Produzentenmagazin - Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher ...

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Produzentenmagazin - Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher ...
produzentenmagazin
Magazin der   Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen   Nr. 26 / April 2018

Föderalismus und Film
50 Jahre Filmförderungsanstalt
Deutscher Produzententag 2018
Carl Laemmle Produzentenpreis
Deutscher Werbefilmpreis 2018
…
Produzentenmagazin - Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher ...
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Liebe Mitglieder der Produzentenallianz,
liebe Leserinnen und Leser!

Nach 25 Ausgaben und zehn Jahren Produzentenallianz wollen wir mit diesem
Magazin Nr. 26 auch Anmutung und Umfang unserer Produzentenzeitschrift der
inzwischen erreichten Bedeutung unseres Verbandes anpassen. Wir finden, dass
wir uns für unsere Themen durchaus einen etwas repräsentativeren Rahmen, eine
größere inhaltliche Tiefe und einen reicheren thematischen Umfang leisten können
und hoffen, dass unser neues Magazin auch Ihnen gefällt.
In der neuen Rubrik „Standpunkt“ befasse ich mich mit der besonderen Rolle
unseres föderalen Systems für den Film und seine Förderung. Die Filmförderung
ist ja eines unserer Hauptthemen, deshalb würdigen wir den unlängst groß gefei-
erten 50. Geburtstag der Filmförderungsanstalt mit einem Rückblick auf dieses
halbe Jahrhundert, das für den deutschen Film wahrlich nicht immer „die gute alte
Zeit“ war. Und danach mache ich Vorschläge, welche Parameter für eine erweiterte
Serienförderung in Deutschland gelten sollten, um die Förderung auf Bundesebene
auch nach den erfreulichen Aussagen des Koalitionsvertrags kraftvoll weiterzuent-
wickeln.
Am Berlinale-Eröffnungstag haben wir mit dem Deutschen Produzententag wie-
der unsere film- und medienpolitische Standortbestimmung zum Jahresbeginn
veranstaltet. Schwerpunktthemen in diesem Jahr: Die Bedeutung der Filmbranche
für Innovation, Wachstum und Arbeitsplätze der Gesamtwirtschaft, aktuelle film-
politische Entwicklungen, die Auswirkungen von VoD-Markt und -Nutzung auf den
Fernsehmarkt – und natürlich das 10-jährige Jubiläum der Produzentenallianz.
Zum Podium – Thema: „Spannungsverhältnis zwischen linearem TV und der On-
Demand-Welt“ –, das ja bereits eine intensive, auch kontroverse öffentliche Beach-
tung gefunden hat, hat unser Vorsitzender Alexander Thies Stellung genommen, so
dass wir hier nicht darauf zurückkommen müssen.
Zum zweiten Mal haben wir in diesem Jahr zusammen mit der Stadt Laupheim,
dem Geburtsort des großen Namensgebers, den Carl Laemmle Produzentenpreis
verliehen. Am 16. März wurde Regina Ziegler für ihr eindrucksvolles produzenti-
sches Schaffen geehrt. Wir bringen u.a. einige Pressestimmen und ihre berührende
Dankesrede.
Wie unsere gesamte Arbeit empfinden wir auch dieses Magazin als Work in Pro-
gress. Anregungen und Verbesserungsvorschläge und sonstige Hinweise sind uns
also immer willkommen.

Herzlich grüßt Sie
Ihr
Christoph Palmer
Vorsitzender der Geschäftsführung
Produzentenmagazin - Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher ...
Inhalt
     8   Standpunkt

         Der Film verdankt dem Föderalismus viel!
    12   50 Jahre Filmförderungsanstalt

         FFA = Fiel Fiel Arbeit
    18	Die Zukunft der Bundes-Filmförderung

         Ein weiterer Pfeiler tut not! Die deutsche
         Filmförderung vor einem groSSen Schub.
    17	Deutscher Werbefilmpreis 2018

         Hatto-show im Werbedschungel
    22	Deutscher Produzententag 2018

         „Wir sind nie am Ziel“
         24 Auszüge aus der Begrüßung von Alexander Thies: Der Geist des
            Zusammenspiels
         28 Auszüge aus der Rede von Charles H. Rivkin: Remarks for the German
            Producers Alliance
         30 Auszüge aus der Rede von Beatrice Kramm: Wir sind mehr als roter Teppich
         32 Auszüge aus der Rede von Kulturstaatsministerin Monika Grütters MdB:
            Aktuelle filmpolitische Entwicklungen
         34 Auszüge aus der Rede von Klaus Goldhammer: Kommt ein
            Paradigmenwechsel durch VoD?
         36 Neue Ehrenmitglieder: Wolf Bauer, Hansjörg Füting
         38 Produzentenallianz-Empfang zur 68. Berlinale

    40	Regina Ziegler erhält den Carl Laemmle Produzentenpreis 2018

         „Für meinen Berufsstand so bedeutend wie der
         Nobelpreis“
         44 Regina Zieglers Dankesrede

    46	Menschen: Geburtstage

         Johannes Kreile, Doris Zander, Martin Moszkowicz
    48	Menschen: Nachrufe

         Michael Schmetz, Werner Vennewald
    52   Freundeskreis der Produzentenallianz

         Neue Freunde: Adstream, Cine-Mobil, SynchronDE
    6    Impressum, Bildnachweise

4                                                                    PRODUZENTENALLIANZ
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Vorspann

                                                                       Die Gewinner des FairFilm Awards 2018 –
                                                                       In der ersten Reihe: Oliver Vogel und Peter
                                                                       Güde, Produzenten Bavaria Fiction, und
                                                                       Christine Rothe, Geschäftsführerin Constantin
                                                                       Film Produktion

                                   Fair Film Award 2018                die film gmbh, Lieblingsfilm,
                                                                       Schrammfilm und Deutschfilm
                                   Wieder sind die FairFilm Awards     gegangen ist, wurde in der Kate-
                                   an Mitglieder der Produzenten-      gorie Spielfilm diesmal für „Der
                                   allianz gegangen. Nachdem der       Vorname“ die Constantin Film
                                   Preis für die fairsten Arbeits-     und in der Kategorie Serie die
                                   und     Produktionsbedingungen      Bavaria Fiction für „Rentner-
                                   in den vergangenen Jahren an        cops“ ausgezeichnet.

                                   Von Laupheim nach Hollywood
Rainer Robra, Kulturminister
Sachsen-Anhalt, hat angekün-       Carl Laemmle war der in             Zeugnis über den Philanthropen
digt, den Anteil seines Landes     Deutschland geborene und hier       Laemmle ab, der während der
an der Mitteldeutschen Medi-       viele Jahrzehnte vergessene         Nazizeit hunderten jüdischen
enförderung um 300.000 Euro        „Erfinder Hollywoods“ und ist       Deutschen die Ausreise in die
auf 3,1 Mio. Euro zu erhöhen.      der Namensgeber des von der         USA ermöglicht und ihnen damit
Zur internationalen Konkur-        Produzentenallianz und seiner       das Leben gerettet hat. Bestel-
renzfähigkeit des Produktions-     Geburtsstadt Laupheim ver-          lungen unter: c.l.press@gmx.de
standorts Deutschland sagte        gebenen       Produzentenpreises
er Bild online: „Deutschland ist   (mehr dazu ab Seite 40).
für die amerikanischen Produ-         Leammles Wiederentdeckung
zenten nicht mehr attraktiv. Bei   ist mit das Verdienst des leider
uns gibt es eine umständliche,     zu früh verstorbenen Lauphei-
staatliche Filmförderung. Aust-    mers Udo Bayer, der in jahre-
ralien, Kanada und Frankreich      langen Recherchen den Details
bieten dagegen direkte Steuer-     als Historiker auf den Grund
nachlässe, das ist lukrativer.“    gegangen ist. Eines seiner Stan-
                                   dardwerke der Laemmlelogie ist
                                   jetzt – von seiner Witwe Gabriele
                                   Bayer um Anekdoten und zahl-
                                   reiche Bilddokumente ergänzt –
                                   neu aufgelegt worden.
                                      Der sehr lesenswerte Bild-
                                   band „Carl Laemmle – Von
                                   Laup­ heim nach Hollywood“
                                   (Carl Laemmle Press Laupheim,
                                   184 S., 207 Abb., 29,80 Euro)
                                   erzählt nicht nur die Geschich-
                                   te Laemmles als Filmmogul und
                                   Gründer der Universal, sondern
                                   legt auch ein beeindruckendes

Magazin Nr. 26 | April 2018                                                                                        5
Produzentenmagazin - Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher ...
Impressum, Bildnachweise

           PRODUZENTENMAGAZIN
           Magazin der
           Allianz Deutscher
           Produzenten – Film &
           Fernsehen e.V.
           Kronenstraße 3
           10117 Berlin
           Telefon: 030-206 70 88-22
           Fax: 030-206 70 88 44
           www.produzentenallianz.de
           Herausgeber:
           Dr. Christoph E. Palmer
           Layout. Satz, Redaktion und
           Texte (soweit nicht anders
           gekennzeich­net):
           Jens Steinbrenner (ViSdP)
           Das Copyright namentlich
           gekennzeichneter Texte liegt
           bei den Autoren. Nicht             Jan Bonath, Vorsitzender des Sektionsvorstands Animation der
           namentlich gekennzeichnete         Produzentenallianz & Vorstand Scopas Medien AG, Christian Som-
           Texte stehen unter der             mer, Vorstandsmitglied des VTFF & CEO Trixter Berlin GmbH, Tania
           Creative-Commons-Lizenz BY         Reichert-Facilides, Geschäftsführerin Animation Germany, Christi-
           www.creativecommons.org            an Davin, Präsident CARTOON
           Anmerkungen,
           Anzeigenanfragen,
           Bestellungen, Leserbriefe,         Animation Germany bei der Berlinale
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           magazin@produzentenallianz.de
                                              plan für die Animations- und       ein so starkes Leistungsportfo-
                                              VFX Branche hat Animation          lio hätten, um auch internatio-
                                              Germany während der Berli-         nal durchstarten zu können. Es
           10 Jahre                           nale vorgestellt. Er umfasst das   sei notwendig, dieses sichtbar
                                              Thema Talente, Marktzugänge        zu machen und bedürfe struk-
                                              und Finanzen. Animation und        tureller Weichenstellungen, um
                                              VFX gehören im Bereich Film        die wirtschaftliche Entwicklung
                                              zu den sehr gefragten deutschen    anzuschieben.
                                              Exportgütern und sind seit vie-    Animation Germany, zu deren
                                              len Jahren im Auslandsvertrieb     Gesellschafter auch die Pro-
                                              im Vergleich zu anderen Genres     duzentenallianz gehört, ist die
                                              deutlich überproportional er-      Lobby-Organisation der die
                                              folgreich.                         deutschen Animations- und
                                              Tania Reichert-Facilides, Ge-      VFX-Branche und soll insbeson-
                                              schäftsführerin von Animation      dere deren internationale Wett-
                                              Germany, wies darauf hin, dass     bewerbsfähigkeit stärken.

           Bildnachweise                      Neue Mitgliedsunternehmen          – Moment Pictures GmbH,
                                                                                    München
           S. 5: Julia Nimke, Staatskanzlei   Seit dem letzten Magazin von       – Peoplegrapher GmbH,
           Sachsen-Anhalt                     Dezember 2017 sind der Pro-           Düsseldorf
           S. 6: Privat                       duzentenallianz folgende Unter-    Damit hat die die Produzenten-
           S. 7: Privat, Günther Reisp /      nehmen beigetreten:                allianz im April 2018 248 Mit-
           NEUESUPER, Bavaria                 – Abelone Films GmbH,              glieder. Wir heißen alle neuen
           S. 10–16: Heidi Scherm, Ulf          Hamburg                          Mitglieder an dieser Stelle noch
           Büschleb
                                              – ARRI Media GmbH, Berlin          einmal herzlich willkommen!
           S. 22–39: Stefanie Seufert
                                              – BLMFILM GMBH, Hamburg
           S. 40–47: Rico Grund, Gisela
           Schober, Ralf Schuck               – Ivory Productions GmbH &
           S. 48: Gisela Schober                Co. KG, München
           S. 49: PPN Neugebauer,             – MILCHSTRASSE
           Stefanie Seufert                     Filmproduktion GmbH,
           S. 51, 53: Lorenz Steinert           Berlin

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Vorspann

Zum Beispiel Romy-Awards
Wieder waren zahlreiche Filme      UFA Fiction für „Charité“ (Bes-
von Produzentenallianz-Mitglie-    te Produktion TV-Film), NEUE-
dern in den Wettbewerben be-       SUPER für „Hindafing“ (Beste
deutender internationaler Film-    TV-Serie). Den Publikums-Romy
und Fernsehfestivals dabei, für    als Bester Schauspieler bekam
wichtige Film- und Fernsehprei-    Elyas M‘Barek für „Fack Ju
se nominiert oder haben sie ge-    Göhte 3“ (Constantin), die Romy
wonnen. Stellvertretend wollen     für den beliebtesten Moderator
wir heute den Gewinnern des Ös-    Show/Unterhaltung ging an Jan
terreichischen Film- und Fern-     Böhmermann für „Schulz und
sehpreises „Romy“ gratulieren:     Böhmermann“ (Bildundtonfab-
X Filme für „Happy End“ (Beste     rik btf) und als TV-Ereignis des
Regie und Beste Bildgestaltung     Jahres wurde „Babylon Berlin“
Kinofilm), Provobis für „Der na-   (X Filme) ausgezeichnet. Den
menlose Tag“ (Beste Regie und      Preis der Jury erhielt „You Are
Beste Bildgestaltung TV-Film),     Wanted“ (Pantaleon).

Fallstricke des Produzierens
Die Produzentinnen Judy Tossell    Filmfestival Max Ophüls Preis in
(EGOLI TOSSEL) und Wenka von       den Bereich des Unaussprechli-     Na dann – Prost: Ein Akademie-Romy für die
Mikulicz (DCM) haben sich beim     chen gewagt. Bei der in Koope-     beste Fernsehserie ging an NEUE SUPER für
                                   ration mit der Produzentenal-      „Hindafing“
                                   lianz veranstalteten Talk-Reihe
                                   „Fallstricke des Produzierens“
                                   sprachen sie am 26. Januar
                                   über Problemfälle und unter-
                                   schätzte Risiken – und was sie
                                   für das produzentische Schaffen
                                   bedeuten.

                                   ARD-Programmprämien 2018
                                   Anfang des Jahres hat die ARD in   Punktemodell bewertet und ku-
                                   Köln zum zweiten Mal die ARD-      muliert. Karola Wille, Filminten-
                                   Programmprämien an erfolg-         dantin der ARD und Intendantin
                                   reiche TV-Produzentinnen und       des MDR sah die prämierten
                                   -Produzenten verliehen. Gesamt-    Projekte als „Beleg für die gro-
                                   volumen: 3,2 Millionen Euro.       ße Vielfalt und das differenzierte
                                      Grundlage ist die ARD-          Angebot der ARD auf all ihren
                                   Selbstverpflichtung „Eckpunkte     TV-Kanälen“. Beeindruckt zeig-
                                   2.0“, die 2016 nach intensiven     te sie sich von der Bandbreite
                                   Kondultationen mit der Produ-      der Produktionen, die mit den
Christian Franckensteins           zentenallianz in Kraft getreten    ersten ARD-Programmprämien
Vertrag als CEO der Bava-          istund neue Grundsätze für die     2017 angeschoben wurden und
ria Film GmbH wurde bis zum        Zusammenarbeit mit den deut-       nun in der Entwicklung sind.
31.1.2024 verlängert. Dr. Fran-    schen Film- und Fernsehpro-           Aufgeteilt in sieben Genres
ckenstein war im Oktober 2014      duzenten geschaffen haben. Mit     erhalten die jeweils zehn im
als Vorsitzender der Geschäfts-    den Programmprämien werden         Punkteranking höchstplatzier-
führung zur Bavaria Film           besondere qualitative Leistun-     ten Produktionen eine Prämie,
GmbH gekommen und ist Mit-         gen, die sich in herausragenden    mit der neue, innovative und
glied des Produzentenallianz-      und prestigeträchtigen Preisen     wettbewerbsfähige Produkte so­
Gesamtvorstands                    und Nominierungen einer Pro-       wohl für die ARD als auch für
                                   duktion niederschlagen und         den internationalen Markt ent-
                                   in intensiven programmlichen       wickelt werden.
                                   Nutzungen in der ARD zum
                                   Ausdruck kommen, nach einem

Magazin Nr. 26 | April 2018                                                                                        7
Produzentenmagazin - Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher ...
Standpunkt

                         Der Film
                      verdankt dem
                      FOderalismus
                       ö
                           viel!
                                       Von Christoph Palmer       ordnungspolitische Grundsätze von Zuständigkei-

             E
                                                                  ten und Aufgaben munter verwischt und mit der
                   s ist Mode geworden, am deutschen Födera-      finanzpolitischen „Leimrute“ der Mit-Finanzierung
                   lismus kein gutes Haar zu lassen. Er sei zu    die Länder dafür gewonnen, Kernbereiche der fö-
                   komplex, schwerfällig, teuer und in Zeiten     deralen Zuständigkeiten, nämlich die originäre
                   der Digitalisierung und Globalisierung ir-     Kompetenz für das Schulsystem, bereitwillig zu
             gendwie antiquiert. Auch die Regierungsfraktionen    opfern
             im Bundestag schicken sich mit der jüngst vorge-        Es sollte daran erinnert werden, dass der deut-
             stellten Koalitionsvereinbarung an, Kompetenzen      sche Föderalismus in unserer Geschichte segens-
             wieder zu vermengen, die vor wenigen Jahren in       reich war und es immer zentralstaatliche Ten-
             der Föderalismusreform im Grundgesetz entzerrt       denzen waren, die Obrigkeitsstaat, Nationalismus
             wurden. Zu nennen ist hier zum Beispiel die Auf-     und Diktatur in Deutschland ermöglichten: im Kai-
             hebung des sogenannten Kooperationsverbots           serreich, im NS-Staat, in der DDR. Föderalismus
             im Bildungsbereich. Mithilfe von derzeit reichlich   bedeutet immer auch Vielfalt und Wettbewerb,
             fließenden Steuereinnahmen des Bundes werden         Machtteilung und Machtkontrolle. In Europa ist

8                                                                                                   PRODUZENTENALLIANZ
Produzentenmagazin - Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher ...
die regionale Idee folgerichtig auf dem Vormarsch.      verstehen sich als Ermöglicher und Partner der
Schon vor Jahrzehnten erkannte der Harvard-So-          Filmwirtschaft. Die Länder-Förderungen sind dar-
ziologe Daniel Bell, dass „der Nationalstaat für die    über hinaus aber auch film- und medienpolitische
Lösung der kleinen Probleme zu groß und für die         Kompetenzzentren in den Ländern und exquisite
Lösung der großen Probleme zu klein ist.“ Vor die-      Öffentlichkeitsarbeiter für die Belange des Films.
sem Hintergrund mag der Hinweis an Aktualität           Sie dienen als Anlaufstellen und Cluster-Manager.
gewinnen, dass die Medienpolitik in der Bundes-         Für die Regierungen und Parlamente in den Bun-
republik Deutschland von den Ländern verantwor-         desländern sind sie unverzichtbar.
tet wird. Das geschieht in mitunter mühsamer und           Die Produzentenallianz arbeitet gerne und in-
langwieriger Kompromissfindung, denn zu staats-         tensiv mit den Förderungen zusammen und be-
vertraglichen Regelungen bedarf es der Einstim-         müht sich nach Kräften, bei der Politik in den Län-
migkeit. Aber dadurch ist auch eine stabile und         dern weitere Mittelerhöhungen zu erreichen. Dem
klug austarierte duale Medienordnung mit öffent-        kontinuierlichen Beispiel Bayerns folgend, wurden
lich-rechtlichen und privaten Sendern entstanden,       gerade dem Medienboard Berlin-Brandenburg
um die Deutschland auch international vielfach          für das Jahr 2018 zusätzliche Mittel von 2,7 Mio.
beneidet wird. Gerade die regional verankerten          Euro bereitgestellt, der Film und Medienstiftung
öffentlich-rechtlichen    Landesrundfunkanstalten       NRW gegenüber 2017 2,5 Mio. Euro zusätzlich,
bilden die Lebenswirklichkeit der Menschen ein-         HessenFilm und Medien wächst kräftig an, und
drucksvoll ab und sind in der Fläche präsent. Sie       vor wenigen Tagen kündigte Sachsen-Anhalt an,
berichten über Sport- und Kulturveranstaltungen,        seinen Zuschuss an die MDM um immerhin 10 %
von „Land und Leuten“, aus Politik und Wirtschaft.      von 2,8 Mio. Euro auf 3,1 Mio. Euro auszubauen.
Regionale Serien lassen die Identifikation der Men-     Diese wenigen Beispiele mögen ausreichen, um die
schen mit ihrer Heimat wachsen. Ihre Sendungen          Bemühungen der Landespolitik für die regionalen
sind in manchen Lebensräumen mittlerweile das           Einrichtungen zu demonstrieren. Die Tabelle* zeigt
zentrale Element der Berichterstattung, weil lokale     die Haushaltsansätze der Filmförderungen der
und regionale Zeitungsverlage – leider – eher auf       Länder 2013–2018 anschaulich auf.
dem Rückzug sind.                                          Natürlich kann man mit der Produzentenallianz
   Ein besonderes Kleinod des Föderalismus ist die      offen über kontroverse Themen wie den „Förder-
Filmförderung der Länder. Acht regionale Förde-         tourismus“ oder die bessere Unterstützung von Be-
rungen mit zum Teil jahrzehntelangen Traditionen        sonderheiten und Novitäten diskutieren. Der Rück-
sind aus der Unterstützung des deutschen Films          versicherung über die Erfolge und die Relevanz
nicht wegzudenken. Sie sorgen für eine filmwirt-        der Förderungen tut das keinen Abbruch. Mit rund
schaftliche Grundversorgung in unserem Land,            170 Mio. Euro Fördervolumen im Jahr tragen die
setzen unterschiedliche Schwerpunkte (für den           Länder deutlich über 40% an der Unterstützung
Kinofilm, die Fernseh-Fiction, anspruchsvolle Do-       des Filmschaffens in unserem Land bei. Betrachtet
kumentation, die Unterhaltung, die Animation)           man die ausgelösten volkswirtschaftlichen Effekte
und ermöglichen Innovationen. Der FilmFörder-           – die in aktuellen Studien nachgewiesen werden
Fonds Bayern, das Medienboard Berlin-Branden-           können –, kann man mit Fug und Recht von gut
burg, die Film und Medienstiftung NRW, die Mit-         angelegten Steuergeldern sprechen. Durch Krea-
teldeutsche Medienförderung, die Filmförderung          tivität, Exzellenz, Kompetenz und Vielfalt gibt die
Hamburg Schleswig-Holstein, die Medien- und             deutsche Film- und Fernsehproduktionswirtschaft
Filmgesellschaft Baden-Württemberg, nordmedia           der deutschen Gesellschaft weit mehr als das zu-
und HessenFilm und Medien bereichern die wirt-          rück, was in sie investiert wird.
schaftliche und kulturelle Landschaft der Bundes-
                                                        * Quelle: FFA-Info 2014–2018; Zahlen für 2017 vorläufig. Zahlen
republik Deutschland. Ihre Leiterinnen und Leiter,        für 2018 eigene Schätzungen auf Basis öffentlich zugänglicher
ihre engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter         Berichterstattung

                                                 2013       2014        2015         2016        2017         2018*
                                 FFF Bayern       29,59      32,67       30,92        36,64       38,85       38,85
            Medienboard Berlin-Brandenburg        29,33      32,82       30,48        31,76       31,60       32,95
                 Film und Medienstiftung NRW      36,78      37,11       34,78        31,15       28,82       31,32
              Mitteldeutsche Medienförderung      16,08      16,06       14,47        15,73       15,26       15,56
                     MFG Baden-Württemberg        15,23      14,61       14,57        14,95       14,90       14,90
  Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein        13,47      13,23       14,92        13,89       12,68       12,68
                       HessenFilm und Medien       -          -            -            6,77        8,31      11,50
                                  nordmedia       11,00      11,02       11,15          9,64      11,29       11,29
                                    Summen       151,48    157,52       151,29      160,53       161,71      168,75

Magazin Nr. 26 | April 2018                                                                                               9
Produzentenmagazin - Föderalismus und Film 50 Jahre Filmförderungsanstalt Deutscher Produzententag 2018 Carl Laemmle Produzentenpreis Deutscher ...
„Die FFA ist zu einem wichtigen und zuverlässigen Partner der
                         deutschen Filmwirtschaft geworden.“
FFA-Präsident Bernd Neumann, Kulturstaatsminister a. D. und
   Mitglied des Produzentenallianz-Gesamtvorstands bei der
 Begrüßung zur Feier des 50. FFA-Jubiläums am 6. März 2018
50 Jahre Filmförderungsanstalt

FFA =
Fiel Fiel Arbeit
Vom „Schnulzen-Kartell“ zum anerkannten und bewährten System der
Hilfe zur Selbsthilfe für den deutschen Film. Ein historischer Rückblick
von Jens Steinbrenner: Schlaglichter auf eine zwischendurch für den
deutschen Film doch nicht so gute alte Zeit.
50 Jahre Filmförderungsanstalt

           Seit dem Inkrafttreten des Filmförderungsgesetzes 1968 …
           … nähmen Publikumsschwund                Es ist kein Zufall, dass Anfang    spielt haben – stoßen sich außer-
           und Kinosterben zu, schrieb der       1971 die Presse-Aufmerksam-           dem an der Sittenklausel: ‚Nicht
           damalige Großkritiker und spä-        keit für die Filmförderung so         zu fördern sind Filme, die gegen
           tere Berlinale-Chef Wolf Donner       groß war. Drei Jahre vorher –         die Verfassung oder die Gesetze
           in der Zeit vom 9. April 1971.        1968 – war die Filmförderungs-        verstoßen oder das sittliche oder
           Sein Fazit: „Das Schnulzen-           anstalt auf der Rechtsgrundlage       religiöse Gefühl verletzen.‘“
           Kartell des deutschen Films, die      des seit dem 1.1.1968 geltenden
           Filmförderungsanstalt       (FFA),    Filmförderungsgesetzes         ein-   „Ohne junge Gesichter“
           hat seit drei Jahren nicht nur        gerichtet worden, um der – im
           das Niveau heruntergefördert,         Vergleich zu den goldenen 50er        Und auch die FFA selbst war
           auch seine filmwirtschaftlichen       Jahren – am Boden liegenden           nicht dazu angetan, dass sich
           Auswirkungen sind katastro-           deutschen Filmwirtschaft wie-         andere als Vertreter von „Pa-
           phal“. Auch die Filmproduktion        der auf die Beine zu helfen. Am       pas Kino“ darin wiederfinden
           sei seit dem Bestehen der FFA         Boden lag allerdings nur ein Teil     konnten: „Ohne junge Gesich-
           sprunghaft angestiegen – was ja       der Filmwirtschaft, nämlich die       ter“ titelte der Tagesspiegel am
           eigentlich kein Nachteil ist, aber:   seinerzeit lustvoll-despektierlich    7. März 1968, dem Tag nach der
           „Immer mehr schlechte Filme           als „Altproduzenten“ geschmäh-        Konstituierung des ersten FFA-
           verstopfen die immer schmaler         ten etablierten Produktionsun-        Verwaltungsrats: „So bestim-
           werdende Abspielbasis.“               ternehmen. Den „Jungfilmern“          men die wirtschaftliche Zukunft
                                                 des Neuen Deutschen Films ging        des deutschen Films zunächst
           „Die Unfähigkeit der Branche          es Ende der sechziger Jahre vor-      nur die aus vielen Gremien be-
           zur Produktion von Qualität“          erst noch vergleichsweise gut.        kannten Namen – Funktionäre,
                                                 Ihnen und der Presse galt das         Abgeordnete und Beamte, ge-
           Die Klage über zu viele Filme,        FFG aber als „kulturfeindlich         treu dem Proporz ausgewählt.“
           die die Kinos „verstopfen“, hört      und rückschrittlich“: „Die Jun-          1971 also steht das FFG vor
           man auch heute noch, knapp            gen stießen sich vor allem an der     einer ersten kleinen Novellie-
           50 Jahre später. Was man aber         Erfolgs-Automatik, denn geför-        rung, die bei Jungfilmern und
           nicht mehr hört, ist eine pau-        dert wird nach dem Kassenrap-         Filmkritik zunächst Hoffnung
           schale Kritik an den Filmen           port: Geld (250 000 Mark) fließt      weckt: „Die Arbeitsgemeinschaft
           selbst. „Mit dem Gesetz trat auch     einem Produzenten nur dann            Neuer Deutscher Spielfilmpro-
           die Unfähigkeit der Branche zur       zu, wenn er einen ‚Referenzfilm‘      duzenten [ein Vorläuferverband
           Produktion von Qualität zutage“,      vorweisen kann, der auf dem           der Produzentenallianz, d. Red.],
           hieß es am 15. Februar 1971 im        deutschen Markt binnen zwei           die Arbeitsgemeinschaft der
           Spiegel, und am 19. April eben-       Jahren mindestens 300 000             Filmjournalisten und das Syn-
           da: „Statt das Niveau und die         Mark eingespielt hat“, so der         dikat der Filmmacher haben
           internationale Konkurrenzfähig-       Spiegel am 25. Dezember 1967          eine 43 Seiten starke präzise
           keit ihrer Produkte zu steigern,      in einer großen Titelgeschich-        Analyse der Filmsituation mit
           verstopften Deutschlands Alt-         te über den jungen deutschen          sehr vernünftigen, plausiblen
           Produzenten den Binnenmarkt           Film: „Die Jungfilmer – obgleich      Reformplänen vorgelegt,“ so
           mit Kolle-Sex, Kiesewetter-Por-       fast alle Werke der ersten Welle      Wolf Donner in der Zeit. Diese
           nos und Heintje-Schmalz.“             für eine Förderung genug einge-       Vorschläge wurden jedoch nicht

12                                                                                                     PRODUZENTENALLIANZ
berücksichtigt, es bleibt aus-      9), „Liebesmarkt in Dänemark“            50 Jahre FFA: In der ersten Reihe: Iris Berben
schließlich bei der „Erfolgs-Au-    (8), „Ehemänner-Report“ (7),             (Präsidentin Deutsche Filmakademie),
tomatik“ des Referenzprinzips:      „Blutjunge Verführerinnen“ (5),          Christophe Tardieu (Directeur Général
„Die Regierungsvorlage sieht        „Hausfrauen-Report“ (3). Der             Délégue CNC), Peter Dinges (Vorstand FFA),
nur Halbheiten und kleine Zuge-     meistgesehene deutsche Film              Monika Grütters (Staatsminsterin für Kultur
ständnisse vor, im Grunde eine      war „Der neue Schulmädchen-              und Medien), Bernd Neumann (Präsident
Zementierung der verfahrenen        Report. 2. Teil: Was Eltern den          FFA), Karola Wille (Intendantin MDR),
Situation und den Versuch, die      Schlaf raubt“, hatte 1971 ca. 4          Eberhard Junkersdorf (Ehrenpräsident FFA),
FFA schnell wirtschaftlich zu sa-   Millionen Zuschauer und hält             Volker Schlöndorf, Regina Ziegler, Martin
nieren“, so Donner weiter.          auch heute mit inzwischen etwa           Moszkowicz, Katja Eichinger. Die Dame in
                                    7 Millionen Zuschauern einen             grün: Moderatorin Palina Rojinski
Meistgesehen 1971: Sexfilme         guten 8. Platz in der Liste der
                                    erfolgreichsten (west-)deutschen
In der ersten FFG-Novellierung      Filme seit 1963 – zwischen „Ho-
wird der Sittenklausel noch         nig im Kopf“ und „7 Zwerge –
eine    „Minderqualitätsklausel“    Männer allein im Wald“.
zu Seite gestellt. Danach wur-
den ausdrücklich „Filme von         Die größere Krise
geringer Qualität und solche mit                                             Themen befragt: Film als Ware,
aufdringlicher Darstellung von      Den inzwischen auch nicht                Film und Publikum, Produkti-
Sexualität“ von der Förderung       mehr ganz so jungen deutschen            onsbedingungen. Man sei „prak-
ausgeschlossen, was allerdings      Jungfilmern schien in den Fol-           tisch hochgepäppelt vom Fern-
nicht in erster Linie auf womög-    gejahren ihr Elan zu ermüden,            sehen“, so Peter Lilienthal und
lich libertinäre und die freie      wie das 1973 erschienene Buch            laut Volker Schlöndorff „vom
Liebe propagierende Jungfilmer      Die Filmemacher – Der neue               Weltmarkt ausgeschlossen“. Jo-
zielte. Man kann es sich heu-       deutsche Film nach Oberhausen1           hannes Schaaf meint, „dass die
te nicht mehr vorstellen, aber      nahelegt. Dort werden siebzehn           gesamte Filmindustrie das Pu-
sechs der neun erfolgreichs-        Regisseure nach bestimmten               blikum so systematisch versaut
ten (west-)deutschen Filme des                                               hat, dass es jetzt auf einem Ni-
Jahres waren Sexfilme: „Der         1 Barbara Bronnen/Corinna Brocher: Die   veau ist, das kaum überwind-
                                      Filmemacher: Der Neue Deutsche Film
neue heiße Report: Was Männer         nach Oberhausen. Bertelsmann,          bar ist“, und Reinhard Hauff
nicht für möglich halten“ (Platz      München 1973                           konstatiert: „Im Feuilleton sind

Magazin Nr. 26 | April 2018                                                                                              13
50 Jahre Filmförderungsanstalt

                                                         te Förderschiene eingeführt:        Filmen für eine Referenzförde-
                                                         „Zum ersten Mal soll es das neue    rung qualifiziert hat.
                                                         FFG der Filmförderungsanstalt          1976 war der deutsche Markt-
                                                         erlauben, nicht nur – wie bisher    anteil auf unter 15 % gefallen, in
                                                         üblich – fertige Filme nachträg-    den Top 20 sind gar keine deut-
                                                         lich zu fördern, sondern viel-      schen Filme mehr zu finden. Die
                                                         versprechende Projekte schon        erfolgreichsten kommen erst auf
                                                         vor Drehbeginn mit bedingt (bei     Platz 24 und 25: „Ansichten ei-
                                                         späterem Kassenerfolg) rück-        nes Clowns“ und „Sommergäs-
„Der deutsche Film kann ohne                             zahlbaren Darlehen zu finanzie-     te“, beide mit FFA-Projektförde-
  Förderung nicht überleben!“                            ren“, berichtete beinahe schon      rung (und ohne diese vermutlich
                                                         euphorisch am 10. September         gar nicht) hergestellt.
                                                         1973 der Spiegel.                      Und 1994 war der histori-
           wir stark, in der Filmwirtschaft                 Damit wurde die Filmförde-       sche Tiefstand beim deutschen
           Randfiguren.“                                 rungsanstalt von einer bis dahin    Marktanteil erreicht: 9 %. Den
              Die FFA war 1968 gegründet                 rein administrativen – nämlich      erwirtschafteten zum größten
           worden, um der seinerzeitigen                 die Referenz-Kriterien anwen-       Teil „Der bewegte Mann“, mit
           Krise des deutschen Films zu                  den – Anstalt zu einer Instituti-   6,6 Mio. Zuschauern auf Platz
           begegnen. Im selben Jahr waren                on, die das professionelle deut-    3, und der Animationsfilm „As-
           allerdings genau drei der Top-                sche Filmschaffen mitgestaltet.     terix in Amerika“, mit 1,9 Mio.
           20-Filme2 keine deutschen Fil-                Mitgestaltung ist ein großes        Zuschauern auf Platz 17 – beide
           me, der deutsche Marktanteil3                 Wort, immerhin reden wir von        natürlich mit FFA-Projektförde-
           lag bei 40 %. 1973 war er auf                 einer Anstalt des öffentlichen      rung ermöglicht.
           knapp 30 % gefallen. Betrachtet               Rechts, und natürlich kann al-         Seit damals geht es stetig
           man also allein den Kinoerfolg                lein der FFA nicht der Lorbeer-     berg­auf. Zwar ähnelt die Linie
           der deutschen Produktionen,                   kranz für die spätere Konsoli-      eher der Aufzeichnung eines
           kann eine auf reine Referenz-                 dierung des deutschen Films         EKGs als einer Rollstuhlrampe,
           förderung reduzierte Filmför-                 um­gehängt werden. Aber durch       aber einstellige Markteinteile
           derung in Verbindung mit einer                das Nebeneinander von automa-       kamen zuletzt vor 20 Jahren vor.
           nicht exakt innovations- und                  tischer Referenzförderung und
           qualitätsfreudigen     Filmwirt-              gremienentschiedener Projekt-       Förderungen
           schaft nicht als wirklich erfolg-             förderung verfügte man jetzt
           reich bezeichnet werden.                      über einen brauchbaren Werk-        Würde die FFA nicht nur die
                                                         zeugkasten – auch wenn es bei       Namen der projektgeförderten
           Projektförderung                              der Austarierung der Förder-        Filme veröffentlichen, sondern
                                                         schienen durchaus noch Opti-        auch jene mit Referenzfilmför-
           In dieser Situation verabschie-               mierungsbedarf gibt, wie nicht      derung, würde deutlicher, dass
           dete der Deutsche Bundestag                   zuletzt in der Debatte im Vorfeld   die Einführung der Projektförde-
           am 3. März 1974 das „Zweite                   des aktuellen Filmförderungsge-     rung nicht das Allheilmittel war,
           Gesetz zur Änderung des Film-                 setzes zu hören war. Und zu         sondern die notwendige Ergän-
           förderungsgesetzes“. Die Film-                Marktanteilen, die regelmäßig       zung. Was wir aber wissen, sind
           förderungsanstalt wurde zu der                um (und seit 2013 deutlich über)    die Relationen. So wurden 2017
           Filmförderung, die wir bis heute              20 % liegen, kam es erst gut 20     knapp 18 Mio. Euro für Projekt-
           kennen. Unverändert nicht aus                 Jahre später.                       förderungen ausgegeben – seit
           Steuergeldern, sondern durch                                                      1974 insgesamt knapp 427 Mio.
           die Filmabgabe von der Branche                Filme & Marktanteile                – und für die Referenzfilmförde-
           selbst finanziert, wurde mit der                                                  rung knapp 13 Mio. – seit 1968
           Projektfilmförderung eine zwei-               Ein Blick in die Top-20 von 1975,   insgesamt gut 453 Mio. Euro.
           2 Quelle für Hitlisten: chartsurfer.de        dem ersten Jahr, in dem FFA-ge-        Aber die FFA wird bekannt-
             (Filme im Startjahr, sortiert nach          förderte Filme in die Kinos ka-     lich von der gesamten Filmbran-
             Gesamt-Zuschauerzahlen)
                                                         men: Neben den beiden Kopro-        che getragen, also ist sie auch
           3 Der Marktanteil für deutsche Filme bis
             1993 bezieht sich auf den Verleihumsatz,    duktionen „Die Geschichte der       für die gesamte Filmbrache da
             der wegen des geringeren durchschnittli-    O.“ und „Nobody ist der Größte“     – fördert also auch Drehbücher,
             chen Ticketpreises und einer geringeren
             durchschnittlichen Verleihmiete für
                                                         steht mit respektablen 1,2 Mio.     Kinos, Verleih und vieles mehr.
             deutsche Filme im Schnitt etwa 3            Zuschauern auf Platz 18 „Die        Insgesamt wurden für Förde-
             Prozentpunkte geringer ausfällt als der     verlorene Ehre der Katharina        rungsmaßnahmen 2017 gut 71
             Marktanteil auf Besucherbasis, der erst
             seit 1994 verfügbar ist. Die im Text
                                                         Blum“, einer der ersten Filme       Mio. Euro ausgegeben – und sat-
             genannten Werte für den Markanteil bis      mit FFA-Projektförderung. Un-       te 1,6 Milliarden in den letzten
             1993 wurden entsprechend nach oben          wahrscheinlich, dass sich Eber-     50 Jahren.
             angeglichen, um eine Vergleichbarkeit zu
             erzielen. Quelle: Spitzenorganisation der   hard Junkersdorfs Bioskop-Film         Natürlich konnte die FFA
             Filmwirtschaft                              mit den drei vorangegangenen        auch mit so viel Geld – obwohl

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sich der Betrag durch den lan-      branche einen Grund zu feiern       Weisen aus fünf Jahrzehnten deutscher
gen Zeitraum ja relativiert – den   hatte“, schrieb Bernd Eichinger     Filmgeschichte mit dem Filmorchester
deutschen Film nicht in die         in der Festschrift zum 30-jähri-    Babelsberg
goldenen Zeiten zurückkata-         gen FFA-Bestehen. Von wenigen
pultieren. Fernsehen und das        Ausnahmen abgesehen habe
aufkommende Home-Entertain-         es den deutschen Film nur im
ment, später eine nicht gekann-     Fernsehen oder auf Festivals ge-
te Programmvielfalt durch die       geben, und gerade mal die Hälf-
Einführung des Privatfernse-        te der in Deutschland produzier-
hens und noch später durch das      ten Spielfilme sei überhaupt in
Internet und die Digitalisierung    die Kinos gekommen. Erst An-
der Vertriebswege, dazu Games       fang der Neunziger „wurde end-      Grund zu feiern
auf allen möglichen Spiele-         lich allen bewusst, wie sehr der
Plattformen: Das alles bedeu-       deutsche Film auf die Unterstüt-    Am 6. März jedenfalls hatte
tet für das Kino übermächtige       zung durch die Filmförderung        sowohl die FFA als auch die
Konkurrenz auf dem Aufmerk-         angewiesen ist.“ Danach hätten      Branche einen Grund zu feiern.
samkeitsmarkt. Zudem musste         Filmschaffende auch öffentlich      Bernd Neumann: „In den zu-
der deutsche Film mit seinen        „ihre Abhängigkeiten von den        rückliegenden fünf Jahrzehnten
im Vergleich niedrigen Budgets      Subventionen“ bekannt. Bernd        hat die FFA ganz entscheidend
stets auch gegen die immer auf-     Eichingers Fazit: „Der deutsche     zum wirtschaftlichen Erfolg und
wendigeren Schauwerte der vor       Film kann ohne Förderung nicht      dem kulturellen Ansehen des
allem amerikanischen Mitbe-         überleben!“                         deutschen Films im In- und Aus-
werber bestehen.                       Und nicht nur der deutsche.      land beigetragen. Und deutsche
                                    In seiner Begrüßung zur Feier       Filme haben mittlerweile auch
„Die Abhängigkeiten von             des 50. FFA-Jubiläums am 6.         international einen sehr guten
den Subventionen“                   März 2018 betonte FFA-Präsi-        Ruf! Und: Die FFA ist zu einem
                                    dent Bernd Neumann, Kultur-         wichtigen und zuverlässigen
„Als die Filmförderungsanstalt      staatsminister a. D. und Mitglied   Partner der deutschen Filmwirt-
1988 auf zwanzig Jahre Arbeit       des Produzentenallianz-Gesamt-      schaft geworden.“
zurückblicken konnte, schien es,    vorstands, dass Kinofilme auch         Das Filmorchester Babels-
dass weder die Filmförderung        „in anderen Filmnationen“ Un-       berg spielte Weisen aus fünf
selbst, noch die deutsche Film-     terstützungen benötigten.           Jahrzehnten deutscher Film-

Magazin Nr. 26 | April 2018                                                                                     15
Bemerkenswerter Moment: HDF-Vorstand        onen während der Dreharbeiten      bis vors Bundesverfassungsge-
       Thomas Negele wünscht sich, dass Kinos     zu vermeiden.‘ Vom Rentenalter     richt gezogen waren, aus den
     künftig „so wichtig genommen werden wie      ist die FFA mit ihren flotten 50   Reihen des HDF.
           die Produzenten“ und verleiht Bernd    Jahren noch weit entfernt, aber        Dem „System der Hilfe zur
     Neumann eine Gläserne und Peter Dinges       dass sie Buch, Hauptrolle und      Selbsthilfe, so wie es im FFG ge-
                        eine Goldene Leinwand.    Regie stets selbst in der Hand     regelt wird, hat das Bundesver-
                                                  behalten hat, tut ganz offen-      fassungsgericht im Januar 2014
                                                  sichtlich nicht nur den Jubilä-    ohne jedwede Einschränkung
                                                  umsfilmeinspielern heute Abend     seine Berechtigung und Verfas-
                                                  gut, sondern auch der Filmför-     sungsmäßigkeit erklärt – und
                                                  derung in Deutschland und dem      es damit zugleich auf eine feste,
                                                  deutschen Film.“                   unangreifbare Basis gestellt“, so
                                                     Einen bemerkenswerten Mo-       Bernd Neumann. Dieser Konflikt
                                                  ment gab es auch, als Bernd        ist also entschieden, aber andere
               geschichte – von Hans Werner       Neumann mit einer Gläsernen        werden gewiss kommen – Bernd
               Henzes Score von „Die verlorene    und FFA-Vorstand Peter Dinges      Neumann: „Natürlich kann man
               Ehre der Katharina Blum“ bis       mit einer Goldenen Leinwand        es nicht allen recht machen. Das
               Ingo L. Frenzels Melodien aus      des Hauptverbands Deutscher        wird auch so bleiben, wir wollen
               „Der Medicus“ –, es gab einen      Filmtheater ausgezeichnet wur-     ja auch nicht langweilig wer-
               vergnüglichen Einspieler mit       den. HDF-Vorstand Thomas           den.“
               eigenwilligen Interpretationen,    Negele verlieh in seiner kurzen
               was „FFA“ eigentlich bedeutet      Laudatio seinem Wusch Aus-         Eine ausführliche Darstellung zu 50
                                                                                     Jahren Filmförderungsgesetz steht
               – laut Doris Dörrie: „Fiel Fiel    druck, dass Kinos künftig „so
                                                                                     im Produzentenallianz-Magazin Nr.
               Arbeit“ –, und Monika Grütters,    wichtig genommen werden wie        25, ein Artikel über die Struktur
               Staatsministerin für Kultur und    die Produzenten.“ Nicht nur        und Aufgaben der FFA in Magazin
               Medien, zitierte diesmal Loriot,   den Geehrten glaubte man eine      Nr. 24: www.produzentenallianz.de/
               der über seine späte Berufung      gewisse Irritation angesichts      magazin
               zum Filmemacher einmal gesagt      der Auszeichnung anzumerken,
               habe: „‚Wenn ein Jungfilmer im     sondern auch dem Publikum.
               Rentenalter ist, sollte er Buch,   Immerhin rekrutierten sich die
               Hauptrolle und Regie überneh-      Kinoketten, die vor Jahren ge-
               men, um zeitraubende Diskussi-     gen das Filmförderungsgesetz

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Deutscher Werbefilmpreis 2018

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4                                  5                                   6

7                                  8                                   9

Hatto-show im Werbedschungel
E
      nde März hieß es in der      Dschungel-Bewohner. Der Ma-         den Gästen in Richtung Party,
      Hamburger Kulturfabrik       xim-Gorki-Theater-Schauspieler      bei der in ausgelassener Stim-
      Kampnagel wieder: „Und       Taner Sahintürk führte mit In-      mung bis in die Morgenstunden
      der Gewinner ist …“. Bei     szenierungen durch den Abend.       zu den Beats von Afrob Sound-
einer so unterhaltsamen wie        Musikalischer Support kam von       system gefeiert wurde.
originellen Verleihungsshow ver-   UK/Berlin und Rap-Newcomer          Alle Preisträgerfilme des Deutschen
gab die Deutsche Werbefilmaka-     Kelvyn Colt.                        Werbefilmpreis 2018:
demie in zwölf Kategorien den         Auch die Förderung des           www.deutscher-werbefilmpreis.de/
begehrten „Hatto“. Erstmals in     Nachwuchses ist zentrales The-      de/preistrager/
diesem Jahr kürte eine ausge-      ma der Deutschen Werbefilm-
wählte Jury aus Journalisten in    akademie. Erstmals wurden
der neuen Kategorie „Preis der     zwei DWA-Förderpreis-Gewin-
Medien“ ihren Lieblingsfilm.       ner gleichwertig ausgezeichnet:
   In der „Königskategorie“ Bes-   „The Future is Everyone‘s“ von
ter Werbefilm gewann der Spot      Regisseur Falk Poetz (Produkti-
„Get A Job“, produziert von Ico-   on Czar Filmproduktion), sowie
noclast. In den zwei Kategorien    „Ich bin ein Ultra“ von Miguel
Beste Regie und Beste Visuelle     Schmid und Magali Herzog (Pro-      Deutscher Werbefilmpreises 2018 – Preisträger
Effekte gewann „Weihnachten        duktion Iconoclast Berlin). Die      1 Get A Job (Produktion: Iconoclast) Bester
2117“ von der Produktionsfirma     Spots feierten während der Ver-     Werbefilm, Bestes Sounddesign an Wenke
Sterntag. Zusammen mit dem         leihung unter Beifall des Fach-     Kleine-Benne 2 Weihnachten 2117 (Produktion:
„Preis der Medien“, mit dem die    publikums Premiere.                 Sterntag): Beste Regie an Matthijs van Heijningen,
Verleihung als Überraschung           Bester Nachwuchswerbefilm        Beste Visuelle Effekte an Tomek Zietkiewicz,
startete, ist „Weihnachten 2117“   wurde der Spot „A Man With A        Preis der Medien 3 Faith Of A Few
die meist ausgezeichnete des       Coin“ von Christian Schilling von   (Produktion: ANORAK): Beste Kamera an Greig
Abends. Stellvertretend für die    der Filmakademie Baden-Würt-        Fraser 4 #LifeChangingPlaces – Mexico
Medien-Jury, bestehend aus         temberg.. „Wir sind sehr stolz      (Produktion: 27km Entertainment): Bester Schnitt
Vertretern von Filmecho/Film-      auf die vielen qualitativ immer     an Max Neumeier 5 Kinderträume (Produktion:
woche, New Business, Werben        hochwertigeren Einreichungen        ANORAK): Bestes Skript an Matthias Preuß, Jakob
& Verkaufen und The Hollywood      in diesem Jahr. So viele großar-    Eckstein, Tobias Ahrens 6 Eatkarus (Produktion:
Reporter, übergab Bärbel Unck-     tige nominierte Filme haben wir     Tempomedia): Bestes Art Department an Petr
rich von Horizont den Preis an     hier gesehen, aber wir haben        Kunc 7 King Of The Jungle (Produktion:
Maik Siering von Sterntag und      auch viele nicht gesehen, denn      Markenfilm Hamburg: Beste Animation an Steve
Jens Pfau von Jung von Matt.       es gab so viele mehr … Es macht     Townrow, Joe Kane, Greg Martin 8 Immo erst
   Über 600 Gäste folgten der      einfach unheimlich viel Spaß,       zu Immowelt (Produktion: Fox Devil Films:
skurril-fröhlichen Show unter      für diese Branche zu arbeiten“,     Beste Komposition an Tommy Peters, Malte
dem Motto „Werbedschungel“,        sagte Tony Petersen, Vorstand       Pittner 9 The Man With A Coin (Produktion:
mit Blick auf einen Dschungel      der Deutschen Werbefilmakade-       Filmakademie Baden-Württemberg): Bester
samt Hütte und seine verrückten    mie nach der Show – und folgte      Nachwuchswerbefilm an Christian Schilling

Magazin Nr. 26 | April 2018                                                                                          17
Die Zukunft der Bundes-Filmförderung

           Ein weiterer
           Pfeiler tut not!
           Von Christoph Palmer                       genen Jahr eine „Schwester“        1,60 Euro an Wert­schöpfung in

           D
                                                      erhalten, die im Jahr 2018 (ei-    der Volkswirtschaft realisiert.2
                   ie deutsche Filmförde-             nen Bundeshaushalt gemäß Re-       Eine andere Studie speziell zur
                   rung ist ein Erfolgsmo-            gierungsentwurf vorausgesetzt)     Kinoproduktion zeigt, dass 100
                   dell. Die Einführung des           mit 75 Mio. Euro ausgestattet      Mio. Euro Filmförderung ein
                   Deutschen     Filmförder-          sein wird. Dieser DFFF II wen-     direktes Steueraufkommen von
           fonds (DFFF) 2007 unter der                det sich vor allem an nationale    95 Mio. Euro erzeugen – also
           Ägide von Kulturstaatsminister             und internationale Großpro-        fast komplett wieder zurückflie-
           Bernd Neumann hat nachhal-                 duktionen, die bei Produktions-    ßen. Indirekte und induzierte
           tige Effekte ausgelöst. Seit sei-          dienstleistern in Berlin, Pots-    Effekte tragen dann weitere 77
           nem Start 2007 bis zum Ende                dam, Hamburg, München oder         Mio. Euro bei, sodass sich das
           des vergangenen Jahres wurden              Köln hergestellt werden, jedoch    gesamte Steueraufkommen auf
           durch den DFFF 1.187 Produkti-             sind auch VFX und Animation        172 Millionen Euro summiert3.
           onen mit einem Fördervolumen               förderfähig. Beide Förderfonds     Dabei sind die volkswirtschaftli-
           von 651 Mio. Euro sowie Inves-             erreichen dann zusammen eine       chen Effekte, die bei der Verwer-
           titionen von rund 3,8 Mrd. Euro            Höhe von 125 Mio. Euro, die vor    tung der Filme entstehen, noch
           am Filmstandort Deutschland                allem der Produktionsförderung     gar nicht eingerechnet.
           ausgelöst.1 Zahlreiche interna-            für den klassischen Kinofilm
           tionale Großprojekte fanden                und dem Filmstandort Deutsch-      Dogma Kinofilmförderung
           den Weg nach Deutschland, da-              land dienen.
           runter Tarantinos „Inglourious                Dieses Geld sichert und ent-    Nun kommt es darauf an, dass
           Basterds“, Andersons „Grand                wickelt den sowohl kulturell       sich auch der Bund der Förde-
           Budapest Hotel“ oder Clooneys              als auch volkswirtschaftlich be-   rung von Projekten zuwendet,
           „Monuments Men“.                           deutenden Sektor der Filmwirt-     2 „Wirtschaftliche Bedeutung der
               Der DFFF I mit heute 50 Mio.           schaft in Deutschland. Und weit      Filmindustrie in Deutschland“ – Studie
           Euro Volumen hat im vergan-                darüber hinaus: Laut einer ak-       im Auftrag des Bundesministeriums für
                                                                                           Wirtschaft und Energie, Berlin, Januar
           1 Presse- und Informationsamt der
                                                      tuellen Studie des Bundeswirt-       2017, S. 12
             Bundesregierung, Pressemitteilung Nr.    schaftsministeriums werden für     3 „Volkswirtschaftliche Effekte der
             34 vom 15.2.2018: Monika Grütters:       jeden Euro direkter Bruttowert-      Kinofilmproduktion in Deutschland“,
             Filmförderung des Bundes stärkt                                               Studie von Roland Berger Strategie
             Filmwirtschaft und Produktionsstandort   schöpfung aus den Kernaktivitä-      Consultants für Studio Babelsberg AG,
             Deutschland                              ten der Filmwirtschaft insgesamt     Berlin, September 2014, S. 14

18                                                                                                            PRODUZENTENALLIANZ
Die deutsche
Filmforderung
     ö
vor einem
groSSen Schub.
die schwerpunktmäßig nicht         sich zu einem sehr nachgefrag-       derfonds I und II sowie den Ger-
im Kino ausgewertet werden,        ten Erfolgsmodell.                   man Motion Picture Fund besser
sondern im Fernsehen oder auf                                           aufeinander abstimmen und mit
VoD-Plattformen wie Netflix und    Der Koalitionsvertrag                den Möglichkeiten von German
Amazon Prime Video. In der letz-                                        Films, der Außenkultur- und Au-
ten Legislaturperiode des Bun-     Dem Vernehmen nach ist in die-       ßenwirtschaftsförderung besser
destages hat der damalige Bun-     ser Legislaturperiode die Zu-        verzahnen. Wir wollen eine um-
deswirtschaftsminister Sigmar      sammenfassung der Filmförde-         fassende Förderung audiovisu-
Gabriel 2015 beherzt die Türe      rungen des Bundes aus DFFF I,        eller Inhalte (Kino, Serien, High-
zur Förderung von hochwer-         DFFF II und GMPF in ein konsis-      End TV, VFX, Animation, Virtual
tigen, international vermark-      tentes, abgestimmtes Fördermo-       Reality) einführen, um den Pro-
tungsfähigen High-End-Serien       dell angestrebt. Im Koalitions-      duktionsstandort Deutschland
aufgestoßen, indem er in sei-      vertrag von CDU/CSU und SPD          weiter zu stärken.“4
ner Ressortverantwortung den       für diese Legislaturperiode heißt
GMPF (German Motion Picture        es konkret:                          Die Ressortfrage
Fund) aufgelegt hat, der mit 10       „Der Film ist ein bedeutendes
Mio. Euro vergleichsweise über-    Kultur- und Wirtschaftsgut. Wir      Es spricht viel dafür, dass die-
schaubar ausgestattet war (die     wollen die internationale Wett-      se Instrumente nun in der Ver-
tatsächliche Förderung erreich-    bewerbsfähigkeit des Film- und       antwortung der Beauftragten
te dann 2017 aber schon 17         Medienstandortes Deutschland         für Kultur und Medien (BKM),
Mio. Euro), aber vor allem das     in seiner thematischen und regi-     Staatsministerin Monika Grüt-
Dogma beendete, dass der Bund      onalen Vielfalt nachhaltig sicher-   ters, zusammengefasst werden.
die Kinoförderung verantworte      stellen. Wir wollen eine Gesamt-     Aus meiner Sicht sollte die Res-
und die Länderförderungen sich     betrachtung der audiovisuellen       sortfrage kein Grund für Ausei-
– neben den Fernsehsendern –       Industrien von Bund und Län-         nandersetzungen sein (obzwar
um ambitionierte Fernsehförde-     dern. Wir wollen die kulturelle      die Erfahrungen und die Praxis
rung zu kümmern hätten. Durch      und wirtschaftliche Filmförde-       4 „Ein neuer Aufbruch für Europa, Eine
den GMPF kamen hochkarätige        rung mindestens auf dem aktuel-        neue Dynamik für Deutschland, Ein
und hoch budgetierte, überwie-     len Niveau fortsetzen. Wir wollen      neuer Zusammenhalt für unser Land“,
                                                                          Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU
gend internationale TV-Produk-     die Förderinstrumente, insbe-          und SPD (Abschnitt „Film, Games und
tionen zustande. Er entwickelte    sondere den Deutschen Filmför-         Musikwirtschaft“, S. 171), Berlin 2018

Magazin Nr. 26 | April 2018                                                                                        19
Die Zukunft der Bundes-Filmförderung

der Filmförderung in der Tat für
das BKM sprechen), viel stärker
kommt es auf ein kraftvolles Sig-
nal für die Fernsehförderung an.
   Mit bis zu 400 Mio. Euro
Filmförderung wird man 2018          „Es ist also hohe Zeit, einen weiteren,
ein beachtliches Volumen errei-
chen, das sich auch im interna-
                                     kraftvollen Pfeiler der Filmförderung dauerhaft zu
tionalen Vergleich sehen lassen      institutionalisieren.“
kann. Zwischen 2014 und 2018
konnte man eine Steigerung von
über 100 Mio. Euro, also ca. ein     sen wir, dass eine Staffel dieser         wie die Positionierung europäi-
Drittel mehr an Fördermitteln        hoch budgetierten Produktionen            scher Themen, Anliegen und Er-
erreichen. Natürlich ist man         auf ca. 15–30 Mio. US-Dollar              zählweisen im internationalen
von Frankreich noch meilenweit       Volumen kommt. Dieses Zahlen              Konzert. Natürlich muss es eine
entfernt. Hier stehen ca. 1 Mrd.     darf auch ein deutsches För-              Verbindlichkeit und Berechen-
Euro Fördermittel für den Film       dersystem nicht aus dem Auge              barkeit in der Vergabe geben.
jährlich zur Verfügung. Aber die     verlieren. „Die deutsche Pro-                Ein wesentliches Augenmerk
Entwicklung weist in die richtige    duktionswirtschaft könnte… aus            wird den Rechten gelten. Die
Richtung!                            dem Stand ein zusätzliches Pro-           jeweiligen TV- und VoD-/DVD-/
                                     duktionsvolumen von zusätz-               Streaming-Rechte dürfen jeweils
Neue Entwickungen                    lich 200 bis 300 Mio. Euro mit            nur zeitlich begrenzt an nationa-
                                     High-End-Drama Produktionen               le Sender vergeben werden. Die
Nun sollte der Blick auf neue Ent-   umsetzen.“5                               Rechtedauer für die TV-Rechte
wicklungen gerichtet werden:            Wichtig ist, dass sowohl Ent-          ohne Pay-TV muss marktüblich
Das deutsche High-End-Drama          wicklungskosten wie Herstel-              sein. Die Auslandsvertriebsrech-
hat in den vergangenen Jahren        lungskosten von Produktionen              te sowie die VoD- und DVD-Rech-
erste, beachtliche Erfolge ge-       bezuschusst werden können.                te sowie Kino-Rechte verblieben
feiert, weit über die nationalen     Antragsberechtigt sollten euro-           beim Produktionsbetrieb.
Grenzen hinaus. Im Bereich der       päische Produzenten sein, der
hochwertigen TV-Serien liegt         German Spend sollte mindes-               Erhebliche Standorteffekte
enormes Potential, vor allem für     tens 50 % der Produktionskos-
die internationale Vermarktung.      ten betragen. Co-Produktionen             Wenn man im Haushaltsjahr
Aber genauso wichtig ist der         im Rahmen von Creative Europe             2019 mit einem Volumen von
historisch-politische Kontext der    (das frühere MEDIA-Programm               zumindest 50 Mio. Euro für den
Serienproduktionen in Deutsch-       der EU) wären ebenso zulässig             GMPF als dritter Säule der na-
land. Mit Serien werden aus un-      wie die Kombination mit Län-              tionalen Filmförderung durch-
serem Land heraus die eigenen        derförderungen.                           startet, könnte man weitere
Geschichten erzählt und vermit-         Was nun die Förderhöhe be-             Erfahrungen sammeln, den be-
telt. Ich denke an so eindrucks-     trifft, wird man realistischer-           ginnenden deutschen Serien-
volle Formate wie „Weissensee“,      weise von Mindestkosten von 1             boom kraftvoll unterstützen und
„Dark“, „Ku’damm 56/59“, zu-         Mio. Euro pro Folge bei 45/60             unser Land international ganz
letzt gerade die zur Recht viel      Minuten Länge ausgehen. Für               neu und vielfältig positionieren.
gelobte, fortlaufend erzählte        die Entwicklungskosten wäre               Erhebliche Standorteffekte ins-
Serie „Babylon Berlin“ von Tom       ein Zuschuss bei 250.000 Euro             besondere auf dem Arbeitsmarkt
Tykwer, X Filme mit Sky und          pro Staffel anzustreben, der ei-          für kreative und qualifizierte Be-
ARD sowie Länderförderungen          gentliche Zuschuss könnte bis             rufe sind auch nach Auffassung
und GMPF.                            zu 3,5 Mio. Euro pro Staffel be-          des Bundeswirtschaftsministeri-
                                     tragen. Diese Größenordnungen             ums als gesichert anzunehmen.6
Künftige Parameter                   wird man kalkulieren müssen,              Die weitere Entwicklung des
                                     wenn man im Premiumsegment                Fonds könnte, Erfolge voraus-
Welche Parameter sollten für         international konkurrenzfähig             gesetzt, dynamisch verlaufen. Es
eine erweiterte Fernseh-Serien-      und vermarktbar sein möchte.              ist also hohe Zeit, einen weite-
förderung in Deutschland gel-        Die Vergabekriterien sind neben           ren, kraftvollen Pfeiler der Film-
ten?                                 der Exzellenz die Darstellung             förderung dauerhaft zu instituti-
   Es sollten hochwertige, inter-    der Beiträge zur sozialen, poli-          onalisieren.
national vermarktbare, fiktiona-     tischen und kulturellen Vielfalt
le Serien mit anspruchsvollen        Deutschlands und Europas so-
Budgets und zumindest sechs
                                     5 „Wir könnten hier viel mehr produzie-
bis acht Folgen pro Staffel geför-     ren“, Wolf Bauer, Nico Hofmann, FAZ,    6 vgl. „Wirtschaftliche Bedeutung der
dert werden. Aus den USA wis-          16.1.2018                                 Filmindustrie in Deutschland“ a.a.O.

Magazin Nr. 26 | April 2018                                                                                             21
„Die deutschen Produzenten sind zu Recht stolz darauf, gute und
        vielfältige Inhalte zu liefern, die ihren Beitrag für eine offene,
                                    demokratische Gesellschaft leisten.“
     Beatrice Kramm, Präsidentin der IHK Berlin und Vorsitzende der
         Geschäftsführung und Produzentin der POLYPHON Film- und
      Fernsehgesellschaft mbH beim Deutschen Produzententag 2018

22                                                       PRODUZENTENALLIANZ
Deutscher Produzententag 2018

„Wir sind nie am Ziel“

 Im wie stets bis auf den letzten Platz gefüllten Leibniz-Saal der Berlin-
 Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften fand am Berlinale-Eröffnungstag
 der Deutsche Produzententag 2018 statt, die film- und medienpolitische
 Standortbestimmung der Produzentenallianz zum Jahresbeginn.
 Schwerpunktthemen in diesem Jahr: Die Bedeutung der Filmbranche für Innovation,
 Wachstum und Arbeitsplätze der Gesamtwirtschaft, aktuelle filmpolitische
 Entwicklungen, die Auswirkungen von VoD-Markt und -Nutzung auf den Fernsehmarkt
 – und natürlich das 10-jährige Jubiläum der Produzentenallianz.

 Magazin Nr. 26 | April 2018                                                  23
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