Power-to-X: Perspektiven in der Schweiz - Ein Weissbuch - Juli 2019 - Paul Scherrer ...
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HSR HOCHSCHULE FÜR TECHNIK RAPPERSWIL Unterstützt von: Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Bundesamt für Energie BFE
Power-to-X: Perspektiven in der Schweiz Ein Weissbuch Juli 2019 T. Kober1, C. Bauer1 (eds.), C. Bach2, M. Beuse3, 1 Paul Scherrer Institut (PSI) G. Georges4, M. Held4, S. Heselhaus8, P. Korba5, 2 Eidgenössische Materialprüfungs- L. Küng4, A. Malhotra3, S. Moebus6, D. Parra7, und Forschungsanstalt (Empa) J. Roth1, M. Rüdisüli2, T. Schildhauer1, 3 Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) T. J. Schmidt1, T. S. Schmidt3, M. Schreiber8, Zürich, Departement Geistes-, Sozial- und F. R. Segundo Sevilla5, B. Steffen3, S. L. Teske2 Staatswissenschaften, Gruppe für Energiepolitik 4 Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, Departement Maschinenbau und Verfah- renstechnik, Institut für Energietechnik, Labor für Aerothermochemie und Verbrennungssysteme 5 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen- schaften (ZHAW), School of Engineering 6 Hochschule für Technik Rapperswil (HSR), Institut für Energietechnik 7 Universität Genf, Institut für Umweltwissenschaften 8 Universität Luzern, Rechtswissenschaftliche Fakultät
SCCER Joint Activity 5 Inhaltsverzeichnis Synthese6 8 Power-to-X und der Schweizer Gasmarkt 25 8.1 Synthetisches Methan 25 1 Vorwort und Einleitung 8 8.2 Wasserstoff 25 2 Was ist Power-to-X? 9 9 Power-to-X und der Verkehrssektor 27 2.1 Grundprinzip 9 9.1 Flugverkehr 27 2.2 Elektrolyse 9 9.2 Strassenverkehr 27 2.3 Synthese von Methan, anderen Kohlenwasserstoffen oder Ammoniak 10 10 Power-to-X in der Industrie 30 2.4 Entwicklungsstand 11 10.1 Die Rolle von Wasserstoff 30 2.5 Infrastruktur 11 10.2 Die Schweizer Industrie 30 3 Warum Power-to-X in der Schweiz? 12 11 Integration von Power-to-X 3.1 Treibhausgasemissionen und Klimawandel 12 in verschiedene Märkte 31 3.2 Mehr und mehr erneuerbare Stromproduktion 12 3.3 Flexibilität ist gefragt 13 12 Power-to-X und Innovationspolitik 32 12.1 Anschub für den einheimischen 4 Flexibilität als wichtiger Beitrag Schweizer Markt 32 zum Klimaschutz 14 12.2 Wechselwirkung zwischen 4.1 Was bringt P2X? 14 Produzenten und Konsumenten 32 4.2 P2X als wichtiges Element zukünftiger Energieszenarien 15 13 Gesetzliche Aspekte im Zusammenhang mit Power-to-X 33 5 Kosten von Power-to-X 16 13.1 Allgemeine Regelungen 33 5.1 Heutige Kosten verschiedener P2X Produkte 16 13.2 Der Status von P2X als Endverbraucher 5.2 Power-to-Hydrogen: Wasserstoffproduktion 17 und Stromerzeuger 33 5.3 Power-to-Methane: Erzeugung 13.3 P2X als Investition ins Stromnetz 33 von synthetischem Erdgas 18 13.4 Regelung zur Strommarktentflechtung 33 5.4 Power-to-X-to-Power: Rückverstromung 13.5 Der Gasmarkt 33 von P2X-Produkten 19 13.6 Der Verkehrssektor 33 5.5 Power-to-Liquids: Herstellung 13.7 Der Wärmemarkt 34 von flüssigen Kohlenwasserstoffen 19 13.8 Regulatorischer Einfluss auf Geschäftsmodelle 34 6 Nutzen für den Klimaschutz 20 6.1 Die Ökobilanzperspektive 20 14 Verdankung 35 6.2 CO2-Quellen 20 15 Abkürzungen 35 7 Power-to-X und der Schweizer Strommarkt 22 7.1 P2X als Dienstleister im Elektrizitätssystem 22 16 Terminologie 36 7.2 P2X als Stromspeicher 22 7.3 P2X zur Stabilisierung des Stromnetzes 23 17 Quellenverzeichnis 38
6 SCCER Joint Activity Synthese Das Schweizer Energiesystem steht vor CO2-Ausstoss reduzieren. Allerdings muss fossile Energieträger ersetzen, beziehen. Al- einem tiefgreifenden Wandel und damit man die gesamte P2X-Umwandlungskette lerdings ist jeder der Umwandlungsschritte verbundenen Herausforderungen: Wäh- berücksichtigen, um zu beurteilen, wie viel der P2X-Technologie mit Energieverlusten rend die Kernkraftwerke schrittweise vom CO2 effektiv reduziert wird. Das Ausmass behaftet. Netz genommen werden, soll die Strom- der erreichbaren CO2-Emissionsminderung Da Energieverluste mit Kosten verbunden erzeugung aus Sonnen- und Windenergie hängt hauptsächlich von den CO2-Emis- sind und da sich einige der an P2X beteilig- die entstehende Lücke (teilweise) schlies- sionen ab, die mit dem für die Elektrolyse ten Prozesse noch in der Entwicklungsphase sen. Gleichzeitig wird erwartet, dass das verwendeten Strom verbunden sind. Viel- befinden, sind die Kosten für P2X-Produkte Energiesystem seine Kohlendioxid-(CO2-) versprechende P2X-Optionen im Schweizer derzeit hoch. Ein Schlüsselfaktor für die Emissionen reduziert, um die Klimaziele Kontext sind der Einsatz von Wasserstoff in Wettbewerbsfähigkeit von P2X ist die Be- im Einklang mit dem Pariser Abkommen zu Brennstoffzellenfahrzeugen und die Erzeu- reitstellung von Strom zu möglichst gerin- erreichen, also den globalen Temperaturan- gung von synthetischem Methan als Ersatz gen Kosten. Als eine Technologie, die die stieg auf deutlich unter 2°C gegenüber dem für Erdgas als Brenn- und Treibstoff. Im Verbindung verschiedener Energiebereit vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Für Mobilitätssektor können synthetische Kraft- stellungs- und -verbrauchssektoren ermög- die Schweiz bedeutet dies konkret den Er- stoffe insbesondere für den Fernverkehr und licht (Sektorkopplungstechnologie) ist es satz fossiler Brennstoffe im Verkehrssektor den Schwerlastverkehr von Bedeutung sein, für eine erfolgreiche Marktintegration der sowie für die Wärmebereitstellung. bei denen die direkte Elektrifizierung mit P2X-Technologie wichtig, Umsätze auf ver- Ein Stromsystem, das weitgehend auf Batterietechnologien stark eingeschränkt schiedenen Märkten generieren zu können. intermittierenden erneuerbaren Energien ist. Sowohl Wasserstoff als auch SNG können Unter geeigneten Randbedingungen könnte basiert, benötigt zeitliche Flexibilitätsop- ebenfalls wieder in Strom umgewandelt die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit tionen, die Erzeugung und Nachfrage aus- werden. in Zukunft erreicht werden. Eine solche gleichen. Eine dieser Flexibilitätsoptionen Wasserstoff, Methan und flüssige Kohlen- positive Entwicklung hängt von einigen ist «Power-to-X» (P2X): Dieser Begriff be- wasserstoffe können – im Gegensatz zu Schlüsselfaktoren ab: schreibt die elektrochemische Umwandlung Strom – leicht über lange Zeiträume gespei- • Das Erreichen der Ziele der Technologieent- von Strom in gasförmige oder flüssige Ener- chert werden und ergänzen andere kurz- wicklung und Senkung der Anlagenkosten, gieträger oder industrielle Ausgangsstoffe. fristige Energiespeicheroptionen für die • Eine breite Einführung von Brennstoffzel- Damit umfasst dieses Weissbuch elektro- Integration von Sonnen- und Windenergie. len- oder SNG-Fahrzeugen zusammen mit chemische P2X-Verfahren, nicht jedoch Vorausgesetzt, dass diese Langzeitspeicher der erforderlichen Kraftstoffverteilungs- den Einsatz von Elektrizität zur direkten für P2X-Produkte verfügbar sind, stellt diese infrastruktur, Wärmebereitstellung (Power-to-Heat). Die Möglichkeit der saisonalen Anpassung von • Ein Regulierungsrahmen, der Stromspei- P2X-Prozesskette beginnt mit der Elektro- Stromerzeugung und Energiebedarf einen chertechnologien und damit P2X gleich lyse von Wasser (Abbildung 1.1). Der aus der wichtigen Vorteil von P2X dar; ebenso wie behandelt (insbesondere in Bezug auf die Elektrolyse gewonnene Wasserstoff kann auch Dienstleistungen zur Stabilisierung Stromnetzgebühren) und der die Umwelt- entweder direkt als Brennstoff genutzt oder des Stromnetzes. Der Wert von P2X-Tech- vorteile von P2X-Produkten monetarisiert – in Kombination mit CO2 aus verschiedenen nologien entfaltet sich in der Kombination (wie beispielsweise durch eine Besteue- Quellen – weiter in synthetische Kraftstoffe seiner vielfältigen Vorteile, die sich auf eine rung von CO2-Emissionen), wie Methan (Synthetic Natural Gas – SNG) grössere zeitliche Flexibilität des Stromsys- • Die Identifikation von Marktchancen oder flüssige Kohlenwasserstoffe umgewan- tems, die Herstellung potenziell sauberer von P2X in unterschiedlichen Sektoren delt werden. Wasserstoff und synthetische Brennstoffe für die Endverbraucher und und die Nutzung optimaler Standorte für Kraftstoffe können fossile Brennstoffe die Reduzierung der CO2-Emissionen durch P2X-Anlagen mit Zugang zu kostengüns- für Heizungen, Mobilität oder die Strom- den Einsatz von CO2 bei der Herstellung tigem Strom aus erneuerbaren Energien erzeugung direkt ersetzen und damit den von synthetischen Brennstoffen, welche sowie geeigneten CO2-Quellen.
SCCER Joint Activity 7 Basierend auf dem vorhandenen Wissen scheinen einige Empfehlungen zur Unter- stützung der Einführung von P2X in der Schweiz für politische Entscheidungsträger, die Forschung und andere Interessengrup- pen angemessen: • Es sind ehrgeizige Ziele für die Reduzie- rung der CO2-Emissionen im Inland er- forderlich. • Die derzeitigen Unklarheiten im Regulie- rungsrahmen sollten beseitigt werden, wobei die Vorteile von P2X im Stromnetz als Erzeuger und Verbraucher von Strom anerkannt werden sollten. • Die Hochskalierung von P2X-Pilotanlagen sollte unterstützt werden, um die Grösse kommerzieller Einheiten zu erreichen. • Die Innovationspolitik sollte den Binnen- markt für P2X-Produkte stärken und die Entwicklung unterstützen, indem sie P2X-Technologien in umfassenden Pro- jektaufbauten einsetzt, welche komplette P2X-Wertschöpfungsketten abdecken. • Es sollten klare Regeln für die Berücksich- tigung der potenziellen Umweltvorteile von P2X-Kraftstoffen festgelegt werden, und diese Vorteile müssen gewinnbrin- gend genutzt werden können. • Die Rolle von P2X und der optimale P2X-Einsatz zur Erreichung der lang- fristigen Energie- und Klimaziele sollte in ganzheitlichen Untersuchungen (z. B. Szenarienanalysen zur Schweizer Ener- giestrategie 2050) vertieft werden, wobei der Systemintegration und den lokalen Aspekten (Verbrauchsstrukturen, Verfüg- barkeit von Ressourcen und Infrastruktur) besondere Berücksichtigung zukommen sollte.
8 SCCER Joint Activity 1 Vorwort und Einleitung Das vorliegende Weissbuch geht auf das Zusammenhang mit der elektrochemischen sowie den entsprechenden Auswirkungen entsprechende Projekt von fünf Schwei- Umwandlung und behandelt keine elektro- auf Märkte, rechtliche Aspekte und Richt- zer Kompetenzzentren für Energiefor- thermischen Umwandlungssysteme wie linien verfügbar (z. B. unter http://www. schung (SCCER Joint Activity White Paper elektrische Heizungen und Warmwasser- sccer-hae.ch/). Der Hintergrundbericht be- Power-to-X) zurück, das von der Schweizer systeme. Mit dem Ziel, eine technische, inhaltet auch die Verweise auf alle verwen- Innovationsagentur Innosuisse und dem wirtschaftliche und ökologische Bewertung deten Literaturquellen, wohingegen sich Bundesamt für Energie finanziert wurde. von P2X-Technologien mit ihren systemi- das vorliegende Weissbuch auf die Angabe Ziel dieses Weissbuchs ist es, die wich- schen Abhängigkeiten abzuleiten, werden von einigen ausgewählten Literaturquellen tigsten vorhandenen Erkenntnisse über die Gas- und Strommärkte sowie der Mobili- beschränkt. P2X-Technologien zu sammeln und eine tätssektor unter Einbezug der entsprechen- Synthese der vorhandenen Literatur und den regulatorischen und innovationspoliti- Forschungsergebnisse als Grundlage für die schen Aspekte untersucht (Abbildung 1.1). Bewertung dieser Technologien im Schwei- Ergänzend zu diesem Weissbuch ist ein zer Kontext und ihrer potenziellen Rolle auf umfassender Hintergrundbericht mit de- Abbildung 1.1: dem Schweizer Energiemarkt zu liefern. taillierten Informationen zu den verschie- Schematische Darstellung des Dieses Weissbuch befasst sich mit P2X im denen technologischen Aspekten von P2X Inhalts dieses Weissbuchs. CO2-Quellen & -Märkte Technologieübersicht & Techno- - Biogene Quellen ökonomische Bewertung - Industrielle Quellen Strommarktperspektive - Power-to-X Produktionsrouten - Direkte Abscheidung aus der Luft - Situation heute & in Zukunft - Schlüsselkomponenten & -prozesse - Netzstabilität - Kosten und technische Parameter - Systemdienstleistungen - Anforderugnen an Anlagengrössen & -standorte - Marktintegration Endverbraucher-Perspektive - Gasförmige Brennstoffe CH4, H2 - Transportsektor - Industrie: CH4, H2 als Rohstoff - Kombinierte Erlöse an verschiedenen Märkten Rechtliche Rahmenbedingungen & Implikationen für Innovationspolitik - Allgemeine gesetzliche Regelungen - Marktregulierungen - Gasmarkt Umweltperspektive - Strommarkt - Ökobilanz (mit Endnutzung der Produkte) - Wärmemarkt - Vergleich mit konventionellen Alternativen - Schwerpunkte für Innovationspolitik
SCCER Joint Activity 9 2 Was ist Power-to-X? Das «X» in P2X repräsentiert Produkte wie Wasserstoff, Methan oder Methanol. 2.1 Grundprinzip 1. Erster Schritt – Elektrolyse von Wasser: 2.2 Elektrolyse 2 H 2O " 2 H 2 + O 2 Das Grundprinzip von P2X-Systemen be- 2. Zweiter Schritt (optional, abhängig Jeder P2X-Umwandlungspfad ist durch eine steht in einem ersten Schritt in der Elek- vom Zielprodukt; einer der folgenden spezifische Kombination von Technologien trolyse von Wasser: Mit Hilfe von Strom Prozesse): gekennzeichnet, die von den erforderlichen wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff • Methanisierung von CO2 und Was- Eingangs- und Ausgangsprodukten abhängt gespalten. Je nach Endanwendung kann serstoff: CO2 + 4 H2 1 CH4 + 2 H2O (Abbildung 2.1); der Elektrolyseur ist eine Wasserstoff direkt oder zur Herstellung an- oder Kernkomponente aller P2X-Systeme. Es gibt derer Energieträger eingesetzt werden. Die Methanisierung von Kohlenstoff- drei Haupttypen von Elektrolyseuren: Synthese anderer Energieträger erfordert monoxid (CO) und Wasserstoff: 1. Alkalische Elektrolyseure weitere Prozessschritte, die gasförmige oder CO + 3 H2 1 CH4 + H2O 2. Elektrolyseure mit flüssige Kohlenwasserstoffe wie Methan, • Methanol Synthese: Polymerelektrolytmembran (PEM) Methanol, andere flüssige Kraftstoffe oder CO2 + 3 H2 1 CH3OH + H2O 3. Elektrolyseure mit Ammoniak erzeugen (Tabelle 2.1). Bei der • Synthese flüssiger Treibstoffe, Festoxid-Elektrolysezellen (SOEC) Herstellung von Kohlenwasserstoffen be- Fischer-Tropsch Prozess: nötigt dieser zweite Schritt eine Kohlenstoff- CO2 + H2 " CO + H2O; Während die alkalische Elektrolyse die heute quelle, die ein Synthesegas aus biogenen CO + H2 " CxHyOH + H2O etablierte Technologie ist und für indust- Rohstoffen, CO2 aus der Atmosphäre, oder • Ammoniak Synthese: rielle Grossanwendungen weit verbreitet aus stationären Emissionsquellen, z.B. fos- N2 + 3H2 1 2NH3 ist, werden PEM-Elektrolyseure typischer- silen Kraftwerken oder Zementwerken, sein 3. Aufbereitung für weitere weise für kleine Anwendungen gebaut. Sie kann. In einem dritten und letzten Schritt Verwendung: haben eine vergleichsweise höhere Leis- müssen die Endprodukte möglicherweise • Entfernung von Verunreinigungen tungsdichte und Zelleffizienz jedoch höhere für die weitere Verwendung aufbereitet • Verdichtung Kosten. SOEC, die auf hohem Temperatur- werden. • Vorkühlung niveau arbeiten, befinden sich in einem Tabelle 2.1: TechnologieÜberblick von P2X-Systemen – wichtigste Technologien, Inputs und Produkte. P2X Endprodukt Umwandlungs- Kohlenstoff- Inputs Technologien Produkte schritte Atome Wasserstoff (H2) 1(+3) 0 Strom, Wasser, Elektrolyseur, Wasserstoff, Sauerstoff, Wärme (für SOEC) Wasserstoffspeicher Wärme Synthetisches Methan 1+2+3 1 Strom, Wasser, Elektrolyseur, Methan, Sauerstoff, Wärme (CH4) CO/CO2 Methanisierungsreaktor Synthetisches Methanol 1+2+3 1 Strom, Wasser, CO2 Elektrolyseur, Methanol, Sauerstoff, Wärme (CH3OH) Synthesereaktor Synthetische flüssige 1+2+3 unterschiedlich Strom, Wasser, Elektrolyseur, flüssige Kohlenwasserstoffe, Kohlenwasserstoffe (Wärme), CO2 Fischer-Tropsch-Reaktor Sauerstoff, Wärme (CxHyOH) Ammoniak 1+2+3 0 Strom, Wasser, Elektrolyseur, Ammoniak, Sauerstoff, (NH3) Stickstoff (N2) Synthesereaktor Wärme
10 SCCER Joint Activity Die Elektrolyse ist der Schlüsselprozess in allen P2X-Systemen. Abbildung 2.1: Schematische Darstellung verschiedener P2X-Pfade mit Technologie-Alternativen (basierend auf [1]). frühen Entwicklungsstadium mit den poten- oberen Heizwert (HHV) im Verhältnis zum 2.3 Synthese von Methan, ziellen Vorteilen eines hohen elektrischen effektiven Energieeinsatz, fortschrittlicher anderen Kohlenwasserstoffen Wirkungsgrades, niedriger Materialkosten zukünftiger Systeme liegen in einem Be- oder Ammoniak und der Möglichkeit, im Umkehrmodus als reich von 62–81% für alkalische und bis zu Brennstoffzelle oder im Co-Elektrolyse-Mo- 89% für PEM-Elektrolyseure und noch höher Für die Herstellung synthetischer, gasför- dus zu arbeiten und Synthesegas aus Was- für SOEC-Elektrolyseure. Neben den drei miger oder flüssiger Kohlenwasserstoffe serdampf und CO2 zu erzeugen. Obwohl die Haupttypen der Elektrolyse werden weitere in der Elektrolyse nachfolgenden Prozess- Elektrolyse eine endotherme Reaktion ist, Elektrolyseverfahren untersucht, wie z. B. schritten sind verschiedene zusätzliche treten in der Regel Wärmeübertragungs- die Plasma-Elektrolyse, die sich ebenfalls Reaktorsysteme erforderlich, wie z. B. ein verluste auf, die zu Abwärme führen, die in einem frühen Forschungsstadium be- Methanisierungsreaktor (katalytischer oder in anderen Anwendungen genutzt werden findet. biologischer Reaktor), ein katalytische Fi- kann. Die Prozesseffizienzen, d.h. der Ener- scher-Tropsch-Reaktor oder ein Methanol- giegehalt des Wasserstoff basierend auf dem synthesereaktor, der auch in Kombination
SCCER Joint Activity 11 P2X kann saubere Kraftstoffe erzeugen, die Benzin, Diesel und Erdgas ersetzen. mit einem weiteren Verfahren zur Herstel- besondere die alkalische Technologie. Nach lung von Oxymethylenether (OME) einge- einigen erfolgreichen Demonstrationspro- setzt werden kann. In diesen Reaktoren ist jekten, wie z.B. einer 6.3 MWel Power-to- CO2 neben Wasserstoff ebenfalls ein Roh- Methan-Anlage in Werlte (Deutschland) stoff. mit katalytischer Technologie zur Metha- Das CO2 kann aus verschiedenen Quellen nisierung [4] und der 1 MWel-Anlage aus stammen: aus biogenen oder synthetischen dem BiOCAT-Projekt in Kopenhagen [5], Gasströmen, aus Abgasen aus der Verbren- haben auch die Methanisierungsreaktoren nung fossiler oder biogener Brennstoffe oder in jüngster Zeit die kommerzielle Ebene aus der Atmosphäre. Über die gesamten erreicht. Fischer-Tropsch- und Methanol- P2X-Ketten hinweg ist jeder Prozessschritt reaktoren sind in der chemischen Indus mit Energieverlusten verbunden: Die typi- trie bereits in viel grösserem Umfang weit schen Wirkungsgrade für die Herstellung verbreitet, aber ihre Implementierung in von strombasierten, synthetischen Kraft- P2X-Systeme ist noch in der Entwicklung. stoffen liegen in der Grössenordnung von 20 % (OME) bis etwa 40 % (Methan) [2]. Ab- 2.5 Infrastruktur hängig von der Thermodynamik der Pro- zesse können verbesserte Wirkungsgrade er- Zusätzlich zu den Energieumwandlungs- reicht werden, wenn Abwärme (z.B. aus dem anlagen wird eine Infrastruktur benötigt, Methanisierungsreaktor) für Heizzwecke um P2X-Produkte zum Endverbraucher zu anderer Prozesse innerhalb des P2X-Systems bringen. Speichersysteme, die eine zeit- genutzt wird. Auch die effiziente Integration liche Flexibilität bei der Produktion und von Kohlenstoffquellen führt zu Effizienz- dem Verbrauch von P2X-Produkten ermög- steigerungen, wie die Direktmethanisie- lichen, müssen Teil dieser Infrastruktur sein. rung von Biogas in einer P2X-Anlage mit Für einige der P2X-Produkte können be- einem Gesamtwirkungsgrad von knapp stehende Verteilungsinfrastruktursysteme 60 % zeigt [3]. genutzt werden, z.B. das Erdgasnetz oder die Infrastruktur für flüssige Brennstoffe. Eine 2.4 Entwicklungsstand grosstechnisch ausgebaute Versorgungs- infrastruktur für Wasserstoff gibt es in der Die verschiedenen Technologien, die an Schweiz nicht. Allerdings ist es möglich, P2X-Systemen beteiligt sind, befinden sich Wasserstoff in kleinen Mengen auch im derzeit auf unterschiedlichen technologi- Erdgasnetz zu transportieren. Ausserhalb schen Entwicklungsstufen, die von Stufe 5 der Schweiz, insbesondere für industrielle («Technologie, die in der Einsatzumgebung Anwendungen, hat sich der Ferntransport validiert wurde») bis Stufe 9 («Qualifizier- und die Speicherung von Wasserstoff be- tes System mit Nachweis des erfolgreichen währt, wie das Beispiel der 240 km langen Einsatzes») reichen, was die zweithöchste Rhein-Ruhr-Pipeline in Deutschland zeigt. Stufe kurz vor dem «Nachweis des Systems in einer Betriebsumgebung» darstellt. Elek- trolyseur-Technologien, Bestandteil aller P2X-Anlagen, sind bereits ausgereift, ins-
12 SCCER Joint Activity 3 Warum Power-to-X in der Schweiz? Hintergrund von P2X: Die Transformation des Energie- systems als Reaktion auf zukünftige Energie- und Klimaherausforderungen. 3.1 Treibhausgasemissionen und Klimawandel Die Eindämmung des Klimawandels er- fordert eine erhebliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen in allen Wirt- schaftssektoren. Dies wird erhebliche Aus- wirkungen auf die Energielandschaft und andere Emissionsquellen haben. Die Schweiz hat sich verpflichtet, ihre jährlichen direkten Treibhausgasemissionen bis 2030 um 50% gegenüber 1990 zu reduzieren. Ein grosser Teil dieser Reduktion soll im Inland erreicht werden, während einige Emissionsreduktio- nen auf Massnahmen im Ausland durch die Verwendung internationaler Gutschriften beruhen können [6]. Im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen hat der Bund das langfristige Ziel formuliert, die Treibhaus- gasemissionen im Jahr 2050 um 70–85 % gegenüber 1990 (inkl. Massnahmen im Aus- Abbildung 3.1: land) zu senken und nach 2050 Klimaneut- CO2 Emissionen in der ralität zu erreichen [7]. Heute stammen die Schweiz (2015) inländischen Treibhausgasemissionen in nach Sektoren [9]. der Schweiz zu rund 60% aus der Energie- umwandlung im Verkehrs- und Gebäude- sektor und zu 40 % aus anderen Quellen, darunter der Industrie. Derzeit werden die meisten CO2-Emissionen der Schweiz im 3.2 Mehr und mehr erneuerbare intermittierender, erneuerbarer Energien Verkehrssektor emittiert (Abbildung 3.1). Stromproduktion am Strommix, wie z. B. Wind- und Solar- Die Schweizer Stromproduktion ist nahezu energie, dürften die Herausforderungen für CO2-frei: Strom wird hauptsächlich aus Was- Die Transformation des Schweizer Ener- die zeitliche und räumliche Balance von An- serkraft (60%), Kernenergie (32%) und neuen giesystems in Richtung Klimaneutralität gebot und Nachfrage in Zukunft zunehmen. erneuerbaren Energien (6%) erzeugt [8]. Die erfordert den Einsatz neuer kohlenstoff- Der zeitliche Ausgleich ergibt sich aus dem Energiestrategie 2050, die darauf abzielt, die armer Energielösungen. Gleichzeitig muss unvermeidlichen Missverhältnis zwischen Stromversorgung aus Kernkraftwerken in das derzeit hohe Mass an Zuverlässigkeit der Erzeugung von Strom aus erneuerba- der Schweiz einzustellen und erneuerbare aufrechterhalten werden. Eine Möglichkeit ren Energien und der Nachfrage infolge Energien und Energieeffizienz zu fördern, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, von Tag/Nacht-Zyklen, Wettereinflüssen umreisst die zukünftigen Wege für die Ent- ist eine zunehmende Elektrifizierung von und saisonalen Unterschieden, während wicklung des Schweizer Energiesektors [4]. Energiedienstleistungen auf der Grundlage der räumliche Ausgleich aus Unterschieden von Technologien zur CO2-armen Strom- zwischen den Standorten der Stromerzeu- erzeugung. Mit dem wachsenden Anteil gung und des Stromverbrauchs resultiert.
SCCER Joint Activity 13 Die Stromerzeugung aus intermittierenden, erneuerbaren Quellen erfordert in Zukunft mehr Flexibilität. 3.3 Flexibilität ist gefragt und Flüssigkeiten umgewandelt werden, die z. B. als Treib- oder Brennstoffe genutzt Eine zukünftige Schweizer Energieversor- werden können. Neben den bereits heute gung, die im Wesentlichen auf hohe Anteile in der Schweiz betriebenen flexiblen Kraft- an intermittierender Stromerzeugung setzt, werken, d. h. Speicherwasserkraftwerken braucht ausreichende Flexibilitätsoptio- und Pumpspeicherkraftwerken, ist bei sehr nen. Diese müssen Energieverschiebungen hohen Anteilen an Wind- und Solarstrom zwischen Tag und Nacht sowie zwischen eine Flexibilisierung durch weitere flexible Sommer und Winter ermöglichen: Photo- Kraftwerke, Speicher und den internationa- voltaik-(PV-)Anlagen, die in der Schweiz len Stromhandel unvermeidlich, um einen das mit Abstand grösste Potenzial für die kostengünstigen sicheren Betrieb des Elek Stromerzeugung aus neuen erneuerbaren trizitätssystems zu gewährleisten [10]–[12]. Energien aufweisen, zeigen deutliche sai- P2X-Technologien stellen eine Möglichkeit sonale Spitzen im Sommer und tägliche dar, die Flexibilität zu erhöhen. P2X-Techno- Spitzen am Mittag. Im Fall von gleichzeitig logien bieten nicht nur die Möglichkeit einer niedrigem Stromverbrauch stellen solche verbesserten Sektorkopplung zwischen der Erzeugungsspitzen eine Herausforderung Stromproduktion und den Verbrauchssek- für das Stromnetz dar und müssen – wenn toren, sondern auch einen kurz- und lang- sie genutzt werden sollen – entweder ge- fristigen Ausgleich zwischen Angebot und speichert und als Strom wiederverwen- Nachfrage. det, oder in andere Energieträger wie Gase
14 SCCER Joint Activity P2X kann zeitliche und geografische Flexibilität im Energiesystem bieten 4 Flexibilität als wichtiger Beitrag und gleichzeitig das Portfolio zum Klimaschutz an sauberen Kraftstoffen erweitern. 4.1 Was kann P2X leisten? basis unter Nutzung von CO2 aus der zu decken (z. B. im Winter, wenn die PV-Er- Atmosphäre, stationären Quellen, Bio- zeugung gering ist). CO2-arme Kraftstoffe P2X-Systeme können so konzipiert werden, gasanlagen und industriellen Prozessen aus P2X können fossile Brennstoffe in ver- dass sie die Flexibilität des Energiesystems als Ersatz für fossile Kraft- und Brenn- schiedenen Nachfragesektoren ersetzen und erhöhen und gleichzeitig die Treibhaus- stoffen sowie als Rohstoff für indust- so die Treibhausgasemissionen reduzieren. gasemissionen reduzieren. Die folgenden rielle Prozesse. Wasserstoff, Methan und flüssige synthe- drei Haupteinsatzzwecke lassen sich unter- tische Kraftstoffe können für verschiedene scheiden: Die Flexibilität des Stromnetzes kann Zwecke eingesetzt werden: als Kraftstoffe 1. Ausgleich von Energieangebot und durch Elektrolyseure gewährleistet werden, in Motoren, Brennstoffzellen und Turbinen, -nachfrage über einen langen Zeithori- wenn sie systemdienlich betrieben werden; zur Wärme- und Stromerzeugung sowie als zont (z.B. saisonal) bei Verfügbarkeit von insbesondere wenn reichlich erneuerbarer Treibstoffe, aber auch als Ausgangsstoffe in grossen Speichern für Wasserstoff oder Strom verfügbar ist und die Produktion die Syntheseprodukte und einer möglichen Nachfrage übersteigt («Überschussstrom»). Abbildung 4.1: Kombination verschiedener Wasser- Rückverstromung dieser Produkte, Der durch Elektrolyseure erzeugte Wasser- stoff-Produktions- und Nutzungspfade, 2. Kurzfristige Ausgleichsflexibilität im stoff oder die in nachfolgenden Schritten die der P2X-Technologie zugerechnet Stromnetz durch Lastmanagement, er- produzierten Energieträger können über werden können; diese sind Teil möglicht durch einen intelligent ge- verschiedene Zeitskalen gespeichert wer- einer kostenoptimierten Konfiguration des Schweizer Energiesystems für steuerten Stromverbrauch von Elektro- den, was für den saisonalen Ausgleich von das Jahr 2050 bei einer ambitionierten lyseuren, Energieangebot und -nachfrage von Bedeu- Klimapolitik [13]. Dargestellt ist 3. Versorgung mit emissionsarmen syn- tung ist. Dies kann dazu beitragen, den Be- der Stromeinsatz zur Elektrolyse sowie die in P2X-Anlagen erzeugten thetischen Energieträgern auf Strom- darf in Zeiten begrenzter Stromversorgung Energiemengen in Form von Wasser- stoff und synthetischem Methan sowie der Verwendung bzw. die Verteilung der P2X-Produkte. «direkte H2-Nutzung» bezieht sich auf den direkten Verbrauch von Wasserstoff ohne Transport im Gaspipelinenetz. Verluste Elektrolyse: 1.2 TWh H2-Nutzung für Mobilität: H2 direkte Nutzung: 2.0 TWh 3.1 TWh H2 - Produktion: H2-Nutzung 3.6 TWh für stationäre Strom- einsatz: Anwendungen: 1.4 TWh 4.8 TWh H2 saisonal transferiert: 0.5 TWh H2-Speicherverluste H2 ins Gasnetz : 0.3 TWh H2-Nutzung für Methanisierung: 0.2 TWh
SCCER Joint Activity 15 Im Vergleich zu anderen neuen erneuerbaren Energiequellen gibt es ein besonders hohes Potenzial für Strom aus Solaranlagen in der Schweiz, was P2X zu einem Schlüsselelement in einem nachhaltigen Energiesystem macht. chemischen und industriellen Prozessen. (insbesondere des Mobilitätssektors) mit Einige dieser P2X-Produkte, wie beispiels- kohlenstoffarmen Kraftstoffen auf Strom- weise synthetisches Methan, können di- basis ergänzt mehrere andere Massnahmen rekte Substitute für die heute verwendeten und Technologien, um ehrgeizige Klimaziele fossilen Energieträger sein, da sie auf der zu erreichen. Modellbasierte Berechnun- Verbraucherseite keine Änderungen der gen zeigen einen Stromverbrauch durch Technologien erfordern. Methanol sowie P2X-Technologien im Jahr 2050, der etwa andere flüssige synthetische Kraftstoffe einem Drittel des in diesem Jahr aus Wind können zu Benzin, Diesel und Kerosin auf- und PV erzeugten Stroms entspricht [13]. bereitet werden. Die direkte Nutzung von Mit etwa der Hälfte des gesamten Jahresver- Wasserstoff würde jedoch nicht nur eine brauchs allein in den drei Sommermonaten neue Verteilungsinfrastruktur oder den Aus- nutzen P2X-Technologien überschüssigen bau des bestehenden Gasnetzes erfordern, Strom und wandeln ihn in saubere Brenn- sondern auch neue Endverbrauchstechno- stoffe um, die teilweise saisonal in entspre- logien, wie beispielsweise Brennstoffzellen, chenden Lagern gespeichert werden, um die im Vergleich zu vielen gegenwärtigen das Stromnetz im Winter zu entlasten. Technologien einen effizienteren Energie- einsatz ermöglichen. 4.2 P2X als wichtiges Element zukünftiger Energieszenarien Inwieweit P2X-Produkte und die entspre- chenden Technologien diese vielfältigen Vorteile für das Energiesystem auf kosten- effiziente und klimaschonende Weise er- bringen können, hängt von verschiedenen Schlüsselfaktoren ab, darunter die Gesamt- effizienz des Systems sowie die Umwelt- auswirkungen und Kosten im Vergleich zu alternativen Energietechnologien und anderen Optionen zur Bekämpfung des Kli- mawandels. Je nach Marktbedingungen können P2X-Technologien langfristig zu einer wirtschaftlichen Energieversorgung in der Schweiz beitragen. Abbildung 4.1 veranschaulicht die Stärken von P2X-Technologien und zeigt eine mög- liche Konfiguration von P2X im Schweizer Energiesystem unter szenariospezifischen Annahmen über zukünftige Entwicklun- gen. Die Versorgung der Nachfragesektoren
16 SCCER Joint Activity 5 Kosten von Power-to-X P2X ist heute teuer, aber Forschung und Innovation dürften in Zukunft die Kosten senken. 5.1 Heutige Kosten verschiedener und der Infrastrukturbedarf. Schwankungen Die Bandbreiten der Produktionskosten P2X Produkte ergeben sich auch aufgrund unterschied- veranschaulichen die Kostenauswirkungen licher Niveaus der technologischen Ein- einer Reihe spezifischer Systemparameter Auf der Grundlage von Literaturdaten, wie satzbereitschaft. Die in diesem Weissbuch und Marktbedingungen der P2X-Tech- sie in dieser Studie verwendet wurden (De- angegebenen Kosten unterscheiden sich nologie und untermauern das vielfältige tails sind im Ergänzungsbericht ersichtlich), aufgrund der Annahmen, die in den ver- Technologiedesign und die Marktkonfigu- zeigen die derzeitigen Kosten für die Her- schiedenen zugrundeliegenden Studien rationen. Als Folge standortspezifischer stellung von Wasserstoff und synthetischen getroffen wurden. Hauptfaktoren für die Merkmale (z. B. kohlenstoffarme Stromver- Kraftstoffen erhebliche Unterschiede für Schwankungsbereiche sind folgende Kos- sorgung, CO2-Quelle, Wasserstoffbedarf, die verschiedenen P2X-Konversionspfade tenfaktoren: Gasnetzkapazität) beeinflussen der Infra- (Abbildung 5.1): • Strombezugskosten (für die Elektrolyse), strukturbedarf und Skaleneffekte die In- • 100–180 CHF/MWhth für Wasserstoff • Nutzungsprofil für die Elektrolyse, vestitionskosten von P2X. Die Literatur zeigt (HHV) (Power-to-Hydrogen: P2H), • Art der Elektrolysetechnologie, Skaleneffekte bei der Skalierung von kW • 170–250 CHF/MWhth für synthetisches • Systemwirkungsgrade. auf MW-Grössen von einer Halbierung der Methan (Power-to-Methane: P2M), • 210–390 CHF/MWhth für synthetische Abbildung 5.1: Verteilung der Kosten für die verschiedenen P2X-Pfade auf der flüssige Energieträger (Power-to-Liquids: Grundlage aktueller Kosten- und Leistungsdaten (repräsentativ für das Jahr 2015, P2L), basierend auf der in dieser Studie verwendeten Literaturquellen, wie im Ergän- zungsbericht aufgeführt). Die Boxplots beinhalten den Median (mittleres Quartil • 370–500 CHF/MWhel für die Strompro- innerhalb der Box), 25. und 75. Perzentile. Die Whisker-Plots reichen bis zu den duktion (Power-to-X-to-Power: P2P). äussersten Datenpunkten ohne Berücksichtigung von Ausreissern; die Ausreisser werden einzeln mit dem Symbol «•» dargestellt. Für die Pfade, die Gas produzie- ren, basieren die Daten auf Brennwerten; für die P2L-Route stellt die Einheit Die Streuung der Kosten hängt mit einer «CHF pro Liter Benzin-Äquivalent» ein energiebezogenes Mass mit eingeschränk- Reihe von Faktoren zusammen, darunter die ter Vergleichbarkeit zu den Kraftstoffpreisen im Einzelhandel dar, da diese eine Systemauslegung sowie die Anlagengrösse erhebliche Steuerkomponente beinhalten. P2H P2M P2P P2L 31.5 12.2 6.8 CHF/ CHF/ CHF/ CHF/ CHF pro Liter 17.8 H2 CHF/kg 17.8 CH4 CHF/kg 17.8 MWhth MWhth MWhel MWhth Benzin-Äq. 23.6 9.1 5.1 19.7 7.6 4.3 15.8 6.1 3.4 11.8 4.6 2.6 7.9 3.0 1.7 3.9 1.5 0.9 0 0 0
SCCER Joint Activity 17 Schlüssel für billigen Wasserstoff: preiswerte Elektrizität und einige tausend Stunden Jahresproduktion. spezifischen Investitionskosten [14], wie sie Stroms für die Elektrolyse 50 % und mehr Wasserstoff bei einem Gaspreisniveau von für industrielle Grossanwendungen in der der gesamten Wasserstofferzeugungskos- 40 CHF/MWh). Mehrere vergleichende Stu- Chemie- und Energiebranche typisch sind. ten betragen. Im Vergleich zu alternativen dien belegen diesen Unterschied in den Pro- Produktionsverfahren zeigt sich, dass die duktionskosten mit einem Faktor von zwei 5.2 Power-to-Hydrogen: Wasserstofferzeugung mit P2H-Systemen bis fünf [15], [16]. Die strombasierte Was- Wasserstoffproduktion derzeit teurer ist als die Produktion mit dem serstofferzeugung könnte gegenüber der weit verbreiteten Verfahren der Erdgas- Erdgasdampfreformierung wettbewerbs- Da der Elektrolyseur die Kernkompo- dampfreformierung (rund 60 CHF/MWhth fähig werden, wenn die Kosten für Erdgas nente von P2X-Systemen ist, hängen die Wasserstoffproduktionskosten im Wesent- lichen von den Ausgaben für Elektrizität Abbildung 5.2: Wasserstoffproduktionskosten für verschiedene Elektrolyseur- ab. Für heutige P2H-Technologien wei- konfigurationen (Investitionskosten, Effizienz) in Abhängigkeit von der sen die untersuchten Studien im Durch- jährlichen Elektrolyseurauslastung (linkes Feld) und in Abhängigkeit von den schnitt Wasserstoffproduktionskosten von Kosten für die Stromversorgung (rechtes Feld). Zum Vergleich enthält die rechte Abbildung die Wasserstoffproduktionskosten für die Dampfmethan 144 CHF/MWhth auf (linke Grafik in Ab- reformierung, die im Verhältnis zu den Kosten für die Erdgasversorgung bildung 5.1). Abhängig von den Kosten dargestellt werden. Für alle Technologien zur Wasserstofferzeugung wird ein der Stromversorgung kann der Anteil des Zinssatz von 5 % angenommen und maximal 90 000 Gesamtbetriebsstunden. 350 Wasserstoff Produktionskosten (CHF/MWh) bei 4500 Volllaststunden 300 250 250 Wasserstoff Produktionskosten 200 200 (CHF/MWh) 150 150 100 100 50 50 0 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 0 20 40 60 80 100 120 Jährliche Betriebsdauer (8760h = 1) Stromkosten (CHF/MWh) Erdgaskosten (CHF/MWh) Elektrolyse: 920 CHF/kWe und 81% Wirkungsgrad,Strompreis 100 CHF/MWh Elektrolyse: 920 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad, Elektrolyse: 920 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad, 4500 Volllaststunden Strompreis 100 CHF/MWh Elektrolyse: 460 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad, Elektrolyse: 460 CHF/kWe und 81% Wirkungsgrad, 4500 Volllaststunden Strompreis 20 CHF/MWh Elektrolyse: 460 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad, Elektrolyse: 920 CHF/kWe und 81% Wirkungsgrad, Strompreis 20 CHF/MWh 4500 Volllaststunden Elektrolyse: 920 CHF/kWe und 81% Wirkungsgrad, Elektrolyse: 460 CHF/kWe und 81% Wirkungsgrad, Strompreis 20 CHF/MWh 4500 Volllaststunden Elektrolyse: 920 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad, Erdgasreformierung: 250 CHF/kWe und 76% Strompreis 20 CHF/MWh Wirkungsgrad, 4500 Volllaststunden
18 SCCER Joint Activity Die Kosten für die Bereitstellung von CO2 als Input für die Methanisierung zeigen eine hohe Variabilität und hängen von der Kohlenstoffquelle ab. Kostengünstiges synthetisches Methan erfordert grosse Methanisierungsanlagen. erheblich steigen, z. B. als Folge steigender tionskosten und vergleichsweise höheren kosten im Bereich von 50–100 CHF/MWhth Weltmarktpreise und/oder der Einpreisung Wirkungsgraden könnten PEM-Elektro- (bei Investitionskosten von 460–920 CHF/ von Umweltkosten (CO2-Steuern), und bei lyseure in Zukunft Wasserstoff zu etwas kWel und einem Zinssatz von 5 % und 20 niedrigen Stromkosten für die Elektrolyse niedrigeren Kosten produzieren können als Jahren Lebensdauer). Daraus lässt sich für [17]. Im der rechten Grafik in Abbildung alkalische Elektrolyseure. Darüber hinaus eine kostengünstige Produktion von Was- 5.2 sind die Erzeugungskosten für Wasser- versprechen PEM-Elektrolyseure gegenüber serstoff ableiten, dass es entweder einer stoff als Funktion der Energiebezugskosten alkalischen Elektrolyseuren eine verbesser- signifikanten Reduktion der Investitions- darstellt, woraus zu sehen ist, dass sehr tes Betriebsverhalten bei Teil- und Überlast kosten des Elektrolyseurs bedarf, sollte der niedrige Wasserstoffproduktionskosten für sowie einen geringeren Platzbedarf. Strombezug zu niedrigen Kosten nur an die Elektrolyse nur bei niedrigen Stromkos- Mit steigenden Stromkosten wird die Effi- wenigen Stunden im Jahr möglich sein, oder ten erreicht werden können. Wenn Strom zienz des Elektrolyseurs immer wichtiger für dass P2X-Anlagenbetreiber kostengünsti- gratis oder zu sehr niedrigen Preisen ver- die Wirtschaftlichkeit des Gesamtsystems. gen Strom über einen längeren Zeitraum fügbar ist, z.B. bei sehr hoher Stromproduk- Die potenziellen Effizienzsteigerungen sind sicherstellen können – also auch Strombe- tion und gleichzeitig niedrigem Verbrauch, jedoch begrenzt und können hohe Strom- zugsquellen erschliessen, die über die aus- werden die Wasserstoffproduktionskosten preise möglicherweise nicht vollständig schliessliche Nutzung von Überschussstrom hauptsächlich durch die Investitions- und kompensieren. Die jährliche Auslastung des aus Solar-PV hinaus geht. Wartungskosten bestimmt. Laut Literatur Elektrolyseurs hat einen geringeren Einfluss könnten gegenüber heute bis 2030 niedri- auf die Produktionskosten, solange er mit 5.3 Power-to-Methane: Erzeugung gere Investitionskosten für alkalische Elek- einer relativ hohen Auslastung betrieben von synthetischem Erdgas trolyseure von 460 CHF/kWel (grüne Linien wird. In den im linken Teil von Abbildung in Abbildung 5.2) erreicht werden, was bei 5.2 dargestellten Fällen sind oberhalb von Die synthetische Methanproduktion hohem Wirkungsgrad und sehr geringen 4500 Volllaststunden pro Jahr (Jahresaus- erfordert zusätzliche Prozessschritte nach Strombezugskosten (
SCCER Joint Activity 19 Rückverstromung von Wasserstoff führt zu sehr hohen Stromkosten. Methanproduktionskosten zusätzlich zu 5.4 Power-to-X-to-Power: zifischen Investitionskosten um den Fak- den Wasserstoffkosten von ca. 20–30 CHF/ Rückverstromung tor 2–6 bis 2030. In Kombination mit den MWhth. Aus der Literatur geht hervor, dass von P2X-Produkten möglichen Technologieentwicklungen für sich die künftigen Investitionskosten bis Elektrolyseure könnten die Gesamtkosten 2030 aufgrund von Technologieverbesse- Wenn Wasserstoff oder Methan, das in P2H- der P2P-Stromerzeugung auf Basis von Was- rungen und Skaleneffekten halbieren könn- und P2M-Systemen erzeugt wird, wieder in serstoff bis 2030 um zwei Drittel gesenkt ten. Eine weitere Kostenkomponente für Strom umgewandelt wird (P2P), steigen die werden, wodurch Strombereitstellungskos- die synthetische Methanproduktion sind Kosten der Energieumwandlung erheblich. ten von 150 CHF/MWhel erreicht werden die Kosten für die Bereitstellung von CO2. Die Kosten des P2P-Pfades hängen von den könnten. Die spezifische Energie und die Kosten pro Umwandlungsverfahren zur Herstellung des abgetrennter Einheit CO2 sinken typischer- synthetischen Gases (z.B. P2H oder P2M), der 5.5 Power-to-Liquids: Herstellung von weise mit zunehmender CO2-Konzentration Art der Rückverstromung (z. B. Brennstoff- flüssigen Kohlenwasserstoffen der Gasquelle. Tendenziell niedrige Kosten zelle oder Gasturbine) und gegebenenfalls für die synthetische Methanerzeugung kön- der Wasserstoff- oder SNG-Speicherung ab. Die laufenden Kosten für die Herstellung nen erreicht werden, wenn energetische Dies gilt sowohl für P2P-Pfade mit mittelfris- von synthetischem Flüssigkraftstoff in Synergien von Biogasaufbereitungsanlagen tiger (auf Stundenniveau) als auch mit sai- P2L-Anlagen weisen mit 210–390 CHF/ und P2M-Anlagen genutzt werden können, sonaler Speicherung. Derzeit kann in einem MWhth die höchste Bandbreite auf. Ähnlich z. B. wenn Wärme als Nebenprodukt im Gasturbinen-Kombikraftwerk mit syntheti- wie beim Methanisierungsprozess hängen P2M-System effizient genutzt werden kann. schem Methan zu Gesamterzeugungskosten die Kosten für die Herstellung synthetischer Die höchsten in der Literatur genannten von rund 300 CHF/MWhel Strom erzeugt Flüssigkraftstoffe im Wesentlichen von der Kosten beziehen sich auf die direkte CO2-Ab- werden; die Erzeugungskosten steigen auf Anlagengrösse ab. Ethanolanlagen können scheidung aus der Luft (250 CHF pro Tonne 470 CHF/MWhel für ein Kleinsystem von bis zu einer Grössenordnung von mehreren CO2 [18]), was zu Mehrkosten von 50 CHF/ 1 MWel mit P2H, Wasserstoffspeicher und hundert Megawatt gebaut werden, wie sie MWhth führt. Da sich die so genannte «Direct einer PEM-Brennstoffzelle. In dieser Be- in Asien und den USA üblich sind. Dies führt Air Capture» Technologie jedoch in einem rechnung werden jedoch keine Erlöse aus zu erheblichen Kosteneinsparungen gegen- frühen kommerziellen Entwicklungsstadium der inhärenten Co-Produktion von Wärme über Kleinanlagen. Es bedarf aber auch einer befindet, bestehen erhebliche Unsicherhei- berücksichtigt. Wird Wärme genutzt (z.B. entsprechenden Infrastruktur, um Rohstoffe ten hinsichtlich der Kosten; Abscheidekosten zur Beheizung von Gebäuden oder in in- zu liefern und Produkte zu verarbeiten. Die von derzeitig 600 CHF pro Tonne CO2 [19] dustriellen Prozessen) und können Erlöse spezifischen Investitionskosten eines Me- bedeuten deutlich höhere Mehrkosten für (oder Gutschriften) berücksichtigt werden, thanolsynthesereaktors liegen bei 120–310 die Methanproduktion von bis zu 120 CHF/ können sich niedrigere P2P-Kosten ergeben. CHF/kWth; Fischer-Tropsch-Reaktoren kos- MWhth. Langfristige Kostenzielgrösse für die Für die Rückverstromung durch traditionelle ten rund 80–300 CHF/kWth. Diese Reaktor- Schweizer «Direct Air Capture» Technologie gasbasierte Technologien (Gasturbine oder technologien sind bereits heute auf den liegt bei 100 CHF je Tonne CO2 [19]. Im Ver- Verbrennungsmotor) sind in Zukunft nur Weltmärkten gut etabliert, was signifikante gleich zu «Direct Air Capture» Technologien noch begrenzte Kostenfortschritte zu er- Kosteneinsparungen in der Zukunft un- sind die Kosten für die Abtrennung aus an- warten, was in diesem Fall bedeutet, dass wahrscheinlich macht. Zukünftige Kosten- deren CO2-Quellen, wie fossilen Kraftwerken Kostensenkungen für den P2P-Pfad eher auf senkungen bei P2L-Technologien werden und Zementwerken, deutlich niedriger, da die Kostenentwicklung von Elektrolyseuren daher vor allem auf die Senkung der Elek- die CO2-Konzentration dieser Rauchgas- und Methanisierungsanlagen beruhen wer- trolysekosten und Skaleneffekte bei der ströme höher ist als die CO2-Konzentration den. Für Brennstoffzellensysteme zeigen die Erhöhung von Anlagengrössen und Produk- in der Atmosphäre, wodurch die CO2-Abtren- Zukunftsperspektiven hohe technologische tionsvolumina zurückzuführen sein. nung weniger aufwändig ist [20]. Lernraten mit einer Reduzierung der spe-
20 SCCER Joint Activity Klimavorteile sind nur mit kohlenstoffarmem 6 Nutzen für den Klimaschutz Strom zu erreichen. 6.1 Die Ökobilanzperspektive 800 2017 Treibhausgasemissionen der Autos [g CO2eq/km] 700 Mit Strom als Hauptinput hängen die Aus- Batteriefahrzeug wirkungen von P2X-Prozessen auf den Kli- 600 Brennstoffzellenauto ICEV SNG mawandel – d.h. ihre Treibhausgasemissio- ICEV Diesel 500 nen – hauptsächlich von der CO2-Intensität ICEV Gas des für die Elektrolyse verwendeten Stroms 400 ICEV Benzin ab [21]: Ökobilanzergebnisse zeigen, dass 300 die Nutzung von Elektrizität aus Windkraft oder Sonnenenergie zu wesentlich gerin- 200 geren Treibhausgasemissionen im Lebens- 100 zyklus führt als die herkömmliche Wasser- stofferzeugung durch Dampfreformierung 0 von Erdgas. Betrachtet man den aktuellen 0 100 200 300 400 500 durchschnittlichen Strommix der Schweiz THG-Intensität des Stroms [g CO2eq/kWh] (inkl. Importe) wäre die Elektrolyse gegen- über der Dampfreformierung in Bezug auf die Treibhausgasemissionen je erzeugter Abbildung 6.1: Lebenszyklus-Treibhausgasemissionen pro Kilometer für Einheit Wasserstoff vorteilhaft. Im Vergleich heutige Personenkraftwagen und Kraftstoffe in Abhängigkeit vom Treibhaus- zur Dampfreformierung von Erdgas liegt der gasemissionsgehalt («THG-Intensität») des Stroms, der für das Laden von Schwellenwert für die Treibhausgasinten- Batterien bzw. zur Herstellung von Wasserstoff oder SNG verwendet wird [23]. Hier wird CO2 für die SNG-Produktion aus der Atmosphäre abgeschieden und sität des für die Elektrolyse verwendeten stellt bei der Verbrennung von SNG keinen zusätzlichen Beitrag zum Kohlen- Stroms bei rund 210 g CO2eq/kWh, was etwa stoffkreislauf dar. ICEV: Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. THG-Intensitäten 50 % niedriger ist als die Treibhausgasemis- bestimmter Stromquellen in der Schweiz zum Vergleich: Wasserkraft ca. 10 g CO2eq/kWh, Windkraft 10–30 g CO2eq/kWh, PV 50–100 g CO2eq/kWh, Schweizer sionen eines Erdgas-Kombikraftwerks bzw. Strommix 100–150 g CO2eq/kWh, Erdgas-Kombikraftwerk 400–500 g CO2eq/kWh des aktuellen Strommixes in Europa. [24]. Bei der Erzeugung synthetischer gasför- miger Kraftstoffe aus Wasserstoff und CO2 sind die Kohlenstoffintensität des für die Elektrolyse verwendeten Stroms, die Koh- entlang der verschiedenen P2X-Pfade ist wendung synthetischer Kraftstoffe mit CO2 lenstoffquelle als solche und die mit der die direkte Nutzung von Strom in Batterie- aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe Wärme- und Stromversorgung zur CO2-Ab- fahrzeugen die klimafreundlichere Option, oder der Nutzung mineralischer Quellen scheidung verbundenen CO2-Emissionen die sobald die Stromversorgung mit höheren immer einen zusätzlichen Eintrag von CO2 entscheidenden Faktoren für die gesamten Treibhausgasemissionen verbunden ist als in den natürlichen Kohlenstoffkreislauf Treibhausgasemissionen. Nur Strom mit Strom aus Wasser- oder Windkraftanlagen darstellt, ermöglicht die Abscheidung von einer Kohlenstoffintensität, die so niedrig (Abbildung 6.1). Unter den P2X-Kraftstoffen CO2 aus der Atmosphäre oder biogenen ist wie die von Wasser- oder Windkraft, führt die direkte Nutzung von Wasserstoff Quellen grundsätzlich die Synthese klima- ermöglicht eine erhebliche Reduzierung zu geringeren Klimaauswirkungen als die neutraler Energieträger [22]. Möglichkei- der Treibhausgasemissionen im Vergleich Verwendung von synthetischen Kohlen- ten der Verbesserung der Umweltbilanz zur Verwendung von Erdgas (oder ande- wasserstoffen. Bei synthetischen Kohlen- von P2X ergeben sich im Allgemeinen aus ren fossilen Brennstoffen) als Fahrzeug- wasserstoffen ist die Herkunft des CO2 ein einer verbesserten Prozessintegration mit kraftstoff. Aufgrund der Energieverluste entscheidender Faktor: Während die Ver- der Nutzung von Abwärme.
SCCER Joint Activity 21 Der Standort der P2X-Produktion ist wichtig: Direkter Zugang zu erneuerbarem Strom und ggf. ausreichende Mengen an CO2 sind erforderlich. 6.2 CO2-Quellen dukten aus landwirtschaftlichen Kulturen, gebungsluft enthaltenen CO2, das bereits Grüngut und vor allem Gülle das Potenzial, Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs Für die Herstellung von synthetischem Me- die Menge an verfügbarem Biomethan und ist. Die niedrige CO2-Konzentration in der than und flüssigen synthetischen Kraftstof- biogenem CO2 stark zu erhöhen. Weitere Luft unter 0.1 Vol.-% macht die direkte Luft- fen wird eine Kohlenstoffquelle benötigt, potenzielle biogene CO2-Quellen beziehen abscheidung jedoch im Vergleich zu vielen die auf biogenen, mineralischen oder fos- sich auf die Umwandlung von Holzresten anderen CO2-Abscheidemöglichkeiten ener- silen Rohstoffen basieren kann; auch die durch indirekte Holzvergasung und Met- gieintensiver und teurer. Mit Pilotanlagen Atmosphäre kann als CO2-Quelle dienen. hanisierung dieses Gases, mit anschlies- an mehreren Standorten wird diese Techno- Diese CO2-Quellen müssen in ausreichender sender CO2-Abtrennung. Die Verwendung logie bereits heute in der Schweiz entwickelt Menge und zu wettbewerbsfähigen Kos- von einem Viertel des ungenutzten Holzes und getestet. ten verfügbar sein. Die CO2-Abtrennung in einer entsprechenden Vergasungsanlage benötigt Energie und Infrastruktur, es sei würde die Menge an biogenem CO2 aus be- denn, Biogas wird direkt als Rohstoff für stehenden Biogasanlagen verdoppeln. die direkte CO2-Methanisierung genutzt. Weitere mögliche CO2-Quellen sind statio- Wenn letztendlich der aus CO2 und Was- näre Grossfeuerungsanlagen und Industrie- serstoff erzeugte synthetische gasförmige anlagen wie Müllverbrennungsanlagen (29 oder flüssige Kraftstoff zur Energieum- in der Schweiz) oder Zementwerke (6 in der wandlung verwendet wird (z. B. in einem Schweiz); der Standort der Anlagen ist je- Auto mit Verbrennungsmotor oder in einem doch entscheidend [26]. Die Nutzung dieser Blockheizkraftwerk), entsteht wieder CO2 Quellen bedeutet, CO2 aus einem Gasstrom als Verbrennungsprodukt. Als solches sind zu trennen, der Stickstoff und unverbrann- P2X-Technologien in der Lage, die Emissio- ten Sauerstoff sowie Schwefeloxide, Stick- nen zeitlich zu verschieben, aber sie stellen oxide und viele andere Bestandteile enthält. keine Entfernung von Kohlenstoff aus dem Eine typische CO2-Konzentration im Rauch- Kohlenstoffkreislauf dar. gas dieser Punktquellen liegt unter 20%. Die Eine mögliche Quelle für CO2 ist Biogas, das heutigen Müllverbrennungsanlagen sind aus biogenen Substraten (Klärschlamm, für rund 60 % (4.2 Mt CO2) der CO2-reichen Grünabfälle, landwirtschaftliche Reststoffe Rauchgase in der Schweiz verantwortlich und Gülle) durch anaerobe Vergärung ge- und die 6 Zementwerke für 38 % (2.7 Mt wonnen wird. Je nach Substrat und Prozess CO2). Anlagen auf Biomassebasis stellen kann der CO2-Gehalt des Biogases bis zu 45% einen geringen Anteil dar. Obwohl diese erreichen. Wird das CO2 aus dem Biogas ab- Quellen aus technischer Sicht erhebliche getrennt, bleibt Methan als Hauptprodukt, Mengen an CO2 liefern könnten, könnte das als Biomethan in das Gasnetz einge- die Nähe zu grossen Produktionsstätten für speist oder direkt vor Ort genutzt werden Strom aus erneuerbaren Energien problema- kann. Die heute bestehende Biogasproduk- tisch sein. Liegt die CO2-Quelle in der Nähe tion in der Schweiz (rund 150 Biogasanlagen der P2X-Anlage und der Stromerzeugung, [25]) entspricht einem CO2-Potenzial von können die notwendigen Infrastrukturen rund 0.14 Mio. t CO2 pro Jahr. für CO2 bzw. Stromtransport und damit die Während das Rohstoffpotenzial aus Abwas- Kosten reduziert werden. ser bereits heute weitgehend genutzt wird, Die direkte CO2-Abscheidung aus der Luft hat die anaerobe Vergärung von Nebenpro- ermöglicht die Nutzung des in der Um-
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