Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung

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Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
November 2015

['∫pa:rkassәn]
seit 1906

Diese
zeitung
ist gut!
   Microfinance since 1819
   Die Gründungsgeschichte
   der Sparkasse
   Seite 12

   Banking 4.0
   Sparkassenvorstände
   im Gespräch
   Seite 6

   Anlagestrategie mit Ethik
   Nachhaltiges Investieren
   Seite 22
Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
Ausgabe 4/2015

                                                                                                                                                      ['∫pa:rkassәn] Inhalt
                                                                                                                                                                                                                                                                              6

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Foto: Felicitas Matern
                                                                                                                                                                                                                    18

                                                                                                                                                                                   Foto: Charly Kleissner
Eine geschichtsträchtige Zeitung.

Im Dienste der Sparkassen. Seit ihrem ersten Erscheinen im Jahr 1906 nimmt
die Österreichische Sparkassenzeitung die Rolle als Gedächtnis der Sparkassen ein. Sie
ist zugleich ein unerschöpfliches Archiv an Artikeln und Meinungen und – mit kurzen
zeitlichen Abständen, in denen sie nicht erschien – immer ein wichtiges Kommunika-
tionsmittel zur Identitätsstiftung, zur Vermittlung wirtschaftlichen Wissens und recht-

                                                                                                                                                                                                                     14
licher Informationen gewesen.

                                                                                                                                                                                                                                                                   12

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                                                                                                                                                                                                                                                                               Foto: Erste Bank
                                                                                                                                                                          im FOKUS                           LAND und Märkte
                                                                                                                                                                                                                                                   24
                                                                                                                                                                          4                                  17                                    Start-up
                                                                                                                                                                          Kurznachrichten                    Endlich eine Reform der               Bademeisterei
                                                                                                                                                                          aus der Wirtschaft                 Gemeinnützigkeit?
                                                                                                                                                                                                             Kommentar Michael Meyer               25
                                                                                                                                                                                                                                                   Aus der Mitte entspringt
                                                                                                                                                                          ECONOMY
                                                                                                                                                                                                             18
                                                                                                                                                                          6                                  Ein Kapitalismus,
                                                                                                                                                                                                                                                   die Unternehmenskultur
                                                                                                                                                                                                                                                   Die Sparkasse Neuhofen
                                                                                                                                                                          „Den Mut, voneinander zu lernen“   der den Planeten rettet
                                                                                                                                                                          Sparkassenvorstände im Gespräch    Social Impact Bonds
                                                                                                                                                                                                                                                   Finale

                    Impressum und Offenlegung gemäSS Mediengesetz: Bezeichnung des Mediums: Österreichische Sparkassenzeitung;
                                                                                                                                                                          10                                                                       26
                    Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Österreichischer Sparkassenverband, Grimmelshausengasse 1, 1030 Wien,
                                                                                                                                                                          Herzenswärme aus der Chefetage     WERTE                                 Fünf Fragen an ...
                    E-Mail: info@sv.sparkasse.at; Generalsekretär: Mag. Michael Ikrath; Präsident: Dr. Gerhard Fabisch; Chefredakteur: Armand Feka;
                    Redaktion: Milan Frühbauer, Stephan Scoppetta, Bastian Kellhofer, Sophia Uhlich, Christian Prenger;
                                                                                                                                                                          Unternehmensimage und Recruiting
                                                                                                                                                                                                             20                                    Direktor der Viennale
                                                                                                                                                                                                                                                   Hans Hurch
                    Redaktionsbeirat: Karin Berger, Nicola Frimmel, Christian Hromatka;                                                                                   12                                 Jeden Tag eine gute Tat
                                                                                                                                                                                                             Die österreichischen Pfadfinder
                    Produktion/Litho/Druck: Bernsteiner Media GmbH, Rautenweg 10, 1220 Wien, www.bernsteiner.at;                                                          Microfinance since 1819
                                                                                                                                                                                                             22
                    Art Direktion/Gestaltung: Dina Gerersdorfer, www.gerersdorferdesign.at; Coverfoto: Daniel Hinterramskogler;                                           Die Gründungsgeschichte
                    Offenlegung gemäß § 5 ECG und gemäß § 25 Mediengesetz: http://www.sparkassenverband.at/de/Impressum
                                                                                                                                                                          der Sparkasse
                                                                                                                                                                                                             Die Moral und das Investieren
                                                                                                                                                                          14                                 Nachhaltiges Investment
                                                                                                                                                                          Brückenbau und
                                                                                                                                                                          unternehmerisches Potenzial
                                                                                                                                                                          Wirtschaftsfaktor Flüchtlinge

                   ['∫pa:rkassәn] 2                                                                                                                                                                                                            ['∫pa:rkassәn] 3
Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
im Fokus                                                                                                                                                                                                                                                                     im Fokus

                                                                                       Financial Literacy
                                                                                       bei Erste Bank und Sparkassen
                                                                                       Financial Literacy ist im Gründungsauftrag
                                                                                       der Erste Bank und Sparkassen verankert.                                                                         Was wäre, wenn …?

       Forum                                                                           In verschiedenen Projekten vertiefen Kinder,
                                                                                       Jugendliche und Erwachsene ihr finanzielles
                                                                                       Wissen. Kurzfilme von Sparefroh TV erklären
                                                                                                                                                              Bereits zum fünften Mal lud TEDxVienna QuerdenkerInnen
                                                                                                                                                                           zu einer Konferenz ein. Die seit 2010 abgehaltene
                                                                                                                                                                           Veranstaltung stand dieses Jahr unter dem Motto
                                                                                       wirtschaftliche Basisthemen und vermitteln                              „What if …“ und fokussierte die zukünftigen Auswirkungen
                                                                                       spielerisch den verantwortungsvollen Umgang                              unserer gegenwärtigen Handlungen. Das Line-up umfasste
                                                                                       mit Geld. Bei „Youth Start“ steigern ExpertIn-                                             22 lokale und internationale Vortragende,
                                                                                       nen in Workshops die Financial Literacy aller                                       die am 31. Oktober 2015 im Wiener Volkstheater
                                                                                       Altersgruppen.                                                            über die Nachhaltigkeit unterschiedlichster Themenkreise
                Zahlen                           Die Sparkasse Oberösterreich konzentriert sich auf Schuldenprävention bei Jugendli-                             referierten. Einer davon war der österreichische Regisseur
                   spiel                         chen und realisiert mit der Schuldnerhilfe Oberösterreich ein attraktives Medienpro-                                    Filip Malinowski, der in seinen Dokumentarfilmen
                                                 jekt. Um Unklarheiten bei Wirtschaftsthemen zu beseitigen, gibt es für Erwachsene                                  die Kernideen unserer globalen Gesellschaft beleuchtet.
                                                 Kurzfilme, die aktuelle ökonomische Themen anschaulich erklärten. Der Financial
                                                 Life Park (FLiP) am neuen Erste Campus ist die größte Financial-Literacy-Initiative
      Wie spart Österreich                       eines Finanzdienstleisters im europäischen Raum. Ein eigens konzipierter Ausstel-
      in Zeiten von Niedrigzinsen?               lungsbereich von rund 2.000 Quadratmetern soll zukünftig jährlich bis zu 40.000

                                                                                                                                                                                                                                        Editorial
                                                 BesucherInnen empfangen.
      Österreichweit liegt der durchschnitt-
      liche Sparbetrag bei 201 Euro          .
                                                  Willkommen in Österreich: weil jeder Mensch zählt!
      Die Bedeutung von Sparen ist im
      Sinken: Erstmals sagt fast ein
                                                                                                                                                             Liebe Leserin, lieber Leser,
      1/3    der befragten ÖsterreicherIn-        MitarbeiterInnen der österreichischen Sparkassen
                                                  und Erste Bank engagieren sich für Flüchtlinge.
      nen, sparen sei für sie nicht wichtig.
                                                  Unzählige Menschen müssen derzeit aus ihrer Heimat fliehen und su-                                         was macht das Gute aus? Welche Eigenschaft macht uns zu moralisch „besseren“ Wesen, und was können Unterneh-
                                                  chen Schutz und Sicherheit in Europa. Die einen sind auf der Durch-                                        men tun, um – ehrlich und authentisch – Gutes zu tun? Diesem Thema stellen wir in uns in der aktuellen Ausgabe.
      	Dennoch: Für jene, die
                                                  reise, andere bleiben in Österreich. Erste Bank und Sparkassen haben                                       Und hier wären wir auch schon beim größten Problem angelangt. Denn: Gutes tun und darüber reden (und es auch
        dem Sparen die Treue
                                                  sich seit jeher für das Gemeinwohl eingesetzt. Initiativen wie das kos-                                    so meinen), war einmal. Was aber, wenn Gutes tun die Bedingung der Existenz ist, quasi eine unternehmerische Con­
        halten, bleibt das Spar-                                                                                                                             di­tio si­ne qua non? Mehr darüber erfahren Sie in unserem Artikel über die Gründungsgeschichte der ersten Sparkasse
        buch mit             77 %
                             die                  tenlose Habenkonto für AsylwerberInnen oder Notschlafstellen in der
                                                  ehemaligen Erste-Bank-Filiale am Wiener Westbahnhof und am Erste                                           – die als Gründungsgeschichte für Sparkassen in ganz Österreich herangezogen werden kann (Seite 12).
        beliebteste Sparform.
      	Wertpapiere, Fonds und                    Campus in Wien zeugen davon. Das Projekt ‚Willkommen in Öster-
                                                  reich: weil jeder Mensch zählt‘ geht nun weiter, setzt auf Aufklärung                                      Was ist eine Tragödie? Im modernen Sprachgebrauch wird sie durch ein Ereignis von monumentalem menschlichen
        Anleihen haben dafür im                                                                                                                              Leid definiert, meist von einer Hülle von Pathos und Unheil umgeben. Aber: Dort wo Unheil ist, gibt es auch Hilfs-
        letzten Jahrzehnt an Be-                  und fördert lokale Projekte von MitarbeiterInnen.
                                                                                                                                                             bereitschaft und Chancen. Krieg und Zerstörung jeglicher Existenzgrundlage – die Gründe, wieso gerade heutzutage
        liebtheit gewonnen.                                                                                                                                  viele Menschen aus ihrer Heimat fliehen, sind so vielfältig wie komplex. Genauso komplex und herausfordernd sind
                                                  Der Flüchtlingsfonds der ERSTE Stiftung fördert selbstinitiierte Pro-
                                                                                                                                                             die Probleme, die eine Gemeinschaft hat, Flüchtlinge zu integrieren und ihnen ein humanes Leben zu ermöglichen.
                                                  jekte von MitarbeiterInnen der österreichischen Sparkassen und Erste
                                                                                                                                                             Dass (wirtschaftliche) Integration keine Einbahnstraße ist, zeigen wir in unserem Artikel über Flüchtlinge und das
                                                  Group. Eine Förderung von 100 bis 3.500 Euro soll lokalen Projekten
                                                                                                                                                             unternehmerische und demografische Potenzial, das sie mitbringen (Seite 14).
                                                  zu Gute kommen, die das Ziel verfolgen, die Aufnahme und Inklusion
                                                  von Flüchtlingen zu verbessern, und damit zu einem Klima der Akzep-
                                                                                                                                                             Soziales Engagement und gemeinschaftsbildende Maßnahmen sind Schlagworte, die heutzutage inflationär verwen-
                                                  tanz in der Gemeinde beitragen. Der Fonds ist zunächst
                                                                                                                                                             det werden. Und dennoch: Selten treffen diese Worte so genau zu wie auf die vielen Sparkassen in ganz Österreich.
                                                  mit 500.000 Euro dotiert.
                                                                                                                                                             Welche Eigenschaften unterscheiden die Sparkassen zudem noch von anderen Banken? Welche Herausforderungen
                                                  www.weil-jeder-mensch-zaehlt.at
                                                                                                                                                             und Weichenstellungen warten auf sie, und vor allem: Was bedeuten Individualisierung und Regionalität? Diese Fra-
                                                                                                                                                             gen beantwortet eine Runde an Sparkassen-Vorständen in unserem Leitartikel ab Seite 6.

                                                                                                                                                             Ein nachhaltiges Lesevergnügen wünscht Ihnen
                                                                                                                             Foto: Daniel Hinterramskogler

                                                                                                                                                             das ['∫pa:rkassәn] Redaktionsteam

                             ['∫pa:rkassәn] 4                                                                                                                                                                                          ['∫pa:rkassәn] 5
Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
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                                                        Von Stephan Scoppetta

                                                        Die Digitalisierung stellt die Sparkassen vor neue Herausforderungen. Was zählt, ist auch in Zukunft der Faktor
                                                        Mensch – eingebettet in eine digitale Strategie, die qualitativ hochwertigen Service für KundInnen möglich macht.

                                                        In Zeiten von Digitalisierung und niedrigen Zinsen braucht   senverbandes: „Wie funktioniert Sparkasse neu unter den
                                                        es neue Rezepte für die Zukunft, und alle österreichischen   aktuellen Voraussetzungen? Diesen Fragen müssen wir uns
                                                        Sparkassen-ManagerInnen sind eingeladen, sich am Dis-        jetzt stellen, denn in den nächsten Jahren werden weitere
                                                        kurs zu beteiligen. Schon seit Monaten wird in Arbeits-      Belastungen auf uns zukommen. Dagegen müssen wir uns
                                                        gruppen an Konzepten gearbeitet, um sich für die zukünf-     wappnen.“
                                                        tigen Herausforderungen zu rüsten. Mitte Oktober fanden

   „Den Mut, voneinander zu lernen“                     sich in Wien Beteiligte, Verantwortliche und Interessierte
                                                        aus der Sparkassenwelt in der Erste Bank ein, um über den
                                                        Dreh- und Angelpunkt zu diskutieren: ein neues Zukunfts-
                                                                                                                     Ist Online-Banking die einzige Lösung?
                                                                                                                     Das zentrale Thema für die KundInnen ist die Erreichbar-
                                                                                                                     keit. „Gerade in diesem Punkt liegt eine der großen Stär-
      Sparkasse 4.0: Der Mensch bleibt im Mittelpunkt   bild. Die wichtigsten Fragen und Antworten geben uns vier    ken als Sparkassengruppe. Wir sind mit Filialen regional
                                                        Vorstände aus der Sparkassengruppe:                          vor Ort, wir sind am Telefon und im Internet 24 Stunden
                                                                                                                     am Tag und 365 Tage im Jahr erreichbar. Wir holen unsere
                                                        Warum braucht es ein neues Zukunftsbild?                     KundInnen dort ab, wo sie stehen. Es geht nicht darum, ob
                                                        Thomas Uher, Vorstandschef der Erste Bank Oesterreich:       Online-Banking oder die Filiale besser ist, sondern wir be-
                                                        „Alle Banken durchleben gerade eine schwierige Zeit.         spielen alle Kanäle“, erklärt Gerhard Fabisch. Auch Daniel
                                                        Niedrige Zinsen, eine schwache wirtschaftliche Entwick-      Mierer, Vorstand der Sparkasse Feldkirch ist davon über-
                                                        lung, Konsumentenschutz und die Regulierungswut treffen      zeugt, dass eine potente Schnittstelle zum Web notwendig
                                                        uns alle hart. Doch mit jammern kommen wir nicht weiter.     ist: „Gerade in einer hoch digitalisierten Welt ist das Echt-
                                                        Was es braucht, sind Lösungen für die Zukunft. Das Gute      zeitbedürfnis bei unseren KundInnen groß und das können
                                                        daran ist, dass die Sparkassen überhaupt die Möglichkeit     wir mit George schon weitgehend erfüllen.“
                                                        haben, ein neues Zukunftsbild zu entwerfen und umzuset-
                                                        zen.“ Dezentral organisierte Gruppen wie die Sparkassen      Heutzutage kontraintuitiv oder nicht – ein gutes Filialnetz
                                                        müssen sich innovationsfreudig und schnell wie ein junges    bleibt auch in Zukunft ein entscheidender Faktor für eine
                                                        Fintech-Unternehmen zeigen, ohne dabei das große Ganze       erfolgreiche Bank. „Ich bin davon überzeugt, dass neben
                                                        aus dem Blickfeld zu verlieren. Dass das auch der Sparkas-   den Digitalisierungen die Bankfilialen ein entscheidender
                                                        sengruppe gelingen kann, zeigt sie schon mit der Online-     Faktor für den Kundenkontakt sind. Das Modell Sparkasse
                                                        Banking-Plattform George.                                    hat 196 Jahre ausgezeichnet funktioniert. Der Erfolgsfaktor
                                                                                                                     dabei war immer, dass wir mit den Menschen in Beziehung
                                                        „Wir haben uns wie ein Fintech-Unternehmen benom-            getreten sind“, betont Elfriede Sejkora, Vorstand der Spar-
                                                        men und in kürzester Zeit etwas Neues aus dem Boden          kasse Ried-Haag. Online-Banking ist Gegenwart und Zu-
                                                        gestampft, das uns heute entscheidend vom Mitbewerb          kunft, nimmt einen enorm wichtigen Stellenwert im Bank-
                                                        unterscheidet“, betont Uher. Dass ein Zukunftsbild kein      geschäft ein. Allein über das Internet ist aber nicht jedes
                                                        Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist, unterstreicht auch    Kundenproblem lösbar. „Für Standardprodukte und Über-
                                                        Gerhard Fabisch, Präsident des Österreichischen Sparkas-     weisungen ist Online-Banking heute sicher die beste Mög-

                                                                                                                                                                                          Foto: Felicitas Matern
                ['∫pa:rkassәn] 6                                                                                                        ['∫pa:rkassәn] 7
Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
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                                                                             Von links: Thomas Uher, Erste Bank, Gerhard Fabisch,
                                                                      Steiermärkische Sparkasse und Sparkassenverbandspräsident,
                                                                      Moderator Lukas Sustala, Daniel Mierer, Sparkasse Feldkirch
                                                                                         und Elfriede Sejkora, Sparkasse Ried-Haag

      lichkeit, doch wenn KundInnen differenziertere Lösungen                                                                        kassen mehr Zeit für ihre KundInnen haben, denn genau
      wie eine Wohnraum-Finanzierung brauchen, dann ist der                                                                          dort liegen die Stärken einer Regionalbank“, ist Erste Bank
      persönliche Kontakt unerlässlich“, sagt Sejkora.                                                                               Oesterreich Chef Uher überzeugt. Gleichzeitig sollen einfa-
                                                                                                                                     che Produkte auch so aufbereitet werden, dass sie den Kun-
      Alle sind sich darüber einig, dass der Betrieb eines großen                                                                    dInnen über George angeboten werden können.
      Filialnetzes teuer ist, aber hinter der Idee Sparkasse steckt
      mehr als reines Profitdenken. Sparkasse-Feldkirch-Vor-                                                                         Die Rolle der Sparkassen-Mitarbeiterinnen
      stand Mierer: „Wir sind zwar bezüglich unserer Kostenent-                                                                      und Mitarbeiter in der Zukunft
      wicklung wachsam, aber eine Kostenoptimierung passiert                                                                         Sie sind der zentrale Erfolgsfaktor. „Der Punkt, wo wir uns
      bei den Sparkassen nicht unter der Maxime der Gewinn-                                                                          wirklich vom Mitbewerb unterscheiden können, ist die
      maximierung.“ Auch Thomas Uher sieht hier den Dreh-                                                                            Kompetenz unserer Beraterinnen und Berater. Wir brau-
      und Angelpunkt: „Konsequentes Kostenmanagement ist                                                                             chen junge, engagierte und gut ausgebildete MitarbeiterIn-
      notwendig, um uns Raum für Investitionen und Wachstum                                                                          nen für unsere KundInnen“, ist Elfriede Sejkora überzeugt.
      zu schaffen. Machen wir weiter wie bisher, wird uns das                                                                        Und gerade bei der Ausbildung junger MitarbeiterInnen
      nicht gelingen.“                                                                                                               will man in Zukunft auf die Kraft der Sparkassen-Gruppe
                                                                                                                                     setzen. „Nicht nur der Know-how-Austausch wird dadurch
      Die Zukunft der Bankfilialen                                                                                                   beflügelt, auch die Kosten für eine gute Ausbildung lassen
      Hierbei ist zwischen dem ländlichen Raum und den Bal-                                                                          sich senken.“
      lungszentren wie zum Beispiel Wien, Graz oder Linz zu
      unterscheiden. Die Filialstruktur in der Region ist weitge-                                                                    „Den Mut, voneinander zu lernen“
      hend an alle Erfordernisse der Zukunft angepasst, im städ-                                                                     „Wir müssen uns wirklich bedingungslos auf die Bedürf-
      tischen Raum gibt es hierfür noch Potenzial. Das Credo der                                                                     nisse unserer KundInnen konzentrieren. Mit Produkten
      Zukunft ist für Uher ein Mehr an Qualität: „Es geht nicht                                                                      und Konditionen kann man sich kaum vom Mitbewerb
      darum an jeder Ecke eine Bankfiliale zu haben, sondern da-                                                                     abheben, aber wenn wir loyale und faire Geschäftspartner
      rum unseren KundInnen eine optimale Betreuung bieten                                                                           sind, vertrauen uns die KundInnen und sind uns treu“, sagt
      zu können. Das funktioniert über größere und schönere                                                                          Mierer, Vorstand der Sparkasse Feldkirch. Dafür braucht
      Filialen, die Raum für Kommunikation bieten und die auch                                                                       es auch eine Vereinfachung der Prozesse. „Der Kunde will
      längere Öffnungszeiten haben. Die KundInnen werden in                                                                          schnelle Entscheidungen und nicht erst in fünf Schleifen
      Zukunft weniger oft zu uns kommen, aber wenn sie die Fi-                                                                       eine Zu- oder Absage. Hier sind wir gefordert, deutlich
      liale besuchen, müssen sie besser beraten werden.“                                                                             klarer und einfacher mit unseren KundInnen zu kommuni-
                                                                                                                                     zieren“, erklärt Uher. Dass es Optimierungen für KundIn-
      Zeit für Veränderungen?                                                                                                        nen braucht, darüber sind sich alle einig. Über das „Wie“
      Es ist Zeit für große Veränderungen. Die Produktwelt der                                                                       wird noch viel diskutiert. „In der Vergangenheit haben wir
      Sparkassen-Gruppe ist derzeit hoch komplex und von einer                                                                       in den heimischen Sparkassen viele gute Wege entwickelt,
      großen regionalen Diversifizierung geprägt. „Nicht jeder                                                                       aber einander zu wenig davon erzählt. Wir müssen in Zu-
      wird alles selbst erfinden können. Worum es geht, ist ein                                                                      kunft einfach den Mut haben, auch neue Wege gemeinsam
      größeres Miteinander. In Zukunft werden wir weniger und                                                                        zu gehen und voneinander zu lernen“, betont Gerhard Fa-
      das gemeinsam machen. Dafür werden die regionalen Spar-                                                                        bisch abschließend.

                                                                                                                                                                                                        Foto: Felicitas Matern
                           ['∫pa:rkassәn] 8                                                                                                             ['∫pa:rkassәn] 9
Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
ECONOMY                                                                                                                                                                                                                                                                   ECONOMY

                                                                                                                                                                                                                                 „Nachhaltigkeitsstrategie beeinflusst
                                                                         Ganz von allein holt man die besten Talente heute nicht mehr ins Boot.
                                                                                                                                                                                                                                 die Hälfte aller Personen unter 40
                                                                                 Soziales Engagement und ein nachhaltiges Unternehmensbild                                 In der Überzeugung, dass allen Menschen mit Würde und bei der Auswahl der Arbeitgeber.“
                                                                                                                    ziehen heute mehr denn je.                             Respekt zu begegnen ist, haben die GründerInnen der
                                                                                                                                                                           Sparkassen in Österreich während der letzten zwei Jahr-        Studie Bain & Company
                                                                                                                                                                           hunderte Finanzinstitutionen geschaffen, die allen – ohne
                                                                                                                                                                           Unterschied von Status, Nationalität, Glaube oder Ge-
                                                                                                                                                                           schlecht – Zugang zu Wohlstand ermöglichen sollten. Eine
                                                                                                                                                                           Einstellung, die die Zeit überlebt hat. „Wir brauchen die
                                                                                                                                                                           besten Köpfe, um erfolgreich zu sein. Eine entscheidende
                                                                                                                                                                           Voraussetzung dafür ist, dass durch unser Handeln ein un-
                                                                                                                                                                           verwechselbares ‚Employer Branding‘ entsteht. Nachhal-         Globale Popularität erfahren die allfälligen Unterschiede
                                     Von Christian Prenger                                                                                                                 tigkeit spielt dabei eine besondere Rolle, denn auf diesem     zwischen blumiger Theorie und fragwürdiger Praxis durch
                                                                                                                                                                           Weg bleiben wir als Arbeitgeber attraktiv“, unterstreicht      Facebook, Twitter und Co. Beinharte Absatzförderung im

                                     Herzens-
                                                                                                                                                                           Wilfried Bachmayr, Vorsitzender des Vorstandes der Spar-       Nachhaltigkeits-Tarnanzug gilt angesichts immer kriti-
                                                                                                                                                                           kasse Ried-Haag.                                               scherer VerbraucherInnen als Weg der Abschreckung von
                                                                                                                                                                                                                                          Fachkräften. Ohne glaubwürdiges Agieren wird auch der

                                     wärme
                                                                                                                                                                                   Dann kann die gelebte Tugendhaftigkeit hinter          plakativste Versuch für das Recruiting nichts bringen. Of-
                                                                                                                                                                                   dem Schreibtisch auch auf sehr erstaunliche Art        fen bleibt auch die Frage, ob es sich um einen bloßen Hype
                                                                                                                                                                                   motivierend wirken. Im Rahmen der Analyse von          handelt oder um einen echten Strukturwandel. Eine Ana-

                                     aus der
                                                                                                                                                                                   Bain & Company erklärten 15 Prozent der Be-            lyse der Managementberatung Accenture zeigte bereits, wie
                                                                                                                                                                                     fragten, dass sie tatsächlich auf ein höheres Ein-   diffizil sich die Materie präsentiert: In Europa gaben nur 34
                                                                                                                                                                                     kommen verzichtet hätten, um in einer „grünen“       Prozent der befragten Vorstandschefs zu Protokoll, Nach-

                                     Chefetage
                                                                                                                                                                                     Firma arbeiten zu können. Selbst wenn solche         haltigkeit für sehr wichtig zu erachten.
                                                                                                                                                                                   Bekenntnisse leicht irritierend wirken – ignorieren
                                                                                                                                                                                   lässt sich die neue Berufsphilosophie kaum noch.       Es sind aber ebenso soziale Faktoren, die mitentscheiden,
                                                                                                                                                                                   „Es geht um den Fingerabdruck von Unterneh-            ob dieser Boom anhält. „Die Grundbedürfnisse junger
                                     Immer öfter entscheiden sich Jobsuchende für                                                                                                  men. Immer wieder treffen wir heute auf solche         AkademikerInnen sind zumindest in Mitteleuropa weitge-
                                     Firmen, die Nachhaltigkeit nicht bloß als Image-                                                                                              KandidatInnen, denen es weniger um gehaltliche         hend gedeckt. Deshalb wird es für viele immer wichtiger,
                                     politur betrachten. Das Gute im Betrieb ist trotzdem                                                                                          Weiterentwicklung geht, sondern primär um sozia-       einen Beitrag zur nachhaltigen Lebensweise zu leisten. Das
                                     kein Recruiting-Wundermittel.                                                                                                                 le Verantwortung, Nachhaltigkeit sowie ein klares      ist leichter für jemanden, der über gute Lebensqualität ver-
                                                                                                                                                                                   ökologisches Statement“, konstatiert Personalbera-     fügt, als für jene, die unter Armut leiden“, weiß Karin Gast-
                                                                                                                                                                                   ter Florens Eblinger von Eblinger & Partner.           inger, Expertin der Managementberatung PwC Österreich.
                                                                                                                                                                                                                                          Was ManagerInnen im Finanzwesen nicht hindern wird,
                                                                                                                                                                           Imagebehübschung wird zum Bumerang                             ihre Chance zu suchen. Gerhard Übelacker, Personalchef
                                     Sie kaufen nur fair gehandelten Kaffee, sparen Energie zu-              Zu jenen, die vor dem „Ja“ ein Augenmerk auf das Gute im      Der Glaube an eine Wunderwaffe für den vielzitierten „War      der Sparkasse Niederösterreich: „Im Recruiting können wir
                                     gunsten der Umwelt und lassen Billig-Jeans aus Sorge um                 Unternehmen richteten, zählt Mirjana Vuksa, bei Ikea Ös-      of Talents“ scheint trotz aller Indizien verfrüht zu sein.     bei Messen, in Schulen und Broschüren für Nachwuchs-
                                     Arbeitsbedingungen im Regal liegen. Was im Handel fast                  terreich als Sustainability Managerin zuständig für Umwelt    Denn umworbene schlaue Köpfe unterschreiben nicht              kräfte wichtige Faktoren beleuchten. Dabei sollte gleicher-
                                     schon zum Konsumalltag gehört, stoppt auch nicht vor den                und Soziales. „Nachhaltigkeit war mein Entscheidungs-         gleich den Arbeitsvertrag, nur weil sich der Vorstand plötz-   maßen auf das soziale und gesellschaftspolitische Engage-
                                     Türen von Personalbüros: der gesellschaftliche Wertewan-                grund, hier arbeiten zu wollen“, sagt die gebürtige Serbin.   lich öffentlich als Öko-Fundi positioniert. Sollten Nebel-     ment hingewiesen werden. Bewerbungstrainings oder eine
                                     del in Richtung soziale Verantwortung. Immer mehr Job-                  „Als ich anfing, hatte ich schon einen Überblick über die     werfer im Vorstand von Verantwortung reden und gleich-         Darstellung von Karrieremöglichkeiten reichen heute nicht
                                     suchende wollen wissen, ob das von ihnen anvisierte Unter-              Strategie und kannte auch Aktivitäten. Das ist es, was mir    zeitig Produkte unter miserablen Bedingungen fertigen          mehr, um junge Leute für Arbeitgeber zu interessieren.“
                                     nehmen innere Werte aufweist.                                           gefällt und warum ich den Job wollte.“                        lassen, kann Imagebehübschung zum Bumerang werden.
                                                                                                                                                                                                                                          Wer top-motivierte MitarbeiterInnen finden und langjährig
                                     Eine globale Studie der Managementberatung Bain & Com-                  Wahre Werte im Recruiting                                                                                                    binden möchte, muss aber auch nach dem Recruiting mehr
                                     pany belegt diese Entwicklung ganz deutlich: Die betrieb-               Herzenswärme aus der Chefetage, früher bestenfalls ein                                                                       bieten. Deshalb hat zum Beispiel die Personalentwicklung
                                                                                                                                                                                          „Wir brauchen die besten Köpfe,
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                                     liche Nachhaltigkeitsstrategie hat mehr als 50 Prozent der              netter Randschauplatz auf dem Weg zum Brötchengeber,                                                                         der Kärntner Sparkasse einen eigenen Lehrgang ins Leben
                                     Personen unter 40 Jahren bei der Auswahl des aktuellen                  beeinflusst also verstärkt das Recruiting. Mehr Sinn im Be-          um erfolgreich zu sein. Entscheidend ist,               gerufen: die „Talenteschmiede“. „Typische Nachwuchs-
                                     Arbeitgebers beeinflusst. Bei älteren MitarbeiterInnen liegt            rufsleben statt mehr Komfort im Dienstwagen, könnte das                                                                      förderprogramme sind nicht genug. Wir müssen ‚young
                                     der Anteil noch bei rund 29 Prozent.                                    Credo jener lauten, die Firmen heute mit anderen Augen            durch unser Handeln ein unverwechselbares                  professionals‘ auch Entwicklungsmöglichkeiten geben, um
                                                                                                             sehen statt nur die Karriere im Blick zu behalten.                         ‚Employer Branding‘ zu schaffen.“                 ihre Vorstellungen einzubringen – sie sollen an nicht alltäg-
                                                                                                                                                                                                                                          lichen Situationen lernen und wachsen“, rät Michelle Krax-
                                                                                                                                                                                                                  Wilfried Bachmayr,      ner, Personalentwicklerin in der Kärntner Sparkasse.
                                                                                                                                                                                                                 Sparkasse Ried-Haag

                                                     ['∫pa:rkassәn] 10                                                                                                                                                                                      ['∫pa:rkassәn] 11
Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
ECONOMY                                                                                                                                                                                                                                                        ECONOMY

                             Von Matthias Beitl

    Microfinance since 1819                                                                                                        Die Gründung der Sparkasse leitete vor fast zwei Jahrhunderten
                                                                                                                                   ein neues Kapitel in der Art und Weise ein, wie Menschen Banken sehen.
                                                                                                                                   Von der Gründung des Sparbuchs bis zum Gemeinwohlgedanken.

                                                                                                                                   Jedes Jahr am 4. Oktober findet in der Kirche St. Leopold
                                                                                                                                   im 2. Wiener Gemeindebezirk eine Gedächtnismesse statt.
                                                                                                                                   Diese Messe ist der Gründung der Erste Oesterreichische
                                                                                                                                   Sparkasse und ihrer legendären Gründungspersönlichkeit,
                                                                                                                                   Pfarrer Johann Baptist Weber, gewidmet. Eine Gründungs-
                                                                                                                                   geschichte, die – aufgrund ihres Gemeinwohlzugangs – stell-
                                                                                                                                   vertretend für zahlreiche Sparkassen in ganz Österreich steht.

                                                                                                                                   An einem solchen 4. Oktober, dem Namenstag des damals            Was ist geblieben?
                                                                                                                                   regierenden Kaiser Franz, eröffnete im Jahr 1819 in Webers       Von der ersten Sparkasse Österreichs ist deshalb auch we-
                                                                                                                                   Pfarrkanzlei die erste Sparkasse der Monarchie ihre Pforten.     sentlich mehr geblieben als der Wohlfahrtsgedanke. Das
                                                                                                                                   Die Sparkasse war kein Bankhaus wie die anderen damals           adelige Umfeld des Pfarrers, vor allem Bernhard von Es-
                                                                                                                                   existierenden Kreditinstitute. Die Gruppe der Gründe-            keles, der auch als Gründer der Nationalbank gilt, und der
                                                                                                                                   rInnen, der neben dem Pfarrer einige Adelige und Wiener          kaiserliche Beamte Ignaz von Schönfeld hatten die Geschäfte
                                                                                                                                   BürgerInnen angehörten, schuf einen völlig neuen Typ einer       anderer Sparkassen in Europa genau studiert. Nun wollten
                                                                                                                                   Bank. Diese stand weiten Teilen der Gesellschaft offen, jeder    sie das Beste davon in Österreich umsetzen, um die sozia-
                                                                                                                                   konnte dort erstmals seine Ersparnisse sicher und gewinn-        len Aufgaben erfüllen zu können. In den ersten Jahren dieser
                                                                                                                                   bringend anlegen. Ein Novum für die damalige von sozialen        Sparkasse wurde nicht nur das Sparbuch, wie wir es heute
                                                                                                                                   Unruhen gebeutelte Gesellschaft.                                 kennen, „erfunden“, sondern auch der Hypothekarkredit in
                                                                                                                                                                                                    jene Form gebracht, wie sie heute noch Grundlage eines der
                                                                                                                                   Hilfe zur Selbsthilfe                                            am häufigsten verkauften Produkte ist. Man könnte sogar sa-
                                                                                                                                   Der ursprüngliche Sinn der Gründung war zweifellos die           gen, dass Microfinancing, also die finanzielle Unterstützung
                                                                                                                                   von Kaiser Franz forcierte Armutsbekämpfung, die Vorsorge        kleiner UnternehmerInnen, in der Ersten erstmals umgesetzt
                                                                                                                                   für schlechtere Zeiten und die Ermächtigung zur Selbsthilfe.     wurde. Das Wechseldarlehen, das jenen Handwerkern ge-
                                                                                                                                   Diese Werte, die, unter den Begriffen Gemeinnützigkeit und       währt wurde, die keinen Schutz mehr in den sich auflösen-
                                                                                                                                   Gemeinwohlorientierung subsummiert, den Unterschied zu           den Zünften fanden, war die erste Finanzierungsart für diese
                                                                                                                                   anderen Banken ausmachen, sind geblieben. Sie finden sich        Berufsgruppe. Der Bierbrauer Anton Dreher zum Beispiel,
                                                                                                                                   in den Stiftungen, den eigentlichen Rechtsnachfolgern der        der vor genau 175 Jahren das Wiener Lagerbier erfand, nahm
                                                                                                                                   ursprünglichen Sparkassen, wieder.                               bei der Sparkasse sein erstes Darlehen auf, um dann – Jahr-
                                                                                                                                                                                                    zehnte später – die größte Brauerei Europas zu führen.
                                                                                                                                   Für diese Werte stand Johann Baptist Weber, der schon vor
                                                                                                                                   1819 ein anerkannter „Menschenfreund“ und Armenfürsor-           Schließlich waren die Sparkassen auch maßgebend bei der
                                                                                                                                   ger war. In den Gründungsdokumenten sind Taglöhner und           Unterstützung der Bauern, die nach der Abschaffung der
                                                                                                                                   Dienstboten als Klientel dieses Unternehmens genannt. Bald       Erbuntertänigkeit und Leibeigenschaft ihr Land kaufen
                                                                                                                                   aber kamen Bürgertum und niedriger Adel dazu, weil auch          konnten und dafür Kredite benötigten.
                                                                                                                                   ihnen die Tore der elitären Bankiers nicht offenstanden. Und
                                                                                                                                   so erfuhr die Sparkassenidee unmittelbar nach ihrer Einfüh-      Ohne die Sparkassen hätte sich im 19. Jahrhundert der Über-
                                                                                                                                   rung im Zentrum der Habsburgermonarchie einen enormen            gang zu den heute bestehenden Grundlagen des Gewerbes
                                                                                                                                   Aufschwung.                                                      und der Landwirtschaft stark verzögert.

                                                                                                                                                                                                    Die Erste österreichische Spar-Casse schuf 1819 ein nach-
          Foto: Erste Bank

                                                                                                                                                                                                    haltiges Geschäftsmodell, das für den zentraleuropäischen
                                                                                                                                                                                                    Raum beispielgebend wurde und schon bald seinen 200-jäh-
                                                                                                                                                                                                    rigen Bestand feiern wird.

                                                                      Johann Baptist Weber (1776–1848) war katholischer Pfarrer
                                                                        und Mitbegründer der Ersten österreichischen Spar-Casse.

                                                  ['∫pa:rkassәn] 12                                                                                                                                                    ['∫pa:rkassәn] 13
Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
ECONOMY                                                                                                                                                                                                              ECONOMY

                                                                                           Von Bastian Kellhofer

                                                                                           Brückenbau und
                                                                                           unternehmerisches Potenzial
                                                                                           Noch schäumt es rund um die Debatte gewaltig.Wenn die Hysterie erst einmal verklungen ist, wird sich Europa fragen,
                                                                                           wie die Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak rasch und unbürokratisch Arbeit und Wohnfläche bekommen.

                                                                                           Das Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit“       Eine kürzlich veröffentlichte Studie des in Wien ansässigen
                                                                                           ist bekannt dafür, mit seinen Aktionen den Finger zielge-      Internationalen Zentrums für Migrationspolitikentwick-
                                                                                           nau in die Wunde zu legen. So auch mit einer Video-An-         lung (ICMPD) weist zudem darauf hin, dass EinwanderIn-
                                                                                           kündigung, die während eines Wien-Besuchs über soziale         nen mit ihren unternehmerischen Aktivitäten zu globaler
                                                                                           Netzwerke verbreitet wurde. Im beigefügten Video spricht       Entwicklung und Armutsreduktion beitragen. Dank ihrer
                                                                                           der österreichische Flüchtlingskoordinator Christian Kon-      Kenntnisse von Sprache und Kultur ihrer Herkunftsländer
                                                                                           rad und gibt den Bau einer interkontinentalen Brücke zwi-      haben solche UnternehmerInnen beste Voraussetzungen,
                                                                                           schen dem italienischen Agrigento auf Sizilien und Al          um transnationale Geschäftsbeziehungen herzustellen. Sie
                                                                                           Huwariyah in Tunesien gemeinsam mit dem Baukonzern             fördern demnach insbesondere den Technologie- und Wis-
                                                                                           Strabag bekannt. Kostenpunkt 230 Milliarden Euro. Fertig-      senstransfer, schaffen Arbeitsplätze und öffnen Märkte. Als
                                                                                           stellung des Mammutprojekts: 2030. Ein Ende des Schlep-        WegbereiterInnen ziehen sie laut dem Institut weitere In-
                                                                                           perwesens, ein Jahrhundertprojekt der Humanität – weg          vestitionen an und können so die gesamte Wirtschaft einer
                                                                                           von der Festung, hin zu einem „offenen Haus Europa“. Zwar      Region stärken.
                                                                                           nur ein ironisches „Kunstprojekt“ fernab jeglicher Realität,
                                                                                           aber mit einem absurden Bezug dazu.                            Und in Österreich?
                                                                                                                                                          Die ÖBB mit ihrem Chef Christian Kern sprangen in einer
                                                                                           Privatwirtschaft prescht vor                                   brenzligen Situation in die Bresche und halfen tausenden
                                                                                           WirtschaftsforscherInnen und Interessensverbände sehen         Flüchtlingen, mittels Sonderzügen schnell und unkompli-
                                                                                           in Flüchtlingen ein wirtschaftliches und demografisches        ziert nach Deutschland zu kommen. Die Erste Bank öffnete
                                                                                           Potenzial, das den Bevölkerungsschwund in den europäi-         zuerst die Pforten ihrer Filiale am Europaplatz und ermög-
                                                                                           schen Ländern auf kreative Art aushebeln könnte. Und           lichte dann auch die Bereitstellung von Notschlafstellen für
                                                                                           nicht nur das: Tausende der Geflüchteten aus Syrien haben      350 Flüchtlinge am Erste Campus in Wien.
                                                                                           dort studiert, gelernt oder gelehrt. Dietmar Zetsche war
                                                                                           einer der ersten, die diesen Umstand erkannten. Der Vor-       Allerdings bringt das den neuen MitbürgerInnen noch kei-
                                                                                           standsvorsitzende von Mercedes-Benz sagte Anfang Sep-          ne Möglichkeit, den Alltag zu bestreiten. Dafür brauchen
                                                                                           tember öffentlichkeitswirksam, dass er sich vorstellen kön-    Menschen eine Wohnung, eine Arbeit und ein funktionie-
                                                                                           ne, „dass wir in den Aufnahmezentren die Flüchtlinge über      rendes Umfeld. Mit diesem Ziel entstehen mehr und mehr
                                                                                           Möglichkeiten und Voraussetzungen informieren, in              Initiativen, viele auch von Privaten. Eine Umfrage des Insti-
                                                                                           Deutschland oder bei Daimler Arbeit zu finden“. Viele          tuts market hat die Stimmung der ÖsterreicherInnen zu
                                                                                           Flüchtlinge seien jung, gut ausgebildet und hoch motiviert.    diesem Thema eingefangen. So berührt zwei Drittel der Ös-
      Notschlafstellen für 350 Flüchtlinge                                                 „Genau solche Leute suchen wir doch“, sagte der Daimler-       terreicherInnen die aktuelle Flüchtlingssituation, knapp 80
      wurden am Erste Campus in Wien bereitgestellt.                                       Chef.                                                          Prozent halten Krieg für einen legitimen Fluchtgrund und
      Erste Bank und Sparkassen helfen auch                                                                                                               meinen, dass Flüchtlinge deswegen aufgenommen werden
      mit der Initiative „Willkommen in Österreich:                                                                                                       sollten. Aus mehrheitlicher Sicht agiert Österreich zwar
      weil jeder Mensch zählt“ – das Projekt setzt auf                                                                                                    beispielhaft und verhält sich gastfreundlich – ähnlich wie
      Aufklärung und fördert lokale Initiativen                                                                                                           Deutschland. Dennoch würden sich zwei von fünf Befrag-
      von MitarbeiterInnen.                                                                                                                               ten hierzulande ein stärkeres Engagement für Flüchtlinge
                                                         Foto: Erste Bank/Michael Mazohl

                                ['∫pa:rkassәn] 14                                                                                                                           ['∫pa:rkassәn] 15
Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
ECONOMY                                                                                                                                                                                                                                                           LAND und MÄRKTE

                                                                                                                                    Von Michael Meyer

                                                                                                                                    Endlich eine
                                                                                                                                    Reform der
                                                                                                                                    Gemeinnützigkeit?
                                                                                                                                    Hält sich die Bundesregierung an ihren Zeitplan, sollte es diesen
                                                                                                                                    Herbst Ernst werden mit der Gemeinnützigkeitsreform. 2016 wird
                                                                                                                                    dann ein neues Recht für gemeinnützige Stiftungen in Kraft treten.
                                                                                                                                    Damit sollte dann mittelfristig die philanthropische Rückständigkeit
                                                                                                                                    Österreichs überwunden werden.

                                                                                                                                    In gemeinnützige Stiftungen soll steuerbegünstigt investiert
                                                                                                                                    werden können, vorerst 100.000 Euro pro Jahr, bis zu 10 Pro-
                                                                                                                                    zent der Jahreseinkünfte und insgesamt maximal 500.000
                                                                                                                                    Euro. Um eine blühende Stiftungslandschaft zu schaffen, in
                 Foto: istock.com

                                                                                                                                    der tausend neue gemeinnützige Stiftungen eine Milliarde
                                                                                                                                    Euro im Jahr in Bildung und Forschung, Kunst und Kultur
                                                                                                                                    und soziale Projekte investieren, wie dies Staatssekretär Harald
                                                                                                                                    Mahrer plant, wird es aber noch mehr brauchen:
      wünschen, vor allem von unseren PolitikerInnen und der         Das Gesundheitsministerium hat unlängst einen Koordina-
      Regierung. Auch beanstanden 76 Prozent, dass nicht alle        tor eingesetzt, der unter den Flüchtlingen Ärzte aufspüren     •	Österreich hat ein im internationalen Ver-
      Bundesländer in der Flüchtlingsfrage gleichermaßen enga-       soll um den Integrationsprozess, der oft Jahre dauern kann,       gleich extrem rigides Gemeinnützig-
      giert sind, vor allem von Vorarlberg und Tirol erwartet man    zu beschleunigen. Dazu äußert sich der Präsident der Wie-         keitssteuerrecht. Nur wer unmittelbar
      mehr. Knapp drei Viertel sind überhaupt für einen ver-         ner Ärztekammer Thomas Szekeres: „Zahlreiche österrei-         	und ausschließlich gemeinnützig tätig ist, hat Steuervor-        	tergemeinschaften kommt, werden also die Effekte gering

                                                                                                                                                                                                                                                                                     Foto: Vyhnalek/Michael Mayer
      pflichtenden Beitrag von Ländern, im Mittel sollten zwei       chische ÄrztInnen wandern ins Ausland ab. Wir haben               teile. Im Vergleich dazu haben Deutschland, die Schweiz            bleiben.
      Flüchtlinge pro 100 EinwohnerInnen aufgenommen wer-            dringenden Bedarf an MedizinerInnen. Deshalb differen-            und Schweden viel liberalere Regelungen und größere             •	Unklar bleibt, ob die Kapitalerträge von gemeinnützigen
      den. Jede/r Zweite würde die Öffnung des Arbeitsmarktes        zieren wir nicht nach Nationalität.“ Die ÄrztInnen sollen ab      Rechtssicherheit für gemeinnützige Organisationen.                 Stiftungen KESt-befreit werden. Passiert das nicht, stehen
      für AsylwerberInnen befürworten. Gleichzeitig stehen die       dem ersten Tag Deutsch lernen und durch die Begleitung         •	Die Stiftungsbehörden müssten sich zu kompetenten Be-              nur mehr 72,5 Prozent für das Gemeinwohl zur Verfügung.
      ÖsterreicherInnen aber einem Flüchtlingslager in der           heimischer MedizinerInnen schnell einen Zugang zum Be-            raterInnen und DienstleisterInnen für potenzielle Stif-         •	Der Stiftungsboom in Deutschland war auch der Kombi-
      Nachbarschaft skeptisch gegenüber, und über die Hälfte ist     rufsleben finden. Rund 40 syrische ÄrztInnen unterstützen         terInnen entwickeln. Das Vereins- und Stiftungswesen               nation von Steuerbefreiung bei gemeinnütziger Widmung
      gegen die Schaffung von mehr Erstaufnahmezentren. Ins-         ihre österreichischen KollegInnen mittlerweile in Flücht-         ressortiert aber aus historischen Gründen beim Innenmi-            von Privatvermögen und einer sozial gerechten und maß-
      gesamt knapp drei Viertel würden auch schärfere Kontrol-       lingsheimen bei der täglichen Arbeit, sei es als Übersetze-       nisterium und den Landesregierungen, was die Hoffnun-              vollen Erbschafts- und Schenkungssteuer zu verdanken.
      len an den EU-Außengrenzen befürworten, so das Studien-        rInnen oder als medizinische Hilfskräfte.                         gen etwas dämpft.                                                  Dass Letztere bei uns abgeschafft wurde, ist keinem ver-
      ergebnis.                                                                                                                     •	Sehr rigid sind derzeit jene Bereiche reglementiert, für           nünftigen Menschen nachvollziehbar.
                                                                     Auch GastronomInnen regen eine schnelle Integration von           die gemeinnützige Stiftungen ihr Geld ausgeben dürfen.
      Hürdenlauf für Ärzte und Gastronomen                           KöchInnen an. Unter chancegastronomie.com sammeln                 Eine Bindung an die Gemeinnützigkeit der Empfänger              Wunder darf man sich also von diesem ersten Schritt keine
      Der gute Willen der UnternehmerInnen wird jedoch im-           sich HotelbesitzerInnen und WirtInnen, die eine schnelle          oder gar an die Liste der Spendenorganisationen ist ein         erwarten, ist doch eine typisch österreichische Lösung im
      mer wieder durch bürokratische Hürden gebremst. So ha-         Eingliederung der Fachkräfte unter den Flüchtlingen be-           sehr enges Korsett für ein Engagement für soziale Inno-         Sinne von „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ zu be-
      ben etwa nur anerkannte Flüchtlinge freien Zugang zum          fürworten. Einer der Hauptkritikpunkte der Initiative rich-       vationen. Es schließt die Förderung sozialer Start-ups aus.     fürchten. Zu groß ist das Misstrauen der Sozialdemokratie
      Arbeitsmarkt. Für AsylwerberInnen, deren Antrag auf An-        tet sich an die Regelung, AsylwerberInnen nur als Saison-         Warum regelt man gemeinnützige Ausgaben nicht wie die           gegenüber der privaten Philanthropie, zu starr die Position
      erkennung des offiziellen Flüchtling-Status noch läuft (dar-   oder HilfsarbeiterInnen anstellen zu dürfen. „Asylwerbe-          Betriebsausgaben von Unternehmen? Warum nicht auch              der ÖVP gegenüber Erbschafts- und Vermögenssteuern.
      unter fallen auch nahezu alle, die im Zuge der aktuellen       rInnen müssen mit regulären Arbeitsverträgen legales Ein-         hier stichprobenartige Kontrolle, Missbrauchsaufsicht und
      Flüchtlingswelle nach Österreich gekommen sind), gelten        kommen erwirtschaften können, um nicht von der                    finanzstrafrechtliche Sanktionen? Derzeit sind in den Ent-      Dennoch gebührt der Regierung Anerkennung, da sich diese
      hingegen starke Einschränkungen. Klassische Arbeitneh-         staatlichen Grundversorgung abhängig zu sein oder                 würfen Regelungen dahingehend vorgesehen, dass nur              Maßnahme doch nicht dem „eat-the-rich“-Populismus fügt.
      merverhältnisse bleiben ihnen verwehrt. Sie dürfen frühes-     schwarzarbeiten zu müssen“, sagt Juan Amador, Drei-Ster-          Ausschüttungen an jetzt schon spendenbegünstigte Orga-          Viele Wohlhabende dieses Landes sind nämlich schon jetzt
      tens nach drei Monaten als Selbstständige oder Saisonar-       ne-Koch und Unterstützer von chancegastronomie.com.               nisationen oder an neu zu schaffende „Institute“ möglich        gerne bereit, ihre Verantwortung für die Gesellschaft wahr-
      beiterInnen arbeiten oder gemeinnützige Tätigkeiten                                                                              sind. Diese verteilen Mittel dann wieder an soziale Inno-       zunehmen.
      durchführen, für die sie einen kleinen Anerkennungsbei-        Die Bereitschaft der Gesellschaft zur Integration zeigt sich      vationen oder Kunst- und Kulturprojekte. Damit wird die
      trag bekommen.                                                 also auf verschiedene Art und Weise. Der Boden ist berei-         Motivation von PhilanthropInnen grundlegend verkannt.           Michael Meyer ist Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre an der
                                                                                                                                                                                                       WU Wien. Seit 2005 leitet er das Institut für Nonprofit-Management der WU.
                                                                     tet. Jetzt muss die Politik die Scheuklappen ablegen und die   •	Die strikten Betragsbeschränkungen für gemeinnütziges
                                                                                                                                                                                                       Seine Forschungsfelder sind unter anderem Zivilgesellschaft, Social Entre-
                                                                     Gegebenheiten verändern, damit die Initiative nicht im            Stiften werden zu Mikro-Stiftungen führen, die keine nen-       preneurship und Philanthropie und generell das Management gemeinnütziger
                                                                     Sand verläuft.                                                    nenswerten Erträge erwirtschaften. Wenn es nicht zu Stif-       Organisationen.

                                    ['∫pa:rkassәn] 16                                                                                                                                                                        ['∫pa:rkassәn] 17
Pa:rkassәn - Diese zeitung ist gut! - Sparkassenzeitung
LAND und MÄRKTE                                                                                                                                                                                                                                               LAND und MÄRKTE

      Von Bastian Kellhofer

      Ein Kapitalismus, der                                                                                                                                                                                         Charly Kleissner ist bei Social Impact Bonds Vordenker
                                                                                                                                                                                                                                      einer Idee, die sich auch in Österreich

      den Planeten rettet
                                                                                                                                                                                                                                              zu institutionalisieren beginnt.

      Social Impact Bonds
      Social Impact Investments vereinen Geldverdienen mit dem Bewusstsein,
      etwas Gutes zu tun. Kann dieser ideologische Ansatz funktionieren
      oder gar die Welt verbessern? Der Tiroler Charly Kleissner ist
      eine der Triebfedern der prosperierenden Szene, die sich
                                                                                                                                       Und weil Finanzmittel alleine keinen Erfolg bringen, bietet   Charly Kleissner ist damit Vordenker einer Idee, die sich
      jetzt in den Institutionen wiederfindet.
                                                                                                                                       Kleissner als Mitbegründer von Social Impact Internatio-      auch in Österreich zu institutionalisieren beginnt. Denn
                                                                                     soll auch nicht unter der Matratze landen. Die    nal Coaching und Mentoring für hoffnungsvolle Sozialun-       die Bundesregierung bekennt sich im Arbeitsprogramm
                                                                                 beiden beschließen im Laufe der folgenden Mona-       ternehmerInnen – global: Der Ableger Dasra operiert vom       2013 bis 2018 dazu, mittels Social Impact Bonds innova-
                                                                      te, dass sie ihre finanziellen Mittel sinnvoll anlegen wollen.   indischen Mumbai aus, nach Österreich zieht Kleissner         tive Ansätze in der Sozialpolitik zu erproben, um sich den
      Im Jahr 2001 hat Karl „Charly“ Kleissner erreicht, was er       Sie verschreiben sich der Idee eines verantwortungsvollen        regelmäßig das Investment Ready Program, das gezielt In-      aktuellen Herausforderungen zu stellen, mögliche Lücken
      in seinem Leben immer wollte. Er managt als CTO und             Kapitalismus: Gutes und das Streben nach Profiten sollen         itiativen in Zentral- und Osteuropa fördern soll. Im Wie-     zu schließen und mit neuen Initiativen den sozialen Zu-
      Senior Vice President das A-Level-Unternehmen Ariba im          zueinanderfinden. Charly und Lisa Kleissner machen sich          ner Co-Working-Space „The HUB“ findet die Inkubation          sammenhalt in Österreich zu stärken. Die Erste Stiftung
      kalifornischen Silicon Valley mit einem Vierteljahresum-        mit den Ideen des Social Impact Investment vertraut.             ihren physischen Ort, der ambitionierten und engagierten      steht Pate für das Pilotprojekt, welches gemeinsam mit
      satz von 140 Millionen Euro, und leitet ein Team von mehr                                                                        GründerInnen Platz zum Entwickeln ihrer Unterfangen           dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsu-
      als 700 TechnikerInnen. Dann tauscht der Softwarekonzern        Das gewinnbringende soziale Gewissen                             bietet. „Wachstum muss nachhaltig passieren. Ich glaube       mentenschutz, der Juvat gemeinnützige Gesellschaft mbH
      seinen CEO aus. Larry Mueller kommt. Zwar bleibt Kleiss-        Das Ganze funktioniert so: Sozialprogramme werden                nicht, dass es immer exponenziell weitergeht.“ Soziale und    (eine Tochtergesellschaft der Benckiser Stiftung Zukunft)
      ner weiterhin oberster Techniker, ihm wird aber rasch           nicht durch den Staat, sondern von privaten Investoren           ökologische Konsequenzen von Investitionen dürfen nicht       und dem Bundesministerium für Bildung und Frauen
      klar: Die Harmonie mit dem neuen Kollegen stimmt nicht.         oder Stiftungen finanziert. Um die Investoren zu überzeu-        mehr aus den Kalkulationen herausgehalten werden. „Die        durchgeführt wird. Hierbei werden Frauen ökonomisch
      Kleissner schmeißt seinen Job hin. „Ich wollte nicht mehr.      gen, ihr Geld in solch ein Projekt zu stecken, braucht es        Folgen sind nicht außerhalb unseres Universums, sondern       unterstützt, die zum Opfer von Gewalt wurden. So be-
      Ich kann nur mit Menschen arbeiten, denen ich vertraue“,        Anreize. Bei Social Impact Bonds gibt es neben der guten         Teil davon“, sagt Kleissner.                                  kommt Kleissners Idee wichtige Unterstützer, die seine Vi-
      sagt er. Wo andere Karrieren ihren Glanz verlieren, nähert      Tat noch einen zweiten: die Aussicht auf Gewinne. Ist das                                                                      sion weitertragen.
      sich die des Österreichers erst ihrem Zenit. Der Verkauf sei-   Projekt erfolgreich, erhält jeder, der Geld gegeben hat, die     GroSSer Anklang
      ner Managementanteile am Unternehmen bringt Kleissner           investierte Summe zurück – plus einer Rendite.                   In den USA findet die Idee, Kapitalvermehrung mit sozia-
      78 Millionen Euro, und ihn zum Grübeln. Gemeinsam mit                                                                            len Aspekten zu verbinden, weiten Anklang. Erst waren es      Langfristigkeit als Argument
      seiner Frau Lisa bereist er Indien zur Sinnsuche. Das Geld                                                                       Think Tanks wie das „Center for American Progress“, die       Nachdem 2005 das erste Impact Investment erfolgt war,
                                                                                                                                       in den Bonds eine sinnvolle Weiterentwicklung des Kapita-     sind bald 25 Prozent des Vermögens der Familienstiftung
                                                                                                                                       lismus sahen. Als der bekannte Investor Bill Ackmann auf      KL Felicitas in derlei Projekte geflossen. Derzeit sind rund
                                                                                                                                       den Zug aufsprang, entdeckten auch die Institute in den       90 Prozent so veranlagt, dass sie Gesellschaft und Umwelt
                                                                                                                                       USA die Social Impact Bonds für sich. Goldman Sachs,          auch tatsächlich Gutes tun. Seit 2014 entsprechen praktisch
                                                                                                                                       Merrill Lynch und die Bank of America starteten Initia-       alle seine Investments den ethischen Kriterien. Auch die
                                                                                                                                       tiven. Eine der ersten wurde von Goldman Sachs in Zu-         über andere, private Kanäle investierten 40 Millionen Dol-
                                                                                                                                       sammenarbeit mit der Stadt New York und Bloomberg             lar des Kleissnerschen Vermögens werden vermehrt dem
                                                                                                                                       Philanthropies – sie investierten gemeinsam zehn Millio-      Impact gewidmet. Häufig nimmt Kleissner sich junger
                                                                                                                                       nen US-Dollar in Sozialprojekte wie Weiterbildung von         Projekte an, weil sie im sozial und ökologisch nachhalti-
                                                                                                                                       Erwachsenen und Programme, die ehemalige Gefäng-              gen Sektor in ihren Startphasen erhebliche Schwierigkei-
                                                                                                                                       nisinsassInnen in strukturschwachen Bezirken betreuen.        ten haben, Investoren vom wirtschaftlichen Erfolg zu über-
                                                                                                                                       Wenn Straffällige durch die unterstützenden Programme         zeugen, auch wenn ihr Finanzbedarf ohnehin bescheiden
                                                                                                                                       nicht wieder rückfällig wurden, erhielt Goldmann Sachs        ist. Geduldiges Kapital ist rar, selbst für eine Tranche bis

                                                                                                                                                                                                                                                                                 Foto: Charly Kleissner
                                                                                                                                       eine Rendite, die sich aus den Einsparungen für den Staat     500.000 Dollar. „Letztlich ist es wie in der IT-Branche. Der
                                                                                                                                       errechnete. Das Programm war für alle Beteiligten ein vol-    Mainstream sagt oft, es würde nicht funktionieren. Aber
                                                                                                                                       ler Erfolg.                                                   alle meine Unternehmen wurden trotzdem erfolgreich.
                                                                                                                                                                                                     Das Thema Profit muss längerfristig gedacht werden.“
                                                                                                                                       In Zeiten, in denen Staaten hoch verschuldet sind und
                                                                                                                                       Kürzungen von Sozialleistungen die Gesellschaft belasten,
                                                                                                                                       steigt das Interesse, neue Wege zu finden, Dienstleistungen
                                                                                                                                       der öffentlichen Hand auf kosteneffektive Art und Weise zu
                                                                                                                                       finden. Die Social Impact Bonds sind so ein Vehikel.

                              ['∫pa:rkassәn] 18                                                                                                                                                                        ['∫pa:rkassәn] 19
WERTE                                                                                                                       WERTE

                            Von Nicola Frimmel

                            Jeden Tag
                            eine gute Tat
                            Die Österreichischen Sparkassen
                            unterstützen die Pfadfinder
                            Die Mission der Pfadfinder sieht eine ganzheitliche Entwicklung von jungen Menschen
                            zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten vor, durch ein Wertesystem, das auf Gesetz
                            und Versprechen der PfadfinderInnen aufbaut. Sie helfen damit, eine bessere Welt zu
                            schaffen, in der Menschen ihr Potenzial entfalten und sich aus ihrem Glauben heraus in
                            der Gesellschaft engagieren. Auch die Sparkassen engagieren sich seit ihrer Gründung
                            in der und für die Gesellschaft. So liegt die Wertehaltung der Pfadfinder und der Spar-
                            kassen eng zusammen.

                            Jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen und der Allgemeinheit durch vielseitige Förderungen
                            wieder einen guten Teil des wirtschaftlichen Erfolges zurückzugeben, das sind Triebfedern
                            für beide Institutionen. Gemeinschaft erleben, die Unterstützung und Förderung der Jugend
                            und des Gemeinwohls, die Befassung mit gesellschaftspolitischen Herausforderungen und die
                            Stärkung der sozialen Kompetenzen von Jugendlichen sind nur einige Schlagworte, die sich
                            sowohl im Leitbild der Pfadfinder wie auch im Gemeinwohlgedanken der Sparkassen wieder-
                            finden, der vor beinahe 200 Jahren festgeschrieben wurde. So wie die Sparkassen Verantwor-
                            tung für Jugendliche auf dem Gebiet der umfassenden Finanzbildung übernehmen, widmen
                            sich die PfadfinderInnen der Förderung des Gemeinschaftssinnes, der frühzeitigen Bildung,
                            der für das spätere Berufsleben so wichtigen Fähigkeiten von sozialer Kompetenz sowie Team-
                            fähigkeit und dem verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen im Sinne des
                            Natur- und Umweltschutzes.

                            Sparkassenzelte für die PfadfinderINNEN
                            Eine neue Zusammenarbeit wurde durch die Übergabe von 40 roten Sparkassenzelten an die
                            PfadfinderInnen Österreichs gestartet. Sie werden in den kommenden Jahren für Kinder- bzw.
                            Jugendpfadfindercamps, insbesondere für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, ver-
                            wendet. „Die Förderung und Unterstützung der Kinder und Jugendlichen ist uns Sparkassen
                            in vielerlei Hinsicht ein Anliegen. Neben einem Schwerpunkt in der Finanzbildung setzen
                            wir auch in anderen Bereichen Zeichen und unterstützen junge Menschen in ihrer Entwick-
                            lung. Die Kooperation mit den PfadfinderInnen Österreichs stellt eine gute Voraussetzung dar,
                            um dies auch außerhalb des Finanzlebens in ganz Österreich zu ermöglichen“, sagt Gerhard
                            Fabisch, Präsident des Österreichischen Sparkassenverbandes bei der Übergabe der Zelte in
                            Schloss Krastowitz.

                            Dominik Habsburg-Lothringen, Präsident der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs,
                            der die Zelte für die Pfadfinder übernahm, freut sich über die neue Kooperation: „Die große
                            Bandbreite der Pfadfinder, angefangen von der Vorurteilslosigkeit gegenüber Namen, Her-
                            kunft, Religion, Nationalität und Hautfarbe, ist für unsere Gesellschaft bereichernd. Kinder
                            und Jugendliche dürfen in dieser Bewegung viel probieren, lernen, Fehler machen und sich
                            weiterentwickeln. Jedes Kind sollte davon profitieren, Abenteuer erleben und, durch den Be-
                            zug zur Natur, Achtung vor dem Leben und Respekt vor sich selbst entwickeln können. Durch
                            Bündelung unserer Ideen und Kräfte mit dem Österreichischen Sparkassenverband wollen
                            wir dies vermehrt für Kinder und Jugendliche zu Wege bringen, die diese Möglichkeit sonst
                            nicht haben würden. Wir wollen gemeinsam helfen, unsere Kinder und Jugendlichen zu selb-
                            ständigen und verantwortungsbewussten jungen Erwachsenen zu erziehen“, erklärt Präsident
                            Habsburg-Lothringen.

        ['∫pa:rkassәn] 20                                                     ['∫pa:rkassәn] 21
WERTE                                                                                                                                                                                                                                                                          WERTE

                                   Von Stephan Scoppetta

                                   Die Moral
                                   und das Investieren
                                                                                                                                                                      Entwicklungsländern wie Indien, Bangladesch oder die Mon-         Gutes tun, ohne Umwege
                                                                                                                                                                      golei und soll letztendlich den KleinunternehmerInnen neue        Ein besonderes Investment hat derzeit die katholisch gepräg-
                                                                                                                                                                      Chancen ermöglichen. Verantwortungsvolles Investieren be-         te Don Bosco Finanzierungsgesellschaft gemeinsam mit der
                                                                                                                                                                      nötigt auch klare Ausschlusskriterien. Dazu gehört, dass nicht    Erste Asset Management aufgelegt. Mittels einer bis 2021
                                                                                                                                                                      in Branchen, Unternehmen oder auch Staaten investiert wird,       laufenden Social-Impact-Anleihe in US-Dollar wird Geld für
                                   Politisch korrekte Geldanlage boomt. Den AnlegerInnen geht es neben Ethik                                                          die sich nicht an bestimmte soziale, ökologische und ethische     den Ausbau einer Universität in Ecuador gesammelt. Rein-
                                   und Moral auch um Rendite. Dass dies kein Widerspruch sein muss, zeigen be-                                                        Kriterien halten. Aktien der Rüstungs-, Glücksspiel-, Tabak-      hard Heiserer, Geschäftsführer der Don-Bosco-Aktion in
                                   reits erfolgreiche Fonds.                                                                                                          und Alkoholindustrie scheiden meist aus. Unternehmen, die         Österreich, „Jugend eine Welt“: „Mittels dieser Anleihe wird
                                                                                                                                                                      mit Pornografie, Kinderarbeit oder Tierversuchen Geld ver-        die Salesianeruniversität in Ecuador ausgebaut. Mit dem Geld
                                                                                                                                                                      dienen, stehen ebenfalls auf der schwarzen Liste. „Wir inves-     werden an drei Universitätsstandorten neue Universitäts-
                                   Die ÖsterreicherInnen lieben Bio-Lebensmittel. Im vergan-                                                                          tieren in Unternehmen, Branchen und Fonds, die langfristig        gebäude mit Lehrsälen und Labors gebaut.“ Das Gute dabei
                                   genen Jahr stiegen die Ausgaben für Produkte aus nachhalti-                                                                        denken, Verantwortung zeigen und das öffentlich dokumen-          ist, die AnlegerInnen bekommen jährlich einen Kupon von
                                   ger Landwirtschaft weiter an. Im Schnitt gibt ein Haushalt in                                                                      tieren. Ohne dass die InvestorInnen dabei Einbußen bei ihrer      1,5 Prozent für das von ihnen veranlagte Geld. Heiserer: „Die
                                   Österreich laut Agrarmarkt-Analysen pro Jahr 115 Euro für                                                                          Rendite hinnehmen müssten“, erläuert Rößler weiter.               Universität ist ein positiv bilanzierendes Wirtschaftsunter-
                                   Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft aus. Eier von                                                                                                                                           nehmen.
                                   glücklichen Hühnern und Milch von Kühen, die auf der Wei-                                                                          Geprüftes Investmentuniversum
                                   de gehalten werden, stehen bei den ÖsterreicherInnen hoch                                                                          Die Erste Asset Management (EAM) nimmt eine Pionier-              Das gelingt durch die Studienbeiträge der 22.000 StudentIn-
                                   im Kurs. Stefan Rößler, Analyst der Erste Asset Management:                                                                        rolle im Bereich ethischer und nachhaltiger Geldanlage ein.       nen, staatliche Förderungen und freie Einnahmen der Uni-
                                   „Beim Einkauf, im Umgang mit Energie oder der Ernährung                                                                            Seit 2001 setzt das Unternehmen auf verantwortungsvolle           versität. Gleichzeitig sichern soziale Maßnahmen auch einen
                                   legen die Menschen immer öfter Wert auf Nachhaltigkeit.                                                                            Produkte, die unter den Bezeichnungen „ERSTE RESPON-              Zugang für ärmere StudentInnen.“ Für „Jugend eine Welt“-
                                   Doch im Bereich Geldanlage fehlt noch immer das Bewusst-                                                                           SIBLE“ und „ERSTE WWF“ angeboten werden. Schon heute              Chef Heiserer steht außer Frage, dass sich soziale Investments
                                   sein. Es ist schon absurd: Viele kaufen einerseits Bio-Lebens-                                                                     sind bei der EAM rund 3,68 Milliarden in ethisch-nachhalti-       lohnen: „Ausbeutung und eine sich öffnende Schere zwischen
                                   mittel und investieren andererseits das Ersparte in Atom-                                                                          gen Investmentfonds veranlagt. Analyst Rößler: „Damit sind        Arm und Reich stören den sozialen Frieden. Die aktuellen
                                   kraftwerke.“                                                                                                                       wir Marktführer in diesem Segment in Österreich. Wichtig          Flüchtlingsströme erinnern uns daran, dass Mauern keine
                                                                                                                                                                      ist, dass alle Fonds von externen Stellen kontinuierlich be-      Lösung sind. Langfristig braucht es für ein friedliches Mitein-
                                   Institutionelle Investoren als Vorreiter                                                                                           obachtet und geprüft werden. Die Fonds tragen das Öster-          ander mehr soziale Gerechtigkeit, und hier kann Moral beim
                                   Viele private InvestorInnen glauben leider noch immer, dass                                                                        reichische Umweltzeichen und das Europäische Transparenz-         Investieren sehr viel bewegen.“
                                   mit einem nachhaltigen Investment keine Rendite zu erzielen                                                                        logo für nachhaltige Publikumsfonds (EUROSIF), und einige
                                   wäre. „Dabei zeigen zahlreiche nationale und internationale                                                                        wurden mit dem renommierten TRIGOS-Award, einer öster-
                                   Studien, dass zwischen einer nachhaltigen und einer norma-                                                                         reichische Auszeichnung für Corporate Social Responsibility,
                                   len Veranlagung in aller Regel keine Rendite-Unterschiede                                                                          ausgezeichnet.“
                                   zu verzeichnen sind“, sagt Rößler. Hat bei institutionellen In-
                                   vestoren bereits ein großer Umdenkprozess eingesetzt, hinkt                                                                        Die Produktpalette reicht von Anleihen- über Aktien- bis hin
                                   der private Bereich noch massiv hinterher. Das zeigen auch                                                                         zu Dachfonds. Unter den elf Fonds ist für jeden Anlegertyp
                                   die Zahlen: Flossen bis Ende 2014 in Deutschland, Österreich      Was ist nachhaltig?                                              etwas dabei. Besonders erfolgreich ist einer der ältesten nach-
                                   und der Schweiz beachtliche 197,5 Milliarden Euro in nach-        Die Branche der nachhaltigen Geldanlage ist leider sehr un-      haltigen Aktienfonds, der Erste WWF Stock Umwelt (ISIN
                                   haltige Investments, so stammen 97 Prozent dieser Gelder aus      reguliert und nicht jedes Investmentprodukt hält, was es         AT0000705678). Der Fonds wurde bereits 2006 gemeinsam
                                   dem institutionellen Sektor und nur drei Prozent von priva-       verspricht. „Grundsätzlich ist es so, dass nachhaltige Invest-   mit der Umweltschutzorganisation WWF aufgelegt und er-
Illustration: istock.com

                                   ten AnlegerInnen. Dabei gibt es in Österreich eine positive       mentprodukte neben einer finanziellen Rendite auch einen         zielte allein im vergangenen Jahr eine Performance von 14,86
                                   Ausnahme. Von den insgesamt 9,5 Milliarden Euro, die 2014         positiven sozialen oder ökologischen Mehrwert erzielen soll-     Prozent. In den letzten drei Jahren legte der Fonds sogar um                                Stefan Rößler,
                                   hierzulande in nachhaltige Investmentformen flossen, stam-        ten“, betont Rößler. Mit einer Anlage in einen Mikrofinanz-      über 70 Prozent zu und zählt damit zu den erfolgreichsten                                   Analyst der
                                   men 23 Prozent von privaten AnlegerInnen – Tendenz stark          fonds fließt zum Beispiel Geld in kleine Unternehmen in          nachhaltigen Aktienfonds in Österreich.                                                     Erste Asset Management
                                   steigend.

                                                           ['∫pa:rkassәn] 22                                                                                                                                                                               ['∫pa:rkassәn] 23
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