ausmaß dieser Aktivierung mit
     Monitoringinstrument für die zerebralen Effekte von Anti-       dem Rückfallverhalten der Patienten, nicht aber mit dem
     dementiva eignet, muß allerdings, insbesondere angesichts       Schweregrad des Cravings oder der vor dem Rückfall auf-
     der hohen Anforderungen an die Compliance der Proban-           genommenen Alkoholmenge korrelierte [145, 149, 150].
     den, noch in weiterführenden Studien abgeklärt werden.
                                                                     Im Zusammenhang mit der Opiatabhängigkeit wurden
     Suchterkrankungen                                               verschiedene neuropathologische Veränderungen beschrie-
     Die meisten morphometrischen Studien in der Suchtfor-           ben, deren bekannteste die akute spongiforme Leukenze-
     schung liegen zur Alkoholabhängigkeit vor. Ein großer Teil      phalopathie nach Heroininhalation ist [151, 152]. Syste-
     der alkoholabhängigen Patienten entwickelt eine generali-       matische volumetrische MRI-Studien zur Opiatabhängig-
     sierte Hirnvolumenminderung, wobei zusätzlich lokale            keit liegen bislang jedoch nicht vor. MRS-Untersuchungen
     Volumenreduktionen, insbesondere im Bereich der tem-            von Opiatabhängigen ergaben in der weißen Substanz ver-
     poralen und frontalen Rinde, des Kleinhirns, des Hippo-         minderte NAA- und Kreatinkonzentrationen, während
     kampus und der Corpora mammillaria, gefunden wurden             Laktat und Myo-Inositol erhöht waren [152]. SPECT-Stu-
     [138]. Die genauen Ursachen für die bei Abstinenz beob-         dien konnten eine präfrontal betonte, insgesamt aber zahl-
     achtete partielle Rückbildung der alkoholinduzierten Atro-      reiche Hirnregionen betreffende Minderdurchblutung bei
     phie vor allem in frontalen Regionen und in der Nachbar-        heroinabhängigen Patienten nachweisen [153]. Mit der
     schaft des dritten Ventrikels [139] sind noch nicht aufge-      PET konnte ein striatales Defizit an D2-Rezeptoren bei
     klärt. Neuere Studien weisen aber darauf hin, daß die be-       Opiatabhängigen gezeigt werden [154]. Die wenigen bis
     obachtete Wiederzunahme des Hirngewebes offenbar be-            dato vorliegenden fMRI-Untersuchungen erbrachten unter
     reits kurz nach Beginn der Abstinenzphase einsetzt und          anderem Befunde, die auf Funktionsstörungen im anterio-
     von einer magnetresonanzspektroskopisch nachweisbaren           ren zingulären Kortex als mögliches Korrelat der bei Opiat-
     Zunahme der NAA-Konzentration als möglicher Hinweis             abhängigen beobachteten Impulskontrollstörung hinwei-
     auf zugrundeliegende neuroregeneratorische Prozesse be-         sen [155, 156].
     gleitet wird [140]. Frühere MRS-Untersuchungen hatten
     ergeben, daß die NAA-Konzentrationen im Kleinhirn und           Zu den hirnstrukturellen Veränderungen bei Kokainabhän-
     anderen Hirnregionen von alkoholabhängigen Patienten            gigkeit existieren nur wenige Studien. Mit Hilfe voxel-
     vermindert sind [141]. Mit Hilfe von DTI konnten bei            basierter Morphometrie fanden Franklin et al [157] Ver-

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