Perspektiven November 2019 - Privatbank Bellerive
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Perspektiven. Highlights. PBB Marktbeurteilung. G KB Anlagepolitik. Die Renditen an den Obligationenmärkten bleiben ausge- Wirtschaft und Finanzmärkte 1 sprochen bescheiden und bieten keine valable Alternative Zinsen und Währungen 3 zu den Aktienmärkten, die immer noch ansprechende Aktien 5 Dividendenrenditen verzeichnen. Alternative Anlagen 7 Performance ausgewählter Indizes 8 Die EU und Grossbritannien haben sich Mitte Oktober auf ein neues Austrittsabkommen geeinigt, und die han- delspolitischen Gespräche zwischen den USA und China verlaufen zurzeit vielversprechend. Folglich hat sich der Renditeanstieg bei den Staatsanleihen zuletzt fortgesetzt. Aufgrund der schwachen Konjunktur und der niedrigen Inflation werden die Notenbanken indes ihren ultraexpan- siven Kurs beibehalten. PBB Konjunkturbeurteilung. GKB Anlagepolitik. In der Eurozone weisen die Konjunkturdaten mittlerweile USA 9 auf eine wirtschaftliche Stagnation hin. Eurozone 10 Schweiz 11 Auch aus den USA haben uns zuletzt schwache Wirt- Grossbritannien 12 schaftsnachrichten erreicht. Japan 13 China 14 In China ist das Wachstum im 2. Quartal 2019 auf den Kanada 15 tiefsten Stand seit 1992 gefallen. Schwellenländer 16 Brasilien 17 Die anhaltende Verlangsamung der Weltwirtschaft findet vorwiegend im Industriesektor statt – und hier gibt es nun Hinweise, dass die Talsohle bald erreicht sein könnte. Gute Gründe für eine konjunkturelle Belebung sehen wir derweil nicht. Vor diesem Hintergrund werden die Inflati- onsraten niedrig bleiben.
PBB Marktbeurteilung. Wirtschaft und Finanzmärkte. Vor einer «kleinen» Einigung im Handelskonflikt handel ist die Verschlechterung augenfällig: Während die Die handelspolitischen Gespräche zwischen den USA und Exporte in die Länder ausserhalb der USA noch leicht China verlaufen zurzeit vielversprechend und zumindest wachsen, sind die Ausfuhren in die USA regelrecht ein- eine Einigung über ein Teilabkommen (sogenanntes «Pha- gebrochen. Innerhalb sind sie um mehr als 20% gesunken se-1-Abkommen») scheint in greifbarer Nähe. Zwar ist der (Grafik 1). Aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen Vertrag noch nicht in trockenen Tüchern, aber beide Seiten Verlangsamung erwarten wir weitere Stimulierungsmass- geben sich optimistisch und haben gemäss übereinstim- nahmen sowohl seitens der Geld- als auch der Fiskalpolitik. menden Aussagen grosse Fortschritte gemacht. Die Grund- Dies dürfte die wirtschaftliche Verlangsamung zwar nicht lagen für die Unterzeichnung seien gelegt, hiess es. aufhalten, aber immerhin abbremsen. Für nächstes Jahr rechnen wir deshalb mit einer Wachstumsrate von nur Im Wesentlichen geht es im «Phase-1-Abkommen» darum, leicht unter 6%. dass sich China verpflichtet, amerikanische Agrargüter im grossen Stil zu kaufen: Die Rede ist von Gütern im Wert Tempoverlust der US-Wirtschaft von USD 40 bis 50 Mrd über die nächsten beiden Jahre. In den USA entwickelt sich die Wirtschaft nach wie vor Zudem soll die Offenheit der Finanzmärkte, der Schutz des vergleichsweise robust. Allerdings sendeten die jüngsten geistigen Eigentums und die Währung in das Abkommen Konjunkturdaten gewisse Schwächesignale aus, die darauf miteinbezogen werden. Die amerikanische Seite verzichtet hinweisen, dass auch die USA einen Tempoverlust erleidet. als Gegenleistung auf bereits angekündigte Zollerhöhun- So sind die Detailhandelsumsätze im September erstmals gen. Das «Phase-1-Abkommen» löst zwar nicht die grund- seit sechs Monaten wieder geschrumpft. Wir würden den sätzlichen Streitigkeiten zwischen den USA und China, ist Rückgang jedoch nicht als Vorbote eines generell schwa- aber doch ein erfreuliches Signal. Es zeigt, dass beide Sei- chen privaten Konsums interpretieren. Die fallende Ar- ten ein vitales Interesse an einem Waffenstillstand haben. beitslosigkeit, die höheren Löhne und die gute Konsumen- tenstimmung lassen eine nachhaltige Schwächung des Pri- Verlangsamung in China setzt sich fort vatkonsums als wenig wahrscheinlich erscheinen. Die In- Wirtschaftlich läuft es in den beiden grössten Volkwirt- dustrieproduktion verzeichnete im September ebenfalls schaften der Welt allerdings unterschiedlich. In China wer- einen überraschenden Rückgang. Zudem ist der viel beach- den die Bremsspuren des Handelskonflikts inzwischen tete ISM Manufacturing Index auf den niedrigsten Stand immer deutlicher sichtbar. Die Wachstumsrate ist im 3. seit 2016 gefallen. Die bislang vorliegenden regionalen Quartal 2019 mit 6% so tief ausgefallen wie seit Messbe- Aktivitätsindikatoren zeichnen allerdings ein klar besseres ginn im Jahre 1992 noch nie. Insbesondere im Aussen- Bild vom US-Industriesektor, weshalb wir mit einem An- Grafik 1: China leidet unter dem Handelskonflikt Grafik 2: ISM Manufacturing ist zu tief gefallen 60% 30 62 40% 20 58 20% 10 54 0% 0 -10 50 -20% -40% -20 46 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 01/16 07/16 01/17 07/17 01/18 07/18 01/19 07/19 Regionale Aktivitätsindikatoren Exporte in die USA (vs Vj) Exporte Rest der Welt (vs Vj) ISM Manufacturing Index (rechte Skala) Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 1
stieg des ISM Manufacturing Index im nächsten Monat Talsohle bald erreicht rechnen (Grafik 2). Auch die präventiven Zinssenkungs- Zweifelsohne hat die Weltwirtschaft schon bessere Zeiten schritte der US-Notenbank tragen zur Stabilisierung der gesehen. Dennoch ist übermässiger Pessimismus nicht US-Wirtschaft bei. Im nächsten Jahr rechnen wir mit einer angebracht. Im Industriesektor, der wegen des Handels- Verlangsamung des Wachstums auf 1.8%, nach deutlich konflikts besonders unter Druck steht, gibt es Hinweise, mehr als 2% in diesem Jahr. Eine rezessive Entwicklung ist dass die Talsohle bald erreicht sein wird. So verzeichnete indes weiterhin nicht zu befürchten. der globale Einkaufsmanagerindex für den verarbeitenden Sektor den zweiten Anstieg in Folge, wenn auch von einem Trübe Aussichten in der Eurozone bescheidenen Niveau aus (Grafik 4). Auch in einzelnen Der Blick auf die Eurozone fällt nach wie vor ernüchternd Schwellenländern wie etwa in Indien, Brasilien oder Russ- aus. Unisono weisen die wichtigsten Vorlaufindikatoren land gibt es Anzeichen, die für ein leicht anziehendes nach unten und signalisieren eine anhaltende wirtschaftli- Wachstum im kommenden Jahr sprechen. Wir sind deshalb che Verlangsamung. Der PMI Composite beispielsweise ist weiterhin der Überzeugung, dass die Verlangsamung der im Oktober nahe an der 50-Punkte-Marke verharrt, was Weltwirtschaft mehr und mehr einer Stabilisierung Platz mit einer konjunkturellen Stagnation gleichgesetzt werden machen wird. kann. In Deutschland sieht es sogar ganz danach aus, dass die grösste Volkswirtschaft der Eurozone in eine techni- An den Finanzmärkten dominiert die Zuversicht sche Rezession fallen wird (zwei Quartale in Folge mit Auch an den Finanzmärkten haben wieder die Optimisten negativer Wachstumsrate). das Zepter übernommen. Aktien verzeichneten in den letzten Wochen beachtliche Kursfortschritte und erreichten Für den gesamten Euroraum bleiben wir aber zuversicht- vielerorts neue historische Höchststände. Die Renditen, die lich, dass eine Rezession vermieden werden kann. Nach im August unter der damals drohenden Eskalation des wie vor geht die Arbeitslosigkeit zurück und die Beschäfti- Handelskonflikts stark nachgaben, notieren inzwischen gung steigt, wenn auch mit abnehmender Dynamik. Die wieder eine ganze Etage höher und untermauern unserer Konsumentenstimmung ist zudem weiterhin gut (Grafik 3). Ansicht nach die Zeichen einer konjunkturellen Stabilisie- Der private Konsum wird deshalb auch 2020 die tragende rung. Säule der Konjunktur bleiben und Schlimmeres verhindern. Mit einer BIP-Zunahme von lediglich 0.8% wird sich das Wachstum in der Eurozone 2020 jedoch das dritte Jahr in Folge verlangsamen. Grafik 3: Arbeitslosigkeit tief, Verbrauchervertrauen hoch Grafik 4: Talsohle in der Industrie bald erreicht 0 7 56 -5 8 -10 54 9 -15 52 -20 10 -25 50 11 -30 12 48 -35 -40 13 04 06 08 10 12 14 16 18 46 Konsumentenvertrauen, rechte Skala invertiert 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Arbeitslosenrate in % Manufacturing PMI global New Orders Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 2
Zinsen und Währungen. Geopolitische Entspannung stärkt EUR und GBP Japanischer Yen weiterhin attraktiv bewertet In seiner letzten Pressekonferenz bekräftigte der abtretende In Japan verlor die jährliche Inflationsrate erneut an Dy- EZB-Präsident Mario Draghi den expansiven Kurs der namik und betrug im August 0.2%. Einen geringeren Preis- Geldpolitik. Der Hauptrefinanzierungssatz bleibt unverän- anstieg erlebte das Land zuletzt vor drei Jahren. Obwohl dert bei 0.0% und der Einlagesatz für Geschäftsbanken, niedrige Inflationsraten in Japan nichts Neues sind, dürfte welcher im September erstmals seit dreieinhalb Jahren die Bank of Japan (BoJ) dem gedämpften Preisanstieg mit wieder gesenkt wurde, verharrt auf dem Rekordtief von – Skepsis entgegenblicken. Trotzdem erwarten wir keine 0.50%. Ab Anfang November werden monatlich Anleihen expansivere Geldpolitik der BoJ. Denn die Mehrwertsteu- im Wert von 20 Mrd Euro gekauft. Der Euro profitierte in ererhöhung wird die Jahresinflationsrate über die nächsten den letzten Wochen insbesondere von der Aufhellung bei Monate künstlich hochhalten. Die Markterwartung einer geopolitischen Themen (Grafik 1). expansiveren Geldpolitik dürfte sich daher nicht erfüllen und dem japanischen Yen wieder Auftrieb verleihen. Ein Die Annäherung zwischen den USA und China und vor zusätzliches Argument für den Yen ist seine weiterhin allem die positive Entwicklung in den Brexit-Verhand- attraktive Bewertung (Grafik 2). lungen haben der Gemeinschaftswährung Auftrieb gege- ben. Die Konjunkturdaten aus der Eurozone haben sich Australischer Leitzins auf Rekordtief jedoch nicht verbessert. Sie könnten über die nächsten Die australische Notenbank (RBA) hat an ihrer Sitzung den Wochen wieder stärker in den Fokus der Märkte rücken. Leitzins von 1% auf 0.75% gesenkt und befindet sich somit Angesichts der expansiveren Geldpolitik und der anhaltend auf dem expansiven Pfad der grossen Notenbanken (Grafik schwachen Konjunktur in der Eurozone erwarten wir 3). Die Einkommen sind in Australien zuletzt unterdurch- daher, dass der Abwärtsdruck auf dem Euro vorerst wieder schnittlich gestiegen, die Arbeitslosenrate verharrt seit zunehmen wird. Monaten bei rund 5.25%, das bisher ansprechende Be- schäftigungswachstum wird sich gemäss Vorlaufindikato- Das positive Umfeld für das britische Pfund dürfte durch ren abschwächen und die Jahresteuerung liegt mit 1.6% das gesunkene Risiko für einen «No Deal»-Brexit anhalten. noch deutlich unter dem Zielband der RBA (2% bis 3%). In den Brexit-Verhandlungen haben sich die EU-Unter- Gemäss Einschätzung der Währungshüter wird sich die händler und Grossbritannien auf ein neues Austrittsab- Inflation erst im Laufe des nächsten Jahres wieder im ange- kommen geeinigt. Wird das Brexit-Abkommen vom briti- strebten Bereich bewegen. Wir glauben, dass die australi- schen Parlament angenommen, rechnen wir mit einer wei- sche Notenbank unter diesen Umständen zusätzliche geld- teren Aufwertung des Pfunds. politische Lockerungsmassnahmen vornehmen wird. Wir Grafik 1: Währungen im Vergleich zu CHF Grafik 2: JPY gemäss Kaufkraftparität günstig bewertet 1.19 1.40 15% 1.17 1.35 10% 1.15 1.30 5% 1.13 1.25 0% 1.11 1.20 -5% 1.09 1.15 -10% 1.07 1.10 -15% 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 GBP JPY EUR AUD CAD USD EUR GBP (rechte Skala) Über-/Unterbewertung gegenüber CHF Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Quelle: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 3
GKB-Marktbeurteilung. Zinsen und Währungen. erwarten eine weitere Zinssenkung – voraussichtlich An- Prognosen Zinsen und Währungen fang des nächsten Jahres. 29.10.19 02.20 11.20 Leitzins in % Renditen setzen Aufwärtstrend temporär fort CHF –0.75 –0.75 –0.75 Der Renditeanstieg hat sich im Oktober fortgesetzt. Ver- EUR –0.50 –0.50 –0.50 antwortlich dafür waren weniger die Konjunkturdaten, die GBP 0.75 0.75 0.75 erneut nicht zu überzeugen vermochten, als vielmehr der USD 1.75 1.50 1.50 Rückgang der geopolitischen Spannungen (Handelskon- CAD 1.75 1.75 1.75 flikt, Brexit). Im Bereich der 10-jährigen Staatsanleihen JPY –0.10 –0.10 –0.10 solidester Bonität stiegen die Renditen in Deutschland im AUD 0.75 0.50 0.50 Monatsvergleich um 24 Basispunkte auf –0.33% und in der Schweiz um 23 Basispunkte auf –0.55% (Grafik 4). Die 10- jährige US-Treasury-Rendite legte vergleichsweise wenig Rendite Staatsanleihen 10 Jahre in % CHF –0.55 –0.60 –0.60 zu. EUR 0.20 0.20 0.20 Die Diskrepanz zwischen der Entwicklung in den USA und GBP 0.71 0.80 0.80 dem Rest der Welt dürfte mit der Hoffnung auf einen USD 1.83 1.90 1.90 Brexit-Deal zu erklären sein, der Europa stärker tangiert als CAD 1.60 1.60 1.60 die USA. Ausserdem wird das Erholungspotential der US- JPY –0.11 –0.20 –0.20 Renditen derzeit durch die Zinssenkungserwartungen be- AUD 1.18 1.00 1.00 schränkt. Eine Rolle gespielt haben aber auch die jüngst wieder schwächeren US-Konjunkturdaten, die auf eine Wechselkurse …/CHF weiter nachlassende Wachstumsdynamik hindeuten. Ein EUR 1.10 1.08 1.10 weiterer Renditeanstieg setzt unserer Ansicht nach eine GBP 1.28 1.29 1.31 Konjunkturaufhellung voraus. Da sich das globale Wachs- USD 0.99 0.98 0.97 tum tendenziell verlangsamen dürfte, gehen wir vom aktu- CAD 0.76 0.76 0.75 ellen Niveau tendenziell von einer Seitwärtsentwicklung der JPY (x100) 0.91 0.93 0.92 Renditen aus. AUD 0.68 0.67 0.68 Quelle: Zürcher Kantonalbank Grafik 3: Leitzinsen Grafik 4: Rendite 10-jährige Staatsanleihen 6% 1.5% 3.0% 5% 1.0% 2.5% 4% 0.5% 2.0% 3% 0.0% 1.5% 2% -0.5% 1.0% 1% -1.0% 0.5% 0% -1% -1.5% 0.0% 10/09 10/11 10/13 10/15 10/17 10/19 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 Australien USA Eurozone Schweiz Deutschland USA (rechte Skala) Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 4
GKB Marktbeurteilung. Aktien. Goldener Oktober am Aktienmarkt MSCI-Welt-Regionen: Bewertungsindikatoren Nach anfänglicher Schwäche haben sich die globalen Ak- Gewinn- Dividenden- tienmärkte im Laufe des Oktobers erholt, sodass am Mo- KGV* wachstum** rendite*** natsende doch ein Plus stand. Hauptverantwortlich waren 30.10.19 30.10.19 30.10.19 bessere Meldungen über die Geopolitik, vor allem den MSCI Welt 16.2 8.0 2.8 Handelskonflikt. Die aussenhandelsorientierten Staaten wie Schweiz 17.7 9.4 2.9 Japan, die Schwellenländer oder Deutschland in der Euro- zone schnitten am besten ab. Gute Nachrichten gab es Europa 14.1 8.2 3.6 auch zum Brexit. Die daraus resultierende kräftige Pfund- Nordamerika 17.4 8.8 2.4 aufwertung sorgte allerdings für einen schwachen briti- Asien/Pazifik 14.3 4.0 2.9 schen Aktienmarkt. Die wiedergewonnene Zuversicht der Em. Markets 12.2 11.9 3.1 Investoren führte im Sektoruniversum zu überdurch- Asien 12.3 12.2 3.0 schnittlichen Kurszuwächsen bei den Zyklikern, vor allem IT. Banken profitierten von den steigenden Renditen an Lateinamerika 12.9 12.9 3.2 den Staatsanleihenmärkten. Europa 6.8 4.9 6.0 * Berechnet mit 12-Monats-Forward-Gewinnen (IBES-Konsensus) ** Prognostiziertes 12-Monats-Wachstum (IBES-Konsensus) in % Gewinnberichtssaison wieder überraschend gut *** Auf Basis der zuletzt gezahlten annualisierten Dividende (IBES) in % Neben einer Entschärfung beim Handelskonflikt sorgte Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv auch die erste Hälfte der Gewinnberichtssaison für Rü- ckenwind. Im Vorfeld befürchteten die Finanzanalysten im Grafik 1: Aktienindex-Gewinnschätzungen (vs. Vj.) Jahresvergleich einen Gewinnrückgang von knapp 4% für 30% die US-Unternehmen. Allerdings kann mittlerweile mit 20% einem leichten Anstieg gerechnet werden. Der Anteil posi- tiver Gewinnüberraschungen ist sogar höher als in den 10% Quartalen zuvor. 0% Das heisst, die Unternehmen hatten vor der Berichtsaison -10% sehr gute Arbeit geleistet, die Erwartungen zu dämpfen. -20% Auch die Befürchtung, der Geschäftsausblick könnte sich -30% allgemein stärker eintrüben, hat sich bislang nicht bestätigt. 12/13 12/14 12/15 12/16 12/17 12/18 12/19 Zwar wird erneut auf die bekannten Risiken hingewiesen. Welt ohne USA USA Schwellenländer Doch grösstenteils werden keine drastischen Gewinn- und Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Umsatzkorrekturen nach unten vorgenommen. Für das Gesamtjahr 2020 belaufen sich die Gewinnwachstumser- Grafik 2: Einkaufsmanagerindizes (verarb. Gewerbe) wartungen des Konsensus auf gut 10%, für den MSCI Welt auf 9%. Unter Berücksichtigung unseres globalen Konjunk- 56 turbildes erachten wir beide Schätzungen allerdings als zu optimistisch. Wir rechnen mit etwa 5% für die Indexmit- 54 glieder des globalen Aktien-marktes. 52 Gewinnvorsprung der USA nimmt ab Die US-Unternehmen haben in den vergangenen Quar- 50 talen stark von der Steuerreform der Trump-Regierung profitiert. Das Gewinnwachstum bewegte sich dement- 48 12/13 12/14 12/15 12/16 12/17 12/18 12/19 sprechend deutlich über dem der anderen Industriestaaten. Schwellenländer Industriestaaten Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 5
GKB Konjunkturbeurteilung. Aktien. Dieser Effekt läuft sukzessive aus, sodass sich das Ge- MSCI-Welt-Sektoren: Bewertungsindikatoren winnwachstum dem der anderen Regionen wieder an- Gewinn- Dividenden- nähert (Grafik 1). Ungeachtet dessen erwarten wir, dass die KGV* wachstum** rendite*** US-Unternehmen einen Gewinnvorsprung halten können. 30.10.19 30.10.19 30.10.19 Zwar haben die jüngsten Konjunkturdaten im Vergleich MSCI Welt 16.2 8.0 2.8 zum Rest der Welt enttäuscht, aber die USA wachsen nach Energie 14.1 12.1 4.7 wie vor stärker als die meisten anderen Industriestaaten. Grundstoffe 15.2 5.1 3.0 Und trotz des bereits lange währenden Aufschwungs und Industrie 16.3 10.0 2.2 der niedrigen Arbeitslosenquote hält sich das Lohnwachs- Zykl. Konsum 17.5 9.6 2.5 tum noch in Grenzen. Der US-Aktienmarkt weist aber eine überdurchschnittliche Bewertung auf, was ihn für den Fall Nichtzykl. Konsum 19.1 7.3 2.7 überraschend schlechter Nachrichten korrekturanfälliger Gesundheit 16.4 9.3 2.4 macht. Insofern haben die USA unseres Erachtens etwas Finanzwerte 11.4 5.5 3.5 an Attraktivität verloren. Immobiliensektor 25.7 0.0 3.2 Inform. Technologie 20.2 9.5 1.7 Schwellenländer wieder attraktiver Telekom 17.1 8.4 3.4 Bei den Schwellenländern verhält es sich umgekehrt. In den Versorger 17.3 5.2 3.5 vergangenen Quartalen mussten dort die Konsenserwar- * Berechnet mit 12-Monats-Forward-Gewinnen (IBES-Konsensus) tungen immer weiter nach unten geschraubt werden. Zwar ** *** Prognostiziertes 12-Monats-Wachstum (IBES-Konsensus) in % Auf Basis der zuletzt gezahlten annualisierten Dividende (IBES) in % signalisierten die konjunkturellen Frühindikatoren im glei- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Reuters chen Zeitraum eine bessere Entwicklung als in den Indust- riestaaten (Grafik 2). Noch wichtigere Treiber für die Ge- Performance Länder seit 31.12.2018 (in %) winne und damit die Kurse der Aktiengesellschaften in den 32 in CHF in EUR Lokalwährung Schwellenländern sind allerdings der globale Handel und 28 die Entwicklung des US-Dollar. Beim Handel sollte es in 24 den nächsten Monaten zu einer Stabilisierung kommen, 20 sofern sich die USA und China – und danach sieht es der- 16 12 zeit aus – auf ein erstes Abkommen verständigen können. 8 4 Dies dürfte die Stimmung der globalen Investoren weiter 0 Europa Grossbri- Nord- Asien / Schwellen- aufhellen und den US-Dollar gegenüber den Schwellenlän- Schweiz ex CH Eurozone tannien amerika Pazifik Japan länder Welt 25.3 16.2 18.1 13.3 22.7 13.9 16.6 10.5 20.7 derwährungen zumindest nicht weiter aufwerten lassen. Für 28.3 19.0 20.8 16.0 25.6 16.6 19.4 13.1 23.6 25.3 17.9 20.8 11.4 22.4 13.7 14.8 11.0 20.7 Unternehmen in den Schwellenländern ist anders als für Quellen: Graubündner Kantonalbank, MSCI, Bloomberg diejenigen in Industriestaaten eine starke Währung von Vorteil, weil sie oftmals und zum grossen Teil in Fremd- Performance Sektoren seit 31.12.2018 (in %) währung, vor allem US-Dollar, verschuldet sind. Das Bild in CHF in EUR Lokalwährung 36 für die Schwellenländer sollte sich also langsam aufhellen, 32 sodass wir dort wieder mehr Potenzial sehen, zumal ihre 28 24 Bewertung, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, unter 20 dem langfristigen Durchschnitt liegt. 16 12 8 4 0 Grund- Zykl. n-zykl. Gesund- Immo- Techno- Versor- Energie Industrie Finanzen Telekom stoffe Konsum Konsum heit bilien logie ger 4.5 16.3 22.8 21.4 19.4 13.9 18.5 23.8 34.6 21.4 20.4 7.0 19.0 25.7 24.3 22.3 16.6 21.3 26.6 37.8 24.3 23.2 4.1 16.4 22.9 21.4 19.5 13.9 18.5 23.8 34.5 21.3 20.7 Quellen: Graubündner Kantonalbank, MSCI, Bloomberg Perspektiven, November 2019 6
GKB Marktbeurteilung. Alternative Anlagen. Cat Bonds Performanceentwicklung in % (per 31.10.2019) Im Oktober traf mit Taifun „Hagibis“ ein weiterer Taifun 2016 2017 2018 2019 auf das Festland Japans. Obwohl sich der Sturm ab- Immobilien (Performance in CHF) schwächte bevor er auf Land traf, wurden zahlreiche Ge- EPRA/NAREIT Global Index 6.6 6.8 -3.6 23.9 bäude stark beschädigt und das öffentliche Leben kam in SXI Real Estate Share Index 11.7 10.1 -2.1 29.8 den betroffenen Gebieten zum Erliegen. Die grösste Ge- fahr ging von den massiven Niederschlagsmengen sowie SXI Real Estate Funds Index 6.8 6.6 -5.3 17.9 den Überschwemmungen aus. Da sich die Sturmschäden Edelmetalle (Performance in USD) jedoch in Grenzen hielten, waren die finanziellen Schäden Gold 8.6 13.1 -1.6 18.0 nicht so gross wie ursprünglich befürchtet. Cat Bonds Silber 15.0 6.3 -8.5 16.9 Fonds sind grundsätzlich exponiert zu Taifun-Risiken. Da Platin 1.3 2.8 -14.3 17.2 die Schäden tiefer ausgefallen sind als erwartet, wurden keine Schadenszahlungen ausgelöst. Die Kurse der Cat Rohstoffe (Performance in USD) Bonds Fonds reagierten kurzzeitig negativ, erholten sich Rohöl der Sorte WTI 45.0 12.5 -24.8 19.3 aber rasch wieder. Sollten bis Ende Jahr keine weiteren Rohöl der Sorte Brent 52.4 17.7 -19.5 12.0 grossen Ereignisse mehr auftreten, ist bei den Cat Bonds Bloomberg Commodity Index 11.8 1.7 -11.2 5.2 mit weiter steigenden Kursen zu rechnen. Währungen Immobilien EUR/CHF -1.4 9.2 -3.7 -2.3 Nachdem der Schweizer Immobilienmarkt getragen von USD/CHF 1.5 -4.1 1.2 0.1 tiefen Zinsen ein Rekordhoch nach dem Anderen jagte GBP/CHF -14.9 5.0 -4.8 1.7 konsolidierte der Schweizer Immobilienmarkt zuletzt. Der JPY/CHF 4.7 -0.7 3.9 1.6 Schweizer Immobilienfonds Indes SWIIT legte bis dato 15% zu – der Schweizer Immobilienaktien Index Real Alternative Risikoprämien sogar satte 29%. Damit zählt die Anlageklasse Immobilien GAM Alt. Risk Premia, hdg. CHF 2.6 1.4 -5.4 3.7 nebst den Aktien zu einer der stärksten Anlageklassen im Insurance Linked Bonds, hdg. CHF1 1.5 -1.0 -3.2 -0.4 laufenden Jahr. Volatilität, Optoflex S, hdg CHF4 -5.8 9.5 Mikrofinanz2 -1.9 -0.1 0.1 2.0 Die zuletzt stark angestiegenen Immobilienpreise sind Constant Cash Yield3 1.8 3.3 2.3 einerseits den sehr tiefen Zinsen und damit günstigen Fi- 1 Abbildung des Plenum Cat Bond Fonds (Kurse per 25.10.2019) nanzierungkosten, andererseits aber auch den sehr tiefen 2 Abbildung des responsAbility Global Microfinance Fund (Kurse per 31.10.2019) Renditen auf festverzinslichen Papieren geschuldet. Die 3 Lancierung der Strategie per 6. Juni 2017 4 Erstinvestment in Optoflex per 20.07.2018 Frage ob sich eine Blase bildet ist denn auch gerechtfertigt. Konjunkturelle Risiken und angestiegene Leerstände ber- Grafik 1: Entwicklung Plenum Cat Bond YTD. gen ein gewisses Potenzial für Rückschläge. Bezogen auf die Leerstände konzentriert sich der Anstieg an peripheren Lagen wie an einzelnen Gemeinden im Kanton Aargau und Solothurn. Aufgrund der aktuellen Höchststände gilt es bei Zukäufen selektiv vorzugehen und Lagen mit hohen Leerständen zu meiden. Eine Investition in Immobilienfonds bietet mit einer breiten Diversifikation innerhalb von Regionen und Nutzungsarten interessante Anlagemöglichkeiten. Quellen: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg. Perspektiven, November 2019 7
Performance ausgewählter Indizes. 31.12.2018 bis 31.10.2019. Obligationen* in % Schweiz 5.27 Industrieländer Eurozone 6.27 Deutschland 2.42 Frankreich 4.86 Italien 10.64 Spanien 7.63 Grossbritanien 11.57 USA 7.89 Japan 4.07 Industrieländer 6.47 EmMa unhedged 7.95 Schwellenländer EmMa CHF hedged 10.55 Corporate CHF hedged 8.85 Unternehmen Corporate unhedged 10.93 High Yield hedged CHF 7.34 High Yield unhedged 9.74 Aktien* in % Schweiz 25.32 Grosskapitalisierte Werte Deutschland 16.51 Eurozone 18.07 Grossbritanien 13.29 USA 22.79 Japan 16.63 Industrieländer 20.71 Schwellenländer 10.46 Schweiz 22.47 Nebenwerte Eurozone 18.51 Deutschland 18.16 USA 18.96 Industrieländer 18.26 Andere Anlagen* in % Fonds Schweiz 17.92 Immobilien Aktien Schweiz 29.79 S&P GSCI Commodity Index 10.06 Rohstoffe Bloomberg Commodity Index 5.32 Physisches Gold 18.09 Rohöl (WTI) 19.43 USD/CHF 0.10 Währungen EUR/CHF -2.31 GBP/CHF 1.70 JPY/CHF 1.59 * währungsbereinigt zum CHF -5% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% Perspektiven, November 2019 8
PBB Konjunkturbeurteilung. USA. Tempoverlust auf unter 2% Wirtschaftszahlen USA Die US-Wirtschaft wächst, wenn auch langsamer als bisher. 2008 – 17 2018 2019* 2020* 2021* Die Schwäche geht vor allem von der Industrie aus. Sin- BIP-Wachstum 1.5 2.9 2.3 1.8 1.8 kende Investitionsgüteraufträge deuten auf ein drittes Staatshaushalt** –6.9 –5.7 –5.6 –5.5 –5.5 Quartal in Folge mit schwachen Ausrüstungsinvestitionen Leistungsbilanz** –2.7 –2.4 –2.5 –2.6 –2.5 hin. Der private Konsum büsst ebenfalls an Dynamik ein, Inflation*** 1.7 2.4 1.8 2.3 2.1 bleibt aber eine Wachstumsstütze. Bremsspuren lassen sich auch beim Beschäftigungswachstum erkennen. Die anhal- Arbeitslosenrate*** 7.0 3.9 3.7 3.5 3.5 Quelle: ZKB * Prognose ** in % des BIP ***Jahresdurchschnitt tende Unsicherheit und die Wachstumsabkühlung, aber auch der Arbeitskräftemangel bremsen den Stellenaufbau. ISM-Index und BIP-Wachstum Das Beschäftigungswachstum ist jedoch noch genügend stark, um das Arbeitskräftereservoir weiter auszutrocknen. 70 6 Einer weiteren Stimmungsverschlechterung entgegenwir- 4 60 2 ken sollte die Deeskalation im Handelskonflikt mit China. 50 0 Mehr als ein «Mini-Deal» ist die bisherige Vereinbarung 40 -2 allerdings nicht, denn zu viele zentrale Forderungen der 30 -4 USA sind noch offen. 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 ISM-Einkaufsmanagerindex Reales BIP (in % vs. Vj., rechte Skala) Ein QE, das keines ist Quelle: Refinitiv Datastream Als Reaktion auf die seit September andauernden Span- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv nungen auf dem Geldmarkt hat die US-Notenbank (Fed) bekanntgegeben, ab 15. Oktober mindestens bis ins Zinsen USA 2. Quartal 2020 wieder kurzfristige US-Staatsanleihen (Treasury Bills) im Umfang von monatlich USD 60 Mrd zu 6 5 erwerben. Darüber hinaus sollen bis Januar weiterhin 4 Repo-Geschäfte angeboten werden. Damit soll die ange- 3 spannte Liquiditätssituation im US-Finanzsystem verbes- 2 sert werden, die durch das Abschmelzen der aufgeblähten 1 0 Fed-Bilanz entstand. Seit dem Höhepunkt im Sommer 06 08 10 12 14 16 18 2014 haben sich die Überschussreserven der Geschäfts- Libor 3 Monate Rendite 10-jährige Staatsanleihen banken beim Fed nahezu halbiert. Die Massnahmen sind Quelle: Refinitiv Datastream indes nicht darauf ausgerichtet, die Wirtschaft zu stimulie- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv ren, sondern rein technischer Art, wie das Fed betonte. USD-Wechselkurs Ein dritter Zinsschritt, danach Fahrt auf Sicht Angesichts der konjunkturellen Abwärtsrisiken und der 1.6 130 1.5 120 moderaten Inflationsrisiken wird das Fed am 30. Oktober 1.4 110 erneut die Leitzinsen senken. Die Fed-Falken scheinen 1.3 100 ihren jüngsten Kommentaren nach gegenüber einer dritten 1.2 90 Zinsanpassung «aufgeschlossen» zu sein. Danach hat das 1.1 80 Fed sein selbst gestecktes Ziel eines «Mid-Cycle Adjust- 1.0 70 06 08 10 12 14 16 18 ment» erreicht und wird wieder einen stärker datenabhän- EUR/USD USD/JPY (rechte Skala) gigen Zinspfad beschreiten. Wir rechnen auf Jahressicht Quelle: Refinitiv Datastream mit einem Zielband für den Leitzins von 1.50% bis 1.75%. Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 9
GKB Konjunkturbeurteilung. Eurozone. Vorlaufindikatoren zeigen weiter nach unten Wirtschaftszahlen Eurozone Die Konjunkturdaten in der Eurozone sind in den vergan- 2008-17 2018 2019* 2020* 2021* genen Wochen erneut etwas schwächer ausgefallen als BIP-Wachstum 0.8 1.9 1.1 0.8 1.0 erwartet. Nach einem verhaltenen 3. Quartal signalisieren Staatshaushalt** –3.3 –1.3 –1.0 –1.3 –1.5 die wichtigsten Vorlaufindikatoren auch für das 4. Quartal Leistungsbilanz** 2.0 3.4 2.9 2.7 2.6 nur noch ein geringfügiges Wachstum. So liegt der Ein- Inflation*** 1.4 1.9 1.2 1.2 1.1 kaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft gegenwärtig Arbeitslosenrate*** 10.2 8.5 7.5 7.7 8.0 nur noch leicht über der Wachstumsschwelle von 50 Punk- Quelle: ZKB * Prognose ** in % des BIP ***Jahresdurchschnitt ten. Die europäische Währungsunion befindet sich dem- nach nahe an der wirtschaftlichen Stagnation. Deutschland, Geschäftsklima und BIP-Wachstum die grösste Volkswirtschaft der Eurozone, dürfte im 3. Quartal erneut leicht geschrumpft und damit gemäss gängi- 10 6 4 ger Definition in eine technische Rezession gefallen sein. 0 2 -10 0 Wachstum ausserhalb Deutschlands solide -20 -2 -30 -4 Die konjunkturelle Eintrübung ist vor allem auf die Krise -40 -6 in der Industrie zurückzuführen. Diese hat in Deutschland 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 ein hohes Gewicht und ist zudem stark auf Investitionsgü- Geschäftsklimaindex Reales BIP (in % vs. Vj., rechte Skala) ter und den Export ausgerichtet. Die Handelskonflikte und Quelle: Refinitiv Datastream die globale Wachstumsverlangsamung machen sich in Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Deutschland deshalb deutlicher bemerkbar. Ausserhalb Zinsen Eurozone Deutschlands liegt das Wachstum aber immer noch leicht über dem langfristigen Durchschnitt. Pessimismus ist des- 6 halb weiterhin fehl am Platz. 4 Durchzogene Bilanz von EZB-Präsident Draghi 2 Mario Draghi, der abtretende Präsident der Europäischen 0 Zentralbank (EZB), betonte an seiner letzten Pressekonfe- -2 renz nochmals, dass angesichts eines schwachen Wachs- 06 08 10 12 14 16 18 tums und einer anhaltend tiefen Inflation eine ausgespro- Libor 3 Monate Rendite 10-jährige Staatsanleihen chen expansive Geldpolitik notwendig sei. Die Bilanz sei- Quelle: Refinitiv Datastream ner achtjährigen Amtszeit fällt gemischt aus. Sein ent- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv schlossenes Handeln in der europäischen Schuldenkrise hat zwar ein Auseinanderbrechen der Eurozone verhindert und EUR-Wechselkurs die Grundlage für eine wirtschaftliche Erholung gelegt. 1.6 180 Gleichzeitig hat die EZB unter seiner Führung jedoch die 1.5 160 geldpolitische Normalisierung verpasst. Der geldpolitische 1.4 Handlungsspielraum ist heute begrenzt und die Nebenwir- 140 1.3 kungen der anhaltenden Tiefzinspolitik nehmen kontinuier- 120 1.2 lich zu. Seine Nachfolgerin Christine Lagarde steht deshalb 1.1 100 vor einer schwierigen Aufgabe. 1.0 80 06 08 10 12 14 16 18 EUR/USD EUR/JPY (rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 10
GKB Konjunkturbeurteilung. Schweiz. Arbeitslosenrate auf Mehrjahrestief Wirtschaftszahlen Schweiz Die konjunkturellen Vorlaufindikatoren deuten es an: In 2008-17 2018 2019* 2020* 2021* den kommenden Monaten wird der Industriesektor kaum BIP-Wachstum 1.5 2.8 0.8 1.2 1.5 einen positiven Wachstumsbeitrag liefern, während der Staatshaushalt** 0.5 0.7 0.8 0.7 0.6 Dienstleistungssektor der globalen Konjunkturabkühlung Leistungsbilanz** 9.0 10.2 11.6 11.0 9.5 zu trotzen vermag. Wichtige Stütze dabei ist der gesunde Inflation*** 0.1 0.9 0.4 0.3 0.5 Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung wird zwar in den nächsten Arbeitslosenrate*** 3.1 2.5 2.3 2.5 2.6 Quartalen langsamer zunehmen und folglich wird die Ar- Quelle: ZKB * Prognose ** in % des BIP ***Jahresdurchschnitt beitslosigkeit leicht steigen. Allerdings notierte die Arbeits- losenrate letztmals 2002 so niedrig und die Unternehmen Konjunkturbarometer und BIP Wachstum melden weiterhin grössere Schwierigkeiten bei der Rekru- 6 120 tierung von gelernten Arbeitskräften. Diese Knappheit am 4 100 Arbeitsmarkt wird 2020 zu leicht höheren Nominallöhnen 2 führen. Auch real gesehen ist mit höheren Löhnen zu 80 0 rechnen, überrascht die Inflation – auch in der Schweiz – 60 -2 doch immer wieder durch ihre schiere Abwesenheit. Wir 40 -4 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 revidieren unsere Inflationsprognose für dieses und nächs- KOF-Konjunkturbarometer tes Jahr daher leicht nach unten. Reales BIP (in % vs. Vj., rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Warenhandel bisher erstaunlich robust Unbeeindruckt von der globalen Abkühlung entwickelte Zinsen Schweiz sich der Schweizer Aussenhandel im 3. Quartal positiv. Während die Exporte um 0.9% zunahmen, erhöhten sich 4 3 die Importe um 1.8%. In beiden Verkehrsrichtungen resul- 2 tierte dabei ein neuer vierteljährlicher Rekordwert. Für das 1 Exportwachstum war vorwiegend der Bereich Chemie und 0 Pharma verantwortlich. Wie das Bundesamt für Statistik -1 -2 ausführt, stellen einzelne inländische Medikamentenprodu- 06 08 10 12 14 16 18 zenten nun allerdings schrittweise auf ein neues Vertriebs- Libor 3 Monate Rendite 10-jährige Staatsanleihen modell um. So werden gewisse Produkte für die weltweite Quelle: Refinitiv Datastream Distribution direkt ab dem letzten Produktionsort im Aus- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv land versendet, ohne dass diese zuvor erneut in die Schweiz gelangen. Durch diesen Modellwechsel werden die Phar- CHF-Wechselkurs maexporte ab 2020 um etwa 6% niedriger ausfallen. Der 1.4 1.8 aktuelle Rekordüberschuss bei den Warenexporten dürfte also in nächster Zeit schwer zu schlagen sein, zumal sich 1.2 1.6 natürlich auch die triste Lage der deutschen Industrie noch 1.0 1.4 stärker in den Schweizer (Maschinen-)Exportzahlen nieder- 0.8 1.2 schlagen wird. 0.6 1.0 06 08 10 12 14 16 18 USD/CHF EUR/CHF (rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 11
GKB Konjunkturbeurteilung. Grossbritannien. Einigung auf neues Austrittsabkommen Wirtschaftszahlen Grossbritannien Die Europäische Union (EU) und Grossbritannien haben 2008-17 2018 2019* 2020* 2021* sich Mitte Oktober auf ein neues Austrittsabkommen geei- BIP-Wachstum 1.1 1.3 1.2 0.9 1.1 nigt. Damit ist eine wichtige Voraussetzung erfüllt, dass Staatshaushalt** –6.0 –1.3 –1.8 –2.1 –2.2 Grossbritannien die EU in geordneten Verhältnissen ver- Leistungsbilanz** –4.1 –3.5 –5.0 –4.5 –4.0 lassen kann. Das britische Parlament stimmte mit einer Inflation*** 2.4 2.4 1.9 1.9 1.7 Mehrheit von 30 Stimmen für die entsprechende Gesetzes- Arbeitslosenrate*** 6.6 4.1 3.8 4.1 4.4 vorlage der Regierung, lehnte aber gleichzeitig den vorge- Quelle: ZKB * Prognose ** in % des BIP ***Jahresdurchschnitt schlagenen engen Zeitplan für die Detailberatung ab. Im Gegensatz zur Vorgängerin Theresa May, deren Austritts- Geschäftsklima und BIP-Wachstum abkommen vom Parlament drei Mal abgelehnt worden war, 40 5 hat es Premierminister Boris Johnson somit erstmals ge- 20 schafft, dass das Unterhaus einer vertraglichen Einigung 0 0 -20 mit Brüssel im Grundsatz zugestimmt hat. -40 -5 -60 Flexible Fristverlängerung bis Ende Januar 2020 -80 -10 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben Ende CBI-Geschäftsklimaindex Oktober dem Antrag Grossbritanniens für eine erneute Reales BIP (in % vs. Vj., rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream Fristverlängerung bis Ende Januar 2020 zugestimmt. Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Grossbritannien kann die EU früher verlassen, sofern das Parlament dem neuen Austrittsabkommen zustimmt. Für Zinsen Grossbritannien Verzögerungen und Unsicherheit sorgen allerdings die vorgezogenen Neuwahlen im Dezember. Die wichtigste 8 Erkenntnis der turbulenten vergangenen Wochen ist je- 6 doch, dass die Wahrscheinlichkeit eines ungeordneten 4 Brexits nochmals deutlich abgenommen hat und dass trotz 2 erneuter Rückschläge insgesamt Fortschritte in der seit 0 über drei Jahren andauernden Brexit-Diskussion erzielt 06 08 10 12 14 16 18 worden sind. Libor 3 Monate Rendite 10-jährige Staatsanleihen Quelle: Refinitiv Datastream Anhaltende Unsicherheit belastet Wirtschaft Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Der britischen Wirtschaft nützen die jüngsten Entwicklun- gen kurzfristig hingegen wenig, weil die politische Unsi- GBP-Wechselkurs cherheit vorerst andauert. Die fünftgrösste Volkswirtschaft 1.0 der Welt dürfte im 3. Quartal zwar wieder leicht gewachsen 2.5 und damit einer technischen Rezession entgangen sein. 0.9 2.0 Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes deuten 0.8 jedoch nicht nur in der Industrie und im Bausektor, son- 1.5 0.7 dern auch im deutlich grösseren Dienstleistungssektor auf eine ausgesprochen schwache Dynamik. Ebenso bleiben 1.0 0.6 06 08 10 12 14 16 18 die Geschäftsaussichten eingetrübt. GBP/CHF EUR/GBP (rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 12
GKB Konjunkturbeurteilung. Japan. Konsum als wichtige Stütze bricht weg Wirtschaftszahlen Japan Japans Aussenhandel fiel auch im 3. Quartal des laufenden 2008-17 2018 2019* 2020* 2021* Jahres äusserst schwach aus: Die Exporte lagen leicht unter BIP-Wachstum 0.5 0.8 1.0 0.2 0.7 dem Vorquartalswert. Da aber die Importe noch deutlicher Staatshaushalt** –6.3 –2.7 –2.6 –2.4 –1.4 schrumpften, resultierte ein kleineres Handelsbilanzdefizit Leistungsbilanz** 2.5 3.6 3.0 2.8 3.8 als in den Vorquartalen. Arbeitsmarktindikatoren wie das Inflation*** 0.3 1.0 0.6 1.0 0.7 reale Lohn- und das Beschäftigungswachstum haben ihren Arbeitslosenrate*** 4.0 2.5 2.3 2.3 3.3 Zenit bereits überschritten. Aufgrund der Mehrwertsteuer- Quelle: ZKB * Prognose ** in % des BIP ***Jahresdurchschnitt erhöhung und des heftigen Taifuns in Zentral- und Ost- Vorlaufindikatoren und BIP-Wachstum Japan im Oktober ist im 4. Quartal mit einem Rückgang der Wirtschaftsaktivität im Allgemeinen und dem Privat- 100 10 konsum im Speziellen zu rechnen. 80 5 60 0 Die breit angelegte, vierteljährliche Tankan-Umfrage der 40 -5 Bank of Japan (BoJ) deutet allerdings darauf hin, dass der 20 negative Effekt der diesjährigen Mehrwertsteuererhöhung 0 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 -10 etwas geringer ausfallen dürfte als bei Erhöhung im Jahr Vorlaufindikatoren (geglättet) 2014. Gemäss der Umfrage ist das Geschäftsklima im Reales BIP (in % vs. Vj., rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream Dienstleistungssektor bisher noch positiv, während sich der Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Abwärtstrend im verarbeitenden Gewerbe fortgesetzt hat. Positiv stimmen die Investitionsabsichten der befragten Zinsen Japan Firmen. Gemäss diesen sollten die Unternehmensinvestiti- 2.0 onen über die nächsten Quartale solide bleiben, was ange- 1.5 sichts der geopolitischen Unruhen und der globalen 1.0 Wachstumsverlangsamung bemerkenswert ist. 0.5 0.0 Knappes Nein zur Leitzinssenkung -0.5 Vor dem Hintergrund der trüben Konjunkturaussichten für 06 08 10 12 14 16 18 die nächsten Quartale und der abnehmenden Inflationsdy- Libor 3 Monate Rendite 10-jährige Staatsanleihen namik stiegen in den letzten Wochen die Erwartungen an Quelle: Refinitiv Datastream die BoJ, zusätzliche geldpolitische Massnahmen zu ergrei- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv fen. Wir gehen jedoch unverändert davon aus, dass die japanische Notenbank an ihrer nächsten Sitzung vom Yen-Wechselkurs 30./31. Oktober den Leitzins auf dem aktuellen Niveau 1.3 130 von –0.1% belassen wird, zumal der Yen gegenüber dem 120 1.2 US-Dollar seit einigen Wochen deutlich abgewertet hat, 1.1 110 was die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirt- 1.0 100 schaft und die Inflation stützen wird. Nichtsdestotrotz wird 0.9 90 die BoJ betonen, dass sie bereit ist, ihre Geldpolitik ohne 0.8 80 zu zögern zu lockern, sollte sich das Umfeld zuungunsten 0.7 70 06 08 10 12 14 16 18 der japanischen Wirtschaft entwickeln. JPY/CHF USD/JPY (rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 13
GKB Konjunkturbeurteilung. China. Weitere Abschwächung im 3. Quartal Wirtschaftszahlen China Im 3. Quartal hat das Bruttoinlandsprodukt um 6.0% ge- 2008-17 2018 2019* 2020* 2021* genüber dem Vorjahr zugelegt. Damit fällt es nicht nur auf BIP-Wachstum 8.3 6.6 6.2 5.8 5.7 den tiefsten Stand seit der ersten Messung im Jahr 1992, Staatshaushalt** –2.2 –4.2 –4.0 –4.2 –4.5 sondern kommt am unteren Rand des von der Regierung Leistungsbilanz** 3.2 0.4 1.2 0.5 0.4 für 2019 angestrebten Wachstums von 6.0% bis 6.5% zu Inflation*** 2.6 2.1 2.7 2.7 2.0 liegen. Dagegen erholte sich die Industrieproduktion im Arbeitslosenrate*** 4.1 3.8 3.8 4.0 4.1 September überraschend von ihrem 17-½-Jahrestief, und Quelle: ZKB * Prognose ** in % des BIP ***Jahresdurchschnitt auch die Detailhandelsumsätze stiegen auf ein Dreimonats- Hoch. Die Anlageinvestitionen wiederum verzeichneten Vorlaufindikatoren und Industrieproduktion einen leichten Rückgang. Im historischen Vergleich fallen 25 20 die Wachstumsraten der sogenannten harten Daten aber 20 schwach aus und dürften auch in den kommenden Mona- 15 15 ten um einen Abwärtstrend oszillieren. 10 10 5 Begrenzte Wirkung der Stimuli 5 0 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 Während der Handelskrieg und die globale Unsicherheit OECD-Vorlaufindikator (in % vs. Vj.) zunehmend ihre Spuren in der chinesischen Wirtschaft Industrieprod. (in % vs. Vj., rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream hinterlassen, zeigt auch die Binnenkonjunktur Anzeichen Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv von Schwäche. Obwohl diverse Stimulierungsmassnahmen dieses Jahr bereits ausgefahren wurden, dämpfen diese Zinsen China lediglich den Abschwung. Die zu Beginn des Jahres erfolg- ten Steuersenkungen dürften ihre Wirkung sowieso eher 8 über die mittlere Frist zeigen. Die Kreditvergabe konnte 6 mittels tieferer Zinsen und Mindestreservesätze der Banken 4 bisher nur geringfügig angekurbelt werden. Insbesondere kleineren und mittelgrossen Unternehmen, welche einen 2 Grossteil der Wirtschaftsleistung ausmachen, scheint der 0 06 08 10 12 14 16 18 Zugang zu Krediten im Zuge der Einschränkung des Kreditzins 1 Jahr Depositensatz 1 Jahr Schattenbankensystems erschwert. Die Regierung versucht Quelle: Refinitiv Datastream zudem, die Lokalregierungen über vorgezogene Anlei- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv heemissionen zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten zu animieren, doch klagen diese über fehlende Investiti- CNY-Wechselkurs onsmöglichkeiten. 18 8.5 17 8.0 Anhaltende Verlangsamung 16 7.5 Wir gehen davon aus, dass die Regierung weitere Mass- 15 7.0 nahmen zur Stimulierung der Konjunktur einleiten wird. 14 6.5 Diese dürften wie in den letzten Monaten eher dosiert und 13 punktuell ausfallen, weshalb wir auch im kommenden Jahr 12 6.0 06 08 10 12 14 16 18 mit einer weiteren Wachstumsverlangsamung rechnen. CNY/CHF USD/CNY (rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 14
GKB Konjunkturbeurteilung. Kanada. Liberale verlieren Sitze, nicht aber die Regierung Wirtschaftszahlen Kanada Die Liberalen von Justin Trudeau haben bei den Parla- 2008-17 2018 2019* 2020* 2021* mentswahlen die Mehrheit verloren, errangen aber erneut BIP-Wachstum 1.6 1.9 1.5 1.7 1.6 die meisten Sitze im Unterhaus. Sie werden eine Minder- Staatshaushalt** –1.5 –0.4 –0.7 –0.7 –0.6 heits- oder Koalitionsregierung bilden und bei wichtigen Leistungsbilanz** –2.8 –2.6 –1.9 –1.7 –1.7 Abstimmungen auf die Unterstützung der linken New Inflation*** 1.7 2.3 1.9 2.0 2.0 Democratic Party oder des autonomen Bloc Québécois Arbeitslosenrate*** 7.0 5.8 5.7 5.6 5.6 angewiesen sein. Die neue Parlamentszusammensetzung Quelle: ZKB * Prognose ** in % des BIP ***Jahresdurchschnitt dürfte nur geringe makroökonomische Implikationen ha- ben. Eine etwas weniger unternehmensfreundliche Politik Vorlaufindikatoren und BIP-Wachstum in Bereichen wie Energie, Pipelines und Steuern wird durch 8 10 eine tendenziell expansivere Fiskalpolitik kompensiert. 6 4 5 2 Beachtliches Bevölkerungswachstum 0 0 Nach dem starken BIP-Zuwachs von annualisiert 3.7% im -2 2. Quartal ist Durchatmen angesagt. Im 3. Quartal erwarten -4 -5 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 wir deshalb ein Wachstum am unteren Rand des längerfris- OECD-Vorlaufindikator (in % vs. Vj.) tigen Trends. Die Haushaltstimmung ist angesichts eines Reales BIP (in % vs. Vj., rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream boomenden Arbeitsmarktes weiterhin ansprechend. Die Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv steigende Belastung durch den Schuldendienst, der zur Jahresmitte im Durchschnitt fast 15% der verfügbaren Zinsen Kanada Einkommen verschlang, dämpft jedoch das Ausgaben- wachstum der Haushalte. Ein Comeback erlebt der Immo- 6 5 bilienmarkt. Für Rückenwind sorgen der Rückgang der 4 Hypothekarzinsen, ein starkes Beschäftigungswachstum 3 und ein im September angelaufenes staatliches Unterstüt- 2 zungsprogramm für Erstkäufer. Für eine lebhafte Nachfra- 1 0 ge sorgt ausserdem das schnellste Bevölkerungswachstum 06 08 10 12 14 16 18 seit drei Jahrzehnten. Von Juli 2018 bis Juli 2019 ist die T-Bills 3 Monate Rendite 10-jährige Staatsanleihen kanadische Bevölkerung um 1.4% gewachsen und ver- Quelle: Refinitiv Datastream zeichnete mit 531 000 den grössten je gemessenen absolu- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv ten Anstieg. CAD-Wechselkurs Kein Bedarf für einen Versicherungsschritt 1.3 1.5 Die Inflation auf Zielkurs, die Zunahme des Arbeitskräf- 1.2 1.4 temangels und Kapazitätsdrucks, die Erholung am Woh- 1.1 1.3 nungsmarkt und die Fortschritte in den Handelsgesprächen 1.0 1.2 zwischen den USA und China haben die Dringlichkeit für 0.9 1.1 eine Zinssenkung verringert. Gegen eine Lockerung spricht 0.8 1.0 auch die Sorge vor einer Zunahme der Haushaltsverschul- 0.7 0.9 06 08 10 12 14 16 18 dung. Anstatt einer Zinssenkung erwarten wir neu auf CAD/CHF USD/CAD (rechte Skala) Jahressicht einen unveränderten Leitzins von 1.75%. Quelle: Refinitiv Datastream Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 15
GKB Konjunkturbeurteilung. Schwellenländer. Stabilisierungsanzeichen auf niedrigem Niveau Wirtschaftszahlen Schwellenländer Das aggregierte Wirtschaftswachstum der Schwellenländer 2008-17 2018 2019* 2020* 2021* wird 2020 durch eine gegenläufige Entwicklung geprägt BIP Schwellenländer 5.2 4.9 4.3 4.4 4.6 sein. Während in China das BIP-Wachstum 2020 tiefer sein BIP Asien 7.0 6.1 5.5 5.4 5.4 wird als 2019, kann in manch anderen Ländern eine leicht BIP Lateinamerika 2.1 1.4 0.7 1.5 2.1 höhere Zuwachsrate erwartet werden (Grafik 1). Dies ist BIP Osteuropa 2.4 2.8 1.4 2.1 2.3 aber vor allem dem Wegfall von negativen länderspezifi- Inflation Schwellenländer 4.3 3.0 3.2 3.2 2.9 schen Faktoren zu verdanken, wie in Russland (Mehrwert- Quelle: Zürcher Kantonalbank * Prognose steuererhöhung) oder der Türkei (Rückkehr aus der Rezes- sion). Gesamthaft zeigt das Wachstum in den aufstreben- Grafik 1: BIP-Wachstum (in % vs. Vj.) den Volkswirtschaften Anzeichen einer Stabilisierung, 8.0 7.0 bleibt jedoch moderat, sodass in vielen Ländern weitere 6.0 5.0 geld- und fiskalpolitische Stimulierungen zu erwarten sind. 4.0 3.0 2.0 1.0 0.0 Potenzialwachstum, Demografie und Reformen -1.0 -2.0 Neben der zyklischen Entwicklung ist auch dem langfristi- China Korea Südafrika Russland Schwellenländer Indien Indonesien Mexiko Brasilien Türkei Polen gen Wachstumstrend Beachtung zu schenken. Das Bevöl- kerungswachstum in den Schwellenländern ist zwar höher 1. Halbjahr 2019 2020 (S) als in den Industrieländern, doch befindet es sich auch in Durchschnitt 2012 - 2018 einem langfristigen Abwärtstrend (Grafik 2). Dabei sind die Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Unterschiede von Land zu Land beträchtlich. Während die Grafik 2: Abnehmendes Bevölkerungswachstum Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter beispielsweise in 2.1 China und Russland bereits sinkt, steigt sie in Ländern wie 1.8 Indien, Indonesien oder Mexiko noch um über 1%, wobei 1.5 1.2 diese Wachstumsrate abnehmend ist. Entsprechend verrin- 0.9 gert sich der Beitrag der demografischen Entwicklung zum 0.6 Potenzialwachstum. Um dies zumindest teilweise zu kom- 0.3 0.0 pensieren, müsste das Produktivitätswachstum mittels 1990 2000 2010 2020 2030 2040 Strukturreformen gesteigert werden. Gemäss eines vom Bevölkerungswachstum Schwellenländer (in % vs. Vj.) IWF berechneten Reformindexes haben die Schwellenlän- Bevölkerungswachstum Industrieländer (in % vs. Vj.) der ihren Rückstand gegenüber den Industrieländern be- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv züglich Liberalisierung in den 90er-Jahren dank eines gros- Grafik 3: Reformtrends sen Reformeifers spürbar verringern können (Grafik 3). In den letzten Jahren hat sich der Abstand allerdings nur noch je höher der Wert, desto grösser die Liberalisierung 0.9 langsam verringert. Auch wenn der IWF-Index nicht alle 0.8 Reformfelder umfasst, ist seine grundsätzlich Aussage klar: 0.7 Die Schwellenländer müssen ihre Reformbestrebungen 0.6 0.5 wieder verstärken, um in Zukunft den Rückstand zu den 0.4 Industrieländern weiter zu reduzieren. 0.3 0.2 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 Industrieländer Schwellenländer Quellen: Zürcher Kantonalbank, IWF Perspektiven, November 2019 16
GKB Konjunkturbeurteilung. Brasilien. Nach Rentenreform warten weitere Reformen Wirtschaftszahlen Brasilien Nach dem schwachen Jahresstart haben sich die Konjunk- 2008-17 2018 2019* 2020* 2021* turperspektiven jüngst etwas aufgehellt. Die geldpolitische BIP-Wachstum 1.6 1.1 0.7 1.7 2.2 Lockerung und die Verabschiedung der Rentenreform Staatshaushalt** –4.8 –7.1 –6.6 –6.0 –5.5 wirken sich leicht positiv auf die Wirtschaftsaktivität aus. Leistungsbilanz** –2.5 –1.2 –2.0 –2.2 –2.4 Die Annahme der Rentenreform durch den Senat ist zu- Inflation*** 6.1 3.7 3.6 3.6 4.0 dem ein sehr wichtiger Meilenstein zur Konsolidierung des Arbeitslosenrate*** 8.9 12.3 12.0 11.3 10.8 Staatshaushaltes. Nun gilt es, andere dringende Reformen Quelle: ZKB * Prognose ** in % des BIP ***Jahresdurchschnitt wie die Steuerreform oder Privatisierungen ernsthaft anzu- gehen. Das anhaltend schwierige Umfeld für Investitionen, Vorlaufindikatoren und BIP-Wachstum die Konsolidierung im Fiskalbereich und die regen Han- 15 20 delsbeziehungen mit Argentinien werden jedoch dafür 10 10 sorgen, dass die Konjunkturerholung nach wie vor nur 5 0 langsam fortschreiten wird. 0 -10 Weiterhin schwacher Arbeitsmarkt -5 -20 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 Die Arbeitslosigkeit ist seit dem Höchststand von 13.7% OECD-Vorlaufindikator (in % vs. Vj.) im März 2017 erst auf 11.8% gesunken. Damit liegt sie Industrieprod. (in % vs. Vj., rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream noch massiv über dem Vorrezessionsniveau der Jahre Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv 2013/14, als sie rund 7% betrug. Auch die Zusammenset- zung des Stellenwachstums ist von schlechter Qualität. Im Zinsen Brasilien September war das gesamte Beschäftigungswachstum von 2.0% durch die Zunahme im informellen Sektor von 5.9% 20 600 getrieben, während das Wachstum der formellen Beschäfti- 500 15 400 gung im Privatsektor lediglich 0.4% betrug. 300 10 200 Sinkende Inflationsrate erlaubt Zinssenkungen 5 100 Erfreulich entwickelt sich die Inflationsrate, die sich im 06 08 10 12 14 16 18 September auf 2.9% zurückbildete, was deutlich unter dem Leitzins Selic Renditespread JPM EMBI (rechte Skala) Inflationsziel der Zentralbank von 4.25% liegt. Die be- Quelle: Refinitiv Datastream trächtliche negative Produktionslücke, die hohe Arbeitslo- Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv sigkeit sowie die gut verankerten Inflationserwartungen sprechen dafür, dass die Inflationsrate noch längere Zeit BRL-Wechselkurs unter dem Zielwert bleiben wird. Angesichts des beschei- 5 4.5 denen Wirtschaftswachstums und der tiefen Inflationsraten 4.0 hat die Zentralbank den Leitzins seit diesem Sommer be- 4 3.5 reits in zwei Schritten um insgesamt 100 Basispunkte auf 3 3.0 5.5% gesenkt. Wir erwarten bis Ende Jahr zwei weitere 2.5 2 Zinssenkungen von insgesamt 100 Basispunkten. 2.0 1 1.5 06 08 10 12 14 16 18 CHF/BRL USD/BRL (rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream Quellen: Zürcher Kantonalbank, Refinitiv Perspektiven, November 2019 17
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