Pop on Paper - Staatliche Museen zu Berlin
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Das Programmheft für die Ausstellungen und Veranstaltungen im Juli, August und September 2020 Pop on Paper Wechselhafte Geschichte Das Kupferstichkabinett widmet sich der Pop Art: Die Staatlichen Museen zu Berlin sind Weltkultur Ein Who is Who mit Werken von Warhol bis Ramos und ein Flickenteppich der Berliner Geschichte IN KOOPERATION MIT
EDITORIAL Pandemische Spuren Inhalt Michael Eissenhauer, Generaldirektor Die Corona-Pande- der Staatlichen Museen zu Berlin mie hinterlässt Spu- 4 ren – auch dort, wo Interview: Die Museen wir sie gar nicht ver- in Zeiten von Corona muten. Dieses Foto 8 eines achtlos weg- Pop on Paper: Ein bunter Trip geworfenen leeren Alles 10 Unsere Museen: Welt trifft Stadt Desinfektionsmittel- fläschchens ent- stand im März 2020 bleibt am Strand im norwe- 20 Was macht eigentlich ... Stefan Simon im Rathgen-Forschungslabor? gischen Tromsø. Es erreichte das Muse- anders 22 Online-Angebote der Museen 24 um Europäischer Kul- turen nach seinem Ausstellungen im Sammlungsaufruf Juli, August und September #CollectingCorona. 26 Träum dich weg: Menschen in ganz Nachdem die Zeitschrift MUSEUM im ver- Wir möchten das vorliegende Heft nutzen, gangenen Quartal nicht erschienen ist, freue Ihnen auch etwas über die Geschichte un- Eine Weltreise in Bildern Europa waren aufge- ich mich, Ihnen hiermit die neue Ausgabe präsentieren zu können. serer Museen zu erzählen. Lesen Sie ab Sei- te 10, wie Museumsinsel, Kulturforum, Mu- 30 fordert, ihre Eindrü- Auch für die Staatlichen Museen zu Berlin waren die vergangenen Monate nicht ein- seen Dahlem und unsere weiteren Museen von Köpenick bis Charlottenburg zu dem Aktuelle Verhaltensregeln, Adressen, Preise, cke der Pandemie zu fach. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wurden, was sie heute sind. Öffnungszeiten im Überblick teilen. Das Foto von mussten wir sämtliche Häuser auf unbe- stimmte Zeit schließen. Mit einer solchen Erfahren Sie außerdem, welche Häuser und Ausstellungen wir bereits wieder geöffnet Stein Farstadvoll Pandemie hatte niemand gerechnet und unsere Notfallpläne waren bis zu diesem haben und welche Online-Angebote wir für diejenigen bereithalten, die noch nicht un- verbindet die aktuelle Moment für Naturkatastropen oder Hava- terwegs sein möchten oder vor Ort nicht Krise mit anderen rien konzipiert. Im Interview (ab Seite 4) genug bekommen können. können Sie nachlesen, wie wir uns quasi Ich wünsche Ihnen eine interessante Lek- einschneidenden über Nacht auf diese völlig neue Situation einstellen mussten und was der Lockdown türe, inspirierende Museumsbesuche und vor allem: Bleiben Sie gesund! globalen Veränderun- für die Staatlichen Museen zu Berlin nach wie vor bedeutet. gen wie der Umwelt- Diese Ausnahmesituation hat uns aber auch verschmutzung durch Eingefahrenes erkennen lassen und gelehrt, neue Wege zu beschreiten – in der Kommu- Plastikmüll und der nikation mit Ihnen, unseren Besucherinnen und Besuchern, in der täglichen Organisati- Titelbild Klimakrise. Mehr zu Roy Lichtenstein: on unserer Arbeit und im verantwortungs- vollen Umgang miteinander. Brushstroke, #CollectingCorona: 1965 blog.smb.museum
INTERVIEW 4 5 INTERVIEW Sämtliche Museen und gleichzeitig zu improvisieren und neue Wege der Kommunikation und der Arbeits- waren wegen organisation zu finden. Wir haben einen der weltweiten Riesensprung in eine neue Form von inter- ner und externer Kommunikation gemacht. Pandemie ab März geschlossen. Was haben die Mitarbeiter*innen während der Schließung gemacht? Der Generaldirektor Haak: Nur weil die Museen geschlossen Michael sind, heißt das natürlich nicht, dass wir nichts zu tun haben! Es galt, die Kommuni- Eissenhauer und kation mit unseren Besucherinnen und Be- die Stellvertretende suchern, mit Presse und Öffentlichkeit auf- rechtzuerhalten; wir mussten unsere In- Generaldirektorin halte noch mehr als zuvor im Netz präsent Christina Haak im machen. Gleichzeitig liefen und laufen die meisten Projekte weiter, denn vieles in der Gespräch über Projektarbeit kann natürlich auch aus dem die Staatlichen Home Office beziehungsweise virtuell or- ganisiert werden. Viele unserer Wissen- Museen zu Berlin schaftlerinnen und Wissenschaftler haben in Zeiten von Corona berichtet, dass sie es im ersten Moment positiv gewertet haben, durch die Schlie- ßung mehr Raum für ihre zeitintensiven Forschungen zu gewinnen. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, Eissenhauer: Und im Bode-Museum haben als die Schließung feststand, und was lief wir zum Beispiel die Gelegenheit genutzt, hinter den Kulissen ab? eine Grundreinigung durchzuführen – so Eissenhauer: Die Schließung war ein zu- etwas ist während des normalen Betriebs nächst einfacher Akt: Wir haben am Stich- und ohne Schließung gar nicht denkbar. tag die Museen nicht mehr aufgemacht. Die Gleichzeitig gibt es natürlich auch Berei- viel größere Herausforderung war das, was che, in denen die Arbeit nicht fortgesetzt dann folgte. Die Sicherheit unserer Mitar- werden konnte, weil Abstands- und Hygie- beiterinnen und Mitarbeiter war plötzlich neregeln nicht eingehalten werden konnten. nicht mehr gegeben, gleichzeitig mussten Besonders die Restaurierung, handwerkli- wir die Arbeitsfähigkeit der Museen ge- che Tätigkeiten und der Ausstellungsauf- währleisten, das heißt, es mussten neue bau waren hiervon betroffen. Notfallpläne erstellt werden. Sicherheits- maßnahmen für unsere Teams, aber auch Was sind für Sie persönlich, aber auch Michael Eissenhauer für die Häuser und Sammlungen mussten für die Museen insgesamt in dieser und Christina Haak quasi über Nacht unter neuen Vorausset- Situation die größten Herausforderungen? „Wir fahren in der Gemäldegalerie zungen implementiert werden und wir Eissenhauer: Als größte Herausforderung mussten entscheiden, welche Tätigkeiten in empfand ich, dass es keine eingeübten Sze- den Museen zwingend notwendig sind oder narien gab, auf die wir zurückgreifen konn- wer vorerst zu Hause arbeiten kann. ten. Unsere bestehenden Notfallpläne be- Haak: Ich war zum Zeitpunkt der Schlie- zogen sich bis dato auf Naturkatastrophen ßung noch im Urlaub, bin dann aber sofort und Großhavarien: Zeiten, in denen unsere auf Sicht“ nach Berlin zurückgekehrt. Ich kam also an, Bestände massiv bedroht sind. Doch die als schon alles geschlossen war, und mein Pandemie ist ein menschlicher Notstand – erster Gedanke war: Was machen wir, um es ging nicht in erster Linie um eine Gefähr- die Wiedereröffnung vorzubereiten? Das hat zu dem Zeitpunkt natürlich noch nie- manden beschäftigt, aber es hat sich dann im Mai gezeigt, dass es gut war, frühzeitig darüber nachzudenken. Die Anfangsphase der Schließung war von dem Bemühen ge- prägt, alles auf den Prüfstand zu stellen
INTERVIEW 6 7 INTERVIEW dung unserer Objekte, sondern um das Ri- unserer Rechercheplattform „SMB-digital“ und den zu erwartenden Einnahmen beach- Schon jetzt ist klar, dass die Corona- Haak: Ich bin aber auch der Meinung, dass – siko für unsere Mitarbeiterinnen und Mit- gibt es Digitalisate von knapp 250.000 Ob- ten. Auf der Museumsinsel haben wir zum Pandemie unsere Gesellschaft nachhaltig obwohl wir als Museen schon vieles über- arbeiter – ein solches Szenario hatten wir jekten und bei Google Arts & Culture prä- Beispiel normalerweise bis zu 80 Prozent verändert. Wie müssen sich Museen standen haben – wir als Institution in der nicht im Kopf. Plötzlich mussten wir uns sentieren wir zehn Sammlungen mit 40 Aus- Touristen unter unseren Gästen – die feh- verändern, um für die Zukunft aktuellen Situation durchaus an einem dün- mit Möglichkeiten der Kinderbetreuung stellungen und etwa 5.000 Objekten. len nun in diesem Umfang für längere Zeit, gewappnet zu sein? nen Faden hängen können. Ich meine damit oder der Angst, den ÖPNV zu nutzen, be- und wir werden mit finanziellen Einbußen Eissenhauer: Niemand weiß, ob es eine unsere gesellschaftliche Legitimation. Wir schäftigen. Es herrschte eine tiefe Verunsi- Hat die Corona-Pandemie rechnen müssen. zweite Corona-Welle geben oder wie schnell werden aus Steuergeldern finanziert und cherung und wir mussten quasi über Nacht dem Digitalen einen Schub gegeben? Haak: Die Finanzierungsfrage ist ein gro- eine Impfung verfügbar sein wird. Und nie- die Anforderungen der Gesellschaft, die uns darauf reagieren und unseren Kolleginnen Haak: Es hat sich auf jeden Fall etwas ver- ßer Wermutstropfen. In den beiden Schlie- mand kann die psychosozialen Reaktionen finanziert, müssen wir reflektieren und be- und Kollegen Sicherheit bieten. ändert. Der Fokus war bislang auf das Erle- ßungsmonaten mussten wir bei den Staat- unserer Gesellschaft auf diese möglichen antworten. Und das bitte über die üblichen Haak: Bislang lag unsere Verantwortung ben der Objekte gerichtet, das hat sich lichen Museen zu Berlin Mindereinnahmen Entwicklungen vorhersagen. Aber mir per- Sonntagsreden hinaus, sehr konkret und vor allem darin, dass unsere Infrastrukturen jetzt erweitert. Wobei digitale Angebote von bis zu zwei Millionen Euro pro Monat sönlich erscheint im Moment eine Rückbe- anlassbezogen. funktionieren und die große Institution kein Ersatz für die Originale sind, aber in verbuchen. Ein offenes Museum kostet sinnung auf Nachhaltigkeit und auf regio- läuft. Durch Corona kam nun die Anforde- der aktuellen Situation offenbaren sie viele aber mehr als ein geschlossenes, egal, ob nale und lokale Netzwerke plausibel. Diese Welche Hoffnungen verbinden Sie rung hinzu, nach Möglichkeit mentale Si- ihrer Vorteile und nützlichen Eigenschaf- darin zehn, 100 oder 1.000 Besucher sind. Trends sehen wir ja bereits bei Konsumar- mit der aktuellen Situation, die bei allen cherheit zu schaffen. Es ist nicht einfach, ten. Wir öffnen uns zunehmend dafür und Aus diesem Geld, das nun fehlt, finanzieren tikeln und Lebensmitteln. Falls sich dies be- Risiken auch Chancen bieten kann? als Führungskraft auf viele Fragen im ers- erlauben uns das Experimentieren. Experi- wir in normalen Zeiten unsere Ausstellun- stätigt, müssen natürlich auch Museen Haak: Wir müssen jetzt ehrlich auf uns ten Moment selbst keine Antwort zu haben. mente im Digitalen sind bisher zugegebe- gen, Veranstaltungen und Projekte, auch Wege finden, sich anzupassen und sich selbst schauen und lernen! Wenn wir jetzt Und diese Herausforderung, mentale Si- nermaßen nicht unsere große Stärke gewe- für das kommende Jahr. Das hat vermutlich stärker auf regionale Kontexte zu besinnen. unbequeme Fragen zulassen und aus unse- cherheit herzustellen, besteht seit dem sen, aber sie tun uns gut und ermöglichen zur Folge, dass wir in dem Bereich in den Wir werden zum Beispiel hinterfragen müs- ren Komfortzonen und Selbstverständlich- ersten Tag der Pandemie und ist noch nicht uns neue Perspektiven und Erfahrungen. nächsten Jahren kritischer kalkulieren sen, ob und wie wir zukünftig große inter- keiten heraustreten, dann haben wir die vorbei. müssen. nationale Ausstellungsprojekte organisie- Chance, in der Ausnahmesituation einge- Nun sind die ersten Häuser und ren können und in welcher Form es sie noch fahrene Handlungsfelder zu erkennen und Wie fast alle Kultureinrichtungen, haben Ausstellungen unter Einhaltung Rechnen Sie mit einer baldigen geben wird. unser Potential auszuschöpfen, um für neue auch die Staatlichen Museen zu Berlin der Hygienemaßgaben wiedereröffnet. Wiedereröffnung aller Museen? Haak: Die traditionelle Rezeption im Muse- Situationen gewappnet zu sein. Gleichzei- während des Lockdowns auf eine Wie haben Sie und Ihre Mitarbeiter*innen Wie sieht der aktuelle Plan für die um funktioniert nur noch bedingt, die Men- tig müssen wir wirksam nach außen tragen, verstärkte Online-Präsenz gesetzt. sich darauf vorbereitet und nach zweite Jahreshälfte aus und gibt es schen können sich die Kunstwerke zum Teil wer wir sind und wofür wir stehen. Wenn wir Welche Online-Angebote gibt es und welchen Kriterien wurde entschieden, bereits eine Perspektive für 2021? nicht vor Ort anschauen. Das ist natürlich als Museen zum Beispiel auch ein sozialer wie werden diese angenommen? welche Häuser zuerst wieder zugänglich Eissenhauer: Wir fahren weiterhin auf für uns als Museen eine enorme Herausfor- Ort sein wollen, dann müssen wir in Zukunft Haak: Unser digitales Angebot war schon gemacht werden? Sicht, wir können nur für kürzere Zeiträume derung, die aber gleichzeitig sehr viel Po- mehr leisten, als nur unsere Türen aufzu- vor der Coronakrise breit aufgestellt, doch Eissenhauer: Den Handlungsrahmen gibt planen. Niemand weiß derzeit, ob die Lage tenzial für Neues und für eine kritische machen. es wurde und wird stetig erweitert. Wir ha- uns die jeweils gültige Verordnung des Lan- sich weiter entspannen wird oder ob die In- Selbstreflexion beinhaltet. Ich wünsche mir ben ja seit Längerem unseren Museums- des Berlin vor. Unser Krisenstab prüft auf fektionszahlen wieder steigen werden. Ob deutlich mehr Agilität! Das bedeutet nicht, Das Interview wurde Anfang Juni 2020 blog, in dem wir Blicke hinter die Kulissen dieser Grundlage die Umsetzbarkeit. Dabei und in welchem Umfang dieses Jahr Touris- dass wir das bewährte Handeln komplett geführt. Die Aussagen reflektieren gewähren und in dem unsere Kuratorinnen geht es vor allem um logistische Fragstel- ten kommen werden, ist derzeit überhaupt aufgeben sollen, denn das hat uns über vie- den Informationsstand an diesem Tag. und Kuratoren von ihren Projekten berich- lungen: Wo haben wir Verkehrsflächen, die nicht abschätzbar. Auch die Frage, wie wir le hundert Jahre getragen. Aber es wäre Das Gespräch führte Sven Stienen. ten. Auf den Social-Media-Plattformen groß genug sind, um die Einhaltung der Ab- in Zukunft unser Programm gestalten – ob großartig, wenn wir im Wechselspiel von Aktuelle Informationen zu geöffneten Facebook, YouTube und Instagram sind wir standsregeln zu gewährleisten? Wie sehen es sich vielleicht mehr auf ein örtliches, re- Tradition und Agilität unser Selbstverständ- Museen und Corona-Verhaltensregeln ebenfalls schon lange aktiv und suchen mit in den einzelnen Häusern die Situationen gionales Publikum konzentrieren muss – , nis weiterentwickeln könnten. gibt es unter www.smb.museum. spannenden und kurzweiligen Inhalten den aus? Während der Eingangsbereich im Kul- beschäftigt uns im Moment intensiv. Eissenhauer: Meines Erachtens können und Besucher*innen mit Masken Austausch mit unseren Besucherinnen und turforum beispielsweise großzügig ist und Haak: Solange wir keine gesellschaftswei- müssen hier Tradition und Wandlungsbe- in der Alten Nationalgalerie Besuchern. Aber auch jenseits von Blog Platz für Abstand bietet, gibt es im Bode- te stabile Grundsituation haben, muss all reitschaft Hand in Hand gehen. Die Berliner und Social Media experimentieren wir mit Museum Engstellen, an denen Distanz nicht unsere Planung auf Kurzfristigkeit ange- Museen haben seit ihrer Gründung viele Formaten und Medien: Für das Bode-Mu- möglich ist. Es ergeben sich also aus den legt sein. Aber wir können diese unsichere Katastrophen überlebt, von Krankheiten seum gibt es einen virtuellen Rundgang, auf konkreten Anforderungen Entscheidungs- Zeit, in der alles in Bewegung ist, nutzen, um wie den Pocken und der Spanischen Grippe kriterien, entlang derer wir vorgehen. Hinzu vieles zu reflektieren. Für mich gibt es ge- bis zu zwei Weltkriegen. In diesen Zeiten kommen weitere Fragen: Sind unsere Auf- rade nur einen Leitsatz: Nichts ist so be- haben uns unsere Traditionen und Werte sichtskräfte einsatzbereit? Können wir un- ständig wie der Wandel. immer auch geholfen, den Weg und die Ori- ser Zeitfensterticketsystem auf alle Häu- entierung zu halten, insofern würde ich die- ser erweitern? se nicht unterschätzen. Gestärkt für die Haak: Alle Maßnahmen und Entscheidun- Zukunft werden wir aber natürlich nur, gen stehen unter der obersten Priorität, die wenn wir auf die neuen Voraussetzungen Sicherheit und Gesundheit für Mitarbeiter flexibel und agil reagieren. und Besucher zu gewährleisten. Eissenhauer: Gleichzeitig müssen wir auch das Verhältnis von finanziellem Aufwand
TITELTHEMA 8 9 TITELTHEMA Ein bunter Trip Das Kupferstichkabinett besitzt eine Pop-Art-Sammlung, die zu den bedeutendsten in Europa zählt. Die Highlights werden jetzt erstmals am Kulturforum präsentiert ses. So ließen die Universal Filmstudios 1968 in Anlehnung an Warhols Hollywood- starporträts Kleider mit den Gesichtern von bekannter Filmstars bedrucken. Ein Jahr Karolin Korthase zuvor gab die Campbell Soup Company ein „Souper Dress“ heraus, das sich explizit auf Warhols „Campbell's Soup Cans“ bezieht. er britische Künstler Richard Hamil- sichtigt, so etwa Claes Oldenburg, Sigmar Wer zwei Gemüsesuppenetiketten und ei- ton beschrieb 1957 die Pop Art als „popu- Polke, K. P. Brehmer, Ulrike Ottinger, Ma- nen Dollar an das Unternehmen schickte, lär, kurzlebig, entbehrlich, billig, in Massen- ria Lassnig, Elaine Sturtevant und Equi- bekam das Kleid per Post zugesandt. Die produktion hergestellt, jung, witzig, sexy, po Crónica. Ein zeitgenössisches Echo Kunst wurde so zur Ware, ebenso wie die marktschreierisch, glamourös, big business“. des Popstyles findet sich bei Arbeiten Ware von den Künstler*innen vorab zur Herausgebildet hatte sich die neue Kunst- von Antje Dorn und SUSI POP. „Wir wollen Kunst stilisiert worden war. Für beide Sei- richtung ab Mitte der 1950er Jahre parallel eine knallige Ausstellung, wo der Besucher ten – Kunstwelt wie Industrie – war diese in Großbritannien und den USA, auch als ganz und gar in die starke Energie der Ex- Melange eine Win-win-Situation. Bei aller Gegenreaktion zum abstrakten Expressio- ponate eintauchen kann“, sagt Andreas Nähe zur Werbeindustrie lassen sich die nismus, der von vielen Gegenwartskünst- Schalhorn. Siebdrucke jedoch nicht darauf reduzieren. ler*innen als zu intellektuell und elitär emp- Zu den Highlights der Schau gehört das vier- „Man kann nicht sagen, dass die Pop Art funden wurde.Im Kulturforum widmet sich die teilige Monumentalwerk „F-111“ von James nur affirmativ ist“, sagt Andreas Schalhorn. Ausstellung „Pop on Paper. Von Warhol Rosenquist (1964/65), das im Kulturforum „Sie entlarvt vielmehr die Mechanismen von bis Lichtenstein“ in zehn Kapiteln einzel- in der Grafikvariante zu sehen ist. In „F-111“ Werbung, indem sie sie offensiver zeigt.“ nen Künstler*innen und Themen der Pop verknüpft Rosenquist, der vor seiner Künst- Art. Das größte Augenmerk liegt dabei lerkarriere als Plakatmaler tätig war, auf Pop on Paper. auf der Stilvielfalt der US-amerikani- eindrückliche Weise verschiedene Motive Von Warhol bis Lichtenstein schen Pop Art und dem Siebdruck. „Dass aus Werbeanzeigen des „Life Magazine“ Kulturforum, die amerikanische Druckgrafik am Kup- mit einem Jagdbomber der US-Luftwaffe bis 16.8.2020 ferstichkabinett so präsent ist, hat mit und erschafft damit eine konsumkritische der Sammlungsgeschichte unter Alexan- Position, die auch in der heutigen Zeit der Dückers, dem Direktor von 1984 bis nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat. 2002, zu tun“, erklärt Andreas Schalhorn, Ein weiteres Highlight von „Pop on Paper“, Kurator der Ausstellung. Die Werkliste, zwar nicht in inhaltlicher, dafür aber in for- die rund 120 Arbeiten umfasst, liest sich maler Hinsicht, sind zwei sogenannte „Pa- wie das Who is Who der Pop Art: Jasper perdresses“, die das Kunstgewerbemuseum Andy Warhol: Jones, Robert Rauschenberg, Andy Warhol als Leihgaben zur Verfügung stellt. Ur- Marilyn, und Roy Lichtenstein sind ebenso vertre- sprünglich als Werbegimmick einer Marke- 1967 ten wie Robert Indiana, Mel Ramos, Tom tingkampagne für Wegwerfservietten und Wesselmann oder James Rosenquist. Ne- Küchenrollen konzipiert, entwickelten sich ben US-amerikanischen Positionen werden die Kleider Mitte der 1960er Jahre in den auch europäische Parallelentwicklungen USA schnell zu einem Bestseller. Da sich und Reflexionen vor und nach 1970 berück- der billige Zellulosestoff einfach und kos- tengünstig bedrucken ließ, waren die Dres- ses im Weiterverkauf billig und auch für junge, wenig kaufkräftige Konsumentinnen Ulrike Ottinger: erschwinglich. Wie groß der Einfluss der Ohne Titel, 1966/67 Pop Art auf den Mainstream schon damals war, zeigen einige Motive der Paperdres-
UNSERE MUSEEN 10 11 UNSERE MUSEEN Welt Eine Insel für die Kunst trifft Im Herzen Berlins befindet sich ein unvergleichliches Bauensemble, das ein kulturelles Erbe der gesamten Menschheit beherbergt: die Museumsinsel in Mammutprojekt erwartete An- Antike über das Mittelalter, die Renais- fang der 1820er Jahre den Stararchitekten sance und die frühe Neuzeit bis hin zu den Stadt Karl Friedrich Schinkel. Sein Auftraggeber, Kunstrevolutionen des 19. Jahrhunderts. der preußische König Friedrich Wilhelm III., Verteilt ist dieser Kulturschatz auf neun wünschte sich einen herrschaftlichen Mu- Sammlungen. Das Alte Museum zeigt Meis- seumsbau für seine königliche Kunst- terwerke der Antikensammlung vom anti- sammlung. Sie sollte künftig dem gesamten ken Griechenland bis zur römischen Kaiser- Die Alte Nationalgalerie Bürgertum Preußens offenstehen. Dass der zeit. Das Neue Museum ist die Heimat eröffnete 1876 und prägt Bau in direkter Nähe zum Berliner Schloss, zweier Sammlungen: Das Museum für Vor- mit ihrem Kolonnadenhof die Museumsinsel. dem Zeughaus und dem Berliner Dom ge- und Frühgeschichte erzählt die frühe Ge- plant wurde, zeigt, welche Bedeutung der schichte Europas von der Altsteinzeit bis König der Kunst zumaß. 1830 wurde das zum Mittelalter und das Ägyptische Muse- Königliche Museum, das wir heute als Al- um und Papyrussammlung umfasst einen tes Museum kennen, eröffnet. Im Jahr Zeitraum vom 4. Jahrtausend v. Chr. bis zur 1841 führte König Friedrich Wilhelm IV. von Spätantike. Mit der ikonischen Büste der Preußen das Bestreben seines Vorgängers Nofretete beherbergt es das wohl be- fort, indem er verfügte, "die ganze Spree- rühmteste Objekt der Berliner Museen. Im Die Staatlichen Museen zu Berlin sind ein Universalmuseum: insel hinter dem Museum zu einer Freistät- Pergamonmuseum ist neben Exponaten Ihre Sammlungen kommen aus der ganzen Welt te für Kunst und Wissenschaft umzuschaf- fen". der Antikensammlung wie dem monumen- talen Markttor von Milet auch das Vorder- und umspannen die gesamte Menschheitsgeschichte. In 100 Jahren entstanden vier weitere Bau- asiatische Museum mit dem berühmten Die Geschichte der Museen ist eng mit den Wirren und ten auf der Museumsinsel und begründeten ihren Ruf als Kunststätte von Weltrang: Ischtar-Tor zu Hause. Im Obergeschoss des Hauses zeigt das Museum für Islami- Umbrüchen des 20. Jahrhunderts verwoben. Eine Reise 1855 eröffnete das Neue Museum, 1876 sche Kunst Exponate aus Kunst und Ar- von der Museumsinsel über das Kulturforum bis nach Dahlem, die Nationalgalerie (heute Alte Nationalga- lerie), von 1897 bis 1904 entstand das Kai- chäologie islamisch geprägter Gesellschaf- ten vom 8. bis ins 19. Jahrhundert. Eines Köpenick und Charlottenburg ser-Friedrich-Museum (heute Bode-Muse- um) und schließlich von 1910 bis 1930 das weltberühmte Pergamonmuseum. Sämt- liche Gebäude beherbergen faszinierende Texte von Sammlungen zur Archäologie, Geschichte Karolin Korthase und Kunst der menschlichen Kulturge- schichte – von der frühen Steinzeit, dem Al- ten Ägypten und der griechisch-römischen
UNSERE MUSEEN 12 13 TITELTHEMA seiner schönsten Exponate ist die Alham- bra-Kuppel aus Zedern- und Pappelholz, die aus dem maurischen Gibraltar stammt. Als Ersatz für den zur Zeit nicht zugäng- lichen Pergamonaltar zeigt das in direkter Nachbarschaft des Museums gelegene Pergamon-Panorama für die bewegte Geschichte Berlins im 20. zudem eine spektaku- Jahrhundert. Die Machtergreifung der Na- Ein einzigartiger läre Ausstellung über tionalsozialisten läutete für die Staatlichen die antike Metropole. Museen zu Berlin eine ihrer schmerzhaf- Reichtum kultureller und An der nördlichen Spit- ze der Museumsinsel testen Phasen ein. Bereits vor dem Krieg führte die Kulturpolitik des NS-Regimes zu künstlerischer Artefakte liegt das Bode-Muse- um. Hier sind Skulptu- schwerwiegenden Verlusten in den Samm- lungen der Nationalgalerie und des Kup- rensammlung und Mu- ferstichkabinetts: Hunderte von modernen seum für Byzantinische Kunst sowie das Gemälden und Grafiken wurden 1937 als Münzkabinett der Staatlichen Museen zu „Entartete Kunst“ beschlagnahmt und ver- Berlin beheimatet. Besonders beeindru- kauft oder vernichtet. Im Zweiten Welt- cken hier die wundervollen Skulpturen von krieg wurden die Gebäude auf der Mu- Tilman Riemenschneider, Donatello, Anto- seumsinsel schwer beschädigt und die nio Canova und anderen. Ergänzt werden Sammlungen aus ihrer historisch gewach- sie von Alten Meistern aus dem Bestand der senen Ordnung gerissen. Dieser Zustand Gemäldegalerie. Die über den idyllischen dauerte auch während der Teilung Berlins Kolonnadenhof zugängliche Alte National- an, die Museumsbestände waren ein Ost- galerie schließlich schlägt den Bogen in das West-Flickenteppich, getrennt durch die 19. Jahrhundert; ihre Sammlung von Ge- Mauer. Erst nach der Wiedervereinigung mälden und Skulpturen reicht von den An- fanden die geteilten Sammlungen wieder fängen des Klassizismus über die Ro- zueinander. mantik bis zum französischen Impressio- 1999 adelte die UNESCO die Museumsin- nismus. Zu ihren Highlights gehören Wer- sel schließlich zum Welterbe. Im selben Jahr ke von Caspar David Friedrich, Adolph wurde auch der „Masterplan Museumsin- Menzel, Édouard Manet und Auguste Rodin. sel“ beschlossen, zu dessen Kernprojekten Das Besondere an der Museumsinsel ist, die Errichtung der James-Simon-Galerie dass sie nicht nur einen einzigartigen gehört, die 2019 nach Plänen von David Reichtum kultureller und künstlerischer Chipperfield fertiggestellt wurde und als Unvergleichbare Meisterwerke wie Artefakte beherbergt. Ihre Sammlungen und zentrales Eingangs- und Servicegebäude Caspar David Friedrichs ihre Architektur stehen auch exemplarisch dient. Ihr Namensgeber, der Unternehmer „Mönch am Meer“ James Simon, gilt bis heute als der größte (1808–1810) sind auf der Museumsinsel zu Hause. Mäzen der Berliner Museen. Wer heute auf der Museumsinsel von Haus zu Haus schlendert und künftig auch im Humboldt Forum den Reichtum der außer- europäischen Kulturen erleben wird, merkt, wie erhellend es sein kann, die Kulturen al- ler Regionen und Zeiten im Verbund wahr- zunehmen. „Unseren Gründungsvätern war ganz klar, dass man die Kulturgeschich- te der Welt insgesamt zeigen muss“, sagt Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte. „Sie sagten damals: Wir müssen alles erfahren, müssen die Mythen und Erzählungen aller Völker Das weltberühmte kennen, um letztlich den Weltgeist erfas- Ischtar-Tor zierte einst den Eingang ins antike Babylon. sen und verstehen zu können.“ Heute ist es eines der Highlights im Pergamonmuseum.
UNSERE MUSEEN 14 15 TITELTHEMA Berlins Unvollendete Das Kulturforum in der Nähe des Potsdamer Platzes ist mit seinen Museen, Bibliotheken und Konzertsälen ein außergewöhnlicher Kunst- und Kulturort. Gleichzeitig ist es eine städtebauliche Herausforderung o zerrissen wie die Geschichte des Weltkrieg und der Teilung der Stadt sollte 20. Jahrhunderts, so zerrissen sei die Ar- hier das kulturelle Zentrum West-Berlins chitektur des Kulturforums, sagt Michael entstehen. Von den späten 1950er Jahren Eissenhauer, Generaldirektor der Staatli- bis zur Wiedervereinigung Berlins entstan- chen Museen zu Berlin. Gemeint ist die be- den bauliche Meisterwerke wie Ludwig Mies sondere städtebauliche Situation zwischen van der Rohes Neue Nationalgalerie, Hans dem Potsdamer Platz und dem Tiergarten. Scharouns Philharmonie und Staatsbiblio- Einst befand sich hier das Herz der Berliner thek sowie das 1967 von Rolf Gutbrod ent- Die Piazzetta Kulturszene: In den Villen dieser Gegend worfene Kunstgewerbemuseum, eine Ikone am Kulturforum ist ein Bezugspunkt tummelten sich zu Beginn des 20. Jahrhun- des Brutalismus. Nach der Wende wurden fast zwei Kilometer langer Rundgang durch saniert wird. „Den spektakulären Kunstbe- der benachbarten derts Künstler*innen, Mäzen*innen und bür- die Berliner Museumssammlungen neu sor- 72 Säle und Kabinette, die einen beein- ständen der Nationalgalerie zum 20. Jahr- Museumsgebäude. gerliche Liebhaber*innen von Kunst und tiert: Zu den modernen Architekturikonen druckenden Überblick über die europäi- hundert wird der Neubau endlich den Platz Kultur. Der berühmte Architekt Ludwig gesellte sich rund um eine zentrale Piaz- sche Malerei vom 13. bis zum 18. Jahrhun- bieten, der ihnen gebührt“, erklärte Kultur- Mies van der Rohe hat hier gewohnt, eben- zetta ein Neubau für die Gemäldegalerie, dert bieten. Langfristig soll die Gemäldega- staatsministerin Monika Grütters, „genau- so der Mäzen James Simon, die Schauspie- das Kupferstichkabinett und die Kunstbi- lerie vom Kulturforum an ihren historischen so wie den großzügig überlassenen Werken lerin Tilla Durieux und viele andere. bliothek. Für die wiedervereinte Gemälde- Ort, die Museumsinsel Berlin, zurückkehren, aus den Sammlungen Erich Marx, Ulla und NS-Diktatur, Zweiter Weltkrieg und deut- galerie, die 1998 ans Kulturforum zog, bot um dort wieder in einen engen Dialog mit Heiner Pietzsch sowie Egidio Marzona.“ sche Teilung zerstörten dieses lebendige sich nach Jahrzehnten der Unstetigkeit hier der Skulpturensammlung zu treten. Die Neue Nationalgalerie hat schlichtweg urbane Habitat, doch heute verfügt das erstmals die Möglichkeit, ihre wertvolle Trotz herausragender Architektur und der nicht genug Fläche, um alle hochkarätigen Areal wieder über Architekturdenkmäler und Sammlung europäischer Meisterwerke an großartigen Sammlungen, die es hier zu ent- Kunstwerke ihrer Samm- hochkarätige Sammlungen, die es zum einem Ort zu zeigen. Während der deut- decken gibt, konnte sich das Kulturforum lung auszustellen. zweitwichtigsten Berliner Kulturstandort nach der Museumsinsel machen. schen Teilung war die Sammlung auf die Standorte Berlin-Dahlem (West) und Bode- Die Gemäldegalerie beherbergt eine nie als der zentrale Ort der Kunst durchset- zen, als der es geplant war. Doch eine Visi- Die Entwicklung des Kul- turforums, das als moder- Architektur und umfassende Die Sammlungen hier genießen Weltrang: Das Kupferstichkabinett verfügt über ein- Museum (Ost) aufgeteilt. Heute führt ein Sammlung der Malerei vom 13. bis zum on wird wahr: Im Dezember 2019 wurde der erste Spatenstich für ein neues Museum nes und betont westli- ches Gegenstück zur im Sammlungen von Weltrang 18. Jahrhundert. zigartige Konvolute der Kunst auf Papier, am Kulturforum gesetzt, das dem Ensem- Ostsektor gelegenen Mu- Gemäldegalerie und Neue Nationalgalerie ble einen Bezugspunkt und die bisher feh- seumsinsel geplant war, ist noch lange besitzen Highlights der Malerei vom Mit- lende Geschlossenheit geben könnte. Nach nicht zu Ende. Die Zukunft wird zeigen, ob telalter bis in die Moderne. Das Kunstge- Plänen des Büros Herzog & de Meuron es sich als attraktiver Ort des Verweilens werbemuseum zeigt eine der größten euro- entsteht ein Erweiterungsbau für die Neue und der Kunstbeflissenheit etablieren kann. päischen Sammlungen von Kunsthandwerk Nationalgalerie, die seit 2015 umfassend Bis dahin lockt es aber auf jeden Fall mit und Design, und die Kunstbibliothek besitzt einigen der vielfältigsten und schönsten neben ihrer Bibliothek bedeutende Samm- Sammlungen der Staatlichen Museen zu lungen zur Buch- und Medienkunst. Berlin. Dennoch wirkt das Kulturforum fragmen- tarisch und unvollendet. Nach dem Zweiten
UNSERE MUSEEN 16 17 UNSERE MUSEEN Ursprünge pel von der nördlichen Seidenstraße, ein ja- panischer Teeraum und die Sammlung ost- asiatischer Lackkunst. und Aufbrüche Öffentlich präsent bleibt in Dahlem das Museum Europäischer Kulturen (MEK), das 1999 aus den wiedervereinigten Museen für (Deutsche) Volkskunde in Ost- und West-Berlin und der „Abteilung Europa“ des Ethnologischen Museums entstand. Es Das Ethnologische Museum und das Museum beherbergt circa 285.000 Objekte der eu- ropäischen Alltagskultur vom 18. Jahrhun- für Asiatische Kunst schlagen an ihrem dert bis heute und begleitet mit seiner Ursprungsort nahe der Museumsinsel ein Arbeit aktuelle soziale und kulturelle Pro- zesse. Die Direktorin des MEK, Elisabeth neues Kapitel auf – und auch der Standort Tietmeyer, erzählt: „Als feststand, dass wir Dahlem muss sich neu erfinden. Das Museum nicht mit ins Humboldt Forum ziehen soll- ten, war für uns eines klar: Wir müssen Europäischer Kulturen bleibt vor Ort und sichtbarer werden und uns mehr fokussie- widmet sich wichtigen Themen unserer Zeit ren.“ Aber das MEK wird in Dahlem nicht allein bleiben, denn zusammen mit den eu- ropäischen sollen auch Teile der außereu- ropäischen Sammlungen die Grundlage eines Museums- und Forschungscampus s ist ein gewaltiger Kraftakt, den schaft, die später in die Sammlungen der am Standort bilden. Dieser soll neben einer die Mitarbeiter*innen des Ethnologischen Königlichen Museen übergingen. kleinen Ausstellungsfläche auch Platz für Museums und des Museums für Asiatische Und hier werden das Ethnologische Muse- eine Bibliothek der Kunst und Kulturen der Kunst seit mehreren Jahren leisten. Schon um und das Museum für Asiatische Kunst Welt, ein Archiv, Restaurierungswerkstät- lange vor der Schließung ihrer Häuser für künftig an ihrem Ursprungsort und gemein- ten und Studiensammlungen bieten. die Öffentlichkeit im Januar 2017 began- sam mit ihren Schwestersammlungen auf So ergeben sich aus der künftigen Präsen- nen sie damit, fast 13.000 Objekte zu doku- der Museumsinsel einen Epochen und Kon- tation von Ausstellungen des Ethnologi- mentieren, zu reinigen, zu restaurieren, zu tinente umspannenden Blick auf die Kunst schen Museums und des Museums für Asi- konservieren und anschließend sicher zu und Kulturen der Welt eröffnen. atische Kunst im Humboldt Forum Chan- verpacken, damit sie den Umzug ins Hum- Das Ethnologische Museum wird im Hum- cen für den Standort Dahlem. Das Museum boldt Forum unbeschadet überstehen. Teile boldt Forum ethnografische, kulturhistori- Europäischer Kulturen hat mit seinem Aus- der Sammlungen kehren damit an den Ur- sche und archäologische Exponate, aber stellungs- und Veranstaltungsprogramm sprungsort der Museen zurück – denn ihre auch Fotografien, Filme und Audiomaterial längst bewiesen, dass es Themen unserer Entstehung ist eng mit der Geschichte des des Berliner Phonogramm-Archivs zeigen. Zeit, wie zum Beispiel „Fast Fashion. Die Berliner Schlosses verbunden. Hier, in der Faszinierende und brennende Fragen zur Schattenseiten der Mode“, im Fokus hat Kunst- und Wunderkammer des Großen globalen Geschichte, Kultur und Kunst wer- und sich den Fragen der Zukunft auch allein Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Branden- den im Rahmen neuer Ausstellungen be- stellen kann. burg, lag Mitte des 17. Jahrhunderts die leuchtet. Zu den spektakulärsten und zu- Keimzelle der heutigen Staatlichen Museen gleich größten Exponaten des Hauses ge- zu Berlin. Der Kurfürst sammelte dort ein- hören unter anderem die berühmten Süd- heimische und außereuropäische Objekte seeboote. Andere ikonische Objekte wie die Oben: Blick in der Natur, der Künste und der Wissen- königlichen Kunstschätze aus Benin, die die Ausstellung 1897 von britischen Truppen erbeutet wur- „Fast Fashion. Die Schattenseiten den, oder der Thron von Sultan Njoya von der Mode“ im MEK. Bamum, der ein Geschenk an Kaiser Wil- helm II. war, werfen kritische Fragen zu ih- Links: Das Museum Europäischer Kulturen rer Erwerbungsgeschichte auf. ist auch Das Museum für Asiatische Kunst wird ein Community-Ort künstlerische und kunsthandwerkliche Ar- in Dahlem. tefakte aus dem indo-asiatischen Kultur- raum vom 5. Jahrtausend vor unserer Zeit- Objekte des Ethnologischen rechnung bis in die Gegenwart zeigen. Zu Museums warten auf den Umzug ins Humboldt Forum. den Highlights dieser Sammlung zählen ein rekonstruierter buddhistischer Höhlentem-
UNSERE MUSEEN 18 19 UNSERE MUSEEN Von Köpenick bis Charlottenburg Bedeutende Standorte wie die Museumsinsel und das Kulturforum bilden das Rückgrat der Staatlichen Museen zu Berlin. Doch auch an anderen Orten in der Stadt finden sich bekannte Kunsttempel Joseph Beuys’ Werk „Das Ende des 20. Jahrhunderts“ (1982–1983) gehört zu den Highlights Hamburger Bahnhof – sehen – wird bis 2021 in wechselnden Prä- des Hamburger Museum für Gegenwart – Berlin sentationen gezeigt. Zu den großzügigen Bahnhofs. Wo einst Züge von und nach Hamburg roll- Schenkungen des Sammlers an die Natio- ten, kann heute zeitgenössische Kunst ab nalgalerie gehören Werke unter anderem von den 1960er Jahren bewundert werden. Der Isa Genzken, Rodney Graham, Bruce Nau- Das Museum für Fotografie Hamburger Bahnhof in der Invalidenstraße man, Pipilotti Rist und Wolfgang Tillmans. zeigt Schätze ist das Flaggschiff der Nationalgalerie der Fotokunst und gehört zu den Besuchermagneten der Museum Berggruen wie diese Aufnahme des deutschen Fotografen Staatlichen Museen zu Berlin. Werkgruppen „Ein Museum ist kein Mausoleum. Es soll Ludwig Windstosser. von Warhol, Twombly, Rauschenberg und wach und lebendig bleiben.“ Das war die Lichtenstein, die aus der Sammlung des Un- Überzeugung des Berliner Kunsthändlers ternehmers Erich Marx stammen, gehören und -sammlers Heinz Berggruen, dessen neben Werken aus der Sammlung der Na- Privatsammlung seit 1996 im sogenannten tionalgalerie zum Grundstock des Hauses. Stülerbau gegenüber vom Schloss Charlot- straße beheimatet war, ist noch immer zu Museum für Fotografie Dem Oeuvre des Aktionskünstlers Joseph tenburg zu sehen ist. Maßgeschneidert auf sehen: Säulen des antiken Sahurê-Tempels Ein ehemaliges Kasino direkt am Bahnhof Beuys ist das gesamte Erdgeschoss im die intimen Räume des Museum Berggruen, und das Kalabscha-Tor sind dem Haus er- Zoo beherbergt Perlen der Fotografiege- Schloss Köpenick westlichen Ehrenhofflügel gewidmet. Die das zur Nationalgalerie gehört, können Öl- halten geblieben. schichte und der Gegenwartsfotografie. wurde 1690 Sammlung von Friedrich Christian Flick – gemälde, Arbeiten auf Papier und Skulptu- Die unteren beiden Stockwerke des Mu- fertiggestellt. seit 2004 als Leihgabe in den Rieckhallen zu ren von Meistern der Moderne wie Picasso, Schloss Köpenick seums für Fotografie werden seit 2004 Heute ist es die Heimat einer Klee, Matisse oder Giacometti bewundert Umgeben von einem herrschaftlichen Park von der Helmut Newton Foundation be- Sammlung werden. Auch nach Berggruens Tod 2007 und von der wunderschönen Dahme, gehört spielt: In der Dauerpräsentation „Helmut von barockem bleibt sein Credo gültig. Ständig wechseln- das Schloss Köpenick zu den idyllischsten Newton’s Private Property“ sind unter an- Kunsthandwerk. de Hängungen und zeitgenössische Künst- Ausstellungsorten der Staatlichen Museen derem Newtons eigene Foto- und Kunst- ler wie George Condo oder Thomas Schei- zu Berlin. Im Inneren des barocken Baus, sammlung sowie seine Bibliothek zu se- bitz, die ihre Werke im Dialog mit der den der spätere Preußen-König Friedrich I. hen. In wechselnden Ausstellungen werden Sammlung präsentierten, machen jeden zwischen 1677 und 1690 errichten ließ, be- zudem Ausschnitte aus seinem fotografi- Besuch zu einem neuen Erlebnis. findet sich ein buntes Potpourri an Expo- schen Nachlass sowie Arbeiten von Weg- naten aus dem kunsthandwerklichen Be- gefährt*innen und seiner Frau Alice Springs Sammlung Scharf-Gerstenberg reich. Leder-, Seiden-, oder Papiertapeten, gezeigt. Das Museum für Fotografie beher- Neben dem Museum Berggruen ist die Wandspiegel, Möbel, Uhren, Vasen, Porzel- bergt ebenso die Schätze aus der Samm- Sammlung Scharf-Gerstenberg die zweite lan und vielfältiger Wandschmuck – mehr lung Fotografie der Kunstbibliothek: von Dependance der Nationalgalerie in Berlin- als 500 Ausstellungsstücke aus der Samm- der Frühzeit der Fotografie über den Pikto- Charlottenburg. Ihr Schwerpunkt ist der lung des Kunstgewerbemuseums zeigen, ralismus um 1900 und das Neue Sehen der Surrealismus mit seinen Vorläufern und was zur Zeit von Renaissance, Barock und 1920er Jahre bis hin zu den künstlerischen Nachfolgern. Die Liste der Künstler*innen, Rokoko en vogue war. Der opulente Stuck Positionen der Gegenwart. Der Kaisersaal die im Haus vertreten sind, ist hochkarätig: in vielen Räumen und die barocke Archi- im 2. Obergeschoss ist die Plattform für Zu ihnen gehören neben Dalí, Ernst, Mag- tektur des Hauses korrespondieren per- Ausstellungen zu den vielfältigen Ge- ritte und Bellmer auch Goya und Piranesi. fekt mit den Ausstellungsstücken. brauchsweisen der Fotografie, die den Blick Dass vor der Sammlung Scharf-Gersten- auf ein Bildmedium eröffnen, das wie kein berg jahrzehntelang das Ägyptische Mu- anderes die menschliche Kommunikation seum in den Räumlichkeiten in der Schloß- und Weltwahrnehmung verändert hat.
WAS MACHT EIGENTLICH …? 20 21 WAS MACHT EIGENTLICH …? Was macht eigentlich ... Stefan Simon, Stefan Simon Direktor an seinem Arbeitsplatz des Rathgen-Forschungslabors? Im März begann der Corona-Lockdown. Schutzausrüstung zu spenden. Am 29. Was war Ihr letztes Projekt davor? März konnten wir tausende Handschuhe, Unser letztes großes Projekt war die Un- Schutzanzüge und Schutzmasken aus Be- tersuchung der Alten Meister, die 1979 im ständen der Stiftung Preußischer Kultur- größten Kunstdiebstahl der DDR-Ge- besitz (SPK), zu der auch die Staatlichen schichte aus Schloss Friedenstein in Gotha Museen zu Berlin gehören, der Kassenärzt- gestohlen wurden. Die fünf Gemälde waren lichen Bundesvereinigung übergeben. Mög- seit einer konspirativen Übergabe unter lich gemacht haben das Kolleginnen und Mitwirkung des Landeskriminalamts im Kollegen aus der gesamten SPK innerhalb September 2019 bei uns und wurden im Ja- weniger Tage, ich bin immer noch beein- nuar dem Museum zurückgegeben, nach- druckt von der Hilfsbereitschaft. dem ihre Echtheit bestätigt werden konnte. Wie entstand die Idee, Und Mund-Nasen-Bedeckungen haben nern, ein Pilotprojekt zur Erforschung von Welche Aufgaben übernehmen selbst Hilfsmittel herzustellen? Sie auch hergestellt … Mikroorganismen auf Objekten des Kultur- Als im März Sie und Ihre Kolleg*innen im Rathgen- Am Tag nach unserer Hilfsaktion stellte Ja, auch dies ist eine Initiative engagierter und Naturerbes. die Corona-Pandemie Forschungslabor normalerweise? sich die Frage: Was machen wir denn in un- Kolleginnen und Kollegen der gesamten Im Mittelpunkt unserer Tätigkeit steht die seren Häusern? Desinfektionsmittel waren SPK, vor allem unserer Profis aus der Tex- Worauf freuen Sie sich am meisten in der Deutschland erreichte, materialtechnische Untersuchung von Mu- kaum mehr erhältlich, wir haben dann aber tilrestaurierung. Innerhalb weniger Tage Zeit nach Corona? mussten nicht nur die seumsobjekten. Wir sind also die naturwis- herausgefunden, dass eine Allgemeinverfü- fanden sich über 60 Mitstreiter und in den Meine Freunde und Kollegen auf der gan- senschaftliche Seite der Staatlichen Mu- gung des Bundes Einrichtungen wie dem letzten vier Wochen wurden zen Welt, mit denen ich jetzt fast täglich Museen schließen. seen zu Berlin. Daneben betreiben wir Rathgen-Forschungslabor die Herstellung mehr als 3000 Masken her- über Videokonferenzen in Verbindung ste- Auch im kunst- Forschungsprojekte zur nachhaltigen Er- von Biozidprodukten zur Desinfektion er- »Mit einer Krise wie gestellt. Ein großer Teil da- he, wieder real und nicht nur virtuell zu tref- haltung von Kunst- und Kulturgut, der prä- laubt. Wir waren uns im Team schnell einig, von ist bereits an die Mitar- fen, bei einem Glas Weißbier zum Beispiel, technologischen ventiven Konservierung, dem „Grünen Mu- dass wir unser analytisches Labor zu die- der aktuellen Corona-Pandemie beiter verteilt worden. darauf freue ich mich sehr. Und als jemand, Rathgen- seum“ oder dem illegalen Kunsthandel. sem Zweck umnutzen wollen, und began- dessen Freizeit durch Volksläufe wie dem Forschungslabor Neben der Nachhaltigkeitsdebatte im kul- turellen Erbe ist die „Kultur in der Krise“ ein nen, nach den notwendigen Chemikalien zu suchen. Vor allem Alkohol war zu diesem hatte ich nie gerechnet« Nun sind erste Museen wieder geöffnet. Produ- Rennsteiglauf oder dem Jungfrau-Mara- thon sowie den Skirennen der World Lop- ruhte die Arbeit. Thema, das mich schon seit Jahren wissen- Zeitpunkt über die normalen Kanäle nicht zieren Sie noch immer pet Serie bestimmt ist, warte ich sehn- schaftlich beschäftigt. Mit so einer Krise mehr zu bekommen. Über private Kontakte Desinfektionsmittel und Masken oder süchtig darauf, dass wir irgendwann wieder Stefan Simon und wie der aktuellen Corona-Pandemie hatte in meiner bayerischen Heimat konnten wir normalisiert sich der Betrieb wieder? gemeinsam laufen können. sein Team starteten ich allerdings nie gerechnet. uns dann aber von verschiedenen Brenne- Wir produzieren Masken und Desinfekti- reien mehrere hundert Liter Alkohol be- onsmittel, solange Bedarf besteht, aber Diese und viele weitere spannende kurzerhand eine Das Rathgen-Forschungslabor stellte schaffen. Andere Inhaltstoffe kamen aus langsam beginnt wieder unser normaler Hintergrundgeschichten rund um unsere eigene Produktion von am Beginn der Corona-Krise seine dem Chemikalienhandel, sodass wir kurz Betrieb, auch wenn wir natürlich immer Museen und Mitarbeiter*innen finden Sie Produktion auf Desinfektionsmittel und darauf die Einrichtungen der SPK mit Des- noch Einschränkungen erfahren. Wir ver- auch auf „Museum and the City“, dem Desinfektionsmittel Schutzmasken um – wie kam es dazu? infektionsmittel versorgen konnten. bringen viel Zeit in Videokonferenzen und Blog der Staatlichen Museen zu Berlin, und Masken Zu Beginn der Pandemie wurden wir durch haben es dadurch auch geschafft, For- unter smb.blog.museum. einen Covid-19-Fall bei uns im Labor sensi- schungsanträge vorzubereiten und einzu- bilisiert. In der Folge wurde unsere halbe reichen. Gerade beginnen wir, ermöglicht Belegschaft in Quarantäne geschickt. Un- durch Gelder der Richard Lounsbery Foun- sere erste Aktion in dieser Situation war, dation und in Kooperation mit dem Berliner Naturkundemuseum und weiteren Part-
23 ONLINE-ANGEBOT SMB-DIGITAL 250.000 Objekte umfasst SMB-digital, die Online-Datenbank aller Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin, zurzeit. Neben diesem gigantischen virtuellen Archiv sind einzelne Sammlungsbestände, z. B. „Galerie des 20. Jahrhunderts“, „Piktorialismus-Portal“, „Das Erbe Kontakt Schinkels“, „Berliner Papyrus-Datenbank“ Staatliche Museen zu Berlin und „Das verschwundene Museum“, über Bildung, Vermittlung, Projekt-Websites zugänglich. Besucherdienste smb-digital.de Tel: +49 (0)30 266 42 42 42 smb.museum/online-angebote service@smb.museum YOUTUBE Mo–Fr 9–16 Uhr Auf dem YouTube-Kanal der Staatlichen Museen zu Berlin finden sich Videoreihen zu den Hintergründen der Objekte und zur Arbeit in den Museen. In der Reihe „Lieblingsstücke“ stellen Mitarbeiter*innen ihre persönlichen Favoriten vor, animierte Geschichten zu einzelnen Objekten bietet die Serie „Backstories“, und „Behind the Scenes“ liefert Blicke hinter die Kulissen der Museumsarbeit. Bildnachweise youtube.com/StaatlicheMuseenzuBerlin Titel: © Sammlung Hans + Uschi Welle / VG Bild-Kunst, Bonn 2019 / Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Online-Angebote Dietmar Katz Seite 2: © Staatliche Museen zu Berlin / Anikka Bauer MUSEUM AND THE CITY VIRTUELLER RUNDGANG SOCIAL MEDIA Seite 3: © Stein Farstadvoll Der Blog „Museum and the City“ bietet Dank eines virtuellen Rundgangs können Auf Facebook berichten die Staatlichen Seite 4 bis 7: © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker Hintergrundgeschichten, Interviews und Interessierte das Bode-Museum auch Museen zu Berlin tagesaktuell über neue Seite 8 bis 9: © 2019 The Andy Warhol Foundation for the der Staatlichen Visual Arts, Inc. / Artists Rights Society (A RS), New York, Bildstrecken zu allen Museen und Samm- online erkunden. 62 miteinander verknüpfte Entwicklungen bei den Museen und stellen Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / lungen. Porträts von Mitarbeiter*innen 360°-Panorama-Aufnahmen erfassen fast Jörg P. Anders; © Ulrike Ottinger / Staatliche Museen zu Objekte aus den Häusern vor. Neben einer Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz oder thematische Serien, zum Beispiel zur das gesamte Erdgeschoss und den übergreifenden Facebook-Seite haben alle Seite 10 bis 19: © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker; © Staatliche Museen zu Berlin, Museen zu Berlin Sanierung der Neuen Nationalgalerie überwiegenden Teil des Obergeschosses. Häuser eigene Seiten. Auch auf dem Nationalgalerie / Andres Kilger; © Staatliche Museen zu Berlin, Vorderasiatisches Museum / David von Becker; oder zu den Lieblingsstücken der Der Rundgang bietet Informationen zu Instagram-Kanal der Staatlichen Museen © Staatliche Museen zu Berlin, Vorderasiatisches Museum / Museumsmacher*innen, gewähren allen 850 erfassten Skulpturen und zu Berlin werden Objekte und Geschichten David von Becker; © Staatliche Museen zu Berlin / Achim Kleuker; © Staatliche Museen zu Berlin / Daniel Hofer; spannende Einblicke hinter die Kulissen. Gemälden und über 300 weiterführende aus allen Museen präsentiert. © blindbild.berlin; © VG Bild-Kunst, Bonn 2019, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Während der Schließung der Museen Links zu SMB-digital, der Online-Daten- facebook.com/StaatlicheMuseenzuBerlin Thomas Bruns; © VG Bild-Kunst, Bonn 2019, © Staatliche Dank eines vielfältigen Online-Angebots erzählen die Kurator*innen hier Objekt- bank der Staatlichen Museen zu Berlin. instagram.com/StaatlicheMuseenzuBerlin Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Thomas Bruns; © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Ludwig und Sammlungsgeschichten, vermitteln bode360.smb.museum lassen sich die 15 Sammlungen Windstosser Seite 21: © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker Interessantes aus der Weltgeschichte Alle Online-Angebote der Staatlichen Seite 22: © Staatliche Museen zu Berlin, Vorderasiatisches der Staatlichen Museen zu Berlin rund und Hintergrundwissen über Kunst und PERGAMON 3D Museen zu Berlin finden Sie unter Museum / Olaf M. Teßmer Seite 24: © Barford Sculptures Ltd, Staatliche Museen zu Künstler*innen. Im Rahmen des Masterplans Museumsin- smb.museum/online-angebote. um die Uhr erschließen. In virtuellen Berlin, Gemäldegalerie / David von Becker; © VG Bild-Kunst, Bonn 2020; © Wolfgang Schulz blog.smb.museum sel wird das Pergamonmuseum seit 2013 Seite 25: © Katharina Grosse / VG Bild-Kunst, Bonn 2020 / Rundgängen, auf der Website der Museen, abschnittsweise saniert. Der Saal mit dem Foto: Jens Ziehe Seite 26 bis 29: © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Volker-H. Schneider; GOOGLE ARTS & CULTURE berühmten Pergamonaltar, dem Herzstück in der Online-Datenbank SMB-digital Seit 2011 präsentieren sich die Staatlichen des Hauses, ist deswegen bereits seit © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz; © Staatliche Museen zu Berlin, und auf dem Blog „Museum and the City“ Museen zu Berlin bei Google Arts & Herbst 2012 geschlossen. Gemäldegalerie / Christoph Schmidt; © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jörg P. Anders; © Staatliche Museen zu Berlin, Culture. Zehn Häuser, rund 5.000 Objekte, Glücklicherweise haben die Antikensamm- gibt es unzählige Objekte und Geschichten 40 Ausstellungen, 37 Kurzgeschichten, lung der Staatlichen Museen zu Berlin und Kunstbibliothek; © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Leihgabe der DekaBank / Andres Kilger zu entdecken. Hier eine Auswahl Seite 30: © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / fünf Virtual-Reality-Touren, sechs das Fraunhofer-Institut für Graphische Fabian Fröhlich Seite 32: © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek Expeditionen, acht Gigapixel sowie Datenverarbeitung einen aufwendigen Streetviews sind auf der Online-Plattform 3D-Scan des Meisterwerks hellenistischer vertreten. Kunst gemacht, aus dem ein vollständiges smb.museum/artsandculture und detailreiches 3D-Modell des Altars entstand, das online frei zugänglich ist. 3d.smb.museum/pergamonaltar
AUSSTELLUNGEN UND VERANSTALTUNGEN 24 25 AUSSTELLUNGEN UND VERANSTALTUNGEN Tonnenschwere Schuld Vor dem Eindruck der Verbrechen des Bosnienkrie- ges, die ihn an die Gräueltaten des Holocaust erinnerten, schuf der britische Bildhauer Anthony Caro zwischen 1995 und 1999 sein monumentales Werk „The Last Judgement Sculpture“. Noch während der Modellphase erwarb der Anthony Caro: The Last Judgement Kunstsammler Reinhold Würth die 42 Tonnen schwere Sculpture, Installation und ermöglichte die Präsentation auf der Bien- Ausstellungsansicht nale in Venedig, die kurz nach Ende des Kosovokrieges in der Gemäldegalerie, 2019, stattfand. Dank einer Kooperation mit der Sammlung Sammlung Würth Würth sind die 25 Einzelgruppen nun in der Gemäldega- lerie zu sehen und eröffnen hier spannende Querbezüge zu den Alten Meistern. Anthony Caro. The Last Judgement Sculpture der Sammlung Würth Gemäldegalerie, bis 1.11.2020 Ausstellungsansicht, Kunst oder Fotografie? Katharina Grosse im Hamburger In den Jahren um 1980 erlangte die Fotografie einen Bahnhof, 2020, neuen Stellenwert im Kunstbetrieb. 1977 hatte sie auf der do- Courtesy König cumenta 6 ihren ersten großen Auftritt und im selben Jahr Galerie, Berlin, London, Tokyo / gründete der Fotograf und Publizist Wolfgang Schulz das Gagosian / Raffael in Berlin Magazin „Fotografie. Zeitschrift internationaler Fotokunst“ Galerie nächst Anlässlich des 500. Todestags von Raffael zeigt das Kupferstich- (später „Fotografie: Kultur jetzt“), das bis 1985 vierzigmal er- St. Stephan Rosemarie kabinett unter dem Titel „Raffael in Berlin. Meisterwerke aus dem schien. Es entwickelte sich zu einem lebendigen Forum für Schwarzwälder, Kupferstichkabinett“ die kleine, aber bedeutende Gruppe eigenhän- einen Aufbruch der Fotografie als Kunstform, in der Kom- Wien diger Zeichnungen des berühmten italienischen Künstlers aus eige- merz noch keine prägende Rolle spielte. In der Ausstellung nem Bestand. Die selten gezeigten Blätter führen die überragende „FOTOGRAFIE. Wolfgang Schulz und die Fotoszene um Keine Zurückhaltung schöpferische Bandbreite Raffaels vor Augen – ergänzt durch Werke 1980“ wird ein Schlaglicht auf dieses Magazin und seine wich- seines Lehrers Perugino sowie seiner wichtigsten Schüler und Mitar- tigsten Protagonist*innen sowie die besondere Umbruchzeit beiter und seines Kupferstechers. in Westdeutschland geworfen. Neben der Würdigung von Raffael in Berlin Schulz' fotografischem Werk werden Arbeiten verschiedener Kupferstichkabinett, bis 23.8.2020 Fotograf*innen aus der Zeit um 1980 vorgestellt. Die Aus- stellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum für Für die Schau Wer die Kunst von Katharina Grosse beschreiben möchte, kommt um Superlative nicht herum. Raumgreifend, monumental, expansiv – sie selbst sagt Kunst und Gewerbe Hamburg und wurde für die Ausstel- „It Wasn’t Us“ hat in einem Interview: „Meine Arbeit ist ein Statement gegen Zurückhaltung.“ lungsstation in Berlin erweitert. FOTOGRAFIE. Wolfgang Schulz und die Fotoszene um 1980 die Künstlerin Katharina Grosses Kunstwerke sprengen die Koordinaten konventioneller Malerei. An- statt eines Pinsels benutzt sie eine Sprühpistole, mit der sie leuchtende Acryl- Museum für Fotografie, bis 11.10.2020 Grosse die Historische farben großflächig auf Wände, Fassaden oder auch auf Bäume und Grasflächen Marken und Zeichen Halle und den Außenbereich aufträgt. Für ihre Installation im Hamburger Bahnhof ließ sie mehrere Lkw- „Zeichen sind visuelle Telegramme, ähnlich Ladungen Polystyrolblöcke anliefern, die sie übereinandertürmte und model- wie Flaggen.“ Als der Grafiker Anton Stankowski des Hamburger Bahnhofs lierte. Als weiterer Bildgrund dienen ihr der Boden der Halle, das weitläufige 1978 diese Erkenntnis formulierte, zählte er bereits zu den wichtigsten Stimmen der Werbegrafik sei- in ein faszinierendes Bild Gelände hinter dem Museum und die Fassade der Rieckhallen. Die durch Corona bedingte Schließung der Museen verschaffte Grosse ner Zeit. In Karl Duschek, der 1972 in das Atelier verwandelt, das die mehr Zeit als geplant, um das Großprojekt im Hamburger Bahnhof zu reali- eintrat und wenig später Partner wurde, fand Stan- kowksi einen Gleichgesinnten. Markenentwick- bestehende Ordnung sieren. In einem Interview erzählt sie, dass die Krise damit ganz automatisch Teil ihrer Arbeit geworden sei. Auch Kuratorin Gabriele Knapstein ist sicher: lung, Corporate Identity und Informationsgrafik ge- radikal verändert „Gerade in Hinblick auf die Einschränkungen der letzten Monate ist das eine hörten fünf Jahrzehnte lang zum Kerngeschäft bei Ausstellung, in der man sich gerne bewegt, deren Dynamik begeistert, und die Stankowski + Duschek. Die Kunstbibliothek wid- in der Krise auf die Imaginationskraft der Kunst setzt.“ met dem ikonischen Duo nun eine umfassende Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie Ausstellung. und Volkswagen. Marken:Zeichen. Wolfgang Schulz: Das Grafische Atelier Stankowski + Duschek Michael, Katharina Grosse. It Wasn’t Us Kunstbibliothek, bis 16.8.2020 1980 Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, bis 10.1.2021
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