Nachhaltigkeitsbericht - der TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG 2014/15
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„Nachhaltigkeit bedeutet für uns, Tirol sicher mit preiswerter, erneuerbarer, aus heimischen Quellen produzierter elektrischer Energie und möglichst umweltfreundlich produzierter Wärme zu versorgen. Es soll damit auch für nachkommende Generationen ein hoher Lebensstandard in einer lebenswerten Umwelt erhalten werden, in der Ökologie, Ökonomie und soziale Aspekte ausgewogen Bestand haben.“ 8 Mio 100 % Kilowattstunden Endenergie-Einsparung durch Energieeffizienz-Pakete erneuerbare Energie 460.000 Kundenkontakte im Service Center 3.179 Gigawattstunden umwelt- freundliche Erzeugung aus TIWAG-Kraftwerken 2.010 Energie- beratungs- 4 Bürgerinformationsmessen gespräche zu Kraftwerksprojekten 3.720 2,7 Mio 1.541 Besucher im Besucher- Euro für Aus-und Weiterbildung der Megawatt Gesamt- zentrum Silz MitarbeiterInnen Kraftwerksleistung 968,7 0,00 51 Millionen Euro Lehrlinge in Ausbildung Umsatzerlöse g/kWh CO2-Emissionen
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Vorwort des Vorstandes Vorwort des Vorstandes Geschätzte Leserin, geschätzter Leser! Nachhaltigkeit ist im Geschäftsmodell der TIWAG-Tiroler Neben der nachhaltigen CO2-freien Stromerzeugung aus hei- Wasserkraft AG bereits seit Jahrzehnten fest verankert. Seit mischer Wasserkraft ist die effiziente Nutzung dieser wert- ihrer Gründung im Jahre 1924 ist die TIWAG untrennbar mit vollen Energie eine weitere wesentliche Komponente, ohne erneuerbarer, sauberer und CO2-freier Stromerzeugung aus die die in der Energiestrategie des Landes Tirol für 2050 an- heimischer Wasserkraft verbunden. Die Konzentration auf gestrebte Stromautonomie nicht realisierbar ist. dieses Geschäftsmodell und die Ausrichtung aller Kern- kompetenzen darauf haben TIWAG über Generationen zu Daraus ergeben sich jene drei Schwerpunkte, auf die sich einem der erfolgreichsten Unternehmen Tirols gemacht, das unsere Projekte und Maßnahmen sowie die Struktur dieses nachhaltig und wesentlich zu einer hohen Lebensqualität der Berichts stützen: Tiroler Bevölkerung und zu einem attraktiven Wirtschafts- Versorgungssicherheit standort beiträgt. regionale Wertschöpfung und effiziente Energieverwendung Damit auch die kommenden Generationen einen hohen Lebensstandard in einer lebenswerten Umwelt mit ausrei- Der Ihnen vorliegende Nachhaltigkeitsbericht zeigt exemp- chender Beschäftigung und wirtschaftlicher Weiterentwick- larisch Projekte und Initiativen der TIWAG-Gruppe in ihren lung vorfinden können, sehen wir es als unsere zentrale ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen auf, Aufgabe, Tirol auch zukünftig sicher mit kostengünstiger, die eine nachhaltige Erzeugung und eine effiziente Verwen- nachhaltig in Tirol erzeugter elektrischer Energie zu versor- dung von Energie in der Strom-, Gas- und Wärmeversorgung gen und daraus einen möglichst hohen Wertschöpfungs unseres Landes unterstützen. anteil im Inland zu halten. Damit treiben wir als Landesunternehmen den ökologischen Mit der – noch ausbaufähigen – Wasserkraft verfügen wir Wandel hin zu einer CO2-armen, nachhaltigen und sicheren über eine sehr wertvolle Ressource, die eine der grund Energieversorgung für Tirol weiter voran. legenden Säulen der TIWAG-Strategie für eine nachhaltige Energie- und Klimapolitik im Alpenraum bildet. Nur mit dem Ausbau der Stromgewinnung aus erneuerbaren und damit nachhaltigen Energiequellen wie der heimischen Wasserkraft kann die europäische Energiewende gelingen. Der Vorstand der TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG Innsbruck, am 03.12.2015 5
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · 2014 in Zahlen 2014 in Zahlen TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG 2014 2013 2012 Installierte Leistung der TIWAG -Kraftwerke (MW) 1 1.541,4 1.545,2 1.545,2 Stromerzeugung in Kraftwerken der TIWAG (GWh) 3.178,6 3.610,3 3.599,0 Stromabgabe Tirol (GWh) 2 4.330,8 4.463,1 4.644,8 Stromabsatz (GWh) 17.727,1 17.236,0 17.733,6 Verfügbarkeiten der Kraftwerke (%) 3 78,0 92,6 81,5 Umsatzerlöse (EUR Mio) 968,7 1.048,9 1.183,7 Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EUR Mio) 108,2 121,4 125,3 Eigenkapital-Quote (%) 1 51,5 49,9 45,0 MitarbeiterInnen 4 1.342 1.311 1.308 Fluktuationsrate (%) 5 0,45 0,69 0,9 Weiterbildung für MitarbeiterInnen 6 17,0 19,2 25,1 1 Jeweils zum Stichtag 31.12. / 2 Ohne Konzessionsfreistrom für das Land Tirol und ohne Anteil der an die Ökoenergie Tirol GmbH verkauften Energie 3 Der Großteil der Nicht-Verfügbarkeiten ist auf geplante Revisionen zurückzuführen (2014: 99,3 %; 2013: 99,4 %; 2012: 98,5 %). / 4 Ohne Mitglieder des Vorstands; umfasst TIWAG -Tiroler Wasserkraft AG und überlassenes Personal an TINETZ -Stromnetz Tirol AG / 5 Nur unvorhergesehene Austritte, das heißt: ohne Befristungen; ohne Lehrlinge; ohne Ferialbeschäftigte / 6 durchschnittliche Stunden pro MA Mitgliedschaften der TIWAG Verbundene Unternehmen (Auszug) Austrian Mobile Power (AMP ) Bis 31.12.2014 Achenseeschiffahrt-GesmbH, Eben a. Achensee AlpS – Zentrum für Naturgefahren Management GmbH Gemeinschaftskraftwerk Inn GmbH, Landeck Austrian National Committee On Large Dams (ATCOLD ) Ökoenergie Tirol GmbH, Innsbruck Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft Stadtwärme Lienz Produktions- und Vertriebs-GmbH, Lienz Energie Tirol TIGAS -Erdgas Tirol GmbH, Innsbruck International Hydropower Association (IHA ) TINETZ -Tiroler Netze GmbH (vormals TINETZ -Stromnetz Tirol AG), Innsbruck Industriellenvereinigung Wasser Tirol – Wasserdienstleistungs-GmbH, Innsbruck Österreichische Energieagentur (Austrian Energy Agency) Oesterreichs Energie (OE ) Tiroler Standortagentur Verein für Ökologie und Umweltforschung Verein für Wirtschaftspartner BIOENERGY 2020+ 6
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Inhalt Inhalt Vorwort des Vorstandes ............................................................ 5 2014 in Zahlen .......................................................................... 6 Unsere Verantwortung als Unternehmen................................. 9 Selbstverständnis Unternehmensleitbild Organigramm Unsere Werte .......................................................................... 14 Über diesen Bericht ................................................................. 15 Versorgungssicherheit ............................................................ 19 Regionale Wertschöpfung ....................................................... 31 Wertschöpfungskette Initiativen zum Wasserkraftausbau und Repowering Effiziente Energieverwendung ................................................ 53 Energieeffizienz-Pakete für Tirol Projekte zur effizienten Energieverwendung Kommunikation mit unseren Anspruchsgruppen ................. 67 Die Kunden als Fundament des TIWAG-Erfolgs MitarbeiterInnen Öffentlichkeit Nachhaltigkeitskontext .......................................................... 85 Maßnahmenplan .................................................................... 91 GRI Content Index ................................................................... 94 7
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Unsere Verantwortung als Unternehmen Unsere Verantwortung als Unternehmen Die TIWAG sichert als führendes Energieversorgungs unternehmen eine nachhaltige, qualitativ hochwertige und preiswerte Strom-, Gas- und Wärmeversorgung in Tirol, leistet einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöp- fung und ist treibende Kraft für den ökologischen Wandel der Energiewirtschaft in Tirol zur Unterstützung der europäischen und nationalen Energieziele. 9
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Unsere Verantwortung als Unternehmen Selbstverständnis Die TIWAG als regionales Unternehmen und Unser Selbstverständnis führender Energieanbieter in Tirol ist mit ih- ren Tochtergesellschaften Garant für eine Wir sorgen für eine sichere, hochverfügbare und sichere, qualitativ hochwertige und nach- preiswerte Strom-, Gas- und Wärmeversorgung in haltige Strom-, Gas- und Wärmeversor- Tirol. gung in Tirol. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung, ist Wir engagieren uns im Ausbau der heimischen treibende Kraft für den ökologischen Wan- Wasserkraft (Neubau und Repowering) und streben del der Energiewirtschaft in Tirol und unter- dabei eine nachhaltige, ökologische und umweltver- stützt damit die europäischen und nationa- trägliche Nutzung dieser erneuerbaren Ressource an. len Energieziele. Wir unterstützen die europäischen und nationalen Die TIWAG steht zu 100 % im Eigentum Energieziele zum Umbau des europäischen Energie- des Landes Tirol und hat ihren Hauptsitz systems. in Innsbruck. Sie engagiert sich im Ausbau der heimischen Wasserkraft (Neubau und Wir leisten einen wertvollen Beitrag zur regionalen Repowering) zur Reduzierung von Energie- Wertschöpfung. importen und der damit verbundenen Kauf- kraftabflüsse und strebt dabei eine nachhal- Mit Umsatzerlösen von EUR 968,7 Mio im Jahr 2014 tige, ökologische und umweltverträgliche zählen wir zu den bedeutendsten und ertrags- Nutzung dieser erneuerbaren Ressource an. stärksten Unternehmen Tirols. Dem Vorstand obliegt die Gesamtverant- Wir sind den KundInnen, MitarbeiterInnen und wortung für das Nachhaltigkeitsmonitoring Geschäftspartnern ein verlässlicher und vertrauens- sowie für das im Unternehmen breit veran- voller Partner. kerte Risikomanagement. Für die Früher- kennung, Bewertung, Steuerung und Do- Auch in Zukunft wird in Österreich die Wasserkraft die wichtigs- kumentation von Risiken, für das Festlegen te nachhaltige, erneuerbare heimische Energiequelle bleiben. und Setzen geeigneter Gegenmaßnahmen Der Bedarf an Regelenergie wird durch die weitere Zunahme sind die jeweiligen Geschäftsbereiche bzw. der volatilen Erzeugung aus alternativen, erneuerbaren Ener- Tochtergesellschaften unter Einhaltung vor- gien steigen. gegebener Prozesse zuständig. 10
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TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Unsere Verantwortung als Unternehmen Unternehmensleitbild TIWAG ist Garant für eine sichere, qualitativ hochwertige und nachhaltige Strom-, Gas- und Wärmeversorgung in Tirol. Wir sorgen für eine sichere, hochverfügbare und preiswerte Strom-, Gas- und Wärmeversorgung in Tirol. Wir nutzen Synergieeffekte im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten durch die Integration der gesamten Wertschöpfungskette in der Strom-, Gas- und Wärmeversorgung. Wir stehen für einen sicheren Betrieb unserer Anlagen und Systeme unter Einhaltung aller geltenden rechtlichen Verpflichtungen und Gesetze und nutzen dazu auch moderne Managementsysteme. TIWAG unterstützt die nationalen und europäischen Energieziele und ist treibende Kraft für den ökologischen Wandel in Tirol (Strom, Gas, Wärme). Wir engagieren uns im Ausbau der heimischen Wasserkraft (Neubau und Repowering) und streben dabei eine nachhaltige, ökologische und umweltverträgliche Nutzung dieser erneuerbaren Ressource an. Wir erhalten die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für den Betrieb unserer Anlagen. Wir fördern Energieeffizienzmaßnahmen in Tirol, um wertvolle Energie bestmöglich zu nutzen. TIWAG ist wirtschaftlich erfolgreich und den KundInnen, MitarbeiterInnen und Geschäftspartnern ein verlässlicher und vertrauensvoller Partner. Wir wollen unseren Marktanteil in Tirol erhalten. Wir vermarkten unsere flexibel einsetzbaren Kraftwerke auch am europäischen Markt. Wir streben nachhaltiges und profitables Wachstum im Kerngeschäft an. Ein straffes Kostenmanagement unterstützt unseren wirtschaftlichen Erfolg. Kundenzufriedenheit besitzt bei uns einen hohen Stellenwert. Wir bieten unseren MitarbeiterInnen sichere und attraktive Arbeitsplätze an und stellen deren kontinuierliche Aus- und Weiterbildung sicher. Die TIWAG versteht sich als Vollfunktionsunternehmen und konzentriert sich auf das Kerngeschäft und kerngeschäftsnahe Aktivitäten. 12
TIWAG -Tiroler Wasserkraft AG Gesamtvorstand Stabsstelle Stabsstelle Stabsstelle Stabsstelle Programmbüro Talsperrenver- Vorstandsbüro Konzernrevision KW-Projekte antwortung Organigramm Vorstandsressort Vorstandsressort Kaufmännisches Vorstandsressort Energiewirtschaft und Kraftwerksführung Bautechnik Stabsstelle Communication Bereich Bereich Abteilung Abteilung Bereich Bereich Bereich Bereich Abteilung Abteilung Abteilung Finanz- und Controlling und Personal- Energiedaten- Erzeugung Stromhandel Vertrieb Informations- Energiestrategie Wasserkraft- Technisches 13 Rechnungs- Beteiligungs- management management und Energie- technologie und Energie- planung Gebäude- wesen management und Kunden- wirtschaft effizienz management services TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Unsere Verantwortung als Unternehmen Kauf- Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung männische Strategisches Unternehmens- Zentraler KW-Betriebs- Dispatching Stromvertrieb Telekommu- Anlagen- Abteilung Controlling entwicklung Einkauf führung nikation planung und Beteili- und Organisation gungen Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Bilanz und Operatives Liegenschaften/ KW-Anlagen- Portfolio- Vertriebs- Applikations- Bauaus- Steuern Controlling Vermessung führung management steuerung entwicklung führung und und Trading und Reporting -marketing Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Recht und KW-Instand- Vertrags- Betrieb und Versicherungen haltung management Services und Monitoring Abteilung KW-Bau- werke und Hydrografie
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Unsere Werte Unsere Werte Ungeachtet einer sich rasch verändernden und von Wettbe- werb bestimmten Geschäftswelt will die TIWAG ihren Wer- ten auch zukünftig verbunden bleiben und auf gegenseitiges Vertrauen in den Beziehungen zu ihren Anspruchsgruppen bauen. Für die TIWAG ist nicht nur wesentlich, dass sie Erfol- ge erzielt, sondern auch, wie sie diese erzielt. Als verantwor- tungsvolles Unternehmen, das Compliance ernst nimmt, ist sie in ihrem Handeln an anwendbare Gesetze, Vorschriften und interne Richtlinien gebunden. Ihren Anspruch auf hohe Qualität sowie persönliche Integrität der MitarbeiterInnen in allen Stakeholder-Beziehungen hat die TIWAG in ihrem Ver- haltenskodex festgelegt, der grundlegende ethische und professionelle Leitlinien für ihre geschäftlichen Aktivitäten enthält. Verhaltenskodex der TIWAG gegenüber Lieferanten https://www.tiroler-wasserkraft.at/www_tiwag/de/hn/online_services/informationsmaterial/verhaltenskodex/index.php 14
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Über diesen Bericht Über diesen Bericht Nachhaltigkeitsprinzip Berichtsstruktur Die TIWAG orientiert sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben Dieser Nachhaltigkeitsbericht stellt neben dem Geschäfts- am Prinzip der Nachhaltigkeit. Unter Nachhaltigkeit wird der bericht einen wichtigen Bestandteil der Informationspolitik stetige Ausgleich zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozia- der TIWAG dar. Im Fokus stehen Projekte des vergangenen lem verstanden. Demnach werden alle Projekte der TIWAG- und aktuellen Geschäftsjahres, die hinsichtlich ihrer Nach- Gruppe unter diesen drei Gesichtspunkten beleuchtet. haltigkeit beurteilt werden. Die Ergebnisse aus diesem Prozess werden in diesem Der daraus abzuleitende Nutzen und Mehrwert der Projekte Nachhaltigkeitsbericht anhand ausgewählter Projekte der wird nach innen für die MitarbeiterInnen und Organe des Un- TIWAG-Gruppe im Zeitraum von 01.01.2014 bis 30.09.2015 ternehmens, nach außen für die Kunden und Partner sowie beschrieben. Mit dem vorliegenden Bericht bekennt sich die für den Aktionär – das Land Tirol – bzw. darüber hinaus für TIWAG darüber hinaus zu den internationalen Standards der die Tiroler Volkswirtschaft und die nationale und europäische Global Reporting Initiative (GRI), die weltweit in mehr als Energie- und Klimapolitik dargestellt. Nachhaltigkeitsrele- 2000 Organisationen Anwendung finden. vante Tätigkeiten werden durch die zuständigen operativen Unternehmensbereiche sowie das Compliance- und Risiko- management begleitet. Die Projekte stehen repräsentativ für die Geschäftstätigkeit der TIWAG-Gruppe und sind folgenden drei großen Nach- haltigkeitsschwerpunkten – abgeleitet aus der Unterneh- mensstrategie – zuzuordnen: Soziales Versorgungssicherheit Regionale Wertschöpfung Das Prinzip Effiziente Energieverwendung der Nachhaltigkeit Die Projekte werden im Bericht hinsichtlich ihres ökologi- schen, ökonomischen und sozialen Nutzens strukturiert und qualitativ sowie quantitativ in farblich zu unterscheidenden Ökonomie Ökologie Kästchen beschrieben. 15
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Über diesen Bericht Rahmenbedingungen Das Land Tirol hat sich in seiner Energiestrategie das Ziel neuerbare Ressourcen wird vom Amt der Tiroler Landesre- gesetzt, bis zum Jahr 2050 den Energieeinsatz zu annähernd gierung im jährlich erscheinenden und öffentlich einsehba- 100 % aus erneuerbaren Energieträgern zu decken und ren Tiroler Energiemonitoring-Bericht dargestellt. Die TIWAG gleichzeitig den Energiebedarf durch einen effizienten Ener- spielt als Systemführer und Treiber der Tiroler Energiewende gieeinsatz um 50 % zu reduzieren. Diese Energiestrategie eine bedeutende Rolle bei der Umstellung des Tiroler Ener- wird einer Konsumentenbefragung der Wirtschaftskammer giewirtschaftssystems in ein System, das den Nachhaltig- Tirol unter 500 TirolerInnen im November 2014 zufolge von keitsprinzipien folgt. 58 % voll und ganz unterstützt. 37 % der TirolerInnen un- terstützen die Energiestrategie eingeschränkt, lediglich 3 % sind komplett dagegen. Ebenso wurde nach der Notwendig- Strategische Ausrichtung der TIWAG keit des Kraftwerksausbaus gefragt. Konkret handelt es sich um die Projekte Ausbau des Kraftwerks Kaunertal, Speicher- Die Geschäftsstrategie der TIWAG beruht auf folgenden vier kraftwerk Kühtai, Gemeinschaftskraftwerk Inn, Kraftwerk wesentlichen Säulen (Siehe Grafik S. 17): Innstufe Imst-Mötz, Speicherkraftwerk Malfon. Nachhaltige Versorgung mit Strom, Gas und Wärme 65 % der Befragten halten den Bau der fünf Großkraftwer- Ausbau der heimischen Wasserkraft ke für notwendig, wobei in den von den Kraftwerksplänen Möglichst effizienter Einsatz der in Tirol benötigten Energie vor allem betroffenen Bezirken die Zustimmung überdurch- TIWAG ist wirtschaftlich erfolgreich und Kunden, Mitarbei- schnittlich hoch ist: im Bezirk Landeck liegt die Zustimmung tern sowie Geschäftspartnern ein verlässlicher und ver- bei 75 %, im Bezirk Imst bei 68 %. (Quelle: Tiroler Energie- trauensvoller Partner monitoring-Bericht 2014) Jede dieser Säulen orientiert sich wiederum am Prinzip der Tirol war im April 2012 zudem das erste österreichische Bun- Nachhaltigkeit und strebt daher auch eine Ausgewogenheit desland mit einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie – einem zwischen den drei Gesichtspunkten Ökologie, Ökonomie Handlungsrahmen für eine zukunftsorientierte Landesent- und Soziales an. Somit hat TIWAG das Nachhaltigkeitsprin- wicklung. Noch stärker als bisher sollte bei allen politischen zip fest in ihrem Geschäftsmodell verankert. Entscheidungen und Vorhaben die Balance zwischen öko- logischen, ökonomischen und sozialen Interessen berück- Daraus abgeleitet hat die TIWAG ihre Nachhaltigkeitsstrate- sichtigt werden. Die Zielpfade darin orientieren sich an den gie formuliert. Diese beruht auf drei Schwerpunkten, nach Vorgaben der EU sowie der nationalen Klima- und Energie- denen auch dieser Bericht strukturiert ist: strategie und geben vor, dass der Energiebedarf bis zum Jahr 2020 stabil auf Basis des Jahres 2005 bleiben und bis Versorgungssicherheit 2050 halbiert werden soll. Um die Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit der TIWAG- Tatsächlich hat sich der gesamte Energiebedarf in Tirol Anlagen zu gewährleisten und weiter zu verbessern, werden zwischen 2005 und 2011 (Quelle: Tiroler Energiemonitoring- umfangreiche Instandsetzungs- und Repowering-Maßnah- Bericht) um 8 % reduziert – bei gleichzeitigem Bevölke- men gesetzt. rungs- und Wirtschaftswachstum. Diese positive Entwick- lung möchte die TIWAG mit verschiedenen Initiativen weiter Regionale Wertschöpfung unterstützen. Die TIWAG trägt durch ihre unternehmerische Tätigkeit auf In der letzten Legislaturperiode wurde vom Tiroler Landtag mehreren Ebenen maßgeblich zur regionalen Wertschöpfung u.a. auch der Ausbau der Wasserkraft um 2,8 Terawattstun- in Tirol bei: sie bietet den MitarbeiterInnen sichere, attraktive den p.a. (= 2,8 Milliarden Kilowattstunden) bis zum Jahr 2036 Arbeitsplätze, sie vergibt im Rahmen ihrer Möglichkeiten beschlossen, wobei 2 TWh p.a. auf Großkraftwerke – wie sie Aufträge für Instandhaltungs- und Investitionsprojekte an die TIWAG betreibt und plant – entfallen sollen. regionale Firmen, sie reduziert durch eine möglichst hohe Die Entwicklung des tatsächlichen Endenergiebedarfs in Eigenerzeugung den Kaufkraftabfluss und die Auslandsab- Bezug auf die definierten Zielpfade sowie der Umbau des hängigkeit. Energiesystems von nicht erneuerbaren auf heimische, er- 16
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Über diesen Bericht Effiziente Energieverwendung Mit den jährlichen Energieeffizienz-Schwerpunkten setzt die Fortschritt auf Basis von Nachhaltigkeit ist die Handlungs- TIWAG Anreize und Initiativen zur Verbesserung der Energie- maxime des 21. Jahrhunderts. Die Tiroler Nachhaltigkeits- effizienz in Tirol. strategie ist daher regionale Richtschnur für das Handeln der TIWAG. Ihr Geschäftsmodell antizipiert viele Zielsetzungen Tiroler Nachhaltigkeitsstrategie dieser Strategie. Diese Schwerpunkte finden sich auch in der Tiroler Nachhal- tigkeitsstrategie wieder. Die nachfolgende Grafik soll diese Zusammenhänge veranschaulichen. Tiroler Nachhaltigkeits strategie Versorgungs sicherheit effiziente Energie- regionale verwendung Wertschöpfung TIWAG Nachhaltigkeitsstrategie Ökonomie Ökonomie Ökonomie Ökonomie Ökologie Ökologie Ökologie Ökologie Soziales Soziales Soziales Soziales Nachhaltige Wirtschaft- Versorgung Heimische Effizienter licher Erfolg mit Strom, Wasserkraft Energie- und ver- Gas und ausbauen einsatz trauensvolle Wärme Partnerschaft TIWAG-Geschäftsstrategie 17
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TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Versorgungssicherheit Die TIWAG modernisiert neben ihren Netzanlagen auch ihre bestehenden Kraftwerksanlagen laufend und steigert damit deren Leistungsfähigkeit. 19
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Der Kraftwerkspark der TIWAG Im Jahr 2014 lag die Stromerzeugung in den Erzeugungsan- lagen der TIWAG mit rund 3.179 GWh um 1,1 % oder 35 GWh über den Werten eines wasserwirtschaftlichen Regeljahres. Die Laufkraftwerke der TIWAG haben einen Wirkungsgrad von 86 %, Speicherkraftwerke 87 %, Pumpspeicherkraft- werke 74 %. Um deren Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit zu gewährleisten und weiter zu verbessern, werden laufend umfangreiche Maßnahmen durchgeführt. Die TIWAG sorgt für eine sichere, hochverfügbare und preiswerte Strom-, Gas- und Wärmeversorgung in Tirol. Sie nutzt Synergie effekte im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten durch die Integration der gesamten Wertschöpfungskette und steht für einen sicheren Betrieb ihrer Anlagen, aus denen sie 100 % Ökostrom generiert. 20
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Kufstein Kirchdorf Strillinger 1–4 Langkampfen Fieberbrunn Kirchbichl Kaiserwerk Kundl Kasbach Bruckhäusl Achensee Solarpark Jenbach Jochberg Mieming Thaur Finsing Silz Kanzingbach Innsbruck Stuiben ARA Seefeld Silzerberg 1+2 Imst Ötztal B. Grinzens Gmünd Kühtai Zams Sidan Leiersbach Mützens Brennerwerk Lanersbach Urgbach Navis Kaunertal Schmirnbach Längenfeld Dorferbach Pfunds Matrei Schwarzach Kalserbach Debant 1+2 Leibnitzbach Lienz Heinfels Amlach Speicherkraftwerk Ausleitungskraftwerk Solarkraftwerk Biomasse Kaunertal Imst Jenbach Fernheizkraftwerk Silz Amlach Dorferbach Längenfeld Achensee Thaur Kufstein Kalserbach Pumpspeicherkraftwerk Innsbruck Lienz Kühtai Kanzingbach Laufkraftwerk Ötztal Bahnhof Kirchbichl Kleinkraftwerk Langkampfen In der Grafik sind die Standorte der TIWAG-Kraftwerksanlagen in Tirol zu sehen. Stand: Juli 2015 Übersicht über die Stromerzeugung in Kraftwerken der TIWAG (in kWh): 2014 2013 2012 Wasserkraft Kleinwasserkraftwerke bis 10 MW 425.116.266 405.915.053 401.148.594 Laufwasserkraftwerke > 10 MW 969.125.808 1.102.355.630 1.113.592.495 Speicherkraftwerke > 10 MW 1.325.231.074 1.636.839.100 1.785.163.700 Pumpspeicherkraftwerke 455.463.900 461.017.600 295.681.100 Biomasse 3.509.886 4.051.842 3.296.268 Photovoltaik 181.729 173.901 177.788 Gesamt 3.178.628.663 3.610.353.126 3.599.059.945 21
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Technisches Sicherheitsmanagement Das Technische Sicherheitsmanagement (TSM) bildet den Rahmen für eine praxisorientierte Überprüfung von Strom- netzbetreibern, die vom Verband der österreichischen E- Wirtschaft – Oesterreichs Energie – vorgenommen wird. Die Prozesse des Netzbetreibers werden dabei systematisch anhand von Leitfäden durch externe Auditoren geprüft, im Anschluss an die Audits werden Zertifikate ausgestellt. Dies erlaubt eine objektive Kontrolle, ob der Netzbetreiber die notwendigen Voraussetzungen und Standards erfüllt. Auch die TINETZ hat sich – im Sinne weiterer Anstrengungen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit – dieser Überprüfung unterzogen. Ihr wurde zertifiziert, dass die technischen Pro- zesse im Bereich Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung ihrer Stromnetze den aktuellen Normen und Gesetzen ent- sprechen. Wiederkehrende Audits gewährleisten den hohen Sicherheitsstandard der technischen Prozesse und garantie- ren eine nachhaltige, sichere und zuverlässige Energiever- sorgung der TINETZ-Kunden. Das Technische Sicherheitsmanagement ermöglicht darüber hinaus die Erfassung von Risiken in allen Hierarchieebenen des Unternehmens, erkennt und beseitigt Schwachstellen, minimiert ungewollte, kritische Vorgänge wie Unfälle, Ausfäl- le, organisatorische Mängel oder Informationsmängel, sorgt für Stabilität im Unternehmen, gibt der TINETZ aber auch Rechtssicherheit und schafft Transparenz in Prozessen und Verantwortlichkeiten. 22
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TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Aufbau einer flächendeckenden Erdgasversorgung Dem Bedürfnis nach einem umweltverträglichen, vielseitigen der Erdgasleitung von Raubling bis Kiefersfelden wurde der und kostengünstigen Energieträger entsprechend wurde im Grundstein für die Einbindung Tirols in das europäische Erd- Jahr 1987 die Entscheidung getroffen, Erdgas als zusätzliche gasverbundnetz gelegt. Die TIGAS baute das Versorgungs- Alternative am Tiroler Wärmemarkt anzubieten. Als Energie- netz der stetig steigenden Nachfrage entsprechend zügig quelle zum Heizen, als Treibstoff, aber auch als Energieträger aus und versorgt heute zahlreiche Privathaushalte, Betriebe für spezielle Anwendungen in Industrie und Gewerbe bietet und öffentliche Gebäude mit Erdgas. Damit deckt sie nun die Erdgas zahlreiche Vorteile. Im Mai 1987 fiel nach jahrelan- zentralen Tiroler Siedlungs- und Industriegebiete im Wesent- gen Vorbereitungs- und Planungsarbeiten der Startschuss lichen ab. Die TIGAS ist bestrebt, auch in Zukunft bestehen- für die Erdgasversorgung Tirols. Mit der Inbetriebnahme de Netze zu verdichten. Erdgasversorgung in Tirol (2014) Länge des Tiroler Erdgasleitungsnetzes ca. 3.230 Kilometer Ausbau Flächenversorgung 161 Kilometer Mit Erdgas versorgte Tiroler Haushalte, Industrie- und Gewerbebetriebe ca. 100.000 Tarifkunden 44.353 Erdgasabsatz an Kunden in Tirol 3.097.063 MWh Ökologie Ökonomie Die zunehmende Emissionsbeeinträchtigung Die TIGAS versorgt mehr als 100.000 Haushal- im Tiroler Unterinntal und der Wunsch von Ti- te, Industrie- und Gewerbebetriebe in über 160 roler Industriebetrieben nach einem wirtschaft- Tiroler Gemeinden mit Erdgas. Seit 2010 be- lichen und umweltschonenden Energieträger liefert sie auch Kunden in anderen österreichi- gaben im Jahr 1987 letztlich den Anstoß, eine schen Bundesländern sowie in Deutschland. Erdgasversorgung in Tirol aufzubauen. Erdgas Durch die Beteiligungen an der Bayerngas ist vielfältig einsetzbar und weist dazu noch GmbH und an der Explorationsgesellschaft eine positive Umweltbilanz auf. Es gelangt Bayerngas Norge AS verfügt die TIGAS über über unterirdische Leitungen ohne Belastung eigenes Erdgas aus der Nordsee. der öffentlichen Verkehrswege direkt zu Kun- den. Bei der Verbrennung entstehen weder Rußpartikel noch Feinstaub und die CO2-Emis- sionen sind vergleichsweise gering. 24
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Soziales Die TIGAS bietet durch ihr Upstream-Enga- gement ihren Kunden eine preisgünstige, ver- sorgungssichere und umweltschonende Ener- gieversorgung. Mit einem Investitionsvolumen von EUR 50,8 Mio (2014) setzte die TIGAS einen wesentlichen Beschäftigungsimpuls für die heimische Bauindustrie. 25
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Umweltschonende Wärmeversorgung für Tirol Die TIGAS hat im Jahr 2011 mit industriellen und kommuna- kunden konnten bereits mit Beginn der Heizperiode 2012/13 len Partnern langfristige Energiekooperationen abgeschlos- versorgt werden. Im selben Jahr hat die TIGAS die Fernwär- sen und mit dem Bau einer regionalen Fernwärmetransport- meaktivitäten außerdem auf die Gemeinde Völs ausgeweitet schiene zwischen Innsbruck und Wattens begonnen. Zu den und ist mit einem dort angesiedelten Industrieunternehmen Wärmequellen zählen bevorzugt bisher ungenutzte Abwär- eine langjährige Energiekooperation eingegangen. Die Akti- me aus industriellen Prozessen, Abwärme aus Kraft-Wärme- vitäten im Geschäftsbereich Fernwärme wurden laufend wei- Kopplungsanlagen sowie Wärme aus bestehenden Biomas- ter intensiviert, der Lückenschluss in der Fernwärmetrans- seheizwerken. Mehrere Wärmequellen waren von Anfang portschiene von der östlichen Innsbrucker Stadtgrenze bis an ein Garant für Versorgungssicherheit, da bei einem un- zum firmeneigenen Betriebsareal der TIGAS in der Matthias- vorhergesehenen Ausfall eines Lieferanten Wärme aus den Schmid-Straße erfolgte schließlich im Jahr 2014. Die Fern- anderen Quellen für den erforderlichen Ausgleich sorgt. Die wärmetransportschiene wird in den folgenden Jahren durch zentralen Bauabschnitte der Fernwärmetransportschiene das Statdtgebiet von Innsbruck bis zum Fernheizwerk der zwischen Innsbruck und dem Biomasseheizkraftwerk in Hall Tirol Kliniken GmbH im Westen der Landeshauptstadt ver- sowie zwischen Mils und Wattens wurden im Jahr 2012 ab- längert. geschlossen und in Betrieb genommen. Die ersten Wärme- Ökologie Ökonomie Die künftigen umweltpolitischen Rahmenbe- Die Fernwärmetransportschiene Innsbruck – dingungen erfordern einen sparsamen und effi- Wattens schafft die Voraussetzung, bisher zienten Umgang mit Energieressourcen. Durch kostenintensive und energiewirtschaftlich un- das Nutzbarmachen von Abwärme werden vorteilhafte Insel- und Einzellösungen im zen- wertvolle Rohstoffe eingespart. Zudem lassen tralen Tiroler Siedlungs- und Wirtschaftsraum sich erhebliche Mengen CO2- und Feinstaub durch den Zusammenschluss über die Fern- emissionen im besonders stark belasteten zen- wärmetransportschiene zu optimieren. Deren tralen Tiroler Siedlungs- und Wirtschaftsraum Kapazität ist darauf ausgerichtet, im Endaus- vermeiden und bisher brachliegende Energie- bau Industrie- und Gewerbebetriebe sowie potenziale nunmehr effizient und umweltscho- mehr als 10.000 Haushalte zuverlässig und nend für die Energieversorgung einsetzen. bedarfsgerecht mit komfortabler und kosten- günstiger Wärme zu versorgen. 26
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Soziales Mit der Fernwärmetransportschiene stellt die TIGAS eine umweltschonende, versorgungssi- chere und kostengünstige Wärmeversorgung der Tiroler Bevölkerung sicher. Bisher unge- nutzte industrielle Abwärmepotenziale lassen sich von TIGAS und ihren am Projekt beteilig- ten Kooperationspartnern sinnvoll einsetzen. Die Fernwärmetransportschiene verbindet be- stehende lokale Nahwärmeinfrastrukturen und Heizzentralen, wodurch das Gesamtsystem dieser Wärmeerzeugung und -verteilung zum Vorteil aller Beteiligten optimiert wird. 27
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Biogasproduktion aus heimischen Wertstoffen Die TIGAS ist mit 48,78 % an der Bioenergie Schlitters herkömmlichen Erdgas und wird nach Verdichtung auf den GmbH (BES) beteiligt, die auf ihrem Werksareal in Schlitters erforderlichen Druck in das Erdgasnetz der TIGAS einge- aus biogenen Wertstoffen – hauptsächlich aus Speiseresten speist und zu den Kunden transportiert. aus der Region – Biogas produziert. Ebenso besteht eine Kooperation für die Produktion von Biogas mit dem Ab- Biogas kann als erneuerbare Alternative zu Erdgas oder als wasserverband Achental – Inntal – Zillertal (AIZ) in Strass. Biotreibstoff für Erdgasfahrzeuge verwendet werden. Zudem In der Bioabfall-Aufbereitungsanlage werden die biogenen nutzt die TIGAS das Biogas zur dislozierten Produktion von Wertstoffe von Störstoffen getrennt. Mit Hilfe von Bakteri- Ökostrom im Rahmen des Ökostromregimes am unterneh- en wird ein Vergärungsprozess ausgelöst und so Biogas ge- menseigenen Betriebsstandort der Matthias-Schmid-Straße wonnen. Der Methangehalt von Biogas liegt bei knapp 60 %, in Innsbruck. Die bei der Ökostromerzeugung anfallende Erdgas hingegen besteht zu 98 % aus Methan. Das Biogas Biowärme wird in die Fernwärmetransportschiene Innsbruck wird durch spezielle physikalische Verfahren zu Erdgasquali- – Wattens eingespeist. tät aufbereitet. Dadurch entspricht es in seiner Qualität dem 28
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Versorgungssicherheit Ökologie Ökonomie Die TIGAS möchte im Sinne der Tiroler Ener- Biogas wird den zukünftigen umweltpoliti- giestrategie natürliche und heimische Energie- schen Anforderungen gerecht und hat sich ressourcen für die Energieversorgung nutzbar in den vergangenen Jahren als Alternativen- machen. Durch die Biogas-Aufbereitung und ergie und wichtige Ergänzung auf dem Markt die nachfolgende Einspeisung in das Erdgas- erneuerbarer Energiequellen etabliert. Bis zu netz werden einerseits die Energieeffizienz 9.000 Tonnen Bioabfall können jährlich von deutlich gesteigert und andererseits ein auf der TIGAS in Schlitters zu Biogas verarbeitet einen CO2-neutralen Kreislauf ausgerichtetes werden. Mit der von der BES und dem AIZ ins- Entsorgungs- und Energieversorgungssystem gesamt pro Jahr bereitgestellten Biogasmenge in Gang gesetzt. In diesem Sinne erfolgt bei- von 13 GWh können rund 1.500 Haushalte mit spielsweise bereits die Sammlung der Speise- Heizenergie versorgt werden, oder Erdgasfahr- reste mit Fahrzeugen, die teilweise mit Biogas zeuge rund 20 Mio Kilometer weit CO2-neutral aus eigener Produktion betankt werden. und feinstaubfrei fahren. Soziales Die Produktion von Biogas trägt nicht nur zur Entlastung der Umwelt bei, sondern leistet auch einen Beitrag zur Tiroler Energieautono- mie. Dabei sind insbesondere die Reduktion von klimaschädlichen und gesundheitsge- fährdenden Emissionen sowie die verstärkte Nutzung regenerativer heimischer Energieträ- ger wesentliche Eckpfeiler der mit der euro- päischen Umweltpolitik in Einklang stehenden Zielsetzungen. Die vorhandenen Ressourcen werden regional genutzt und nicht mehr durch Deponierung vergeudet. Speisereste werden zu Bioenergie (Bio-Wärme, Bio-Treibstoff) ver- arbeitet und die Wertschöpfung bleibt in der Region. 29
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TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Regionale Wertschöpfung Regionale Wertschöpfung Die TIWAG trägt durch ihre unternehmerische Tätigkeit auf mehreren Ebenen maßgeblich zur regionalen Wertschöp- fung in Tirol bei: sie bietet den MitarbeiterInnen sichere und attraktive Arbeitsplätze, sie vergibt im Rahmen ihrer Möglich- keiten Aufträge für Instandhaltungs- und Investitionsprojekte an regionale Firmen, sie reduziert durch eine möglichst hohe Eigenerzeugung den Kaufkraftabfluss und die Auslands abhängigkeit. 31
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Regionale Wertschöpfung Wertschöpfung Die Wertschöpfungskette der TIWAG gliedert sich in Kraft- werksbau, Stromerzeugung, Stromverteilung, Stromhandel und Stromvertrieb. Stromverteilung Die Wert schöpfungskette Stromerzeugung der TIWAG Stromhandel Kraftwerksbau Stromvertrieb 32
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Regionale Wertschöpfung Kraftwerksbau Die Konzernstrategie der TIWAG wird zweigen (Bauwirtschaft, Maschinenbau, Einzelhandel, Tou- durch den eingeleiteten Wandel in der rismus, etc.). Nach Inbetriebnahme der neuen Kraftwerke europäischen Energiewirtschaft hin zu ei- stehen zusätzlich rd. 2.000 GWh Regelarbeitsvermögen ner nachhaltigen, CO2-freien und an den und ein Leistungszuwachs von insgesamt rd. 1.300 MW Möglichkeiten des jeweiligen Standortes zur Verfügung. Auch die österreichische monetäre Außen- ausgerichteten Erzeugung bestätigt. Das handelsbilanz verbessert sich durch den Export von Strom Unternehmen ist treibende Kraft für den ökologischen Wan- in die Nachbarländer zu Zeiten des Spitzen- und Regelbe- del der Energiewirtschaft in Tirol. Mit dem umweltschonen- darfs. Die Ausbau-Vorhaben der TIWAG tragen zudem zur den und sozial verträglichen Ausbau der Wasserkraft sowie Versorgungssicherheit bei und verringern die Abhängigkeit der kontinuierlichen Verbesserung der Energieeffizienz leis- von Stromimporten und ausländischen fossilen Energieträ- tet die TIWAG einen bedeutenden, standorttypischen Beitrag gern. Der Ausbau der Großwasserkraft hat zudem zahlreiche zur Energiewende auf nationaler und europäischer Ebene. regionalwirtschaftliche und beschäftigungspolitische Effekte sowohl während der Bauphase als auch langfristig während Für die Volkswirtschaft Österreichs bringt eine geplante In- des Betriebes der Kraftwerke. Verbesserungen werden aber vestition von in Summe rd. EUR 3.000 Mio in die großen auch im Hochwasserschutz und im Ausbau der kommunalen Kraftwerksprojekte der TIWAG (Tabelle) wichtige Impulse für Infrastruktur erzielt. Neue Arbeitsplätze entstehen – auch in die Wertschöpfung und Beschäftigung in vielen Wirtschafts den Regionen. Auflistung der Wasserkraftprojekte der TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG (Stand Juni 2015) Kraftwerksname Type Leistung Regelarbeits- Einreich- Status Investitions- Beschäftigte/ (MW) vermögen 1 termin kosten 2 Jahr 3 Ausbau Kraftwerk Pumpspeicher / Kaunertal Ausleitung 1.016 913 15.06.2012 Revision 1 1.300 2.250 Speicherkraftwerk mündliche Kühtai Pumpspeicher 130 260 23.12.2009 Verhandlung 545 1.750 Gemeinschafts- Ausleitungs- kraftwerk Inn kraftwerk 89 414 05.04.2007 in Bau 461 460 Innstufe Ausleitungs- Imst-Haiming kraftwerk 43,5 270 01.06.2015 Revision 0 350 590 Kraftwerk Ausleitungs- Tauernbach-Gruben kraftwerk 27 85 09.01.2013 Revision 1 83 250 Kraftwerk Kirchbichl Ausleitungs- Erweiterung kraftwerk 22 35 25.07.2013 Revision 1 104 270 Erweiterung Kraft- Ausleitungs- werk Schwarzach kraftwerk 7 22 21.06.2012 im Verfahren 14,3 30 1.334,5 1.999 2.857,3 1 GWh 2 Mio EUR 3 Durchschnittliche Anzahl an internen und externen Beschäftigten während der Bauzeit in Österreich 33
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Regionale Wertschöpfung Stromerzeugung Stromhandel Die TIWAG erzeugt Strom zu nahezu Die TIWAG ist im europäischen Strom- 100 % aus Wasserkraft, der wichtigsten handel als kompetenter und zuverlässi- Ressource erneuerbarer Energie, über ger Partner etabliert. Sie setzt ihr Know- die Tirol verfügt. Wasserkraft ist zuverläs- how, die Flexibilität ihrer Erzeugung und sig und speicherbar, sie verfügt einerseits ihre Erfahrung im internationalen Strom- über den höchsten Wirkungsgrad und handel erfolgreich ein. Eigenerzeugung, Erntefaktor, andererseits über den geringsten Förderbedarf. langfristige Bezugs- und Tauschverträge sowie Handelslie- Zur Versorgung der Bevölkerung und Wirtschaft Tirols mit ferungen werden so kombiniert, dass die Bedarfsdeckung Strom aus heimischer Wasserkraft und zur Erfüllung ihrer Auf- der Tiroler Kunden stets sichergestellt ist. Als Handelsplätze gaben in der europäischen Energiewirtschaft (insbesondere stehen die europäischen Energiebörsen sowie Brokerplatt- der Lieferung von regelbarer Energie zur Integration der vola- formen zur Verfügung, wobei alle Lieferzeiträume von der tilen Erzeugung aus Wind- und Photovoltaikanlagen) betreibt jeweils nachfolgenden Stunde bis zur Jahreslieferung in die TIWAG neun große und mittlere, 36 kleinere Wasserkraft- Folgejahren gehandelt werden. Der TIWAG-Kraftwerkspark werke sowie sechs Solarkraftwerke. Zur Substanzerhaltung, bietet zudem die Möglichkeit zur grenzüberschreitenden Be- Gewährleistung eines sicheren Betriebes, für ökologische reitstellung von Regelenergie; ein Geschäftsfeld, das von der Verbesserungen, aber auch zur energiewirtschaftlichen Opti- TIWAG aktiv verfolgt wird. Neben Stromprodukten werden mierung der Anlagenstandorte werden laufend Investitionen auch europäische Emissionsrechte und Herkunftsnachweise in den bestehenden Anlagenpark vorgenommen. Im Jahr gehandelt. 2014 belief sich der Investitionsaufwand auf EUR 42 Mio, die Mit ihrer Stromhandelstätigkeit leistet die TIWAG auch ei- Kosten für Instandhaltungen betrugen EUR 37 Mio. nen Beitrag zur Reduzierung des Kaufkraftabflusses in das Ausland und damit auch zur Wertschöpfung in Tirol. Stromverteilung Stromvertrieb Die TINETZ ist eine Tochtergesellschaft der TIWAG und hat ihren Sitz in Thaur. TIWAG bot im Berichtszeitraum im Ver- Regionale Stützpunkte sind über ganz gleich mit anderen Landesenergiever- Tirol verteilt. Mit rund 520 Mitarbeiter sorgern österreichweit die günstigsten Innen, 11.500 km Leitungslänge, 45 Um- Haushaltsgesamtstrompreise (vor Akqui- spannwerken und über 4.000 Trafostati- sitionsrabatten) für einen durchschnitt- onen ist die TINETZ der größte Verteilernetzbetreiber Tirols lichen Jahresverbrauch von 3.500 Kilo- und versorgt mit über 220.000 Zählpunkten Haushalte und wattstunden. Die daraus resultierende gute Kundenbindung Wirtschaft sowie einen Großteil der Elektrizitätsunternehmen ist Grundlage für den hohen Marktanteil der TIWAG in Tirol. in Tirol sicher mit elektrischer Energie. Der Verkabelungs- Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Vertrieb ist, großen grad der Leitungsanlagen im Mittelspannungsnetz lag 2014 Kunden wettbewerbsfähige, bedarfsorientierte Produkte, so- bei 65 %, im Niederspannungsnetz bei 82 %. Ein qualita- wie kleinen und mittleren Kunden günstige Standardproduk- tiv hochwertiges und hochverfügbares Stromnetz ist in der te anbieten zu können. Der günstige Strompreis der TIWAG heutigen modernen Gesellschaft Tirols eine unverzichtbare überzeugt viele energieintensive Industriebetriebe in Tirol, Lebensader, nicht nur für Privathaushalte, auch für Gewerbe eine langfristige Partnerschaft mit dem Landesenergiever- und Industrie ist die hohe Versorgungssicherheit in Tirol ein sorger einzugehen und damit auch die regionale Wertschöp- wesentlicher Standortfaktor. Allein im Jahr 2014 investierte fung zu erhöhen bzw. Arbeitsplätze zu schaffen. die TINETZ rund EUR 68,8 Mio in die Instandhaltung ihres Als weiteres Bekenntnis zur nachhaltigen Ökologisierung Verteilernetzes. wurde 2010 die Ökoenergie Tirol GmbH gegründet. Zentrales Anliegen des TIWAG-Tochterunternehmens ist es, nach dem Motto „Aus der Region, für die Region“ Kunden mit Öko- strom aus heimischer, CO2-freier Kleinwasserkraft zu belie- fern. 34
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TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Regionale Wertschöpfung Initiativen zum Wasserkraftausbau Die TIWAG ist für die Energiewende gerüstet und in der Lage, Zur Erreichung dieser Ziele ist unter anderem die Anhebung die Ökologisierung des Tiroler Stromwirtschaftssystems be- der Stromerzeugung aus heimischer Wasserkraft auf das schleunigt voranzutreiben sowie die Abhängigkeit Tirols von Niveau des Landesverbrauchs erforderlich. Unter Zugrunde- Stromimporten und fossilen Energieträgern zu vermindern. legung des aktuellen Landesverbrauchs von 6.250 GWh und eines Importbedarfs der TIWAG (nach Tausch- und Portfolio- Für die in der Energiestrategie des Landes Tirol vorgese- aktivitäten) von ca. 600 GWh im Jahr 2013 ergibt sich – ver- hene, möglichst autonome künftige Stromversorgung des mehrt um einen angenommenen Stromverbrauchszuwachs Landes erfordert dies den zügigen Ausbau der heimischen von 60 GWh/Jahr über die nächsten 20 Jahre – ein notwen- Wasserkraft und anderer erneuerbarer Stromerzeugungsfor- diger Zubau an heimischer Wasserkrafterzeugung von 1.800 men. „Stromautonomie“ bedeutet, dass – unbeschadet auch GWh bis zum Jahr 2033. Dies entspricht, im Durchschnitt in Zukunft unverzichtbarer Tausch-, Handels- und Portfolio- des Betrachtungszeitraumes, einem Zubauerfordernis von aktivitäten in sachlicher und zeitlicher Hinsicht – ein größt- ca. 100 GWh/Jahr. möglicher Teil des im Lande verbrauchten Stroms auch von uns selbst erzeugt wird. 36
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Regionale Wertschöpfung Das Programm zum angemessenen Ausbau der Wasserkraft Identifikation von Gewässerabschnitten für die Errichtung in Tirol hatte im Jahr 2014 – und weiter in den ersten Mo- möglicher Standorte oder die mögliche Erweiterung be- naten des Jahres 2015 – einige Fortschritte zu verzeichnen: stehender Standorte in dieser Region – einerseits zur we- So hat der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, sentlichen Erhöhung der Stromerzeugung aus Wasserkraft, Umwelt und Wasserwirtschaft mit Verordnung vom 03. No- andererseits zur Verdoppelung der derzeit verfügbaren vember 2014 die im „Rahmenplan Tiroler Oberland“ darge- Nennleistung aus Speicher- oder Pumpspeicherwasserkraft. stellte wasserwirtschaftliche Ordnung als öffentliches In- Andererseits werden Gewässerstrecken – Tabustrecken – teresse anerkannt. Diese Verordnung legt den Rahmen für ausgewiesen, in denen keine Wasserkraftnutzung zugelas- eine ökologisch verträgliche Wasserkraftnutzung als künftige sen ist. Damit wurde ein verbindlicher Rechtsrahmen für eine wasserwirtschaftliche Ordnung im Planungsgebiet Tiroler ökologisch verträgliche und energiewirtschaftlich attraktive Oberland fest. Ziel der bestmöglichen ökologisch verträg- Wasserkraftnutzung im Tiroler Oberland geschaffen. lichen Wasserkraftnutzung im Tiroler Oberland ist u.a. die Ressourceneinsatz-Szenario zur Energiebedarfsdeckung für Tirol bis zum Jahr 2050 Lybienkrise Finanzkrise GWh 30.000 Russlandkrise Meldung an EU entsprechend EU-Statistik Sparen / Effizienzsteigerung *) möglicher Statistikfehler Asienkrise 25.000 Zi el pf Mobilität ad 2. Ölkrise 20.000 1. Ölkrise 66% Öl, Kohle, 15.000 Gas Wärme, d Erneuerbare Kraft Zielpfa Öl, Kohle, Gas *) 10.000 Wasserkraft Strom 100% Photovoltaik, Wind 5.000 34% Umweltwärme, Solarthermie Saubere Energien Wärme Biomasse, Biogas, Sonstige © Wasser Tirol (2015) 0 1905 1910 1915 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Grundlage: Tiroler Energiemonitoring 2014 37
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Regionale Wertschöpfung Ökologie Für die künftige Stromversorgung des Landes plant nterwasserbecken oder Stromleitungstrassen erfor- U die TIWAG eine Ökologisierung des Tiroler Strom- derlich machen. Hierbei legt die TIWAG größten Wert wirtschaftssystems und möchte Abhängigkeiten von darauf, eine negative Beeinflussung solcher Gebiete Stromimporten und fossilen Energieträgern vermin- zu minimieren, indem etwa Flächen mit hoher Bedeu- dern. Diese Zielsetzungen erfordern den substan- tung für die Artenvielfalt umgangen, Trassenführun- ziellen Ausbau der heimischen Wasserkraft sowie gen entsprechend optimiert, Wasserfassungen verlegt verstärkte Anstrengungen zur Verbesserung der Ener- und bereits bestehende Infrastruktur oder Anlagen zur gieeffizienz. Unter den erneuerbaren Energien leistet Vermeidung neuer Erschließungen genutzt werden. die Wasserkraft wirtschaftlich unverändert den mit Abstand größten und kostengünstigsten Beitrag; dies Rund 25 % der Landesfläche Tirols sind als Schutz- mit einem anderweitig unerreichten Wirkungsgrad gebiet ausgewiesen. Schutzgebietswidmungen ver- von 90 % und einem Energieerntefaktor von 12 – 16. folgen verschiedene Typen von Schutzzielen, die von Projektwerbern wie der TIWAG beachtet werden Die EU-Klimaziele für Österreich verlangen, die CO2- müssen. Bereits in der Planungsphase von Projekten freie Energieerzeugung in Relation zum Gesamt nimmt sie daher auf Schutzgebiete Rücksicht. energieverbrauch von derzeit 23 auf 34 % in 2020 Die Aufrechterhaltung einer intakten Umwelt ist da- zu erhöhen. Dieses ehrgeizige Ziel kann ohne Was- bei eines der obersten Ziele der TIWAG. Gemäß Tiro- serkraftausbau keinesfalls erreicht werden. Mit den ler Kriterienkatalog wird beurteilt, ob heimische Arten TIWAG-Wasserkraftprojekten können zusätzlich rd. von der Entwicklung eines Wasserkraftwerksprojekts 2.000 GWh Wasserkraftstrom erzeugt und damit jähr- betroffen sind. So ist die TIWAG im Rahmen ihrer Pro- lich 1,2 Mio Tonnen CO2-Ausstoß substituiert werden. jekte bestrebt, Eingriffe in die Natur gering zu halten Das entspricht rund einem Viertel aller Tiroler und ca. und die im unmittelbaren Projektgebiet und dessen 1 % der österreichischen CO2-Emissionen. Umfeld lebenden Tiere und Pflanzen zu schützen bzw. zu erhalten. Dabei wird jedes Vorhaben von Experten Projekte zum Ausbau der Stromerzeugung sind mit nach ökologischen Gesichtspunkten optimiert. Diese Eingriffen in die Natur verbunden. Die TIWAG ist sich Optimierung ist in materienrechtlichen Einreichunter- ihrer Verantwortung bewusst und handelt maßvoll, mit lagen bzw. im Rahmen der Umweltverträglichkeitser- Bedacht und Umsicht. Eingriff bedeutet Veränderung, klärung (UVE) in zahlreichen Gutachten dargelegt. Erweiterung, aber auch Verbesserung. Umwelt- und Artenschutz, Biodiversität und der effiziente Umgang Im Ergebnis verpflichtet sich die TIWAG auch zu Aus- mit Wasserressourcen haben für uns einen hohen gleichsmaßnahmen im oder außerhalb des Projekt- Stellenwert. Ein – gerade für Tirol wesentlicher – Vor- gebiets, um Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu teil der Speicherwasserkraft kommt bei Hochwässern verbessern oder zu erweitern. Die zu ergreifenden zum Tragen: mit Hilfe des Speicherbetriebes können Maßnahmen reichen zum Teil deutlich über die ge- Hochwasserspitzen wirksam gekappt werden. setzlich geforderten Vorkehrungen hinaus. Im Fol- genden wird die Lage der großen TIWAG-Kraftwerke Der Bau eines Wasserkraftwerks kann auch die Nut- und der Schutzgebiete Tirols beschrieben, ebenso zung von hochgelegenen Tälern und Flusslandschaf- wie Ausgleichsmaßnahmen, die von der TIWAG zum ten für Wasserfassungen, Überleitungen, Speichern Schutze des natürlichen Lebensraumes ergriffen wer- mit Talsperren, Wehranlagen, Kraftwerksanlagen, den. 38
TIWAG Nachhaltigkeitsbericht · Regionale Wertschöpfung Ausgleichsmaßnahmen zum Umfeld des Kraftwerksbereichs, Anlegen von Ersatz- Schutz von Lebensräumen: laichgewässern für Amphibien auf der Hemerwaldalm und westlich des neuen Speichers, Restrukturierung Ökologische Begleitmaßnahmen sind ein wesentli- der Stackler Laue im Stubaital, des Gießensystems cher Bestandteil der Kraftwerksprojekte. Die TIWAG und des Tieflehnbachs in Längenfeld zur Erweiterung betreibt nachhaltiges Trassenmanagement, stellt die des Fischlebensraumes, Herstellung der Fischdurch- Durchgängigkeit von Fließgewässern mittels Fisch- gängigkeit bei einem bestehenden Wehr in der Ötzta- wanderhilfen sicher (siehe Seite 22 – 25), renaturiert ler Ache, naturschutzfachliche Aufwertung der Sulz- Flussufer, verbessert das Sedimentmanagement oder talalm, Aufweitung und Renaturierung der Ötztaler nimmt Ausgleichsmaßnahmen vor, wie sie beispiels- Ache zur Erweiterung des Lebensraumes für Pflanzen weise beim Ausbau des Speicherkraftwerks Kühtai und Kleintiere im Bereich Längenfeld und Sölden, Er- vorgesehen sind: richtung eines Schwallausgleichsbeckens beim Kraft- Schaffung oder Umpflanzung zahlreicher Kleinseg- werk Silz zur Verbesserung der ökologischen Lebens- genriede an den Ufern des Längentalbaches und im bedingungen im Inn bis Innsbruck. Schutzgebiete in Tirol und große Wasserkraftwerke der TIWAG (mehr als 10 MW Leistung) Langkampfen Kirchbichl Achensee Silz Imst Kühtai Kaunertal Kalserbach Amlach Naturschutzgebiet Nationalpark Kernzone Landschaftsschutzgebiet Nationalpark Außenzone Ruhegebiet Naturpark Quelle: Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Umweltschutz; Geschützter Landschaftsteil entnommen aus dem Tiroler Raumordnungs-Informationssystem 39
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