Pares 25 Fragen questions - Pfarrverein Schweiz

Die Seite wird erstellt Niklas Lutz
 
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                         Bulletin de la Société
                         Pastorale Suisse

       pares
                         Bulletin des Schweizerischen
                         Reformierten Pfarrvereins

                         25 Fragen
                              questions

www.pfarrverein.ch   4
                     2021
                             www.pasteursetdiacres.ch
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                                                                                       www.pasteursetdiacres.ch

Impressum                        Vorstand SRPV / Comité SPS

Herausgeber                      Vizepräsident / Vice-président
Editeur:
Vorstand des SRPV                Hansjakob Schibler               Grüningerstrasse 36                      044 946 42 54
Comité de la SPS                                                  8624 Grüt               hansjakob.schibler@pfarrverein.ch

Verantwortlich
für die Publikation
Responsable                      Vorstandsmitglieder / membres du comité
de la publication:
Jean-Eric Bertholet
(coordonnées ci-contre)          Jean-Eric Bertholet              Schützengasse 29                          032 323 46 11
                                                                  2502 Biel-Bienne        jean-eric.bertholet@pfarrverein.ch
Uebersetzung
                                 Martin Hauser                    Poste Marly 1                           077 457 66 73
Traduction:
Jean-Paul Käser
                                                                  1723 Marly                  martin.hauser@pfarrverein.ch
Madeleine Kobel                  Verena Salvisberg                Dorfstrasse 8                             062 929 11 55
                                                                  4914 Roggwil             verena.salvisberg@pfarrverein.ch
                                 Kurt Veraguth                    25, Av. des Verchères                     078 788 99 82
Nachlesung Deutsch:
                                                                  1226 Thônex                  kurt.veraguth@pfarrverein.ch
Madeleine de Salis

Secrétariat de rédaction,
photos et PAO:
                                 Personen mit einem Auftrag des SRPV
Ecodev Sàrl                      Personnes mandatées par la SPS
contact@ecodev.ch
                                 Kassier + Adressenverwaltung | Caissier + gestion des adresses
Druck                            Arnold Wildi                     Schmockenstr. 107                        079 961 51 30
Impression:
                                                                  3803 Beatenberg               arnold.wildi@pfarrverein.ch
Imprimerie de l’Ouest SA
2036 Cormondrèche
                                 Stiftung Pfarrsolidarität / Fondation de solidarité des pasteur-e-s

Erscheint                        Werner Habegger                  Ch. des Dahlias 10                       032 489 18 09
Parution:                                                         2503 Bienne              werner.habegger@pfarrverein.ch
4 x Jahr/ an

Auflage
Tirage:                          Adressänderungen / Changements d’adresses
2’200 ex.                        So schnell wie möglich an Arnold Wildi (Adresse oben)
                                 A communiquer au plus vite à Arnold Wildi (adresse ci-dessus)
3

                                                                                  Editorial
Unsere Identität?                       Notre identité?

Fragen über Fragen! Krisen? Beru-       Que de questions! Crise? Voca-
fung? Wechselnde Zeiten, veränderte     tion? Comme les temps changent,
Demografie, verschiedene Lebens-        et la démographie, les styles de
stils, diverse soziologische Gegeben-   vie, les données sociologiques!… Il
heiten… Es ist nicht neu, dass wir      n’est pas nouveau que nous nous
nach unserem Auftrag fragen, damit      interrogions sur nos tâches afin de
wir ihn zeitgemäss gestalten.           les remplir fidèlement.
Aber, eben, alle diese Fragen           Mais, justement, toutes ces
stellen sich neu.                       questions se posent aujourd’hui
Georgette Gribi (GE) und Agnès          autrement.
Thuégaz (VS) gehen mit ihrer «Be-       Georgette Gribi (GE) et Agnès Thué-                               25
auftragung» neue Wege und su-           gaz (VS) se demandent ce que si-               Fragen / Questions
chen nach Freiheiten, nach Grund-       gnifie d’être chargées de ministère,
sätzlichem. Ein Neueinsteiger,          cherchent de nouvelles voies, en                       Auf geht’s! los!   4
Francesco Cattani (ZH), ruft uns        quête de liberté et d’essentiel. Un                       En marche!      5
dazu auf, uns mehr Zeit zu nehmen,      nouveau, Francesco Cattani (ZH),
für die Begegnung, für die Spiritu-     nous appelle à prendre plus de                Pfarrerinnen und Pfarrer    8
alität, für das Wesentliche. Martin     temps pour la rencontre, la spirituali-                     haben Zeit
Hauser (NE und FR) versucht einige      té… et l’essentiel. Martin Hauser (NE                 Les pasteurs ont    9
Fragen zu bündeln und Hansjakob         et FR) essaie de focaliser quelques                          du temps
Schindler (ZH, GR, BL) sucht seine      questions et Hansjakob Schindler
Inspiration bei den Fragekatalogen      (ZH, GR, BL) cherche son inspiration        Und wenn es anders wäre? 12
von Max Frisch.                         du côté de Max Frisch et de ses fa-           Et si c’était autrement? 13
Übrigens: diese 25 Fragen von           meux catalogues de questions.
Max Frisch werden uns bei unserer       A propos: ces 25 questions de Max           Die Identität der Pfarrper- 16
nächsten Tagung am 27. und 28.          Frisch nous occuperont lors de nos           son in der Spannung von
März in Notre Dame de la Route          prochaines assises, les 27 et 28 mars              Beruf und Berufung
in Villars-sur-Glâne nahe Fribourg      prochains à Notre Dame de la Route,               Le métier de pasteur 17
beschäftigen; mit der Unterstüt-        à Villars-sur-Glâne, près de Fribourg.      entre profession et vocation
zung von Isabelle Noth (Uni Bern)       Avec le soutien d’Isabelle Noth (Uni
und mit einem Grusswort von Rita        Bern) et avec des paroles de salu-              Quo Vadis Pfarrer-in? 20
Famos, der neuen Präsidentin der        tations de Rita Famos, la nouvelle              Quo Vadis pasteur-e? 21
EKS. Ein Datum, das ihr jetzt schon     présidente de l’EERS. Une date que
reservieren könnt!                      vous pouvez d’ores et déjà réserver!

In kollegialer Verbundenheit            Collégialement vôtre.
                                                            Jean-Eric Bertholet

                                                                          4 . inter pares . 2021
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                               Auf geht’s! los!
                               André Chouraquis Übersetzung der          halten – um zu beten, Gottes Wort
                               Seligpreisungen zeigt, wie dyna-          zu hören, zu teilen, zu lachen und zu

“
                               misch das Glück ist, Gottes Kinder        weinen. Um dann wieder aufzubre-
                               in der Nachfolge Christi zu sein.         chen in unsere jeweilige Wirklichkeit,
                               Es ist ein Aufruf zu ständiger Be-        um dort Zeuge zu sein.
                               wegung, im Innern und im eigenen          Als AmtsträgerInnen leben wir vom
Kontemplation                  Umfeld. Der Dienst an Gottes Wort         Hin und Her zwischen Zeiten des
lässt uns die                  setzt ein aktives Zuhören voraus,         Rückzugs, der Stille und der Einsam-
Erde vergessen,                das eineN in Bewegung versetzt.           keit und Zeiten der Begegnung. Die-
Meditation lehrt                                                         ses Ein- und Ausatmen erlaubt es,
uns, uns darauf zu                                                       zugleich zentriert und durchlässig zu
verhalten.                     Zum Aufbruch in den Tag bereit            bleiben. Sichtbare und unsichtbare
                               Wie ist eine heutige Theologie der Äm-    Kirche gleichen einem Netz, in dem
Anne Barratin, Philan-         ter zu denken? Beim Wandern wie im        man aktiv Beziehungen schafft, die
thropin und Literatin          Leben ist die Vielfalt der Landschaf-     Gemeinschaft sichtbar macht, zum

                ”
                               ten, der Wege und der Rhythmen            Vertrauen ermutigt und zum Leben
                               grenzenlos. Um voranzukommen sind         im Vertrauen ermächtigt. Eine le-
                               Aufmerksamkeit, Durchhaltevermögen        bendige Gemeinschaft beruht auf
                               und Geschmeidigkeit gefragt. Durch        einer horizontalen und partizipativen
                               Studium und Weiterbildung ahnen wir,      Funktionsweise, die auch durch die
                               wie sehr zeitfressende Routine, Sicher-   AmtsträgerInnen vermittelt wird.
                               heitsdenken oder Entmutigung das
                               Weiterkommen verhindern. Sich jeden
                               Morgen von Neuem vorbereiten und
                               den Aufbruch wagen, im Bewusstsein
                               der eigenen Stärken und Schwächen,
                  Überlegung

                               bescheiden und wissensdurstig! Bal-
                               last abwerfen, sich freimachen, verfüg-
                               bar sein; mit der nötigen Ausrüstung,
                               nicht mehr und nicht weniger.

                               Kirche: ein Netz von Leuten
                               auf Wanderschaft
                               Was für eine Ekklesiologie braucht
                               die Gegenwart? Gemeinschaft be-
                               steht aus Bewegung. Gemeinsam
                     4         Kirche sein heisst, punktuell innezu-
5

                                                                                  Réflexion
En marche!
La traduction des béatitudes de          sont des ennemis de la marche.
Chouraqui met l’accent sur l’as-         Il est essentiel chaque matin de
pect dynamique du bonheur d’être         se préparer et d’oser se mettre en
enfant de Dieu à la suite du Christ.     route, dans la conscience de soi,
C’est un appel à un constant dé-         de ses charismes et de ses fragili-
placement, en soi et autour de           tés, humblement et avec la soif de
soi. Etre ministre de la Parole n’est    découvrir. S’alléger, se libérer, se
possible qu’au prix d’une écoute         rendre disponible; avoir l’équipe-
active qui met en mouvement.             ment nécessaire, ni plus ni moins.

                                                                                   “
Quelle théologie actualisée des
ministères? En randonnée comme           Un réseau de personnes en marche
dans la vie, il existe une infinie va-   Quelle ecclésiologie pour au-
riété de terrains, de parcours, de       jourd’hui? La communauté est
rythmes. L’attention, la souplesse       faite de mouvements. Etre Eglise            La contemplation
et la persévérance sont des quali-       ensemble, c’est prendre le temps            nous fait oublier la
tés précieuses pour aller de l’avant.    de nous arrêter ponctuellement              terre, la méditation
Les études et la formation continue      pour prier, nous mettre à l’écoute          nous apprend à
constituent une chance de mesurer        de la Parole, partager, rire et pleu-       nous y conduire.
combien la routine chronophage,          rer. Avant de repartir et de rejoindre
les certitudes, le découragement         nos réalités respectives pour y ap-         Anne Barratin, philanthrope
                                         porter notre témoignage.                    et femme de lettres

                                                                                                        ”
                                         En tant que ministre, l’aller-retour
                                         est vital, entre des temps de recul,
                                         de silence et de solitude et des
                                         temps de rencontre. Cette respi-
                                         ration permet de rester à la fois
                                         centré/e et perméable. L’Eglise,
                                         visible et invisible, est comme
                                         un réseau dans lequel se dépla-
                                         cer, avec la mission de créer des
                                         liens, de visibiliser la communion,
                                         de susciter, encourager et laisser
                                         vivre dans la confiance. Une com-
                                         munauté vivante se fonde sur un
                                         fonctionnement horizontal et par-
                                         ticipatif où le ministre est un trait
                                         d’union.

                                                                          4 . inter pares . 2021
i
                        p

“
Unsere Welt ist
nicht das ganze
Universum. Viel-
leicht gibt es einen
Ort, wo Christus
nicht tot ist.

Graham Greene,

              ”
Schriftsteller

                              Christus am Horizont                     nen Auftrag in ein radikal neues Licht.
                              Hinausgehen, die Privatsphäre ver-       Wir sind aufgerufen, von der Gabe
                              lassen, um Weg und Steg zu erkun-        des Lebens zu leben, hier und jetzt,
                              den, kann ungemütlich sein. Aber         und in der Hoffnung auf das zu ver-
                              war denn Jesus selbst auch nicht un-     harren, was einst vollkommen sein
                              terwegs? Es ist Zeit, sich ergänzende    wird. Hinter jeder Wegbiegung riskie-
                              Modelle der Vielfalt zu wagen, uns für   ren wir es, auf Elend, Not, Hoffnungs-
                              kurze Einsätze zu engagieren, den        losigkeit zu stossen. Doch ebenso
                              Austausch zu fördern. Einfachheit zu     gut kann es sein, dass wir an einem
                 Überlegung

                              lernen ermöglicht es, das Grundsätz-     Fest, einem Bankett teilnehmen kön-
                              liche zu bewahren: Präsenz, die ein      nen, in fröhlicher Ausgelassenheit.
                              Zeichen setzt, die intime Begegnung      Und überall wird er schon da sein.
                              mit Gott, und, in aller Bescheiden-
                              heit, die Begegnung von Mensch zu                                   Agnès Thuégaz
                              Mensch, mit dem andern in seiner
                              eigenen Wirklichkeit.                    Sie ist verheiratet und Mutter dreier
                              «Er geht euch voraus nach Galiläa»       Kinder. Sie war Sozialpädagogin, bevor sie
                              (Markus 16,7). Christus erwartet uns     Theologie studierte und Pfarrerin wurde. Ihr
                              da, wo er gegangen ist, gepredigt        Amt übt sie seit 2018 in der Kirchgemeinde
                              und geheilt hat. Sein Tod und seine      Martigny-Saxon VS aus.
                    6         Auferstehung stellen sein Leben, sei-
7

                                                                                       Réflexion
Le Christ pour horizon                   ministère. Nous sommes appe-
Le fait de sortir, de quitter l’entre-   lés à vivre du don de la Vie, ici et
soi pour parcourir les chemins peut      maintenant, en demeurant dans
être inconfortable. Et pourtant, Jé-     l’espérance pour ce qui n’est pas
sus a vécu son ministère en itiné-       encore achevé. Au détour du che-
rance! Il est temps d’oser des mo-       min, nous risquons de découvrir la
dèles variés, la complémentarité,        misère, la détresse, le désespoir.
de s’engager pour des missions           Ailleurs, nous participerons à la
courtes, de favoriser les échanges.      fête, au festin, dans la joie. Partout,
L’apprentissage de la simplicité         Il sera déjà là.
permet de garder ce qui est fon-
damental, une présence qui soit                                     Agnès Thuégaz

                                                                                        “
signe, le cœur à cœur avec Dieu,
la rencontre humble et incarnée de       Mariée et mère de trois enfants, elle était
l’autre, dans sa réalité.                éducatrice spécialisée avant de suivre des
«Il vous précède en Galilée» (Marc       études de théologie et de devenir pasteure.
16, 7). Le Christ nous attend là où      Elle exerce son ministère dans la paroisse       Notre monde n’est
il a marché, prêché, guéri. Sa mort      du Coude du Rhône Martigny-Saxon (VS)            pas tout l’univers.
et sa résurrection éclairent d’une       depuis 2018.                                     Peut-être y a-t-il
manière radicalement nouvelle son                                                         un endroit où le
                                                                                          Christ n’est pas
                                                                                          mort.

                                                                                          Graham Greene,
                                                                                          écrivain

                                                                                                        ”
                                                                               4 . inter pares . 2021
i
                          p
                                Pfarrerinnen und Pfarrer haben Zeit
                                Ritualgestalterin, Gratis-Psycho-         vermutlich alles andere als neu sind.
                                loge, Dienerin am göttlichen Wort,        Es sind auch nicht nur Pfarrerinnen

“
                                Eventmanagerin – was ist man ei-          und Pfarrer, die klagen. Auch andere
                                gentlich, wenn man Pfarrer oder           Berufsgruppen innerhalb der Kirche
                                Pfarrerin ist? An einer Retraite des      sind ausser Atem und haben kaum
                                Pfarrkapitels Zürich wurde klar:          Zeit, die eigene Rolle und das eige-
Die höhere Seele                Vielen Pfarrpersonen fehlt oft sogar      ne Handeln zu reflektieren. Zu kurz
ist nicht die, wel-             die Zeit, um über die eigene Be-          kommen dabei nicht zuletzt auch per-
che vergibt, son-               rufsidentität nachzudenken.               sönliche Formen der Spiritualität und
dern die, welche                                                          das Nachdenken über theologische
keine Vergebung                                                           Fragen und Themen. Das kann nicht
braucht.                        Zeitmangel, überall                       gut sein, weder für die Kirche noch für
                                Pfarrerinnen und Pfarrer sind stark       den Pfarrberuf.
François René de                eingebunden, auch das war oft zu
Chateaubriand,                  hören am genannten Kapitelstreffen.
Schriftsteller                  Und nicht immer so, wie sie es sich

              ”
                                wünschen würden: Sachzwänge
                                geben den Takt vor. Die Fusion zur
                                Evangelisch-Reformierten Kirchge-
                                meinde Zürich mit zwölf Kirchenkrei-
                                sen hat den beruflichen Alltag auch
                                komplexer gemacht. Sitzungen und
                                administrative Arbeiten nehmen zu.
                                Hinzu kommen die regulären pfarr-
                                amtlichen Aufgaben wie Gottesdiens-
                                te und Seelsorge, Kasualien und Un-
                   Überlegung

                                terricht. Die Kirchenkreise bemühen
                                sich aber auch um ein vielfältiges kul-
                                turelles Angebot, um damit der Vielfalt
                                ihrer Mitglieder gerecht zu werden.
                                All dies unter der Vorgabe, möglichst
                                ressourcenschonend zu walten. Kein
                                Wunder also, dass Zeitmangel als
                                Problem wahrgenommen wird.
                                Bald fünf Jahre bin ich als Pfarrer in
                                Zürich tätig. Fünf Jahre, in denen ich
                                die geschilderten Probleme selbst
                      8         kennenlernen durfte. Probleme, die
9

                                                                                   Réflexion
Les pasteur(e)s ont du temps
Au fond, une pasteure, un pas-         Autre constat: les pasteur(e)s sont
teur, c’est quoi? Une conceptrice      engagé(e)s dans une multitude de
de rituels, un psychologue gra-        tâches, et pas toujours de leur plein
tuit, un serviteur de la Parole, une   gré. Les contraintes externes dictent
organisatrice d’évènements?            le rythme. Avec les douze districts is-
                                       sus de la fusion, le travail dans la nou-
Pour les participants à une retraite   velle paroisse évangélique réformée
des pasteur(e)s de Zurich, une         de Zurich est devenu plus complexe.
chose était claire: les pasteur(e)     Des séances et des tâches adminis-
s manquent souvent de temps,           tratives de plus en plus nombreuses

                                                                                    “
même pour réfléchir à leur propre      s’ajoutent aux activités purement
identité professionnelle.              pastorales, telles que les cultes, l’au-
                                       mônerie, les actes ecclésiastiques
                                       ou l’enseignement religieux. De plus,
                                       chaque district cherche à offrir un            L’âme supérieure
                                       large éventail d’activités culturelles         n’est pas celle qui
                                       pour répondre à la diversité de ses            pardonne, c’est
                                       membres. Et tout cela sous le pré-             celle qui n’a pas
                                       cepte de l’économie des ressources.            besoin de pardon.
                                       On ne s’étonnera donc pas que le
                                       manque de temps soit perçu comme               François René de
                                       un problème.                                   Chateaubriand,
                                       Je suis pasteur à Zurich depuis près           écrivain

                                                                                                    ”
                                       de cinq ans, période durant laquelle
                                       j’ai pu vivre ces problèmes de l’inté-
                                       rieur. Des problèmes qui ne sont cer-
                                       tainement pas nouveaux. D’ailleurs,
                                       les pasteur(e)s ne sont pas les seuls
                                       à se plaindre: d’autres collaborateurs
                                       paroissiaux sont eux aussi à bout de
                                       souffle et manquent de temps pour
                                       questionner leur rôle et leur travail. La
                                       spiritualité personnelle et la réflexion
                                       sur les questions religieuses et théo-
                                       logiques en souffrent particulière-
                                       ment. Cela n’est bon ni pour l’Eglise
                                       ni pour la profession de pasteur(e).

                                                                           4 . inter pares . 2021
i
                        p

“
Kein Journalist
mehr weiss, was
eine gute Nach-
richt ist.

Dalai Lama,
buddhistischer Mönch

              ”              Freiräume schaffen
                             Der Kirchenkreis neun, in dem ich tä-
                             tig bin, umfasst die beiden urbanen
                             Quartiere Albisrieden und Altstetten.
                             Ein Strategieprozess innerhalb des
                                                                      Pfarramt auszeichnendes Merkmal
                                                                      werden. Zeit, Kasualien sauber und
                                                                      sorgfältig vorzubereiten. Zeit, per-
                                                                      sönliche Kontakte zu den Menschen
                                                                      und auch die eigene Spiritualität zu
                             Kirchenkreises hat gezeigt: Man will     pflegen. Zeit, sich im Pfarrteam ge-
                             Freiräume schaffen und sich von          genseitig zu stützen und über die
                             einem übervollen Programm und            Rolle des Pfarramts zu diskutieren.
                             unzähligen Angeboten verabschie-         Pfarrerinnen und Pfarrer müssen
                             den. Es hat sich die Überzeugung         nicht alles sein und nicht alles kön-
                Überlegung

                             durchgesetzt, dass Kirche nicht          nen. Sie müssen vor allem Zeit ha-
                             besser oder erfolgreicher wird, wenn     ben – für andere und für sich.
                             sie sich in ständiger Geschäftigkeit
                             verliert. Vielmehr soll sich Kirche in                          Francesco Cattani
                             einer hektischen Welt dadurch aus-
                             zeichnen, dass sie Zeit hat. Mitarbei-   Er ist geboren 1983, ist seit 2016 Pfarrer
                             tende und Pfarr-personen sollen Zeit     im Kirchenkreis 9 Albisrieden Altstetten
                             haben, auf Gemeindeglieder einzu-        und damit Teil der Evangelisch-reformier-
                             gehen, Beziehungen zu pflegen und        ten Kirchgemeinde Zürich. Seine Aufgaben
                             seelsorgerlich präsent zu sein.          umfassen allgemeine pfarramtliche Tä-
                             Auf den Pfarrberuf bezogen be-           tigkeiten sowie die Schwerpunkte Jugend
               10            deutet das: Zeit haben soll ein das      und junge Erwachsene.
11

                                                                                              Réflexion
Se donner du temps                         «avoir le temps» doit être un signe
Le district 9 dans lequel je travaille     distinctif du travail pastoral. Le
est constitué des quartiers urbains        temps pour préparer consciencieu-
d’Albisrieden et d’Altstetten. Une ré-     sement les actes ecclésiastiques,
flexion stratégique qui y a été menée      pour soigner les contacts person-
a abouti à cette conclusion: il faut se    nels et pour développer sa propre
donner du temps et en finir avec les       spiritualité. Le temps aussi pour se
programmes surchargés et les offres        soutenir entre collègues et échan-
pléthoriques. Ce n’est pas en se           ger sur le rôle de la profession. Les
perdant dans de multiples activités        pasteur(e)s ne doivent ni tout faire
que l’Eglise deviendra meilleure ou        ni tout savoir. Ils doivent avant tout
gagnera en reconnaissance – telle          avoir du temps – pour les autres et

                                                                                               “
était la conviction largement parta-       pour eux-mêmes.
gée. Dans le monde frénétique qui
est le nôtre, l’Eglise doit au contraire                             Francesco Cattani
se distinguer par le fait qu’elle a du
temps. Les collaborateurs et les mi-       Né en 1983, il est depuis 2016 pasteur dans           Aucun journaliste
nistres doivent avoir le temps d’être      le district 9, Albisrieden-Altstetten, de la pa-      ne sait plus
à l’écoute des paroissiens, de soi-        roisse évangélique réformée de Zurich. En             ce qu’est une
gner les contacts et d’être présents       plus des tâches pastorales générales, il est          bonne nouvelle.
pour les besoins spirituels.               plus particulièrement responsable des activi-
Rapporté au ministère, cela signifie:      tés avec les adolescents et les jeunes adultes.       Dalaï Lama,
                                                                                                 moine bouddhiste

                                                                                                               ”

                                                                                     4 . inter pares . 2021
i
                          p
                              Und wenn es anders wäre?
                              Als ich mit 25 Jahren als Zweitaus-   Funktion innerhalb der Gemeinde
                              bildung Theologie zu studieren be-    bezeichnet, also nicht auf einen

“
                              gann, wollte ich Pfarrerin werden,    geistlichen Stand verweist? Genau
                              meine Vorstellungen waren da ganz     genommen waren also alle Pfarrer
                              unzweideutig. Im Lauf des Studi-      und Diakone ebenfalls «Laien im
                              ums nahm dann nach und nach           Amt»; warum also sollte man uns
Die mit Lachen                eine Frage meine Gedanken in Be-      weiter zwischen Stuhl und Bank
verbrachte Zeit               schlag: Und wenn es anders wäre?      lassen, weder wirklich Laien noch
ist mit Gott                                                        wirklich Amtsträger? Die Lage
geteilte Zeit.                                                      wurde umso absurder, als die Auf-
                              Von der «Laiin im Amt» zur            gaben, die wir für unsere Kirche
Japanisches Sprichwort        «Amtsbeauftragten»                    tagtäglich erfüllten, alle Attribute

               ”
                              Zahlreiche Aspekte mischten sich      eines Amts hatten. So ging unse-
                              von aussen in meine Überlegun-        re Kirche langsam, aber sicher den
                              gen ein. Wenn ich mir jedoch heute    Weg hin zur neuen Bezeichnung
                              meine Geschichte vor Augen führe,     «Amtsbeauftragte/r», die anlässlich
                              erkenne ich, dass sich in mir schon   einer Feier in der Kathedrale St. Pe-
                              während des Studiums eine ande-       ter im Mai 2016 offizialisiert wurde.
                              re Überzeugung abzeichnete, die
                              einen Bezug dazu hat, dass unsere
                              Kirche ihre Sprache – und dazu ihre
                              Ämter – diversifizieren muss.
                              Als ich ab 2005 als Lehrkraft am
                              Atelier Œcuménique de Théolo-
                              gie (AOT) arbeitete, war ich von
                              der Protestantischen Kirche Genf
                 Überlegung

                              (EPG) zunächst als «Laiin im Amt»
                              anerkannt. Allerdings begannen wir
                              uns von der Bezeichnung «Laie»
                              sehr rasch eingeengt zu fühlen
                              – die EPG hatte sie einigen zuteil
                              werden lassen.
                              Was mag «Laie» im Protestantismus
                              denn noch bedeuten, wo wir doch
                              alle (Pfarrer, Diakone, Gemeinde-
                              glieder) gemäss dem Prinzip des
                              Priestertums aller Gläubigen Laien
                12            sind und das Amt nur eine spezielle
13

                                                                                  Réflexion
Et si c’était autrement?
Lorsque je me suis lancée dans des      Engagée dès 2005 comme ensei-
études de théologie, à 25 ans, en       gnante à l’Atelier Œcuménique de
deuxième formation, je voulais de-      Théologie (AOT), j’ai d’abord été
venir pasteure, les choses étaient      reconnue comme «laïque exerçant
très claires dans ma tête. Puis, au     un ministère» par l’Eglise protes-
fil de mes études, une question         tante de Genève (EPG). Mais très
s’est peu à peu infiltrée dans mon      vite, ce qualificatif de «laïque», dont
esprit: et si c’était autrement?        nous étions quelques-uns à être
                                        gratifiés dans l’EPG, a commencé
Beaucoup d’éléments extérieurs          à nous gêner aux entournures.

                                                                                   “
sont venus s’immiscer dans ma           En effet, en protestantisme,
réflexion. Mais lorsque je relis au-    que signifie encore cet adjec-
jourd’hui mon histoire, je vois que,    tif «laïque», alors que, selon le
durant mes études déjà, une autre       principe du sacerdoce universel,
conviction se dessinait déjà en moi,    nous tous (pasteurs, diacres, pa-            Le temps employé
liée à la nécessité pour notre Eglise   roissiens) sommes laïques - le               à rire est un temps
de diversifier son langage - et pour    ministère n’étant qu’une fonction            partagé avec Dieu.
ce faire, ses ministères.               particulière au sein de la commu-
                                        nauté, et non un sacerdoce. Ainsi,           Proverbe japonais

                                                                                                    ”
                                        au sens strict, tous les pasteurs
                                        et les diacres étaient également
                                        des «laïques exerçant un minis-
                                        tère»; pourquoi alors continuer à
                                        nous laisser sur ce strapontin peu
                                        confortable: ni vraiment laïques,
                                        ni vraiment ministres. La situation
                                        devenait d’autant plus aberrante
                                        que le travail que nous étions en
                                        train d’accomplir pour notre Eglise
                                        était véritablement de l’ordre d’un
                                        ministère.
                                        C’est ainsi que notre Eglise a che-
                                        miné, lentement mais sûrement,
                                        vers cette nouvelle appellation,
                                        «chargé de ministère», qui a été
                                        reconnue officiellement lors d’une
                                        célébration à Saint-Pierre en mai
                                        2016.

                                                                          4 . inter pares . 2021
i
                           p

“
Denkt daran, wenn
ihr diese Erde
verlässt, dass ihr
nichts von dem
mitnehmt, was ihr
bekommen habt –
sondern nur das,
was ihr gegeben
habt.

Franz von Assisi,
Ordensgeistlicher
                                 Und heute, was für ein Amt?           ums an die Welt, die uns umgibt,

               ”
                                 Heute fühle ich mich als Amtsbe-      uns allen neue Möglichkeiten be-
                                 auftragte wohl. Ich habe in meiner    schert, und das freut mich. So fühle
                                 Kirche ein Amt inne, bin anerkannt,   ich mich getragen im Amt, das ich
                                 habe einen richtigen Platz in mei-    seit Kurzem für die Gemeinde Ber-
                                 nem Pfarrkollegium und in unserer     nex-Confignon bekleide: gewiss ein
                                 «Compagnie des Pasteurs et des        Pfarramt ähnliches Amt, das mir
                                 Diacres»: ich verfüge über ein so-    aber erlaubt, dieser Kirchgemeinde
                                 lides Rückgrat und bin in unserer     einen etwas anderen Standpunkt
                                 reformierten Genfer Tradition ver-    zu bieten, einen vielleicht weniger
                    Überlegung

                                 wurzelt. Aber gleichzeitig kann ich   «formatierten», der freier darin ist,
                                 mein Gesicht gegen aussen wen-        neue Ausdrucksformen auszupro-
                                 den – alle Fenster stehen offen –,    bieren? Es bleibt noch alles offen,
                                 ohne in der Zwangsjacke zu ste-       und genau das macht die Sache
                                 cken, zu der ein Pfarramt bisweilen   spannend!
                                 werden kann, insbesondere in den
                                 Augen der Welt da draussen. Über-                                 Georgette Gribi
                                 dies sehe ich rund um mich herum,
                                 dass die Öffnung meiner Kirche hin    50-jährig: Theologiestudium in Genf von 1996
                                 zu anderen Kompetenzen und zu         bis 2007; Lehrkraft, dann Co-Leiterin des AOT
                                 einer grösseren Diversität in Sa-     von 2005 bis 2020; seit 2021 verantwortlich
                14               chen Verkündigung des Evangeli-       für die Kirchgemeinde Bernex-Confignon.
15

                                                                                   Réflexion
Quel ministère aujourd’hui?           monde qui nous entoure, nous
Aujourd’hui, je me sens bien dans     enrichit tous de possibilités nou-
mes baskets de chargée de mi-         velles; et cela me réjouit. Je me
nistère. Je suis ministre de mon      sens ainsi portée dans le minis-
Eglise, reconnue, avec une vraie      tère que j’exerce depuis peu pour
place au sein de ma pastorale et      la paroisse de Bernex-Confignon:
de notre «compagnie des pas-          un ministère certes de type pas-
teurs et des diacres»: au bénéfice    toral, mais qui me permet d’offrir
donc d’une colonne vertébrale         à cette paroisse un point de vue
solide, enracinée dans notre tra-     un peu différent, moins «formaté»
dition réformée genevoise. Mais       peut-être, plus libre de tenter des
en même temps, je peux tourner        formes d’expressions nouvelles?

                                                                                    “
mon visage vers l’extérieur, toutes   Tout reste encore ouvert, voilà qui
fenêtres ouvertes, sans être prise    est passionnant!
dans le carcan que peut parfois
devenir le ministère pastoral, no-                              Georgette Gribi
tamment aux yeux du monde ex-                                                         Rappelez-vous
térieur. De plus, je vois autour de   50 ans: étude de théologie à Genève (1996-      que lorsque vous
moi que l’ouverture de mon Eglise     2007); enseignante puis co-directrice de        quittez cette terre,
vers d’autres compétences, vers       l’AOT (2005-2020); depuis 2021, répon-          vous n’emportez
une diversité plus grande dans sa     dante de la paroisse de Bernex-Confignon.       rien de ce que
manière d’annoncer l’Evangile au                                                      vous avez reçu
                                                                                      - uniquement ce
                                                                                      que vous avez
                                                                                      donné.

                                                                                      François d’Assise,

                                                                                                     ”
                                                                                      religieux

                                                                           4 . inter pares . 2021
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                         p
                              Die Identität der Pfarrperson in der Spannung von Beruf und Berufung
                              Was die Fragetechnik von Max Frisch dabei helfen könnte

                              «Der Beruf des Pfarrers, sein Bild in    Pfarrberufsarbeit bezeichnen, er-

“
                              der Öffentlichkeit und sein Aufga-       lernen und sich aneignen konnte.
                              benfeld sind auf das stärkste von        Und dass es zweitens wenig Sinn
                              den gegenwärtigen Umwälzungen            macht, von einer Berufung unab-
                              in unserer Gesellschaft betroffen.»      hängig von diesem «Kompetenzer-
Wo kein Verlangen             Das steht auf dem Umschlag des           werb» zu sprechen.
ist, ist Frieden.             Buches von Karl Wilhelm Dahm mit         Vergleichen wir das Zitat am Anfang.
                              dem Titel: Beruf Pfarrer und dem         Ausser, dass es heissen müsste,
Lao-Tse, chinesischer         Untertitel: Empirische Aspekte.          der Beruf der Pfarrperson, könnte
Weiser                                                                 der Satz sonst aus der heutigen Zeit

               ”
                              Dieses Buch ist vor 50 Jahren,           stammen. Es sind auch wieder ge-
                              1971, erschienen. Dass ich mich          sellschaftliche Umwälzungen, solche
                              als Theologiestudent später dazu         die man sich vor 50 Jahren kaum
                              entschied, den Beruf des Pfarrers        ausdenken konnte, aber wir sind
                              zu ergreifen, ist nicht zuletzt diesem   als Pfarrpersonen davon in unserer
                              Buch zu danken.                          Identität, in unserem Ureigensten
                              Woran lag es? An dem, was lapidar        betroffen, vielleicht sogar bedroht.
                              mit «Empirische Aspekte» bezeich-        Hat das damit zu tun, dass auf ein-
                              net wurde. Die zum ersten Mal in         mal auch die Kompetenzen nicht
                              dieser Weise dargestellte nicht nur      mehr unbestritten sind, sich die
                              historische (die kommt in dem Buch
                              ebenfalls zum Zuge), sondern jetzt
                              auch auf soziologischen Untersu-
                              chungen und Erkenntnissen beru-
                              hende Auseinandersetzung mit dem
                 Überlegung

                              Pfarrberuf im Protestantismus. Wie
                              «funktioniert» Pfarrer, was funktio-
                              niert, wie? Was für eine Agentin des
                              Religiösen in der Gesellschaft ist die
                              Pfarrperson? (Wobei dieser letzte
                              Begriff noch nicht in Gebrauch war.)
                              Aber jetzt die Frage, warum hat es
                              damals Mut gemacht, sich für den
                              Beruf berufen zu fühlen?
                              Erstens, weil der Beweis erbracht
                              wurde, dass man die Kompetenzen
                16            einer erfolgreichen, wirkungsvollen
17
Le métier de pasteur entre profession et vocation

                                                                                  Réflexion
Le questionnaire de Max Frisch comme guide

«La profession de pasteur, son           réformée était examinée non seule-
image auprès du grand public et          ment sous l’angle historique (qui est
son champ d’action sont profon-          toutefois aussi abordé), mais à la lu-
dément touchés par les boule-            mière d’études sociologiques et des
versements sociétaux que nous            connaissances qui en découlaient.
vivons aujourd’hui». C’est ce que        Comment «fonctionne» un pasteur,
l’on peut lire sur la page de couver-    qu’est-ce qui fonctionne et comment
ture du livre de Karl Wilhelm intitulé   cela fonctionne-t-il? Quelle sorte
Beruf: Pfarrer, et en sous-titre: Em-    d’agente ou d’agent du religieux une

                                                                                   “
pirische Aspekte. [Profession: pas-      pasteure ou un pasteur est-elle ou
teur. Aspects empiriques]                est-il dans la société? (A noter que
                                         la notion de pasteure n’existait pas
Cet ouvrage paru en 1971, il y a donc    à l’époque). Mais revenons à notre
50 ans, a été déterminant dans mon       question: en quoi ce livre pouvait-il       L’absence de désir,
choix de la profession de pasteur.       être un encouragement à suivre une          c’est la paix.
Pourquoi? A cause du point de vue        vocation pour le pastorat?
pris par l’auteur, sobrement annon-      Parce qu’il a prouvé, premièrement,         Lao Tseu, sage chinois

                                                                                                    ”
cé par le sous-titre «aspects em-        que les compétences nécessaires à
piriques». Pour la première fois, la     un travail pastoral portant des fruits
profession de pasteur dans l’Eglise      peuvent être identifiées, apprises et
                                         acquises, et deuxièmement, qu’il ne
                                         fait pas sens de parler de vocation
                                         indépendamment de cette «acquisi-
                                         tion de compétences».
                                         Revenons à la citation mise en exer-
                                         gue. Hormis le fait qu’elle devrait
                                         mentionner également les pas-
                                         teures, elle pourrait avoir été écrite
                                         aujourd’hui. Nous vivons des bou-
                                         leversements sociétaux qui auraient
                                         été inimaginables il y a 50 ans, mais
                                         qui nous touchent, voire qui nous
                                         menacent dans notre identité la plus
                                         profonde.
                                         La question de la recherche d’iden-
                                         tité entre profession et vocation se
                                         pose-t-elle à nouveau, mais d’une

                                                                          4 . inter pares . 2021
i
                          p

“
Eine liebende Mut-
ter lehrt ihr Kind,
selbst zu gehen.

Søren Kierkegaard,
Theologe und Philosoph

               ”              Identitätsfrage zwischen Beruf und
                              Berufung wieder ganz neu stellt?
                              Psychologen sagen, dass es dann
                                                                       In jeweils 25 Fragen wird der Leser
                                                                       zu bestimmten Themen befragt. Al-
                                                                       les Fragen, die sehr intim sind, nach
                              zu einer Identität kommt, wenn           dem eigenen Bild gegenüber dem
                              Fremdbild (Bild in der Öffentlichkeit)   Aussenbild, das sich in den Fragen
                              und Eigenbild in etwa übereinstim-       ausdrückt, verlangen, nach der Be-
                              men. Doch wie könnte man unter           schreibung der eigenen Identität.
                              Berufskolleginnen und -kollegen          An der vom Pfarrverein geplanten
                              neu dazu finden?                         Tagung versuchen wir anhand sol-
                 Überlegung

                              1972 kam das zweite Tagebuch             cher Fragen zu Beruf und Berufung
                              von Max Frisch «Tagebuch 1966-           miteinander ins Gespräch zu kom-
                              71» heraus. Auf dem Cover der            men, uns an der je eigenen Identität
                              Taschenbuchausgabe steht sein            des andern zu messen und sie zu
                              Satz. «Es ist nicht die Zeit für Ich-    ermöglichen.
                              Geschichten. Und doch vollzieht
                              sich das menschliche Leben oder                                Hansjakob Schibler
                              verfehlt sich am einzelnen Ich, nir-
                              gends sonst.»                            Heute pensioniert, war Pfarrer in Graubün-
                              Dieses zweite Tagebuch ist nicht         den, Basel-Land und Zürich, wo er jetzt
                              zuletzt der sogenannten Fragebo-         verschiedene Vertretungen macht. Er ist
                18            gen wegen so bekannt geworden.           Mitglied des SRPV-Vorstands.
19

                                                                                           Réflexion
autre manière parce que les com-            ses fameux questionnaires. Cha-
pétences sont désormais elles aussi         cun comporte 25 questions sur un
remises en question?                        thème spécifique. Elles sont très
Les psychologues nous disent que            intimes et face à l’image extérieure
l’identité se forme lorsque l’image         qu’elles reflètent, le lecteur qui y ré-
publique (celle que les autres se font      pond se voit confronté à la question
de nous) correspond plus ou moins           de sa propre identité.
à l’image que l’on se fait de soi.          Lors des assises organisées par
Mais comment pourrions-nous, en             la Société pastorale, nous cher-
s’entraidant entre collègues, trouver       cherons à entrer en dialogue sur la
cette image identitaire?                    thématique de la profession et de
Le deuxième volume du journal de            la vocation en nous aidant de telles

                                                                                            “
Max Frisch a paru en 1972 («Jour-           questions. En nous mesurant à celle
nal 1966-1971»). La couverture de           de l’autre, nous tenterons de définir
l’édition (allemande) de poche por-         notre propre identité.
tait la phrase suivante: «L’époque
n’est pas aux histoires en JE. Mais                                Hansjakob Schibler         La mère aimante
beaucoup de choses, dans la vie                                                               apprend à son
humaine, se réalisent ou échouent           Aujourd’hui retraité, il a été pasteur aux        enfant à marcher
à l’échelle de l’individu, pas ailleurs.»   Grisons, Bâle Campagne et Zurich, où il fait      seul.
Le deuxième Journal de Max Frisch           maintenant nombre de remplacements. Il
doit sa popularité, entre autres, à         est membre du comité de la SPS.                   Sören Kierkegaard,
                                                                                              théologien et philosophe

                                                                                                               ”

                                                                                   4 . inter pares . 2021
i
                        p
                              QUO VADIS PFARRER-IN?
                              Ein Amt im Umbruch! Worauf beruht es?
                              Das Pfarramt kann uns viel Freude         tes in den - grossen - Schwester-
                              bereiten! - Eine wichtige und immer       kirchen, wie der orthodoxen, der

“
                              wieder gefragte Person zu sein erfüllt    römisch-katholischen, der angli-
                              das Leben und ist sinnstiftend. Mit       kanischen und noch der christ-ka-
                              und in diesem Amt kann man Glück          tholischen Kirche, sind die protes-
                              empfinden. Die mit anderen Men-           tantischen und insbesondere die
Schau genau hin:              schen geteilte Freude in verschie-        reformierten Amtsträger-innen dem
Was du sehen                  densten Lebenssituationen trägt           konkreten Leben der Menschen in
wirst, ist nicht              stark zu diesem Glücksgefühl bei.         der Gesellschaft sehr nahe - einer
mehr, was du eben                                                       Gesellschaft, die sich enorm ver-
gesehen hast.                 Indessen ist dieses Amt seit jeher        ändert hat und weiterhin verändert.
                              nicht nur mit der Freude, sondern         Auch das Frauenpfarramt in den re-
Leonardo da Vinci,            auch mit dem Leiden und den Ab-           formierten Kirchen hat teilweise ge-
Künstler und Genie            gründen menschlicher Existenz kon-        rade damit zu tun. Und heute auch

               ”
                              frontiert. Aber auch da, wenn es eine     die Art, wie reformierte Kirchen in
                              Möglichkeit zu trösten, ein Anstoss,      der Schweiz mit der ‘Ehe für alle‘
                              zu überwinden und sich zu heilen,         umgehen, ist eine klare Demons-
                              gibt, können Genugtuung und ein           tration ihrer nahen Berührung mit
                              tiefes Empfinden von Sinnhaftigkeit       der Gesellschaft und ihrer Entwick-
                              Pfarrpersonen Erfüllung bringen.          lung. All dies bedeutet eine grosse
                              Trotzdem gibt es Situationen, in denen    Aufmerksamkeit für das Leben der
                              wir auch als Pfarrer-innen, weder Sinn    Menschen seitens dieser Kirchen
                              noch Antworten zu finden vermögen -       und auch ihrer Pfarrpersonen.
                              und abgeschlagen und deprimiert blei-
                              ben. Uebrigens kommen die Schwie-
                              rigkeiten nicht allein von den ‘grossen
                 Überlegung

                              Schlägen im Leben’, sondern auch
                              von den Schwierigkeiten mit Kolleg-
                              innen, mit einem Kirchgemeinderat,
                              anderen Behörden oder Personen, die
                              direkt mit der Kirche verbunden sind
                              oder auch nicht, einem persönlichen
                              Gesundheitsproblem, usw...

                              Eine bedeutende Eigenart
                              Im Vergleich mit dem Verständnis
               20             und der Wirklichkeit des Dienstam-
21
QUO VADIS PASTEUR-E ?*

                                                                                    Réflexion
Un ministère en pleine transformation
La situation du métier de pasteur-       Cependant, il y a les situations où
e peut produire un grand nombre          nous-mêmes, aussi en tant que pas-
de joies! - Etre une personne im-        teur-e-s, nous ne trouvons ni sens ni
portante et demandée remplit une         réponses - et restons simplement
vie et donne un sentiment de sens.       abattus ou déprimés. Par ailleurs, les
On peut éprouver un bonheur en           difficultés ne proviennent pas seule-
exerçant cette profession. Les           ment des «grands coups de la vie»,
joies partagées avec d’autres êtres      mais aussi des difficultés entre collè-
humains dans des situations si di-       gues, avec un conseil de paroisse,
verses de la vie contribuent beau-       d’autres autorités ou personnes

                                                                                     “
coup à ce sentiment de bonheur.          directement liées à l’Eglise ou non,
                                         d’un problème de santé personnel,
En même temps, ce métier est             et ainsi de suite...
confronté depuis toujours non seu-
lement aux joies, mais aussi aux                                                       Regarde attentive-
souffrances et abysses de la vie hu-     Une grande spécificité                        ment, car ce que
maine. Encore là, s’il y a possibilité   Comparativement au concept et à               tu vas voir n’est
de consoler et d’aider au dépasse-       la réalité du ministère des - grandes         plus ce que tu
ment ou à la guérison, la satisfaction   - Eglises sœurs, comme l’Eglise               viens de voir.
et le sentiment profond de la pré-       orthodoxe, l’Eglise catholique ro-
sence de sens peuvent encourager         maine, l’Eglise anglicane et encore           Leonard de Vinci,
le/la ministre et donner un ressenti     l’Eglise catholique chrétienne, les           artiste et homme
de plénitude.                            ministres protestant-e-s et surtout

                                                                                                      ”
                                                                                       d’esprit
                                         réformé-e-s sont particulièrement
                                         proches de la vie concrète des
                                         gens dans la société qui, d’ailleurs,
                                         a énormément évolué et ne cesse
                                         de le faire. Ainsi, le ministère féminin
                                         dans les Eglises réformées en est
                                         clairement un résultat. Aujourd’hui,
                                         la manière dont les Eglises réfor-
                                         mées en Suisse abordent la ques-
                                         tion du «mariage pour tous» est une
                                         autre démonstration de leur contact
                                         intense avec la société et son évolu-
                                         tion. Cela révèle un souci réel pour la
                                         vie des gens de la part des Eglises
                                         réformées et de leurs ministres.

                                                                            4 . inter pares . 2021
i
                         p

“
Was bewiesen
werden muss,
um geglaubt zu
werden, ist nicht
viel wert.

Friedrich Nietzsche,
Philosoph

                ”              Unumgängliche Fragen
                               Diese Situation, sobald sie wohl
                               identifiziert und verstanden ist, führt
                               zu einer Reihe von existentiellen
                               Befragungen für uns, die Pfarrer-
                               innen, wie zum Beispiel:
                                                                           sich zweifellos auf geistlicher,
                                                                           psychologischer, administrativer,
                                                                           institutioneller und theologischer
                                                                           Ebene niederschlägt ?
                                                                         - Sind es etwa meine Ordination
                                                                           zum VDM und mein Bezug zu den
                               - Wie kann ich als Pfarrer-in mit der       im Neuen Testament erscheinen-
                                 Entfernung von den mehr traditi-          den Dienstämtern, die mich leiten
                                 onellen Grundlagen, die lange für         und stärker machen können?
                                 Verständnis und Wirklichkeit des
                  Überlegung

                                 Dienstamtes, auch des reformier-                                    Martin Hauser
                                 ten, bedeutend waren, umgehen?
                               - Wie kann ich mit dem Rück-              Mit langjähriger Erfahrung als Gemein-
                                 gang des Christentums und der           depfarrer in der welschen und deutschen
                                 Schwächung der christlichen             Schweiz, hat an den Universitäten Heidel-
                                 Kirchen in der Schweiz in meiner        berg, Basel, Bukarest und Fribourg unter-
                                 Amtsfunktion zurecht kommen?            richtet, war Koordinator des interkontinen-
                               - Habe ich denn als Pfarrer-in noch       talen Netzwerkes der UNESCO-Lehrstühle
                                 eine klare Identität?                   für die interkulturelle Verständigung, ist
                               - Falls dies nicht so sehr der Fall       heute emeritierter Professor und Mitglied
                                 ist, wie kann ich denn da mit der       des Vorstandes des Schweizerischen Re-
                 22              Unsicherheit auskommen, die             formierten Pfarrvereins.
23

                                                                                                 Réflexion
Des questions incontournables               - Est-ce mon ordination au minis-
Cette situation, une fois bien identifiée     tère pastoral et mon recours aux
et comprise, fait certainement naître         ministères bibliques qui pourront
toute une série d’interrogations exis-        m’orienter et réconforter?
tentielles pour nous, les pasteur-e-s:
- Comment puis-je gérer en tant                                             Martin Hauser
  que pasteur-e cet éloignement
  des bases plus traditionnelles qui        Il a exercé pendant bien des années le mi-
  ont régi pendant longtemps le             nistère pastoral paroissial en Suisse romande

                                                                                                  “
  concept et la réalité du ministère,       et alémanique, a enseigné aux Universités de
  même réformé?                             Heidelberg, Bâle, Bucarest et Fribourg, a été
- Comment puis-je gérer le fait             le coordinateur du réseau intercontinental
  de l’affaiblissement des Eglises          des Chaires UNESCO pour la compréhension
  chrétiennes en Suisse par rap-            Inter-culturelle, est actuellement professeur           Ce qui a besoin
  port à ma fonction ministérielle?         émérite et membre du Comité de la SPS.                  d’être démontré
- Ai-je encore une identité précise                                                                 pour être cru ne
  comme pasteur-e?                          ---                                                     vaut pas grand-
- Si cela est moins évident, alors          *) La focalisation sur le ministère pastoral            chose.
  comment puis-je gérer l’incerti-          est uniquement due au cadre limité de cette
  tude qui se crée au niveau spiri-         intervention. Il est bien évident que l’on devrait      Friedrich Nietzsche,

                                                                                                                    ”
  tuel, psychologique, administra-          pouvoir lier ces considérations à une réflexion         philosophe
  tif, institutionnel et théologique?       sur le ministère diaconal.

                                                                                                   Nächste Ausgabe:
                                                                                                   7. März
                                                                                                   11. März2021
                                                                                                            2022

                                                                                                   Redaktionsschluss:
                                                                                                   6. Januar
                                                                                                   10. Januar2021
                                                                                                              2022

                                                                                                   Prochaine édition:
                                                                                                   7 mars
                                                                                                   11 mars2021
                                                                                                           2022

                                                                                                   Délai de rédaction:
                                                                                                   6 janvier
                                                                                                   10  janvier2021
                                                                                                               2022

                                                                                        4 . inter pares . 2021
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  Pfarrsolidaitätsfonds (2020)              des pasteurs (2020)
  • 366 SpenderInnen                        • 366 donateurs et donatrices
  • 164'000 Franken                         • 164'000 francs

  verteilt an 33 PfarrerInnen und Diakone   distribués à 33 pasteur-e-s et diacres

  Macht mit, damit wir 200'000 Franken      Joignez-vous aux donateur-trice-s
  an Spenden erreichen können               afin que nous puissions atteindre
                                            200'000 CHF de dons

  Und herzlichen Dank an alle               Un grand merci à chacun-e pour
  SpenderInnen !                            votre solidarité !
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