Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun

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Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
Programmheft
August 2018
bis Januar 2019
Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
Inhaltsverzeichnis
          Ausstellungen / Exhibitions                                                Sammlung

    5     Aus dem Museumsalltag                                            19        Unter sechs Augen
    6     Marquard Wocher                                                  22        Rückschau durch 70 Jahre
          kommt zurück                                                     25        Sofa sucht Storys
 7        Bergwärts                                                                  Kunstvermittlung

 8        Wir feiern 70 Jahre                                              26        Bergwärts nach Aeschi
 9        Cantonale Berne Jura                                                       und auf den Niesen
10        Ortswechsel                                                                Kinderseite

          Fokus                                                            28        Entdeckungen im Quadrat
11        Mit gespitzten Ohren                                                       Förderverein

          durch Thun                                                       29        Gesprächsstoff,
          Jubiläum                                                                   Prost und Cervelat
13        Glückwünsche                                                               Aussenblick

          Agenda                                                           30        Museum und Familie
16        August 2018                                                                Programm

          bis Januar 2019                                                  31        August 2018 bis Juli 2019

Impressum / Imprint                               Bildnachweis / Credits                           Kunstmuseum Thun
                                                                                                   Thunerhof, Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun
Direktorin: Helen Hirsch                          Reto Leibundgut, Sabine Portenier, Dominik       T 033 225 84 20, F 033 225 89 06
Redaktion: Geraldine Wullschleger                 Stauch, Frühstück mit Manet, 2000,               kunstmuseum@thun.ch
Konzept: Helen Hirsch, Anja Seiler,               ­Kunstmuseum Thun, Foto: Christian Helmle        Di – So 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 19 Uhr / Tue – Sun 10
Sara Smidt, Geraldine Wullschleger                 Backcover: Gertrud Schwyzer (1886–1970),        a.m. – 5 p.m., Wed 10 a.m. – 7 p.m.
Texte: Raffaella Chiara, Marianne                  ohne Titel, Ärmel und schwarze Handschuhe,      Montags geschlossen / Closed on Mondays
­Dumermuth, Roman Gimmel, Konrad                   Wasserfarbe, Bleistift auf festes Papier,       Eintrittspreise / Admission: CHF 10.– / 8.–
 Hädener, Helen Hirsch, Raphael Lanz,              21 × 31 cm, undatiert, Sammlung Herisau, o.
 Rut Reinhard, Anja Seiler, Peter Siegenthaler,    Inv. Nr., © KB-018299/S 1                       Thun-Panorama
 Sara Smidt, Katrin Sperry, Julian von Känel,                                                      Schadaupark, 3602 Thun
 Geraldine Wullschleger                           Mit grosszügiger Unterstützung von /             T 033 223 24 62, F 033 221 18 74
                                                  With the generous support of:                    panorama@thun.ch
Lektorat: Gecko Lingua, Helen Hirsch, Anja                                                         Di – So 11 – 17 Uhr / Tue – Sun 11 a.m. – 5 p.m.
Seiler, Sara Smidt, Geraldine Wullschleger                                                         Montags geschlossen / Closed on Mondays
Übersetzung: Gecko Lingua                                                                          Eintrittspreise / Admission: CHF 9.– / 8.–
Gestaltung: B&R, Bern
Druck: Stämpfli AG, Bern                                                                           Freier Eintritt ins Kunstmuseum Thun und ins
                                                                                                   Thun-Panorama an jedem ersten Samstag
 © 2018 Kunstmuseum Thun                                                                           im Monat / Free entry to Kunstmuseum Thun
 © 2018 Texte / Texts: AutorInnen / Authors                                                        and Thun-Panorama each first Saturday of
 © 2018 Abbildungen / Illustrations:                                                               the month.
­Kunstmuseum Thun,
 FotografInnen / ­Photographers                                                                    Ausführliche Informationen auf unserer
                                                  Finde uns auf Facebook und Instagram! /          ­Webseite: / Detailed information on
                                                  Find us on Facebook and Instagram!                our ­website: www.kunstmuseumthun.ch

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Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
Ein runder Geburtstag                                           Kunstkommission ins Leben. Nach Glaus’ Agenda war die
                                                                erste Sitzung am 2. Juni. Und Glaus sollte die Kunstsamm-
                                                              lung bis 1954 leiten. Dank dieser Initiative können wir heute
Was hat das Kunstmuseum Thun gemeinsam mit                    nun auf 70 Jahre Kunstmuseum zurückblicken, in denen
­bekannten Persönlichkeiten wie Martin Suter, John M.         sich die Institution einen Namen weit über die Region und
 Armleder, Not Vital, Swetlana Alexijewitsch, Ian McEwan,     die Landesgrenzen hinaus schaffen konnte. Den vergange-
 Kathy Bates, Gérard Depardieu, Cat Stevens, Jean Reno,       nen Jahren mögen viele erfolgreiche in der Zukunft folgen.
 Bernhard Russi, Robert Plant, Jean-Michel Jarre, Jeremy      In diesem Sinn: ad multos annos, liebes Kunstmuseum!
 Irons, Olivia Newton-John, Chris de Burgh, Bille August,          Aus Anlass des Jubiläums wird sich in der zweiten ­Jahres-
 T. C. Boyle oder Donna Summer? Sie alle können, wie          hälfte alles um die Sammlung drehen. Auch mit den
 auch unser Museum, in diesem Jahr 70 Kerzen auf dem          ­einzelnen Beiträgen im Programmheft legen wir den Fokus
 Geburtstagskuchen ausblasen!                                  auf unsere Jubiläumsausstellung.
     1948 wurde das Kunstmuseums Thun gegründet.                   Jetzt möchte ich Sie herzlich einladen, mit uns das
 In der Nachkriegszeit schrieb Thun ein Stück Museums­         ­Jubiläum zu feiern, sei es indem Sie dem Museum immer
 geschichte. Dazu brauchte es Menschen mit Visionen,            mal wieder einen Besuch abstatten oder indem Sie uns
 die auch bereit waren, für ihre Ideen Berge zu versetzen.      helfen, am Samstag, dem 18. August ab 11 Uhr die 70 Kerzen
 So beispielsweise der Künstler Alfred Glaus (1890–1971),       auf dem Geburtstagskuchen auszublasen. Und noch
 der folgendes verfasste: «Von kleineren, Thun ähnlichen        etwas: Werden Sie in diesem Jahr selbst 70? Dann erwartet
 Gemeinden in der Schweiz haben Aarau seit 1860, Chur           Sie am 29. August ab 18 Uhr im Kunstmuseum eine kleine
 seit 1900, Glarus seit 1870, La Chaux-de-Fonds seit 1864,      Überraschung. Kommen Sie vorbei!
 Le Locle seit 1862 und Olten seit 1845 ihre ‹öffentlichen
 Kunstsammlungen›, welche eine permanente Sammlung            Helen Hirsch, Direktorin
 mit wechselnden temporären Kunstausstellungen
 ­umfassen. Es scheint uns, dass Thun seiner Entwicklung
  gemäss, sich diesen Orten zur Seite stellen dürfte […].
  Man müsste jetzt den Mut haben, etwas Ganzes und End-
  gültiges zu schaffen.»
     Die Geschichte der Kunstsammlung der Stadt Thun
  beginnt mit einem politischen Entscheid. Im Sommer
  1948 rief der Gemeinderat – nachdem Glaus, Gemeinderat
  Fritz Lehner und Stadtpräsident Paul Kunz die nötigen
  Vorbereitungen vorgenommen hatten – eine fünfköpfige

A round birthday
What has the Kunstmuseum Thun in common with
famous personalities such as Martin Suter, John M.
­Armleder, Not Vital, Svetlana Alexievich, Ian McEwan,
 Kathy Bates, Gérard Depardieu, Cat Stevens, Jean
 Reno, Bernhard Russi, Robert Plant, Jean-Michel Jarre,
 Jeremy Irons, Olivia Newton-John, Chris de Burgh,            Foto: Carolina Piasecki
 Bille August, T. C. Boyle or Donna Summer? All of them,
 like our museum, can blow out 70 candles on the
 birthday cake this year!                                     Glaus' agenda the first meeting took place on 2 June. And
     The Kunstmuseum Thun was founded in 1948. In the         Glaus was to manage the art collection until 1954. Thanks to
 post-war period Thun wrote a piece of museum history.        this initiative, we can now look back on 70 years of the art
 This required people with vision who were also willing       museum, in which period the institution made a name for
 to move mountains for their ideas. For example, the artist   itself far beyond the region and its national borders. The
 Alfred Glaus (1890–1971) wrote the following:                past years may be followed by many successful ones in the
 “Smaller municipalities in Switzerland similar to Thun       future. In this sense: ad multos annos, dear art museum!
 have their ’public art collections’, Aarau since 1860,          On the occasion of the anniversary, everything will
 Chur since 1900, Glarus since 1870, La Chaux-de-Fonds        revolve around the collection in the second half of the
 since 1864, Le Locle since 1862 and Olten since 1845,        year. The individual contributions given in this programme
 which comprises a permanent collection with alternating      booklet will also focus on our anniversary exhibition.
 ­temporary art exhibitions. It seems to us that, according      Now I would like to cordially invite you to celebrate
  to its development, Thun should be able to surpass          the anniversary with us, either by visiting the museum from
  these places […]. You'd have to have the courage to do      time to time or by helping us to blow out the 70 candles
  something complete and final now.”                          on the birthday cake on Saturday, 18 August from 11 a.m.
     The history of the art collection of the city of Thun    And one more thing: Will you become 70 this year?
  begins with a political decision. In the summer of 1948,    Then you can expect a little surprise at the Kunstmuseum
  the city council launched a five-member art commission,     on the 29th of August, at 6 p.m. Come over!
  after the necessary preparations were made by Glaus,
  Councillor Fritz Lehner and Mayor Paul Kunz. According to   Helen Hirsch, Director

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Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
VERANTWORTUNG
    wird bei uns grossgeschrieben.
    Als Familienunternehmen engagieren wir uns sozial, ökonomisch, ökologisch und kulturell.

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Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
Ausstellungen / Exhibitions

Aus dem
Museumsalltag

                                                                                  Foto: Kunstmuseum Thun

Kunst regt an, über sich und die Welt nachzudenken,
öffnet die Sinne und fördert Begegnungen. Davon ist die
­Kunstvermittlerin Rut Reinhard überzeugt und berichtet
 im Folgenden aus ihrem Tätigkeitsfeld und was sie immer
 wieder aufs Neue an ihrer Arbeit fasziniert.

«Aha, du bist Kunstvermittlerin – das heisst, du berätst     Ausstellung jedes Mal mit neuen Augen. Für längerfristi-
mich, wenn ich ein Kunstwerk kaufen will?» Diese Ver-        ge Projekte suchen wir meistens die Kooperation mit
ständnisfrage wird mir oft gestellt, wenn ich sage, dass     Partnern. Mit «und» das Generationentandem verbindet
ich als Kunstvermittlerin am Kunstmuseum Thun arbeite.       uns bspw. eine mehrjährige Zusammenarbeit. Gerne
    «Das nicht gerade. Aber ich kann dich dabei unter­       ­erinnere ich mich an das angeregte Café drunter & drüber,
stützen, dir das Kunstwerk auf andere Art anzueignen»,        bei dem es darum ging, in generationengemischten Teams
antworte ich dann manchmal.                                   Geschichten zum Thun-Panorama zu erfinden. Beim
    «Was! Du leistest Beihilfe zum Diebstahl?»              ­Projekt Bergwärts nach Aeschi haben junge Geflüchtete
    «Sozusagen. Allerdings nicht materiell. Ich kann dir      aus der Kollektivunterkunft Aeschiried und Frauen, die
Zugänge zu einem Werk aufzeigen, Türen öffnen, indem          sich im Café International der ref. Kirchgemeinde Aeschi
ich dich zum Fragen animiere und so deine eigenen             engagierten, gemeinsam eine Ausstellung entwickelt.
Gedanken, deine Fantasie ins Fliessen bringe. Dich viel-      Diesen Prozess zu moderieren, der von November 2017 bis
leicht auch mal mit Hintergrundinformationen beliefere.       April 2018 gedauert hat, war anspruchs­voll und lehrreich.
Oder ich versuche, dich zu eigenem kreativen Tun zu           Durch die Beschäftigung mit Werken aus der Sammlung des
ermutigen – einfach, weil es Freude macht und du dabei        Kunstmuseum Thun begegneten sich die Beteiligten auf
vielleicht etwas Neues über dich selber und über künstle-     eine neue Art und es entstand ein vertieftes Verständnis
risches Arbeiten erfährst. In diesem Sinne unterstütze        füreinander.
ich dich darin, in Beziehung zu einem Werk zu treten und          Bevor ein Projekt dieser Art realisiert werden kann,
dir auf diese Art das Werk zu eigen zu machen.»               müssen Kontakte geknüpft werden. Dann geht es darum,
    Die Arbeit von uns Kunstvermittlerinnen beginnt immer     sich darüber zu verständigen, was man gemeinsam
lange vor der Eröffnung einer neuen Ausstellung. Wir          will. Bevor es an die praktische Umsetzung geht, gibt es
beschäftigen uns mit dem Thema der Ausstellung und mit        viel Konzept- und Organisationsarbeit, Planungssitzun-
den Künstlerinnen und Künstlern, deren Werke gezeigt          gen und Mailverkehr.
werden. Wir versuchen, ihre Arbeitsweise zu verstehen             Die Arbeit als Kunstvermittlerin fordert mich intellektu-
und uns in ihren Kosmos hineinzudenken.                       ell, gestalterisch und sozial. Das macht sie abwechs-
    Wir Vermittlerinnen sind gefragt, wenn interaktive        lungsreich und spannend. Und wenn ich erlebe, wie Kunst
­Ausstellungsbesuche gewünscht werden – oft von Schul-        Menschen anregt, über sich und die Welt nachzudenken,
 klassen aller Stufen. Aber längst nicht nur das, auch        wie sie ihre Sinne öffnet und Begegnungen fördert,
 Erwachsene schätzen es inzwischen, sich einbringen zu        ­empfinde ich sie als ausserordentlich sinnvoll.
 können. Mir sind die Ausstellungsbesuche mit unter-
 schiedlichen Gruppen eine Bereicherung. So sehe ich die

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Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
Marquard Wocher kommt zurück.                                          Basel-based artist Marquard Wocher died in 1830 at the
                                                                       age of 70. Impoverished and without progeny, his entire
Eine theatralische Führung                                             legacy was offered in a bankruptcy auction. This included
                                                                       the huge panorama painting, which can be seen today
                                                                    in the Thun-Panorama. But a peep into history shows that
                                                                    it could have been different, for the painter Marquard
                                                                    Wocher was creative in many walks of life. He developed,
Thun-Panorama                                                       for example, a running machine with three wheels for
                                                                    two people. And he did that at the same time as Karl
Mit 70 Jahren stirbt der in Basel lebende Künstler                  ­Friedrich Christian Drais. While the latter patented his
­Marquard Wocher 1830. Verarmt und ohne Nachkommen                   origi­nal bicycle in 1818, Wocher did not. Would he have
 wird seine gesamte Hinterlassenschaft in einer Konkurs­             achieved wealth and fame otherwise?
 auktion angeboten. Darunter auch das riesige Panorama-                   Now Marquard Wocher is set to make a comeback!
 bild, welches heute im Thun-Panorama zu sehen ist.                  Amateur actor Urs Gretener embodies the versatile artist
 Doch ein Blick in die Geschichte zeigt: Es hätte auch               and together with a cultural mediator, presents in a
 anders kommen können! Denn der Maler Marquard Wocher                ­theatrical guided tour the dazzling facets of the presently
 war an vielen Fronten kreativ. Er entwickelte beispiel­              virtually forgotten artist. The suspense is built up by
 weise eine Laufmaschine mit drei Rädern für zwei                     ­drama teacher Gisella Bächli of La vita è bella. Dates for
 ­Personen. Und dies zur gleichen Zeit wie Karl Friedrich              the public are advertised in the event calendar. This tour
  ­Christian Drais. Während dieser sein Ur-Fahrrad 1818                can also be booked for groups. More information is
   zum Patent anmeldete, unterliess Wocher dies. Wäre er           ­available on the website.
   sonst zu Reichtum und Ruhm gekommen?
       Nun kommt Marquard Wocher zurück! Laienschau­
   spieler Urs Gretener verkörpert den vielseitigen Künstler
   und zeigt in einer theatralischen Führung zusammen mit
   einer Kulturvermittlerin die schillernden Facetten des
   heute fast vergessenen Künstlers. Den dramaturgischen
   ­Spannungsbogen entwickelt die Theaterpädagogin
    Gisella Bächli von La vita è bella. Öffentliche Termine sind
    im Veranstaltungskalender ausgeschrieben. Diese Füh-
    rung ist auch für Gruppen buchbar. Weitere Informationen
    sind auf der Webseite erhältlich.

                                                                                         Der Basler Künstler Marquard Wocher
                                                                                         schafft 1814 das erste Panorama der Schweiz.
                                                                                         ­Fasziniert vom Berner Oberland entwirft er
                                                                                          ein Rundbild von 38 Metern Lauflänge
                                                                                          der Kleinstadt Thun und deren Umgebung,
                                                                                          mit Blick bis in die Alpen des Berner Oberlands.
                                                                                          ­Detailreich wirft dieses Bild einen Blick auf
                                                                                           das Thuner Alltagsleben vor 200 Jahren und
                                                                                           wird mit den unzähligen Geschichten zu
                                                                                           einem Wimmelbild für Gross und Klein. Heute
                                                                                           ist das Panorama das älteste Rundbild der
                                                                                           Welt und ein Depositum der Gottfried Keller-­
                                                                                           Stiftung. Das Thun-Panorama ist ­saisonal
                                                                                           geöffnet von März bis November. Im Erd­
                                                                                           geschoss befindet sich die Dauerausstellung
                                                                                           360° mit Hintergründen zur Geschichte.

                                                                                         In 1814, artist Marquard Wocher from Basel
                                                                                         created the first panorama of Switzerland.
                                                                                         ­Fascinated by the Bernese Oberland, he
                                                                                          ­executed a cyclorama of 38 metres length of
                                                                                           the small town of Thun and its surroundings,
                                                                                           with views as far as the Alps of the Bernese
                                                                                           Oberland. This picture offers a detailed view of
                                                                                           the everyday life of Thun 200 years ago and
                                                                                           with its innumerable stories becomes a
                                                                                           ­“hidden objects” picture for the young and the
                                                                                            old alike. Today, the Panorama is the world's
                                                                                            oldest cyclorama and a deposit of the Gottfried
                                                                                            Keller Foundation. The Thun-Panorama is
                                                                                            seasonally open from March until the end of
                                                                                            November. There is the permanent exhibition
                                                                                            360° on the ground floor with information
                                                                                            about the history.

Foto: Thun-Panorama

6                                                  Ausstellungen / Exhibitions
Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
Ausstellungsansicht Ian G. C. White

Bergwärts. Marquard Wochers                                      Although the mountains were regarded as a place of ­horror
                                                                 in his time, the young Albrecht von Haller from Bern
Gipfelwelten gestern und heute                                   embarked on a tour of discovery of Switzerland and the
                                                                 mountains. Traces of his experiences: he worked on
11.3.– 25.11.2018, 3.3.– 28.4.2019                               a poem for over three years, which he published in 1732
                                                                 with the title The Alps. Its readers were intrigued and
                                                                 developed an unprecedented enthusiasm for the moun-
Thun-Panorama                                                    tains. The exhibition focuses on this change. Historical
                                                                 personalities from the arts, research, tourism and alpinism
Obwohl die Bergwelt zu seiner Zeit als ein Ort des               show with their experiences in the Bernese Oberland the
­Schreckens gilt, nimmt sich der junge Berner Albrecht           ­beginnings of the mountain enthusiasm, which continues
 von Haller vor, während seiner Entdeckungstour durch             till today. In addition, the question of the mountains as
 die Schweiz auch die Berge zu bereisen. Das Erlebte              the living space of today is taken up in two mediation pro-
 ­hinterlässt Spuren: Über drei Jahre arbeitet er an einem        jects. While the project in Aeschi was carried out last
  Gedicht, welches er 1732 unter dem Titel Die Alpen              spring, the project on the Niesen is scheduled for autumn.
  ­veröffentlicht. Seine Leserschaft ist fasziniert und entwi-    Employees of the Niesenbahn will conduct an exhibition
   ckelt eine bisher nie dagewesene Begeisterung für die          of works from the collection of the Kunstmuseum Thun
   Berge. Die Ausstellung nimmt sich diesem Wandel an.            in their mountain restaurant. Insights into the two projects
   Historische Persönlichkeiten aus Kunst, Forschung, Touris-     can be found in the exhibition in the Thun-Panorama.
   mus und Alpinismus zeigen mit ihren Erfahrungen aus
   dem Berner Oberland die Anfänge der Bergbegeisterung,         Vernissage auf dem Niesen mit Lesung
   welche bis heute anhält. Zusätzlich wird die Frage nach       von Esther Pauchard / Opening on the Niesen
   den Bergen als Lebensraum von heute in zwei Vermittlungs-     with reading by Esther Pauchard:
   projekten gestellt. Während das Projekt in Aeschi bereits     11.10.2018, 18.30 / 6 p.m.
   im letzten Frühjahr durchgeführt wurde, steht das Projekt
   auf dem Niesen im Herbst auf dem Programm: Mitarbei-          (auf Anmeldung unter / Registration at: www.niesen.ch)
   tende der Niesenbahn realisieren in ihrem Bergrestaurant
   eine Ausstellung mit Werken aus der Sammlung des
   Kunstmuseum Thun. Einblicke in die beiden ­Projekte gibt
   es in der Ausstellung im Thun-Panorama.

7                                                Ausstellungen / Exhibitions
Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
Wir feiern 70 Jahre. Mit alten                                          Kunstmuseum Thun is celebrating its 70th anniversary
                                                                        with a versatile exhibition. In the process, relationship
und neuen Bekanntschaften                                               ­networks, connections and friendships around the
                                                                         ­Kunstmuseum Thun and its collection are taken up. The
18.8.– 18.11.2018                                                         wide range of Thun artists distinguishes the collection
                                                                          and makes it a visual memory of the region. The artworks
                                                                          of the collection are viewed in terms of the decades,
Kunstmuseum Thun                                                          starting in the present time. The journey into the past
                                                                          focuses on personal stories and anecdotes that are told
Mit einer vielseitigen Ausstellung feiert das Kunstmuseum                 in a ­variety of ways. The depot is the heart of the collected
Thun das 70-Jahr-Jubiläum. Dabei werden Beziehungsnetz-                   works of art, but not visible to the public. The Thun artist
werke, Verflechtungen sowie Freundschaften rund um                        and musician Julian Sartorius echoes the diversity of
das Kunstmuseum Thun und seine Sammlung aufgegriffen.                     works in the depot in an abstract manner in the museum.
Gerade die breite Palette an Thuner ­Künstlerinnen und                    Furthermore, he is creating an acoustic tour especially
Künstlern zeichnet die Sammlung aus und macht sie zum                     for the exhibition, which guides the visitors out of the
visuellen Gedächtnis der Region. Die Kunstwerke der                       museum into and through the city.
Sammlung werden im Blickfeld der Jahrzehnte betrach-
tet, beginnend im Jetzt. Auf der Reise in die Vergangenheit             Vernissage / Opening:
stehen persönliche Geschichten und Anekdoten im                         18.8.2018, 11 Uhr / 11 a.m.
Fokus, die auf vielseitige Art erzählt werden. Das Depot
ist das Herz der versammelten Kunstwerke, für das                       Startschuss akustischer Stadtrundgang /
­Publikum jedoch nicht sichtbar. Der Thuner Künstler und                Kick-off acoustic city tour
 Musiker Julian ­Sartorius lässt die Werkvielfalt im Depot              5.9.2018, 18.15 Uhr / 6.15 p.m.
 auf abstrakte Weise im Museum widerhallen. Des Weite-
 ren kreiert er eigens für die Ausstellung einen akusti-
 schen Rundgang, der die Besuchenden aus dem Museum
 heraus in und durch die Stadt führt.

Alfred Glaus, Über dem Nebel, 1969, Kunstmuseum Thun, Foto: Christian Helmle

8                                                     Ausstellungen / Exhibitions
Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
Ausstellungsansicht Cantonale Berne Jura, 2017, Kollektiv Rohling, raw-still-life, 2016/17, Foto: David Aebi

Cantonale Berne Jura                                                           The Cantonale Berne Jura was launched in 2011 and is
                                                                               dedicated to inter-cantonal cooperation. Spread over
8.12.2018 – 20.1.2019                                                          different institutions, it offers to the artists an important
                                                                               and broad platform and presents to the public the
                                                                               ­diversity of art in Bern and Jura. The exhibition in Thun
                                                                              is curated thematically.
                                                                                   In cooperation with Kunsthaus Interlaken, Kunsthalle
Kunstmuseum Thun                                                              and Stadtgalerie Bern, Kunsthaus Langenthal,
                                                                              ­CentrePasquArt Biel, Jurassic Museum of Arts Moutier,
Die Cantonale Berne Jura wurde 2011 lanciert und steht im                      La Nef Le Noirmont, Les Halles Porrentruy.
Zeichen interkantonaler Zusammenarbeit. Verteilt auf
­verschiedene Institutionen bietet sie den Künstlerinnen                      Vernissage / Opening:
 und Künstlern eine wichtige und breite Plattform und                         8.12.2018, 11 Uhr / 11 a.m.
 ­präsentiert dem Publikum die Vielfalt des bernischen und
  jurassischen Kunstschaffens. Die Ausstellung in Thun
  wird thematisch kuratiert.
      In Kooperation mit Kunsthaus Interlaken, Kunsthalle
  und Stadtgalerie Bern, Kunsthaus Langenthal,
  ­CentrePasquArt Biel, Musée jurassien des Arts Moutier,
   La Nef Le Noirmont, Les Halles Porrentruy.

9                                                         Ausstellungen / Exhibitions
Programmheft August 2018 bis Januar 2019 - Kunstmuseum Thun
Ortswechsel mit Hanswalter                                        The exhibition Change of Location provides an insight into
                                                                  the creative processes and topics that the artists are
Graf und Karen Amanda Moser                                       engaged in during their overseas residencies. In contrast
                                                                  to the usual show, space should also be given to sketches,
8.12.2018 – 20.1.2019                                             studies and research work. The focus is therefore less
                                                                 on finished works than on the way to these – the variety
                                                                 of activities and processes. This year Hanswalter Graf
Kunstmuseum Thun, Projektraum enter                              ­(residence in Buenos Aires, 2017) and Karen Amanda Moser
                                                                  (residence in Genua, 2018) will exhibit together.
Die Ausstellung Ortswechsel erlaubt einen Einblick in die
Schaffensprozesse und Themen, welche Kunstschaffende             The City of Thun regularly provides grants to creative
während eines Atelieraufenthalts im Ausland beschäftigt          ­artists for overseas residencies. The exhibition series
haben. Im Unterschied zu einer üblichen Schau sollen              Change of Location is organised jointly by the Cultural
dabei auch Skizzen, Studien und Recherchearbeiten Platz           Department of the City of Thun and the Kunstmuseum
haben. Der Fokus liegt hiermit weniger auf fertigen Werken        Thun and takes place during the Cantonale Berne Jura.
als auf dem Weg dorthin – der Vielfalt der Tätigkeiten und
Prozesse. Dieses Jahr werden Hanswalter Graf (Atelier            Vernissage / Opening:
in Buenos Aires, 2017) und Karen Amanda Moser (Atelier           8.12.2018, 11 Uhr / 11 a.m.
in Genua, 2018) zusammen ausstellen.

Die Stadt Thun vergibt an Kulturschaffende regelmässig
Stipendien für Atelieraufenthalte im Ausland. Die Aus­
stellungsreihe Ortswechsel ist eine Zusammenarbeit zwi-
schen der Kulturabteilung der Stadt Thun und dem
­Kunstmuseum Thun und findet während der Cantonale
 Berne Jura statt.

Hanswalter Graf, little big boca pavillon, 2017                  Karen Amanda Moser, Everyw(here), 2016

10                                                Ausstellungen / Exhibitions
Fokus

Mit gespitzten Ohren
durch Thun

Ab September lässt sich Thun mit den Ohren erkunden: Julian
Sartorius kreiert eigens für die Jubiläumsfeier einen akustischen
Rundgang durch die Stadt. Der Weg führt zu zehn Orten, die
aufgrund der dort vorgefundenen Materialien besonders interes-
sant klingen und bestimmt zu Neuentdeckungen führen. Im
Gespräch erzählt Sartorius mehr über seine Arbeit mit Klängen.

Kunstmuseum Thun: Für das Jubiläumsjahr des Kunstmu-
seum Thun kreierst du einen akustischen Stadtrundgang.
Dafür hast du mit deinen Drumsticks vor Ort nach K
                                                 ­ längen
gesucht. Hat dich etwas besonders überrascht?

           Julian Sartorius: Ich kenne die Innenstadt sehr
           gut, denn ich bin in Thun und Steffisburg
           ­aufgewachsen. Ausserdem spiele ich immer
            noch regelmässig in Thun Konzerte. Für den
            akustischen Stadtrundgang habe ich die Orte
            aber nur nach den klanglichen Besonderheiten
            ausgesucht. An manchen Orten würde man
            normalerweise nicht stehen bleiben. Gerade
            die kleine enge Unterführung bei der Sinne­
            brücke am Aarequai klingt unglaublich. Ich bin
            einige Male überrascht worden. Beispiels­        Foto: Kunstmuseum Thun
            weise bei der Holzbrücke, der oberen Schleuse,
            die ­verschiedenen Latten klingen wie ein
          ­riesiges Xylophon.                                           aber auch Spezialanfertigungen. In diesem
                                                                        Atelier habe ich einige Platten aufgenommen.
KMT: Einige deiner Projekte finden im Aussenraum statt.
Doch für die Produktion verbringst du auch Zeit in deinem    KMT: Musik ist dein Metier: Hörst du auch privat viel
Atelier. Wie muss man sich dein Atelier vorstellen?          Musik? Was sind deine Inspirationsquellen?

          JS: Mein Atelier ist ein kleiner Raum in der                  JS: Ich höre privat gar nicht so oft Musik, da
          Dampfzentrale Bern, der mit allen möglichen                   ich durch die Konzerte, die Proben und die Auf­
          Instrumenten vollgestopft ist. Es sind vor allem              nahme-Sessions schon so viel Musik um die
          kleine spezielle Perkussionsinstrumente oder                  Ohren habe – und wenn, dann höre ich Musik,
          sonstige Gegenstände, die erstaunlich klingen                 die sehr weit von meiner Eigenen entfernt ist.
          und die ich überall auf der Welt finde. Und                   Ich höre zum Beispiel beinahe nur Musik ohne
          natürlich habe ich einige Drum-Sets, klassische,              Schlagzeug. Inspirationsquellen sind für mich

11                                                       Fokus
manchmal deshalb ganz andere Instrumente,
             zum Beispiel eine gewisse Art, die Gitarre zu
             spielen, oder ein spezieller Synthesizer-Klang,
             die mich fürs Schlagzeug inspirieren. Aber
             die grösste Inspiration sind andere Künste oder
             das Wandern und Spazieren, da kommen mir
             die meisten und oft besten Ideen.

STARTSCHUSS STADTRUNDGANG
MIT PERFORMANCE VON JULIAN SARTORIUS
Mittwoch, 5.9.2018, 18.15 Uhr
Treffpunkt beim Eingang Kunstmuseum Thun

Im Rahmen des Stadtrundgangs entsteht eine Publikation,
in der Sartorius die ausgewählten Standorte der Stadt
visuell aufgreift. Mit Hilfe der Frottage-Technik überträgt
der Künstler die Oberflächenstruktur der bespielten
Materialien auf Papier. Die künstlerische Umsetzung ­mittels
Abreibungen transformiert den Kies, die Plakatwand
oder das Gebüsch in abstrakte Zeichnungen, die analog
zu den Audiotracks rhythmische Strukturen aufweisen.
Die Publikation ermöglicht es, das Erlebnis des Stadtrund-
gangs mit Bild und Ton noch einmal aufleben zu lassen.

                                                                                            Foto: Kunstmuseum Thun

Skizze eines Abriebs: Julian Sartorius

Julian Sartorius (*1981 in Thun, lebt und arbeitet in Bern) ist gestaltender Musiker, Künstler und
Klangsammler. Er hat zahlreiche Projekte mit MusikerInnen wie u.a. Matthew Herbert, Sophie
Hunger, Shahzad Ismaily sowie mit SchriftstellerInnen und bildenden KünstlerInnen wie u.a. Jürg
­Halter, Michael Fehr, Stefan Zweifel, Stefan Guggisberg realisiert. Sein Werk wurde mit unter-
 schiedlichen Preisen ausgezeichnet, u.a. Förderpreis der Erna und Curt Burgauer Stiftung Zürich
 (2016), Anerkennungspreis des Kantons Bern (2014), Nomination für den ersten Schweizer
 Musikpreis (2014), Atelierstipendium Berlin der Stadt Thun (2010), Förderpreis der Stadt Thun (2007).         Foto: Kunstmuseum Thun

12                                                                        Fokus
Der Gemeinderat der
             Stadt Thun gratuliert dem
                ­Kunstmuseum Thun
               zum 70-Jahr-Jubiläum
«Welche Lichtspiegelungen gibt es auf dem
Thunersee? Oder besser gefragt: Welche
nicht? Wie wirkt eine Briefmarke im
Grossformat auf Leinwand? Wie entsteht
ein Foto ohne Apparat? Die Sammlung des
Kunstmuseum Thun lässt mich immer
wieder staunen. Danke dafür, Kunstmuseum
Thun, und herzliche Gratulation zum
Sammlungsjubiläum!»
Raphael Lanz, Stadtpräsident, Vorsteher der Direktion Präsidiales und Finanzen

                                         «Da hing doch mal ein zweifarbiger Schlaf-
                                         sack an der weissen Wand. Ein Industrie-
                                         produkt ab der Stange, unbearbeitet, fein
                                         säuberlich, im rechten Winkel und faltenfrei
                                         im ersten Gang links. Daran erinnere ich
                                         mich noch heute sehr genau. Hingegen
                                         habe ich leider nicht mehr präsent, wer mir
                                         damit was sagen wollte …»
                                         Roman Gimmel, Vorsteher der Direktion Bildung Sport Kultur

13                                                     Jubiläum
«Anlässlich dieses Textes suchte ich im
Internet nach meinem Zeichenlehrer,
Arthur Loosli. Seine feinen, surrealistischen
Radierungen und Federzeichnungen
inspirierten mich an jeder Weihnachts­
ausstellung. Liebes Kunstmuseum, du bist
ein Gesamtkunstwerk mit deinen wunder­
baren Räumen, deiner Lage im Park und am
Wasser, alles Gute!»
Marianne Dumermuth, Vorsteherin der Direktion Stadtentwicklung

                                       «Zugegeben: Der fleissigste Besucher des
                                       Kunstmuseums bin ich nicht. Zugegeben:
                                       Nicht alle Ausstellungen erschliessen sich
                                       mir gleichermassen. Trotzdem: Schön, dass
                                       es in meiner Stadt ein Kunstmuseum gibt,
                                       dass ich dort der ganzen Breite des kulturel-
                                       len Schaffens begegne und mich damit
                                       auseinandersetzen kann. Danke dafür!»
                                       Peter Siegenthaler, ­Vizestadtpräsident,
                                       Vorsteher der Direktion Sicherheit und Soziales

«Jeder Besuch im Kunstmuseum Thun
gibt mir einen anderen, unerwarteten
Zugang zu Dingen, die ich nicht gekannt
oder für die ich mich nicht interessiert
habe. Er ermöglicht es mir, inne zu
halten und die Perspektive zu wechseln.
Unser Kunst­museum vermittelt Kunst
an ganz viele Menschen, die wie ich davon
­profitieren. Dafür herzlichen Dank!»
Konrad Hädener, Vorsteher der Direktion Bau und Liegenschaften

14                                                   Jubiläum
15   Halbjahresbericht 17/1
Agenda                                                        5.9.		      18.15 → Kunstmuseum Thun

                                                                          Akustischer Stadt­
August 2018                                                               rundgang Thun Thun Thun

bis Januar 2019                                                            Startschuss: Klangspaziergang mit dem
                                                                          ­Künstler Julian ­Sartorius

                                                              7.9.			     18.30 → Kunstmuseum Thun
AUGUST                                                                     Sofa sucht…
18.8.		    11.00 → Kunstmuseum Thun                                       ­Paargeschichten
           Vernissage
           Wir feiern 70 Jahre                                9.9.		      11.15 → Thun-Panorama

                                                                          Alpenbilder – im Kopf
           Mit musikalischer Performance
           von Michael Flury und Geburtstagstorte.                        und im Koffer
     		    Kindervernissage (ab 5 Jahren): 11.15 – 12.15
                                                                          Mit Prof. Bernhard Tschofen und Helen Hirsch.

22.8.		    17.30 → Kunstmuseum Thun
                                                              12.9. 			   18.15 → Kunstmuseum Thun
           Einführung für Lehrkräfte
                                                                          Rundgang im Dialog
22.8.			   18.15 → Kunstmuseum Thun                                       Mit dem Sammlerpaar Carola Ertle Ketterer
                                                                          und Günther Ketterer und Helen Hirsch.
           Öffentliche Führung
                                                              14.9.			    18.30 → Kunstmuseum Thun
26.8.			   11.00 → Kunstmuseum Thun
                                                                           Sofa sucht…
           Café drunter & drüber
                                                                          ­Paargeschichten
26.8.			   15.00 → Thun Panorama
                                                              16.9.			15.00 → Thun-Panorama
           Marquard Wocher
                                                                          Rückblick mit Zvieri
           Eine theatralische Führung

                                                              30.9.			11.15 → Thun-Panorama
29.8.		    18.00 → Kunstmuseum Thun
                                                                          Öffentliche Führung
           Happy 70!
           Geburtstagsüberraschung für alle, die im 2018
           70 Jahre alt werden.
                                                              OKTOBER
                                                              11.10.		    18.00 → Berghaus Niesen Kulm
31.8.		    17.00 → Kunstmuseum Thun                                       Vernissage Bergwärts
           Gesprächsstoff, Prost und                                      auf den Niesen
           Cervelat                                                       Mit Abendessen im Berghaus Niesen Kulm.
                                                                          Anmeldung: www.niesen.ch

SEPTEMBER
                                                              14.10.		    11.15 → Kunstmuseum Thun
2.9.			    11.15 → Kunstmuseum Thun
                                                                          Rundgang im Dialog
           Buchvernissage
                                                                          Mit Claire Schnyder, Kunsthistorikerin und
           Mono­grafie über Knud Jacobsen. In Anwesenheit                 ­Katrin Sperry, Co-Kuratorin.
           des Künstlers, Thomas ­Seilnacht und Hans Suter.

16
14.10.			       15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun                9.12.			    11.00 → Kunstmuseum Thun

                Mitmischen                                                  Café drunter & drüber

21.10.		        11.15 → Kunstmuseum Thun                        12.12.		    17.30 → Kunstmuseum Thun

                Öffentliche Führung                                         Einführung für Lehrkräfte
                Mit Gebärdensprachdolmetscherin
                                                                12.12.			   18.15 → Kunstmuseum Thun

21.10.		        15.00 → Thun-Panorama                                       Öffentliche Führung
                Marquard Wocher
                                                                16.12.			   15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun
                Eine theatralische Führung
                                                                            Mitmischen
NOVEMBER
                                                                JANUAR 2019
2.11.		         20.00 → Kunstmuseum Thun
                                                                6.1.		      11.00 → Kunstmuseum Thun
                Art-Slam im Museum
                                                                            Werkgespräch mit Karen
4.11.			        15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun
                                                                            Amanda Moser
                Mitmischen
                                                                12.1.		     → Kunstmuseum Thun

7.11.      		   15.45 → Thun-Panorama
                                                                            Circuit
                Öffentliche Führung                                         Tour durch verschiedene Institutionen der
                                                                            ­Cantonale Berne Jura

11.11.		        11.11 → Kunstmuseum Thun
                                                                13.1.		     11.15 → Kunstmuseum Thun
                Café drunter & drüber
                                                                            Öffentliche Führung
14.11.			       18.15 → Kunstmuseum Thun                                    Mit Gebärdensprachdolmetscherin

                Werkgespräch
                                                                13.1.			    15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun
                mit Jakob Jenzer
                                                                            Mitmischen
18.11.			       11.00 → Kunstmuseum Thun
                                                                20.1.			11.00 → Kunstmuseum Thun
                Finissage Wir feiern 70 Jahre
                                                                            Werkgespräch
                Mit ­Performance von Julian Sartorius
                                                                            mit Hanswalter Graf
25.11.			15.00 → Thun-Panorama

                Saisonende
                                                                     Veranstaltung für Kinder
                                                                     Veranstaltung für Gehörlose und Hörbehinderte

DEZEMBER
                                                                     Tipp / Speziell
                                                                  		 Veranstaltung für Lehrer

                                                                An jedem ersten Samstag im Monat kann die Ausstellung im
8.12.		         11.00 → Kunstmuseum Thun                        ­Kunst­museum und im Thun-Panorama gratis besucht werden.

                Vernissage Cantonale                            Die öffentliche Führung (mit Gebärdensprachdolmetscherin) erläutert
                                                                ­unterschiedliche Punkte in der Ausstellung, zeigt Hintergründe und
                Berne Jura / Ortswechsel                         Verlin­kungen. Die Teilnahme ist ohne Anmeldung und kostenlos.

                                                                Ausführliche Informationen auf unserer Webseite:
     		         Kindervernissage (ab 5 Jahren): 11.15 – 12.15   www.kunstmuseumthun.ch / www.thun-panorama.ch

17
Chantal Michel, Die Wirklichkeit stellt eine Unwahrscheinlichkeit dar,
die eingetreten ist (Detail), 1998/99, Kunstmuseum Thun, Foto: Christian Helmle   www.kunstmuseumthun.ch
Sammlung

Unter sechs
Augen

Museumsdirektorinnen und -direktoren prägen das Ausstellungs-
programm sowie den Sammlungscharakter eines Museums.
Katrin Sperry, Co-Kuratorin der Jubiläumsausstellung, hat drei
eingeladen, um über ihre Sammlungstätigkeit im Kunstmuseum
Thun zu sprechen: Georg J. Dolézal (Direktor von 1975–1999),
Madeleine Schuppli (Direktorin von 2000–2007) sowie Helen
Hirsch, die das Museum seit 2007 leitet.

Katrin Sperry: Was waren eure Vorstellungen von der               ­ ngetreten habe, hat mich vor allem das
                                                                  a
Sammlung in Thun und was hat euch besonders                       ­Thun-­Panorama beeindruckt. Die Bedeutung
überrascht?                                                        und die Geschichte dahinter waren mir neu.
                                                                   Und ich bin richtig Fan geworden von dem Bild.
           Madeleine Schuppli: Ich kannte die Sammlung             Wahrnehmungsphänomene, wie das Panorama,
           vorher nicht. Bei der Auseinandersetzung                interessieren mich sehr. So habe ich auch
           damit habe ich einzelne Werke besonders ins             Kunstschaffende ins Museum eingeladen, die
           Herz geschlossen: beispielsweise Drei Wolken            dieses Thema aufgreifen, wie beispielsweise
           über Kontinent (1964) von Meret Oppenheim               Hans Op de Beeck.
           oder ein rätselhaftes, ganz dunkles Bild von
           Paul Klee mit dem Titel Künstlicher Fels (1927)          Georg J. Dolézal: Ende 1975 habe ich zusammen
           sowie von Cuno Amiet Porte de Châtillon Paris            mit meinem Vorgänger Paul L. Ganz alles ange-
           (1935). Überrascht haben mich vor allem die            schaut und sogleich das grosse Potential des
           vielen Werke der Schweizer Pop Art. Zudem              Museums gesehen. Die Bausteine hat mein
           hat in der hiesigen Sammlung das Thema                 ­Vorgänger gelegt und mir war bewusst, dass es
           Landschaft einen grossen Stellenwert, was               noch viel Arbeit geben würde. Vom Streichen
          im Grunde zu erwarten, mir aber noch wenig               der Wände bis zu Verbesserungen der Umstän-
          ­vertraut war. Die sehr präsente, die Stadt              de in den Depots, alles musste bei der Stadt
           umgebende Bergwelt prägt und inspiriert die             beantragt werden. Es hat mich sehr gefreut, als
           Kunstschaffenden, damals wie heute.                     das Museum 2003 schliesslich unter der
                                                                   ­Leitung von Frau Schuppli die Ausstellungsräu-
          Helen Hirsch: Ich habe Madeleine von der                  me umbauen konnte, es ist viel heller geworden.
          Kunsthalle Basel gekannt, wo wir zusammen                 Die Arbeit mit der Sammlung hat mich immer
          gearbeitet haben. So bin ich ab und zu an ihre            sehr interessiert. In meiner Zeit habe ich viele
          Vernissagen in Thun gegangen. Das Programm                Musik-Performances organisiert, so dass mir
          von Madeleine war sehr anregend und es hat                kurz vor meinem Abgang gesagt wurde, dass
          mich erstaunt zu sehen, wie offen und neu­                ich nun das Zeugs hätte, um eine Konzertagentur
          gierig die Leute vor Ort sind, auch gegenüber             zu gründen. Aber für mich hatte die Arbeit mit
          international bekannten Künstlerinnen und                 den Sammlungswerken immer erste Priorität.
          Künstlern, die keinen direkten Bezug zur Region           Ich besuche auch heute immer noch gerne die
          hatten. Als ich die Stelle als Direktorin                 Sammlungsausstellungen im Kunstmuseum.

19                                                     Sammlung
KS: Was ist euch besonders wichtig im Umgang mit der                   GD: Alles hat mit der Alten Mühle angefangen.
Sammlung?                                                              Die damaligen Künstler haben sich darauf
                                                                       gestürzt. Das war eine echte Bereicherung.
             MS: Das Museum war früher deckungsgleich
             mit seiner Sammlung, so hiess auch das                    HH: Die Thuner Kunstszene war auch mir des-
             ­Kunstmuseum bis 1984 «Kunstsammlung der                  wegen sehr präsent. Damals war ich in Kontakt
              Stadt Thun». Das hat sich unterdessen geän-              mit Bernhard Bischoff, der seine Galerie in
          dert, denn es ist heute entscheidend, dass die               Thun hatte. Bernhard hat immer wieder Thuner
          Sammlungswerke dialogisch aufbereitet                        Künstler mit nach Liestal gebracht, wo ich
          ­werden und die Präsentationen als Teil des                  damals arbeitete. Und so lernte ich die Szene
           Ausstellungsprogramms immer wieder                          eigentlich in Basel kennen. Mir ist es wichtig,
           ­wechseln. Helen macht das in Thun vorbildlich,             dass ich immer wieder Thuner Positionen
            ­beispielsweise mit interaktiven Projekten.                in Gruppenausstellungen miteinbeziehe.

                                                                       MS: Man kann die Thuner Kunstschaffenden
                                                                       auch fördern, indem man andere Künstlerinnen
                                                                       und Künstler nach Thun bringt und einen
                                                                       ­Austausch ermöglicht. Diese können sich
                                                                        gegenseitig inspirieren und Kontakte knüpfen.

                                                             KS: Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Schweizer
                                                             Pop Art. Wie ist es dazu gekommen und wie seid ihr jeweils
                                                             damit umgegangen?

                                                                       GD: Die Kunstkommission hat sich damals von
                                                                       mir von Pop Art begeistern lassen. Hier in
                                                                       Thun haben nicht viele über die grossen Kunst-
                                                                       strömungen Bescheid gewusst. Als ich das
                                                                       Bild von Werner Ritter mit dem Volkswagen
                                                                       (1965) sah, war ich entzückt. Ich konnte damals
                                                                       zehn Prozent des Budgets für Werkeinkäufe
                                                                       eigenständig ausgeben. So bin ich nach Basel
                                                                       zu ­Ritter ins Atelier gefahren und hab gesagt:
                                                                       «Herr Ritter, ich habe nur so viel Geld zur Verfü-
                                                                       gung. Entweder Sie kommen mir entgegen
                                                                       oder wir warten drei, vier Jahre und verhandeln
          HH: Leider haben wir in Thun keine zusätzlichen              dann noch einmal.» Ich hatte Glück, denn
          Räumlichkeiten, um die Sammlung permanent                    Ritter hat damals das Geld gut brauchen können
          zu zeigen. Im Aargauer Kunsthaus hast du,                    und so ist das Werk schliesslich in die Samm-
          Madeleine, nun diese Möglichkeit. Hat sich dein              lung gekommen.
          Blick auf die Sammlung damit auch geändert
          oder geschärft?                                              MS: Hier in Thun habe ich die Schweizer Pop
                                                                       Art kennengelernt und daran sofort Feuer
          MS: Die Aufgabe, Sammlung und Ausstellungen                  gefangen. 2006 zeigte ich mit Swiss Pop 2 eine
          miteinander zu verbinden, wie ich es jetzt                   erste kleine Ausstellung dazu, wohl bemerkt
          in Aarau mache, habe ich bestimmt ein Stück                  unter anderem mit Leihgaben aus dem Aargauer
          weit in Thun vorbereiten können. Die Aus­                    Kunsthaus. Es war mir auch möglich, weitere
          einandersetzung mit der Sammlung sehe ich                    wichtige Ankäufe zu tätigen, etwa von Emilienne
          dynamisch: beispielsweise in Form einer                      Farny und Carl Bucher. Mir war jedoch be-
          ­thematischen Verbindung der historischen                    wusst, dass das Thema mit den gegebenen
           Bestände aus der Sammlung mit zeitgenössi-
           schen Positionen.

KS: Für die Sammlung in Thun ist die regionale
­Kunstszene sehr wichtig. Wie habt ihr euch damit
 auseinandergesetzt?

          MS: Die regionale Kunstszene war für mich
          einer der Gründe, warum ich nach Thun
          gekommen bin. Als meine Stelle ausgeschrie-
          ben war, fand im ehemaligen Hotel Beau-­
          Rivage die Ausstellung Heartbreak Hotel 1
          statt. Diese hat mich begeistert und mir auch
          gezeigt, welch lebendige Kunstszene in
          dem kleinen Städtchen existiert. Ich habe
          ­schliesslich versucht, auch das Museum für
           die Szene nützlich zu machen.

20                                                     Sammlung
Möglichkeiten und Ressourcen noch nicht
             genügend aufgearbeitet werden kann.
             Schliesslich konnte ich in Aarau, wo es auch
             viele Pop-Art-Werke in der Sammlung gibt,
             eine umfassende Ausstellung machen 3. So
             habe ich auch hier noch einmal mit Leihgaben
             von Thun gearbeitet – und Werke aus der
             Sammlung von Thun in Aarau ausgestellt.

             HH: Als ich die Ausstellung in Aarau gesehen
             habe, wurde mir noch einmal bewusst, dass
             wir wirklich tolle Werke haben. Ich würde
             ­diesen Schwerpunkt gerne weiter vertiefen
              und die Sammlung mit Werken ergänzen.

KS: Wie geht es mit der Sammlungsarbeit weiter?
Was gibt es für Zukunftswünsche?

             HH: Das Jubiläum ist auch Startschuss für
             einen vertieften Fokus auf die Sammlungspfle-
             ge. Das Depot wird umgebaut und wir bekom-
             men mehr Fläche. Es soll mehr Wissen über die
             Sammlungswerke generiert werden und aus-
             gewählte Arbeiten werden restauriert. Ein gros­
             ser Wunsch von mir wäre zudem, die Sammlung
             der Öffentlichkeit online zugänglich zu machen.

             MS: Ich würde mir wünschen, dass das ganze
             Erdgeschoss des Thunerhofs für das Museum
             zur Verfügung gestellt wird. Damit könnte die
             Sammlung permanent gezeigt werden.

             GD: Schon zu meiner Zeit war es mir ein
             Wunsch, das ganze Erdgeschoss für Ausstel-
             lungen zur Verfügung zu haben. Es ist span-
             nend, dass der Gedanke immer noch aktuell ist.

             HH: Ja, der Wunsch nach mehr Räumlichkeiten
             im Thunerhof wäre naheliegend und würde
             auch neue Chancen bieten.

1 1999, co-kuratiert von Claire Schnyder und Bernhard Bischoff.
2 Die Ausstellung Swiss Pop wurde im Kunstmuseum Thun
  vom 2.7.– 27.8.2006 gezeigt.
3 Die Ausstellung Swiss Pop Art wurde im Aargauer Kunsthaus
  vom 7.5.– 5.11.2017 gezeigt.

Fotos: Carolina Piasecki

21                                                                Sammlung
Sammlung

Rückschau durch
70 Jahre

                                                                                                              1

Ausgewählte Fotografien und Momente in der ­Geschichte
des Museums zeigen, wie aus der Idee eines lokalen
Kunstmalers ein städtisches ­Kunstmuseum für die Region
mit internationaler Ausstrahlung werden konnte.

                                                              1952		      Grosser Ankauf

                                                              Als der Thuner Künstler Fred Hopf stirbt, werden aus
                                                              dem Nachlass der Witwe für 20’000 Franken 170 Werke
                                                              angekauft. Frau Hopf stirbt jedoch kurz darauf, die
                                                              ­Verwandtschaft bekommt das restliche Geld. Wohl
                                                               sehr zum Ärger des Künstlers – beschwerte er sich zu
                                                               ­Lebzeiten immer darüber, dass seine Verwandten
                                                              ihm keine Bilder abkaufen würden.

                                                     2

1945		       Mutig sein

In einem Zeitungsbeitrag plädiert der Maler Alfred Glaus
für einen mutigen Schritt: Er fordert die Errichtung einer
öffentlichen Kunstsammlung. Als Antwort sagt ihm ein
Thuner Grosskaufmann: «Ne ne ne Herr Glaus, das git de
nüt drus.»

1948		       Startpunkt mit Spezialkommission

Der Gemeinderat der Stadt beschliesst einen speziellen
Ausschuss – die Kunstkommission mit fünf Mitgliedern
(später KobiK genannt). Ihr Ziel: die Erschaffung der                                                    3
­Kunstsammlung der Stadt Thun. Die erste Ausstellung
 delegieren sie an die Thuner Kunstgesellschaft.
Als ­Konservator wird Alfred Glaus eingesetzt.

22                                                       Sammlung
1981		     Start des museumpädagogischen Dienstes

                                                              Die KobiK hält in einem Arbeitspapier die Grundlagen für
                                                              die Ziele der Kunstvermittlung fest, ein Jahr später setzen
                                                              sieben Lehrkräfte bzw. Kunstschaffende diese in die
                                                              Tat um und entwickeln Dokumentationen und Kunstspa-
                                                              ziergänge für Lehrkräfte.

                                                              1984		       Neuer Name

                                                     4        Es kommt zum Namenswechsel: Statt Kunstsammlung der
                                                              Stadt Thun heisst die Institution nun Kunstmuseum Thun.
                                                              Die erste Ausstellung unter neuem Namen ist mit Akzente
1960		         Grösstes Werk                                  der Sammlung betitelt.

 Die Eidgenössische Gottfried Keller-Stiftung kauft das
 Panoramagemälde von Marquard Wocher für 45’000
 Franken an. Die Stiftung überlässt die Verwaltung des
­Bildes dem Kunstmuseum Thun, es wird als Dauer­­­­­
 leihgabe zum grössten Werk in der Sammlung. Ein Jahr
 ­später bekommt das Panorama nach einer grossen
  ­Restauration eine eigens für sie gebaute Rotunde im
   Schadaupark.

1975			Leitungswechsel
Nachdem er 1955 Alfred Glaus als Konservator ablöst,
ist Dr. Paul Leonhard Ganz 21 Jahre für die Betreuung der
Kunstsammlung verantwortlich, bevor er gesundheitlich
angeschlagen die Stelle aufgeben muss. Während seiner
Zeit erhöht er die Sammlung um über 600 Werke. Sein
Nachfolger wird Georg J. Dolézal.                                                                            6

                                                              1996		       Kunstraub am Sonntagnachmittag

                                                              An einem Sonntagnachmittag wird die Radierung die
                                                              Kanone von Albrecht Dürer gestohlen, ein Stich aus dem
                                                              Jahre 1518, der laut dem damaligen Konservator Selten-
                                                              heitswert hat. Vom Werk fehlt bis heute jede Spur.

                                                              2001		       Neue Räume

                                                               Über zwei Jahre wird im Museum gebaut. Neben
                                                              einem neuen grossen Saal, dem ehemaligen Speisesaal
                                                              des Hotels, wird der Eingang verschoben und der
                                                              ­Empfang neu auf der Aareseite mit einem Shop aufge-
                                                               wertet. ­Zeitgleich wird die gesamte Sammlung
                                                               digital inventarisiert.
                                             5

1980      		   Neuer Schwerpunkt

Die Herbstausstellung mit dem Titel Pop Art und
­verwandte Strömungen in der Schweiz zeigt Werke aus
 der gleichnamigen Kunstrichtung und gibt der Sammlung
 einen neuen Schwerpunkt auf Schweizer Pop Art.
Es werden zwei Werke daraus angekauft, eines von
Marc Egger und eines von Franz Fedier.

                                                                                                                    7

23                                                       Sammlung
2014		             Neuer Glanz

                                                          Nach beinahe zwei Jahren Umbau und Restaurierung wird
                                                          das Thun-Panorama im September feierlich neu eröf­fnet.
                                                          Durch die Restauration erstrahlt das Rundbild im neuen
                                                          Glanz und der Anbau der Architekten Graber & Steiger
                                                          gewinnt im Jahr darauf den Award «Best Architects».

                                             8

2007		       Neue Direktorin
                                                                                                                                11
  Nach sieben Jahren geht die Ära Madeleine Schuppli
 am Museum zu Ende. Sie schaffte es, das Haus
 ­international bekannt zu machen. Ihre Nachfolgerin      2016		 Auszeichnung
  wird Helen Hirsch, welche 2008 ihre erste Sammlungs­
  ausstellung ­Koexistenzen mit Fotografien von Jean       Das Museum erhält für seine Arbeit im Bereich Inklusion
­Moeglé präsentiert.                                       das Label Kultur inklusiv. So werden ein Jahr darauf zu
                                                           den herkömmlichen Werkbeschreibungen künftig auch
                                                           Texte in Leichter Sprache zur Verfügung gestellt.
                                                           Damit werden die Botschaften auch für Kinder, Fremd-
                                                           sprachige und Menschen mit einer verminderten
                                                          ­Sprachkompetenz verständlich.

                                                    9

2011		    Neuer Vermittlungsraum

Beinahe dreimal mehr Fläche bekommt die ­Kunstver-
mittlung in den neuen Räumlichkeiten an der Hofstetten-
strasse 12. Da auch eine Küche eingebaut wird, bekommt
der Raum den Namen Kunstküche. In ihm wird gemalt,
diskutiert, gegessen und es werden neue Kooperationen
eingefädelt.                                                                                                            12

                                                          Bildlegenden Zeitstrahl (© die Fotografen):

                                                           1     Ausstellungsansicht ca. 1950er Jahre, Foto: Walter Troxler
                                                           2     Ausstellungsansicht Cuno Amiet, 1968, Foto: Mario Tschabold
                                                           3     Vernissageansicht 2. Thuner Ausstellung, 1980, Foto: Christian Helmle
                                                           4     Ausstellungsansicht Heimspiel, 1988, Foto: Christian Helmle
                                                           5     Ausstellungsansicht Weihnachtsaustellung, 1986,
                                                                 Foto: Christian Helmle
                                                           6     Ehemaliger Empfangsraum, Foto: Erika Fourti
                                                           7     Umbau, Kunstinstallation von Reto Leibundgut, Foto: Christian Helmle
                                                           8     Ausstellungsansicht Florian Slotawa, 2003,
                                                                 Foto: Kunstmuseum Thun
                                                           9     Ausstellungsansicht Open Sky – Simone Aaberg Kærn, 2008
                                                    10    10		   Vernissageansicht Davide Cascio und Peter Stämpfli:
                                                                 James Bond & Pin-Ups, 2011, Foto: Christoph Ris
                                                          11		   Neuer Anbau Thun-Panorama, 2014, Foto: Dominique Marc Wehrli
                                                          12		   Vernissageansicht Bilder erzählen, 2017, Foto: Ian G. C. White

24                                                   Sammlung
Sammlung

 Sofa sucht
­Storys

Zwei zartrosa Kuben stehen auf der Strasse. Hin und wieder
nehmen zwei Menschen darauf Platz, zwei Personen,
die sich noch nicht kennen. Und sie beginnen ein Gespräch.
­Unwahrscheinlich? Das Kunstmuseum Thun sowie «und»
 das Generationentandem schaffen zusammen ein Setting,
 in dem diese Begegnungen möglich sind.

Zu Beginn stand der Zufall. Das Kunstmuseum Thun             Der Künstler Dominik Stauch und die Modedesignerin
­konzipiert seine Herbstausstellung zum 70-Jahr-Jubiläum     Sabine Portenier entwickelten in Beziehungsarbeit
 rund um Begegnungen. Das Generationentandem bringt          ein Sofa-Möbel, das in unterschiedlichen Konstellationen
 ein Magazin zum Thema Beziehungen heraus. Eine              benutzt werden kann. Und es ist bequem! Eine Gruppe
 Zusammenarbeit bietet sich an und der Kopf von «und»        beider Partner mit rund 16 Personen wählte sieben Bilder
 das Generationentandem, Elias Rüegsegger, rief aus:         aus der Sammlung des Museums aus, die als Inspiration
 «Wir gehen auf die Strasse!» Dafür braucht es: ein Sofa,    zum Gespräch dienten. Am beliebtesten schien Werner
 einen Teppich, sieben Bilder, eine Kamera und eine          Witschis Grafik mit blauen und roten Punkten, die sich
 ­Person, die moderiert.                                     teilweise überschneiden und sich zu bewegen scheinen.
                                                             Am 28. und 29. April wurden 18 Gespräche an sechs Orten
                                                             geführt. Immer wieder wurde alles ein- und ausgepackt,
                                                             um unterschiedlichsten Menschen zu begegnen: beim
                                                             Biomarkt am Rathausplatz, im Einkaufszentrum Panorama-
                                                             Center, auf dem Spielplatz beim Kunstmuseum, beim
                                                             legendären Café Mokka, bei der Stadtkirche nach dem
                                                             Gottesdienst sowie auf der Panzerpiste als Roller-
                                                             bladerparadies.
                                                                Die Vielfalt der Gedanken rund um Beziehung ist im
                                                            ­Juli-Magazin von «und» das Generationentandem nachzu-
                                                             lesen. Dann entfaltet sie sich in einem Film von Sabine
                                                             Käch, den die Besucherinnen und Besucher in der Ausstel-
                                                             lung Wir feiern 70 Jahre [→ S. 8] sehen können. Sie sitzen
                                                             dabei auf DEM Sofa und können gleichzeitig die Originale
                                                             der sieben Impulswerke betrachten. Mit Veranstaltungen
                                                             wie Sofa sucht … Paargeschichten oder einem Poetry Slam
                                                             werden weitere neue Beziehungsgeschichten erschaffen.

                                                            Fotos: Elias Rüegsegger

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Kunstvermittlung

Bergwärts nach Aeschi
und auf den Niesen

Foto: Kunstmuseum Thun

Das Kunstmuseum reist in die Berge und nimmt Werke aus
der Sammlung mit. Die Auswahl erarbeiten Menschen vor Ort.
Die erste Reise führte im April nach Aeschi zu Menschen
aus aller Welt. Im Herbst geht es auf den Niesen. Kommen Sie mit!

Die markante Dreiecksform des Niesen ist vielen bekannt           Am Ende werden es Bildpaare, die unterschiedliche
und regt immer wieder Kunstschaffende an, so auch                 ­Themen ansprechen – alle mit Bezug zum eigenen Berg.
­Marquard Wocher. Der Künstler hat den Berg vor rund 200           Auf farbigen Wänden machen sie die müden Wanderer auf
 Jahren in seine Bergkette des Berner Oberlandes inte­             sich aufmerksam und wollen ihren Blick weg von ihren
 griert, als er sein Rundbild Thun und dessen Umgegend             Pommes Frites auf dem Teller lenken. Die Zusammenstel-
 malte. Die Ausstellung Bergwärts. Marquard Wochers              lung prägt den Blick: Gottfried Trittens rote, an den ­Niesen
 Gipfelwelten gestern und heute [→ S. 7] im Thun-Panorama        erinnernde Dreiecksform wird neben Helene Pflughaupts
 schaut genauer hin und präsentiert Geschichte(n) von            Bild Die Kinder von der Schattenalp zum schützenden
 dort. Zwei Vermittlungsprojekte nehmen den Ausstel-             ­Körper. In ungewöhnlicher Untersicht hören wir fast einen
 lungstitel wörtlich und gehen im Rahmen der Ausstellung          jungen Mann stöhnen, wie ihm Der schwere Stein Mühe
 in die Berge zu den Menschen.                                    bereitet, ihn zu bewegen. Daneben eine ­fröhliche leichte
      Aeschi liegt dem Niesen zu Füssen, dorthin ging die         Badeszene von Werner Engel mit dem Niesen im Hinter-
 erste Reise. Asylsuchende aus der Kollektivunterkunft            grund – immer wieder zeitlose Berge auf den Bildern und
 Aeschiried und Frauen, die sich freiwillig im Café Interna-      beim Blick aus dem Fenster in Wirklichkeit.
 tional der reformierten Kirchgemeinde Aeschi-Krattigen               Es gibt noch einen anderen Blick auf die Werke:
 engagierten, entwickeln im April 2018 unter der Leitung          «Mir ist völlig klar, dass dies hier ein Anschlag auf mein
 der Kunstvermittlerin Rut Reinhard zusammen eine                 Leben ist», knurrte ich, während ich misstrauisch zum
 ­Ausstellung. Der Blick auf den Lebensraum Berg ist je ein       Niesen aufsah, der majestätisch im warmen Frühsommer-
  anderer, geprägt von der eigenen Geschichte, Lebens­            schein badete. «Glaub ja nicht, dass du damit durch-
  situation und Zukunftsperspektive. Im Dialog vereinen sie       kommst.» So beginnt der eigens geschriebene Niesen-
  ­Bilder zu einem Thema, das alle beschäftigt: Die Ungewiss-     Krimi der Thuner Autorin Esther Pauchard.
   heit der Zukunft und was wir ihr entgegenhalten können.
      Im zweiten Projekt geht es mit der Bergbahn auf den
   Niesen. Mitarbeitende wählen Werke rund um «ihren
   Berg» aus, die während eines Monats im Bergrestaurant         Vernissage: Bergwärts auf den Niesen, 11. Oktober 2018, 18 Uhr
   ausgestellt werden. Schnell ist klar, der Niesen soll nicht   Während Sie nach einer angenehmen Bergfahrt auf die Fortsetzung
                                                                 dieses Krimis warten, geniessen Sie ein feines Essen. Zwischen den
   das einzige Motiv sein. Das Wetter mit lieblichen Wol­        ­Gängen liest Esther Pauchard ihre Geschichte, inspiriert vom ­Niesen
   kenformationen, gefährliche Gewitter oder romantisches         und den Bildern vor Ort – ein exklusives Erlebnis! Limitierte Plätze!
   Alpenglühen könnten Thema sein. Oder die vier Elemente,        Pauschalpreis pro Person CHF 99.– inklusive Bahnfahrt, Lesung und
                                                                  3-Gang-Nachtessen (exkl. Getränke). Anmeldung direkt bei der
   wobei Erde und Steine besonders im Fokus sind. Flora,          ­Niesenbahn: T 033 676 77 11 oder info@niesen.ch
   ­Fauna, der Weitblick oder Gäste prägen die Diskussion.         Siehe auch: www.niesen.ch

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