Research Report 2013 der Universität Salzburg . Yearbook of Science and Application 2013 - University of Salzburg - Universität Salzburg
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Research Report 2013 der Universität Salzburg . Yearbook of Science and Application 2013 – University of Salzburg
Impressum / Imprint Medieninhaber, Herausgeber und Verleger / Owner and publisher: Inhalt Paris Lodron Universität Salzburg Kapitelgasse 4-6 5010 Salzburg Content Rektor / Rector: Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger Vizerektorin für Forschung / Vice Rector for Research: Univ.-Prof. Dr. Fatima Ferreira-Briza Endredaktion / Final editing: Karin Raab-Oertel, MA 06 Editorial 06 Editorial Konzeption, Redaktion, Organisation, Gestaltung / 08 Archäologie für Texte 12 Text Archaeology Conception, editing, organisation, design: Adhurricane Advertising GmbH 16 Die Bausteine des Lebens 20 The Building Blocks of Life Imbergstraße 16 5020 Salzburg 24 Wer schaut, sieht 28 Those Who Look Carefully Will See www.adhurricane.com 32 Kunst ist überall 36 Art is Everywhere Fotos / Photos: Luigi Caputo 40 Begeistert und begabt: Die nächste Generation forscht 43 Ingenious and Inspired: The Next Generation of Researchers luigi@caputo.at www.caputo.at 48 Jugendliche für Wissenschaft begeistern 53 Getting Young People Interested in Science Wolfgang Kristmann (Ass.) 56 Vor aller Technologie kommt der Mensch 60 Putting People before Technology Texte / Texts: Mag. Micky Kaltenstein 64 Ausgezeichnete Wissenschaft 68 Highly Prized Science Karin Buchauer, Bakk.Komm. 72 Uni App 72 Uni App Lektorat / Lectorship: Johann Leitner (dt. / Germ.) 76 Uni Ticker 76 Uni Ticker Ao.Univ.-Prof. Dr. Karl Hubmayer (engl. / Engl.) Übersetzung / Translation: Ao.Univ.-Prof. Dr. Karl Hubmayer Benjamin Wright, B.A., Mag. Katherine Bennett, M.A. Douglas Brown, B.A., MSc. Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Straße 1 5020 Salzburg Druck / Printed by: Offset 5020 www.offset5020.at gedruckt auf / printed on: Olin Recycled Cream, 140 / 100 g
6 RR RR 7 R ekt o r H einrich S chmidinger Vizerektorin Fatima Ferreira-Briza R ect o r H einrich S chmidinger Vice Rector Fatima Ferreira-Briza Sehr geehrte Damen und Herren! Ladies and Gentlemen! In diesem Jahr gehen wir mit der aktuellen In Zeiten knapper werdender Budgets ist dies Für dieses Jahr wünschen wir Ihnen In this year’s issue of the “Research Report” In times of ever-shrinking budgets, however, We wish you great pleasure in reading Ausgabe des „Research Report“ neue Wege: Noch kein leichtes Unterfangen. Wir suchen daher nach viel Vergnügen bei dieser Lektüre - we will be exploring new paths. While remaining this is not always an easy task. New approaches our report – in digital or in print. inspiriert vom 50-jährigen Jubiläum der Neuer- neuen Ansätzen bei der internen und externen in gedruckter oder digitaler Version. inspired by the 50th anniversary of the re- are continually being sought to support uni- richtung der Universität Salzburg im Jahr 2012, Unterstützung der universitären Forschung und establishment of the University of Salzburg in versity research both internally and externally. wagen wir nicht nur einen großen Schritt im hoffen, mit den Themen, die in dieser Ausgabe 2012, we will not only achieve a substantial With the topics introduced in this report, Heinrich Schmidinger Neudesign, sondern auch thematisch. vorgestellt werden, die Vielschichtigkeit, Heinrich Schmidinger improvement in redesigning the report but also we hope to show the diversity, creativity and Rector of the University of Salzburg Kreativität und das Engagement unserer Forsche- Rektor der Universität Salzburg in the choice of topics. commitment of our researchers. Sie erhalten Einblicke in aktuelle Forschungsbe- rinnen und Forscher zu repräsentieren. reiche und –schwerpunkte, wie unsere Nachwuchs- We will provide you with insights into current The new design of the “Research Report” reflects, Fatima Ferreira-Briza forscherinnen und -forscher an der Universität In der optischen Neugestaltung des „Research Fatima Ferreira-Briza research areas and into how young scientists and on the one hand, our roots in the re-establish- Vice Rector for Research at arbeiten, wie Forschungsgruppen Jugendliche für Report“ spiegeln sich einerseits unsere Wurzeln Vizerektorin für Forschung scholars work at the university, how research ment of the university in 1962 and, on the other the University of Salzburg die Wissenschaft begeistern und wie hochrangig in der Neuerrichtung der Universität seit 1962 der Universität Salzburg groups inspire interest in science and research hand, shows how open we are to the digital prämierte Publikationen im Rahmen des Kurt-Zopf- wider, andererseits gehen wir offen auf die among young people, and how awarded publi- world, which also plays a central role in Preises präsentiert werden. digitale Welt zu, die bekanntlich auch in der cations are presented in the context of the research. Die Paris Lodron Universität ist stolz auf ihre Forschung eine zentrale Rolle spielt. Kurt Zopf prize. Paris Lodron Unversity is proud From now on the research report is also avail- vielfältige exzellente Forschung, wie sie im In Form einer „App“ kann man den „Research of the excellent research presented in this able via app on mobile phones and tablets. „Research Report“ präsentiert wird. Report“ von nun an am Handy oder Tablet report. erschließen.
Archäologie für Texte Univ.-Prof. Dr. Dorothea Weber und ihr Team machen mit mittelalterlichen Abschriften antiker Texte, was Archäologen mit verfallenen Tempeln tun: Die Forscherinnen und Forscher versuchen, die ursprüng– liche Version zu erschließen. Von Übergangszeiten, Sensationsfunden und künftigen Herausforderungen ...
10 RR RR 11 „Übergangszeiten sind für mich besonders Sensationeller Fund Um aus Abschriften wissenschaftlich haltbare interessant“, erzählt Dorothea Weber, „wenn Einem CSEL-Mitarbeiter ist kürzlich geglückt, Rückschlüsse auf den ursprünglichen Wortlaut alte Muster nicht mehr funktionieren und neue wovon wohl alle Wissenschafter träumen: ein ziehen zu können, braucht Dorothea Weber entwickelt werden.“ Eine solche Zeit war die Sensationsfund, der die Fachwelt aufhorchen Geduld, eine gute Fachbibliothek, einschlägige Datenbanken sowie viel Know-how. In order to Spätantike: Vom zweiten Jahrhundert an traten lässt. Dr. Lukas Dorfbauer hat in einer Hand- draw scientifically sound conclusions about christliche Inhalte an die Stelle heidnischer schrift aus dem neunten Jahrhundert, die heute the original text from manuscripts, Dorothea und überlagerten deren Traditionen. Diese in Köln aufbewahrt wird, eine Kopie des verloren Weber needs patience, a good specialist Suche nach neuen Formen führte zu Höchstleis- geglaubten Evangelienkommentars von Fortuna- library, relevant databases, and a great deal tungen in Kunst und Philosophie. „Eine der tianus, Bischof von Aquileia, entdeckt. Dieser of expertise. spannendsten Figuren aus jener Zeit ist um 350 n. Chr. verfasste umfangreiche Text hat Augustinus, einer der faszinierendsten Denker die Bibelauslegung der nachfolgenden Jahrhun- überhaupt“, berichtet die Universitätspro- derte stark beeinflusst. Bisher waren nur drei fessorin für Latinistik und Leiterin des CSEL kurze Passagen davon bekannt. Nach dem Jubel (Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum, über diesen seltenen Fund macht sich der Wissen- Corpus der Lateinischen Kirchenväter). schafter an die Erstellung einer kritischen Einen Großteil ihrer Arbeit widmet Dorothea Edition für das CSEL. Seit Sommer 2012 ist Weber der Erforschung spätantiker lateinischer dieses ehemalige Institut der Österreichischen Texte. Aus jener Zeit sind uns keine Schriften Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an der Uni- im Original erhalten, es existieren lediglich versität Salzburg beheimatet. handschriftliche Kopien aus dem Mittelalter. Auch das Kremser Institut für Realienkunde des Diese wurden meist wiederum von einer etwas Mittelalters und der frühen Neuzeit sowie das älteren Kopie abgeschrieben und können dement- Institut für Geographic Information Science sprechend Lücken und Fehler aufweisen. Um aus wurden von der ÖAW in die Universität Salz- solchen Abschriften wissenschaftlich haltbare burg integriert. Bereits bestehende inter- Rückschlüsse auf den ursprünglichen Wortlaut disziplinäre Kooperationen werden damit noch ziehen zu können, braucht es Geduld, eine gute intensiver, denn die Wissenschaft der Zukunft Fachbibliothek, einschlägige Datenbanken sowie arbeitet über Fachgrenzen hinweg. viel Know-how. Stundenlang lesen die Forscherinnen und Forscher Methoden aus der Biologie in Abschriften von Texten aus dem vierten und Wenn Pädagoginnen und Pädagogen an der Rekon- fünften Jahrhundert n. Chr. – sei es auf Mikro- struktion von Texten sitzen, helfen ihnen auch film am Lesegerät oder in digitaler Version am computergestützte Methoden aus der Biologie. Computer. Dabei suchen sie Antworten auf Fragen Während in der Naturwissenschaft jedoch Stamm- wie: Hat man ein solches Wort im vierten Jahr- bäume unterschiedlicher Tierarten angelegt hundert verwendet? Wurde hier ein gesprochener werden, um deren Verwandtschaftsgrade zu Text festgehalten? An welches Publikum war er ermitteln, nützt Dorothea Weber diese Technik, gerichtet und zu welchem Zweck? Das Ergebnis um die Verwandtschaften verschiedener Hand- dieser akribischen Forschungsarbeit ist ein schriften zu ermitteln und dem Originaltext wissenschaftlich fundierter Text mit ausführ- einen ersten Schritt näher zu kommen: „Mit licher Dokumentation. Dieser dient Historike- dieser Software können wir die Abschriften rinnen und Historikern, Theologinnen und zwar gut befunden, aber andererseits funktio- Theologen oder Philologinnen und Philologen niert es bei uns nicht ganz so wie in der als Basis für weitere Forschungen. Biologie. Es gilt auszuloten, wo wir von Herausgegeben werden solche Editionen vom dieser Technologie profitieren und wo sie uns CSEL, einer der ältesten Forschungsinstitutionen in eine Richtung drängt, die unserer Sache Österreichs: „Das CSEL feiert im Februar 2014 nicht zuträglich ist“, erklärt Dorothea Weber sein 150-Jahre-Jubiläum“, freut sich dessen eine der künftigen Herausforderungen an ihr Leiterin Dorothea Weber. Fach.…
12 RR RR 13 Dorothea Weber devotes a large amount of her work to the study of Latin texts from late antiquity. No original texts from this period have been preserved; only handwritten copies from the Middle Ages are in existence. In turn, these were usually copied from a somewhat older copy, so gaps and mistakes are possible. In order to draw scientifically sound conclusions about the original text from such manuscripts, patience, a good specialist library, relevant databases, and a great deal of expertise are needed. The researchers spend hours reading the manu- scripts of texts from the fourth and fifth cen- turies A.D. – be it on microfilm with a reading device or in digital form on the computer. In doing so, they search for answers to questions such as: Was such a word used in the fourth century? Was it a spoken text that was recorded here? What was the intended audience and purpose of the text? The result of this painstaking research is a scientifically sound text as well as extensive documentation. This serves as the basis for further research for historians, theologians or philologists. Such editions are published by CSEL, one of the oldest research institutions in Austria: “The CSEL will be celebrating its 150-year anniversary in February 2014”, its head, Dorothea Weber, enthusiasti- cally reports. Spectacular Discovery One CSEL employee recently made the kind of discovery which all scholars dream about: a Text Archaeology “I find transitional periods particularly exciting”, explains Dorothea Weber “when old paradigms no longer work and new ones are spectacular finding which is making experts sit developed.” One such period was late antiquity: There is a certain parallel between what Univ.- from the second century, Christian concepts Prof. Dr. Dorothea Weber and her team do with took the place of pagan concepts and super- Einen GroSSteil Ihrer Arbeit widmet seded their traditions. This search for new Dorothea Weber der Erforschung spätantiker medieval copies of ancient texts, and what patterns led to exceptional achievements in lateinischer Texte. Dorothea Weber devotes archaeologists do with temple ruins: the research art and philosophy. “One of the most interest- a large amount of her work to the study group attempts to reconstruct original versions. ing figures from that period is Augustine, one of Latin texts from late antiquity. A tale of transitional periods, spectacular of the most fascinating thinkers of all time”, discoveries and future challenges says Dorothea Weber, university professor for Latin Studies and head of the CSEL (Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum, Corpus of the Latin Church Fathers).
14 RR RR 15 up and take notice. In a handwritten manu- script from the ninth century, which is now preserved in Cologne, Dr. Lukas Dorfbauer Stundenlang lesen Dorothea Weber und ihr discovered a copy of the commentary on the Team in Abschriften von Texten aus dem n Informatio vierten und fünften Jahrhundert n. Chr. Gospels by Fortunatianus, Bishop of Aquileia. Dorothea Weber and her team spend hours Until then this was believed to have been reading the manuscripts of texts from the lost. This comprehensive text, composed around fourth and fifth centuries A.D. 350 A.D., greatly influenced the interpretation of the Bible in the centuries which followed. Previously, only three short passages of it were known about. After celebrating this rare CSEL find, Lukas Dorfbauer began compiling a critical Fachbereich Altertumswissenschaften / Latinistik edition for the CSEL. Since the summer of Leiterin: Univ.-Prof. Dr. Dorothea Weber 2012, this former institute of the Austrian Residenzplatz 1/1, 5020 Salzburg bzw. Postgasse 7/3, 1010 Wien Academy of Sciences has been based at the Uni- Tel.: +43 662 8044 4303 bzw. 2970 bis 2973 versity of Salzburg. Both the Krems Institute Kontakt: dorothea.weber@sbg.ac.at for Realia of the Middle Ages and the Early www.csel.eu Modern Age and the Institute for Geographic Information Science have also been integrated Das CSEL (Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum) ist organisatorisch from the Austrian Academy of Sciences into the als Arbeitsgruppe der Latinistik im Fachbereich Altertumswissenschaften University of Salzburg. As a result, current in Salzburg und geographisch in Wien angesiedelt. interdisciplinary collaborations will intensify, Als eine der traditionsreichsten Forschungsinstitutionen Österreichs since scholarship of the future will work erarbeitet das CSEL für Texte aus der lateinischen Spätantike above and beyond subject borders. (2. - 7. Jh. n. Chr.) wissenschaftlich abgesicherte Ausgaben. Methods from Biology When philologists work on reconstructing texts, they are helped by computer-assisted CSEL methods from biology. While in this scientific Department of Ancient History and Classics / Latin Studies discipline the evolutionary trees of different Head: Univ.-Prof. Dr. Dorothea Weber animal species are drawn up in order to determine Residenzplatz 1/1, 5020 Salzburg and Postgasse 7/3, 1010 Wien how closely they are related, Dorothea Weber Tel.: +43 662 8044 4303 or 2970 to 2973 uses this technology to determine the rela- Contact: dorothea.weber@sbg.ac.at tionships between different handwritten manu- www.csel.eu scripts in order to get one step closer to the original text: “With this software, we can find For organisational purposes, the CSEL (Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum out a lot about the copies, but on the other Latinorum) functions as a Latin Studies working group in the Department hand it doesn’t work for us quite like it does of Ancient History and Classics in Salzburg; it is geographically based in the field of biology. Our task is to find in Vienna. As an Austrian research institute with one of the richest out where we can profit from this technology traditions, the CSEL compiles editions of texts from Latin late antiquity and where it’s pushing us in a direction which (2nd to 7th centuries A.D.) based on scientific evidence. is not conducive to our aims.” This, explains Dorothea Weber, is of one of the future chal- lenges in her discipline.
Die Bausteine des Lebens Ein Christian Doppler Labor ist ein vom Wirt- schaftsministerium mitfinanziertes Fördermodell der Christian Doppler Gesellschaft (CDG), um an uni- versitären und außeruniversitären Institutionen innovationsbringende Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu initiieren. An der Universität Salzburg leitet Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian Huber am Fachbereich Molekulare Biologie die Abteilung Chemie und Bioanalytik, die ein CD-Labor der Universität Salzburg betreibt.
18 RR RR 19 modifiziert, Mag.a Dr. Gabriele Gadermaier testet die Funktionen von Proteinen physiko- chemisch und immunologisch und Assoz. Prof. Dr. Hanno Stutz ist Spezialist, diese mittels Kapillarelektrophorese zu analysieren. „Proteine können fast alles und sind überall!“, schwärmt Christian Huber vom umfangreichen Projekt, das wie alle CD-Labore auf sieben Jahre geplant ist. Er selbst ist 2008 an die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg gekommen, weil er hier die beste Kombination von Chemie und Biologie vorfand. „Wenn man Biologie verstehen möchte, muss man Chemie verstehen. (Bio)chemisches Forschen ist letztlich wie ein Sprachkurs, um die Kommuni- kation der Moleküle, der Zellen, der Lebewesen untereinander verstehen zu lernen“, sagt er und verrät, dass er schon im Volksschulalter wusste, dass er später einmal Chemiker werden wollte und auch bald von einem seiner älteren Brüder den ersten Experimentierkasten geschenkt bekam. Zugleich hatten ihn die Bio- logiebücher seiner älteren Geschwister immer Seine langjährigen Erfahrungen als Chemiker dass Original- und Folgeprodukt ident sind, fasziniert. So erlebt er das Zusammenspiel und vor allem Mentor vieler Absolventinnen und desto eher werden auch Wirkung und Sicherheit des molekular orientiert denkenden Chemikers Absolventen, die nun beim Pharmaunternehmen des Produktes auch seitens der Behörden mit Biologen als wunderbare Fügung, wenngleich Sandoz seine Partner im Christian Doppler Labor anerkannt. Ein derartiger Zulassungsprozess er aus Zeitgründen nicht mehr selbst im Labor sind, ermöglichen Professor Huber einen Einblick durchläuft meist verschiedene Phasen, der steht. Er kennt natürlich die komplexen und in die strengen Anforderungen der industriellen mit der physikalischen und biochemischen kostspieligen Analysengeräte, wie etwa Orbi- Medikamentenherstellung. Er vertritt das Projekt Charakterisierung im Labor beginnt, was auch trap Massenspektrometer, die verraten, welches nach außen, während in den Laboren ein sehr der Schwerpunkt des Christian Doppler Labors Molekül mit welcher Masse in der jeweiligen engagiertes junges Team und die Kolleginnen ist. Dann folgen die Charakterisierung im Probe enthalten ist, oder die Chromatographen, und Kollegen innerhalb des Konsortiums die Tierversuch, klinische Studien mit Patienten welche die Komponenten einer Analysenprobe arbeitsaufwändigen Prozesse umsetzen. Worum und schließlich Therapie-Begleitung, wenn das durch Trennung aufschlüsseln. Diese hochtech- geht es bei den „Innovativen Werkzeugen für Medikament am Markt ist. Zu jedem Zeitpunkt nischen Geräte haben ihre Stärken und Schwä- die Charakterisierung von Biosimilars“ und dieses Prozesses ist es notwendig, die chen und manche lassen sich nur von sehr was versteht man darunter? Biosimilars sind Integrität des untersuchten Moleküls, seine speziell ausgebildeten Personen bedienen. therapeutische Proteine, die als Folgeprodukte Zusammensetzung und vorliegende Modifikationen Ihre Anschaffung macht dem Arbeitsgruppenlei- von Originalwirkstoffen nach Auslaufen deren zu erheben. Die Spezialisten um Christian ter wegen der hohen Kosten und des raschen Patentschutzes hergestellt und zugelassen Huber im Christian Doppler Labor tragen technischen Fortschritts zu schaffen, und so werden. Um sicher zu sein, dass das abgeleitete durch ebendieses Know-how zum Labor bei: sind Kooperationen wie jene mit dem Hersteller Produkt dieselbe Wirkung hat wie das Original, Univ.-Prof. Dr. Johann Brandstetter erkennt Thermo Fisher Scientific im Rahmen des neuen muss die Identität des Moleküls mit all seinen die Strukturen von Proteinen bis ins letzte Christian Doppler Labors wichtige Vorausset- Eigenschaften sehr genau überprüft werden. Detail, Univ.-Prof. Dr. Chiara Cabrele zungen, um die Exzellenz und die Innovations- Je umfassender nachgewiesen werden kann, weiß, wie man Proteinmoleküle ganz gezielt fähigkeit des Fachbereichs weiter zu fördern.
20 RR RR 21 „Wenn man Biologie verstehen möchte, muss man Chemie verstehen. (Bio)chemisches Forschen ist letztlich wie ein Sprachkurs, um die Kommunikation der Moleküle, der Zellen, der Lebewesen untereinander verstehen zu lernen“, sagt Christian Huber. “If you want to understand biology, you have to understand chemistry”, Christian Huber explains. “(Bio) chemical research is like a language course; you need to learn how the molecules, the cells and the organisms communicate and learn how they can understand each other.” The Building His many years of experience as a chemist and What follows are characterisations involving his mentoring of numerous graduates that are animal testing, clinical studies with patients Blocks of Life now working for the pharmaceutical company Sandoz as his partners in the Christian Doppler and finally guided therapy, once the drug is on the market. At each of these points in the Laboratory provide Prof. Huber with an insight process it is necessary to examine the integ- into the stringent requirements of industrial rity of the molecule that is being analysed, A Christian Doppler Laboratory is drug manufacturing. He is the spokesman for its composition and any modifications that have a subsidy scheme initiated by the the project, while his hard-working young team taken place. This kind of expertise is exactly Christian Doppler (CD) Research and his colleagues within the consortium put what the specialists under Christian Huber Association that is financed in labour-intensive processes into action in the bring to the table in the Christian Doppler part by the Austrian Federal labs. But what is biosimilar characterisation Laboratory: Prof. Hans Brandstetter sees minute Ministry of Economy and designed and what is the goal of the Laboratory? Bio- details in the structures of proteins; Prof. to serve as an impetus for inno- similars are medical proteins that are derived Chiara Cabrele knows how to make highly tar- vative partnerships between sci- from innovative biopharmaceutical products geted modifications of protein molecules; Dr. after their patents expire. In order to be Gabriele Gadermaier tests the physiochemical ence and industry at institutions sure that the follow-on product has the same and immunological functions of proteins; and of higher education and beyond. effect as the original, the identity of the Assoc. Prof. Hanno Stutz is the specialist who At the University of Salzburg, molecule and its characteristics have to be analyses them all using capillary electropho- Univ.-Prof. Dr. Christian Huber examined in minute detail. The more compre- resis. “Proteins can do nearly anything”, says runs the University‘s sixth CD hensive the proof that the original and the Christian Huber, “and they’re all around us!” Laboratory in the Department of follow-on product are identical, the more He is extremely enthusiastic about his com- Molecular Biology, Division of likely the beneficial effect and the safety of prehensive project, which like all CD Labo- Chemistry and Bioanalytics. the product will be guaranteed, along with the ratories is planned for seven years. He him- necessary approval of regulatory agencies. self put down anchor at the Faculty of Natural The approval process almost always involves Sciences at the University of Salzburg because different phases, beginning with the physical he found it to offer the best combination of and biochemical characterisation in the lab, chemistry and biology. which is also the main focus of the Christian “If you want to understand biology, you have Doppler Laboratory. to understand chemistry”, he explains. “(Bio)
22 RR RR 23 n Informatio chemical research is like a language course; Fachbereich Molekulare Biologie Department of Molecular Biology you need to learn how the molecules, the Fachbereichsleiter: Head of Department: cells and the organisms communicate and Univ.-Prof. Dipl.-Phys. Dr. Johann Brandstetter Univ.-Prof. Dipl.-Phys. Dr. Johann Brandstetter learn how they can understand each other.” (johann.brandstetter@sbg.ac.at) (johann.brandstetter@sbg.ac.at) He reveals that he knew as a child that he Abteilungen Allergie und Immunologie, Che- Divisions of Allergy and Immunology, wanted to become a chemist and that soon mie und Bioanalytik sowie Strukturbiologie Chemistry and Bioanalytics, and Structural thereafter his elder brother presented him Biology and Bioinformatics with his first chemistry set so that he Arbeitsgruppenleiterinnen und -leiter: could do his own experiments. The biology Dr. Gabriele Gadermaier Research group co-ordinators: textbooks that his older siblings used in (gabriele.gadermaier@sbg.ac.at) Dr. Gabriele Gadermaier school had always been a source of fascina- Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian Huber (gabriele.gadermaier@sbg.ac.at) tion. Now, it is the interplay between his (c.huber@sbg.ac.at) Univ.-Prof. Dr. Christian Huber molecular-oriented thought processes and Assoz. Prof. Dr. Hanno Stutz (c.huber@sbg.ac.at) those of the biologists in the Laboratory (ernst-hanno.stutz@sbg.ac.at) Assoc. Prof. Dr. Hanno Stutz that is so fascinating, even though he no Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg (ernst-hanno.stutz@sbg.ac.at) longer has the time to do much lab work Univ.-Prof. Dipl.-Phys. Dr. Johann Brandstetter Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg himself. And, of course, he also knows his (johann.brandstetter@sbg.ac.at) Univ.-Prof. Dipl.-Phys. Dr. Johann Brandstetter way around complex and lavishly expensive Univ.-Prof. Dr. Chiara Cabrele (johann.brandstetter@sbg.ac.at) lab equipment such as the Orbitrap mass (chiara.cabrele@sbg.ac.at) Univ.-Prof. Dr. Chiara Cabrele spectrometer, which can tell which molecule Billrothstraße 11, 5020 Salzburg (chiara.cabrele@sbg.ac.at) with what mass is contained in a specific www.uni-salzburg.at/molbiol/ Billrothstraße 11, 5020 Salzburg sample, and the chromatopraphs that decode www.uni-salzburg.at/molbiol/ the components of a sample using separation Forschungsschwerpunkte der Arbeitsgruppen techniques. These high-tech devices have sind die Herstellung und Charakterisierung The main areas of research that these working their strengths and weaknesses, and many von Proteinen, die Aufklärung der Struktur groups are engaged in is the creation and of them can only be operated by highly und Funktion von Proteinen sowie die Ent- characterisation of proteins, the elucidation specialised personnel. The question of wicklung leistungsfähiger biochemischer of the structure and function of proteins and which machines to acquire is a difficult und analytischer Methoden zur Beantwortung the development of efficient biochemical and one for Huber, not only because of the high biologischer Fragestellungen. analytical methods to answer essential bio- costs but also the fast pace at which new Das vierte Christian Doppler Labor an der logical questions. devices are being developed. This is what Universität Salzburg stellt „Innovative The fourth Christian Doppler Laboratory at makes the partnerships that the Christian Werkzeuge für die Charakterisierung von the University of Salzburg supplies “Innova- Doppler Laboratory has with manufacturers Biosimilars“ für die Kooperation mit dem tive tools for characterising biosimilars” like Thermo Fisher Scientific so important. Pharmaunternehmen Sandoz und dem Laboraus- for the cooperation with the pharmaceuti- They allow the Department of Molecular rüster Thermo Fisher Scientific bereit. Das cal company Sandoz and the lab equipment Biology to play a leading role in the field Labor forscht an der Charakterisierung von manufacturer Thermo Fisher Scientific. The and to continue to innovate. biotechnologisch produzierten Proteinen, Laboratory researches the production and welche Bestandteile von zahlreichen sehr characterisation of biotech proteins that are wichtigen Medikamenten sind. Ziel ist es, used in numerous important drugs. The goal innovative chemische, physikalische und of the Laboratory is to develop innovative biologische Charakterisierungswerkzeuge chemical, physical and biological tools für Proteine zu entwickeln, um deren the- to characterise proteins in order to test rapeutische Wirksamkeit nachweisen und their effectiveness in drug therapies while gleichzeitig deren Anwendungsrisiken zu at the same time minimising the risks minimieren. associated with their use.
Wer schaut, sieht Im Zentrum für Neurokognitive Forschung am Fachbereich Psychologie der Universität Salzburg wird den Geheimnissen von Geist und Gehirn auf den Grund gegangen. Seit seiner offiziellen Begründung im Jahre 2004 wächst und gedeiht das Zentrum zu einer führenden Einrichtung von internationalem Rang. Univ.- Prof. Dr. Florian Hutzler leitet eines der hoch motivierten Teams des Zentrums.
26 RR RR 27 Die Wand mit Zetteln ist das visuelle Hilfs- mittel für Florian Hutzler, um die Projekte des Teams im Auge zu behalten. The wall full of small notes helps Florian Hutzler to keep an overview of the projects his team is working on. Frage geben, was einfacher zu lesen ist, die Im Büro von Florian Hutzler ist eine ganze neue oder die alte Rechtschreibung, „Ballett- Wand mit Zetteln bestückt. Es ist das visu- tänzerin“ oder „Ballettänzerin“. elle Hilfsmittel, um die Projekte des Teams im Auge zu behalten und beim wöchentlichen Aus- Die Methode der Ko-Registrierung ergänzt die tausch aller Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Aufnahmen der Blickbewegung durch zusätzliche ter zu besprechen. Abgeschlossene Aktivitäten Messungen der Gehirntätigkeit mit Elektroenze- landen auf einem Stapel, der beeindruckend in phalogramm (EEG) oder funktioneller Magnetre- die Höhe wächst. „Realistisch ist es so, dass sonanztomographie. „Kognitive Prozesse können die Forschung, die hier betrieben wird, nur im durch bildgebende Verfahren abgeleitet werden, Teamwork möglich ist. Erst das Zusammenspiel auch wenn in den letzten Jahren Zweifel daran aller Leute hier, lauter begeisterungsfähige aufgekommen sind“: Professor Hutzler hat in Spezialistinnen und Spezialisten, verbindet einem 2013 mit viel Herzblut publizierten unsere Forschungsmethoden zu einzigartigen Artikel die Relevanz des neuen Forschungsan- Kombinationen, die einzeln nicht zu erforschen satzes bestätigt. Der anderthalb Millionen wären“, schwärmt Hutzler von seinen Kolle- Euro teure Kernspintomograph steht in der ginnen und Kollegen in den Laboren. Christian Doppler Klinik, die am Zentrum für Im Augenbewegungslabor, geleitet von Mag. Dr. Neurokognition beteiligt ist. Damit ist es Stefan Hawelka, wird zum Beispiel mittels weltweit führend und durch viele Projekte, wie Blickvermessung die Neurokognition des Lesens das erst kürzlich zugesagte dreijährige FWF- und der Leseschwäche untersucht. „Es ist die Projekt „Word recognition in natural reading Methode der Wahl, denn sie ist intuitiv nach- with parafoveal preview“, und einer großen vollziehbar und erlaubt ein sehr genaues Maß. Anzahl an Publikationen weithin sichtbar. „Es Dabei werden die Augenbewegungen beim Lesen ist eine Reputation, die auf vielen Schultern aufgenommen. Wie oft und wie lange jemand auf ruht und unter anderem die Vision meines ein Wort schaut, sagt etwas über die Prozesse Doktorvaters, Univ.-Prof. Dr. Heinz Wimmer, weiter- in seinem Gehirn aus.“, beschreibt Florian führt“, beschreibt Florian Hutzler seine Posi- Hutzler die unkomplizierte Laborsituation. tion als Leiter. Dadurch steht er selbst nicht Lediglich Träger harter Kontaktlinsen sind als mehr so oft im Labor, aber auf jeden Fall im Probanden ungeeignet. Manchmal kommt das Labor Hörsaal. Hier kann er seine eigene Begeis- auch zu den Testpersonen, wie mit dem „Gucko- terung auf die Studierenden übertragen. Die mobil“ im Rahmen einer Studie an Berliner lauschen ihrem Professor nicht nur, sondern Grundschulen. Das Projekt sollte der Diskussion lassen wohl auch ab und zu den Blick wandern um die neue Rechtschreibung eine empirische und stellen immer wieder fest: Florian Hutzler Grundlage verschaffen und eine Antwort auf die ist „best dressed“!
28 RR RR 29 In Professor Hutzler‘s office there is a wall schools in Berlin. The project was intended full of small notes. This visual tool helps to establish an empirical basis for the new him keep an overview of the projects his team German spelling reform that would provide an are working on so they can be discussed at the answer to the question of what is easier to weekly meetings that are attended by the whole read, the new or the old spelling: ‘Ballett- group of researchers. Completed activities are tänzerin’ or ‘Ballettänzerin’ (three Ts or two). placed on a stack that has already grown to an impressive height. “In reality, almost all A method called ‘co-registration’ supplements the research carried out here is only possible the recordings of eye movements by additional through teamwork”, explains Hutzler, speak- measurements of brain activity based on elec- ing enthusiastically of colleagues in the lab. troencephalograms (EEGs) or functional magnetic Those who look “It‘s the perfect cooperation on the part of all those involved – all of them enthusiastic resonance imaging. “Cognitive processes can be recognised by applying imaging techniques”, specialists – that combines our research meth- states Florian Hutzler, “although in recent carefully will see ods to develop unique approaches.” In the laboratory for recording eye movements, years a lot of doubts have been raised.” But he has confirmed the relevance of the new approach headed by Dr. Stefan Hawelka, the neurocogni- in an enthusiastic scientific article published tion of reading and reading disabilities is Scientists at the Centre for Neurocognitive investigated via eye tracking. “This device Research in the Department of Psychology at allows for objective measurements. The eye Salzburg University are trying to find out movements one makes while reading a text are Die Projekt-Notizen werden beim wöchent- the secrets of the mind and brain. Since it recorded. By analysing how often and how long lichen Austausch aller Mitarbeiterinnen was officially established in 2004, the centre we fix on a word, we can examine neural pro- und Mitarbeiter besprochen und landen beim has grown to become a research institution cesses in the brain”, says Florian Hutzler of Aktivitätenabschluss auf einem Stapel. with an international reputation. And Uni- the uncomplicated situation in the laboratory. The project-notes can be discussed with the whole group of researchers. Comple- versity Professor Florian Hutzler is the Only wearers of hard contact lenses cannot serve as test persons. Sometimes the laboratory tetd activities are placed on a stack. director of a highly motivated team. also goes to the test persons themselves, such as when the ‘Guckomobil’ (Lookmobile) that was used in a recent study travelled to elementary
30 RR RR 31 n Informatio Fachbereich Psychologie Zentrum für Neurokognitive Forschung Leiter: Univ.-Prof. Dr. Florian Hutzler Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg Tel.: +43 662 8044 5114 Fax: +43 662 8044 5126 www.uni-salzburg.at/znk Das Zentrum widmet sich der Erforschung von „Geist und Gehirn“. Die Studierende lauschen ihrem Professor nicht nur, sondern apparative Vernetzung der Labore in den beteiligten Fachbereichen und lassen wohl auch ab und zu den Blick wandern und den klinischen Partner-Einrichtungen dient sowohl der Grundlagenfor- stellen immer wieder fest: Florian Hutzler ist „best schung als auch der Untersuchung spezifischer Störungsbilder. Dieser dressed“! Students not only listen to their professor, Schwerpunkt bietet Studierenden eine breite forschungsbasierte Anwen- but from time to time they let their eyes wander, coming to the conclusion that Prof. Hutzler is one of the dungsperspektive. Zahlreiche internationale Publikationen der Mitglieder best-dressed men around. des Zentrums sowie die Einwerbung internationaler Drittmittel, die nicht zuletzt für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in 2013. The 1.5-million-euro magnetic reso- eingesetzt werden, bestätigen die internationale erfolgreiche Entwick- nance tomograph is located at the University lung des Zentrums seit seiner Gründung 2004. Clinic for Neurology (Christian Doppler Clinic), which cooperates with the Centre for Neuro- cognition. The Centre is the world‘s leading institution in the field of reading, spawning Department of Psychology numerous projects, such as the new Austrian Centre for Neurocognitive Research Science Fund (FWF)-sponsored research project Director: Univ.-Prof. Dr. Florian Hutzler “Word recognition in natural Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg reading with parafoveal preview”, and a huge number of publications. “Our reputation is Tel.: +43 662 8044 5114 carried on the shoulders of all the members of Fax: +43 662 8044 5126 the Centre; it‘s one that‘s based on the vision www.uni-salzburg.at/znk of my doctoral supervisor, Univ.-Prof. Dr. Heinz Wimmer”, explains Hutzler of his position The Centre is dedicated to research on the mind and the brain. Network- as the director of the Centre. He no longer ing the equipment in all the laboratories of the various departments spends most of his time in the laboratory, but and clinical partner institutions that are involved, the Centre carries rather in the classroom, where he can transfer out basic research as well as studies specific disorders. This focus of his enthusiasm to his students. They not only research offers students a broad research-based application perspec- listen to their professor, but from time to tive. Numerous international publications by the members of the Centre time they let their eyes wander, coming to the as well as external funding, which is used to foster a new generation conclusion that Prof. Hutzler is one of the of scientists, have contributed to the internationally successful best-dressed men around. development of the Centre since its establishment in 2004.
Kunst ist überall Univ.-Prof. Dr. Renate Prochno-Schinkel ist nach Aufenthalten in Baltimore, Hamburg und Melbourne seit 2000 Professorin am Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte. Seit 2000 war sie Institutsvorstand und leitet seit 2009 den Fachbereich. Ihr Schwerpunkt ist die Kunst und Kultur Burgunds, Frankreichs und der Niederlande im späten Mittelalter, wie auch die englische Kunst, besonders die des 18. Jahrhunderts.
34 RR RR 35 „Bewusst schauen und mit Kriterien hinsehen. Das ist unsere wichtigste Methode.“, so Renate Prochno-Schinkel. “Conscious observation and examining with criteria. That’s our most important method”, says Renate Prochno-Schinkel. Ihre Dissertation schrieb sie über den Maler akademische Ausbildung in der Zeichenkunst als Sir Joshua Reynolds und verbrachte dazu, im Voraussetzung, um danach eigene Ideen als Rahmen eines DAAD-Stipendiums, ein Jahr am Künstler entwickeln zu können. Auch in Salz- Courtauld Institute of Art in London. Eine burg gab es eine Malerakademie, die als Zeit, die sie zur schönsten in ihrem ganzen Zeichenschule Geschmack und Strichführung Studium zählt, weil die dichte Lern- und schulte. Die Blätter, die dazu als Vorlagen Arbeitsatmosphäre des britischen akademischen dienten, waren vorwiegend römische Zeichnungen Lebens und der internationale Alltag im Stu- aus dem 17. Jahrhundert und sind nun Gegenstand dentenwohnheim sowohl das Fernweh beantwortet eines FWF-geförderten Projektes, das Prochno- als auch die Neugier auf Neues entfacht haben. Schinkel mit Dr. Ulf Sölter durchführt. Anhand „Das ist doch das, was einen überhaupt zur sehr guter Abbildungen, die sicherstellen, Kunst und Kunstgeschichte treibt: Neues zu dass die originalen Blätter nicht zu oft aus entdecken, Neues zu fragen, das ist in jeder den Archiven der Universitätsbibliothek geholt Wissenschaft so.“, definiert Renate Prochno- werden müssen, werden stilistische Eigenheiten Schinkel ihren Weg und das Verständnis ihres und Motive zugeordnet, vorhandene Klassifizie- Faches. Kunstgeschichte ist eine Wissenschaft rungen überprüft und Zuschreibungen ermöglicht. und Begeisterung für Kunst alleine reicht „Bewusst schauen und mit Kriterien hinsehen. nicht aus, um sie zu analysieren. Daher ist es Das ist unsere wichtigste Methode.“ Durch die ihr sehr wichtig, den Blick der Studierenden Erweiterung des Faches zur Bildwissenschaft zu schärfen und sie schon mal im Seminar kann auch der Frage z.B. nach der Ästhetik von übungshalber ein Glas Wasser zeichnen zu lassen. Röntgenbildern oder U-Bahnplänen nachgegangen Die praktische Auseinandersetzung mit den werden. Es geht nicht darum, ob Röntgenbilder Materialien und Techniken der Künstler, in Kunst sind, sondern wie ein Inhalt ästhetisch Praktika oder zusätzlichen Kursen, ist eine dargestellt wird. In diesem Sinn ist überall weitere wichtige Voraussetzung, um das eigene Kunst und es wird schwierig, persönliche Vor- Sehen zu entwickeln. „Und dann müssen die lieben festzustellen: Die strenge Geborgenheit Studierenden das Gesehene in Worte fassen, einer romanischen Kirche spricht Renate Prochno- denn in der Kunstgeschichte sind wir nicht Schinkel ebenso an wie die festliche Freude selber Künstlerinnen und Künstler, sondern einer Rokoko-Kapelle. In Salzburg lässt sich Kunstkritikerinnen und -kritiker und Kunsthi- alt und modern täglich neu erleben, die Kloster- storikerinnen und -historiker“, so Prochno- kirche vom Nonnberg und der Unipark, „das Schinkel. Zeichnen war schon immer das Mittel klingt zusammen. Was mich von Anfang an in der Wahl, um Gesehenes festzuhalten, so wie Salzburg fasziniert hat, ist das besondere es alle Künstler taten. Das Zeichnen wurde Licht: Es hat oft etwas Silbriges, und es ist aber nicht erst im 18. Jahrhundert ausgiebig jeden Tag anders, ich kenne das aus keiner gelehrt. Seit der Renaissance galt die anderen Stadt.“
36 RR RR 37 Art is Everywhere Following teaching stints in Baltimore, Hamburg and Melbourne, University Professor Renate Prochno-Schinkel accepted a full professorship in art history in Salzburg in 2000. She was first chair of the Institute of Art History beginning in 2000 and then of the Department of Art, Music and Dance Studies starting in 2009. Her research focuses on the art and culture of Burgundy, France and the Netherlands in the late Middle Ages, but also on English art, especially that of the eighteenth century. In her doctoral dissertation, she wrote about discipline”, says Renate Prochno-Schinkel of the painter Sir Joshua Reynolds, spending one her career path. Art history is a serious field year at the Courtauld Institute of Art in of scholarship, and simply being a lover of London on a scholarship from the German Aca- art is not enough to be able to analyse it. demic Exchange Service. It was a time that In order to sharpen the focus of her students, she considers to be one of the greatest in her she has been known to devote time in seminars educational career: The impressive pace of to such essential matters as having students British academic life and the cosmopolitan- practice drawing a glass of water. The practical ismof her daily routine in a London student struggle with the materials and techniques dormitory provided an antidote homesickness of artists – in internships and additional and at the same time awakened her curiosity courses – is another important precondition to for all things new. “That‘s what turns people developing one‘s own power of sight. “And then toward art and art history in the first place: the students have to put what they’ve seen getting to discover new things, ask new ques- into words”, explains Prof. Prochno-Schinkel, tions. That‘s the way it is in every academic “because in art history we’re not artists ourselves but rather art critics and art historians.” Drawing has always been the medium of choice to record that which has been seen, just like artists have always done. But drawing did not just emerge as a serious subject in the eight- eenth century. Since the Renaissance, however, academic training in the art of drawing has been a prerequisite for being able to develop one‘s own ideas as an artist. Even in Salzburg there was an academy of painting that taught refined taste and precision in drawing. The illustrations that served as models there were primarily Roman drawings from the seventeenth century, drawings that are now the subject of
38 RR RR 39 a research project sponsored by the Austrian n Informatio Science Fund (FWF), which Prof. Prochno-Schinkel is managing along with Dr. Ulf Sölter. Based on high quality images that ensure that the original illustrations will not have to be retrieved from the archives of the University library all too often, stylistic character- istics and motifs are categorised, existing classifications examined and ascriptions made. Fachbereich Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft Fachbereichsleiterin: Univ.-Prof. Dr. Renate Prochno-Schinkel “Conscious observation and examining with Abteilung Kunstgeschichte criteria. That‘s our most important method.” Leiterin: Univ.-Prof. Dr. Andrea Gottdang By extending the discipline to encompass Abteilung Musik- und Tanzwissenschaft visual culture, questions of aesthetics can be Leiter: Univ.-Prof. Dr. Nils Grosch asked about x-ray images or public transit maps, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Straße 1, 5020 Salzburg not whether x-ray images are art, but how a Tel.: +43 662 8044 4600, 4605 certain type of content is presented aestheti- Fax: +43 662 8044 617 cally. Seen in this way, art is everywhere, and it becomes difficult to determine personal Der Fachbereich ist 2004 an der Kultur- und Gesellschaftswissenschaft- preferences: The feeling of austere security lichen Fakultät der Universität Salzburg aus der Zusammenlegung der evoked by a Romanesque church holds as much Institute für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft entstanden. appeal for Renate Prochno-Schinkel as the Zugleich wurde als dritte Säule die Tanzwissenschaft ausgebaut. Das festive joy of a Rococo chapel. In Salzburg derzeit laufende FWF-Projekt (P 25468, 1.3.2012-28.2.2015) der Abteilung the historic and the modern merge in a way für Kunstgeschichte wird von Dr. Ulf Sölter betreut und untersucht „Die that always seems fresh: Nonnberg Abbey and italienischen Zeichnungen der Salzburger Malerakademie“. the Unipark, for instance. “It creates a harmony. What has fascinated me from the very beginning about Salzburg”, she says, „is the special light: There‘s often a touch of silver Department of Art, Music and Dance Studies to it. It‘s different each day; I can‘t say Head of Department: Univ.-Prof. Dr. Renate Prochno-Schinkel that of any other city.“ Division of Art History Co-ordinator: Univ.-Prof. Dr. Andrea Gottdang Division of Music and Dance Studies Co-ordinator: Univ.-Prof. Dr. Nils Grosch Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Straße 1, 5020 Salzburg Tel.: +43 662 8044 4600, 4605 Fax: +43 662 8044 617 Zeichnen war schon immer das Mittel der The Department was established in 2004 when the institutes of Art Wahl, um Geschehenes festzuhalten, so History and Musicology were combined in the Faculty of Cultural and wie es alle Künstlerinnen und Künstler taten. Drawing has always been the Social Sciences at the University of Salzburg. At the same time, the medium of choice to record that which Dance Studies focus was strengthened to become a third major discipline. has been seen, just like artists have The current FWF project (P 25468, 1.3.2012-28.2.2015) in the Division of always done. Art History is being supervised by Dr. Ulf Sölter. It carries the title “The Italian Drawings of the Salzburg Academy of Painting”.
Begeistert und begabt: die nächste Generation forscht Die Universität Salzburg entwickelt sich aus den eigenen Reihen ständig weiter. Die hier vorge- stellten Jungwissenschaftlerinnen, deren Forschungs- wege höchst unterschiedlich verlaufen, machen ihrer Alma Mater alle Ehre: mit Preisen ausge- zeichnet, in sinnvoller Verbindung von Praxis und Theorie und mit innovativen Wirtschaftsmodellen leben sie die forschungsgeleitete Lehre, die das Markenzeichen der Universität Salzburg ist.
42 RR RR 43 Von Lilien, Hunden und Menschen Mag.a Dr. Anja Geretschläger ist Molekular- biologin. In ihrer Dissertation hat sie die Ingenious and inspired: Pollen von Lilien untersucht und dafür ganze Felder im Botanischen Garten der Universität the next generation of Salzburg angepflanzt. „Das war sehr schön, im Sommer, seitdem mag ich Lilien total gern“, erinnert sie sich. Doch noch größer ist die researchers Zuneigung zu ihrer Hündin Nala. Auf der Suche nach Erklärungen für deren Allergieerkran- kung stieß die Hundeliebhaberin aus Oberöster- The University of Salzburg thrives because of the develop- reich auf die genetischen Grundlagen vieler ments taking place within its own ranks. The junior Erkrankungen bei Rassetieren: „Ich habe mich scientists introduced below have taken very different bei der Pflanzenforschung nie mit Erkrankungen paths with their research, but all have made their alma beschäftigt. Bei Tieren ist es so, dass man mater proud: they‘ve been awarded prizes for their work, die Erkrankungen vieler Rassen kennt, man weiß furthered connections between theory and practice that aber vielfach nicht, welche genetische Ursache make sense, and created innovative economic models that dahintersteckt.“ Dank Nala kann die Forscherin bring to life the research-based approach to teaching that mit Leib und Seele ihre Leidenschaft und ihr the University of Salzburg is known for. Wissen nun als Unternehmerin einem größeren Publikum zur Verfügung stellen: im Labor für genetische Veterinärdiagnostik der Firma Fer- agen. Das Gründerzentrum für Akademikerinnen und Akademiker, das Business Creation Center Salzburg, hat mit dem ersten Preis ihres Busi- Of lilies, dogs and men started her company. “At the beginning it was ness Creation Award die Geschäftsidee von Anja Dr. Anja Geretschläger is a microbiologist. In just a crazy idea, but then everything fell Geretschläger ausgezeichnet und den Start für her dissertation, she examined the pollen of into place: I worked on the application for a ihre Unternehmensgründung im akademischen Umfeld lilies, for which she cultivated entire fields long time, submitted it, and then they actu- unterstützt. „Am Anfang war es ein Hirngespinst in the University‘s botanic garden. “It was so ally said ‘yes’ to it!” Now, veterinarians, und dann ist alles ganz schnell gegangen: Ich beautiful in the summer, and I‘ve loved lilies breeders and even pet owners can bring animals habe am Antrag geschrieben und geschrieben, ever since”, she reveals. But she loves her to the lab at Feragen to be genetically tested eingereicht und dann haben die tatsächlich dog Nala even more. While searching for expla- using a straightforward new process. “I use ja gesagt!” Jetzt können im Feragen-Labor nations for Nala‘s allergies, Geretschläger, a DNA samples swabbed from inside their mouths. Tierärztinnen und -ärzte, Züchterinnen und dog fancier from the province of Upper Aus- This makes things very quick and provides Züchter aber auch Tierbesitzerinnen und -besitzer tria, stumbled upon the genetic foundations high-quality results”, says Geretschläger of in einem neuartigen und unkomplizierten Ver- of numerous illnesses that affect pure-bred fahren ihre Tiere genetisch testen lassen. animals. “Disease is not something that I ever „Ich verwende Mundschleimhautabstriche, das looked into in my research on plants. With ermöglicht ein kurzes Prozedere, bei dem ohne Und damit auch um unsere Gesundheit. „Es animals, we know what diseases can affect lots Qualitätsverlust schnell Ergebnisse erzielt geht um die Zelle und ihr Erbgut. Da macht of different breeds, but we often don’t know werden”, beschreibt Biologin Geretschläger die es keinen Unterschied, ob Pflanze oder Tier. what the genetic reasons are.” Thanks to Nala, Vorgangsweise. So können etwaige Erkrankungen Die Methodik ist die gleiche.” Noch steht Geretschläger can bring her passion and her erkannt und die Tierhalterinnen und -halter im Anja Geretschläger alleine im Labor, an mög- knowledge to a wider audience as an entrepreneur Zuge ausführlicher Nachgespräche beraten werden. lichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus now in the laboratory for genetic veterinary Mit einer Pilotstudie zu Autoimmunkrankheiten dem Umfeld der Universität mangelt es nicht, diagnostics at Feragen. The Business Creation bei Labrador Retrievern trägt das Labor um Dr. doch auch dafür braucht es Forschungsgelder. Center Salzburg, an entrepreneurial hub for Geretschläger in einem ersten Schritt auch zur Und „eine realistische und trotzdem positive university graduates, awarded its first Busi- Weiterentwicklung der Forschung bei. „Es geht Einstellung zu dem, was man macht. Ich forsche ness Creation Award to Anja Geretschläger for um die Gesundheit unserer Tiere”, sagt sie. schon lang. Und sehr gern!” her business idea and supported her as she
44 RR RR 45 Es geht darum, Probleme zu lösen Weder Vorzeige-Jus-Studentin noch klassische Dissertantin: MMag.a Birgit Schrattbauers Weg an den Fachbereich Arbeits-, Wirtschafts- und Europarecht an der Universität Salzburg ist jedenfalls ungewöhnlich. Die dreifache Mutter studierte zunächst Germanistik und Erziehungs- wissenschaften. Der Beruf im Sozialbereich ließ Fragen offen. „Rechtswissenschaft erschien da als brauchbares Rüstzeug“, beschreibt sie ihren anfangs pragmatischen Zugang zum weiteren Studium. Nun nähert sie sich ähnlichen Problemen - u.a. im Bereich der Arbeitsmarktpolitik – von der wissenschaftlichen Seite. „Das Recht schafft die Grundlagen. Forschung in diesem Bereich kann Einfluss darauf nehmen, in welcher Weise gesellschaftliche Konflikte gelöst werden.“ It’s all about solving problems Birgit Schrattbauer wasn‘t a model law student and she‘s not a traditional doctoral student: the path she took to arrive at the Department of Labour Law, Economic Law and European Law was decidedly non-traditional. A mother of three, Schrattbauer first studied German and Educational Science. Her social services job left a lot of questions open. “Law seemed to be something I could put to use”, she says of the test. The test reveals possible diseases, her pragmatic approach to seeking an additional thereby allowing her to provide comprehensive degree. Now, she works on similar problems to advice to pet owners on their next course of the ones she dealt with before – in the area action. In a pilot study on autoimmune dis- of labour market policy, among others – but eases in Labrador retrievers, Geretschläger’s from the research side of things. “The law lab is making the first step toward develop- provides the foundations. Research in this ing the research further. “We‘re looking out area can have an effect on how conflicts in for the health of our animals”, she declares. society are solved.” And therefore also for our own health. “This is about cells and genetics. And there‘s no difference here between plants and animals. The methods are the same.” At the moment, Anja Geretschläger is still manning the lab by her- self. The pool of potential employees from in and around the University is large, but she is still in need of grant money for her project. “I‘m aware of the reality of the situation, but I‘m still optimistic about what I‘m doing. I‘ve been doing this research for a long time now. And I still love it!”
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