Praxisorientierte Lehrmittelreihe "Skills für Hebammen" - Ein Kooperationsprojekt zweier Deutschschweizer Fachhochschulen.

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Praxisorientierte Lehrmittelreihe "Skills für Hebammen" - Ein Kooperationsprojekt zweier Deutschschweizer Fachhochschulen.
Schwerpunktteil | Pädagogik der Gesundheitsberufe | Ausgabe 1-2014

Praxisorientierte Lehrmittelreihe „Skills für Hebammen“ -
Ein Kooperationsprojekt zweier Deutschschweizer
Fachhochschulen.

Lisa Fankhauser1, Hebamme, Psychologin lic. phil. hist, & Paola Origlia Ikhilor1, Hebamme MSc; Mona Schwager2, He-
bamme MSc; Andrea Stiefel2, Hebamme MSc; Beatrice Friedli2, Hebamme MAS & Dorothée Eichenberger zur Bonsen1,
Hebamme FH, EMBA

Lisa Fankhauser, Paola Origlia: Autorinnen des Artikels / Mona Schwager, Lisa Fankhauser: Projektleitung Publikation
/ Andrea Stiefel, Paola Origlia: Projektgruppe Publikation / Beatrice Fried-li, Dorothée Eichenberger: Herausgeber der
Reihe

Einleitung/Ausgangslage: Der Erwerb von Hebammen-Kompetenzen erfordert eine praktische Ausrichtung im Studium. Das Bachelor-
studium Hebamme in der deutschsprachigen Schweiz bietet mit dem Skillstraining, neben den studienbegleitenden Praktika, ein ent-
sprechendes Lernangebot. Um einem fortschrittlichen Berufsverständnis zu entsprechen, nicht evidenzbasierten Handlungsweisen
in der Praxis entgegenzuhalten und im Sinn einer berufsemanzipatorischen Entwicklung, wurde in einem Kooperationsprojekt zweier
Fachhochschulen ein Basislehrmittel für Hebammen publiziert. Organisation des Publikationsprozesses: Eine Projektgruppe organisier-
te den Publikations-prozess. Arbeitsmaterialien zur Standardisierung und Leitkonzepte zur Publikation wurden für die Autorinnen be-
reitgestellt. Konzeption der Skillsbände/Didaktisches Konzept: Aus 27 Entwurfsvorlagen sind vier Bände zum Thema „Schwangerschaft“, „Ge-
burt“, “Neugeborenes“ und „Wochenbett“ entstanden. Diese sind nach den Leitkonzepten klientinnenzentriert, beziehungsfördernd, praxisori-
entiert und evidenz-basiert ausgerichtet. Das Skillstraining orientiert sich an den Merkmalen simulationsbasierten Lernens. Trainingsaufträge
ermöglichen den Studierenden ein gezieltes Üben von Fähigkeiten/Fertigkeiten und den Aufbau von Kompetenzen. Diskussion: Es handelt sich
um das erste in deutscher Sprache entwickelte Lehrmittel dieser Art für den Hebammenbereich. Der Hebammenberuf wird als eigenständi-
ge Profession dargestellt. Das in Kooperation geführte Projekt war herausfordernd bezüglich Abgleichung und Annäherung unterschiedlicher
Sichtweisen und Lehrmeinungen der beiden Institute. Die Veröffentlichung trägt durch eine auf Evidenz beruhende Verschriftlichung und Ver-
einheitlichung von hebammenspezifischen Fertigkeiten zur Stärkung des Berufsstandes bei.

Practice-oriented series of teaching materials „Skills for Midwives“: - A cooperation project of two Swiss German Universities of Applied Scien-
ces

Introduction/Background: To acquire midwifery competencies a study program with both, theoretical and practical orientation is required. As
an appropriate learning opportunity for practice the bachelor curricula in German-speaking Switzerland offer skills training in addition to cour-
se-related internships. Two technical colleges resolved to publish basic teaching material for midwives in a cooperative project aiming to corre-
spond to an advanced professional understanding, to reappraise prevailing practices in being evidence-based and to pursue an emancipatory
professional development. Organization of the publication process: A project group organized the publication process. The group supplied the
authors with standardized working materials and defined guiding concepts for the publication. Conceptual design/didactic concept: From 27
design templates four volumes on „Pregnancy“, „Birth“, „Newborn“ and „Postpartum“ were conceived. According to the defined guiding concepts
the publication is client-centered, relationship-building, practically oriented and evidence-based. Skills training is based on the characteristics
of simulation-based learning. Work assignments allow the students to practice the targeted skill and develop their competencies. Discussion:
These are the first teaching materials of this type for midwifery developed in German. Within the publication midwifery is presented as a dis-
tinct and autonomous profession. The co-operation project was challenging with respect to comparing and reconciling different perspectives
and doctrines of the two institutions. The practical manual not only serves to put into writing and unify current evidence-based knowledge in
the midwifery field but also helps to strengthen the profession.

Korrespondenzadresse:
1
    Berner Fachhochschule
2
    Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Lisa Fankhauser, Stellvertretende Leiterin Bachelorstudiengang
Hebamme, Murtenstrasse 10, CH-3008 Bern, Telefon direkt +41 31 848 35 76, Telefon Sekretariat +41 31 848 35 80
Fax +41 31 848 35 81, lisa.fankhauser@bfh.ch

Eingereicht am: 29.9.2014
Akzeptiert am: 30.9.2014

DOI: 10293.000/30000-2

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Praxisorientierte Lehrmittelreihe "Skills für Hebammen" - Ein Kooperationsprojekt zweier Deutschschweizer Fachhochschulen.
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  Einleitung                                                              und berufsübergreifende Skills erwerben. Unter Skills wer-
  Der Hebammenberuf ist wie alle Gesundheitsberufe in der                 den Fähigkeiten und Fertigkeiten verstanden, die eine Per-
  Schweiz reglementiert, und der Erwerb definierter Kom-                  son kombiniert und situativ angepasst einsetzt und durch
  petenzen ist vorgegeben (Rektorenkonferenz der Fach-                    wiederholtes Üben zu einer Kompetenz aufbaut (Fuller-
  hochschulen der Schweiz, 2009a, 2009b; Bundesgesetz                     ton, Thompson & Johnson, 2013; Fullerton; Thompson &
  über Gesundheitsberufe, 2014, in Vernehmlassung). Das                   Severino, 2011; Le Boterf 1998; Konferenz der Fachhoch-
  Bachelorstudium führt direkt zur Berufsbefähigung. Um                   schulen der Schweiz, 2004). In den anschliessenden Prak-
  auf eine kompetente Berufsausübung vorzubereiten sind                   tika vertiefen und erweitern die Studierenden diese Kom-
  deshalb Lehr- und Lernformen wichtig, welche den Trans-                 petenzen.
  fer des Gelernten in den praktischen Berufsalltag unter-
  stützen. Das Studium sieht zwei Drittel der Studienzeit an              Die Ausbildung zur Hebamme auf Fachhochschulniveau
  der Hochschule und ein Drittel in der Praxis vor. Die the-              wird in der deutschsprachigen Schweiz seit 2008 an der
  oretische Ausbildung wird zusätzlich durch Skillstrainings              Berner Fachhochschule und der Zürcher Hochschule für
  ergänzt, in denen die Studierenden hebammenspezifische                  Angewandte Wissenschaften angeboten. Fachinhaltlich

          Zehn  Merkmale  für  eine  high-­‐fidelity  Simulation  nach      Umsetzung  in  den  Skills  Bänden  und  im  Lernsetting  des  
          Issenberg  et  al.  (2005)                                        Skillstrainings  
          1)  Ein  Feedback  zur  Performanz  der  Lernenden  soll   Handlungsanalysen  und  Checklisten  zu  den  
          ermöglicht  werden.  Es  scheint,  dass  weniger  die  Art   Arbeitsaufträgen  ermöglichen  ein  gezieltes  Feedback  
          des  Feedbacks  wichtig  ist,  als  dass  eine  Feed-­‐Back-­‐    von  Skillstrainerinnen  oder  Studierenden,  die  in  einer  
          Runde  stattfindet                                                Trainingsgruppe  organisiert  sind.  
          2)  Die  Lernenden  sollen  Gelegenheiten  haben,  Skills   In  den  Arbeitsaufträge  und  den  ihnen  zugeordneten  
          mehrmals  üben  zu  können.  Durch  repetitive  Praxis            Hilfsmaterialien  wie  Handlungsanalysen  oder  
          werden  Fähigkeiten/Fertigkeiten  schneller  erlernt  und  Arbeitsblätter  ist  detailliert  beschrieben,  was  zu  tun  
          der  Transfer  von  der  simulierten  Situation  in  die  reale   ist.  Studierende  können  gezielt  und  wiederholt  üben.  
          Praxis  gelingt  besser.  
          3)  Eine  Integration  des  simulationsbasierten  Lernens   Wie  eine  mögliche  curriculare  Einbettung  aussehen  
          ins  Curriculum  unterstützt  dessen  Wirksamkeit.                kann,  ist  am  Beispiel  des  Bachelor-­‐Studiengang  
                                                                            Hebamme  der  Berner  Fachhochschule  anderweitig  
                                                                            dokumentiert  (Barmettler  &  Ackaert,  2012;  
                                                                            Fankhauser  &  Eichenberger,  2012;  Tritten  Schwarz  &  
                                                                            Senn,  2012).  
          4)-­‐6)  Im  Idealfall  variiert  die  klinische                  Die  Arbeitsaufträge  umfassen  verschiedene  
          Aufgabenstellung,  der  Schwierigkeitsgrad  der  Skills-­‐ Aufgabentypen.    
          Aufgaben  und  das  Lernarrangement.  
          7)  Die  kontrollierte  Umgebung  einer  simulierten              Es  stehen  den  Studierenden  Skillslabors  mit  
          Situation  ermöglicht  den  Lernenden  Fehler  in  der            Konsultations-­‐,  Gebär-­‐  und  Wochenbettzimmern  zur  
          Begleitung  und  Behandlung  von                                  Verfügung.  Diese  sind  mit  geburtshilflichen  Modellen,  
          Klientinnen/Patienten  zu  machen,  diese  zu  entdecken   Simulationspuppen  und  Praxisutensilien  ausgestattet.  
          und  zu  korrigieren.  In  einer  solchen  Umgebung  ist  es   Je  nach  Trainingsauftrag  wird  das  
          Skillstrainerinnen  und  Lernenden  möglich  ungestört   Simulationsszenarium  unterschiedlich  gestaltet.  
          auf  die  Lernsituation  zu  fokussieren.  
          8)  Eine  reproduzierbare  realitätsnahe  Simulation              Die  Organisation  der  Studierenden  in  
          erlaubt  den  Studierenden  als  aktiv  Beteiligte  an  einer   Trainingsgruppen  ermöglicht  einen  individualisierten  
          Situation  teilzunehmen  und  nicht  als  passiv                  Lernprozess.  
          Zuschauende,  was  einen  individualisierten  
          Lernprozess  ermöglicht.  
          9)  Durch  definierte  Outcomes  oder  Lernergebnisse   Zielvorgaben  zu  den  Skills-­‐Einheiten  und  
          (Benchmark)  haben  die  Studierenden  die  Möglichkeit   Arbeitsaufträgen  sowie  Skillsprüfungen  und  vor  dem  
          diese  zu  erreichen.                                             Praxiseinsatz  ein  OSCE  (objektives  strukturiertes  
                                                                            klinisches  Examen)  ermöglichen  den  Studierenden  
                                                                            ihren  Lernerfolg  zu  kontrollieren.  
          10)  Eine  realitätsnahe  Umsetzung  (Validität)  der             Im  Beschrieb  zu  den  Arbeitsaufträgen  sind  Hilfsmittel  
          Simulation  trägt  zum  Lernerfolg  bei.                          beschrieben,  die  eine  möglichst  realitätsnahe  
                                                                            Simulation  ermöglichen.  
            
       Tab.1: Umsetzung der zehn Merkmale für eine high-fidelity Simulation

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orientiert sich das Bachelorstudienprogramm an den Kom-       Die Auf- und Überarbeitung der Einheiten und die Koor-
petenzen der Internationalen Hebammenvereinigung (Ful-        dination des Publikationsprozesses (vgl. Abb. 1) waren für
lerton, Thompson & Severino, 2011; Fullerton & Thomp-         alle Beteiligten sehr zeitintensiv. Die Publikationsaufträge
son, 2005). Eine Profession zeichnet sich dadurch aus,        wurden vom Projektteam in Zusammenarbeit mit den 24
dass sie die Inhalte ihres Fachgebietes eigenständig defi-    Autorinnen, alles Dozentinnen der Fachhochschulen, for-
niert (Zoege, 2004). Bei der Neukonzeption der Studien-       muliert. Für die Autorinnen entwickelte das Projektteam
gänge war es uns ein grosses Anliegen, die Professiona-       zudem Hilfsmittel wie beispielsweise standardisierte Ras-
lisierung von Hebammen zu stärken. Das motivierte zu          ter, Leitkonzepte, Auftragsmasken und ein Glossar mit Ar-
einer Kooperation zwischen den Fachhochschulen und            beitsanweisungen. Dieses Vorgehen sollte zu einer didak-
letztlich zur Publikation des Lehrmittel „Skills für Hebam-   tisch angepassten und weiteren Vereinheitlichung der
men“ in vier Bänden (Berner Fachhochschule & Zürcher          Bände beitragen. Die konsequente Ausrichtung an evi-
Hochschule für Angewandte Wissenschaften, 2013, 2014;         denzbasierter Praxis forderte von den Autorinnen ein ver-
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften &            tieftes Literaturstudium. Wenn immer möglich sollten Vor-
Berner Fachhochschule, 2013, 2014).                           gehensweisen mit Studienresultaten belegt, begründet
                                                              und bei Bedarf kritisch reflektiert werden. Die Dozentin-
In der Schweiz gibt es ungefähr 3500 Hebammen (Schwei-        nen beider Institutionen glichen im gegenseitigen Lekto-
zerischer Hebammenverband, 2013). Gerade für eine klei-       ratsprozess die Inhalte ab und beurteilten deren fachliche
ne Berufsgruppe ist es wichtig, Ressourcen optimal ein-       Fundiertheit. Seit dem ersten Einsatz der Skills-Bände im
zusetzen. Dazu kommt, dass es in der deutschen Schweiz        Herbst 2013 werden sie regelmässig evaluiert, damit für
rund 85 Institutionen mit geburtshilflichen Abteilungen       eine Neuauflage entsprechende Anpassungen und Ver-
gibt. Fast alle werden als Ausbildungsorte für angehende      besserungen vorgenommen werden können.
Hebammen genutzt. Entsprechend gross ist die Variation
bestimmter Vorgehensweisen. Variabilität ermöglicht der
Individualität der Klientin und Hebamme Rechnung zu tra-      Konzeption der Skillsbände
gen. Die Publikation sollte jedoch die bestehende Hetero-
genität der Skills nach vorgegebenen Qualitätskriterien       Gliederung der Bände
überprüfen, bei Bedarf minimieren, weiterentwickeln und,      Der Aufbau der Bände wurde möglichst nahe am Praxi-
wo begründet, die Vielfalt der Handlungsweisen der Indi-      salltag einer Hebamme ausgerichtet. Als Gliederungskri-
vidualität der Klientinnen entsprechend erhalten.             terien dienten daher die Arbeitsfelder einer Hebamme:
                                                              Schwangerschaft, Geburt, Neugeborenes und Wochen-
                                                              bett. Jedes Kapitel im Band deckt eine Skills-Einheit von
                                                              ungefähr 4 Lektionen à 45 Minuten ab und ist als in sich
Organisation des Publikationsprozesses                        geschlossene Einheit gestaltet. Sie kann entsprechend den
Zum Studienstart der beiden Bachelorstudiengänge Heb-         individuellen Bedürfnissen in beliebiger Reihenfolge bear-
amme wurden sogenannte Skills-Einheit-Hefte in Zusam-         beitet und unabhängig von der jeweiligen Struktur des Stu-
menarbeit mit der Praxis entwickelt. Nach mehrjährigem        dienprogrammes eingesetzt werden. Der Band Schwan-
Einsatz dieser ursprünglichen 27 Hefte und deren Testung,     gerschaft z. B. enthält die Einheiten „Geburtszeitraum und
Überarbeitung und Weiterentwicklung starteten die bei-        Gestationsalter bestimmen“, „Weibliches Becken beurtei-
den Institutionen das eigentliche Publikationsprojekt. Das    len und Beckenstrukturen räumlich erfassen“, „Abdomi-
Projektteam stellte sich aus je zwei Dozentinnen der bei-     nal untersuchen“ und „Gesundheitsassessement: Gesund-
den Fachhochschulen zusammen.                                 heitsgeschichte erheben“.

                                                              Auswahl der Skills
                                                              Die Kriterien für die Auswahl der Skills-Einheiten orien-
                                                              tierten sich an Muijsers (1997). Es wurden Skills didaktisch
                                                              aufbereitet, die praxisrelevant sind, häufig vorkommen,
                                                              kritisch sind oder wo keine Fehler gemacht werden dürfen
                                                              oder wo erfahrungsgemäss häufig Fehler gemacht wer-
                                                              den. Ebenso wurde darauf geachtet, was berufsemanzipa-
                                                              torisch neu in der Praxis umgesetzt werden könnte oder
                                                              ob evidenzbasierte Empfehlungen eine Handlungsanpas-
                                                              sung in der Praxis nahelegten, wobei nur etwa 20% aller
                                                              Entscheidungen in der Geburtshilfe evidenzbasiert getrof-
                                                              fen werden können (Page & McCandlish, 2006).

                                                              Leitkonzepte der Publikation
 Abb. 1: Prozess der Publikation                              Hebammen zeichnet ein berufseigenes gesundheitliches
                                                              und geburtshilfliches Verständnis aus (International Con-
                                                              federation of Midwives, 2013). Darauf gestützt definier-

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  Abb. 2: : Cognitive-Apprenticeship-Ansatz, modifiziert für den Einsatz im Bachelorstudien-
  gang Hebamme BSc an der BFH

  ten wir daher folgende Leitkonzepte: „Eltern-Werden“ ist                sourcen ermöglicht. Die Leitkonzepte wurden in Aufträgen
  ein Prozess, der bereits vor der Schwangerschaft beginnt.               und Handlungsanalysen „übersetzt“ und eingeflochten, so
  Der Betreuungsbogen erstreckt sich von der präkonzepti-                 dass sie integrierte, logische Bestandteile einer bestimm-
  onellen Phase über Schwangerschaft, Geburt ins Wochen-                  ten Handlung oder Fertigkeit darstellen.
  bett und die Stillzeit (Sayn-Wittgenstein, 2007). Eltern
  sollen nicht nur angeleitet, sondern unterstützt werden.
  Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sind „physio-                    Die Gestaltung einer Skills-Einheit
  logische Prozesse“. Daher ist die „Förderung der norma-                 Alle Skills-Einheiten sind gleich strukturiert und standar-
  len Geburtshilfe“ zentral. Eine „salutogenetische Ausrich-              disiert aufgebaut. Ein Kapitel umfasst neben Einleitung,
  tung“ stellt die „Gesundheitsförderung“ in den Mittelpunkt              Inhalten mit Zielen, erforderlichem Vorwissen und zu er-
  und ermöglicht ein ressourcenorientiertes Vorgehen (An-                 werbenden Fähigkeiten/Fertigkeiten so wie dem Vorwis-
  tonovsky, 1997; Downe & Mc Court, 2008; Schmid, 2011).                  senstest die eigentlichen Arbeitsaufträge in Form von
  Das Kohärenzgefühl von Frauen und ihren Familien wird                   Vorbereitungs-, Trainings- und Vertiefungsaufträgen. Je-
  damit gestärkt. Dabei sollen Hebammen sich nicht an der                 der Arbeitsauftrag ist einem Aufgabentyp zugeordnet,
  vorgegebenen Routine orientieren. Beim „beziehungs- und                 welcher das Lernpotential verdeutlicht. Die Aufgabenty-
  frauenzentrierten Vorgehen“ stehen Schwangere, Gebä-                    pen orientieren sich am Ansatz des problemorientierten
  rende, Mütter und Neugeborene mit ihren jeweils individu-               Lernens (Weber, 2007). Sie wurden erweitert und an die
  ellen Lebensgeschichten und Bedürfnissen im Mittelpunkt                 Erfordernisse von Skills-Einheiten angepasst (z. B. Dis-
  (Bryar, 2003). Hunter (2002, 2009) spricht von being with               kussionsaufgabe: Meinungen begründet austauschen,
  women und Fleming (1998) betont in ihrem Modell wo-                     Sachverhalte kritisch beurteilen; Beherrschungsaufgabe:
  men-with midwives-with-women die Interdependenz von                     wichtige Skills bis zur Automatisierung üben; Kompetenz-
  Frau und Hebamme. Die Autonomie und Selbstbestim-                       aufgabe: Mehrere Skills kombinieren, im Rollenspiel üben
  mung von Frauen mit ihren Familien wird so geachtet und                 und zu einer Kompetenz aufbauen).
  gestärkt. Dies führt zu einem „Empowerment“ (Matthews,
  Scott, Gallagher & Corbally, 2006; Schwarz, 2007), so dass
  Frauen ihre Ressourcen und Gestaltungspielräume opti-
  mal nutzen können. Ein letztes Leitkonzept der Publika-
  tion war „Kinästhetik Infant Handling“ (Maietta & Hatch,
  2004), das auch Neugeborenen die Nutzung seiner Res-

               Abb. 3: Studierende währende des Vorbereitungsauftrages mit Modell

     58        P ä d a go g i k d e r G e s u n d h e i t s b e r u f e
Praxisorientierte Lehrmittelreihe "Skills für Hebammen" - Ein Kooperationsprojekt zweier Deutschschweizer Fachhochschulen.
Schwerpunktteil | Pädagogik der Gesundheitsberufe | Ausgabe 1-2014

                                                               Umsetzung einer Skills-Einheit am Beispiel
Didaktisches Konzept                                           „Abdominal untersuchen“
Simulationsbasiertes Lernen
Das Skillstraining ist eine etablierte Methode, die ein Üben   Die Umsetzung einer Skills-Einheit mit Hilfe des modifi-
von Fähigkeiten/Fertigkeiten vor Kontakt mit einer Klien-      zierten Cognitive-Apprenticeship-Ansatzes im Skillslabor
tin oder einem Klienten ermöglicht. Diese sollen nicht un-     lässt sich am besten am Beispiel erklären. Die hervorge-
nötigen Übungssituationen ausgesetzt werden. Ziv, Wol-         hobenen Begriffe zeigen die standardisierte Struktur der
pe, Small und Glick (2003) sprechen daher von einem            Skills-Einheit „Abdominal untersuchen“ auf.
ethischen Imperativ, der den Einsatz von simulationsba-
sierter Ausbildung verlangt. Lernsituationen werden so
gestaltet, dass sie eine Arbeitssituation möglichst reali-
tätsnah nachbilden. Elemente der realen Welt sind gezielt      Vorbereitungsphase
für Lernzwecke eingesetzt. Die Art der Simulation soll da-     In der „Einführung“ werden die Einbettung und der Stel-
bei den zu erwerbenden Fähigkeiten/Fertigkeiten ange-          lenwert der Leopold-Handgriffe für die Hebammenarbeit
passt sein (Decker, Sportsman, Puetz & Billings, 2008). Si-    aufgezeigt. Diese zwar primär manuelle Untersuchung ist
mulationsbasiertes Lernen ermöglicht Lernenden neben           ein gutes Beispiel der geburtshilflichen Diagnostik, bei der
prozeduralen Skills, auch erweiterte Techniken wie z. B.
Entscheidungsfindung oder kritisches
Denken zu trainieren. Gaba (2004) be-
tont, dass simulationsbasiertes Lernen
keine Technologie, sondern eine Aus-
bildungsstrategie sei. Auch mit einfa-
chen und selbst hergestellten Modellen
können geburtshilfliche Situationen re-
alitätsnah simuliert werden (Van Wag-
ner, 2012).

Issenberg, McGaghie, Petrusa, Lee Gor-
don und Scalese (2005) haben in einer
systematischen Review zehn Merkma-
le aus den von ihnen eingeschlossenen
Studien synthetisiert, welche eine re-
alitätsnahe (high-fidelity) medizinische
Simulation auszeichnen, die effektives
Lernen fördert. 109 Studien wurden in
die Review eingeschlossen. In den Ar-
beitsaufträgen der Skills-Einheiten sind
Erkenntnisse zum simulationsbasierten
Lernen berücksichtigt (vgl. Tab. 1).

Didaktisches Modell zur Um-
setzung im Skillstraining
Die methodischen Schritte des Skill-
strainings sind im Cognitive-Appren-
ticeship-Ansatz beschrieben (Collins,
Brown & Newman, 1990) (vgl. Abb. 2).
Diese Art der didaktischen Umsetzung
unterstützt die Wirksamkeit simulati-
onsbasierten Lernens.

                                              Abb. 5: Studierende in der Trainingsgruppe

                                                               P ä d a go g i k d e r G e s u n d h e i t s b e r u f e   59
Schwerpunktteil | Pädagogik der Gesundheitsberufe | Ausgabe 1-2014

                                                                          (vgl. Abb. 3). In der Publikation setzten wir Vorbereitungs-
                                                                          aufträge auch als Diskussionsaufgaben dort ein, wo Lehr-
                                                                          meinungen stark divergieren. Dies ermöglicht den Studie-
                                                                          renden den kontroversen Diskurs kennenzulernen und
                                                                          sich dazu eine kritische Meinung zu bilden.

                                                                          Demonstrationsphase
                                                                          Die Gruppe trifft sich im Plenum, wo die Trainerin die Skills
                                                                          demonstriert. Fallbeispiele, sogenannte „Standardsituatio-
                                                                          nen“, beschreiben die Anwendung der Skills im konkreten
                                                                          Praxisfeld, z. B. „ Aisha Yüksel, eine Primipara, Zweitgra-
                                                                          vida, kommt in der 32. Schwangerschaftswoche zur Vor-
                                                                          sorgeuntersuchung in die Hebammenpraxis. Sie freut sich
                                                                          sehr, fühlt sich gut und möchte wissen, ob ihr Kind wieder
   Abb. 4: Auszug aus der Handlungsanalyse „Abdominal unter-              gewachsen ist.“ In den Standardsituationen wurden Diver-
   suchen“                                                                sität und kulturelle Vielfalt ebenso berücksichtigt wie ver-
                                                                          schiedene familiäre Konstellationen oder unterschiedliche
  die Hebamme mit Hilfe ihrer Sinnesorgane zu einem diag-                 geburtshilfliche Settings in der Klinik oder zu Hause.
  nostischen Resultat gelangt.
                                                                          „Trainingsaufträge“ unterstützen und fördern den Aufbau
  Die „Inhalte“ dienen als erste Orientierung und definie-                von zentralen hebammenspezifischen Handlungskompe-
  ren, welche Kompetenzen für die Berufsausübung einer                    tenzen. In diesem Fall umfasst der Trainingsauftrag eine
  Hebamme im entsprechenden Arbeitsfeld erforderlich                      „Handlungsanalyse“ (vgl. Abb. 4), eine Schritt für Schritt
  sind. Die Hebamme soll nicht nur eine abdominale Unter-                 Abfolge der Leopold-Handgriffe, mit „Ablauf“, „Vorge-
  suchung durchführen können, sie soll auch ihren Umgang                  hensweise“ und entsprechenden „Begründungen und Hin-
  mit Nähe und Distanz reflektieren oder das intrauterine                 weise“. Ein Augenmerk auf die Leitkonzepte lässt in der
  Bonding während der abdominalen Untersuchung unter-                     Abbildung 4 beispielsweise erkennen, dass gemäss dem
  stützen. „Lernziele“ umfassen so kognitive, psychomotori-               Prinzip der Beziehungszentriertheit, Frau und Kind immer
  sche und affektive Aspekte. Um diese zu erarbeiten nutzt                begrüsst oder hier die Frau gezielt nach ihren Wahrneh-
  die Studierende die „erforderliche Wissensgrundlage“, hier              mungen gefragt werden und dass wo immer möglich, die
  sind dies die Definitionen geburtshilflicher Fachbegriffe               Begründungen mit aktueller Evidenz belegt wurden.
  wie: Lage, Stellung, Einstellung, etc. Die „zu erwerbenden
  Fähigkeiten/Fertigkeiten“ sind „das Abdomen inspizieren“                Die demonstrierte Handlung wird anschliessend in Trai-
  und die „Leopold-Handgriffe ausführen“.                                 ningsgruppen à 3 Studierenden nachgemacht und un-
                                                                          ter Anleitung der Trainerin geübt. Eine Studierende über-
  Der „Vorwissenstest“ deckt die Wissensgrundlage ab, wel-                nimmt dabei die Rolle der Schwangeren und simuliert
  che für die Erarbeitung des Inhalts vorausgesetzt wird. Mit             diese mit anziehbaren Bauch und Babypuppe. Die Zwei-
  seiner Hilfe kann ermittelt werden, welche Bereiche ge-                 te führt die Handlung als Hebamme durch. Die Dritte ver-
  festigt sind und was noch erarbeitet oder vertieft werden               folgt die Handlung mittels Checkliste (vgl. Abb. 5). Die
  muss. Die Aussagen werden, z. B. „Die Gewichtskontrolle                 Trainerin kann dabei eingreifen, korrigieren oder allen-
  einer Schwangeren dient in erster Linie dazu, das kindliche             falls nochmals vorzeigen. Sukzessiv übernehmen die Stu-
  Gewicht zu beurteilen“ mit ja/nein beantwortet. Am Ende                 dierenden die Steuerung und Kontrolle über die Handlung.
  des Kapitels stehen entsprechende Lösungen zur Verfü-                   Immer noch können sie Unklarheiten im Umgang mit den
  gung. In diesem Fall war die Aussage falsch.                            Varianten klären und Fragen über die nachfolgende freie
                                                                          Übungsphase klären.

  Orientierungsphase
  Der „Vorbereitungsauftrag“ wird einzeln oder in der Trai-               Übungsphase
  ningsgruppe ausgeführt. Die Studierenden erhalten bei-                  Weil der Ablauf der standardisierten Handlung präzise be-
  spielsweise eine Vorstellung, wie die Handlung aussehen                 schrieben und visualisiert ist, können die Studierenden in
  könnte, reflektieren eigene Gefühle und Erfahrungen zum                 den Trainingsgruppen anhand der Handlungsanalyse selb-
  Thema oder machen sich mit dem Material und den Hilfs-                  ständig üben. Eine „Checkliste“ fasst die Schritte einer
  mitteln vertraut.                                                       Handlungsanalyse zusammen oder ist als eigenständiges
                                                                          Instrument konzipiert. Sie enthält fachliche Kriterien mit
  In dieser Skills-Einheit ist der Vorbereitungsauftrag eine              Indikatoren zur Beurteilung. Anhand der Checkliste kann
  Anwendungsaufgabe. Die Studierenden setzen sich mit                     in simulierten Situationen oder Rollenspielen gezielt Rück-
  dem Ablauf der Leopold-Handgriffe auseinander und er-                   meldung gegeben werden (vgl. Abb. 5).
  arbeiten geburtshilfliche Fachbegriffe, welche die Position
  des Kindes im Bauch der Mutter umschreiben am Modell

     60        P ä d a go g i k d e r G e s u n d h e i t s b e r u f e
Schwerpunktteil | Pädagogik der Gesundheitsberufe | Ausgabe 1-2014

Evaluationsphase                                               simulationsbasierten Training in der Hebammenausbil-
Die Skills-Einheiten werden mittels standardisierten Skill-    dung. Simulationsbasiertes Lernen unterstützt das Selbst-
sprüfungen und einmal unmittelbar vor dem Einsatz der          vertrauen und die Kompetenz von Studierenden. Mehrere
Studierenden in der Praxis mit einem OSCE mit standardi-       Studien zeigten auf, dass für den Erwerb von Kompeten-
sierten Klientinnen und Klienten (Schauspielenden) über-       zen im Zusammenhang mit der Geburtsleitung, das Skills-
prüft (vgl. Abb. 6). Somit kann das Alignement der Ziele si-   gegenüber dem Vorlesungsformat Vorteile hat. Studie-
chergestellt werden und der Lernerfolg evaluiert werden.       rende fühlten sich beispielsweise sicherer, wenn sie die
                                                               Geburt an einer Puppe üben konnten, bevor sie in die Pra-
                                                               xis Geburten begleiteten. Skilltrainings führten nicht nur
                                                               zu einer Verbesserung von technischen, sondern auch
                                                               nicht-technische Fähigkeiten, wie z. B. Kommunikation im
                                                               Team. Auf die Studierenden wirken die Skillstrainings mo-
                                                               tivierend, die Integration von Theorie und Praxis wird er-
                                                               leichtert und sie schätzen die Gelegenheit, in einer siche-
                                                               ren Umgebung üben zu können, wie Hope, Garside und
                                                               Prescott (2011) für Pflegestudierende aufzeigen konnten.
                                                               Ähnliche Rückmeldungen erhalten auch wir von unseren
                                                               Studierenden.

                                                               Die Teams der beiden Institutionen haben sich über Inhal-
                                                               te geeinigt, Unterschiede in der Ausbildung minimiert und
                                                               die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal genutzt.
                                                               Die Dozierenden haben durch die intensive Auseinander-
                                                               setzung mit der Publikation an fachlicher und didaktischer
Abb. 6: OSCE                                                   Sicherheit gewonnen. Die Abgleichung und Annäherung
                                                               unterschiedlicher Sichtweisen und Lehrmeinungen der
                                                               beiden Institutionen war herausfordernd.
Beherrschungsphase
Im Praktikum befinden sich die Studierenden in der Be-         Den Studierenden konnte mit dieser Publikation ein hand-
herrschungsphase. Die Situationen werden in Vivo erkun-        liches und fachinhaltlich hochstehendes Lehrmittel zur
det. Die Studierenden handeln selbstverantwortlich und         Verfügung gestellt werden. Dank einer durch die beiden
eigenständig unter Anleitung und Begleitung von Praxis-        Institutionen geleisteten und zusätzlich bei externen För-
ausbildnerinnen. Sukzessive nimmt ihre Autonomie zu und        derern akquirierten Anschubfinanzierung konnte der Ver-
der Transfer auf verschiedene geburtshilfliche Situationen     kaufspreis tief gehalten werden. Die konsequente Um-
gelingt. Abschliessend wird die Handlungskompetenz der         setzung der Leitkonzepte ermöglicht den Erwerb einer
Studierenden von den Praxisausbildnerinnen beurteilt.          ganzheitlichen Kompetenz, weil in den Trainingsaufträgen
                                                               kognitive, emotionale und psychomotorische Aspekte be-
                                                               rücksichtigt wurden.
Diskussion
Dieses wissenschaftlich belegte und auf Gesundheitsför-        Mit der Publikation wurde auch eine Lücke im deutsch-
derung ausgerichtete Lehrmittel trägt durch die konse-         sprachigen Raum geschlossen. Es handelt sich um das ers-
quente didaktische Aufbereitung zur Ausbildung von Heb-        te in deutscher Sprache entwickelte Lehrmittel dieser Art
ammen und somit zu einer professionellen Begleitung und        für den Hebammenbereich. Der Hebammenberuf wird als
Beratung von Müttern und ihren Neugeborenen bei. Die           eigenständige Profession dargestellt, was zu einer Stär-
Skills werden nicht nur als reine Prozeduren feinmotori-       kung des Berufsstandes beiträgt. Die Publikation bedeu-
scher Art beschrieben, sondern sind mit den relevanten         tet eine konkrete Unterstützung für Fachfrauen und er-
geburtshilflichen und psychosozialen Leitkonzepten ver-        möglicht es, durch die Ausbildung in der Schweiz und die
knüpft. Die Standardisierung innerhalb der Publikation ge-     Vernetzung mit dem deutschsprachigen Ausland, einen
währleitet eine klare Übereinstimmung von zu erwerben-         sehr grossen Teil der Hebammen zu erreichen.
den Kompetenzen, Lernzielen, Trainingsaufträgen und der
Überprüfung des Lernerfolges.                                  Die Skillsbände werden inzwischen gemäss Rückmeldun-
                                                               gen der Praxis zum Abgleich der Handlungen beigezogen.
Didaktische Arrangements mit Simulationscharakter sind         Die Rückmeldungen der Studierenden und aus der Praxis
für die Hebammenausbildung besonders geeignet und              sind positiv, eine Fortführung der Publikation für regelab-
sind auch international zunehmend verbreitet. Bogossian        weichende und regelwidrige Situation wird gewünscht.
et al. (2012) erhoben in Australien die Typen simulations-
basierten Lernens. Häufig kommen Fallbeispiele, Lernen
in der Trainingsgruppe, um spezifische Skills zu trainieren     Offenlegung
(peer-to-peer-learning), Lernen mit Modellen und standar-       Die Publikation wurde unterstützt durch: Medela AG,
disierte Klientinnen und Klienten zum Einsatz. Cooper et        Baar; Stiftung Suzanne und Ernst Zingg, Bern; Spitex
al. (2012) untersuchten in einem Review 24 Studien zum          Bern; Dräger Medical Schweiz AG, Liebefeld; bemag Ob-
                                                                jekteinrichtungen AG, Zunzgen

                                                               P ä d a go g i k d e r G e s u n d h e i t s b e r u f e   61
Schwerpunktteil | Pädagogik der Gesundheitsberufe | Ausgabe 1-2014

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