Produzentenmagazin - Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
produzentenmagazin Magazin der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen Nr. 26 / April 2018 Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher Werbefilmpreis 2018 …
Trailer Liebe Mitglieder der Produzentenallianz, liebe Leserinnen und Leser! Nach 25 Ausgaben und zehn Jahren Produzentenallianz wollen wir mit diesem Magazin Nr. 26 auch Anmutung und Umfang unserer Produzentenzeitschrift der inzwischen erreichten Bedeutung unseres Verbandes anpassen. Wir finden, dass wir uns für unsere Themen durchaus einen etwas repräsentativeren Rahmen, eine größere inhaltliche Tiefe und einen reicheren thematischen Umfang leisten können und hoffen, dass unser neues Magazin auch Ihnen gefällt. In der neuen Rubrik „Standpunkt“ befasse ich mich mit der besonderen Rolle unseres föderalen Systems für den Film und seine Förderung. Die Filmförderung ist ja eines unserer Hauptthemen, deshalb würdigen wir den unlängst groß gefei- erten 50. Geburtstag der Filmförderungsanstalt mit einem Rückblick auf dieses halbe Jahrhundert, das für den deutschen Film wahrlich nicht immer „die gute alte Zeit“ war. Und danach mache ich Vorschläge, welche Parameter für eine erweiterte Serienförderung in Deutschland gelten sollten, um die Förderung auf Bundesebene auch nach den erfreulichen Aussagen des Koalitionsvertrags kraftvoll weiterzuent- wickeln. Am Berlinale-Eröffnungstag haben wir mit dem Deutschen Produzententag wie- der unsere film- und medienpolitische Standortbestimmung zum Jahresbeginn veranstaltet. Schwerpunktthemen in diesem Jahr: Die Bedeutung der Filmbranche für Innovation, Wachstum und Arbeitsplätze der Gesamtwirtschaft, aktuelle film- politische Entwicklungen, die Auswirkungen von VoD-Markt und -Nutzung auf den Fernsehmarkt – und natürlich das 10-jährige Jubiläum der Produzentenallianz. Zum Podium – Thema: „Spannungsverhältnis zwischen linearem TV und der On- Demand-Welt“ –, das ja bereits eine intensive, auch kontroverse öffentliche Beach- tung gefunden hat, hat unser Vorsitzender Alexander Thies Stellung genommen, so dass wir hier nicht darauf zurückkommen müssen. Zum zweiten Mal haben wir in diesem Jahr zusammen mit der Stadt Laupheim, dem Geburtsort des großen Namensgebers, den Carl Laemmle Produzentenpreis verliehen. Am 16. März wurde Regina Ziegler für ihr eindrucksvolles produzenti- sches Schaffen geehrt. Wir bringen u.a. einige Pressestimmen und ihre berührende Dankesrede. Wie unsere gesamte Arbeit empfinden wir auch dieses Magazin als Work in Pro- gress. Anregungen und Verbesserungsvorschläge und sonstige Hinweise sind uns also immer willkommen. Herzlich grüßt Sie Ihr Christoph Palmer Vorsitzender der Geschäftsführung
Inhalt 8 Standpunkt Der Film verdankt dem Föderalismus viel! 12 50 Jahre Filmförderungsanstalt FFA = Fiel Fiel Arbeit 18 Die Zukunft der Bundes-Filmförderung Ein weiterer Pfeiler tut not! Die deutsche Filmförderung vor einem groSSen Schub. 17 Deutscher Werbefilmpreis 2018 Hatto-show im Werbedschungel 22 Deutscher Produzententag 2018 „Wir sind nie am Ziel“ 24 Auszüge aus der Begrüßung von Alexander Thies: Der Geist des Zusammenspiels 28 Auszüge aus der Rede von Charles H. Rivkin: Remarks for the German Producers Alliance 30 Auszüge aus der Rede von Beatrice Kramm: Wir sind mehr als roter Teppich 32 Auszüge aus der Rede von Kulturstaatsministerin Monika Grütters MdB: Aktuelle filmpolitische Entwicklungen 34 Auszüge aus der Rede von Klaus Goldhammer: Kommt ein Paradigmenwechsel durch VoD? 36 Neue Ehrenmitglieder: Wolf Bauer, Hansjörg Füting 38 Produzentenallianz-Empfang zur 68. Berlinale 40 Regina Ziegler erhält den Carl Laemmle Produzentenpreis 2018 „Für meinen Berufsstand so bedeutend wie der Nobelpreis“ 44 Regina Zieglers Dankesrede 46 Menschen: Geburtstage Johannes Kreile, Doris Zander, Martin Moszkowicz 48 Menschen: Nachrufe Michael Schmetz, Werner Vennewald 52 Freundeskreis der Produzentenallianz Neue Freunde: Adstream, Cine-Mobil, SynchronDE 6 Impressum, Bildnachweise 4 PRODUZENTENALLIANZ
Vorspann Die Gewinner des FairFilm Awards 2018 – In der ersten Reihe: Oliver Vogel und Peter Güde, Produzenten Bavaria Fiction, und Christine Rothe, Geschäftsführerin Constantin Film Produktion Fair Film Award 2018 die film gmbh, Lieblingsfilm, Schrammfilm und Deutschfilm Wieder sind die FairFilm Awards gegangen ist, wurde in der Kate- an Mitglieder der Produzenten- gorie Spielfilm diesmal für „Der allianz gegangen. Nachdem der Vorname“ die Constantin Film Preis für die fairsten Arbeits- und in der Kategorie Serie die und Produktionsbedingungen Bavaria Fiction für „Rentner- in den vergangenen Jahren an cops“ ausgezeichnet. Von Laupheim nach Hollywood Rainer Robra, Kulturminister Sachsen-Anhalt, hat angekün- Carl Laemmle war der in Zeugnis über den Philanthropen digt, den Anteil seines Landes Deutschland geborene und hier Laemmle ab, der während der an der Mitteldeutschen Medi- viele Jahrzehnte vergessene Nazizeit hunderten jüdischen enförderung um 300.000 Euro „Erfinder Hollywoods“ und ist Deutschen die Ausreise in die auf 3,1 Mio. Euro zu erhöhen. der Namensgeber des von der USA ermöglicht und ihnen damit Zur internationalen Konkur- Produzentenallianz und seiner das Leben gerettet hat. Bestel- renzfähigkeit des Produktions- Geburtsstadt Laupheim ver- lungen unter: c.l.press@gmx.de standorts Deutschland sagte gebenen Produzentenpreises er Bild online: „Deutschland ist (mehr dazu ab Seite 40). für die amerikanischen Produ- Leammles Wiederentdeckung zenten nicht mehr attraktiv. Bei ist mit das Verdienst des leider uns gibt es eine umständliche, zu früh verstorbenen Lauphei- staatliche Filmförderung. Aust- mers Udo Bayer, der in jahre- ralien, Kanada und Frankreich langen Recherchen den Details bieten dagegen direkte Steuer- als Historiker auf den Grund nachlässe, das ist lukrativer.“ gegangen ist. Eines seiner Stan- dardwerke der Laemmlelogie ist jetzt – von seiner Witwe Gabriele Bayer um Anekdoten und zahl- reiche Bilddokumente ergänzt – neu aufgelegt worden. Der sehr lesenswerte Bild- band „Carl Laemmle – Von Laup heim nach Hollywood“ (Carl Laemmle Press Laupheim, 184 S., 207 Abb., 29,80 Euro) erzählt nicht nur die Geschich- te Laemmles als Filmmogul und Gründer der Universal, sondern legt auch ein beeindruckendes Magazin Nr. 26 | April 2018 5
Impressum, Bildnachweise PRODUZENTENMAGAZIN Magazin der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V. Kronenstraße 3 10117 Berlin Telefon: 030-206 70 88-22 Fax: 030-206 70 88 44 www.produzentenallianz.de Herausgeber: Dr. Christoph E. Palmer Layout. Satz, Redaktion und Texte (soweit nicht anders gekennzeichnet): Jens Steinbrenner (ViSdP) Das Copyright namentlich gekennzeichneter Texte liegt bei den Autoren. Nicht Jan Bonath, Vorsitzender des Sektionsvorstands Animation der namentlich gekennzeichnete Produzentenallianz & Vorstand Scopas Medien AG, Christian Som- Texte stehen unter der mer, Vorstandsmitglied des VTFF & CEO Trixter Berlin GmbH, Tania Creative-Commons-Lizenz BY Reichert-Facilides, Geschäftsführerin Animation Germany, Christi- www.creativecommons.org an Davin, Präsident CARTOON Anmerkungen, Anzeigenanfragen, Bestellungen, Leserbriefe, Animation Germany bei der Berlinale Veranstaltungs- und sonstige Hinweise bitte an Einen Europäischen Aktions- Unternehmen in Deutschland magazin@produzentenallianz.de plan für die Animations- und ein so starkes Leistungsportfo- VFX Branche hat Animation lio hätten, um auch internatio- Germany während der Berli- nal durchstarten zu können. Es 10 Jahre nale vorgestellt. Er umfasst das sei notwendig, dieses sichtbar Thema Talente, Marktzugänge zu machen und bedürfe struk- und Finanzen. Animation und tureller Weichenstellungen, um VFX gehören im Bereich Film die wirtschaftliche Entwicklung zu den sehr gefragten deutschen anzuschieben. Exportgütern und sind seit vie- Animation Germany, zu deren len Jahren im Auslandsvertrieb Gesellschafter auch die Pro- im Vergleich zu anderen Genres duzentenallianz gehört, ist die deutlich überproportional er- Lobby-Organisation der die folgreich. deutschen Animations- und Tania Reichert-Facilides, Ge- VFX-Branche und soll insbeson- schäftsführerin von Animation dere deren internationale Wett- Germany, wies darauf hin, dass bewerbsfähigkeit stärken. Bildnachweise Neue Mitgliedsunternehmen – Moment Pictures GmbH, München S. 5: Julia Nimke, Staatskanzlei Seit dem letzten Magazin von – Peoplegrapher GmbH, Sachsen-Anhalt Dezember 2017 sind der Pro- Düsseldorf S. 6: Privat duzentenallianz folgende Unter- Damit hat die die Produzenten- S. 7: Privat, Günther Reisp / nehmen beigetreten: allianz im April 2018 248 Mit- NEUESUPER, Bavaria – Abelone Films GmbH, glieder. Wir heißen alle neuen S. 10–16: Heidi Scherm, Ulf Hamburg Mitglieder an dieser Stelle noch Büschleb – ARRI Media GmbH, Berlin einmal herzlich willkommen! S. 22–39: Stefanie Seufert – BLMFILM GMBH, Hamburg S. 40–47: Rico Grund, Gisela Schober, Ralf Schuck – Ivory Productions GmbH & S. 48: Gisela Schober Co. KG, München S. 49: PPN Neugebauer, – MILCHSTRASSE Stefanie Seufert Filmproduktion GmbH, S. 51, 53: Lorenz Steinert Berlin 6 PRODUZENTENALLIANZ
Vorspann Zum Beispiel Romy-Awards Wieder waren zahlreiche Filme UFA Fiction für „Charité“ (Bes- von Produzentenallianz-Mitglie- te Produktion TV-Film), NEUE- dern in den Wettbewerben be- SUPER für „Hindafing“ (Beste deutender internationaler Film- TV-Serie). Den Publikums-Romy und Fernsehfestivals dabei, für als Bester Schauspieler bekam wichtige Film- und Fernsehprei- Elyas M‘Barek für „Fack Ju se nominiert oder haben sie ge- Göhte 3“ (Constantin), die Romy wonnen. Stellvertretend wollen für den beliebtesten Moderator wir heute den Gewinnern des Ös- Show/Unterhaltung ging an Jan terreichischen Film- und Fern- Böhmermann für „Schulz und sehpreises „Romy“ gratulieren: Böhmermann“ (Bildundtonfab- X Filme für „Happy End“ (Beste rik btf) und als TV-Ereignis des Regie und Beste Bildgestaltung Jahres wurde „Babylon Berlin“ Kinofilm), Provobis für „Der na- (X Filme) ausgezeichnet. Den menlose Tag“ (Beste Regie und Preis der Jury erhielt „You Are Beste Bildgestaltung TV-Film), Wanted“ (Pantaleon). Fallstricke des Produzierens Die Produzentinnen Judy Tossell Filmfestival Max Ophüls Preis in (EGOLI TOSSEL) und Wenka von den Bereich des Unaussprechli- Na dann – Prost: Ein Akademie-Romy für die Mikulicz (DCM) haben sich beim chen gewagt. Bei der in Koope- beste Fernsehserie ging an NEUE SUPER für ration mit der Produzentenal- „Hindafing“ lianz veranstalteten Talk-Reihe „Fallstricke des Produzierens“ sprachen sie am 26. Januar über Problemfälle und unter- schätzte Risiken – und was sie für das produzentische Schaffen bedeuten. ARD-Programmprämien 2018 Anfang des Jahres hat die ARD in Punktemodell bewertet und ku- Köln zum zweiten Mal die ARD- muliert. Karola Wille, Filminten- Programmprämien an erfolg- dantin der ARD und Intendantin reiche TV-Produzentinnen und des MDR sah die prämierten -Produzenten verliehen. Gesamt- Projekte als „Beleg für die gro- volumen: 3,2 Millionen Euro. ße Vielfalt und das differenzierte Grundlage ist die ARD- Angebot der ARD auf all ihren Selbstverpflichtung „Eckpunkte TV-Kanälen“. Beeindruckt zeig- 2.0“, die 2016 nach intensiven te sie sich von der Bandbreite Kondultationen mit der Produ- der Produktionen, die mit den Christian Franckensteins zentenallianz in Kraft getreten ersten ARD-Programmprämien Vertrag als CEO der Bava- istund neue Grundsätze für die 2017 angeschoben wurden und ria Film GmbH wurde bis zum Zusammenarbeit mit den deut- nun in der Entwicklung sind. 31.1.2024 verlängert. Dr. Fran- schen Film- und Fernsehpro- Aufgeteilt in sieben Genres ckenstein war im Oktober 2014 duzenten geschaffen haben. Mit erhalten die jeweils zehn im als Vorsitzender der Geschäfts- den Programmprämien werden Punkteranking höchstplatzier- führung zur Bavaria Film besondere qualitative Leistun- ten Produktionen eine Prämie, GmbH gekommen und ist Mit- gen, die sich in herausragenden mit der neue, innovative und glied des Produzentenallianz- und prestigeträchtigen Preisen wettbewerbsfähige Produkte so Gesamtvorstands und Nominierungen einer Pro- wohl für die ARD als auch für duktion niederschlagen und den internationalen Markt ent- in intensiven programmlichen wickelt werden. Nutzungen in der ARD zum Ausdruck kommen, nach einem Magazin Nr. 26 | April 2018 7
Standpunkt Der Film verdankt dem FOderalismus ö viel! Von Christoph Palmer ordnungspolitische Grundsätze von Zuständigkei- E ten und Aufgaben munter verwischt und mit der s ist Mode geworden, am deutschen Födera- finanzpolitischen „Leimrute“ der Mit-Finanzierung lismus kein gutes Haar zu lassen. Er sei zu die Länder dafür gewonnen, Kernbereiche der fö- komplex, schwerfällig, teuer und in Zeiten deralen Zuständigkeiten, nämlich die originäre der Digitalisierung und Globalisierung ir- Kompetenz für das Schulsystem, bereitwillig zu gendwie antiquiert. Auch die Regierungsfraktionen opfern im Bundestag schicken sich mit der jüngst vorge- Es sollte daran erinnert werden, dass der deut- stellten Koalitionsvereinbarung an, Kompetenzen sche Föderalismus in unserer Geschichte segens- wieder zu vermengen, die vor wenigen Jahren in reich war und es immer zentralstaatliche Ten- der Föderalismusreform im Grundgesetz entzerrt denzen waren, die Obrigkeitsstaat, Nationalismus wurden. Zu nennen ist hier zum Beispiel die Auf- und Diktatur in Deutschland ermöglichten: im Kai- hebung des sogenannten Kooperationsverbots serreich, im NS-Staat, in der DDR. Föderalismus im Bildungsbereich. Mithilfe von derzeit reichlich bedeutet immer auch Vielfalt und Wettbewerb, fließenden Steuereinnahmen des Bundes werden Machtteilung und Machtkontrolle. In Europa ist 8 PRODUZENTENALLIANZ
die regionale Idee folgerichtig auf dem Vormarsch. verstehen sich als Ermöglicher und Partner der Schon vor Jahrzehnten erkannte der Harvard-So- Filmwirtschaft. Die Länder-Förderungen sind dar- ziologe Daniel Bell, dass „der Nationalstaat für die über hinaus aber auch film- und medienpolitische Lösung der kleinen Probleme zu groß und für die Kompetenzzentren in den Ländern und exquisite Lösung der großen Probleme zu klein ist.“ Vor die- Öffentlichkeitsarbeiter für die Belange des Films. sem Hintergrund mag der Hinweis an Aktualität Sie dienen als Anlaufstellen und Cluster-Manager. gewinnen, dass die Medienpolitik in der Bundes- Für die Regierungen und Parlamente in den Bun- republik Deutschland von den Ländern verantwor- desländern sind sie unverzichtbar. tet wird. Das geschieht in mitunter mühsamer und Die Produzentenallianz arbeitet gerne und in- langwieriger Kompromissfindung, denn zu staats- tensiv mit den Förderungen zusammen und be- vertraglichen Regelungen bedarf es der Einstim- müht sich nach Kräften, bei der Politik in den Län- migkeit. Aber dadurch ist auch eine stabile und dern weitere Mittelerhöhungen zu erreichen. Dem klug austarierte duale Medienordnung mit öffent- kontinuierlichen Beispiel Bayerns folgend, wurden lich-rechtlichen und privaten Sendern entstanden, gerade dem Medienboard Berlin-Brandenburg um die Deutschland auch international vielfach für das Jahr 2018 zusätzliche Mittel von 2,7 Mio. beneidet wird. Gerade die regional verankerten Euro bereitgestellt, der Film und Medienstiftung öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten NRW gegenüber 2017 2,5 Mio. Euro zusätzlich, bilden die Lebenswirklichkeit der Menschen ein- HessenFilm und Medien wächst kräftig an, und drucksvoll ab und sind in der Fläche präsent. Sie vor wenigen Tagen kündigte Sachsen-Anhalt an, berichten über Sport- und Kulturveranstaltungen, seinen Zuschuss an die MDM um immerhin 10 % von „Land und Leuten“, aus Politik und Wirtschaft. von 2,8 Mio. Euro auf 3,1 Mio. Euro auszubauen. Regionale Serien lassen die Identifikation der Men- Diese wenigen Beispiele mögen ausreichen, um die schen mit ihrer Heimat wachsen. Ihre Sendungen Bemühungen der Landespolitik für die regionalen sind in manchen Lebensräumen mittlerweile das Einrichtungen zu demonstrieren. Die Tabelle* zeigt zentrale Element der Berichterstattung, weil lokale die Haushaltsansätze der Filmförderungen der und regionale Zeitungsverlage – leider – eher auf Länder 2013–2018 anschaulich auf. dem Rückzug sind. Natürlich kann man mit der Produzentenallianz Ein besonderes Kleinod des Föderalismus ist die offen über kontroverse Themen wie den „Förder- Filmförderung der Länder. Acht regionale Förde- tourismus“ oder die bessere Unterstützung von Be- rungen mit zum Teil jahrzehntelangen Traditionen sonderheiten und Novitäten diskutieren. Der Rück- sind aus der Unterstützung des deutschen Films versicherung über die Erfolge und die Relevanz nicht wegzudenken. Sie sorgen für eine filmwirt- der Förderungen tut das keinen Abbruch. Mit rund schaftliche Grundversorgung in unserem Land, 170 Mio. Euro Fördervolumen im Jahr tragen die setzen unterschiedliche Schwerpunkte (für den Länder deutlich über 40% an der Unterstützung Kinofilm, die Fernseh-Fiction, anspruchsvolle Do- des Filmschaffens in unserem Land bei. Betrachtet kumentation, die Unterhaltung, die Animation) man die ausgelösten volkswirtschaftlichen Effekte und ermöglichen Innovationen. Der FilmFörder- – die in aktuellen Studien nachgewiesen werden Fonds Bayern, das Medienboard Berlin-Branden- können –, kann man mit Fug und Recht von gut burg, die Film und Medienstiftung NRW, die Mit- angelegten Steuergeldern sprechen. Durch Krea- teldeutsche Medienförderung, die Filmförderung tivität, Exzellenz, Kompetenz und Vielfalt gibt die Hamburg Schleswig-Holstein, die Medien- und deutsche Film- und Fernsehproduktionswirtschaft Filmgesellschaft Baden-Württemberg, nordmedia der deutschen Gesellschaft weit mehr als das zu- und HessenFilm und Medien bereichern die wirt- rück, was in sie investiert wird. schaftliche und kulturelle Landschaft der Bundes- * Quelle: FFA-Info 2014–2018; Zahlen für 2017 vorläufig. Zahlen republik Deutschland. Ihre Leiterinnen und Leiter, für 2018 eigene Schätzungen auf Basis öffentlich zugänglicher ihre engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Berichterstattung 2013 2014 2015 2016 2017 2018* FFF Bayern 29,59 32,67 30,92 36,64 38,85 38,85 Medienboard Berlin-Brandenburg 29,33 32,82 30,48 31,76 31,60 32,95 Film und Medienstiftung NRW 36,78 37,11 34,78 31,15 28,82 31,32 Mitteldeutsche Medienförderung 16,08 16,06 14,47 15,73 15,26 15,56 MFG Baden-Württemberg 15,23 14,61 14,57 14,95 14,90 14,90 Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein 13,47 13,23 14,92 13,89 12,68 12,68 HessenFilm und Medien - - - 6,77 8,31 11,50 nordmedia 11,00 11,02 11,15 9,64 11,29 11,29 Summen 151,48 157,52 151,29 160,53 161,71 168,75 Magazin Nr. 26 | April 2018 9
„Die FFA ist zu einem wichtigen und zuverlässigen Partner der deutschen Filmwirtschaft geworden.“ FFA-Präsident Bernd Neumann, Kulturstaatsminister a. D. und Mitglied des Produzentenallianz-Gesamtvorstands bei der Begrüßung zur Feier des 50. FFA-Jubiläums am 6. März 2018
50 Jahre Filmförderungsanstalt FFA = Fiel Fiel Arbeit Vom „Schnulzen-Kartell“ zum anerkannten und bewährten System der Hilfe zur Selbsthilfe für den deutschen Film. Ein historischer Rückblick von Jens Steinbrenner: Schlaglichter auf eine zwischendurch für den deutschen Film doch nicht so gute alte Zeit.
50 Jahre Filmförderungsanstalt Seit dem Inkrafttreten des Filmförderungsgesetzes 1968 … … nähmen Publikumsschwund Es ist kein Zufall, dass Anfang spielt haben – stoßen sich außer- und Kinosterben zu, schrieb der 1971 die Presse-Aufmerksam- dem an der Sittenklausel: ‚Nicht damalige Großkritiker und spä- keit für die Filmförderung so zu fördern sind Filme, die gegen tere Berlinale-Chef Wolf Donner groß war. Drei Jahre vorher – die Verfassung oder die Gesetze in der Zeit vom 9. April 1971. 1968 – war die Filmförderungs- verstoßen oder das sittliche oder Sein Fazit: „Das Schnulzen- anstalt auf der Rechtsgrundlage religiöse Gefühl verletzen.‘“ Kartell des deutschen Films, die des seit dem 1.1.1968 geltenden Filmförderungsanstalt (FFA), Filmförderungsgesetzes ein- „Ohne junge Gesichter“ hat seit drei Jahren nicht nur gerichtet worden, um der – im das Niveau heruntergefördert, Vergleich zu den goldenen 50er Und auch die FFA selbst war auch seine filmwirtschaftlichen Jahren – am Boden liegenden nicht dazu angetan, dass sich Auswirkungen sind katastro- deutschen Filmwirtschaft wie- andere als Vertreter von „Pa- phal“. Auch die Filmproduktion der auf die Beine zu helfen. Am pas Kino“ darin wiederfinden sei seit dem Bestehen der FFA Boden lag allerdings nur ein Teil konnten: „Ohne junge Gesich- sprunghaft angestiegen – was ja der Filmwirtschaft, nämlich die ter“ titelte der Tagesspiegel am eigentlich kein Nachteil ist, aber: seinerzeit lustvoll-despektierlich 7. März 1968, dem Tag nach der „Immer mehr schlechte Filme als „Altproduzenten“ geschmäh- Konstituierung des ersten FFA- verstopfen die immer schmaler ten etablierten Produktionsun- Verwaltungsrats: „So bestim- werdende Abspielbasis.“ ternehmen. Den „Jungfilmern“ men die wirtschaftliche Zukunft des Neuen Deutschen Films ging des deutschen Films zunächst „Die Unfähigkeit der Branche es Ende der sechziger Jahre vor- nur die aus vielen Gremien be- zur Produktion von Qualität“ erst noch vergleichsweise gut. kannten Namen – Funktionäre, Ihnen und der Presse galt das Abgeordnete und Beamte, ge- Die Klage über zu viele Filme, FFG aber als „kulturfeindlich treu dem Proporz ausgewählt.“ die die Kinos „verstopfen“, hört und rückschrittlich“: „Die Jun- 1971 also steht das FFG vor man auch heute noch, knapp gen stießen sich vor allem an der einer ersten kleinen Novellie- 50 Jahre später. Was man aber Erfolgs-Automatik, denn geför- rung, die bei Jungfilmern und nicht mehr hört, ist eine pau- dert wird nach dem Kassenrap- Filmkritik zunächst Hoffnung schale Kritik an den Filmen port: Geld (250 000 Mark) fließt weckt: „Die Arbeitsgemeinschaft selbst. „Mit dem Gesetz trat auch einem Produzenten nur dann Neuer Deutscher Spielfilmpro- die Unfähigkeit der Branche zur zu, wenn er einen ‚Referenzfilm‘ duzenten [ein Vorläuferverband Produktion von Qualität zutage“, vorweisen kann, der auf dem der Produzentenallianz, d. Red.], hieß es am 15. Februar 1971 im deutschen Markt binnen zwei die Arbeitsgemeinschaft der Spiegel, und am 19. April eben- Jahren mindestens 300 000 Filmjournalisten und das Syn- da: „Statt das Niveau und die Mark eingespielt hat“, so der dikat der Filmmacher haben internationale Konkurrenzfähig- Spiegel am 25. Dezember 1967 eine 43 Seiten starke präzise keit ihrer Produkte zu steigern, in einer großen Titelgeschich- Analyse der Filmsituation mit verstopften Deutschlands Alt- te über den jungen deutschen sehr vernünftigen, plausiblen Produzenten den Binnenmarkt Film: „Die Jungfilmer – obgleich Reformplänen vorgelegt,“ so mit Kolle-Sex, Kiesewetter-Por- fast alle Werke der ersten Welle Wolf Donner in der Zeit. Diese nos und Heintje-Schmalz.“ für eine Förderung genug einge- Vorschläge wurden jedoch nicht 12 PRODUZENTENALLIANZ
berücksichtigt, es bleibt aus- 9), „Liebesmarkt in Dänemark“ 50 Jahre FFA: In der ersten Reihe: Iris Berben schließlich bei der „Erfolgs-Au- (8), „Ehemänner-Report“ (7), (Präsidentin Deutsche Filmakademie), tomatik“ des Referenzprinzips: „Blutjunge Verführerinnen“ (5), Christophe Tardieu (Directeur Général „Die Regierungsvorlage sieht „Hausfrauen-Report“ (3). Der Délégue CNC), Peter Dinges (Vorstand FFA), nur Halbheiten und kleine Zuge- meistgesehene deutsche Film Monika Grütters (Staatsminsterin für Kultur ständnisse vor, im Grunde eine war „Der neue Schulmädchen- und Medien), Bernd Neumann (Präsident Zementierung der verfahrenen Report. 2. Teil: Was Eltern den FFA), Karola Wille (Intendantin MDR), Situation und den Versuch, die Schlaf raubt“, hatte 1971 ca. 4 Eberhard Junkersdorf (Ehrenpräsident FFA), FFA schnell wirtschaftlich zu sa- Millionen Zuschauer und hält Volker Schlöndorf, Regina Ziegler, Martin nieren“, so Donner weiter. auch heute mit inzwischen etwa Moszkowicz, Katja Eichinger. Die Dame in 7 Millionen Zuschauern einen grün: Moderatorin Palina Rojinski Meistgesehen 1971: Sexfilme guten 8. Platz in der Liste der erfolgreichsten (west-)deutschen In der ersten FFG-Novellierung Filme seit 1963 – zwischen „Ho- wird der Sittenklausel noch nig im Kopf“ und „7 Zwerge – eine „Minderqualitätsklausel“ Männer allein im Wald“. zu Seite gestellt. Danach wur- den ausdrücklich „Filme von Die größere Krise geringer Qualität und solche mit Themen befragt: Film als Ware, aufdringlicher Darstellung von Den inzwischen auch nicht Film und Publikum, Produkti- Sexualität“ von der Förderung mehr ganz so jungen deutschen onsbedingungen. Man sei „prak- ausgeschlossen, was allerdings Jungfilmern schien in den Fol- tisch hochgepäppelt vom Fern- nicht in erster Linie auf womög- gejahren ihr Elan zu ermüden, sehen“, so Peter Lilienthal und lich libertinäre und die freie wie das 1973 erschienene Buch laut Volker Schlöndorff „vom Liebe propagierende Jungfilmer Die Filmemacher – Der neue Weltmarkt ausgeschlossen“. Jo- zielte. Man kann es sich heu- deutsche Film nach Oberhausen1 hannes Schaaf meint, „dass die te nicht mehr vorstellen, aber nahelegt. Dort werden siebzehn gesamte Filmindustrie das Pu- sechs der neun erfolgreichs- Regisseure nach bestimmten blikum so systematisch versaut ten (west-)deutschen Filme des hat, dass es jetzt auf einem Ni- Jahres waren Sexfilme: „Der 1 Barbara Bronnen/Corinna Brocher: Die veau ist, das kaum überwind- Filmemacher: Der Neue Deutsche Film neue heiße Report: Was Männer nach Oberhausen. Bertelsmann, bar ist“, und Reinhard Hauff nicht für möglich halten“ (Platz München 1973 konstatiert: „Im Feuilleton sind Magazin Nr. 26 | April 2018 13
50 Jahre Filmförderungsanstalt te Förderschiene eingeführt: Filmen für eine Referenzförde- „Zum ersten Mal soll es das neue rung qualifiziert hat. FFG der Filmförderungsanstalt 1976 war der deutsche Markt- erlauben, nicht nur – wie bisher anteil auf unter 15 % gefallen, in üblich – fertige Filme nachträg- den Top 20 sind gar keine deut- lich zu fördern, sondern viel- schen Filme mehr zu finden. Die versprechende Projekte schon erfolgreichsten kommen erst auf vor Drehbeginn mit bedingt (bei Platz 24 und 25: „Ansichten ei- späterem Kassenerfolg) rück- nes Clowns“ und „Sommergäs- „Der deutsche Film kann ohne zahlbaren Darlehen zu finanzie- te“, beide mit FFA-Projektförde- Förderung nicht überleben!“ ren“, berichtete beinahe schon rung (und ohne diese vermutlich euphorisch am 10. September gar nicht) hergestellt. 1973 der Spiegel. Und 1994 war der histori- wir stark, in der Filmwirtschaft Damit wurde die Filmförde- sche Tiefstand beim deutschen Randfiguren.“ rungsanstalt von einer bis dahin Marktanteil erreicht: 9 %. Den Die FFA war 1968 gegründet rein administrativen – nämlich erwirtschafteten zum größten worden, um der seinerzeitigen die Referenz-Kriterien anwen- Teil „Der bewegte Mann“, mit Krise des deutschen Films zu den – Anstalt zu einer Instituti- 6,6 Mio. Zuschauern auf Platz begegnen. Im selben Jahr waren on, die das professionelle deut- 3, und der Animationsfilm „As- allerdings genau drei der Top- sche Filmschaffen mitgestaltet. terix in Amerika“, mit 1,9 Mio. 20-Filme2 keine deutschen Fil- Mitgestaltung ist ein großes Zuschauern auf Platz 17 – beide me, der deutsche Marktanteil3 Wort, immerhin reden wir von natürlich mit FFA-Projektförde- lag bei 40 %. 1973 war er auf einer Anstalt des öffentlichen rung ermöglicht. knapp 30 % gefallen. Betrachtet Rechts, und natürlich kann al- Seit damals geht es stetig man also allein den Kinoerfolg lein der FFA nicht der Lorbeer- bergauf. Zwar ähnelt die Linie der deutschen Produktionen, kranz für die spätere Konsoli- eher der Aufzeichnung eines kann eine auf reine Referenz- dierung des deutschen Films EKGs als einer Rollstuhlrampe, förderung reduzierte Filmför- umgehängt werden. Aber durch aber einstellige Markteinteile derung in Verbindung mit einer das Nebeneinander von automa- kamen zuletzt vor 20 Jahren vor. nicht exakt innovations- und tischer Referenzförderung und qualitätsfreudigen Filmwirt- gremienentschiedener Projekt- Förderungen schaft nicht als wirklich erfolg- förderung verfügte man jetzt reich bezeichnet werden. über einen brauchbaren Werk- Würde die FFA nicht nur die zeugkasten – auch wenn es bei Namen der projektgeförderten Projektförderung der Austarierung der Förder- Filme veröffentlichen, sondern schienen durchaus noch Opti- auch jene mit Referenzfilmför- In dieser Situation verabschie- mierungsbedarf gibt, wie nicht derung, würde deutlicher, dass dete der Deutsche Bundestag zuletzt in der Debatte im Vorfeld die Einführung der Projektförde- am 3. März 1974 das „Zweite des aktuellen Filmförderungsge- rung nicht das Allheilmittel war, Gesetz zur Änderung des Film- setzes zu hören war. Und zu sondern die notwendige Ergän- förderungsgesetzes“. Die Film- Marktanteilen, die regelmäßig zung. Was wir aber wissen, sind förderungsanstalt wurde zu der um (und seit 2013 deutlich über) die Relationen. So wurden 2017 Filmförderung, die wir bis heute 20 % liegen, kam es erst gut 20 knapp 18 Mio. Euro für Projekt- kennen. Unverändert nicht aus Jahre später. förderungen ausgegeben – seit Steuergeldern, sondern durch 1974 insgesamt knapp 427 Mio. die Filmabgabe von der Branche Filme & Marktanteile – und für die Referenzfilmförde- selbst finanziert, wurde mit der rung knapp 13 Mio. – seit 1968 Projektfilmförderung eine zwei- Ein Blick in die Top-20 von 1975, insgesamt gut 453 Mio. Euro. 2 Quelle für Hitlisten: chartsurfer.de dem ersten Jahr, in dem FFA-ge- Aber die FFA wird bekannt- (Filme im Startjahr, sortiert nach förderte Filme in die Kinos ka- lich von der gesamten Filmbran- Gesamt-Zuschauerzahlen) men: Neben den beiden Kopro- che getragen, also ist sie auch 3 Der Marktanteil für deutsche Filme bis 1993 bezieht sich auf den Verleihumsatz, duktionen „Die Geschichte der für die gesamte Filmbrache da der wegen des geringeren durchschnittli- O.“ und „Nobody ist der Größte“ – fördert also auch Drehbücher, chen Ticketpreises und einer geringeren durchschnittlichen Verleihmiete für steht mit respektablen 1,2 Mio. Kinos, Verleih und vieles mehr. deutsche Filme im Schnitt etwa 3 Zuschauern auf Platz 18 „Die Insgesamt wurden für Förde- Prozentpunkte geringer ausfällt als der verlorene Ehre der Katharina rungsmaßnahmen 2017 gut 71 Marktanteil auf Besucherbasis, der erst seit 1994 verfügbar ist. Die im Text Blum“, einer der ersten Filme Mio. Euro ausgegeben – und sat- genannten Werte für den Markanteil bis mit FFA-Projektförderung. Un- te 1,6 Milliarden in den letzten 1993 wurden entsprechend nach oben wahrscheinlich, dass sich Eber- 50 Jahren. angeglichen, um eine Vergleichbarkeit zu erzielen. Quelle: Spitzenorganisation der hard Junkersdorfs Bioskop-Film Natürlich konnte die FFA Filmwirtschaft mit den drei vorangegangenen auch mit so viel Geld – obwohl 14 PRODUZENTENALLIANZ
sich der Betrag durch den lan- branche einen Grund zu feiern Weisen aus fünf Jahrzehnten deutscher gen Zeitraum ja relativiert – den hatte“, schrieb Bernd Eichinger Filmgeschichte mit dem Filmorchester deutschen Film nicht in die in der Festschrift zum 30-jähri- Babelsberg goldenen Zeiten zurückkata- gen FFA-Bestehen. Von wenigen pultieren. Fernsehen und das Ausnahmen abgesehen habe aufkommende Home-Entertain- es den deutschen Film nur im ment, später eine nicht gekann- Fernsehen oder auf Festivals ge- te Programmvielfalt durch die geben, und gerade mal die Hälf- Einführung des Privatfernse- te der in Deutschland produzier- hens und noch später durch das ten Spielfilme sei überhaupt in Internet und die Digitalisierung die Kinos gekommen. Erst An- der Vertriebswege, dazu Games fang der Neunziger „wurde end- Grund zu feiern auf allen möglichen Spiele- lich allen bewusst, wie sehr der Plattformen: Das alles bedeu- deutsche Film auf die Unterstüt- Am 6. März jedenfalls hatte tet für das Kino übermächtige zung durch die Filmförderung sowohl die FFA als auch die Konkurrenz auf dem Aufmerk- angewiesen ist.“ Danach hätten Branche einen Grund zu feiern. samkeitsmarkt. Zudem musste Filmschaffende auch öffentlich Bernd Neumann: „In den zu- der deutsche Film mit seinen „ihre Abhängigkeiten von den rückliegenden fünf Jahrzehnten im Vergleich niedrigen Budgets Subventionen“ bekannt. Bernd hat die FFA ganz entscheidend stets auch gegen die immer auf- Eichingers Fazit: „Der deutsche zum wirtschaftlichen Erfolg und wendigeren Schauwerte der vor Film kann ohne Förderung nicht dem kulturellen Ansehen des allem amerikanischen Mitbe- überleben!“ deutschen Films im In- und Aus- werber bestehen. Und nicht nur der deutsche. land beigetragen. Und deutsche In seiner Begrüßung zur Feier Filme haben mittlerweile auch „Die Abhängigkeiten von des 50. FFA-Jubiläums am 6. international einen sehr guten den Subventionen“ März 2018 betonte FFA-Präsi- Ruf! Und: Die FFA ist zu einem dent Bernd Neumann, Kultur- wichtigen und zuverlässigen „Als die Filmförderungsanstalt staatsminister a. D. und Mitglied Partner der deutschen Filmwirt- 1988 auf zwanzig Jahre Arbeit des Produzentenallianz-Gesamt- schaft geworden.“ zurückblicken konnte, schien es, vorstands, dass Kinofilme auch Das Filmorchester Babels- dass weder die Filmförderung „in anderen Filmnationen“ Un- berg spielte Weisen aus fünf selbst, noch die deutsche Film- terstützungen benötigten. Jahrzehnten deutscher Film- Magazin Nr. 26 | April 2018 15
Bemerkenswerter Moment: HDF-Vorstand onen während der Dreharbeiten bis vors Bundesverfassungsge- Thomas Negele wünscht sich, dass Kinos zu vermeiden.‘ Vom Rentenalter richt gezogen waren, aus den künftig „so wichtig genommen werden wie ist die FFA mit ihren flotten 50 Reihen des HDF. die Produzenten“ und verleiht Bernd Jahren noch weit entfernt, aber Dem „System der Hilfe zur Neumann eine Gläserne und Peter Dinges dass sie Buch, Hauptrolle und Selbsthilfe, so wie es im FFG ge- eine Goldene Leinwand. Regie stets selbst in der Hand regelt wird, hat das Bundesver- behalten hat, tut ganz offen- fassungsgericht im Januar 2014 sichtlich nicht nur den Jubilä- ohne jedwede Einschränkung umsfilmeinspielern heute Abend seine Berechtigung und Verfas- gut, sondern auch der Filmför- sungsmäßigkeit erklärt – und derung in Deutschland und dem es damit zugleich auf eine feste, deutschen Film.“ unangreifbare Basis gestellt“, so Einen bemerkenswerten Mo- Bernd Neumann. Dieser Konflikt ment gab es auch, als Bernd ist also entschieden, aber andere geschichte – von Hans Werner Neumann mit einer Gläsernen werden gewiss kommen – Bernd Henzes Score von „Die verlorene und FFA-Vorstand Peter Dinges Neumann: „Natürlich kann man Ehre der Katharina Blum“ bis mit einer Goldenen Leinwand es nicht allen recht machen. Das Ingo L. Frenzels Melodien aus des Hauptverbands Deutscher wird auch so bleiben, wir wollen „Der Medicus“ –, es gab einen Filmtheater ausgezeichnet wur- ja auch nicht langweilig wer- vergnüglichen Einspieler mit den. HDF-Vorstand Thomas den.“ eigenwilligen Interpretationen, Negele verlieh in seiner kurzen was „FFA“ eigentlich bedeutet Laudatio seinem Wusch Aus- Eine ausführliche Darstellung zu 50 Jahren Filmförderungsgesetz steht – laut Doris Dörrie: „Fiel Fiel druck, dass Kinos künftig „so im Produzentenallianz-Magazin Nr. Arbeit“ –, und Monika Grütters, wichtig genommen werden wie 25, ein Artikel über die Struktur Staatsministerin für Kultur und die Produzenten.“ Nicht nur und Aufgaben der FFA in Magazin Medien, zitierte diesmal Loriot, den Geehrten glaubte man eine Nr. 24: www.produzentenallianz.de/ der über seine späte Berufung gewisse Irritation angesichts magazin zum Filmemacher einmal gesagt der Auszeichnung anzumerken, habe: „‚Wenn ein Jungfilmer im sondern auch dem Publikum. Rentenalter ist, sollte er Buch, Immerhin rekrutierten sich die Hauptrolle und Regie überneh- Kinoketten, die vor Jahren ge- men, um zeitraubende Diskussi- gen das Filmförderungsgesetz 16 PRODUZENTENALLIANZ
Deutscher Werbefilmpreis 2018 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Hatto-show im Werbedschungel E nde März hieß es in der Dschungel-Bewohner. Der Ma- den Gästen in Richtung Party, Hamburger Kulturfabrik xim-Gorki-Theater-Schauspieler bei der in ausgelassener Stim- Kampnagel wieder: „Und Taner Sahintürk führte mit In- mung bis in die Morgenstunden der Gewinner ist …“. Bei szenierungen durch den Abend. zu den Beats von Afrob Sound- einer so unterhaltsamen wie Musikalischer Support kam von system gefeiert wurde. originellen Verleihungsshow ver- UK/Berlin und Rap-Newcomer Alle Preisträgerfilme des Deutschen gab die Deutsche Werbefilmaka- Kelvyn Colt. Werbefilmpreis 2018: demie in zwölf Kategorien den Auch die Förderung des www.deutscher-werbefilmpreis.de/ begehrten „Hatto“. Erstmals in Nachwuchses ist zentrales The- de/preistrager/ diesem Jahr kürte eine ausge- ma der Deutschen Werbefilm- wählte Jury aus Journalisten in akademie. Erstmals wurden der neuen Kategorie „Preis der zwei DWA-Förderpreis-Gewin- Medien“ ihren Lieblingsfilm. ner gleichwertig ausgezeichnet: In der „Königskategorie“ Bes- „The Future is Everyone‘s“ von ter Werbefilm gewann der Spot Regisseur Falk Poetz (Produkti- „Get A Job“, produziert von Ico- on Czar Filmproduktion), sowie noclast. In den zwei Kategorien „Ich bin ein Ultra“ von Miguel Beste Regie und Beste Visuelle Schmid und Magali Herzog (Pro- Deutscher Werbefilmpreises 2018 – Preisträger Effekte gewann „Weihnachten duktion Iconoclast Berlin). Die 1 Get A Job (Produktion: Iconoclast) Bester 2117“ von der Produktionsfirma Spots feierten während der Ver- Werbefilm, Bestes Sounddesign an Wenke Sterntag. Zusammen mit dem leihung unter Beifall des Fach- Kleine-Benne 2 Weihnachten 2117 (Produktion: „Preis der Medien“, mit dem die publikums Premiere. Sterntag): Beste Regie an Matthijs van Heijningen, Verleihung als Überraschung Bester Nachwuchswerbefilm Beste Visuelle Effekte an Tomek Zietkiewicz, startete, ist „Weihnachten 2117“ wurde der Spot „A Man With A Preis der Medien 3 Faith Of A Few die meist ausgezeichnete des Coin“ von Christian Schilling von (Produktion: ANORAK): Beste Kamera an Greig Abends. Stellvertretend für die der Filmakademie Baden-Würt- Fraser 4 #LifeChangingPlaces – Mexico Medien-Jury, bestehend aus temberg.. „Wir sind sehr stolz (Produktion: 27km Entertainment): Bester Schnitt Vertretern von Filmecho/Film- auf die vielen qualitativ immer an Max Neumeier 5 Kinderträume (Produktion: woche, New Business, Werben hochwertigeren Einreichungen ANORAK): Bestes Skript an Matthias Preuß, Jakob & Verkaufen und The Hollywood in diesem Jahr. So viele großar- Eckstein, Tobias Ahrens 6 Eatkarus (Produktion: Reporter, übergab Bärbel Unck- tige nominierte Filme haben wir Tempomedia): Bestes Art Department an Petr rich von Horizont den Preis an hier gesehen, aber wir haben Kunc 7 King Of The Jungle (Produktion: Maik Siering von Sterntag und auch viele nicht gesehen, denn Markenfilm Hamburg: Beste Animation an Steve Jens Pfau von Jung von Matt. es gab so viele mehr … Es macht Townrow, Joe Kane, Greg Martin 8 Immo erst Über 600 Gäste folgten der einfach unheimlich viel Spaß, zu Immowelt (Produktion: Fox Devil Films: skurril-fröhlichen Show unter für diese Branche zu arbeiten“, Beste Komposition an Tommy Peters, Malte dem Motto „Werbedschungel“, sagte Tony Petersen, Vorstand Pittner 9 The Man With A Coin (Produktion: mit Blick auf einen Dschungel der Deutschen Werbefilmakade- Filmakademie Baden-Württemberg): Bester samt Hütte und seine verrückten mie nach der Show – und folgte Nachwuchswerbefilm an Christian Schilling Magazin Nr. 26 | April 2018 17
Die Zukunft der Bundes-Filmförderung Ein weiterer Pfeiler tut not! Von Christoph Palmer genen Jahr eine „Schwester“ 1,60 Euro an Wertschöpfung in D erhalten, die im Jahr 2018 (ei- der Volkswirtschaft realisiert.2 ie deutsche Filmförde- nen Bundeshaushalt gemäß Re- Eine andere Studie speziell zur rung ist ein Erfolgsmo- gierungsentwurf vorausgesetzt) Kinoproduktion zeigt, dass 100 dell. Die Einführung des mit 75 Mio. Euro ausgestattet Mio. Euro Filmförderung ein Deutschen Filmförder- sein wird. Dieser DFFF II wen- direktes Steueraufkommen von fonds (DFFF) 2007 unter der det sich vor allem an nationale 95 Mio. Euro erzeugen – also Ägide von Kulturstaatsminister und internationale Großpro- fast komplett wieder zurückflie- Bernd Neumann hat nachhal- duktionen, die bei Produktions- ßen. Indirekte und induzierte tige Effekte ausgelöst. Seit sei- dienstleistern in Berlin, Pots- Effekte tragen dann weitere 77 nem Start 2007 bis zum Ende dam, Hamburg, München oder Mio. Euro bei, sodass sich das des vergangenen Jahres wurden Köln hergestellt werden, jedoch gesamte Steueraufkommen auf durch den DFFF 1.187 Produkti- sind auch VFX und Animation 172 Millionen Euro summiert3. onen mit einem Fördervolumen förderfähig. Beide Förderfonds Dabei sind die volkswirtschaftli- von 651 Mio. Euro sowie Inves- erreichen dann zusammen eine chen Effekte, die bei der Verwer- titionen von rund 3,8 Mrd. Euro Höhe von 125 Mio. Euro, die vor tung der Filme entstehen, noch am Filmstandort Deutschland allem der Produktionsförderung gar nicht eingerechnet. ausgelöst.1 Zahlreiche interna- für den klassischen Kinofilm tionale Großprojekte fanden und dem Filmstandort Deutsch- Dogma Kinofilmförderung den Weg nach Deutschland, da- land dienen. runter Tarantinos „Inglourious Dieses Geld sichert und ent- Nun kommt es darauf an, dass Basterds“, Andersons „Grand wickelt den sowohl kulturell sich auch der Bund der Förde- Budapest Hotel“ oder Clooneys als auch volkswirtschaftlich be- rung von Projekten zuwendet, „Monuments Men“. deutenden Sektor der Filmwirt- 2 „Wirtschaftliche Bedeutung der Der DFFF I mit heute 50 Mio. schaft in Deutschland. Und weit Filmindustrie in Deutschland“ – Studie Euro Volumen hat im vergan- darüber hinaus: Laut einer ak- im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, Berlin, Januar 1 Presse- und Informationsamt der tuellen Studie des Bundeswirt- 2017, S. 12 Bundesregierung, Pressemitteilung Nr. schaftsministeriums werden für 3 „Volkswirtschaftliche Effekte der 34 vom 15.2.2018: Monika Grütters: jeden Euro direkter Bruttowert- Kinofilmproduktion in Deutschland“, Filmförderung des Bundes stärkt Studie von Roland Berger Strategie Filmwirtschaft und Produktionsstandort schöpfung aus den Kernaktivitä- Consultants für Studio Babelsberg AG, Deutschland ten der Filmwirtschaft insgesamt Berlin, September 2014, S. 14 18 PRODUZENTENALLIANZ
Die deutsche Filmforderung ö vor einem groSSen Schub. die schwerpunktmäßig nicht sich zu einem sehr nachgefrag- derfonds I und II sowie den Ger- im Kino ausgewertet werden, ten Erfolgsmodell. man Motion Picture Fund besser sondern im Fernsehen oder auf aufeinander abstimmen und mit VoD-Plattformen wie Netflix und Der Koalitionsvertrag den Möglichkeiten von German Amazon Prime Video. In der letz- Films, der Außenkultur- und Au- ten Legislaturperiode des Bun- Dem Vernehmen nach ist in die- ßenwirtschaftsförderung besser destages hat der damalige Bun- ser Legislaturperiode die Zu- verzahnen. Wir wollen eine um- deswirtschaftsminister Sigmar sammenfassung der Filmförde- fassende Förderung audiovisu- Gabriel 2015 beherzt die Türe rungen des Bundes aus DFFF I, eller Inhalte (Kino, Serien, High- zur Förderung von hochwer- DFFF II und GMPF in ein konsis- End TV, VFX, Animation, Virtual tigen, international vermark- tentes, abgestimmtes Fördermo- Reality) einführen, um den Pro- tungsfähigen High-End-Serien dell angestrebt. Im Koalitions- duktionsstandort Deutschland aufgestoßen, indem er in sei- vertrag von CDU/CSU und SPD weiter zu stärken.“4 ner Ressortverantwortung den für diese Legislaturperiode heißt GMPF (German Motion Picture es konkret: Die Ressortfrage Fund) aufgelegt hat, der mit 10 „Der Film ist ein bedeutendes Mio. Euro vergleichsweise über- Kultur- und Wirtschaftsgut. Wir Es spricht viel dafür, dass die- schaubar ausgestattet war (die wollen die internationale Wett- se Instrumente nun in der Ver- tatsächliche Förderung erreich- bewerbsfähigkeit des Film- und antwortung der Beauftragten te dann 2017 aber schon 17 Medienstandortes Deutschland für Kultur und Medien (BKM), Mio. Euro), aber vor allem das in seiner thematischen und regi- Staatsministerin Monika Grüt- Dogma beendete, dass der Bund onalen Vielfalt nachhaltig sicher- ters, zusammengefasst werden. die Kinoförderung verantworte stellen. Wir wollen eine Gesamt- Aus meiner Sicht sollte die Res- und die Länderförderungen sich betrachtung der audiovisuellen sortfrage kein Grund für Ausei- – neben den Fernsehsendern – Industrien von Bund und Län- nandersetzungen sein (obzwar um ambitionierte Fernsehförde- dern. Wir wollen die kulturelle die Erfahrungen und die Praxis rung zu kümmern hätten. Durch und wirtschaftliche Filmförde- 4 „Ein neuer Aufbruch für Europa, Eine den GMPF kamen hochkarätige rung mindestens auf dem aktuel- neue Dynamik für Deutschland, Ein und hoch budgetierte, überwie- len Niveau fortsetzen. Wir wollen neuer Zusammenhalt für unser Land“, Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU gend internationale TV-Produk- die Förderinstrumente, insbe- und SPD (Abschnitt „Film, Games und tionen zustande. Er entwickelte sondere den Deutschen Filmför- Musikwirtschaft“, S. 171), Berlin 2018 Magazin Nr. 26 | April 2018 19
Die Zukunft der Bundes-Filmförderung der Filmförderung in der Tat für das BKM sprechen), viel stärker kommt es auf ein kraftvolles Sig- nal für die Fernsehförderung an. Mit bis zu 400 Mio. Euro Filmförderung wird man 2018 „Es ist also hohe Zeit, einen weiteren, ein beachtliches Volumen errei- chen, das sich auch im interna- kraftvollen Pfeiler der Filmförderung dauerhaft zu tionalen Vergleich sehen lassen institutionalisieren.“ kann. Zwischen 2014 und 2018 konnte man eine Steigerung von über 100 Mio. Euro, also ca. ein sen wir, dass eine Staffel dieser wie die Positionierung europäi- Drittel mehr an Fördermitteln hoch budgetierten Produktionen scher Themen, Anliegen und Er- erreichen. Natürlich ist man auf ca. 15–30 Mio. US-Dollar zählweisen im internationalen von Frankreich noch meilenweit Volumen kommt. Dieses Zahlen Konzert. Natürlich muss es eine entfernt. Hier stehen ca. 1 Mrd. darf auch ein deutsches För- Verbindlichkeit und Berechen- Euro Fördermittel für den Film dersystem nicht aus dem Auge barkeit in der Vergabe geben. jährlich zur Verfügung. Aber die verlieren. „Die deutsche Pro- Ein wesentliches Augenmerk Entwicklung weist in die richtige duktionswirtschaft könnte… aus wird den Rechten gelten. Die Richtung! dem Stand ein zusätzliches Pro- jeweiligen TV- und VoD-/DVD-/ duktionsvolumen von zusätz- Streaming-Rechte dürfen jeweils Neue Entwickungen lich 200 bis 300 Mio. Euro mit nur zeitlich begrenzt an nationa- High-End-Drama Produktionen le Sender vergeben werden. Die Nun sollte der Blick auf neue Ent- umsetzen.“5 Rechtedauer für die TV-Rechte wicklungen gerichtet werden: Wichtig ist, dass sowohl Ent- ohne Pay-TV muss marktüblich Das deutsche High-End-Drama wicklungskosten wie Herstel- sein. Die Auslandsvertriebsrech- hat in den vergangenen Jahren lungskosten von Produktionen te sowie die VoD- und DVD-Rech- erste, beachtliche Erfolge ge- bezuschusst werden können. te sowie Kino-Rechte verblieben feiert, weit über die nationalen Antragsberechtigt sollten euro- beim Produktionsbetrieb. Grenzen hinaus. Im Bereich der päische Produzenten sein, der hochwertigen TV-Serien liegt German Spend sollte mindes- Erhebliche Standorteffekte enormes Potential, vor allem für tens 50 % der Produktionskos- die internationale Vermarktung. ten betragen. Co-Produktionen Wenn man im Haushaltsjahr Aber genauso wichtig ist der im Rahmen von Creative Europe 2019 mit einem Volumen von historisch-politische Kontext der (das frühere MEDIA-Programm zumindest 50 Mio. Euro für den Serienproduktionen in Deutsch- der EU) wären ebenso zulässig GMPF als dritter Säule der na- land. Mit Serien werden aus un- wie die Kombination mit Län- tionalen Filmförderung durch- serem Land heraus die eigenen derförderungen. startet, könnte man weitere Geschichten erzählt und vermit- Was nun die Förderhöhe be- Erfahrungen sammeln, den be- telt. Ich denke an so eindrucks- trifft, wird man realistischer- ginnenden deutschen Serien- volle Formate wie „Weissensee“, weise von Mindestkosten von 1 boom kraftvoll unterstützen und „Dark“, „Ku’damm 56/59“, zu- Mio. Euro pro Folge bei 45/60 unser Land international ganz letzt gerade die zur Recht viel Minuten Länge ausgehen. Für neu und vielfältig positionieren. gelobte, fortlaufend erzählte die Entwicklungskosten wäre Erhebliche Standorteffekte ins- Serie „Babylon Berlin“ von Tom ein Zuschuss bei 250.000 Euro besondere auf dem Arbeitsmarkt Tykwer, X Filme mit Sky und pro Staffel anzustreben, der ei- für kreative und qualifizierte Be- ARD sowie Länderförderungen gentliche Zuschuss könnte bis rufe sind auch nach Auffassung und GMPF. zu 3,5 Mio. Euro pro Staffel be- des Bundeswirtschaftsministeri- tragen. Diese Größenordnungen ums als gesichert anzunehmen.6 Künftige Parameter wird man kalkulieren müssen, Die weitere Entwicklung des wenn man im Premiumsegment Fonds könnte, Erfolge voraus- Welche Parameter sollten für international konkurrenzfähig gesetzt, dynamisch verlaufen. Es eine erweiterte Fernseh-Serien- und vermarktbar sein möchte. ist also hohe Zeit, einen weite- förderung in Deutschland gel- Die Vergabekriterien sind neben ren, kraftvollen Pfeiler der Film- ten? der Exzellenz die Darstellung förderung dauerhaft zu instituti- Es sollten hochwertige, inter- der Beiträge zur sozialen, poli- onalisieren. national vermarktbare, fiktiona- tischen und kulturellen Vielfalt le Serien mit anspruchsvollen Deutschlands und Europas so- Budgets und zumindest sechs 5 „Wir könnten hier viel mehr produzie- bis acht Folgen pro Staffel geför- ren“, Wolf Bauer, Nico Hofmann, FAZ, 6 vgl. „Wirtschaftliche Bedeutung der dert werden. Aus den USA wis- 16.1.2018 Filmindustrie in Deutschland“ a.a.O. Magazin Nr. 26 | April 2018 21
„Die deutschen Produzenten sind zu Recht stolz darauf, gute und vielfältige Inhalte zu liefern, die ihren Beitrag für eine offene, demokratische Gesellschaft leisten.“ Beatrice Kramm, Präsidentin der IHK Berlin und Vorsitzende der Geschäftsführung und Produzentin der POLYPHON Film- und Fernsehgesellschaft mbH beim Deutschen Produzententag 2018 22 PRODUZENTENALLIANZ
Deutscher Produzententag 2018 „Wir sind nie am Ziel“ Im wie stets bis auf den letzten Platz gefüllten Leibniz-Saal der Berlin- Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften fand am Berlinale-Eröffnungstag der Deutsche Produzententag 2018 statt, die film- und medienpolitische Standortbestimmung der Produzentenallianz zum Jahresbeginn. Schwerpunktthemen in diesem Jahr: Die Bedeutung der Filmbranche für Innovation, Wachstum und Arbeitsplätze der Gesamtwirtschaft, aktuelle filmpolitische Entwicklungen, die Auswirkungen von VoD-Markt und -Nutzung auf den Fernsehmarkt – und natürlich das 10-jährige Jubiläum der Produzentenallianz. Magazin Nr. 26 | April 2018 23
Sie können auch lesen