Prognosen und Szenarien zur globalen Energieversorgung - ENERGIE FÜR DEUTSCHLAND 2021
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Prognosen und Szenarien zur globalen Energieversorgung ENERGIE FÜR DEUTSCHLAND 2021 Sonderveröffentlichung
Impressum Prognosen und Szenarien zur globalen Energieversorgung Redaktionsschluss: Mai 2021 Herausgeber: Weltenergierat – Deutschland e.V. Gertraudenstraße 20 | 10178 Berlin Deutschland T (+49) 30 2061 6750 F (+49) 30 2028 2462 E info@weltenergierat.de www.weltenergierat.de WEC_Deutschland Redaktion: Nicole Kaim-Albers, Maira Kusch Verantwortlich im Sinne des Presserechts (V. i. S. d. P.): Dr. Carsten Rolle Autoren: Dr. Hans-Wilhelm Schiffer (Mitglied im Studies Committee des WEC | Lehrbeauftragter an der RWTH Aachen) Burkhard von Kienitz (Mitglied im Studies Committee des WEC | Lehrbeauftragter an der TU München | E.ON SE) Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH www.druckcenter.de Titelbild: © vchalup – stock.adobe.com Autoren: Dr. Hans-Wilhelm Schiffer Burkhard von Kienitz (Mitglied im Studies Committee (Mitglied im Studies Committee des WEC | Lehrbeauftragter an der des WEC | Lehrbeauftragter an der RWTH Aachen) TU München | E.ON SE) Dr. Hans-Wilhelm Schiffer ist verheiratet und hat zwei Burkhard von Kienitz ist verheiratet und hat drei Kinder. Kinder. Er ist als Berater zu Themen der nationalen und Seit über 25 Jahren hat er unterschiedliche Aufgaben in internationalen Energiepolitik tätig sowie Autor des Bu- Vertrieb und Netz im E.ON Konzern im In- und Ausland ches Energiemarkt Deutschland. Etappen seines Werde- verantwortet. Derzeit arbeitet er in der Konzernzentrale. gangs: Wiss. Assistent am EWI, Köln, Referent in der Neben einigen internationalen Mandaten engagiert er Abteilung Energiepolitik des Bundesministeriums für sich dafür, dass die Energieversorgung auch außerhalb Wirtschaft einschließlich einer sechsmonatigen Stage im des Konzerns nachhaltiger wird. Dafür unterstützt er im britischen Department of Energy, Referatsleiter Produkt- World Energy Council vor allem die Entwicklung globaler bezogener Umweltschutz im Bundesumweltministerium, Studien und hält Vorlesungen am Center for Energy Leiter Energiewirtschaft/Wissenschaft im RWE-Konzern. Management der TU München. 2
Prognosen und Szenarien zur globalen Energieversorgung Es gibt viele Studien und Veröffentlichungen über künftige Entwicklungen der Energiemärkte. Da die meisten Leser schnell den Überblick verlieren können, möchte diese Synopse eine Hilfestellung geben und unterschiedliche Studien einordnen, sie vergleichen und einen wahrscheinlichen Korridor künftiger Entwicklungen aufzeigen. Wenn man diesen Korridor daran spiegelt, was für die Einhaltung der Pariser Klimaziele notwendig wäre, erkennt man die Lücke von Anspruch und Wirklichkeit. Dies kann in Diskussionen und im politischen Entscheidungsprozess hilfreich sein. Verschiedene Institutionen veröffentlichen regelmäßig DNV, BloombergNEF und McKinsey & Company sowie Studien zu den Perspektiven der weltweiten Energiever- Energiekonzerne, wie BP und Equinor. Um diese mitei sorgung. Dazu gehören internationale Organisationen, nander vergleichen zu können und Gemeinsamkeiten wie die Internationale Energieagentur (IEA), die Interna und Unterschiede herauszustellen, sind die jeweils zu- tional Renewable Energy Agency (IRENA) und der World grunde gelegten methodischen Ansätze und die vorgege- Energy Council (WEC), Beratungsunternehmen, wie benen Annahmen von besonderer Relevanz. Abbildung 1: Szenarien und Projektionen verschiedener Institutionen zur Entwicklung der globalen Energieversorgung Organisation/Studie Exploratorische Projektionen Normative Szenarien (Plausible) Szenarien WEC (2019) World Energy • Modern Jazz (MJ) Scenarios 2019 (to 2060) • Unfinished Symphony (US) • Hard Rock (HR) Equinor (2020) Energy Perspectives • Reform (Rf) • Rebalance (Rb) 2020 • Rivalry (Rv) IEA (2020) World Energy Outlook • Stated policies • Sustainable 2020 bzw. Scenario (STEPS) Development IEA (2021) Net Zero by 2050 • Delayed Recovery Scenario (SDS) Scenario (DRS) • Net Zero by 2050 (NZE) BP (2020) Energy Outlook 2020 • Business-as-usual • Rapid edition • Net Zero Bloomberg NEF (2020) • The Economic • NEO Climate New Energy Outlook 2020 Transition Scenario Scenario (NCS) (ETS) DNV GL (2020) Energy • A single forecast of Transition Outlook to 2050 the energy future McKinsey (2021) Global • Delayed Transition • Reference Case 2021 • 1.5 °C Pathway Energy Perspective 2021 • Accelerated Transition IRENA 2021 World Energy • Planned Energy • 1.5 °C Scenario Transitions Outlook Scenario (PES) (1.5-S) 3
Grundsätzlich kann zwischen exploratorischen Szenari- en, Projektionen und normativen Szenarien unterschie- den werden: • In exploratorischen Szenarien wird aufgezeigt, wohin unterstellte Entwicklungen, unter Berücksichtigung der gesetzten Grundannahmen, führen würden. Es handelt sich nicht um Vorhersagen. Eintrittswahr- scheinlichkeiten sind exploratorischen Szenarien nicht zugeordnet. Im Vordergrund steht ein Narrativ, das modellgestützt quantitativ unterlegt ist. • Bei Projektionen gibt es unterschiedliche Ausprägun- gen. So wird in Prognosen versucht, die künftige Ent- wicklung auf Basis von als wahrscheinlich angenom- menen Parametern, u. a. zur Entwicklung der Demo- grafie, der Wirtschaftsleistung, zu technologischen In- novationen, zu Weltmarktpreisen für Energie und er- warteter politischer Rahmensetzung, darzulegen. Prognosen zielen also darauf ab, die für wahrschein- lich gehaltene Entwicklung abzubilden. Davon zu un- terscheiden sind Projektionen, die aufzeigen, was vo raussichtlich passiert, wenn bspw. die bestehenden gesetzlichen Grundlagen künftig unverändert bleiben oder wenn – alternativ zu diesem Ansatz – auch sämt- liche Maßnahmen umgesetzt werden, die von den Regierungen angekündigt sind, ohne, dass sie bereits in Kraft gesetzt wurden. • Einen ganz anderen Charakter haben normative Sze- narien. Sie geben Ziele vor und zeigen auf, was pas- sieren müsste, damit die für einen künftigen Zeitpunkt definierten Vorgaben erreicht werden. Die vorliegende Synopse konzentriert sich auf Studien zu den Perspektiven der Energieversorgung, die sowohl konventionelle als auch erneuerbare Energien (EE) ein- beziehen und – mit Ausnahme der vom WEC im Septem- ber 2019 publizierten Szenarien – nach Beginn der COVID-19-Pandemie erstellt wurden. Die an dieser Stelle berücksichtigten Szenarien und Pro- jektionen fügen sich unterschiedlich in die skizzierten Kategorien ein. 4
1. Exploratorische Szenarien Dem Cluster exploratorische Szenarien können die drei • Unfinished Symphony folgt einem durch Regierungen Szenarien vom WEC sowie zwei der drei von Equinor und getriebenen Ansatz, gekennzeichnet durch umfassen- zwei der vier von McKinsey vorgelegten Szenarien zuge- de politische Steuerung zur Umgestaltung der Ener- ordnet werden. gieversorgung. Weitere Kennzeichen sind eine ausge- prägte globale Kooperation, vor allem beim Schutz des Der WEC hatte zum World Energy Congress im Septem- Klimas. Auch aufgrund der angesetzten höchsten Be- ber 2019 in Abu Dhabi die Ergebnisse von drei plausib- preisung von CO2 kommt es im Vergleich der Szenari- len alternativen Pfaden für eine Transformation der welt- en zu dem günstigsten Verlauf der Treibhausgasemis- weiten Energieversorgung bis 2060 vorgelegt. Bei der sionen. Benennung der berücksichtigten Szenarien hat man sich zur Veranschaulichung mit Modern Jazz, Unfinished • Hard Rock ist durch ein Patchwork aus Markt und Symphony und Hard Rock verschiedener Musik-Rich- Staat sowie durch eine fragmentierte Welt mit geringer tungen bedient. Diese drei Szenarien können wie folgt internationaler Kooperation gekennzeichnet. Die Ver- charakterisiert werden. folgung nationaler Interessen steht im Vordergrund. Dem Gesichtspunkt der Sicherheit der Versorgung un- • Modern Jazz ist als marktgetriebener Ansatz zu verste- ter möglichst weitgehender Nutzung heimischer Ener- hen, gekennzeichnet durch eine starke Umsetzung giequellen wird der größte Stellenwert beigemessen. technologischer Innovationen. Unternehmen bestim- Den Nachhaltigkeitszielen wird dieses Szenario am men mittels individuell getroffener Entscheidungen wenigsten gerecht. Nachdem dieses Szenario ur- die Dynamik. Das Szenario führt infolge der Realisie- sprünglich als etwas theoretischer worst case gedacht rung der wirtschaftlichsten Lösungen zu dem höchs- war, gab es in den letzten Jahren viele Signale, die ten Wirtschaftswachstum und der stärksten Verbesse- dies genauso wahrscheinlich wie die anderen erschei- rung des Zugangs aller Menschen zu bezahlbarer nen lässt. Energie. Abbildung 2: Primärenergieverbrauch weltweit – Synopse der exploratorischen Szenarien von Equinor und WEC bis 2050 in Mtoe 20.000 17.215 17.880 16.297 15.603 15.116 14.406 21 % 19 % 15.000 24 % 14 % 27 % 5% 7% 30 % 5% 7% 7% 23 % 25 % 10.000 23 % 12 % 25 % 34 % Erneuerbare 30 % Kernenergie 32 % 32 % 30 % 5.000 Gas 25 % 24 % 19 % Öl 26 % 16 % 21 % 18 % 11 % 7% Kohle 0 IEA Reform Rivalry Modern Unfinished Hard Jazz Symphony Rock Equinor World Energy Council 2019 2040 Quellen: IEA, World Energy Outlook 2020; Equinor, Energy Perspectives 2020; World Energy Council, World Energy Scenarios 2019 5
Im Vordergrund dieser exploratorischen Szenarien ste- hen qualitative Storylines, die plausible alternative Zu- kunftspfade beschreiben und mittels einer durch das Welche Auswirkungen die COVID-19-Pandemie hat, Paul Scherrer Institute (PSI) vorgenommenen Modellie- untersucht vor allem der WEC. rung quantitativ unterstützt sind. Interessante Aussagen finden Während der COVID-19-Pandemie hat der WEC mehr- sich aber auch z. B. bei DNV oder fach in allen Regionen der Welt mögliche Auswirkungen McKinsey. der Pandemie auf Investitionen, Geschäftsmodelle und das operative Geschäft untersucht. Aus den Ergebnissen Nach der Erstellung der vier Post-COVID-Szenarien, hat wurden vier eigene Richtungen erarbeitet, die unter- der WEC ein Radarsystem entwickelt. Dieser Transition schiedliche Wege aus der Krise beschreiben. Erneut wur- Radar soll dabei unterstützen, aktuelle Tendenzen in den diese mit Begriffen aus der Musik beschrieben: Pau- Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu identifizieren und se, Rewind, Fast-Forward und Re-Record. 1.) Pause: kontinuierlich entsprechende Signale wahrnehmen und Beschreibt die Rückkehr zur Normalität, mit dem Fokus verarbeiten. auf internationale Zusammenarbeit; 2.) Rewind: Erwartet die Rückkehr zur Normalität, mit dem Fokus auf den Equinor hat drei Zukunftspfade untersucht, wovon zwei Nationalstaat; 3.) Fast-forward: Stellt einen transformato- der Kategorie exploratorische Szenarien zuzuordnen rischen Pfad dar, mit dem Fokus auf internationaler Zu- sind. sammenarbeit; 4.) Re-record: Beschreibt einen transfor- matorischer Pfad, mit dem Fokus auf Mensch und • Reform setzt auf den Trends auf, die gegenwärtig bei Nachhaltigkeit. Marktverhältnissen, Technologien und Politik zu er- kennen sind. Es zeichnet sich nur eine begrenzte Durchdringung mit Dekarbonisierungstechnologien und sauberen Energien, wie die Abscheidung und Nutzung bzw. Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCUS) und Wasserstoff, ab. Die ange- nommenen CO2-Preise reichen nicht aus, diese und Abbildung 3: Vier Post-COVID-Szenarien des World Energy Council Verschiedene bottom-up Zusammenarbeit schafft Experimente, mit dem Möglichkeiten zur Ziel, die Energiewende Transformation auf den Menschen zu zentrieren FAST- RE-RECORD FORWARD REWIND PAUSE eine Abkehr von der Zusammenarbeit mit dem Globalisierung, um die Ziel, zur Normalität lokale Wirtschaft zu zurückzukehren reparieren Quelle: World Energy Council 6
Abbildung 4: Treibstoffmix in Pkw* global – Drei Szenarien von Equinor in Mtoe 1.384 1.400 1.348 1.214 1.236 Elektrizität 1.200 1.123 Bio-Treibstoffe Gas 1.000 880 800 600 451 Öl 400 200 0 Ref Reb Riv Ref Reb Riv 2018 2030 2050 * light duty vehicles Quelle: Equinor Energy Perspectives 2020, Workbook vergleichbare andere neue Technologien zur Marktrei- McKinsey hat mit den Szenarien Delayed Transition und fe zu führen. Die Globalisierung setzt sich nach Über- Accelerated Transition alternative Pfade zu seinem Refe- windung der COVID-19-Pandemie fort und die Volks- rence Case 2021 aufgezeigt, mit denen die Spannweite wirtschaften vernetzen sich zunehmend. Dieses Sze- der absehbar möglichen Entwicklung reflektiert wird. Die nario führt im Vergleich der drei untersuchten Zu- Verfasser sind der Ansicht, dass die Rückkehr zum Vor- kunftspfade zu dem stärksten Wirtschaftswachstum COVID-Niveau ein bis vier Jahre dauern wird. So spürbar bis 2050. die Auswirkungen der Pandemie aber auch sind, die da- mit verbundenen Verhaltensänderungen (mehr Homeof- • In Rivalry wird dem globalen Klimaschutz keine Priori- fice, weniger Flugreisen) werden als eher kurzfristig an- tät eingeräumt. Die Transformation der Energieversor- gesehen. Langfristige Trends, wie Elektrifizierung, gung wird ausgebremst. Handelskriege prägen das Kostendegression und wachsende Bedeutung regenera- wirtschaftliche Umfeld. Soziale und politische Unru- tiver Energien, wirken sich viel stärker aus. hen sowie regionale Konflikte haben das Potenzial, weiter zu eskalieren. Protektionismus, geringe globale Den Investmentmix im Energiesektor sieht McKinsey Kooperation und verhaltene technologische Entwick- trotz des rapiden Ausbaus erneuerbarer und des gleich- lungen bewirken ein schwaches Wirtschaftswachs- zeitigen Rückgangs fossiler Energien als stabil voraus. tum. Dieses Equinor-Szenario ist das am wenigsten Die Veränderungen bei den Mengen werden durch weite- nachhaltige. re Kostendegressionen bei Wind, Solar und Batterien und zunehmend teurere Exploration bei Öl und Gas ausgegli- Die unterschiedlichen Annahmen in den beiden Szenari- chen. Dabei werden bis 2030 neue Erneuerbare, wie en wirken sich entsprechend differenziert auf die lang- Wind und Solar, in den meisten Märkten (wie auch in fristige Perspektive im Treibstoffmix in Pkw bis 2050 aus: Deutschland) wettbewerbsfähig gegenüber der beste- In dem weniger von Klimaschutz, Kooperation und Inno- henden fossilen Erzeugung. vation geprägten Rivalry-Szenario bleibt der Ölverbrauch in Pkw weltweit auf nahezu heutigem Stand. 7
Abbildung 5: Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die weltweite Nachfrage nach Strom, Öl, Erdgas und Kohle Strom und Gas erholen sich schneller als die Ölnachfrage; Kohle erholt sich nicht Stromverbrauch, Tausend Terawattstunden (TWh) Ölbedarf, Millionen Terajoule (TJ) 30 200 15 120 2010 ‘21 ‘23 2030 2010 ‘22 ‘24 2030 Nachfrage nach Erdgas, Millionen Terajoule (TJ) Kohlenachfrage, Millionen TJ 150 170 Kohle hat ihren Höhepunkt bereits 2014 110 130 2010 ‘21 ‘23 2030 2010 2030 2019 Niveau Rückkehr zu Vor-COVID-19 Niveau Virus eingedämmt verhaltener Aufschwung Quelle: McKinsey Energy Insights Global Energy Perspective 2021, December 2020, Übersetzung v. Kienitz 8
2. Projektionen Der Kategorie Projektionen sind die Studie von DNV, das tiert. Das verwendete Marktmodell erstreckt sich auf zentrale Szenario von McKinsey (Reference Case 2021), die gesamte Energie-Wertschöpfungskette, umfasst jeweils ein Szenario von BP und BloombergNEF sowie 30 Sektoren, 55 Energiearten und bezieht 146 Staaten zwei Szenarien der IEA zuzuordnen. in die Analyse ein. Die Erneuerbaren bestreiten bereits 2035 die Hälfte der globalen Stromerzeugung. 2050 • Das Economic Transition Scenario von BloombergNEF wird sechsmal so viel EE-Strom – die Wasserkraft ein- ist das zentrale, ökonomisch getriebene Szenario die- geschlossen – erzeugt wie heute. Bis zur Mitte des ses Beratungsunternehmens. Es ist als Kombination Jahrhunderts nimmt der Anteil der Erneuerbaren an aus kurzfristiger Marktanalyse und einer auf die kos- der weltweiten Stromerzeugung damit auf 76 % zu. tengünstigste Konfiguration des Energiesystems ge- stützte Modellierung zu verstehen – und dies unter • Business-as-usual (BAU), eines der drei BP-Szenari- Berücksichtigung der bestehenden Verbraucherpräfe- en, geht – ebenso wie der Reference Case der U.S. renzen und der kommerziell verfügbaren Technologi- Energy Information Administration (EIA) – davon aus, en. In den 2030er Jahren beschleunigt sich die Ent- dass sich die Trends der Vergangenheit fortsetzen und wicklung zu elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. die gegenwärtig bestehenden politischen Rahmenbe- 2050 werden 73 % aller Neuzulassungen Elektro-Pkw dingungen unverändert bleiben. Im Business-as-usu- sein. Sie machen dann 54 % der globalen Flotte von al-Szenario erreichen die globalen energiebedingten insgesamt 1,5 Mrd. Pkw aus. In Europa, den USA und CO2-Emissionen Mitte der 2020er Jahre den höchsten China erreichen Elektrofahrzeuge 2050 sogar Anteile Stand und vermindern sich in der Folge bis 2050 auf zwischen 56 und 80 %. ein Niveau, das weniger als 10 % unter dem Level des Jahres 2018 liegt. Mit einem solchen Entwicklungs- • Mit dem Reference Case 2021, dem zentralen Szena- pfad würden die ambitionierten Ziele des Pariser Kli- rio von McKinsey, hat das Beratungsunternehmen sei- maabkommens deutlich verfehlt. ne Sicht auf die Entwicklung der globalen Energiever- sorgung in den kommenden drei Jahrzehnten präsen- Abbildung 6: Primärenergieverbrauch weltweit – Synopse der Projektionen von DNV, BloombergNEF, BP, IEA und McKinsey in Mtoe 20.000 17.085 17.400 16.296 14.400 15.430 14.406 15.000 22 % 24 % > 26 % 13.680 14 % 31 % 5% 29 % 5% 4%
Abbildung 7: Primärenergieverbrauch fossile Energien im Reference Case 2021 von McKinsey Millionen TJ 600 2027 Fossil- Reference fuel peak Case 2020 500 l 2037 Gas peak 400 2029 Oil peak l 300 Gas 200 l 2014 Coal peak Öl 100 Kohle 0 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 Quelle: McKinsey Energy Insights Global Energy Perspective 2021, December 2020 • DNV hat eine einzige Prognose, den Energy Transition • Das Stated Policy Scenario (STEPS) der IEA geht von Outlook, erstellt. Von Varianten und Alternativen sieht der Annahme aus, dass COVID-19 im Jahr 2021 weit- man hier ab, damit Vergleiche zwischen Sektoren und gehend unter Kontrolle gebracht wird und die globalen Energieformen leichter möglich sind. DNV weist in Volkswirtschaften auf das Vorkrisenniveau zurückfin- seiner Veröffentlichung auf eine wichtige Erkenntnis den. Dieses Szenario reflektiert alle aktuell angekün- hin: Die dramatischen Auswirkungen der COVID- digten politischen Regelwerke und Ziele, soweit sie 19-Pandemie auf Menschen, Weltwirtschaft und durch konkrete Maßnahmen unterlegt sind. Das De- Energiemärkte haben ungefähr den Rückgang an layed Recovery Scenario (DRS) der IEA ist auf diesel- Emissionen zur Folge gehabt, der für die kommenden ben Politik-Annahmen wie das STEPS ausgerichtet, 20 Jahre jährlich als Rückgang realisiert werden unterstellt aber eine länger andauernde Pandemie mit müsste, um die Klimaziele zu erreichen. Dies zeigt ih- fortwährenden Beeinträchtigungen der ökonomischen rer Ansicht nach nicht die Machbarkeit, sondern die Perspektiven. Die Weltwirtschaft findet im DRS erst gewaltigen Anstrengungen und enormen sozialen Fol- 2023 auf das Vorkrisenniveau zurück. Die Pandemie gen, die der Kampf gegen den Klimawandel bedeutet leitet eine Dekade mit der niedrigsten Rate des globa- und die mitbedacht werden müssen. len Wachstums im Energieverbrauch seit den 1930er Jahren ein. 10
3. Normative Szenarien Normative Szenarien, auch Zielszenarien genannt, sind dingten CO2-Emissionen bis 2050 um 70 % gegen- 2020 von der IEA sowie von BP, Equinor und Bloomberg über dem heutigen Niveau zurückgehen. Damit würde NEF veröffentlicht worden. Außerdem hat die IRENA im der weltweite Temperaturanstieg bis 2100 unter 2 °C März 2021 einen 1.5 °C Pathway für den Zeitraum bis gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt blei- 2050 vorgelegt. ben. Das Net Zero Scenario (Net Zero) geht von zu- sätzlichen politischen Maßnahmen, einem signifikan- • Im Sustainable Development Scenario (SDS) der IEA ten Wandel im Verhalten der Gesellschaft und von wird eine Welle von energiepolitischen Maßnahmen deren Präferenzen sowie von im Vergleich zu Rapid und Investitionen ausgelöst, mit denen die Nachhal- höheren CO2-Preisen aus. Die globalen energiebe- tigkeitsziele erreicht werden. Dies schließt die Einhal- dingten CO2-Emissionen sinken in diesem Szenario tung des Pariser Klimaabkommens, den Zugang aller bis 2050 um 95 %. Dies stünde in Einklang mit dem Menschen zu kommerzieller Energie sowie auch alle Ziel einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf anderen Umwelt- und Qualitätsziele ein, die dem 1,5 °C. Nachhaltigkeitsanspruch gerecht werden. Mit Net Ze- ro Emissions by 2050 (NZE2050-Pfad) wird die SDS- • Das Rebalance Scenario von Equinor unterstellt die Analyse erweitert. Eine steigende Zahl von Ländern Einhaltung der Pariser Klimavorgaben und der ande- und Unternehmen zielt auf Netto-Null-Treibhausgas- ren Nachhaltigkeitsziele – und dies ohne signifikante emissionen ab – und dies bis Mitte dieses Jahrhun- Konsequenzen für das Wirtschaftswachstum und die derts. Die IEA hat in diesem Szenario modelliert, was globale Einkommensverteilung. Es wird ein Rückgang in den nächsten zehn Jahren geschehen müsste, um der CO2-Emissionen um jährlich 4 % als notwendige die globalen CO2-Emissionen bis 2050 auf Net Zero zu Voraussetzung in Ansatz gebracht, um den Anstieg bringen. der globalen Temperatur unter 2 °C zu halten. Die Nutzung fossiler Energien wird zu weiten Teilen been- • Das Rapid Transition Scenario (Rapid) von BP unter- det. Das Szenario setzt auf grünes Wachstum in allen stellt einen signifikanten Anstieg der CO2-Preise und Weltregionen. die Implementierung zielgerichteter sektorspezifischer Maßnahmen, die dazu führen, dass die energiebe- Abbildung 8: Primärenergieverbrauch weltweit – Synopse der Zielszenarien von IEA, BP, Equinor und BloombergNEF in Mtoe 15.000 15.000 15.000 14.018 13.776 13.020 12.776 12.967 16 % 12.032 5% 35 % 54 % 10.000 53 % 69 % 23 % 55 % 42 % 67 % 9% Erneuerbare 10 % 5% 7% Kernenergie 30 % 23 % 5.000 10 % 22 % 20 % 21 % Gas 14 % 11 % 9% 23 % 11 % 13 % Öl 26 % 15 % 18 % 20 % 14 % 10 % 8% 7% 0 6% 3% 8% 2% 4% 2% Kohle IEA SDS NZE NZE Rebalance NCS Rapid Net Zero IEA IEA IEA Equinor Bloomberg BP BP 2020 2040 2050 Quellen: IEA, World Energy Outlook 2020 und Net Zero by 2050 (2021); BP, Energy Outlook 2020; Equinor, Energy Perspectives 2020; Bloomberg NEF, New Energy Outlook 2020 11
Abbildung 9: Globale Stromerzeugung 2020 bis 2050 in TWh Ergebnisse ausgewählter Zielszenarien 78.698 71.164 65.532 60.565 32 % Sonne 56.553 35 % 32 % 48.446 48.609 32 % 32 % 38.774 30 % 25 % Wind 34 % Biomasse* 25 % 35 % 32 % 43 % Wasserkraft 26.778 3% 33 % 6% 22 % 30 % 38 % >16 % 3% 6% 11 % Kernenergie 8% 9% 7% 8% 10 % 17 % 14 % 13 % Gas 23 % 13 % 14 % 12 % 13 % 13 % 3% 11 % 9% Öl 35 % 9% 11 % 7%
4. Zentrale und gemeinsame Botschaften der analysierten Studien Trotz aller Unterschiede zwischen den betrachteten Stu- Wandel im Energiemix dien lassen sich Gemeinsamkeiten in den zentralen Aus- sagen erkennen. Abweichungen in Bezug auf konkrete Die vergangenen Jahrzehnte waren durch eine Domi- quantitativ unterlegte Ergebnisse erklären sich vielfach nanz der fossilen Energieträger gekennzeichnet. 80 % durch Unterschiede im Charakter der dargelegten Zu- des weltweiten Zuwachses im Primärenergieverbrauch kunftspfade sowie durch die getroffenen Grundannah- zwischen 1990 und 2019 sind durch fossile Energieträ- men. ger gedeckt worden. Alle fossilen Energieträger haben in absoluten Größen steigende Beiträge zur Deckung des Bedarfs geleistet. Der prozentuale Anteil von Kohle am Zur Entwicklung des gesamten Primärenergieverbrauch blieb weitgehend stabil. Damit Primärenergieverbrauchs blieb Kohle zweitwichtigster Energieträger hinter Öl und vor Erdgas bis 2019. Der Rückgang im Anteil von Öl wur- In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich der welt- de durch das überproportional starke Wachstum von Erd- weite Primärenergieverbrauch um fast zwei Drittel er- gas kompensiert. Damit war der Anteil der fossilen Ener- höht. Entscheidende Treiber waren der Anstieg der Welt- gien am weltweiten Primärenergieverbrauch mit 81 % im bevölkerung von 5,3 Mrd. im Jahr 1990 um 45 % auf Jahr 2019 genauso hoch wie 1990. 7,7 Mrd. im Jahr 2019 sowie die in diesem Zeitraum mehr als verdoppelte globale Wirtschaftsleistung – ge- Die Bedeutung der Kernenergie hatte sich bis 1999 kon- messen in konstanten USD, also inflationsbereinigten tinuierlich erhöht. Seitdem ist der Primärenergiever- Größen. brauch an Kernenergie – abgesehen von kleineren jährli- chen Schwankungen – weitgehend stabil. 2019 und Für die unmittelbar bevorstehenden Jahrzehnte ist zwar 2020 betrug der Anteil der Kernenergie am globalen Pri- gemäß den exploratorischen Szenarien und den meisten märenergieverbrauch 5 % – im Vergleich zu 6 % im Jahr in die Analyse einbezogenen Projektionen noch eine 1990. Fortsetzung des Wachstums des Primärenergiever- brauchs zu erwarten, allerdings mit einer deutlich gerin- Die regenerativen Energien haben, vor allem seit 2000, geren Intensität. So errechnen sich für den Zeitraum am stärksten zugelegt: 2019 war ihr Verbrauch fast dop- 2019 bis 2050 Steigerungsraten zwischen 5 und 25 %, pelt so hoch wie 1990. Ihr Anteil an der Deckung des die deutlich hinter dem Zuwachs der vergangenen 30 gesamten Primärenergieverbrauchs war 2019 aber trotz- Jahre zurückbleiben. DNV erwartet den Peak Demand im dem noch begrenzt – 14 % gegenüber 13 % 1990. Jahr 2032 und prognostiziert für 2050 sogar einen um 5 % niedrigeren globalen Primärenergieverbrauch als Die Zukunft wird deutlich anders eingeschätzt. Wichtigs- 2019. te Merkmale sind: Soweit noch ein Zuwachs im Primär- energieverbrauch zu erwarten ist, wird dieser überwie- gend durch steigende EE-Beiträge gedeckt. Der Anteil Nach einer Erhöhung des welt weiten Primärenergieverbrauchs fossiler Energien vermindert sich deutlich, gemäß DNV von 81 % in 2019 auf 65 % im Jahr 2040 und 53 % in 2050. Die gleiche Tendenz zeigen die Szenarien und in den letzten drei Jahrzehnten Prognosen der anderen Institutionen auf, auch wenn in um fast zwei Drittel, flacht sich die den exploratorischen Szenarien und in den anderen Pro- Nachfragekurve künftig deutlich ab jektionen noch höhere Anteilswerte für die fossilen Ener- gieträger ausgewiesen werden als bei DNV. bzw. wird sogar rückläufig. Innerhalb der Gruppe der fossilen Energien geht die Ent- In den Zielszenarien der IEA sowie von Equinor und wicklung am stärksten zulasten der Kohle, während Erd- Bloomberg ist für 2040/2050 durchgängig ein niedrigerer gas sich in den bevorstehenden Jahrzehnten noch weit- globaler Primärenergieverbrauch in Ansatz gebracht, als gehend behaupten kann. Es ist davon auszugehen, dass 2019 realisiert wurde. Nur bei BP wird in den zwei nor- die Verbrauchskurve bei Kohle den Höhepunkt bereits mativen Szenarien für 2050 noch ein etwas höherer Pri- überschritten hat und sich die seit 2013/2014 abzeich- märenergieverbrauch ausgewiesen. nende Abschwächung des globalen Kohleverbrauchs ab 2020 verschärft fortsetzen wird. Der Peak Demand für Öl könnte auch bereits erreicht worden sein – und zwar im Jahr 2019. Dies weist zumindest die Prognose von DNV 13
aus. Die exploratorischen Szenarien und die anderen Pathway der IRENA verringert sich der globale Primär- Projektionen sehen dies noch nicht. Allerdings wird auch energieverbrauch an Fossilen bis 2050 um 77 % im darin damit gerechnet, dass der Höhepunkt der Ölnach- Vergleich zum Stand des Jahres 2019. In dem Szenario frage innerhalb des in dieser Synopse betrachteten Zeit- Net Zero by 2050, das die IEA im Mai 2021 veröffentlicht horizonts absehbar ist. So wird bspw. in den Szenarien hat, verringert sich der Anteil fossiler Energien am Pri- Unfinished Symphony und Modern Jazz des WEC der märenergieverbrauch bis 2050 auf 22 %. Peak Demand für Öl zwischen 2025 und 2030 ausgewie- sen. McKinsey rechnet im Reference Case 2021 für das Die sinkenden Beiträge fossiler Energien werden durch Jahr 2029 mit dem Peak Oil Demand. Anders im Szena- wachsende Anteile regenerativer Energien kompensiert. rio Hard Rock des WEC – darin wird noch bis 2040 ein Dies zeigen praktisch alle Projektionen und exploratori- Anstieg des Ölverbrauchs gesehen, der danach in eine schen Szenarien. Die IEA kommt im Stated Policy Scena- Plateauphase übergeht. Bei Erdgas wird von einem län- rio zu dem Ergebnis, dass sich der Primärenergiever- geren Ansteigen der Verbrauchskurve ausgegangen als brauch der Erneuerbaren bis 2040 im Vergleich zum für Öl. McKinsey erwartet im Reference Case 2021 den Stand von 2019 um 83 % erhöht, während der Ver- Peak Gas Demand für das Jahr 2037. In den exploratori- brauch an Kohle im gleichen Zeitraum um 12 % zurück- schen Szenarien des WEC setzt sich der steigende Ver- geht und die zusätzliche Nachfrage nach Öl nur noch brauchstrend für Erdgas noch bis 2050 fort. halb so hoch ausfallen wird wie im Zeitraum 2000 bis 2019. Für Erdgas wird für 2019 bis 2040 von der IEA ein In den Zielszenarien wird der künftige Anteil fossiler Verbrauchszuwachs in gleicher absoluter Größenord- Energieträger allerdings deutlich geringer eingeschätzt nung wie im Zeitraum 2000 bis 2019 ausgewiesen. als in den Projektionen und den exploratorischen Szena- McKinsey erwartet im Reference Case 2021 folgende rien. So kommen Equinor (Rebalance) und die IEA (Sus- Reduktionen im Verbrauch fossiler Energien bis 2050 im tainable Development) bereits für 2040 nur noch auf Vergleich zu 2019: –6 % für Öl, –7 % für Erdgas und Anteile für die fossilen Energien zwischen 56 und 60 %. –39 % für Kohle. Der Anteil der Kernenergie am Primärenergieverbrauch erhöht sich allerdings in diesen Szenarien von 5 % im Jahr 2019 auf 9 % im Jahr 2040. Gemäß dem 1.5 °C Abbildung 10: Wie schreitet die Innovation voran in Modern Jazz? Brennstoffzellen- Innovation Landscape antriebe zu gleichen Digitalisierung eröffnet Batteriepreise fallen Kosten wie neue Wachstumsmöglichkeiten auf 95 USD/kWh (2016) Verbrennungsmotor KI getriebene Neue soziale Normen – Basis Energie- Fin-Tech Innovationen Energie- wiederverwenden, recycling, versorgung ermöglichen anwendungen teilen fortgeschritten, Wachstum von gute Clean Energy Batterieantriebe Versorgung Blockchain Start-Ups zu gleichen Wachsender globaler nur vereinzelt und Kosten wie Power-to-X Markt peer-to-peer Verbrennungs- Anwendungen motor gewinnen an Dynamik CO2-Emissionen Ölnachfrage Stromanteil erreicht Höhepunkt Höhepunkt 28 % an der gesamten Energienachfrage Auf dem Pfad zu Kohlenachfrage 2.5 Grad Celsius Höhepunkt Temperaturanstieg Erneuerbare (Wind und Solar) Erdgasnachfrage steigt erreichen 14 % Anteile im Stromsektor kontinuierlich nach 2040 Energy Implications Quelle: World Energy Council 14
Abbildung 11: Weltweites Wachstum des Primärenergieverbrauchs nach Energieträgern (im Stated Policies Scenario) Kohle (Mtce) Öl (mb/d) Gas (bcm) Erneuerbare (Mtoe) 2.100 2.000 2.000 20 15 1.500 1.500 1.400 10 1.000 1.000 700 5 50 500 0 0 0 0 –700 2000– 2019– 2000– 2019– 2000– 2019– 2000– 2019– 2019 40 2019 40 2019 40 2019 40 Quelle: IEA, World Energy Outlook 2020 Wir befinden uns am Wendepunkt vom fossilen Energiezeitalter zu Erdöl und Erdgas und vor allem die Kohle weit hinter sich. Der Kernenergie wird zwar in den normativen Szenarien eine wachsende Bedeutung eingeräumt. Als Game Chan- einer durch erneuerbare Energien ger wird diese CO2-arme Energiequelle jedoch nicht gese- geprägten Welt. hen. In den normativen Szenarien – welche feststellen, was zur Entwicklung des globalen Stromverbrauchs und Erreichung von Zielen erforderlich wäre, wird den Erneu- Erzeugungsmixes erbaren eine noch wichtigere Rolle zugeschrieben. Sie werden bereits in den 2030er Jahren zur mengenmäßig Strom gilt in allen Veröffentlichungen als Schlüsselenergie wichtigsten Energiequelle und erreichen 2040 Anteilswer- zur Dekarbonisierung der globalen Energieversorgung. te am globalen Primärenergieverbrauch von bspw. 35 % Dies wird mit der Erwartung verknüpft, dass der Stromver- laut dem Sustainable Development Scenario der IEA. Ge- brauch immer stärker in anderen Sektoren zur Anwen- mäß dem IEA-Szenario Net Zero by 2050 sind es sogar dung kommt und innerhalb des Energiemixes fossile 55 %. In den 2040er Jahren setzt sich diese Entwicklung Energien verdrängt. So wird bspw. im Stated Policy Scena- fort und mündet 2050 in Anteilswerten für die erneuerba- rio der IEA bis 2040 mit einer Erhöhung des globalen ren Energien zwischen 42 % (Rebalance von Equinor), Stromverbrauchs um 49 % gegenüber 2019 gerechnet. 53 % (NCS von BloombergNEF) bzw. 54 % (Rapid von BP). In den Net Zero-Szenarien der IEA sowie von BP wird McKinsey weist im Reference Case 2021 eine Verdoppe- für die erneuerbaren Energien sogar ein Beitrag von mehr lung des globalen Stromverbrauchs bis 2050 gegenüber als zwei Drittel ausgewiesen. Zum Erreichen des McKin- dem Stand von 2019 aus. sey 1.5 °C Pathway ist ein – im Vergleich zum Reference Case 2021 – deutlich verstärkter Wandel nötig, verbunden Der erwartete Stromverbrauchszuwachs wird ganz über- mit Rückgängen im Verbrauch fossiler Energien um 77 % wiegend durch den Ausbau von Anlagen auf EE-Basis bei Öl, 73 % bei Erdgas und 93 % bei Kohle – jeweils bis gedeckt. Laut dem Stated Policy Scenario der IEA werden 2050 im Vergleich zu 2019, und dies bei gleichzeitig wei- 88 % der bis 2040 erwarteten Zunahme der Stromerzeu- ter verstärktem EE-Ausbau. Strom müsste dazu eine noch gung durch vermehrte Nutzung von Wind, Sonne, Was- deutlich größere Rolle spielen als in den anderen drei serkraft und Biomasse abgedeckt. Erneuerbare wären Szenarien von McKinsey. Die Erneuerbaren lassen damit dann mit einem Anteil von 47 % fast zur Hälfte an der 15
Abbildung 12: Entwicklung des weltweiten kraft auch künftig zu den Großen Drei unter den Erneuer- Stromverbrauchs im Reference Case 2021 von baren zur Stromversorgung. McKinsey nach Sektoren TWh 45.000 Gebäude Industrie 49.100 Der sich abzeichnende Paradigmenwechsel Transport 19,9 katapultiert die erneuerbaren 40.000 32.500 Energien auf Rang 1 der 35.000 Stromerzeugungstechnologien. 30.000 25.000 23.400 15,5 In den normativen Szenarien decken die regenerativen Energien bereits bis 2040 nicht nur den erwarteten 20.000 19,8 Stromverbrauchszuwachs ab; vielmehr erfolgt zusätzlich 11,0 eine signifikante Substitution von fossilen durch erneuer- 15.000 bare Energien – vor allem zulasten der Kohle. So halten 10.000 14,9 bspw. im Sustainable Development Scenario der IEA die 11,9 fossilen Energien im Jahr 2040 nur noch einen Anteil von 5.000 9,5 zusammen 17 % an der globalen Stromerzeugung. Für 0,5 2,2 Kernenergie kommen die Modellrechnungen in diesem 0 2019 2035 2050 Zielszenario für 2040 auf einen Anteil von 11 % und für Quelle: McKinsey die Erneuerbaren von 72 %. Bis 2050 steigt der EE-Anteil an der Deckung des bis dahin weltweit verdreifachten Stromverbrauchs gemäß dem Net Zero-Szenario der IEA gesamten weltweiten Stromerzeugung beteiligt. McKin- und dem 1.5 °C Pathway der IRENA sogar auf einen sey erwartet dies sogar bereits für 2035 und rechnet für Anteil von 90 %. Die verbleibenden 10 % würden auf 2050 mit einem Beitrag der Erneuerbaren zur globalen Kernenergie, Kohle und Erdgas basieren. Stromerzeugung von 76 %. Sechsmal so viel Strom wie heute wird dann gemäß dem Reference Case 2021 auf Die Verbrauchsschwerpunkte verlagern sich: Künftige EE-Basis – Wasserkraft eingerechnet – produziert. Zuwächse im Verbrauch werden insbesondere in den asiatischen Entwicklungs- und Schwellenländern, im Besonders deutlich wird der Paradigmenwechsel anhand Mittleren Osten, in Afrika und auch in Südamerika erwar- der Ergebnisse der exploratorischen Szenarien des WEC für tet. Dagegen ist für Nordamerika, für Europa und für Ja- den Zeitraum 2015 bis 2060 im Vergleich zu den dieser pan mit einer nachgebenden Nachfrage nach Energie Zeitspanne vorangehenden 45 Jahren. So war der Anteil und einer weniger stark steigenden Stromnachfrage als regenerativer Energien an der globalen Stromerzeugung in den genannten Nicht-OECD-Staaten zu rechnen. 2015 mit 23 % exakt genauso hoch wie im Jahr 1970. Im Unterschied dazu wird bis 2060 vom WEC ein Anstieg des EE-Anteils an der globalen Stromerzeugung – je nach Sze- nario – auf Werte zwischen 41 und 60 % geschätzt. VKünftig findet eine starke erlagerung des Energie Unter den Erneuerbaren erfolgt der stärkste Ausbau bei verbrauchs in Richtung Asien statt. Solar- und Windanlagen. Diese Tendenz zeigen alle Ana- lysen. Bis 2060 wird sich gemäß der Studie des WEC die Besonders drastische Verbrauchseinbußen zeigen sich Stromerzeugung auf Basis von Solarenergie im Szenario für Kohle. Dies gilt für Nordamerika, Europa und Japan. Hard Rock verfünfzehnfachen, in Modern Jazz mehr als Demgegenüber wird ein Wachstum im Kohleverbrauch verdreißigfachen und in Unfinished Symphony sogar im Wesentlichen auf Staaten Südostasiens, vor allem In- mehr als verfünfzigfachen – jeweils im Vergleich zum dien, begrenzt bleiben. In China ist nach einer seit 2000 Stand des Jahres 2015. Je nach Szenario, lösen Sonne verzeichneten massiven Erhöhung des Kohleverbrauchs bzw. Wind in den nächsten Jahrzehnten die Wasserkraft künftig mit einem Rückgang zu rechnen. Trotzdem bleibt als global bisher wichtigste erneuerbare Energiequelle die Kohle in China – insbesondere in der Stromerzeu- zur Stromerzeugung ab. Gleichwohl gehört die Wasser- gung – auch in den bevorstehenden Jahrzehnten noch 16
Abbildung 13: Verschiebung der Verbrauchsschwerpunkte nach Weltregionen Zuwachs im Primärenergieverbrauch nach Weltregionen 2019 bis 2040 (im Stated Policy Scenario der IEA) in Mtoe 96 Eurasien Europa Nordamerika –265 –133 China Japan 584 –62 Mittlerer 369 Osten Indien 644 423 778 Mittel- und 245 Südamerika Afrika Andere asiatische Staaten und Australien/Neuseeland Quelle: IEA, World Energy Outlook 2020 eine tragende Säule der Energieversorgung. China und wird nicht nur wegen der Erweiterungsinvestitionen zur Indien werden wegen starken Kohleanteils oder dessen Integration regenerativer Energien und wegen der stei- Ausbau immer zentraler für die globalen CO2-Emissio- genden Stromnachfrage erheblich größer sondern, getra- nen. gen von künstlicher Intelligenz und Datenplattformen, auch effizienter. Veränderung im Energieverbrauch nach Sektoren sowie Rolle der Digitalisierung Die Versorgungsstrukturen in den verschiedenen volks- und Digitalisierung, Dezentralisierung Dekarbonisierung durch wirtschaftlichen Sektoren, wie Industrie, Gebäude und Elektrifizierung kennzeichnen die Verkehr, werden sich künftig stärker ändern als in der neue Energiewelt. Vergangenheit. Es steht eine digitale Transformation des Energiesystems mit immer mehr Akteuren bevor. Aggre- Digitale Informations- und Kommunikationstechnologien gatoren und Prosumer gewinnen an Bedeutung. Es ver- werden die Vernetzung zwischen den Wertschöpfungs- ändern sich Geschäfts- und Wertschöpfungsmodelle. In- stufen in horizontaler (Sektorenkopplung) und in vertika- telligente Technologien verändern nicht nur die Art und ler Richtung verstärken. Durch die Erweiterung digitaler Weise der Stromproduktion, sondern beeinflussen auch Plattformen wird die Transparenz der Märkte für alle Be- Abrechnungsprozesse, vor allem aber Stromübertragung teiligten verbessert: und Verteilung sowie die Integration von Strom aus Anla- gen der Verbraucher. • In der industriellen Produktion begünstigt die fortge- setzte Automatisierung effizientere Prozesse und ver- Die Stromnetze werden massiv verstärkt und erweitert, mindert Energieverbrauch und Abfall. um den künftigen Anforderungen gerecht zu werden. DNV beziffert die weltweiten Stromnetzausgaben im Jahr • Im Gebäudebereich führen Steuerungstechnologien 2050 auf über 900 Mrd. USD. Das ist mehr als das Dop- zur Effizienzverbesserung. Mittels zusätzlicher Spei- pelte gegenüber den vergleichbaren Ausgaben im Jahr chermöglichkeiten in Gebäuden sind auch Rückfüh- 2019, die 400 Mrd. USD betrugen. Das künftige Netz rungen von Energie in die Netze möglich. 17
• Im Individualverkehr spielen Veränderungen der An- derer Weise in normativen Szenarien. So steigt die weltwei- triebsart und neue Mobilitätskonzepte eine wachsen- te Erzeugung von Wasserstoff im NEO Climate Scenario de Rolle. Neue Geschäftsmodelle bieten den Fahr- (NCS) von BloombergNEF bis 2050 auf rund 800 Mio. t. zeugbesitzern Anreize, die Batterien ihrer Elektrofahr- an. Um grünen Wasserstoff in dieser Menge produzieren zeuge als temporäre Komponenten für Flexibilität zur zu können, sind mehr als 36.000 TWh zusätzliche Strom- Verfügung zu stellen. erzeugung nötig – das sind 38 % mehr Strom als heute weltweit jährlich erzeugt wird. Das würde, infolge einer Er- In allen drei Sektoren wird die Digitalisierung zu einer gänzung der Elektrifizierung, laut NCS zu einer auf rund verbesserten Koordination zwischen Komponenten füh- 100.000 TWh vergrößerten Stromerzeugung im Jahr 2050 ren und damit das Gesamtsystem optimieren. Dies führt führen – viermal so viel wie 2019 weltweit produziert wurde. zu einem deutlichen Anstieg des Strombedarfs. Mit dem zunehmenden EE-Anteil ist damit eine erhebliche Dekar- bonisierung verbunden. Eine verstärkte Nutzung von Einhaltung der Klimaziele Strom in allen Sektoren wird entsprechend als Schlüssel- element für die Dekarbonisierung gesehen. In allen einbezogenen exploratorischen Szenarien und Projektionen wird das ambitionierte Ziel des Pariser Übereinkommens verfehlt. Dies gilt selbst für das Unfini- Rolle von Wasserstoff und synthetischen shed Symphony Scenario des WEC – trotz der in diesem Brennstoffen Szenario unterstellten hohen internationalen Kooperati- on, verbunden mit der Annahme, dass sich weltweit ein Wasserstoff wird künftig eine zentrale Rolle bei der Trans- einheitlicher CO2-Preis von mehr als 100 USD bis zum formation der Energieversorgung eingeräumt. In den Be- Jahr 2060 (ausgedrückt in 2010 USD) einstellt. reichen, in denen erneuerbarer Strom nicht direkt einge- setzt werden kann, eröffnen Wasserstoff und seine Folgeprodukte (Power-to-X), die auf EE-Basis mittels Elektrolyse hergestellt werden, zusätzliche Dekarbonisie- rungspfade. Heute fossil erzeugter Wasserstoff, der in Initiativen Verstärkte politische zur CO -Vermeidung, 2 chemischen und industriellen Prozessen, etwa zur Her- internationale Kooperation sowie stellung von Ammoniak, genutzt wird, kann durch erneu- CO2-Bepreisung sind zur Erreichung erbar erzeugten Wasserstoff ersetzt werden. Für die treib- der Klimaziele notwendig. hausgasneutrale Erzeugung von Primärstahl ist der Einsatz von Wasserstoff als Ersatz für Steinkohlenkoks etwa technologisch vielversprechend. In keinem der untersuchten Szenarien wird das Ziel des Pariser Klimaabkommens, den Anstieg der Temperatur Im Verkehrssektor kann Wasserstoff in Brennstoffzellen auf 2 °C, möglichst sogar auf 1,5 °C, zu begrenzen, er- die CO2-freie Mobilität befördern oder als Basis für synthe- reicht – mit Ausnahme der normativen; dort aber per tische Kraftstoffe dienen. Im Luft- und Seeverkehr sind für Definition. Die Realisierung des 1.5 °C Pathway von die Dekarbonisierung klimaneutrale synthetische Brenn- McKinsey und der IRENA erfordert nach deren Modell- stoffe erforderlich. Außerdem kann durch die Einführung rechnungen u. a. eine Verdreifachung des weltweiten von Brennstoffzellenfahrzeugen, u. a. im öffentlichen Per- Stromverbrauchs bis 2050 im Vergleich zum Stand von sonennahverkehr (Busse, Züge), in Teilen des Straßen- 2019. Das Gleiche gilt für das Szenario Net Zero der IEA. schwerlastverkehrs oder in der Logistik, die batterieelekt- Erneuerbare wären noch stärker auszubauen. Weiterhin rische Mobilität ergänzt werden. Auch im Gebäudesektor müssten die Potenziale von Wasserstoff genutzt und die sind synthetische Brennstoffe einsetzbar. Die vorhandene Energieeffizienz massiv gesteigert werden. Ferner ist Gasinfrastruktur kann hierfür effizient genutzt werden. auch eine breite Umsetzung der Abscheidung und Nut- zung bzw. Speicherung von CO2 unverzichtbar. Ergän- Erneuerbar erzeugter Strom kann angebotsorientiert und zend dazu werden auch Strategien zur Erzeugung nega- flexibel in Wasserstoff umgewandelt werden; die damit tiver Emissionen als erforderlich angesehen. Zu den verbundene auch langfristige Speichermöglichkeit bietet negativen Emissionstechnologien gehören u. a. die Auf- sich für Strom bisher nicht. forstung, Biomasse-Verstromung mit CCS, Direct Air CCS sowie die Förderung von Kohlenstoffbindung im Boden Die globale Produktion von Wasserstoff spielt in allen Sze- durch Biomassewachstum. narien und Projektionen eine wachsende Rolle – in beson- 18
Abbildung 14: Globale CO2-Emissionen gemäß den Szenarien des World Energy Council in Mrd. t 40 Paris pledges 35 Hard Rock 30 25 Modern Jazz 20 15 Erwarteter Temperaturanstieg* Unfinished 10 Modern Jazz: etwa 2,5 °C Symphony Unfinished Symphony: 2–2,3 °C 5 Hard Rock: > 3 °C 0 1,5 °C Pfad 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 *bis * bis2100 2100 Quelle: World Energy Council/Paul Scherrer Institute/Accenture Strategy, World Energy Scenarios 2019 Fazit für die Industrie und den Transportsektor. Trotzdem wer- den auch künftig weltweit Öl sowie Erdgas und Kohle Der weltweite Primärenergieverbrauch steigt auch künftig noch in erheblichem Umfang genutzt werden. Deswegen an – getrieben durch die erwartete weitere Bevölkerungs- ist eine breite Umsetzung der Technologie der Abschei- zunahme und den wachsenden Wohlstand der Schwel- dung und Nutzung bzw. Speicherung von CO2 unver- lenländer. Allerdings unterscheidet sich die für die Zu- zichtbar. Eine fortgesetzte Verbesserung der Energieeffi- kunft sich abzeichnende Entwicklung deutlich von den zienz bleibt in allen Verbrauchssektoren ein wirkungsvoller Trends der Vergangenheit sowie auch von Einschätzun- Hebel zur Senkung der Treibhausgasemissionen. gen, die in früheren Jahren gemacht wurden. Die Begrenzung der Klimaerwärmung auf 1.5–2 °C stellt In allen Szenarien zeichnet sich eine Transformation vom die größte Herausforderung in naher Zukunft dar: Eine fossilen Zeitalter in künftig von erneuerbaren Energien aktuelle Untersuchung der IEA zeigt, dass der Rückgang geprägte Versorgungsstrukturen ab. Das Tempo des der Treibhausgasemissionen durch den dramatischen Übergangs unterscheidet sich dabei in Abhängigkeit von Einbruch der Weltwirtschaft aufgrund der COVID- dem jeweiligen Szenario-Ansatz und den zugrunde ge- 19-Pandemie ununterbrochen bis 2050 anhalten müss- legten Annahmen. Für Öl und Erdgas wird der Höhe- te, um die Ziele des Pariser Abkommens noch zu errei- punkt der weltweiten Nachfrage innerhalb der nächsten chen. Ob durch die Pandemie der Höhepunkt des Jahrzehnte erreicht werden. Bei Kohle könnte der Peak Wachstums für fossile Energieträger und Treibhausgas- Demand bereits 2013/2014 eingetreten sein. Der Beitrag emissionen erreicht oder zumindest zeitlich vorgezogen der Kernenergie dürfte in etwa auf dem gegenwärtigen wurde, bleibt noch unklar. Perspektivisch wird entschei- Niveau stabil bleiben – ebenfalls mit unterschiedlichen dend sein, wie sich große Treibhausgasemittenten klima- Ausprägungen bei den verschiedenen Szenarien. Erneu- politisch aufstellen. Besondere Aufmerksamkeit verdient erbare legen in einem zuvor nie dagewesenen Tempo zu. die Frage, ob bzw. wann die vor COVID-19 erwartete Das gilt insbesondere für die normativen Szenarien, die Entwicklung in Bezug auf fossile Energien und Treibh- auf eine Einhaltung des Ziels gerichtet sind, den globalen ausgasemissionen wieder erreicht wird oder ob als Folge Temperaturanstieg unter 2 °C zu begrenzen. der Pandemie bereits weitere Peaks erreicht wurden, wie dies für die Kohle ohnehin bereits der Fall ist. Jüngs- Eine gesteigerte Elektrifizierung in praktisch allen Ver- te Zahlen legen den Schluss nahe, dass die globalen brauchssektoren ist von essenzieller Bedeutung für die Treibhausgasemissionen bis Mitte der 2020er Jahre zu- angestrebte Dekarbonisierung der Energieversorgung. Öl nächst in etwa wieder auf das Niveau des Jahres 2019 kann langfristig zu Teilen durch Wasserstoff und syntheti- ansteigen und erst danach mit einer echten Wende ge- sche Brennstoffe ersetzt werden. Dies gilt insbesondere rechnet werden kann. 19
WORLD ENERGY COUNCIL Algeria Hong Kong, China Nigeria Argentina Hungary Norway Armenia Iceland Pakistan Austria India Panama Bahrain Indonesia Paraguay Belgium Iran (Islamic Rep.) Poland Bolivia Ireland Portugal Bosnia and Herzegovina Israel Romania Botswana Italy Russian Federation Bulgaria Japan Saudi Arabia Cameroon Jordan Senegal Chad Kazakhstan Serbia Chile Kenya Singapore China Korea (Rep.) Slovakia Colombia Kuweit Slovenia Congo (Dem. Rep.) Latvia South Africa Côte d’Ivoire Lebanon Spain Croatia Libya Sri Lanka Cyprus Lithuania Sweden Dominican Republic Malta Switzerland Ecuador Mexico Tanzania Egypt (Arab Rep.) Monaco Thailand Estonia Mongolia Trinidad and Tobago Eswatini (Kingdom of) Morocco Tunisia Ethiopia Namibia Turkey Finland Nepal Ukraine France Netherlands United Arab Emirates Germany New Zealand United States of America Greece Niger Uruguay Weltenergierat – Deutschland e.V. Gertraudenstraße 20 | 10178 Berlin Deutschland T (+49) 30 2061 6750 E info@weltenergierat.de www.weltenergierat.de WEC_Deutschland
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