Das Magazin der German Graduate School of Management & Law - GGS
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2013 14 Frohe Weihnachten ! Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern besinnliche und erholsame Feiertage, einen guten Rutsch und ein erfolgreiches Jahr 2014! Ihr GGS-Team
Editorial | 01 Problemen und Aufgabenstellungen, die Führungskräfte täglich zu lösen haben. Unsere Programme fördern den Know-how-Transfer sowie die Motivation und Loyalität von Mitar- beitern. Die neuesten Forschungs- ergebnisse zum Thema Return on Investment finden Sie im Artikel von Regina-Viola Frey, der Leiterin unseres Kompetenzzentrums für Leadership und Talentmanagement, ab Seite 4. Erfreuliches gibt es aus der Fakultät zu berichten. Unsere Forschungstätig- keit trägt erneut Früchte: Mit meinen Kollegen Tomás Bayón, Regina-Viola Frey und Heinz-Theo Wagner konnten GGS-Experten die Ergebnisse ihrer Forschung zum wiederholten Male auf höchstem Fachzeitschriftenniveau platzieren. Die zweite gute Nachricht betrifft die Reakkreditierung der GGS. Sie wurde vom Wissenschaftsrat Liebe Leserin, von fünf auf zehn Jahre bis Juli 2021 lieber Leser, verlängert. Prof. Dr. Dirk Zupancic „Leben ist ein Bumerang: Man Optische und technische Überar- Präsident bekommt zurück, was man gibt.“ beitungen eines bestehenden Fahr- Tel.: +49 7131 645636-74 Mit diesem Zitat des US-amerika- zeugmodells werden in der Automo- dirk.zupancic@ggs.de nischen Kommunikations- und Moti- bilindustrie als „Facelift“ bezeichnet. vationstrainers Dale Carnegie möchte So ein „Facelift“ halten Sie nun mit ich Sie auf das Schwerpunktthema dem neuen Quarterly in Ihren Hän- des aktuellen Quarterly einstimmen. den. Dabei ging es uns nicht nur um Richtig geworfen, kommt der Bume- ein modernes Erscheinungsbild mit rang wieder zum Werfer zurück. Wie hochwertiger Bildsprache, sondern magisch gewinnt er an Auftrieb und vor allem um gute Lesbarkeit und an- Dynamik. Ökonomisch betrachtet sprechende Inhalte. Satzspiegel und spiegelt sich dies im Bumerang-Effekt Typografie wurden angepasst mit korrektem Aufwand-Nutzen- und neue Rubriken wie die Nachrich- Verhältnis wider: Erst wenn ich in ein tenseite eingeführt. Selbstverständlich Unternehmen und seine Mitarbeiter interessiert mich Ihre Meinung zum verantwortungsbewusst investiere, neuen Quarterly. Ich freue mich auf kann ich gewinnbringende Ergebnisse Ihren Anruf oder eine E-Mail. erwarten. Lassen Sie sich vom neuen Quarterly Hier knüpft die GGS als innovative informieren. Ich wünsche Ihnen eine Business School mit ihren berufs- abwechslungsreiche und interessante begleitenden Bildungsprogrammen Lektüre. in Management und Recht an. Ihre Ihr Bedürfnisse vor Augen, orientie- ren sich unsere Lehrinhalte an den
02 | Inhaltsverzeichnis Impressum 01 Editorial Herausgeber: German Graduate School of Management and Law gGmbH Bildungscampus 2 · D-74076 Heilbronn 02 Impressum Tel.: +49 (0) 71 31 - 64 56 36 - 0 Fax: +49 (0) 71 31 - 64 56 36 - 27 Geschäftsführer: Schwerpunktthema Prof. Dr. Dirk Zupancic, Prof. Dr. Tomás Bayón V.i.S.d.P.: 04 Return on Investment Thomas Rauh, Leiter Public Relations ROI3 – Investieren in Phone: +49 (0) 71 31 - 64 56 36 - 45 Weiterbildung Redaktion: Kerstin Arnold-Kapp 11 Kompetenzzentrum Tel.: +49 (0) 71 31 - 64 56 36 - 22 für Leadership und Autoren dieser Ausgabe: Talentmanagement Kerstin Arnold-Kapp, Kilian Barth (kb), Renée Ricarda Billau, Gustl Eder, Dr. Regina-Viola Frey, Annika Galisch, Sviatlana 12 Interview: Olaf Hedden, Prakapiuk, Thomas Rauh Sprecher des Vorstands Lektorat: Läpple AG Kilian Barth, M.A. Verantwortlich für die Anzeigen: 16 Absolventenprofil Verena Kruppa, Leiterin Marketing Andreas Persigehl Tel.: +49 (0) 71 31 - 64 56 36 - 18 Auflage: 500 Exemplare Gestaltung: www.spezial-kommunikation.de Forschung Druck: 20 Familienfreundlichkeit Harzdruckerei, Wernigerode und regionale Wettbewerbs- Bildquellen: fähigkeit Terzo Algeri (1, 21, 22, 30, 32, 33), Fotolia (3, 4, 6, 20, 26), GGS (3, 11, 13, 14, 19, 22, 34, 35, 36), Läpple (15), Mag- mell (25, 28, 34), Andreas Persigehl (17), Prof. Dr. Richard 22 Top-Publikationen David Precht (3, 18), Ritter Sport (27) der GGS Fakultät Stand: Dezember 2013 Auszeichnung für Prof. Dr. Dirk Zupancic Kontakt zur Redaktion: Kerstin Arnold-Kapp, Public Relations 36 Alexandra von Bismarck Ehrenmitglied im Bundesverband German Graduate School of Management and Law der Unternehmensjuristen Bildungscampus 2 · D-74076 Heilbronn Tel.: +49 (0) 71 31 - 64 56 36 - 22 Fax: +49 (0) 71 31 - 64 56 36 - 27 E-Mail: kerstin.arnold-kapp@ggs.de
Inhaltsverzeichnis | 03 12 11 18 04 20 26 Studium Executive Education GGS Intern 24 Gesichter der GGS 28 Mehrwert für die Praxis 18 Moral und Vernunft – Jan Brunner Executive Education Heilbronner Management Dialoge mit Richard David 26 Alumni-Verein der GGS 30 Interview: Precht Veranstaltungen 2014 Karoline Heinisch 32 Neu an der GGS Mitarbeiter stellen sich vor 34 Newsticker
04 | Schwerpunktthema ROI3 – Investieren in Weiterbildung?! Viele Personalabteilungen und Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen sehen sich zunehmend einem Spagat konfrontiert: Die Generationen driften auseinander und mit ihnen ihre Werte, ihr Verhalten der Organisation gegenüber, woraus erhebliche Herausforderungen für das Personalmanagement und die Führung resultieren.
Schwerpunktthema | 05 Da sind auf der einen Seite die „jungen Wilden“: Der Begriff schwindigkeit ihrer jüngeren Kollegen mithalten, fühlen sie der Generation Y wurde nicht nur gewählt, um deutlich zu sich schnell überfordert. Bleiben dann Wissenslücken und machen, dass dies diejenige Generation ist, die nach der werden diese aus Angst vor Gesichtsverlust nicht offen „Generation X“ geboren wurde. Englisch ausgesprochen angesprochen, droht schnell Überforderung, Frust und bezieht sich das Y auf das „Why“, die Sinnsuche, die für schließlich seelisches Leid. diese Generation der nach 1980 geborenen charakte- ristisch ist. Es ist eine Generation, die gut ausgebildet ist, Bei der Generation Y dagegen ist der Fall ganz anders ge- keine Not und keine Kriege kennt und im Überfluss lebt. lagert. Sie haben die Idee des lebenslangen Lernens längst Aufgewachsen in Käufermärkten ist Konsum und Emoti- verinnerlicht und sind geradezu wissbegierig. Außerdem onalität für diese Gruppe selbstverständlich. Die jungen sind sie an Aufstieg und Erfolg interessiert, weswegen sie Erwachsenen sind flache Hierarchien gewohnt und ver- Bildungsangebote zur persönlichen Weiterentwicklung sprechen sich diese im Unternehmen. Mit emotionaler An- seitens des Arbeitgebers schlichtweg erwarten. sprache im Elternhaus und in der Werbung aufgewachsen, erwarten sie diese auch im Unternehmen. Hinzu kommt, Sehen sich Arbeitgeber also in zweierlei Hinsicht – wenn dass sie als „digital natives“ gelten und damit Internet, man von der eher unkomplizierten Generation X in der Mitte Smartphones und Apps für sie so selbstverständlich sind einmal absieht – vor die Forderung nach Weiterbildung wie es der VW Käfer und der Münzfernsprecher für ihre gestellt, stellt sich die Frage, unter welchen Umständen Eltern waren. Sie leben im Bewusstsein praktisch unbe- Unternehmen eine angemessene Rendite für die Investition grenzter Möglichkeiten und erwarten diese auch von ihren in Weiterbildung erwarten können. Arbeitgebern. ROI im Bildungskontext Den Gegenpol zur jungen Generation Y stellt die Generati- Dazu stellt sich zunächst die Frage, welcher Gestalt eine on der „Silver Surfer“ (auch genannt Baby Boomer) dar. Renditekennzahl im Bildungskontext sein kann. Grundsätz- Der Begriff bezieht sich auf die Generation 50plus, die sich lich ist eine Rendite definiert als (Ertrag-Aufwand)/Aufwand. eher argwöhnisch gegenüber technischen Neuerungen Demzufolge müssten, zur Bestimmung einer Rendite der und dem Internet äußert. Laut einer Studie der European Personalentwicklung, Erträge und Aufwände bestimmt Interactive Advertising Association gehen nur 24% der werden. Aufwände sind an dieser Stelle vergleichsweise Silver Surfer regelmäßig online. Zudem schleichen sich einfach zu bestimmen, indem Aufwände für Schulungen, ab Mitte 50 die ersten Wehwehchen ein, weswegen diese Trainings, Coachings sowie anteilig die Koordinations- Gruppe statistisch gesehen den höchsten Krankenstand kosten der Personalabteilung aufsummiert werden. aufweist. Schwieriger dagegen gestaltet sich die Ermittlung der Erträge aus Weiterbildung. Donald Kirkpatrick schlug zur Haben beide Gruppen auch deutlich unterschiedliche Ermittlung der Erträge aus (Weiter-)Bildungsangeboten ein Wertestrukturen, stellen sie doch die gleiche Anforderung Vier-Ebenen-Modell vor: an das Personalmanagement: Sie möchten ihr Potenzial voll entfalten und in den Dienst des Unternehmens stellen, • Reaktion wenn auch womöglich auf ganz unterschiedliche Art und Auf der Reaktionsebene wird erhoben, ob und wie sehr Weise. Und: Beide benötigen und fordern Weiterbildung dem Trainee ein bestimmtes Trainingsprogramm gefallen ein. hat. „Evaluating in terms of reaction is the same as mea- suring the feeling of the conferees. In fact, it is measuring Diese bezieht sich bei den Silver Surfern vorrangig auf das ‘customer satisfaction’.“ Zur Messung dieser Zufriedenheit Thema IT und Internet. Flächendeckende Einführung von bei den Trainees schlägt Kirkpatrick u.a. die Zufriedenheit ERP-Systemen und damit verbundene Prozessumstel- mit dem Trainer bzw. dem administrativen Prozess, der lungen bedeuten für viele Silver Surfer große Herausforde- Lernüberprüfung und dem Kursmaterial vor. rungen. Müssen sie zudem in Schulungen bei der Lernge-
06 | Schwerpunktthema • Learning • Results Die Ebene des Lernens definiert Kirkpatrick als „what Auf der vierten Ebene des Modells steht die Frage im principles, facts and techniques were understood and Mittelpunkt, inwieweit die Ergebnisse der Lerneinheiten absorbed by trainees“ und weiter als „the extent to which mit den Organisationszielen in Einklang stehen. Kirkpatrick participants change attitudes, improve knowledge, and/or beschreibt diese Ebene als „the final results that occurred increase skills as a result of attending the program“. Zur because the participants attended the program“. Orga- Erhebung der Erträge auf dieser Ebene schlägt er die nisationsziele, die über die Qualifizierung der Trainees quantitative Erfassung der Lernergebnisse bei jedem Teil- hinausgehen, können etwa die Verringerung von Fluktua- nehmer vor, die idealerweise als Vorher-Nachher-Messung tion, Reduzierung von Kosten, Effizienzsteigerungen oder erfolgt bzw. einen Vergleich mit einer nichtteilnehmenden verbesserte Beziehungen zwischen Führungskräften und Kontrollgruppe einschließen sollte. Dieses Verfahren deren Mitarbeitern darstellen. scheint für eher deklaratives Wissen eher durchführbar, während sich die Messung des Lernerfolges bei „weichen“ • Nachhaltiger Lerntransfer Themen wie Kommunikation, Teamführung usw. sicherlich Die Frage, die Personalmanager und Geschäftsführer in schwieriger gestaltet. diesem Zusammenhang am stärksten umtreibt, ist: Wie können wir den Lerntransfer vom Weiterbildungsformat in • Behavior den betrieblichen Alltag der Mitarbeiter sicherstellen? Damit Die Ebene der Verhaltensänderung bezieht sich darauf, diese als unidirektional angenommene Transformation vom inwiefern die Trainees einen Lerntransfer bewerkstelligen Lernfeld („source“) in das Funktionsfeld („target“) reibungs- und das Gelernte im Arbeitsalltag zur Anwendung bringen. los abläuft, wurden in der betriebs- und wirtschaftspädago- Kirkpatrick konkretisiert den Lerntransfer weiter als den gischen Forschung (Gessler, 2012) kritische Erfolgsfaktoren Wunsch nach Veränderung, das Wissen darüber, was ge- analysiert. Dazu wurde eine große Stichprobe von Teilneh- nau zu tun ist und wie es bewerkstelligt werden kann, mern an innerbetrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen zum ein lernförderliches Betriebsklima, Unterstützung bei der Erfolg der Bildungsmaßnahmenund deren Determinanten Anwendung des Erlernten, sowie mit Anreizen für verän- befragt. Bezogen auf den Erfolg der Bildungsmaßnahmen dertes Verhalten. (fachliche, sozial-kommunikative und persönliche Perfor-
Schwerpunktthema | 07 mance) kristallisierten sich folgende kritische Erfolgsgrößen • Effektives Instrument für den Lerntransfer auf der Individualebene des Mitarbei- Zentraler Dreh- und Angelpunkt für die Wirksamkeit von ters heraus: Bildungsmaßnahmen sind die angewandten Methoden und Instrumente. Geht es nicht ausschließlich um deklaratives • Motivation, Lerntransfer zu leisten Wissen, ist besonderes Augenmerk auf Übereinstimmung von Lernzielen und Methoden bzw. Instrumenten zu legen. • Persönliche Transferkapazität, d.h. inwieweit der Trainee eine Transferleistung mit seinen zeitlichen und persön- • Transparenz des Trainee-Kontexts lichen Ressourcen leisten kann Für Trainer und Referenten ist Klarheit in Bezug auf Arbeitswirklichkeit und -umfeld der Teilnehmer essentiell, • Übereinstimmung von Trainingsinhalt um sich auf Gruppe und Anforderungen einzustimmen und Anwendungsfeld bzw. abgestimmte Fallbeispiele anbieten zu können. • Unterstützung durch Kollegen • Wissensstand und Ziele Klarheit und Konsens in Bezug auf Wissensstand der • Unterstützung durch den Vorgesetzten Teilnehmer und damit eng verbundene Ziele der Bildungs- maßnahme sind in erster Linie relevant für die realistische Damit zeigt sich deutlich, dass Kollegen und Vorgesetzte Zielsetzung und später das Controlling des Trainings. eine zentrale Rolle bei der Effektivität von Trainingsmaß- Allerdings stellen sie ebenfalls für die ausführenden Trainer nahmen spielen. Diese bezieht sich einerseits auf Wohl- und Referenten wichtige Informationen zur Abstimmung der wollen (im Gegensatz zu Neid auf Kollegenebene) und Durchführung dar. Unterstützung bei der Erledigung des Tagesgeschäftes trotz Abwesenheit vom Arbeitsplatz. Dies spielt auch in den Aspekt der Transferkapazität, im Nachgang des Trainings, mit hinein. Andererseits spielt hier der Aspekt der Förde- rung von Potenzialträgern eine Rolle. Liegt jedoch keine Motivation zum Lerntransfer vor, ist die Wirksamkeit von Trainingsmaßnahmen praktisch Null. Es lohnt sich daher, Mitarbeiter für den Wert von Weiterbildungsmaßnahmen zu sensibilisieren, um nicht „Hunde zum Jagen zu tragen“. Neben den Erfolgsgrößen auf Individualebene gilt es zu- sätzlich, Erfolgsgrößen für den Lerntransfer auf organisatio- naler Ebene zu beachten: • Auftragsgespräch Die Klärung der Klientenwünsche und der Kapazitäten des Bildungsträgers sind zentral für den Erfolg einer Bildungs- maßnahme. Es lohnt sich, bilaterale Kommunikation zu pflegen, um Anforderungen und Curriculum in Einklang zu bringen.
08 | Schwerpunktthema Wissenschaftliche Studien der GGS zum Thema. Im Rahmen zweier Masterarbeiten an der GGS, bearbeitet von Marc Steffen Pietsch und Birgit Finke, wurde Weiterbildung hinsichtlich ihrem innewohnenden Zusatznutzen (neben Weiterqualifizierung der Mitarbeiter) analysiert. In den beiden analog aufgebauten Studien wurde untersucht, inwieweit sich arbeitgeberseitige Weiterbildungsangebote einerseits auf Einstellungs- und Verhaltensvariablen bei Mitarbeitern und andererseits bei Bewerbern auswirken. Dazu wurde die Wirkung von Weiter- Weiterhin wurde in einer zweiten Damit wird deutlich, dass Mitarbeiter bildungsangeboten auf potenzielle Studie der Effekt von Weiterbildung arbeitgeberseitige Weiterbildungs- Bewerber in einem Experimentalde- auf Commitment, Zufriedenheit und angebote erheblich honorieren. So sign an zwei Stichproben getestet (427 Mitarbeiterbindung untersucht. Dazu profitieren beide Seiten nicht nur von Bewerber bei IT-Firmen und 395 Be- wurden in einer groß angelegten Wissenszuwachs und von der Weiter- werber im Hotel- und Gaststättenge- Online-Studie Berufstätige in IT Ser- qualifizierung. Vielmehr trägt Weiter- werbe). Es wurden zwei unterschied- vices und Hotel- und Gaststättenge- bildung auch zur stärkeren Verbun- liche Stellenanzeigen entworfen, die werbe befragt, inwiefern ihr Arbeit- denheit gegenüber dem Unternehmen die Variable „Weiterbildungsangebote“ geber Weiterbildung der Mitarbeiter bei. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter variierten. Ceteris paribus wurde bei fördert. Zusätzlich wurde der Grad steigt und damit vermindern sich einer Anzeige explizit auf ein breites von Commitment, Zufriedenheit und auch die Fluktuationskosten, was den Weiterbildungsangebot des Arbeit- Bleibeabsichten im Unternehmen Return on Investment in Weiterbildung gebers hingewiesen, wohingegen in gemessen. Und auch bei dieser Un- mindestens verdreifacht. der zweiten Anzeige eine ablehnende tersuchung zeigte sich deutlich: Wenn Haltung des Arbeitgebers zum Thema reichhaltige arbeitgeberseitige Weiter- Die Studienergebnisse stehen in Weiterbildung herausgearbeitet wurde. bildungsangebote bestehen, reagieren Einklang mit den Theorien aus der Es zeigte sich statistisch signifikant Mitarbeiter mit erhöhtem Commitment organisationswissenschaftlichen eine deutlich höhere Bewerbungsab- zur Firma, höherer Zufriedenheit im Literatur. Die Humankapitaltheorie sicht bei der weiterbildungswilligen Job und haben eine deutlich stärkere entwickelte sich aus den Arbeiten Anzeige als bei der Vergleichsanzeige. Bindung zum Unternehmen – was von Becker (1964) und Mincer (1974). sich in geringeren Fluktuationsquoten Demnach steigern durch Bildung er- niederschlägt, vgl. Abb. 1. worbenes Wissen und Fähigkeiten die
Schwerpunktthema | 09 Abb. 1 Produktivität eines Arbeiters. Durch tivem Verhalten revanchieren werden. sichten bei der weiterbildungsinten- diese Erhöhung der Produktivität Dies wird von unseren Studienergeb- siven Stellenanzeige vorlagen als bei steigt der Wert eines Mitarbeiters und nissen gestützt, wonach Mitarbeiter der gegenteiligen Anzeige. damit letzten Endes sein Arbeitslohn, durch Weiterbildung erhöhtes Com- was beiden Seiten, Unternehmen und mitment und eine verstärkte Bindung Mitarbeitern, zugutekommt. ans Unternehmen zeigen. Die „Social Exchange Theorie“ nach Die von Spence (1973) entwickelte Blau (1964) deklariert, dass ganz all- „Signaling“-Theorie besagt, dass ein gemein eine Partei ein Entgegenkom- Arbeitgeber durch das Signalisieren men einer anderen Partei im sozialen von Entgegenkommen und eines Austausch belohnen wird. Übertragen „fairen Deals“, beispielsweise von Wei- auf den Weiterbildungskontext bedeu- terbildungsangeboten, eine verbes- tet dies, dass Mitarbeiter, die Weiter- serte Wettbewerbsposition in Bezug bildung positiv aufnehmen und als auf Bewerber hat. Dies untermauern Investition des Unternehmens in ihre die Ergebnisse unserer Studie, wo- Person wahrnehmen, sich mit posi- nach eindeutig stärkere Bewerberab-
10 | Schwerpunktthema Das Modell: ROI3 Commitment & Bindung Social-Exchange-Theorie Humankapital- Signaling- Qualifikation & Effektivität Weiterbildung Arbeitgeberattraktivität Theorie Theorie Fazit. Werden Trainings und Seminare so Silver Surfer und Generation Y stel- auf die Mitarbeiter abgestimmt, und len zwar Herausforderungen für Un- wird zusätzlich vernünftiges Erwar- ternehmen dar und erfordern durch- tungsmanagement und Controlling dachte Weiterbildungsstrategien. der Maßnahmen betrieben, kann Allerdings profitieren alle Mitarbeiter jedes Unternehmen erheblich profi- von angemessenen Bildungsange- tieren. Unsere Studien zeigen, dass boten. Dabei gilt es, individuelle und Training und Entwicklungsangebote organisationale Bedingungen für nicht nur einen Produktivitätszu- Lerntransfer zu berücksichtigen. wachs bewirken können. Wenn sie klug eingesetzt und kommuniziert werden, kann damit eine Steigerung der Mitarbeiterbindung und Arbeit- geberattraktiviät bewirkt werden. Wir halten fest: Weiterbildung = ROI3
Schwerpunktthema | 11 Kompetenzzentrum für Leadership und Talentmanagement Kevin Grübner, Dr. Regina-Viola Frey, Christian Mai (v.l.n.r.) Dr. Regina-Viola Frey leitet das Kompetenzzentrum für Grundsätzlich sind Laufzeit und Inhalte der angebotenen Leadership und Talentmanagement an der GGS. Ihr zur Programme variabel und kundenindividuell. Auf Basis Seite stehen Christian Mai als wissenschaftlicher Mitarbei- vorhandener bzw. gemeinsam entwickelter Kompetenz- ter, Denis Winkelbeiner als studentischer Mitarbeiter sowie modelle werden die Programme in enger Abstimmung mit Kevin Grübner, Dualer Student an der DHBW. den Ansprechpartnern kundenindividuell konzipiert. Das Die Forschungsschwerpunkte des Teams liegen in den Kompetenzteam übernimmt die komplette wissenschaft- Bereichen Führung, Personalentwicklung und Interak- liche, pädagogische und organisatorische Koordination der tion. Vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels Programme. in Deutschland gewinnen diese Aspekte zunehmend an Relevanz. Neben den Nachwuchsprogrammen bietet das Kom- petenzzentrum auf Projektbasis Unterstützung bei der Neben der Forschung und deren Publikation in der wissen- Auswahl von Nachwuchsführungskräften sowie bei der schaftlichen Community wird im Kompetenzzentrum sehr Konzeption von Employer Branding und Mitarbeiterbin- viel Wert auf Praxistransfer gelegt. Alle wissenschaftlichen dungsprogrammen an. Erkenntnisse werden in die Sprache der Praxis übersetzt und in den jeweils relevanten Praktiker- und Publikumsme- dien publiziert. Daneben wird aktives Talentmanagement betrieben, indem das Kompetenzzentrum Nachwuchspro- gramme für zwei mittelständische Unternehmen aus der Region leitet. Dies sind derzeit die BERA Corporate Univer- sity sowie das Läpple Nachwuchskräfteprogramm, die nun beide in die zweite Runde starten.
12 | Schwerpunktthema Interview mit Olaf Hedden, Sprecher des Vorstands der Läpple AG „Ausbildung ist für uns ein hohes Gut“ Olaf Hedden ist seit Februar 2010 Sprecher des Vorstands der Läpple AG. Davor war der 49-Jährige acht Jahre als Kaufmännischer Geschäftsführer bei der Pierburg GmbH in Neuss beschäftigt. Der gebürtige Hamburger ist verhei- ratet und hat eine Tochter. In seiner Freizeit spielt Wie lange beträgt die durchschnittliche Verweildauer von er gerne Golf. Mitarbeitern bei der Läpple AG? Von unseren 2000 Mitarbeitern sind über 500 länger als 20 Die Läpple Gruppe ist ein weltweit agierender Jahre bei uns beschäftigt und haben damit viel Erfahrung und Wissen. Als Gegenpol haben wir rund 650 Mitarbeiter, Anbieter von Pressteilen, Rohbaukomponenten, die kürzer als fünf Jahre bei uns arbeiten. Diese Bandbreite Normalien und Rundtischen sowie Automatisati- ist unheimlich wichtig für ein Unternehmen. Neue Impulse auf der einen, umfangreiches Know-how auf der anderen onslösungen. Mit den Geschäftsbereichen Blech- Seite bilden ein solides Fundament in der anspruchsvollen Automobilindustrie. verarbeitung, Fibro Läpple Technologie sowie Fibro erwirtschaftete der Konzern mit Stammsitz Läpple fördert eine gemeinsame Identität der Mitarbeiter. Wie sieht die aus und wie setzen Sie das im Unterneh- in Heilbronn 2011 einen Umsatz von 410 Millionen men um? Nach der Automobilkrise wollten wir vor zwei Jahren ein Euro. neues Leitbild erarbeiten. Uns war es dabei wichtig, die Mitarbeiter einzubinden. Über 200 Mitarbeiter haben sich mit Vorschlägen beteiligt, aus denen die Geschäftsleitung schließlich sieben Visionen und zwölf Kernwerte definiert hat. Das Wertesystem soll dabei helfen, uns weiter zu ver- bessern. Dazu müssen die Werte natürlich gelebt werden. Wenn Mitarbeiter merken, dass sie sich einbringen können und ernst genommen werden, steigert das ihre Motivation wie auch ihre Bindung zum Unternehmen.
Schwerpunktthema | 13 Wie wird Feedback von Mitarbeitern konkret eingeholt? Die Industrie klagt über akuten Fachkräftemangel. Wie Wir haben dafür ein Ampelsystem eingeführt, mit dem wir entwickelt man sich zur Arbeitgebermarke und wird Problemfelder kennzeichnen und bei Rot entsprechende attraktiv für High Professionals? Maßnahmen einleiten können. Das Ampelmodell wird dabei Wir haben tolle Aufgaben zu bieten und eine in beide selbständig in den Abteilungen umgesetzt, ohne Informa- Richtungen offene Informations- und Kommunikations- tion an die Geschäftsleitung. Wir haben außerdem eine kultur. Man geht nicht unter in einer riesigen Organisation, Firma damit beauftragt, die Zufriedenheit der Mitarbeiter sondern ist Teil einer erfolgreichen Einheit. Wir übertragen mit ihrem Unternehmen und der Unternehmenskultur zu unseren Angestellten von Anfang an viel Verantwortung untersuchen. Wir wollen eine neutrale Erhebung haben. und ein breites Aufgabenspektrum. Gerade junge Mitar- Die Messungen werden regelmäßig stattfinden, damit wir beiter bringen wir früh in verantwortungsvolle Positionen, Veränderungen in der Mitarbeiterzufriedenheit erkennen wir haben zum Beispiel Fertigungsleiter, die gerade mal und frühzeitig darauf reagieren können. Die Mitarbeiter Anfang 30 sind. Aber es gehört dann auch dazu, dass wir sollen sehen, dass wir es ernst meinen. ihnen das Rüstzeug für die Herausforderungen des Jobs mitgeben. Die Ausbildungsquote bei der Läpple AG liegt bei rund 10 Prozent. Warum ist Ihnen die Aus- und Weiterbildung Sie bieten talentierten Mitarbeitern ein spezielles Nach- Ihrer Mitarbeiter so wichtig? wuchskräfteprogramm an. Was sind die Beweggründe Ausbildung ist für uns ein hohes Gut. Als Technologieunter- dafür? nehmen arbeiten wir an Produkten, für die extreme Quali- Für das Unternehmen wie für den Mitarbeiter entsteht eine tätsanforderungen gelten, vor allem in der Automobilindu- „win-win-Situation“. Wir brauchen qualifiziertes Personal, strie. Das geht nicht ohne eine gut ausgebildete Truppe. durch das Nachwuchskräfteprogramm entwickeln sich die Wir brauchen Fachleute, die ihr Metier beherrschen, Spaß Mitarbeiter sachlich und persönlich weiter und sie selbst an der Arbeit haben und sich mit dem Unternehmen identi- identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen. So ent- fizieren. Daher legen wir viel Wert darauf, dass sich unsere steht eine perfekte Symbiose. Das Nachwuchskräftepro- Mitarbeiter weiterentwickeln, sachlich und persönlich. gramm bietet noch viel Potenzial für die Zukunft.
14 | Schwerpunktthema Denn künftig wird es noch schwerer, Wie sieht die Zusammenarbeit zwi- Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. schen der Läpple AG und der GGS konkret aus? Wie ist das Programm intern veran- Mit der GGS führen wir unser Aus- kert, in welcher Form ist das Top- und Weiterbildungsprogramm für Management integriert? unsere Potenzialträger durch, das Wir geben den qualifizierten Mitarbei- über 24 Monate läuft. Die GGS stimmt tern schwierige Projekte, über deren mit uns die Weiterbildungsbausteine Status sie das Management immer ab, definiert die Themen, die zu uns wieder informieren müssen. Diese fer- passen, und besetzt sie mit kompe- tigungsrelevanten Aufgaben stammen tenten Dozenten. Die GGS übernimmt aus dem Arbeitsalltag und müssen die komplette Organisation und stellt real umgesetzt werden. Die Mitarbei- die Räumlichkeiten zur Verfügung. ter haben ein halbes Jahr Zeit, daran zu arbeiten und müssen dann präsen- Welche Kenntnisse bekommen Ihre tieren. Sehr wichtig ist uns dabei zu Mitarbeiter an der GGS vermittelt? sehen, über was für Organisationsfä- Wir möchten mit dem Programm der higkeiten unsere Mitarbeiter verfügen. GGS neue Ideen in das Unterneh- Es findet ein Reviewprozess statt, der men tragen und Führungskompetenz hinterfragt, hat das Programm etwas stärken. Dazu gehören natürlich gebracht, wo gibt es Punkte, bei de- Schulungsinhalte wie zum Beispiel nen wir nachschärfen müssen? spezielle BWL-Kenntnisse, strate-
Schwerpunktthema | 15 gisches Management aber auch Unternehmensplanspiele. In Bezug auf die persönliche Weiterentwicklung ist das Thema Führung ganz zentral: Führung mittels Organisation, Führung mittels Kommunikation und Authen- tizität. Das heben unsere Schulungs- teilnehmer auch immer wieder hervor. Mitarbeiter haben häufig Angst vor Veränderungen. Wir müssen uns aber ständig verändern, denn wir müssen im Wettbewerb bestehen. Deshalb ist Kommunikation so wahnsinnig wichtig. Unsere Nachwuchskräfte er- kennen dies an der GGS und können ihren Mitarbeitern mittels Kommunika- tion Ängste nehmen und sie für span- nende Herausforderungen motivieren. Was sind für Sie persönlich die Höhepunkte des Programms? Ohne Authentizität ist Erfolg nicht möglich. Deshalb ist für uns die Führung mittels Kommunikation der wichtigste Punkt im Nachwuchskräfte- programm. Aber auch Themenpunkte die Interaktion mit den Trainern an der Ohne Leute, die motiviert sind und wie „Erfolg ist Einstellungssache“ GGS. Es wird individuell auf Fragen über ihre Grenzen gehen, ist Erfolg oder „Verhandlungstechniken“ sind eingegangen und konkrete Wege zur nicht möglich. Was wir investieren, Höhepunkte, denn das lernt man nicht Problemlösung aufgezeigt. Das kann wird uns schließlich in Motivation und in der Schule. Wichtig ist auch die kein Lehrbuch bieten. Leistung zurückgezahlt. Möglichkeit zur Selbstreflexion. Im Be- rufsalltag bekommt man in der Regel Inwiefern lohnt sich die Investition in ja nicht von seinen Mitarbeitern den Ihre Mitarbeiter? Spiegel vorgehalten und Kritik wird nur Wir befinden uns in einem wettbe- sehr vereinzelt offen verkündet. Ein werbsintensiven Umfeld, dessen weiterer Punkt, der bei unseren Nach- Herausforderungen man nur mit sehr wuchskräften sehr gut ankommt, ist guten Mitarbeitern meistern kann.
16 | Schwerpunktthema Absolventenprofil: Andreas Persigehl „Der Master ist ein Werkzeugkasten“ Mit 33 Jahren an der Spitze eines ganzen Als Logistiker würde sich Persigehl trotzdem nicht bezeichnen. „Ich habe Logistikunternehmens. Nach dem Studium vor allem ein persönliches Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhän- an der German Graduate School koordinierte gen.“ Zuerst studierte Persigehl an der Andreas Persigehl die Lieferungen an DHBW Mosbach. Mit Kommilitonen entschied er, noch ein postgraduiertes mehrere Hundert Supermärkte, kümmerte Studium anzuschließen. Und das Pro- gramm der German Graduate School, sich um die Logistik und das Supply Chain die damals noch heilbronn business Management eines ganzen Handelsunter- school hieß, überzeugte. „Es war einmalig, dass man in Deutschland nehmens. Inzwischen ist er bei der Firma LS studieren konnte und in Kooperation mit der University of Glamorgan einen travel Retail Deutschland als Chief Operating internationalen Abschluss bekam.“ Officer (COO) tätig, wo er für sämtliche Die heutige GGS steckte damals noch Einkaufs- und Vertriebsabteilungen zuständig in den Kinderschuhen. In den ersten Jahren fanden die Veranstaltungen in ist. Der gebürtige Dortmunder gehört zum Bad Mergentheim statt. Erst in Per- sigehls letztem Studienjahr folgte der ersten Jahrgang der Business School. Er ist Umzug in die Räume im Heilbronner sicher: „Das Masterstudium war eine wichtige Neckarturm. „Damals hat man schon die Aufbruchstimmung gespürt. Aber Grundlage für meinen Berufsweg.“ es war trotzdem nichts chaotisch, alles toll organisiert.“ Neben der Theorie war es für Persi- gehl vor allem die Methodik, die ihn vorangebracht hat. „Ich habe gelernt, wie man die Dinge angeht und welche Wege es gibt, Problemstellungen zu lösen.“ Auch von dem Netzwerk,
Schwerpunktthema | 17 welches er sich während des Studi- Gesamtlogistikleiter und für 450 Mitar- Die eine oder andere Verzierung will er ums aufgebaut hat, profitiert er bis beiter zuständig. aber noch hinzufügen. „Ich bin noch heute. „Da entwickelt sich schon mal nicht ganz dort, wo ich hin will. Auf die eine oder andere Geschäftsbezie- Eine Garantie für den Aufstieg sei jeden Fall will ich noch verschiedene hung.“ Noch heute steht er über den das Studium zwar nicht, aber eine Bereiche kennenlernen.“ Das Werk- Alumni-Verein in Kontakt mit einstigen gute Chance. „Der Master ist ein zeug dafür hat er schon. Kommilitonen. Werkzeugkasten. Und an der GGS bekommt man einen sehr wertvollen Persigehl ist „glücklich“, dass er sich Werkzeugkasten“, erklärt Persi- nach dem Studium zum Diplom- gehl. „Wie schön am Ende aber das Betriebswirt noch für den MSc Möbelstück wird, das ich mit dem entschieden hat. „Danach hatte ich Werkzeugkasten baue, liegt an einem die Grundlagen, um im Unternehmen selbst.“ Ideen vorzubringen und so aufzustei- gen“, erklärt er. Schon kurz nach dem Bei Andreas Persigehl sitzen die Abschluss war er stellvertretender Schrauben fest, das Möbelstück steht.
Moral und Vernunft – ein Widerspruch? „Moral und Verantwortung“ – Was ist eigentlich Moral – und wie durch unsere gesamte Menschheits- wirkt sie sich auf unsere Gesellschaft geschichte“, so Precht weiter. Aber wie über dieses Thema referierte am aus? Mit dieser grundsätzlichen Frage steht es nun heute mit der so vielbe- begann Richard David Precht seinen schworenen Moral? Precht antwor- 16. Oktober 2013 Richard David rund 90-minütigen Vortrag und nahm tete, dass die Welt in Ordnung wäre, Precht im Rahmen der Heilbron- die rund 180 Zuhörer mit auf eine mo- wenn die Menschen endlich vernünftig ralphilosophische Zeitreise durch die werden würden. Er formulierte diesen ner Management Dialoge an der Geschichte der Menschheit. Satz aber mit einem Fragezeichen und negierte diesen sogleich wieder, indem GGS. Alt wie die Menschheit: Moral er die Antwort gleich mitlieferte: „Mit „Wir wissen sehr wenig von dem Ter- Nichten ist die Welt in Ordnung, wenn minus Moral, ja eigentlich gar nichts“, wir alle vernünftig wären.“ Warum? begann der Philosoph seine Ausfüh- Weil die Moral als Antipode zur Ver- rungen. Dabei setzte er den Begriff der nunft stehe. Es gebe eine große Kluft Moral gleich mit dem Guten allgemein zwischen dem, was die Menschen und unterstrich seine Aussage des wollen und dem, was sie sollen. In Moralbegriffes mit der uns Menschen diesem Zusammenhang verwies der schon seit Urzeiten innewohnenden Referent auf den großen Philosophen Eigenschaft des Moralisierens. „Das Immanuel Kant und seiner Kritik der Moralisieren ist uralt, es zieht sich praktischen Vernunft: Handle nur nach
GGS Intern | 19 wir uns Gedanken machen, sondern Tugenden rechtzeitig erlernt hat. das, was wir tun.“ Dabei erwähnte der Philosoph auch die ausufernden Managergehälter, die Kühle Überlegungen ? in keinem Verhältnis mehr zur Realität Immer wieder unterstrich er dabei sei- stehen würden. Dies sei im höchsten ne philosophischen Ausflüge mit prak- Maße unmoralisch. „Früher war bei tischen Beispielen: So auch bei der 1 Mio. DM Schluss, heute sind oft die Zuschauer einbindenden Frage mit mehr als 12 Mio. Euro nichts Unge- dem Eisenbahn-Wagon, der führerlos wöhnliches“, gab Precht zu bedenken. auf fünf Gleisarbeiter zurollt. Immerhin Hier würden Moral und Verantwortung 75% der Befragten würden den retten- mit Füßen getreten. Trotz aller mora- den Weichenhebel betätigen, um den lischen Verfehlungen in unserer Welt Wagon auf ein Abstellgleis, auf dem ein sollten wir Deutsche stolz darauf sein, Gleisarbeiter arbeitet, zu lenken und in einem Land zu leben, in dem mora- damit den Tod des einen Menschen in lische Grundsätze einen hohen Stellen- Kauf nehmen. Ganz anders sehe es wert einnehmen. Dies sei auch bedingt derjenigen Maxime, durch die du zu- aber aus, wenn die Frage aufkäme, durch den deutschen Mittelstand, der gleich wollen kannst, dass sie ein allge- ob die Probanden auch einen dicken vielfach diese moralischen Grundsätze meines Gesetz werde. Precht spannte Mann, der auf einer Brücke steht, hütet. Damit stehe Deutschland welt- den Bogen hin zu Kants Widersacher, unter der der führerlose Wagon hin- weit immerhin auf Platz 20 im weltwei- dem schottischen Philosophen David durch fährt, von dieser Brücke stoßen ten „Moral-Ranking“. Hume, der die Fähigkeit, Kausalrelati- würden, um damit den Wagon zum onen von Moral und Verantwortung zu Stoppen zu bringen, weil der Mann Steuer als Spende erkennen, bezweifelte. Dennoch unter- diesen ja blockieren würde. Auch hier In der anschließenden Podiumsdis- strich er, dass wir Menschen durchaus wären fünf Gleisarbeiter gerettet, aber kussion sprach GGS-Präsident Dirk zur Vernunft in der Lage wären, aber nur wenige Personen würden sich Zupancic das Bildungssystem an. Was stellte damit zugleich auch die Fra- diese ebenfalls „lebensrettende Tat“ müsse die Schule für eine funktio- ge: „Wie viel Vernunft betreiben wir zutrauen. Das Fazit hierbei bestünde nierende, moralische Gesellschaft eigentlich täglich?“ Dabei formulierte darin, dass Moral eine Frage von küh- leisten?, fragte er. „Unsere Schulen der Referent den provokanten Satz len Überlegungen sei, so Precht. Man werden sich in einem unvorstellbaren ganz im Sinne Humes, dass zwar allen spreche in diesem Zusammenhang Ausmaß ändern“, prophezeite Precht. Menschen das Denken erlaubt wäre, auch vom sogenannten „sinnlichen, Der Grund: die digitale Revolution. aber vielen es erspart bleiben würde. affektiven Tötungsverhalten“. Wissen erhalte man heutzutage im Internet, daher werde die Schule vor Während seiner Spurensuche nach Zum Schluss seines Referates ging allem zur Persönlichkeitsentwicklung der menschlichen Moral verknüpfte Precht auf das Thema Fairness und beitragen. der Bestsellerautor auf unterhaltsame Moral ein. Dabei gab er zu bedenken, Weise philosophische Denkansätze mit dass der Mensch keinen angeborenen Auf die Reichensteuer angesprochen, neusten wissenschaftlichen Erkennt- Sinn für Fairness besitzen würde aber machte Precht den Vorschlag, diese nissen aus Biologie, Psychologie und sehr wohl einen solchen für Unfairness. zweckgebunden zu verwenden. Der Hirnforschung. Mit witzigen, präzisen Dies hätten Versuche mit Kapuzi- Steuerzahler solle selbst entscheiden, und manchmal auch provozierenden neräffchen eindrucksvoll bewiesen. wofür das Geld eingesetzt wird. Ob für Äußerungen wie „die Menschen sind Gespannt verfolgten die Zuhörer die Bildung oder das Verkehrssystem. So lieber die Bösen als die Dummen“ zog Aussage des Philosophen, dass Moral würde er sich weniger als Steuerzahler er dabei die geladenen Gäste in seinen zwar erlernbar sei, aber nur in einem fühlen, „sondern als Spender“. Dann Bann und forderte sie aktiv zum Mit- Alter zwischen vier und acht Jahren, falle einem das Abgeben viel leichter. denken auf. Denn Zurücklehnen und der sog. Phase der Adoleszenz. (kb) Nichtstun seien für ihn keine Option. Dabei forderte Precht auch mehr Ei- Moral und Verantwortung, Mitgefühl genverantwortung von seinen Zuhö- und Fairness sind also durchaus dem rern: „Moralisch ist nicht das, worüber Menschen eigen, wenn er diese
20 | Forschung Familienfreundlichkeit und regionale Wettbewerbsfähigkeit In der modernen globalisierten Welt mit ihren offenen Grenzen, der Freizügigkeit des Human- und Finanzkapitals, neuen Möglichkeiten in der Kommunikation und des Informationserwerbs ist der demografische Wandel unaufhaltbar. Eine Region kann nur dann wettbewerbsfähig sein, wenn Vor diesem Hintergrund ist das Thema der Politik und Wirtschaft sowie private Akteure im Einklang miteinander agieren. Die positive wirtschaftliche Ent- regionalen Wettbewerbsfähigkeit sehr aktuell. wicklung und der damit verbundene Fachkräftemangel verstärken den Wettbewerb zwischen den deutschen Regionen weiter. Engagierte, gut ausgebildete Menschen und wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen lassen sich bevorzugt in solchen Regionen nieder, in denen sie ideale Arbeits-, Forschungs-, Lebens-, und Freizeitbedingungen vorfinden. Bei der Entscheidungsfindung spielen meistens sogenannte „weiche Faktoren“ (z.B. interkulturelle Öffnung) eine wichtige Rolle. Bei der Standort- oder Wohnsitzwahl gehört vor allem die Familienfreundlichkeit zu einem der relevantesten Faktoren. Vielen Regionen in Deutschland ist dies bewusst, deswegen werden auf regionaler Ebene immer wieder Projekte initiiert, die durch eine Verbesserung der Familienfreundlichkeit die Region wohn- und arbeits- attraktiv machen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation hat die IHK Heilbronn-Franken die Initiative „Pakt Zukunft“ gestartet. „Pakt Zukunft“ ist ein Netzwerk der Region Heilbronn- Franken, in dem sich mehr als 130 Partner aus Kommunen, Unternehmen und Institutionen zusammengeschlossen haben, um die Zukunft der Region zu gestalten. Im Laufe der Zeit hat sich „Pakt Zukunft“ zu einer regionalen Platt- form für Aktionen, Projekte und Wissenstransfer entwickelt, deren Ziel die Förderung des Gesamtwohls der Region Heilbronn-Franken insbesondere in den Bereichen Bildung und Erziehung, Jugend- und Altenhilfe sowie Wissenschaft und Forschung ist. Im Rahmen von „Pakt Zukunft“ hat Prof. Dr. Christopher Stehr von der GGS das Forschungsprojekt „Familien- freundlichkeit: Best Practice“ initiiert, welches ich als Projektleiterin betreue und auch zum Gegenstand meines
Forschung | 21 Promotionsvorhabens zum Thema „Regionale Wettbe- (Soziologie, Politikwissenschaft, Wirtschaft usw.). Sie ist werbsfähigkeit und Familienfreundlichkeit“ mache. Das der erste Schritt für die Erstellung einer neuen regionalspe- Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, die Wichtigkeit einer zifischen Definition des Begriffes „Familienfreundlichkeit“. familienfreundlichen Politik für die Entwicklung der Region Darauf baut der zweite Teil meines Forschungsprojektes Heilbronn-Franken darzulegen. Dazu werden europaweit auf, welcher Interviews mit Verantwortungsträgern aus Indikatoren für Familienfreundlichkeit ermittelt, bewertet der Region vorsieht. Sie setzen sich mittels der Methode und auf die Region Heilbronn-Franken übertragen. „World Café“ mit dem Begriff „Familienfreundlichkeit“ aus- einander, lokalisieren Schwächen und Stärken der Region Anzunehmen ist, dass ein „weicher Faktor“ wie Familien- und definieren letztendlich den Begriff selbst. freundlichkeit die regionale Wettbewerbsfähigkeit beein- flussen kann. Da es noch keine einheitliche Definition des Des Weiteren sieht die Studie die Befragung von Bürger- Begriffes Familienfreundlichkeit gibt, werde ich zunächst innen und Bürgern vor, die sich aus mehreren Bevölke- den Begriff definieren. Daraus werde ich die Indikatoren rungsschichten zusammensetzen: darunter Familien mit ableiten, die für die Erfassung der Familienfreundlichkeit unterschiedlich vielen Kindern in unterschiedlichen Alters- eine wichtige Rolle spielen. Mit Hilfe dieser Indikatoren wird gruppen, Alleinstehende, Alleinerziehende, ausländische dann die Familienfreundlichkeit in der Region Heilbronn- Familien sowie Rentner. Diese Vielfalt soll ein realistisches Franken gemessen und bewertet. Bild der Familienfreundlichkeit in der Region aus der Bürgerperspektive liefern. Auf der Basis der ausgefüllten Zusammengefasst sollen im Laufe meiner Forschungsarbeit Fragebögen wird somit eine zweite Definition des Begriffes die Antworten auf folgende Fragen gegeben werden: „Familienfreundlichkeit“ erstellt. • Wie ist der Begriff „Familienfreundlichkeit“ definiert? Schlussendlich werden drei Definitionen zusammenge- • Wie kann „Familienfreundlichkeit“ in der Region bewertet bracht, verglichen und analysiert. Als Ergebnis entsteht eine werden? Welche Indikatoren spielen dabei eine wichtige finale Definition des Begriffes „Familienfreundlichkeit“ mit Rolle? einer regionalspezifischen Schattierung. Die während des • Wie familienfreundlich ist die Region Heilbronn-Franken? Projektes aufgezeigten Schwierigkeiten und Probleme bei • Wie kann die Familienfreundlichkeit der Region Heilbronn- der Familienfreundlichkeit in der Region Heilbronn-Franken Franken verbessert werden? werden analysiert und als Grundlage für die Verbesse- rungsvorschläge genutzt, die mit Entscheidungsträgern Die Promotion gliedert sich in folgende Schritte: diskutiert werden. Am Anfang steht die gründliche Recherche der Litera- turquellen aus interdisziplinären Wissenschaftsbereichen Sviatlana Prakapiuk kommt aus Brest in Weißrussland. Sie ist Doktorandin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Andrássy Universität in Budapest. Sie schreibt derzeit ihre Doktorarbeit zum Thema „Regionale Wettbewerbsfähig- keit und Familienfreundlichkeit“. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Familienfreundlichkeit: Best Practice“ von Prof. Dr. Christopher Stehr ist sie Projektleiterin. Sie wird für 3 Jahre an der GGS bleiben. Sviatlana Prakapiuk Projektassistentin Tel.: +49 7131 645636-49 sviatlana.prakapiuk@ggs.de
22 | Forschung Prof. Dr. Heinz-Theo Wagner, Dr. Regina-Viola Frey, Prof. Dr. Tomás Bayón (v.l.n.r.) Neue Top-Publikationen der GGS Fakultät Mit neuen Veröffentlichungen in international renommierten • Heinz-Theo Wagner, Bernhard Moos, Daniel Beimborn Fachzeitschriften beweist die GGS Fakultät erneut ihre inten- und Tim Weitzel. „The Role of Knowledge Management sive Forschungstätigkeit: Systems for Innovation: An Absorptive Capacity Perspec- tive“. International Journal of Innovation Management • Heinz-Theo Wagner, Daniel Beimborn und Tim Weitzel. (Ranking B), Oktober 2013 (17): 1-13 „Social Capital between Business and IT: Revisiting Align- ment and the Business Effect of IT at the Operational • Regina-Viola Frey, Tomás Bayón und Dirk Totzek. „How Level“. Journal of Management Information Systems Customer Satisfaction Affects Employee Satisfaction and (Ranking A). Zur Veröffentlichung angenommen. Retention in a Professional Service Context“. Journal of Service Research (Ranking A), November 2013 (16): 503-517 GGS-Präsident Dirk Zupancic unter Top 100 Rednern von Speakers Excellence Damit befindet sich der 44-Jährige ten Jahren vor allem auf die Region in prominenter Gesellschaft. Neben Heilbronn-Franken konzentriert haben, bekannten Persönlichkeitstrainern wie werden wir unsere Aktivitäten nun Jörg Löhr oder Dr. Stefan Frädrich fin- systematisch in Deutschland ausbau- den sich auch Prominente wie Reiner en. Dabei hilft uns die Präsenz bei Calmund, Joey Kelly oder TV-Mode- Speakers Excellence.“ ratorin Nina Ruge unter den Top 100. Der Katalog wird an Wirtschaftsent- Dirk Zupancic wird in der Kategorie scheider im gesamten Bundesgebiet „Marketing und Verkauf“ als „interna- verteilt und erscheint jährlich im Sep- tional führender Experte im Vertrieb tember mit einer Auflage von 50.000 sowie leidenschaftlicher Verfechter Stück. von Leistung, Professionalität und Verantwortung“ vorgestellt. Mehr unter: www.speakers-excellence.de Im Katalog der Redneragentur Dirk Zupancic dazu: „Viele von den Speakers Excellence werden in Kolleginnen und Kollegen im Katalog jedem Jahr die Top 100 Speaker kenne und schätze ich schon seit im deutschsprachigen Raum Langem. Daher freue ich mich, jetzt ebenfalls dabei zu sein. Für uns als gelistet. Darunter 2013: GGS- GGS kommt dieser Schritt zur rechten Präsident Prof. Dr. Dirk Zupancic. Zeit. Nachdem wir uns in den letz-
Forschung | 23 Studieren Sie an der German Graduate School of Management and Law, Ihrer innovativen Business School Berufsbegleitendes Wochenendformat Internationale Top-Fakultät Praxisnah Attraktive Stipendien Infoveranstaltungen Do., 03.07.2014, 18-20 Uhr Uhr Uhr Sa., 13.09.2014, 11-13 Do., 16.01.2014, 18-20 Do., 06.11.2014, 18-20 Uhr Uhr Sa., 05.04.2014, 11-13 Studiengänge Management MBA The Leeds MSc in Business Management MSc in Management (Dienstleistungsmanagement oder Handelslogistik) M.A. in Business Management – Marketing Studiengänge Recht LL.M. in Legal Management LL.M. in Business Law Studienberatung Nadine Dinkel Phone +49 7131 645636-17 nadine.dinkel@ggs.de German Graduate School of Management and Law gGmbH Bildungscampus 2 · 74076 Heilbronn
24 | Studium Gesichter der GGS: Jan Brunner Und warum ein MBA Studium? Nach dem Abitur studierte Jan Worum ging es in Ihrer Master Das heißt, Sie und ihr Unternehmen Thesis genau? haben ganz praktisch von der Master Brunner Wirtschaftsingenieur- Ich habe mich mit dem Thema Thesis profitiert? weltweite Expansion in Form von Man könnte sagen, meine Thesis liefert wesen an der Berufsakademie ausländischen Produktionsstandorten die Theorie hinterher zu einer Entschei- Stuttgart. Zeitgleich begann beschäftigt. Wir sind ja immer sehr dung, die wir 2011 getroffen haben, stolz auf unseren Titel Exportwelt- nämlich den Aufbau der Niederlas- er bei Marbach, einem bedeu- meister. Gerade im Heilbronner Raum sung in den USA. Wir haben zuvor gibt es viele mittelständische Unter- natürlich auch unsere Hausaufgaben tenden Hersteller von Werk- nehmen, die ihre Produkte weltweit gemacht, in Form von Marktanalysen exportieren. In meiner Arbeit zeige und so weiter. Wenn man dann aber zeugmaschinen, zu arbeiten. ich eine Alternative auf: internationa- die Zusammenhänge zwischen lokaler Von der Lehrwerkstatt arbei- le Produktionsstandorte, die für den Produktion und Umsatzwachstum lokalen Markt produzieren. Durch die genauer untersucht, bekommt man tete er sich über verschiedene lokale Produktion im Zielland kann das schon ein differenzierteres Bild. Der Unternehmen einige Vorteile realisieren wichtigste Nutzen dieser wissenschaft- Abteilungen in den internationa- und wird dadurch wettbewerbsfähiger lichen Aufbereitung für das Unterneh- len Vertrieb hoch – parallel zum im Vergleich zur lokalen Konkurrenz. men liegt daran, dass wir die Erkennt- nisse für zukünftige Expansionen Studium an der GGS. Mit 28 Und wie sind Sie vorgegangen? nutzen und somit hoffentlich noch Ich wende die dahinter stehenden The- weitere Märkte erschließen können. ist der gebürtige Möckmühler orien auf einen Case an, bei dem ich selbst mitten drin war und noch bin: Warum haben Sie sich für ein Studi- nun mitverantwortlich für den die Gründung von Marbach America um an der GGS entschieden? Aufbau eines Werks in Charlotte Inc. und der damit verbundene Eintritt Ich komme ja aus der Heilbronner der Marbach Gruppe in den US-ame- Gegend, also war mir die GGS bezie- (North Carolina, USA). Fragen rikanischen Markt. Das ist wohl auch hungweise zuvor die heilbronn busi- die Besonderheit an meiner Arbeit. ness school schon immer ein Begriff. über ein Studium zwischen den Man hat ja nicht oft die Gelegenheit bei Als ich dann 2010 nach Heilbronn in USA und Heilbronn, Freizeit und solch einem Markteintritt in verantwort- die City umgezogen bin, waren es für licher Position mitzuarbeiten. Ich hatte mich keine fünf Minuten zu Fuß vom Karriere. eine gute Datenbasis aus dem eigenen Neckarturm. Zum gleichen Zeitpunkt Unternehmen und Marktinformationen hatte ich die geforderten drei Jahre aus erster Hand, zum Beispiel durch Berufserfahrung und war auch von Interviews mit amerikanischen Kunden. meinem Job her bereit, mich weiter Somit konnte ich sowohl qualitativ als zu entwickeln. auch quantitativ argumentieren.
Studium | 25 USA hineingewachsen. Dadurch hatte ich mit Themen zu tun, in die ich vor- her nicht viel Einblick hatte. Das breit gefächerte Studium und vor allem auch die Leadership Themen haben mir sehr geholfen. Die meisten Inhalte des Studiums hatte ich kurz vor oder nach den jeweiligen Modulen im Beruf erlebt. Besser hätte man die Verzah- nung von Theorie und Praxis gar nicht planen können. Und warum ist es der MBA Donnerstagabends in Charlotte in den Setzen Sie Ihr Managementwissen geworden? Flieger, am nächsten Morgen in Frank- auch heute noch in der täglichen Seit Abschluss des ersten Studiums furt angekommen. Dann schnell nach Arbeit ein? hatte ich viel mit amerikanischen Kun- Heilbronn fahren zum Vorlesungsbe- Leider habe ich nur selten die Zeit, den und Geschäftspartnern zu tun. ginn um 15:30 Uhr. Das Wochenende wirklich bewusst einige Methoden an- Viele davon, gerade im Senior Ma- über studieren, dann noch kurz in zuwenden oder bestimmte Situationen nagement, haben eben MBA Ab- der Firmenzentrale vorbei schauen, anhand eines Modells zu durchdenken. schlüsse. Das hat mein Interesse und wieder zurück. Alle zwei bis drei Ich glaube aber, dass im unbewussten geweckt. Die breite Ausrichtung des Wochen. Damals als Projektleiter und Handeln viel vom MBA einfließt. Ich MBAs gefällt mir sehr gut. nun als Führungskraft vor Ort – das ist hatte ja vorher kaum Erfahrung im schon ein ordentlicher Aufstieg. Auch Management. Wie ist Ihnen während der Studienzeit vom Arbeitspensum her. Ohne Rück- der Spagat zwischen berufsbegleiten- halt im Berufs- und Privatleben geht Wie geht es für Sie jetzt weiter? dem Studium und Beruf gelungen? das Ganze nicht. Der Aufbau des Betriebs in Charlotte Während der Woche bleibt natürlich wird noch eine Weile dauern. Mein wenig Zeit, um was fürs Studium Aber Sie sagen heute trotzdem, dass Zeithorizont für die Rückkehr nach zu machen. Also gehen die vorle- es sich gelohnt hat? Deutschland ist momentan Ende 2015. sungsfreien Wochenenden drauf für Aus persönlicher Sicht ist es doch Was danach passiert, darüber denke Assignments, Reading und so weiter. immer wieder erstaunlich, was man ich aus heutiger Sicht noch nicht nach. Freizeit bleibt da nicht mehr viel. Das so alles leisten kann. Gleichzeitig zeigt Bis dahin gibt es noch sehr viel zu tun. ist eigentlich kein schönes Leben, aber einem das Studium auch, wo die eige- Wenn es weiterhin so gut läuft, wird für eine überschaubare Zeit machbar nen Grenzen sind. Beruflich hat es mir man für mich in Deutschland bestimmt und auch lohnenswert. Für das letzte sehr viel gebracht. Ich bin parallel zum eine Aufgabe finden. Drittel des Studiums bin ich für die Studium in die Aufgabe des Projekt- Vorlesungen aus den USA eingeflogen. leiters für die Firmengründung in den
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