SCHWYZER TOURISMUS FEIERT SEIN REVIVAL - Firmenportrait Besuchermagnet Tierpark Goldau Gastbeitrag Nachhaltiger Tourismus Success-Story ...

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SCHWYZER TOURISMUS FEIERT SEIN REVIVAL - Firmenportrait Besuchermagnet Tierpark Goldau Gastbeitrag Nachhaltiger Tourismus Success-Story ...
FOKUS DAS KMU - MAGAZIN DER SCHWYZER KANTONALBANK

                                                                                                                             FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016
                                                              SCHWYZER TOURISMUS
                                                                FEIERT SEIN REVIVAL

                                                    Firmenportrait Besuchermagnet Tierpark Goldau Gastbeitrag Nachhaltiger
                                                         Tourismus Success-Story Beförderungskompetenz rund ums Seil
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INHALT                                                     EDITORIAL

               IM FOKUS
     Der Tourismus ist wichtig für den
             Kanton Schwyz

                   3
            FOKUS-STORY
  Schwyzer Tourismus feiert sein Revival

                   4                                                       Dr. Peter Hilfiker
                                                                  Vorsitzender der Geschäftsleitung
                                                                    der Schwyzer Kantonalbank
          FOKUS-INTERVIEW
            Im Vorwärtsgang

                  10
          FIRMENPORTRAIT
    Besuchermagnet Tierpark Goldau
                                                           DER REGION
                  12                                       VERPFLICHTET
           GASTBEITRAG
     Nachhaltiger Tourismus ist mehr
            als ein Slogan                 Der Tourismus hat für den Kanton Schwyz eine grosse Bedeutung, obwohl
                                             die Branche «nur» etwa sechs Prozent zum Bruttoinlandprodukt (BIP)
                  18                       beiträgt. In Randregionen nämlich gehören Hotels, Restaurants oder Bah-
                                                      nen oft zu den wenigen und sichersten Arbeitgebern.
             PROGNOSEN

                  21                        Aber der Tourismus an sich ist eine eher unbeständige Branche und hat
                                            schon manche Höhen und Tiefen durchlebt. Derzeit macht die Franken­
                                              stärke den Betrieben zu schaffen. Brechen die Umsätze ein, fehlt oft
                SERVICE
                                            das Geld für notwendige Investitionen. Einheimische Investoren sind rar.
                  22                        Es fällt auf, dass die grössten Projekte, die derzeit in der Zentralschweiz
                                                realisiert werden, wie das Bürgenstock Resort oder die Hotels auf
            SPONSORING                      der Frutt und in Engelberg, allesamt von ausländischen Geldgebern aus
                                           Katar oder China finanziert werden. Das hat gute Gründe. Grosse Staats-
                  24                                      fonds beispielsweise können langfristiger planen.

           SUCCESS-STORY                       Die Schwyzer Kantonalbank fördert bewusst touristische Projekte.
                                            Vor allem im Jubiläumsjahr wurden eine ganze Reihe von Vorhaben im
                  26                         Tourismusbereich tatkräftig unterstützt. Die Schwyzer Kantonalbank
                                                 gewährt touristischen Unternehmen auch regelmässig Kredite.
                                           Voraussetzung dafür ist immer, dass die Kredite unternehmerischen Richt­
                                              linien und der bankinternen Risikopolitik entsprechen. Oder anders
IMPRESSUM                                    gesagt: Die Schwyzer Kantonalbank ist kein Risikokapitalgeber oder
Redaktion und Text: AKOMAG Corporate                         -investor – das ist nicht ihre Aufgabe.
Communications AG, Stans. Fotos: André
Herger, Seewen. Redaktionskommission:
                                               Als Bank fühlen wir uns dem Kanton und der Region verpflichtet.
Norbert Nauer und Simon Betschart,
Marketing, Schwyzer Kantonalbank.
                                            Wir sind bestrebt, die Wirtschaft nach Kräften zu fördern. Dazu gehört
Gestaltung: Büro Nord, Küssnacht am           zweifellos auch der Tourismus. Über die Bedeutung des Tourismus
Rigi. Illustrationen: Alice Kolb, Bern.      für den Kanton Schwyz erfahren Sie mehr in dieser Ausgabe des
Druck: Druckcenter am Rigi, Küssnacht                                 Magazins FOKUS.
am Rigi.

Erscheinungsdatum FOKUS 11:
Mai 2017                                                          Viel Vergnügen beim Lesen.
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IM FOKUS

                       DER TOURISMUS IST
                       WICHTIG FÜR DEN
                       KANTON SCHWYZ
                                                 Autor Damian Freitag, Leiter Firmenkunden

Die touristische Nachfrage wird mithilfe                                                      sonen, die Wohnungen vermieten oder
von zwei Hauptindikatoren erfasst: den                                                        selbst nutzen, generieren ebenfalls eine
Gästefrequenzen und den Ausgaben                                                              beträchtliche touristische Wertschöpfung.
der Besucher. Allerdings lassen sich die-
                                                                                              Schwierige Zeiten

                                                                                                                                            FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016
se Zahlen nicht immer genau bestimmen.
Eine statistische Unschärfe bleibt, weil die                                                  Wie in der restlichen Schweiz leidet auch
Erhebungen teilweise auf Umfragen ba-                                                         der Tourismus im Kanton Schwyz unter der
sieren. Immerhin macht der Anteil des Tou-                                                    derzeitigen Frankenstärke. Die Schweiz
rismus am Bruttoinlandprodukt (BIP) des                                                       ist für ausländische Gäste ein teures Rei-
Kantons Schwyz 6 Prozent aus. Zudem                                                           seland geworden. Eine Umfrage des Am-
bietet die Branche knapp 5700 Vollzeit-                                                       tes für Wirtschaft des Kantons Schwyz zu-
stellen, was 8,4 Prozent der Gesamtbe-                                                        sammen mit der Schwyzer Kantonalbank
schäftigung entspricht. Das zeigt ihre Be-                                                    und Schwyz Tourismus vom vergangenen
deutung für die Schwyzer Volkswirtschaft.                                                     Jahr zeigt deutlich, wie sich die Franken-
Zu den grössten Arbeitgebern in der Tou-                                                      stärke auf den lokalen Tourismus auswirkt.
rismusbranche zählen beispielsweise die                                                       Die Hälfte der befragten Betriebe gaben
Hotel Seedamm AG in Pfäffikon, die                                                            an, ihre Umsätze seien in den letzten fünf
Swiss Holiday AG in Morschach, das See-        rismus. Dazu gehören etwa die Beherber-        Jahren markant zurückgegangen. In der
hotel Waldstätterhof in Brunnen, das Se-       gung, die Verpflegung, die Immobilienak-       Hotellerie klagten gar 70 Prozent über ei-
minar- und Wellnesshotel auf dem Stoos         tivitäten, die Eisenbahnen, die Seilbahnen,    nen Umsatzrückgang, im Bereich «Berg-
oder der Natur- und Tierpark Goldau.           der Personenstrassenverkehr, der übrige        bahnen und Transportbetriebe» waren es
                                               Personenverkehr, die Reisebüros, die Tou-      25 Prozent, gleich viel wie bei den Frei-
Hohe Wertschöpfung                             rismusvereine oder die Wirtschaftszwei-        zeitanbietern und Museen.
Der Kanton Schwyz zählt jährlich über          ge Kultur, Sport und Erholung.
1,4 Millionen Übernachtungen in der                                                           Investitionen sind unumgänglich
Hotellerie (42 Prozent) und der Paraho-        Der grösste Teil der touristischen Wert-       Fehlt das Geld in der Kasse, sind notwen-
tellerie (58 Prozent). Hinzu kommen            schöpfung im Kanton Schwyz wird di-            dige Investitionen oft unmöglich. Betriebe
über 3 Millionen Tagestouristen. Die tou-      rekt durch Dienstleistungen und Güter          leben dann von der Substanz. Eine gewis-
ristischen Gesamtausgaben im Kanton            für Gäste generiert. Ein geringerer An-        se Zeit geht das gut, aber irgendwann zei-
Schwyz belaufen sich auf über 310 Mil-         teil entfällt auf die indirekte touristische   gen sich die Folgen – oft erst, wenn es
lionen Franken jährlich. Etwa 140 Millio-      Wertschöpfung; das sind Leistungen, die        zu spät ist. Wer rechtzeitig und regelmäs-
nen Franken gehen auf das Konto der Ta-        Unternehmen im Kanton für touristische         sig in seinen Betrieb investiert, kann auch
gesgäste, 170 Millionen Franken steuern        Unternehmen erbringen. In den touris-          schwierige Zeiten überstehen. Die Anzei-
die Übernachtungsgäste bei. Diese Zah-         musverwandten Branchen leisten vor al-         chen dafür sind vorhanden.
len belegen eindrücklich: Der Tourismus        lem der Detailhandel, die Banken und
ist eine wichtige Branche. Eine Vielzahl       das Baugewerbe einen wesentlichen
von Unternehmen und Organisationen             Beitrag zur touristischen Wertschöpfung.
profitieren direkt oder indirekt vom Tou-      Die Immobilienbranche und private Per-         LINK   www.szkb.ch/firmenkunden

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FOKUS -STORY

SCHWYZER TOURISMUS
  FEIERT SEIN REVIVAL
       Es fliesst wieder Geld in die Schwyzer Tourismusinfrastruktur.
     Ausserdem sucht die Branche die Zusammenarbeit, um zukünftige
            Herausforderungen gemeinsam meistern zu können.

Der 50 Millionen Franken teure Neubau der Stoos-           tet die Branche knapp 5700 Vollzeitstellen, was
bahn oder die bereits eröffnete Rotenfluebahn sind         8,4 Prozent der Gesamtbeschäftigung entspricht.
sichtbare Zeichen: Im Kanton Schwyz wird wieder            Dies zeigt: Der Tourismus ist relevant für den Kan-
in die Tourismusinfrastruktur investiert. Nach und         ton Schwyz. Überdurchschnittliche Bedeutung wird
nach fliesst neben Bergbahnen auch Geld in die             ihm in strukturell schwachen Regionen zuteil: «Im
Hotellerie. Die positive Investitionsentwicklung der       Gebiet Stoos/Muotatal stellt der Tourismus eine
letzten fünf Jahre wird von allen Kantonsteilen ge-        bedeutende Einnahmequelle dar», so Ivan Stei-
tragen – von Ausserschwyz über Einsiedeln/Ybrig            ner, Geschäftsführer der Stoos-Muotatal Tourismus
bis nach Schwyz/Brunnen und in die Rigi-Region.            GmbH, und erklärt: «Viele Landwirte haben dank
Damit machen Schwyzer Tourismusorte Boden gut.             ihrer Winteranstellung bei den Bergbahnen ein Zu-
In Zeiten von Grossinvestitionen in den Nachbar-           satzeinkommen. Zudem befruchten sich Tourismus
kantonen – zu erwähnen gilt es in erster Linie das         und Landwirtschaft gegenseitig. Viele Gäste kon-
Bürgenstock Resort oder Samih Sawiris’ Luxusresort         sumieren gerne lokal produzierte Produkte. Bestes
Andermatt Swiss Alps – setzt dies wichtige Zeichen.        Beispiel ist der Alpkäsemarkt Muothatal, welcher
                                                           von innovativen Landwirten lanciert wurde. Er lockt
Ein Sinneswandel hat ebenfalls bei den Verantwort-         heute Scharen von Besuchern in die Region und
lichen der Schwyzer Tourismusbranche stattgefun-           generiert gute Umsätze.» Die beiden Orte Mor-
den: Die Zeiten von Alleingängen sind vorbei. Am           schach und Stoos zeichnen für rund ein Drittel der
6. April 2016 unterzeichneten die wichtigsten tou-         Übernachtungen im Kanton Schwyz verantwortlich.
ristischen Leistungsträger eine gemeinsame Ab-             Allein das Ferien- und Freizeitresort Swiss Holiday
sichtserklärung, die die Zusammenarbeit besiegelt.         Park in Morschach beschäftigt fast 160 Mitarbei-
Geplant ist, Schwyz in vier touristische Regionen          tende. Nicht zuletzt steigert die touristische Infra-
zu gliedern mit dem Ziel, den Tourismus zu stärken         struktur die Wohnqualität, ein nicht zu unterschät-
und wettbewerbsfähiger zu machen.                          zendes Standortargument in Randregionen.

Einkommen in Randregionen                                  Schwyzer Pionierleistungen
Die Zielsetzungen und Massnahmen der Touris-               Der eingelegte Vorwärtsgang ist keine neue Ent-
musverantwortlichen sind volkswirtschaftlich wich-         wicklung, sondern knüpft nahtlos an die Pionier­
tig. Immerhin macht der Anteil des Tourismus am            taten des 19. Jahrhunderts an. Dank des frühen
kantonalen BIP sechs Prozent aus. Zudem bie-               Ausbaus der Transport- und Hotelinfrastruktur ent-

                                                       4
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Alljährlich statten rund
    800 000 Gäste der
    Rigi einen Besuch ab,
    rund 70% kommen aus
    der Schweiz.

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FOKUS -STORY

                                             und als eine der schönsten Gegenden
                                             des Landes gerühmt. Sie logierten in
 «Im Gebiet Stoos/Muotatal                   den ehrwürdigen Nobelhotels Axenstein
                                             und Axenfels. Der Zweite Weltkrieg be-
   stellt der Tourismus eine                 siegelte die Zeit der Grandhotels in der
   bedeutende Einnahme-                      Schweiz. Noch bis 1969 verband eine
                                             Zahnradbahn Brunnen mit der Bergsta-
           ­quelle dar.»                     tion Axenstein. Vom alten Bahntrassee
                                             gibt es noch einiges zu sehen, etappen-
      Ivan Steiner, Geschäftsführer          weise wird es als Wanderweg benutzt.
    Stoos-Muotatal Tourismus GmbH
                                             Neubelebung dank Investitionen
                                             Knapp 150 Jahre nach Eröffnung der Ri-
                                             gi-Bahn wird im Kanton Schwyz aber-
                                             mals kräftig in die Tourismusinfrastruktur
wickelte sich die Region Zentralschweiz      investiert. Und erneut gibt eine Pionier-
in Kombination mit Naturschönheiten,         leistung von internationaler Ausstrahlung
Geschichtsträchtigkeit und einer guten Er-   zu reden. Mit einer maximalen Stei-
reichbarkeit zu einer der führenden Tou-     gung von 110 Prozent wird die neue
rismusregionen der Schweiz und fand          Stoosbahn zur steilsten Standseilbahn
zunehmend internationale Beachtung.          der Welt. Eröffnet wird die 1750 Me-
Mittendrin: Schwyz. Die Vierwaldstätter-     ter lange Strecke voraussichtlich Ende
see-Region war ein bedeutendes Reise-        2017. Damit die Fahrgastebene auch bei
ziel der europäischen Elite, insbesondere    unterschiedlichen Neigungswinkeln ho-
ein Ausflug auf die Rigi war ein Muss. Der   rizontal bleibt, verfügen die zwei Wa-
Berg entwickelte sich zu einem Schrittma-    gen je über vier zylinderförmige Perso-
cher des Aussichtstourismus. Bereits 1816    nenabteile, die in sich drehend gelagert
ging auf Rigi Kulm das erste Berggast-       sind. Das Gesamtprojekt inklusive neuer
haus der Schweiz auf. Diese Eröffnung        Berg- und Talstation kostet rund 50 Millio-
darf als Ursprung und Geburtsstunde der      nen Franken. Mit der grossen Aufbruchs­
touristischen Entwicklung auf der Rigi be-   stimmung auf dem Stoos wurden neben
zeichnet werden. Um 1835 wurden be-          den Investitionen der Stoosbahnen AG in
reits rund 180 Hotelbetten auf dem Berg      den letzten Jahren Zusatzinvestitionen
angeboten, fast alle auf Schwyzer Bo-        von 30 bis 40 Millionen Franken auf
den. Eine weitere Pionierleistung war die    dem Stoos ausgelöst. Beispiele sind das       deln/Ybrig, eines der beliebtesten Win-
1871 eröffnete erste Bergbahn Europas –      Gipfelrestaurant Fronalpstock, die «Stoos     tersportgebiete der Zürcherinnen und
von Vitznau nach Rigi Staffelhöhe – die      Hütte» oder das «Caschu Alp Boutique          Zürcher, eine spürbare Aufwertung erfah-
Strecke ab Arth folgte vier Jahre später.    Design Hotel», ehemals Gasthaus Monta-        ren: «Einsiedeln hat viel im Bereich Hotel-
                                             na. In der Phase der Projektplanung be-       lerie und Gastronomie getan. Im Skige-
Die Zeit der Grandhotels                     findet sich die «Stoos Lodge» (aktuelles      biet Hoch-Ybrig wurden die Transportan-
Zur gleichen Zeit öffnete das Seehotel       Hotel Klingenstock). Alles in allem darf      lagen erneuert und ausgebaut und das
Waldstätterhof in Brunnen 1870 seine         sogar damit gerechnet werden, dass in         Pistenangebot wurde optimiert. Ebenfalls
Tore. Grössen aus Adel, Politik und Kul-     den nächsten Jahren nochmals gegen            erweitert wurde das regionale Langlauf-
tur wie Königin Victoria von England, Kö-    40 Millionen Franken auf dem Stoos in-        angebot.» Derzeit steht auch das Skige-
nig Alfons von Spanien, Hermann Hes-         vestiert werden.                              biet Sattel-Hochstuckli vor Grossinvesti-
se oder Winston Churchill waren Gast                                                       tionen. Geplant ist eine Kompletterneu-
im Erstklasshotel am Vierwaldstättersee.     Investiert wird nicht nur auf dem Stoos.      erung der Beschneiungsanlagen, und
Noch heute lassen die prachtvollen Säle      Eine spürbare Belebung ist laut dem           mittelfristig will man auch in die Trans-
die Glanzzeiten der grossen Grandho-         Geschäftsführer von Schwyz Tourismus,         portanlagen investieren. Die Liste lies-
tels um die Jahrhundertwende aufleben.       Vendelin Coray, seit über fünf Jahren         se sich beliebig weiterführen und zeigt,
Auch Morschach wurde von berühmten           im ganzen Kanton Schwyz festzustellen.        dass sich der Tourismus in Schwyz wie-
Gästen, Künstlern und Dichtern besucht       So hat beispielsweise das Gebiet Einsie-      der im Vorwärtsgang befindet.

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SCHWYZER TOURISMUS FEIERT SEIN REVIVAL - Firmenportrait Besuchermagnet Tierpark Goldau Gastbeitrag Nachhaltiger Tourismus Success-Story ...
50 Millionen Franken investiert
          die Stoosbahnen AG in eine
          neue Standseilbahn, inklusive                                     SPÜRBARE BELEBUNG
          moderner Berg- und Talstation.
                                                                             BEI INVESTITIONEN
                                                                              Seit rund fünf Jahren wird im
                                                                           ganzen Kanton Schwyz wieder
                                                                               vermehrt in die Tourismus-
                                                                            ­infra­struktur wie Bergbahnen
                                                                                 oder Hotels investiert.

Konferenzen, Events und Well-               Tagungsteilnehmern belegt. Die meisten       Im Juni 2002 eröffnete das Panorama Re-
ness in Ausserschwyz                        unserer Gäste kommen aus der Schweiz,        sort & Spa in Feusisberg hoch über dem
Die Region Ausserschwyz generiert ein       Deutschland, den USA und Grossbritan-        Zürichsee seine mehr als 2000  m² gros-
Viertel aller Übernachtungen im Kanton      nien», erklärt Tanja Köppen, Leiterin Mar-   se Wellnesslandschaft. Es setzte damit
Schwyz und bietet einen aktiven Tages-      keting. «Am Wochenende bieten wir ver-       den Grundstein der Wellnesslandschaft
tourismus – gestützt vom Alpamare, dem      schiedene Freizeitpakete an, zum Bei-        Schweiz und gilt als ein Trendsetter im
«Swiss Casinos Pfäffikon-Zürichsee» und     spiel Kombinationen mit einem Eintritt       Bereich Wellness. Viele sollten diesem
dem Seedamm Kulturzentrum. Ein wei-         ins Alpamare oder ins Casino.» Im Be-        Beispiel folgen. Heute gehört ein Well-
terer Treiber ist dank der geografischen    reich «Event und Kulinarik» hat sich das     nessbereich zum Standardangebot eines
Nähe zu Zürich der sogenannte MICE-         «Seedamm Plaza» über die Kantonsgren-        jeden gehobenen Hotels, wobei der Spa-
Bereich (Meetings, Incentives, Conven-      zen hinaus einen Namen gemacht. Die          Bereich im «Panorama Feusisberg» noch
tions, Events). Gemeint sind Tagungen,      Res­taurants, Bars und Lounges wurden        immer zu den führenden Wellnessland-
Anreiz- und Belohnungsreisen, Kongres-      in den vergangenen Jahren mehrfach           schaften der Schweiz zählt. Eine hohe
se und Veranstaltungen. Ein darauf spe-     ausgezeichnet. «Das Seminarangebot           Magnetwirkung besitzt nicht zuletzt das
zialisiertes Hotel ist das «Seedamm Pla-    im Verbund mit unserem Food-and-Beve-        «Marina Lachen», das ehemalige Seeho-
za» mit 142 Zimmern und rund 145 Voll-      rage-Bereich ist eine optimale Kombina-      tel al Porto. Die Gastronomie- und Erleb-
zeitstellen. «Unter der Woche ist ein       tion und hebt uns von anderen Tagungs-       nismeile bietet neben dem 4-Sterne-Hotel
Grossteil der Zimmer von Seminar- und       orten ab.»                                   drei Restaurants sowie eine Bar-Lounge.

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SCHWYZER TOURISMUS FEIERT SEIN REVIVAL - Firmenportrait Besuchermagnet Tierpark Goldau Gastbeitrag Nachhaltiger Tourismus Success-Story ...
Das Kloster Einsiedeln ist
das Zentrum des Schwyzer
Sakraltourismus und der
wichtigste touristische An­
ziehungspunkt der Region.
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FOKUS -STORY

Pilgerreisen nach Einsiedeln                                    Bereits sichtbar fortgeschritten ist die Regionenbildung im
Lokale Wallfahrten, offizielle Standeswallfahrten oder          Gebiet Rigi, das Mitte Jahr seinen neuen Markenauftritt
besondere Pilgerfeste – einige Schwyzer Gemeinden               präsentierte. Josef Odermatt, seit August 2012 Verwal-
pflegen ihre religiösen Riten noch heute mit viel Liebe.        tungsratspräsident der Vermarktungsorganisation RigiPlus,
Allen voran das Klosterdorf Einsiedeln. Durch dieses            hat den Markenwert der Rigi früh erkannt. Der Berg ist
führt der berühmte Pilgerweg (Jakobsweg) nach Santia-           für den gebürtigen Weggiser eine Herzensangelegenheit:
go de Compostela in Spanien. Schon 1444 zählte man             «Wir bei RigiPlus verstehen uns als Drehscheiben- oder
in Einsiedeln über 120 000 Pilger und Wallfahrer, um            Kümmererorganisation, die motiviert, koordiniert, vermit-
die Wende zum 20. Jahrhundert waren es 200 000 jähr-            telt und netzwerkt und typische Rigi-Produkte entwickelt.»
lich. Das Kloster Einsiedeln ist noch heute ein Zentrum         Der Rigi-Masterplan wurde initiiert durch die Rigi Bah-
des Sak­raltourismus und der wichtigste touristische Anzie-     nen, und zusammen mit der RigiPlus AG gibt’s nun neuen
hungspunkt der Region. Dass die Schwyzer Bevölkerung            Schwung am Berg, der heuer sein 200-Jahr-Jubiläum fei-
zu ihrem Wallfahrtsort steht, zeigte die kantonale Volksab-     ert. Anlass ist die Eröffnung des ersten Berggasthauses in
stimmung vom 23. September 2012.                                                         der Schweiz 1816. Eine einheitliche
Der Verpflichtungskredit über 8 Mil-                                                     Marke, die Festlegung von Grund-
lionen Franken zwecks Restaurie-                                                         werten, auf der die Marke Rigi auf-
rungsarbeiten zwischen 2013 und            «Um besser auf die gros-                      baut, sowie ein einheitlicher Internet­
2022 wurde mit über 60 Prozent Ja-                                                       auftritt sind zentrale Elemente des
                                             sen Herausforderungen

                                                                                                                                   FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016
Stimmen angenommen.                                                                      gesamtheitlichen Vermarktungskon-
                                           der Zukunft reagieren zu                      zeptes.
Vernetzung wird gestärkt
Impulse für den Tourismus erhoffen
                                             können, benötigen wir                       Mitten im Prozess befindet sich auch
sich die Verantwortlichen ebenfalls        neue Strukturen. Dies ge-                     die Region Stoos / Muotatal. Die
von einer verstärkten Zusammenar-                                                        drei Gemeinden Morschach-Stoos,
beit. Im Rahmen der kantonalen Tou-
                                              lingt nur gemeinsam.»                      Muotathal und Illgau gründeten
rismusstrategie soll der Tourismus                                                       eine gemeinsame Tourismus GmbH
gestärkt und wettbewerbsfähiger                       Vendelin Coray,                    (SMT GmbH) und je eine neue Ge-
gemacht werden. Der «touristische           Geschäftsführer Schwyz Tourismus             meindekommission für Tourismus
Masterplan 2016 – 2019» fokussiert                                                       und Freizeit. Aufgaben, welche bis-
unter anderem auf eine stärkere Zu-                                                      her hauptsächlich die verschiede-
sammenarbeit der touristischen Leis-                                                     nen örtlichen Tourismusvereine ko-
tungsträger und eine Bündelung der                                                       ordinierten, wurden neu gebündelt.
Kräfte. Denn Vendelin Coray, Geschäftsführer Schwyz             Unter anderem wurden auch die unterschiedlichen Kur-
Tourismus, ist davon überzeugt, dass der Kanton Schwyz          taxenreglemente harmonisiert. Ivan Steiner ist überzeugt,
seine touristischen Möglichkeiten nur ungenügend aus-           dass «mit der neuen Struktur die gemeinsamen Stärken
schöpft. «Um besser auf die grossen Herausforderungen           genutzt und weiterentwickelt werden können. Die bereits
der Zukunft reagieren zu können, benötigen wir neue             bestehenden und sehr guten touristischen Angebote in un-
Strukturen. Dies gelingt nur gemeinsam.»                        serer Region stellen wir in ein grösseres Schaufenster und
                                                                treiben die gemeinsame Markenpositionierung voran.»
Im Kern sieht der Plan die Schaffung von vier touristischen
Regionen im Kanton Schwyz vor: Rigi, Stoos-Muotatal,            Die eingeläuteten Strukturänderungen sowie der Aus-
Einsiedeln-Ybrig-Zürichsee und Brunnen-Schwyz-Mythen-           bau der Tourismusdestinationen sind wichtige Schritte zur
Sattel. Jede dieser Regionen entwickelt ihr eigenes Profil      Stärkung der Tourismusbranche. Auch die Regionen Ein-
und wird im Sinne einer Bündelung der Kräfte von einer          siedeln-Ybrig-Zürichsee oder Brunnen-Schwyz-Mythen-
einzigen Tourismusorganisation geführt. Schwyz Touris-          Sattel haben mit den Strukturanpassungen begonnen, die
mus führt das Gesamtsystem, stellt die Anbindung an die         ersten Resultate werden 2017 sichtbar. Von den verbes-
Märkte sicher und versteht sich dabei als Dienstleister         serten Angeboten profitieren sowohl ausländische Gäste
und Systemmanager, der übergeordnete Aufgaben oder              als auch die einheimische Bevölkerung.
Projekte durchführt. Dazu gehört beispielsweise die Digi-
talisierung von Angeboten, damit Gäste per Smartpho-
ne ein Skiliftbillett oder eine Ferienwohnung reservieren
können.                                                          L I N K www.schwyz-tourismus.ch

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FOKUS -INTERVIEW

                                     IM VORWÄRTSGANG

                           Der Tourismus im Kanton Schwyz macht Fortschritte –
                        Qualität und Vielfalt der Angebote entwickeln sich sehr positiv.

Der Interviewpartner                       FOKUS: Wer besucht den Kanton                innere Kantonsteil sticht durch hervorra-
Seit April 2013 ist Franz-Xaver Strüby     Schwyz?                                      gende Events und gute Ferieninfrastruk-
(50) als ehrenamtlicher Präsident von      Franz-Xaver Strüby: Sieben von zehn Per-     tur hervor. Eine Konstante über Regionen
Schwyz Tourismus für die Umsetzung und
                                           sonen kommen aus der Schweiz, dahinter       und Jahreszeiten hinweg ist die Natur, die
Weiterentwicklung der kantonalen
Tourismusstrategie verantwortlich. Seine
                                           folgen Gäste aus Deutschland und China.      überall und jederzeit ein breit gefächer-
Führungsqualitäten stellte der Ökonom      Aufgrund unserer Nähe zu den Ballungs-       tes Freizeit- und Sportangebot ermöglicht.
und Maschineningenieur unter anderem       zentren Luzern, Zug und Zürich verzeich-
bei der Schwyzer Kantonalbank als          nen wir vor allem Tagesgäste – pro Jahr      Eine Ihrer Aufgaben ist die Entwicklung
Direktor des Filialrayons Pfäffikon und
                                           über 3 Millionen. Der Übernachtungstou-      und Umsetzung einer neuen Tourismus-
Freienbach sowie als CEO der Gara-
venta Lift Group unter Beweis. Als Dele-
                                           rismus hingegen spielt eine untergeordne-    strategie. Um was geht es?
gierter des Verwaltungsrates der Stoos­    te Rolle; nur 1,7 Prozent aller Übernach-    Wir können die Herausforderungen
bahnen AG sammelte er Erfahrungen          tungen in der Schweiz entfallen auf unse-    von morgen nicht mit dem Denken und
in der Tourismusbranche. Anfang 2015       ren Kanton.                                  den Strukturen von gestern lösen. Dazu
gründete er Strüby Consulting und bietet
                                                                                        braucht es grundlegende Reformen. Da-
Unternehmen operativen Support, Ma-
nagement auf Zeit oder Unterstützung bei
                                           Was zeichnet den Kanton Schwyz               her bündeln wir touristische Angebo-
betriebswirtschaftlichen Projekten an.     als Tourismusregion aus?                     te und Leistungsträger zu vier Regionen:
                                           Schwyz gliedert sich in drei sehr unter-     Rigi, Stoos-Muotatal, Einsiedeln-Ybrig-Zü-
                                           schiedlich ausgerichtete Tourismusregio-     richsee und Brunnen-Schwyz-Mythen-Sat-
                                           nen. Einsiedeln mit seinem breiten Kultur-   tel. Die Regionen vermarkten ihre Produk-
                                           angebot ist ein bedeutendes Zentrum des      te und organisieren sich selbst. Schwyz
                                           Sakraltourismus. March und Höfe sind         Tourismus stellt die Anbindung an die
                                           vom Businesstourismus geprägt, und der       Märkte sicher und versteht sich dabei

                                                              10
GLOSSAR

                                                                                           In der Rubrik «Glossar»
                                                                                           erfahren «FOKUS»-Leser,
                                                                                           was Begriffe zum Thema
                                                                                            «Tourismus» bedeuten.
                        SCHWYZ TOURISMUS
                                                                                                 LOGIERNÄCHTE
                                                                                         Anzahl der durch die Gäste (Kinder
                                                                                          eingeschlossen) in einem bestimm-
         Der Verein fördert die Tourismusbranche des Kantons                               ten Hotel oder Kurbetrieb bzw.
                                                                                         in einem Betrieb der Parahotellerie
             Schwyz. Er setzt sich drei Ziele: die Steigerung                                   verbrachten Nächte.
        der Wettbewerbsfähigkeit, die Erhöhung der Wertschöp-
                                                                                                 PARAHOTELLERIE
       fung und den Erhalt und die Schaffung von Arbeits­plätzen.                        Oberbegriff für die Beherbergungs-
            Schwyz Tourismus beschäftigt an seiner Geschäfts-                               arten Campingplätze, Ferien­
                                                                                         wohnungen und -häuser sowie Kol-
        stelle in Schwyz fünf Mitarbeitende, die sich 350 Stellen­                        lektivunterkünfte. In der Schweiz
                             prozente teilen.                                              fallen ungefähr 56 Prozent der
                                                                                          Parahotellerie-Logiernächte auf
                                                                                                  Ferienwohnungen.

                                                                                                                                FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016
                                                                                                        MICE
                                                                                              Abkürzung für «Meetings,
                                                                                          Incentives, Conventions, Events»,
                                                                                         womit jener Teil des geschäftlichen
                                                                                             Tourismus bezeichnet wird,
                                                                                           der die Organisation und Durch­
als Dienstleister und Systemmanager, der    In Andermatt und auf dem Bürgenstock            führung von Tagungen, durch
übergeordnete Aufgaben oder Projekte        entstehen zwei touristische Grossprojekte.   Unternehmen veranstalteten Anreiz-
                                                                                           und Belohnungsreisen, Kongres-
durchführt. Dazu gehört beispielsweise      Was bedeutet das für Schwyz?
                                                                                         sen und ähnlichen Veranstaltungen
die Digitalisierung von Angeboten, so-      Die beiden Hotelprojekte erweitern das                     umfasst.
dass Gäste per Smartphone ein Skiliftbil-   Angebot und erhöhen die Attraktivität
lett oder eine Ferienwohnung reservieren    der Zentralschweiz. Da wir vom Tages-              SAKRALTOURISMUS
können.                                     tourismus leben, sehe ich durchaus auch       Sammelbezeichnung für Reisen
                                                                                           mit geistlichen, religiösen oder
                                            für unsere Angebote und Produkte Poten-
                                                                                         kirchlichen Inhalten, die vor dem
Wie beurteilen Sie die Qualität             zial. Wir dürfen nicht ausser Acht lassen,      Hintergrund einer Zunahme
des Schwyzer Tourismus?                     dass auch in Schwyz kräftig investiert       von Pilger- und Klosterreisen in die
Schwyz macht seit Jahren gute Fortschrit-   wird. Die Investitionen bei den Stoosbah-     Reisebranche Eingang gefunden
te und braucht sich nicht zu verstecken.    nen, im Hoch-Ybrig, die neue Rotenflue-                     haben.
Ich spüre den Drang der Leistungsan-        Bahn, der Ausbau des Swiss Holiday
                                                                                                  WINTER- UND
bieter, etwas verändern zu wollen. Dies     Park, der Husky-Lounge, aber auch der               SOMMERSAISON
stelle ich sowohl bei der laufenden Pro-    Freizeitanlagen auf der Rigi und in Sat-     Die Wintersaison im Gastgewerbe
fessionalisierung der Angebote als auch     tel-Hochstuckli, die Neueröffnung von          umfasst die Monate November
beim Qualitätsbewusstsein fest. Ein men-    Hotels in Einsiedeln und auf dem Stoos        bis April, die Sommersaison die
                                                                                              Monate Mai bis Oktober.
taler Wandel hat eingesetzt, und dies       sind wichtige Impulsgeber.
nicht erst seit dem Jubiläumsjahr «Gäs-
tival – 200 Jahre Gastfreundschaft» im      Wie zufrieden sind Sie mit der
Jahr 2015 mit der riesigen Seerose auf      bisherigen Saison?
dem Vierwaldstättersee. Im Auftreten ist    Die Zahl der Logiernächte von Januar
der Schwyzer manchmal ein bisschen          bis Juni 2016 lag rund 5 Prozent unter
holprig und urchig. Diese Eigenheiten       jener des Vorjahres. Das schöne Wetter
muss er unbedingt behalten. Authentizi-     hat den Bergbahnen und Wandergebie-
tät ist heute sehr wichtig. Entscheidend    ten einen starken August und September
ist, dass Service und Dienstleistungen      beschert. So gesehen können wir uns zu-
von Herzen kommen.                          frieden zeigen.

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FIRMENPORTRAIT

BESUCHERMAGNET
 TIERPARK GOLDAU
25 Millionen Franken investierte der Natur- und Tierpark
  Goldau in den letzten zehn Jahren in Erweiterungs-
und Modernisierungsprojekte. Stabile Besucherzahlen und
         zufriedene Gäste sind der Lohn dafür.

                                                                   FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016
        Familien, Schulklassen und Rentnerinnen und Rentner mit
        ihren Enkelkindern schlendern durch den Natur- und Tier-
        park Goldau. Die Besucherinnen und Besucher teilen sich
        Gelände, Bergsturzwald und Gehwege mit frei laufenden
        Sikahirschen und Mufflons. Bei vielen Leuten weckt der
        Tierpark Kindheitserinnerungen und den Entdeckergeist –
        und zu entdecken gibt es ständig Neues. Denn seit Jah-
        ren betreibt der Natur- und Tierparkverein Goldau ein
        kontinuierliches Erneuerungsprogramm und gibt der mitt-
        lerweile 34 Hektaren grossen Anlage Jahr für Jahr ein
        neues Gesicht. Zeugen der ständigen Erweiterung und
        Modernisierung der letzten zehn Jahre sind die Gemein-
        schaftsanlage für Bären und Wölfe, das Restaurant «Grü-
        ne Gans», das Multifunktionsgebäude und der 30 Meter
        hohe Tierpark-Turm, der Ende November 2016 eröffnet
        wurde. 400 000 Besucherinnen und Besucher zählt der
        Park jährlich und gehört damit zu den grössten Besucher-
        magneten im Kanton Schwyz. Er belegt hinter dem Zoo
        Zürich und dem Basler Zolli den dritten Platz unter den
        beliebtesten Zoos der Schweiz.

        Harziger Start
        Vor 91 Jahren war vom heutigen Erfolg noch wenig zu
        spüren. 1925 gegründet, wurde der Park am 1. Mai 1926
        in Betrieb genommen. 50 Rappen kostete der Eintritt für
        Erwachsene, 15 Rappen für Kinder. Seine Einzigartigkeit
        verdankt der Tierpark dem Goldauer Bergsturz von 1806,
        auf dessen Schuttkegel er errichtet wurde. «Die Anfänge

               13
FIRMENPORTRAIT

waren alles andere als einfach», erklärt       Mitarbeitenden (155 Personen in 63 Voll-           STIFTUNG UND
die Direktorin Anna Baumann. «Der Auf-         zeitstellen) im Kanton Schwyz.» Zudem
bau geschah dank sehr viel Freiwilligen-       legt die Tierparkleitung Wert darauf, loka-
                                                                                                      VEREIN
arbeit, mehrheitlich von Mitarbeitenden        le Unternehmen zu berücksichtigen. Aktu-
des angrenzenden SBB-Bahnhofs. Auch            ellstes Beispiel ist der neue Aussichtsturm,   Die Stiftung sichert die lang­
das erste Wärter- und Kassierehepaar           der von regionalen Unternehmen und aus          fristige Existenz des Natur-
musste viel Enthusiasmus und Eigeninitia-      Schwyzer Holz gebaut wird.
                                                                                              und Tierparks Goldau und ist
tive an den Tag legen. So zahlte es bei-
spielsweise das Futter für die Tiere vom                                                        Eigentümerin der tierpark­
eigenen Lohn.»                                                                                  eigenen Liegenschaften.
                                                                                              Sie ist verantwortlich für die
Finanzprobleme gehörten auch in der Zeit            «Wir erzielen für die                      zweckgebundene Verwen-
danach zu den Alltagssorgen. Der Park
war mehr als einmal vom Konkurs bedroht,
                                                     Region eine Wert-                          dung von Legaten sowie
und zwar während des Zweiten Weltkrie-             schöpfung von jährlich                     grösseren Spenden und steht
ges, nach einer Tollwutepidemie, nach                                                          unter strenger Kontrolle des
dem Sturm «Lothar» und im Zuge weite-
                                                   12 Millionen Franken.»
                                                                                                          Bundes.
rer Krisen. Ein Grund dafür war auch die
Finanzierung: Im Gegensatz zu anderen                 Anna Baumann, Direktorin
Zoos oder Museen erhält der Tierpark kei-             Natur- und Tierpark Goldau                  Der 1925 gegründete
ne öffentlichen Gelder für den Betrieb.                                                       Verein betreibt den Tierpark
Um im Konkursfall Land und Liegenschaf-
                                                                                                 Goldau als Naturschutz­
ten nicht zu verlieren, wurden diese 1990
der «Stiftung Natur- und Tierpark Goldau»                                                     zentrum und Erholungsraum.
übertragen. Für den Betrieb des Parks ist      Rund 45 Prozent der Einnahmen von jähr-            Er organisiert Ausstel-
der «Verein Natur- und Tierpark Goldau»        lich 10 Millionen Franken erwirtschaftet        lungen und Führungen, ver­
zuständig. In den letzten Jahren hat sich      der Park über Eintritte und Mitgliederbei-
                                                                                                 anstaltet Lager für Kinder
die Finanzsituation entspannt, freut sich      träge, ein Drittel sind Einnahmen aus der
Anna Baumann: «Heute sind wir ein mo-          Gastronomie. Den Rest steuern unter an-        und junge Erwachsene und
dern geführtes Unternehmen. Wir könn-          derem der Futterverkauf, Parkplatzgebüh-          bietet den Besucherinnen
ten den Park im Ernstfall sogar ein paar       ren und der Souvenirshop bei. Aus der            und Besuchern hautnahe
Monate finanzieren, ohne gleich Konkurs        ganzen Schweiz strömen die Besucherin-
                                                                                              Kontakte mit einheimischen
anmelden zu müssen.»                           nen und Besucher nach Goldau. «Drei
                                               Viertel aller Besucher kommen aus den            Tieren in der Freilaufzone.
Hohe Wertschöpfung                             Kantonen Schwyz, Luzern, Zug, Zürich
für die Region                                 und Aargau. Aber auch im Tessin und
Dass der Natur- und Tierpark Goldau            in der Westschweiz ist der Park bekannt
2016 auf finanziell gesunden Beinen steht,     und sehr beliebt», sagt die Direktorin.
hat er nicht zuletzt Anna Baumann zu ver-
danken. Seit acht Jahren lenkt sie seine Ge-   Mehreinnahmen dank
schicke. Die Ausserschwyzerin brachte mit      Investitionen
ihrer Erfahrung aus der Banken- und Tele-      In den letzten zehn Jahren investierte
kommunikationsbranche sowie ihrer Tätig-       der Tierpark über 25 Millionen Franken
keit für den Zoo Zürich wertvolles Know-       in die Erneuerung der Anlagen und die
how nach Goldau. Davon profitieren die         Erweiterung des Parks. Zu den grössten
Gemeinde und der Kanton Schwyz. «Wir           Investitionsposten gehören die Gemein-
erzielen für die Region eine Wertschöp-        schaftsanlage für Bären und Wölfe, das
fung von jährlich 12 Millionen Franken»,       Restaurant «Grüne Gans» mit Spielplatz
so Baumann. «Da wir steuerbefreit sind,        sowie das neue Multifunktionsgebäude.
profitiert die Gemeinde zwar nicht direkt      «Alle Tier-Investitionen konnten wir mit
in Form von Steuereinnahmen. Allerdings        Spendengeldern finanzieren. Sie sind
wohnen und steuern 63 Prozent unserer          nötig, damit wir als Park attraktiv bleiben

                                                                   14
FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016

Als Direktorin trägt Anna Bau-
mann die Gesamtverantwortung
für den Natur- und Tierpark
Goldau. Zudem engagiert sie
sich als Präsidentin der Stiftung
Pro Bartgeier.

                                    15
30 Meter hoch und komplett
aus Schwyzer Holz ist der
neue Tierpark-Turm, der am
29. November eröffnet wurde.
Er bietet einen atemberau-
benden Blick über den Park.

                               16
FIRMENPORTRAIT

                                 und die Besucherzahlen halten können.»          Bei all seinen Vorhaben stösst der Tier-
                                 Dass Investitionen zu Mehreinnahmen             park auf viel Wohlwollen aus der Bevöl-
                                 führen, zeigt das 2014 eröffnete neue           kerung. «Die Einwohner kennen die Be-
                                 Restaurant «Grüne Gans». Seit dessen            deutung des Parks für die Gemeinde»,
                                 Eröffnung stieg der Gastronomieumsatz           erklärt Ruedi Beeler, Gemeindepräsi-
                                 von 2,5 auf 3,6 Millionen Franken. Al-          dent von Arth-Goldau. «Die Verdoppe-
                                 lerdings sei ein Gastronomiebetrieb kein        lung der Fläche auf 34 Hektaren war in
                                 Goldesel, wie es vielleicht auf den ersten      der Bevölkerung unumstritten. Der Park
                                 Blick aussehen mag: «Die Gastronomie            ist der viertgrösste Arbeitgeber vor Ort,
                                 ist ein ‹Rappengeschäft›. Material- und         und auch das lokale Handwerk profitiert
                                 Personalaufwand sind hoch. Wir müssen           von regelmässigen Aufträgen.» Nicht zu-
                                 uns anstrengen, dass vom Mehrumsatz             letzt sei der Park verantwortlich für den
                                 etwas für den Tierpark bleibt.»                 hohen Bekanntheitsgrad der Gemeinde.
                                                                                 «Wir sind da, wo der Tierpark ist.» Der
                                 Besonders stolz ist Anna Baumann auf            einzige Wermutstropfen sei die zeitweili-
                                 das im Juni 2016 eröffnete Multifunktions-      ge Belastung durch das erhöhte Verkehrs-
                                 gebäude: Auffang-, Pflege- und Quaran-          aufkommen.
                                 tänestation, Futterversorgung und tierme-
                                                                                 Mehr als ein Erholungsgebiet

                                                                                                                             FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016
                                 dizinische Behandlungsräume sind darin
                                 vereint. «Mit dem Gebäude optimieren            Auf dem Gebiet des Tierparks ist die
                                 wir Abläufe und können unseren Mitarbei-        ursprüngliche Bergsturz-Landschaft von
                                 tenden zweckmässige und moderne Ar-             1806 noch intakt. Viele Einwohnerinnen
                                 beitsplätze anbieten. Es ist kein Luxusob-      und Einwohner besitzen eine Jahreskarte
                                 jekt, sondern ein Funktionsbau – ganz der       und nutzen die einzigartige Landschaft
                                 Philosophie des Tierparks entsprechend.»        zum Spazieren. «Erholung und Informa-
                                                                                 tion», so beschreibt Anna Baumann das
                                 Attraktive Zukunftsperspektiven                 primäre Ziel der Besucherinnen und Be-
                                 Das neuste Projekt ist der Tierpark-Turm, der   sucher. Dies seien aber nur zwei der
                                 am 29. November eröffnet wurde. Knapp           Hauptaufgaben des Natur- und Tierpark-
                                 30 Meter hoch, erlaubt er einen atembe-         vereins. «Der Tierpark bietet Lebensraum
                                 raubenden Blick über den Park. «In der          für Fauna und Flora, Aufzucht und Schutz
                                 heutigen Zeit erwarten die Besucher in          von bedrohten Tierarten. Zudem werden
                                 kürzer werdenden Abständen neue Attrak-         Arterhaltungs- und Wiederansiedelungs-
                                 tionen. Bleiben wir stehen, verlieren wir       projekte betrieben, zu sehen am Beispiel
                                 Gäste.» Und Anna Baumann wäre nicht             des Bartgeiers.» Insgesamt rund hundert
                                 sie selbst, würde sie nicht schon weiter in     einheimische und europäische Wildtier-
                                 die Zukunft blicken. Der Tierpark umfasst       arten haben in den Gehegen eine art-
                                 weitere rund sieben Hektaren Land, die im       gerechte Heimat gefunden. Der Natur-
                                 Moment für Besucherinnen und Besucher           und Tierpark Goldau ist bestens mit ver-
                                 unzugänglich sind. «Für die Entwicklung         schiedenen Naturschutzorganisationen
                                 dieser Areale gibt es Ideen, spruchreif ist     vernetzt und unter anderem Mitglied der
                                 aber noch nichts», sagt Baumann. Ein kon-       WAZA (World Association of Zoos and
                                 kreteres Projekt sei die Umgestaltung des       Aquaria).
                                 Eingangsbereichs, der den heutigen An-
                                 sprüchen nicht mehr genüge. Ein fixer Ter-
                                 minplan existiert jedoch noch nicht.             LINK   www.tierpark.ch

Das im Juni 2016 eröffnete
Multifunktionsgebäude
ver­eint Auffang-, Pflege- und
Quarantänestation, Futter-
versorgung und tiermedizini-
sche Behandlungsräume.

                                                     17
GASTBEITRAG

                   NACHHALTIGER
                 TOURISMUS IST MEHR
                   ALS EIN SLOGAN
                          Nachhaltiger Tourismus ist komplex und beschränkt
                      sich bei weitem nicht auf «grün orientierten», ökologischen
                                            Naturtourismus.

                                            Autor Professor Urs Wagenseil, Leiter Kompetenzzentrum
                                               für Tourismus der Hochschule Luzern – Wirtschaft

«Nachhaltig» und «Nachhaltigkeit» sind          dass ökonomische, soziale und ästheti-               von Anspruchsgruppen (Neudeutsch: Sta-
zugegebenermassen Worte, die das Po-            sche Bedürfnisse befriedigt werden und               keholder) dokumentiert dies: Die verschie-
tenzial zur Auszeichnung «Unwort des            gleichzeitig die kulturelle Integrität, we-          denen Bergbahnen, Hunderte von Hotels
Jahres» haben. Sie werden seit Jahren           sentliche ökologische Prozesse, die bio-             und Restaurants, Skischulen, Info-Büros,
in beinahe allen Bereichen des Alltags          logische Vielfalt und die lebenswichtigen            die Museen-Landschaft oder Hunderte
fast schon inflationär gebraucht. «Nach-        Systeme als Lebensgrundlagen erhalten                von Veranstaltungen sind fast flächende-
haltiges Bauen», «nachhaltige Finanzan-         werden» ( UNWTO / WTTC, 1992).                       ckend präsent. Aber auch Kirchen, Schu-
lage», «nachhaltige Firmenphilosophie»,                                                              len, die Polizei, Bäckereien, Architek-
«nachhaltige Kleidungsstücke» und Tau-         Herausforderndes Ziel                                 turbüros, Baufirmen, politische Parteien,
sende andere «nachhaltige» Produkte            Die Länge dieser Definition verdeut-                  Umweltorganisationen, Gewerkschaften,
oder Ausrichtungen werden uns täglich          licht partiell nicht nur den Umfang von               Vereine aller Art (Sport, Theater, Musik
beliebt gemacht. Können so viele unter-        «nachhaltigem Tourismus», sondern si-                 usw.) und unzählige weitere Organisati-
schiedliche Dinge denn überhaupt alle          cher auch die Komplexität. Darunter ist               onen und Unternehmungen sind Bestand-
auch gleich sein, nämlich nachhaltig?          somit bei weitem nicht nur «grün orien-               teile des Tourismus.
Wenn man die Definition auf ein paar           tierter», ökologischer Naturtourismus zu
ganz wenige Aspekte reduziert, kann            verstehen. Und damit unterscheidet sich               Enorme Entwicklung
man dies vielleicht bejahen: nachhaltig        dieser grundsätzlich von anderen, so-                 Dieses kaum abgrenzbare und vielfältige
im Sinne von «dauerhaft» ist ein mögli-        genannten nachhaltigen Produkten wie                  Potpourri von meist eigenständigen Ein-
ches verbindendes Kriterium.                   etwa Shampoos, Baumaterial oder ei-                   heiten soll unter das Dach der Nachhal-
                                               nem «nachhaltigen T-Shirt». Diese Kom-                tigkeit in einem Ort, einem Tal, einer Re-
Was ist denn nun genau unter nachhal-          plexität macht den nachhaltigen Touris-               gion oder einem Kanton geführt werden
tigem Tourismus zu verstehen? Eine wis-        mus zu einem enorm herausfordernden                   können? Ist das machbar, wo wir doch
senschaftliche Definition lautet: «Nach-       Ziel beziehungsweise einem hürdevollen                täglich von unterschiedlichen Stossrich-
haltiger Tourismus erfüllt nicht nur die       Prozessweg.                                           tungen, Philosophien, Zielen, Entwick-
Ansprüche der Touristen und der lokalen                                                              lungsrichtungen, von Konkurrenzkampf,
Bevölkerung in den Zielgebieten, sondern        Allein schon «normaler» Tourismus in ei-             von Eigenbrötlerei und Egoismus hören?
trägt auch dazu bei, zukünftige Entwick-        nem bestimmten Gebiet, beispielsweise                Daraus könnte man ableiten, dass ein
lungsmöglichkeiten zu sichern und zu ver-       im ganzen Kanton Schwyz, ist höchst viel-            nachhaltiger Tourismus eigentlich nicht
bessern. Ressourcen werden so genutzt,          schichtig. Eine nicht abschliessende Liste           erreichbar ist. Das wäre eine zwar ver-

                                                                     18
FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016

Tourismusstratege Professor
Urs Wagenseil ist überzeugt,
dass in Zukunft nur Orte und
Regionen überleben, die um­-
fassend nachhaltig planen –
ökonomisch, ökologisch und
sozial.                        19
GASTBEITRAG

ständliche Kapitulation, aber sie ist nicht tole-
rierbar. Dies formuliere ich nicht nur als Tou-
ristiker, sondern auch als Tourist, Bürger und
Steuerzahler.

Der Tourismus hat sich vor allem in den letz-
ten 30 bis 40 Jahren enorm entwickelt, quali-
tativ wie auch quantitativ. Die Erfahrungen aus
200 Jahren Tourismus in der Schweiz zeigen
es deutlich: Wo man sich nur auf eine oder
zwei Dimensionen der drei Nachhaltigkeits-
säulen (ökonomisch, ökologisch und sozial) fo-
kussiert, gibt es keine wirkliche Langlebigkeit.
Orte und Regionen, in welchen der Tourismus
einen Teil der Volkswirtschaft und der Gesell-
schaft darstellt, müssen in den heutigen globa-
len und intensiven Markt- und Wettbewerbs-
situationen zwingend eine langfristige Orien-
tierung haben, die umfassend nachhaltig ist.
Ansonsten besteht das hohe Risiko, dass der
Tourismus und damit verbunden die Anspruchs-
gruppen in Bedrängnis geraten oder gar ver-                INSTITUT FÜR TOURISMUS­
loren gehen.
                                                              WIRTSCHAFT (ITW)
Bis dato sind erst wenige Orte, aber doch schon
viele Unternehmungen (zum Beispiel rund 2500         Das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) ist ein
Hotels) in der Schweiz von der Tourismusland-
                                                       Kompetenzzentrum der Hochschule Luzern –
karte verschwunden. Aber es ist lediglich eine
Frage der Zeit, bis diese Liste noch länger wird.   Wirtschaft. Es forscht in den Bereichen Tourismus,
                                                       Mobilität und Nachhaltigkeit und bildet an­
Grundlegende Positionsstrategie                     gehende Touristiker sowie Quereinsteiger aus und
Nachhaltiger Tourismus in seiner umfassen-
                                                        berät praktizierende Tourismusfachleute,
den Form darf somit nicht nur eine temporä-
re Modeströmung sein, sondern muss auf einer         Touris­musorte, Institutionen, politische Instanzen
grundlegenden Positionierungsstrategie beru-                         und private Firmen.
hen, und zwar nicht nur für die Touristikunter-
nehmungen. Ein nachhaltiger Tourismus ist für
                                                     Das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) unter-
alle tourismusorientierten Orte in der Schweiz
eine Pflicht, zumal der Tourismus aufs Eng­ste           sucht in angewandten Forschungs- und
mit der Gesellschaft, Natur und Politik, mit        Entwicklungsprojekten aktuelle Problemstellungen
Wohlstand, Freizeitkultur, Wohnorts- und Le-           aus den Bereichen des Tourismus und der
bensqualität verbunden ist. Diese gilt es zu för-
                                                    Mobilität. Dabei arbeitet es eng mit Praxispartnern
dern – jeder Entscheidungsträger hat sich da-
mit zu befassen, nicht nur der jeweilige Tou-         zusammen, welche direkt vom gewonnenen
rismusdirektor. Nachhaltigkeit darf nicht nur                        Wissen profitieren.
ein Modewort, ein Werbeslogan, ein «Green-
Washing» oder Psychohygiene sein, sondern
muss trotz aller Schwierigkeiten realisiert wer-
den. Nachhaltiger Tourismus, auch in der Zent­
ralschweiz, ist das Fundament einer weiterhin
erfolgreichen Entwicklung, von der wir alle
profitieren.

                                                         20
PROGNOSEN

                  SCHWYZER INDUSTRIESEKTOR
                    IST WACHSTUMSSTÜTZE
                    Trotz Frankenstärke konnte der Kanton Schwyz in den ersten
                acht Monaten im aktuellen Jahr sowohl wert- als auch mengenmässig
                         mehr Güter exportieren als in der Vorjahresperiode.

Das Schwyzer Exportwachstum liegt mit          gang der Schwyzer Bau- und Immobilien-­      tum dürfte gemäss Prognosen 1,0% betra-
8.4% über der Dynamik der Gesamt-              Bruttowertschöpfung im Jahr 2017 um          gen. Die Schwyzer Investitionsgüterindus-
schweiz. Die grössten Exportwachstums-         2,6% erwartet. Im kommenden Jahr             trie konnte sich vom negativen Wachstum
beiträge liefert der Schwyzer Industriesek-    dürfte sich sowohl das aussen- als auch      der letzten beiden Jahre erholen. Dies ist
tor. Wegen wegfallenden Sondereffekten         das binnenwirtschaftliche Umfeld für die     vor allem auf die vergleichsweise starke

                                                                                                                                          FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016
und dem schwierigen Wechselkursumfeld          Holz­industrie verbessern. Es kann deshalb   Performance der Schwyzer Industriegü-
muss für das Schwyzer Gastgewerbe mit ei-      2017 mit einem nochmals erhöhten Wert-       terexporte zurückzuführen. Aufgrund von
ner stark rückläufigen Wertschöpfung ge-       schöpfungswachstum von 1,8% gerech-          Sättigungstendenzen wird kein starkes
rechnet werden. Unter dem Strich wird für      net werden. Die allmähliche Abwertung        Wachstum erwartet. Der Transithandel der
den Kanton Schwyz ein auf dem Schwei-          des Schweizer Frankens in Kombination        grossen Rohstoffhändler ist die treibende
zer Durchschnitt liegendes BIP-Wachstum        mit einer besseren konjunkturellen Situa-    Kraft der Handelsbranche. Die übrigen
von 1.6% erwartet. Für 2017 ist mit ei-        tion der Weltwirtschaft führt zu einer Er-   Grosshändler spüren hingegen die ver-
ner unterdurchschnittlichen Wachstums-         holung des Schwyzer Gastgewerbes. Er-        gleichsweise bescheidene Dynamik des
rate des Bruttoinlandsprodukts in Höhe         wartet wird 2017 ein Plus von 1,9%. Durch    Welthandels und den Preisdruck. Für das
von 1.3% zu rechnen. Das Baugewerbe            die allmähliche Abwertung des Schweizer      kommende Jahr darf mit einem Plus von
des Kantons Schwyz ist im Vergleich zur        Frankens und die Erholung der Weltwirt-      2,2% gerechnet werden.
Gesamtschweiz weniger vom hohen Preis-         schaft verbessern sich die Aussichten für
                                                                                            Grafik Prognostizierte Veränderung im 2017
niveau und der nachlassenden Zuwande-          die Schwyzer Nahrungs- und Genussmit-        der einzelnen Branchen im Kanton Schwyz
rung betroffen. Dennoch wird einen Rück-       telbranche. Das Wertschöpfungswachs-         (in % ggü. Vorjahr)

                                                                                 NAHRUNGS- &       INVESTITIONS-
       SCHWYZER BIP      BAUWIRTSCHAFT        HOLZGEWERBE      GASTGEWERBE                                                HANDEL
                                                                                 GENUSSMITTEL         GÜTER

4%
                                                                                                                        +2.2%
                                               +1.8%             +1.9%
3%
         +1.3%
                                                                                   +1.0%             +0.9%
2%

1%

0%

–1 %                        –2.6%
–2 %

–3 %

                                                                                                           LINK   www.szkb.ch/prognosen

                                                                  21
SERVICE

     TOURISMUSFINANZIERUNG
         MIT BESONDEREN
       HERAUSFORDERUNGEN
                       Unvorhersehbare Ereignisse wirken sich auf die Bonität von
                             Tourismusunternehmen aus. Eine Beurteilung der
                      Kreditfähigkeit ist anspruchsvoll. Die Schwyzer Kantonalbank
                        will darauf mit einer Bündelung des Know-hows reagieren.

Kredite für Tourismusunternehmen ma-          nosen beurteilen zu können, ist neben be-      serer Arbeit, sondern können gegenüber
chen zwar nur einen geringen Teil des         triebswirtschaftlichem Wissen auch Bran-       den Tourismusunternehmen vermehrt als
Kreditportfolios der Schwyzer Kantonal-       chen-Know-how auf Seiten der Banken            Sparringpartner auftreten.»
bank aus. Für Bergbahnen, Restaurants         nötig.
und Hotels ist sie aber ein wichtiger Fi-                                                    Volkswirtschaftliche Interessen
nanzierungspartner. «Die Beurteilung der      Bündelung des Know-hows                        mitberücksichtigen
Kreditfähigkeit von Unternehmen aus der       Mit ihrer Masterarbeit «Strategie Touris-      Während sich die Grossbanken schweiz-
Tourismusbranche ist komplexer als in an-     musfinanzierung für die Schwyzer Kanto-        weit die Perlen der Tourismusbranche wie
deren Branchen», erklärt Philipp Lichtstei-   nalbank» an der Hochschule Luzern ha-          rentable Bergbahnen oder Stadthotels he-
ner, Abteilungsleiter Recovery. «Faktoren     ben Cornelia Tresch, Abteilungsleiterin        rauspicken, nehmen Kantonalbanken eine
wie der Klimawandel mit kürzeren Win-         Kreditentscheid, und Philipp Lichtsteiner      Verantwortung für die regionale Wirt-
tern und weniger Schnee, die Frankenstär-     die komplexe Ausgangslage analysiert           schaft wahr. Und so spielen nebst rein
ke oder die geopolitische Sicherheitslage     und entsprechende Handlungsempfehlun-          betriebswirtschaftlichen Aspekten auch
wirken sich unmittelbar auf die Ertragsla-    gen abgegeben. «Das Fach- und Bran-            volkswirtschaftliche, sprich kantonale In-
ge und damit die Kreditfähigkeit der Tou-     chenwissen ist bei der Schwyzer Kanto-         teressen eine Rolle. Da Tourismusbetriebe
rismusunternehmen aus.» Zusammenge-           nalbank ganz klar vorhanden. Es ist ein-       oft einen hohen Bekanntheitsgrad in der
fasst gesagt: Die vielen Unsicherheiten       fach über die ganze Bank verteilt», so         Region haben, sind auch emotionale As-
und Abhängigkeiten erschweren die Prog-       Cornelia Tresch. In ihrer Arbeit schlagen      pekte zu berücksichtigen. Philipp Lichtstei-
nose der zukünftigen nachhaltigen Cash-       die beiden Autoren daher vor, die Kompe-       ner erklärt: «Die Kreditvergabe beruht auf
flows im Vergleich zu anderen Branchen.       tenzen und das Wissen auf wenige Bera-         Fakten und Zahlen. Neben den rein be-
                                              ter zu konzentrieren. Diese sollen künftig     triebswirtschaftlichen Kriterien beurteilen
Werden bei der Kreditanalyse einzig die       Kunden aus der Tourismusbranche betreu-        wir jedoch auch die regionale Bedeutung
gängigen betriebswirtschaftlichen Me-         en und Kreditanfragen bearbeiten.              des Kreditnehmers, seinen Einfluss auf die
thoden eingesetzt, stösst die Kreditver-                                                     Wertschöpfung und den Willen zur Zu-
gabe rasch an ihre Grenzen. Deshalb           Mittels gezielten Know-how-Transfers und       sammenarbeit mit anderen touristischen
sehen sich Tourismusunternehmen regel-        der Teilnahme an Fachtagungen soll ihr         Leistungsträgern einer Tourismusregion.
mässig mit Schwierigkeiten bei der Mittel-    Branchenwissen erhöht werden. «Durch           Diese Faktoren können eine Kreditverga-
beschaffung für Investitionen konfrontiert.   die Bündelung des Know-hows erhöhen            be positiv beeinflussen. Die Berücksichti-
Um komplexe Ausgangslagen und Prog-           wir nicht nur die Qualität und Effizienz un-   gung solcher volkswirtschaftlicher Frage-

                                                                  22
FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016
stellungen steht im Einklang mit dem ge-       für die zukünftige Geschäftsentwicklung         Cornelia Tresch (36) ist seit 2014
setzlichen Leistungsauftrag der Schwyzer       schwierig, das weiss auch Cornelia Tresch.      Abteilungsleiterin des Kreditentscheids
                                                                                               der Schwyzer Kantonalbank. Sie
Kantonalbank. Philipp Lichtsteiner stellt      Sie rät Unternehmen daher, in der Planung
                                                                                               ist eidg. dipl. Bankfachexpertin (IWB
aber klar: «Kredite erhalten nur Unterneh-     von verschiedenen Szenarien auszugehen          Luzern) und erhielt in diesem Jahr einen
men mit einer erfolgsversprechenden Stra-      und sich dabei mit unvorhersehbaren Er-         Master of Advanced Studies in
tegie, welche die langfristige Überlebens-     eignissen auseinanderzusetzen. «In vielen       Corporate Finance an der Hochschule
fähigkeit sichert. Die betriebswirtschaftli-   Kreditanfragen vermissen wir dieses Sze-        Luzern.
che Basis muss stimmen.»                       nariodenken und mögliche Handlungsop-
                                               tionen für den Fall, dass Negativszenarien      Philipp Lichtsteiner (39) leitet seit
Szenarien entwickeln                           eintreten. Dies gilt allerdings nicht nur für   2014 die Abteilung Recovery Schwyzer
                                                                                               Kantonalbank. Er absolvierte die
Wie eingangs erklärt, sind die vielfältigen    die Tourismusbranche, sondern betrifft alle
                                                                                               Höhere Fachschule für Wirtschaft (HFW)
Herausforderungen mit gegenseitigen Ab-        Bereiche. Ein Best- und ein Worst-Case-         am IWB Luzern und schloss 2016 den
hängigkeiten für die Tourismusbranche er-      Szenario helfen uns dabei, die nachhaltige      Master of Advanced Studies an der
schwerend bei der Mittelbeschaffung. Ein       Ertragslage eines Unternehmens beurtei-         Hochschule Luzern im Bereich Corporate
Beispiel: Die Gästezahl und damit der          len zu können.» Je höher die Qualität der       Finance ab.
Umsatz von Hotels in Bergregionen sind         eingereichten Planzahlen ist, desto besser
schwer zu schätzen. Auf wichtige Faktoren      kann sich die Bank mit den Gegebenheiten
wie beispielsweise den Frankenkurs oder        eines spezifischen Kredits auseinanderset-
das Wetter haben Unternehmen keinen            zen, was einen Kreditentscheid positiv be-
Einfluss. In diesem Umfeld sind Prognosen      einflussen kann.

                                                                   23
Werner Schibig,
          Sponsoring-Verantwortlicher

Wie viele Sponsoring-Anfragen
erhält die SZKB?
Pro Jahr erhalten wir rund 1100
Sponsoring-Anfragen. Sie stammen
aus den Bereichen Kultur, Brauch-
tum, Sport, Natur, Wirtschaft und
Soziales. Die Anfragen betreffen
Geld- oder Sachsponsorings,
aber auch Gesuche für Inserate
in Vereinsbroschüren sind dabei.

Wer darf auf Sponsoring-
Beiträge hoffen?
Wir achten darauf, dass alle
Kantonsgebiete und möglichst viele
Einwohnerinnen und Einwohner
des Kantons Schwyz von unserem
Engagement profitieren können.
Alle Sponsorings müssen die Mar­
keneckwerte der SZKB unter­
streichen. Dazu zählen Fairness,
soziale und ökologische Verantwor-
tung sowie Nachhaltigkeit. Werbe­
kontakte, geografische Reichweite
wie auch Erreich­barkeit der
relevanten Zielgruppen entscheiden
über die Höhe des Betrags.

                                        Dank der neuen, 37 Meter
Wie ist der Prozess innerhalb           langen Hängebrücke
der Schwyzer Kantonalbank               über den Nidlaubach ist der
aufgebaut?                              Wanderweg zwischen
Sämtliche Sponsoring-Gesuche            Einsiedeln und Oberiberg          SPONSORING-
                                        wieder durchgängig
müssen schriftlich eingereicht wer-
den. Anschliessend werden
                                        begehbar.                          GRUNDSATZ
die Gesuche gemäss den erwähn-                                            Fairness, soziale und
ten Kriterien beurteilt. Grössere                                      ökologische Verantwortung
Sponsoring-Engagements wer-
                                                                          sowie Nachhaltigkeit
den zusammen mit dem CEO ent­
schieden. Bei einem positiven                                         sind zentrale Werte der SZKB,
Entscheid erhält der Antragsteller                                         die alle gesponserten
einen Sponsoring-Vertrag, der                                            Projekte erfüllen müssen.
Leistungen und Gegenleistungen
regelt.

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