PIONIERINNEN DER AKADEMISCHEN HEBAMMENAUSBILDUNG IN BAYERN: Wissenschaftsminister Bernd Sibler zu Besuch im Studiengang Hebammenkunde S. 9 ...
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Ausgabe 3 | 2019 PIONIERINNEN DER AKADEMISCHEN HEBAMMENAUSBILDUNG IN BAYERN: Wissenschaftsminister Bernd Sibler zu Besuch im Studiengang Hebammenkunde (S. 9 – 10) www.ksh-muenchen.de
EDITORIAL Liebe Leserinnen, Editorial 2 liebe Leser, News 3 in diesem Magazin widmen wir uns intensiv der Einfüh- Eröffnung Studienjahr + Hebammenkunde (B.Sc.) 7 rung unseres neuen Studien- Wissenschaftsminister Bernd Sibler zu Besuch gangs Hebammenkunde im Studiengang Hebammenkunde 9 (B.Sc.). Ab Seite 7 lesen Sie von der Eröffnung des Interview mit Prof. Dr. Gabriel Schoyerer zu seiner Studienjahres und der Eröff- Berufung in das Expertengremium des BMFSFJ nung des Studiengangs. zum Monitoring des Gute-KiTa-Gesetzes 11 Anschließend berichten Veranstaltung „Care-Zeiten – Utopie oder Chance wir über den gelungenen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?“ 13 Austausch mit Wissenschafts- minister Bernd Sibler, Familie in der Hochschule am Campus-Sommerfest 13 der unsere Hochschule im Mit dem Dualissimo-Preis ausgezeichnet: Nicola Galm, Oktober besuchte, um sich über die Studieninhalte zu Absolventin von Pflege dual im Interview 16 informieren und die Hebammenkunde-Studentinnen zu begrüßen. Vortrag mit Ministerialrat Wolfram Stierle: Was ist eigentlich Nachhaltigkeit 18 Wir haben allen Grund, stolz zu sein: Der Hebammen- Wir lernen voneinander: Joseph Njgoroge aus Kenia studiengang rundet unser Portfolio ab und passt hervor- zu Besuch am Campus Benediktbeuern 19 ragend in unser spezifisches Hochschulprofil. Zudem ist die KSH München eine von zunächst nur zwei Hochschulen Kinderuni Benediktbeuern: Utes Oma hat Demenz 20 bayernweit, die den Studiengang seit diesem Wintersemes- IBS-Symposium in Madrid 21 ter anbieten dürfen. Mein herzliches Dankeschön geht an alle Mitglieder, die sich über Monate in die Studiengangs- Auf einen Blick: die Erasmus+ Incomings 22 entwicklung eingebracht haben. Das Studium, seine Inhalte Steigende Tendenz: Auslandsmobilitäten Erasmus+ 23 und die Menschen, die mit ihm in Verbindung stehen, sind für uns eine große Bereicherung! Erasmus Staff Training in Malmö/Schweden: Thomas Wanke-Schwing im Interview 24 Der neue Bachelorstudiengang bildet allerdings nur Prof. Dr. John Munro zu Besuch im Studiengang einen Teil des Spektrums ab: Lesen Sie in diesem Magazin Religionspädagogik 25 z. B. auch ein Interview mit Prof. Dr. Gabriel Schoyerer, der in das Expertengremium des Bundesministeriums für Besuch am neugegründeten Institut für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Monitoring des Religionspädagogik in Santiago de Chile 25 Gute-KiTa-Gesetzes berufen wurde (S. 11) oder erfahren Nizza: Bildungsreise zur Anbahnung einer Kooperation 26 Sie ab Seite 22 mehr darüber, wie positiv sich der Bereich Internationales an unserer Hochschule entwickelt. Lebhafter Austausch im ersten Seniorenheimforum 27 Forschung: Gute Freunde soll niemand trennen 29 Ich wünsche Ihnen nun viel Freude an der neuen Ausgabe der KSH-News. Forschung: Entwicklung eines Lern- und Qualitätssystems in der Schulpastoral 31 Ihr Buchtipps 33 Prof. Dr. Hermann Sollfrank Präsident der KSH Publikationen, Berufungen 38 Personalia 42 Impressum 44 2
K S H - KO M PA K T Mit Erfolg eingeführt: Konsensuskonferenz im Projekt der Bachelorstudiengang „Quahopp“ Healthcare-Management Am 11. Oktober 2019 fand in Köln die abschließende Von vornherein ein Erfolg: Seit diesem Wintersemester Konsenuskonferenz im Projekt „Qualitätskriterien für das bietet die KSH München den Studiengang „Healthcare- hochschulische Praxislernen in der Pflege“, kurz QUAHOPP, Management“ an und durfte sich bereits beim ersten statt. Ziel des Projektes ist es, Anforderungen für Praxis- Durchgang über eine sehr positive Resonanz freuen. orte (Krankenhäuser, Altenpflegeeinrichtungen) zu defi- Regulär stehen 25 Studienplätze zur Verfügung, doch nieren, die für ein gutes Praxislernen wichtig sind. Die aufgrund der hohen Zahl von fast 100 Bewerbungen ent- Josef und Luise Kraft-Stiftung stellt für dieses Projekt schied sich die Hochschule, mehr Studierende zuzulassen Mittel zur Verfügung. als im Regelfall. Der Bachelorstudiengang konnte mit 44 Studentinnen und Studenten an den Start gehen. Studiengangsleiter Prof. Dr. Clemens Koob sieht die Ent- scheidung, den bisherigen Studiengang „Pflegemanage- ment“ weiterzuentwickeln, bestätigt: „Über die große Resonanz freuen wir uns sehr. Sie zeigt, dass die KSH München als ‚Innovator aus Tradition‘ mit dem neuen Studienangebot am Puls der Zeit ist.“ Der Bachelorstudiengang, der 7 Semester dauert, bereitet umfassend darauf vor, Managementaufgaben im Gesund- heitswesen (z. B. Controlling, Personalmanagement, Qualitätsmanagement) und der professionellen Pflege fachkundig, selbständig und verantwortungsbewusst wahrzunehmen. „Die Qualität der Gesundheitsversorgung hängt maßgeblich von der Qualifikation der Führungs- Mit Hilfe einer ersten Online-Befragung im März 2019 kräfte ab“, betont Prof. Dr. Koob. „Der neue Studiengang wurde zunächst ein grober Kriterienkatalog erstellt, der macht Studierende ‚fit‘ für die Anforderungen, die Gesund- dann durch eine zweite Online-Erhebung im Sommer heitseinrichtungen an angehende Führungs- und Leitungs- 2019 eine Konkretisierung erfahren hat. Nun galt es im kräfte stellen.“ Das wissenschaftlich fundierte und praxis- letzten Schritt mit Expertinnen und Experten die Krite- orientierte Studium verzahnt Gesundheitswissenschaften, rienliste hinsichtlich ihrer Relevanz zu bewerten. An der Managementkompetenzen, Ethik und Recht, Gesundheits- Veranstaltung an der Katholischen Hochschule in Köln ökonomie und methodische Kompetenzen in einem nahmen 18 Personen aus den Bereichen Pflegemanage- Studiengang. ment, Praxisanleitung, Verbände und Hochschule teil. Die knapp dreistündige Veranstaltung führte zu einer Informationen zum Studiengang finden Sie auf weiteren Reduktion der gesammelten Qualitätskriterien, der Webseite unter Studienangebot: https://www.ksh- die nun nach sprachlichen Korrekturen veröffentlicht wer- muenchen.de/hochschule/studienangebot/ den sollen. Die Kriterienliste mit didaktischen, formalen, personellen, organisatorischen und infrastrukturellen Kriterien dient als Orientierungsrahmen für das Pflege- studium und ist Grundlage für Kooperationsverträge zwischen Praxiseinrichtung und Hochschulen. weitere Informationen zum Projekt unter www.quahopp.de 3
K S H - KO M PA K T Spitzenposition für die KSH München FOCO e.V. und KSH München beim CEWS-Hochschulranking nach schließen Kooperationsvertrag Gleichstellungsaspekten Die KSH München kooperiert künftig mit FOCO e.V. (Forum Die KSH München belegt im aktuellen CEWS-Hochschul- für Community Organizing) in der Ausbildung und Weiter- ranking nach Gleichstellungsaspekten eine Spitzenposition bildung von Community OrganizerInnen. Der Kooperati- in der Ranggruppe 2 der Hochschulen für angewandte onsvertrag, der Anfang Oktober von Hochschulpräsident Wissenschaften. Prof. Dr. Hermann Sollfrank und FOCO-Vorstand Prof. Dr. Lothar Stock unterzeichnet wurde, sieht vor, dass künftig Das CEWS (Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft Veranstaltungen an der Hochschule auf die Ausbildung und Forschung) legt das Ranking bereits in neunter Ausgabe bzw. Weiterbildung von Community OrganizerInnen ange- vor. Zielstellung ist es, die Leistungen der Hochschulen rechnet wird und umgekehrt. Zudem planen die Vertrags- bei der Gleichstellung von Frauen und Männern mit Hilfe partner die Intensivierung gemeinsamer Aktivitäten im quantitativer Indikatoren kontinuierlich und bundesweit Bereich der Lehre und Forschung, wie z. B. Kooperationen zu vergleichen. Das Ranking ergänzt damit andere Instru- in Bezug auf Exkursionen, Praktika, Projekte und Abschluss- mente der Qualitätssicherung wie Wettbewerbe (Profes- arbeiten sowie gemeinsame Forschungsprojekte. FOCO sorinnenprogramm), Evaluationen und Zertifizierungen. ist ein Zusammenschluss von PraktikerInnen und Wissen- Für das Ranking entwickelte das CEWS ein mehrdimensio- schaftlerInnen, die sich seit 1993 zum Ziel gesetzt haben, nales Indikatorenmodell, das unterschiedliche Abschnitte Praxis und Theorie von Community Organizing in Deutsch- der wissenschaftlichen Qualifikation in den Blick nimmt. land zu verbreiten und weiter zu entwickeln. Das CEWS-Hochschulranking berücksichtigt das Fächer- profil der Hochschulen und greift dabei auf das Kaskaden- modell zurück. Die Bezugsgrößen sind, je nach Qualifi- kationsstufe und Hochschultyp, der Frauenanteil an den Studierenden und an den Promotionen. Auf diese Weise ist die Vergleichbarkeit von technisch oder sozialwissen- schaftlich ausgerichteten Hochschulen gewährleistet. Für die KSH München und die Frauen- und Gleichstellungs- beauftragten ist die Spitzenposition nicht nur positive Rückmeldung zu den stetigen Bemühungen in der Förde- rung von Gleichstellung und Ansporn zur Weiterentwick- lung, sondern auch ein Merkmal der Qualitätsentwicklung einer Hochschule, die in Forschungsanträgen und Dritt- mittelprojekten kontinuierlich an Bedeutung gewinnt. die Ergebnisse sind veröffentlicht und online zugäng- lich über: https://www.gesis.org/cews/unser-angebot/ Zur Vertragsunterzeichnung waren anwesend (v. l. n. r.): publikationen/cewspublik Prof. Dr. Jochen Ribbeck, Prof. Dr. Andreas Schwarz, Prof. Dr. Lothar Stock, Hester Butterfield, Prof. Dr. Hermann Sollfrank 4
K S H - KO M PA K T Die KSH München begrüßt Gut vernetzt: die Hochschule ihre Erasmus-Incomings und ihre kooperierenden Kindertageseinrichtungen Gleich in ihrer ersten Woche an der KSH München (Ende September) durften die ausländischen Studentinnen und Studenten an einem organisierten Wochenende an den beiden Hochschulstandorten teilnehmen – um sich gegen- seitig besser kennen zu lernen und einen ersten Eindruck von ihrer Umgebung zu erhalten, in der sie sich nun in den kommenden Wochen und Monaten aufhalten. Eine Station in der Großstadt: das Nymphenburger Schloss und seine große Parkanlage. In Benediktbeuern ging es unter der Leitung von P. Norbert Schützner (KHG) zu Fuß vom Kloster nach Kochel – ein vierstündiger Marsch, an dem sich ausnahmslos alle beteiligten. Die 10 Erasmus-Incomings studieren alle auf Englisch am Campus München das Pro- gramm „Social Work: a Human Rights based approach“. Die beiden Tutoren des International Office Tobias Nieß und Christian Borowski (beide: Soziale Arbeit (B.A.) am Campus Benediktbeuern) waren maßgeblich für die Orga- nisation des Wochenendes zuständig, dessen Verlauf viel Seit dem Wintersemester 2019/20 bietet die KSH München Lob und Anerkennung erntete. Die beiden Tutoren planen den Vollzeitstudiengang Kindheitspädagogik (B.A.) an. übrigens ebenfalls ein Auslandssemester an der Palacký- Studierende absolvieren im Laufe ihres Studiums mehrere Universität Olmütz (Tschechische Republik) und an der IRTS studienbegleitende Praxisphasen an Kindertageseinrich- (Institut Regional du Travail Social Nouvelle-Aquitaine) in tungen, die dem Kooperationsnetzwerk der Hochschule Bordeaux (Frankreich). angehören. Ende Juni dankten die Studiengangsleitung Prof. Dr. Helga Schneider und der (derzeitige) Dekan der Fakultät Soziale Arbeit, Prof. Dr. Andreas Schwarz, den Kooperationseinrich- tungen für die ausgezeichnete Zusammen- arbeit während des vergangenen Jahres und begrüßten die Vertreterinnen und Vertreter der Einrichtungen, die dem Kooperations- netzwerk an diesem Tag beigetreten sind. Nach der der feierlichen Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarungen blieb Zeit für einen gemeinsamen Umtrunk und spannen- den inhaltlichen Austausch. (v. l. n. r.): Bethany Trubshaw (UK), Olivia Lordan (UK), Marina Clavero Albesa (Spanien); stehend (v. l. n. r.): Neele Ansmann (KSH Mün- chen), Alan Georges (Frankreich), Daniel Ternyik (KSH München), Richárd Török (Ungarn), Tobias Nieß (KSH München, Tutor IO), Scarlett Dunn (UK), Connor Hawthorne (UK), Ákos Tóth (Ungarn), Ayan Hirsi (Schweden), Christian Borowski (KSH München, Tutor IO), María Antonia Ceballos Ceballos (Spanien) 5
K S H - KO M PA K T Verbundprojekt mit dem KMFV e.V.: Podium im Klinikum rechts der Isar Neue Wege in der Gesundheitsver- mit Konstantin Wecker sorgung und Gesundheitsförderung Am 25.10. fand im Klinikum rechts der Isar eine Podiums- wohnungsloser Menschen diskussion zum Thema „ Machen oder lassen? Träume Wohnungslosigkeit stellt in München und den umliegen- und Traumata der Machbarkeit in der modernen Medizin den Landkreisen eines der zentralen sozialen Probleme dar. statt“. Die Katholische Stiftungshochschule München war So waren im Jahr 2018 rund 9900 Menschen wohnungslos, Kooperationspartner der Veranstaltung. Kontrovers wurde davon 1700 Kinder. Neben fehlendem Wohnraum, Arbeits- mit Akteuren aus den Bereichen Pflege, Palliativmedizin losigkeit und Straffälligkeit sind psychische und somatische und Neurologie über die Grenzen der Medizin und die Erkrankungen zusätzliche Determinanten für Wohnungs- richtigen Entscheidungswege diskutiert. Gastreferent Kon- losigkeit. Über den großen somatomedizinischen Behand- stantin Wecker glänzte auf seinen Fachgebieten: Poesie lungsbedarf hinaus, leiten wohnungslose Menschen sehr und Widerstand! Im Publikum mit dabei: Studierende des häufig auch an einer psychiatrischen Erkrankung, teils auch Studiengangs Pflege Dual, denen auch ein Schnappschuss unter einer Persönlichkeitsstörung. Die vielfältigen gesund- mit Konstantin Wecker gelang. heitlichen Einschränkungen und die Multidisziplinarität des Versorgungs- und Hilfssystems stellen eine große Herausforderung für die Umsetzung der gesundheitlichen Versorgung und Gesundheitsförderung wohnungsloser Menschen dar. Mit einer Laufzeit von fast vier Jahren (Juni 2019 bis Mai 2023) startete nun im Auftrag des Erzbischöflichen Ordi- nariats der Erzdiözese München und Freising das Verbund- projekt „Neue Wege in der Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung wohnungsloser Menschen“. Ziel dieses Verbundprojektes des Katholischen Männerfür- sorgevereins e.V. (KMFV e.V.) und der KSH München ist es, Versorgungsdefizite von wohnungslosen Menschen hinsichtlich ihrer medizinischen, pflegerischen, psychiat- rischen und psychosozialen Versorgung zu identifizieren, Verbesserungsmöglichkeiten und deren Umsetzung an- Samira Kreuzer (links) und Elza Palamar (rechts) hand von Qualitätsindikatoren aufzudecken und neue mit dem Gastreferenten des Abends: Konstantin Wecker. Versorgungskonzepte zu entwickeln und erproben. Am 26. September fand eine Auftaktveranstaltung in der Aula am Campus München statt, die Vertreterinnen und Vertreter aus Hochschule und Praxis dazu einlud, sich an der Entwicklung geeigneter Fragestellungen für das Projekt zu beteiligen. Für Nachfragen zum Projekt: Vera Richter M.Sc., vera.richter@ksh-m.de 6
DIE HOCHSCHULE Gelungene Eröffnung des Studienjahres und des Studiengangs Hebammenkunde (B.Sc.) Am 9. Oktober lud die KSH München zu einer feierlichen ist das Klinikum der LMU München und dessen Staatliche Eröffnung des Studienjahres und zu der Eröffnung des Berufsfachschule für Hebammenkunde. Dort werden die Studiengangs Hebammenkunde in die Campuskirche am Studierenden künftige ihre 3000 Praxisstunden leisten. Hochschulstandort München ein. Zu der akademischen Feier waren Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft Die Feier begann mit einem Gottesdienst, der von Prälat eingeladen, zudem füllten sich die Stuhlreihen nach und Bernhard Piendl, stellvertretender Stiftungsvorstand und nach mit den Studentinnen, die nun zu den ersten Hebam- Landescaritasdirektor, zelebriert wurde. Im Anschluss be- men in Bayern zählen, die in den nächsten Jahren akade- grüßte Hochschulpräsident Prof. Dr. Hermann Sollfrank misch ausgebildet werden. die Gäste, hieß neue Mitglieder in der Lehre willkommen, würdigte das hohe Engagement bei der Implementierung Endlich ist soweit! So der O-Ton der Gäste, die zu diesem des neuen Studiums und dankte nicht zuletzt dem Kura- sehr stimmungsvollen und kurzweiligen Festakt eingela- torium der Hochschule, das seit vielen Jahren den Ausbau den waren. Dem Start des Studienangebots Hebammen- der Fakultät Pflege zur Fakultät Gesundheit und Pflege kunde ging eine monatelange Entwicklungsphase voran, aktiv unterstützt. die von den beteiligten Personen viel Einsatz und Engage- ment forderte – umso mehr zeichnete sich bereits bei den Prälat Bernhard Piendl sprach in seinem Grußwort von Grußworten und auch in der anschließenden Podiums- „einem besonderen Tag auch für die kirchliche Stiftung der diskussion die positive Grundstimmung und die große Hochschule“. Er lobte den konstruktiven Prozess und die Freude darüber ab, mit dem Bachelorstudium nun erfolg- gute Zusammenarbeit mit der Hochschule in den Monaten reich an den Start gehen zu können. Die KSH München ist damit, neben der OTH Regensburg, eine der ersten Hoch- Bild oben: Eine lebendige und aufschlussreiche Dialogrunde mit (v. l. n. r.) Prof. Dr. Constanze Giese, Ulrike Geppert-Orthofer, schulen in Bayern, die die Hebammenkunde als grund- Prof. Dr. med. Sven Mahner und Marianne Kerkmann unter der ständiges Studium anbietet. Renommierter Bildungspartner Leitung von Vizepräsidentin Prof. Dr. Birgit Schaufler. 7
DIE HOCHSCHULE der Entwicklung und nun in der Phase der Implementie- kann, entspräche die Hochschule den Vorgaben in der rung. Auf einen ersten Schritt, so seine Worte, müssten Bundesgesetzgebung und stelle sich „vorbildlich“ in der immer neue und auch mutige Schritte folgen. Die Hoch- Hebammenausbildung auf. schule stelle sich hiermit den Herausforderungen, die sich im Gesundheitsbereich ergeben. „Es war wichtig und gut, In der anschließenden Dialogrunde, an der sich Ulrike so schnell auf einen sich abzeichnenden Bedarf in der Geppert-Orthofer, Prof. Dr. Constanze Giese (Studien- Hebammenausbildung zu reagieren.“ Prälat Piendl dankte gangsleitung Hebammenkunde), Marianne Kerkmann in diesem Zusammenhang auch den Vertreterinnen und (leitende Lehrhebamme der Staatlichen Berufsfachschule Vertretern aus den Ministerien, die in den Prozess einge- für Hebammen am Klinikum der LMU München) und Prof. bunden waren. Dr. med. Sven Mahner (Direktor der Frauenklinik der LMU München) unter der Moderation von KSH-Vizepräsidentin Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor des Klini- Prof. Dr. Birgit Schaufler beteiligten, zeigte sich dem Publi- kums der Universität München, richtete sich in seinem kum dann nochmals auf, wie intensiv sich der Prozess der Grußwort zunächst an die Studentinnen und gratulierte Studiengangsentwicklung gestaltete – und wie sehr die zur Berufswahl. Als Studentin oder Student sei man ge- kooperative Zusammenarbeit zum Erfolg beigetragen hat. fordert, sich auf Innovationen einzulassen, Neues dazu Marianne Kerkmann bezeichnete die Einführung als „mar- zu lernen, mutig zu sein, sich für Entwicklungen immer kanten, aber wichtigen Schritt“. Sie und ihr hätten in den wieder zu öffnen – zugleich sei es aber nicht minder be- letzten Monaten einige sehr harte, aber auch wichtige Ent- deutsam, sich auf menschliche Werte zu besinnen, Traditi- scheidungen getroffen, wie z. B. fortan keine Schülerinnen onen zu bewahren und auch Demut zu zeigen. Heute, so mehr aufzunehmen, sondern sich auf die Ausbildung der betonte er, seien werdende Mütter sehr viel informierter, KSH-Studentinnen zu konzentrieren. In diesem Kontext durch Internet und Co. wüssten sie oftmals sehr viel – fiel dann auch die Frage nach einem möglichen Gefälle und dennoch seien sie dankbar, um jede weitere Beratung zwischen den Akademikerinnen und den Praktikerinnen. und Betreuung, die sie erhalten können. „Dieses Studium Doch hier konnte Ulrike Geppert-Orthofer mit bereits posi- erfordert höchste Sozialkompetenz verbunden mit fun- tiven Erfahrungen einlenken: „Es gibt Fragen, die nur aus dierter, wissenschaftlicher Expertise. Die Einführung des der Praxis und niemals aus der Theorie oder Wissenschaft Studiengangs ist ein Meilenstein in der Entwicklung des heraus beantwortet werden können – bisher erlebe ich ein bayerischen Gesundheitswesens.“ sehr positives Miteinander von Hebammen, die bereits in der Ausbildung sind und den Frauen und Männern, die mit Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen einem Studium begonnen haben.“ Hebammenverbandes, bezeichnete die Studiengangsim- plementierung als einen „längst überfälligen Schritt“. Sie Der Start ist also gelungen, nun gelte es, den Studiengang erhofft sich davon auch den Einstieg von Hebammen in an die Gesetzesvorschriften anzupassen. Doch auch hier eine wissenschaftliche Karriere. Deutschland habe gerade sind die Beteiligten zuversichtlich. Wichtig sei, so Prof. Dr. im Bereich der wissenschaftlichen Publikationen im Euro- med. Mahner, dass sich die Kooperation auch weiterhin so pavergleich deutlichen Nachholbedarf. Hier seien skandi- offen und dialogisch gestalte wie bisher. Marianne Kerk- navische Länder, aber auch die unmittelbaren Nachbarn mann spricht den Studierenden viel Mut zu, in dem sie Österreich und Schweiz deutlich stärker. Sie hob hervor, abschließend von „einem der schönsten Berufe“ redete. wie sehr der Hebammenverband die Akademisierung des Die Feier wurde musikalisch von Ensemble Orange und Hebammenberufs begrüßt und lobte die KSH München von Musikprofessor Dr. Kai Koch begleitet, in der Aula dafür, dass sie der Praxisausbildung einen weiterhin sehr gab es dann zum Ausklang noch einen kleinen Imbiss und hohen Stellenwert einräumt. Mit der Qualifizierung von Getränke. Lehrpersonal, das Berufserfahrung als Hebamme mitbringt Die Studentinnen freuen sich auf den Start ihres und aber auch eine wissenschaftliche Laufbahn vorweisen Hebammenstudiums. 8
DIE HOCHSCHULE Gelungener Austausch: Wissenschaftsminister Bernd Sibler zu Besuch im Studiengang Hebammenkunde (B.Sc.) Der Herbst zeigte sich von seiner besten Seite als Wissen- bereits geplant und auch beschlossen, dennoch bezeich- schaftsminister Bernd Sibler am vergangenen Freitag (18. nete der Staatsminister die Studentinnen als „Pionierinnen Oktober) die bayernweit ersten Hebammen-Studentinnen der Akademischen Hebammenausbildung in Bayern“ mit an der KSH München begrüßte. Der Bachelorstudiengang, sehr positiven Berufsaussichten, da der Bedarf an Hebam- der sieben Semester umfasst und in Kooperation mit dem men ungebrochen hoch sei. Anders als prognostiziert, Klinikum der LMU und der Staatlichen Berufsfachschule steigt z. B. die Geburtenrate in der Metropolregion München für Hebammen angeboten wird, startete nur wenige Tage seit Jahren an. zuvor an der KSH München – die neben der OTH Regens- burg zu den ersten beiden Hochschulen bayernweit zählt, Doch auch, wenn ein akademisches Studium zunächst die die akademische Ausbildung anbieten. Wissen und Professionalisierung bedeutet, so sind sich Hochschule und Ministerium darin einig, dass für einen so intimen und persönlichen Beruf reines Fachwissen nicht ausreicht. Was hier zählt, ist die professionsethische Hal- tung. Prof. Dr. Constanze Giese, Studiengangsleitung Heb- ammenkunde, wies in ihren anschließenden Ausführungen zu den Studieninhalten auch explizit darauf hin, dass die KSH München traditionell sehr großen Wert auf die Per- sönlichkeitsbildung und den ethischen Anspruch ihrer Studentinnen und Studenten legte. Im Curriculum vorge- sehen sind daneben unter anderem Module im Bereich Management, IT und Kommunikation. Prof. Dr. Hildegard Schröppel führte danach durch die Simulations- und Skillslabore der KSH München. „Mit dem Unterricht in unseren Simulations- und Skillslaboren bringen wir die Praxis bzw. praktische Probleme in unsere So ist es richtig: Eine Studentin badet eine Babypuppe. Hochschule“, sagt sie. Schauspiel-Patienten imitieren heraus- Minister Sibler, Präsident Hermann Sollfrank und Prof. Dr. med. forderndes Verhalten z. B. von einer werdenden Mutter Mahner (links) gucken zu. oder Komplikationen in der Schwangerschaft bzw. während Prof. Dr. Hermann Sollfrank, Präsident der KSH München, der Geburt und ermöglichen den Studentinnen so, sich hieß zunächst die Gäste aus Politik und Hochschule will- Praxiswissen anzueignen. „Dabei“, so betont die Professo- kommen und wies daraufhin, dass die Hochschule hier rin, „passen wir uns an den Kenntnisstand unserer Studie- bereits vor vielen Jahren aktiv war und auch immer, in renden an. Wir wollen an der Hochschule nicht überfor- relevanten Gremien, auf die Notwendigkeit der Akademisie- dern, sondern in einem geschützten Umfeld – das Fehler rung des Hebammenberufs hingewiesen hat. Wissenschafts- zulässt – praktische Kenntnisse vermitteln.“ minister Bernd Sibler bestätigte, dass die Implementierung eines solchen Studienangebots „kein einfacher Weg“ Nach einer Führung durch die verschiedenen Räume, zei- gewesen sei, betonte aber zugleich die Notwendigkeit. Die gten die Studierenden, wie sie ein Baby (Babypuppe) baden Akademisierung eröffne neue Perspektiven für die Berufs- und wickeln. Gemeinsam mit dem Minister und unter der gruppe, Absolventinnen und Absolventen könnten fortan Moderation von Prof. Dr. Birgit Schaufler, Vizepräsiden- auch in Leitungspositionen einmünden. Zudem sprach tin Studium und Lehre an der KSH München, wurde zum der Minister von einem „Miteinander auf Augenhöhe“ in Abschluss darüber diskutiert, ob der Hebammenstudien- einem medizinischen Berufsumfeld. Der Ausbau des Ange- gang mit seinen fast 3.000 Praxisstunden nicht vielmehr bots in der bayernweiten Hochschullandschaft sei zwar ein duales Studium sei, das entsprechend vergütet werden 9
DIE HOCHSCHULE müsste. Auch fragten die Studentinnen, ob ein einheit- liches Studienprogramm in Deutschland angedacht sei, um später eventuell auch den Studienort wechseln zu können. Bernd Sibler verwies hier auf laufende Gespräche- auf Bundesebene. Als es um ein Studium im Ausland ging, meldete sich Prof. Dr. med. Sven Mahner (Direktor der Frauenklinik der LMU München) zu Wort: „Selbstverständ- lich sind wir sehr daran interessiert, die Personen, die wir auf hohem Niveau ausbilden, auch nach Abschluss des Studiums an unseren Standort zu binden.“ Mit den Worten „Behalten Sie uns in den Augen und im Ohr“, überreichte Prof. Dr. Birgit Schaufler dem Wissen- schaftsminister Bernd Sibler zum Abschluss ein Pinard-Ste- thoskop. Der gelungene Austausch zwischen Hochschule und Ministerium endete in geselliger Runde bei einem kleinen Imbiss. Ein Neugeborenes braucht viel Fürsorge: Wissenschaftsminister Bernd Sibler erhielt einen guten Einblick in die vielen Facetten der akademischen Hebammenausbildung. 10
DIE HOCHSCHULE © AdobeStock_Tobias_Arhelger Prof. Dr. Gabriel Schoyerer im Expertengremium zum Monitoring des Gute-KiTa-Gesetzes Am 1. Januar 2019 ist das Gute-KiTa- stehenden 5,5 Mrd. Euro ungefähr Gesetz in Kraft getreten, was steht die dreifache Summe aufwenden. dahinter, was ist das für ein Gesetz? Dennoch halte ich das Gute-KiTa-Ge- Das Gute-KiTa-Gesetz ist ein Bündel setz für einen wichtigen Schritt in die aus zehn verschiedenen Handlungs- richtige Richtung, zumal der Bund so feldern, die die Qualität in Angeboten viel Geld wie noch nie in den Kitaaus- der Kindertagesbetreuung verbessern bau investiert hat – auch, wenn sich sollen. Das sind zum Beispiel die Auf- viele Fachverbände und Wissenschaft- wertung der Qualifizierung der päda- lerInnen einheitliche Standards und gogisch Tätigen, eine Verbesserung eine dauerhafte Finanzierung gewünscht des Fachkraft-Kind-Schlüssels oder hätten. Hier gibt es in einem födera- die Schaffung eines bedarfsgerechten listischen System aber auch klare Angebots. Bestandteil des Gesetzes verfassungsrechtliche Grenzen. sind aber auch familienpolitische Leis- tungen wie etwa die Senkung von Was wären denn aus Ihrer Sicht Elternbeiträgen. Der Bund hat nun mit zentrale Ansatzpunkte einer Prof. Dr. Gabriel Schoyerer wurde jedem einzelnen Bundesland einen Ver- Qualitätsentwicklung in der in das Expertengremium des Bundes- trag ausgehandelt, der regelt, welche Kindertagesbetreuung? ministeriums für Familie, Senioren, Schwerpunkte die Länder aus diesem Ein ganz zentraler Ansatzpunkt ist Frauen und Jugend (BMFSFJ) zum Pool wählen und wofür sie das bereit sicherlich die Professionalisierung Monitoring des Gute-KiTa-Gesetzes gestellte Bundesgeld einsetzen. der pädagogischen Fachkräfte und berufen. Im Interview spricht er über damit verbunden eine deutlich stär- das Gesetz; darüber, wie er es als Das hört sich nach einem Bundesge- kere Akademisierung. Wir wissen Experte einstuft, wo seine Ansatz- setz mit viel Spielraum für die Länder aus Untersuchungen, dass professi- punkte in der Qualitätsentwicklung an. Wie bewerten Sie das Gesetz? onell ausgebildete Fachkräfte wich- liegen und inwiefern er sich in das Bundesministerin Giffey selbst spricht tige Rollenvorbilder für ihre Team- Gremium einbringen wird. von ihrem Gesetz als einem „Instru- Kolleginnen und -Kollegen sind und mentenkasten“, der die unterschied- sich darüber die Kultur einer Kinder- lichen Voraussetzungen und Struktur- tageseinrichtung im Umgang mit Kin- bedingungen in den Ländern berück- der und Eltern positiv beeinflussen sichtigen soll. Tatsächlich liegen etwa lässt. Lediglich zu fordern, die Fach- die Relationen beim Fachkraft-Kind- kraft-Kind-Relation zu erhöhen, wäre Schlüssel um den Faktor zwei ausei- insofern zu kurz gesprungen, da pro- nander: Was also bei einem einheit- fessionelles Handeln mehr als bloße lichen Schlüssel für die einen eine Vollzugspraxis von zuvor gelerntem Verbesserung darstellen würde, wäre Wissen ist. Vielmehr entsteht es aus für die anderen eine Verschlechterung. dem reflexiven Nachvollzug dessen, Zudem: Würde man alleine die fach- was man getan hat und einer fachlich lich geforderte Fachkraft-Kind-Relation begründeten Einordnung. Das sind von 1:3 bundesweit einheitlich umset- hohe, aber notwendige Anforderun- zen wollen, müsste man statt der für gen, wenn wir die kaum mehr über- die nächsten drei Jahre zur Verfügung schaubaren Leistungserwartungen an 11
DIE HOCHSCHULE © AdobeStock_Tobias_Arhelger Kindertagesbetreuung zumindest die aus meiner Sicht gerade für kleine zu prüfen und den Anschluss der annähernd umsetzen wollen. Nicht Kinder eine sehr geeignete Betreu- Ergebnisse an die wissenschaftliche umsonst fordert deshalb der Aktions- ungsform darstellen kann. Zum an- Forschung herzustellen. Zum anderen – rat Bildung, dass jede KiTa-Leitung deren scheint mir dies ein Versuch und das wird sicherlich eine spannen- einen akademischen Hochschulab- zu sein, den Fachkräftemangel vor de Frage werden – wird zu diskutieren schluss in der Kindheitspädagogik allem in den ungeliebten Randzeiten sein, welche Maßnahmen denn tatsäch- haben soll. Bis das erreicht ist, dauert lindern zu wollen, indem diese Auf- lich zu Effekten geführt haben, die dies bei einem Wachstum wie bisher gabe den Tagespflegepersonen zuge- wir dann als gute Qualität bezeichnen allerdings noch mindestens 15 Jahre. schoben wird. Aus Untersuchungen können. ist allerdings bekannt, dass derart Sie sagten, dass beim Gute-KiTa-Gesetz unattraktive Angebote von den Tages- die Länder ihre eigenen Schwerpunkte pflegepersonen kaum angenommen setzen können. Wie beurteilen Sie werden. Positiv für Bayern ist jedoch den Bund-Land-Vertrag für Bayern? anzumerken, dass die Leitungen in Bayern schmückt sich ja gerne mit der den KiTas anteilig stärker vom Grup- Bezeichnung Familienland Nummer 1 pendienst oder Verwaltungsaufgaben zu sein. Beim Blick auf die inhaltlichen freigestellt werden sollen. Mal sehen, Schwerpunktsetzungen kann ich aber wie das im Konkreten aussehen wird. kein klares Konzept einer Qualitäts- entwicklung erkennen, obgleich das Sie sind nun als Mitglied in das Land Bayern mit den 861 Millionen Expertengremium gewählt worden, Euro, dass es vom Bund bis 2022 er- das den Monitoringprozess des hält, durchaus starke Signale für Qua- Gute-KiTa-Gesetzes von November lität hätte setzen können. Stattdessen 2019 bis Dezember 2022 begleiten setzt der Freistaat einen Großteil der soll. Herzlichen Glückwunsch! Mittel für die Ausweitung der Beitrags- Was wird Ihre vorrangige Aufgabe freiheit für Kinder im Kindergarten- im Prozess sein, wo kommt Ihre Ex- alter ein. Auch, wenn es durchaus ein pertise im Schwerpunkt zum Einsatz? mittelfristiges Ziel sein kann, dass alle Das Monitoring hat die Aufgabe Bildungseinrichtungen kostenfrei wer- die Umsetzung des Gute-KiTa-Gesetzes den, haben die Kinder, die heute in zu beobachten und zu begleiten. den Kindergärten betreut sind, nichts Hier ist sowohl ein bundesweites als von solchen familienpolitischen Maß- auch landesspezifisches Monitoring nahmen. Was ebenso verwundert, geplant, deren Ergebnisse in jähr- ist das Vorhaben, dass Tagespflege- lichen Berichten durch das BMFSFJ personen sozialversicherungspflichtig veröffentlicht werden. Aufgabe des in Kindertageseinrichtungen ange- Expertengremiums ist es, das Monito- stellt werden und dort die Randzeiten ring kritisch zu begleiten, gegebenen- sowie Personalengpässe im Gruppen- falls Anpassungsbedarfe zu veranlas- dienst abdecken sollen. Das inter- sen sowie die Ergebnisse zu beraten. pretiere ich als eine Abwertung der Es geht also zum einen darum, die Betreuungsform Kindertagespflege, eingesetzten Erhebungsinstrumente 12
DIE HOCHSCHULE Die Zeit gehört uns! „Atmende Lebensläufe“ als Gegenmodell zur überfrachteten Erwerbsbiografie? In Kooperation mit den Frauen- und Gleichstellungsbeauf- Gesellschaft und Familie einstehen. Basis dafür sei, so be- tragten Prof. Dr. Anna Noweck und Prof. Dr. Julia Seiderer- stätigt Dr. Heitkötter die Nachfrage einer Zuhörerin, auch Nack hat der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), ein neues Verständnis von Partnerschaft und Genderge- Diözesanverband Augsburg, Expertinnen aus Wissen- rechtigkeit. Nur so können bestehende Ungleichgewichte, schaft, Politik und öffentlichem Dienst zur Podiumsdiskus- wie z. B. die weitaus höhere Altersarmut von Frauen, auf- sion an den Campus Benediktbeuern eingeladen. Auf der gehoben werden. Abendveranstaltung am 21. Mai ging um die hochaktuelle gesellschaftspolitische Frage: „Care-Zeiten – Utopie oder Nach wie vor eine Hürde: die tradierten Rollenbilder Chance für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?“ Das Modell der „Optionszeiten“ realisiert damit die be- darfsorientierte und selbstbestimmte Gestaltung von In ihren Begrüßungsworten rücken sowohl Prof. Dr. Julia Erwerbsverläufen für Frauen und Männer – eine Utopie? Seiderer-Nack als auch Maria Hierl, Bildungsreferentin Um diese Frage dreht sich die anschließende Diskussions- des KDFB Diözesanverband Augsburg, das Thema „Verein- runde unter der Moderation von Prof. Dr. Egon Endres barkeit von Familie und Beruf“ in den gesamtgesellschaft- und erweitert den Blick um verschiedene Aspekte der lichen Mittelpunkt: „Ein Thema, das Frauen in allen Gene- Vereinbarkeit und deren gesellschaftliche und politische rationen beschäftigt“, so beweise es auch der Blick in das Dimensionen. Jede der Expertinnen selbst, so zeigt die Publikum. Und ein Thema, das Vernetzung, politische Dis- kurze Vorstellungsrunde, lebt ein anderes Modell der kussion und die Zusammenarbeit über die Parteigrenzen Vereinbarkeit, doch für Jede stellt dies eine Herausforde- hinweg erfordert. rung dar. Karin Weiß, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, benennt das Pro- „Vereinbarkeit von Familie und Beruf greift zu kurz“ – blem der Rollenverteilung und die nach wie vor tradierten mit diesem einführenden Statement bringt Dr. Martina Rollenbilder. Diese haben dazu geführt, dass die immense Heitkötter, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deut- Fürsorgearbeit der Frauen monetär und in Bezug auf die schen Jugendinstitut (DJI) in München, das Anliegen und Rentenansprüche nicht angemessen vergütet werden. die Lösungsansätze des Forschungsprojektes „Atmende Von Arbeitgeberseite brauche es mehr Flexibilität, um den Lebensläufe“ auf den Punkt. Das Konzept denkt Sorge- unterschiedlichen Ansprüchen der ArbeitnehmerInnen in zeiten für Männer und Frauen, nicht nur bezogen auf ein den verschiedenen Lebensphasen gerecht zu werden. Kind, sondern auch bezogen auf Pflege. Es denkt Weiter- Bezirksrätin Alexandra Bertl (CSU) sieht ebenfalls das deut- bildung als bereichernde und weiterführende Zeit im liche Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen in Sinne des lebenslangen Lernens, das den bisherigen „Bil- der Familienarbeit, hier brauche es ein Umdenken und mehr dungsurlaub“ deutlich erweitert. Und es denkt auch an Förderung von Frauen. Diana Stachowitz, Abgeordnete das allgemeine Wohlbefinden und die Selbstsorge: Eine der SPD im Bayerischen Landtag, möchte bei all diesen Auszeit sollte auch zu diesem Zweck möglich gemacht zukunftsweisenden Modellen vor allem den öffentlichen werden. Insgesamt wird so ein Zeitkonto von neun Jahren Dienst in die Pflicht nehmen. Dieser habe die Möglichkeit, geöffnet, das jedem angestellten Beschäftigten zur Ver- hier eine Vorreiterrolle einzunehmen und bereits jetzt fügung steht. Eine Finanzierung sei nicht utopisch, so die Care-Zeiten von Frauen mehr zu würdigen. Als Beispiel Referentin auf Nachfragen aus dem Publikum, bedenke nennt sie die Anerkennung von Familien- bzw. Teilzeit- man all die vielen Einzelbezüge, die aktuell von den unter- Phasen für den beruflichen Aufstieg: „Warum soll die Frau schiedlichen Zuständigkeiten her fließen. Das Bundesmi- nisterium für Arbeit und Soziales hatte diese Forschungs- arbeit in Auftrag gegeben, um über das „erweiterte Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion Vereinbarkeitsmodell“ ein umfassendes Gesamtmodell zu (v. l. n. r.): Dr. Martina Heitkötter, Eva Lettenbauer, Prof. Dr. Endres, Diana Stachowitz, Karin Weiß, Sabine Slawik, entwickeln. Ziel ist die Anerkennung und Neuorganisation Alexandra Bertl, Elisabeth Böswald-Rid, Maria Hierl, von Fürsorgezeiten. Dafür müssen Staat, Wirtschaft, Prof. Dr. Julia Seiderer-Nack 13
DIE HOCHSCHULE dafür bestraft werden, dass sie einen Teil ihres Erwerbsle- bens den Kindern gewidmet hat? Vielmehr sollten Erzie- hungszeiten bei Beförderungen berücksichtigt werden“, so ihre Forderung. Politisches Engagement ist gefragt! Aus dem Publikum meldet sich Cornelia Irmer, ehemalige Bürgermeisterin der Gemeinde Geretsried, zu Wort: „Seit 40 Jahren hat sich in dieser Frage eigentlich nicht viel bewegt.“ Frauen werden immer noch schlechter bezahlt, tragen die Hauptlast der Fürsorgearbeit und sind durch die geringere Erwerbstätigkeit viel häufiger von Alters- armut betroffen. Sie ruft alle Frauen auf, sich politisch zu beteiligen, denn nur so rücken Frauenthemen stärker in den Fokus. Als Beispiel nennt sie die große VdK-Renten- kampagne unter dem Motto „Rente für alle“. Dem schließt sich Eva Lettenbauer, Abgeordnete der Grünen Landtags- fraktion, an: „Frauen brauchen die Hälfte der Macht, denn bestimmte Themen werden sich nur verändern, wenn Frauen mitbestimmen.“ Von Seiten der Grünen sind be- reits viele Initiativen gestartet, die inhaltlich dem Modell der Optionszeiten nahekommen, wie z. B. der Antrag „Zeit für mehr – damit Arbeit gut ins Leben passt“. Annekathrin Papenfuß, studierende Mutter an der KSH München, bringt die außerhäusliche Kinderbetreuung zur Sprache, die nach wie vor nicht optimal ist. Kita-Plätze sind oft nicht in der nötigen Buchungszeit verfügbar, und, wie eine Zuhörerin anmerkt, auch nicht in angemessener Qualität. Denn auch an diesem Punkt wird leider gespart. Eine Familienthera- peutin ergänzt, dass zu oft wirtschaftliche Aspekte und der individuelle Konsum im Mittelpunkt stehen, und dies zum Ersatz für ein zufriedenes Leben gemacht werde. Dr. Martina Heitkötter zeigt sich sehr angetan von den vielfältigen Impulsen, die sowohl vom Podium als auch aus dem Publikum kommen. Die Schlussrunde macht eines deutlich: Optionszeiten sind ein zukunftsorientiertes Modell, das sich an neu- en Leitbildern orientiert und ein partnerschaftliches und gleichberechtigtes Erwerbsleben ermöglicht. Doch dafür müssen sich Frauen stark machen! Politisches und gesell- schaftliches Engagement, sei es im Verband oder in der Politik, sind dafür der erste Schritt. Beitrag: Elisabeth Böswald-Rid 14
DIE HOCHSCHULE Sommer, Sonne, Spiel und Spaß! Familie in der Hochschule am Campus-Sommerfest Dass Kinder am Campus willkommen sind, ist an der KSH München selbstverständlich. Nun aber hat die Familie auch das Campus-Sommerfest erobert. Angeregt und vorbereitet von den Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Hoch- schule gab es ein umfassendes Angebot für studierende Eltern und ihre Kinder. Eingestimmt durch Kinderschminken konnten die großen und kleinen Besucher und Besuche- rinnen den Campus mit Straßenkreide und Riesen-Seifen- blasen verschönen. Nach Spiel und Spaß kam der Durst, der an der kindgerechten Cocktailbar gestillt werden konnte. Prof. Dr. Anna Noweck, Frauen- und Gleichstellungsbeauf- tragte am Campus München, betont die Bedeutung der Aktion für den familiären Charakter der KSH München: „Die Hochschule ist offen für die Kinder der Studierenden und Mitarbeitenden am Campus. Das zeigt, dass für uns der Mensch im Mittelpunkt steht: zuerst im Studium, dann aber auch in seinem ganzen Lebenskontext, zu dem auch Kinder gehören. Daher ist es nicht nur wichtig, dass wir der Charta ‚Familie in der Hochschule‘ und dem ‚Familien- pakt Bayern‘ beigetreten sind, sondern auch im alltäglichen Campusleben der Familie Raum geben.“ Das Kinderprogramm am Campus-Sommerfest ist dabei nur ein Aspekt des umfassenden Engagements der Hoch- schule für „Familie in der Hochschule“. Neben dem Angebot eines Elternzimmers auf dem Campus gibt es neuerdings auch einem Willkommensgruß für Neugeborene und den druckfrischen Leitfaden „Studieren mit Kind – das geht!“. Darin werden alle wichtigen Aspekte des Studiums für Eltern an der KSH München noch einmal gebündelt und gut abrufbar macht. Ziel ist es, den Überblick über Unter- stützungsmöglichkeiten an der Hochschule und darüber der Leitfaden „Studieren mit Kind – das geht“ kann hinaus aufzuzeigen. Wichtig ist aber immer auch die per- als PDF-Datei unter https://www.ksh-muenchen.de/ sönliche Beratung, die an den verschiedenen Stellen der fileadmin/user_upload/Leitfaden_Studieren_mit_Kind.pdf Hochschule mit Rat und Tat zur Verfügung steht. „Familien- abgerufen werden oder Sie wenden sich per E-Mail freundlichkeit ist ein wichtiges Zukunftsthema im Wett- an Prof. Dr. Anna Noweck: anna.noweck@ksh-m.de bewerb der Hochschulen“, sagt die Frauen- und Gleich- stellungsbeauftragte. „Daher werden wir uns auch in den kommenden Jahren weiter intensiv mit diesem Thema beschäftigen, z. B. konkret auch mit dem Ausbau der campusnahen Kinderbetreuung oder Betreuungsangebo- ten in den Schulferien.“ 15
D I E FA K U LTÄT E N Nicola Galm, Absolventin von Pflege dual, im Interview zu ihrer Auszeichnung mit dem Dualissimo-Preis Im Rahmen eines Festaktes im Könnten Sie Ihren bisherigen Ausbil- Anfang des Jahres hat mich die KSH Literaturhaus München wurden die dungs- und Berufsweg skizzieren? München durch eine E-Mail auf den fünf besten Absolventinnen und Nach dem Abitur habe ich angefan- Preis aufmerksam gemacht. Eher Absolventen eines dualen Studiums gen Grundschullehramt zu studieren spontan habe ich beschlossen, mich an einer bayerischen Hochschule für und habe aber relativ schnell gemerkt, zu bewerben und es einfach mal zu angewandte Wissenschaften mit dem dass das nichts für mich ist. Ich bin versuchen. Ich rechnete nicht wirk- Dualissimo-Preis ausgezeichnet, der dann nach Südafrika und Australien lich mit einer Auszeichnung und war gemeinsam von „hochschule dual“ gereist und bin dort das erste Mal mit umso überraschter als die E-Mail kam, mit der „vbw – der Vereinigung einer akademischen Pflege in Kontakt dass ich als Preisträgerin ausgewählt der Bayerischen Wirtschaft e.V.“ für gekommen. Da ich das bisher so aus wurde. herausragende Leistungen im dualen Deutschland nicht kannte, habe ich Studium vergeben wird. Unter den mich mit der Thematik dort genauer Wie viele Mitbewerber gab es? ausgezeichneten Absolventinnen befasst und den Entschluss gefasst, Welche Studiengänge waren letztlich und Absolventen: Nicola Galm, die dass ich in Deutschland Pflege studie- in der Preisvergabe vertreten? bis 2018 „Pflege dual“ an der KSH ren möchte. Dadurch bin ich auf das Es haben sich rund 120 Absolven- München studierte, ihre Praxisausbil- duale Studium aufmerksam geworden tinnen und Absolventen aus ganz dung fand an der „Berufsfachschule und habe mich deutschlandweit Bayern für den Preis beworben. Ne- für Krankenpflege Maria Regina“ beworben – und mich letztendlich ben meinem dualen Pflegestudium in München statt. Im Interview für München und das duale Studium waren hauptsächlich technische Stu- beschreibt sie unter anderem, wie an der KSH entschieden. Nach den diengänge vertreten. Eine weitere es zur Auszeichnung kam und was ersten sechs Semestern habe ich mein Preisträgerin studierte Mechatronik sie aus ihrem dualen Studiengang Examen zur Gesundheits- und Kranken- in Ingolstadt. Das Studium der Luft- mitnimmt. pflegerin an der Berufsfachschule fahrttechnik war ebenfalls vertreten, Maria Regina bestanden. Direkt genauso wie ein Student der Physika- danach bin ich für sechs Monate nach lischen Technik. Der fünfte Preisträger Kopenhagen in Dänemark für ein absolvierte das Studium Electronic Auslandssemester. Auch dort hatte ich Systems. zwei Praxiseinsätze neben den Vor- lesungen an der Universität. Insge- Die Auswahl erfolgt nach verschie- samt habe ich in Dänemark sehr viel denen Kriterien, Ihre sehr guten gelernt, nicht nur die Sprache, sondern Studienleistungen waren ein Aspekt, auch vieles über ein anders gestalte- der bewertet wurde. Was nehmen tes Gesundheitssystem und über Sie aus Ihrem dualen Studium mit eine etwas anders funktionierende in die Praxis? Gesellschaft. Nach meiner Rückkehr aus Dänemark habe ich die letzten Herzlichsten Glückwunsch! Nicola Galm bei der Überreichung des Preisgeldes, Semester meines Studiums erfolgreich (v. l. n. r.): Prof. Dr. Franz Boos, wissen- absolviert. schaftlicher Leiter hochschule dual; Gabriela Reger, Krankenpflegeschule Maria Regina; Nicola Galm; Bertram Brossardt, Wie kam es dazu, dass Sie sich vbw Hauptgeschäftsführer; Dr. Rolf-Dieter für den Dualissimo-Preis beworben Jungk, Amtschef im Bayerischen Staats- haben? ministerium für Wissenschaft und Kunst 16
D I E FA K U LTÄT E N Zum einen profitiere ich bis heute sieren und seine To-dos abzuarbeiten. Den Hauptteil des Preisgeldes werde von dem Wissen, welches ich in den Da ich ein gutes Miteinander wichtig ich für mein Masterstudium verwen- Jahren des Studiums erworben ha- finde und davon überzeugt bin, dass den und dort speziell für ein weiteres ben. Zum anderen auch von den vie- das nur funktioniert, wenn sich jeder Auslandssemester, das ich absolvieren len Erfahrungen, die ich an der Hoch- dafür aktiv einsetzt, war ich auch möchte. Mein Wunsch wäre nach Aus- schule, an der Berufsfachschule und während meiner Praxiseinsätze in tralien zu gehen, um dort intensiver in der Praxis sammeln konnte. Mit dieser Richtung sehr bemüht und das Gesundheitssystem kennenzu- dabei sind da auch viele lehrreiche fand es wichtig, mit den Menschen lernen und zu sehen, wie Menschen und interessante Gespräche mit Pa- in gutem Kontakt und Austausch zu über die Weiten des Landes hinweg tienten. Aber auch die Disziplin und stehen. Im Allgemeinen habe ich versorgt werden. Mit einem weiteren die Flexibilität, die ich mir während besonders während des dualen Stu- kleinen Teil habe ich einen Urlaub in des Studiums nach und nach erarbei- diums gemerkt, wie wichtig Freund- Schottland mitfinanziert. tet habe, sind für mich nach wie vor schaften und ein Unterstützernetz eine Bereicherung in meinem jetzigen sind, um seine Ziele zu erreichen. Tun. Auch das Wissen um die Bedeu- Gemeinsam ist man einfach stärker. tung, sich immer wieder kritisch selbst Die im Studium entstandenen Freund- zu reflektieren, nehme ich mit aus schaften sind mittlerweile mit die meinem Studium. Das ist nicht nur gut wichtigsten in meinem Leben. für die Praxis, sondern generell wichtig für alle Bereich in meinem Leben. Wie schätzen Sie diese Auszeichnung ein? Ehrenamt und der außergewöhnliche Die Auszeichnung ist, meiner Mei- Einsatz in der betrieblichen Praxis nung nach, eine wichtige Anerken- waren weitere Kriterien, nach denen nung der Leistungen und des Enga- die Jury auswählte. Können Sie hierzu gements, die ich während des dualen ein bisschen erzählen? Studiums erbracht habe. Besonders Für mich war und ist besonders das schön fand ich es, dass nicht nur nach Ehrenamt oder auch ein Hobby außer- Noten ausgewählt wurde, sondern halb des Studiums/der Arbeit ein eben auch nach Erfahrungen und En- guter Ausgleich. Man kommt nochmal gagement, die man noch neben dem mit anderen Menschen und mit an- Studium gesammelt und erbracht hat. deren Themen in Kontakt. Ich arbeite Das geht leider immer wieder unter. schon seit Jahren als Trainerin beim Zudem befürworte ich die Auszeich- Freuen sich mit der Preisträgerin: (v. l. n. r.) Eiskunstlauf und für mich sind die nung der Praxispartner. Diese leisten Generalökonom Claus Peter Scheucher, vielen Trainingsstunden mit Erwach- zusammen mit der Hochschule einen Barmherzige Schwestern vom heiligen senen und Kindern immer eine Berei- enormen Beitrag, um das Studium so Vinzenz von Paul; Generaloberin Schwester Rosa Maria Dick, Barmherzige Schwestern cherung. Auch in der Kirchenarbeit erfolgreich gestalten zu können. Auch vom heiligen Vinzenz von Paul; Dekanin engagiere ich mich nach wie vor gerne. das sollte nicht vergessen werden. Prof. Dr. Anita Hausen, KSH München; Manchmal ist das alles natürlich stres- Gabriela Reger, Krankenpflegeschule Maria Regina und Dr. Markus Benicke, sig, aber im Endeffekt lohnt es sich Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert – Verwaltungsdirektor der Kliniken der doch immer irgendwie und man lernt wissen Sie bereits, wie Sie das Geld Barmherzigen Schwestern vom heiligen auch in Stresssituationen sich zu organi- einsetzen? Vinzenz von Paul 17
D I E FA K U LTÄT E N © AdobeStock_patpitchaya Was ist eigentlich Nachhaltige Entwicklung? Gastreferent Wolfram Stierle, Ministerialrat im Entwicklungsminis- terium, bot auf dem Campus Benediktbeuern spannende Antworten Ministerialrat Dr. Wolfram Stierle kam im Juni 2019 extra Herkunft unserer Lebensmittel geht oder um unseren aus Berlin nach Benediktbeuern, um einen Bogen von ökologischen Fußabdruck.“ Dass sich dieser wiederum nur der Entwicklungshilfe hin zu den Global Goals für Nach- durch „Verzicht“ verringern lässt, sieht er als Theologe eher haltige Entwicklung zu spannen und die Arbeit seines positiv und plädiert dafür, die Sichtweise darauf zu ändern, Ministeriums zu erklären. Und wie jeder Einzelne dazu was wir eigentlich unter Verzicht verstehen, denn: „Ist es beitragen könne, die weltweiten Ziele zu erreichen. nicht so, dass wir z. B. momentan auf öffentliche Plätze in Städten verzichten müssen, weil der Platz von zu vielen Die öffentliche Ringvorlesung auf dem Campus Benedikt- Autos belegt wird?“ Mit der Aussicht auf mehr Raum zum beuern widmet sich dieses Jahr dem Thema Nachhaltigkeit Verweilen seien „weniger Autos eben kein Verzicht, sondern – und Nachhaltigkeit steht auch im Zentrum der Arbeit eine Bereicherung“. Mit der Veränderung der Einstellung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammen- sei ein erster Schritt getan, um tatsächlich im Sinne von arbeit und Entwicklung (BMZ). Dass und warum das nicht Nachhaltigkeit sich selbst und die Welt weiter zu entwickeln. immer so war, erklärte Ministerialrat Dr. Wolfram Stierle an diesem Abend höchst eindrücklich im Audimax der Beitrag: Dr. Alexandra Hessler Hochschule. Der gelernte Ökonom und Theologe spannte einen kurzweiligen Bogen von den Anfängen der Entwick- lungshilfe in den 1960er Jahren bis hin zu den SDG, den Sie sind herzlich eingeladen! Sustainable Development Goals oder kurz „Global Goals“. Der Abschluss der Ringvorlesung 2019 zum Thema Insgesamt 17 Ziele zur Nachhaltigen Entwicklung wurden „Zukunftsfähige Bildung für eine Welt im Wandel“ von den Vereinten Nationen 2016 festgelegt, die weltweit findet am 04.12. um 19.00 Uhr im Audimax verfolgt werden sollen. Und die – so äußerten sich die mit Prof. Dr. Dr. Gregor Lang-Wojtasik statt. anwesenden Studierenden – noch viel zu wenig bekannt und bewusst seien. „Bekämpfung der Armut“ und „Ernäh- rungssicherheit“ sind dabei eher klassische Ziele, neu sind etwa „Gendergerechtigkeit“, „nachhaltige Stadtentwick- lung“ und „Beendigung der Vernichtung von Biodiversität“. Dass hier noch viel zu tun ist, politische Entscheidungen aber dennoch Zeit brauchen, weiß Dr. Wolfram Stierle aus eigener Erfahrung: Seit vielen Jahren widmet er sich dem Thema und hat schon so manche hochrangigen Politiker beraten, aktuell ist er im Stab von Entwicklungsminister Gerd Müller. Sein aktuelles Tätigkeitsfeld besteht unter anderem darin, Strategien für globale Partnerschaften zu entwickeln, Strukturen vor Ort anzusehen und für mehr Balance zwischen den Ländern zu werben. Die kulturelle Dimension von Entwicklung ist ihm ein besonderes Anlie- gen, und die Transformation von „verkleisterten“ Denk- mustern hin zu mehr Nachdenken über die globalen Zusammenhänge: „Wir denken ja, wir wären Vorreiter“, kritisierte Dr. Wolfram Stierle, „dabei ist auch Deutschland als Entwicklungsland zu sehen, wenn es etwa um die 18
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