PSYCHIATRIE BAROMETER - Umfrage 2021 / 2022 - Deutsches Krankenhausinstitut
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INHALT SEITE KAPITEL 5 Einleitung 6 1 Wirtschaftliche Lage 7 1.1 Beurteilung der wirtschaftlichen Situation 8 1.2 Beurteilung der wirtschaftlichen Erwartungen 9 2 Ambulantisierungspotenziale in der Psychiatrie 10 2.1 Ambulante Angebote 13 2.2 Eigene und Angebote in Zusammenarbeit mit Partnern 15 2.3 Ambulante Videobehandlung 17 2.4 Bedarf und Herausforderungen bei ambulanten Behandlungsangeboten 19 3 Netzwerkstrukturen und regionale Zusammenarbeit 20 3.1 Netzwerke und Mitgliedschaften 23 3.2 Durchführung von Modellvorhaben nach § 64b SGB 25 3.3 Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern 27 3.4 Hinderungsgründe bei der Umsetzung von gewünschten Kooperationen nach § 64b SGB 29 3.5 Angebote zur Anschlussversorgung 30 4 Arzneimitteltherapiesicherheit in der Psychiatrie 31 4.1 Arzneimittelversorgung und -organisation 35 4.2 Datennutzung 37 4.3 Dokumentation 39 4.4 Maßnahmen und Probleme bei Arzneimittelverordnungen 2 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
SEITE KAPITEL 42 5 Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL) 43 5.1 Nachweisverfahren 44 5.2 Dokumentationsaufwand 45 5.3 Ermittlung der Mindestvorgaben 48 5.4 Einhaltung der Mindestvorgaben 49 5.5 Gründe für die Nicht-Einhaltung der Mindestvorgaben 51 5.6 Änderung von Versorgungskonzepten 53 5.7 Genesungsbegleiter 54 6 Digitalisierung in der Psychiatrie 55 6.1 Anmeldung von Förderbedarfen nach 14a Abs. 4 KHG 56 6.2 Anbindung an die Telematikinfrastruktur und 56 Nutzung der elektronischen Patientenakte 59 6.3 Digitalisierung der Patientenversorgung 61 6.4 Erfahrungen mit der Nutzung digitaler Dienste 62 6.5 Prozesse zur Verbesserung der Informationssicherheit 64 Literaturverzeichnis Bildnachweis: Alle Fotos www.stockadobe.com Seite 03: #129287391, ©Viacheslav Iakobchuk, Seite 06: #407237802, Seite 09: #127137874, Seite 12: 139836810, ©Dan Race, Seite 16: #403718478, ©Art_Photo, Seite 19: #254812787, Seite 25: #267911424, ©Robert Kneschke, Seite 27: #243414031, ©zinkevych, Seite 30: #285612327, Seite 33: #138698859, ©cassis, Seite 34: #339445917, ©gpointstudio, Seite 35: #429890712, ©WavebreakMediaMicro, Seite 40: #258063102, ©Robert Kneschke, Seite 42: #354389400, Seite 45: #371371036, ©DC Studio, Seite 47: #426601034, ©Rido, Seite 50: #185393744, ©HNFOTO, Seite 54: # 287313619, Seite 58: #277889224, ©W PRODUCTION, Seite 62: #161997204, ©wladimir1804, Seite 63: #259470952, ©andranik123 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 3
Dr. Karl Blum Melanie Filser Robin Heber Dr. Anna Levsen Dr. Sabine Löffert Dr. Petra Steffen Düsseldorf, im Mai 2022 Deutsches Krankenhausinstitut e. V. Hansaallee 201 40549 Düsseldorf Telefon 02 11. 4 70 51 - 17 Fax 02 11. 4 70 51 - 67 E-Mail karl.blum@dki.de www.dki.de 4 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
Einleitung Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) stellt mit dem vorliegenden Bericht für das Jahr 2021 / 2022 die Ergebnisse des PSYCHIATRIE Barometers vor, einem Informations- und Analysetool für die psychiatrische Versorgung in Deutschland. Beim PSYCHIATRIE Barometer handelt es sich um eine jährliche Repräsentativbefragung psychiatrischer und psychosomati- scher Einrichtungen zu aktuellen Fragestellungen in diesem Versorgungsbereich. Das PSYCHIATRIE Barometer wird im Auftrag der Krankenhäuser mit ausschließlich psychiatrischen, Träger des DKI erstellt. Das sind die Deutsche psychotherapeutischen und neurologischen Krankenhausgesellschaft (DKG), der Verband der Betten oder psychosomatischen Betten werden Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und nachfolgend als „psychiatrische Fachkrankenhäuser“ der Verband der leitenden Krankenhausärzte oder „Einrichtungspsychiatrien“ bezeichnet. Deutschlands (VLK). Die jährlichen Ausgaben des PSYCHIATRIE Barometers sind als Download auf Ihnen werden die „Allgemeinkrankenhäuser“ der DKI-Homepage abrufbar (www.dki.de). gegenübergestellt, die neben den somatischen Bereichen auch psychiatrische, psychotherapeuti- Die Ergebnisse des PSYCHIATRIE Barometers sche oder psychosomatische Fachabteilungen 2021/ 2022 beruhen auf einer Befragung in vorhalten (nachfolgend auch als „Abteilungspsy- den psychiatrischen und psychosomatischen chiatrien“ bezeichnet). Die psychiatrischen Betten Fachkrankenhäusern sowie den Allgemeinkran- bzw. Fachabteilungen umfassen ggf. auch Betten kenhäusern mit psychiatrischen oder psychoso- bzw. Fachabteilungen der Kinder- und Jugend- matischen Fachabteilungen. Beteiligt haben sich psychiatrie. insgesamt 368 Einrichtungen. Die Befragung wurde von Ende Oktober 2021 bis Ende Januar Das Deutsche Krankenhausinstitut bedankt sich 2022 durchgeführt. herzlich bei den Krankenhäusern, die sich an der Erhebung beteiligt haben. Sie haben es auf diese In den Auswertungen, Grafiken und Tabellen des Weise ermöglicht, den Bericht zu einer wichtigen Berichts sind Rundungsfehler in Einzelfällen Erkenntnisgrundlage und Entscheidungshilfe für möglich. Aus Platzgründen wird in den Grafiken all diejenigen zu machen, die im Gesundheits- auf eine geschlechterneutrale Sprache verzichtet wesen Verantwortung tragen. und das generische Maskulinum verwendet. Krankenhäuser mit ausschließlich psychiatrischen und psychotherapeutischen Betten oder mit ausschließlich psychosomatischen Betten sowie DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 5
1 Wirtschaftliche Lage Die Befragungsteilnehmer sollten ihre wirtschaftliche Situation zum Erhebungszeitpunkt zur Jahreswende 2021/2022 beurteilen. Die Lage in den psychiatrischen und psychosomatischen Fach- krankenhäusern und Abteilungen wird als weiterhin kritisch eingeschätzt. 6 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
1.1 Beurteilung der wirtschaftlichen Situation Bei den Allgemeinkrankenhäusern sollten sich die Angaben aus- drücklich nur auf die psychiatrischen oder psychosomatischen Fachabteilungen beziehen, bei den psychiatrischen oder psycho- somatischen Fachkrankenhäusern auf das Haus als Ganzes. Abb. 01 zeigt die Ergebnisse differenziert nach Krankenhaustypen. Insgesamt schätzten die psychiatrischen Einrichtungen ihre wirt- schaftliche Situation zur Jahreswende 2021/2022 eher kritisch ein. Nur 21 % (Abteilungspsychiatrien) bzw. 13 % (Einrichtungspsychia- trien) beurteilten ihre wirtschaftliche Lage als gut und jeweils rund 40 % der Häuser in beiden Krankenhaustypen als unbefriedigend. Abb. 01 Beurteilung der derzeitigen wirtschaftlichen Situation Jahreswende 2021/2022 (Krankenhäuser in %) Abteilungspsychiatrien Einrichtungspsychiatrien 48 44 38 35 21 13 Eher gut Teils, teils Eher unbefriedigend © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 7
7. Wirtschaftliche Lage 1.2 Beurteilung der wirtschaftlichen Erwartungen Daneben sollten sich die Befragten auch zu ihren Erwartungen für das Jahr 2022 äußern. Demnach erwartet für 2022 jeweils rund ein Drittel der Abteilungs- und Einrichtungspsychiatrien eine Ver- schlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Jeweils ein Sechstel der Häuser geht von einer Verbesserung aus. Die übrigen Einrichtungen erwarten keine Veränderungen ihrer wirtschaftlichen Situation (Abb. 02). Abb. 02 Wirtschaftliche Erwartungen für das Jahr 2022 (Krankenhäuser in %) Abteilungspsychiatrien Einrichtungspsychiatrien 53 45 38 31 16 17 Eher besser Eher gleich Eher schlechter © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 8 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
2 Ambulantisierungspotenziale in der Psychiatrie Die Kliniken für Psychiatrie und Psychosomatik spielen in der Versorgung psychisch kranker Menschen eine wichtige und zentrale Rolle. Für die Förderung einer bedarfsgerechten und gemeindenahen Versorgung übernehmen die ambulanten Angebotsstrukturen der Kliniken, wie z. B. die Psychiatrischen und Psychosomatischen Institutsambulanzen (PIA), zusätzlich eine entscheidende Funktion. Auch wenn bereits eine Vielzahl ambulanter Angebote durch psychiatrische Fachkrankenhäuser sowie Abteilungspsychiat- rien bereitgehalten werden, gibt es gleichzeitig ausbaufähige Potenziale in diesem Bereich. Im aktuellen PSYCHIATRIE Barometer wurden die teilneh- menden psychiatrischen Fachkrankenhäuser sowie Abtei- lungspsychiatrien nach ihrem ambulanten Leistungsspek- trum und Herausforderungen in Bezug auf die ambulante Leistungserbringung befragt. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 9
2. Ambulantisierungspotenziale in der Psychiatrie 2.1 Ambulante Angebote Ambulante Behandlungen durch Krankenhäuser Die Einrichtungs- und Abteilungspsychiatrien hal- mit Psychiatrischen Institutsambulanzen (§ 118 SGB ten daher im Rahmen ihrer Psychiatrischen Insti- V) sind auf Patientinnen und Patienten ausgerich- tutsambulanzen unterschiedliche und spezifische tet, die u. a. wegen Art, Schwere oder Dauer ihrer Angebote für ihre Patientinnen und Patienten vor Erkrankung auf die Behandlung durch diese Kran- (Abb. 03). So bietet gut jede zweite Einrichtung kenhäuser angewiesen sind. mit PIA suchtmedizinische oder gerontopsychi- atrische Sprechstunden an. 42 % bzw. 44 % der Institutsambulanzen haben zusätzlich Angebote für psychosomatische Medizin und Psychotherapie oder Kinder- und Jugendpsychiatrie. Abb. Welches ambulante Angebot haben Sie im Jahr 2020 in Ihrer 03 psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung vorgehalten? (Krankenhäuser in %) Im Rahmen der Psychiatrischen Institutsambulanzen PIA (§ 118 SGB V) Suchtmedizinische Sprechstunden 54 Gerontopsychiatrische Sprechstunden 51 Ambulanz für psychosomatische Medizin 44 und Psychotherapie Kinder- und Jugendpsychiatrische Ambulanz 42 Sonstige Schwerpunkte 37 © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 10 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
In jeder dritten psychiatrischen Einrichtung mit Schwerpunkte der PIAs sind hier Angebote im Institutsambulanz findet sich des Weiteren eine Bereich der affektiven Störungen, insbesondere Autismus-Sprechstunde. Migrations- und Flücht- zur Behandlung von Depressionen oder bipolaren lingssprechstunden oder eine Opferambulanz Störungen. Fast ebenso häufig werden Familien- bietet zusätzlich rund ein Viertel der Einrichtungs- therapien, Kleinkind-Sprechstunden oder frühe und Abteilungspsychiatrien ihren Patientinnen Interaktionen angeboten. Einige Kliniken befassen und Patienten an (Abb. 04). sich auch mit dementiellen Erkrankungen oder dem Bereich der Peripartal- und Gynäkopsychiat- Insgesamt sind die Angebote der an der Befra- rie. Neben der Behandlung von Trauma- und Belas- gung teilnehmenden Krankenhäuser mit Psychia- tungsstörungen, insbesondere auch in Verbindung trischer Institutsambulanz sehr zahlreich und viel- mit der Covid-Pandemie, hatten weitere Einrich- fältig. So hat gut ein Drittel der befragten Kliniken tungen Angebote beispielsweise für Essstörungen, in diesem Bereich weitere Angebote angegeben Psychosen oder geistigen Behinderungen vor. (Abb. 03). Abb. Welches ambulante Angebot haben Sie im Jahr 2020 in Ihrer 04 psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung vorgehalten? (Krankenhäuser in %) Im Rahmen der Psychiatrischen Institutsambulanzen PIA (§ 118 SGB V) Autismus-Sprechstunde 33 Migrations- und Flüchtlingssprechstunde 26 Opferambulanz 24 Psychoonkologische Sprechstunde 19 Forensisch-psychiatrische Ambulanz 19 © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 11
2. Ambulantisierungspotenziale in der Psychiatrie Außerhalb Psychiatrischer Institutsambulanzen werden in den psychiatrischen/psychosomati- schen Einrichtungen in gut jeder dritten Klinik Traumaambulanzen und in 27 % der Psychiatrien Sprechstunden für Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen angeboten. Seltener findet man Opferambulanzen und foren- sisch-psychiatrische Ambulanzen außerhalb der PIAs (Abb. 05). Abb. Welches ambulante Angebot haben Sie im Jahr 2020 in Ihrer 05 psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung vorgehalten? (Krankenhäuser in %) Weitere ambulante Angebote Traumaambulanz 40 Sprechstunden für Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen 27 Opferambulanz außerhalb der PIA 16 Forensisch-psychiatrische Ambulanz außerhalb der PIA 13 © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 12 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
2.2 Eigene und Angebote in Zusammenarbeit mit Partnern Die Mehrheit der Einrichtungs- und Abteilungs- 63 % der Psychiatrien betreiben Privatambulanzen, psychiatrien (78 %) führen ambulante Notfallbe- die vollständig (100 %) im eigenen Haus angeboten handlungen von Patientinnen und Patienten mit werden. (Abb. 06). psychischen Störungen in der eigenen Einrichtung oder in Kooperation mit Einrichtungen des eige- Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen für Be- nen Trägers durch (95 %). troffene und Angehörige bieten über die Hälfte der psychiatrischen/psychosomatischen Einrich- Zwei Drittel der Psychiatrien halten zudem Infor- tungen an (Abb. 06). Dabei wird rund jedes zweite mationsveranstaltungen zur Aufklärung und Prä- Angebot vom eigenen Krankenhaus und zwischen vention von psychischen Störungen überwiegend 40 und 45 % in Kooperation mit externen Partnern in der eigenen Einrichtung ab (88 %). vorgehalten. Abb. Welche Angebote halten Sie selbst oder in Zusammenarbeit mit anderen in 06 Ihrer Region zur Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen vor? (Krankenhäuser in %) Ja Ambulante Notfallbehandlung von Patienten mit psychischen Störungen 18 4 78 g 92 34 Informationsveranstaltungen zur Aufklärung und Prävention von 28 7 65 g 88 3 10 psychischen Störungen 34 4 63 g 100 Privatambulanzen Selbsthilfegruppen für Betroffene 33 10 57 g 47 8 45 Selbsthilfegruppen für Angehörige 37 11 52 g 53 7 40 Beratungsstellen für Angehörige 40 9 50 g 50 6 44 Beratungsstellen für Betroffene 42 9 49 g 50 8 42 Nein Von eigener Einrichtung Nein, aber wäre In Kooperation mit Einrichtungen wünschenswert des eigenen Trägers Ja In Kooperation mit externen Anbietern © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 13
2. Ambulantisierungspotenziale in der Psychiatrie Zusätzlich machen 45 % der Einrichtungen Wohn- Die ambulante Soziotherapie sowie der ambulan- angebote für Patientinnen und Patienten mit te psychiatrische Pflegedienst werden zwar zum psychischen Störungen. Diese Angebote werden Großteil von eigenen Einrichtungen oder in Ko- bei 45 % in der eigenen Einrichtung angeboten, operation mit Einrichtungen des Trägers erbracht während 26 % dies in Kooperation mit Einrichtun- (67 – 75 %). Doch bietet nur knapp jede dritte psy- gen des eigenen Trägers und 30 % in Kooperation chiatrische/psychosomatische Einrichtung diese mit externen Anbietern vorhalten (Abb. 07). Dienste an (Abb. 07). Abb. Welche Angebote halten Sie selbst oder in Zusammenarbeit mit anderen in 07 Ihrer Region zur Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen vor? (Krankenhäuser in %) Ja Wohnangebote 48 7 45 g 45 26 30 Sozialpsychiatrischer Dienst 56 4 41 g 33 10 58 Teilhabe am Arbeitsleben (z. B. Tagesstätten/Werkstätten) 60 5 36 g 32 24 45 Ambulante Soziotherapie 58 10 31 g 60 7 33 Ambulanter psychiatrischer Pflege- dienst 57 13 30 g 68 7 25 Einzelermächtigung von Ärzten (§116 SGB V) 77 7 17 g 93 7 Nein Von eigener Einrichtung Nein, aber wäre In Kooperation mit Einrichtungen wünschenswert des eigenen Trägers Ja In Kooperation mit externen Anbietern © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 14 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
2.3 Ambulante Videobehandlung In einem Großteil der psychiatrischen/psycho- Die Einrichtungspsychiatrien liegen hier mit ins- somatischen Einrichtungen werden Videosprech- gesamt 71 % deutlich vor den Abteilungspsychi- stunden zur ambulanten Behandlung eingesetzt. atrien (55 %) mit ihrem Angebot an ambulanten Allerdings wird dieser Dienst in 59 % der Einrich- Videosprechstunden. In 17 % der Abteilungspsy- tungen erst seit der Corona Pandemie und nur in chiatrien und 7 % der Einrichtungspsychiatrien 4 % der Kliniken bereits vorher schon angeboten ist jedoch darüber hinaus die Einrichtung solcher (Abb. 08). Dienste bereits geplant. Abb. Kommt in Ihrer Einrichtung ambulante Behandlung 08 mittels Videosprechstunde zum Einsatz? (Krankenhäuser in %) Gesamt 4 59 12 25 Abteilungspsychiatrien 2 53 17 28 Einrichtungspsychiatrien 7 64 7 22 Ja, bereits vor der Corona Pandemie Nein, aber geplant Ja, seit der Corona Pandemie Nein und ist auch nicht geplant © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 15
2. Ambulantisierungspotenziale in der Psychiatrie Auch stimmt die überwiegende Mehrheit der Kliniken (90 %) zu (voll und ganz/eher), dass vor einer solchen ambulanten Videobehandlung ein persönlicher Erstkontakt zur Eingangsdiagnostik, Indikationsstellung und Aufklärung stattfinden sollte. Fast ebenso viele Einrichtungen (85 %) be- richten, dass die Kontinuität von Behandlungen per Video sehr gut aufrecht erhalten werden kann. Jedoch wird das Angebot zur ambulanten Video- Alle teilnehmenden psychiatrischen/psychoso- behandlung derzeit von Patientinnen und Patien- matischen Einrichtungen (98 %) sind sich einig ten nur in knapp jeder zweiten Einrichtung (davon (stimme voll und ganz zu/stimme eher zu), dass 11 % volle Zustimmung, 37 % stimmen eher zu) ambulante Videobehandlungen eine sinnvolle Er- regelmäßig als Alternative zur persönlichen Be- gänzung zu einer Therapie in Präsenz darstellen. handlung in Anspruch genommen (Abb. 09). Abb. 09 Inwieweit stimmen Sie folgenden Aussagen zur Videobehandlung zu? (Krankenhäuser in %) Ambulante Videobehandlungen sind eine sinn- volle Ergänzung zu einer Therapie in Präsenz. 60 38 1 Ein pers. Erstkontakt zur Eingangsdiagnostik, Indikationsstellung und Aufklärung sollten der ambulanten Videobehandlung vorausgehen. 55 35 8 3 Die Kontinuität von Behandlungen kann per Video sehr gut aufrecht erhalten werden. 36 49 13 1 Nonverbale Info z. Bestimmung d. emotionalen Zustands d. Pat. und d. Risikoverhaltens sind mit- tels Videosprechstunde schwerer zu ermitteln. 32 51 16 1 Während einer ambulanten Videobehandlung kann eine vertrauensvolle therapeutische Bezie- 18 64 19 hung zum Patienten erreicht werden. Das Angebot der amb. Videobehandlung wird durch die Pat. regelmäßig als Alternative zur 11 37 44 8 pers. Behandlung in Anspruch genommen. Stimme voll und ganz zu Stimme eher nicht zu Stimme eher zu Stimme gar nicht zu © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 16 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
2.4 Bedarf und Herausforderungen bei ambulanten Behandlungsangeboten Rund jeweils ein Drittel der psychiatrischen/ Dabei wird ein erhöhter Bedarf vor allem psychosomatischen Einrichtungen schätzen den in den Abteilungspsychiatrien gesehen: Bedarf nach einem Ausbau ambulanter Behand- Hier haben 41 % der Befragten einen lungsangebote als sehr hoch oder hoch ein. sehr hohen Bedarf angemeldet gegen- über 27 % der Einrichtungspsychiatrien. Jede vierte Klinik sieht noch einen mittleren Bedarf. Nur insgesamt 4 % schätzen den Bedarf gering oder sehr gering (Abb. 10). Abb. Wie hoch schätzen Sie den Bedarf nach einem Ausbau am- 10 bulanter Behandlungsangebote in Ihrer Einrichtung ein? (Krankenhäuser in %) Gesamt 34 38 24 22 Abteilungspsychiatrien 41 33 21 23 Einrichtungspsychiatrien 27 42 27 22 sehr hoch hoch mittel gering sehr gering © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 17
2. Ambulantisierungspotenziale in der Psychiatrie Abb. 11 Inwieweit stimmen Sie folgenden Aussagen zu den Herausforderungen in Bezug auf ambulante Behandlungen in psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtungen zu? (Krankenhäuser in %) Krankenhausspezifische Kosten sind in der Vergü- tung amb. Leistungen unzureichend abgebildet. 68 22 10 Fehlende Kapazitäten in der vertragsärztlichen- und psychotherapeut. Versorung erschweren den Übergang stätionärer Patienten in eine kranken- 66 32 3 hausnahe Anschlussversorgung. Das amb. Potenzial in psychiatr./psychosomat. Einrichtungen kann unter den gegeb. Bedingun- 53 37 8 2 gen nicht vollständig ausgeschöpft werden. Amb. Behandlung mit Behandlungsterminen von max. ein Mal pro Woche können in bestehenden 37 42 18 3 Strukt. nicht adäquat erbracht werden. Unzureichende Digitalisierung verlangsamt die Anwendung neuer diagn. Optionen und Behand- 26 49 20 4 lungsmgl. in der amb. Versorgung. Stimme voll und ganz zu Stimme eher nicht zu Stimme eher zu Stimme gar nicht zu © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 Einig sind sich die meisten psychiatrischen/psycho- gung den Übergang stationärer Patientinnen und somatischen Einrichtungen darin, dass ambulante Patienten in eine krankenhausnahe Anschlussver- Behandlungen eine deutliche Herausforderung sorgung erschweren. darstellen (Abb. 11). Ebenso glauben diese Einrichtungen (90 %), dass So wird von 90 % (stimme voll und ganz zu / das ambulante Potenzial in ihren Kliniken unter stimme eher zu) eine unzureichende Abbildung den gegebenen Bedingungen nicht vollständig krankenhausspezifischer Kosten in der Vergütung ausgeschöpft werden kann. ambulanter Leistungen berichtet. Zudem berichten 79 %, dass eine ambulante Be- Fast sämtliche Einrichtungen sind zudem der handlung mit maximal einem Behandlungstermin Ansicht, dass fehlende Kapazitäten in der vertrags- pro Woche in den bestehenden Strukturen nicht ärztlichen- und psychotherapeutischen Versor- adäquat erbracht werden kann. 18 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
3 Netzwerkstrukturen und regionale Zusammenarbeit Menschen mit psychischen Erkrankungen haben in der Regel einen komplexen Hilfebedarf. Eine personenzentrierte Versor- gung stellt die Betroffenen in den Mittelpunkt und organisiert die medizinischen und psychosozialen Hilfen entsprechend den individuellen Bedarfen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. v. (DGPPN) setzt sich seit Jahren für die Überwindung von Sekto- rengrenzen und eine Vernetzung der Leistungserbringer ein (DGPPN, 02.12.2020). Ein zentrales Leitbild im Konzept von Krankenhäusern zur Weiter- entwicklung der stationären Versorgungsstrukturen ist die Förde- rung und Etablierung regionaler Versorgungsnetzwerke (Deutsche Krankenhausgesellschaft, Positionspapier, 2021). „Der Gesetzgeber ist aufgerufen, einen gesetzlichen Rahmen für eine verpflichtende sektorenübergreifende Vernetzung der Leis- tungserbringer zu schaffen“ (DGPPN, 02.12.2020). DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 19
3. Netzwerkstrukturen und regionale Zusammenarbeit 3.1 Netzwerke und Mitgliedschaften Die große Mehrheit der befragten Häuser (85 %) Beim Vergleich zwischen Allgemeinkrankenhäusern arbeitet zur Förderung der regionalen Vernetzung und Einrichtungspsychiatrien zeigte sich, dass Abtei- und Zusammenarbeit mit hauseigenen Informa- lungspsychiatrien wesentlich häufiger (91 %) einen tionsquellen, wie Listen oder Datenbanken zu regelmäßigen Austausch mit externen Leistungser- möglichen Kooperationspartnern in der Region bringern zur Kooperation pflegen als Einrichtungs- (Abb. 12). psychiatrien (71 %) (Abb. 13). Insgesamt gaben 81 % an, einen regelmäßigen Konzepte zur Supervision, die über die Institutions- Austausch mit externen Leistungserbringern und grenzen hinweg angeboten werden, bieten Abtei- Kooperationspartnern zu pflegen. Gut die Hälfte lungspsychiatrien (62 %) ebenfalls häufiger an als bietet über die Institutionsgrenzen hinweg Kon- Einrichtungspsychiatrien (40 %) (Abb. 13). zepte zur Supervision an (Abb. 12). Abb. Welche der folgenden Strukturen oder Prozesse zur Förderung 12 der Vernetzung und regionaler Zusammenarbeit sind in Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung vorhanden? (Krankenhäuser in %) Hauseigene Informationsquellen (Liste/ Datenbank) mit möglichen regionalen 85 Kooperationspartnern Regelmäßiger Austausch mit externen Leis- 81 tungserbringern als Kooperationspartner Organisation von Patienten-/Angehörigen- 67 Veranstaltungen mit externen Kooperations- partnern Konzepte zur Supervision über Institutions- 51 grenzen hinweg © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 20 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Einrichtungs- samer Unterschied im Angebot psychiatrien aufgrund ihrer Spezialisierung den zwischen Abteilungspsychiatrien komplexen Versorgungsbedarf von psychischen und Einrichtungspsychiatrien. Erkrankungen meist selbst vorhalten können, Diese werden insgesamt von 67 % wohingegen Abteilungspsychiatrien wesentlich der befragten Häuser organisiert häufiger auf Strukturen zur Kooperation (wie die (Abb. 12). Wie bereits im Abschnitt externe Supervision) zurückgreifen. 2.2 berichtet, handelt es sich dort hauptsächlich um Informations- In der Organisation von Patienten- und /oder veranstaltungen zur Aufklärung Angehörigen-Veranstaltungen mit externen und Prävention von psychischen Kooperationspartnern zeigte sich kein bedeut- Störungen. Abb. Welche der folgenden Strukturen oder Prozesse zur Förderung 13 der Vernetzung und regionaler Zusammenarbeit sind in Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung vorhanden? (Krankenhäuser in %) Regelmäßiger Austausch mit ex- Konzepte zur Supervision über ternen Leistungserbringern als Institutsgrenzen hinweg Kooperationspartnern (z. B. zur Fallbesprechung und Wei- terversorgung von Patienten etc.) Gesamt 81 51 Abteilungspsychiatrien 100 62 Einrichtungspsychiatrien 71 40 © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 21
3. Netzwerkstrukturen und regionale Zusammenarbeit Ein Viertel der befragten Einrichtungen ist Mitglied in einem bestehen- den Netzwerk oder einer Verbundkooperation, wie z. B. die Deutsche Gesellschaft Pädiatrische Psychosomatik e.V. (DGPPS), die Deutsche Gesellschaft für Seelische Gesundheit bei Menschen mit geistiger Be- hinderung e.V. (DGSGB), Gemeindepsychiatrischer Verbund (GPV) o.ä. Ebenso viele Häuser nutzen hauseigene/regionale Netzwerke, wohin- gegen knapp die Hälfte (49 %) keine Mitgliedschaft in einem sektoren- übergreifenden Netzwerk oder einer Verbundkooperation vorweist (Abb. 14). Abb. Ist Ihre psychiatrische/psychosomatische Einrichtung zur sektorenüber- 14 greifenden Vernetzung Mitglied in einem Netzwerk oder Verbundkoope- ration (wie z.B Konzept des netzwerkbezogenen Qualitätsmanagements (NBQM), Psychiatrie Initiative Berlin Brandenburg (PIBB) o. ä.)? Wenn ja, in welchem Netzwerk? 25 % Zum Beispiel: • Deutsche Gesellschaft Pädiatrische Psychosomatik e. V. (DGPPS) • Deutsche Gesellschaft für Seelische Gesund- 49% heit bei Menschen mit geistiger Behinderung e. V. (DGSGB) • Gemeindepsychiatrischer Verbund (GPV) • Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e. V. (CBP) 26 % • Interdisziplinäres Angstzentrum • Verein Kinder psychisch kranker Eltern (KUPKE) Ja Hauseigene/regionale Netzwerke Nein © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 22 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
3.2 Durchführung von Modellvorhaben nach § 64b SGB Um die Versorgung psychisch kranker Menschen Insgesamt waren 11 % der befragten Abteilungs- weiterzuentwickeln, soll in jedem Land mindestens und Einrichtungspsychiatrien bei der Durchführung ein Modellvorhaben durchgeführt werden (§ 64b eines Modellvorhabens nach § 64b SGB V zur Versor- SGB V). Die primären Ziele von Modellprojekten zur gung von Menschen mit einer psychischen Störung Versorgung psychisch erkrankter Menschen beste- involviert (Abb. 15). hen in der Verbesserung der Behandlungsqualität durch eine sektorenübergreifende und patienten- Von den 89 % der Einrichtungen, die zum Befra- zentrierte Versorgung. gungszeitpunkt nicht an der Durchführung eines solchen Modellvorhabens beteiligt waren, gaben Über den Einsatz vorhandener Ressourcen durch 8 % der Häuser an, dass eine Beteiligung aktuell in die Bildung eines Gesamtbudgets für voll- und teil- Planung ist, 72 % haben keine Beteiligung an einer stationäre Leistungen und Leistungen der Psychi- Durchführung geplant. Weitere 9 % der Häuser atrischen Institutsambulanz sollen Modellprojekte berichteten, dass nach der Verhandlung mit den einen Beitrag zur Weiterentwicklung des neuen Krankenkassen keine Einigung zur Durchführung Psych-Entgeltsystems leisten. eines Modellvorhabens gefunden werden konnte (Abb. 15). Abb. Sind Sie beteiligt bei der Durchführung eines Modellvorhabens nach § 64b 15 SGB V zur Versorgung von Menschen mit einer psychischen Störung, das auf eine Verbesserung der Patientenversorgung oder der sektorübergreifenden leistungserbringung ausgerichtet ist? (Krankenhäuser in %) 11 % Nein, auch nicht geplant 72 Nein, nach Verhandlungen mit den Krankenkassen konnten keine 9 Vereinbarungen getroffen werden Nein, noch nicht aber eine 8 Beteiligung ist aktuell in Planung 89% Ja Nein © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 23
3. Netzwerkstrukturen und regionale Zusammenarbeit Bei genauer Nachfrage zu potenziellen Hinderungsgründen wird deut- lich, dass vor allem die Verhandlungen mit den Krankenkassen eine Hürde darstellen. Somit gab die Mehrheit der befragten Abteilungs- und Einrichtungspsychiatrien an, dass die fehlende Vereinbarung mit den Krankenkassen als sehr (36 %) oder zumindest teilweise (23 %) hinderlich war. Darüber hinaus führten in knapp einem Drittel (31 %) der befragten Ein- richtungen die Verhandlungen bezüglich der finanziellen Rahmenbe- dingungen zu keiner Einigung, ein Viertel der Häuser sah die Probleme bei der fehlenden Einigung zur inhaltlichen Ausgestaltung des Modell- vorhabens. Weitere Gründe, die Einfluss darauf hatten, dass gewünschte Modell- vorhaben nicht durchgeführt wurden, waren zum Teil der zu große Aufwand für die organisatorische Umstrukturierung und die zeitliche Befristung der Modellvorhaben (Abb. 16). Abb. Inwieweit haben potenzielle Hinderungsgründe Einfluss darauf, dass 16 gewünschte Modellvorhaben nicht durchgeführt werden? (Antworten in %) Geplantes Modellvorhaben konnte nicht mit allen, bzw. einem Großteil der Krankenkassen 36 23 41 vereinbart werden Verhandlungen mit den Krankenkassen bezgl. der finanziellen Rahmenbedingungen führten 31 20 49 zu keiner Einigung Umfang der organisatorischen Umstrkturierung 29 34 37 stellte sich als zu groß heraus Verhandlungen mit den Krankenkassen bezgl. der inhaltlichen Ausgestaltung des Modellvor- 25 25 50 habens führten zu keiner Einigung Modellvorhaben sind zeitlich befristet 13 33 54 Sehr Teilweise Gar nicht © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 24 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
3.3 Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern Wie bereits im Abschnitt 2.2 ersichtlich, bieten Ein- richtungs- und Abteilungspsychiatrien neben den vielfältigen Angeboten in der eigenen Einrichtung ihren Patientinnen und Patienten vor allem Selbst- hilfegruppen und Beratungsstellen für Betroffene und Angehörige sowie Sozialpsychiatrische Diens- te und Angebote zur Teilhabe am Arbeitsleben in Kooperation mit externen Partnern an. Um die Zusammenarbeit mit und den Bedarf von externen Kooperationspartnern genauer zu erfassen, wurden die Häuser gebeten, detaillierte Angaben zu ihren aktuellen Kooperationen zu ma- chen. Falls zum Befragungszeitpunkt keine Koope- ration mit den gelisteten Kooperationspartnern stattgefunden hat, wurden die Häuser gebeten häusern. Weit über 80 % der Einrichtungen arbei- anzugeben, ob in der Versorgung der Patientinnen ten mit Gemeindepsychiatrischen Verbünden, und Patienten kein Bedarf für eine Kooperation Selbsthilfeorganisationen und Rehabilitationsein- bestanden hat oder ob eine Kooperation am man- richtungen zusammen. Rund drei Viertel (73 - 77 %) gelnden Angebot in der Region scheiterte. pflegen die Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Behindertenhilfe, Hilfevereinen für psychisch Insgesamt zeigte sich in einigen Versorgungsbe- Erkrankte und Medizinische Versorgungszentren reichen trotz der bereits gut ausgebauten Ko- (MVZ nach § 95 SGB V). operationsstrukturen ein Bedarf zum Ausbau der Zusammenarbeit für die Behandlung von psychi- Mit medizinischen Behandlungszentren für Er- schen Störungen. wachsene mit geistiger Behinderung nach § 119 C SGB V arbeitet aktuell jede dritte Einrichtung. Bei Nahezu alle befragten Einrichtungen kooperieren den restlichen Einrichtungen hat gut die Hälfte (46 %) mit niedergelassenen Ärzten*innen, Psychothe- einen Bedarf zur Versorgung der Patientinnen und rapeuten*innen und Psychologen*innen, ebenso Patienten, aber das Angebot in der Region ist für wie mit Beratungsstellen und weiteren Kranken- eine Kooperation nicht ausreichend vorhanden. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 25
3. Netzwerkstrukturen und regionale Zusammenarbeit Eine Zusammenarbeit mit Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ nach § 119 SGB V) findet regulär bei 44 % der Einrichtungen bereits statt, von den restlichen 56 % der Häuser haben ein Drittel (34 %) einen Bedarf für eine Kooperation angegeben, die aufgrund der mangelnden Angebote in der Region nicht möglich sei (Abb. 17). Abb. Mit welchen externen Kooperationspartnern arbeitet Ihr Haus bei der 17 Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen zusammen? (Antworten in %) Ja Nein Wenn Nein, warum nicht? Niedergelassene Ärzte 97 3 g 25 75 Niedergelassene Psychotherapeuten und Psychologen 95 5 g 33 67 Medizinische Versorgungszentren (MVZ nach § 95 SGB V) 73 27 g 35 65 Hilfsvereine für psychisch Erkrankte 76 24 g 38 62 Gemeindepsychiatrische Angebote oder Verbünde 82 18 g 40 60 Selbsthilfeorganisationen 86 97 g 47 53 Weitere Krankenhäuser 96 4 g 50 50 Medizinische Behandlungszentren für Erwachsene mit geistiger Behinderung nach § 119c SGB V 33 67 g 54 46 Sozialpädiatrische Zentren (SPZ nach § 119 SGB V) 44 56 g 66 34 Rehabilitationseinrichtungen für psychisch Kranke 87 13 g 71 29 Einrichtungen der Behindertenhilfe 77 23 g 74 26 Beratungsstellen 97 3 g 100 0 Kein Bedarf Bedarf vorhanden aber mangelnde © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 Angebote in der Region 26 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
3.4 Hinderungsgründe bei der Umsetzung von gewünschten Kooperationen nach § 64b SGB Zur besseren Einordnung der Gründe, die für Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Beurteilung nicht vorhandene Kooperationen verantwortlich der Finanzierungssituation. Hier gaben 42 % der sind, wurden die Einrichtungen gefragt, inwieweit Häuser an, dass die mangelnden finanziellen grundlegend potenzielle Hinderungsgründe eine Ausgestaltungsmöglichkeiten von Kooperations- Rolle bei der Umsetzung spielten. modellen sehr hinderlich waren, weitere 45 % beurteilen dies zumindest als teilweise hinderlich. Die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedin- gungen bildeten die ausschlaggebenden Hinde- Wie bereits in Abschnitt 3.3 ersichtlich wird, rungsgründe, dass gewünschte Kooperationen kann der Bedarf in unterschiedlichen Bereichen nicht umgesetzt werden konnten. Über 90 % der der Einrichtungen zur Zusammenarbeit für die befragten Einrichtungen beurteilten die fehlenden Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Möglichkeiten zur Grenzüberwindung der einzel- psychischen Störungen nicht vollständig von den nen Sozialgesetzbücher (u. a. SGBV, SGB VIII, SGB aktuellen Kooperationsmöglichkeiten in der Re- IX) als sehr hinderlich (45 %) oder zumindest teil- gion abgedeckt werden. weise hinderlich (45 %). DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 27
3. Netzwerkstrukturen und regionale Zusammenarbeit Das unzureichende regionale Angebot von möglichen Kooperations- partnern in der vertragsärztlichen Versorgung wurde von der Mehrheit der Einrichtungen als sehr (23 %) oder teilweise (54 %) hinderlich be- urteilt. Ähnlich problematisch sahen die befragten Häuser die fehlenden Möglichkeiten zum Aufbau von Netzwerken (Plattformen / Verbünde etc.). Die hauseigenen Strukturen wurden von der Mehrheit der Einrich- tungen (66 %) nicht als hinderlich eingeschätzt, bei 28 % der Häuser gibt es nach eigenen Angaben teilweise Ausbaupotenzial (Abb. 18). Abb. Inwieweit haben potenzielle Hinderungsgründe Einfluss darauf, dass 18 gewünschte Kooperationen für die Zusammenarbeit mit Ihrem Haus nicht zustande kommen? (Antworten in %) Fehlende Möglichkeiten zur Grenzüberwindung der einzelnen Sozialgesetzbücher (u.a. SGB VIII, 45 45 10 SGB IX) Mangelnde finanzielle Ausgestaltungsmöglich- 42 45 13 keiten von Kooperationsmodellen Mangelnde Finanzierung einzelner Koopera- 35 50 15 tionspartner Unzureichendes/regionales Angebot/mögliche Kooperationspartner in der vertragsärztlichen 23 54 23 Versorgung Mangelnde Möglichkeiten zum Aufbau von 10 55 35 Netzwerken (Plattformen/Verbündete etc.) Fehlende hauseigene Strukturen zur Einbindung von Kooperationspartnern 6 28 66 Sehr hinderlich Teilweise hinderlich Gar nicht hinderlich © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 28 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
3.5 Angebote zur Anschlussversorgung Vor dem Hintergrund der aktuellen ambulan- regionalen Kooperationsmög- ten Versorgungssituation von Patientinnen und lichkeiten regelhaft Angebote Patienten mit psychischen Störungen wurden die zur Versorgung vorhalten. Neben Einrichtungen gefragt, ob sie selbst Angebote zur unterschiedlichen Angeboten, Anschlussversorgung, die über die Versorgung die über die Psychiatrische Ins- durch den stationären Bereich hinausgehen, titutsambulanzen vorgehalten anbieten. werden, bieten die Häuser unter anderem soziale Rehabilitations- Hierbei zeigte sich, dass 70 % der Abteilungs- und oder Wohnungsangebote an Einrichtungspsychiatrien aufgrund von fehlenden (Kasten, Abb. 19). Bietet Ihre psychiatrische/psychosomatische Einrichtung aufgrund von Abb. 19 fehlenden regionalen Kooperationspartnern selbst Angebote zur An- schlussversorgung von Patienten mit einer psychischen Störung an, die über die Versorgung durch den stationären Bereich hinausgehen? (Krankenhäuser in %) 5% Wenn ja, welche/s Angebot/e? • Unterschiedliche Angebote über die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA), wie z. B. Gruppentherapie, 25 % Intensivbehandlung, Weiter-/Nachbehandlung, Angehörigengruppen, etc. • Ambulante Weiterbetreuung über Psychologen/ Bezugstherapeuten • Soziale Rehabilitationsangebote, wie z. B. Leben in Gastfamilie, Aufsuchende Suchtbehandlung, Wohnangebote 70 % • Sonstige Angebote, wie z. B. Flexible Erziehungshilfe (SGB VIII), Modellprojekt Stationsäquivalente Behandlung (StäB) o. ä. Ja Nein Ist in Planung © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 29
4 Arzneimitteltherapiesicherheit in der Psychiatrie Die Verordnung einer Arzneimitteltherapie (AMT) ist eine der häufigsten medizinischen Interventionen. Im Krankenhaus erhält fast jede Patientin und jeder Patient Medikamente. Bei der Verordnung und Verabreichung von Medikamenten sowie an den internen und externen Schnittstellen können Schwie- rigkeiten oder Fehler der Arzneimittelversorgung auftreten, insbesondere dann, wenn Patientinnen und Patienten mehrere Arzneimittel bekommen. Die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ist ein zentraler Bestand- teil einer guten Behandlungsqualität in Krankenhäusern und der Patientensicherheit. Mit den Maßnahmen zur Arzneimitteltherapie- sicherheit wird das Ziel verfolgt, die Arzneimitteltherapie zu opti- mieren, z. B. auftretende unerwünschte Wirkungen beim Einsatz von Arzneimitteln auch bei vorschriftsmäßigem Einsatz zu entdecken, zu bewerten und zu verstehen sowie entsprechende Instrumente zur Risikominimierung zu entwickeln und zu ergreifen. Die Arzneimitteltherapie (AMT) ist in Abteilungs- und Einrichtungs- psychiatrien teilweise an besondere Voraussetzungen geknüpft. So ist bei diesen Patientinnen und Patienten, z. B. häufig wegen der psychiatrischen Grunderkrankung, eine geringere Compliance zu be- obachten, so dass hierfür besondere Maßnahmen ergriffen werden müssen. 30 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
Im Rahmen des PSYCHIATRIE Barometers wurde die Arznei- mittelversorgung und -sicherheit in den Einrichtungs- und Abteilungspsychiatrien differenziert untersucht. 4.1 Arzneimittelversorgung und -organisation Krankenhausapotheken oder krankenhausversor- Knapp die Hälfte der Einrichtungen (45 %), die an gende öffentliche Apotheken stellen die Versor- der Befragung teilgenommen haben, verfügt über gung der Patientinnen und Patienten im Kranken- eine eigene Krankenhausapotheke. Etwas weniger haus mit Arzneimitteln und Medizinprodukten als ein Drittel der Häuser wird durch die Kranken- und weiteren apothekenüblichen Waren sicher. hausapotheke eines anderen Krankenhauses ver- sorgt. Ein Viertel der Einrichtungen wird durch eine Wenn der Träger eines Krankenhauses keine krankenhausversorgende Apotheke beliefert. eigene Krankenhausapotheke betreibt, ist es not- wendig, dass er mit dem Träger eines anderen Die Arzneimittelversorgung variiert deutlich zwi- Krankenhauses oder mit einer krankenhausver- schen den verschiedenen Einrichtungstypen. So sorgenden Apotheke (dem Inhaber einer Erlaubnis geben Abteilungspsychiatrien deutlich häufiger als zum Betrieb einer öffentlichen Apotheke) einen Einrichtungspsychiatrien an, eine eigene Kranken- schriftlichen Versorgungsvertrag schließt, der von hausapotheke vorzuhalten. der zuständigen Behörde zu genehmigen ist. Entsprechend werden psychiatrische Fachkran- kenhäuser öfter durch krankenhausversorgende Apotheken oder Krankenhausapotheken eines anderen Krankenhauses versorgt (Abb. 20). Abb. Art der Arzneimittelversorgung in Ihrer psychiatrischen/ 20 psychosomatischen Einrichtung/Abteilung (Krankenhäuser in %) Gesamt 45 25 30 Einrichtungspsychiatrien 27 34 39 Abteilungspsychiatrien 63 16 21 Eigene Krankenhausapotheke Krankenhausversorgende Apotheke Versorgung durch Krankenhausapotheke eines anderen Krankenhauses © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 31
4. Arzneimitteltherapiesicherheit in der Psychiatrie In gut einem Drittel der Einrichtungen gibt es fest angestellte Kran- kenhausapothekerinnen und -apotheker, die regelmäßig beratend auf psychiatrischen und/oder psychosomatischen Stationen tätig sind. Abteilungspsychiatrien (47 %) geben deutlich häufiger an, Apothekerinnen und Apotheker in den psychiatrischen und/oder psychosomatischen Fachabteilungen einzusetzen, als Einrichtungs- psychiatrien (25 %) (Abb. 21). Abb. Gibt es in Ihrer Einrichtung fest angestellte Krankenhausapotheker, 21 die regelmäßig beratend auf psychiatrischen/psychosomatischen Stationen tätig sind? (Krankenhäuser in %) Gesamt 36 64 Einrichtungspsychiatrien 25 75 Abteilungspsychiatrien 47 53 Ja Nein © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 Mehr als die Hälfte der Einrichtungen gibt an, dass in ihrem Haus schriftlich definierte Standards (SOP) zur Arzneimitteltherapiesicher- heit vorliegen, in weiteren 10 % ist die Aufsetzung von SOPs konkret in Planung. Bei gut einem weiteren Viertel ist die Erstellung einer SOP zur AMTS zukünftig geplant (Abb. 22). Abb. Gibt es in Ihrem Krankenhaus schriftlich 22 7% definierte Standards (SOP) zur Arneimittel- therapiesicherheit? (Krankenhäuser in %) 27 % Ja Bisher nicht, aber konkret in Planung Nein 56 % Nein, auch nicht angedacht 10 % © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 32 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
In den Einrichtungen liegen im Durchschnitt drei verschiedene SOPs vor (Mittelwert: 3, Median: 3). Am häufigsten ist ein schriftlich definierter Stan- dard zur Anamnese entwickelt worden. Dieser liegt in 86 % der Einrichtungs- und Abteilungspsy- chiatrien vor. 78 % der Einrichtungen haben eine SOP zur Medikationsverordnung und 64 % zum Überleitungsmanagement erstellt. In etwas weniger als der Hälfte der Häuser liegt eine SOP zur Compliance-Prüfung, z.B. Drug Monitoring, vor (44 %). Gut ein Drittel der Einrich- tungen hat eine SOP zum Wechsel der Medikation erstellt (37 %) (Abb. 23). Abb. Welche schriftlich definierte Standards (SOP) liegen in Ihrer psy- 23 chiatrischen/psychosomatischen Einrichtung/Abteilung vor? (Krankenhäuser in %) Anamnese 86 Medikationsverordnung 78 Überleitungsmanagement 64 Compliance-Prüfung 44 Wechsel der Medikation (Einhaltung und 37 Dokumentation der Auswaschphasen) Sonstiges 14 © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 33
4. Arzneimitteltherapiesicherheit in der Psychiatrie Etwaige Arzneimittel-Umstellungen werden in den Einrichtungen bei Überleitung überwiegend schriftlich, d.h. in Papierform, als E-Mail oder Fax, an die nachbetreuenden Personen oder Institutionen übermittelt. In gut zwei Dritteln der Einrichtungs- und Abtei- lungspsychiatrien wird ein Wechsel der Medikation in dieser Form kommuniziert. Ein weiteres Drittel informiert die weiterbehandeln- den Personen oder Institutionen sowohl mündlich als auch schriftlich über etwaige Arzneimittel-Um- stellungen. Eine rein mündliche Kommunikation zu Änderungen der Medikation erfolgt sehr selten (Abb. 24). In welcher Form werden bei Überleitung aus Ihrer psychiatrischen/ Abb. 24 psychosomatischen Einrichtung/Abteilung standardmäßig etwaige Arneimittel-Umstellungen an die nachbetreuenden Personen/Institu- tionen übermittelt? (Nur eine Angabe möglich) (Krankenhäuser in %) 1% Mündlich 32 % Schriftlich (Papier, E-Mail, Fax, Online-Portal o. ä.) Mündlich und schriftlich 67 % © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 34 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
4.2 Datennutzung Gut ein Drittel der Einrichtungen gibt an, gezielt Zudem plant etwa jede zehnte Klinik konkret, Daten oder Indikatoren im Rahmen der Arznei- zukünftig Daten oder Indikatoren zur AMTS zu mitteltherapiesicherheit zu erheben, wobei dieser ermitteln, für ein weiteres knappes Drittel ist dies Anteil in Einrichtungspsychiatrien (47 %) höher ist zukünftig ein Thema (Abb. 25). als in Abteilungspsychiatrien (30 %). Abb. Werden in Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung/Abteilung im 25 Rahmen der Arzeimitteltherapiesicherheit gezielt Daten/Indikatoren erhoben? (Krankenhäuser in %) Gesamt 38 12 32 18 Einrichtungspsychiatrien 47 15 25 13 Abteilungspsychiatrien 30 10 38 23 Ja Nein, aber Zukunftsthema Bisher nicht, aber konkret in Planung Nein, auch nicht angedacht © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 35
4. Arzneimitteltherapiesicherheit in der Psychiatrie Einrichtungen, die Daten zur Arzneimitteltherapie- Knapp ein Viertel der Einrichtungen dokumentiert sicherheit ermitteln, erheben im Mittel standard- den Anteil der Abweichungen der verordneten mäßig drei verschiedene Parameter (Median: 2). von der bestehenden Medikation, 22% die Anzahl Die Sturzquote wird von allen Aspekten am häu- der Arzneimittelanamnesen. Jedes fünfte Haus figsten zur Einschätzung der AMTS dokumentiert ermittelt die Anzahl der Doppelverordnungen und (66 %). Etwa je die Hälfte der Einrichtungen er- 15 % die Anzahl der Medikationsanalysen bzw. mittelt aufgetretene Interaktionen (51 %) bzw. die Medication Reviews. Anzahl der Medikationsfehler (46 %) regelhaft. Der Anteil der pharmazeutischen Interventionen Der Anteil der Polypharmazie, d. h. die dauerhafte und die Senkung der Wiederaufnahmeraten wer- Einnahme von fünf oder mehr verschiedenen Me- den im Vergleich am seltensten erhoben (Abb. 26). dikamenten bzw. die Anzahl der unerwünschten Nebenwirkungen werden in etwa je einem Drittel der Einrichtungs- und Abteilungspsychiatrien stan- dardmäßig erhoben. Abb. Wenn in Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung/Abteilung Daten/ 26 Indikatoren erhoben werden, welche werden standardmäßig ermittelt? (Krankenhäuser in %) Sturzquote 66 Aufgetretene Interaktionen 51 Anzahl der Medikationsfehler 46 Anteil Polypharmazie (dauerhaft Einnahme von 5 oder mehr verschiedenen Medikamenten) 34 Anzahl unerwünschter Nebenwirkungen 32 Anteil der Abweichungen der verordneten von der bestehenden Medikation 24 Anzahl der Arzeimittelanamnesen 22 Anzahl Doppelverordnungen 20 Anzahl der Medikationsanalysen/ Medication Reviews 15 Anzahl der pharmazeutischen Interventionen 7 Senkung der Wiederaufnahmerate 5 © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 36 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
4.3 Dokumentation Knapp die Hälfte der psychiatrischen bzw. psy- 41 % der Häuser geben an, die Arzneimittelverord- chosomatischem Einrichtungen und Abteilungen nungen ausschließlich auf Papier zu dokumentieren, dokumentiert die Arzneimitteltherapie inklusive wobei dies häufiger in Abteilungspsychiatrien (50 %) der Dosierungen überwiegend im KIS, in einem erfolgt als in Einrichtungspsychiatrien (32 %). proprietären Format. Dieser Anteil ist in Einrich- tungspsychiatrien (56 %) höher als in Abteilungs- 13 % der Einrichtungen dokumentiert Arzneimit- psychiatrien (36 %). telverordnungen ausschließlich in elektronischer Form, wobei ein weitläufig nutzbares interoperab- les Format genutzt wird (Abb. 27). Abb. Auf welche Weise wird in Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen 27 Einrichtung / Abteilung die Arzneimitteltherapie inklusive der Do- sierungen überwiegend dokumentiert? (Nur eine Angabe möglich) (Krankenhäuser in %) Gesamt 41 46 13 Einrichtungspsychiatrien 32 56 12 Abteilungspsychiatrien 50 36 14 Ausschließlich auf Papier Im KIS in einem proprietären Format Elektronisch in einm weitläufig nutzbaren (interoperablen) Format © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 37
4. Arzneimitteltherapiesicherheit in der Psychiatrie Die Dokumentation der Arz- Abb. Ist die Dokumentation der Verordnung von Arznei- 28 neimittel-Verordnungen ist mitteln in Ihrer Einrichtung auf allen Stationen gleich mehrheitlich auf allen Stationen organisiert oder abhängig von der Station? gleich organisiert (91 %) (Nur eine Angabe möglich) (Krankenhäuser in %) (Abb. 28). 9% Auf allen Stationen gleich Abhängig von der Station/ Auf verschiedenen Stationen unterschiedlich 91 % © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 Arzneimittelbezogene Probleme (ABP) werden im Knapp ein Drittel der Einrichtungs- und Abtei- überwiegenden Teil der Einrichtungen dokumen- lungspsychiatrien nutzt eine andere als die vor- tiert. Gut ein Fünftel der Häuser verzichtet auf eine gegebenen Möglichkeiten und wählt die Antwort- entsprechende Berichterstattung. option „Sonstiges“. In dem Freitext werden am häufigsten die Akte oder das KIS sowie das CIRS- Die Dokumentation arzneimittelbezogener Pro- System als Dokumentationsort genannt. bleme wird in 40 % der Einrichtungen in einem hausinternen System bzw. einer Eigenentwicklung Die APS-Doc bzw. die Doku-Pik werden ver- dokumentiert. gleichsweise selten verwendet (Abb. 29). Abb. 29 Wie werden arzneimittelbezogene Probleme (ABP) dokumentiert? (Krankenhäuser in %) Eigenentwicklung/hausinternes System 40 Sonstiges 29 Gar nicht 22 APS-Doc (Einheitliches Dokumentations- system für arzneimittelbezogene Probleme) 8 Doku-PIK (Dokumentation Pharmazeutischer 5 Interventionen im Krankenhaus) © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 38 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022
4.4 Maßnahmen und Probleme bei Arzneimittelverordnungen Die Kliniken nutzen im Schnitt sechs verschiedene Um sicherzustellen, dass die verordneten Medika- Maßnahmen, um die Einnahme der verordneten mente auch eingekommen werden, setzen rund Medikamente sicherzustellen (Mittelwert: 6, Medi- 70 % der Einrichtungen jeweils besondere Darrei- an: 6). Am häufigsten sind Pflegekräfte involviert, chungsformen der Medikation, z.B. IM-Injektionen, um zu gewährleisten, dass die Patientinnen und Depotmedikamente, bzw. flüssige Medikamente, Patienten die verordneten Arzneien einnehmen. ein. Pflegekräfte beobachten vor allem die Einnahme von festen (93 %) bzw. flüssigen Medikamenten Gut die Hälfte der Einrichtungs- und Abteilungs- (90%). psychiatrien trainiert und schult ihre Patientinnen und Patienten über die standardmäßige Aufklä- 72 % der Einrichtungen schätzen die Zuverlässig- rung hinaus gezielt, um die Einnahme der Medika- keit zur selbständigen Einnahme durch die Patien- mente sicherzustellen bzw. nutzen ein Arzneimit- tinnen und Patienten ein. Gut die Hälfte der Klini- telmonitoring (Abb. 30). ken bewertet dies erneut vor Entlassung (55 %). Welche Maßnahmen werden standardmäßig ergriffen, um in Ihrer Abb. 30 psychiatrischen / psychosomatischen Einrichtung / Abteilung die Einnahme der verordneten Medikamente sicherzustellen? (Krankenhäuser in %) Durch Pflegekräfte beobachtete Einnahme von festen 93 Medikamenten Durch Pflegekräfte beobachtete Einnahme flüssiger 90 Medikamente Einschätzung der Zuverlässigkeit zur selbständigen 72 Einnahme durch den Patienten Besondere Darreichungsform der Medikation 70 Einnahme flüssiger Medikamente 67 Gezieltes Patiententraining/ Schulung zur Einnahme 56 (zusätzlich zur standardmäßigen Aufklärung) Einschätzung der Zuverlässigkeit zur selbständigen 55 Einnahme durch den Patienten erneut vor Entlassung Arzneimittelmonitoring (TDM) 55 Sonstiges 8 © Deutsches Krankenhausinstitut 2022 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2021/2022 39
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