BKD-MAGAZIN Das Bildungs-und Kultur-departement informiert - Thema: Forschung im Kanton Luzern

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BKD-MAGAZIN Das Bildungs-und Kultur-departement informiert - Thema: Forschung im Kanton Luzern
Nr. 1/2013
Thema: Forschung   im Kanton Luzern

BKD-MAGAZIN
Das Bildungs-und Kultur-
depar tement informier t
BKD-MAGAZIN Das Bildungs-und Kultur-departement informiert - Thema: Forschung im Kanton Luzern
E D I T O R I A L
                                            Bildung und Forschung
                                            - ein tanzendes Paar

Inhaltsverzeichnis                          Der ETH Lausanne ist der ganz grosse Coup
                                            gelungen: Ein europäischer Forschungsauf-
                                                                                            unsere Luzerner Institutionen in der For-
                                                                                            schung tätig, verankert und anerkannt sind.
                                            trag im Bereich der Erforschung der Gehirn-     Das gilt ganz speziell für die Universität, die
Fokus
Forschung im Kanton Luzern             4    ströme. Es handelt sich um den grössten         Fachhochschule, die Pädagogische Hochschu-
                                            Forschungsauftrag, der je auf europäischer      le, aber auch das von den Zentralschweizer
                                            Ebene vergeben worden ist – und dies an eine    Kantonen und der Wirtschaft getragene
Volksschulbildung                           Institution des Nicht-EU-Mitglieds Schweiz.     MCCS Alpnach oder die landesweit einzig-
Externe Schulevaluation                17   Das ist eine Anerkennung für die ETH Lau-       artige Paraplegikerforschung. Forschungs-
                                            sanne und darüber hinaus für die Schweiz        aufträge erhalten unsere Institutionen von
                                            als Land der Forschung und der Bildung. Ich     internationalen und nationalen Institutionen
Gymnasialbildung                            freue mich über diese Vergabe und gratuliere    und Firmen. Aber nicht nur, ebenso wichtig
Aldo Magno neuer Dienststellenleiter   20
                                            der ETH Lausanne ganz herzlich.                 sind Forschungsaufträge aus der Wirtschaft
                                                                                            unserer Region.
                                            Auch die Bildungsinstitutionen im Kanton
Berufs- und Weiterbildung
Case Management                        24   Luzern erhalten laufend Forschungsaufträge.     Vielleicht fragen Sie sich: „Ist ja schön, wenn
                                            Nicht gerade in diesem Umfang. Aber auch        geforscht wird. Aber sollten wir in Zeiten
                                            unsere Institutionen müssen das Licht nicht     der knappen Mittel die Gelder und Ressour-
Hochschulbildung und Kultur            26   unter den Scheffel stellen. Wenn wir schon      cen nicht lieber für den Bildungsauftrag im
                                            europäische Dimensionen ansprechen, so er-      engeren Sinn einsetzen?“ Meine Antwort
                                            wähne ich zum Beispiel gerne die Hochschule     ist ein zweifaches Nein. Erstens generieren
Schule & Kultur                        29   Luzern – Technik & Architektur: Das Team        Forschungsprojekte Gelder aus privaten
                                            „Lucerne Suisse“ ist auf europäischer Ebene     nationalen oder internationalen Stiftungen
                                            ausgewählt worden, um am internationalen        oder anderen Geldtöpfen ausserhalb des kan-
Persönlich                             35
                                            Wettbewerb „Solar Decathlon Europe“ teil-       tonalen Budgets. Zweitens ist Forschung ein
                                            zunehmen. Mit dem Wettbewerb soll gezeigt       unverzichtbarer Bestandteil der tertiären Bil-
Agenda                                 37   werden, dass hochleistungsfähige Solarhäu-      dung. Universität, Fachhochschule und Päda-
                                            ser komfortabel, attraktiv und erschwinglich    gogische Hochschule haben einen dreifachen
                                            sein können. Selbstverständlich freue ich       Auftrag: Lehre, Praxis und Forschung. Der
Fragen Sie uns                         38   mich auch darüber und spreche den Verant-       Zusammenhang zwischen Bildung – sprich
                                            wortlichen meine Anerkennung aus.               Lehre – und Forschung ist bildlich gesprochen
                                                                                            wie ein Tanzpaar. Zwei Individuen, die sich im
5 Fragen an ... Franz Meier            40   Der Solar Decathlon ist nur ein Beispiel. Wer   Takt ergänzen, je mit der eigenen Schritttech-
                                            genauer hinschaut, ist erstaunt, wie stark      nik werden sie zu einem tanzenden Paar.
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                                                  EDITORIAL

Der Kanton Luzern ist ein aufstrebender Platz
der tertiären Bildung. Entsprechend nimmt
die Forschung zu. Ich lade Sie ein, die folgen-
den Seiten zu lesen, es ist eine spannende
Wanderung durch den Forschungskanton
Luzern – eine ganz andere Optik unserers
Kantons.

Eine ganz andere Optik – das gilt auch für die
vorliegende Publikation. Sie halten die erste
Ausgabe des „BKD Magazin“ in der Hand. Es
löst das bisherige „Mitteilungslatt“ ab. Nach
dem alten Lateiner-Prinzip „nomen est omen“
bedeutet dies: Das „BKD-Magazin“ erscheint
vier Mal jährlich und konzentriert sich auf ein
Schwerpunktthema sowie auf wichtige Ent-
wicklungen und Meldungen in den einzelnen
Bereichen des Departements.
Dienststellen-spezifische Informationen
erhalten Sie künftig mehrmals jährlich in
einem elektronischen Newsletter.

Viel Vergnügen bei der Lektüre – und dem
Tanz von Bildung und Forschung.

Reto Wyss, Regierungsrat
Vorsteher Bildungs- und Kulturdepartement

                                                                BKD-MAGAZIN Nr. 1/2013   3
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F O K U S
Forschung im Kanton Luzern
Die Bildungsinstitutionen im Kanton Luzern haben neben dem Auftrag zur Lehre und Praxisvermittlung auch das
Ziel, in ihrem Bereich Forschung zu betreiben. Der folgende Schwerpunktbeitrag zeigt auf, dass Luzern ein vielfältiger
und spannender Forschungsplatz ist - mit regionaler und nationaler Bedeutung und Ausstrahlung .

Dienststelle Hochschule und Kultur:                             der Forschungsmittel des Schweizerischen          schungsimperativ“ gekennzeichnet wurde.
                                                                Nationalfonds dorthin. Das hat zum einen          In Abwandlung eines gängigen Sprichwortes
Goethe als Naturwissenschaftler, Dichter                        den banalen Hintergrund, dass die Naturwis-       könnte man für die Universität sagen: An der
und Staatsmann fasste das Wesen der For-                        senschaften, vor allem aber die Medizin, für      Forschung hängt, zur Forschung drängt doch
schung noch poetisch in Worte:                                  ihre Forschung aufwändige Versuchsreihen,         alles.
                                                                teure Speziallabore und kostspielige High-        Was für die Universitäten gilt, ist aber nicht
 Doch Forschung strebt und ringt, ermüdend nie,                 Tech-Geräte brauchen. Ein Geistes- oder           in demselben Masse für die Fachhochschulen
 Nach dem Gesetz, dem Grund, Warum und Wie.1                    Sozialwissenschaftler hingegen braucht im         und die Pädagogischen Hochschulen zutref-
                                                                Wesentlichen seinen Kopf und wissenschaft-        fend. Deren Dozierende verstehen sich in der
Heute tönt das sehr viel profaner:                              liche Literatur.                                  Regel in erster Linie als Hochschullehrende
„Forschung und Entwicklung sind im welt-                                                                          und weniger als Forschende. Trotzdem holen
weiten Standortwettbewerb wichtiger denn                        Doch die heutige Dominanz der sogenannten         die Fachhochschulen zügig auf, wenn es um
je. Gerade weil wir bei den Löhnen nicht mit                    MINT-Fächer (Medizin, Technik, Naturwissen-       den Umfang der Forschung geht. Doch liegen
Asien konkurrieren können, müssen wir zum                       schaften) ist auch durch die Erwartung von        ihre Aktivitäten eher im Bereich der anwen-
Innovations- und Technologieführer werden“                      Politik und Wirtschaft geprägt, dass deren        dungs- und produktbezogenen Forschung,
– so das österreichische Bundesministerium                      Forschungsergebnisse sich unmittelbar oder        häufig durch Wirtschaftsunternehmen oder
für Wirtschaft, Familie und Jugend in einer                     zumindest in absehbarer Zeit in Produkte          die öffentliche Hand in Auftrag gegeben.
Pressemitteilung vom 18.2.2013.                                 und damit in wirtschaftliche Prosperität umset-   Wenn wir von Forschung im Kanton Luzern
                                                                zen lassen.                                       sprechen, denken wir also zunächst an die
Zwar verstehen wir auch heute noch unter                                                                          drei Hochschulen – und werden sogleich
dem Begriff Forschung die Suche nach                            „Die Schweiz ist heute dank dem Nebenei-          eines Besseren belehrt. Das vorliegende Heft
neuen Erkenntnissen, doch bezogen sich die                      ander von grossen multinationalen Unter-          gibt einen Einblick in die vielfältigen, oft we-
Erkenntnisse in Europa noch bis ins 19. und                     nehmen, KMU, Start-up-Firmen und den              niger bekannten Forschungsaktivitäten, die
20. Jahrhundert hinein auf die Geisteswissen-                   Hochschulen ein erfolgreicher Forschungs-         auch ausserhalb der oder in Zusammenarbeit
schaften als die Königsdisziplinen, während                     standort.“ Dass dies eine Aussage aus der         mit den Hochschulen stattfinden. Von nack-
die Naturwissenschaften, die Technik und die                    Pharmabranche ist, verwundert nicht, da die       ten Schnecken und anderem Getier bis hin
Medizin noch in den Kinderschuhen steckten.                     Hochschulen hier erst als letzte nach einer       zur Zentralschweizer Klimageschichte und
Das ging so weit, dass der Romanist Ernst                       Reihe von Wirtschaftsunternehmen genannt          Renward Cysats Osterspiel – unser Überblick
Robert Curtius noch 1920 einen Ruf an die                       werden. Und doch verbinden wir üblicher-          über die Forschung im Kanton Luzern macht
Technische Hochschule Aachen ablehnte,                          weise und völlig zu Recht zunächst die            deutlich, dass dieser Landwirtschaftskanton
weil er fürchtete, dort vom „Ordinarius für                     Hochschulen mit dem Begriff der Forschung.        heute sehr viele und auch ganz andere Facet-
Heizung und Lüftung“ mit „Herr Kollege“                         Forschung gehört neben Lehre, Dienstleistun-      ten hat und einer grossen Zahl von Forschen-
angeredet zu werden.                                            gen und Weiterbildung zum Leistungsauftrag        den wissenschaftliche Nahrung bietet.
Heute haben sich die Verhältnisse ins Ge-                       der Hochschulen. An den Universitäten ist
genteil verkehrt: Obwohl die Geistes- und                       sie sogar ein so wichtiger und prägender          Dr. Karin Pauleweit
Sozialwissenschaften über 60% der Studie-                       Teil der Kultur und des Selbstverständnisses,     Leiterin Dienststelle Hochschulbildung
renden zählen, flossen 2011 nur rund 25%                        dass diese Prägung mit dem Begriff „For-          und Kultur

1. Johann Wolfgang von Goethe (1749 –1832),
»Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten«
 http://www.interpharma.ch/de/politik/8194.asp

 Vgl. auch: Stichweh, Rudolf: Der Forschungsimperativ. Eine
Adventsgeschichte. Unilu aktuell, Ausg. Nr. 30, Dezember 2009
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                                                                                               FOKUS

Andermatterinnen und Andermatter setzen sich mit ihre Zukunft.
auseinander. (Forschungsprojekt der Hochschule Luzern)

Universität Luzern:                                              die Selbstbestimmung am Lebensende im           Nationale Projekte mit regionalem Nutzen –
Forschung am Puls der Zeit                                       Schweizer Recht. Resultate zeigen sich über-    regionale Projekte mit nationaler Ausstrahlung
                                                                 wiegend in Fachpublikationen und werden
Die Einheit von Lehre und Forschung prägt
                                                                 an Tagungen und Konferenzen diskutiert.         Die Forschungsteams der Hochschule Luzern
die Universität. Auch die junge Universi-
                                                                 Gute Forschung braucht neben guten Ideen        arbeiteten 2011 an über 350 Projekten.
tät Luzern ist dieser Tradition verpflichtet.
                                                                 ausreichend Zeit und Geld. Der Universität      Häufig lassen sich Erkenntnisse nationaler
Sie gewährleistet, dass Ergebnisse aus der
                                                                 Luzern ist es in den letzten Jahren gelungen,   Projekte auch für die hiesige Region nutzen
Forschung rasch in die Lehre einfliessen –
                                                                 den Anteil von drittmittelfinanzierten Pro-     und so manches regionale Projekt hat eine
die Ausbildung ist damit auf dem neuesten
                                                                 jekten markant zu steigern. Die Beiträge von    landesweite Ausstrahlung. So bietet etwa
Stand. Es forschen aber nicht nur Professo-
                                                                 privaten Stiftungen, Fördereinrichtungen und    die modellhafte Entwicklung von Mehrfami-
rinnen und Professoren. Auch Doktorierende
                                                                 des Schweizerischen Nationalfonds sind ein      lienhäusern mit Einfamilienhausqualitäten
und Assistierende leisten substanzielle
                                                                 Nachweis für die Relevanz und Qualität der      landesweit Lösungsansätze, um die Zersie-
Beiträge zur Wissenschaft. Und wenn immer
                                                                 Forschungsprojekte.                             delung zu bekämpfen. Partner waren u.a.
möglich, werden auch Studierende schon in
                                                                 Martina Pletscher, Kommunikationsbeauftragte    das Bundesamt für Wohnungswesen und
Forschungsarbeiten einbezogen.
                                                                 www.unilu.ch                                    Vertreter des Kantons Luzern. Und wenn die
                                                                                                                 Wissenschaftler die wirtschaftlichen Effekte
Die drei Fakultäten Theologie, Kultur- und So-
                                                                                                                 des FC Luzern untersuchen, leiten sie daraus
zialwissenschaften sowie Rechtswissenschaft                      Hochschule Luzern:
                                                                                                                 Instrumente ab, die auch für Analysen in
betreiben keine Labore und führen keine                          regional und national Impulse geben
                                                                                                                 anderen Regionen und Clubs genutzt werden
spektakulären Experimente durch. Dennoch                         Anwendungsorientierte Forschung an der
                                                                                                                 können.
arbeiten die Forschenden nicht einsam im                         Hochschule Luzern
«stillen Kämmerlein». Ein Merkmal der Uni
Luzern sind denn auch fach- und fakultäts-                       Neben der Aus- und Weiterbildung gehört
                                                                                                                 Sechs Forschungsprojekte der
übergreifende Forschungsprojekte wie «Text                       die Forschung zum Leistungsauftrag der
                                                                                                                 Hochschule Luzern
und Normativität», in dem die normative                          Hochschule Luzern. Fachhochschulen kon-
                                                                                                                 Das interdisziplinäre Langzeitprojekt
Geltung von Texten untersucht wird, und                          zentrieren sich auf anwendungsorientierte
                                                                                                                 «BestAndermatt»
«Religion und gesellschaftliche Integration                      Forschung. Projekte werden meistens mit
in Europa». Dieser Forschungsschwerpunkt                         Partnern aus Wirtschaft und Kultur oder mit
analysiert die Rolle und Bedeutung von Reli-                     Institutionen des Bundes und der Kantone        Beauftragt von der Gemeinde Andermatt,
gion für die soziale und politische Integration                  durchgeführt, die sich auch finanziell betei-   dem Kanton Uri und dem Staatssekreta-
europäischer Gesellschaften. Forschungs-                         ligen. Weitere Mittel erhalten die Fachhoch-    riat für Wirtschaft (SECO), begleiten das
gemeinschaften sind aber nicht auf die                           schulen aus Forschungsprogrammen wie der        Departement Soziale Arbeit zusammen mit
Universität beschränkt. Luzerner Forschende                      Kommission für Technologie und Innovation       dem Departement Wirtschaft das Bauprojekt
sind auch an grossen nationalen Projekten                        (KTI) oder von Dritten wie beispielsweise       von Samih Sawiris in Andermatt bis ins Jahr
beteiligt und international gut vernetzt.                        Stiftungen. Auch die Konkordatskantone          2020. Neben Befragungen der Bevölkerung,
                                                                 unterstützen die Forschungstätigkeit der        die soziokulturelle Veränderungen erfassen
Die Ergebnisse von Forschung, wie sie in                         Hochschule Luzern. Laut der Zielvorgabe des     sollen, werden auch ökonomische Erhebun-
Luzern betrieben wird, sind nicht unmittelbar                    Bundes soll der Anteil der Forschungstätig-     gen durchgeführt.
sichtbar. Sie beschäftigen sich aber genauso                     keit 20 Prozent vom Jahresumsatz ausma-         Die daraus abgeleiteten Erkenntnisse und
mit Themen, welche die Gesellschaft gegen-                       chen. 2011 erwirtschaftete die Hochschule       Empfehlungen sind für das SECO von Bedeu-
wärtig bewegen. So untersuchen Politikwis-                       Luzern in diesem Bereich bereits 18 Prozent     tung, um die Auswirkungen von weiteren
senschaftler die Herausforderungen für die                       ihres Gesamtkostenumsatzes von insgesamt        Resort-Projekten umfassender beurteilen
Demokratie im 21. Jahrhundert und Juristen                       192 Millionen Franken.                          zu können.

                                                                                                                                          BKD-MAGAZIN Nr. 1/2013   5
BKD-MAGAZIN Das Bildungs-und Kultur-departement informiert - Thema: Forschung im Kanton Luzern
Departement Technik & Architektur:                                Departement Wirtschaft:
Das Mehrfamilienhaus mit Einfamilienhaus-                         Bankenplatz unter der Lupe
qualitäten
                                                                  Das Departement Wirtschaft pflegt eine
                                                                  enge Zusammenarbeit mit der Industrie,
                                                                  Dienstleistungsbetrieben, öffentlichen
                                                                  Verwaltungen, Non-Profit-Organisationen
                                                                  und Verbänden. Die verschiedenen Projekte
                                                                  decken eine grosse Bandbreite von Fragestel-
                                                                  lungen aus diversen Bereichen ab: Von der
                                                                  Tourismuswirtschaft über regionalökono-
                                                                  mische Entwicklungen bis hin zu Unterneh-
                                                                  mensorganisation und Kommunikation. Ein
                                                                  weiterer Schwerpunkt liegt im Banken- und
                                                                  Finanzwesen. So präsentierte das Institut für
                                                                  Finanzdienstleistungen IFZ Ende 2012 eine
                                                                  gross angelegte Studie zum Retail Banking
Ein gelungenes Beispiel für ein Mehrfamilienhaus mit Einfamili-
enhausqualitäten stammt von GKS Architekten + Partner AG          in der Schweiz. Gerade diese Banken, deren
und steht in Eschenbach (LU).
                                                                  Kernkundschaft Personen mit einem Netto-
(Bildnachweis: © GKS Architekten+Partner AG)
                                                                  vermögen von 250‘000 bis 1 Million Franken
Zwei zentrale Themen verbinden die Com-                           sind, haben sich in der Finanzkrise als Hort
                                                                                                                  „Demochange“ widmet sich dem demografischen Wandel in
petence Centers der Hochschule Luzern                             der Stabilität erwiesen. Allerdings haben
                                                                                                                  den Alpen. Bild: Sanja Gjenero/demochange
– Technik & Architektur: Einerseits werden                        die meisten Retail-Banken Probleme bei der
intelligente Lösungen für die Energiewende                        Personalrekrutierung, so eine Erkenntnis
erforscht und entwickelt, zum Beispiel in den                     der Studie. Für diese wie auch für weitere      rung von Interventionen und Entscheidungs-
Bereichen Smart Grids (Kommunikations-                            Herausforderungen erarbeiteten die Wissen-      prozessen im Kontext Sozialarbeit und Recht
netzwerke), Thermische Energiesysteme oder                        schaftler Lösungsvorschläge. Zudem wurden       sowie Prävention und Gesundheitsförderung
Green IT. Andererseits suchen Architekten,                        auf Grund verschiedener Kennzahlen die          oder Stadt- und Regionalentwicklung. Im
Innenarchitekten und Ingenieure im Schwer-                        Schweizer Top-Performer bestimmt. Darunter      Rahmen des europäischen Projekts DEMO-
punkt «Gebäude als System» nach ressour-                          ist die Schwyzer Kantonalbank.                  CHANGE, das sich mit dem demografischen
censchonenden Lösungen für die Sanierung,                                                                         Wandel im Alpenraum beschäftigt, wurden
Umnutzung und Weiterentwicklung von                                                                               auch zwei Schweizer Modellregionen unter-
Gebäuden. Unter der Leitung des Departe-                          Departement Soziale Arbeit:                     sucht: das Luzerner Seetal und der Kanton
ments Technik & Architektur untersuchte ein                       Veränderungen im Alpenraum begegnen             Nidwalden. Auf Grundlage der Ergebnisse
interdisziplinär zusammengesetztes Team,                                                                          entwickelten die Wissenschaftler zusammen
wie sich die Lebensqualität, die ein Einfa-                       Der Bereich Forschung und Entwicklung           mit lokalen Akteuren Ideen und Massnah-
milienhaus bietet, auf Mehrfamilienhäuser                         der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit          men, um den Veränderungen zu begegnen.
übertragen lässt.                                                 befasst sich mit Fragestellungen, die für die   Die regionalen Ergebnisse sind auf andere
Das Resultat dieses von der Kommission für                        Sozialpolitik, für Behörden und Verwaltung,     Alpenraumregionen übertragbar. Der Auftrag
Technologie und Innovation (KTI) geförderten                      für Organisationen des Sozialwesens und für     für diese Forschungstätigkeit kam von der
Projektes ist eine Typologie mit acht exemp-                      Unternehmen relevant sind. Schwerpunkte         Zentralschweizer Regierungskonferenz und
larischen Mehrfamilienhaus-Modellen.                              sind unter anderem die Analyse und Optimie-     dem Bundesamt für Raumentwicklung (ARE).
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BKD-MAGAZIN

                                                                                               FOKUS

Departement Design & Kunst:                                      Departement Musik:
Textilien aus Bambus                                             Das Muskelspiel von Klarinettisten

Ein Schwerpunkt der anwendungsorien-                             Die Forschung der Hochschule Luzern – Musik
tierten Forschung und Entwicklung des                            ist in den Forschungsschwerpunkten Mu-
Departements Design & Kunst liegt darin                          sikpädagogik und Performance angesiedelt:
herauszufinden, wie Kunst und Design die                         Im Nationalfondsprojekt «Klarinettenklang
Gesellschaft und Wirtschaft mitprägen. Die                       – Versuch einer physiologischen Analyse»
Forschungsschwerpunkte werden in sechs                           untersuchten die Wissenschaftler den Zu-
Competence Centers bearbeitet, dazu gehö-                        sammenhang zwischen Körperhaltung des
ren unter anderem Kunst & Öffentlichkeit,                        Musikers und Qualität des Klanges.
Künstlerische Materialforschung oder Pro-                        Über 200 Fachpersonen beurteilten 88
ducts & Textiles. In letzterem Bereich wurde                     Klangbeispiele, ohne zu wissen, welche Kör-
beispielsweise erforscht, wie mit den welt-                      perhaltung damit verbunden war. Resultat:
weit wachsenden Bambusfasern nachhaltige                         Jene Beispiele, bei denen die Musiker sich auf
Textilien hergestellt und angewendet werden                      Fussballen und Ferse abstützten und zudem
können. Das Forschungsprojekt «Bambu-                            die Waden- und hinteren Oberschenkelmus-
Signs» wurde von der KTI gefördert und mit                       keln anspannten, gefielen den Experten am
Wirtschaftspartnern aus Luzern, Zürich und                       besten. Ihr «subjektiver Eindruck» wurde
dem Thurgau umgesetzt. Die Ergebnisse                            mit einer computerbasierten Klanganalyse
wurden in einem Material- und Designleit-                        überprüft und bestätigt.
faden zusammengestellt. Zudem gelang es
dem Projektteam, Stoffe herzustellen, die                        Mit dem Projekt konnte das Team zeigen,
Marktpotenzial haben.                                            dass der bewusste Einsatz von bestimmten
                                                                 Muskeln das klangliche Resultat optimiert.
                                                                 Damit können Anfängern und Fortgeschritte-
                                                                 nen Empfehlungen für eine bessere Klang-
                                                                 gestaltung gegeben werden. Das National-
                                                                 fondsprojekt wurde unter der Leitung der
                                                                 Hochschule Luzern – Musik und in Zusam-
                                                                 menarbeit mit dem Institut für Datenanalyse
                                                                 und Prozessdesign der Zürcher Hochschule
                                                                 für angewandte Wissenschaften sowie der
                                                                 ETH Zürich durchgeführt.

                                                                 Sigrid Cariola,
                                                                 Leiterin externe Unternehmenskommunikation
                                                                 der Hochschule Luzern
                                                                 www.hslu.ch
Foulards, Double-Face-Gewebe aus natürlicher Bambusbastfa-
ser und GOTS-zertifizierter Seide. Fertigung: Weisbrod Zürrer,
Hausen am Abis (Bild: Isabel Rosa Müggler)

                                                                                                                  BKD-MAGAZIN Nr. 1/2013   7
BKD-MAGAZIN Das Bildungs-und Kultur-departement informiert - Thema: Forschung im Kanton Luzern
Videoaufnahmen in der Ausbildung von Lehrpersonen – ein
                                                  Forschungsprojekt untersucht deren Nutzen beim Aufbau der
                                                  Analysekompetenz der Studierenden.

PHZ Luzern:                                           Situation und die Akkulturationsstrategien              Schulen der Maturaarbeit auch in der Gesamt-
Fragestellungen aus der Schulpraxis                   von Jugendlichen mit Migrationshintergrund              bewertung einen hohen Stellenwert beige-
                                                      haben und wie sich diese wiederum auf ihre              messen, auf eidgenössischer Ebene wurde sie
Die PHZ Luzern (ab August 2013: PH Luzern)            sprachlichen Leistungen in der Erst- und                als Maturitätsfach erst zum Schuljahr 2008
betreibt seit ihrer Gründung vor zehn Jahren          Zweitsprache auswirken.                                 verbindlich.
berufsfeldbezogene Bildungsforschung. Dank
ihrer Nähe zu den Schulen als Ort der berufs-     •   Das Projekt „VideA“ (Unterrichtsvideos in               So wurden in den letzten 12 Schuljahren allein
praktischen Ausbildung der Studierenden               der Ausbildung von Lehrpersonen), das vom               an Luzerner Gymnasien über 11‘000 Arbeiten
verfügt sie über gute Möglichkeiten, Fragestel-       Schweizerischen Nationalfonds gefördert                 verfasst, betreut, präsentiert und bewertet.
lungen aus der Praxis aufzunehmen, zu bear-           wird, erforscht im Rahmen einer Interventi-             Die Menge ist riesig – die dabei gewonnenen
beiten und ihre Forschungsergebnisse in der           onsstudie die Bedingungen und Wirkungen                 Fertigkeiten auch. Die Maturaarbeit ist dem
Praxis zu überprüfen. Darüber hinaus sichert          des Einsatzes von Unterrichtsvideos beim                Thema nach frei, folgt jedoch hinsichtlich
die PHZ Luzern über innovative Entwicklungs-          Aufbau der (unterrichtsbezogenen) Analyse-              Methoden und Hilfsmittel, Nachprüfbarkeit
projekte (Lehrmittel, Konzepte, Schul- und Un-        kompetenz seitens der Studierenden.                     und Stringenz den Erfordernissen des wissen-
terrichtsentwicklung) den Wissenstransfer ins     •   Im vom Bundesamt für Kultur geförderten                 schaftlichen Arbeitens. Wer dabei die Spielre-
Berufsfeld und trägt damit zur Weiterentwick-         Projekt „Vom Französischunterricht zum                  geln beherrscht, selbständig arbeitet, gründ-
lung des Berufsfeldes bei. Um ihre Forschungs-        Unterricht auf Französisch auf der Primar-              lich recherchiert, überzeugend argumentiert,
und Entwicklungsaufgaben wahrnehmen zu                stufe“geht es darum, in 5. und 6. Primar                richtig zitiert und dabei sein Zeitmanagement
können, führt die PHZ Luzern drei Institute:          klassen einen zuerst kleinen, später etwas              im Griff behält, ist für die Anforderungen des
das Institut für Lehren und Lernen (ILeL, www.        wachsenden Teil des Mensch und- Umwelt-                 akademischen Betriebes bestens gerüstet.
ilel.phlu.ch), das Institut für pädagogische          Unterrichts auf Französisch zu erteilen und
Professionalität und Schulkultur (IPS, www.           die entsprechenden Effekte zu evaluieren.
                                                                                                              Dass diese Vielfalt an Themen und die beachtli-
ips.phlu.ch) sowie das Institut für Schule und
                                                                                                              chen Forschungsleistungen der Lernenden,
Heterogenität (ISH, www.ish.phlu.ch). Weitere     Weitere Informationen sowie eine Beschrei-
                                                                                                              bei denen die Qualität der Luzerner Gymna-
Forschungsaktivitäten sind am Zentrum für         bung sämtlicher laufenden und abgeschlosse-
                                                                                                              sien widerspiegelt, honoriert werden sollen,
Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen        nen Projekte unter www.fe.phlu.ch.
                                                                                                              führte drei Prorektoren der drei städtischen
(ZGE) sowie an der Fachstelle für Didaktik Aus-
                                                  Prof. Dr. phil. Werner Wicki,                               Gymnasien zu einem Entschluss. Luigi Brovelli
serschulischer Lernorte angesiedelt.
                                                  Prorektor Forschung und Entwicklung                         (Reussbühl), Hubert Imhof (Alpenquai) und
Im gesamten Forschungs- und Entwicklungs-
                                                  www.phlu.ch                                                 Marco Stössel (Musegg) hoben in Kooperation
bereich (alle Institute und ZGE) sind rund 60
                                                                                                              mit Schweizer Jugend forscht kurzerhand das
Personen (Professorinnen und Professoren,
                                                                                                              Projekt Fokus Maturaarbeit aus der Taufe. 2012
Dozierende, wissenschaftliche Mitarbeitende
                                                                                                              wurde die erste Ausstellung mit einer Auswahl
und Sachbearbeiterinnen) tätig. Sie bearbeiten
                                                  Gymnasialbildung:                                           von 24 Arbeiten aus verschiedenen Fachberei-
ca. 30–40 Projekte unterschiedlicher Grösse. Im
                                                  „Hall of Fame“ für Maturaarbeiten                           chen durchgeführt und die besten davon durch
Folgenden werden drei ausgewählte aktuelle
                                                                                                              eine unabhängige Jury prämiert.
Projekte etwas näher beschrieben:
                                                  Im Zuge der Gymnasialreform (MAV/MAR                        Das Konzept selbst überzeugte und das Projekt
                                                  95) hat Luzern als einer der ersten Kantone                 Fokus Maturaarbeit wurde als Gewinner im
• In der Schweizer Jugendstudie „Interkultu-      schweizweit die Maturaarbeit an den Luzer-                  Rahmen von „Potenzial Gymnasium“ ausge-
  relle Beziehungen in ethnisch heterogenen       ner Kantonsschulen eingeführt. Schon 2001                   zeichnet. Einige teilnehmende Maturandinnen
  Gesellschaften” wird untersucht, welche         wurde sie zum festen Bestandteil und markiert               und Maturanden erklommen die nächste Stufe
  schulischen Rahmenbedingungen einen             seitdem einen entscheidenden Schritt auf dem                und präsentierten Ihre Arbeiten beim Nationa-
  positiven Einfluss auf die psychsoziale         Weg zur Reifeprüfung. Früh haben die Luzerner               len Wettbewerb 2012 in Lugano.
BKD-MAGAZIN Das Bildungs-und Kultur-departement informiert - Thema: Forschung im Kanton Luzern
BKD-MAGAZIN

                                                                                           FOKUS

                                                 Der Farbanschlag aufs Löwendenkmal löste umfassende Forschun-
                                                 gen zur Entfernung von tief in den porösen Felsen eingedrungene
                                                 Farbe aus.

                                                 Im Rahmen ihrer vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten
                                                 Dissertationen bearbeiten Christian Auf der Maur und Christoph
                                                 Rösch verschiedene Ausgrabungen aus dem Raum Sempachersee.
                                                 Im Bild studieren sie Funde aus dem frühmittelalterlichen Sursee.

Nur ein Jahr später nehmen bereits acht von      in wichtigen Forschungsfeldern Beiträge zu
neun Gymnasien mit einer Auswahl von 34          leisten.
Arbeiten an Fokus Maturaarbeit 2013 teil. Das
Vorhaben wird nebst allen Kantonsschulen         Archäologie: Bei der Kantonsarchäologie
auch von weiten Kreisen aus Wirtschaft und       können als exemplarische Forschungs-
Wissenschaft unterstützt und getragen. Die       projekte drei Dissertationen angeführt
nominierten Maturandinnen und Maturan-           werden, welche auf den Ergebnissen von
den haben mit der Präsentation ihrer Matu-       Rettungsgrabungen der vergangenen Jahre                             Denkmalpflege: Die Restaurierung der
raarbeit einen Etappensieg gelandet, der sich    und Jahrzehnte fussen. Diese Arbeiten, die                          Kachelöfen des Rathauses Luzern löste ein
auch überregional sehen lässt.                   dank der finanziellen Unterstützung durch                           interdisziplinäres Forschungsprojekt aus, wel-
Die interessierte Öffentlichkeit kann die prä-   den Schweizerischen Nationalfonds SNF                               ches neue Erkenntnisse über die Herstellung,
mierten Arbeiten im Foyer der Universität/       ermöglicht werden, widmen sich der Region                           den Betrieb und den Unterhalt der historisch
PHZ Luzern vom 19. bis 26. März 2013 sehen.      Sempachersee von der Bronzezeit bis ins                             wertvollen Öfen erbrachte und die Grundla-
Mehr unter www.fokusmaturaarbeit.ch              Spätmittelalter. Im Mittelpunkt stehen                              gen lieferte für die denkmalverträgliche, elek-
                                                 die Ausgrabungen einer bronzezeitlichen                             tronische Steuerung der Heissluftströme. Die
Gabriela Mischkale,
                                                 Pfahlbausiedlung in Sursee Zellmoos, das                            wegweisenden Forschungsergebnisse werden
Dienststelle Gymnasialbildung
                                                 durch die Kantonsarchäologie entdeckte                              demnächst in einer Publikation vorgelegt.
www.kantonsschulen.lu.ch
                                                 frühmittelalterliche Dorf in Sursee Mühlehof                        Als zweites Beispiel aus der Stadt Luzern sei
                                                 sowie sämtliche bis heute durchgeführten                            das weltberühmte Löwendenkmal angeführt.
                                                 Ausgrabungen und Bauforschungen in                                  Ein Farbanschlag 2009 hatte schwerwiegende
Denkmalpflege und Archäologie:                   Sempach. Mit diesen drei Projekten können                           Folgen, drang die Farbe doch tief in den Sand-
Lücken in der Kulturgeschichte schliessen        empfindliche Lücken in der Erforschung                              stein ein. Nur umfangreiche materialtechni-
                                                 der Kulturgeschichte der Zentralschweiz                             sche Forschungen und Analysen ermöglich-
Die Archäologie erschliesst neue kulturge-       geschlossen werden.                                                 ten eine substanzschonende Restaurierung.
schichtliche Quellen, deren Bearbeitung dazu
                                                                                                                     Die Forschungsergebnisse stehen nun der
beiträgt, Forschungslücken zu schliessen. Die
                                                                                                                     Fachwelt für die Behandlung vergleichbarer
Denkmalpflege stösst bei der Vorbereitung        Darüber hinaus sind die wissenschaftlichen
                                                                                                                     Fälle zur Verfügung. Von besonders aktueller
von Restaurierungen häufig auf wissen-           Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie in
                                                                                                                     Bedeutung sind verschiedene Restaurie-
schaftliche Fragestellungen, die als Grund-      universitäre Forschungsprojekte involviert, in
                                                                                                                     rungsprojekte, bei denen die Denkmalpfle-
lagenforschung die nachhaltige Pflege und        denen sie für die Bearbeitung von Luzerner
                                                                                                                     ge im Verbund mit externen Fachleuten
damit die dauerhafte Erhaltung von Denkmä-       Befunden und Funden verantwortlich sind.
                                                                                                                     neue Methoden der substanzschonenden
lern fördert. Vor allem bei grossen Projekten    Stellvertretend sei ein Forschungsprojekt der
                                                                                                                     energetischen Sanierung von Denkmälern in
erfolgt die eigentliche Forschungsarbeit         Universität Bern zur Klimageschichte unseres
                                                                                                                     der Praxis erforscht. Neben den erwähnten
allerdings meist nicht durch die Mitarbeiten-    Lebensraums angeführt, an dem der Leiter
                                                                                                                     Projekten vermitteln und begleiten Denk-
den der Fachstellen. Diese verfügen neben        des Fachbereichs Ur- und Frühgeschichte der
                                                                                                                     malpflege und Archäologie dank der engen
der Tätigkeit als Bauberatende respektive        Kantonsarchäologie beteiligt ist.
                                                                                                                     Zusammenarbeit mit den Universitäten und
neben der wissenschaftlichen Leitung von         Die Universität Bern führt überdies seit
                                                                                                                     Hochschulen regelmässig kleinere wissen-
Rettungsgrabungen über keine Kapazität für       mehreren Jahren im Kanton Luzern Lehrgra-
                                                                                                                     schaftliche Arbeiten im Rahmen von Diplom-,
ausgedehnte Forschungen, sondern müssen          bungen für die Studierenden der Archäologie
                                                                                                                     Bachelor- und Masterstudiengängen.
sich auf kleinere oder Teilprojekte beschrän-    durch, die in Forschungsprojekte münden.
ken. Dank der guten Vernetzung mit den           Die Kantonsarchäologie ist damit auch direkt                        Jürg Manser,
Hochschulen und Universitäten gelingt es         an der Förderung des wissenschaftlichen                             Leiter Denkmalpflege und Archäologie
der Denkmalpflege und Archäologie jedoch,        Nachwuchses beteiligt.                                              www.da.lu.ch

                                                                                                                                              BKD-MAGAZIN Nr. 1/2013   9
BKD-MAGAZIN Das Bildungs-und Kultur-departement informiert - Thema: Forschung im Kanton Luzern
Zentral- und Hochschulbibliothek ZHB:              von 1593“ (1999 bis 2001) durch Dr. Heidy       handelt sich also um eigentliche Grundlagen-
Reichhaltige Quellen nutzen                        Greco-Kaufmann                                  forschung!
                                                 • die Erarbeitung der frühen Theaterge-           Denn von der Katalogisierung der Hand-
Die ZHB wird ja gemeinhin geschätzt als             schichte Luzerns: „Zuo der ere Gottes,         schriften profitieren v. a. theologische,
Dienstleisterin für Lehre und Forschung, ob         ufferbuwung dess mentschen und der             ordenswissenschaftliche, rechtshistorische,
nun letztere im institutionellen Rahmen             statt Lucern lob“:                             philosophische, historische und sprachwis-
der Hochschulen unternommen wird oder               Theater und szenische Vorgänge in der          senschaftliche Forschungsunternehmen im
in einem sozusagen freien, nicht weniger            Stadt Luzern im Spätmittelalter und in der     In- und Ausland. Die Erschliessung wird auch
wissenschaftlichen Umfeld. Entsprechend            frühen Neuzeit : historischer Abriss (Band 1)   zahlreiche Informationen zur Buch- und Bi-
vielfältig und interessant sind denn auch die      und Quellenedition (Band 2) (2002 bis 2009),    bliotheksgeschichte der Klöster im Deutsch-
Ansprüche und Bedürfnisse, die an die ZHB          wieder durch Dr. Heidy Greco-Kaufmann           schweizer Raum liefern.
herangetragen werden. Und sie muss dabei         •   und die Erschliessung der mittelalterlichen
den Einblick in die historische Tiefe ebenso         Handschriften der Bibliothek 2008 bis 2017    Als letztes Forschungsprojekt, das zwar der
gewährleisten wie den zeitnahen Blick in und                                                       Nationalfonds mitfinanziert, an dem aber
auf die aktuellste Forschungsliteratur – diese   Bei allen diesen Projekten steht Material         die ZHB nicht als Gesuchstellerin beteiligt
am liebsten elektronisch und selbstverständ-     der ZHB im Mittelpunkt der Forschung,             ist, sei die Erschliessung der musikalischen
lich an jedem Arbeitsplatz verfügbar, ganz       wertvolle Bände und Archivalien aus der           Handschriften erwähnt; es ist ein Projekt das
gleich, ob es sich um teuerste Lizenzen oder     Sondersammlung. Bei den ersten beiden             die Handschriften im musikalischen Bereich
um nicht minder wertvolle‚ Open Access‘-         Projekten steht die Überlieferung zur frühen      an den wichtigeren Bibliotheken der Schweiz
Ressourcen handelt. Gleichzeitig dokumen-        Luzerner Theater-Tradition im Mittelpunkt;        zum Gegenstand hat.
tiert und archiviert die ZHB die Forschungs-     diese Überlieferung ist in ihrer internatio-
resultate der Luzerner Institutionen in allen    nalen Bedeutung kaum zu überschätzen, da          Auch hier wieder: Grundlagenarbeit – denn
vorkommenden Medienformen.                       die Osterspiel- und Fastnachtsspiel-Tradition     wie bei den zuvor erwähnten Forschungen
                                                 nirgends sonst so vollständig bewahrt ist wie     geht es auch hier darum, die reichhaltigen
Weniger bekannt ist dagegen, dass die ZHB        in jenen Dokumenten, die in der ZHB gehütet       Quellen, die von den Bibliotheken bewahrt
Forschung anstösst, teilweise selbst forscht     werden.                                           werden, bekannt zu machen, genau zu be-
oder zumindest mitforscht. In den letzten                                                          schreiben und damit für weitere Forschungen
zehn Jahren hat die ZHB Luzern drei SNF-         Das letzterwähnte Projekt, das voraussicht-       zugänglich zu halten!
Projekte als Haupt- oder Mitgesuchstellerin      lich dreimal drei Jahre in Anspruch nimmt,
ganz oder teilweise verantwortet:                wird die ganze Fülle der wertvollen mittelal-
• die Edition von Renward Cysats Osterspiel      terlichen Handschriften, die die ZHB besitzt,
                                                 beschreiben. „Beschreiben“ impliziert hier        Dr. Ueli Niederer,
 „Spiegel des uberflusses und missbruchs :
                                                 die ausführliche Darstellung des Inhalts, aber    Direktor ZHB
  Renward Cysats „Convivii Process“:
                                                 auch die Entstehung der Handschriften – es        www.zhbluzern.ch
  kommentierte Erstausgabe der Tragicomedi
BKD-MAGAZIN

                                                                                 FOKUS

Natur-Museum Luzern:                              Intensive genetische, anatomische und mor-       Erhalt Voraussetzung für das Funktionieren
Limax sarnensis & Co                              phologische Untersuchungen resultierten in       aller Ökosysteme sind und damit Leben, auch
                                                  einer neuen, endemischen Art der Zentralal-      unseres, überhaupt erst ermöglichen.
Was bei nasser Witterung oder bei einem           pen. Als Referenz an seinen Fundort wurde er
nächtlichen Spaziergang gemeinhin als             Limax sarnensis Heim & Nitz 2009 genannt         Dank seiner Sammlungsschwerpunkte
«Blutt-schnäck» kaum beachtet wird, ist in        (Nitz et al., 2009). Mit der Erstbeschreibung    verfügt das Natur-Museum Luzern über vier
der Tat ein Wunderwerk der Natur, das noch        wurde das Natur-Museum Luzern zur Besit-         thematische Abteilungen mit je einem/er
kaum erforscht ist und das die Genetiker vor      zerin des sogenannten Holotypus-Exemplars.       Konservator/in: Zoologie, Entomologie
manches Rätsel stellt. Im Reich der Mollus-       Dieses gilt als weltweites Referenzexemplar      (Insektenkunde), Botanik, Erdwissenschaften.
ken – Weichtiere – bilden die Limaciden oder      für alle anderen Forscher, die sich mit dieser   Dies erlaubt Forschungspartnerschaften mit
Schnegel eine eigene Familie. Kaum eine           Art befassen.                                    Universitäten und anderen Institutionen.
andere Tierart verfügt über ein so vielfältiges   Naturmuseen sind heute unschätzbare Ar-          Aktuell werden im Auftrag des Bundesamtes
Erscheinungsbild wie einige Schnegelarten,        chive der Artenvielfalt. Die Limaciden-Samm-     für Umwelt BAFU die ausschliesslich in der
die bis zu rund 30 verschiedene Färbungen         lung des Natur-Museums Luzern ist denn           Schweiz vorkommenden Käferarten erarbeitet
und Muster aufweisen (vgl. Abb. 1a, 1b). Die      auch die modernste Sammlung am NML. Das           («Coleoptera-Endemitenliste CH)». Diese
Zoologen beginnen erst, diese Familie zu          Beispiel des Sarner-Schnegels zeigt exem-        wiederum ist die Grundlage für die anschlies-
verstehen und die einzelnen Arten zu unter-       plarisch, wie wichtig Naturmuseen bei der        sende genetische Erfassung der Arten im
scheiden. In einem weltweiten Netzwerk zur        Erforschung und nachhaltigen Dokumenta-          internationalen Bar-Coding-of-Life-Projekt
Erforschung der Limaciden sind auch wir ein-      tion der weltweiten Artenvielfalt sind. Nach     (iBOL), zu welchem die Schweiz ebenfalls
gebunden. So entdeckte René Heim, zoologi-        wie vor wissen wir nicht, wie viele Tier- und    beiträgt.
scher Konservator NML, oberhalb von Sarnen        Pflanzenarten auf der Welt leben. Tatsache
                                                                                                   Britta Allgöwer & René Heim,
einen Schnegel, der in kein Schema passte.        aber ist, dass die Artenvielfalt und deren
                                                                                                   Natur-Museum Luzern, www.naturmuseum.ch

                                                                                                   Limax Sarnensis: zwei der bis rund 30 möglichen Erscheinungs-
                                                                                                   bilder, Fotos: René Heim, Natur-Museum Luzern (Heim et al. 2010).

                                                                                                   Sarner-Schnegel Limax sarnensis, Holotypus OW Sarnen,
                                                                                                   Glaubenberg (NMLU Nr. 14200) in der häufigsten «Tracht»
                                                                                                   (Morphe).

                                                                                                   Sarner-Schnegel Limax sarnensis, Paratypus Lokalität OW Sar-
                                                                                                   nen, Glaubenberg (NMLU Nr. 14473) im «getüpfelten Outfit».

                                                                                                                                     BKD-MAGAZIN Nr. 1/2013      11
Ein Jude sitzt auf der Stadtmauer Jerusalems und begrüsst Kaiser
                                                Vespasian, um 1470.
                                                Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, KB Pp. 00175.2 fol.

Historisches Museum Luzern:                     rische Seminar der Universität Luzern und                          Diese Plattform wurde 2005 aufgeschaltet
Geschichte zur Ausstellung                      die Hochschule Luzern – Design und Kunst zu                        und vereint heute rund 2000 Werke von 250
                                                nennen. Mit Letzterer läuft im Rahmen der                          Künstlerinnen und Künstlern.
Das Historische Museum Luzern vermittelt,       Ausstellung „Ewig Dein – vom Flirten, Lieben
sammelt, dokumentiert und erforscht kultur-     und Zusammensein“ ein Projekt, das die Inte-                       Ein aktuelles Projekt ist dem Luzerner Illus-
geschichtliche und volkskundliche bewegli-      gration von „Social Media“ in die Museumstä-                       trator und Künstler Franz Karl Basler-Kopp
che Kulturgüter aus dem Gebiet des Kantons      tigkeit fördert und untersucht. Ein weiteres                       (1879 – 1937) gewidmet. In Zusammenarbeit
Luzern und der Innerschweiz. In der musealen    Forschungsprojekt derselben Hochschule                             mit einem Nachfahren des Künstlers ist das
Tätigkeit verbinden und überlagern sich         wird im Herbst 2013 mit der Ausstellung „Re-                       Gesamtwerk, das rund 300 Werke umfasst,
diese vier Bereiche konstant. Im Vordergrund    member Lucerne“ im Museum präsentiert.                             bearbeitet worden. Zur Ausstellung im
stehen die Sonderausstellungen. Sie und die                                                                        Kunstmuseum Luzern im Mai 2013, die von
Sammlung des Museums bilden die Inhalte         Heinz Horat                                                        der wissenschaftlichen Volontärin Karolina
der Vermittlung, deren Hauptakzent auf          Direktor des Historischen Museums Luzern                           Elmer und dem Sammlungskonservator
Theatertouren – die Spezialität des Museums     www.historischesmuseum.ch                                          kuratiert wird, erscheint eine Publikation,
– gelegt wird.                                                                                                     die wiederum nur dank der Kooperation mit
                                                                                                                   weiteren Fachkräften verfasst werden kann.
Die Forschungstätigkeit des Museums             Kunstmuseum Luzern:                                                Hier ist zuerst der Initiator Werner Kneubüh-
bezieht sich hauptsächlich auf die mit den      Sammlungsbestände wissenschaftlich aufarbeiten                     ler zu nennen, der in akribischer Arbeit als
Ausstellungen behandelten Themen und auf                                                                           Privatgelehrter das Fundament gelegt hat.
die Bearbeitung von Sammlungsobjekten. Die      In Bereichen der Forschung sind im Kunstmu-                        Schliesslich ist die Albert Koechlin Stiftung zu
Forschungsergebnisse werden mit Publika-        seum Luzern verschiedene Mitarbeiterinnen                          erwähnen, ohne die die Publikation in der für
tionen, Vorträgen und Führungen verbreitet.     und Mitarbeiter tätig. So hat sich die Kunst-                      eine wissenschaftliche Publikation nötigen
Die Publikationen werden vom hauseigenen        vermittlung im Rahmen eines nationalen                             Tiefe nicht zustande käme. Dieses Projekt
Personal, aber auch in Zusammenarbeit mit       Projektes der Erforschung von Vermittlungs-                        ist somit von der Ausgangslage her nicht
weiteren Spezialisten verfasst. Ein Beispiel:   formaten gewidmet. Ebenfalls in Projekte                           untypisch: Das Kunstmuseum muss sich auf
Im Rahmen der Ausstellung „Pilatus – Rastlo-    mit externen Partnern ist die Restauratorin                        finanzielle Partner und auf externe Fachleute
se Seele“ kamen spätgotische Zeichnungen        involviert.                                                        abstützen können. Auf diese Weise konnten
zum Vorschein, die zusammen mit Fachleuten      Den Hauptteil der Forschung des Hauses                             in den vergangenen Jahren grundlegende
erstmals wissenschaftlich bearbeitet und        macht aber die Tätigkeit der wissenschaft-                         Ausstellungen und Begleitpublikationen zu
publiziert wurden.                              lichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im                         Themen wie der Künstlergruppe „Der Moder-
                                                Bereich der Sammlung aus. Hier ist insbeson-                       ne Bund“ (mit Doris Faessler) oder zu Künst-
Das Historische Museum hat nur wenig            dere die wissenschaftliche Aufarbeitung von                        lern wie Aldo Walker (mit Roman Kurzmeyer)
wissenschaftlich ausgebildetes Personal (drei   Sammlungsbeständen zu nennen, die unter                            oder Paul Thek (mit Susanne Neubauer)
Personen mit zusammen 170 Stellenprozen-        der Leitung des Sammlungskonservators von                          realisiert werden.
ten). Forschung kann nur neben der allgemei-    Volontärinnen und Praktikanten durchge-
nen musealen Tätigkeit betrieben werden.        führt wird. Die Ergebnisse der Recherchen
Darum, und weil auch kein Budget für die        dieser ausgebildeten Kunsthistorikerinnen
Bearbeitung oder Publikation von wissen-        und Kunsthistoriker fliessen einerseits in                         Christoph Lichtin,
schaftlichen Themen vorhanden ist, kommt        aktuelle Ausstellungs- und Publikationspro-                        Sammlungskonservator
den Projekten, welche mit Partnern realisiert   jekte, andererseits in den Sammlungskata-                          Kunstmuseum Luzern
werden, eine wachsende Bedeutung zu. In         log ein, der online allen Interessierten zur                       www.sammlungonline.kunstmuseumluzern.ch
diesem Zusammenhang sind u.a. das Histo-        Verfügung steht.
BKD-MAGAZIN

                                                                            FOKUS

Staatsarchiv Luzern:                            Geschichte des Kantons Luzern
Quellen der Luzerner Geschichte                 In der Reihe der «Geschichte des Kantons Lu-
                                                zern» erscheinen seit 1932 wissenschaftliche
                                                Darstellungen zur Kantonsgeschichte. Die
Das Staatsarchiv Luzern hat den gesetzlichen
                                                Zeit von der Urgeschichte bis zum 18. Jahr-
Auftrag, an der Auswertung seiner Bestände
                                                hundert ist bearbeitet (und in Teilen natür-
durch Publikationen mitzuwirken und Publi-
                                                lich wieder überarbeitungsbedürftig), das
kationen anzuregen. Diesem Auftrag kommt
                                                19. und 20. Jahrhundert sind gegenwärtig in
es nach, indem es einerseits Quellen zum
                                                Bearbeitung. Die Historikerin Heidi Bossard-
Kanton Luzern herausgibt und anderseits his-
                                                Borner hat zwei Drittel der Darstellung zum
torische Forschung selber betreibt und durch
                                                19. Jahrhundert in monografischer Form be-
eine Buchreihe, die Luzerner Historischen
                                                reits publiziert und arbeitet am letzten Drit-
Veröffentlichungen (LHV), fördert.
                                                tel des Jahrhunderts. Das Werk soll ca. 2016
                                                fertiggestellt sein. Die Geschichte des 20.
Rechtsquellen der Kantons Luzern                Jahrhunderts wird gegenwärtig von einem
Das seit über hundert Jahren bestehende         20-köpfigen Autorenteam unter der Leitung
Forschungsunternehmen der Rechtsquellen-        der Redaktorin Katja Hürlimann erarbeitet.
stiftung des Schweizerischen Juristenvereins    Das zweibändige Werk, das Ende dieses Jah-
bietet in der «Sammlung Schweizerischer         res erscheinen soll, wird die Entwicklung des
Rechtsquellen» eine einzigartige Palette von    Kantons während der letzten Generationen in      Quellen wie diese Bestimmung aus dem Jahr 1418 über den
                                                                                                 Bösen Pfenning (eine Weinsteuer) werden von den Bearbeitern
Quellen: Normative und nicht normative          kurzen thematischen Kapiteln beleuchten.         der Luzerner Rechtsquellen transkribiert, kommentiert und für
Rechtstexte vom Mittelalter bis 1798 bilden                                                      den Druck vorbereitet. (StALU RP 3, fol. 57r)

ein breites Spektrum des öffentlichen und       Luzerner Grossratsbiografien
privaten Rechtslebens, von Satzungen und        Ein kleineres Projekt widmet sich den Luzer-
Schwurbriefen über Marktordnungen bis zu        ner Grossräten zwischen 1803 und 2007. Die
exemplarischen Urteilen oder Bestimmun-         Historikerin und ehemalige Kantonsrätin
gen über die Ableitung von Abwasser durch       Margrit Steinhauser hat die Lebens- und
fremde Güter.                                   Amtsdaten sämtlicher Mitglieder des Gros-
Für den Kanton Luzern bearbeiten im Mo-         sen Rats zusammengetragen und wertet
ment die beiden Historiker Konrad Wanner        sie unter kollektivbiografischen Gesichts-
und Andreas Ineichen die Rechtsquellen der      punkten aus.
Stadt Luzern sowie der alten Landvogtei Ent-
lebuch. Sie suchen und wählen die relevanten
Texte aus, transkribieren und kommentieren      Jürg Schmutz,
sie und machen sie nach den Editionsgrund-      Staatsarchivar Kanton Luzern
sätzen der Rechtsquellenstiftung druckfertig.   www.staatsarchiv.lu.ch

                                                                                                                                 BKD-MAGAZIN Nr. 1/2013     13
Luzerner Kantonsspital:                         hört mit der Titelvergabe nicht auf. Neue       der Fall ist. Die Teilnahme an Studien fingiert
Weiterentwicklung der Medizin                   Erkenntnisse zu gewinnen und damit zur          deshalb auch als Qualitätskontrolle und
                                                Weiterentwicklung der Medizin beizutragen       Qualitätssicherung.
                                                ist eine der Bestrebungen der Fachärzte des
                                                LUKS. Das LUKS betreibt vereinzelt Grundla-     Wir verfügen in ausgewählten Bereichen
                                                genforschung und praktisch alle Abteilungen     über neueste diagnostische und therapeu-
                                                des LUKS klinische Forschung. Letztere bildet   tische Methoden und dies lange bevor sie
                                                die Brücke zwischen der Grundlagenforschung     als Pflichtleistung von den Krankenkassen
                                                und der Anwendung am Patienten und hilft,       übernommen werden. Jene stehen Kliniken
                                                die Behandlung künftiger Patienten weiter zu    ohne klinische Forschung nicht oder erst
                                                verbessern.                                     nach Abschluss von Studien zur Verfügung.
                                                                                                Die Betreuung von Patienten mit komplexen
                                                Bevor neue Medikamente oder andere              wie auch seltenen Krankheiten im Rahmen
                                                medizinische Interventionen als Standard        von Studien ermöglicht weiter nationale und
                                                beim Patienten eingesetzt werden, müssen        internationale Vergleiche und Diskussionen.
                                                aus Vorstudien Daten zur Wirksamkeit und        Das Gebiet der Onkologie bei Kindern und
                                                Sicherheit vorhanden sein. Klinische Studien    teilweise bei Erwachsenen ist ein Paradebei-
                                                dürfen nur von darin geschultem Personal        spiel, wie man nur mit international betrie-
                                                und nach international gültigen Regeln          bener klinischer Forschung Erfolge erzielen
                                                (goodclinical practice) durchgeführt werden.    kann. Das LUKS ist in der klinischen Krebsfor-
                                                Darüber hinaus muss für jede Studie ein posi-   schung national und international vernetzt
                                                tives Votum der Kantonalen Ethikkommission      und bietet somit seinen Patientinnen
Am Luzerner Kantonsspital (LUKS) arbeiten       vorliegen.                                      und Patienten die bestmögliche, modernste
zahlreiche Ärztinnen und Ärzte, welche sich                                                     medizinische Versorgung.
dank ihrer qualitativ hochstehenden For-        Die Teilnahme an Studien ermöglicht Patien-
schung an einer medizinischen Fakultät habi-    ten den Zugang zu neuesten Therapien.           Prof. Dr. med. Verena Briner,
litierten und damit von einer Universität den   Zudem verlangen Studienprotokolle häufige-      Chefärztin und Leiterin Departement Medizin,
Titel eines Privatdozenten oder Professors      re Kontrollen und mehr Analysen als dies im     Luzerner Kantonsspital
erhielten. Das Interesse an der Forschung       Rahmen etablierter Behandlungskonzepte          www.luks.ch
BKD-MAGAZIN

                                                                                         FOKUS

                                                 Im „Projet Lac“ untersuchen die Eawag-Forschenden die tiefen
                                                 voralpinen Seen und bilden die Vielfalt der Fischfauna ab.

Eawag Kastanienbaum:
Wasserforschung für die Praxis

Die Eawag ist das Wasserforschungsinstitut       Neben Forschung auch Lehre und Beratung                        Interesse, die Prinzipien der Funktionsweise
des ETH-Bereichs. Sie ist ein unabhängiges                                                                      der Ökosysteme der Gewässer zu erforschen
Forschungsinstitut mit einem Hauptstandort       Die Eawag erbringt aber nicht nur Leistungen                   und das Wissen über die Anpassungsfä-
in Dübendorf/ZH und einem zweiten Stand-         im Bereich Forschung, sondern auch in der                      higkeit an die sich verändernde Umwelt
ort in Kastanienbaum/LU. Die Eawag setzt         Lehre und in der Beratung.                                     auszubauen.
sich ein für einen ökologisch, ökonomisch                                                                       Ebenso setzen sich alle drei für einen nach-
und sozial verantwortungsvollen Umgang           So ist in Kastanienbaum auch die Fischerei-                    haltigen Umgang mit den Ökosystemen und
mit der Lebensressource Wasser und den           beratungsstelle FIBER angesiedelt. Sie hält                    mit der biologischen Vielfalt ein. Ein Beispiel
Gewässern. Sie wird zum grössten Teil mit        engen Kontakt zu den Schweizer Fischereiver-                   ist das interdisziplinäre Projekt „Projet Lac“,
Bundesgeldern finanziert. Drittmittel aus        bänden und lässt neue Forschungserkennt-                       welches von einem Projektteam in Kastanien-
Stiftungen und Industrie bilden eine weitere     nisse in die Beratung einfliessen.                             baum geführt wird.
Finanzierungsquelle.                             Eawag-Forschende unterrichten an ver-                          Es hat zum Ziel, erstmalig in der Schweiz eine
In Kastanienbaum ist das Seenforschungs-         schiedenen Schweizer Universitäten und                         standardisierte Inventur der Fischfauna der
labor der Eawag. Hier arbeiten rund 80           Fachhochschulen. Studierende setzen zudem                      tiefen voralpinen Seen durchzuführen.
Mitarbeitende der rund 450 Mitarbeitenden.       ihre Forschungsarbeiten an der Eawag um;
Es sind Menschen aus aller Welt aus den Dis-     in Kastanienbaum arbeiten zum Bespiel                          Anke Poiger,
ziplinen Physik, Biologie, Chemie, Geographie    Studierende der Universität Bern und der ETH                   Leiterin Kommunikation EAWAG
und Geologie, die an spezifischen Fragen zum     Zürich.                                                        www.eawag.ch
Thema Ökologie, Evolution und Biogeoche-
mie im Wasser forschen. Ziel ist es, durch die   Aquatische Ökosysteme und biologische
Zusammenarbeit der verschiedenen Dis-            Vielfalt im Fokus
ziplinen Spitzenforschung zu leisten, um
die Entwicklung der Theorie in Ökologie,         Am Standort in Kastanienbaum sind drei von
Evolution und Umweltwissenschaften weiter        zwölf Eawag-Forschungsabteilungen vereint.
zu treiben.                                      Alle drei Abteilungen haben das gemeinsame

                                                                                                                                        BKD-MAGAZIN Nr. 1/2013   15
Mikrotechnologie-Initiative
Zentralschweiz:
Wissensaustausch mit der HSLU

Die Mikrotechnologie-Initiative Zent-
ralschweiz der Micro Center Central-Swit-
zerland AG (MCCS) wurde im Jahr 2000
von zwölf Zentralschweizer Unternehmen
mit dem Ziel initiiert, durch Förderung der
industriellen Kompetenz in Mikrotechno-         sich an den Bedürfnissen der Zentralschwei-   Prozesse bildet. Der Auftrag zur Forschung
logie die Innovationskraft von technologie-     zer Wirtschaft. Inzwischen sind 16 namhafte   und Entwicklung wurde von der MCCS AG der
orientierten Unternehmen zu stärken und         Produktions- und Technologie-Unternehmen      CSEM SA übertragen, welche auf Initiative
wertschöpfungsintensive Arbeitsplätze in        plus das Centre Suisse d‘Electronique et      der MCCS AG seit Herbst 2000 in Alpnach ein
der Zentralschweiz zu schaffen. Dadurch         Microtechnique (CSEM) in Neuenburg an der     Forschungs- und Entwicklungs-Zentrum mit
soll in einem zukunftsträchtigen Bereich ein    MCCS AG beteiligt. Allein bei diesen Unter-   rund 40 hochqualifizierten Mitarbeitenden
wirtschaftlicher Schwerpunkt gesetzt und        nehmen wurden bis Ende 2011 mehr als 320      betreibt.
die Standortbedingungen für Unternehmen         wertschöpfungsintensive Arbeitsplätze im
sowie qualifizierte Berufsleute markant         Bereich Mikrotechnologie geschaffen, wovon    Zu den Aktivitäten der MCCS AG gehört auch
verbessert werden.                              eine grosse Zahl der neuen Mitarbeitenden     die Förderung des Wissensaustauschs mit
                                                Neuzuzüger in die Zentralschweiz sind. Die    Ausbildungsstätten, um die Qualifizierung
Seit 2001 tragen die Zentralschweizer Kan-      MCCS-Aktionäre stellen zugleich den Kern      von Mitarbeitenden in den Unternehmen wie
tone die Mikrotechnologie-Forschung über        des Zentralschweizer Mikrotechnologie-        auch die praxisorientierte Aus-/Weiterbil-
die MCCS AG finanziell mit. Ab dem Jahr 2013    Netzwerks dar, in dem rund 50 Unternehmen     dung zu stärken. Dies erfolgt unter anderem
stützt sich die Finanzierung auf die Zentral-   eingebunden sind.                             durch die Zusammenarbeit mit der Hochschule
schweizer Fachhochschul-Vereinbarung,                                                         Luzern HSLU.
welche unter anderem die Förderung der For-     Zentraler Bestandteil der Mikrotechnologie-
schung und Entwicklung sowie des Wissens-       Initiative ist die anwendungsorientierte      Bruno R. Waser,
transfers regelt. Die Forschungsaktivitäten     Forschung, welche den Ausgangspunkt im In-    Geschäftsführer MCCS AG
der Mikrotechnologie-Initiative orientieren     novationsprozess für neuartige Produkte und   www.mccs.ch, info@mccs.ch
BKD-MAGAZIN

                                                                                           VOLKSSCHULBILDUNG

Externe Schulevaluation plant flexibleres Verfahren
Die externe Schulevaluation ist ein zentrales Element des schulischen Qualitätsmanagements. Die Ergebnisse der
Schulevaluation tragen wesentlich zur Weiterentwicklung unserer Schulen bei und die Rückmeldungen der Schulen
beeinflussen die Ausgestaltung des künftigen Evaluationsverfahrens.

Schul- und Unterrichtsqualität auf hohem Niveau   (z. B. Verbesserung der Zusammenarbeit,                               und Bedürfnisse aufzunehmen und in die
                                                  Kommunikation und Partizipation) und                                  weitere Entwicklung einfliessen zu lassen.
Nachdem im 1. Evaluationszyklus (2005             Lehr- und Lernkultur (z. B. Optimierung der                           Aufgrund dieser Rückmeldungen und unter
– 2009) eine Bestandesaufnahme der                Förderung der Schüler/innen, Integrative                              Berücksichtigung des erfreulichen Standes
Schulqualität vorgenommen wurde, liegt der        Förderung, Übergänge, Verbindlichkeiten).                              der Schul- und Unterrichtsqualität werden
Fokus im 2. Zyklus (2010–2015) auf einer ex-                                                                            nun Abklärungen vorgenommen, in wie weit
ternen Beurteilung der Qualität der Luzerner      Optimierungen werden laufend eingebaut                                sich die Durchführung der externen Evalua-
Volksschulen. Die Grafik veranschaulicht den                                                                            tion flexibilisieren und noch zielgerichteter
hohen Stand der Schulqualität in jenen 38         Auch während des 2. Zyklus hat die Abteilung                          auf die Bedürfnisse der Schulen ausrichten
Schulen, die im Jahre 2012 extern evaluiert       Schulevaluation Rückmeldungen der Schulen                             lässt. Dabei soll in erster Linie das Verfahren
worden sind. In allen Qualitätsbereichen          ernst genommen und laufend Verbesserun-                               grundsätzlich vereinfacht und der Aufwand
erzielten die meisten Schulen Beurteilun-         gen vorgenommen. So wurden beispielsweise                             für die Schulen reduziert werden.
gen in der elementaren oder mehrheitlich          die Berichterstattung gekürzt, die Informati-                         Zur Diskussion stehen eine ergebnisbasierte
sogar guten Praxis und erfüllten somit die        on und Kommunikation verbessert und eine                              Flexibilisierung der Kadenz und ein modu-
Qualitätsansprüche der externen Evaluation.       vollständige Transparenz der Qualitätsan-                             lartiges, fokussiertes Wahlangebot mit der
Vielerorts konnte aufgrund der Entwicklungs-      sprüche und Einschätzungshilfen hergestellt.                          Möglichkeit der Schwerpunktsetzung durch
empfehlungen aus dem 1. Zyklus und einer          Zudem fand eine Erstreckung des Evaluati-                             die Schulen.
sorgfältigen Massnahmenumsetzung die              onszyklus von vier auf fünf Jahre statt mit
Schul- und Unterrichtsqualität substanziell       entsprechender Pensenreduktion.                                       Die erwähnten Verbände werden in diese
erhöht werden.                                                                                                          Arbeit einbezogen. Wir werden zu gegebener
                                                  Für den 3. Zyklus stehen Neuerungen an                                Zeit wieder informieren.
Empfehlungen tragen zur Weiterentwicklung bei
                                                  Die Abteilung Schulevaluation hat die kon-
Die Abteilung Schulevaluation hat für die         zeptionelle Planung für den 3. Evaluations-
38 im Jahre 2012 evaluierten Schulen 149          zyklus begonnen. Als Vorbereitung fand ein                            Fredy Felber,
Empfehlungen für die Weiterentwicklung            erstes Treffen mit den Verbänden (LLV, VSLLU,                         Leiter Schulevaluation,
formuliert. Während im 1. Zyklus häufig Emp-      VSBL und VLG) statt, um deren Erfahrungen                             fredy.felber@lu.ch
fehlungen zur Optimierung der Schulführung
und des Qualitätsmanagements im Zentrum
standen, haben sich im 2. Zyklus zwei andere
Schwerpunkte ergeben: Schulgemeinschaft

                                                  Übersicht der Beurteilungen der 38 evaluierten Schulen im Jahr 2012

                                                                                                                                                  Bildung Aktuell Nr. 3/2012   17
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