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# 06 10 11 14 Das Magazin der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen Präventionskampagne »Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs.« zweiter bundesweiter blitz-marathon > polizei nrw auf facebook & twitter
editorial Foto: Jochen Tack Gemeinsam gegen Taschendiebe Dieter Schürmann Landeskriminaldirektor nrw Liebe Leserinnen und Leser, besonders in den letzten zwei Jahren sind Dieser Entwicklung will die Polizei nrw ent- auch den Ermittlungsdruck erhöhen. Viele die Fallzahlen im Bereich Taschendieb- schlossen und nachhaltig entgegentreten: Taschendiebe bleiben unerkannt, weil sie stahl stark gestiegen: Mit 29.172 Taschen- Mit der breit angelegten Informations- und selten auswertbare Spuren hinterlassen diebstählen im ersten Halbjahr 2014 haben Präventionskampagne »Augen auf und und weil die Tat erst viel später entdeckt diese gegenüber dem Vorjahreszeitraum Tasche zu! Langfinger sind immer unter- wird. Für eine erfolgreiche Strafverfolgung landesweit außerordentlich stark zuge- wegs« sollen Bürgerinnen und Bürger für sind fundierte Informationen und schnelle nommen – um 16 Prozent. Den Opfern ent- die Gefahren des Taschendiebstahls sen- Reaktionen daher besonders wichtig. Unser steht dabei nicht nur ein erheblicher wirt- sibilisiert und über die neusten Tricks der gemeinsames Anliegen muss es sein, die schaftlicher Schaden, weil ihnen durch die Taschendiebe informiert werden. Anzahl und die Qualität der Hinweise zu Tat Bargeld, Wertsachen und Mobiltelefone Die Bekämpfung und Verhütung von erhöhen – denn gute Hinweise ermögli- abhandenkommen. Hinzu kommt auch der Taschendiebstahl gelingt am besten, wenn chen gute Ermittlungsergebnisse. Bürge- Aufwand, erbeutete Dokumente, Ausweise wir sie als gemeinsames Ziel verstehen. rinnen und Bürger sollen deshalb ermutigt und Schlüssel neu zu beschaffen. Weil bei Deshalb erscheinen insbesondere direk- werden, vollendete Taten, aber auch Versu- vielen Diebstählen außerdem die Arglosig- tions- und behördenübergreifende Ansätze che, sofort der Polizei zu melden. keit der Opfer ausgenutzt oder mit Tricks zielführend, bei denen Prävention und Lassen Sie uns mit vereinten Kräften und Täuschung gearbeitet wird, berüh- Repression Hand in Hand gehen. Parallel gegen Taschendiebe vorgehen! ren diese Taten das Sicherheitsgefühl der zu der Kampagne, mit der wir die Bevöl- Betroffenen besonders intensiv. kerung sensibilisieren, müssen wir daher Ihr Dieter Schürmann 02 Streife # 06 10 / 11 2014
inhalt 02___ Editorial 51___ Impressum technik 36___ Facebook und Twitter bei der Polizei Wuppertal »Soziale Medien verlan- gen Verlässlichkeit und Kontinuität.« titel 18___ Multiprojektmanagement sichert 38___ Wechsel im Vorsitz des den Erfolg der großen it-Projekte Kom- Polizeisport-Kuratoriums lpd Günter plexität zähmen – den Wandel meistern Lange übernimmt Führung des psk 04___ nrw-Aktionswoche gegen Taschen- 20___ Organisation des Digitalfunks 40___ 17. Polizeilandesmeisterschaften diebstahl »Augen auf und Tasche zu!« in nrw Drei Ansprechstellen regeln im Tennis Frauke Eppert und Sebastian 10___ Auftaktveranstaltung zur nrw- den Betrieb Groß gewinnen Gold und erhalten den Kampagne gegen Taschendiebstahl Ehrenpreis des Ministers verkehr Opfer und Zeugen berichten von ihren 42___ Sechste nrw-Radtour startete im Erlebnissen Märkischen Kreis Bei hochsommerlichen 1 1___ Aktion gegen Taschendiebstahl in Temperaturen eine Herausforderung an Düsseldorf erfolgreich gegen Langfinger 24___ Zweiter bundesweiter Blitz- Mensch und Material Marathon nrw stellt die Sicherheit 44___ 27. Deutsche Polizeimeister einsatz von Kindern in den Fokus schaften im Schießen Drei Bronzeme 26___ Blitz-Marathon an der daillen für nrw Max-Schule Düsseldorf 46___ Deutsche Polizeimeisterschaften 13___ Fördermaßnahme »pfiff« unter- 27___ Blitz-Marathon im Märkischen im Judo Einmal Gold und zweimal stützt Fanprojekt aus Mönchengladbach Kreis Bronze für nrw Fußballfans übernehmen Patenschaften 47___ Koreanische Delegation zu Besuch prisma für Jugendliche in nrw Gemeinsam gegen Cybercrime 48___ Verabschiedung des Ratslehr kriminalität ganges und des Lehrganges für Direkt- 28___ Forschungsprojekt der fhöv »His- einsteiger Start in den Höheren Dienst torische Fenster« machen Geschichte der 49___ Expertenkommission eingerichtet 14___ nrw-Initiative zur Verhinderung nordrhein-westfälischen Polizei greifbar »Bürgernahe Polizei – Den demografi- von Jugendkriminalität »klarkommen! 30___ Polizei nrw online – bald schen Wandel gestalten« Chancen bieten durch Prävention vor Ort« rundum erneuert Fast 90.000 Likes personalien jetzt auch in Köln und noch viele Ideen 16___ 30 Jahre Landesarbeitskreis 32___ Facebook und Twitter bei der Jugendhilfe, Polizei und Schule Polizei Essen »Ziel muss es sein, (lak-nrw) Interdisziplinäre Fortbildung dem Nutzer einen echten Mehrwert 49___ In neuer Funktion zu aktuellen Themen zu bringen« preisrätsel 34___ Polizei Köln »Durch die Nutzung sozialer Netzwerke präsentieren wir uns zeitgemäß.« 35___ Polizei Dortmund »Eine extreme 50___ Shrek – Das Musical Die Streife Reichweitensteigerung unserer Polizeiin- verlost 2 x 2 Freikarten formationen« Foto: Karl-Heinz Spremberg Foto: Jochen Tack 04 präventionskampagne »augen auf und tasche zu!« 24 zweiter bundesweiter blitzmarathon 30 polizei nrw auf facebook und twitter Streife # 06 10 / 11 2014 03
titel »Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs« alle Kreispolizeibehörden mit mindestens einem Aktionstag. lautet das Motto einer landesweiten Kampagne gegen Taschen- Auch in nrw steigen die Fallzahlen bei Taschendiebstahl ste- diebstahl. In einer Aktionswoche vom 29. September bis tig an und die Aufklärungsquote stagniert auf niedrigem Niveau. 5. Oktober 2014 machte die Polizei in nrw Bürgerinnen und Bür- Daher geht die Polizei nrw konsequent – sowohl verdeckt als ger auf das Thema aufmerksam. An der Aktion beteiligten sich auch offen – gegen Taschendiebe vor. Mit der Kampagne soll ein NRW - Aktionswoche gegen Tasch€ndi bstahl Foto: Jochen Tack 04 Streife # 06 10 / 11 2014
weiterer Anstieg der Fallzahlen verhindert und mittelfristig deren Sinken erreicht sowie die Aufklärungsquote verbessert werden. M ehr als 29.000 Mal haben Taschendiebe im ersten Halb- jahr 2014 in nrw bereits zugegriffen. Im letzten Jahr Taschendiebe greifen oft dort zu, wo das Gedränge am größ- haben diese Täter 135 Diebstähle pro Tag begangen. ten ist – also am Bahnhof, auf Marktplätzen, in Fußgängerzonen, Diese Zahlen sind alarmierend. Opfer von Taschendiebstählen in Kaufhäusern, bei Messen oder Volksfesten. verlieren mehr als nur ihr Geld. Ausweise und Schlüssel wieder > Streife # 06 10 / 11 2014 05
titel »Es gehört Mut dazu, einzuschreiten und anderen zu helfen.« Innenminister Ralf Jäger zu beschaffen, ist sehr aufwändig und teuer. Persönliche Gegen- stände und Fotos sind häufig für immer verloren. Sensible Daten und persönliche Fotos im Smartphone fallen in unbekannte Hände. Im schlimmsten Fall werden Konto und Kreditkarte leer geräumt und mit dem Personalausweis Abonnements und Käufe getätigt. Innenminister Ralf Jäger kam bei der Eröffnung der Aktions- woche gegen Taschendiebe in Essen mit Opfern ins Gespräch, die ihm ihr persönliches Schicksal schilderten. Maike N. war in einem Kaufhaus auf der Suche nach einem Schnäppchen. Als sie sich an einem Kleidungsständer näher umsah, stand auf einmal eine andere vermeintliche Kundin neben ihr. Die Unbekannte ver- suchte mit einer von dem Kleidungsständer genommenen Hose, die Handtasche der 46-Jährigen zu verdecken, um so unbemerkt die Geldbörse zu entwenden. Nicht gerechnet hatte sie allerdings mit einer Zeugin. Frau B. beobachtete die Taschendiebin und alar- mierte Maike N. Gemeinsam informierten sie die Polizei und hiel- ten die Täterin bis zum Eintreffen der Beamten fest. Maike N. ist nun vorsichtiger geworden. betonte die Geschädigte. »Zivilcourage zu zeigen und Verantwor- »ich werde tung zu übernehmen, ist sehr wichtig im Kampf gegen Kriminali- tät«, sagte Jäger. »Es gehört Mut dazu, einzuschreiten und ande- ren zu helfen. Die Zeugin hat in dem Fall sehr gut reagiert. Sie hat meine wert- die Geschädigte vor den schlimmen Folgen eines Taschendieb- stahls bewahrt.« sachen in Professionelle Täter, unbedarfte Opfer Menschen werden häufig Opfer von Taschendieben, die ihr Geschäft gelernt haben. Die Vorgehensweise der Taschendiebe ist dabei vielfältig. Oft gehen die Trickdiebe arbeitsteilig vor. Sie zukunft lenken die Opfer ab, indem sie etwa die Geschädigten anrempeln oder im Gedränge einen Stau provozieren. Häufig geben sie auch vor, nach der Uhrzeit oder dem Weg zu fragen. Ein Mittäter nimmt noch enger in der Zwischenzeit das Portemonnaie oder das Smartphone aus der Tasche des Opfers und verschwindet unauffällig. Auch Kun- den, die in Geschäften arglos Waren betrachten, Kleidung anpro- am körper bieren oder ihre Einkäufe erledigen, sind beliebte Opfer von Taschendieben. Das Risiko für die Täter entdeckt zu werden, ist dabei gering. Vielfach wissen die potentiellen Opfer nicht um die Gefahr und wie man sich mit einfachen Verhaltensweisen schüt- tragen«, zen kann. Neben dem materiellen Schaden ist die Wiederbe- schaffung der gestohlenen Dokumente mit Aufwand und Kosten 06 Streife # 06 10 / 11 2014
verbunden. Darüber hinaus sind weitere Schäden durch den Konsequente Reaktion der Polizei Nordrhein-Westfalen rechtswidrigen Einsatz von Personalausweis, Führerschein oder Prävention ist das beste Mittel gegen Taschendiebstahl, weil jeder ec- und Kreditkarten zu befürchten. Neben Portemonnaies sind durch sehr einfache Verhaltensweisen sein Risiko, Opfer zu wer- auch hochwertige Smartphones bei Taschendieben sehr begehrt. den minimieren kann. Die Ermittlungen der Polizei werden dadurch erschwert, dass Aufklärung ist daher wichtig, zum einen über die Tricks der die Opfer den Diebstahl häufig erst später bemerken. Deshalb ist Taschendiebe, denn nur wer Gefahren erkennt, kann ihnen wir- es oft schwierig, den genauen Tatort zu bestimmen und den Täter kungsvoll begegnen, zum anderen über effektiven Selbstschutz. zu ermitteln. Beobachtungen durch den Bestohlenen oder Zeu- Dazu gehören beispielsweise Informationen über die Aufbewah- gen sind daher selten, Täterbeschreibungen eher die Ausnahme. rung von Wertsachen und das Tragen von Taschen. > Fotos (2): Jochen Tack Streife # 06 10 / 11 2014 07
titel Die Polizei ist ein kompetenter und professioneller Ansprechpart- ner für alle Fragen zum Thema Taschendiebstahl. Diese Ausgabe der Streife stellt die wesentlichen Inhalte der Kampagne »Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs« mit ihren Zielsetzungen und Maßnahmen in den Mittelpunkt. Darüber hinaus bieten die Konzepte des lka, wie das präven- tive Fachkonzept zur Aktionswoche und das Rahmenkonzept zur repressiven und präventiven Bekämpfung des Taschendieb- stahls eine Vielzahl von Informationen zur direktionsübergreifen- den präventiven und repressiven Bekämpfung des Taschendieb- stahls, die nachfolgend an den Beispielen aus Essen und Düssel- dorf anschaulich erläutert werden. Auf dieser Grundlage haben alle Kreispolizeibehörden in der Aktionswoche mit eigenen örtlichen Konzepten zur erfolgreichen Umsetzung der Kampagne beigetragen. Besonders belastete Kreispolizeibehörden führen darüber hin- Foto: Jochen Tack aus Schwerpunkttage durch, bei denen regionale Besonderhei- ten, wie Handydiebstähle in Diskotheken oder Taschendiebstähle in Kaufhäusern oder auf Weihnachtsmärkten im Mittelpunkt stehen. /// Redaktion Streife @ Weitere Informationen und Hintergründe rund um das Thema Taschendiebstahl sind im Intrapol unter Kriminalität > Prävention > Vermögen/Eigentum zu finden. Informationen, wie sich Bürgerinnen und Bürger vor Taschendieben schützen können, hat das lka nrw zusammen gestellt unter: www.nrw-gegen-taschendiebe.de 08 Streife # 06 10 / 11 2014
das fachkonzept für die aktionswoche »augen auf und tasche zu! langfinger sind immer unterwegs« Das Ministerium für Inneres und Kommunales hat das Lan- Die Kreispolizeibehörden sollen im Rahmen der Aktion ziel- deskriminalamt nrw im Juli 2014 beauftragt, ein aktuelles gerichtet mit Kooperationspartnern zusammenarbeiten, Rahmenkonzept zur präventiven und repressiven Bekämp- um auf das Phänomen »Taschendiebstahl« aufmerksam zu fung des Taschendiebstahls mit Handlungsempfehlungen machen. So können etwa Verkehrsbetriebe und der örtliche für die Kreispolizeibehörden zu erarbeiten. Aufgabe war es, Einzelhandel die Präventionsempfehlungen der Polizei als eine landesweite Kampagne insbesondere zur verhalten- Multiplikatoren an die Bürgerinnen und Bürger vermitteln. sorientierten Prävention als »Präventionsoffensive« zur Polizeibeamtinnen und -beamte finden das Fachkonzept Bekämpfung des Taschendiebstahls zu konzipieren und mit im IntraPol der Polizei nrw zum Download. den Kreispolizeibehörden eine Aktionswoche für September vorzusehen. Die entstandene Kampagne setzt auf Emotionalisie- bürgerorientiert · professionell · rechtsstaatlich rung durch die Nutzung lebendiger und authentischer Aus- sagen von Menschen, die bereits Opfer von Taschendieb- ientiert · profes sionell · rechts staatlich bürgeror stahl geworden sind. Dazu sollten die Kreispolizeibehörden Betroffene ausfindig machen, die für die Kampagne ihre persönlichen Erlebnisse schildern. Die Betroffenen waren aufgefordert, ihre eigene Geschichte zu erzählen und die Konsequenzen der jeweiligen Tat zu veranschaulichen. Auch die Spannbreite der verschiedenen Tatbegehungsweisen Rahmenkonzept zur repressiven und präventiven g des Bekämpfung des ämpfun Taschendiebstahls en Bek äventiv konnte auf diese Weise dargestellt werden – ohne besondere pressiven und pr t zur re konzep Gewichtung und an regionale Besonderheiten angepasst. Rahmen iebstahls nd Tasche Über die Aktionswoche hinaus führen die Kreispoli- zeibehörden mit einem besonders hohen Aufkommen an Taschendiebstählen außerdem bis zum 31. Januar 2015 zusätzliche Schwerpunkttage durch. Dabei sollen beson- dere Themen und Anlässe rund um das Thema Taschen- diebstahl wie »Diebstahl von Smartphones«, »Diebstahl in Kaufhäusern«, »Diebstahl in öffentlichen Verkehrsmitteln« .nrw.de www.lka.nrw.de www.lka oder »Taschendiebstahl auf Weihnachtsmärkten« aufgegrif- fen werden. Streife # 06 10 / 11 2014 09
titel AuftaktveranstaLtung zur nrw-Kampagne gegen Taschendiebstahl Opfer und Zeugen berichten von ihren Erlebnissen Am 29. September startete Innenminister Ralf Jäger im Essener Botschaften der Kampagne kommen an Hauptbahnhof die Aktionswoche »Augen auf und Tasche zu! Lang- Im Anschluss an die Interviews auf der Bühne führten Mitarbeite- finger sind immer unterwegs« gegen Taschendiebe. Ganz gezielt rinnen und Mitarbeiter des Essener Kommissariats »Kriminalprä- hatte das Vorbereitungsteam des Polizeipräsidiums Essen diesen vention und Opferschutz« die gängigsten Tricks der Taschendiebe Ort ausgesucht: Denn Diebe greifen oft dort zu, wo das Gedränge für die Zuschauer und Presseteams vor. Die Reaktionen vieler am größten ist – etwa an Bahnhöfen. Zuschauer zeigten dabei deutlich, dass die Botschaften der Kam- pagne angekommen waren: Viele Passanten kontrollierten die D er für eine solche Auftaktveranstaltung eher ungewöhnli- Taschen und Innentaschen ihrer Kleidung und prüften, ob die che Ort sorgte nicht nur für ein großes Medienecho, son- Handtasche auch wirklich verschlossen war. Das Ziel, die Men- dern animierte auch viele Bürgerinnen und Bürger ste- schen für den gefahrenbewussten Umgang mit ihren Wertsachen henzubleiben und der Veranstaltung zu folgen: Opfer und Zeu- zu sensibilisieren, war damit erreicht. /// gen von Taschendiebstählen schilderten ihre Erlebnisse live auf Stephan Boscheinen, pp Essen der Bühne und erzählten lebendig und authentisch, wie sie es erlebt haben, Opfer eines Taschendiebstahls geworden zu sein oder einen solchen beobachtet zu haben. Mit Souveränität und Charme moderierten die beiden Essener Polizeibeamten Ursula Sautmann und Ulrich Schnippenkötter die Auftaktveranstaltung. Im Interview erläuterte Ralf Jäger die Kernaussagen der Präventi- onskampagne – geschickt bezogen die Moderatoren dabei Opfer und Zeugen in das Gespräch mit ein. 10 Streife # 06 10 / 11 2014
Aktionstage gegen Taschendiebstahl in Düsseldorf Erfolgreich gegen Langfinger Im Zeitraum von März bis Fotos (2): Jochen Tack August 2014 sind bereits 130 Taschendiebe festgenommen worden, während die Anzahl für das komplette Jahr 2013 bei 66 Festnahmen lag. »Antanztrick« lenkt Opfer ab Im Rahmen der landesweiten Aktionswoche unter dem Motto »Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs« Düsseldorf bietet eine Vielfalt an Freizeitaktivitäten und Unter- führte das Polizeipräsidium Düsseldorf am 30. September 2014 haltungsmöglichkeiten – als weltbekannte Messestadt mit einem erneut einen Schwerpunkttag zur Bekämpfung des Taschendieb- interessanten Arbeitsmarkt zieht die Stadt außerdem Men- stahls durch. Bei der Einsatzplanung wurden – wie bereits an den schen aus aller Welt an. Diese positiven Eigenschaften haben Aktionstagen zuvor – die unterschiedlichen Tatbegehungswei- aber auch Schattenseiten: Wo so viele Menschen zusammen- sen der Taschendiebe berücksichtigt. Während Diebe in den Mit- treffen, ergeben sich auch Tatgelegenheiten für professionelle tags- und Nachmittagsstunden das Gewühl in Geschäften und Taschendiebstahlsbanden. im Öffentlichen Personennahverkehr suchen, konzentrieren sich Täter zum Abend hin auf Gaststätten und Restaurants. In der I m dieser Herausforderung zu begegnen, führt die Polizei seit Nacht werden vornehmlich alkoholisierte Opfer auf ihrem Nach- März 2014 in der Landeshauptstadt direktionsübergreifende hauseweg bestohlen. Dabei wenden die Täter den sogenannten Aktionstage zur Bekämpfung des Taschendiebstahls durch. »Antanztrick« an, bei dem das Opfer durch auffällige Bewegungen Dabei sind unter anderem Beamtinnen und Beamte verdeckt im mit Beinen und Armen von der Tat abgelenkt werden soll. Einsatz, um Taschendiebe auf frischer Tat festzunehmen. Beglei- tet wird das Konzept durch zahlreiche Präventionsmaßnahmen. Beamte in Zivil und in Uniform unterwegs So werden zum Beispiel potentielle Opfer gezielt angesprochen Am Nachmittag des 30. September lag ein besonderer Schwer- und auf die Gefahren durch Taschendiebe hingewiesen. Gleichzei- punkt in der Präventionsarbeit. Uniformierte Beamtinnen und tig erhalten die Bürgerinnen und Bürger Informationsmaterial mit Beamte standen den Passanten Rede und Antwort. Im Rahmen Verhaltensempfehlungen. Die Anstrengungen des Polizeipräsidi- zahlreicher Aufklärungsgespräche wurden Bürgerinnen und Bür- ums (pp) Düsseldorf zeigen deutliche Erfolge: ger für das Thema Taschendiebstahl sensibilisiert und mit Info- material versorgt. Zur gleichen Zeit befanden sich erste verdeckte Einsatz- kräfte vor Ort, um frühzeitig Täter zu erkennen und observieren zu können. Im Laufe des Tages wurde die Anzahl der zivilen Ein- satzkräfte im repressiven Bereich dann kontinuierlich erhöht. Am Abend befanden sich schließlich über 50 Zivilkräfte im Ein- satz. Zeitgleich wurden Livebilder der Kameraüberwachung > Streife # 06 10 / 11 2014 11
titel ausgewählter Altstadtbereiche in die Befehlsstelle der Führungs- Fotos (2): Jochen Tack gruppe übertragen und ermöglichten eine zusätzliche Beobach- tung des Aktionsraums. Am Ende des Aktionstages waren über 170 Bürger Zahlreiche Personen wurden überprüft und drei von ihnen fest- gespräche geführt und genommen. Besonders erfreulich war, dass an diesem Aktions- tag die Anzahl der angezeigten Taschendiebstähle im Altstadt- nahezu 500 Info-Flyer und Innenstadtbereich weit unter denen eines vergleichbaren gewöhnlichen Werktages lagen. zum Thema Taschendiebstahl Aber: Nach dem Aktionstag heißt vor dem Aktionstag – Die verteilt worden. Vorbereitungen für weitere Einsätze im Oktober und November laufen bereits! /// Marcel Fiebig, pp Düsseldorf 12 Streife # 06 10 / 11 2014
einsatz Fördermaßnahme »pfiff« unterstützt Fanprojekt aus Mönchengladbach Fußballfans übernehmen Patenschaften für Jugendliche »pfiff« – pool zur förderung innova- tiver fußball- und fankultur Im Rahmen der Vereinbarungen Foto: Dieter Wiechmann zwischen der Innenministerkonfe- renz (imk) und den Fußballverbän- den (dfb/dfl) wurden verschiedene Investitionen in Präventionspro- gramme vereinbart. Zusätzlich zur dauerhaften Erhöhung des Förder- Im Rahmen des ersten Spieltages der Im Rahmen des Projekts sollen Angehörige anteils der sozialpädagogischen Fan- Bundesligasaison 2014/15 traf die Mann- der organisierten Fanszene Mönchenglad- projekte nach dem »Nationalen Kon- schaft von Borussia Mönchengladbach im bachs eine Patenschaft für sozial benach- zept Sport und Sicherheit« (nkss) Borussia-Park auf den vfb Stuttgart. In der teiligte Jugendliche übernehmen und sie stellen dfb und dfl für die Dauer Halbzeitpause übergab Innenminister Ralf bei Fragen und Problemen unterstützen. von zunächst drei Jahren pro Sai- Jäger gemeinsam mit Andreas Rettig, dem Hintergrund dafür sind die im Bereich der son jeweils 500.000 Euro für weitere Geschäftsführer der Deutschen Fußball Stadt Mönchengladbach hohe Jugendar- Förderprojekte bereit. Die dfl hat Liga (dfl), und Rolf Königs, dem Präsiden- beitslosigkeit sowie die ansteigende Zahl dazu den Sondertopf »pfiff« einge- ten von Borussia Mönchengladbach, einen der Schulabbrecher. Das Fanprojekt Mön- richtet, der sich insbesondere der Scheck aus dem Fördertopf »Pool zur För- chengladbach wird dazu ein Patenschafts- Wiederaufnahme des Dialogs zwi- derung innovativer Fußball- und Fankul- büro einrichten, das die Vermittlung der schen allen Beteiligten beim Fußball tur« (»pfiff«) an Philip Hülsen, den Leiter Jugendlichen und der Paten koordiniert widmet. Der »Nationale Ausschuss des Projekts »Fanpatenschaften«. Das Pro- und die Paten bei ihrer Arbeit begleitet. Sport und Sicherheit« (nass) ist jekt wird mit 16.000 Euro gefördert, insge- Für jede Patenschaft wird ein fester Paten- bei der Auswahl der zu fördernden samt beträgt das Budget 20.000 Euro. Die schaftsplan erstellt, in dem die Laufzeit des Projekte beratend tätig und auch Aktion soll mit zehn bis 15 Paten starten Projekts und die Ziele des Jugendlichen Mitglied der Steuerungsgruppe. Die und sich dann weiterentwickeln. vermerkt sind. Der Pate hat pro Monat Evaluierung der geförderten Pro- ein festes Zeitkonto, das an seine eigenen jekte (Verfahren, Nachhaltigkeit der M it der aktuellen Scheckübergabe Möglichkeiten und an die Ansprüche des geförderten Projekte u. a.) erfolgt soll das Fanprojekt Mönchen- Jugendlichen angeglichen wird. Das Paten- durch die Fachhochschule Potsdam. gladbach im Rahmen der Aktion schaftsbüro organisiert außerdem regel- »Fanpatenschaft« gefördert werden. Pro- mäßige Trainings- und Reflektionstreffen jektpartner sind die Borussia Mönchen- für die betreuenden Fans. gladbach Stiftung, der »fpmg Suppor- Neben der Förderung der begleiteten ters Club«, die IHK Niederrhein, die Stadt Jugendlichen dient das Projekt auch der Mönchengladbach und die Jugendwerk- Stärkung von positiven Einflüssen inner- statt »Die Villa« (Jugendförderungswerk halb der Fanszene von Borussia Mönchen- Mönchengladbach). gladbach. Die Fans können durch ihr Enga- gement im Projekt soziale Verantwortung übernehmen und durch die Patenschaft wertvolle Erfahrungen sammeln. /// Ralf Hövelmann, mik Streife # 06 10 / 11 2014 13
kriminalität nrw-Initiative zur Verhinderung von Jugend- kriminalität »klarkommen! Chancen bieten durch Prävention vor Ort« jetzt auch in Köln D »klarkommen!« in Köln wendet sich vor ie Initiative begegnet dem Prob- Bildung, Kultur und Partizipation. Deren allem an junge nordafrikanische Flücht- lem, dass laut Polizei in einigen speziell ausgebildete Sozialarbeiter sind linge, die ohne Familie nach Deutschland Städten in nrw insbesondere Kin- die zentralen Ansprechpartner und arbei- gekommen sind. Einige von ihnen sind der der und Jugendliche mit Zuwanderungs- ten als Streetworker sowie Kultur- und Polizei vermehrt durch Taschendiebstähle hintergrund vermehrt Straftaten begehen. Sprachmittler, damit Kommunikation mit und Trickbetrügereien aufgefallen und Das Ziel von »klarkommen!« ist, die Sicher- den Jugendlichen möglich ist. haben in den zurückliegenden Wochen als heit in den besonders betroffenen Stadt- sogenannte »Antänzer« für Schlagzeilen teilen zu erhöhen, damit sich Bürgerinnen Individuelle Hilfe bei der Integration in gesorgt. Sie lenken Passanten geschickt und Bürger auf ihrem Weg durch die Stadt Deutschland ab, tanzen sie an oder umarmen sie und sicher fühlen können. »Die Taten verunsi- Die Sozialarbeiter sind mit den kulturellen stehlen ihnen dabei alles, was ihnen in die chern die Menschen und können zu einem Sitten und Gebräuchen der betroffenen Finger kommt. generellen Misstrauen gegenüber Zuwan- Kinder und Jugendlichen vertraut. Durch »Wir wollen diese Jugendlichen davon derern führen. Deshalb handeln wir«, sagt eine intensive und kultursensible Beglei- abhalten, weitere Straftaten zu begehen. Jäger. Für ihn steht fest: »Zuwanderung ist tung soll eine Anbindung an das Kölner Neben einer konsequenten Strafverfol- Teil eines offenen Europas und bietet viele Hilfenetz gefördert werden. Verständigung gung setzen wir hier auf gezielte Präven- Chancen. Wir profitieren von der kulturel- und Verständnis spielen besonders in der tion. Wir wollen den unbegleiteten jugend- len Vielfalt – und gerade Köln ist eine welt- Kriminalprävention eine entscheidende lichen Flüchtlingen helfen, sich in unsere offene Stadt.« Rolle. Aus diesem Grund kommt den Fach- Gesellschaft zu integrieren«, so Innenmi- Das vom Innenministerium finanzierte kräften von »klarkommen!« eine beson- nister Ralf Jäger. »klarkommen! Chancen Projekt wurde in Zusammenarbeit zwi- dere Bedeutung zu: Sie bilden ein mul- bieten durch Prävention vor Ort« gibt es schen der Polizei und der Stadt Köln aus- tiprofessionelles, multisprachliches und bereits in Duisburg und Dortmund. gestaltet. Für »klarkommen!« stehen der multikulturelles Team. Sie bieten Bera- Polizei in Köln zwei kompetente Partner tung auf Arabisch, Französisch, Englisch zur Seite: Der Kreisverband awo Köln und Bikup – die Internationale Gesellschaft für 14 Streife # 06 10 / 11 2014
Fotos (5): Julia Fischer und Deutsch an. Durch den eigenen kultu- den Ursachen für Kriminalität zu arbeiten. rellen Hintergrund bringen sie ein beson- Aufgabe der Initiative ist die frühzeitige deres Verständnis für die Bedarfslage der und individuelle Unterstützung von Kin- Zielgruppe mit. Zu ihren Aufgaben gehört dern und Jugendlichen, die schon auf die nicht nur das Dolmetschen und die Über- schiefe Bahn geraten sind bzw. zu verhin- windung von sprachlichen Hürden, son- dern, dass sie weiter in kriminelle Karrie- dern auch ein kultursensibles Vermitteln, ren abrutschen. Intervenieren bei (sozio-)kulturellen Miss- »klarkommen! Chancen bieten durch verständnissen und die Beratung aller Prävention vor Ort« steht für individuelle Beteiligten. Die Jugendlichen erhalten Kooperationskonzepte von Polizei und zum Beispiel gezielte Sprachförderung, Jugendhilfe. Damit auch zugewanderte Kin- werden ins Schulsystem vermittelt und ihr der und Jugendliche aus den ärmsten Regi- Tagesablauf erhält eine geregelte Struk- onen Südosteuropas und Afrikas die »Kurve tur. Gleichzeitig lernen sie die Normen und kriegen« und hier »klarkommen«. /// Werte unserer Gesellschaft kennen und Heike Pohlmann, mik nrw nach ihnen zu handeln. »Kurve kriegen« als Vorbild Hintergrund der Initiative »klarkommen!« sind auch die positiven Erfahrungen aus der Initiative »Kurve kriegen«, die seit 2011 in Nordrhein-Westfalen als Modellpro- jekt erprobt wird. Hier geht es darum, an Streife # 06 10 / 11 2014 15
kriminalität 30 Jahre Landesarbeitskreis Jugendhilfe, Polizei und Schule (lak-nrw) Interdisziplinäre Fortbildung zu aktuellen Themen Straftaten auf und erschwerten bzw. ver- hinderten eine sinnvolle Lösung von Pro- blemen. Auf beiden Seiten waren Vor- urteile, Berührungsängste und gegen- seitiges Misstrauen weit verbreitet. Deswegen wurde der ursprünglich »Sozi- alarbeit und Polizei« genannte Landesar- beitskreis gegründet. Er hatte zunächst Fotos (3): Redaktion streife das Ziel, dass die Fachkräfte der Jugend- hilfe und der Polizei bei gemeinsamen Tagungen die Aufgaben und Ziele der jeweils anderen Profession besser kennen- lernen, Vorurteile und Berührungsängste abbauen und Modelle der Zusammenar- v. l. n. r.: Martina Leshwange, Klaus Kaulich, Micha Aust, Ulrike Martin, Heike Pohlmann, beit – unter Wahrung ihrer unterschied- Jörg Unkrig, Jutta Möllers, Regina Laudage, Carmen Trenz, Jürgen Weiske lichen Aufgaben – entwickeln können. Es wuchs die Erkenntnis, dass auffälliges I »Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind m Landesarbeitskreis sind seit dem und schädigendes Verhalten junger Men- zu erziehen.« Die moderne Umsetzung Gründungsjahr 1984 die landeszent- schen weder allein mit polizeilich-repressi- dieses afrikanischen Sprichworts im ralen Träger der Jugendhilfe (Schwer- ven noch allein mit Mitteln der Kinder- und Bereich Gewaltprävention sind starke ört- punkt Jugendschutz) wie die »Arbeitsge- Jugendhilfe zu lösen sind. Im gegenseiti- liche Netzwerke: Um Kinder und Jugendli- meinschaft Kinder- und Jugendschutz« gen Dialog wurden sukzessive Leitlinien che in Risiko- und Gefährdungslagen sowie (ajs) nrw und die beiden Landesjugend- für ein abgestimmtes Vorgehen entwi- ihre Familien wirksam zu unterstützen, ist ämter aus dem Rheinland und Westfalen- ckelt. Außerdem wurde die Polizei mit der eine abgestimmte, gute Zusammenarbeit Lippe vertreten. Mitbegründer und akti- Einrichtung von Kommissariaten »Vorbeu- zwischen Schulen, Jugendämtern, freien ver Partner ist von Anfang an die Polizei gung« auch selbst im präventiven Bereich Jugendhilfeträgern, der Polizei und wei- mit dem Landeskriminalamt nrw und dem aktiv. teren Partnern eine wichtige Grundlage. Landesamt für Ausbildung, Fortbildung Als in den 1990er Jahren Gewaltvor- Gemeinsam können Probleme frühzei- und Personalangelegenheiten (lafp) nrw. fälle an Schulen zunehmend öffentlich tig erkannt und Präventionsmaßnahmen Seit 2004 ist auch der Bereich Schule, ver- diskutiert und in mehreren Studien empi- ergriffen werden, die von allen getragen treten durch das Schulministerium nrw, risch untersucht wurden, verstärkten die werden und einander ergänzen. Der Lan- im Landesarbeitskreis aktiv eingebunden. Schulen ihre gewaltpräventiven Aktivitä- desarbeitskreis Jugendhilfe, Polizei und Im Jahr 2011 wurde der Landesarbeitskreis ten. Gemeinsam mit der Jugendhilfe, der Schule nrw (lak-nrw) unterstützt seit 30 nochmals um die Projektgruppe »Präven- Polizei und weiteren regionalen Partnern Jahren die Lehr- und Fachkräfte vor Ort in tion Jugendkriminalität« im Ministerium entwickelten viele Schulen Konzepte und den Schulen, in Kinder- und Jugendeinrich- für Inneres und Kommunales (mik) nrw Projekte zur Prävention von Kriminali- tungen, in den Polizeibehörden sowie in erweitert. tät, Gewalt, sexueller Gewalt, Sucht oder den kommunalen Gremien und Netzwer- Rechtsextremismus. ken bei der Bewältigung von Jugendprob- Vorurteile abbauen, Vertrauen schaffen lemen und Verhaltensauffälligkeiten sowie In den 1970er und 1980er Jahren gab es bei der Prävention. häufig Konflikte zwischen Sozialpäda- gogen und Polizeibeamten. Diese traten besonders in den sensiblen Bereichen von Jugendauffälligkeiten wie etwa Dro- gen, Graffiti oder Straßencliquen sowie 16 Streife # 06 10 / 11 2014
Qualitätskriterien für gute Dazu gehören: Netzwerkarbeit >> klare Zuständigkeiten Heute ist ein Ziel des Landesarbeitskreises >> feste Ansprechpartner erreicht: In nahezu allen nordrhein-westfä- >> gemeinsame Ziele und Projekte lischen Kommunen gibt es Örtliche Netz- >> regelmäßige Treffen werke und Runde Tische zur Kriminali- >> Kontinuität täts- oder Gewaltprävention, an denen alle >> motivierte Mitarbeiterinnen und an der Erziehung beteiligten Institutionen Mitarbeiter mitwirken. Da die Qualität und der Erfolg >> Kontakte auf Augenhöhe kommunaler Netzwerke jedoch erheblich >> Vertrauen sowie von den persönlichen Voraussetzungen >> Verlässlichkeit seiner Mitglieder und den strukturellen Diese Merkmale kennzeichnen in hohem Bedingungen abhängt, hat der lak-nrw im Maße auch die Arbeit des Landesarbeits- Jahr 2010 bei einer Tagung mit 180 Betei- kreises Jugendhilfe, Polizei und Schule und ligten Qualitätskriterien für gute Netz- erklären, warum er nach 30 Jahren immer werkarbeit identifiziert. noch äußerst konstruktiv und erfolgreich arbeitet – und alle gerne mitwirken! Carmen Trenz, ajs Köln Gemeinsame Fortbildung zu relevanten Themen Besonders für den schulischen Bereich Der lak-nrw trifft sich vier bis fünf Mal pro interessant waren Veranstaltungen wie Jahr. Die Mitglieder tauschen sich über »Damit Gewalt nicht Schule macht – erfolg- aktuelle Entwicklungen bei den Jugend- reiche Strategien – gemeinsames Han- gefährdungen aus und erörtern, welche deln«, »Frühe Hilfen statt später Strafen Gegenmaßnahmen sinnvoll sind. Die Fach- – was tun mit den unter 15-Jährigen« oder kräfte der Jugendhilfe und Schule geben »jung. krass. (un-)demokratisch – Radika- etwa fachliche Stellungnahmen zu polizei- lisierung von Jugendlichen vorbeugen«. lichen Präventionsstrategien und -materi- Die langjährige kontinuierliche Arbeit alien, die etwa im Rahmen des Programms des lak-nrw hat dazu beigetragen, dass Polizeiliche Kriminalprävention (propk) die Zusammenarbeit von Kinder- und erstellt wurden. Jugendhilfe, Polizei und Schulen in den Seit Bestehen des Landesarbeitskrei- nordrhein-westfälischen Kommunen opti- ses Jugendhilfe, Polizei und Schule nrw miert und fest verankert ist. Auch zukünf- steht die gemeinsame Fortbildung bei tig wird der lak-nrw die themenbezogene Tagungen und großen Kongressen zu The- Weiterentwicklung von Kooperation und Torsten Rex, msw men wie Gewaltprävention, Kinderdelin- Vernetzung unterstützen und begleiten. /// quenz, Prävention von Extremismus und Torsten Rex, msw Islamismus, von sexueller und häuslicher Gewalt, Datenschutz oder Suchtpräven- tion im Mittelpunkt der Arbeit. Dabei wech- selt die Federführung der Veranstaltungen zwischen den beteiligten Organisationen. Die bislang 19 landesweiten interdisziplinä- ren Tagungen haben zu den verschiedenen Themen jeweils einen kompakten Über- blick über die neueste Forschungslage gegeben, »Best-Practice«-Modelle vermit- telt und den Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Schule, Jugendhilfe und Polizei ermöglicht. Vor allem aber werden immer gelungene Beispiele der Vernetzung vorgestellt. Streife # 06 10 / 11 2014 17
technik epos derzeitige it-großprojekte: ted/mvl mowin: Modernisierung der Win- dows-Infrastruktur der Polizei nrw viva: Verfahren zur integrierten Vorgangsbearbeitung und Auskunft Multiprojekt- epos.nrw: Einführung von Pro- management dukthaushalten zur Outputo- rientierten Steuerung - Neues RechnungsWesen cn-pol ng mowin cn-pol ng: Corporate Network der Foto: Astrid Fettweiss Polizei Next Generation mvl: Modernisierung und Verein- heitlichung der Leitstellentechnik viva der Polizei nrw. Multiprojektmanagement sichert den Erfolg der großen IT-Projekte Komplexität zähmen – den Wandel meistern D 15. Mai 2018, 18.30 Uhr. In der Polizeiwache ieser kurze Blick in eine Polizeiwa- jährlich etwa 45 Millionen Euro in die Infor- Schloss Neuhaus in Paderborn startet Poli- che in nicht allzu ferner Zukunft mationstechnologie der Polizei nrw«, zeihauptkommissar Stefan Schmidt* sei- offenbart beispielhaft die komple- berichtet Polizeidirektor Thomas Roosen nen Windows-8-Rechner und klickt auf das xen Ergebnisse der it-Großprojekte, an vom Ministerium für Inneres und Kommu- viva-Symbol. Noch eben schnell den Vor- denen derzeit mehrere hundert Mitarbei- nales (mik) nrw. »Diese Investitionen sind gang zu der Strafanzeige der älteren Dame terinnen und Mitarbeiter des Landesam- für eine moderne und erfolgreiche Polizei- eingeben und dann ist endlich Feierabend. tes für Zentrale Polizeiliche Dienste (lzpd arbeit in Zeiten des rasanten, technischen Gott sei Dank sind diese langen Wartezei- nrw), unterstützt durch externe Fach- Wandels zwingend notwendig.« ten am Rechner Vergangenheit, seitdem die leute, arbeiten. Alle Projekte haben eines Bandbreite der Datenanbindungen deutlich gemeinsam: Sie verändern und verbessern Alles hängt mit allem zusammen erweitert worden ist. Die Server arbeiten das Arbeitsumfeld aller Beschäftigten der »Die Probleme liegen auf der Hand«, sagt jetzt mit Hochgeschwindigkeit. Schmidts nrw-Polizei in erheblichem Maße. der Direktor des Landesamts für Zen Blick fällt auf den defekten Locher auf sei- Es sind wahre Herkulesaufgaben, die trale Polizeiliche Dienste (lzpd), Jürgen nem Schreibtisch. Den wollte er noch neu in den kommenden Jahren bei der Erneu- Mathies. »Die technische Herausforde- bestellen! Geht das außerhalb der Büro- erung der polizeilichen Infrastruktur rung, die Notwendigkeit all diese Pro- dienstzeiten? Schmidt öffnet die digitale gestemmt werden: die Einführung des jekte gleichzeitig umsetzen zu müssen Warenplattform, in dem mehrere Kataloge Betriebssystems Windows 8 inklusive und die hohe Arbeitsbelastung, insbeson- zu verschiedenen Produkten angeboten neuer Office-Produkte, die Einführung des dere bei den Spezialisten für it-Sicherheit werden. Mit drei Klicks ist das Büromate- neuen Vorgangsbearbeitungssystems viva und Softwareentwicklung, zeigen, dass ein rial im Warenkorb geordert – wie gut, dass und die komplette Umstellung der Haus- übergeordnetes Gesamtprojektmanage- es dank epos.nrw-Polizei so einen vielfälti- haltsführung auf eine hochmoderne Buch- ment zwingend notwendig ist, wenn wir gen Onlineshop gibt. haltung. Hinzu kommen viele weitere it- unsere Ziele erreichen wollen«, so Mathies. Projekte, die zu einer modernen Infrastruk- tur beitragen. »Das Land investiert zurzeit 18 Streife # 06 10 / 11 2014
Es wird schnell deutlich, dass nicht jedes eine Erhöhung der Bandbreite benötigen, Projekt unabhängig von anderen Projek- welche phasen hat aber zurzeit wissen diese Projekte noch ten arbeiten kann. Zum Beispiel viva: Die ein projekt? nicht, wie groß diese sein muss.« In der neue Vorgangsbearbeitung benötigt das Projektleiterkonferenz bekomme sie mit, Betriebssystem Windows 8. Würde sich 1. Initiierung und Beauftragung wo diese Projekte gerade stehen und wann die Einführung des neuen Betriebssys- 2. Analyse und Planung sie sich die Informationen abholen muss, tems verschieben, beträfe das direkt den 3. Realisierung die sie benötigt. Zeitplan von viva. Und der Dominoeffekt 4. Test und Abnahme Den Behördenleiter des lzpd nrw ver- geht weiter: Denn das Landesamt für Aus- 5. Überführung in die setzt die Projektleiterkonferenz in die Lage, bildung, Fortbildung und Personalangele- Regelorganisation steuernd einzugreifen, wenn es erforderlich genheiten (lafp nrw) hat zum selben Zeit- ist. »Das betrifft insbesondere die perso- punkt alle Hände voll zu tun, die Schulung nellen Ressourcen. Wenn sich herausstellt, von bis zu 40.000 Mitarbeiterinnen und mowin. »Wenn ich Mitarbeiter aus dem dass mehrere Projekte die glei-chen Fach- Mitarbeitern zu organisieren – neben den Produktivbereich bitten muss, für eine leute zur gleichen Zeit benötigen, dann typischen Aufgaben der zentralen Fortbil- Konferenz etwas vorzubereiten, dann ste- müssen Prioritäten gesetzt wer-den – auch dung. »Kommt es in einem Projekt zu Ver- hen sie für diesen Zeitraum anderweitig in der zeitlichen Abfolge. Das Multiprojekt- zögerungen, kann das zu einem Kaskaden- nicht zur Verfügung. Bei einem so zeitkriti- management liefert mir wich-tige Informa- effekt von Behinderungen in anderen Pro- schen Projekt wie mowin ist das durchaus tionen, um solche Entscheidungen fundiert jekten führen«, warnt Mathies. »Vor allem spürbar.« Allerdings steht für Kunst dem treffen zu können, weil die Folgen deutli- dann, wenn wir die Risiken und Abhängig- Aufwand ein wesentlicher Nutzen gegen- cher sichtbar sind«, erläutert Mathies. Dar- keiten nicht schnell genug erkennen.« über. »Wir finden in diesem Gremium viel über hinaus entfalten die it-Projekte eine schneller Lösungen, als es zuvor der Fall beträchtliche Wirkung in die Polizeibehör- Parallele Planung und Steuerung nötig war«, sagt Kunst. In der Projektleiterkon- den hinein – in nahezu allen Projektteams Wie ist es angesichts dessen möglich, sich ferenz lösen wir Probleme auf Zuruf oder wirken bereits heute Fachleute aus den in diesem Dschungel an Komplexität den in der Diskussion und können sofort fest- Behörden mit. Und nicht zuletzt wird ein Überblick zu verschaffen und zu behal- legen, welcher nächste Schritt der richtige Großteil der »Installationsarbeiten« von ten? Die Antwort: durch Multiprojekt- ist. Das empfinde ich als sehr wertvoll.« dem technischen Personal der Polizeibe- management, also die parallele Planung Darüber hinaus hilft der Umstand, regel- hörden erledigt. und Durchführung mehrerer voneinander mäßig eine Pause davon zu haben, aktuel- abhängiger Projekte. Das durch das mik le Projektstände und Budget-Daten erhe- Alle Infos auf einen Blick initiierte und auf die neue Herausforde- ben zu müssen, immer wieder ein Stück Darüber hinaus liefert das Multiprojekt- rung angepasste Multiprojektmanage- weiter. »Die anderen Projektleiter schauen management dem lzpd die notwendigen ment hat in den vergangenen Monaten Ins- mit anderen Augen auf meine Probleme – Informationen, um dem viermal jährlich trumente entwickelt, mit denen es möglich das hilft bei der Analyse. Wenn ich struktu- tagenden erweiterten it-Lenkungsaus- ist, bei dem lzpd planend und steuernd auf riert die Risiken betrachte, kann ich sehen, schuss im mik fundiert berichten zu kön- alle Projekte einzuwirken, wie etwa die Pro- dass mein Risiko auch Auswirkungen auf nen. In der Projektleiterkonferenz kristal- jektleiterkonferenz. In dieser Runde treffen andere Projekte hat. Das öffnet schon ein lisiert sich im Detail heraus, welche Pro- sich unter der Leitung von Jürgen Mathies wenig die Augen«, so Rüdiger Kunst. bleme im lzpd nrw hausintern gelöst nicht nur die Projektleiter und die verant- Ulrike Nickel, Leiterin des Projektes werden können – und bei welchen Hil- wortlichen Abteilungsleiter, sondern auch cnpol-ng sieht das ähnlich. »Ich bin sehr fen oder strategische Entscheiungen des die Verantwortlichen des lafp nrw. Denn für Qualität. Und Qualität funktioniert nur Ministeriums erforderlich sind. Vorteil für aus den tiefgreifenden Veränderungen über das Vier-Augen-Prinzip.« Dabei helfe das Ministerium: Es gibt einen Bericht, ergibt sich ein großer Schulungsbedarf. es sehr, dass in der Konferenz auch andere der mit den Leitern aller Großprojekte Da garantiert sein muss, dass das jeweilige Projektleiter sitzen, die aufgrund ihrer abgestimmt ist. Darüber hinaus sind die Budget wirtschaftlich und effizient einge- Erfahrung gute Ideen beisteuern können. Berichte standardisiert, sodass der Soll- setzt wird, sind Haushaltsführung und Für Ulrike Nickel ist die Projektleiterkon- Ist-Vergleich nicht mühsam herausgefil- Haushaltsrecht ebenfalls Themen in die- ferenz auch eine Informationsquelle aus tert werden muss. »Wir sind uns sicher, ser Runde. erster Hand. »Neben den Telefonanlagen mit dieser Form des Managements unsere haben wir auch das Thema wan auf der Ziele zu erreichen«, sagt Mathies. »Und Gemeinsame Analyse, Liste.« wan steht für Wide Area Network wir wissen, dass wir sie erreichen müs- schnellere Lösungen und damit für die »Datenautobahn« der sen. Denn es geht um nicht weniger als die »Die Projektleiterkonferenz ist durchaus Polizei nrw. »Ich weiß, das viva und mowin Funktionsfähigkeit der nordrhein-westfäli- eine zusätzliche Belastung«, sagt Polizeidi- schen Polizei.« /// Olaf Peters, lzpd nrw rektor Rüdiger Kunst, Leiter des Projektes *Name ist frei erfunden. Streife # 06 10 / 11 2014 19
technik Organisation des Digitalfunks in nrw Drei Ansprechstellen regeln den Betrieb Der initiale Aufbau des Digitalfunknetzes Organisationsformen, die jeder Digital- der Behörden und Organisationen mit in nrw ist weitestgehend abgeschlossen. funknutzer in Nordrhein-Westfalen ken- Sicherheitsaufgaben (bdbos) gewährleis- Im Sommer 2014 beendete der letzte von nen sollte, um zu verstehen, welche tet die Einheitlichkeit des Digitalfunks in neun Teilnetzabschnitten die Phase des Stelle für welche Aufgabe zuständig und Deutschland und ist für die Gesamtkoor- erweiterten Probebetriebes. »Technischer Ansprechpartner ist, sind die »Autorisierte dination verantwortlich. Das lzpd mit der Wirkbetrieb in der Aufbauphase« heißt Stelle nrw«, das »Control Center Digital- Autorisierten Stelle nrw ist hingegen über der Status, in dem sich das Netz nun offi- funk« (ccd) und die »Taktisch Technische den Bereich der Polizei hinaus zuständig ziell landesweit befindet. Nachdem auch Betriebsstelle« (ttb). für alle »Blaulichtorganisationen«, die mit eine Lösung zur Anbindung der Leitstellen dem Digitalfunk arbeiten. »Das ist in der der Polizei an den Digitalfunk geschaffen Autorisierte Stelle nrw Tat ein Novum für diese Behörde!« wurde, steht einem echten Wirkbetrieb für Die Tage des Projektes ted sind gezählt, die Polizei jetzt nichts mehr im Wege. der Übergang in die Linienorganisation des Je Bundesland eine Autorisierte Stelle lzpd nrw ist in Vorbereitung. Damit nimmt Jedes Bundesland hat nur eine einzige D ie für den Digitalfunk wichtigen eine Organisationsform immer mehr Kon- Autorisierte Stelle. »Aber nicht jedes Bun- Organisationen selbst sind bereits tur an, die künftig eine zentrale Bedeutung desland hat alle Aufgaben des Digitalfunks von der Aufbauphase in den Regel- im landesweiten Digitalfunk haben wird: ausschließlich unter das Dach der Autori- betrieb übergegangen. Allen voran das die »Autorisierte Stelle nrw«, angesie- sierten Stelle gepackt, wie wir das in nrw Projekt »Technische Einführung Digi- delt im lzpd nrw. »Die Autorisierte Stelle gemacht haben«, sagt Heintz. Alle Auf- talfunk« (ted) im Landesamt für Zent- nrw ist für alle technischen und betrieb- gaben, die zurzeit noch vom Projekt ted rale Polizeiliche Dienste (lzpd) nrw, das lichen Themen der zentrale Ansprech- wahrgenommen werden – wie etwa die unter Führung des Ministerium für Inne- partner, sowohl gegenüber der Bundesan- Überwachung und Optimierung des Net- res und Kommunales (mik) die Herkule- stalt für den Digitalfunk der Behörden und zes, die Beseitigung von Versorgungslü- saufgabe des Netzaufbaus für alle Behör- Organisationen mit Sicherheitsaufgaben cken, die Ausgabe der bos-Sicherheitskar- den und Organisationen mit Sicherheits- als auch gegenüber allen anderen Autori- ten, die Softwareupdates der Polizeifunk- aufgaben (bos) gestemmt hat. Die drei sierten Stellen und gegenüber allen Digi- geräte, das Management der Rufgruppen talfunk-Nutzern«, erklärt Regierungsdi- rektor Ludger Heintz, Leiter des Projektes ted. Die Bundesanstalt für den Digitalfunk 20 Streife # 06 10 / 11 2014
Fotos (2): lzpd oder die Ausstattung der Fahrzeuge mit direkt beim ccd anruft. Die erste Adresse zeitlich verlegen, wenn die Landesleitstelle Digitalfunk – gehen an die Autorisierte für Nutzeranfragen ist immer die zustän- plötzliche Großlagen in dem betreffenden Stelle nrw über. Oder anders gesagt: Das dige so genannte »Taktisch Technische Gebiet meldet. »Dies macht die enge Ver- Projekt ted wird in Zukunft in der Autori- Betriebsstelle« (ttb). Die Mitarbeiter die- zahnung von Taktik und Technik deutlich.« sierten Stelle nrw aufgehen. ser Stellen nehmen dann Kontakt mit dem Kräftemäßig soll das ccd für den Regel- ccd auf, falls dies erforderlich sein sollte. betrieb noch um sechs Fachkräfte aufge- ccd – der »Single-Point-of-Contact« »Das ccd überwacht sieben Tage in der stockt werden. »Wir wünschen uns an die- »Autorisierte Stelle? Brauchen wir nicht! Woche rund um die Uhr das gesamte Digi- ser Stelle gerne Mitarbeiter als Verstär- Bei Fragen und Problemen rufen wir immer talfunknetz in nrw«, so Ludger Heintz. kung, die die betrieblichen Abläufe und beim ccd an!« Diese Aussage eines Techni- In der »Leitstellenetage« im Neubau des Strukturen der Feuerwehr kennen«, sagt kers aus einer Kreispolizeibehörde macht lzpd nrw in Duisburg arbeiten derzeit Ludger Heintz. deutlich, dass die Organisationsformen 15 Fachleute im Schichtbetrieb des ccd, und Gremien des Digitalfunks noch nicht zumeist Ingenieure und Techniker der ttb – Anlaufstelle für alle Nutzerfragen überall hinreichend bekannt sind. Tech- Fachrichtung Elektrotechnik oder Nach- Da es sich anfangs bei den Fragen der Nut- niker aus den Kreispolizeibehörden, die richtentechnik. Sie befinden sich in enger zer noch häufig um Probleme des Hand- beim Control Center Digitalfunk (ccd) Nachbarschaft zur it-Leitstelle und zur lings oder um einfache Verständnisfragen anrufen, stehen damit automatisch mit Landesleitstelle. Die kurzen Wege sind handelt und nicht gleich eine technische der Autorisierten Stelle NRW in Kontakt. gewollt, denn Störungen im Digitalfunk- Störung des Digitalfunknetzes vorliegt, Denn das ccd ist ein Teil der Autorisier- netz können sich auf Einsatzlagen aus- sind die »Taktisch Technischen Betriebs- ten Stelle nrw. »Das ccd ist der Single- wirken. Die Landesleitstelle braucht in stellen« (ttb) als erste Anlaufstelle ein- Point-of-Contact im Land«, erklärt Lud- solchen Fällen schnellstmöglich Informa- gerichtet worden. Und zwar sowohl bei ger Heintz. Das bedeutet: Alle technischen tionen über die Verfügbarkeit von Kommu- der Polizei als auch bei den Feuerweh- Anfragen, Probleme und Störungsmeldun- nikationsmitteln. Andersherum kann das ren. Auch die ttb müssen rund um die gen laufen immer über das ccd, ganz egal, ccd geplante Wartungsarbeiten am Netz, Uhr besetzt sein. »Aus diesem Grund ob sie aus den Reihen der Polizei, der Feu- etwa an einer Basisstation, stoppen und sind sie in der Regel bei den Leitstellen erwehr oder anderen bos kommen. Aber: der Polizei und den Leitstellen der Feu- »Single-Point-of-Contact bedeutet nicht, erwehren angesiedelt.« Rund 100 Tak- dass jeder Nutzer, der ein Problem hat, tisch Technische Betriebsstellen gibt es > Streife # 06 10 / 11 2014 21
Der Betrieb des Digitalfunks – Kommunikationsbeziehungen Behörde lzpd mik außerhalb nrw bdbos Nutzer pol ttb Dienstleister/ System lieferant Projektgruppen andere Nutzer npolga ttb Länder/Bund as kst as andere Länder/Bund nrw nrw Zentraler technischer Nutzer VfS ttb Betrieb in Berlin Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Nutzer Justiz ttb ... in Nordrhein-Westfalen, je zur Hälfte bei ccd darüber informiert und das Ticket Koordinierende Stelle nrw – der Polizei und den Feuerwehren. geschlossen. Die ttb wiederum kann nun strategischer Rahmengeber Egal ob ein Akku defekt ist, man die selbst den Nutzer informieren, bei dem das Neben der Autorisierten Stelle nrw, dem dmo-Gruppe nicht erreichen kann, die Problem ursprünglich aufgetreten ist. Control Center Digitalfunk und der Tak- Gateway-Schaltung nicht funktioniert oder tisch Technischen Betriebsstelle gibt es man sich in einer Region ohne Funkverbin- Arbeitsaufteilung sichert noch eine weitere wichtige Instanz, die dung befindet – Digitalfunk-Nutzer, die in reibungslosen Ablauf »Koordinierende Stelle nrw«. Sie ist im ihrem Alltag mit solchen Problemen kon- »Diese vorgegebenen Kommunikations- Ministerium für Inneres und Kommunales frontiert werden oder auch einfach nur wege sind notwenig, damit die Fachleute angesiedelt und hat weniger mit dem ope- Fragen zur Bedienung haben, wenden sich ausreichend Zeit haben, an der Beseiti- rativen Betrieb des Digitalfunks zu tun. Sie zunächst an die eigene ttb. Die Mitarbei- gung tatsächlich vorhandener Störungen gibt den strategischen Rahmen vor, wäh- ter der ttb prüfen dann, ob sie das Prob- des Netzes zu arbeiten«, erläutert ted- rend die Autorisierte Stelle für die ope- lem selbst lösen oder die Fragen beant- Projektleiter Ludger Heintz das Verfahren. rativ-technische Umsetzung dieses Rah- worten können. Wenn nicht, informieren »Ich bin davon überzeugt, dass die Kolle- mens sorgt – oder anders ausgedrückt: ihn sie das ccd – und stoßen damit die Erstel- ginnen und Kollegen der ttb in den Behör- mit Leben füllt. Die Koordinierende Stelle lung eines »Tickets« an. Die Fachleute des den viele Anfragen der Nutzer, gerade in vertritt die Interessen des Landes nrw ccd gehen der Sache anschließend nach der Anfangsphase, selbst beantworten gegenüber den anderen 15 Ländern und und beantworten die Anfrage bzw. behe- können.« Nach Einführung des Digital- dem Bund und bündelt die Interessen und ben die Störung selbst oder reichen sie funks werden in Nordrhein-Westfalen rund Bedarfe aller bos in nrw, also der Justiz, zur weiteren Bearbeitung an die techni- 205.000 Personen mit der neuen Technik des Verfassungsschutzes sowie den Orga- schen Fachabteilungen der Autorisierten arbeiten – und diesen stehen nur zwei bis nisationen der nichtpolizeilichen Gefah- Stelle weiter. Ist das Problem gelöst oder drei Experten je Schicht im ccd gegenüber. renabwehr, wie der Feuerwehr, dem Ret- die Anfrage beantwortet, wird die ttb vom Das ccd als direkter Ansprechpartner tungsdienst und den Hilfsorganisationen. wäre bei einer Vielzahl von Anfragen prak- tisch lahmgelegt. »Das macht deutlich, warum die Taktisch Technischen Betriebs- stellen als Mittler zwischen den Nutzern und dem ccd zwingend erforderlich sind.« 22 Streife # 06 10 / 11 2014
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