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FOKUS DAS KMU - MAGAZIN DER SCHWYZER KANTONALBANK FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 SCHWYZER TOURISMUS FEIERT SEIN REVIVAL Firmenportrait Besuchermagnet Tierpark Goldau Gastbeitrag Nachhaltiger Tourismus Success-Story Beförderungskompetenz rund ums Seil
INHALT EDITORIAL IM FOKUS Der Tourismus ist wichtig für den Kanton Schwyz 3 FOKUS-STORY Schwyzer Tourismus feiert sein Revival 4 Dr. Peter Hilfiker Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schwyzer Kantonalbank FOKUS-INTERVIEW Im Vorwärtsgang 10 FIRMENPORTRAIT Besuchermagnet Tierpark Goldau DER REGION 12 VERPFLICHTET GASTBEITRAG Nachhaltiger Tourismus ist mehr als ein Slogan Der Tourismus hat für den Kanton Schwyz eine grosse Bedeutung, obwohl die Branche «nur» etwa sechs Prozent zum Bruttoinlandprodukt (BIP) 18 beiträgt. In Randregionen nämlich gehören Hotels, Restaurants oder Bah- nen oft zu den wenigen und sichersten Arbeitgebern. PROGNOSEN 21 Aber der Tourismus an sich ist eine eher unbeständige Branche und hat schon manche Höhen und Tiefen durchlebt. Derzeit macht die Franken stärke den Betrieben zu schaffen. Brechen die Umsätze ein, fehlt oft SERVICE das Geld für notwendige Investitionen. Einheimische Investoren sind rar. 22 Es fällt auf, dass die grössten Projekte, die derzeit in der Zentralschweiz realisiert werden, wie das Bürgenstock Resort oder die Hotels auf SPONSORING der Frutt und in Engelberg, allesamt von ausländischen Geldgebern aus Katar oder China finanziert werden. Das hat gute Gründe. Grosse Staats- 24 fonds beispielsweise können langfristiger planen. SUCCESS-STORY Die Schwyzer Kantonalbank fördert bewusst touristische Projekte. Vor allem im Jubiläumsjahr wurden eine ganze Reihe von Vorhaben im 26 Tourismusbereich tatkräftig unterstützt. Die Schwyzer Kantonalbank gewährt touristischen Unternehmen auch regelmässig Kredite. Voraussetzung dafür ist immer, dass die Kredite unternehmerischen Richt linien und der bankinternen Risikopolitik entsprechen. Oder anders IMPRESSUM gesagt: Die Schwyzer Kantonalbank ist kein Risikokapitalgeber oder Redaktion und Text: AKOMAG Corporate -investor – das ist nicht ihre Aufgabe. Communications AG, Stans. Fotos: André Herger, Seewen. Redaktionskommission: Als Bank fühlen wir uns dem Kanton und der Region verpflichtet. Norbert Nauer und Simon Betschart, Marketing, Schwyzer Kantonalbank. Wir sind bestrebt, die Wirtschaft nach Kräften zu fördern. Dazu gehört Gestaltung: Büro Nord, Küssnacht am zweifellos auch der Tourismus. Über die Bedeutung des Tourismus Rigi. Illustrationen: Alice Kolb, Bern. für den Kanton Schwyz erfahren Sie mehr in dieser Ausgabe des Druck: Druckcenter am Rigi, Küssnacht Magazins FOKUS. am Rigi. Erscheinungsdatum FOKUS 11: Mai 2017 Viel Vergnügen beim Lesen.
IM FOKUS DER TOURISMUS IST WICHTIG FÜR DEN KANTON SCHWYZ Autor Damian Freitag, Leiter Firmenkunden Die touristische Nachfrage wird mithilfe sonen, die Wohnungen vermieten oder von zwei Hauptindikatoren erfasst: den selbst nutzen, generieren ebenfalls eine Gästefrequenzen und den Ausgaben beträchtliche touristische Wertschöpfung. der Besucher. Allerdings lassen sich die- Schwierige Zeiten FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 se Zahlen nicht immer genau bestimmen. Eine statistische Unschärfe bleibt, weil die Wie in der restlichen Schweiz leidet auch Erhebungen teilweise auf Umfragen ba- der Tourismus im Kanton Schwyz unter der sieren. Immerhin macht der Anteil des Tou- derzeitigen Frankenstärke. Die Schweiz rismus am Bruttoinlandprodukt (BIP) des ist für ausländische Gäste ein teures Rei- Kantons Schwyz 6 Prozent aus. Zudem seland geworden. Eine Umfrage des Am- bietet die Branche knapp 5700 Vollzeit- tes für Wirtschaft des Kantons Schwyz zu- stellen, was 8,4 Prozent der Gesamtbe- sammen mit der Schwyzer Kantonalbank schäftigung entspricht. Das zeigt ihre Be- und Schwyz Tourismus vom vergangenen deutung für die Schwyzer Volkswirtschaft. Jahr zeigt deutlich, wie sich die Franken- Zu den grössten Arbeitgebern in der Tou- stärke auf den lokalen Tourismus auswirkt. rismusbranche zählen beispielsweise die Die Hälfte der befragten Betriebe gaben Hotel Seedamm AG in Pfäffikon, die an, ihre Umsätze seien in den letzten fünf Swiss Holiday AG in Morschach, das See- rismus. Dazu gehören etwa die Beherber- Jahren markant zurückgegangen. In der hotel Waldstätterhof in Brunnen, das Se- gung, die Verpflegung, die Immobilienak- Hotellerie klagten gar 70 Prozent über ei- minar- und Wellnesshotel auf dem Stoos tivitäten, die Eisenbahnen, die Seilbahnen, nen Umsatzrückgang, im Bereich «Berg- oder der Natur- und Tierpark Goldau. der Personenstrassenverkehr, der übrige bahnen und Transportbetriebe» waren es Personenverkehr, die Reisebüros, die Tou- 25 Prozent, gleich viel wie bei den Frei- Hohe Wertschöpfung rismusvereine oder die Wirtschaftszwei- zeitanbietern und Museen. Der Kanton Schwyz zählt jährlich über ge Kultur, Sport und Erholung. 1,4 Millionen Übernachtungen in der Investitionen sind unumgänglich Hotellerie (42 Prozent) und der Paraho- Der grösste Teil der touristischen Wert- Fehlt das Geld in der Kasse, sind notwen- tellerie (58 Prozent). Hinzu kommen schöpfung im Kanton Schwyz wird di- dige Investitionen oft unmöglich. Betriebe über 3 Millionen Tagestouristen. Die tou- rekt durch Dienstleistungen und Güter leben dann von der Substanz. Eine gewis- ristischen Gesamtausgaben im Kanton für Gäste generiert. Ein geringerer An- se Zeit geht das gut, aber irgendwann zei- Schwyz belaufen sich auf über 310 Mil- teil entfällt auf die indirekte touristische gen sich die Folgen – oft erst, wenn es lionen Franken jährlich. Etwa 140 Millio- Wertschöpfung; das sind Leistungen, die zu spät ist. Wer rechtzeitig und regelmäs- nen Franken gehen auf das Konto der Ta- Unternehmen im Kanton für touristische sig in seinen Betrieb investiert, kann auch gesgäste, 170 Millionen Franken steuern Unternehmen erbringen. In den touris- schwierige Zeiten überstehen. Die Anzei- die Übernachtungsgäste bei. Diese Zah- musverwandten Branchen leisten vor al- chen dafür sind vorhanden. len belegen eindrücklich: Der Tourismus lem der Detailhandel, die Banken und ist eine wichtige Branche. Eine Vielzahl das Baugewerbe einen wesentlichen von Unternehmen und Organisationen Beitrag zur touristischen Wertschöpfung. profitieren direkt oder indirekt vom Tou- Die Immobilienbranche und private Per- LINK www.szkb.ch/firmenkunden 3
FOKUS -STORY SCHWYZER TOURISMUS FEIERT SEIN REVIVAL Es fliesst wieder Geld in die Schwyzer Tourismusinfrastruktur. Ausserdem sucht die Branche die Zusammenarbeit, um zukünftige Herausforderungen gemeinsam meistern zu können. Der 50 Millionen Franken teure Neubau der Stoos- tet die Branche knapp 5700 Vollzeitstellen, was bahn oder die bereits eröffnete Rotenfluebahn sind 8,4 Prozent der Gesamtbeschäftigung entspricht. sichtbare Zeichen: Im Kanton Schwyz wird wieder Dies zeigt: Der Tourismus ist relevant für den Kan- in die Tourismusinfrastruktur investiert. Nach und ton Schwyz. Überdurchschnittliche Bedeutung wird nach fliesst neben Bergbahnen auch Geld in die ihm in strukturell schwachen Regionen zuteil: «Im Hotellerie. Die positive Investitionsentwicklung der Gebiet Stoos/Muotatal stellt der Tourismus eine letzten fünf Jahre wird von allen Kantonsteilen ge- bedeutende Einnahmequelle dar», so Ivan Stei- tragen – von Ausserschwyz über Einsiedeln/Ybrig ner, Geschäftsführer der Stoos-Muotatal Tourismus bis nach Schwyz/Brunnen und in die Rigi-Region. GmbH, und erklärt: «Viele Landwirte haben dank Damit machen Schwyzer Tourismusorte Boden gut. ihrer Winteranstellung bei den Bergbahnen ein Zu- In Zeiten von Grossinvestitionen in den Nachbar- satzeinkommen. Zudem befruchten sich Tourismus kantonen – zu erwähnen gilt es in erster Linie das und Landwirtschaft gegenseitig. Viele Gäste kon- Bürgenstock Resort oder Samih Sawiris’ Luxusresort sumieren gerne lokal produzierte Produkte. Bestes Andermatt Swiss Alps – setzt dies wichtige Zeichen. Beispiel ist der Alpkäsemarkt Muothatal, welcher von innovativen Landwirten lanciert wurde. Er lockt Ein Sinneswandel hat ebenfalls bei den Verantwort- heute Scharen von Besuchern in die Region und lichen der Schwyzer Tourismusbranche stattgefun- generiert gute Umsätze.» Die beiden Orte Mor- den: Die Zeiten von Alleingängen sind vorbei. Am schach und Stoos zeichnen für rund ein Drittel der 6. April 2016 unterzeichneten die wichtigsten tou- Übernachtungen im Kanton Schwyz verantwortlich. ristischen Leistungsträger eine gemeinsame Ab- Allein das Ferien- und Freizeitresort Swiss Holiday sichtserklärung, die die Zusammenarbeit besiegelt. Park in Morschach beschäftigt fast 160 Mitarbei- Geplant ist, Schwyz in vier touristische Regionen tende. Nicht zuletzt steigert die touristische Infra- zu gliedern mit dem Ziel, den Tourismus zu stärken struktur die Wohnqualität, ein nicht zu unterschät- und wettbewerbsfähiger zu machen. zendes Standortargument in Randregionen. Einkommen in Randregionen Schwyzer Pionierleistungen Die Zielsetzungen und Massnahmen der Touris- Der eingelegte Vorwärtsgang ist keine neue Ent- musverantwortlichen sind volkswirtschaftlich wich- wicklung, sondern knüpft nahtlos an die Pionier tig. Immerhin macht der Anteil des Tourismus am taten des 19. Jahrhunderts an. Dank des frühen kantonalen BIP sechs Prozent aus. Zudem bie- Ausbaus der Transport- und Hotelinfrastruktur ent- 4
FOKUS -STORY und als eine der schönsten Gegenden des Landes gerühmt. Sie logierten in «Im Gebiet Stoos/Muotatal den ehrwürdigen Nobelhotels Axenstein und Axenfels. Der Zweite Weltkrieg be- stellt der Tourismus eine siegelte die Zeit der Grandhotels in der bedeutende Einnahme- Schweiz. Noch bis 1969 verband eine Zahnradbahn Brunnen mit der Bergsta- quelle dar.» tion Axenstein. Vom alten Bahntrassee gibt es noch einiges zu sehen, etappen- Ivan Steiner, Geschäftsführer weise wird es als Wanderweg benutzt. Stoos-Muotatal Tourismus GmbH Neubelebung dank Investitionen Knapp 150 Jahre nach Eröffnung der Ri- gi-Bahn wird im Kanton Schwyz aber- mals kräftig in die Tourismusinfrastruktur wickelte sich die Region Zentralschweiz investiert. Und erneut gibt eine Pionier- in Kombination mit Naturschönheiten, leistung von internationaler Ausstrahlung Geschichtsträchtigkeit und einer guten Er- zu reden. Mit einer maximalen Stei- reichbarkeit zu einer der führenden Tou- gung von 110 Prozent wird die neue rismusregionen der Schweiz und fand Stoosbahn zur steilsten Standseilbahn zunehmend internationale Beachtung. der Welt. Eröffnet wird die 1750 Me- Mittendrin: Schwyz. Die Vierwaldstätter- ter lange Strecke voraussichtlich Ende see-Region war ein bedeutendes Reise- 2017. Damit die Fahrgastebene auch bei ziel der europäischen Elite, insbesondere unterschiedlichen Neigungswinkeln ho- ein Ausflug auf die Rigi war ein Muss. Der rizontal bleibt, verfügen die zwei Wa- Berg entwickelte sich zu einem Schrittma- gen je über vier zylinderförmige Perso- cher des Aussichtstourismus. Bereits 1816 nenabteile, die in sich drehend gelagert ging auf Rigi Kulm das erste Berggast- sind. Das Gesamtprojekt inklusive neuer haus der Schweiz auf. Diese Eröffnung Berg- und Talstation kostet rund 50 Millio- darf als Ursprung und Geburtsstunde der nen Franken. Mit der grossen Aufbruchs touristischen Entwicklung auf der Rigi be- stimmung auf dem Stoos wurden neben zeichnet werden. Um 1835 wurden be- den Investitionen der Stoosbahnen AG in reits rund 180 Hotelbetten auf dem Berg den letzten Jahren Zusatzinvestitionen angeboten, fast alle auf Schwyzer Bo- von 30 bis 40 Millionen Franken auf den. Eine weitere Pionierleistung war die dem Stoos ausgelöst. Beispiele sind das deln/Ybrig, eines der beliebtesten Win- 1871 eröffnete erste Bergbahn Europas – Gipfelrestaurant Fronalpstock, die «Stoos tersportgebiete der Zürcherinnen und von Vitznau nach Rigi Staffelhöhe – die Hütte» oder das «Caschu Alp Boutique Zürcher, eine spürbare Aufwertung erfah- Strecke ab Arth folgte vier Jahre später. Design Hotel», ehemals Gasthaus Monta- ren: «Einsiedeln hat viel im Bereich Hotel- na. In der Phase der Projektplanung be- lerie und Gastronomie getan. Im Skige- Die Zeit der Grandhotels findet sich die «Stoos Lodge» (aktuelles biet Hoch-Ybrig wurden die Transportan- Zur gleichen Zeit öffnete das Seehotel Hotel Klingenstock). Alles in allem darf lagen erneuert und ausgebaut und das Waldstätterhof in Brunnen 1870 seine sogar damit gerechnet werden, dass in Pistenangebot wurde optimiert. Ebenfalls Tore. Grössen aus Adel, Politik und Kul- den nächsten Jahren nochmals gegen erweitert wurde das regionale Langlauf- tur wie Königin Victoria von England, Kö- 40 Millionen Franken auf dem Stoos in- angebot.» Derzeit steht auch das Skige- nig Alfons von Spanien, Hermann Hes- vestiert werden. biet Sattel-Hochstuckli vor Grossinvesti- se oder Winston Churchill waren Gast tionen. Geplant ist eine Kompletterneu- im Erstklasshotel am Vierwaldstättersee. Investiert wird nicht nur auf dem Stoos. erung der Beschneiungsanlagen, und Noch heute lassen die prachtvollen Säle Eine spürbare Belebung ist laut dem mittelfristig will man auch in die Trans- die Glanzzeiten der grossen Grandho- Geschäftsführer von Schwyz Tourismus, portanlagen investieren. Die Liste lies- tels um die Jahrhundertwende aufleben. Vendelin Coray, seit über fünf Jahren se sich beliebig weiterführen und zeigt, Auch Morschach wurde von berühmten im ganzen Kanton Schwyz festzustellen. dass sich der Tourismus in Schwyz wie- Gästen, Künstlern und Dichtern besucht So hat beispielsweise das Gebiet Einsie- der im Vorwärtsgang befindet. 6
50 Millionen Franken investiert die Stoosbahnen AG in eine neue Standseilbahn, inklusive SPÜRBARE BELEBUNG moderner Berg- und Talstation. BEI INVESTITIONEN Seit rund fünf Jahren wird im ganzen Kanton Schwyz wieder vermehrt in die Tourismus- infrastruktur wie Bergbahnen oder Hotels investiert. Konferenzen, Events und Well- Tagungsteilnehmern belegt. Die meisten Im Juni 2002 eröffnete das Panorama Re- ness in Ausserschwyz unserer Gäste kommen aus der Schweiz, sort & Spa in Feusisberg hoch über dem Die Region Ausserschwyz generiert ein Deutschland, den USA und Grossbritan- Zürichsee seine mehr als 2000 m² gros- Viertel aller Übernachtungen im Kanton nien», erklärt Tanja Köppen, Leiterin Mar- se Wellnesslandschaft. Es setzte damit Schwyz und bietet einen aktiven Tages- keting. «Am Wochenende bieten wir ver- den Grundstein der Wellnesslandschaft tourismus – gestützt vom Alpamare, dem schiedene Freizeitpakete an, zum Bei- Schweiz und gilt als ein Trendsetter im «Swiss Casinos Pfäffikon-Zürichsee» und spiel Kombinationen mit einem Eintritt Bereich Wellness. Viele sollten diesem dem Seedamm Kulturzentrum. Ein wei- ins Alpamare oder ins Casino.» Im Be- Beispiel folgen. Heute gehört ein Well- terer Treiber ist dank der geografischen reich «Event und Kulinarik» hat sich das nessbereich zum Standardangebot eines Nähe zu Zürich der sogenannte MICE- «Seedamm Plaza» über die Kantonsgren- jeden gehobenen Hotels, wobei der Spa- Bereich (Meetings, Incentives, Conven- zen hinaus einen Namen gemacht. Die Bereich im «Panorama Feusisberg» noch tions, Events). Gemeint sind Tagungen, Restaurants, Bars und Lounges wurden immer zu den führenden Wellnessland- Anreiz- und Belohnungsreisen, Kongres- in den vergangenen Jahren mehrfach schaften der Schweiz zählt. Eine hohe se und Veranstaltungen. Ein darauf spe- ausgezeichnet. «Das Seminarangebot Magnetwirkung besitzt nicht zuletzt das zialisiertes Hotel ist das «Seedamm Pla- im Verbund mit unserem Food-and-Beve- «Marina Lachen», das ehemalige Seeho- za» mit 142 Zimmern und rund 145 Voll- rage-Bereich ist eine optimale Kombina- tel al Porto. Die Gastronomie- und Erleb- zeitstellen. «Unter der Woche ist ein tion und hebt uns von anderen Tagungs- nismeile bietet neben dem 4-Sterne-Hotel Grossteil der Zimmer von Seminar- und orten ab.» drei Restaurants sowie eine Bar-Lounge. 7
Das Kloster Einsiedeln ist das Zentrum des Schwyzer Sakraltourismus und der wichtigste touristische An ziehungspunkt der Region.
FOKUS -STORY Pilgerreisen nach Einsiedeln Bereits sichtbar fortgeschritten ist die Regionenbildung im Lokale Wallfahrten, offizielle Standeswallfahrten oder Gebiet Rigi, das Mitte Jahr seinen neuen Markenauftritt besondere Pilgerfeste – einige Schwyzer Gemeinden präsentierte. Josef Odermatt, seit August 2012 Verwal- pflegen ihre religiösen Riten noch heute mit viel Liebe. tungsratspräsident der Vermarktungsorganisation RigiPlus, Allen voran das Klosterdorf Einsiedeln. Durch dieses hat den Markenwert der Rigi früh erkannt. Der Berg ist führt der berühmte Pilgerweg (Jakobsweg) nach Santia- für den gebürtigen Weggiser eine Herzensangelegenheit: go de Compostela in Spanien. Schon 1444 zählte man «Wir bei RigiPlus verstehen uns als Drehscheiben- oder in Einsiedeln über 120 000 Pilger und Wallfahrer, um Kümmererorganisation, die motiviert, koordiniert, vermit- die Wende zum 20. Jahrhundert waren es 200 000 jähr- telt und netzwerkt und typische Rigi-Produkte entwickelt.» lich. Das Kloster Einsiedeln ist noch heute ein Zentrum Der Rigi-Masterplan wurde initiiert durch die Rigi Bah- des Sakraltourismus und der wichtigste touristische Anzie- nen, und zusammen mit der RigiPlus AG gibt’s nun neuen hungspunkt der Region. Dass die Schwyzer Bevölkerung Schwung am Berg, der heuer sein 200-Jahr-Jubiläum fei- zu ihrem Wallfahrtsort steht, zeigte die kantonale Volksab- ert. Anlass ist die Eröffnung des ersten Berggasthauses in stimmung vom 23. September 2012. der Schweiz 1816. Eine einheitliche Der Verpflichtungskredit über 8 Mil- Marke, die Festlegung von Grund- lionen Franken zwecks Restaurie- werten, auf der die Marke Rigi auf- rungsarbeiten zwischen 2013 und «Um besser auf die gros- baut, sowie ein einheitlicher Internet 2022 wurde mit über 60 Prozent Ja- auftritt sind zentrale Elemente des sen Herausforderungen FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 Stimmen angenommen. gesamtheitlichen Vermarktungskon- der Zukunft reagieren zu zeptes. Vernetzung wird gestärkt Impulse für den Tourismus erhoffen können, benötigen wir Mitten im Prozess befindet sich auch sich die Verantwortlichen ebenfalls neue Strukturen. Dies ge- die Region Stoos / Muotatal. Die von einer verstärkten Zusammenar- drei Gemeinden Morschach-Stoos, beit. Im Rahmen der kantonalen Tou- lingt nur gemeinsam.» Muotathal und Illgau gründeten rismusstrategie soll der Tourismus eine gemeinsame Tourismus GmbH gestärkt und wettbewerbsfähiger Vendelin Coray, (SMT GmbH) und je eine neue Ge- gemacht werden. Der «touristische Geschäftsführer Schwyz Tourismus meindekommission für Tourismus Masterplan 2016 – 2019» fokussiert und Freizeit. Aufgaben, welche bis- unter anderem auf eine stärkere Zu- her hauptsächlich die verschiede- sammenarbeit der touristischen Leis- nen örtlichen Tourismusvereine ko- tungsträger und eine Bündelung der ordinierten, wurden neu gebündelt. Kräfte. Denn Vendelin Coray, Geschäftsführer Schwyz Unter anderem wurden auch die unterschiedlichen Kur- Tourismus, ist davon überzeugt, dass der Kanton Schwyz taxenreglemente harmonisiert. Ivan Steiner ist überzeugt, seine touristischen Möglichkeiten nur ungenügend aus- dass «mit der neuen Struktur die gemeinsamen Stärken schöpft. «Um besser auf die grossen Herausforderungen genutzt und weiterentwickelt werden können. Die bereits der Zukunft reagieren zu können, benötigen wir neue bestehenden und sehr guten touristischen Angebote in un- Strukturen. Dies gelingt nur gemeinsam.» serer Region stellen wir in ein grösseres Schaufenster und treiben die gemeinsame Markenpositionierung voran.» Im Kern sieht der Plan die Schaffung von vier touristischen Regionen im Kanton Schwyz vor: Rigi, Stoos-Muotatal, Die eingeläuteten Strukturänderungen sowie der Aus- Einsiedeln-Ybrig-Zürichsee und Brunnen-Schwyz-Mythen- bau der Tourismusdestinationen sind wichtige Schritte zur Sattel. Jede dieser Regionen entwickelt ihr eigenes Profil Stärkung der Tourismusbranche. Auch die Regionen Ein- und wird im Sinne einer Bündelung der Kräfte von einer siedeln-Ybrig-Zürichsee oder Brunnen-Schwyz-Mythen- einzigen Tourismusorganisation geführt. Schwyz Touris- Sattel haben mit den Strukturanpassungen begonnen, die mus führt das Gesamtsystem, stellt die Anbindung an die ersten Resultate werden 2017 sichtbar. Von den verbes- Märkte sicher und versteht sich dabei als Dienstleister serten Angeboten profitieren sowohl ausländische Gäste und Systemmanager, der übergeordnete Aufgaben oder als auch die einheimische Bevölkerung. Projekte durchführt. Dazu gehört beispielsweise die Digi- talisierung von Angeboten, damit Gäste per Smartpho- ne ein Skiliftbillett oder eine Ferienwohnung reservieren können. L I N K www.schwyz-tourismus.ch 9
FOKUS -INTERVIEW IM VORWÄRTSGANG Der Tourismus im Kanton Schwyz macht Fortschritte – Qualität und Vielfalt der Angebote entwickeln sich sehr positiv. Der Interviewpartner FOKUS: Wer besucht den Kanton innere Kantonsteil sticht durch hervorra- Seit April 2013 ist Franz-Xaver Strüby Schwyz? gende Events und gute Ferieninfrastruk- (50) als ehrenamtlicher Präsident von Franz-Xaver Strüby: Sieben von zehn Per- tur hervor. Eine Konstante über Regionen Schwyz Tourismus für die Umsetzung und sonen kommen aus der Schweiz, dahinter und Jahreszeiten hinweg ist die Natur, die Weiterentwicklung der kantonalen Tourismusstrategie verantwortlich. Seine folgen Gäste aus Deutschland und China. überall und jederzeit ein breit gefächer- Führungsqualitäten stellte der Ökonom Aufgrund unserer Nähe zu den Ballungs- tes Freizeit- und Sportangebot ermöglicht. und Maschineningenieur unter anderem zentren Luzern, Zug und Zürich verzeich- bei der Schwyzer Kantonalbank als nen wir vor allem Tagesgäste – pro Jahr Eine Ihrer Aufgaben ist die Entwicklung Direktor des Filialrayons Pfäffikon und über 3 Millionen. Der Übernachtungstou- und Umsetzung einer neuen Tourismus- Freienbach sowie als CEO der Gara- venta Lift Group unter Beweis. Als Dele- rismus hingegen spielt eine untergeordne- strategie. Um was geht es? gierter des Verwaltungsrates der Stoos te Rolle; nur 1,7 Prozent aller Übernach- Wir können die Herausforderungen bahnen AG sammelte er Erfahrungen tungen in der Schweiz entfallen auf unse- von morgen nicht mit dem Denken und in der Tourismusbranche. Anfang 2015 ren Kanton. den Strukturen von gestern lösen. Dazu gründete er Strüby Consulting und bietet braucht es grundlegende Reformen. Da- Unternehmen operativen Support, Ma- nagement auf Zeit oder Unterstützung bei Was zeichnet den Kanton Schwyz her bündeln wir touristische Angebo- betriebswirtschaftlichen Projekten an. als Tourismusregion aus? te und Leistungsträger zu vier Regionen: Schwyz gliedert sich in drei sehr unter- Rigi, Stoos-Muotatal, Einsiedeln-Ybrig-Zü- schiedlich ausgerichtete Tourismusregio- richsee und Brunnen-Schwyz-Mythen-Sat- nen. Einsiedeln mit seinem breiten Kultur- tel. Die Regionen vermarkten ihre Produk- angebot ist ein bedeutendes Zentrum des te und organisieren sich selbst. Schwyz Sakraltourismus. March und Höfe sind Tourismus stellt die Anbindung an die vom Businesstourismus geprägt, und der Märkte sicher und versteht sich dabei 10
GLOSSAR In der Rubrik «Glossar» erfahren «FOKUS»-Leser, was Begriffe zum Thema «Tourismus» bedeuten. SCHWYZ TOURISMUS LOGIERNÄCHTE Anzahl der durch die Gäste (Kinder eingeschlossen) in einem bestimm- Der Verein fördert die Tourismusbranche des Kantons ten Hotel oder Kurbetrieb bzw. in einem Betrieb der Parahotellerie Schwyz. Er setzt sich drei Ziele: die Steigerung verbrachten Nächte. der Wettbewerbsfähigkeit, die Erhöhung der Wertschöp- PARAHOTELLERIE fung und den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Oberbegriff für die Beherbergungs- Schwyz Tourismus beschäftigt an seiner Geschäfts- arten Campingplätze, Ferien wohnungen und -häuser sowie Kol- stelle in Schwyz fünf Mitarbeitende, die sich 350 Stellen lektivunterkünfte. In der Schweiz prozente teilen. fallen ungefähr 56 Prozent der Parahotellerie-Logiernächte auf Ferienwohnungen. FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 MICE Abkürzung für «Meetings, Incentives, Conventions, Events», womit jener Teil des geschäftlichen Tourismus bezeichnet wird, der die Organisation und Durch als Dienstleister und Systemmanager, der In Andermatt und auf dem Bürgenstock führung von Tagungen, durch übergeordnete Aufgaben oder Projekte entstehen zwei touristische Grossprojekte. Unternehmen veranstalteten Anreiz- und Belohnungsreisen, Kongres- durchführt. Dazu gehört beispielsweise Was bedeutet das für Schwyz? sen und ähnlichen Veranstaltungen die Digitalisierung von Angeboten, so- Die beiden Hotelprojekte erweitern das umfasst. dass Gäste per Smartphone ein Skiliftbil- Angebot und erhöhen die Attraktivität lett oder eine Ferienwohnung reservieren der Zentralschweiz. Da wir vom Tages- SAKRALTOURISMUS können. tourismus leben, sehe ich durchaus auch Sammelbezeichnung für Reisen mit geistlichen, religiösen oder für unsere Angebote und Produkte Poten- kirchlichen Inhalten, die vor dem Wie beurteilen Sie die Qualität zial. Wir dürfen nicht ausser Acht lassen, Hintergrund einer Zunahme des Schwyzer Tourismus? dass auch in Schwyz kräftig investiert von Pilger- und Klosterreisen in die Schwyz macht seit Jahren gute Fortschrit- wird. Die Investitionen bei den Stoosbah- Reisebranche Eingang gefunden te und braucht sich nicht zu verstecken. nen, im Hoch-Ybrig, die neue Rotenflue- haben. Ich spüre den Drang der Leistungsan- Bahn, der Ausbau des Swiss Holiday WINTER- UND bieter, etwas verändern zu wollen. Dies Park, der Husky-Lounge, aber auch der SOMMERSAISON stelle ich sowohl bei der laufenden Pro- Freizeitanlagen auf der Rigi und in Sat- Die Wintersaison im Gastgewerbe fessionalisierung der Angebote als auch tel-Hochstuckli, die Neueröffnung von umfasst die Monate November beim Qualitätsbewusstsein fest. Ein men- Hotels in Einsiedeln und auf dem Stoos bis April, die Sommersaison die Monate Mai bis Oktober. taler Wandel hat eingesetzt, und dies sind wichtige Impulsgeber. nicht erst seit dem Jubiläumsjahr «Gäs- tival – 200 Jahre Gastfreundschaft» im Wie zufrieden sind Sie mit der Jahr 2015 mit der riesigen Seerose auf bisherigen Saison? dem Vierwaldstättersee. Im Auftreten ist Die Zahl der Logiernächte von Januar der Schwyzer manchmal ein bisschen bis Juni 2016 lag rund 5 Prozent unter holprig und urchig. Diese Eigenheiten jener des Vorjahres. Das schöne Wetter muss er unbedingt behalten. Authentizi- hat den Bergbahnen und Wandergebie- tät ist heute sehr wichtig. Entscheidend ten einen starken August und September ist, dass Service und Dienstleistungen beschert. So gesehen können wir uns zu- von Herzen kommen. frieden zeigen. 11
FIRMENPORTRAIT BESUCHERMAGNET TIERPARK GOLDAU 25 Millionen Franken investierte der Natur- und Tierpark Goldau in den letzten zehn Jahren in Erweiterungs- und Modernisierungsprojekte. Stabile Besucherzahlen und zufriedene Gäste sind der Lohn dafür. FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 Familien, Schulklassen und Rentnerinnen und Rentner mit ihren Enkelkindern schlendern durch den Natur- und Tier- park Goldau. Die Besucherinnen und Besucher teilen sich Gelände, Bergsturzwald und Gehwege mit frei laufenden Sikahirschen und Mufflons. Bei vielen Leuten weckt der Tierpark Kindheitserinnerungen und den Entdeckergeist – und zu entdecken gibt es ständig Neues. Denn seit Jah- ren betreibt der Natur- und Tierparkverein Goldau ein kontinuierliches Erneuerungsprogramm und gibt der mitt- lerweile 34 Hektaren grossen Anlage Jahr für Jahr ein neues Gesicht. Zeugen der ständigen Erweiterung und Modernisierung der letzten zehn Jahre sind die Gemein- schaftsanlage für Bären und Wölfe, das Restaurant «Grü- ne Gans», das Multifunktionsgebäude und der 30 Meter hohe Tierpark-Turm, der Ende November 2016 eröffnet wurde. 400 000 Besucherinnen und Besucher zählt der Park jährlich und gehört damit zu den grössten Besucher- magneten im Kanton Schwyz. Er belegt hinter dem Zoo Zürich und dem Basler Zolli den dritten Platz unter den beliebtesten Zoos der Schweiz. Harziger Start Vor 91 Jahren war vom heutigen Erfolg noch wenig zu spüren. 1925 gegründet, wurde der Park am 1. Mai 1926 in Betrieb genommen. 50 Rappen kostete der Eintritt für Erwachsene, 15 Rappen für Kinder. Seine Einzigartigkeit verdankt der Tierpark dem Goldauer Bergsturz von 1806, auf dessen Schuttkegel er errichtet wurde. «Die Anfänge 13
FIRMENPORTRAIT waren alles andere als einfach», erklärt Mitarbeitenden (155 Personen in 63 Voll- STIFTUNG UND die Direktorin Anna Baumann. «Der Auf- zeitstellen) im Kanton Schwyz.» Zudem bau geschah dank sehr viel Freiwilligen- legt die Tierparkleitung Wert darauf, loka- VEREIN arbeit, mehrheitlich von Mitarbeitenden le Unternehmen zu berücksichtigen. Aktu- des angrenzenden SBB-Bahnhofs. Auch ellstes Beispiel ist der neue Aussichtsturm, Die Stiftung sichert die lang das erste Wärter- und Kassierehepaar der von regionalen Unternehmen und aus fristige Existenz des Natur- musste viel Enthusiasmus und Eigeninitia- Schwyzer Holz gebaut wird. und Tierparks Goldau und ist tive an den Tag legen. So zahlte es bei- spielsweise das Futter für die Tiere vom Eigentümerin der tierpark eigenen Lohn.» eigenen Liegenschaften. Sie ist verantwortlich für die Finanzprobleme gehörten auch in der Zeit «Wir erzielen für die zweckgebundene Verwen- danach zu den Alltagssorgen. Der Park war mehr als einmal vom Konkurs bedroht, Region eine Wert- dung von Legaten sowie und zwar während des Zweiten Weltkrie- schöpfung von jährlich grösseren Spenden und steht ges, nach einer Tollwutepidemie, nach unter strenger Kontrolle des dem Sturm «Lothar» und im Zuge weite- 12 Millionen Franken.» Bundes. rer Krisen. Ein Grund dafür war auch die Finanzierung: Im Gegensatz zu anderen Anna Baumann, Direktorin Zoos oder Museen erhält der Tierpark kei- Natur- und Tierpark Goldau Der 1925 gegründete ne öffentlichen Gelder für den Betrieb. Verein betreibt den Tierpark Um im Konkursfall Land und Liegenschaf- Goldau als Naturschutz ten nicht zu verlieren, wurden diese 1990 der «Stiftung Natur- und Tierpark Goldau» zentrum und Erholungsraum. übertragen. Für den Betrieb des Parks ist Rund 45 Prozent der Einnahmen von jähr- Er organisiert Ausstel- der «Verein Natur- und Tierpark Goldau» lich 10 Millionen Franken erwirtschaftet lungen und Führungen, ver zuständig. In den letzten Jahren hat sich der Park über Eintritte und Mitgliederbei- anstaltet Lager für Kinder die Finanzsituation entspannt, freut sich träge, ein Drittel sind Einnahmen aus der Anna Baumann: «Heute sind wir ein mo- Gastronomie. Den Rest steuern unter an- und junge Erwachsene und dern geführtes Unternehmen. Wir könn- derem der Futterverkauf, Parkplatzgebüh- bietet den Besucherinnen ten den Park im Ernstfall sogar ein paar ren und der Souvenirshop bei. Aus der und Besuchern hautnahe Monate finanzieren, ohne gleich Konkurs ganzen Schweiz strömen die Besucherin- Kontakte mit einheimischen anmelden zu müssen.» nen und Besucher nach Goldau. «Drei Viertel aller Besucher kommen aus den Tieren in der Freilaufzone. Hohe Wertschöpfung Kantonen Schwyz, Luzern, Zug, Zürich für die Region und Aargau. Aber auch im Tessin und Dass der Natur- und Tierpark Goldau in der Westschweiz ist der Park bekannt 2016 auf finanziell gesunden Beinen steht, und sehr beliebt», sagt die Direktorin. hat er nicht zuletzt Anna Baumann zu ver- danken. Seit acht Jahren lenkt sie seine Ge- Mehreinnahmen dank schicke. Die Ausserschwyzerin brachte mit Investitionen ihrer Erfahrung aus der Banken- und Tele- In den letzten zehn Jahren investierte kommunikationsbranche sowie ihrer Tätig- der Tierpark über 25 Millionen Franken keit für den Zoo Zürich wertvolles Know- in die Erneuerung der Anlagen und die how nach Goldau. Davon profitieren die Erweiterung des Parks. Zu den grössten Gemeinde und der Kanton Schwyz. «Wir Investitionsposten gehören die Gemein- erzielen für die Region eine Wertschöp- schaftsanlage für Bären und Wölfe, das fung von jährlich 12 Millionen Franken», Restaurant «Grüne Gans» mit Spielplatz so Baumann. «Da wir steuerbefreit sind, sowie das neue Multifunktionsgebäude. profitiert die Gemeinde zwar nicht direkt «Alle Tier-Investitionen konnten wir mit in Form von Steuereinnahmen. Allerdings Spendengeldern finanzieren. Sie sind wohnen und steuern 63 Prozent unserer nötig, damit wir als Park attraktiv bleiben 14
FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 Als Direktorin trägt Anna Bau- mann die Gesamtverantwortung für den Natur- und Tierpark Goldau. Zudem engagiert sie sich als Präsidentin der Stiftung Pro Bartgeier. 15
30 Meter hoch und komplett aus Schwyzer Holz ist der neue Tierpark-Turm, der am 29. November eröffnet wurde. Er bietet einen atemberau- benden Blick über den Park. 16
FIRMENPORTRAIT und die Besucherzahlen halten können.» Bei all seinen Vorhaben stösst der Tier- Dass Investitionen zu Mehreinnahmen park auf viel Wohlwollen aus der Bevöl- führen, zeigt das 2014 eröffnete neue kerung. «Die Einwohner kennen die Be- Restaurant «Grüne Gans». Seit dessen deutung des Parks für die Gemeinde», Eröffnung stieg der Gastronomieumsatz erklärt Ruedi Beeler, Gemeindepräsi- von 2,5 auf 3,6 Millionen Franken. Al- dent von Arth-Goldau. «Die Verdoppe- lerdings sei ein Gastronomiebetrieb kein lung der Fläche auf 34 Hektaren war in Goldesel, wie es vielleicht auf den ersten der Bevölkerung unumstritten. Der Park Blick aussehen mag: «Die Gastronomie ist der viertgrösste Arbeitgeber vor Ort, ist ein ‹Rappengeschäft›. Material- und und auch das lokale Handwerk profitiert Personalaufwand sind hoch. Wir müssen von regelmässigen Aufträgen.» Nicht zu- uns anstrengen, dass vom Mehrumsatz letzt sei der Park verantwortlich für den etwas für den Tierpark bleibt.» hohen Bekanntheitsgrad der Gemeinde. «Wir sind da, wo der Tierpark ist.» Der Besonders stolz ist Anna Baumann auf einzige Wermutstropfen sei die zeitweili- das im Juni 2016 eröffnete Multifunktions- ge Belastung durch das erhöhte Verkehrs- gebäude: Auffang-, Pflege- und Quaran- aufkommen. tänestation, Futterversorgung und tierme- Mehr als ein Erholungsgebiet FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 dizinische Behandlungsräume sind darin vereint. «Mit dem Gebäude optimieren Auf dem Gebiet des Tierparks ist die wir Abläufe und können unseren Mitarbei- ursprüngliche Bergsturz-Landschaft von tenden zweckmässige und moderne Ar- 1806 noch intakt. Viele Einwohnerinnen beitsplätze anbieten. Es ist kein Luxusob- und Einwohner besitzen eine Jahreskarte jekt, sondern ein Funktionsbau – ganz der und nutzen die einzigartige Landschaft Philosophie des Tierparks entsprechend.» zum Spazieren. «Erholung und Informa- tion», so beschreibt Anna Baumann das Attraktive Zukunftsperspektiven primäre Ziel der Besucherinnen und Be- Das neuste Projekt ist der Tierpark-Turm, der sucher. Dies seien aber nur zwei der am 29. November eröffnet wurde. Knapp Hauptaufgaben des Natur- und Tierpark- 30 Meter hoch, erlaubt er einen atembe- vereins. «Der Tierpark bietet Lebensraum raubenden Blick über den Park. «In der für Fauna und Flora, Aufzucht und Schutz heutigen Zeit erwarten die Besucher in von bedrohten Tierarten. Zudem werden kürzer werdenden Abständen neue Attrak- Arterhaltungs- und Wiederansiedelungs- tionen. Bleiben wir stehen, verlieren wir projekte betrieben, zu sehen am Beispiel Gäste.» Und Anna Baumann wäre nicht des Bartgeiers.» Insgesamt rund hundert sie selbst, würde sie nicht schon weiter in einheimische und europäische Wildtier- die Zukunft blicken. Der Tierpark umfasst arten haben in den Gehegen eine art- weitere rund sieben Hektaren Land, die im gerechte Heimat gefunden. Der Natur- Moment für Besucherinnen und Besucher und Tierpark Goldau ist bestens mit ver- unzugänglich sind. «Für die Entwicklung schiedenen Naturschutzorganisationen dieser Areale gibt es Ideen, spruchreif ist vernetzt und unter anderem Mitglied der aber noch nichts», sagt Baumann. Ein kon- WAZA (World Association of Zoos and kreteres Projekt sei die Umgestaltung des Aquaria). Eingangsbereichs, der den heutigen An- sprüchen nicht mehr genüge. Ein fixer Ter- minplan existiert jedoch noch nicht. LINK www.tierpark.ch Das im Juni 2016 eröffnete Multifunktionsgebäude vereint Auffang-, Pflege- und Quarantänestation, Futter- versorgung und tiermedizini- sche Behandlungsräume. 17
GASTBEITRAG NACHHALTIGER TOURISMUS IST MEHR ALS EIN SLOGAN Nachhaltiger Tourismus ist komplex und beschränkt sich bei weitem nicht auf «grün orientierten», ökologischen Naturtourismus. Autor Professor Urs Wagenseil, Leiter Kompetenzzentrum für Tourismus der Hochschule Luzern – Wirtschaft «Nachhaltig» und «Nachhaltigkeit» sind dass ökonomische, soziale und ästheti- von Anspruchsgruppen (Neudeutsch: Sta- zugegebenermassen Worte, die das Po- sche Bedürfnisse befriedigt werden und keholder) dokumentiert dies: Die verschie- tenzial zur Auszeichnung «Unwort des gleichzeitig die kulturelle Integrität, we- denen Bergbahnen, Hunderte von Hotels Jahres» haben. Sie werden seit Jahren sentliche ökologische Prozesse, die bio- und Restaurants, Skischulen, Info-Büros, in beinahe allen Bereichen des Alltags logische Vielfalt und die lebenswichtigen die Museen-Landschaft oder Hunderte fast schon inflationär gebraucht. «Nach- Systeme als Lebensgrundlagen erhalten von Veranstaltungen sind fast flächende- haltiges Bauen», «nachhaltige Finanzan- werden» ( UNWTO / WTTC, 1992). ckend präsent. Aber auch Kirchen, Schu- lage», «nachhaltige Firmenphilosophie», len, die Polizei, Bäckereien, Architek- «nachhaltige Kleidungsstücke» und Tau- Herausforderndes Ziel turbüros, Baufirmen, politische Parteien, sende andere «nachhaltige» Produkte Die Länge dieser Definition verdeut- Umweltorganisationen, Gewerkschaften, oder Ausrichtungen werden uns täglich licht partiell nicht nur den Umfang von Vereine aller Art (Sport, Theater, Musik beliebt gemacht. Können so viele unter- «nachhaltigem Tourismus», sondern si- usw.) und unzählige weitere Organisati- schiedliche Dinge denn überhaupt alle cher auch die Komplexität. Darunter ist onen und Unternehmungen sind Bestand- auch gleich sein, nämlich nachhaltig? somit bei weitem nicht nur «grün orien- teile des Tourismus. Wenn man die Definition auf ein paar tierter», ökologischer Naturtourismus zu ganz wenige Aspekte reduziert, kann verstehen. Und damit unterscheidet sich Enorme Entwicklung man dies vielleicht bejahen: nachhaltig dieser grundsätzlich von anderen, so- Dieses kaum abgrenzbare und vielfältige im Sinne von «dauerhaft» ist ein mögli- genannten nachhaltigen Produkten wie Potpourri von meist eigenständigen Ein- ches verbindendes Kriterium. etwa Shampoos, Baumaterial oder ei- heiten soll unter das Dach der Nachhal- nem «nachhaltigen T-Shirt». Diese Kom- tigkeit in einem Ort, einem Tal, einer Re- Was ist denn nun genau unter nachhal- plexität macht den nachhaltigen Touris- gion oder einem Kanton geführt werden tigem Tourismus zu verstehen? Eine wis- mus zu einem enorm herausfordernden können? Ist das machbar, wo wir doch senschaftliche Definition lautet: «Nach- Ziel beziehungsweise einem hürdevollen täglich von unterschiedlichen Stossrich- haltiger Tourismus erfüllt nicht nur die Prozessweg. tungen, Philosophien, Zielen, Entwick- Ansprüche der Touristen und der lokalen lungsrichtungen, von Konkurrenzkampf, Bevölkerung in den Zielgebieten, sondern Allein schon «normaler» Tourismus in ei- von Eigenbrötlerei und Egoismus hören? trägt auch dazu bei, zukünftige Entwick- nem bestimmten Gebiet, beispielsweise Daraus könnte man ableiten, dass ein lungsmöglichkeiten zu sichern und zu ver- im ganzen Kanton Schwyz, ist höchst viel- nachhaltiger Tourismus eigentlich nicht bessern. Ressourcen werden so genutzt, schichtig. Eine nicht abschliessende Liste erreichbar ist. Das wäre eine zwar ver- 18
FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 Tourismusstratege Professor Urs Wagenseil ist überzeugt, dass in Zukunft nur Orte und Regionen überleben, die um- fassend nachhaltig planen – ökonomisch, ökologisch und sozial. 19
GASTBEITRAG ständliche Kapitulation, aber sie ist nicht tole- rierbar. Dies formuliere ich nicht nur als Tou- ristiker, sondern auch als Tourist, Bürger und Steuerzahler. Der Tourismus hat sich vor allem in den letz- ten 30 bis 40 Jahren enorm entwickelt, quali- tativ wie auch quantitativ. Die Erfahrungen aus 200 Jahren Tourismus in der Schweiz zeigen es deutlich: Wo man sich nur auf eine oder zwei Dimensionen der drei Nachhaltigkeits- säulen (ökonomisch, ökologisch und sozial) fo- kussiert, gibt es keine wirkliche Langlebigkeit. Orte und Regionen, in welchen der Tourismus einen Teil der Volkswirtschaft und der Gesell- schaft darstellt, müssen in den heutigen globa- len und intensiven Markt- und Wettbewerbs- situationen zwingend eine langfristige Orien- tierung haben, die umfassend nachhaltig ist. Ansonsten besteht das hohe Risiko, dass der Tourismus und damit verbunden die Anspruchs- gruppen in Bedrängnis geraten oder gar ver- INSTITUT FÜR TOURISMUS loren gehen. WIRTSCHAFT (ITW) Bis dato sind erst wenige Orte, aber doch schon viele Unternehmungen (zum Beispiel rund 2500 Das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) ist ein Hotels) in der Schweiz von der Tourismusland- Kompetenzzentrum der Hochschule Luzern – karte verschwunden. Aber es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis diese Liste noch länger wird. Wirtschaft. Es forscht in den Bereichen Tourismus, Mobilität und Nachhaltigkeit und bildet an Grundlegende Positionsstrategie gehende Touristiker sowie Quereinsteiger aus und Nachhaltiger Tourismus in seiner umfassen- berät praktizierende Tourismusfachleute, den Form darf somit nicht nur eine temporä- re Modeströmung sein, sondern muss auf einer Tourismusorte, Institutionen, politische Instanzen grundlegenden Positionierungsstrategie beru- und private Firmen. hen, und zwar nicht nur für die Touristikunter- nehmungen. Ein nachhaltiger Tourismus ist für Das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) unter- alle tourismusorientierten Orte in der Schweiz eine Pflicht, zumal der Tourismus aufs Engste sucht in angewandten Forschungs- und mit der Gesellschaft, Natur und Politik, mit Entwicklungsprojekten aktuelle Problemstellungen Wohlstand, Freizeitkultur, Wohnorts- und Le- aus den Bereichen des Tourismus und der bensqualität verbunden ist. Diese gilt es zu för- Mobilität. Dabei arbeitet es eng mit Praxispartnern dern – jeder Entscheidungsträger hat sich da- mit zu befassen, nicht nur der jeweilige Tou- zusammen, welche direkt vom gewonnenen rismusdirektor. Nachhaltigkeit darf nicht nur Wissen profitieren. ein Modewort, ein Werbeslogan, ein «Green- Washing» oder Psychohygiene sein, sondern muss trotz aller Schwierigkeiten realisiert wer- den. Nachhaltiger Tourismus, auch in der Zent ralschweiz, ist das Fundament einer weiterhin erfolgreichen Entwicklung, von der wir alle profitieren. 20
PROGNOSEN SCHWYZER INDUSTRIESEKTOR IST WACHSTUMSSTÜTZE Trotz Frankenstärke konnte der Kanton Schwyz in den ersten acht Monaten im aktuellen Jahr sowohl wert- als auch mengenmässig mehr Güter exportieren als in der Vorjahresperiode. Das Schwyzer Exportwachstum liegt mit gang der Schwyzer Bau- und Immobilien- tum dürfte gemäss Prognosen 1,0% betra- 8.4% über der Dynamik der Gesamt- Bruttowertschöpfung im Jahr 2017 um gen. Die Schwyzer Investitionsgüterindus- schweiz. Die grössten Exportwachstums- 2,6% erwartet. Im kommenden Jahr trie konnte sich vom negativen Wachstum beiträge liefert der Schwyzer Industriesek- dürfte sich sowohl das aussen- als auch der letzten beiden Jahre erholen. Dies ist tor. Wegen wegfallenden Sondereffekten das binnenwirtschaftliche Umfeld für die vor allem auf die vergleichsweise starke FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 und dem schwierigen Wechselkursumfeld Holzindustrie verbessern. Es kann deshalb Performance der Schwyzer Industriegü- muss für das Schwyzer Gastgewerbe mit ei- 2017 mit einem nochmals erhöhten Wert- terexporte zurückzuführen. Aufgrund von ner stark rückläufigen Wertschöpfung ge- schöpfungswachstum von 1,8% gerech- Sättigungstendenzen wird kein starkes rechnet werden. Unter dem Strich wird für net werden. Die allmähliche Abwertung Wachstum erwartet. Der Transithandel der den Kanton Schwyz ein auf dem Schwei- des Schweizer Frankens in Kombination grossen Rohstoffhändler ist die treibende zer Durchschnitt liegendes BIP-Wachstum mit einer besseren konjunkturellen Situa- Kraft der Handelsbranche. Die übrigen von 1.6% erwartet. Für 2017 ist mit ei- tion der Weltwirtschaft führt zu einer Er- Grosshändler spüren hingegen die ver- ner unterdurchschnittlichen Wachstums- holung des Schwyzer Gastgewerbes. Er- gleichsweise bescheidene Dynamik des rate des Bruttoinlandsprodukts in Höhe wartet wird 2017 ein Plus von 1,9%. Durch Welthandels und den Preisdruck. Für das von 1.3% zu rechnen. Das Baugewerbe die allmähliche Abwertung des Schweizer kommende Jahr darf mit einem Plus von des Kantons Schwyz ist im Vergleich zur Frankens und die Erholung der Weltwirt- 2,2% gerechnet werden. Gesamtschweiz weniger vom hohen Preis- schaft verbessern sich die Aussichten für Grafik Prognostizierte Veränderung im 2017 niveau und der nachlassenden Zuwande- die Schwyzer Nahrungs- und Genussmit- der einzelnen Branchen im Kanton Schwyz rung betroffen. Dennoch wird einen Rück- telbranche. Das Wertschöpfungswachs- (in % ggü. Vorjahr) NAHRUNGS- & INVESTITIONS- SCHWYZER BIP BAUWIRTSCHAFT HOLZGEWERBE GASTGEWERBE HANDEL GENUSSMITTEL GÜTER 4% +2.2% +1.8% +1.9% 3% +1.3% +1.0% +0.9% 2% 1% 0% –1 % –2.6% –2 % –3 % LINK www.szkb.ch/prognosen 21
SERVICE TOURISMUSFINANZIERUNG MIT BESONDEREN HERAUSFORDERUNGEN Unvorhersehbare Ereignisse wirken sich auf die Bonität von Tourismusunternehmen aus. Eine Beurteilung der Kreditfähigkeit ist anspruchsvoll. Die Schwyzer Kantonalbank will darauf mit einer Bündelung des Know-hows reagieren. Kredite für Tourismusunternehmen ma- nosen beurteilen zu können, ist neben be- serer Arbeit, sondern können gegenüber chen zwar nur einen geringen Teil des triebswirtschaftlichem Wissen auch Bran- den Tourismusunternehmen vermehrt als Kreditportfolios der Schwyzer Kantonal- chen-Know-how auf Seiten der Banken Sparringpartner auftreten.» bank aus. Für Bergbahnen, Restaurants nötig. und Hotels ist sie aber ein wichtiger Fi- Volkswirtschaftliche Interessen nanzierungspartner. «Die Beurteilung der Bündelung des Know-hows mitberücksichtigen Kreditfähigkeit von Unternehmen aus der Mit ihrer Masterarbeit «Strategie Touris- Während sich die Grossbanken schweiz- Tourismusbranche ist komplexer als in an- musfinanzierung für die Schwyzer Kanto- weit die Perlen der Tourismusbranche wie deren Branchen», erklärt Philipp Lichtstei- nalbank» an der Hochschule Luzern ha- rentable Bergbahnen oder Stadthotels he- ner, Abteilungsleiter Recovery. «Faktoren ben Cornelia Tresch, Abteilungsleiterin rauspicken, nehmen Kantonalbanken eine wie der Klimawandel mit kürzeren Win- Kreditentscheid, und Philipp Lichtsteiner Verantwortung für die regionale Wirt- tern und weniger Schnee, die Frankenstär- die komplexe Ausgangslage analysiert schaft wahr. Und so spielen nebst rein ke oder die geopolitische Sicherheitslage und entsprechende Handlungsempfehlun- betriebswirtschaftlichen Aspekten auch wirken sich unmittelbar auf die Ertragsla- gen abgegeben. «Das Fach- und Bran- volkswirtschaftliche, sprich kantonale In- ge und damit die Kreditfähigkeit der Tou- chenwissen ist bei der Schwyzer Kanto- teressen eine Rolle. Da Tourismusbetriebe rismusunternehmen aus.» Zusammenge- nalbank ganz klar vorhanden. Es ist ein- oft einen hohen Bekanntheitsgrad in der fasst gesagt: Die vielen Unsicherheiten fach über die ganze Bank verteilt», so Region haben, sind auch emotionale As- und Abhängigkeiten erschweren die Prog- Cornelia Tresch. In ihrer Arbeit schlagen pekte zu berücksichtigen. Philipp Lichtstei- nose der zukünftigen nachhaltigen Cash- die beiden Autoren daher vor, die Kompe- ner erklärt: «Die Kreditvergabe beruht auf flows im Vergleich zu anderen Branchen. tenzen und das Wissen auf wenige Bera- Fakten und Zahlen. Neben den rein be- ter zu konzentrieren. Diese sollen künftig triebswirtschaftlichen Kriterien beurteilen Werden bei der Kreditanalyse einzig die Kunden aus der Tourismusbranche betreu- wir jedoch auch die regionale Bedeutung gängigen betriebswirtschaftlichen Me- en und Kreditanfragen bearbeiten. des Kreditnehmers, seinen Einfluss auf die thoden eingesetzt, stösst die Kreditver- Wertschöpfung und den Willen zur Zu- gabe rasch an ihre Grenzen. Deshalb Mittels gezielten Know-how-Transfers und sammenarbeit mit anderen touristischen sehen sich Tourismusunternehmen regel- der Teilnahme an Fachtagungen soll ihr Leistungsträgern einer Tourismusregion. mässig mit Schwierigkeiten bei der Mittel- Branchenwissen erhöht werden. «Durch Diese Faktoren können eine Kreditverga- beschaffung für Investitionen konfrontiert. die Bündelung des Know-hows erhöhen be positiv beeinflussen. Die Berücksichti- Um komplexe Ausgangslagen und Prog- wir nicht nur die Qualität und Effizienz un- gung solcher volkswirtschaftlicher Frage- 22
FOKUS NUMMER 10 / NOVEMBER 2016 stellungen steht im Einklang mit dem ge- für die zukünftige Geschäftsentwicklung Cornelia Tresch (36) ist seit 2014 setzlichen Leistungsauftrag der Schwyzer schwierig, das weiss auch Cornelia Tresch. Abteilungsleiterin des Kreditentscheids der Schwyzer Kantonalbank. Sie Kantonalbank. Philipp Lichtsteiner stellt Sie rät Unternehmen daher, in der Planung ist eidg. dipl. Bankfachexpertin (IWB aber klar: «Kredite erhalten nur Unterneh- von verschiedenen Szenarien auszugehen Luzern) und erhielt in diesem Jahr einen men mit einer erfolgsversprechenden Stra- und sich dabei mit unvorhersehbaren Er- Master of Advanced Studies in tegie, welche die langfristige Überlebens- eignissen auseinanderzusetzen. «In vielen Corporate Finance an der Hochschule fähigkeit sichert. Die betriebswirtschaftli- Kreditanfragen vermissen wir dieses Sze- Luzern. che Basis muss stimmen.» nariodenken und mögliche Handlungsop- tionen für den Fall, dass Negativszenarien Philipp Lichtsteiner (39) leitet seit Szenarien entwickeln eintreten. Dies gilt allerdings nicht nur für 2014 die Abteilung Recovery Schwyzer Kantonalbank. Er absolvierte die Wie eingangs erklärt, sind die vielfältigen die Tourismusbranche, sondern betrifft alle Höhere Fachschule für Wirtschaft (HFW) Herausforderungen mit gegenseitigen Ab- Bereiche. Ein Best- und ein Worst-Case- am IWB Luzern und schloss 2016 den hängigkeiten für die Tourismusbranche er- Szenario helfen uns dabei, die nachhaltige Master of Advanced Studies an der schwerend bei der Mittelbeschaffung. Ein Ertragslage eines Unternehmens beurtei- Hochschule Luzern im Bereich Corporate Beispiel: Die Gästezahl und damit der len zu können.» Je höher die Qualität der Finance ab. Umsatz von Hotels in Bergregionen sind eingereichten Planzahlen ist, desto besser schwer zu schätzen. Auf wichtige Faktoren kann sich die Bank mit den Gegebenheiten wie beispielsweise den Frankenkurs oder eines spezifischen Kredits auseinanderset- das Wetter haben Unternehmen keinen zen, was einen Kreditentscheid positiv be- Einfluss. In diesem Umfeld sind Prognosen einflussen kann. 23
Werner Schibig, Sponsoring-Verantwortlicher Wie viele Sponsoring-Anfragen erhält die SZKB? Pro Jahr erhalten wir rund 1100 Sponsoring-Anfragen. Sie stammen aus den Bereichen Kultur, Brauch- tum, Sport, Natur, Wirtschaft und Soziales. Die Anfragen betreffen Geld- oder Sachsponsorings, aber auch Gesuche für Inserate in Vereinsbroschüren sind dabei. Wer darf auf Sponsoring- Beiträge hoffen? Wir achten darauf, dass alle Kantonsgebiete und möglichst viele Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Schwyz von unserem Engagement profitieren können. Alle Sponsorings müssen die Mar keneckwerte der SZKB unter streichen. Dazu zählen Fairness, soziale und ökologische Verantwor- tung sowie Nachhaltigkeit. Werbe kontakte, geografische Reichweite wie auch Erreichbarkeit der relevanten Zielgruppen entscheiden über die Höhe des Betrags. Dank der neuen, 37 Meter Wie ist der Prozess innerhalb langen Hängebrücke der Schwyzer Kantonalbank über den Nidlaubach ist der aufgebaut? Wanderweg zwischen Sämtliche Sponsoring-Gesuche Einsiedeln und Oberiberg SPONSORING- wieder durchgängig müssen schriftlich eingereicht wer- den. Anschliessend werden begehbar. GRUNDSATZ die Gesuche gemäss den erwähn- Fairness, soziale und ten Kriterien beurteilt. Grössere ökologische Verantwortung Sponsoring-Engagements wer- sowie Nachhaltigkeit den zusammen mit dem CEO ent schieden. Bei einem positiven sind zentrale Werte der SZKB, Entscheid erhält der Antragsteller die alle gesponserten einen Sponsoring-Vertrag, der Projekte erfüllen müssen. Leistungen und Gegenleistungen regelt. 24
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