Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft

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Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
Programm für
Forschung und
Entwicklung
im BMLRT,
2020–2025
Angewandte Forschung für
Praxis und Gesellschaft
Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
Programm für Forschung
    und Entwicklung im BMLRT,
    2020 –2025
    Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft

    Wien, Oktober 2020


Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
Inhalt

                                                                                                Vorwort                                                                         7

                                                                                                1 Forschung im BMLRT                                                            8

                                                                                                1.1 Steuerung des Querschnittsbereiches Forschung im BMLRT                     11

                                                                                                1.2 Forschungsabwicklung durch das BMLRT                                       15

                                                                                                1.3 Forschungsabwicklung über die F
                                                                                                                                   ­ orschungsförderungsgesellschaft
                                                                                                    im Auftrag des BMLRT                                                       17

                                                                                                1.4 Über den Tellerrand: Unser Beitrag zur Forschung in Europa und der Welt    17

                                                                                                1.5 Sicherheitsklammer                                                         20

                                                                                                1.6 IPCEI                                                                      21

                                                                                                2 Schwerpunkte des For­schungs­programms                                       22

                                                                                                3 Forschungs­themen                                                            25
Impressum
                                                                                                3.1 Zukunftsfitte Natur- und Lebensräume                                       26
Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Landwirtschaft Regionen und Tourismus                                     3.2 Erneuerbare Rohstoffe, Klimawandel                                         30
Stubenring 1, 1010 Wien
bmlrt.gv.at                                                                                     3.3 Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft                               34

Text und Redaktion:                                                                             3.4 Versorgungs- und Ernährungssicherung                                       38
Alexandra Avram (FFG), Maria Baierl (BMK), Elisabeth Fischer (BMLRT), Kathrin Fuchs (BMLRT),
Ralph Hammer (BMLRT), Thomas Jakl (BMK), Charlotte Leonhardt (AGES), Wiebke Junge (365          3.5 Digitalisierung                                                            42
Sherpas), Joachim Kurz (365 Sherpas), Peter Mayer (BFW), Monika Mörth (UBA), Kerstin Novak
(BMLRT), Robert Pichler (BMLRT), Roland Pomberger (Montanuniversität Leoben), Heinrich Prankl   3.6 Politikfolgenabschätzung                                                   46
(HBLFA Francisco Josephinum), Catrin Promper (BMLRT), Elmar Ritzinger (BMLRT), Wolfram
Schaecke (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten), Lukas       Wir bedanken uns                                                               50
Siebeneicher (BMLRT), Angelika Steger (BMLRT), Stefan Vetter (BMLRT), Christina Vösl (365
Sherpas), Andreas Weber (BMLRT)

Für den Inhalt verantwortlich:
Abt. Präs. 8

Fotonachweise:
ArtBuyer.at (S. 1, 24, 42, 43, 46), BMLRT / Paul Gruber (S. 7, 31, 38),
BMLRT / William Tadros (S. 8), BMLRT / Alexander Haiden (S. 22, 23, 25, 26, 34, 36, 41, 49),
HBLFA Raumberg-Gumpenstein / Erich Pötsch (S. 24), BMLRT / Bernhard Kern (S. 30),
ArtBuyer.at/WIEN NORD (S. 12, 32, 44)

Gestaltung: Peter Sabath / 365 Sherpas
Überarbeitung: Denise Gruber (BMLRT)

Programm für Forschung und Entwicklung: Version 2.0

Alle Rechte vorbehalten
Wien, Oktober 2020
Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
Vorwort

Die großen Herausforderungen für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus sind Digi-
talisierung, regionale Entwicklung, Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelversorgung,
Verfügbarkeit von Rohstoffen, Klimawandel und nationale Sicherheit. Diese Themen
formen ein neues Bild der Forschungs- und Entwicklungsarbeit in meinem Ressort.

Forschung ist maßgeblich, sie liefert neue Erkenntnisse für die Praxis, dient als Entschei-
dungsgrundlage für politische Maßnahmen und fördert letztendlich das Wohlergehen
der österreichischen Bevölkerung. In verantwortungsvollem Umgang haben Forschung,
Innovation und Weiterentwicklung an der Erhaltung und Sicherstellung der Lebensgrund-
lagen wesentlich mitzuwirken. Das ist Aufgabe und Anliegen im BMLRT, im Einklang mit
den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs – sustainable development goals).

                                                                                              Bundesministerin
Umso mehr sind kreativfördernde Innovation und der Wissenstransfer zwischen
                                                                                              Elisabeth Köstinger
­Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft für die globalen Herausforderungen unserer
Zeit notwendig und dazu erfordert es zukunftsweisender Forschung (Regierungs­
programm 2020–2024).

Mit dem aktuellen Forschungsprogramm definiert das Ressort Forschungsschwerpunkte
für die nächsten Jahre, die durch ihre Interdisziplinarität und übergeordnete Ziele einen
innovativen und gesamtheitlichen Ansatz für die zu bearbeitenden Forschungsthemen
liefern werden.

Um den aktuellen Entwicklungen und den sich veränderten Anforderungen gerecht
zu werden, sollen jedes Jahr die konkreten Schwerpunkte neu festgelegt und auf der
Forschungsplattform des BMLRT (DaFNE.at) veröffentlicht werden. Mit diesem Ansatz
verfolgt das BMLRT eine stärkere Kooperation auf nationaler und internationaler
­Forschungsebene und Partizipation im Forschungsraum.

Mit diesem Programm möchte ich der Forschungscommunity eine Grundlage für eine
erfolgreiche Forschung in den kommenden Jahren mit auf den Weg geben.

                                                                                                                   7
Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
1                                 Ressortforschung ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Wissenschafts-
                                  systems. Sie deckt in einer problemorientierten, praxisnahen und interdis-
                                  ziplinären Herangehensweise ein breites Aufgabenspektrum ab: Neben der

Forschung im BMLRT
                                  wissenschaftlichen Bearbeitung gesetzlich zugewiesener Aufgaben sind
                                  angewandte Forschung sowie das Betreiben von Datenbanken, Experten-
                                  systemen und Messnetzen erforderlich.

                                  Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, die der Vorbereitung, Unterstützung und
                                  Umsetzung politischer Entscheidungen dienen, sind als „Ressortforschung“ definiert.

Forschung für ein lebenswertes,   Die Ressortforschung greift aktuelle gesellschaftliche, technologische, ökologische
                                  und wirtschaftliche Fragestellungen auf, erkennt wichtige Herausforderungen für die

nachhaltiges Österreich           Gesellschaft von morgen und erarbeitet Handlungsoptionen für adäquate Maßnahmen.
                                         Mit seinen forschungsaktiven Dienststellen, der Förderung von Forschungsprojek-
                                  ten und der Vertretung der österreichischen Interessen in europäischen Forschungsgre-
                                  mien leistet das BMLRT einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der großen gesell-
                                  schaftlichen Herausforderungen. Vom BMLRT unterstützte Forschung folgt dem Prinzip
                                  der „Scientific Excellence“, befasst sich mit konkreten Problemstellungen aus der Praxis
                                  und leistet einen Beitrag als Grundlage für evidenzbasierte politische Entscheidungen.
                                         Zur umfassenden Betrachtung von Forschung und Entwicklung müssen weiterhin
                                  auch die nachfolgenden Prozesse im Blick behalten und in der Folge auch konsequent
                                  integriert werden, um Projekte langfristig erfolgreich zu etablieren. Hierzu gehören neben
                                  dem Technologietransfer auch die Beteiligung an wettbewerbsorientierten Werkzeugen
                                  wie den Important Projects of Common European Interest (IPCEI).

                                     Gesetzliche Grundlagen für die Forschung in Österreich
                                     •   Wichtige gesetzliche Grundlage für die Forschung in Österreich ist das
                                         Bundesministeriengesetz 1986 (BMG). Die Zuständigkeiten für die wissen­
                                         schaftliche Forschung sind dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft
                                         und Forschung (BMBWF), industrielle Forschung dem Bundesministerium
                                         für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
                                         (BMK) und wirtschaftlich-technische Forschung dem Bundesministerium
                                         für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) zugeordnet. Diese
                                         Ressorts sind auch primär für österreichische Forschungsförderung und
                                         -finanzierung verantwortlich.
                                     •   Daneben sind im Bundesministeriengesetz 1986 die angewandten Forschungs­
                                         kompetenzen des BMLRT festgehalten. Daraus leitet sich ebenfalls der
                                         Forschungsauftrag der landwirtschaftlichen Bundesämter und Bundesan-
                                         stalten, BGBl. Nr. 83/2004 idgF ab. Weitere rechtliche Grundlagen sind
                                         in einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen im Kompetenzbereich des
                                         BMLRT geregelt.

8           Forschung im BMLRT                                                                          Forschung im BMLRT     9
Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
Strategischer                      Kontex t
                      • Das Forschungsorganisationsgesetz BGBl. Nr. 341/1981 idgF (FOG) enthält          Mit Forschungsagenden sind mehrere Abteilungen des Ressorts befasst.
                               weitere rechtliche Bestimmungen, u.a. bezüglich der Forschungsförderun-          Die Präsidialabteilung 8 – Forschung, Entwicklung und Unternehmensservice (Abt.
                          gen und -aufträge des Bundes und Horizon
           Nationale FTI-Strategie                                  Europe / Horizon 2020
                                                           des Berichtswesens.                           Präs. 8) ist koordinierende Schnittstelle zu den Sektionen und Fachabteilungen in der
                                                                                                         Zentralstelle und den dazugehörigen forschungsaktiven Dienststellen. Weiters ist die
                                     BMLRT-Strategien/-Programme                                         koordinierte Sicherheits- und Verteidigungsforschung (gemeinsam = Sicherheitsklam-
                                                                                                         mer) in der Stabsstelle Sicherheitsforschung und Technologietransfer in der Sektion IV
          Aktionsprogramm                        GAP Strategie                  Rohstoffstrategie        verankert. Die Abteilung Präs. 8 vertritt das Ressort in nationalen und europäischen
         „Wald schützt uns!“                                                                             Forschungsgremien, mit Ausnahme der Agenden in der Sicherheitsklammer, welche von
                                           IPCEI (Important Projects of        Sicherheitsklammer
          Aquakultur 2020                  Common European Interest)                                     der Stabsstelle Sicherheitsforschung und Technologietransfer wahrgenommen werden.
                                                                                Waldfondsgesetz                 Das vorliegende Programm für Forschung und Entwicklung bildet einen Teil der
        Bioökonomiestrategie                Masterplan für Tourismus                                     Forschungsstrategie im BMLRT. Dessen Ziel ist es, Forschungsaktivitäten nachhaltig
                                                                               Waldstrategie 2020+
        Digitalisierungscluster            Masterplan ländlicher Raum                                    auszurichten und langfristige Forschungsschwerpunkte des BMLRT in europäischen und
                                                                               Wasserstoffstrategie      nationalen Strategien zu verankern. Für das BMLRT relevante Forschungs- bzw. sektorale
       Digitalisierungsstrategie       Nationaler Gewässerbewirtschaf-
                                                                                                         Strategien wurden bei der Erarbeitung dieses Programmes berücksichtigt.
                                               tungsplan (NGP)                   Zuckerstrategie

                                                                                                         1.1 S
                                                                                                              teuerung des Querschnittsbereiches
                                                                                                             Forschung im BMLRT

                                                                                                         Im BMLRT hat die Abt. Präs. 8 die Aufgabe, alle Forschungsprojekte und forschungsbe-
                                                                                                         zogenen Themen, die sich in den zahlreichen Abteilungen und Sektionen wiederfinden,
                                                                                                         zu überblicken und zu erfassen. Damit werden die Forschungsaktivitäten nach außen
                                                                                                         sichtbar gemacht. Um die Einbindung aller Sektionen sicherzustellen und ein gutes
                                                                                                         Schnittstellenmanagement gewährleisten zu können, kommen folgende Steuerungsin-
                                              Programm für
                                        Forschung und Entwicklung                                        strumente zum Einsatz:

                                                                                                         •   Forschungsprogramm: Das Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT
                                                                                                             bildet die strategischen Forschungsschwerpunkte des Ressorts ab und damit

                                     Instrumente                                                             verbundene Projektkooperationen im europäischen Forschungsraum. Eine Aus-
                                                                                                             nahme davon stellt die Sicherheitsklammer dar, deren Programme über die FFG
                                                                                                             (Forschungsförderungsgesellschaft) abgewickelt werden.
      Forschungsinfra-                     Beauftragung und                       Abwicklung im
     struktur des BMLRT                 Abwicklung durch BMLRT                  Auftrag des BMLRT        •   Forschungsdatenbank: Die Forschungsplattform DaFNE (Datenbank für For-
                                                                                                             schung zur nachhaltigen Entwicklung; https://www.dafne.at) dient der Informa-
                                              Forschungsplattform                                            tion, Abwicklung und Erfassung von Forschungsprojekten für das BMLRT und
                                                   DaFNE.at
                                                                                                             externe Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner, z.B. Bundesminis-
       Forschungsaktive
         Dienststellen                                                                                       terien und Landesregierungen. Über die Forschungsplattform ist eine organisa-
                                              Finanzierungspartner
                                                                                                             tionsübergreifende Forschungsabwicklung möglich. Sämtliche Forschungsbeauf-
                                               Bund-Bundesländer-                   Österreichische          tragungen des Ressorts werden in die Datenbank eingetragen und damit laufend
                                              Kooperation Forschung              Forschungsförderungs-
                                                                                   gesellschaft (FFG)
                                                                                                             dokumentiert.
                                                                                                         •   Forschungs-Jour-Fixe als Lenkungsgremium zur Forschungsbeauftragung
                                                Andere Ministerien
        Ausgegliederte                                                                                   •   Jahresarbeitsprogramme der Dienststellen sowie ausgegliederter Einrichtungen
        Einrichtungen
                                                  Public-Private-
                                                 Partnership (PPP)

10                    Forschung im BMLRT                                                                                                                                    Forschung im BMLRT    11
Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
Wissensmanagement: Vernetzung für Innovation.                                            Innovationspartnerschaften, Thematische Netzwerke von H2020) in die Forschung ist
                                                                                              dabei ein wesentlicher Ansatzpunkt.
     Wissen ist eine wichtige Ressource und ein wertvoller Innovationstreiber, der gelenkt
     und stets neu erworben werden muss. Daraus ergibt sich die Aufgabe, für Organisati-
     onseinheiten und deren Unternehmenskultur Wissen zu identifizieren und zu vernetzen,     Budgetierung der Forschung im Bundesfinanzgesetz
     neues Wissen zu generieren und in effiziente Prozesse umzusetzen sowie Wissen von
     interner und externer Expertise zu transportieren und nutzbar zu machen.                 Die österreichische Forschungsfinanzierung erfolgt primär über die für Forschung
            Das BMLRT betreibt einen offenen Zugang zu Forschungsergebnissen und der          vorgesehenen Untergliederungen des Budgets (UG 31, UG 33 und UG 34) gem.
     ihnen zugrunde liegenden Dateninformation (im Sinne der „Berlin-Deklaration“). Die       ­­Bundesfinanzgesetz.
     Forschungsaktivitäten und alle Berichte dazu werden im BMLRT über die Forschungs-               Im Sinne der Ressortforschung und der Sicherheitsklammer werden die For-
     plattform DaFNE veröffentlicht. Hinsichtlich der Sicherheitsklammer finden sich alle     schungs- und Entwicklungsausgaben des BMLRT aus den Budgetansätzen Unterglie-
     Projektkurzbeschreibungen auf der KIRAS sowie der FORTE Homepage (www.kiras.at           derung 42 – Landwirtschaft, Natur und Tourismus und UG 34 – Sicherheitsforschung
     bzw. www.forte-bmvit.at) wieder.                                                         abgewickelt.
            Zukünftig soll die Kommunikation zur besseren Sichtbarkeit der Beteiligung               Die Beilage T des Bundesfinanzgesetzes bildet die ressortinternen Forschungs-
     des BMLRT an Forschungsfinanzierungen sowie die Veröffentlichung der Projektergeb-       ausgaben und die Zahlungen an ausgegliederte Einrichtungen (AGES und BFW) ab.
     nisse signifikant gestärkt werden. Um unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen und      Die Forschung in den forschungsaktiven Dienststellen wird über die Angabe eines for-
     interessierte Stakeholder besser zu erreichen, werden Publikationen von Projektbeauf-    schungswirksamen Prozentsatzes aus dem Jahresbudget der Dienststellen dargestellt.
     tragungen und Forschungsergebnissen forciert und ausgewählte Social-Media-Kanäle                Mit den budgetären Ressourcen der Auftragsforschung werden Forschungs-
     miteinbezogen.                                                                           aufträge an externe Institutionen finanziert. Externe Forschung wird vorwiegend von
            Damit setzt sich das BMLRT nicht nur zum Ziel, sein Engagement in der praxis-     Universitäten durchgeführt, die Projekte haben eine durchschnittliche Projektlaufzeit
     orientierten Forschung für ein lebenswertes und nachhaltiges Österreich bekannter zu     von zwei bis drei Jahren.
     machen, sondern auch, komplexe Themen einzelner Forschungsprojekte einer breiteren
     Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen. Es ist im Interesse der Gesellschaft, trans-
     parente und verständliche Informationen zur Forschungsförderung durch öffentliche        Tabelle: Forschungswirksame Ausgaben des BMLRT, Zahlen aus Beilage T zum Bundes-
     Gelder zu erhalten und zu erfahren, wie diese Forschungsprojekte die Praxis und damit    finanzgesetz (BFG)
     die Lebensgrundlagen in Österreich nachhaltig verändern können.
            Der Aspekt der Kommunikation von Forschungsergebnissen wird vom BMLRT
     als enorm wichtig gesehen. Der zielgruppengerechten Vermittlung und Verbreitung von
     Forschungsergebnissen wird in dem vorliegenden Forschungsprogramm ein zentraler
     Stellenwert eingeräumt und es sollen dafür auch entsprechende Ressourcen eingesetzt
     werden. Die Einbeziehung der Umsetzungspartner (Multi Actor Approach, Europäische

12   Forschung im BMLRT                                                                                                                                         Forschung im BMLRT    13
Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
Forschungsaktive Dienststellen: Wichtige Partner der                                         Gleichstellung in Forschung und Entwicklung
     Forschung für die Praxis.
                                                                                                  Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus lebt Chancengerech-
     Die ressorteigenen Forschungseinrichtungen sind eine ministerielle Besonderheit. Durch sie   tigkeit für Frauen und Männer. Bei Forschungsvorhaben ist deshalb die Geschlechterrele-
     und ausgegliederte Einrichtungen hat das BMLRT die Möglichkeit, nicht nur Beauftragun-       vanz im Vorhinein abzuklären und in die Gesamtkonzeption miteinzubeziehen. Manchmal
     gen externer Forschungsstellen zu veranlassen, sondern auch wichtige Forschungsfragen        wirkt ein Thema geschlechtsneutral, obwohl dieses für Frauen und Männer unterschied-
     im eigenen Bereich zu bearbeiten. Die ressorteigenen Dienststellen können durch den          liche Forschungsergebnisse bringen kann. Vor allem, wenn der Forschungsgegenstand
     unmittelbaren Kontakt zur Praxis Forschungsfragen umgehend aufgreifen und entspre-           Personen oder Personengruppen sind, muss dieser Aspekt unbedingt berücksichtigt
     chende Lösungen erarbeiten. Diese innovativen und für die Praxis relevanten Forschungs-      werden. Sollte unklar sein, ob und wie das Thema Geschlecht relevant ist, steht die
     tätigkeiten stellen überwiegend die wissenschaftliche Expertise der Fachabteilungen im       zentrale Anlaufstelle für Gender Mainstreaming, Gleichbehandlung, Menschenrechte
     BMLRT sicher. Durch die Angliederung an die höheren land- und forstwirtschaftlichen          und Integration (GGMI) jederzeit zur Verfügung.
     Schulen fließen aktuelle Forschungsergebnisse auch in den Unterricht ein.                           Geschlechtsspezifische Daten liefern die Grundlage für zielgerichtete und nach-
                                                                                                  haltige Gleichstellungspolitik. Daher ist es ein großer Vorteil, wenn Daten geschlechts-
     Folgende Dienststellen des BMLRT führen Forschungsaktivitäten                                spezifisch erhoben, ausgewertet und dargestellt werden. Darüber hinaus muss in allen
     durch:                                                                                       Unterlagen die geschlechtergerechte Sprache verwendet werden. Im Sinne der gelebten
                                                                                                  Gleichstellung soll die Antragstellerin / der Antragsteller darauf achten, dass bei gleicher
     •   Bundesamt für Wasserwirtschaft                                                           Qualifikation der Frauenanteil im Projektteam bei mindestens 50 % liegt. Generell ist für
     •   Bundesamt für Weinbau                                                                    die Forschung extrem wichtig, dass Lebensrealitäten abgebildet werden und dadurch
     •   Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen                                   fundierte und repräsentative Datensätze für die Zukunft zur Verfügung stehen.
     •   Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau
     •   Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft
         Raumberg-Gumpenstein                                                                     1.2 Forschungsabwicklung durch das BMLRT
     •   Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
         sowie Lebensmittel- und Biotechnologie                                                   Forschung nimmt einen besonderen Stellenwert im BMLRT ein – schließlich handelt es
     •   Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Landtechnik sowie           sich bei den Forschungsthemen um die Erhaltung der Lebensgrundlagen von Mensch
         Lebensmittel- und Biotechnologie Francisco Josephinum                                    und Tier und um wesentliche Fragen im Bereich regionale Entwicklung. Aus diesem
     •   Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau und Österreichische               Grund stellt das BMLRT zusätzlich zur öffentlichen Forschungsfinanzierung von BMK,
         Bundesgärten                                                                             BMBWF und BMDW finanzielle Mittel für die Vergabe von Forschungsaufträgen zur Ver-
     •   Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien                                           fügung. Forschungsprojekte müssen sich am Bedarf des Ressorts, welcher im aktuellen
                                                                                                  Forschungsprogramm abgesteckt ist, bzw. den in der Sicherheitsklammer festgelegten
     Die Forschungsaktivitäten der Dienststellen werden vom BMLRT koordiniert. Sowohl             Schwerpunkten, orientieren. Projektvorschläge hinsichtlich Ressortforschung können
     Entwicklungsstrategien als auch jährliche Arbeitsprogramme und Forschungsberichte            über die Forschungsplattform DaFNE jederzeit eingereicht werden. Die Abwicklung
     werden publiziert, um die Nachvollziehbarkeit, Nachhaltigkeit und Nutzung von Synergien      der Ausschreibungen der Sicherheitsklammer erfolgt über die FFG (zu den Details
     und den effizienten Einsatz der Finanzmittel des Bundes sicherzustellen.                     siehe Ausschreibungsdokumente der FFG unter www.ffg.at/content/kiras). Bei der
                                                                                                  Ressortforschung durchlaufen die Projektvorschläge eine inhaltliche Beurteilung, die
     Ausgegliederte Einrichtungen                                                                 von ressortinternen und auch externen Gutachtern durchgeführt wird.

     Im Bereich des BMLRT gibt es folgende Einrichtungen, die forschungsaktive Tätigkeiten        Folgende Kriterien werden dabei evaluiert:
     ausführen:
                                                                                                  •   Relevanz für die Strategien und Programme des BMLRT
     •   Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherung GmbH (AGES)                               •   Kohärenz und Überschneidung mit anderen Bundesforschungsprogrammen
     •   Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Land-               •   Projektmanagement und wissenschaftliche Exzellenz
         schaft (BFW)                                                                             •   Bedeutung der Problemstellung und Beitrag zur Problemlösung

14   Forschung im BMLRT                                                                                                                                                   Forschung im BMLRT     15
Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
•   Dringlichkeit für die angestrebte Problemlösung                                       1.3 F
                                                                                                    orschungsabwicklung über die Forschungs­
     •   Angemessenheit des Projektumfanges                                                        förderungsgesellschaft im Auftrag des BMLRT
     •   Nutzung von wissenschaftlichen Netzwerken
     •   Umsetzbarkeit der zu erwartenden Ereignisse in Kooperation mit den späteren Nutzern
                                                                                               Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft GmbH (FFG)
     Bei der Durchführung der Forschungsprojekte wird auch eine mögliche Mitfinanzierung
     durch andere Bundesministerien oder durch die Bundesländer geprüft. Teilweise sind        Die FFG ist eine wichtige Ansprechpartnerin für wirtschaftsnahe Forschung und Ent-
     auch private Interessenten bereit, Projektbeauftragungen des BMLRT mit finanziellen       wicklung in Österreich und wickelt eine Reihe an Förderprogrammen für die öffentliche
     Beiträgen zu unterstützen.                                                                Hand ab. Ein zentrales Ziel der FFG ist die Stärkung des Forschungs- und Innovati-
            Weiters unterstützt das BMLRT als Kofinanzierungspartner Projekte, die über        onsstandortes Österreich im internationalen Wettbewerb und sie trägt maßgeblich
     europäische Förderschienen finanziert werden. Die Ersuchen um Kofinanzierungen            dazu bei, neues Wissen zu generieren. Das BMLRT hat die FFG mit der Abwicklung des
     werden anhand ihrer inhaltlichen Kongruenz mit den Zielen des BMLRT und nach den          Programmmanagements von KIRAS und FORTE beauftragt. Das zivile Sicherheitsfor-
     budgetären Möglichkeiten beurteilt.                                                       schungsprogramm KIRAS und das Verteidigungsforschungsprogramm FORTE bilden
                                                                                               gemeinsam die Sicherheitsklammer, in der sämtliche sicherheitspolitische Forschungs-
     Bund-Bundesländer-Kooperation Forschung: Forschung in die                                 förderungen des Bundes zur Effizienz-Maximierung und Abwicklungskosten-Minimierung
     Regionen bringen.                                                                         konzentriert werden. Mit der Sicherheitsklammer werden österreichische Unternehmen
                                                                                               und Forschungseinrichtungen bei der Entwicklung neuer Technologien und der Schaffung
     Einige der extern beauftragten Projekte werden im Rahmen der sogenannten „Bund-Bun-       des erforderlichen Wissens unterstützt, um die Sicherheit Österreichs zu erhöhen und
     desländer-Kooperation Forschung (BBK)“ gemeinsam vom BMLRT und den Bundesländern          Wertschöpfung zu generieren
     durchgeführt und finanziert. Die BBK trägt als Koordinations- und Informationsplattform          Das BMLRT finanziert gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung, Wis-
     zur Vermeidung von Doppelgleisigkeiten bei der Planung, Finanzierung und Durchführung     senschaft und Forschung (BMBWF), Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie,
     von Forschungsprojekten bei.                                                              Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), Bundesministerium für Soziales, Gesundheit,
            Die Resultate dieser langjährigen Kooperation finden in wichtigen Planungen        Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ)
     ihren Niederschlag. Auf Ebene der Bundesländer findet eine landesinterne Koordi-          eine interministerielle Beauftragung an die FFG, die allen an einer Beteiligung an Horizon
     nation in jedem Bundesland statt, wobei die entsprechenden Themen diskutiert und          2020 interessierten Personen und Institutionen umfassende Serviceleistungen bietet.
     Entscheidungen vorbereitet werden. Es werden regelmäßig Sitzungen in den jeweiligen              Die FFG hat von BMBWF, BMK und BMLRT auch eine gemeinsame Beauftragung
     Landesregierungen und eine jährliche Jahrestagung der BBK abgehalten, an welcher alle     zur Durchführung des EU-Performance Monitorings. Statistiken und Analysen zur Be-
     Bundesländervertreterinnen bzw. -vertreter teilnehmen.                                    teiligung an den EU-Forschungsprogrammen sind auf der Homepage der FFG abrufbar.
            Bei aktuellen Forschungsfragen aus den Themenbereichen des BMLRT ergeben
     sich Bund-Bundesländer-Kooperationen, die sich durch das starke Commitment der
     mitbeteiligten Institutionen auszeichnen.                                                 1.4 Ü
                                                                                                    ber den Tellerrand: Unser Beitrag zur
            Die Weiterentwicklung der Forschungsplattform DaFNE bezieht auch die                   Forschung in Europa und der Welt
     Bundesländer im Rahmen der BBK aktiv in den Projektmanagementprozess und in die
     Abwicklung von Forschungsprojekten ein. DaFNE bietet eine einfache und transparente       Das BMLRT nimmt die Vertretung Österreichs in den Gremien unter
     Forschungsabwicklung zwischen Bundes- und Landesstellen und einen besseren Infor-
     mationsfluss und Transparenz auf allen Seiten.                                            •   HORIZON EUROPE (FP9) für Sicherheitsforschung (Zivile Sicherheit für die Gesell-
                                                                                                   schaft, Cluster 3) sowie für Forschung zu Lebensmittel, Bioökonomie, Natürliche
                                                                                                   Ressourcen, Landwirtschaft und Umwelt (Cluster 6) wahr;
         Vorzeigeprojekt BBK: Zukunft Biene.                                                   •   HORIZON 2020 (FP8) für Forschung zu Sichere Gesellschaften (SC7); Ernährungs-
         Das ambitionierte Projekt „Zukunft Biene“ widmete sich der Untersuchung ver-              sicherheit, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, marine, maritime und Süßwas-
         schiedener Maßnahmen zum Schutz der Biene. Mehr Informationen auf dafne.at                ser-Forschung und die Biowirtschaft (SC2); Klimaschutz, Umwelt, Ressourceneffizi-
                                                                                                   enz und Rohstoffe (SC5).

16   Forschung im BMLRT                                                                                                                                              Forschung im BMLRT     17
Programm für Forschung und Entwicklung im BMLRT, 2020-2025 - Angewandte Forschung für Praxis und Gesellschaft
Damit werden die österreichischen Interessen in die europäischen Forschungsnetzwerke       Aktuelle transnationale Kooperationen
     eingebracht und in weiterer Folge wird es damit österreichischen Forschungsinstitutionen
     möglich, an europäischen Programmen mitzuwirken.                                           Im Rahmen seiner Forschungsstrategie beteiligt sich das BMLRT an folgenden europäi-
            Mit der Etablierung des Europäischen Forschungsraumes und den dazugehörigen         schen Netzwerken und Initiativen:
     Fortschrittsberichten („ERA progress reports“) hat die Europäische Kommission sechs
     Prioritäten für Europa definiert. Für das BMLRT sind insbesondere die Effektivität des     •   Standing Committee on Agricultural Research (SCAR)
     nationalen Forschungssystems, die bestmögliche transnationale Zusammenarbeit und           •   SCAR SWG AKIS (Agricultural Knowledge and Innovation Systems)
     Open Access relevant für die Implementierung der Forschungsstrategie.                      •   SCAR SWG ARCH (European Agricultural Research towards greater impact on
            Wichtige Rahmenbedingungen bilden dabei internationale und europäische                  global challenges)
     Strategien und Instrumente im Forschungs- und Innovationsbereich wie z.B.:                 •   SCAR SWG BIO-ECONOMY (Sustainable use of bioresources for a growing
                                                                                                    bioeconomy)
     •   UN Sustainable Development Goals (SDGs)                                                •   SCAR SWG Forest Research and Innovation
     •   EU-Bioeconomy Strategy                                                                 •   SCAR CWG SAP (Sustainable Animal Production)
     •   EU 2030 Climate and Energy Package                                                     •   European Joint Programming (EJP) Human Biomonitoring Initiative
     •   Food 2030                                                                              •   European Joint Programming (EJP) One Health
     •   EU Long-Term Strategy 2050 „Our Vision for a Clean Planet for All“                     •   European Joint Programming (EJP) Soil
     •   EU-Innovationsfonds                                                                    •   Joint Programming Initiative Agriculture Food Security and Climate Change (JPI
                                                                                                    FACCE)
                                                                                                •   Joint Programming Initiative Water Challenges for a Changing World (JPI Water)
     Horizon Europe (2021–2027)                                                                 •   ERA-Net Cofund CORE ORGANIC (Biologische Landwirtschaft)
                                                                                                •   ERA-Net Cofund SusAn (nachhaltige Tierproduktion)
     Horizon Europe ist das Forschungsrahmenprogramm der EU. Es spielt eine wesentliche         •   ERA-Net Cofund SusCrop (nachhaltige Pflanzenproduktion)
     Rolle bei der Umsetzung europäischer Forschungsprojekte und fördert die Vertiefung         •   ERA-Net Cofund ICT-AGRI-FOOD (Digitalisierung in der Landwirtschaft)
     einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten für einen         •   ERA-Net Cofund Forest Value (forstbasierte Bioökonomie)
     integrierten Europäischen Forschungsrahmen. Die einzelnen Cluster und „Mission Areas“      •   ERA-Net Cofund Sumforest (nachhaltige Forstwirtschaft)
     in Horizon Europe haben für das BMLRT einen hohen Stellenwert.                             •   Strategisches Forum IPCEI – Important Projects of Common European Interest

         HORIZON EUROPE: Themencluster & Mission Areas (Stand April 2019)                       Verknüpfungen zu anderen Programmen
         • Cluster 1 ‘Health’
         • Cluster 2 ‘Culture, Creativity and Inclusive Society’                                Um eine möglichst breite Vernetzung und einen effizienten Wissensaustausch zu ge-
         • Cluster 3 ‘Civil Security for Society’                                               währleisten, sollen entstehende Forschungsergebnisse bzw. Programme untereinander
         • Cluster 4 ‘Digital, Industry and Space’                                              aufgegriffen werden, um eine möglichst umsetzungsorientierte Implementierung zu
         • Cluster 5 ‘Climate, Energy and Mobility’                                             ermöglichen. Dazu zählen insbesondere die Programme INTERREG, LIFE, LEADER sowie
         • Cluster 6 ‘Food, Bioeconomy, Natural Resources, Agriculture and Environment’         die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) für Landwirtschaftliche Produktivität und
                                                                                                Nachhaltigkeit und EIP Raw Materials, KIC Raw Materials, KIC Climate und KIC Value
         • Mission Area 1: Adaptation to Climate Change, including Societal                     added Manufacturing.
            Transformation
         • Mission Area 2: Cancer
         • Mission Area 3: Healthy Oceans, Seas, Coastal and Inland Waters
         • Mission Area 4: Climate-Neutral and Smart Cities
         • Mission Area 5: Soil Health and Food

18   Forschung im BMLRT                                                                                                                                              Forschung im BMLRT    19
1.5 Sicherheitsklammer                                                                         FORTE
                                                                                                    Damit sich Österreichs Sicherheitsvorsorge an die Herausforderungen des 21. Jahrhun-
     Die Sicherheitsklammer umfasst die koordinierte Umsetzung der Sicherheitsforschung             derts anpasst, wurde im Jahr 2018 das nationale Verteidigungsforschungsprogramm
     (KIRAS) und der Verteidigungsforschung (FORTE). Bei KIRAS können sowohl zivile als             FORTE ins Leben gerufen. FORTE unterstützt nationale Forschungsvorhaben mit einem
     auch dual-use Anwendungen beforscht werden, bei FORTE rein militärische.                       rein militärischen Fokus und verhält sich dabei komplementär zu den zahlreichen im
            Umfassende Sicherheit („Comprehensive Security“) ist die Kernidee, die der              zivilen/gesamtstaatlichen Bereich vorhandenen Kompetenzen. FORTE dient auch als
     Sicherheitsklammer zugrunde liegt. Darunter ist die dauerhafte Gewährleistung eines            nationaler Erprobungsmechanismus für die Teilnahme österreichischer Akteure am
     hohen Niveaus an Lebensgrundlagen und Entfaltungsmöglichkeiten für alle Mitglieder             EU-Verteidigungsforschungsprogramm (EDF – European Defence Fund) im nächsten
     der Gesellschaft zu verstehen. Um diesem Ziel zu entsprechen, müssen zeitlich, regio-          mehrjährigen EU-Finanzrahmen.
     nal, geschlechtsspezifisch und sozio-kulturell unterschiedliche Gefährdungspotenziale,
     Risikowahrscheinlichkeiten und Risikodimensionen erfasst und kompensiert werden.               Aus militärischer Sicht ergeben sich für die Umsetzung der Verteidigungsfor-
            Mit dem zivilen Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS und dem Verteidi-                   schung sechs prioritäre Forschungs- und Technologiebereiche:
     gungs-Forschungsprogramm FORTE, die zusammen die sogenannte Sicherheitsklammer                 •   Cyber Defence
     bilden, wird den österreichischen Bedarfsträgern die Möglichkeit gegeben, sich mithilfe        •   Führungsinformationssysteme
     der Forschung für die mannigfaltigen Risiken und Bedrohungen bestmöglich zu wappnen            •   ABC-Abwehr
     und somit die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.                                         •   Counter-Improvised Expolsive Devices (Gegenmaßnahmen zu improvisierten
                                                                                                        Sprengmitteln)
     KIRAS                                                                                          •   Unmanned Aerial Vehicles („Drohnen-“) Abwehr
     Das Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS war bei seinem Start im Jahr 2005 das erste            •   Robotics und autonome Systeme
     seiner Art in Europa. KIRAS gilt als Vorreiter in der Sicherheitsforschung und ist bis heute
     auch wegweisend für das europäische Programm ESRP (European Security Research
     Programme). Primäres Ziel von KIRAS ist die Erhöhung der Sicherheit der Bürger sowohl          1.6 IPCEI
     auf objektiver wie auf subjektiver Ebene, was durch eine enge Zusammenarbeit zwischen
     Behörden und der Motivation der relevanten Akteure aus Forschung, Wissenschaft und             Important Projects of Common European Interest, abgekürzt IPCEI, sind ein beihilfe-
     Wirtschaft umgesetzt wird. Durch die verpflichtende Einbindung von Bedarfsträgern in           rechtliches Instrument der Europäischen Union zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit
     KIRAS wird sichergestellt, dass bedarfs- und nachfragegerecht geforscht und mittels            in der EU durch zielgerichtete Förderung der Industrie auf der Grundlage der Mitteilung
     integrativer Einbindung der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK) gewähr-           der Europäischen Kommission 2014/C188/02 aus dem Jahr 2014.
     leistet wird, dass nur Projekte mit gesellschaftlicher Akzeptanz gefördert werden (z.B.
     kein Nacktscanner!). Aufgrund des breiten Forschungsspektrum werden die Herausfor-             Förderbar sind hier vor allem zwei Arten von industriellen Vorhaben:
     derungen und die sich stetig wandelnden gesellschaftlichen Probleme im Hinblick auf            •   Vorhaben, die der Entwicklung eines neuen Produkts oder einer neuen Dienst-
     die Gewährleistung der umfassenden Sicherheit bewältigt.                                           leistung mit hohem Forschungs- und Innovationsgehalt dienen oder grundlegend
                                                                                                        innovative Produktionsprozesse ermöglichen.
     Forschung zu diesem Thema ist naturgemäß breit aufgestellt und orientiert                      •   Große Infrastrukturvorhaben oder Projekte zur Versorgungssicherheit im Bereich
     sich unter anderem an folgenden Fragen und Schwerpunkten:                                          Energie sowie generell jene Vorhaben, die einen signifikanten Beitrag zum Binnen-
     •   Führungsunterstützung für Einsatzkräfte im Krisenfall                                          markt leisten.
     •   Schutz Kritischer Infrastrukturen
     •   Flugbasierte Sensorplattformen                                                             IPCEIs ermöglichen somit die Förderung der heimischen Industrie durch Staatshilfen, die
     •   Sicherheit bei Großveranstaltungen                                                         regulär vom Wettbewerbsrecht nicht zugelassen werden würden.
     •   Grenzsicherheit (z.b. automatisierte Grenzkontrolle)
     •   Digitale Sicherheit / Cyber Security
     •   Studienprojekte im Themenfeld „Sicherheit und Gesellschaft“
     •   Untersuchungen zum Sicherheitsgefühl der Bevölkerung

20   Forschung im BMLRT                                                                                                                                                 Forschung im BMLRT    21
2                                             Forschung ist wichtig. Zum einen sind Wasser, Boden und Luft Grundla-
                                              gen für Leben und Lebensqualität. Diese Lebensgrundlagen erhalten sich
                                              nicht von selbst, sondern müssen geschützt und erforscht werden. Zum

Schwerpunkte
                                              anderen sind Forschung und Innovation wesentlich für die Versorgung mit
                                              Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie.

                                              Im verantwortungsbewussten Einsatz haben Innovation, Forschung und Fortschritt das

des For­schungs­
                                              Potenzial, an der Erhaltung und Verbesserung der Lebensgrundlagen wesentlich mitzu-
                                              wirken. Das ist die Aufgabe und das Anliegen des BMLRT. Dies steht in Einklang mit den
                                              SDGs (sustainable development goals).

programms

                                              Querschnittsthemen

                                              Mit dem aktuellen Forschungsprogramm geht das BMLRT einen neuen Weg. Die For-
                                              schungsschwerpunkte für die nächsten Jahre werden nicht nach Sektionen geordnet,
                                              sondern ganz bewusst entlang von Querschnittsthemen. Dies fördert die Interdiszipli-
                                              narität und ist aufgrund der großen übergreifenden Herausforderungen und Ziele der
                                              richtige und kreativitätsfördernde Ansatz.

                                              Die Schwerpunktthemen in diesem Forschungsprogramm lauten:
                                              1. Zukunftsfitte Natur- und Lebensräume
                                              2. Erneuerbare Rohstoffe, Klimawandel
                                              3. Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft
                                              4. Versorgungs- und Ernährungssicherung
                                              5. Digitalisierung
                                              6. Politikfolgenabschätzung

22   Schwerpunkte des For­schungs­programms                                                   Schwerpunkte des For­schungs­programms   23
Forschung im BMLRT – offen, partizipativ und interaktiv

     Das vorliegende Forschungsprogramm ist nicht als ein abgeschlossenes Programm zu          3
                                                                                               Forschungs­
     verstehen. Es spiegelt den aktuellen Status Quo in einem kontinuierlichen Programm-
     prozess wider, in dem über 100 Stakeholder aus der Forschungscommunity rund um das
     Thema Lebensgrundlagen involviert waren. Bei einer Veranstaltung am 23. Jänner 2019
     sowie in einem umfangreichen nachgelagerten Partizipationsprozess wurden diese Quer-

                                                                                               themen
     schnittsthemen in Themengruppen diskutiert und die Prioritäten, Meinungen und Anliegen
     der Beteiligten eingeholt – sie bilden die Grundlage dieses Forschungsprogrammes.
            Der Charakter des offenen und partizipativen Arbeitens soll auch in den nächsten
     Jahren beibehalten werden. Dieses Forschungsprogramm soll die Querschnittsthemen
     des BMLRT definieren. Jährlich erfolgt die Festlegung auf einen speziellen Schwerpunkt,
     um den sich ändernden Anforderungen und aktuellen Entwicklungen gerecht zu wer-
     den. Das gibt dem BMLRT die Möglichkeit zu einem kontinuierlichen Austausch mit der
     Scientific Community und es schafft über die Jahre Aktualität und Klarheit bezüglich
     der konkreten Forschungsschwerpunkte.

24   Schwerpunkte des For­schungs­programms                                                                  Forschungs­themen   25
aber letztlich auch von urbanen Wirtschafts- und Lebensstandorten entscheidet sich
                                                                                               am generationengerechten Zu- und Umgang mit natürlichen Ressourcen.
                                                                                                       Der Klimawandel sowie die zunehmenden Nutzungsansprüche durch die Gesell-
                                                                                               schaft setzen Natur- und Lebensräume stark unter Druck. Es gilt, gemeinsam Ansätze
                                                                                               und Schwerpunkte zu definieren, um den Herausforderungen der Gegenwart und der
                                                                                               Zukunft angemessen begegnen zu können. Dazu zählt auch, die erforderlichen For-
                                                                                               schungsschwerpunkte zum Erhalt und zur nachhaltigen Entwicklung von zukunftsfitten
                                                                                               Natur- und Lebensräumen auszuwählen.
                                                                                                       Das gezielte Setzen von Schwerpunkten für die Forschung ist auch Bekenntnis
                                                                                               dazu, mehr Wissen im Bereich des Schutzes von Natur- und Lebensräumen und Grund-
                                                                                               lagen für die Transformation in Richtung Nachhaltiger Entwicklung zu schaffen.

                                                                                               Themen, welche die Resilienz stärken und gemeinsame Lösungen
                                                                                               schaffen:

                                                                                               Förderung des nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen
                                                                                               Mit Anreizen und Maßnahmen sollen die Kreislaufwirtschaft und der nachhaltige Konsum
                                                                                               gefördert werden. Über einen sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen können
     3.1 Zukunftsfitte Natur- und Lebensräume                                                  wir die erforderlichen Entwicklungspfade langfristig sichern. Eine ressourcenschonende
                                                                                               Anwendung von neuen Potenzialträgern wie der Bioökonomie und erneuerbarer Energie
     Österreich bietet sowohl am Land als auch in der Stadt Lebensqualität in                  spielt hier eine Rolle.
     vielfältiger Art und Weise. Angemessenes Wirtschaften, Nutzung natür-
     licher Rohstoffe und Schutz der Ökosysteme erhalten diese Natur- und                      Analyse und Nutzung der Synergien von ländlichen und urbanen Räumen
     Lebensräume.                                                                              Schaffen eines Bewusstseins für die unterschiedlichen Funktionen und Potenziale für
                                                                                               Synergien zwischen ländlichen und urbanen Räumen unter Berücksichtigung des gesell-
                                                                                               schaftlichen Wandels (z.B. Strukturwandel des ländlichen Raumes, Attraktivität ländlicher
        „Als Grundlage für den gesamten ländlichen Raum und als Sicherstellung                 Regionen, Urbanisierung, Herausforderungen zukünftiger Mobilität, etc.).
        der nachhaltigen Bewirtschaftung dieser wertvollen Ressource ist es
        wichtiger denn je, diese gemeinsame Vision zu leben und hinaus zu tragen.“             Erhaltung und Verbesserung der Resilienz von Lebensräumen und
        (Österreichische Waldstrategie 2020+, S. 20)                                           Öko­systemen
                                                                                               Die Resilienz von Natur- und Lebensräumen soll durch Klimawandelanpassung und
                                                                                               nachhaltige Risikovorsorge gegenüber Naturgefahren erhöht werden. Dies unterstützt
     Österreich ist aufgrund der Lage in den Alpen durch kleinstrukturierte Lebens- und        die langfristige Sicherung des Lebens- und Wirtschaftsraumes.
     Wirtschaftsräume geprägt. Zusätzlich machen die Vielfalt und Schönheit der Natur- und
     Kulturlandschaften Österreich zu einer attraktiven Freizeit- und Tourismusdestination.    Potenzial der Digitalisierung für Natur- und Lebensräume nutzen
     Der Tourismus ist für Österreich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der – unter Beachtung   Die Digitalisierung kann einen wesentlichen Beitrag zur Förderung resilienter Natur- und
     der Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung – im Einklang mit den Interessen         Lebensräume leisten, sofern sie zielgerichtet und sinnvoll eingesetzt wird. So kann eine
     des Umweltschutzes steht. Um die hohe Güte von Produkten sowie die hochwertigen           nachhaltige digitale Infrastruktur, die dem ländlichen Raum zugänglich gemacht wird, zu
     Lebens- und Wirtschaftsbedingungen zu erhalten, sind neben einer angemessenen Infra-      Innovationen beitragen und Resilienz beeinflussende Risiken können identifiziert werden.
     struktur und ausreichenden Schutzvorkehrungen gegenüber Naturgefahren auch stabile,
     artenreiche Ökosysteme von großer Bedeutung. Die Zukunft von ländlichen Regionen

26   Forschungs­themen                                                                                                                                                Forschungs­themen    27
Nachhaltiger Tourismus                                                                   Realisierung von Innovations- und Wertschöpfungspotenzialen natürlicher
     Eine vernetzte und nachhaltige Tourismusentwicklung berücksichtigt auch zukünftige       Rohstoffe im Angesicht des Klimawandels
     klimawandelbedingte Änderungen und schafft ein Miteinander von Natur- und Touris-        •   Vermehrte Verwendung von Holz als nachwachsender, klimafreundlicher Roh-
     musräumen in Österreich. Darum sollen Projekte gefördert werden, die den Beitrag             stoff und Energieträger im Sinne der Bioökonomie (Holzdiesel und Holzgas aus
     des Tourismus und aller Beteiligten für den Erhalt von ländlichen bzw. benachteiligten       Waldbiomasse)
     Regionen und insbesondere die Herausforderungen der Berggebiete anerkennen.              •   Forcierung aller Nutzungsmöglichkeiten
                                                                                              •   von Holz entlang der Wertschöpfungskette (Nutzungskaskade)Nachhaltige Wald-
     Innovative und nachhaltige Mobilitätslösungen                                                bewirtschaftung im Spannungsfeld von Nutzung und Ansprüchen der Gesellschaft
     Nachhaltige Mobilitätslösungen gelten als vielversprechende Lösung für die Eindämmung    •   Aktiver Beitrag des Forst- und Holzsektors zum Klimaschutz und zur Anpassung
     von Verkehr und damit verbundenen Herausforderungen wie Emissionen, Umweltqualität           an den Klimawandel
     und Ressourcenverbrauch. Auch für die „letzte Meile“ im Tourismus können innovative      •   Wald als Ort für Erholung und Gesundheit (Green Care Wald)
     Mobilitätslösungen eine Entlastung für Natur- und Lebensräume bedeuten.                  •   Umgang mit bedrohten Waldökosystemen als Folge des Klimawandels vs. Insek-
                                                                                                  tenkalamitäten, Sturm- und klimabedingte Extremereignisse
     Forschung zu diesen Themen orientiert sich an folgenden Fragen und                       •   Innovation in der Nutzung des Rohstoffs Holz und seiner Bestandteile
     Schwerpunkten:                                                                           •   Nutzung der Wertschöpfungspotenziale in allen Aspekten der Nachhaltigkeit
                                                                                              •   Sektorübergeifende Konzepte zur bestmöglichen Nutzung von Wald und Land-
     Generationengerechtes Wirtschaften                                                           schaft als klimafitte Lebensräume
     •   Aufbau und Absicherung von klimafitten Wäldern                                       •   Entwicklung von integrierten Lösungen für klimaresiliente Stadträume (Starkregen-
     •   Bodenschutz – an die klimatischen Bedingungen angepasste Boden-                          management und Wurzelraum für Klimabäume)
         bewirtschaftung, Verhinderung von Bodenerosion und Stärkung des
         Wasserrückhaltevermögens                                                             Integratives Langzeitmonitoring der Natur- und Wirtschaftsräume
     •   Erhaltung und Förderung der Funktionalität der österreichischen Schutzwälder         •   Langfristige Messung von Geo- und Klimadaten
     •   Vereinbarkeit von Natur- und Umweltschutz mit einem zeitgemäßen,                     •   Weiterentwicklung von Monitoringsystemen und Ergänzung auch durch
         generationen­gerechten Wirtschaften                                                      Langzeitbeobachtungen
     •   Biodiversitätserhaltende und -fördernde Land-, Forst- und Wasserwirtschaft,          •   Österreichische Waldinventur als Instrument für ein integratives
         Garten-, Landschafts- und Gewässergestaltung                                             Langzeitmonitoring
     •   Sensibilisierung und Anreize für nachhaltiges Verhalten                              •   Langzeitmonitoring des Erhaltungszustands geschützter Arten und Lebensräume
     •   Nachhaltige, tiergerechte Nutztierhaltung, nachhaltige pflanzliche Produktion,           nach den Vorgaben der EU-Richtlinien (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie)
         biologische Landwirtschaft                                                           •   Einsatz und Weiterentwicklung von Fernerkundungsmethoden in der Land-,
     •   Nachhaltige, multifunktionale Waldbewirtschaftung                                        Forst- und Wasserwirtschaft, bei der Erkundung und Gewinnung primärer
     •   Ökosoziale Bilanzen einer modernen, nachhaltigen Landwirtschaft                          und sekundärer mineralischer Rohstoffe als Grundlage für die Ableitung von
     •   Klimawandel und Tourismus in Österreich                                                  Handlungsempfehlungen
     •   Zukunftsfitte Standortqualitätsforschung                                             •   Verbesserung von Modellsystemen für die Prognose von Entwicklungen
     •   Mobilfunkabdeckung auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen zur Nutzung der       •   Modell/Prognoseunsicherheit: Schaffung von Verständnis durch Verständlichkeit
         Digitalisierung in der nachhaltigen Bewirtschaftung                                  •   Monitoring von innerstädtischer Vegetation hinsichtlich des Beitrags zur
     •   Begleitendes Monitoring der 5G Strategie                                                 Klimaresilienz
     •   Messung der Akzeptanz von Tourismus in der Bevölkerung
     •   Neue Konzepte für die Kooperation Landwirtschaft und Tourismus

28   Forschungs­themen                                                                                                                                               Forschungs­themen   29
Das Programm für Forschung und Entwicklung des BMLRT soll die forschungsrelevanten
                                                                                                 Aspekte der #mission2030 näher beleuchten und darstellen, wie diese idealerweise
                                                                                                 aufeinander abgestimmt werden können und wie eine Umsetzung erfolgen kann. Außer-
                                                                                                 dem soll es dabei unterstützen, diese Themen bestmöglich in der zur Erarbeitung an-
                                                                                                 stehenden FTI-Strategie der Bundesregierung sowie dem EU-Rahmenprogramm Horizon
                                                                                                 Europe, auch auf Projektebene zu verankern.

     3.2 Erneuerbare Rohstoffe, Klimawandel

     Mit der Klima- und Energiestrategie #mission2030 wird „sauberes Wachs-                      Die Leuchttürme der #mission2030 enthalten einzelne
     tum“ für Österreich als notwendige Option festgelegt. Dies erfordert En-                    Maßnahmenbündel und lauten wie folgt:
     gagement und Ambitionen: 8 Aufgaben und 12 Leuchtturmprojekte geben
     einen klaren Rahmen für die relevanten Forschungsfragen vor.                                •   Leuchtturm  1: Effiziente Güterverkehrslogistik
                                                                                                 •   Leuchtturm  2: Stärkung des schienengebundenen Öffentlichen Verkehrs (ÖV)
     Die österreichische Klima- und Energiestrategie gibt Ziele bis 2030 für klimaverträgliche   •   Leuchtturm  3: E-Mobilitätsoffensive
     Wirtschafts- und Energiesysteme vor. Zentrale Ziele sind eine Minderung der Treibhaus-      •   Leuchtturm 4: Thermische Gebäudesanierung
     gasemissionen außerhalb des Emissionshandels um 36 % bis 2030 gegenüber 2005 und            •   Leuchtturm 5: Erneuerbare Wärme
     100 % des österreichischen Stroms (bilanziell) aus erneuerbaren Energien zu erzeugen.       •   Leuchtturm 6: 100.000-Dächer-Photovoltaik- und Kleinspeicher-Programm*
     Dies soll insbesondere durch eine nachhaltige Kombination aus bewusstseinsbildenden         •   Leuchtturm  7: Erneuerbarer Wasserstoff und Biomethan
     Maßnahmen, der effizienten Nutzung von erneuerbaren Energien und der gezielten              •   Leuchtturm 8: Green Finance
     Unterstützung innovativer Umwelttechnologien erreicht werden.                               •   Leuchtturm 9: Energieforschungsinitiative 1 – Bausteine für die Energiesysteme
            Mit der #mission2030 bekennt sich die Bundesregierung klar zur Forschung                 der Zukunft
     und zur Umsetzung innovativer Lösungen als Schlüssel zu einem umweltfreundlichen,           •   Leuchtturm 10: Energieforschungsinitiative 2 – Programm Mission Innovation
     nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort, bei dem Klimaschutz und                Austria
     Wirtschaftswachstum Hand in Hand gehen, um Lebensqualität und Wohlstand zu sichern:         •   Leuchtturm 11: Kommunikation – Bildung und Bewusstsein schaffen für eine nach-
                                                                                                     haltige Zukunft
                                                                                                 •   Leuchtturm 12: Bioökonomie-Strategie.
        „Wir brauchen ein Energiesystem, das sicher, nachhaltig, innovativ und wett­
        bewerbsfähig zugleich ist.“ (Vorwort zur #mission2030 von Elisabeth Köstinger)

30   Forschungs­themen                                                                                                                                               Forschungs­themen   31
Unterstützung laufender und geplanter Missionen auf nationaler und                         Fragen und Schwerpunkte der #mission2030:
     europäischer Ebene: Die Themen der #mission2030 mit Leben füllen.                          Gemeinsam nachhaltige Lösungen schaffen.

     Das BMLRT unterstützt die in der #mission2030 angestrebten Ziele bestmöglich mit           •   Förderung des „Living-Lab-Ansatzes“ in der Forschung (Reale Erprobung von
     folgenden Maßnahmen:                                                                           Technologien und Lösungen)
                                                                                                •   Förderung von Demonstrationsanlagen und Prototypen
     Dekarbonisierung                                                                           •   Governance und Klimaschutz (international, europäisch, national, regional und
     Österreich strebt die Dekarbonisierung des Wirtschaftssystems und damit auch eine              lokal)
     Weiterentwicklung des Energiesystems zu einer modernen, ressourcenschonenden und           •   Unterstützung der wirtschaftlichen Transformation zu einer dekarbonisierten
     dekarbonisierten Energieversorgung bis 2050 an. Möglich ist dieser Ausstieg nur, wenn          Wirtschaft
     bis dahin Forschung und Entwicklung im Bereich neuer Technologien stattfinden, welche      •   Förderung einer engeren Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und
     die Erreichung dieses Ziels maßgeblich unterstützen können.                                    Wirtschaft
                                                                                                •   Innovation als Triebfeder zu Dekarbonisierung der energieintensiven Industrie
     Transformation der Gesellschaft                                                            •   Forcierung einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft
     Die #mission2030 ist nicht nur ein Aufruf an Politik und Wirtschaft, sondern geht uns      •   Einsatz von fortschrittlichen Biokraftstoffen auch in der Landwirtschaft
     alle an. Ein angepasster Lebensstil und bewusste Verhaltensänderungen, vor allem bei       •   Optimierung des Düngemitteleinsatzes im Sinne der Nachhaltigkeit
     Ernährung, Wohnen und Mobilität, tragen zur Erhaltung einer intakten Umwelt bei.           •   Reduktion von Emissionen in der Tierhaltung inkl. tierschutzgerechter Verbesse-
                                                                                                    rungen (z.B. bedarfsangepasste Nährstoffversorgung der Tiere, Optimierungen der
     Verankerung von Forschungsaspekten der #mission2030 in der nationalen                          Düngungskette, etc.)
     FTI-Strategie und EU-Forschungsrahmenprogrammen                                            •   Im Hinblick auf die Bioökonomiestrategie als Resultat der #mission2030: Verstärk-
     Mit einer Schwerpunktsetzung in der Erneuerbaren Energie-Forschung, der großflächigen          ter Einsatz nachwachsender statt fossiler Ressourcen
     Erprobung sowie der Förderung von Demonstrationsanlagen, der Bioökonomie (Einsatz          •   Ökologische und technologische Lebensstilanpassung zur Erreichung der Ziele
     nachwachsender Rohstoffe statt fossiler Ressourcen) und der Klimawandelanpassung               des Pariser Übereinkommens
     sollen die Forschungsaspekte der #mission2030 auch Platz in der nationalen FTI-Strategie   •   Anpassung an den Klimawandel in allen relevanten Sektoren entsprechend den
     sowie dem EU-Forschungsrahmenprogramm finden – wie dies in den Missionen (mission              Kriterien der Nachhaltigen Entwicklung
     areas) von Horizon Europe auch schon angedeutet wird.                                      •   Förderung und Nutzung nachhaltiger Energiespeichertechnologien, erneuerbarer
                                                                                                    Energieträger und Abwärme sowie Umstieg auf diese
                                                                                                •   Raumplanung, qualitativer Bodenschutz & quantitative Flächennutzung
                                                                                                •   Weiterentwicklung von smarten Lösungen unter Nutzung der Möglichkeiten der
                                                                                                    Digitalisierung

32   Forschungs­themen                                                                                                                                                Forschungs­themen   33
Abhängigkeit von mineralischen Rohstoffen verringern.
                                                                                               Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen sowie Sicherung
                                                                                               von strategischen Hochtechnologie-Rohstoffen.

                                                                                               Weltweit sind in den letzten Jahren der Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen
                                                                                               stark gestiegen. Prognosen erwarten einen weiteren hohen Anstieg des globalen Ressour-
                                                                                               cenverbrauchs auf rund 180 Mrd. Tonnen pro Jahr bis 2050. In diesem Kontext spielen
                                                                                               die Kreislaufwirtschaft, die Verlängerung der Nutzungsdauer, die verstärkte Wiederver-
                                                                                               wendung von Produkten, das Recycling, die Nutzung von Sekundärrohstoffen sowie die
                                                                                               Entwicklung von neuen innovativen Werkstoffen bzw. Substitution von Materialien eine
                                                                                               relevante Rolle. Das Thema „Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft“ wird in der
                                                                                               nationalen FTI Strategie verankert. Der bestmöglichen Substitution fossiler Energieträger
                                                                                               bzw. von Rohstoffen mit höheren Lebenszyklusemissionen ist besonderes Augenmerk
                                                                                               zu schenken.

                                                                                                  „Die Schaffung einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft, bei der es darum
                                                                                                  geht, den Wert von Produkten, Stoffen und Ressourcen innerhalb der Wirtschaft
                                                                                                  so lange wie möglich zu erhalten und möglichst wenig Abfall zu erzeugen, ist
     3.3 Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft                                             ein wesentlicher Beitrag zu den Bemühungen der EU um eine nachhaltige, CO2-
                                                                                                  arme, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft.“ (Aktionsplan
     Unsere Ressourcen sind endlich. Mit Blick auf den Klimawandel ist ein                        der EU für Kreislaufwirtschaft („Closing the Loop“), Europäische Kommission)
     vorausschauendes und auf Schonung der Kreislauffähigkeit bedachtes
     Ressourcenmanagement notwendiger denn je.
                                                                                               Aus diesem Grund sollen die Forschungsvorhaben der nächsten
     Aufgabe des BMLRT ist es, für ein lebenswertes Österreich mit reiner Luft, sauberem       Jahre folgende Themen forcieren:
     Wasser, einer vielfältigen Natur, für qualitativ hochwertige und leistbare Lebensmittel
     und für die Versorgung mit Wasser, Energie und Rohstoffen zu sorgen. Auch viele           Steigerung der Ressourceneffizienz, Realisierung einer Kreislaufwirtschaft
     Forderungen im Aktionsplan der EU für Kreislaufwirtschaft („Closing the Loop“) be-        Durch Kreislaufführung und Verlängerung der Nutzungsdauer sowie einer Prozessopti-
     ziehen sich darauf. Die Sicherung der Lebensgrundlagen der Menschen steht also im         mierung soll die Ressourceneffizienz erhöht und eine Kreislaufwirtschaft nach und nach
     Mittelpunkt der Arbeit im BMLRT. Dafür braucht es ein vorausschauendes, effizientes       verwirklicht werden.
     und effektives Ressourcenmanagement. Hierbei soll das Wirtschaftswachstum vom
     Ressourcenverbrauch weitgehend entkoppelt werden. Die Entwicklung und der Übergang        Unabhängigkeit von mineralischen und fossilen Rohstoffen
     für eine wettbewerbsfähige und ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft in Österreich     Die Nutzung von erneuerbaren Rohstoffen soll bis 2030 verstärkt forciert werden. Das
     ist ein Programmschwerpunkt im BMLRT. Ein entscheidender Schlüsselfaktor für weitere      Ziel ist der weitestgehende Ersatz von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und
     nachhaltige Ressourceneffizienzsteigerungen liegt in der Betrachtung des gesamten         Kohle durch erneuerbare Rohstoffe, die nachhaltig produziert und kontinuierlich in der
     Lebenszyklus einer Ressource – von der Bereitstellung (Gewinnung, Aufbereitung) über      benötigten Menge bereitgestellt werden können.
     ihre Nutzung (Produktion/Verbrauch/Konsum) bis hin zur Wiedergewinnung von Rohstof-
     fen (Recycling). Dafür sind technologische und soziale Innovationen unerlässlich. Damit   Sicherung der heimischen Ressourcen und Stärkung ihrer Resilienz
     wird eine Verschiebung des Angebots und der Nachfrage nach innovativen umwelt- und        Die Bundesregierung verfolgt eine aktive Rohstoffpolitik, wie es auch in der Neuaus-
     ressourcenschonenden Produkten und Dienstleistungen deutlich beschleunigt.                richtung der Rohstoffstrategie des BMLRT und der „Raw Materials Initiative“ der Euro-
                                                                                               päischen Union zum Ausdruck kommt. Dabei steht die regionale Versorgungssicherheit
                                                                                               von mehreren Generationen an zentraler Stelle.

34   Forschungs­themen                                                                                                                                                Forschungs­themen    35
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