Rat und Hilfe bei Diabetes mellitus Typ 2 - Wichtige Informationen zur Erkrankung Ein Service Ihres Versorgungsteams - KKH

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Rat und Hilfe bei Diabetes mellitus Typ 2 - Wichtige Informationen zur Erkrankung Ein Service Ihres Versorgungsteams - KKH
Rat und Hilfe bei Diabetes mellitus Typ 2
Wichtige Informationen zur Erkrankung
Ein Service Ihres Versorgungsteams
Rat und Hilfe bei Diabetes mellitus Typ 2 - Wichtige Informationen zur Erkrankung Ein Service Ihres Versorgungsteams - KKH
Inhalt
  Was ist Diabetes mellitus Typ 2?                                                                                                 4
  So wird Diabetes mellitus Typ 2 festgestellt                                                                                     7
  Wie wird Diabetes mellitus Typ 2 behandelt?                                                                                      9
  Mögliche Begleit- und Folgeerkrankungen                                                                                        19
  Verzeichnis medizinischer Fachbegriffe                                                                                         29
  Das Diabetes-Gesundheitsquiz                                                                                                   30
  Buchtipps                                                                                                                      31
  Zum Schluss …                                                                                                                  31

  Alle medizinischen Informationen und Empfehlungen sind neutral und basieren auf den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der
  Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. oder der anerkannten Lehrmeinung. Unsere Broschüre wurde für Sie von
  einem Team aus Ärzten, Krankenschwestern, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern verfasst.

  Alle Personenbezeichnungen in diesem Druckstück beziehen sich auf alle Geschlechter (m/w/d). Um unsere Druckstücke einfacher
  lesbar zu machen, werden jedoch nicht immer alle Geschlechter genannt.

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Rat und Hilfe bei Diabetes mellitus Typ 2 - Wichtige Informationen zur Erkrankung Ein Service Ihres Versorgungsteams - KKH
Bewusst leben mit Diabetes mellitus Typ 2
  Liebe Lesende,

  in Deutschland leben ca. acht Millionen Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2,
  einer chronischen Erkrankung, die man mit einer geeigneten Lebensführung gut im
  Griff haben kann. Stellen Sie sich also auf Ihren Diabetes ein und integrieren
  Sie die dadurch veränderten Bedürfnisse, die Ihr Körper jetzt hat, ganz bewusst in
  Ihr Leben. So beeinflussen Sie nicht nur den Krankheitsverlauf positiv, Sie steigern
  auch Ihr Wohlbefinden.

  Alles, was Sie über Ihren Diabetes wissen sollten, haben wir auf den folgenden Seiten
  für Sie zusammengefasst.

  Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie uns bitte an oder kontaktieren Sie direkt Ihre
  Ärztin oder Ihren Arzt. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

  Ihr KKH Versorgungsteam

                                                                                          3
Rat und Hilfe bei Diabetes mellitus Typ 2 - Wichtige Informationen zur Erkrankung Ein Service Ihres Versorgungsteams - KKH
Was ist Diabetes mellitus Typ 2?

  Diabetes mellitus, im Volksmund auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine Stoffwechsel­
  erkrankung, die zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt.

  Diabetes mellitus – so unterscheiden                      Wie entsteht Diabetes mellitus Typ 2?
  sich Typ 1 und Typ 2
                                                            Während bei Typ-1-Diabetes die Insulin­­­pro­duk­tion
   Bei gesunden Menschen wird der nach der Nahrungs­        häufig schon während der Jugendzeit versiegt, sind
   aufnahme im Blut zirkulierende Zucker mithilfe des       die Ursachen des wesentlich häufigeren Typ-2-
   Hormons Insulin in die Körperzellen aufgenommen.         Diabetes noch nicht bis in alle Einzelheiten bekannt.
   Bei Diabetes mellitus Typ 1 geschieht dies nicht, weil   Man weiß laut Forschungs­berichten aber, dass
   die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse          bestimmte Faktoren bei der Entstehung eine Rolle
   gestört ist. Man spricht deshalb auch von einem          spielen. Besonders sticht hier die genetische
  „absoluten Insulinmangel“. Beim Diabetes mellitus         Veranlagung hervor – viele Typ-2-Diabetiker haben
  Typ 2 wird Insulin produziert, jedoch ist die Insulin­    in ihrer nahen Verwandtschaft gleichermaßen
   ausschüttung direkt nach einer Mahlzeit zu gering.       Erkrankte.
   Außerdem ist die Insulin­wirkung an den Körperzellen
   vermindert.                                              Zusammen mit den erblichen Faktoren ist Typ-2-
                                                            Diabetes vor allem die Folge von Überernährung
                                                            und zu wenig Bewegung.
  So wirkt Insulin
                                                            Besonders die Fetteinlagerung im Bauchbereich
  Die wichtigsten Energielieferanten des Körpers sind       scheint nach neueren Untersuchungen eine ganz
  Stärke und Zucker, also Kohlenhydrate. Im Darm            wesentliche Rolle bei der Entstehung von Diabetes
  werden sie bei der Verdauung zu körperverwert­barem       mellitus Typ 2 und vielen anderen chronischen
  Zucker umgewandelt und ins Blut abgegeben.                Erkrankungen zu spielen. Deswegen ist die Messung
                                                            des Taillenumfangs zur Einschätzung des eigenen
  Der Blutzucker dient vor allem den Muskel- und            Risikos (siehe untere Zeichnung auf Seite 5) hilfrei-
  Herzmuskelzellen, den roten Blutkörperchen sowie          cher als die Bestimmung des Body-Mass-Index
  den Gehirnzellen als „Brennstoff“ zur Aufrecht­           (BMI).
  erhaltung ihrer Funktions- und Leistungsfähigkeit.
  Um von den Zellen genutzt („verbrannt“) werden
  zu können, muss der Zucker jedoch aus dem Blut
  ins Innere der Zellen gelangen. Dies ermöglicht das
  Insulin. Steigt der Blut­zucker­spiegel nach einer
  Mahlzeit an, schüttet die Bauchspeicheldrüse das
  Hormon Insulin in die Blutbahn aus. Insulin wirkt
  wie eine Art Schlüssel. Es öffnet Insulin-„Türen“
  (-Rezeptoren) auf der Ober­fläche der Zellen so, dass
  Zucker aus dem Blut durch die Zellwand ins Innere
  der Zelle dringen und dort verwertet werden kann.
  Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel wieder ab.

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Die Folgen übermäßigen Essens                            Auch Juckreiz oder eine Neigung zu Haut­ent­zün­­
                                                         dungen können erste Anzeichen sein. Häufig sind
Bei einem Überangebot an Nahrung muss die                auch vermehrte Müdigkeit, Abgeschlagenheit und
Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin aus­schütten.        Schwäche sowie Heiß­hunger, Schwitzen und Kopf-
Zugleich bewirken verschiedene Stoffwechsel­             schmerzen Hinweise für die mangelnde Aufnahme
prozesse, dass die Zellen immer unempfindlicher für      des Energie­lieferanten Zucker in die Körperzellen.
das Insulin werden, aber auch die Zahl der Insulin-      Dies kann manchmal auch zu unerwarteten
Rezeptoren auf der Zelloberfläche abnimmt.               Ge­wichtsverlusten führen, denn Zucker steht den
                                                         Zellen nicht mehr als Brennstoff zur Verfügung.
Um diese verringerte Empfindlichkeit, auch Insulin­      Stattdessen gewinnt der Körper die benötigte
resistenz genannt, auszugleichen, schüttet die           Energie aus Fetten oder Eiweiß.
Bauchspeicheldrüse zunächst vermehrt Insulin aus.
Sinkt die Insulinempfindlichkeit weiter, erschöpft       All diese Anzeichen können auf einen Diabetes
sich schließlich die Leistungsfähigkeit der Bauchspei-   mellitus hinweisen, sind jedoch nicht aus­schließ­lich
cheldrüse. Die Insulinproduktion reicht nicht mehr       für diese Erkrankung typisch. Anders als beim
aus. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel bleibt dauer-      Typ-1-Diabetes im Jugendalter werden beim Typ-2-­
haft erhöht.                                             Diabetes von den Betroffenen meist kaum Beschwer-
                                                         den wahrgenommen. Die Krankheit wird häufig
                                                         im Rahmen einer Blutunter­suchung aus anderem
So äußert sich Diabetes mellitus                         Anlass oder erst beim Auftreten diabetischer Folge-
                                                         schäden fest­gestellt.
Häufiges Wasserlassen bei großem Durst kann
ein erstes Anzeichen von Diabetes mellitus sein.
Der Grund dafür ist, dass dem Zucker, der bei zu
hohen Blutzuckerwerten in den Harn übertritt,
immer auch etwas Flüssigkeit folgt.

   Messen Sie Ihren Taillenumfang mög­lichst
   morgens vor dem Frühstück. Stellen Sie sich
   dafür unbekleidet vor einen Spiegel und
   entspannen Sie Ihren Bauch. Messen Sie nun
   Ihren Taillenumfang dort, wo Ihr Bauch den
   größten Umfang hat – das ist bei den
   meisten Menschen etwa die Nabelhöhe.

   Riskanter Zustand:
   Männer ≥ 94 cm, Frauen ≥ 80 cm

   Gesundheitsgefährdender Zustand:
   Männer ≥ 102 cm, Frauen ≥ 88 cm

                                                                                                          5
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Diabetes mellitus Typ 2 –                                Eine „gute Einstellung“ bezieht sich also nicht nur
Volkskrankheit der Industrienationen                     auf den Laborwert Blutzucker, sondern auch auf die
                                                         richtige Motivation, bei der Behandlung mitzuwirken.
Diabetes mellitus gilt in allen modernen Industrie-
nationen mittlerweile als Volkskrankheit. In Deutsch­
land sind ca. acht Millionen Menschen betroffen.         Zukunftsaussichten
Die meisten von ihnen – mehr als 90 Prozent –
haben Typ-2-Diabetes. Die Zuckerkrankheit tritt           Experten befürchten für die Zukunft eine weitere
besonders in den Ländern häufig auf, in denen             dramatische Zunahme der Erkrankungen an
Nahrungsüberfluss und Bewegungsmangel zu ihrer            Diabetes mellitus Typ 2 in den Industrieländern.
Entstehung beitragen können.                              Diese Entwicklung ließe sich – genau wie der
                                                         ­Verlauf einer Diabetes-Erkrankung – durch eine
Diabetes mellitus Typ 2 verursacht Folgeschäden an        geeignete Lebens­führung und veränderte Ernäh-
zahlreichen Organen und Organsystemen. Diese              rungs­gewohnheiten positiv beeinflussen.
Folgeschäden können die Lebensqualität und die
Lebenserwartung der Betroffenen erheblich ein-
schränken.

Grundsätzlich gilt: Je länger und je stärker der Blut­
zuckerspiegel erhöht bleibt, umso eher treten Folge­
erkran­kungen auf.

Die Folgeschäden der Zuckerkrankheit sind kein
unabwendbares Schicksal. Im Gegenteil: Diabetiker
können mit einem gesunden Lebensstil (z. B. nicht
rauchen, körperlich aktiv sein und gesund ernähren)
den Verlauf ihrer Krankheit äußerst positiv beein-
flussen und damit Folgeschäden verhindern oder
zumindest hinauszögern.

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Rat und Hilfe bei Diabetes mellitus Typ 2 - Wichtige Informationen zur Erkrankung Ein Service Ihres Versorgungsteams - KKH
So wird Diabetes mellitus Typ 2 festgestellt
  Sie haben Diabetes und möchten wissen, wie Ihr Hausarzt zu dieser Diagnose gekom­
  men ist? Hier erfahren Sie mehr zu den Untersuchungsschritten in der Arztpraxis.

  1. Schritt: Ihre Krankengeschichte                    Tee waren erlaubt. Der Grund: Eine Mahlzeit oder
                                                        süße Getränke lassen den Blutzuckerspiegel anstei-
  Ihr Arzt hat Sie als Erstes nach Ihrer Kranken­       gen, Alkohol lässt ihn sinken. Auch ein Infekt oder
  geschichte gefragt und bei Verdacht auf Diabetes      die Einnahme bestimmter Medikamente können
  mellitus folgende Sachverhalte mit Ihnen abgeklärt:   das Untersuchungsergebnis verfälschen.

  ó   aktuelle Beschwerden oder Krankheitszeichen
  ó   Zuckerkrankheit bei nahen Verwandten                 Diabetes mellitus liegt vor, wenn der Wert des
  ó   tägliche Flüssigkeitsaufnahme und -ausscheidung      Blutzuckers im venösen Blutplasma vor dem
  ó   Ernährungsgewohnheiten                               Frühstück (nüchtern) 126 mg/dl (7,0 mmol/l)
  ó   Gewichtsverhalten                                    oder darüber beträgt.
  ó   durchschnittliche körperliche Aktivität
  ó   körperliche und geistige Leistungsfähigkeit          ó   Bei begleitenden typischen Diabetes-
  ó   aktuelle und frühere Erkrankungen                        symptomen wie vermehrtem Durstgefühl,
                                                               häufigem Wasserlassen, ansonsten uner-
                                                               klärlichem Gewichtsverlust reicht es für
  2. Schritt: Ihr Blutzucker wird bestimmt                     die Diagnose aus, wenn dieser Wert einmal
                                                               gemessen wurde.
  Haben Ihre Aussagen den Verdacht bestätigt, hat          ó   Bei Abwesenheit der vorgenannten Symp-
  Ihr Arzt nun Ihren Blutzuckerspiegel gemessen.               tome muss der Wert an mindestens zwei
  Üblicherweise wurde die Blutprobe hierfür morgens            verschiedenen Tagen auftreten.
  nüchtern und aus der Vene entnommen. Nüchtern
  bedeutet, dass Sie in den vorausgegangenen acht          mg/dl = Milligramm pro Deziliter
  Stunden vor der Untersuchung nichts gegessen und         mmol/l = Millimol pro Liter
  keine zuckerhaltigen Getränke oder Alkohol zu sich
  genommen haben – nur Wasser und ungesüßter

                                                                                                        7
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3. Schritt: der Glukose-Belastungstest                   Der rote Blutfarbstoff kann daher für ca. 2 bis 3
                                                         Monate im Nachhinein anzeigen, wie hoch der Blut-
Konnte ein Diabetes mellitus durch die Blutzucker-       zuckerwert im Durchschnitt in diesem Zeitraum war.
untersuchung nicht eindeutig nachgewiesen werden,
wurde ein Glukose-Belastungstest durchgeführt.           Diabetes liegt vor, wenn der HbA1c-Wert bei oder
Dabei wird die Reaktion des Stoffwechsels auf das        über 6,5 % (47,5 mmol/mol) liegt.
Trinken von Glukose (Traubenzucker) überprüft.
                                                         Zudem wird er diesen Wert regelmäßig überprüfen,
Beim Gesunden bewirkt die Insulinausschüttung            um die Wirksamkeit Ihrer Diabetes-Therapie über
nach dem Trinken der Traubenzuckerlösung, dass die       einen längeren Zeitraum nachvollziehen zu können.
Zellen den Zucker zügig aufnehmen. Der Blutzucker        Bei Gesunden liegt der Wert des HbA1c bei etwa 4
liegt nach zwei Stunden nur noch mäßig über dem          bis 6 % (20 bis 42 mmol/mol). Mehr zu Ihrem Ziel-
Nüchternwert. Als Diabetiker haben Sie auch noch         wert lesen Sie auf Seite 13.
zwei Stunden nach der Glukoseaufnahme einen
deutlich erhöhten Blutzuckerwert, da entweder
eine Insulinresistenz besteht und/oder bereits zu        5. Schritt: körperliche Untersuchungen
wenig Insulin produziert wird (siehe Seite 5). Mit dem
Glukose­be­lastungstest kann dieser Zustand nach-        Zur Diagnostik gehörten auch eine Fuß- und Urin-
gewiesen werden, wenn der Blutzuckerwert zwei            untersuchung und ggf. eine Überweisung an den
Stunden nach Trinken der Glukoselösung bei Mes-          Augenarzt. Mehr zu diesen und anderen Unter-
sung im venösen Plasma bei 200 mg/dl (11,1 mmol/l)       suchungen, die auch zur regelmäßigen Vorsorge
oder darüber liegt.                                      gehören, finden Sie ab Seite 19.

4. Schritt: der Blutzucker-Gedächtnistest

Die bereits erfolgten Untersuchungen konnten nur
die aktuelle Stoffwechselsituation widerspiegeln,
sie waren für Ihren Arzt also lediglich „Momentauf-
nahmen“. Damit er den Verlauf Ihrer Blutzuckerwer-
te über einen längeren Zeitraum beurteilen konnte,
wurde das sogenannte glykierte Hämoglobin (HbA1c)
gemessen, das auch als „Blutzuckergedächtnis“
bezeichnet wird.

Hämoglobin ist der Farbstoff der roten Blutkörper-
chen. Ein gewisser Teil des Hämoglobins ist immer
mit dem Zucker aus dem Blut verknüpft. Ist der
Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, wird mehr
von dem Blutzucker an das Hämoglobin gebunden.
Diese Bindung ist dauer­haft. Sie besteht ebenso
lange, wie ein rotes Blutkörperchen im Organismus
lebt. Der rote Blutfarbstoff registriert die höchste
Blutzuckersituation, die über eben diesen Zeitraum
aufgetreten ist.

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Rat und Hilfe bei Diabetes mellitus Typ 2 - Wichtige Informationen zur Erkrankung Ein Service Ihres Versorgungsteams - KKH
Wie wird Diabetes mellitus Typ 2 behandelt?
  Mit Diabetes mellitus Typ 2 können Sie gut leben. Ernähren Sie sich gesund, bewegen
  Sie sich regelmäßig und profitieren Sie zusätzlich von medizinischen Maßnahmen.
  Damit stabilisieren Sie nicht nur Ihren Gesundheitszustand und verbessern Ihre
  Lebens­qualität. Auch mögliche Folgeerkrankungen können Sie so vermeiden oder
  ihr Auftreten zumindest hinauszögern.

  Was Sie und Ihr Arzt erreichen wollen

  Die Behandlung Ihres Diabetes soll positiv auf Ihren
  Organismus wirken, Ihr Wohlbefinden stärken und
  Folgeerkrankungen vermeiden oder zumindest ver­-
  zögern helfen. Um das zu erreichen, wird Ihr Arzt
  mit Ihnen gleich zu Beginn der Behandlung „Nahzie-
  le“ vereinbaren, die auf Ihre persönliche Lebens­
  situation, die Ausprägung Ihres Diabetes und Ihren
  körperlichen Zustand genau abgestimmt sind.

  Solche Ziele können sein ...

  ó   stabile Blutzuckerwerte möglichst nahe am          ó   Ihre Blutfettwerte zu normalisieren,
      Normbereich zu erzielen,                           ó   Ihren HbA1c-Wert („Blutzuckergedächtnis“)
  ó   Ihre Kondition durch regelmäßige Bewegung              zu normalisieren,
      zu verbessern,                                     ó   Ihren Blutdruck auf optimale Werte von
  ó   ein bestimmtes Körpergewicht zu erreichen,             130 bis 139/80 bis 89 mmHg einzustellen,
      sofern Sie Übergewicht haben,                      ó   mit dem Rauchen aufzuhören.

  Wenn Sie auf die nachstehenden Punkte achten, sind Sie auf einem guten Weg. Mehr dazu ab Seite 10.

       Wenn Sie darauf achten ...          haben Sie nicht nur Ihren Diabetes gut im Griff.

       Ausgewogen essen, auf den          Vorsorge vor schweren Erkrankungen wie Arteriosklerose,
       Energiebedarf abgestimmt           Fettstoffwechselstörungen, Gicht und manchen Krebsarten

       Normalgewicht erreichen            Viel beweglicher und leistungsfähiger, Erkrankungen
       und halten                         der Knochen und Gelenke seltener

                                          Beugt Demenz, Depression und Osteoporose vor, wirkt lebens­
       Regelmäßig bewegen
                                          verlängernd und sorgt für Stressabbau

       Regelmäßiger Tagesablauf
                                          Leistungsfähiger und entspannter, verringertes Infektionsrisiko
       mit ausreichend Nachtschlaf

                                          Geringeres Risiko, z. B. an Krebs zu erkranken bzw. einen
       Kein Alkohol, kein Nikotin
                                          Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden

                                                                                                         9
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Was Sie selbst tun können                              Mit „Zucker“ im umgangssprachlichen Sinne ist meist
                                                       der Haushaltszucker gemeint. Er setzt sich aus zwei
Mit einer gesunden Lebensführung können Sie den        einfachen Zuckerbausteinen zusammen: aus Trau-
Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Nutzen Sie     benzucker (Glukose) und Fruchtzucker (Fruktose).
diese Chance!                                          Wird der Blutzucker gemessen, wird dabei die
                                                       Konzentration des Einfachzuckers Glukose im Blut
                                                       erfasst. Stärke ist dagegen eines der wichtigsten
       Gesund essen und trinken                        komplexen Kohlenhydrate, hier sind Zuckerbau-
                                                       steine in großen Gebilden miteinander verbunden.
Für Diabetiker ist es besonders wichtig, sich ausge-
wogen zu ernähren. Das heißt nicht, dass Sie eine      Fette
strikte Diät einhalten sollen. Die Ernährung für       Der Anteil an Fett in Ihrer Nahrung sollte maximal
Diabetiker unterscheidet sich in ihrer Zusammen-       ein Drittel betragen und davon zu höchstens einem
setzung und Menge in keinster Weise von der            Drittel aus gesättigten Fettsäuren bestehen.
opti­­malen Ernährung gesunder Menschen. Der           Warum, und was bedeutet das? Da Fette viel Energie
Unterschied ist nur, dass Ihr Körper „Ernährungs-      liefern und mehr als doppelt so viel Kalorien wie ein
sünden“ nicht verzeiht. Ohne einen aufmerksamen        Gramm Kohlenhydrate oder Eiweiß enthalten, führt
Blick in Sachen Ernährung sind deshalb alle anderen    ein übermäßiger Genuss vor allem zu Über­gewicht,
Maßnahmen zur Behandlung Ihrer Zuckerkrankheit         und das gilt es zu vermeiden.
wenig sinnvoll.
                                                       Wie viele Menschen nehmen vielleicht auch Sie
Kohlenhydrate                                          gesättigte Fettsäuren vor allem über Fleisch- und
Basis und Hauptanteil einer gesunden Ernährung         Wurstwaren sowie Milch und Milchprodukte zu
sind Kohlenhydrate (Zucker, Stärke). Ihr Anteil an     sich. Zu viel gesättigte Fettsäuren erhöhen jedoch
Ihrer Gesamtnahrung sollte etwas mehr als die ­        das Risiko für Fettstoffwechselstörungen, und das
Hälfte betragen. Damit es nicht zu starken Blutzu-     wiederum kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen
ckerschwankungen kommt, sollten Sie sie gleichmä-      führen. Vermeiden Sie deshalb vor allem gesättigte
ßig über den Tag verteilt zu sich nehmen. Essen Sie    Fette, die überwiegend in tierischen Produkten wie
bevorzugt komplexe Kohlenhydrate, also Stärke aus      z. B. Braten, Wurst, Butter und Schmalz enthalten
Kartoffeln, Obst, Gemüse und Getreideprodukten.        sind. Greifen Sie lieber zu ungesättigten Fetten.
Damit Ihr Blutzucker anschließend nur langsam          Sie sind überwiegend pflanzlich und z. B. in Raps-,
ansteigt, nehmen Sie ausreichend Ballaststoffe wie     Oliven- und Sojaöl enthalten. Als Richtgröße merken
Vollkornprodukte, Gemüse, Kartoffeln, Hülsenfrüchte    Sie sich am besten ein Verhältnis 1 : 2 von gesättig-
und Obst zu sich.                                      ten zu ungesättigten Fettsäuren.

                                                       Als wichtiger Bestandteil von Zellwänden und Bau-
                                                       stein für viele Hormone ist auch Cholesterin eine für
                                                       uns lebenswichtige Substanz. Choles­terin wird von
                                                       unserem Körper zum größten Teil selbst produziert,
                                                       nur ein Fünftel nehmen wir über (tierische) Nah-
                                                       rung auf. Da es nicht wasserlöslich ist, wird Choles­
                                                       terin, um es im Blut zu transportie­ren, an spezielle
                                                       Eiweiße gebunden – es bilden sich sogenannte
                                                       Lipoproteine.

                                                       Die erhöhte Konzen­tra­­tion bestimmter Lipoproteine
                                                       im Blut ist ein bedeutender Risikofaktor für die Ent-
                                                       stehung von Arteriosklerose. Entscheiden Sie sich
                                                       deshalb lieber für (tierische) Nahrungsmittel mit
                                                       geringem Fett­gehalt. So ist es leichter, das Gewicht
                                                       in Schach zu halten. Sollten Sie übergewichtig sein,
                                                       können Sie auf diese Weise auch leichter abnehmen.

10
Eiweiße
Eiweiß (Protein) ist in Fisch, magerem Fleisch und
Milchprodukten enthalten und wird von unserem
Körper zum Aufbau verschiedenster Substanzen
benötigt. Zu viel tierisches Eiweiß belastet jedoch
die Nieren, da sie für den Abbau überschüssigen
Eiweißes zuständig sind. Sollten Ihre Nieren bereits
geschädigt sein, begrenzen Sie bitte Ihre Eiweißauf-
nahme, da Sie sie ansonsten überfordern könnten.

Salz
Essen Sie bitte nicht mehr als sechs Gramm Salz am
Tag, das entspricht etwa einem Tee­löffel. Ein höhe-
rer Kochsalzverzehr kann zu Bluthochdruck führen
oder ihn verschlimmern. Da viele Diabetiker von
Bluthochdruck betroffen sind, beherzigen Sie bitte
diese Einschränkung zu Ihrem eigenen Wohl.

Mengen
Wie viel Sie täglich essen dürfen, hängt von verschie-
denen Faktoren ab. Dies sind vor allem Ihr momenta-
nes Körpergewicht, Ihr angestrebtes Gewicht und Ihr
täglicher Energieverbrauch durch körperliche Bewe-       Alkoholische Getränke sind nicht grundsätzlich
gung. Ihr Arzt wird die für Sie optimale Nahrungs-       verboten. Hier gilt ausnahmsweise einmal die
menge individuell berechnen. Eine BE (Broteinheit)       Regel von der „guten Grundlage“, denn Alkohol kann
entspricht etwa 12 Gramm Kohlenhydraten.                 leicht eine Unterzuckerung auslösen. Nehmen Sie
                                                         alkoholische Getränke daher, wenn überhaupt, nur
Darüber hinaus können Sie an Schulungen bzw.             in Verbindung mit einer kohlenhydratreichen Mahl-
einer Ernährungsberatung (siehe Seite 28) teilneh-       zeit zu sich. Die Menge sollte allerdings 10 Gramm
men. Dort lernen Sie, welche Nahrungsmittel für          reinen Alkohol bei Frauen und 20 Gramm bei Män-
Sie besonders günstig sind, wie man ihre optimale        nern pro Tag nicht überschreiten. Zur Orientierung:
Menge berechnet und auch, wie man sie schmack-           Ein Glas Wein (12 Vol. %) von 200 ml enthält etwa
haft zubereitet.                                         19 Gramm, ein halber Liter Bier (5 Vol. %) etwa 20
                                                         Gramm reinen Alkohol.
Getränke
Auf gesüßte Getränke sollten Sie grundsätzlich           Süßstoff
verzichten. Im Vergleich zu ihrer durstlöschenden        Kalorienfreie Süßstoffe und Zuckeraustauschstof-
Wirkung enthalten sie zu viel Zucker, den Sie in die     fe als Zuckerersatz enthalten weniger Kalorien als
BE- und Kalorienberechnung mit einbeziehen müs-          Zucker. Produkte, die damit gesüßt sind, können Sie
sen. Fruchtsäfte, auch ohne Zuckerzusatz, enthal-        zu sich nehmen, sollten aber bedenken, dass die
ten immerhin den natür­lichen Zucker der Früchte.        Wirkung dieser Stoffe umstritten ist. Manche For-
Als Schorle verdünnte Fruchtsäfte (Verhältnis            scher vermuten, dass der Zuckerersatz und die ver-
Wasser zu Saft etwa 5 : 1) sind besser geeignet, Sie     ringerte Kalorienzahl den Körper verwirren, wodurch
müssen den Zuckeranteil aber ebenfalls berechnen.        ein zusätzliches Hungergefühl ausgelöst wird.
Ein Liter natürlicher Apfelsaft enthält etwa 41 Stück
Würfelzucker.                                            Möchten Sie weitere Informationen zum Thema
                                                         Ernährung erhalten, fordern Sie gern unsere Bro­
Milch ist grundsätzlich kein Getränk gegen Durst.        schüre „Gesund essen und trinken mit Flippino“ an.
Vor allem bei Vollmilch ist es wichtig, den Fett­
gehalt in die Kalorienbilanz mit einzubeziehen.

                                                                                                       11
Regelmäßige Bewegung                             Der Fettstoffwechsel
                                                        Die Bewegung beeinflusst auch den Fettstoffwechsel
Was körperliche Aktivität an unserem Körper             positiv. Fette werden zur Energiegewinnung ver-
bewirkt, zeigt folgendes Beispiel: Allein durch         brannt, die Konzentration an gefäßschädi­gendem
Bewegung schaffen es viele Typ-2-Diabetiker, ihren      LDL-Choles­terin kann gesenkt werden, während
Stoffwechsel so zu normalisieren, dass sie keinerlei    der Anteil des „herzschützenden“ HDL-Cholesterins
blutzuckerregulierende Medikamente benötigen.           steigt. Die Blutfettwerte können also insgesamt
Ergreifen auch Sie jetzt die Initiative, zum Beispiel   normalisiert werden.
indem Sie öfter spazieren gehen, wieder mit dem
Schwimmen anfangen oder das Rad zum Einkaufen           Das Gewicht
nehmen – jede regelmäßige Bewegung wirkt sich           Durch die Bewegung wird Übergewicht abgebaut,
positiv aus.
                                                        welches ebenfalls an der Entstehung des Diabetes
                                                        mellitus beteiligt ist. Muskeln sind übrigens wahre
Die Zellen                                              Kalorienfresser: Je muskulöser Ihr Körper ist, umso
Die Zellen (z. B. Herz- und Muskelzellen), die den      mehr Energie verbraucht er und umso leichter ver-
Zucker aus dem Blut zur Energiegewinnung benöti-        abschiedet er sich auch von seinen Fettreserven.
gen, reagieren wieder empfindlicher auf das Insulin.
Dies liegt daran, dass durch eine gesteigerte körper-   Herz-Kreislaufsystem
liche Aktivität auf ihrer Oberfläche mehr Insulinre-    Die Leistungsfähigkeit des Herzens und der
zeptoren gebildet bzw. die vorhandenen Rezeptoren       Atmungsorgane kann vor allem durch Ausdauer-
empfindlicher werden. Das noch von der Bauchspei-       sportarten deutlich verbessert werden.
cheldrüse gebildete Insulin kann also wieder effekti-
ver zur Wirkung kommen.                                 Die Seele
                                                        Schließlich profitiert auch die Seele von körperlicher
                                                        Aktivität. Wer sich regelmäßig bewegt, baut Stress
                                                        ab, ist ausgeglichener und zufriedener.

12
Das könnten Sie machen:                                 Gegebenenfalls wird Ihr Arzt auch einige Unter-
ó Nehmen Sie für kurze Wege nicht mehr das Auto,        suchungen durchführen, wie z. B.:
  sondern das Rad (spart auch CO2).
ó Nehmen Sie anstelle des Aufzugs jetzt immer           ó   Blutdruckmessung
  die Treppe.                                           ó   körperliche Untersuchung inkl. Inspektion der
ó Machen Sie einen schönen „Verdauungs­                     Füße
  spaziergang“ vorm Zubettgehen.                        ó   Labor: z. B. Blutbild, Blutfette, Leberwerte, Nie-
ó Verabreden Sie sich mit Freunden zu regelmäßi-            renwerte, Urinstatus, Nüchternzucker, HbA1c
  gen Aktivitäten. Vielleicht sind sie Ihnen sogar      ó   EKG, Belastungs-EKG
  dankbar, dass sie durch Ihre Initiative selbst wie-
  der mehr in Bewegung kommen.                          Am besten starten Sie mit Aktivitäten, die Sie ganz
                                                        einfach in Ihren Alltag integrieren können. Eine
                                                        halbe Stunde täglich genügt für den Anfang völlig.
   Treiben Sie Ausdauersport                            So überfordern Sie sich nicht und halten gut durch.

      Walking
      ó schnelles Gehen (gelenkschonender als                   Arzttermine wahrnehmen
        ­Jogging), besonders geeignet, um den
         Puls im gewünschten Bereich zu halten          Neben gesunder Ernährung und regelmäßiger
      ó gut passende Laufschuhe und lockere             Bewegung ist auch die Einhaltung der festgelegten
         ­Sportbekleidung sind erforderlich             Arzttermine äußerst wichtig. Nehmen Sie sie auf
                                                        jeden Fall immer wahr, auch wenn Sie gerade keine
   		 Nordic Walking                                    Beschwerden verspüren. Und auch dann, wenn Sie
      ó gesamter Körpereinsatz durch                    ein schlechtes Gewissen haben, weil Sie die verein-
        Stöcke, noch gelenkschonender                   barten Ziele nicht erreicht haben. Erklären Sie Ihrem
        als Walking                                     Arzt, dass Sie nicht so viel abgenommen haben, wie
      ó spezielle Stöcke, qualifizierte                 Sie wollten, sich zu wenig bewegt haben oder Ihr
        und umfassende Einweisung                       Blutzucker einfach nicht immer optimal war. Sie
        erforderlich                                    werden gemeinsam einen Weg finden, damit Sie
                                                        Ihre Therapie­ziele trotzdem erreichen können.
   		 Rad fahren
      ó optimales Kreislauftraining                     Ihr Blutzuckergedächtnis – der HbA1c-Wert
      ó Fahrrad oder Heimtrainer                        Der HbA1c-Zielwert (siehe Seite 8) sollte zur Vorbeu-
        (Pulsmesser) nötig                              gung von Folgeerkrankungen zwischen 6,5 und 7,5 %
                                                        (48 bis 58 mmol/mol) liegen. Welcher Wert für Sie
                                                        persönlich sinnvoll ist, hat Ihr Arzt sicherlich mit
                                                        Ihnen besprochen. Folgende Kriterien sind für diese
                                                        Entscheidung wichtig:

Viele Vereine bieten spezielle Sportprogram­me für      ó   persönliches Engagement
Diabetiker an. Gemeinsam als Gruppe werden Sie          ó   Alter und Gesundheitszustand (je jünger und
von erfahrenen Trainern betreut.                            gesünder Sie sind, desto näher liegt Ihr Zielwert
                                                            am empfohlenen Ziel-HbA1c)
Lange pausiert? Erst zum Arzt!                          ó   Nutzen-Risiko-Bewertung Ihrer Medikamente
Haben Sie lange keinerlei Sport getrieben oder              hinsichtlich Unterzuckerung, Gewichtszunahme …
be­steht bei Ihnen ein diabetisches Fußsyndrom,
dann sprechen Sie bitte erst mit Ihrem Arzt. Er         Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt nach Ihrem Ziel-
weiß, was Sie sich zutrauen dürfen. Das gilt insbe-     wert und gleichen ihn dann mit Ihren tatsächlichen
sondere, wenn Sie Probleme mit Ihrem Herzen oder        Werten ab. So können Sie gut nachvollziehen, ob
Kreislauf haben. Ihr Arzt sagt Ihnen, wie hoch Ihr      Ihre Therapie genau zu Ihnen passt oder ob es noch
Trainingspuls sein sollte – über eine Pulsuhr hätten    Verbesserungsbedarf gibt.
Sie das dann leicht im Griff.

                                                                                                           13
Auf die Signale Ihres
          Körpers achten                                 Tragen Sie Ihren Diabetes-
                                                         Gesundheitspass immer
Wenn Sie sich Zeit nehmen und Ruhe und Entspan-          bei sich
nung gönnen, lernen Sie auch, feine Signale Ihres
Körpers wahrzunehmen. Das ist sehr wichtig, um           Den Diabetes-Gesundheitspass bekommen Sie
auf frühzeitige Warnzeichen z. B. für eine schwere       von Ihrem Arzt. Er enthält wichtige Daten, wie:
Stoffwechselentgleisung gleich reagieren zu können.
Wenn Sie das Gefühl haben, besonders durstig zu          ó   Laborbefunde
sein, oder öfter als sonst Wasser lassen müssen,         ó   Messwerte
kann dies schon auf eine Überzuckerung hinwei-           ó   Angaben zu Medikamenten
sen. Eine Unterzuckerung kündigt sich dagegen oft        ó   Angaben zu weiteren Erkrankungen
durch Zittern, Herzrasen oder Kopfschmerzen an.          ó   Befunde anderer Ärzte

Zur besseren Kontrolle Ihres Zuckerstoffwechsels         Anhand der Eintragungen kann sich jeder
können Sie Ihren Blutzucker messen. Zur Blutzucker­      behandelnde Arzt schnell ein Bild über Ihren
selbstmessung gibt es zahlreiche Geräte, die klein       Gesundheitszustand machen. Besonders
und einfach zu bedienen sind. Falls Sie solche Mes-      wichtig ist der Diabetes-Pass in Notfallsitua­
sungen durchführen sollen, lernen Sie dies in einer      tionen. So kann jeder Arzt anhand der Daten
Diabetikerschulung (siehe Seite 28).                     sofort die richtigen Maßnahmen ergreifen,
                                                         wenn Sie Ihren Diabetes-Pass dabei haben.
Blutzuckerselbstmessungen sind dann erforder­lich,
wenn Sie Insulin spritzen und die Dosis dabei dem
jeweiligen Blutzucker angepasst werden muss
(intensivierte Insulintherapie).

Auch wenn Sie mit Tabletten (oralen Antidiabeti­ka)
behandelt werden sollten, kann in Absprache mit              Informationen zur Selbsthilfe
Ihrem Arzt eine regelmäßige Blutzuckerselbst-
messung sinnvoll sein.                                Gut organisiert zu sein, gibt Ihnen ein gutes Gefühl
                                                      der Sicherheit. Doch das heißt nicht, dass Sie auf
                                                      sich allein gestellt sind. Wenn Sie mögen, schließen
                                                      Sie sich doch einfach anderen Diabetikern an. Es
            Führen Sie Tagebuch                       gibt viele gut organisierte Gruppen, von denen Sie
                                                      in vielerlei Hinsicht profitieren können. Sei es durch
     Messen Sie Ihren Blutzucker selbst?              gemeinsame Unternehmungen, sportliche Aktivitä-
     Dann fragen Sie Ihren Arzt nach einem            ten oder auch den Austausch von Tipps zu verschie-
     Diabetes-Tagebuch, in das Sie Folgendes          denen Dingen des Alltags.
     eintragen sollten:
                                                      Wenn Sie Fragen zu Selbsthilfegruppen haben,
     ó   Zuckerwerte                                  wenden Sie sich bitte an:
     ó   körperliche Bewegung
     ó   Stress                                       Deutsche Diabetes-Hilfe –
     ó   Krankheit                                    Menschen mit Diabetes (DDH-M) e. V.
     ó   Unterzuckerung (Uhrzeit)                     Bundesgeschäftsstelle
     ó   veränderte Ernährung                         Schnellerstr. 123
                                                      12439 Berlin
     Durch dieses Tagebuch behalten Sie nicht
     nur den Überblick. Es hilft auch Ihrem Arzt,     Telefon: 030 63228701
     die Behandlung optimal an Ihren persön-          E-Mail: info@ddh-m.de
     lichen Erfordernissen auszurichten.              Internet: menschen-mit-diabetes.de

14
Stoffwechsel­entgleisungen                       Achten Sie auf die ersten Anzeichen einer Unter-
       vorbeugen                                        zuckerung. Sie werden lernen, auf Ihren Körper zu
                                                        hören und seine Signale ernst zu nehmen. Schon mit
Überzuckerung (Hyperglykämie)                           etwas Traubenzucker können Sie rasch gegensteu-
Auch einem erfahrenen Diabetiker kann es passie-        ern, meist verschwinden die Symptome schon nach
ren, dass ihm der Stoffwechsel „entgleist“. Ursache     wenigen Minuten.
kann eine Überzuckerung sein, bei der der Blut-
zuckerspiegel weit erhöht ist.                          Suchen Sie nach einer Unterzuckerung Ihren Arzt
                                                        auf. Er wird Ihre Blutzuckereinstellung überprüfen
Auslöser dieser Überzuckerung sind oft Infekte          und die Ursache klären. Möglicher­weise müssen die
oder eine mangelnde Medikamenteneinnahme.               Medikamente oder Ihre Ernährungs­weise geändert
Dass sich mög­licherweise eine Hyperglykämie            werden.
anbahnt, bemerken Sie daran, dass Sie vermehrt
Durst haben, oft und viel Wasser lassen müssen,
unter Unruhe leiden und sich matt fühlen. Wenn             Tragen Sie immer etwas Traubenzucker bei
Sie ein Blutzuckermess­gerät benutzen, sollten Sie         sich und informieren Sie auch Ihre Angehö-
Ihre Werte kontrollieren. In jedem Fall müssen Sie         rigen, Kollegen und Sportkameraden über
bei diesen Krankheits­zeichen Ihren Arzt aufsuchen,        die Symptome. So sind Sie bei einer sich
damit er der Ursache auf den Grund gehen und die           ankündi­genden Unterzuckerung immer auf
derzeitige Therapie anpassen kann.                         der sicheren Seite.

Die schwersten Entgleisungen können über Bewusst­-
seins­störungen bis hin zur Bewusstlosigkeit (hyper­­
glykämisches Koma) führen. In dieser lebensbedroh-
lichen Situation, die bei Typ-2-Diabetikern selten      Brauchen Sie Medikamente?
auftritt, muss sofort ein Notarzt gerufen werden.
                                                        Bevor Ihr Arzt Ihnen Medikamente zur Blutzucker­
Unterzuckerung (Hypoglykämie)                           senkung verschreibt, sollten Sie alles daran setzen,
Fällt der Blutzucker unter einen bestimmten             andere Wege zu finden. Viele Diabetiker haben
Schwellenwert ab, kommt es zu einer Unterzucke­         ihren Blutzucker allein durch eine andere Ernährung,
rung. Ursachen dieser hypoglykämi­­schen Stoff-         Gewichtsnormalisierung und regelmäßige körperli-
wechselentgleisung sind häufig eine Über­dosierung      che Aktivität auf normale Werte abgesenkt. Versu-
von Insulin, von Sulfonylharnstoffen (blutzuckersen-    chen Sie es auch! Sollten Sie am Ende wirklich kei-
kenden Tabletten) oder zu wenig aufgenommene            nen ausreichenden Erfolg dabei haben, wird Ihnen
Kohlenhydrate. Auch andere blutzuckersenkende           Ihr Arzt die erforderlichen Medikamente verschrei-
Medikamente, wie beispielsweise Metformin, kön-         ben. Das gilt selbstverständlich auch, wenn bei
nen eine stärkere blutzuckersen­ken­de Wirkung ent-     Ihnen bereits Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel
falten, wenn sie mit anderen Medikamen­ten, wie         eine Koro­nare Herzkrankheit, Sehverschlechterun-
z. B. ACE-Hemmern, kombiniert werden. Behalten          gen oder eine nachlassende Nierenleistung, einge-
Sie daher bei neuen Medikamenten immer Ihren            treten oder zu befürchten sind. Es gibt Medikamen-
Blutzucker im Blick!                                    te, die Sie einnehmen können (orale Antidiabetika),
                                                        und solche, die Sie spritzen müssen. Lassen Sie
Bei einem Blutzuckerabfall wird das Stresshormon        sich von Ihrem Arzt den Nutzen und die Risiken
Adrenalin vermehrt ausgeschüttet. Wann die ersten       der Medikamente erläutern. Ihr Arzt wird Ihnen vor-
körperlichen Anzeichen wie Herzrasen, Schweißaus-       rangig Metformin verordnen. Wenn Sie dies nicht
brüche und Zittern einsetzen, hängt davon ab, wie       vertragen, Sulfonylharnstoffe (z. B. Glibenclamid).
schnell der Blutzucker sinkt.Da jetzt auch das Gehirn   Auch Insulin kann zum Einsatz kommen. Möchte Ihr
zu wenig mit Zucker versorgt wird, kann es zu Kopf-     Arzt Ihnen Kombinationen dieser Medikamente ver-
schmerzen, Sehstörungen, Schwäche und Lähmun-           schreiben, wird er hierfür Langzeitstudien berück-
gen kommen. Eine Bewusstseinstrübung kann bis           sichtigen. Hält er eine individuelle Therapieplanung
hin zur Bewusst­losigkeit (hypoglykämischer Schock)     mit anderen Wirkstoffen oder Wirkstoffkombina-
führen. In dieser lebensbedrohlichen Situation muss     tionen für geboten, muss er Sie darauf hinweisen,
sofort ein Notarzt gerufen werden. Bei einer schwe-     dass hierfür z. T. keine ausreichenden Belege zur
ren Hypogly­kämie ist immer Fremdhilfe vonnöten.        Sicherheit im Langzeitgebrauch sowie zur Risiko­

                                                                                                        15
reduktion relevanter gesundheitlicher Folgen                 ó   Metformin und Alpha-Glukosidase-Hemmer
vorliegen. Außerdem ist Ihr Arzt dazu verpflichtet,              wirken nicht an der Bauchspeicheldrüse, sondern
Sie darüber zu informieren, ob für den jeweiligen                z. B. an den Muskelzellen und im Darm. Sie
Wirkstoff Daten zur Wirksamkeit, Steuerbarkeit und               verstärken die Wirkung von Insulin und verlang-
Verträglichkeit vorliegen.                                       samen die Aufnahme von Glukose aus der Nah-
                                                                 rung. Die Gefahr einer Unterzuckerung besteht
                                                                 nicht und diese Wirkstoffe können auch bei
       Medikamente zum Einnehmen                                 Übergewicht eingesetzt werden.

Voraussetzung für eine Behandlung mit diesen Arz-            ó   Sulfonylharnstoffe, Sulfonylharnstoffanaloga
neimitteln ist, dass Ihre Bauchspeicheldrüse noch eine           oder DPP-4-Inhibitoren wirken in der Bauchspei-
gewisse Menge Insulin produziert. Nur dann können                cheldrüse und stimulieren die Ausschüttung von
diese Medikamente wirken. Bei den oralen Antidia-                Insulin. Eine Unterzuckerung kann eintreten und
betika werden zwei Gruppen unterschieden:                        Sie können bei Einnahme dieser Medikamente an
                                                                 Gewicht zunehmen.

 Medikamentenübersicht

 Metformin                                                   Sulfonylharnstoff (z. B. Glibenclamid, Glimepirid)

 Wirkung: Neubildung und Abgabe von Glukose ins              Wirkung: stimuliert die Freisetzung von Insulin aus
 Blut wird gehemmt, Glukose in Muskel­zellen wird            der Bauchspeicheldrüse.
 besser verwertet und im Darm langsamer aus der              Besonderheiten: Gewichtszunahme ist mög-
 Nahrung aufgenommen.                                        lich (deshalb Normalgewicht halten beson-
 Besonderheiten: eines der am häufigsten bei                 ders wichtig). Manchmal allergische Reak­tion.
 Übergewicht verwendeten Antidiabetika in Tablet-            Gefahr der Unterzuckerung z. B. bei Überdosie-
 tenform, da es bei Metformin zu keiner Gewichts-            rung, körperlicher Anstrengung, ungenügender
 zunahme kommt. Wichtig ist es, auf die Kontrain-            Nahrungsaufnah­me, Alkoholkonsum, Einschrän-
 dikationen zu achten, da z. B. bei eingeschränkter          kung der Nierenleistung oder Funktionsstörung
 Nierenleistung die Übersäuerung des Blutes droht,           der Leber. Bei ersten An­zeichen wie Zittern, Herz-
 was lebensbedrohlich sein kann.                             rasen, Schweißausbrüchen sofort Traubenzucker
                                                             einnehmen und einen Arzt informieren.

 Alpha-Glukosidase-Hemmer (z. B. Acarbose)                   Sulfonylharnstoffanaloga (Glinide)

 Wirkung: Glukoseaufnahme aus dem Darm wird                  Wirkung: Insulinproduktion in der Bauch-
 verzögert, Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten            speicheldrüse wird angeregt. Schnelle Wirkung:
 werden abgeflacht.                                          Vor der Mahlzeit eingenommen, senken Glinide
 Besonderheiten: Sie werden nur noch selten                  den Blutzucker nach dem Essen vergleichsweise
 eingesetzt, da die blutzuckersenkende Wirkung               rasch wieder ab.
 vergleichsweise gering ist und grundsätzlich auch           Besonderheiten: Lediglich Diabetiker mit schweren
 durch eine ballaststoffreiche Ernährung erzielt             Nierenfunktionsstörungen können vom Wirkstoff
 werden kann. Nebenwirkungen können sein:                    Repaglinid profitieren.
 Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen und
 gelegentlich Übelkeit.

 Neue Antidiabetika: DPP-4-Inhibitoren (z. B. Sitagliptin)   SGLT2-Hemmer (Gliflozine)

 Wirkung: Wirkung ist abhängig von der Höhe des              Wirkung: Ausscheidung von Glukose über die
 Blutzuckers und vermindert das Risiko der Unter-            Niere wird forciert und der Blutzuckerspiegel sinkt.
 zuckerung. Sie fördern die Freisetzung von Insulin          Besonderheiten: In akuten Belastungssituationen
 und hemmen die Freisetzung der Gegenspieler des             (z. B. schwere Infektion, Herzinfarkt) kann es
 Insulins (Glukagon).                                        zu einer kritischen Übersäuerung des Blutes kom­
 Besonderheiten: In Kombination mit Metformin                men. Lediglich Diabetiker mit gleichzeitig medika-
 muss besonders auf Unterzuckerungen geachtet                mentös behandelten Herzkreislauferkrankungen,
 werden. Es gibt Hinweise, dass das Medikament in            deren Blutzucker trotz blutzuckersenkenden Tab-
 seltenen Fällen zur Entzündung der Bauchspeichel-           letten bzw. Insulin nicht gut eingestellt ist, können
 drüse führen kann.                                          vom Wirkstoff Empagliflozin profitieren. Er wird
                                                             ergänzend zu Tabletten gegen Diabetes und/oder
                                                             Insulin verordnet.
16
Medikamente zum Spritzen                         Insuline
                                                        Wenn Ihre Bauchspeicheldrüse kein Insulin produ­
Wie viele Diabetiker fürchten vielleicht auch Sie       ziert oder sich Ihr Blutzucker über Tabletten und
sich davor, eines Tages eine Spritze benutzen und       eine angepasste Ernährung nicht ausreichend sen­ken
sich auch mit dem Essen an feste Zeiten halten zu       lässt, muss Ihrem Körper Insulin zugeführt werden.
müssen. Doch Ihre Befürchtungen werden sicher           Insulin kann nicht in Tablettenform eingenommen
verschwinden, wenn Sie mit dem Thema vertrauter         werden, da es ein Eiweißhormon ist, das von der
sind. Ihr Arzt wird Sie ausführlich beraten, außer-     Magensäure sofort zersetzt wird. Deshalb muss es
dem lernen Sie in einer Diabetikerschulung (siehe       gespritzt werden. Es gibt bis heute keine Alternative
Seite 28), wie Sie sich am besten auf die neue          dazu.
Situation einstellen. Damit Sie von der Hilfe anderer
unabhängig bleiben, lernen Sie auch, sich selbst zu     Man unterscheidet folgende Insulin­arten:
spritzen.                                               ó Kurzwirksames Normalinsulin (früherer Name:
                                                          Altinsulin), das seine Wirkung nach 15 bis 30
Inkretinmimetika (z. B. Liraglutid)                       Minuten für bis zu 8 Stunden entfaltet
Diabetiker mit gleichzeitig medikamentös behan-         ó Verzögerungsinsulin, dessen Wirkung nach ca.

delten Herzkreislauferkrankungen, deren Blutzucker        2 Stunden eintritt, dann jedoch für 12 bis maxi-
trotz blutzuckersenkenden Tabletten bzw. Insulin          mal 14 Stunden anhält
nicht gut eingestellt ist, können vom Wirkstoff         ó Mischinsulin, eine Mischung aus Normalinsulin

Liraglutid profitieren. Er wird ergänzend zu Tablet-      und Verzögerungsinsulin
ten gegen Diabetes und/oder Insulin verordnet und
unter die Haut gespritzt. Inkretinmimetika fördern      Darüber hinaus gibt es die sogenannten Insulin­
u. a. die von Blutzucker abhängige Bildung und Frei-    analoga. Ihre chemische Struktur weicht vom o. g.
setzung von körpereigenem Insulin aus der Bauch-        Insulin ein wenig ab, auch die Wirkkurve verändert
speicheldrüse. Als unerwünschte Wirkungen kön-          sich. Unterschieden wird zwischen kurz- und lang-
nen zu Beginn der Einnahme häufig Übelkeit und          wirkenden sowie Verzögerungsinsulinen.
Erbrechen auftreten und die Anfälligkeit für Infekte
kann ansteigen. Selten kann es zu einer Entzündung
der Bauchspeicheldrüse oder zu Funktionsstörun-
gen der Nieren sowie zu (meist gutartigen) Tumoren
in der Schilddrüse kommen.

 So wirken die verschiedenen Insuline:

 Substanz/-gruppe                     Wirkbeginn              Wirkmaximum              Wirkdauer

 Kurzwirksame Insuline

 Normal-Insulin                       Etwa 15 bis 30 Minu-    Etwa 1,5 bis 3 Stun-     Etwa 4 bis 8 Stunden
 (Humaninsulin)                       ten nach der Injek-     den nach der Injek-
                                      tion                    tion
                                      Etwa 5 bis 10 Minuten                            Etwa 2 bis 3 Stunden
 Insulinanaloga
                                      nach der Injektion      Etwa 1 bis 1,5 Stunden
                                                              nach der Injektion

 Verzögerungsinsuline                 Etwa 2 Stunden nach     Etwa 4 bis 6 Stunden     Etwa 12 bis 14 Stun-
 (Humaninsulin, Insulinanaloga)       der Injektion           nach der Injektion       den

 Langwirksame Insuline                Langsam                 Je nach Verzöge-         Wirkdauer meist bis
 (Humaninsulin, Insulinanaloga)                               rungsprinzip             zu 24 Stunden, je
                                                                                       nach Verzögerungs-
                                                                                       prinzip

 Mischinsuline
 (Humaninsulin, Insulinanaloga):      Je nach Mischung        Je nach Mischung wie     Je nach Mischung
 kurzwirksames Insulin und lang-      wie bei kurz- bzw.      bei kurz- bzw. lang-     wie bei kurz- bzw.
 wirksames Insulin in einer festen    langwirksamen           wirksamen Insulinen      langwirksamen
                                      Insulinen
 Mischung                                                                              Insulinen
                                                                                                       17
Die Gabe des Insulins erfolgt im Normalfall mit
                                                       Beispielhafte Therapieformen mit Insulin
einem Insulin-Pen. Das ist eine Injektionshilfe, die
eine Patrone mit Insulin enthält und mit einer ganz    Konventionelle Insulintherapie
dünnen Injektionsnadel versehen ist. Mithilfe einer
Dosiervorrichtung wird die entsprechende Insulin-      Spritzen:
                                                       morgens und abends (evtl. auch mittags) vor den
menge eingestellt und kann direkt gespritzt wer-
                                                       Mahlzeiten eine bestimmte Menge Misch­insulin
den. Sollte der Insulin-Pen defekt sein, kann das
                                                       oder ein Verzögerungsinsulin
Insulin im Notfall auch über eine Einmalspritze
injiziert werden.                                      Essen:
                                                       ó nach der Injektion eine bestimmte Menge

                                                         Kohlenhydrate zur Vermeidung einer Unter­
Welche Therapie ist für Sie richtig?                     zuckerung (Hypoglykämie)
                                                       ó auch alle anderen Mahlzeiten zu bestimmten

Diabetes mellitus Typ 2 kann mit der konven­             Zeiten (Kohlenhydrateanteil gleichmäßig über
tionellen oder der intensivierten Insulintherapie,       den Tag verteilen)
wie in der nebenstehenden Tabelle beschrieben,         Intensivierte Insulintherapie
behandelt werden. Darüber hinaus gibt es weitere
Therapiemöglichkeiten mit Insulin. Mit Ihrem Arzt      Spritzen:
besprechen Sie, welche die richtige für Sie ist.       meist zweimaliges Spritzen eines Verzögerungs­
                                                       insulins und zusätzlich mahlzeiten­­abhängiges
Bei der konventionellen Insulintherapie wird Ihr       Spritzen eines Normal­insulins, dosiert je nach
                                                       Blutzuckerspiegel, Größe der Mahlzeit, Tageszeit
Arzt Ihren Kalorienbedarf ermitteln und die ent-
                                                       und geplanter körperlicher Belastung
sprechende Insulindosis verordnen. Im Rahmen
der Diabetikerschulung (siehe Seite 28) lernen Sie     Essen:
alles, was Sie für Ihre Insulintherapie wissen müs-    ó Zeit und Art der Mahlzeit können variiert

sen – auch Ihren ganz persönlichen Ernährungsplan        werden
zusammenzustellen. Es kann einige Wochen dauern,
in denen Sie ausprobieren müssen, welche Mengen
an Kohlenhydraten und Insulin Sie wirklich benöti-
gen und gut vertragen.

Wenden Sie die intensivierte Therapie an, erfahren
Sie darüber hinaus ganz genau, wie Ihr Insulin in
Abhängigkeit von den tageszeitlichen Schwankun-
gen, Ihrer Ernährung und Ihren Blutzuckerwerten
dosiert werden muss.

18
Mögliche Begleit- und Folgeerkrankungen
  Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte wirken Tag für Tag auf Ihren Körper und
  hinter­lassen Spuren. Hier erfahren Sie, wie Sie vorbeugen können, was untersucht
  und was behandelt wird.

                                                          Diuretika
        Schädigung                                        Diuretika sind sogenannte Entwässerungsmedika-
        der Blut-                   Bluthoch-             mente. Sie fördern die Flüssigkeitsausscheidungen
                                      druck               des Körpers und vermindern so die Flüssigkeitsmen-
        gefäße
                       Nerven-                            ge im Kreislauf. Auf diese Weise wird der Blutdruck
                    schädigungen                          gesenkt.

                                                          Betablocker
                                                          Betablocker verringern am Herz die Frequenz und
                 Fettstoffwechsel-                        die Kraft, mit der der Herzmuskel sich zusammen-
                     störungen                            zieht. Der Blutdruck wird gesenkt, das Herz arbeitet
                                                          ökonomischer und der Sauerstoffbedarf des Herz-
                                                          muskels ist geringer.

                                                          In einer Patientenschulung (siehe Seite 28) können
                                                          Sie lernen, wie Sie Ihren Blutdruck richtig messen
  1. Bluthochdruck                                        und dokumentieren. Wurden Ihnen Bluthochdruck-
                                                          medikamente verschrieben, nehmen Sie diese bitte
  Diabetes geht häufig mit erhöhten Blutdruckwerten       wie verordnet ein. So haben Sie einen optimalen
  einher. Von einem Bluthochdruck spricht man, wenn       Schutz vor (weiteren) Gefäßerkrankungen. Idealer-
  die gemessenen Werte an zwei Tagen bei 140/90           weise lassen Sie Ihren Blutdruck und Ihre dokumen-
  mmHg oder darüber liegen. Da Bluthochdruck das          tierten Werte auch vierteljährlich, mindestens je-
  bei Diabetikern ohnehin überdurchschnittlich hohe       doch halbjährlich von Ihrem Hausarzt kontrollieren.
  Risiko für Gefäßerkrankungen zusätzlich erhöht, ist
  es wichtig, dass er konsequent und dauerhaft auf
  130–139/80–89 mmHg gesenkt wird.                        2. Fettstoffwechselstörungen

  Das wird vor allem mit folgenden Medikamenten           Bei vielen Typ-2-Diabetikern sind die Blutfettwerte
  erreicht:                                               erhöht, unter anderem der des Cholesterins. Da dies
                                                          die Entstehung von Gefäßerkrankungen fördert,
  ACE-Hemmer                                              wird mit Medikamenten gegengesteuert. Aus
  ACE-Hemmer verhindern die Bildung eines wich­ti­        diesem Grund wird Ihr Arzt prüfen, ob Sie von der
  gen Botenstoffes, des sogenannten Angioten­sin II.      Einnahme sogenannter Statine profitieren, die die
  Dieses hat eine gefäßverengende Wirkung und             körpereigene Herstellung von Cholesterin vermin-
  erhöht so den Blutdruck. ACE-Hemmer greifen in          dern. Statine sind im Allgemeinen gut verträglich.
  die durch Hormone gesteuerte Regulation des Blut-       Nur selten treten Nebenwirkungen wie Übelkeit,
  drucks ein. Bei ACE-Hemmer-Unverträglichkeit oder       Durchfall oder Erbrechen auf.
  spe­ziellen Indika­tionen können Sie AT1-Rezeptor­­­-
  Blocker erhalten.

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3. Schädigung der großen Blutgefäße
   (Makroangiopathie)                                 Risiken für Ihre Gesundheit aktiv
                                                      senken
Bedingt durch einen hohen Blutzuckerspiegel können
die großen Blutgefäße geschädigt werden: Die Glu­-    Je länger eine dauerhafte Blutzuckererhöhung
kose im Blut verbindet sich mit verschiedenen Ei-     besteht, umso stärker sind die körperlichen
weißen in der Wand der Blutgefäße. Es entstehen       Folgen – das Risiko für einen Herzinfarkt oder
Wandverdickungen und Ablagerungen, die den Blut-      Schlaganfall steigt. Herzschmerzen (Angina
fluss behindern. Oft belasten zusätzlich ein hoher    pectoris) und ein Herzinfarkt können dann so-
Blutdruck und Fettstoffwechselstörungen die Gefäße.   gar unbemerkt ablaufen, da auch die Funktion
                                                      der schmerzleitenden Nervenfasern durch den
Da alle Organe und Gewebe des Körpers auf eine        hohen Blutzuckerspiegel beeinträchtigt sein
gute Durchblutung angewiesen sind, haben die          kann.
Gefäßschädigungen zahlreiche Auswirkungen:
                                                      Senken Sie Ihr Herzinfarkt- und Schlaganfallrisi-
Auf das Herz                                          ko mit einer dauerhaft „guten Einstellung“ und
Verengte Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel          verhindern Sie so auch gleichzeitig eine Schau-
versorgen, führen zur koronaren Herzkrankheit (KHK)   fensterkrankheit (Schmerzen beim Gehen
und können Herzschmerzen (Angina pectoris) so­wie     durch verengte Beinarterien).
Luftnot auslösen. Sind die Herzkranz­gefäße kom-
plett verschlossen, kommt es zum Herzinfarkt.         Je besser Ihr Blutzucker und auch Ihr Blutdruck
                                                      auf Dauer eingestellt sind, desto größer ist Ihre
Auf das Gehirn                                        Chance, länger gesünder und vor allem auch
Sind Hirnarterien von Durchblutungsstörungen          selbstbestimmt zu leben.
betroffen, kann es schlimmstenfalls zum Schlag­
anfall (Hirninfarkt) kommen.

Auf die Beine
Verengte Beinarterien führen zu Muskelschmerzen
beim Gehen (sog. Schaufensterkrankheit). Später
können sich Geschwüre und abgestor­benes Gewebe
an den Füßen bilden.

     Bei einer Schädigung der großen Blutgefäße
     sollten grundsätzlich Thrombozyten-
     aggregationshemmer, wie z. B. ASS 100,
     eingenommen werden.

20
4. Schädigung der kleinen Blutgefäße
   (Mikroangiopathie)
Ein hoher Blutzuckerspiegel schädigt auch die
kleinen Blutgefäße: Als Folge gelangt insbesondere
der lebensnotwendige Sauerstoff schlechter ins
Gewebe und die Durchblutung von Organen und
damit die Versorgung mit Nährstoffen verringern
sich ebenfalls. Dies kann Auswirkungen auf die
Augen, Nieren, Nerven und Füße haben.

Wichtig zu wissen ist, dass Sie diesen Auswirkun­
gen mit regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen
entgegensteuern können.

                                                       Die Funduskopie
       Schützen Sie Ihre Augen                         Da der Augenhintergrund die einzige Stelle des
                                                       Körpers ist, an der man Blutgefäße direkt ansehen
Eine Folge geschädigter kleiner Blut­gefäße am Auge    kann (sie verlaufen hier in der Netzhaut des Auges),
können Veränderungen an der Netzhaut sein. Die         kann Ihr Augenarzt sehr genau feststellen, in
Netzhaut nimmt Licht auf und leitet so den Sehvor-     welchem Zustand sie sich befinden. Vor der Unter-
gang ein. Sind die Gefäße der Netzhaut verengt, zu     suchung erhalten Sie Augentropfen, die die Pupille
durchlässig oder sogar verschlossen, kann dies je      so erweitern, dass Ihr Arzt den Augenhintergrund
nach Ausprägung Einfluss auf das Sehvermögen           auch in seinen Randbereichen sehen kann.
haben. Medizinisch werden diese Gefäßveränderun-
gen am Auge als diabetische Retinopathie bzw.          Sowohl das Einträufeln der Tropfen als auch die
Makulopathie bezeichnet.                               Untersuchung selbst sind völlig schmerzfrei. Aller-
Diese, aber auch weitere Schädigungen des Auges        dings ist Ihr Sehvermögen danach für etwa drei bis
durch einen Diabetes können schlimmstenfalls           vier Stunden eingeschränkt: Sie sehen unschärfer,
bis zur Erblindung führen. 30 % aller Erblindungen     verschwommen und sind möglicherweise licht-
in Europa sind durch Diabetes verursacht. Doch         empfindlicher. Vielleicht legen Sie den Untersu-
rechtzeitig im Rahmen der jährlichen Augenunter­       chungstermin auf den Nachmittag oder Abend,
suchung erkannt, ist es möglich, diesen Prozess        wenn es draußen nicht mehr so hell ist, und neh-
aufzuhalten, z. B. mit einer Laserbehandlung.          men für alle Fälle eine Sonnenbrille mit, um Ihre
                                                       Augen zu schützen. Bitte denken Sie auch daran,
1 x im Jahr oder alle 2 Jahre zur Augenuntersuchung    dass Sie nach der Netzhautuntersuchung nicht
                                                       selbst Auto fahren dürfen. Am besten, Sie lassen
Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass Sie früh-   sich abholen.
­zeitig und danach einmal im Jahr oder alle zwei
Jahre zur augenärztlichen Untersuchung, einschließ-    Seien Sie beruhigt: Am nächsten Morgen können
 lich Augenhintergrund (Funduskopie), gehen. Die       Sie in jedem Fall wieder so sehen wie vor der
 Häufigkeit der Kontrolluntersuchung richtet sich      Untersuchung und auch wieder selbst Auto fahren.
 nach Ihrem individuellen Risiko bzw. einer bereits
 bekannten Erkrankung Ihrer Augen. Gehen Sie auch
 gerade dann, wenn Sie keinerlei Beeinträchtigung
 Ihres Sehvermögens wahrnehmen. Ihr Arzt kann
 Schädigungen frühzeitig erkennen – noch bevor Sie        Wie die Augen, so die Nieren
 sie bemerken.
                                                          Insbesondere bei einer diabetischen Netz­-
                                                          haut­erkrankung der Augen ist auch eine
                                                          Urinunter­suchung unerlässlich, da die Schädi­
                                                          gung der Netz­haut häufig mit einer diabetischen
                                                          Nierenschädigung einhergeht.

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