Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...

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Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
# 06 10 11 14

Das Magazin der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen

Präventionskampagne »Augen auf und Tasche
zu! Langfinger sind immer unterwegs.«
zweiter bundesweiter blitz-marathon > polizei nrw auf facebook & twitter
Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
editorial

                                                                                                                                      Foto: Jochen Tack
                                     Gemeinsam gegen
                                        Taschendiebe

                                                                         Dieter Schürmann
                                                                 Landeskriminaldirektor nrw

Liebe Leserinnen und Leser,

besonders in den letzten zwei Jahren sind     Dieser Entwicklung will die Polizei nrw ent-    auch den Ermittlungsdruck erhöhen. Viele
die Fallzahlen im Bereich Taschendieb-        schlossen und nachhaltig entgegentreten:        Taschendiebe bleiben unerkannt, weil sie
stahl stark gestiegen: Mit 29.172 Taschen-    Mit der breit angelegten Informations- und      selten auswertbare Spuren hinterlassen
diebstählen im ersten Halbjahr 2014 haben     Präventionskampagne »Augen auf und              und weil die Tat erst viel später entdeckt
diese gegenüber dem Vorjahreszeitraum         Tasche zu! Langfinger sind immer unter-         wird. Für eine erfolgreiche Strafverfolgung
landesweit außerordentlich stark zuge-        wegs« sollen Bürgerinnen und Bürger für         sind fundierte Informationen und schnelle
nommen – um 16 Prozent. Den Opfern ent-       die Gefahren des Taschendiebstahls sen-         Reaktionen daher besonders wichtig. Unser
steht dabei nicht nur ein erheblicher wirt-   sibilisiert und über die neusten Tricks der     gemeinsames Anliegen muss es sein, die
schaftlicher Schaden, weil ihnen durch die    Taschendiebe informiert werden.                 Anzahl und die Qualität der Hinweise zu
Tat Bargeld, Wertsachen und Mobiltelefone       Die Bekämpfung und Verhütung von              erhöhen – denn gute Hinweise ermögli-
abhandenkommen. Hinzu kommt auch der          Taschendiebstahl gelingt am besten, wenn        chen gute Ermittlungsergebnisse. Bürge-
Aufwand, erbeutete Dokumente, Ausweise        wir sie als gemeinsames Ziel verstehen.         rinnen und Bürger sollen deshalb ermutigt
und Schlüssel neu zu beschaffen. Weil bei     Deshalb erscheinen insbesondere direk-          werden, vollendete Taten, aber auch Versu-
vielen Diebstählen außerdem die Arglosig-     tions- und behördenübergreifende Ansätze        che, sofort der Polizei zu melden.
keit der Opfer ausgenutzt oder mit Tricks     zielführend, bei denen Prävention und             Lassen Sie uns mit vereinten Kräften
und Täuschung gearbeitet wird, berüh-         Repression Hand in Hand gehen. Parallel         gegen Taschendiebe vorgehen!
ren diese Taten das Sicherheitsgefühl der     zu der Kampagne, mit der wir die Bevöl-
Betroffenen besonders intensiv.               kerung sensibilisieren, müssen wir daher        Ihr Dieter Schürmann

02   Streife # 06 10 / 11 2014
Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
inhalt

02___ Editorial
51___ Impressum
                                                              technik                                    36___ Facebook und Twitter bei der
                                                                                                         Polizei Wuppertal »Soziale Medien verlan-
                                                                                                         gen Verlässlichkeit und Kontinuität.«

titel
                                                              18___ Multiprojektmanagement sichert       38___ Wechsel im Vorsitz des
                                                              den Erfolg der großen it-Projekte Kom-     Polizeisport­-Kura­toriums lpd Günter
                                                              plexität zähmen – den Wandel meistern      Lange übernimmt Führung des psk
04___ nrw-Aktionswoche gegen Taschen-                         20___ Organisation des Digitalfunks        40___ 17. Polizeilandesmeisterschaften
diebstahl »Augen auf und Tasche zu!«                          in nrw Drei Ansprechstellen regeln         im Tennis Frauke Eppert und Sebastian
10___ Auftaktveranstaltung zur nrw-                           den Betrieb                                Groß gewinnen Gold und erhalten den
Kampagne gegen Taschendiebstahl                                                                          Ehrenpreis des Ministers

                                                              verkehr
Opfer und Zeugen berichten von ihren                                                                     42___ Sechste nrw-Radtour startete im
Erlebnissen                                                                                              Märkischen Kreis Bei hochsommerlichen
1 1___ Aktion gegen Taschendiebstahl in                                                                  Temperaturen eine Herausforderung an
Düsseldorf erfolgreich gegen Langfinger                       24___ Zweiter bundesweiter Blitz-          Mensch und Material
                                                              Marathon nrw stellt die Sicherheit         44___ 27. Deutsche Polizeimeister­

einsatz
                                                              von Kindern in den Fokus                   schaften im Schießen Drei Bronzeme­
                                                              26___ Blitz-Marathon an der                daillen für nrw
                                                              Max-Schule Düsseldorf                      46___ Deutsche Polizeimeisterschaften
13___ Fördermaßnahme »pfiff« unter-                           27___ Blitz-Marathon im Märkischen         im Judo Einmal Gold und zweimal
stützt Fanprojekt aus Mönchengladbach                         Kreis                                      Bronze für nrw
Fußballfans übernehmen Patenschaften                                                                     47___ Koreanische Delegation zu Besuch

                                                              prisma
für Jugendliche                                                                                          in nrw Gemeinsam gegen Cybercrime
                                                                                                         48___ Verabschiedung des Ratslehr­

kriminalität
                                                                                                         ganges und des Lehrganges für Direkt-
                                                              28___ Forschungsprojekt der fhöv »His-     einsteiger Start in den Höheren Dienst
                                                              torische Fenster« machen Geschichte der    49___ Expertenkommission eingerichtet
14___ nrw-Initiative zur Verhinderung                         nordrhein-westfälischen Polizei greifbar   »Bürgernahe Polizei – Den demografi-
von Jugendkriminalität »klarkommen!                           30___ Polizei nrw online – bald            schen Wandel gestalten«
Chancen bieten durch Prävention vor Ort«                      rundum erneuert Fast 90.000 Likes

                                                                                                         personalien
jetzt auch in Köln                                            und noch viele Ideen
16___ 30 Jahre Landesarbeitskreis                             32___ Facebook und Twitter bei der
Jugendhilfe, Polizei und Schule                               Polizei Essen »Ziel muss es sein,
(lak-nrw) Interdisziplinäre Fortbildung                       dem Nutzer einen echten Mehrwert           49___ In neuer Funktion
zu aktuellen Themen                                           zu bringen«

                                                                                                         preisrätsel
                                                              34___ Polizei Köln »Durch die Nutzung
                                                              sozialer Netzwerke präsentieren wir uns
                                                              zeitgemäß.«
                                                              35___ Polizei Dortmund »Eine extreme       50___ Shrek – Das Musical Die Streife
                                                              Reichweitensteigerung unserer Polizeiin-   verlost 2 x 2 Freikarten
                                                              formationen«
                                                                                                                                                       Foto: Karl-Heinz Spremberg
                                          Foto: Jochen Tack

 04      präventionskampagne »augen
         auf und tasche zu!«                                   24     zweiter bundesweiter
                                                                      blitzmarathon                       30      polizei nrw
                                                                                                                  auf facebook und twitter

                                                                                                                           Streife # 06 10 / 11 2014    03
Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
titel

                    »Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs«       alle Kreispolizeibehörden mit mindestens einem Aktionstag.
                    lautet das Motto einer landesweiten Kampagne gegen Taschen-        Auch in nrw steigen die Fallzahlen bei Taschendiebstahl ste-
                    diebstahl. In einer Aktionswoche vom 29. September bis           tig an und die Aufklärungsquote stagniert auf niedrigem Niveau.
                    5. Oktober 2014 machte die Polizei in nrw Bürgerinnen und Bür-   Daher geht die Polizei nrw konsequent – sowohl verdeckt als
                    ger auf das Thema aufmerksam. An der Aktion beteiligten sich     auch offen – gegen Taschendiebe vor. Mit der Kampagne soll ein

                         NRW - Aktions­woche
                         gegen Tasch€ndi bstahl
Foto: Jochen Tack

                    04   Streife # 06 10 / 11 2014
Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
weiterer Anstieg der Fallzahlen verhindert und mittelfristig deren
Sinken erreicht sowie die Aufklärungsquote verbessert werden.
                                                                     M        ehr als 29.000 Mal haben Taschendiebe im ersten Halb-
                                                                              jahr 2014 in nrw bereits zugegriffen. Im letzten Jahr
  Taschendiebe greifen oft dort zu, wo das Gedränge am größ-                  haben diese Täter 135 Diebstähle pro Tag begangen.
ten ist – also am Bahnhof, auf Marktplätzen, in Fußgängerzonen,      Diese Zahlen sind alarmierend. Opfer von Taschendiebstählen
in Kaufhäusern, bei Messen oder Volksfesten.                         verlieren mehr als nur ihr Geld. Ausweise und Schlüssel wieder >

                                                                                                            Streife # 06 10 / 11 2014   05
Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
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                                                                     »Es gehört Mut dazu,
                                                                      einzuschreiten und
                                                                     anderen zu helfen.«
                                                                                          Innenminister Ralf Jäger

zu beschaffen, ist sehr aufwändig und teuer. Persönliche Gegen-
stände und Fotos sind häufig für immer verloren. Sensible Daten
und persönliche Fotos im Smartphone fallen in unbekannte Hände.
Im schlimmsten Fall werden Konto und Kreditkarte leer geräumt
und mit dem Personalausweis Abonnements und Käufe getätigt.
     Innenminister Ralf Jäger kam bei der Eröffnung der Aktions-
woche gegen Taschendiebe in Essen mit Opfern ins Gespräch,
die ihm ihr persönliches Schicksal schilderten. Maike N. war in
einem Kaufhaus auf der Suche nach einem Schnäppchen. Als sie
sich an einem Kleidungsständer näher umsah, stand auf einmal
eine andere vermeintliche Kundin neben ihr. Die Unbekannte ver-
suchte mit einer von dem Kleidungsständer genommenen Hose,
die Handtasche der 46-Jährigen zu verdecken, um so unbemerkt
die Geldbörse zu entwenden. Nicht gerechnet hatte sie allerdings
mit einer Zeugin. Frau B. beobachtete die Taschendiebin und alar-
mierte Maike N. Gemeinsam informierten sie die Polizei und hiel-
ten die Täterin bis zum Eintreffen der Beamten fest. Maike N. ist
nun vorsichtiger geworden.

                                                                    betonte die Geschädigte. »Zivilcourage zu zeigen und Verantwor-

»ich werde                                                          tung zu übernehmen, ist sehr wichtig im Kampf gegen Kriminali-
                                                                    tät«, sagte Jäger. »Es gehört Mut dazu, einzuschreiten und ande-
                                                                    ren zu helfen. Die Zeugin hat in dem Fall sehr gut reagiert. Sie hat

meine wert-                                                         die Geschädigte vor den schlimmen Folgen eines Taschendieb-
                                                                    stahls bewahrt.«

sachen in
                                                                    Professionelle Täter, unbedarfte Opfer
                                                                    Menschen werden häufig Opfer von Taschendieben, die ihr
                                                                    Geschäft gelernt haben. Die Vorgehensweise der Taschendiebe
                                                                    ist dabei vielfältig. Oft gehen die Trickdiebe arbeitsteilig vor. Sie

zukunft                                                             lenken die Opfer ab, indem sie etwa die Geschädigten anrempeln
                                                                    oder im Gedränge einen Stau provozieren. Häufig geben sie auch
                                                                    vor, nach der Uhrzeit oder dem Weg zu fragen. Ein Mittäter nimmt

noch enger                                                          in der Zwischenzeit das Portemonnaie oder das Smartphone aus
                                                                    der Tasche des Opfers und verschwindet unauffällig. Auch Kun-
                                                                    den, die in Geschäften arglos Waren betrachten, Kleidung anpro-

am körper
                                                                    bieren oder ihre Einkäufe erledigen, sind beliebte Opfer von
                                                                    Taschendieben. Das Risiko für die Täter entdeckt zu werden, ist
                                                                    dabei gering. Vielfach wissen die potentiellen Opfer nicht um die
                                                                    Gefahr und wie man sich mit einfachen Verhaltensweisen schüt-

tragen«,                                                            zen kann. Neben dem materiellen Schaden ist die Wiederbe-
                                                                    schaffung der gestohlenen Dokumente mit Aufwand und Kosten

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Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
verbunden. Darüber hinaus sind weitere Schäden durch den                               Konsequente Reaktion der Polizei Nordrhein-Westfalen
rechtswidrigen Einsatz von Personalausweis, Führerschein oder                          Prävention ist das beste Mittel gegen Taschendiebstahl, weil jeder
ec- und Kreditkarten zu befürchten. Neben Portemonnaies sind                           durch sehr einfache Verhaltensweisen sein Risiko, Opfer zu wer-
auch hochwertige Smartphones bei Taschendieben sehr begehrt.                           den minimieren kann.
                         Die Ermittlungen der Polizei werden dadurch erschwert, dass     Aufklärung ist daher wichtig, zum einen über die Tricks der
die Opfer den Diebstahl häufig erst später bemerken. Deshalb ist                       Taschendiebe, denn nur wer Gefahren erkennt, kann ihnen wir-
es oft schwierig, den genauen Tatort zu bestimmen und den Täter                        kungsvoll begegnen, zum anderen über effektiven Selbstschutz.
zu ermitteln. Beobachtungen durch den Bestohlenen oder Zeu-                            Dazu gehören beispielsweise Informationen über die Aufbewah-
gen sind daher selten, Täterbeschreibungen eher die Ausnahme.                          rung von Wertsachen und das Tragen von Taschen. >
Fotos (2): Jochen Tack

                                                                                                                               Streife # 06 10 / 11 2014   07
Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
titel

Die Polizei ist ein kompetenter und professioneller Ansprechpart-
ner für alle Fragen zum Thema Taschendiebstahl. Diese Ausgabe
der Streife stellt die wesentlichen Inhalte der Kampagne »Augen
auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs« mit ihren
Zielsetzungen und Maßnahmen in den Mittelpunkt.
     Darüber hinaus bieten die Konzepte des lka, wie das präven-
tive Fachkonzept zur Aktionswoche und das Rahmenkonzept
zur repressiven und präventiven Bekämpfung des Taschendieb-
stahls eine Vielzahl von Informationen zur direktionsübergreifen-
den präventiven und repressiven Bekämpfung des Taschendieb-
stahls, die nachfolgend an den Beispielen aus Essen und Düssel-
dorf anschaulich erläutert werden.
     Auf dieser Grundlage haben alle Kreispolizeibehörden in der
Aktionswoche mit eigenen örtlichen Konzepten zur erfolgreichen
Umsetzung der Kampagne beigetragen.
     Besonders belastete Kreispolizeibehörden führen darüber hin-
                                                                    Foto: Jochen Tack

aus Schwerpunkttage durch, bei denen regionale Besonderhei-
ten, wie Handydiebstähle in Diskotheken oder Taschendiebstähle
in Kaufhäusern oder auf Weihnachtsmärkten im Mittelpunkt
stehen. /// 				                                Redaktion Streife

@        Weitere Informationen und Hintergründe rund um
         das Thema Taschendiebstahl sind im Intrapol unter
Kriminalität > Prävention > Vermögen/Eigentum zu finden.
Informationen, wie sich Bürgerinnen und Bürger vor
Taschendieben schützen können, hat das lka nrw zusammen­
gestellt unter: www.nrw-gegen-taschendiebe.de

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Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
das fachkonzept für die aktionswoche »augen auf und tasche zu!
langfinger sind immer unterwegs«

Das Ministerium für Inneres und Kommunales hat das Lan-       Die Kreispolizeibehörden sollen im Rahmen der Aktion ziel-
deskriminalamt nrw im Juli 2014 beauftragt, ein aktuelles     gerichtet mit Kooperationspartnern zusammenarbeiten,
Rahmenkonzept zur präventiven und repressiven Bekämp-         um auf das Phänomen »Taschendiebstahl« aufmerksam zu
fung des Taschendiebstahls mit Handlungsempfehlungen          machen. So können etwa Verkehrsbetriebe und der örtliche
für die Kreispolizeibehörden zu erarbeiten. Aufgabe war es,   Einzelhandel die Präventionsempfehlungen der Polizei als
eine landesweite Kampagne insbesondere zur verhalten-         Multiplikatoren an die Bürgerinnen und Bürger vermitteln.
sorientierten Prävention als »Präventionsoffensive« zur         Polizeibeamtinnen und -beamte finden das Fachkonzept
Bekämpfung des Taschendiebstahls zu konzipieren und mit       im IntraPol der Polizei nrw zum Download.
den Kreispolizeibehörden eine Aktionswoche für September
vorzusehen.
  Die entstandene Kampagne setzt auf Emotionalisie-
                                                                                                bürgerorientiert · professionell · rechtsstaatlich
rung durch die Nutzung lebendiger und authentischer Aus-
sagen von Menschen, die bereits Opfer von Taschendieb-                     ientiert
                                                                                      · profes
                                                                                              sionell
                                                                                                        · rechts
                                                                                                                staatlich

                                                                   bürgeror

stahl geworden sind. Dazu sollten die Kreispolizeibehörden
Betroffene ausfindig machen, die für die Kampagne ihre
persönlichen Erlebnisse schildern. Die Betroffenen waren
aufgefordert, ihre eigene Geschichte zu erzählen und die
Konsequenzen der jeweiligen Tat zu veranschaulichen. Auch
die Spannbreite der verschiedenen Tatbegehungsweisen                                  Rahmenkonzept zur repressiven und präventiven   g des
                                                                                                                                     Bekämpfung des
                                                                                                                                ämpfun
                                                                                      Taschendiebstahls                   en Bek
                                                                                                                   äventiv
konnte auf diese Weise dargestellt werden – ohne besondere                                         pressiven und pr
                                                                                           t zur re
                                                                                     konzep
Gewichtung und an regionale Besonderheiten angepasst.                         Rahmen iebstahls
                                                                                    nd
                                                                              Tasche
  Über die Aktionswoche hinaus führen die Kreispoli-
zeibehörden mit einem besonders hohen Aufkommen an
Taschendiebstählen außerdem bis zum 31. Januar 2015
zusätzliche Schwerpunkttage durch. Dabei sollen beson-
dere Themen und Anlässe rund um das Thema Taschen-
diebstahl wie »Diebstahl von Smartphones«, »Diebstahl in
Kaufhäusern«, »Diebstahl in öffentlichen Verkehrsmitteln«
                                                                                                                                                                     .nrw.de
                                                                                                                                                               www.lka.nrw.de
                                                                                                                                                             www.lka

oder »Taschendiebstahl auf Weihnachtsmärkten« aufgegrif-
fen werden.

                                                                                                                                                     Streife # 06 10 / 11 2014   09
Präventionskampagne "Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs." - zweiter bundesweiter blitz-marathon polizei nrw auf facebook & ...
titel

     AuftaktveranstaLtung zur nrw-Kampagne
     gegen Taschendiebstahl
     Opfer und Zeugen berichten von ihren Erlebnissen

Am 29. September startete Innenminister Ralf Jäger im Essener       Botschaften der Kampagne kommen an
Hauptbahnhof die Aktionswoche »Augen auf und Tasche zu! Lang-       Im Anschluss an die Interviews auf der Bühne führten Mitarbeite-
finger sind immer unterwegs« gegen Taschendiebe. Ganz gezielt       rinnen und Mitarbeiter des Essener Kommissariats »Kriminalprä-
hatte das Vorbereitungsteam des Polizeipräsidiums Essen diesen      vention und Opferschutz« die gängigsten Tricks der Taschendiebe
Ort ausgesucht: Denn Diebe greifen oft dort zu, wo das Gedränge     für die Zuschauer und Presseteams vor. Die Reaktionen vieler
am größten ist – etwa an Bahnhöfen.                                 Zuschauer zeigten dabei deutlich, dass die Botschaften der Kam-
                                                                    pagne angekommen waren: Viele Passanten kontrollierten die

D
        er für eine solche Auftaktveranstaltung eher ungewöhnli-    Taschen und Innentaschen ihrer Kleidung und prüften, ob die
        che Ort sorgte nicht nur für ein großes Medienecho, son-    Handtasche auch wirklich verschlossen war. Das Ziel, die Men-
        dern animierte auch viele Bürgerinnen und Bürger ste-       schen für den gefahrenbewussten Umgang mit ihren Wertsachen
henzubleiben und der Veranstaltung zu folgen: Opfer und Zeu-        zu sensibilisieren, war damit erreicht. ///
gen von Taschendiebstählen schilderten ihre Erlebnisse live auf     Stephan Boscheinen, pp Essen
der Bühne und erzählten lebendig und authentisch, wie sie es
erlebt haben, Opfer eines Taschendiebstahls geworden zu sein
oder einen solchen beobachtet zu haben. Mit Souveränität und
Charme moderierten die beiden Essener Polizeibeamten Ursula
Sautmann und Ulrich Schnippenkötter die Auftaktveranstaltung.
Im Interview erläuterte Ralf Jäger die Kernaussagen der Präventi-
onskampagne – geschickt bezogen die Moderatoren dabei Opfer
und Zeugen in das Gespräch mit ein.

10   Streife # 06 10 / 11 2014
Aktionstage gegen
                          Taschendiebstahl
                          in Düsseldorf Erfolgreich
                          gegen Langfinger

                                                                                         Im Zeitraum von März bis
 Fotos (2): Jochen Tack

                                                                                         August 2014 sind bereits
                                                                                         130 Taschen­diebe
                                                                                         festgenommen worden,
                                                                                         während die Anzahl
                                                                                         für das komplette Jahr 2013
                                                                                         bei 66 Festnahmen lag.

                                                                                         »Antanztrick« lenkt Opfer ab
                                                                                         Im Rahmen der landesweiten Aktionswoche unter dem Motto
                                                                                         »Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs«
Düsseldorf bietet eine Vielfalt an Freizeitaktivitäten und Unter-                        führte das Polizeipräsidium Düsseldorf am 30. September 2014
haltungsmöglichkeiten – als weltbekannte Messestadt mit einem                            erneut einen Schwerpunkttag zur Bekämpfung des Taschendieb-
interessanten Arbeitsmarkt zieht die Stadt außerdem Men-                                 stahls durch. Bei der Einsatzplanung wurden – wie bereits an den
schen aus aller Welt an. Diese positiven Eigenschaften haben                             Aktionstagen zuvor – die unterschiedlichen Tatbegehungswei-
aber auch Schattenseiten: Wo so viele Menschen zusammen-                                 sen der Taschendiebe berücksichtigt. Während Diebe in den Mit-
treffen, ergeben sich auch Tatgelegenheiten für professionelle                           tags- und Nachmittagsstunden das Gewühl in Geschäften und
Taschendiebstahlsbanden.                                                                 im Öffentlichen Personennahverkehr suchen, konzentrieren sich
                                                                                         Täter zum Abend hin auf Gaststätten und Restaurants. In der

I
                          m dieser Herausforderung zu begegnen, führt die Polizei seit   Nacht werden vornehmlich alkoholisierte Opfer auf ihrem Nach-
                          März 2014 in der Landeshauptstadt direktionsübergreifende      hauseweg bestohlen. Dabei wenden die Täter den sogenannten
                          Aktionstage zur Bekämpfung des Taschendiebstahls durch.        »Antanztrick« an, bei dem das Opfer durch auffällige Bewegungen
Dabei sind unter anderem Beamtinnen und Beamte verdeckt im                               mit Beinen und Armen von der Tat abgelenkt werden soll.
Einsatz, um Taschendiebe auf frischer Tat festzunehmen. Beglei-
tet wird das Konzept durch zahlreiche Präventionsmaßnahmen.                              Beamte in Zivil und in Uniform unterwegs
So werden zum Beispiel potentielle Opfer gezielt angesprochen                            Am Nachmittag des 30. September lag ein besonderer Schwer-
und auf die Gefahren durch Taschendiebe hingewiesen. Gleichzei-                          punkt in der Präventionsarbeit. Uniformierte Beamtinnen und
tig erhalten die Bürgerinnen und Bürger Informationsmaterial mit                         Beamte standen den Passanten Rede und Antwort. Im Rahmen
Verhaltensempfehlungen. Die Anstrengungen des Polizeipräsidi-                            zahlreicher Aufklärungsgespräche wurden Bürgerinnen und Bür-
ums (pp) Düsseldorf zeigen deutliche Erfolge:                                            ger für das Thema Taschendiebstahl sensibilisiert und mit Info-
                                                                                         material versorgt.
                                                                                           Zur gleichen Zeit befanden sich erste verdeckte Einsatz-
                                                                                         kräfte vor Ort, um frühzeitig Täter zu erkennen und observieren
                                                                                         zu können. Im Laufe des Tages wurde die Anzahl der zivilen Ein-
                                                                                         satzkräfte im repressiven Bereich dann kontinuierlich erhöht.
                                                                                         Am Abend befanden sich schließlich über 50 Zivilkräfte im Ein-
                                                                                         satz. Zeitgleich wurden Livebilder der Kameraüberwachung >

                                                                                                                                Streife # 06 10 / 11 2014   11
titel

ausgewählter Altstadtbereiche in die Befehlsstelle der Führungs-

                                                                                                                              Fotos (2): Jochen Tack
gruppe übertragen und ermöglichten eine zusätzliche Beobach-
tung des Aktionsraums.

Am Ende des Aktionstages
waren über 170 Bürger­                                             Zahlreiche Personen wurden überprüft und drei von ihnen fest-

gespräche geführt und                                              genommen. Besonders erfreulich war, dass an diesem Aktions-
                                                                   tag die Anzahl der angezeigten Taschendiebstähle im Altstadt-
nahezu 500 Info-Flyer                                              und Innenstadtbereich weit unter denen eines vergleichbaren
                                                                   gewöhnlichen Werktages lagen.
zum Thema Taschendiebstahl                                            Aber: Nach dem Aktionstag heißt vor dem Aktionstag – Die

verteilt worden.                                                   Vorbereitungen für weitere Einsätze im Oktober und November
                                                                   laufen bereits! ///		             Marcel Fiebig, pp Düsseldorf

12   Streife # 06 10 / 11 2014
einsatz

Fördermaßnahme »pfiff« unterstützt
Fanprojekt aus Mönchengladbach Fußballfans
übernehmen Patenschaften für Jugendliche

                                                                                                                 »pfiff« – pool zur
                                                                                                                 förderung innova-
                                                                                                                 tiver fußball- und
                                                                                                                 fankultur

                                                                                                                 Im Rahmen der Vereinbarungen

                                                                                        Foto: Dieter Wiechmann
                                                                                                                 zwischen der Innenministerkonfe-
                                                                                                                 renz (imk) und den Fußballverbän-
                                                                                                                 den (dfb/dfl) wurden verschiedene
                                                                                                                 Investitionen in Präventionspro-
                                                                                                                 gramme vereinbart. Zusätzlich zur
                                                                                                                 dauerhaften Erhöhung des Förder-
Im Rahmen des ersten Spieltages der           Im Rahmen des Projekts sollen Angehörige                           anteils der sozialpädagogischen Fan-
Bundesligasaison 2014/15 traf die Mann-       der organisierten Fanszene Mönchenglad-                            projekte nach dem »Nationalen Kon-
schaft von Borussia Mönchengladbach im        bachs eine Patenschaft für sozial benach-                          zept Sport und Sicherheit« (nkss)
Borussia-Park auf den vfb Stuttgart. In der   teiligte Jugendliche übernehmen und sie                            stellen dfb und dfl für die Dauer
Halbzeitpause übergab Innenminister Ralf      bei Fragen und Problemen unterstützen.                             von zunächst drei Jahren pro Sai-
Jäger gemeinsam mit Andreas Rettig, dem       Hintergrund dafür sind die im Bereich der                          son jeweils 500.000 Euro für weitere
Geschäftsführer der Deutschen Fußball         Stadt Mönchengladbach hohe Jugendar-                               Förderprojekte bereit. Die dfl hat
Liga (dfl), und Rolf Königs, dem Präsiden-    beitslosigkeit sowie die ansteigende Zahl                          dazu den Sondertopf »pfiff« einge-
ten von Borussia Mönchengladbach, einen       der Schulabbrecher. Das Fanprojekt Mön-                            richtet, der sich insbesondere der
Scheck aus dem Fördertopf »Pool zur För-      chengladbach wird dazu ein Patenschafts-                           Wiederaufnahme des Dialogs zwi-
derung innovativer Fußball- und Fankul-       büro einrichten, das die Vermittlung der                           schen allen Beteiligten beim Fußball
tur« (»pfiff«) an Philip Hülsen, den Leiter   Jugendlichen und der Paten koordiniert                             widmet. Der »Nationale Ausschuss
des Projekts »Fanpatenschaften«. Das Pro-     und die Paten bei ihrer Arbeit begleitet.                          Sport und Sicherheit« (nass) ist
jekt wird mit 16.000 Euro gefördert, insge-   Für jede Patenschaft wird ein fester Paten-                        bei der Auswahl der zu fördernden
samt beträgt das Budget 20.000 Euro. Die      schaftsplan erstellt, in dem die Laufzeit des                      Projekte beratend tätig und auch
Aktion soll mit zehn bis 15 Paten starten     Projekts und die Ziele des Jugendlichen                            Mitglied der Steuerungsgruppe. Die
und sich dann weiterentwickeln.               vermerkt sind. Der Pate hat pro Monat                              Evaluierung der geförderten Pro-
                                              ein festes Zeitkonto, das an seine eigenen                         jekte (Verfahren, Nachhaltigkeit der

M
         it der aktuellen Scheckübergabe      Möglichkeiten und an die Ansprüche des                             geförderten Projekte u. a.) erfolgt
         soll das Fanprojekt Mönchen-         Jugendlichen angeglichen wird. Das Paten-                          durch die Fachhochschule Potsdam.
         gladbach im Rahmen der Aktion        schaftsbüro organisiert außerdem regel-
»Fanpatenschaft« gefördert werden. Pro-       mäßige Trainings- und Reflektionstreffen
jektpartner sind die Borussia Mönchen-        für die betreuenden Fans.
gladbach Stiftung, der »fpmg Suppor-             Neben der Förderung der begleiteten
ters Club«, die IHK Niederrhein, die Stadt    Jugendlichen dient das Projekt auch der
Mönchengladbach und die Jugendwerk-           Stärkung von positiven Einflüssen inner-
statt »Die Villa« (Jugendförderungswerk       halb der Fanszene von Borussia Mönchen-
Mönchengladbach).                             gladbach. Die Fans können durch ihr Enga-
                                              gement im Projekt soziale Verantwortung
                                              übernehmen und durch die Patenschaft
                                              wertvolle Erfahrungen sammeln. ///
                                              Ralf Hövelmann, mik

                                                                                                                                Streife # 06 10 / 11 2014   13
kriminalität

nrw-Initiative zur Verhinderung von Jugend-
kriminalität »klarkommen! Chancen bieten
durch Prävention vor Ort« jetzt auch in Köln

                                              D
»klarkommen!« in Köln wendet sich vor                 ie Initiative begegnet dem Prob-        Bildung, Kultur und Partizipation. Deren
allem an junge nordafrikanische Flücht-               lem, dass laut Polizei in einigen       speziell ausgebildete Sozialarbeiter sind
linge, die ohne Familie nach Deutschland              Städten in nrw insbesondere Kin-        die zentralen Ansprechpartner und arbei-
gekommen sind. Einige von ihnen sind der      der und Jugendliche mit Zuwanderungs-           ten als Streetworker sowie Kultur- und
Polizei vermehrt durch Taschendiebstähle      hintergrund vermehrt Straftaten begehen.        Sprachmittler, damit Kommunikation mit
und Trickbetrügereien aufgefallen und         Das Ziel von »klarkommen!« ist, die Sicher-     den Jugendlichen möglich ist.
haben in den zurückliegenden Wochen als       heit in den besonders betroffenen Stadt-
sogenannte »Antänzer« für Schlagzeilen        teilen zu erhöhen, damit sich Bürgerinnen       Individuelle Hilfe bei der Integration in
gesorgt. Sie lenken Passanten geschickt       und Bürger auf ihrem Weg durch die Stadt        Deutschland
ab, tanzen sie an oder umarmen sie und        sicher fühlen können. »Die Taten verunsi-       Die Sozialarbeiter sind mit den kulturellen
stehlen ihnen dabei alles, was ihnen in die   chern die Menschen und können zu einem          Sitten und Gebräuchen der betroffenen
Finger kommt.                                 generellen Misstrauen gegenüber Zuwan-          Kinder und Jugendlichen vertraut. Durch
     »Wir wollen diese Jugendlichen davon     derern führen. Deshalb handeln wir«, sagt       eine intensive und kultursensible Beglei-
abhalten, weitere Straftaten zu begehen.      Jäger. Für ihn steht fest: »Zuwanderung ist     tung soll eine Anbindung an das Kölner
Neben einer konsequenten Strafverfol-         Teil eines offenen Europas und bietet viele     Hilfenetz gefördert werden. Verständigung
gung setzen wir hier auf gezielte Präven-     Chancen. Wir profitieren von der kulturel-      und Verständnis spielen besonders in der
tion. Wir wollen den unbegleiteten jugend-    len Vielfalt – und gerade Köln ist eine welt-   Kriminalprävention eine entscheidende
lichen Flüchtlingen helfen, sich in unsere    offene Stadt.«                                  Rolle. Aus diesem Grund kommt den Fach-
Gesellschaft zu integrieren«, so Innenmi-        Das vom Innenministerium finanzierte         kräften von »klarkommen!« eine beson-
nister Ralf Jäger. »klarkommen! Chancen       Projekt wurde in Zusammenarbeit zwi-            dere Bedeutung zu: Sie bilden ein mul-
bieten durch Prävention vor Ort« gibt es      schen der Polizei und der Stadt Köln aus-       tiprofessionelles, multisprachliches und
bereits in Duisburg und Dortmund.             gestaltet. Für »klarkommen!« stehen der         multikulturelles Team. Sie bieten Bera-
                                              Polizei in Köln zwei kompetente Partner         tung auf Arabisch, Französisch, Englisch
                                              zur Seite: Der Kreisverband awo Köln und
                                              Bikup – die Internationale Gesellschaft für

14     Streife # 06 10 / 11 2014
Fotos (5): Julia Fischer

und Deutsch an. Durch den eigenen kultu-        den Ursachen für Kriminalität zu arbeiten.
rellen Hintergrund bringen sie ein beson-       Aufgabe der Initiative ist die frühzeitige
deres Verständnis für die Bedarfslage der       und individuelle Unterstützung von Kin-
Zielgruppe mit. Zu ihren Aufgaben gehört        dern und Jugendlichen, die schon auf die
nicht nur das Dolmetschen und die Über-         schiefe Bahn geraten sind bzw. zu verhin-
windung von sprachlichen Hürden, son-           dern, dass sie weiter in kriminelle Karrie-
dern auch ein kultursensibles Vermitteln,       ren abrutschen.
Intervenieren bei (sozio-)kulturellen Miss-       »klarkommen! Chancen bieten durch
verständnissen und die Beratung aller           Prävention vor Ort« steht für individuelle
Beteiligten. Die Jugendlichen erhalten          Kooperationskonzepte von Polizei und
zum Beispiel gezielte Sprachförderung,          Jugendhilfe. Damit auch zugewanderte Kin-
werden ins Schulsystem vermittelt und ihr       der und Jugendliche aus den ärmsten Regi-
Tagesablauf erhält eine geregelte Struk-        onen Südosteuropas und Afrikas die »Kurve
tur. Gleichzeitig lernen sie die Normen und     kriegen« und hier »klarkommen«.                         ///
Werte unserer Gesellschaft kennen und           Heike Pohlmann, mik nrw
nach ihnen zu handeln.

»Kurve kriegen« als Vorbild
Hintergrund der Initiative »klarkommen!«
sind auch die positiven Erfahrungen aus
der Initiative »Kurve kriegen«, die seit 2011
in Nordrhein-Westfalen als Modellpro-
jekt erprobt wird. Hier geht es darum, an

                                                                                                              Streife # 06 10 / 11 2014   15
kriminalität

30 Jahre Landesarbeitskreis Jugendhilfe,
Polizei und Schule (lak-nrw) Interdisziplinäre
Fortbildung zu aktuellen Themen

                                                                                                                                Straftaten auf und erschwerten bzw. ver-
                                                                                                                                hinderten eine sinnvolle Lösung von Pro-
                                                                                                                                blemen. Auf beiden Seiten waren Vor-
                                                                                                                                urteile, Berührungsängste und gegen-
                                                                                                                                seitiges   Misstrauen    weit    verbreitet.
                                                                                                                                Deswegen wurde der ursprünglich »Sozi-
                                                                                                                                alarbeit und Polizei« genannte Landesar-
                                                                                                                                beitskreis gegründet. Er hatte zunächst

                                                                                                 Fotos (3): Redaktion streife
                                                                                                                                das Ziel, dass die Fachkräfte der Jugend-
                                                                                                                                hilfe und der Polizei bei gemeinsamen
                                                                                                                                Tagungen die Aufgaben und Ziele der
                                                                                                                                jeweils anderen Profession besser kennen-
                                                                                                                                lernen, Vorurteile und Berührungsängste
                                                                                                                                abbauen und Modelle der Zusammenar-
     v. l. n. r.: Martina Leshwange, Klaus Kaulich, Micha Aust, Ulrike Martin, Heike Pohlmann,                                  beit – unter Wahrung ihrer unterschied-
     Jörg Unkrig, Jutta Möllers, Regina Laudage, Carmen Trenz, Jürgen Weiske
                                                                                                                                lichen Aufgaben – entwickeln können. Es
                                                                                                                                wuchs die Erkenntnis, dass auffälliges

                                                       I
»Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind                    m Landesarbeitskreis sind seit dem                                  und schädigendes Verhalten junger Men-
zu erziehen.« Die moderne Umsetzung                         Gründungsjahr 1984 die landeszent-                                  schen weder allein mit polizeilich-repressi-
dieses      afrikanischen       Sprichworts       im        ralen Träger der Jugendhilfe (Schwer-                               ven noch allein mit Mitteln der Kinder- und
Bereich Gewaltprävention sind starke ört-               punkt Jugendschutz) wie die »Arbeitsge-                                 Jugendhilfe zu lösen sind. Im gegenseiti-
liche Netzwerke: Um Kinder und Jugendli-                meinschaft Kinder- und Jugendschutz«                                    gen Dialog wurden sukzessive Leitlinien
che in Risiko- und Gefährdungslagen sowie               (ajs) nrw und die beiden Landesjugend-                                  für ein abgestimmtes Vorgehen entwi-
ihre Familien wirksam zu unterstützen, ist              ämter aus dem Rheinland und Westfalen-                                  ckelt. Außerdem wurde die Polizei mit der
eine abgestimmte, gute Zusammenarbeit                   Lippe vertreten. Mitbegründer und akti-                                 Einrichtung von Kommissariaten »Vorbeu-
zwischen Schulen, Jugendämtern, freien                  ver Partner ist von Anfang an die Polizei                               gung« auch selbst im präventiven Bereich
Jugendhilfeträgern, der Polizei und wei-                mit dem Landeskriminalamt nrw und dem                                   aktiv.
teren Partnern eine wichtige Grundlage.                 Landesamt für Ausbildung, Fortbildung                                      Als in den 1990er Jahren Gewaltvor-
Gemeinsam können Probleme frühzei-                      und Personalangelegenheiten (lafp) nrw.                                 fälle an Schulen zunehmend öffentlich
tig erkannt und Präventionsmaßnahmen                    Seit 2004 ist auch der Bereich Schule, ver-                             diskutiert und in mehreren Studien empi-
ergriffen werden, die von allen getragen                treten durch das Schulministerium nrw,                                  risch untersucht wurden, verstärkten die
werden und einander ergänzen. Der Lan-                  im Landesarbeitskreis aktiv eingebunden.                                Schulen ihre gewaltpräventiven Aktivitä-
desarbeitskreis Jugendhilfe, Polizei und                Im Jahr 2011 wurde der Landesarbeitskreis                               ten. Gemeinsam mit der Jugendhilfe, der
Schule nrw (lak-nrw) unterstützt seit 30                nochmals um die Projektgruppe »Präven-                                  Polizei und weiteren regionalen Partnern
Jahren die Lehr- und Fachkräfte vor Ort in              tion Jugendkriminalität« im Ministerium                                 entwickelten viele Schulen Konzepte und
den Schulen, in Kinder- und Jugendeinrich-              für Inneres und Kommunales (mik) nrw                                    Projekte zur Prävention von Kriminali-
tungen, in den Polizeibehörden sowie in                 erweitert.                                                              tät, Gewalt, sexueller Gewalt, Sucht oder
den kommunalen Gremien und Netzwer-                                                                                             Rechtsextremismus.
ken bei der Bewältigung von Jugendprob-                 Vorurteile abbauen, Vertrauen schaffen
lemen und Verhaltensauffälligkeiten sowie               In den 1970er und 1980er Jahren gab es
bei der Prävention.                                     häufig Konflikte zwischen Sozialpäda-
                                                        gogen und Polizeibeamten. Diese traten
                                                        besonders in den sensiblen Bereichen
                                                        von Jugendauffälligkeiten wie etwa Dro-
                                                        gen, Graffiti oder Straßencliquen sowie

16      Streife # 06 10 / 11 2014
Qualitätskriterien für gute                   Dazu gehören:
Netzwerkarbeit                                >> klare Zuständigkeiten
Heute ist ein Ziel des Landesarbeitskreises   >> feste Ansprechpartner
erreicht: In nahezu allen nordrhein-westfä-   >> gemeinsame Ziele und Projekte
lischen Kommunen gibt es Örtliche Netz-       >> regelmäßige Treffen
werke und Runde Tische zur Kriminali-         >> Kontinuität
täts- oder Gewaltprävention, an denen alle    >> motivierte Mitarbeiterinnen und
an der Erziehung beteiligten Institutionen      Mitarbeiter
mitwirken. Da die Qualität und der Erfolg     >> Kontakte auf Augenhöhe
kommunaler Netzwerke jedoch erheblich         >> Vertrauen sowie
von den persönlichen Voraussetzungen          >> Verlässlichkeit
seiner Mitglieder und den strukturellen       Diese Merkmale kennzeichnen in hohem
Bedingungen abhängt, hat der lak-nrw im       Maße auch die Arbeit des Landesarbeits-
Jahr 2010 bei einer Tagung mit 180 Betei-     kreises Jugendhilfe, Polizei und Schule und
ligten Qualitätskriterien für gute Netz-      erklären, warum er nach 30 Jahren immer
werkarbeit identifiziert.                     noch äußerst konstruktiv und erfolgreich
                                              arbeitet – und alle gerne mitwirken!
                                                                                                Carmen Trenz, ajs Köln

                                              Gemeinsame Fortbildung zu
                                              relevanten Themen                               Besonders für den schulischen Bereich
                                              Der lak-nrw trifft sich vier bis fünf Mal pro   interessant waren Veranstaltungen wie
                                              Jahr. Die Mitglieder tauschen sich über         »Damit Gewalt nicht Schule macht – erfolg-
                                              aktuelle Entwicklungen bei den Jugend-          reiche Strategien – gemeinsames Han-
                                              gefährdungen aus und erörtern, welche           deln«, »Frühe Hilfen statt später Strafen
                                              Gegenmaßnahmen sinnvoll sind. Die Fach-         – was tun mit den unter 15-Jährigen« oder
                                              kräfte der Jugendhilfe und Schule geben         »jung. krass. (un-)demokratisch – Radika-
                                              etwa fachliche Stellungnahmen zu polizei-       lisierung von Jugendlichen vorbeugen«.
                                              lichen Präventionsstrategien und -materi-         Die langjährige kontinuierliche Arbeit
                                              alien, die etwa im Rahmen des Programms         des lak-nrw hat dazu beigetragen, dass
                                              Polizeiliche Kriminalprävention (propk)         die Zusammenarbeit von Kinder- und
                                              erstellt wurden.                                Jugendhilfe, Polizei und Schulen in den
                                                 Seit Bestehen des Landesarbeitskrei-         nordrhein-westfälischen Kommunen opti-
                                              ses Jugendhilfe, Polizei und Schule nrw         miert und fest verankert ist. Auch zukünf-
                                              steht die gemeinsame Fortbildung bei            tig wird der lak-nrw die themenbezogene
                                              Tagungen und großen Kongressen zu The-          Weiterentwicklung von Kooperation und
   Torsten Rex, msw
                                              men wie Gewaltprävention, Kinderdelin-          Vernetzung unterstützen und begleiten. ///
                                              quenz, Prävention von Extremismus und           Torsten Rex, msw
                                              Islamismus, von sexueller und häuslicher
                                              Gewalt, Datenschutz oder Suchtpräven-
                                              tion im Mittelpunkt der Arbeit. Dabei wech-
                                              selt die Federführung der Veranstaltungen
                                              zwischen den beteiligten Organisationen.
                                              Die bislang 19 landesweiten interdisziplinä-
                                              ren Tagungen haben zu den verschiedenen
                                              Themen jeweils einen kompakten Über-
                                              blick über die neueste Forschungslage
                                              gegeben, »Best-Practice«-Modelle vermit-
                                              telt und den Erfahrungsaustausch unter
                                              den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus
                                              Schule, Jugendhilfe und Polizei ermöglicht.
                                              Vor allem aber werden immer gelungene
                                              Beispiele der Vernetzung vorgestellt.

                                                                                                                Streife # 06 10 / 11 2014   17
technik

                                                                                                               epos
     derzeitige
     it-großprojekte:
                                                                                                                                       ted/mvl
     mowin: Modernisierung der Win-
     dows-Infrastruktur der Polizei nrw
     viva: Verfahren zur integrierten
     Vorgangsbearbeitung und Auskunft
                                                                                                                Multiprojekt-
     epos.nrw: Einführung von Pro-
                                                                                                                management
     dukthaushalten zur Outputo-
     rientierten Steuerung - Neues
     RechnungsWesen                                                                                                                            cn-pol ng
                                                                                              mowin
     cn-pol ng: Corporate Network der
                                                Foto: Astrid Fettweiss

     Polizei Next Generation
     mvl: Modernisierung und Verein-
     heitlichung der Leitstellentechnik                                                                              viva
     der Polizei nrw.

Multiprojektmanagement sichert den Erfolg
der großen IT-Projekte Komplexität zähmen –
den Wandel meistern

                                               D
15. Mai 2018, 18.30 Uhr. In der Polizeiwache                                 ieser kurze Blick in eine Polizeiwa-   jährlich etwa 45 Millionen Euro in die Infor-
Schloss Neuhaus in Paderborn startet Poli-                                   che in nicht allzu ferner Zukunft      mationstechnologie der Polizei nrw«,
zeihauptkommissar Stefan Schmidt* sei-                                       offenbart beispielhaft die komple-     berichtet Polizeidirektor Thomas Roosen
nen Windows-8-Rechner und klickt auf das       xen Ergebnisse der it-Großprojekte, an                               vom Ministerium für Inneres und Kommu-
viva-Symbol. Noch eben schnell den Vor-        denen derzeit mehrere hundert Mitarbei-                              nales (mik) nrw. »Diese Investitionen sind
gang zu der Strafanzeige der älteren Dame      terinnen und Mitarbeiter des Landesam-                               für eine moderne und erfolgreiche Polizei-
eingeben und dann ist endlich Feierabend.      tes für Zentrale Polizeiliche Dienste (lzpd                          arbeit in Zeiten des rasanten, technischen
Gott sei Dank sind diese langen Wartezei-      nrw), unterstützt durch externe Fach-                                Wandels zwingend notwendig.«
ten am Rechner Vergangenheit, seitdem die      leute, arbeiten. Alle Projekte haben eines
Bandbreite der Datenanbindungen deutlich       gemeinsam: Sie verändern und verbessern                              Alles hängt mit allem zusammen
erweitert worden ist. Die Server arbeiten      das Arbeitsumfeld aller Beschäftigten der                            »Die Probleme liegen auf der Hand«, sagt
jetzt mit Hochgeschwindigkeit. Schmidts        nrw-Polizei in erheblichem Maße.                                     der Direktor des Landesamts für Zen­
Blick fällt auf den defekten Locher auf sei-                             Es sind wahre Herkulesaufgaben, die        trale Polizeiliche Dienste (lzpd), Jürgen
nem Schreibtisch. Den wollte er noch neu       in den kommenden Jahren bei der Erneu-                               Mathies. »Die technische Herausforde-
bestellen! Geht das außerhalb der Büro-        erung                         der   polizeilichen   Infrastruktur    rung, die Notwendigkeit all diese Pro-
dienstzeiten? Schmidt öffnet die digitale      gestemmt werden: die Einführung des                                  jekte gleichzeitig umsetzen zu müssen
Warenplattform, in dem mehrere Kataloge        Betriebssystems Windows 8 inklusive                                  und die hohe Arbeitsbelastung, insbeson-
zu verschiedenen Produkten angeboten           neuer Office-Produkte, die Einführung des                            dere bei den Spezialisten für it-Sicherheit
werden. Mit drei Klicks ist das Büromate-      neuen Vorgangsbearbeitungssystems viva                               und Softwareentwicklung, zeigen, dass ein
rial im Warenkorb geordert – wie gut, dass     und die komplette Umstellung der Haus-                               übergeordnetes     Gesamtprojektmanage-
es dank epos.nrw-Polizei so einen vielfälti-   haltsführung auf eine hochmoderne Buch-                              ment zwingend notwendig ist, wenn wir
gen Onlineshop gibt.                           haltung. Hinzu kommen viele weitere it-                              unsere Ziele erreichen wollen«, so Mathies.
                                               Projekte, die zu einer modernen Infrastruk-
                                               tur beitragen. »Das Land investiert zurzeit

18     Streife # 06 10 / 11 2014
Es wird schnell deutlich, dass nicht jedes                                                    eine Erhöhung der Bandbreite benötigen,
Projekt unabhängig von anderen Projek-           welche phasen hat                            aber zurzeit wissen diese Projekte noch
ten arbeiten kann. Zum Beispiel viva: Die        ein projekt?                                 nicht, wie groß diese sein muss.« In der
neue Vorgangsbearbeitung benötigt das                                                         Projektleiterkonferenz bekomme sie mit,
Betriebssystem Windows 8. Würde sich             1. Initiierung und Beauftragung              wo diese Projekte gerade stehen und wann
die Einführung des neuen Betriebssys-            2. Analyse und Planung                       sie sich die Informationen abholen muss,
tems verschieben, beträfe das direkt den         3. Realisierung                              die sie benötigt.
Zeitplan von viva. Und der Dominoeffekt          4. Test und Abnahme                             Den Behördenleiter des lzpd nrw ver-
geht weiter: Denn das Landesamt für Aus-         5. Überführung in die                       setzt die Projektleiterkonferenz in die Lage,
bildung, Fortbildung und Personalangele-            Regelorganisation                         steuernd einzugreifen, wenn es erforderlich
genheiten (lafp nrw) hat zum selben Zeit-                                                     ist. »Das betrifft insbesondere die perso-
punkt alle Hände voll zu tun, die Schulung                                                    nellen Ressourcen. Wenn sich herausstellt,
von bis zu 40.000 Mitarbeiterinnen und         mowin. »Wenn ich Mitarbeiter aus dem           dass mehrere Projekte die glei-chen Fach-
Mitarbeitern zu organisieren – neben den       Produktivbereich bitten muss, für eine         leute zur gleichen Zeit benötigen, dann
typischen Aufgaben der zentralen Fortbil-      Konferenz etwas vorzubereiten, dann ste-       müssen Prioritäten gesetzt wer-den – auch
dung. »Kommt es in einem Projekt zu Ver-       hen sie für diesen Zeitraum anderweitig        in der zeitlichen Abfolge. Das Multiprojekt-
zögerungen, kann das zu einem Kaskaden-        nicht zur Verfügung. Bei einem so zeitkriti-   management liefert mir wich-tige Informa-
effekt von Behinderungen in anderen Pro-       schen Projekt wie mowin ist das durchaus       tionen, um solche Entscheidungen fundiert
jekten führen«, warnt Mathies. »Vor allem      spürbar.« Allerdings steht für Kunst dem       treffen zu können, weil die Folgen deutli-
dann, wenn wir die Risiken und Abhängig-       Aufwand ein wesentlicher Nutzen gegen-         cher sichtbar sind«, erläutert Mathies. Dar-
keiten nicht schnell genug erkennen.«          über. »Wir finden in diesem Gremium viel       über hinaus entfalten die it-Projekte eine
                                               schneller Lösungen, als es zuvor der Fall      beträchtliche Wirkung in die Polizeibehör-
Parallele Planung und Steuerung nötig          war«, sagt Kunst. In der Projektleiterkon-     den hinein – in nahezu allen Projektteams
Wie ist es angesichts dessen möglich, sich     ferenz lösen wir Probleme auf Zuruf oder       wirken bereits heute Fachleute aus den
in diesem Dschungel an Komplexität den         in der Diskussion und können sofort fest-      Behörden mit. Und nicht zuletzt wird ein
Überblick zu verschaffen und zu behal-         legen, welcher nächste Schritt der richtige    Großteil der »Installationsarbeiten« von
ten? Die Antwort: durch Multiprojekt-          ist. Das empfinde ich als sehr wertvoll.«      dem technischen Personal der Polizeibe-
management, also die parallele Planung           Darüber hinaus hilft der Umstand, regel-     hörden erledigt.
und Durchführung mehrerer voneinander          mäßig eine Pause davon zu haben, aktuel-
abhängiger Projekte. Das durch das mik         le Projektstände und Budget-Daten erhe-        Alle Infos auf einen Blick
initiierte und auf die neue Herausforde-       ben zu müssen, immer wieder ein Stück          Darüber hinaus liefert das Multiprojekt-
rung   angepasste    Multiprojektmanage-       weiter. »Die anderen Projektleiter schauen     management dem lzpd die notwendigen
ment hat in den vergangenen Monaten Ins-       mit anderen Augen auf meine Probleme –         Informationen, um dem viermal jährlich
trumente entwickelt, mit denen es möglich      das hilft bei der Analyse. Wenn ich struktu-   tagenden erweiterten it-Lenkungsaus-
ist, bei dem lzpd planend und steuernd auf     riert die Risiken betrachte, kann ich sehen,   schuss im mik fundiert berichten zu kön-
alle Projekte einzuwirken, wie etwa die Pro-   dass mein Risiko auch Auswirkungen auf         nen. In der Projektleiterkonferenz kristal-
jektleiterkonferenz. In dieser Runde treffen   andere Projekte hat. Das öffnet schon ein      lisiert sich im Detail heraus, welche Pro-
sich unter der Leitung von Jürgen Mathies      wenig die Augen«, so Rüdiger Kunst.            bleme im lzpd nrw hausintern gelöst
nicht nur die Projektleiter und die verant-      Ulrike Nickel, Leiterin des Projektes        werden können – und bei welchen Hil-
wortlichen Abteilungsleiter, sondern auch      cnpol-ng sieht das ähnlich. »Ich bin sehr      fen oder strategische Entscheiungen des
die Verantwortlichen des lafp nrw. Denn        für Qualität. Und Qualität funktioniert nur    Ministeriums erforderlich sind. Vorteil für
aus den tiefgreifenden Veränderungen           über das Vier-Augen-Prinzip.« Dabei helfe      das Ministerium: Es gibt einen Bericht,
ergibt sich ein großer Schulungsbedarf.        es sehr, dass in der Konferenz auch andere     der mit den Leitern aller Großprojekte
Da garantiert sein muss, dass das jeweilige    Projektleiter sitzen, die aufgrund ihrer       abgestimmt ist. Darüber hinaus sind die
Budget wirtschaftlich und effizient einge-     Erfahrung gute Ideen beisteuern können.        Berichte standardisiert, sodass der Soll-
setzt wird, sind Haushaltsführung und          Für Ulrike Nickel ist die Projektleiterkon-    Ist-Vergleich nicht mühsam herausgefil-
Haushaltsrecht ebenfalls Themen in die-        ferenz auch eine Informationsquelle aus        tert werden muss. »Wir sind uns sicher,
ser Runde.                                     erster Hand. »Neben den Telefonanlagen         mit dieser Form des Managements unsere
                                               haben wir auch das Thema wan auf der           Ziele zu erreichen«, sagt Mathies. »Und
Gemeinsame Analyse,                            Liste.« wan steht für Wide Area Network        wir wissen, dass wir sie erreichen müs-
schnellere Lösungen                            und damit für die »Datenautobahn« der          sen. Denn es geht um nicht weniger als die
»Die Projektleiterkonferenz ist durchaus       Polizei nrw. »Ich weiß, das viva und mowin     Funktionsfähigkeit der nordrhein-westfäli-
eine zusätzliche Belastung«, sagt Polizeidi-                                                  schen Polizei.« /// Olaf Peters, lzpd nrw
rektor Rüdiger Kunst, Leiter des Projektes                                                    *Name ist frei erfunden.

                                                                                                                  Streife # 06 10 / 11 2014   19
technik

Organisation des Digitalfunks in nrw
Drei Ansprechstellen regeln den Betrieb

Der initiale Aufbau des Digitalfunknetzes        Organisationsformen, die jeder Digital-       der Behörden und Organisationen mit
in nrw ist weitestgehend abgeschlossen.          funknutzer in Nordrhein-Westfalen ken-        Sicherheitsaufgaben (bdbos) gewährleis-
Im Sommer 2014 beendete der letzte von           nen sollte, um zu verstehen, welche           tet die Einheitlichkeit des Digitalfunks in
neun Teilnetzabschnitten die Phase des           Stelle für welche Aufgabe zuständig und       Deutschland und ist für die Gesamtkoor-
erweiterten Probebetriebes. »Technischer         Ansprechpartner ist, sind die »Autorisierte   dination verantwortlich. Das lzpd mit der
Wirkbetrieb in der Aufbauphase« heißt            Stelle nrw«, das »Control Center Digital-     Autorisierten Stelle nrw ist hingegen über
der Status, in dem sich das Netz nun offi-       funk« (ccd) und die »Taktisch Technische      den Bereich der Polizei hinaus zuständig
ziell landesweit befindet. Nachdem auch          Betriebsstelle« (ttb).                        für alle »Blaulichtorganisationen«, die mit
eine Lösung zur Anbindung der Leitstellen                                                      dem Digitalfunk arbeiten. »Das ist in der
der Polizei an den Digitalfunk geschaffen        Autorisierte Stelle nrw                       Tat ein Novum für diese Behörde!«
wurde, steht einem echten Wirkbetrieb für        Die Tage des Projektes ted sind gezählt,
die Polizei jetzt nichts mehr im Wege.           der Übergang in die Linienorganisation des    Je Bundesland eine Autorisierte Stelle
                                                 lzpd nrw ist in Vorbereitung. Damit nimmt     Jedes Bundesland hat nur eine einzige

D
          ie für den Digitalfunk wichtigen       eine Organisationsform immer mehr Kon-        Autorisierte Stelle. »Aber nicht jedes Bun-
          Organisationen selbst sind bereits     tur an, die künftig eine zentrale Bedeutung   desland hat alle Aufgaben des Digitalfunks
          von der Aufbauphase in den Regel-      im landesweiten Digitalfunk haben wird:       ausschließlich unter das Dach der Autori-
betrieb übergegangen. Allen voran das            die »Autorisierte Stelle nrw«, angesie-       sierten Stelle gepackt, wie wir das in nrw
Projekt    »Technische      Einführung   Digi-   delt im lzpd nrw. »Die Autorisierte Stelle    gemacht haben«, sagt Heintz. Alle Auf-
talfunk« (ted) im Landesamt für Zent-            nrw ist für alle technischen und betrieb-     gaben, die zurzeit noch vom Projekt ted
rale Polizeiliche Dienste (lzpd) nrw, das        lichen Themen der zentrale Ansprech-          wahrgenommen werden – wie etwa die
unter Führung des Ministerium für Inne-          partner, sowohl gegenüber der Bundesan-       Überwachung und Optimierung des Net-
res und Kommunales (mik) die Herkule-            stalt für den Digitalfunk der Behörden und    zes, die Beseitigung von Versorgungslü-
saufgabe des Netzaufbaus für alle Behör-         Organisationen mit Sicherheitsaufgaben        cken, die Ausgabe der bos-Sicherheitskar-
den und Organisationen mit Sicherheits-          als auch gegenüber allen anderen Autori-      ten, die Softwareupdates der Polizeifunk-
aufgaben (bos) gestemmt hat. Die drei            sierten Stellen und gegenüber allen Digi-     geräte, das Management der Rufgruppen
                                                 talfunk-Nutzern«, erklärt Regierungsdi-
                                                 rektor Ludger Heintz, Leiter des Projektes
                                                 ted. Die Bundesanstalt für den Digitalfunk

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Fotos (2): lzpd

oder die Ausstattung der Fahrzeuge mit        direkt beim ccd anruft. Die erste Adresse       zeitlich verlegen, wenn die Landesleitstelle
Digitalfunk – gehen an die Autorisierte       für Nutzeranfragen ist immer die zustän-        plötzliche Großlagen in dem betreffenden
Stelle nrw über. Oder anders gesagt: Das      dige so genannte »Taktisch Technische           Gebiet meldet. »Dies macht die enge Ver-
Projekt ted wird in Zukunft in der Autori-    Betriebsstelle« (ttb). Die Mitarbeiter die-     zahnung von Taktik und Technik deutlich.«
sierten Stelle nrw aufgehen.                  ser Stellen nehmen dann Kontakt mit dem         Kräftemäßig soll das ccd für den Regel-
                                              ccd auf, falls dies erforderlich sein sollte.   betrieb noch um sechs Fachkräfte aufge-
ccd – der »Single-Point-of-Contact«           »Das ccd überwacht sieben Tage in der           stockt werden. »Wir wünschen uns an die-
»Autorisierte Stelle? Brauchen wir nicht!     Woche rund um die Uhr das gesamte Digi-         ser Stelle gerne Mitarbeiter als Verstär-
Bei Fragen und Problemen rufen wir immer      talfunknetz in nrw«, so Ludger Heintz.          kung, die die betrieblichen Abläufe und
beim ccd an!« Diese Aussage eines Techni-     In der »Leitstellenetage« im Neubau des         Strukturen der Feuerwehr kennen«, sagt
kers aus einer Kreispolizeibehörde macht      lzpd nrw in Duisburg arbeiten derzeit           Ludger Heintz.
deutlich, dass die Organisationsformen        15 Fachleute im Schichtbetrieb des ccd,
und Gremien des Digitalfunks noch nicht       zumeist Ingenieure und Techniker der            ttb – Anlaufstelle für alle Nutzerfragen
überall hinreichend bekannt sind. Tech-       Fachrichtung Elektrotechnik oder Nach-          Da es sich anfangs bei den Fragen der Nut-
niker aus den Kreispolizeibehörden, die       richtentechnik. Sie befinden sich in enger      zer noch häufig um Probleme des Hand-
beim Control Center Digitalfunk (ccd)         Nachbarschaft zur it-Leitstelle und zur         lings oder um einfache Verständnisfragen
anrufen, stehen damit automatisch mit         Landesleitstelle. Die kurzen Wege sind          handelt und nicht gleich eine technische
der Autorisierten Stelle NRW in Kontakt.      gewollt, denn Störungen im Digitalfunk-         Störung des Digitalfunknetzes vorliegt,
Denn das ccd ist ein Teil der Autorisier-     netz können sich auf Einsatzlagen aus-          sind die »Taktisch Technischen Betriebs-
ten Stelle nrw. »Das ccd ist der Single-      wirken. Die Landesleitstelle braucht in         stellen« (ttb) als erste Anlaufstelle ein-
Point-of-Contact im Land«, erklärt Lud-       solchen Fällen schnellstmöglich Informa-        gerichtet worden. Und zwar sowohl bei
ger Heintz. Das bedeutet: Alle technischen    tionen über die Verfügbarkeit von Kommu-        der Polizei als auch bei den Feuerweh-
Anfragen, Probleme und Störungsmeldun-        nikationsmitteln. Andersherum kann das          ren. Auch die ttb müssen rund um die
gen laufen immer über das ccd, ganz egal,     ccd geplante Wartungsarbeiten am Netz,          Uhr besetzt sein. »Aus diesem Grund
ob sie aus den Reihen der Polizei, der Feu-   etwa an einer Basisstation, stoppen und         sind sie in der Regel bei den Leitstellen
erwehr oder anderen bos kommen. Aber:                                                         der Polizei und den Leitstellen der Feu-
»Single-Point-of-Contact bedeutet nicht,                                                      erwehren angesiedelt.« Rund 100 Tak-
dass jeder Nutzer, der ein Problem hat,                                                       tisch Technische Betriebsstellen gibt es >

                                                                                                               Streife # 06 10 / 11 2014   21
Der Betrieb des Digitalfunks – Kommunikationsbeziehungen

                            Behörde                       lzpd                   mik                          außerhalb nrw

                                                                                                                  bdbos
      Nutzer pol                      ttb
                                                                                                         Dienstleister/ System­
                                                                                                                lieferant

                                                                                                         Projektgruppen andere
     Nutzer npolga                    ttb
                                                                                                              Länder/Bund
                                                           as                   kst
                                                                                                         as andere Länder/Bund
                                                          nrw                   nrw
                                                                                                          Zentraler technischer
      Nutzer VfS                      ttb
                                                                                                            Betrieb in Berlin

                                                                                                       Bundesamt für Sicherheit in
                                                                                                        der Informationstechnik
     Nutzer Justiz                    ttb
                                                                                                                     ...

in Nordrhein-Westfalen, je zur Hälfte bei    ccd darüber informiert und das Ticket        Koordinierende Stelle nrw –
der Polizei und den Feuerwehren.             geschlossen. Die ttb wiederum kann nun       strategischer Rahmengeber
     Egal ob ein Akku defekt ist, man die    selbst den Nutzer informieren, bei dem das   Neben der Autorisierten Stelle nrw, dem
dmo-Gruppe nicht erreichen kann, die         Problem ursprünglich aufgetreten ist.        Control Center Digitalfunk und der Tak-
Gateway-Schaltung nicht funktioniert oder                                                 tisch Technischen Betriebsstelle gibt es
man sich in einer Region ohne Funkverbin-    Arbeitsaufteilung sichert                    noch eine weitere wichtige Instanz, die
dung befindet – Digitalfunk-Nutzer, die in   reibungslosen Ablauf                         »Koordinierende Stelle nrw«. Sie ist im
ihrem Alltag mit solchen Problemen kon-      »Diese vorgegebenen Kommunikations-          Ministerium für Inneres und Kommunales
frontiert werden oder auch einfach nur       wege sind notwenig, damit die Fachleute      angesiedelt und hat weniger mit dem ope-
Fragen zur Bedienung haben, wenden sich      ausreichend Zeit haben, an der Beseiti-      rativen Betrieb des Digitalfunks zu tun. Sie
zunächst an die eigene ttb. Die Mitarbei-    gung tatsächlich vorhandener Störungen       gibt den strategischen Rahmen vor, wäh-
ter der ttb prüfen dann, ob sie das Prob-    des Netzes zu arbeiten«, erläutert ted-      rend die Autorisierte Stelle für die ope-
lem selbst lösen oder die Fragen beant-      Projektleiter Ludger Heintz das Verfahren.   rativ-technische Umsetzung dieses Rah-
worten können. Wenn nicht, informieren       »Ich bin davon überzeugt, dass die Kolle-    mens sorgt – oder anders ausgedrückt: ihn
sie das ccd – und stoßen damit die Erstel-   ginnen und Kollegen der ttb in den Behör-    mit Leben füllt. Die Koordinierende Stelle
lung eines »Tickets« an. Die Fachleute des   den viele Anfragen der Nutzer, gerade in     vertritt die Interessen des Landes nrw
ccd gehen der Sache anschließend nach        der Anfangsphase, selbst beantworten         gegenüber den anderen 15 Ländern und
und beantworten die Anfrage bzw. behe-       können.« Nach Einführung des Digital-        dem Bund und bündelt die Interessen und
ben die Störung selbst oder reichen sie      funks werden in Nordrhein-Westfalen rund     Bedarfe aller bos in nrw, also der Justiz,
zur weiteren Bearbeitung an die techni-      205.000 Personen mit der neuen Technik       des Verfassungsschutzes sowie den Orga-
schen Fachabteilungen der Autorisierten      arbeiten – und diesen stehen nur zwei bis    nisationen der nichtpolizeilichen Gefah-
Stelle weiter. Ist das Problem gelöst oder   drei Experten je Schicht im ccd gegenüber.   renabwehr, wie der Feuerwehr, dem Ret-
die Anfrage beantwortet, wird die ttb vom    Das ccd als direkter Ansprechpartner         tungsdienst und den Hilfsorganisationen.
                                             wäre bei einer Vielzahl von Anfragen prak-
                                             tisch lahmgelegt. »Das macht deutlich,
                                             warum die Taktisch Technischen Betriebs-
                                             stellen als Mittler zwischen den Nutzern
                                             und dem ccd zwingend erforderlich sind.«

22     Streife # 06 10 / 11 2014
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