S - Durchführung - integratio

Die Seite wird erstellt Pirmin Schweizer
 
WEITER LESEN
S - Durchführung - integratio
S  

Herausgeber   Durchführung

Patronat
S - Durchführung - integratio
Herausgeber                                                          Finanzierung
swissICT                                                             Informatiksteuerungsorgan des Bundes ISB
Vulkanstrasse 120
CH-8048 Zürich                                                       Amt für Informatik und Organisation des Kantons Bern KAIO
www.swissict.ch                                                      Schweizer Medieninstitut für Bildung und Kultur educa.ch
                                                                     Automatic Server AG
Swiss Open Systems User Group                                        Adfinis SyGroup AG
/ch/open                                                             Camptocamp SA
CH-8000 Zürich
                                                                     IWF AG
www.ch-open.ch
                                                                     mimacom AG
                                                                     Puzzle ITC GmbH
                                                                     snowflake productions GmbH
Studiendurchführung
Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit
Institut für Wirtschaftsinformatik
Universität Bern                                                     Publikation
Engehaldenstrasse 8
CH-3012 Bern                                                         Veröffentlichung: 3. Juni 2015
                                                                     Auflage: 2000 Exemplare
+41 31 631 38 09
matthias.stuermer@iwi.unibe.ch                                       Online als PDF:
www.digitale-nachhaltigkeit.unibe.ch                                 www.swissict.ch/oss2015
                                                                     www.ch-open.ch/oss2015
Studienleiter: Dr. Matthias Stürmer
Studienautor: Dr. Marcus Dapp
Visuals: Adrian Sameli
Layout: Gabriela Gnägi

                          © swissICT und Swiss Open Systems User Group /ch/open
                          Diese Studie ist unter der Creative Commons Lizenz «Namensnennung 4.0 International (CC BY 4.0)» veröffentlicht:
                          http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
S - Durchführung - integratio
Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Christian Zeller, CTO Post                                     5
Studienresultate                                                           8
   Eckdaten zur Umfrage
   Anwendungsgebiete
   Einsatzgrad von Open Source Software
   Arten des Dienstleistungsbedarfs
   Gründe für den Einsatz von Open Source Software
   Hinderungsgründe beim Einsatz
   Umfang der Kosteneinsparungen
   Arten der Einsparungen
   Wer spart am meisten?
   Schlussfolgerungen, Empfehlungen und Ausblick

Fachbeiträge                                                               24
   Mit Open Source zur erfolgreichen Digitalisierung
   Offene IT-Architektur zur Reduzierung von Herstellerabhängigkeiten
   Mit kollaborativer Software-Entwicklung den digitalen Wandel meistern
   Baubewilligungsverfahren basierend auf Open Source Software
   Software-Nutzer und der Erfolg von Open Source Projekten
   Open Source für komplexe Web-Anwendungen
   Open Source Big Data mit Apache Hadoop
   Open Source und Open Education
   Von der Webseite zur Business Applikation: Eine Evolution
   Code for Switzerland!
   Wann sind Open Source Projekte digital nachhaltig?

Praxisbeispiele                                                            38
   Big Data Search und Analytics mit elasticsearch
   Digital nachhaltige Entwicklung für SchweizMobil
   Open Source Lösungen im modernen Schulumfeld
   Zeitgemässe TYPO3-Website für den Kanton Solothurn
   Tourismus Portal vereint Open Source Technologien
   Automated Middleware für die Mobiliar
   Vom Server zur automatisierten Plattform mit Puppet
   Security-Report auf Open Source Basis mit CleanerVersion

Dienstleisterportraits                                                     48
   4teamwork AG
   Adfinis SyGroup AG
   AdNovum Informatik AG
   Automatic Server AG
   Camptocamp SA
   Intersys AG
   ITpearls AG
   IWF AG
   Liferay GmbH
   mimacom ag
   OSSBIG
   Puzzle ITC GmbH
   Red Hat Switzerland
   snowflake productions gmbh
   stepping stone GmbH
   studer + raimann ag
   SUSE Linux GmbH
   ungleich GmbH

Über swissICT und /ch/open                                                 66
S - Durchführung - integratio
S - Durchführung - integratio
Vorwort

            Vorwort von Christian Zeller
 «Einfach mit System – Die Post». Das ist der Visionssatz für eine erfolgreiche Zukunft.

Die Produkte der Post sollen einfach funktionieren, Dienst-         letzten Jahr wurde die Maria DB als alternative Technologie
leistungen logisch und praktikabel sein und dem jeweiligen          in den Standard für relationale Datenbanken aufgenommen.
Kundenbedürfnis optimal entsprechen. Damit die Post es              Open Source Software unterstützt bereits heute das Geschäft
ihren Kunden einfach macht, werden im Hintergrund komplexe          der Post im operativen Umfeld (Bsp. Apache, Tomcat, Linux,
Abläufe bewältigt. Von diesen soll der Kunde nichts spüren.         Android, Docker, graphite). Um die hohen Anforderungen
                                                                    an die Zuverlässigkeit beim produktiven Einsatz erfüllen zu
Die Post hat sich in ihrer Strategie Entwicklungsschwerpunkte       können, nutzt die Post für Open Source Lösungen Support-
gesetzt, welche die physikalische und digitale Welt verbinden.      und Wartungsdienstleistungen qualifizierter Unternehmen.
So bringt sie zum Beispiel im Bereich E-Commerce die                Zusätzlich werden in verschiedenen Fällen Tools (Bsp. Eclipse,
klassische Logistik und den Internethandel zusammen. Mit            subversion) und die vielfältigen Community-Ansätze genutzt.
dem neuen elektronischen Briefkasten (ePost Office) erweitert
die Post ihr traditionelles Kerngeschäft in die digitale Welt. Im   Open Source wird bei der Post als geeigneter Lösungsansatz bei
Bereich eHealth werden Ärzte, medizinische Einrichtungen und        neuen Aufgaben und als Alternative zu proprietärer Software
Patientenakten über digitale Prozesse verbunden.                    oft geprüft und in einem gesunden Verhältnis einbezogen. Die
                                                                    zuverlässige Erfüllung der Kundenbedürfnisse aus funktionaler
Eine grosse Herausforderung stellen die beiden Welten               und wirtschaftlicher Sicht während des gesamten Life Cycle
hochkomplexer und hochintegrierter Lösungen mit sehr langen         steht dabei immer im Zentrum.
Lebenszyklen, zu eher kurzfristigen, agilen Systemen dar.

Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit von Softwarelösungen         Christian Zeller
sind dabei ein zentrales Element. Neben den bestehenden             Leiter Informationstechnologie Post CH AG
Marktplayern stellen verschiedenste Open Source Lösungen
dies tagtäglich unter Beweis (MariaDB, Hadoop etc.). Im

Open Source Studie Schweiz 2015                                                                                                 5
S - Durchführung - integratio
Starke Verbreitung von Open Source Software
Management      Summary (VISUAL)
        Fig. 1a - in Schweizer Organisationen aller Branchen

                38                                     98                                     64
            Behörden                              ICT-Betriebe                         andere Betriebe

                   8%                                                                   19%         19%
          21%                                    21%
                                                                33%

             89%                                      94%                                 94%
                      71%                          46%                                        62%

                            Fig. 1b - in Schweizer Organisationen aller Grössen

       53                           69                                 47                             31
  Organisationen              Organisationen                   Organisationen                  Organisationen
   mit 1 - 10 MA              mit 11 - 100 MA                 mit 100 - 2’000 MA              mit über 2’000 MA

          15%                                                      14%                               3% 7%
                                         15%                                   23%

 61%
       92%      24%
                             61%
                                   91%          24%                   94%                           97%
                                                                      63%                            90%

                                Vielnutzer      Durchschnittsnutzer      Wenignutzer

                                             Open Source Software im Einsatz
S - Durchführung - integratio
Studienresultate

Management Summary
Die vierte Ausgabe der Open Source Schweiz Studie beschreibt die   Die wichtigen Treiber bei den Kosteneinsparungen sind –
Erfahrungen und Meinungen von 200 Schweizer Organisationen         trotz aller Diskussion, dass sie nur einen Teil der IT-Ausgaben
mit Open Source Software. 38 Behörden, 98 ICT-Unternehmen          ausmachen – weiterhin die Lizenzkosten. Fast 90% erzielten
sowie 64 Firmen und Organisationen aus anderen Branchen            hier Einsparungen. Wartung und Support sowie der Hardware-
haben Einblick gegeben, wie und weshalb sie Open Source            Beschaffung wurden gar mehr Einsparungen erzielt als noch vor
Software einsetzen und wo die Hindernisse liegen.                  drei Jahren erwartet wurde. Hier unterschätzten die Teilnehmer
                                                                   das Potential.
Bei Web-Servern, Datenbanken, Server-Systemen und
Programmiersprachen ist der bereits hohe Einsatz von Open          Bei der Frage, was die wichtigen Gründe für den Einsatz von
Source Software nochmals deutlich gestiegen: rund 70% aller        Open Source sind, wurde wieder deutlich, dass den Anwendern
Antwortenden setzen hier auf quelloffene Lösungen. Bis auf         maximale Flexibilität bei der Gestaltung ihrer IT-Landschaft
vereinzelte Ausnahmen ist die Nutzung in allen 25 erhobenen        wichtig ist: Für die grosse Mehrheit der Antwortenden sind
Einsatzgebieten im Vergleich zu 2012 gestiegen.                    die Einhaltung offener Standards (86%), Wissensaustausch
                                                                   mit der Community (82%), Kosteneinsparungen (77%)
Der Shooting Star ist, wie auch in anderen IT-Bereichen, das
                                                                   und Lieferantenabhängigkeiten verringern (76%) die
Thema Cloud Computing mit einem Wachstum von 42%.
                                                                   Hauptmotivatoren um auf Open Source zu setzen. IT-Anbieter
Aber auch Security wächst rasant: Viele Anwender sind durch
                                                                   müssen auf diese Erwartungen reagieren um weiterhin
die unzähligen Enthüllungen, die durch Edward Snowden
                                                                   erfolgreich im Markt zu bestehen. Der Markt von proprietärer
ausgelöst wurden und noch immer weite Kreise ziehen,
                                                                   Software tut sich bei diesen Anforderungen naturgemäss schwer
verunsichert worden und suchen mehr Sicherheit für ihre IT
                                                                   – was wiederum eine Chance für diejenigen Anbieter darstellt,
und ihre Zielgruppen. Entsprechend hat dieses Thema um
                                                                   die ihre Geschäftsmodelle an diesen Wandel anzupassen.
36% zugelegt und zeigt die grosse Bedeutung auch in anderen
Fragestellungen, wie dem Bedarf nach Dienstleistungen. Die         Was sind die Hinderungsgründe beim Einsatz?
Nachfrage nach Dienstleistungen für Open Source Software in        Dennoch gibt es auch weiterhin Ursachen, die den Einsatz von
den kommenden drei Jahre ist in den meisten Themengebieten         Open Source Software behindern. Fehlende Schnittstellen
zweistellig. Neben den genannten Kerngebieten werden bei           (65%) und Abhängigkeiten von proprietären Systemen (64%)
Verschlüsselung und Security sowie Virtualisierung und Cloud       auf den ersten Plätzen deuten auf die schwierige Situation
eine hohe Nachfrage nach Unterstützungsleistungen erwartet.        migrationswilliger Anwender hin: Die starren Strukturen
                                                                   bestehender Legacy-Systeme, die ohne den jeweiligen Hersteller
Wer sind die Vielnutzer von Open Source?
                                                                   fast nicht zu überwinden sind, verhindern einen einfachen
Neu wurde ausgewertet, wer denn die Nutzer sind, die Open
                                                                   Wechsel. Bei Open Source verunsichert auch immer noch die
Source an vielen Stellen einsetzen. Rund ein Viertel der
                                                                   Frage der Lieferantenhaftung (63%) und der wahrgenommene
Teilnehmer sind demnach Vielnutzer, die in mindestens der
                                                                   Mangel an kommerziellem Support (62%). Erst danach werden
Hälfte der Einsatzgebiete offene Technologien einsetzen. Über
                                                                   Argumente genannt, die sich auf die Software selbst beziehen,
die Hälfte rangieren im Mittelfeld und 21% sind Wenignutzer,
                                                                   wie fehlende Funktionalität oder Migrationsschwierigkeiten.
die Open Source bloss an drei oder weniger Anwendungsgebiete
einsetzen. Eine interessante Erkenntnis ist, dass nur rund 1%      Das letzte Kapitel enthält auf diesen Erkenntnissen basieren
der Verwaltungen sich als Vielnutzer einstufen lassen, aber        einige Empfehlungen bereit: Die Verwaltung sollte beim
rund ein Drittel der ICT-Unternehmen. Private setzen demnach       kostensparenden Einsatz von Open Source aufholen und
Open Source Software an wesentlich mehr Stellen ein als            ausserdem die Rahmenbedingungen für den Einsatz weiter
Behörden.                                                          verbessern. Wichtig wäre dies bei der Förderung sicherer und
                                                                   offener Lösungen und dem Eintreten für offene Standards um die
Dass bei der öffentlichen Hand noch ungenutztes Potential liegen
                                                                   viel genannte Schnittstellenproblematik zu entschärfen – auch
könnte zeigen auch Auswertungen der Kosteneinsparungen. Wie
                                                                   bei den eigenen IT-Beschaffungen. Auch die Zusammenarbeit
Kosteneinsparungen und der Grad des Open Source Einsatzes
                                                                   über Organisationen hinweg wird noch viel zu wenig eingesetzt
zusammenhängen ist eine neue Frage, die erstmals ausgewertet
                                                                   um kostengünstig in kleinen Konsortien Open Source Lösungen
werden konnte. Die zentrale Erkenntnis: höhere Einsparungen
                                                                   für Schnittstellen oder benötigte Funktionen umzusetzen.
gehen mit einem höheren Anteil intensiver Open Source Nutzung
einher. Die «Top-Sparer» (20% und mehr des IT-Budgets) stellen     Fazit: Das Thema Open Source ist im Schweizer IT-Markt
mit über 80% auch den höchsten Anteil an Vielnutzern. Als          angekommen und weist ansehnliche Wachstumsraten auf.
Wenignutzer bleiben die Einsparungen hingegen limitiert. Man       Das dadurch gebotene Potential an technischen Innovationen
erkennt, dass signifikante zweistellige Kosteneinsparungen mit      und Kosteneinsparungen wird allerdings noch nicht überall
dem intensiven Einsatz von Open Source Lösungen einhergehen.       optimal genutzt. Es besteht offensichtlich ein hoher Bedarf
Kein Wenignutzer schaffte mehr als 20% Kosteneinsparungen.         an Dienstleistungen, um die Vorteile von Open Source in die
Hingegen ist die grosse Mehrheit derjenigen, die mehr einsparen    Realität umzusetzen.
konnten, auch gleichzeitig Vielnutzer.

Open Source Studie Schweiz 2015                                                                                                 7
S - Durchführung - integratio
Fig. 2 – Branchen der antwortenden Organisationen (N=200)

                                                                     49%

                                                                                                                        Sonstige
                                                                                                                 5%     Organisationen

                         Informatik und                                                     32%                         Medien, Kultur,
                                          49%                                                                   2.5%    Sport, Non-Profit
                    Telekommunikation

                                                                                                                        Infrastruktur
                                                                                                                 4%     und Energie

                                               19%                                                                      Gross- und
           Städte- und                                                                                           3%
                           6%                                                                                           Detailhandel
    Gemeindeverwaltung

                                                                                                                        Gesundheits- und
                                                                                                                 3%     Sozialwesen
     Kantonsverwaltung    8.5%
                                                                                                                        Bildung und
                                                                                                                6.5%    Forschung

      Bundesverwaltung                                                                                                  Banken und
                          4.5%                                                                                   8%     Versicherungen
                                           Behörden                  ICT                  Andere
                                            Öffentliche          Informatik und        Übrige Sektoren
                                            Verwaltung         Telekommunikation        und Branchen

Eckdaten zur Umfrage
Die Open Source Studie Schweiz 2015 vermittelt einen            füllten den Fragebogen komplett aus und konnten für die
aktuellen Überblick über den praktischen Einsatz von            Auswertung berücksichtigt werden. Dies entspricht einer
quelloffener Software in Schweizer Firmen und Behörden. Sie     stabilen Rücklaufquote von 25% (24% in 2012).
liefert quantitative Einsichten rund um Anwendungsgebiete,
                                                                Figur 2 zeigt die antwortenden Organisationen zusammen-
Nutzen und Hemmnisse, sowie Kosteneinsparungen beim
                                                                gefasst in die drei Branchengruppen Verwaltung, ICT und
professionellen Einsatz von Open Source Software.
                                                                Andere, die bei vergleichenden Auswertungen herangezogen
Im Abstand von drei Jahren führt der Schweizerische Verband     werden. Wie 2012 stellen die Unternehmen der Informatik
der Informations- und Kommunikationstechnologie (swissICT)      und Telekommunikation die grösste Gruppe dar (49%). Als
in Zusammenarbeit mit der Swiss Open Systems User Group         eigene Branchengruppe wurden die Informatikeinrichtungen
(/ch/open) die Erhebung durch. Finanziert wird diese vierte     der öffentlichen Verwaltung (Bund, Kantone, Kommunen)
Ausgabe durch das Informatiksteuerungsorgan des Bundes          zusammengefasst (19%). Aus anderen Branchen nahmen
ISB, das Amt für Informatik und Organisation des Kantons        64 (32%) Organisationen an der Umfrage teil. Die grössten
Bern KAIO, dem Schweizer Medieninstitut für Bildung und         Untergruppen darin sind Banken und Versicherungen sowie
Kultur educa.ch und den Open Source Dienstleistern Adfinis       Bildungs- und Forschungseinrichtungen.
SyGroup, Automatic Server, Camptocamp, mimacom, Puzzle
                                                                Die Datenerhebung und Auswertung wurde von der
ITC, snowflake.
                                                                Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit am Institut für
Die Erhebungspopulation besteht aus 704 Firmenmitgliedern       Wirtschaftsinformatik der Universität Bern durchgeführt.
(SwissICT),   sowie    107    Mitgliedsorganisationen    der    Der Fragebogen besteht aus zehn Fragen zum Einsatz von
Schweizerischen Informatikkonferenz (SIK), vertreten durch      Open Source Software in der Schweiz, sowie fünf Fragen
deren Delegierte. Kombiniert und bereinigt wurden insgesamt     zu Demographie der teilnehmenden Organisationen. Im
801 Organisationen schriftlich eingeladen, an der Erhebung      Vergleich zu 2012 wurde der Fragebogen deutlich überarbeitet:
teilzunehmen. 358 folgten der Einladung und 200 davon           Verschiedene Fragen wurden ersetzt oder angepasst,

8                                                                                              Open Source Studie Schweiz 2015
S - Durchführung - integratio
Fig. 3a – Funktion / Position                                       Fig. 3b – Mitarbeitergrösse
der antwortenden Personen (N=200)                                 der antwortenden Organisationen (N=200)

                      5.5%                                                       15.5%
                                                                                              26.5%
          18.5%
                                    39%

                                                                         23.5%

                37%                                                                      34.5%

          Geschäftsleiter / CEO                                              1 bis 10 Mitarbeitende
          Leiter Informatik / CTO / CIO                                      11 bis 100 Mitarbeitende
          IT-Projektleiter / IT-Funktion                                     101 bis 2’000 Mitarbeitende
          Funktion ausserhalb der IT                                         über 2’000 Mitarbeitende

Formulierungen und viele Antwortkategorien sind aktualisiert
und präzisiert. Einige Fragen und Auswertungen wurden ganz
                                                                        Über die swissICT und SIK
neu aufgenommen.

Wie bereits 2012 beteiligten sich überwiegend Personen mit              Der swissICT fördert Effektivität und
Leitungsfunktion an der Erhebung wie Figur 3a zeigt. Mit 39%            Effizienz der Informations- und Kommu-
stellten Geschäftsleiter und CEO die grösste Gruppe unter den           nikationstechnologie in der schweizer-
Antwortenden, gefolgt von IT-Vorständen unterschiedlicher
                                                                        ischen Wirtschaft. Er räumt dem verant-
CxO-Ausprägungen       (37%).    IT-Projektleiter,  Software-
Entwickler und andere IT-Funktionen stellen weitere 18.5%.              wortungsvollen Einsatz dieser Techniken
Die restlichen 5.5% der Antwortenden haben Funktionen ohne              zum Wohle der Wirtschaft und Ge-
direkten IT-Bezug inne.                                                 sellschaft einen hohen Stellenwert ein.
Ebenfalls erhoben wurde die Organisationsgrösse, gemessen
                                                                        Die SIK ist die beratende Organisation für
an der Anzahl Mitarbeiter. Figur 3b zeigt, dass nahezu
zwei Drittel der teilnehmenden Organisationen (61%) unter               die Informatikorganisationen des Bundes,
100 Mitarbeitende haben. Ein weiteres Viertel (23,5%) hat               der Kantone, Städte und Gemeinden. Sie di-
bis zu 2000 Mitarbeitende und die Gruppe mit über 2000                  ent dem Informationsaustausch, der Koor-
Mitarbeitenden stellt 15,5% der Antworten. Zur Rolle der IT
                                                                        dinierung und Zusammenarbeit auf dem
in der eigenen Organisation befragt (ohne Grafik), sieht sich
der überwiegende Teil (54%) primär als Anbieter. Ein grosses            Gebiet der Informatik.
Mittelfeld sieht sich in beiden Rollen (27%) und 19% sehen sich
vor allem in der Rolle des IT-Anwenders.

Open Source Studie Schweiz 2015                                                                                      9
S - Durchführung - integratio
Fig. 4 – Anwendungsgebiete und Bedarf an Dienstleistungen
                                    von Open Source Software in Schweizer Organisationen (N=200)

1    +2    Web Server
           z.B. Apache httpd,                             69%                                                  34.5%
           Lighttpd, Nginx...                       56%
2    -1    Programmiersprachen
           z.B. PHP, Python, Java, Ruby,                  68.5%                                                  33%
           Hibernate, Eclipse...                    57%
3    -1    Datenbanken
           z.B. PostgreSQL, MySQL,                        68%                                                  38.5%
           Hadoop, MariaDB, CouchDB...              57%
4    =     Server Betriebssysteme
           z.B. Linux Debian, SUSE,                       68%                                                    35%
           Red Hat, BSD...                          50%
5    +1    CMS
           Content Management System                      54%                                                    28%
           z.B. TYPO3, Drupal, Magnolia...          44%
6    -1    Application Server
           z.B. Liferay, JBoss, Tomcat,                   52.5%                                                  27%
           Geronimo, Zope, GlassFish...             50%
7    +2    Security, Verschlüsselung
           z.B. ClamAV, GPG, OpenSSH,                     49%                                                    34%
           OpenVPN, OpenSSL...                      36%
8    -1    Software Komponenten
           z.B. jQuery, Spring, YUI, GWT...               45%                                                  22.5%
                                                    38%
9    -1    System Monitoring
           z.B. OpenNMS, Nagios...                        36.5%                                                  20%
                                                    36%
10 +2      Cloud, Virtualisierung
           z.B. KVM, VirtualBox,                          33.5%                                                29.5%
           OpenStack, OwnCloud...                   24%
11   -1    Desktop-Anwendungen
           z.B. LibreOffice, GIMP, Thunderbird...         29%                                                    10%
                                                    36%
12 -1      Suchtechnologien
           z.B. Apache Lucene, Solr, Sphinx...            27%                                                   19.5%
                                                    25%
13 +4      Desktop Betriebssysteme
           z.B. Linux Ubuntu, SUSE, Fedora...             26.5%                                                14.5%
                                                    18%
14 +1      Webdienste, SOA
           z.B. Sopera, WSS4J, CLIPS…                     25.5%                                                20.5%
                                                    20%
15 -1      Identity and Access
           z.B. OpenLDAP, Shibboleth...                   23.5%                                                  24%
                                                    21%
16 -3      Verzeichnisdienste
           z.B. Samba, CUPS...                            20.5%                                                 9.5%
                                                    22%
17 +1      Prozessmodellierung
           z.B. OTRS, jBPM, iTop...                       18.5%                                                  19%
                                                    18%
18 +3      Internettelefonie
           z.B. Asterisk, OpenPBX, WebRTC...              17.5%                                                  18%
                                                    14%
19   =     E-Learning
           z.B. Moodle, ILIAS, OLAT...                    15.5%                                                 19.5%
                                                    17%
20 =       Groupware
           z.B. Kolab, Zimbra, Zarafa...                  14%                                                    13%
                                                    16%
21 +1      E-Commerce
           z.B. Magento, osCommerce,                      12.5%                                                 9.5%
           OpenCart...                              14%
22 =       CRM
           Customer Relationship Management               12.5%                                                  12%
           z.B. SugarCRM, vTiger...                 14%
23 -7      Data Warehousing
           z.B. JasperReports, CKAN...                    11.5%                                                 11.5%
                                                    19%
24 =       Data Management (ETL)
           z.B. Talend, KETTLE...                         8%                                                    9.5%
                                                    6%
25 -3      ERP
           z.B. Odoo, Tryton,                             4.5%                                                  8.5%
           Adempiere, SQL-Ledger...                 14%

                                                          2015 im Einsatz oder in Planung           Erwarteter Bedarf
     +/- Veränderung Rang gegenüber 2012                  2012 im Einsatz oder in Planung (N=202)   an Dienstleistungen
Anwendungsgebiete
Zu Anfang steht die schlichte faktische Frage: Wo setzt Ihre      Das helle Balkendiagramm rechts in Figur 4 zeigt den erwarteten
Organisation heute Open Source Software ein oder plant dies       Bedarf nach Open Source Dienstleistungen in den kommenden
in den kommenden drei Jahren? Die vorgegebene Auswahl an          drei Jahren. Diese neu gestellte Frage lässt im Vergleich zur
Antworten erfuhr einige Aktualisierungen: ERP, ECM und CRM,       2012 nur summarisch gestellten Frage nach der Zufriedenheit
die 2012 zusammen eine Antwort darstellten waren diesmal          mit der Dienstleistungssituation präzisere Antworten zu, weil
einzeln wählbar. Im Gegenzug wurden Graphical User Interfaces     direkt nach dem Bedarf pro Anwendungsgebiet gefragt wird.
und Enterprise Integration als Antworten entfernt.
                                                                  Vergleicht man den Dienstleistungsbedarf mit dem
Figur 4 zeigt das Ranking der Antworten für 2015 und zeigt        tatsächlichen Einsatz (rote Balken) stellt man fest, dass
den Vergleichswert von 2012 (kleiner Balken). Die wichtigsten     sich unter den TOP 4 viel Übereinstimmung findet: Wo Open
vier Einsatzgebiete für Open Source Software in der Schweiz       Source am meisten eingesetzt wird, ist auch der Bedarf
lauten nach wie vor: Web-Server (+23%), Programmiersprachen       an Dienstleistungen am höchsten. Es fällt aber auf, dass
(+20%), Datenbanken (+19%) und Server-Betriebssysteme.            bei Datenbanken (38,5%) und Server-Systemen (35%) im
Die vier konnten ihre Position nicht nur halten, sondern noch     Verhältnis zum Einsatz mehr Bedarf an Dienstleistungen
deutlich ausbauen: Heute setzen im Schnitt 70% der Nutzer         besteht als bei Web Servern, dem ersten Anwendungsgebiet.
dafür Open Source Software ein, also rund 20% mehr als vor        Am auffälligsten ist jedoch das Thema Sicherheit: Als
drei Jahren. Server-Betriebssysteme auf Open Source Basis         Anwendungsgebiet ist es auf Rang 7 (zwei Ränge höher als
verzeichnen mit 36% den grössten Zuwachs. Das regelmässig         in 2012) und als Dienstlesitungsthema aber an vierter Stelle.
beschworene «Jahr des Linux-Desktops» lässt aber weiter auf       Die Zahlen deuten darauf hin, dass in den kommenden Jahren
sich warten: Desktop-Betriebssysteme, nach denen dieses Jahr      mit deutlichem Mehreinsatz und -bedarf zu rechnen, was wohl
erstmals getrennt gefragt wurde, landeten auf Rang 13.            nicht nur an der Aktualität («Snowden-Effekt», aber auch
                                                                  zum Beispiel die entdeckten Sicherheitslücken bei OpenSSL)
                                                                  liegt, sondern auch in der relativen Komplexität des Themas
                                                                  Verschlüsselung.
     20% Wachstum seit 2012 in den vier                           Ähnliche Konstellationen, in denen der Dienstleistungsbedarf
     wichtigsten OSS-Einsatzgebieten:                             im Verhältnis zum Einsatz höher ist, lassen sich bei den anderen
     Web-Server, Programmiersprachen,                             Hype-Themen erkennen: Virtualisierung/Cloud (Dienstleistung
                                                                  Rang 6 vs. Einsatz Rang 10) sowie Identity and Access
     Datenbanken und Server-Betriebssystemen
                                                                  Management (Rang 9 vs. 14). Neben der engen inhaltlichen
                                                                  Verwandtschaft zum Trendthema Sicherheit spielt auch die
                                                                  Komplexität in diesen Bereichen eine grosse Rolle – die durch
                                                                  die zunehmende Vernetzung noch weiter steigen wird.
Auch die nächsten vier Anwendungsgebiete im Ranking
sind bis auf einen «Aufrücker» dieselben wie 2012. Grob
die Hälfte setzt auf Open Source Lösungen bei Content
Management Systemen (+23%), Applikations- und
Portalservern (+5%), Software-Komponenten (+18%) und –               Der Einsatz von Datenbanken, Server-Betrieb-
erstmals – Sicherheitsanwendungen. Mit 36% verzeichnen
                                                                     systemen - und Sicherheitsanwendungen ist
Sicherheitsanwendungen hier den grössten Sprung seit
2012. Im Hinblick auf die durch die Snowden-Enthüllungen             verhältnismässig dienstleistungsintensiv.
losgetretene breite gesellschaftliche Diskussion ist dies nicht
verwunderlich: Das Thema Sicherheit hat nicht nur in der IT-
Szene selbst stark an Präsenz gewonnen, sondern auch beim
Einsatz von Open Source Software.
Unter allen Gebieten sticht das Trendthema Cloud Computing
mit +42% Wachstum hervor. Die Zunahme deckt sich mit der
Prognose des «Linux Jobs Report 2015» der Linux Foundation,
in welchem das Trendthema an erster Stelle bei Einstellungen
von Linux Experten steht. Die andere grosse Bewegung unter
der übrigen Gebieten ist die Internettelefonie mit +25%, ein
Bereich der durch die neue Open Source Technologie webRTC
viel Bewegung erfährt, die vom World Wide Web Consortium
als offener Standard entwickelt wird. Am Ende des Rankings
fällt Enterprise Resource Planning (erstmals separat erhoben)
in der Schlusslichtposition auf. SAP und sein Einsatz scheint
vorerst die letzte grosse Bastion ohne nennenswerten Open
Source Einsatz zu sein.

Open Source Studie Schweiz 2015                                                                                                 11
Fig. 5 – Einsatzgrad nach Branchen
                            von Open Source Software in Schweizer Organisationen (N=200)

                                                                                          10.5%

                                                                                                                    6%
                                                                                          22.5%

              Wenignutzer
              bis zu 3 eingesetzte
              Anwendungsgebietett                               4%
                                                                                                                    20%

              Durchschnittsnutzer
              4 bis 12 eingesetzte
              Anwendungsgebiete                                 13.5%
                                                                                          16%

              Vielnutzer                                                                                            6%
              mehr als 12 eingesetzte                           1.5%
              Anwendungsgebiete
                                                            Behörden                      ICT                     Andere
                                                             Öffentliche            Informatik und            Übrige Sektoren
                                                             Verwaltung           Telekommunikation            und Branchen

Einsatzgrad von Open Source Software
Eine neue Auswertung erlaubt erstmals die Frage genauer                 die Behörden, die mit nur einem knappen Prozent Vielnutzer
zu untersuchen, wer die Open Source Vielnutzer unter den                in den eigenen Reihen das Potential von Open Source Software
Schweizer Organisationen sind.                                          nur in geringem Masse ausschöpfen. Auch die Gruppe der
                                                                        übrigen Sektoren hat im Verhältnis noch doppelt so viele
Dazu wurde zunächst der «Open Source Einsatzgrad» als
                                                                        Vielnutzer wie die Verwaltungen.
die Summe aller Anwendungsgebiete definiert, in der eine
Organisation Open Source Software einsetzt. Um eine                     Die Analyse des Einsatzgrades mit der Organisationsgrösse
Einteilung in Viel-, Durchschnitts- und Wenignutzer vornehmen           (ohne Grafik) ergibt, dass vor allem kleine Organisationen
zu können wurde der Durchschnitt gebildet, um welchen herum             Vielnutzer von Open Source Software sind: fast das
eine Standardabweichung nach oben bzw. unten einen Korridor             gesamte Viertel der Vielnutzer aus der Studie besteht
öffnet: Alle oberhalb des Korridors sind Vielnutzer, sie setzen in      aus Organisationen, die weniger als 500 Mitarbeitende
13 oder mehr der 25 Anwendungsgebiete Open Source Software              haben (21,5%). Von lizenzmässig flexibler und finanziell
ein; innerhalb des Korridors sind die Durchschnittsnutzer mit           kostengünstiger Open Source Software können kleinere
4-12 Anwendungsgebieten; und unterhalb des Korridors sind               Organisationen im Verhältnis zu grossen mehr profitieren.
die Wenignutzer mit Open Source Einsatz in 3 oder weniger               Möglicherweise kommt es daher, dass es ihnen leichter fällt,
Anwendungsgebieten.                                                     Lösungen einfach einmal auszuprobieren und einzuführen, da
                                                                        die organisatorischen Abhängigkeiten geringer sind.
Figur 5 zeigt, dass sich die Population ganz grob in je ein Viertel
Viel- (23,5%) und Wenignutzer 20,5%) und etwas mehr als die
Hälfte (56%) Durchschnittsnutzer aufteilen lässt. Interessant
ist die Aufschlüsselung nach Sektorgruppen. Hier stellt sich
– nicht ganz überraschend – der ICT-Sektor mit rund einem
                                                                           Der Dienstleistungsbedarf im Open Source
Drittel Vielnutzer in den eigenen Reihen als intensivster Nutzer           Umfeld ist sehr gross.
von Open Source Software heraus. Am anderen Ende stehen

12                                                                                                     Open Source Studie Schweiz 2015
Fig. 6 – Wichtigkeit von Dienstleistungen
                  rund um Open Source Software in Schweizer Organisationen (N=200)

1    Sicherheits-Updates               55%                                                                       33.5%                     7.5%    4%

2    Gewährleistung                    31%                                                       52%                                   14%         3%

3    Dokumentation                     40.5%                                                           42.5%                          12.5%       4.5%

4    Support-Garantie                  38.5%                                                      42%                                 16.5%        3%

5    Kompatibilität                    30%                                                  49%                                      17%           4%

6    Anpassungen                       23%                                               54.5%                                  16.5%              6%

7    Release-Planung                   24%                                           50.5%                                      21.5%              4%

8    Fachwissen                        23%                                          50%                                        21%                 6%

9    Support                           21%                                         51%                                         24%                 4%

10   Rechtsschutz                      26.5%                                 33.5%                                     32.5%                      7.5%

11   Schulungen                        7.5%                  45%                                                      44%                         3.5%

12   Haftung                           16%                       31.5%                                          46%                               6.5%

13   Hardware                          9.5%            33%                                                 49%                                    8.5%

                                                  sehr wichtig           wichtig           unwichtig           keine Angabe

     Arten des Dienstleistungsbedarfs
     In Ergänzung zur Frage des Dienstleistungsbedarfs bei den             Planung (74,5%), Zugang zur Expertise von Kernentwicklern
     Anwendungsgebieten (vgl. Figur 4) wurde eine weitere Frage            (73%) und Support (72%).
     neu aufgenommen: Welche Dienstleistungen werden benötigt?
                                                                           In der letzten Gruppe sticht die relativ geringe Bedeutung von
     Dazu wurden den Antwortenden 13 verschiedene Arten an
                                                                           Rechtsthemen wie Schutz vor Patent-/Urheberrechtsklagen
     typischen Dienstleistungen rund um den Open Source Einsatz
                                                                           (60%) oder Schadenersatzklagen (47,5%) hervor. Die
     zur Auswahl angeboten.
                                                                           geringe Relevanz von tatsächlichen Problemen scheint sich
     Die Ergebnisse zeigen: Es gibt vier wichtigste Open Source            inzwischen herumgesprochen zu haben. Angesichts der vielen
     Dienstleistungen, die von über 80% der teilnehmenden                  Rechtsthemen erscheint der Bedarf an Schulungsangeboten
     Organisationen als wichtig oder sehr wichtig eingestuft               beinahe unterzugehen – dennoch sind es immer noch deutlich
     wurden (vgl. Figur 6). Das Liefern von (automatisierten)              über 50%.
     Sicherheits-Updates/Patches steht dabei an erster Stelle
                                                                           Gesamthaft lässt sich konstatieren, dass der Dienstleistungs-
     mit fast 90% der Nennungen. An zweiter Stelle stehen mit je
                                                                           bedarf im Open Source Umfeld hoch ist: Selbst der rangletzte
     83% die Gewährleistungsübernahme, also das Erbringen von
                                                                           Punkt Hardware-Zertifizierungen erreicht noch 40% – alle
     Leistungen um Mängel zu beheben (z.B. Fehlerbehebungen
                                                                           anderen werden von der Hälfte der Antwortenden (oder
     innerhalb bestimmter Fristen), sowie das Zurverfügungstellen
                                                                           mehr) als wichtig bzw. sehr wichtig eingestuft. Viele der
     von Dokumentation zur eingesetzten Software. An dritter
                                                                           nachgefragten Dienstleistungen könnten im Fall proprietärer
     Stelle steht die Übernahme von Wartung und Support mit
                                                                           Software nur vom Hersteller bezogen werden. Quelloffenheit
     80,5%.
                                                                           schafft einen Markt, der es auch den Nicht-Herstellern erlaubt,
     Die nächsten fünf Dienstleistungen werden von min. 70%                Dienstleistungen anzubieten und Anwendern ermöglicht
     der Teilnehmenden als wichtig oder sehr wichtig eingestuft:           günstiger einzukaufen.
     Sicherstellen der Kompatibilität bei Integrationen (79%),
     Anpassungen/Erweiterungen (77,5%), Verbindliche Release-

     Open Source Studie Schweiz 2015                                                                                                                 13
Gründe für den Einsatz von Open Source Software
                             Fig. 7a - Schweizer Behörden (N=38)

                                        Attraktiver Arbeitsplatz
                                               8% 45%
              Zugriff auf Source Code                                Community-Austausch
                    16% 42%                                              29% 37%

          Offene Standards                                                Einfachere Anpassbarkeit
             58% 34%                                                             16% 39%

     Lieferantenunabhängigkeit                                                 Erhöhte Sicherheit
             32% 39%                                                               13% 53%

         Regionale Wertschöpfung                                           Erhöhte Stabilität
                0% 55%                                                        13% 42%
               Innovation und Wettbewerb                           Kosteneinsparungen
                        13% 47%                                        34% 45%

                          Fig. 7b - Schweizer ICT-Branche (N=98)

                                        Attraktiver Arbeitsplatz
                                              18% 33%
              Zugriff auf Source Code                                Community-Austausch
                    16% 42%                                              40% 46%

          Offene Standards                                                Einfachere Anpassbarkeit
             40% 46%                                                             23% 46%

     Lieferantenunabhängigkeit                                                 Erhöhte Sicherheit
             20% 58%                                                               15% 53%

         Regionale Wertschöpfung                                           Erhöhte Stabilität
                7% 21%                                                        17% 48%
               Innovation und Wettbewerb                           Kosteneinsparungen
                        19% 41%                                        41% 35%

                        Fig. 7c - übrige Schweizer Branchen (N=64)

                                        Attraktiver Arbeitsplatz
                                              14% 36%
              Zugriff auf Source Code                                Community-Austausch
                    27% 34%                                              33% 52%

          Offene Standards                                                Einfachere Anpassbarkeit
             38% 47%                                                             22% 42%

     Lieferantenunabhängigkeit                                                 Erhöhte Sicherheit
             30% 44%                                                              25% 39%

         Regionale Wertschöpfung                                           Erhöhte Stabilität
                5% 31%                                                        23% 38%
               Innovation und Wettbewerb                           Kosteneinsparungen
                       17% 44%                                         23% 55%

14                                      sehr wichtig     wichtig                  Open Source Studie Schweiz 2015
Gründe für den Einsatz von Open Source Software
Nach der Erhebung der konkreten Anwendungsgebiete                  durch die Geheimdienste der «Five Eyes» (NSA, MI6 etc.)
und Dienstleistungen geht es nun um die Beweggründe                auch Argumente gebracht, die weiter darüber hinaus gehen.
weshalb Open Source Software überhaupt zum Einsatz                 Ebenso um zwei Plätze vorgerückt ist das Thema Stabilität.
kommt. Im Vergleich zur selben Frage 2012 wurden die               Der Ruf von Open Source Software durch die Möglichkeit vieler
Antwortmöglichkeiten um ein Element erweitert, «Zugriff            unabhängiger Code-Kontrollen fehlerfreier und damit stabiler
auf Source Code», um die Möglichkeit abzudecken, Quellcode-        zu laufen scheint sich auch unter Schweizer Behördern und
Zugang nur zu Prüfungszwecken (z.B. Sicherheitsanalysen)           Firmen zu verbreiten.
aber nicht für Anpassungen zu nutzen. Ausserdem konnten die
Teilnehmer die Antwortmöglichkeiten einzeln nach Wichtigkeit
bewerten, was präzisere Auswertungen, aber keinen direkten
Vergleich mit den 2012-Antworten mehr zulässt. Wir
                                                                        Was sind Offene Standards?
beschränken uns daher auf Trendvergleiche in den Rankings.              Der Europäische Interoperabilitätsrahmen
Figur 8 zeigt die Wichtigkeit der Gründe, weshalb eine                  für eGovernment formuliert zum Beispiel
Organisation Open Source Software einsetzt. Mehr als 75%                folgende Mindestkriterien:
der Befragten stuften die Top 4 Gründe für den Einsatz von
Open Source Software als sehr wichtig oder wichtig ein. An
                                                                           1. Der Standard wird von einer Non-
erster Stelle steht unverändert die Erwartung, dass quelloffene               profit Organisation mit transparenten
Software offene Standards unterstützt (86,5%). Anwender                       Entscheidungsprozessen verwaltet.
benötigen maximale Flexibilität bei der Gestaltung ihrer IT-               2. Der Standard ist frei erhältlich und
Landschaft: Die Erwartung ist, dass sich Daten oder Dokumente
zwischen verschiedenen Lösungen austauschen lassen,
                                                                              darf frei verwendet werden.
sodass einzelne Komponenten bei Bedarf relativ hindernisfrei               3. Alles enthaltende geistige Eigentum
ausgetauscht werden können. Dies wird als klarer Vorteil von                  ist frei lizenziert.
Open Source Software wahrgenommen.                                         4. Es gibt keine Restriktionen in der
Neu steht der Austausch mit der Open Source Community                         Nutzung des Standards.
an zweiter Stelle (+2 Plätze, 81,5%). Unternehmen und
Behörden haben verstanden, dass die Community nicht wie der
traditionelle Support eines Software-Anbieters funktioniert,
                                                                   Unverändert an sechster Stelle steht das Argument Code an
aber dass er bei entsprechender Pflege ebenso wertvoll
                                                                   eigene Bedürfnisse anpassen zu können. Diese direkte Folge der
sein kann. Umgekehrt ist das Vorhandensein einer aktiven
                                                                   Quelloffenheit ist für 65% der Antwortenden wichtig oder sehr
Community eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl von
                                                                   wichtig, scheint aber im Vergleich zu den zuvor beschriebenen
Open Source Lösungen.
                                                                   indirekten Folgen weniger bedeutsam zu sein. Diesen Vorteil
Das Argument Kosten einzusparen ist der Community                  können allerdings auch nur diejenigen tatsächlich direkt für
gewichen und neu mit 77% der Nennungen auf dem dritten             sich nutzen, die über das entsprechende Know-How verfügen,
Platz gelandet, was aber keineswegs bedeutet, dass der             welches bei grossen Open Source Projekten eine erhebliche
Kostenaspekt an Bedeutung verliert, wie die Auswertungen           Hürde darstellen kann.
zur Kostensituation weiter unten zeigen. Die Top 4 werden
                                                                   In diesem Zusammenhang ist auch das erstmals erhobene
mit einem Thema abgeschlossen, welches sich nahtlos in
                                                                   Transparenz-Argument (Rang 8) zu sehen. Es zeigt zwar, dass
die Themen Standards und Kosten einfügt – für 75,5% der
                                                                   Zugang zum Code für reine Prüfzwecke weniger bedeutsam ist
Antwortenden ist der Einsatz von Open Source Software
                                                                   als für Anpassungen. Allerdings: Würde man nur nach «sehr
wichtig, um sich aus Abhängigkeiten von Lieferanten zu lösen
                                                                   wichtig» sortieren, fällt auf, dass dieser Punkt mit Rang 4
oder sie gar nicht erst einzugehen. Im Gegensatz zu Open
                                                                   sehr weit vorne erscheinen würde. Womöglich ist Transparenz
Source besitzt proprietäre Software vielfältige Eigenschaften,
                                                                   dann sehr wichtig, wenn man selbst nicht in der Lage ist, den
die Abhängigkeiten erzeugen können: geschlossene
                                                                   Quellcode zu untersuchen, sondern durch die Veröffentlichung
Datenformate, die technisch an Anwendungen gebunden sind;
                                                                   darauf vertraut, dass viele andere mit diversen Motivationen
Lizenzvereinbarungen, die restriktiv wirken und die Flexibilität
                                                                   dazu in der Lage sind.
z.B. bei Wechseln einschränken und Upgrade-Druck auslösen
können.                                                            Deutlich gefallen, von Rang 5 auf 9 ist das Argument, dass
                                                                   Open Source Software den Wettbewerb und somit die
Dazu passt auch, dass unter den übrigen Argumenten
                                                                   Innovation in der IT-Branche fördert. Allerdings befinden wir
Sicherheit im Vergleich zu 2012 um zwei Plätze zugelegt hat
                                                                   uns weiterhin auf hohem Niveau: Über 60% der Antwortenden
und mit 66,5% neu an fünfter Stelle steht. Bei proprietärer
                                                                   halten auch diesen Aspekt für wichtig oder gar sehr wichtig.
Software muss man dem Hersteller vertrauen ohne mit letzter
                                                                   Relativ am unwichtigsten, mit 51% bzw. 36% bilden
Sicherheit wissen zu können, was dessen Software tatsächlich
                                                                   «Attraktiver Arbeitsplatz» und «Regionale Wertschöpfung»
bewirkt. Wenn dies bisher meist für Fehlerbehebungen
                                                                   die Schlusslichter in der Argumentationsliste, praktisch
und Anpassungen praktische Relevanz hatte, haben die
                                                                   unverändert zu 2012.
Enthüllungen zu Überwachung und Wirtschaftsspionage

Open Source Studie Schweiz 2015                                                                                               15
Fig. 8 – Einsatzgründe für Open Source Software
                                                   in Schweizer Organisationen (N=200)

     1     =    Offene Standards              42.5%                                                       44%                      12% 1.5%
                bessere Unterstützung

     2    +2    Community                     35.5%                                                 46%                           14.5% 4%
                für Wissensaustausch

     3    -1    Einsparungen                  34%                                                43%                             20%         3%
                reduzierte IT-Kosten

     4    -1    Unabhängigkeit                25.5%                                          50%                                21%         3.5%
                geringer Vendor Lock-In

     5    +2    Sicherheit                    18%                                   48.5%                               24%                 9.5%
                schnellere Updates

     6     =    Anpassbarkeit
                an eigene Bedürfnisse         21.5%                                  43.5%                               30.5%              4.5%

     7    -2    Stabilität
                weniger Fehler                18.5%                               43.5%                               29.5%                 8.5%

     8    neu   Transparenz
                offener Quellcode             27.5%                                    34%                               35.5%               3%

     9    -4    Innovation
                und Wettbewerb                17.5%                              43%                                    34.5%                5%

     10   -2    Mitarbeitende
                Attraktiver IT-Arbeitsplatz   15%                          36%                                    42%                        7%

     11   -1    Lokale Wirtschaft
                regionale Wertschöpfung       5%            31%                                           55.5%                             8.5%

          +/- Veränderung Rang gegenüber 2012               sehr wichtig         wichtig      unwichtig      keine Angabe

Um die Motivation für den Einsatz von Open Source Software noch             Quellcode-Offenheit genutzt werden. Gleichauf an den ersten beiden
besser zu verstehen, wurden die Antworten auch getrennt nach                Positionen stehen mit 85,7% die Unterstützung offener Standards
Branchengruppen analysiert (vgl. Figuren 7a-7c Seite 14).                   und der Wissensaustausch mit der Open Source Community. Die
                                                                            Vermeidung des so genannten Vendor Lock-In (Herstellerabhängigkeit)
Figur 7a zeigt, dass die Erwartung an die Einhaltung offener Standards
                                                                            kommt mit 78,6% noch vor dem Aspekt Kosten einzusparen (75,5%),
in der Verwaltung mit über 92% am klarsten formuliert wird. Die
                                                                            wobei hier aber dennoch der grösste Anteil «sehr wichtig» angekreuzt
Kosteneinsparungen stehen deutlich an zweiter Stelle (79%) vor dem
                                                                            hatten. Das Mittelfeld (Ränge 5-8) ist geprägt von den typischen
Argument Lieferantenunabhängigkeit (71%). Gerade dieser Punkt
                                                                            Argumenten für den aktiven Open Source Einsatz – Anpassbarkeit,
ist in der Schweiz in letzter Zeit immer wieder intensiv debattiert
                                                                            Sicherheit, Stabilität, Zugriff auf Source Code. Erstaunlich ist aber
worden. Freihändige Vergaben bei Behörden werden meist dadurch
                                                                            doch, dass die Argumente Innovationsfördeung (60,2%) und das
begründet, dass technische Abhängigkeiten zu Informatikherstellern
                                                                            Potential regionaler Wertschöpfung durch lokale Anbieter (28,5%)
bestehen. Da kann Open Source Software einen Beitrag dazu leisten,
                                                                            fast ganz am Ende des Ranking gelandet sind. Auch wenn die
die Unabhängigkeit gegenüber den Firmen zu erhöhen.
                                                                            Landschaft der Open Source Anbieter in der Schweiz wächst, wie
Das Sicherheitsargument ist aus Verwaltungssicht mit 66% sogar              das OSS Directory zeigt, fällt das Argument «Made in Switzerland»
noch weiter nach vorne gesprungen als in der gesamten Population.           offenbar noch nicht stark ins Gewicht.
Ebenso fällt auf, dass die Verwaltung als Grossabnehmer von IT-
                                                                            Schliesslich zeigt Figur 7c die Antworten der Organisationen,
Lösungen und gleichzeitig Rahmengeber für den IT-Markt deutlich
                                                                            die weder der Verwaltung noch der ICT-Branche angehören. In
mehr Potential zur Förderung von Innovation und Wettbewerb (Rang
                                                                            dieser heterogenen Gruppe lauten die Top 4 Argumente: Offene
6 mit 61%) in Open Source Software sieht als die ICT-Branche selbst
                                                                            Standards, der Wissensaustausch mit der Community (je über 80%),
(Rang 9 mit 60%, Figur 7b).
                                                                            Kosteneinsparungen und Lieferantenunabhängigkeit (je über 70%).
Im Gegensatz dazu zeigt sich bei der ICT-Branche (Figur 7b) klar, dass
Open Source Software aktiv eingesetzt wird und die Möglichkeiten der

16                                                                                                        Open Source Studie Schweiz 2015
Fig. 9 – Hinderungsgründe beim Einsatz
                       von Open Source Software in Schweizer Organisationen (N=200)

1 neu     Schnittstellen               26%                                       39%                               30%            5%

2 neu     Proprietäre Systeme          22.5%                                  42%                               27%            8.5%

3   -2    Lieferantenhaftung           23%                                    41%                                     33.5%     2.5%

4   -2    Enterprise Support           26%                                    36.5%                               33.5%          4%

5   =     Funktionsumfang              21.5%                              40.5%                                 32%               6%

6 +7      Migration                    25%                                    36.5%                               35%           3.5%

7   +5    Sicherheitslücken            26.5%                              31%                                 35.5%               7%

8   =     Bekanntheitsgrad             15%                         40%                                        40%                 5%

9 +5      Internes Fachwissen          17.5%                          36.5%                                   42%                4%

10 -1     Externe Fachkräfte           17.5%                      32%                                      45.5%                  5%

11 +3     Stabilität                   16.5%                      32.5%                                  43%                     8%

12 -9     Benutzerakzeptanz            18.5%                      29.5%                                   47%                     5%

13 -7     Lizenzbedingungen            13%                    34%                                         48.5%                4.5%

14 -4     Nutzercommunity              12%                   34%                                        47.5%                  6.5%

15 -4     Schulungen                   8%                34%                                            55%                       3%

16 neu    Reputation                   6%       20.5%                                          66.5%                              7%

    +/- Veränderung Rang gegenüber 2012            sehr wichtig        wichtig         unwichtig       keine Angabe

     Hinderungsgründe beim Einsatz
     Bei der Frage nach den Hinderungsgründen beim Einsatz von            Anwendungen haftbar machen können, einen (sehr) wichtigen
     Open Source Software gab es sehr viel Bewegung im Ranking            Hinderungsgrund. Dieser Punkt steht in engem Zusammenhang
     im Vergleich zu 2012, wie Figur 9 zeigt.                             mit dem vierten Grund: 62% empfinden weiterhin einen Mangel
                                                                          an kommerziellem Support. Dennoch zeigt sich Bewegung: Das
     Es gibt fünf wichtige Gründe, die über 60% der Organisationen
                                                                          Argument hat, auch durch das Sichtbarmachen des Angebots
     beim Wechsel auf Open Source Software behindern. An erster
                                                                          durch Instrumente wie zum Beispiel das OSS-Directory
     Stelle stehen fehlende Schnittstellen zu anderen Systemen
                                                                          Schweiz, zwei Ränge verloren seit 2012.
     (64,5%). Ein eng verwandtes Argument steht an zweiter
     Stelle des Ranking: Mit 64% der Nennungen erschweren                 Erst ab der fünften Position finden sich Argumente, die sich auf
     Abhängigkeiten von proprietären Systemen den Einsatz                 die Software selbst beziehen: fehlende Funktionalität (62%),
     von Open Source Software. Zusammen betrachtet deuten                 schwierige Open Source Migration (62%), Sicherheitslücken
     die beiden ersten Gründe auf die schwierige Ausgangslage             (57,5%). Wie schon bei den anderen Fragen ist das
     für migrationswillige Organisationen, die wenig mit                  Sicherheitsthema auch hier in der Wahrnehmung deutlich
     der Eignung von Open Source an sich zu tun haben: ein                aufgestiegen (von Rang 12 auf 7).
     Haupthindernis beim Wechsel sind bestehende proprietäre
     Systeme, deren Schnittstellen meist auch proprietär sind.
     Das Problem kann neben proprietären Datenformaten auch
                                                                                 Die wichtigsten vier Hinderungsgründe
     Übertragungsprotokolle betreffen, die sich ohne technische
     Unterstützung des Anbieters nicht ohne weiteres mit Open                    haben mehr mit der eigenen IT-Landschaft
     Source Software verbinden lassen.                                           und den Erwartungen aus der proprietären
     Eine unklare oder fehlende Lieferantenhaftung steht an                      Welt zu tun, als mit den Eigenschaften von
     dritter Stelle. 62,5% der Antwortenden sehen in der Situation,              Open Source Software.
     dass sie niemanden für das Funktionieren von Open Source

     Open Source Studie Schweiz 2015                                                                                                   17
Hinderungsgründe
Das Nichtwissen um Open Source Alternativen steht mit           richtigen Leute zu finden. Ganz am unteren Ende rangieren als
55% unverändert auf dem achten Rang, allerdings ist der         verhältnismässig geringe Hürden das Angebot an Schulungen
vermeintlich «schlechte Ruf» von Open Source Software           (45%) und die technische Stabilität der Lösungen (45%).
kein Thema mehr. Das Argument ist auf die letzte Position
                                                                Im Kontrast dazu zeigt Figur 10b die durchaus abweichenden
abgestürzt. Entsprechend ist auch die Akzeptanz bei Benutzern
                                                                Einschätzungen der ICT-Branche. Hier stehen Software-
kein grosses Thema mehr und von Rang 3 auf 13 zurückgefallen.
                                                                Hemmnisse im Vordergrund: fehlende Funktionen (~70%)
Dies ist – zusammen mit den deutlich abgefallenen
                                                                und Schnittstellen (66%), aber auch Sicherheitslücken (60%).
Argumenten des internen Know-How-Mangels (von 4 auf 9),
                                                                Die Top-Hürden der Verwaltung treten erst im Mittelfeld auf:
der unzureichenden Schulungsangebote (von 11 auf 15) und
                                                                kommerzieller Support (53%) rangiert dabei noch hinter der
dem Wissen um Peer-Nutzer (von 10 auf 14) – ein weiteres
                                                                Lieferantenhaftungsfrage (55%). Hingegen wird der Mangel
Indiz, dass die Vertrautheit mit Open Source Projekten und
                                                                an internem (Rang 10) und externem Know-how (Rang 14) als
der Community weiter zugenommen hat und somit eine
                                                                deutlich weniger gravierend empfunden. Insgesamt fällt auf,
Bestätigung des Wachstumstrends, der bereits bei den
                                                                dass die ICT-Branche beim Einsatz von Open Source Software
Anwendungsgebieten (vgl. Figur 4) sichtbar wurde. Die weitere
                                                                seltener Hemmnisse sieht als die Verwaltung – alle Werte
Verbreitung scheint auch mehr Organisationen beruhigt zu
                                                                liegen im Schnitt um mindestens 10%-Punkte tiefer.
haben, dass Lizenzunsicherheiten zwar bestehen mögen, aber
in der Alltagspraxis kein grösseres Hemmnis mehr darstellen     Schliesslich zeigt Figur 10c das Ranking für die anderen
(47%, von Platz 6 auf Platz 13 gefallen).                       Branchen. Auch hier sind die Werte im Schnitt niedriger
                                                                als bei den Behörden. Die ersten zwei Positionen nehmen
Auch bei der Hinderungsgründen erfolgte eine Auswertung
                                                                die Lieferantenhaftung (67%) und die Abhängigkeiten von
nach den Branchengruppen, um mögliche Unterschiede in den
                                                                proprietären Systemen (64%) ein. Damit einhergehend wird
Einschätzungen zu identifizieren (vgl. Folgeseite). Figur 10a
                                                                schon an dritter Stelle genannt, dass Open Source Alternativen
zeigt die Antworten der teilnehmenden Behörden. Mit grossem
                                                                zu wenig bekannt sind (61%).
Vorsprung wird hier noch immer ein Mangel an kommerziellem
Support als Hemmnis Nummer 1 empfunden (~90%), dicht
gefolgt von der Schwierigkeit auf Open Source Systeme zu
wechseln und der unklaren Lieferantenhaftung (je 82%).
Erst dann wurde die Integrationsproblematik mit fehlenden
Schnittstellen (71%) genannt, obwohl gerade in der Verwaltung
die Legacy-Problematik ausgeprägt ist. Ebenfalls von je ~70%
werden Know-How-Mängel rund um Open Source Lösungen
beklagt – sowohl intern wie auch extern ist es schwierig die

     OSS Directory www.ossdirectory.com

     Um für Open Source Software unkompliziert                  Damit besteht das OSS Directory heute aus
     Support zu finden, wurde als eine der                       einer umfangreichen Datenbank von rund 250
     Massnahmen aus der letzten Open Source                     «OSS Firmen», die Dienstleistungen für rund
     Studie 2012 das Verzeichnis für Open                       420 «OSS Produkte» erbringen. Insgesamt
     Source Hersteller vollständig erneuert.                    sind etwa 290 «OSS Nutzer» erfasst, bei
     Das OSS Directory ermöglicht nun das                       denen rund 300 «OSS Referenzen» umgesetzt
     einfache Auffinden von Unternehmen, die                    worden sind. Täglich greifen durchschnittlich
     professionellen Support für bestimmte Open                 200 Unique Visitors auf das Verzeichnis zu, das
     Source Software Lösungen erbringen. Mittels                sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch
     Referenzprojekte wird aufgezeigt, bei welchen              verfügbar ist. Das OSS Directory wird durch den
     Informatiknutzern welche Open Source                       Verein Swiss Open Systems User Group
     Produkte im Einsatz stehen. Sowohl Open                    /ch/open betrieben.
     Source Anbieter als auch Nutzer können sich
     kostenlos registrieren und Einträge erfassen.

18                                                                                              Open Source Studie Schweiz 2015
Hinderungsgründe beim Einsatz von Open Source Software
                               Fig. 10a - Schweizer Behörden (N=38)

                                           Funktionalitäten fehlen
                                                 18% 47%
                  Schnittstellen fehlen                              Schulungsangebote fehlen
                       28% 47%                                               9% 41%
        Anwender-Community fehlt                                           Stabilität ist unzureichend
                11% 49%                                                            26% 23%
         Lizenzen sind unklar                                                   Lieferantenhaftung ist unklar
              17% 39%                                                                    22% 64%

           Ruf ist schlecht                                                      Externe Fachkräfte fehlen
             6% 18%                                                                     31% 46%

            Sicherheitslücken                                                  Internes Know-How fehlt
               29% 29%                                                                43% 34%
         Produkte sind unbekannt                                             Benutzerakzeptanz fehlt
                9% 50%                                                              26% 34%
                   Migration ist schwierig                             Proprietäre Abhängigkeit
                        44% 42%                                               24% 53%
                                         Kommerzieller Support fehlt
                                               47% 47%

                              Fig. 10b - Schweizer ICT-Branche (N=98)
                                          Funktionalitäten fehlen
                                                26% 47%
                 Schnittstellen fehlen                              Schulungsangebote fehlen
                       27% 43%                                              8% 31%
       Anwender-Community fehlt                                           Stabilität ist unzureichend
               12% 33%                                                            16% 45%
        Lizenzen sind unklar                                                  Lieferantenhaftung ist unklar
             13% 32%                                                                   22% 33%

          Ruf ist schlecht                                                     Externe Fachkräfte fehlen
            8% 22%                                                                    13% 32%

           Sicherheitslücken                                                  Internes Know-How fehlt
              28% 34%                                                                10% 31%
        Produkte sind unbekannt                                            Benutzerakzeptanz fehlt
              16% 38%                                                             20% 28%
                 Migration ist schwierig                             Proprietäre Abhängigkeit
                      23% 35%                                               27% 40%
                                       Kommerzieller Support fehlt
                                             22% 33%

                         Fig. 10c - übrige Schweizer Branchen (N=64)

                                           Funktionalitäten fehlen
                                                 21% 34%
                  Schnittstellen fehlen                              Schulungsangebote fehlen
                        28% 35%                                              8% 39%
        Anwender-Community fehlt                                           Stabilität ist unzureichend
                15% 34%                                                            16% 28%
         Lizenzen sind unklar                                                   Lieferantenhaftung ist unklar
              13% 39%                                                                    26% 44%

           Ruf ist schlecht                                                      Externe Fachkräfte fehlen
             5% 25%                                                                     19% 29%

            Sicherheitslücken                                                  Internes Know-How fehlt
               29% 34%                                                                17% 35%
         Produkte sind unbekannt                                             Benutzerakzeptanz fehlt
               20% 45%                                                              15% 33%
                   Migration ist schwierig                             Proprietäre Abhängigkeit
                        20% 40%                                               21% 51%
                                         Kommerzieller Support fehlt
                                               23% 41%

19                                          sehr wichtig     wichtig                 Open Source Studie Schweiz 2015
Kosteneinsparungen durch Open Source Software
                                                 in Schweizer Organisationen (N=200)

                                                           Fig. 11b – Tatsächliche und erwartete Kosteneinsparungen
                                                                      53.5%

             Fig. 11a – Höhe der
            Kosteneinsparungen

                             8%                                                           30.5%
                                   12%

          52%                                                   45%
                                                                                  37%
                                    28%
                                                                                                                                   12%

                                                                                                                4%        14%

                                                                                                      4%

            mehr als 30%          ca. 20% - 30%              Einsparungen     nicht messbar       Mehrausgaben         keine Angabe
            ca. 10% - 20%         ca. 5% - 10%                           Tatsächliche Einsparungen in den letzten 3 Jahren
                   des IT-Budgets                                        Erwartete Einsparungen in den nächsten 3 Jahren

Umfang der Kosteneinsparungen
Seit Organisationen sich mit Open Source Software                     Ebenso wurden erstmals für die kommenden drei Jahre die
beschäftigen, sind finanzielle Argumente wichtiger Bestandteil         Erwartungen an potentielle Kosteneinsparungen erfragt
der Diskussion. Spart man nun durch den Wegfall der                   (helle Balken in Figur 11b). Die Teilnehmer äusserten dabei die
Lizenzkosten Geld ein oder nicht? Deshalb war es wichtig, die         Erwartung, in allen Grössenklassen weitere Einsparungen zu
Fragen nach Kosteneinsparungen für die Studie 2015 weiter zu          erzielen. Im Durchschnitt ist zu erwarten, dass jede Gruppe
präzisieren. Figur 11 zeigt die Antworten auf die beiden Fragen,      um knapp 20% zulegt in den kommenden drei Jahren. Dies
in welcher Grössenordnung die teilnehmenden Organisationen            bedeutet, dass die grosse Gruppe ohne Einsparungen kleiner
Kosten einsparen konnten bzw. in den kommenden drei Jahren            werden sollte – was auch der Einschätzung entspricht. Es ist zu
einzusparen erwarten.                                                 erwarten, dass sich der Block der nichtmessbaren Einsparungen
                                                                      von aktuell 37% auf rund 31% verringert.
In der dreijährigen Retrospektive zeigt sich, dass fast die Hälfte
(45%) durch den Einsatz von Open Source Software messbare             Bei beiden Fragen ist zu berücksichtigen, dass die Dunkelziffer
Kosteneinsparungen in ihrer IT erzielen konnten (vgl. Figur 9b).      recht hoch ist. Rund jede achte Organisation (12%-14%) machte
Am anderen Ende der Skala nannten 4% höhere Kosten durch              keine Angaben zu der Frage der Kosteneinsparungen. Ob die
den Einsatz von Open Source Software – und ein sehr grosser           Zahlen nicht bekannt sind oder man sich nicht äussern wollte,
Anteil von mehr als einem Drittel (37%) verzeichnete keine            ist dabei unklar.
messbaren Einsparungen.

Betrachtet man die Kosteneinsparungen gegliedert nach deren
Umfang ergibt sich Figur 11a. Rund ein Fünftel (20%) erzielte               Fast die Hälfte erzielt durch Open Source
sehr signifikante Einsparungen von 20%-30% des IT-Budgets
                                                                            Software messbare Einsparungen. Tendenz
und noch mehr, 28% erzielten mittlere Einsparungen von 10%-
20% und über die Hälfte (52%) erzielten Einsparungen von bis                steigend.
zu 10%.

20                                                                                                     Open Source Studie Schweiz 2015
Fig. 12 – Erzielte Einsparungen nach Kostenarten
                        durch Open Source Software in Schweizer Organisationen (N=200)

1   =       Lizenzkosten
            wiederkehrend           17%                          29.5%                                 39.5%                     9%      5%

2 neu       Lizenzkosten
            einmalig                14%                         32.5%                                 37%                       11%    5.5%

3   +2      Wartungskosten
            und Support             6.5%          22.5%                         31%                                34.5%               5.5%

4   -2      Stärkere Position
            bei Verhandlungen       5%       15.5%                      31.5%                              35.5%                      12.5%

5   +2      Hardware-
            Beschaffung             *      15%                21.5%                                 51%                                 11%

6   -3      Entwicklung
            als Konsortium          4%     9%             25%                                    45%                                    17%

7   -1      Personalkosten
            für Mitarbeitende       * 5%         20.5%                                         64.5%                                  8.5%

                                    * 1.5%
    +/- Veränderung Rang gegenüber 2012           sehr hoch      hoch       wenig        keine Einsparungen      keine Angabe

        Arten der Einsparungen
        Neben der Frage nach der Grössenordnung (vgl. Figur 11) ist             Grössere Einsparungen als man 2012 erwartete, stellten sich
        auch die Aufschlüsselung nach den Kostenarten illustrativ.              bei den Kosten für Wartung und Support (Rang 3, 60%) und der
        Neben der identischen Frage aus 2012 wurde diesmal neu auch             Hardware-Beschaffung (Rang 5, 38%) ein. Das Einsparpotential
        gefragt, in welchen Bereichen in den vergangenen drei Jahren            wurde von den Teilnehmern unterschätzt und fällt grösser als
        tatsächlich Kosten eingespart wurden.                                   erwartet aus.

        Figur 12 zeigt das Ranking der sieben Kostenarten, für die              Nur bei einer Kostenart fielen die tatsächlichen Einsparungen
        sehr hohe, hohe, geringe oder keine Einsparungen angegeben              hinter die Erwartungen aus 2012 zurück – bei der gemeinsamen
        werden konnten. Die damaligen Erwartungen der Teilnehmer                Entwicklung von Open Source Software (Rang 7, 38%). Diese Art
        bestätigen sich für drei Kostenarten, bei denen sich das                der Software-Beschaffung in einem Konsortium mit offenen
        Erwartungsranking aus 2012 mit dem Ranking in Figur 12 deckt:           Spielregeln ist noch nicht weit verbreitet und stellt auch nicht
        (1) Mit rund 85% der Nennungen bergen die Lizenzkosten, egal            geringe Herausforderungen an die Kooperationsfähigkeit der
        ob einmalig (83,5%) oder wiederkehrend (85%), das grösste               beteiligten Organisationen.
        Einsparpotential beim Einsatz von Open Source Software
        (Rang 1). (2) Ebenso hat sich auch die Verhandlungsposition
        gegenüber Anbietern durch die Präsenz von Open Source
        Software wie erwartet verbessert (Rang 4, 52%). Entweder hat                 Einsparungen selbst für Nichtnutzer: Die
        ein Achtel der Teilnehmer diesen indirekten Vorteil noch nicht               Position in Verhandlungen mit proprietären
        für sich entdeckt oder man will darüber nicht so offen Auskunft              Anbietern wird durch die Existenz von Open
        geben; jedenfalls haben 12,5% hier keine Angabe gemacht. (3)
                                                                                     Source Alternativen gestärkt.
        Auch wie erwartet hilft OSS am wenigsten beim Einsparen von
        Personalkosten (letzter Rang, 27%).

         Open Source Studie Schweiz 2015                                                                                                      21
Sie können auch lesen