Religion und Fußball "Leben ohne Gott ist wie Fußball ohne Ball" David Alaba - Pfarrei St. Josef Treptow-Köpenick
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Mai / Juni 2021 Pfarrnachrichten Katholische Pfarrei St. Josef | Treptow-Köpenick Religion und Fußball „Leben ohne Gott ist wie Fußball ohne Ball“ David Alaba ST. JOSEF ST. ANTONIUS CHRISTUS KÖNIG 1
Liebe Mitglieder und Sport und Religion, Fußball und hat, nämlich generationen- und Freunde unserer Pfarrei Religion, Fußball und Kirche, da einkommensübergreifend Men- gibt es einige Parallelen: begeis- schen zu erreichen. St. Josef Treptow-Köpenick terte Gesänge, Wallfahrten zu Fußball ist für viele wie „Religi- Auswärtsspielen, Devotionalien- on“ und „Lebensinhalt“, ist tief handel mit Trikots und Schals. in der Gesellschaft verwurzelt Man spricht vom „heiligen Ra- – trägt bisweilen religiöse Züge, sen“, dem Stadion als „Tempel“ ersetzt aber meiner Meinung oder gar vom „Fußballgott“. nach nicht Religion, denn „das Viele Vereinslogos bilden mar- Religiöse“ sitzt eben doch noch kante Gotteshäuser ihrer Stadt viel tiefer im Menschen selbst. ab: Der 1. FC Köln zeigt im Wap- Wohl aber bemerken wir, dass pen den Kölner Dom, im Logo Fußball vielfach kirchliche Züge des FC St. Pauli ist die Kirche St. trägt. Michaelis, der „Michel“ abgebil- Viele Spieler denken vor dem det. Im Union-Logo fehlt Ähnli- Spiel: Es muss einen Gott geben, ches noch… der mich beschützt. Deshalb Für viele bedeutet der Fuß- machen viele, brasilianische fast ball ein Stück Sinnstiftung und immer, vor dem Spiel ein Kreuz- Beheimatung. Es passiert hier zeichen. Oder danken Gott nach etwas, was Kirche auch zum Ziel einem Tor damit. Inhalt 4-9 16/17 28/29 Fußball und Religion Die Eisheiligen Ort Kirchlichen Lebens 10/11 18/19 Erkundungen auf der Hedwigshöhe Visitation Besuch von Erzbischof Koch Mitarbeiter vorgestellt Cordula Michalke 30/31 Kunst und Kirche 12 20/21 Teil 3: St. Antonius Glauben Die Weisheit der Bibel Fleißige Helfer Die Kirchenputzer der Pfarrei 32/33 aus psychologischer Sicht Orgeljahr 2021 Teil 3: Die Orgel in St. Antonius 13 23 Menschenfischer Buchvorstellung 38/39 Die Listensammlerin Kita St. Josefstift Katechese von S. Napieralski von Lena Gorelik Hier geht die Post ab! 14/15 26/27 40-51 Kinder, Kirche, Chaos Bistumsgeschichte Infoseiten Teil 2: Tanz auf dem Vulkan Teil 3: Nikolaus Bares der drei Gemeinden 2
Auch der evangelische Theologe erst morgens zur Messe in die Da sind doch schon ganz schön Christhard Lück von der Univer- Kirche gehen und anschließend, viele Parallelen zu den „Gebo- sität Wuppertal befasst sich mit wenn es der Spieltag ergibt, ten“ in der Kirche dabei, denke dem Phänomen. Er sieht ganz zum Fußball ins Stadion… ich. allgemein Parallelen zwischen Einst wurden die „Gebote“ des Und dann ist da noch etwas kirchlichem Gottesdienst und Andersseins von UNION durch ganz besonders anders bei der Fankultur in Stadien. „Sin- den langjährigen Fan Daniel Union und hat absolut etwas gen stiftet Gemeinschaft“, sagt „Boone“ Blauschmidt formu- mit Religion zu tun. Richtig! Das Lück. Sowohl in der Kirche als liert, genannt „Boone’sche Ge- Weihnachtssingen. auch im Stadion würden sich setze“: Der Ursprung des weihnachtli- Menschen im Gesang vereinen • Mache nie einen Spieler chen Stadionsingens liegt nicht und in der Gruppe neue Stärke in Bayern, sondern im Berliner gewinnen. zum Sündenbock! Südosten. Im Jahr 2003, kurz Aber noch ein paar Gedanken zu • Pfeife nie die vor Weihnachten, schlichen sich unserem Köpenicker Fußballver- Mannschaft aus! 89 Fans von Union Berlin ins ein, dem 1.FC Union Berlin. Un- Stadion an der Alten Försterei. sere Kirchengemeinde St. Josef • Verlasse nicht vor dem Sie hatten Liedtexte auf Zettel ist ja nur ein paar Hundert Me- Schlusspfiff das Stadion! gedruckt, sangen einfach drauf ter vom Stadion „An der Wuhl- los. Inzwischen ist auch in Berlin heide“ entfernt, so dass nicht • Heiserkeit ist der Muskel- ein Pfarrer mit dabei, er liest die wenige Mitglieder an Spieltagen kater des Unioners! Weihnachtsgeschichte, das VATERUNSER wird gebetet, Chöre treten auf, zuletzt kamen 28 500 Leute. Es ist ja mittlerweile beim Weihnachtssingen so, dass man denkt, die Alte Försterei würde für einen Tag zum Gotteshaus. Was hat dieses Stadion denn von einer Kirche? Weihnachts- singen-Initiator Torsten Eisen- beiser: „Es ist der Verein selbst, der leuchtet. Es gibt für mich und für viele andere, die diesen Ver- ein lieben,‘ nichts Vergleichba- res. Solange ich lebe, werde ich diesen Verein lieben. Union ist unsere Familie.“ „Es ist der Verein selbst, der leuchtet.“ – Schöne Worte und auf unsere Kirchengemeinden doch auch ganz gut zu übertragen. Natür- lich ist da überall noch viel Luft nach oben… Mathias Laminski, Pfr. 3
Fußball und Religion In dieser Ausgabe der PASTORALE wollten wissen: Wo sehen Sie evangelium und dem Vaterunser – wollen wir – wie im Vorwort an- Gemeinsamkeiten zwischen ist das etwa auch eine Art Got- gekündigt – das Verhältnis von Sport/Fußball und Religion/ tesdienst? Sport und Religion beleuchten. Kirche? Was bedeutet Ihnen Interessante Antworten haben Vor allem der Fußball ist tief in der Sport bzw. der Fußball, uns erreicht, man spürt, dass der Gesellschaft verwurzelt und inwieweit kann er zur Leiden- dieser tolle Fußballverein zur das weltweit – ähnlich wie Reli- schaft, zur Herzensangelegen- Identität des Bezirks gehört. gion und Glauben. heit werden? Was zieht Sie ins Herzlichen Dank allen, die uns Wir haben verschiedene Mit- Stadion? Das Weihnachtssingen ihre Gedanken zu dem Thema glieder unserer Pfarrei dazu im UNION-Stadion mit dem mitgeteilt haben! um ihre Meinung gebeten. Wir Gesang, dem Weihnachts- bb Annette Hagen damit verbundenen Forderun- Parallelen zum Glauben sehe. (Köpenick) gen, mich von ihnen und der At- Was fehlt beim Fußball? Für mosphäre anstecken zu lassen, mich eindeutig die Spiritualität, Der 1. FC Union spricht viele mitzufiebern und mit ihnen ge- die Tiefe des Sinns in meinem Sensoren an: Identifikation, meinsam den Kopf ausschalten Leben. Beim Weihnachtssingen Sinnstiftung, Gemeinschafts- zu können. Das Pilgern zum Sta- war ich natürlich schon das ein gefühl der besonderen Art, dion, das gemeinsame Singen oder andere Mal. Für mich war Zusammengehörigkeitsgefühl und der Glaube an die Mann- es außerordentlich mutig und unabhängig von Bildungsstand, schaft lassen Gemeinsamkeiten ergreifend, in einem Fußball- Arbeitsalltag und Alter, Leiden- zur Religion anmuten. Auch stadion Weihnachtslieder zu schaft sowie ungebremste und sprachlich geht es in einem singen, das Vaterunser zu beten ungefilterte Emotionalität. Man Song um die Fußballreligion und das Weihnachtsevangelium spürt eine einzigartige Energie, und nach dem Ausrufen jedes zu hören. Wo gibt es eine brei- die ansteckt! Ich sehe meine Spielers bei der Spielaufstellung tere Möglichkeit, in einem sol- männlichen Familienmitglieder ruft die tosende Menge: „Fuß- chen öffentlichen Rahmen und selten so außer Rand und Band. ballgott!“ Fußball und Religion in unserer atheistisch geprägten Dieses ist für mich ein wesent- - ein gewagtes Thema? Beim Gegend die christliche Botschaft licher Grund, unabhängig vom Fußball werden viele Sensoren zu verkünden! Arbeitsalltag und den vielen angesprochen, bei denen ich U.N.V.E.U. 4
Luise Klauke Christoph Molter (Köpenick) (Friedrichshagen) Gemeinschaft! Sowohl die Kir- Wenn ich an Union und die Alte che als auch das Stadion sind Försterei denke: Leidenschaft für mich Orte, wo Gemeinschaft pur, Anfeuern und Singen aus gelebt wird. Alle fiebern ge- vollem Hals, der Glaube an das meinsam für eine große Sache. Unmögliche und manchmal Ich komme an beiden Orten tatsächlich überraschende mit Menschen zusammen, die Wendungen in letzter Sekunde mir lieb und wichtig sind und und Ekstase pur. Völliges Aus- habe mit ihnen eine gute Zeit. rasten, unbändige Freude, nur Auch wenn es mal nicht so gut der Moment zählt. Vereint mit läuft, halten in der Kirche und den Menschen um mich herum. im Stadion alle zusammen. Beim Auf den Stehplätzen keine Hi- Weihnachtssingen war ich auch erarchien: Der Arbeiter neben schon öfter, aber das ist schon dem Akademiker, der Teenager ein paar Jahre her. Es hat für mich persönlich den besinn- lichen Charakter verloren, trotz „Solange noch gesungen des Weihnachtsevangeliums. wird, ist die Kirche noch Für viele andere glaubende und nichtglaubende Personen ist es nicht aus!“ bestimmt eine schöne Einstim- mung auf die Weihnachtsfeier- Oliver Kahn tage. neben dem Rentner. In der Halbzeit Erinnerung an die, die nicht mehr dabei sein können und von oben auf das Stadion herabschauen. Faninitiativen, Leszek Bartuzi die sich um benachteiligte (Pfarrvikar Christus König) Andreas Tomzik Menschen kümmern. Ultras, (Altglienicke) U.N.V.E.U! von manchen als Unbelehrbare Dieses Bedürfnis ist genauso alt und Chaoten betitelt, die am wie der Mensch selbst. Es gibt Religion und Fußball haben Bahnhof Köpenick mit großen das Gute und das Böse, es gibt die Kraft, Menschen, egal wie Bannern während der Covid-Kri- den Mannschaftskameraden verschieden sie sind, in ihren se auf die Helden in den Kran- und den Gegner. Die gemeinsa- Bann zu ziehen. Aber der Glau- kenhäusern aufmerksam ma- me Zugehörigkeit, das Gefühl be ist für mich das Fundament chen. Die einen Gabenzaun für der Gemeinschaft, der Kampf des Lebens und der Fußball ein Bedürftige errichten. Kurzum: für das Richtige. Der Mensch schönes Hobby. Vor allem in Eine Fangemeinde, die offen- braucht diese Mission, diesen Gemeinschaft bei einem Spiel sichtlich und ohne Aufhebens Kick. Wir gegen sie, sie gegen des 1. FC Union mitzufiebern, christliche Tugenden pflegt und uns. Es geht nicht nur um Sieg, ist ein tolles Gefühl. an Weihnachten wahrscheinlich es geht um viel mehr – um die In der Hoffnung, dass wir mehr christliche Lieder singt Ehre, ja, die eigene Identität, ja, gemeinsam auf dem Kirchen- als so manche Vorzeigefamilie um alles. Und letztendlich gibt grundstück in Altglienicke die am Heiligen Abend. Spannend. der Sport dem Glauben Recht, Fußball-EM sehen können grüßt Glaubhaft. Überzeugend. Und es muss ein Ziel geben, selbst Andreas Tomzik für mich unfassbar sympathisch wenn es nur ein Leder und ein und so unglaublich cool, ein Teil Tor sind, sonst wäre alles sinn- dieser einzigartigen Familie zu los. sein. UNVEU! 5
Andreas Woske Johannes Jagalski Christoph Dähnrich (Altglienicke) (Altglienicke) (Pastoralreferent in der Pfarrei) Mit dem Interesse für Fußball Also der Fußball ist rund wie Für viele Fans ist Fußball ein ist es wie mit meinem Glauben. die Welt, sang einst Frank sehr wichtiger emotionaler Er will gelebt werden. Das im Schöbel. Da kann ich ihm nur Punkt im Leben. Der Kalender Stadion sein, das Durchleben beipflichten, denn er führt viele richtet sich nach den Spielen, als Fan von Höhen und Tiefen Leute aus unterschiedlichsten der Gang zum Stadion, zum des Vereins und das gemeinsa- Schichten eines jeden Landes Spiel ist selbstverständlich (vor me Anfeuern der Mannschaft zusammen und es entsteht ein Corona). Dort erleben sie ge- erzeugt ein Gemeinschaftsge- Gemeinschaftsgefühl. Und seit meinschaftliches Mitfiebern, fühl, bei dem wir, wenn wir im 1976 beim Spiel im Stadion Alte Freuen, Verzweiflung, Glück und Fanblock stehen, mitgerissen Försterei gegen Chemie Böhlen, vieles dazwischen. Auch Religi- werden. Angesteckt von der als Union 2:1 gewann, konnte on will Leben strukturieren und Euphorie aber auch von der ich dieses Gefühl etliche Male begeistern, stärken und Glück Enttäuschung. Und dieses Ge- genießen, dazu natürlich die ermöglichen. Für die „richtigen“ meinschaftsgefühl darf ich auch in meiner Gemeinde erleben. Ich darf mich anstecken lassen vom gemeinsamen Gebet, dem gemeinsamen Singen (jetzt eher weniger), aber auch in der Traurigkeit weiß ich mich in der Kirche im Glauben geborgen. Besonders beim Weihnachtssin- gen in der „Alten Försterei“, wo so viele Christen und Nichtchris- ten als Fan oder nur aus Neugier die Weihnachtslieder singen, so merke ich doch in diesem Au- genblick, dass Kirche und Fuß- ball etwas Verbindendes haben Gänsehautstimmung. Ja, auch Fans gilt es das Spiel von den können. Es hängt ganz allein von ich war schon zwei Mal beim Rängen zu gestalten, da werden mir ab, ob ich mich in meinem Weihnachtssingen dabei, sang Choreografien vorbereitet, ge- Glauben wohl und zufrieden sehr gerne mit und war ergriffen probt und aufgeführt. Die Er- fühle. Denn dieser mein Glaube von der tollen Weihnachtsstim- fahrung, ein Teil dessen zu sein, muss angefeuert werden, damit mung und auch von der Predigt bestärkt und motiviert. Im Got- er für mich erfahrbar wird. von Pfarrer Müller. Dass aber tesdienst kann jeder, der aktiv Und so ist es auch beim Spiel Fußball und die Religion zusam- mitgestaltet, ähnliches erfahren. meiner Mannschaft: Damit es menpassen, würde ich nicht so Während vielen Spielern es ge- ein gutes wird, stehen wir zu- sehen. Denn die Religion und lingt, ihre Fans zu tausenden zu sammen und feuern sie an. die Aktivität in der Kirche sowie begeistern, klappt das in der ka- Es heißt: Du sollst keinen ande- die Feier der Messe sind für tholischen Kirche anscheinend ren Gott neben mir haben. Aber mich die Besinnung auf Gott. nur beim Papst. In Deutschland nur Gott weiß, ob es vielleicht Der Fußball dagegen ist für mich kann ich mich nicht erinnern, doch manchmal eines Fußball- eine reine Freizeitbeschäfti- wie Massen einem Bischof gottes bedarf. gung. Mit guten Freunden und zugejubelt haben. Und doch, Bekannten ein Spiel zu sehen, die Erfahrung, mit tausenden bei Kaffee und Kuchen zu disku- gemeinsam im Stadion einen tieren und die Mannschaft an- Gottesdienst zu feiern (z.B. bei zufeuern im Stadion – falls man Papstbesuchen und Kirchenta- noch mal hin darf. In diesem gen), ist für viele so begeisternd Sinne bleibt der Fußball rund wie ein Stadionbesuch zum wie die Welt. Spiel des eigenen Vereins. 6
Jens Rademacher „Die Faszination des Joachim Gericke (Köpenick) (Ehrenmitglied Wirtschaftsrat Fußballs läßt sich 1. FC Union e.V.) Ich spiele seit über 40 Jahren aktiv Fußball und entsprechend leicht erleben, schwer Heiliger Rasen, Fußball-Götter, spielt dieser auch eine große beschreiben und Fußball-Religion Union, Alte Rolle in meinem Leben. Eine Försterei als Fußball- Kathedra- Verbindung zwischen Religion unmöglich erklären.“ le? Gemeinsamkeiten zwischen und Fußball sehe ich eventuell Fußball und Religion gibt es vie- darin, dass man in Gemein- Andreas Tenzer le. Besonders, wenn ein Verein schaft für eine Sache brennt. Ein Stadionbesuch mit meinen „Jungs“ sehe ich jedoch nicht gleichbedeutend mit einem Sonntagsgottesdienst. Auch wenn in der Alten Förs- terei von „Fußballreligion“ und „Fußballgöttern“ die Rede ist, hat mein Glaube an Gott schon einen anderen Stellenwert im Leben. Fußball ist und bleibt jedoch für mich die schönste Nebensache der Welt. Beim Weihnachtssingen war ich in den Anfängen, als im Stadion noch nicht alle Tribünen geöff- net waren, dabei. Zu dieser Zeit wurde auch noch dem Evan- gelium zugehört… Heute sehe ich die Veranstaltung eher als Matthias Ullrich den Menschen das gibt, was Event, um Geld für die Nach- (Pfarrvikar St. Antonius) sonst vor allem die Kirche tut/ wuchsabteilung zu sammeln tun sollte: Hilfe, Gemeinschaft, und in Gemeinschaft Lieder zu Sport und Religion können den Solidarität, Respekt, Emotionen singen. Das Weihnachtsevange- Menschen gleichermaßen fit beim Stadion-Erlebnis. Hier kön- lium spielt aus meiner Sicht eine und gesund erhalten. nen Kirche und Fußball aufein- sehr untergeordnete Rolle. Zum Sport wie zur Religion ge- ander schauen und voneinander hören: Begeisterung im eigent- profitieren, nicht nur beim lichen Wortsinn – also ein guter Weihnachtssingen. Was Fußball Geist, Leidenschaft, Glückse- nicht leisten kann, ist Glaube ligkeit, aber auch Leidensfähig- und Spiritualität. keit, Aushalten wie Einstecken Vielleicht sollten Christen und können, Anstrengung, und Fußballfans in Zukunft noch eigentlich tägliches Training, mehr prüfen, was sie voneinan- ein immer Dranbleiben und der lernen können, Der Anfang der Wille, mal über sich selbst ist mit Stadion-Gesprächen hinaus wachsen wollen. Glaube unter Beteiligung unseres Erzbi- und Treue. schofs und dem Türöffner e.V. ja Sport und Religion können den gemacht! Gemeinschaftssinn fördern und stiften Gemeinschaft. Und man sollte gewinnen und verlieren können. Nicht nur Siege son- dern auch Niederlagen gehören dazu. 7
tatsächlich religiöse Züge in sich. Weiterhin ist für viele Men- schen Fußball Lebensinhalt, was man daran merkt, dass ein Sieg der Nationalmannschaft oder des eigenen Vereins kurzfristig für positive Ablenkung und auch teilweise in Krisen für Lebens- mut sorgen kann. Das von aktiven Fans an Weih- nachten 2003 ins Leben ge- rufene Weihnachtssingen in der „Alten Försterei“ sollte ja ursprünglich auch etwas Ab- lenkung vom damaligen Tabel- lenstand in der 2. Bundesliga bringen. Inzwischen nimmt das Gerald Gaedke wir in den 1980er Jahren nicht Weihnachtssingen einen festen (St. Antonius) unter dem offiziellen Namen, sondern als FC S.A. Schönewei- Fußball nimmt in meinem Leben de geführt. Ein St. Antonius im „Worin ähnelt der schon einen hohen Stellenwert ein. Von Kindheit an jage ich Vereinsnamen war wohl dem von der FDJ bezahlten offiziel- Fußball Gott? dem runden Leder nach und len Fanclubbetreuer etwas zu In der Ehrfurcht, die bin seit meinem 11. Lebensjahr heikel. aktiver Stadiongänger beim 1. Für viele Menschen ist Fußball ihm viele Gläubige FC Union. Besonders stolz bin tatsächlich so etwas wie Religi- entgegenbringen, und ich noch immer darauf, dass der onsersatz. Auf einer Beerdigung FC St. Antonius im Jahr 1981 eines ehemaligen Mitarbeiters dem Misstrauen, mit zu den Gründungsmitgliedern erschien ein Großteil der Trauer- dem ihm viele Intel- der noch heute existierenden gäste in kompletter Union-Fan- Union-Liga gehörte. Das auf den montur. Auch sind Vereinsgrä- lektuelle begegnen.“ Trikots sichtbare Vereinslogo ber bei einigen Vereinen bereits wurde übrigens in den Farben gelebte Praxis. Stadionchoreo- Eduardo Hughes Galeano gelb und weiß selbst angefertigt. graphien und Fangesänge mit Aus bekannten Gründen wurden Kanoncharakter tragen teilweise Platz im Vereinskalender ein und kann mit dem Singen christ- licher Weihnachtslieder durch- aus einen guten Auftakt für die Weihnachtsfeiertage darstellen. So kann Fußball sogar Türöffner für das Verständnis des religiö- sen Ursprungs von Weihnachten darstellen. Es bleibt aber festzuhalten, dass Fußball „nur“ ein Spiel mit rela- tiv einfachen Regeln ist und man sich gerade in der heutigen Zeit vor Überhöhungen in Acht neh- men sollte. Daher sollte kritisch hinterfragt werden, dass der Rücktritt von Joachim Löw am 10.03.2021 die erste Meldung der Tagesschau war. 8
„Wer Fan vom 1. FC Köln ist, lebt ja in einer Karsamtags-Existenz: Immer zwischen Tod und Auferstehung. Jetzt ist mal wieder Auferstehung angesagt.“ Dominik Meiering, Kölner Pfarrer Christian Scholz (Adlershof) Für mich gibt es kaum Gemein- samkeiten beim Fußball und Religion. Seit ich denken kann, gehe ich zur Kirche und bin ich Fußball begeistert – fast schon Jens Schumacher ungesund. Nur die Pflicht für (Altglienicke) mich zur Kirche zu gehen oder zum Training/Spiel ist eine Ge- Die Alte Försterei – Sehnsuchts- negativen Emotionen, die wir im meinsamkeit. Zum einen ist der ort, Zuflucht, die letzte Bastion Alltag aufgebaut haben. Religion Katholik der Grund, zum ande- des Mannes – von uns Fans lie- ist das Gegenteil von all dem, ren die Verantwortung als Teil bevoll „Wohnzimmer“ genannt. heißt, selbst zu lieben, zu ver- der Mannschaft. Und eventuell Hier schreien wir uns vereint geben und dem Schwachen den das gemeinsame Singen, ich die Seele aus dem Leib bis wir Triumph zu lassen. Aber den- war mindestens sechs Mal beim heiser sind. Schlachtrufe, um noch sind wir alle Sünder und Weihnachtssingen. Aber Fami- den Gegner das Fürchten zu leben in dieser fußballverrück- lie, Kirche, soziales und gesell- lehren. Ein Ort für Sieger, auch ten Welt. Wir freuen uns wieder schaftliches Engagement sind wenn wir nur passiv am Sieg auf unser „Wohnzimmer“. Der für mich Notwendigkeit, Pflicht beteiligt sind. Hier dürfen wir Herr möge uns vergeben. und zentraler Baustein für mei- ohne Kompromisse männlich ne Daseinsberechtigung und sein. Auch als ich noch selbst den Platz in der Gesellschaft/im gespielt habe, fühlte ich mich Leben mit der dabei verbunde- nach einem geschossenen „Dem Schiedsrichter nen Verantwortung. Fußball ist Tor von allen geliebt. Jedoch zu widersprechen, wirklich schön, spannend und stolz sein, Aufmerksamkeit ich bin begeisterter Anhänger, bekommen und der Beste sein das ist, wie wenn aber als Lebensmittelpunkt taugt er nicht wirklich. Als nicht wollen, sind wahrlich weltliche Bedürfnisse. Das alles hat leider man in der Kirche dominanter Teil einer Lebens- gar nichts mit Religion zu tun, aufsteht und eine philosophie schon eher. Das ist eher mit Hochmut, Egoismus, meine Meinung. Andere sehen Aggression und Feindseligkeit. Diskussion verlangt.“ das mit Sicherheit anders. Fußball als Blitzableiter unserer Dieter Hildebrandt 9
Beispielhafte Vernetzung von Kirche und Gesellschaft Erzbischof Koch zu Besuch in Treptow-Köpenick Vier Tage lang waren Erzbischof Dr. Heiner Koch und Markus Weber, der Leiter der Zentralen Servicestelle Projekte und Prozesse und verantwortlich für den Pastoralen Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“, Anfang März in der Pfarrei St. Josef Treptow-Köpenick unterwegs, um sich ein Bild darüber zu machen, wie es anderthalb Jahre nach der Neugründung vor Ort läuft. Bei dem Besuch kamen viele Fragen zur Sprache, u.a.: Wie „Ich sehe eine Visitation [...] als eine geht es den Mitarbeiter:in- Möglichkeit, die Menschen in der Pfarrei im nen? Wie sehen die Immobili- en aus? Wo gibt es Sorgen und Glauben zu stärken.“ – Erzbischof Heiner Koch Nöte? Wie läuft die Verkün- digung vor Ort? Gibt es ein dass so eine Visitation auch der Orte kirchlichen Lebens Schutzkonzept? Wie bringt immer viel Arbeit mit sich und mit Gesprächsterminen. In sich die Kirche in die Gesell- bringt, in der Vorbereitung, fast allen Kirchen in der neuen schaft ein? der Durchführung und auch Pfarrei wurden Gottesdienste danach. Aber er begreift es gefeiert, die teilweise auch im Vorbereitend wurden viele als wichtige Chance: „Ich sehe Livestream zu sehen waren. Informationen schon anhand eine Visitation nicht so sehr als des Visitations-Leitfadens einen Kontrollbesuch, sondern Es fanden Gespräche und beantwortet – aber sich ein eher als eine Möglichkeit, die Begegnungen mit dem Perso- eigenes Bild zu machen ist in Menschen in der Pfarrei im nal der Gemeinden statt, aber regelmäßigen Abständen Auf- Glauben zu stärken.“ auch mit erwachsenen Tauf- gabe eines Bischofs und auch bewerben sowie Vertreter der notwendig, um in Kontakt zu Um sich ein vollständiges Gremien und des Kirchenvor- bleiben mit den Anforderun- Bild machen zu können, war stands. Der Besuch des Hos- gen und Bedürfnissen einer das Programm dicht gefüllt pizes in der DRK-Klinik, dem Pfarrei und den Menschen, mit den unterschiedlichsten Seniorenzentrum in Schöne- die dort leben und arbeiten. Stationen: dem Feiern von weide und dem katholischen Erzbischof Koch weiß darum, Gottesdiensten, dem Besuch Krankenhaus Hedwigshöhe in 10
Bohnsdorf standen ebenso auf die Tage der Visitation sehr Die Öffentlichkeitsarbeit der dem Programm wie die Begeg- zufrieden: Pfarrei ist beispielhaft mit nung mit dem Bezirksbürger- „An den Tagen in Treptow- einem tollen Pfarrmagazin, meister Oliver Igel im Rathaus Köpenick durfte ich eine in- gut sortierten Schaukästen Köpenick. tensive Vernetzung von Kirche und professionellen Internet- und Gesellschaft erleben, die auftritten. Hier danke ich vor Eindrücklich war auch der mich stark beeindruckt hat und allem auch allen Ehrenamt- Besuch des Gräberfeldes in nachhaltig begeistert! lichen, die unsere Pfarrei St. Alt-Glienicke, denn an dem Die Kontakte in die Politik Josef so professionell in die Projekt der deutsch-polni- und zur Wirtschaft sind von Öffentlichkeit bringen. Ich schen Versöhnung sind alle lebendigem Austausch und wünsche mir, dass Sie weiter- drei Gemeinden aktiv beteiligt. gegenseitiger Wertschätzung machen. Bleiben Sie dabei!“ Erzbischof Koch resümiert geprägt. Stefan Förner, Pressesprecher Kollekten der gesamten Pfarrei im Februar und März 02.02.21 17.02.21 07.03.21 21.03.21 Ministranten Heizkosten Pfarrnachrichten MISEREOR 91,95€ 318,53€ 1085,95€ 2355,53€ 07.02.21 21.02.21 14.03.21 28.03.21 Blumenschmuck Caritas-Kollekte Kath. Kitas Für das heilige Land 598,39€ Allg. soziale Beratung 774,35€ 916,41€ 943,26€ 14.02.21 14.03.21 überwiesene 28.02.21 Reinigungskosten Kirchenmusik Kollekten Februar Kath. Schulen 578,99€ 112,01€ 327,22€ 700,47€ 14.02.21 05.03.21 14.03.21 überwiesene Kirchenmusik Weltgebetstag Laib und Seele Kollekten März 179,19€ 738,22€ 203,54€ 467,00€ 11
„Um geliebt zu werden, muss Hoffnungs- und Trostlosigkeit, Glauben ich mich anstrengen.“ „Ich muss perfekt sein.“ aber auch Strafe und Gericht sind dabei gegenwärtig. Genau- Die Weisheit der Bibel „Vertrauen wird enttäuscht.“ so aber auch unsägliche Liebe, aus psychologischer Sicht „Es nützt doch alles nichts.“ Vertrauen und Rettung. Die „Ich bin niemals gut genug.“ inneren Bilder, die wir dadurch Würdest du glauben, woran du „Mich versteht sowieso keiner.“ entwickeln, können uns selbst glaubst, wenn du der einzige „Ich bin es nicht wert.“, … und andere einengen, zerstö- wärst, der es glaubt? K.W. Es sind Glaubenssätze, die am ren oder heilen, je nachdem, Leben hindern. welche Glaubenssätze in uns Das, was wir glauben, be- selbst entstehen. Manchmal stimmt unser Leben. Es ist Die moderne Psychologie ver- geht der Blick auf das wesent- unser innerer Kompass. Es sucht negative Glaubenssätze liche, manchmal auch der ge- kann unser Weltbild verzerren aufzuspüren, ins Bewusstsein samte Glauben durch verzerrte oder erleuchten. Es bestimmt zu bringen und durch positive, Glaubenssätze verloren. Tief die Haltung, mit der wir durch lebensförderliche zu ersetzen. im Innern ist kein Glauben dem das Leben gehen. Glauben ist Tief im Inneren sollen sie als anderen gleich. ein Fürwahrhalten, eine feste glaubhaft wahr empfunden und Überzeugung, die nicht auf gefühlt werden können. Und auch in der Bibel wird zu einem wachen Blick auf den Glauben aufgefordert. Prüft alles und behaltet das Gute! 1.Thes. 5,21 Die universellste Wahrneh- mung Gottes, liegt in seinem Namen - Eheje ascher eheje, in der Übersetzung: Ich bin der ich bin, ich bin der ich war, ich bin der ich sein werde, ich bin alle Formen von sein, ich bin da, IMMER - und in seiner Beschreibung ...denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Fakten und Beweisen, son- Der Blick auf die Welt und uns Gott… 1.Joh.4,7 dern auf dem Gefühl beruht. selbst wird dadurch weiter, Und es gibt keinen Menschen, facettenreicher und lebendiger, Dies sind Glaubenssätze, keine der nicht irgendetwas glaubt. denn unsere Wahrnehmung psychologischen sondern auf Über die Welt, das Leben, sich wird anders eingefärbt und Gott bezogene, von unendli- selbst. Tief im Unterbewusst- mit ihr die Gedanken, unsere cher Schönheit und Weite. sein verankerte Glaubenssätze Gefühle und Handlungen. Wir So oder so – weltlich oder bestimmen unsere Wahrneh- können dann bewusster und religiös, stellen wir negative mung, unser Denken, Fühlen variantenreicher auf die Gege- Glaubenssätze in Frage und und Handeln. Wie wunderbar, benheiten des Lebens eingehen spüren den guten nach. Viel- wenn es lebensfördernde inne- und schönere Visionen über leicht machen wir dann ganz re Bilder sind, die unseren Blick uns und unsere Mitmenschen neue Erfahrungen, wird unser auf die Welt und uns selbst entwickeln. Blick weiter, unser Leben heller. beeinflussen. Ähnlich ist es beim religiösen Glaube aber ist: Grundlage Oft sind es aber gerade negati- Glauben. In der Bibel beschrei- dessen, was man erhofft, ein ve Glaubenssätze, ein negatives ben Menschen ihre Erfahrun- Zutage treten von Tatsachen, Fürwahrhalten, die uns ein Le- gen mit Gott, diese sind durch- die man nicht sieht. Hebr.11,1 ben lang begleiten und leiten. aus ambivalent. Verzweiflung, el 12
Die Menschenfischer – Jesus becomes a Fisherman‘s Friend So ein Fischer ist nicht gera- treffen und ständig etwas vor halten das Netz in ihrer Mitte, so de dafür bekannt, dass er die dem Mund – so überzeugend erinnert es an ein Sprungtuch. Fische fragt, ob sie mitkommen. und rücksichtsvoll die Maßnah- Glaube wie ein Sprungtuch? Sicherlich haben Sie mancher- men zur Corona-Eindämmung Warum eigentlich nicht?! Wenn lei Gestalt vor Augen, am Ufer auch sind, auf Dauer engen sie ich falle, so fängt das Netz mich der Spree oder auf einem Boot. ein. Immer mehr zappeln in die- auf. Selbst wenn das Haus hinter Sahen Sie je einen Fischer im sem Netz und wollen hinaus. Ein mir brennt, alles einstürzt und Dialog mit den Flussbewohnern: Glaube, der Menschen einfängt mich bedroht - das Netz fängt „Hey du, lieber Fisch! Willste und gefangen hält, kann nicht mich auf. Dort stehen Menschen, mitkommen?“ Der Fisch dann so: überzeugen. sie halten dieses Netz. Sie fangen „Wat haste denn vor?“ „Naja, ich mich auf. Dennoch braucht es würd’ dich mitnehmen, zu mir Das Netz der Fischer, ein Glück natürlich Überwindung. Soll ich nach Hause (weiter murmelnd) lässt es auch andere Verwen- wirklich springen? Aus dieser und dich dann aufessen.“ Was dungszwecke zu! Straff ge- Höhe?! Hält das Netz? Halten die soll der Fisch denn nun erwi- spannt über ein rundes Gestell Leute es wirklich fest? dern? „Komm, lass mal.“ Würde und schon ist da ein Tennisschlä- ich erwarten. ger. Glaube als Spiel – deutlich Mir gefällt diese Metapher: Der verlockender. Spannen wir ein Glaube als Sprungtuch. Selbst in Wenn nun Jesus ausgerechnet Netz weit, zwischen zwei Bäu- der größten Katastrophe fängt solche Fischer zu seinen Jüngern men oder gar Palmen, so wird mein Glaube mich auf. Es gibt erklärt, da liegt der Verdacht es gemütlich. Glaube als Hänge- Tage, da zweifle ich und nicht im- nahe, sie gehen fortan wie folgt matte – das klingt verlockend. mer ist die Not groß. Doch selbst vor: Sie nehmen ihre Netze und Dort lässt es sich entspannen. dann kann ich mich entspannt ab damit in die Stadt. Menschen- Es fühlt sich sogar besonders an, auf dieses Tuch legen. Ich kenne fischer, das heißt: Menschen wie Urlaub. Ein wenig aufpas- Menschen, die mich auffangen fangen. Das scheint mir wenig sen, nicht herauszufallen, das und tragen. Der Glaube ist wie erfolgversprechend. Glaube ist sicher nötig und vielleicht ist ein Sprungtuch: Er fängt mich unter Zwang, das passt nicht mir an manchem Tag auch ein nicht ein, er fängt mich auf. Die zusammen. Wie unangenehm solides Bett lieber. Glaube ist Jünger fangen keine Menschen sich Zwang und Gefangen-Sein etwas besonderes und fällt mir ein, sie fangen Menschen auf. anfühlt, spüren wir derzeit viel an manchem Tag doch schwer. zu sehr. Die Wohnung nicht Tun sich hingegen mehrere Stephan Napieralski, verlassen, möglichst niemanden Menschen zusammen und Gemeindereferent 13
Kinder, Kirche, Chaos – Wie der Sonntagvormittag mit Familie zum Erlebnis wird Teil 2: Tanz auf dem Vulkan Was bisher geschah: Wir, zwei chaotische Erwachsene, zwei noch chaotischere Kleinkinder und ein Baby, das sich noch nicht für oder gegen das Chaos entschieden hat, haben es fast geschafft, das Sonntagsoutfit anzuziehen und an den dabei entstehenden Hindernissen nicht zu verzweifeln. nimmt heroisch den Fußweg mit dem Kinderwagen – ich weiß, dass er die 10 Minuten Ruhe gut gebrauchen kann. Was dann folgt, ist fast immer gleich. Abgehetzt stürmen wir in die Kirche. Eigentlich immer zu spät, mit kreativer Variation in der Dauer der Verspätung. Das erste vorsorgliche „Pssst“ ertönt im elterlichen Stereo bereits an der Kirchentür. Die Auswahl des Sitzplatzes erfolgt nach dem Prinzip „Wer hält uns am besten über 60 Minuten lang in seiner Nähe aus?“ Mit vorauseilendem schlech- ten Gewissen nehmen wir also Platz. Ob hinten oder vorne, Ich schicke also die Familie tücher uvm. Dann: Ein Blick entscheidet die Fortgeschritten- schon vor die Wohnungstür, auf die Uhr versetzt mich in heit des Eingangsliedes, oder damit sie die Fahrräder bereit Schockstarre. Kaugummi muss war es doch schon das Gloria? macht. In Wahrheit will ich ein- das Zähneputzen ersetzen, man fach nur kurz nochmal meine hat ja als Student auch was ge- Mein erhöhter Puls und die Ruhe. 1,5 Minuten habe ich lernt. Der dicke Mantel verbirgt damit einhergehende Hitzewal- noch, um mich selbst anzu- die Milcheskapaden des Babys, lung zwingt mich, den Mantel kleiden. Da klingelt es schon umziehen lohnt sich also nicht, auszuziehen. Hier rächt sich wieder an der Wohnungstür. ließe die Zeit ohnehin nicht zu. die Entscheidung, den vollge- Sohnemann will noch ein milchten Pullover anzulassen. Spielzeug mitnehmen. Nein, Im Fahrradkeller folgt die Man wird es sehen, ob es der nicht das Holzschwert, nein, die obligatorische Diskussion, wer Nachbar auch riecht? Mir bleibt Playmobil-Polizeistation auch mit welchem Gefährt wie in die keine Zeit, darüber nachzuden- nicht, und nein, schon gar nicht Kirche fahren darf oder muss ken. Schämen kann ich mich den blinkenden, röhrenden oder kann. Um des lieben Frie- später noch. Die Corona-Ab- Dinosaurier. Er entscheidet sich dens willen schwinge ich das standsregelungen kommen mir für ein Armband und seinen längst selbst fahrradfahrende an dieser Stelle jedoch sehr Drei-Fragezeichen-Detektivaus- Töchterchen auf den Kindersitz entgegen. weis, warum auch immer, und auf meinem Rad, während Soh- zischt ab. Ich packe den Rest. nemann mit seinem Fahrrad Der weitere Verlauf der Messe Spucktuch, Windel, Spielpfer- schon auf die nächste Kreuzung ist eine sehr löchrige Angele- de, Pixibücher, Geld, Taschen- zusteuert. Mein Mann über- genheit. Jesus und die Liebe 14
und das Beten und Eisern sierte Fragen: „Wenn er da drin Union – das sind oftmals die ist, wieso kommt er denn nicht einzigen Stichworte, die ich raus?“ Ein flaches Räuspern nach angestrengtem Zuhören meinerseits, ein Lied und ich bei der Predigt mit nach Hause komme um die Antwort erst- nehme. Wir pendeln zwischen mal herum. Töchterchen liegt der dosierten Ausgabe von inzwischen unter der Bank und Pixibüchern (ja nicht das Pulver klopft mit den Schuhen gegen schon am Anfang verschießen), das Holz. dem Schaukeln des Kinder- wagens und dem Einfangen Kommunion! Jackpot, denn 15. Mai 2021 von Kindern, die ausbüchsen wollen, um den Organisten zu sie kommt immer zur richtigen Zeit, wenn man kurz davor ist, Radtour nach besuchen oder mit anderen Kindern die Party in Gang zu die Kirche zu verlassen oder mit dem Gedanken spielt, ein Kind Groß Schauen halten. im Beichtstuhl einzuschließen. Das geht aber meistens nicht, Allen Zweifeln zum Trotz pla- Gabenbereitung! Yeah, denke weil ich diesen Ort ja für´s Stil- nen wir auch in diesem Jahr ich. Aktionswechsel. Geld raus- len brauche. Deshalb freue ich wieder eine Radtour. kramen, den Kindern zeigen, mich auf den Gang zur Kommu- dreimal aufheben, weil run- nion, denn da können sich die Wir wollen vom Bahnhof tergefallen, Kinder Opferkorb Kinder ganz legal in der Kirche Königs Wusterhausen über mitverfolgen lassen, Geld rein- bewegen, wenn auch nicht Friedersdorf und Wolzig nach werfen, stolzes Kind genießen. annähernd in der Form, wie Groß Schauen fahren. Wieder drei Minuten über- sie es eigentlich wollten (Fünf standen. Danach verfolgen wir Hindernisse, ein Seil und eine Nach 24 km und einer aus- manchmal das eigentliche Ziel, Hüpfburg würden den Gang giebigen Pause mit Fisch-Im- die Kinder in das Messgesche- nach vorne wohl einigermaßen biss kann man den Rückweg hen miteinzubeziehen. „Schau, attraktiv machen). mit dem RE ab Storkow oder der Pfarrer wandelt jetzt das radelnd über Blossin zurück Brot. Jetzt kommt Jesus“, säu- Heute hält aber unser Sohn ein nach Königs Wusterhausen sele ich andächtig, während Highlight für den Pfarrer bereit. fahren, insgesamt sind es mein Sohn sein Piratenbuch Welches? Die nächste Ausgabe dann 48 km. durchblättert und auf der Seite gibt Antwort. mit der Totenkopfflagge hängen Treffpunkt: bleibt. Ab und zu dann interes- Simone Müller 10:30 Uhr vor dem S-Bahnhof Königs Wusterhausen, Ausgang Storkower Str. Wir hoffen sehr, dass die Radtour möglich sein wird. Es kann jedenfalls nicht scha- den, das Fahrrad zu entstau- ben und schon mal flott zu machen. Mitzunehmen wäre wie immer der eigene Proviant, ggf. Regenkleidung. Rückfragen gern bei Birgit Biedermann: 0171-6841304 15
Eisheilige – vier gestrenge Herren und eine Dame Bei den Eisheiligen handelt es sich um mehrere Heilige, deren Gedenktage jeweils Mitte Mai began- gen werden. Wie viele Heilige tatsächlich zu den Eisheiligen gezählt werden, ist regional unterschied- lich. Während in Norddeutschland Mamertus am 11. Mai als erster Eisheiliger gilt, starten die frosti- gen Gedenktage in Süddeutschland und Österreich erst mit Pankratius am 12. Mai. Der Begriff „Eisheilige“ kommt daher, dass es Mitte Mai – nach den ersten frühsommerlichen Tagen mit teilweise hohen Temperaturen – noch einmal zu einem Kälteeinbruch mit Nachtfrost kommen kann. Zahlreiche bekannte Bauernregeln rund um die Eisheiligen zeugen davon, dass die Menschen schon vor Jahrhunderten mit der Aussaat empfindlicher Samen bis nach dem 15. Mai – dem Gedenk- tag der „kalten Sophie“ – warteten, um die Ernte nicht zu gefährden („Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist“). 11. Mai in Phrygien auf dem Gebiet der zu bestatten. Über dem Grab Mamertus heutigen Türkei geboren. Bald nach seiner Geburt starben wurde im Jahr 500 eine Kirche errichtet; heute steht an dieser Mamertus wurde um das Jahr beide Eltern, so dass Pankratius Stelle die Basilika San Pancrazio. 400 im südfranzösischen Vienne von seinem Onkel Dionys aufge- geboren. Im Jahr 461 wurde nommen und erzogen wurde. 13. Mai er zum Bischof seiner Heimat- stadt gewählt. Nachdem Vienne Um 303 zogen beide nach Rom, wo es zu dieser Zeit unter Servatius durch ein Erdbeben und eine Feuersbrunst komplett verwüs- Kaiser Diokletian zu grausamen Christenverfolgungen kam. von Tongern tet zu werden drohte, führte Pankratius ließ sich davon nicht Über das Leben von Servatius Mamertus die sogenannten Drei einschüchtern und bekannte ist nur wenig bekannt. Man Bittgänge, Bittprozessionen zur sich zu seinem Glauben. Mit nimmt an, dass er aus Armeni- Erflehung göttlicher Hilfe an den dem von seinen Eltern geerbten en stammte und zu Beginn des drei Tagen vor Christi Himmel- Vermögen setzte er sich zudem vierten Jahrhunderts zur Welt fahrt, ein. Mamertus starb um für das Schicksal gefangenge- kam. Um das Jahr 340 wurde das Jahr 475 in Vienne, wo er nommener Glaubensbrüder ein. er Bischof der belgischen Stadt auch beigesetzt wurde. Schon bald wurde Pankratius Tongern. Bekannt ist, dass er verraten, verhaftet und am 12. an zahlreichen Synoden teilge- 12. Mai Mai 304 öffentlich enthauptet. nommen hat, unter anderem Pankratius Obwohl sein toter Körper den Hunden zum Fraß vorgeworfen 343 in Sardica (dem heutigen Sofia) und 359 in Rimini. Ser- Der Legende nach wurde Pan- werden sollte, gelang es, seinen vatius starb am 13. Mai 384 in kratius um das Jahr 290 als Sohn Leichnam fortzuschaffen und in Maastricht; wie er zu Tode kam, eines wohlhabenden Römers den Katakomben der Via Aurelia ist nicht bekannt. 16
14. Mai Bonifatius von Tarsus Zum Leben von Bonifatius von Tarsus – der nicht zu verwech- seln ist mit dem als „Apostel der Deutschen“ bekannten Bonifatius – gibt es so gut wie keine gesicherten historischen Überlieferungen. Die meisten Angaben zu seinem Leben beruhen auf Legenden. Dem- nach soll Bonifatius im dritten Jahrhundert in Rom geboren worden sein. Der Legende nach reiste er im Auftrag einer reichen Römerin nach Tarsus in Kleinasien, um dort wertvolle Die wichtigsten Feste und Heiligen Reliquien ausfindig zu machen. im Mai im Juni In Tarsus erlebte Bonifatius den Schrecken der Christenverfol- 1.5. Josef, der Arbeiter 1.6. Hl. Justin gung unter Kaiser Galerius, bei 2.5. Hl. Athanasius, Bischof 2.6. Hl. Marcellinus denen zahlreiche Christen gefol- und Kirchenlehrer und Hl. Petrus tert und getötet wurden. Unter 3.5. Fest der Hl. Apostel 3.6. Hochfest des Leibes und dem Eindruck dieses Erlebnisses Philippus und Jakobus Blutes Jesu wurde Bonifatius zum Chris- 4.5. Hl. Florian – Fronleichnam tentum bekehrt, bekannte dies 5.5. Hl. Godehard 5.6. Hl. Bonifatius öffentlich und wurde daraufhin 11.5. Hl. Mamertus 6.6. Hl. Norbert von Xanten ebenfalls getötet. Die Legende berichtet weiter, dass seine Ge- 12.5. Hl. Pankratius 9.6. Hl. Ephräm, der Syrer beine anschließend nach Rom 13.5. Hl. Servatius 11.6. Heiligstes Herz Jesu gebracht und dort an der Via Christi Himmelfahrt – Hochfest Latina beigesetzt wurden. Unsere Liebe Frau 12.6. Unbeflecktes Herz Mariä v. Fatima 13.6. Hl. Antonius von Padua 15. Mai 14.5. Hl. Bonifatius 15.6. Hl. Vitus Sophia von Rom 15.5. Hl. Sophia 16.5. Hl. Johannes Nepomuk 16.6. Hl. Benno Sophia, die im deutschsprachi- 19.6. Hl. Romuald gen Raum als „kalte Sophie“ 18.5. Hl. Johannes I. 20.6. Hl. Adalbert bekannt ist, ist die letzte in der 20.5. Hl. Bernhardin von Magdeburg Reihe der Eisheiligen. Sie erlitt von Siena 21.6. Hl. Aloisius von Gonzaga als junge Frau im Jahr 305 in 21.5. Hl. Hermann Joseph Rom unter Kaiser Diokletian 22.6. Hl. Thomas Morus 22.5. Hl. Rita von Cascia 24.6. Geburt des Hl. Johannes den Märtyrertod. Um das Jahr 846 übertug Papst Sergius II. 23.5. Pfingstsonntag des Täufers – Hochfest ihre Reliquien in die römische 24.5. Pfingstmontag 27.6. Hl. Cyrill von Alexandrien Kirche Santi Silvestro e Martino 26.5. Hl. Philipp Neri 28.6. Hl. Irenäus von Lyon ai Monti. 27.5. Hl. Augustinus von 29.6. Hl. Petrus und Hl. Paulus – Canterbury Hochfest Steffen Zimmermann www.katholisch.de 29.5. Hl. Papst Paul VI. 30.6. Hl. Otto; die ersten 30.5. Dreifaltigkeitssonntag Hl. Märtyrer der Stadt Rom 17
Vorstellung Mitarbeiterteam Cordula Michalke „Die Gespräche mit den Menschen, die ins Pfarrbüro kommen, sind mir wichtig.“ Schnell kamen wir in Kontakt mit der Kirchengemeinde St. Josef und fanden einen kurz vorher gegründeten Famili- enkreis, in dem wir uns bald wohlfühlten. Längst ist es ein guter Freundeskreis gewor- den. Ich beteiligte mich an der Kinderbetreuung während des Gottesdienstes, an der Vorbe- reitung und Durchführung von Familiengottesdiensten und im Caritashelferkreis. Unsere Tochter Susanne wurde 1984 und unser jüngster Sohn David 1990 geboren. So zogen wir noch zweimal innerhalb von Köpenick in größere Wohnun- gen um. Ein großes Geschenk Nein, in Köpenick bin ich nicht Pankow. Ich fand neue Freunde. war für uns, dass unsere Kinder aufgewachsen. Meine Kindheit Wöchentliche Jugendstunden, die Kita St. Josefstift besuchen erlebte ich in der Kirchenge- Basteln für die Weihnachtsba- konnten, katholische Kitas meinde „Zum guten Hirten“, die sare und Kursteilnahmen im waren ja in der DDR die Ausnah- heute an die Pfarrei St. Josef an- „Christian-Schreiber-Haus“ in me. Als 1993 in der Kita für 14 grenzt. Durch mein katholisches Alt Buchhorst prägten diese Wochenstunden eine Rendantin Elternhaus und das lebendige Zeit. Ich durfte auch zum Son- gesucht wurde und ich arbeitsu- Gemeindeleben wurde hier der derkurs nach Zinnowitz fahren, chend war, übernahm ich die Grundstein meines Glaubens wo wir eine inoffizielle Kurzaus- Stelle. gelegt. bildung für die Helferarbeit in der Gemeinde erfuhren. Danach Im Jahr 2000 ergab sich die 1972 zogen meine Eltern mit leitete ich einige Jahre eine Gelegenheit, nach über 18 meinen zwei Geschwistern und Mädchengruppe. Jahren in Köpenick, in Erkner in mir nach Pankow in eine größe- ein Einfamilienhaus mit Garten re Wohnung. Ich kam in die 1980 heiratete ich meinen zu ziehen. Hier gab es viel Arbeit 8. Klasse und entschied mich, damaligen Freund, den ich in Alt für uns beide. Wir renovierten wie auch zwei evangelische Buchhorst kennengelernt hatte. vieles mit unseren Verwandten Mitschülerinnen, gegen die Teil- Wir zogen erst zur Untermiete und Freunden zusammen. Der nahme an der Jugendweihe. In nach Birkenwerder, wo mein Garten wurde mein großes der Folge erfuhren wir Ausgren- Mann aufwuchs. An eine eigene Hobby und ist auch heute noch zungen bei außerschulischen Wohnung war nicht zu denken. ein guter Ausgleich zur Bürotä- Veranstaltungen. Erst nach der Geburt unseres tigkeit. ältesten Sohnes Tobias im März Gleichzeitig begann eine gute 1982 erhielten wir die erste In der Kirchengemeinde St. Bo- Zeit in der Jugendarbeit der eigene Wohnung – in Köpenick! nifatius lebten wir uns durch das Kirchengemeinde „St. Georg“ in .45 qm und wir waren happy. Mitsingen im Kirchenchor sehr 18
schnell ein. 10 Jahre arbeitete kurz, Anleitungen seitens des im neuen Zentralsekretariat ich im Pfarrgemeinderat mit. EBO gab es sehr wenige. Dabei durch die Neugründung der Ich organisiere die Verteilung gibt es viele Vorgänge, die nur Pfarrei St. Josef mit drei Kir- der Senioren-Geburtstagskarten einmal monatlich oder jährlich chengemeinden wiederum und plane die Reinigungsdienste erfolgen. verändert. Viele neue Namen in der Kirche, putze selbst auch und neue Straßen, die zum in einer Gruppe mit und arbeite Pfarrer Scholz war offen für Pfarrgebiet dazugehören, lerne in unserer Pfarrbriefredaktion meine Fragen, hatte aber nicht ich kennen. Anfragen aus allen mit. immer die notwendige Zeit. drei Kirchengemeinden kom- Auch Christa Scholz, die dama- men nun vermehrt im Zentral- Leitfaden für mein Leben lige Gemeindereferentin, und büro an. Materialbestellungen ist ein Gebet: mein Vorgänger waren an- werden abgestimmt und zentral sprechbar. Dafür bin ich heute erledigt. Eintragungen in die noch dankbar. So habe ich mir Matrikelbücher für Taufe, Ehe- „Gott gebe mir nach und nach alles erarbeitet, schließungen u. v. a. erfolgen Gelassenheit, auch im Austausch mit anderen zentral. Pfarrsekretärinnen im Bistum. Dinge hinzunehmen, Das wird aber auch auf breite- die ich nicht ändern kann, Der Kontakt zu den Gemeinde- ren Schultern getragen. den Mut, mitgliedern war und ist mir sehr Wir Sekretärinnen aus den drei wichtig. Viele kannte ich ja noch Kirchengemeinden und die Dinge zu verändern, aus der Zeit, als wir in Köpenick Mitarbeiter in der Verwaltung die ich ändern kann, wohnten. Ich lernte im Laufe tauschen uns regelmäßig aus, und die Weisheit, der Zeit auch für mich neue Ge- meindemitglieder kennen, die um die Arbeit besser zu organi- sieren und anfallende Informati- das eine vom anderen trotz Familie und Beruf ehren- onen weiterzugeben. So haben zu unterscheiden.“ amtlich sehr aktiv sind. wir z. B. im letzten Frühjahr die Die zahlreichen in der Gemein- wöchentlichen Gottesdienstplä- de tätigen Senioren machen ne und die Vermeldungen auf Reinhold Niebuhr das Gemeindeleben ebenfalls ein Format für alle Standorte wertvoll, das finde ich toll. gebracht. Es gibt aber noch Zum 1. Juli 2007 erfolgte der Gespräche mit Menschen, die vieles, was wir zum Vorteil Trägerwechsel der Kita zur Sorgen haben oder einfach nur für die große Pfarrei verän- Pfarrei St. Josef. Pfarrer Scholz mal reden wollen, sind für mich dern wollen: So werden wir in bot mir an, nicht nur weiterhin wichtig geworden. Manchmal Zukunft ein PC-Programm zur die Rendantur der Kita, sondern denke ich, dass mir die Zeit Organisation der Büros und der auch die Stelle im Pfarrbüro und davon läuft. Es liegt ja noch „so pastoralen Arbeit nutzen. Die die Rendantur der Pfarrei zu viel unerledigte Arbeit“. Dann, Zusammenarbeit untereinander, übernehmen. Von da an arbei- wenn die Menschen sich verab- ob technische oder pastorale tete ich 30 Wochenstunden an schieden und dankbar für das Mitarbeiter/-innen empfinde ich zwei Orten. „offene Ohr“ sind, bin auch ich als sehr angenehm. Wir unter- beschenkt worden. stützen uns gegenseitig, wo es Es begann eine anspruchsvol- möglich ist. le Zeit für mich. Obwohl ich Mitte 2013 ging Pfarrer Scholz katholisch geprägt bin, sagten in den verdienten Ruhestand. Ich wünsche der großen Pfarrei mir Begriffe wie Intentionen Im Frühjahr 2014 kam Pfarrer mit allen Gläubigen, besonders und Direktorium recht wenig. Laminski. Damit ging die dazwi- den Ehrenamtlichen, aber auch Die Abrechnung in der Ren- schen liegende unruhige Zeit uns Hauptamtlichen weiter- dantur der Pfarrei erfolgte mit mit mehreren verantwortlichen hin viel Kraft, Elan, viel Freude einem völlig anderen PC-Pro- Geistlichen zu Ende. Es begann Neues auszuprobieren. Ich gramm als in der Kita. Meine wieder eine Normalität in der hoffe, dass gute Traditionen in Einarbeitungszeit für Pfarrbüro gesamten Arbeit. den einzelnen Standorten dabei und Rendantur war extrem Seit 2020 hat sich meine Arbeit nicht verloren gehen. 19
Fleißige Helfer hinter den Kulissen Hinter dieser Überschrift könnten sich sehr viele ‚fleißige Helfer‘ mit ihren verschiedensten Diensten verbergen. Und tatsächlich arbeiten sie oft im Verborgenen – die vielen Ehrenamtlichen, die dafür sorgen, dass alle Gottesdienst- und Kirchenbesucher immer eine saubere Kirche vorfinden. Unse- re Kirchen sind besondere Orte – für Fremde, wie für uns als Gemeindemitglieder. Für alle ist eine saubere Kirche und damit ein einladender Eindruck eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wenngleich sich die Meisten kaum nähere Gedanken um die Kirchenreinigung machen. Wir möchten an dieser Stelle einmal über unsere „Putz-Engel“ (woher kommt eigentlich das unpassende Wort „Putz-Teu- fel“?) an den 7 Kirchenstandorten berichten: St. Laurentius Einmal im Jahr treffen sich die St. Antonius In der Bohnsdorfer Gemeinde freiwilligen Kirchenputzer zum In St. Antonius, der größten Kirche wird die St. Hedwig-Kapelle des gemeinsamen Kaffeetrinken und unserer Pfarrei mit immerhin 275 Krankenhauses Hedwigshöhe be- Austausch. Auf diese schöne Quadratmetern Fläche, sind es reits seit 1991 von einer Gruppe Tradition muss aufgrund der ak- vier Teams, die im zweiwöchigen freiwilliger ehrenamtlicher Helfer, tuellen Situation leider verzichtet Wechsel dafür sorgen, dass die den sogenannten Kirchenputzern, werden, aber aufgeschoben ist Kirche ‚strahlt‘. Viele von ihnen gereinigt. Auch wenn durch das nicht aufgehoben. erledigen diesen Dienst tatsäch- Krankenhaus die Grundreinigung lich schon seit 30 Jahren, hier auf gewährleistet wird, so gibt es Maria Hilf dem Foto sind einige bei ihrer noch genug „Detailarbeit“ zu leis- Die Altglienicker Kapelle Maria Arbeit am 3. März zu sehen. ten. Derzeit sind es acht Frauen Hilf wird ebenfalls im Ehren- und zwei Männer, die im 14-tä- amt gereinigt. Hier könnten St. Johannes Evangelist gigen Rhythmus in ihrer Kapelle die beiden Familien Herrmann In und um die Johannisthaler für Sauberkeit sorgen und mit und Schiller/Tomzik, die derzeit Kirche wirbelt zumeist Konrad viel Engagement und gutem Blick wechselseitig im Einsatz sind, Müller mit Besen und Wischei- Altarraum, Holzbänke sowie Sakri- durchaus noch Unterstützung mer, mitunter wird er von Herrn stei und Beichtraum in Ordnung gebrauchen. Hasselberg vertreten. halten. 20
St. Franziskus diese Aufgabe erledigt und so bat er- oder auch Dreiergespanne In Friedrichshagen ist die St. Fran- sie ihn um Rat und fragte nach bewährt. Das Putzen sei keine ziskus-Kirche „putz-technisch“ bewährten Methoden. Er wies die Schwerstarbeit, aber es helfe, seit vielen Jahren in den Händen ersten Ehrenamtlichen ein und wenn bei Terminkollisionen nicht von Winfried Grobys. Auch wenn blieb weiterhin dabei. So putzen eine Person alles alleine machen die Kirche nicht enorm groß ist, die Geschwister Müller seither müsse. würde er sich den Dienst sicher einmal im Monat für ca. zwei gern mit weiteren Helfern teilen. Stunden das Kirchenschiff, die Das dritte Team formte sich Kapelle und die Sakristei. Gewisse ebenfalls früh im Jahr 2008 um Christus-König Vorzüge bietet dieses Ehrenamt Gabi Hollenbach. Sie wurden, wie Die Kirche in Adlershof, zweitgröß- allen Musikliebhabern, denn es die anderen Urgesteine dieses te Kirche unserer Pfarrei, wird gibt häufig die Chance auf ein Pri- Ehrenamtes, angesprochen. Da- von den beiden Hausmeistern vatkonzert von Tobias Segsa oder mals war Frau Liesebach bereits der Pfarrei Heiko Mannewitz und seinen Schülern, wenn sie an der im Kirchenreinigungsdienst und Bernd Hasselberg gereinigt. Orgel üben. suchte weitere Helfer. Im Jahr 2012 stieg, durch die Suche von Pfarrer Scholz, Rita Haag in das Team mit ein. Die Teams befinden sich ab und an im Wandel, so entschloss sich vor einiger Zeit Fady Mikheil zur Mitarbeit, auch wenn man hier noch nicht von einem Team sprechen kann. Vielleicht sind noch weitere Gemeindemitglie- der auf die Privataudienzen von Tobias Segsa und seinen Schülern neugierig oder Sie möchten sich einbringen und scheuen einen geringen körperlichen Einsatz dafür nicht? Waltraud Baltrusch, Karola Herde, Rosel Schemiczek (Hans-Joachim Herde nicht im Bild) Erkennbar ist, dass in nahezu allen Kirchen immer wieder neue Fleißige Helfer benötigt werden, St. Josef besonders, weil einige eben In der Pfarrkirche St. Josef haben Seit 2007 sind auch Hans-Joachim diesen Dienst schon sehr lange es sich insbesondere drei ehren- und Karola Herde dabei, wenn tun und auch „Putz-Engel“ nicht amtlich tätige Gruppen zur Aufga- es einmal im Monat wieder zum jünger werden. Es ist ein Dienst, be gemacht, die Kirche zu einem Putzen in die Kirche geht. Nach all der bisweilen körperlich einiges einladenden Ort zu machen: den Jahren wurden sie nun dan- abverlangt. Aber auch mit dem Als 2007 die Ausgaben der Ge- kend von diesem Ehrenamt ver- Staubtuch kann man beste Diens- meinde enorm gekürzt werden abschiedet. Zu ihrem Kirchenrei- te leisten und das gute Gefühl mussten, fiel unter anderem nigungs-Team gehören außerdem nach dem Putzen – das kennen die Stelle des Hausmeisters Rosel Schemiczek und Waltraud wir ja alle. weg. Pfarrer Scholz suchte nach Baltrusch, die beide vor ca. sechs Ehrenamtlichen, die sich fortan Jahren dazukamen. Gerade in bereiterklärten, das Kirchenschiff der aktuellen Situation freuen sie Ein großes zu reinigen. Petra Müller meldete sich auf das Wiedersehen mit den sich damals neben drei weiteren anderen Team-Mitgliedern, wenn DANKESCHÖN Frauen. Sie erinnert sich, wie einmal im Monat in St. Josef die allen, die sich hier gewaltig diese Aufgabe damals Besen und Eimer gezückt werden. wirkte. Ihr Bruder, Konrad Müller, Je nach Alter haben sich Zwei- engagieren! hatte zuvor als Hausmeister 21
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