Ausgabe 3/2019 - Tamarine helfen beim - Deutsches Primatenzentrum
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Tamarine helfen beim Neues Forschungsprojekt Podiumsdiskussion Aufforsten „Deep Movement Diagnostics“ zu Tierversuchen Ausgabe 3/2019
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Inhalt wir freuen uns sehr, dass Highlights aus der Forschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Sie gerade diesen Text le- sen und sich über unsere Kongresse und Workshops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Forschung informieren. Sie Veranstaltungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 gehören also wahrschein- DPZ intern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 lich zu den 52 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die ein sehr oder eher großes Interesse an Wissen- Abschlüsse und Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 schaft und Forschung haben (Wissenschaftsbarome- Aus der Leibniz-Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 ter 2018). Für uns als Forschungsinstitut ist das eine gute Nachricht, allerdings sagen 39 Prozent der Be- Termine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 fragten, dass Wissenschaft und Forschung so kompli- ziert sind, dass sie vieles davon nicht verstehen. Nur 37 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen in der Schule vermittelt wurde, wie Wissenschaft funktio- niert. Hier ist für die „Elfenbeinturm-Bewohner“ also noch einiges zu tun, wenn sie das Vertrauen der Bür- gerinnen und Bürger (zurück-)gewinnen wollen. Un- sere Forscherinnen und Forscher sehen das auch so und engagieren sich beispielsweise beim March for Science (siehe Seite 21), beteiligen sich an Podiums- dikussionen (siehe Seite 24) und üben mit Kommuni- kationstrainern, wie sie ihre Forschung verständlich vermitteln können (siehe Seite 20). Mit kleinstmögli- chem Aufwand einen Eindruck vom DPZ bekommen, kann man mit einem Klick auf unser 37-Sekunden- Video (siehe Seite 16) – und wenn man schon mal da ist bei YouTube, kann man sich dann auch gerne noch weitere Filme über die Arbeit am DPZ anschauen – oder auf unserer Website weiterlesen, die im Bereich „Infothek“ hoffentlich verständliche Texte, viele Bil- der und zwei virtuelle Rundgänge bereithält. Aber wir reden nicht nur darüber, wir forschen auch. Highlights aus dem Frühsommer 2019 sind Studien zur Entstehung von Sprache, zur Rolle von Affen bei der Regeneration von Wäldern, sowie zum Auftreten und zur Vermehrung von Herpesviren. Außerdem hat ein vielversprechendes Forschungsprojekt begon- nen, in dem künstliche Intelligenz bei der Diagnose und Therapie von Bewegungsstörungen, beispiels- Schwarzstirntamarine (Leontocebus nigrifrons) weise bei Parkinson oder nach einem Schlaganfall, sind effektive Samenverbreiter und sorgen da- helfen soll. mit für die Regeneration von zerstörten Wald- flächen. Black-fronted tamarins (Leontocebus Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. nigrifrons) effectively disperse seeds of rainforest Ihre Susanne Diederich plants and thus ensure the regeneration of forest areas that have been destroyed by humans. Pho- to: Andrea Schell
Highlights aus der Forschung Die beiden Schnurrbarttamarine (Saguinus mystax) fressen Früchte. Two moustached tamarins (Saguinus mystax) eating fruits. Photo: Adrian Reinehr Kleine Helfer für den Regenwald Wie Affen zur Regeneration von Tropenwäldern beitragen Tropische Regenwälder binden große Mengen Kohlen- sucht, der auf einer ehemaligen Weidefläche entstan- stoffdioxid, produzieren Sauerstoff und bieten Lebens- den ist. Sie konnten so erstmalig nachweisen, dass die raum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Werden Affen einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbrei- diese für das Klima und die Artenvielfalt so wichtigen tung von Samen aus dem ursprünglichen Primärwald Ökosysteme zerstört, so erholen sie sich, wenn über- in den sich regenerierenden Sekundärwald haben. haupt, nur sehr langsam. Welche Rolle Affen bei der Re- generation von durch menschlichen Einfluss zerstörten Die Studie wurde im peruanischen Amazonas-Regen- Regenwäldern spielen, haben Wissenschaftlerinnen wald an der DPZ-Forschungsstation Estación Biológica und Wissenschaftler vom Deutschen Primatenzentrum Quebrada Blanco durchgeführt. In der Nähe der Station (DPZ), von der Universität Estadual Paulista, Brasilien, befindet sich ein rund vier Hektar großes Gebiet, das und der Universität Marburg im Rahmen einer Lang- gerodet und in der Zeit von 1990 bis 2000 als Weide zeitstudie untersucht. Über 20 Jahre lang haben sie für Wasserbüffel genutzt wurde. Nachdem die Bewei- zwei Tamarin-Arten im Regenwald in Peru beobachtet. dung aufgegeben wurde, entwickelte sich langsam Diese Tiere ernähren sich von Früchten und scheiden wieder Regenwald. Die Forscherinnen und Forscher die Samen unverdaut mit ihrem Kot aus. Die Forsche- um Eckhard W. Heymann, Wissenschaftler am DPZ und rinnen und Forscher haben die Samenausbreitung und Leiter der Studie, haben beobachtet, dass sich Schnurr- -keimung sowie das Wachstum und die genetische bart- und Schwarzstirntamarine zeitweise in dem frü- Herkunft verschiedener Pflanzen in einem Wald unter- hen Sekundärwald aufhielten. DPZ aktuell, August 2019 3
Highlights aus der Forschung Samenverbreitung über Kot im Primärwald. Die Hälfte dieser Keimlinge und Jung- pflanzen konnte elf Elternbäumen im Primärwald zu- Tamarine ernähren sich hauptsächlich von Früchten geordnet werden. Die Distanzen zwischen Jung- und und breiten über ihren Kot die Samen vieler verschie- Elternpflanzen lagen genau in dem Bereich, über den dener tropischer Bäume und Lianen aus. „Wir wollten Tamarine Samen von Parkia ausbreiten. herausfinden, ob die Samenausbreitung durch Affen einen nachweisbaren Einfluss auf die natürliche Rege- „Unsere Daten zeigen erstmalig, dass die Schnurr- neration der Wälder hat“, sagt Eckhard W. Heymann. bart- und Schwarzstirntamarine effektiv Samen aus dem Primarwald in den Sekundärwald hineintragen“, Um zu untersuchen, welche Samen aus dem Primär- sagt Eckhard W. Heymann. „Wir konnten nachweisen, wald in den Sekundärwald verbreitet wurden, identi- dass die Samen keimen und junge Pflanzen bilden fizierten die Forscher Samen aus dem Kot der Affen. und damit die Artenvielfalt im Sekundärwald erhö- Etwa zehn Prozent dieser Samen stammten von Pflan- hen. Die Tamarine tragen somit nachweislich zur na- zen aus dem Primärwald und wurden in den Sekun- türlichen Regeneration der von Menschen zerstörten därwald eingetragen. Ein Teil dieser Samen keimte Gebiete bei.“ dort aus, die Keimlinge überlebten für mindestens ein Jahr. Diese Keimlinge konnten acht verschiedenen Langzeitstudien liefern wertvolle Daten Pflanzenarten zugeordnet werden. Sieben dieser Ar- ten waren als ausgewachsene Pflanzen nur im nahe- In die Studie flossen Daten ein, die seit 1994 an der gelegenen Primärwald zu finden. DPZ-Forschungsstation gesammelt wurden, jedoch zunächst nicht vor dem Hintergrund der aktuellen Fra- Tamarine helfen beim Aufforsten gestellung. „Zu dieser Zeit rechneten wir nicht damit, dass sich das gerodete Waldgebiet jemals wieder er- Um die Ergebnisse genetisch zu verifizieren, analy- holt“, betont Eckhard W. Heymann. „Die Studie zeigt sierten die Wissenschaftler Keimlinge und Jungpflan- zen des neotropischen Baums Parkia panurensis. Die Samen dieses Baums werden im Gebiet rund um die DPZ-Forschungsstation ausschließlich durch Tama- rine ausgebreitet. Die Forscher extrahierten die DNA aus Blättern von Keimlingen und Jungpflanzen, die im Sekundärwald gewachsen waren, und verglichen die DNA-Muster mit denen erwachsener Parkia-Bäume Sekundärwald, der auf einer ehemaligen Wasserbüffelweide wächst. Der sich regenerierende Wald besteht aus jungen, klei- neren Bäumen und einer dichten Krautschicht, da mehr Licht bis Ursprünglicher, primärer Regenwald in Peru. Im Gegensatz zum zum Boden gelangt. Secondary forest growing on a former wa- Sekundärwald ist die Kronenbedeckung höher, die Krautschicht ter buffalo pasture. The regenerating forest consists of young, weniger dicht. Original, primary rainforest in Peru. In contrast smaller trees and a dense herb layer, as more light reaches the to the secondary forest, the crown cover is higher, the herb layer ground. Photo: Eckhard W. Heymann less dense. Photo: Eckhard W. Heymann 4 DPZ aktuell, August 2019
Highlights aus der Forschung aber, wie wichtig Datenerhebungen und Untersu- chungen über einen sehr langen Zeitraum sind, um gesicherte Aussagen über sich langsam entwickelnde ökologische Vorgänge machen zu können.“ Little helpers for the rainforest How monkeys contribute to the regeneration of tropi- cal forests Tropical rainforests store large quantities of carbon di- oxide, produce oxygen and provide habitats for many Prof. Dr. Eckhard W. Heymann ist Wissenschaftler in der Abtei- animal and plant species. If these ecosystems, which lung Verhaltensökologie und Soziobiologie am DPZ. Prof. Dr. are so important for the global climate and biodiver- Eckhard W. Heymann is a scientist in Behavioral Ecology and So- sity, are destroyed, they will recover very slowly, if at all. ciobiology Unit at the DPZ. Photo: DPZ Scientists from the German Primate Center (DPZ), the University Estadual Paulista, Brazil, and the University To investigate which seeds were dispersed from the of Marburg have conducted a long-term study on the primary forest to the secondary forest, the researchers role monkeys play in the regeneration of degraded rain- identified seeds from the monkeys’ faeces and observed forests. For over 20 years, they observed two tamarin their development in the secondary forest. Around ten species in the rainforest of Peru. These animals feed on per cent of these seeds stem from plants growing in the fruits and void the seeds undigested with their faeces. primary forest and were dispersed into the secondary The researchers have studied the dispersal and germi- forest. A part of these seeds germinated and the re- nation of seeds as well as the growth and genetic ori- sulting seedlings survived for at least one year. These gin of various plants in a forest that had emerged from seedlings could be assigned to eight different plant spe- a former pasture. For the first time, they were able to cies. Seven of these species could only be found as adult prove that monkeys have a decisive influence on the dis- plants in the nearby primary forest. persal of seeds from the original primary forest to the regenerating secondary forest. Tamarins help reforesting The study was carried out in the Peruvian Amazon In order to genetically verify the results, the scientists rainforest at the Estación Biológica Quebrada Blanco analyzed seedlings and young plants of the neotropic research station of the German Primate Center. Near tree Parkia panurensis. The seeds of this tree are dis- the station there is an area of about four hectares persed exclusively by tamarins in the area around the which was cleared and used as pasture for water buf- DPZ research station. The researchers extracted the falos between 1990 and 2000. After the grazing was DNA from leaves of seedlings and young plants grow- abandoned, rainforest slowly developed again. The ing in the secondary forest and compared the geno- researchers around Eckhard W. Heymann, scientist at type with those of adult Parkia trees in the primary the German Primate Center and head of the study, ob- forest. Half of these seedlings and young plants could served that moustached and black-fronted tamarins be matched to eleven parent trees in the primary for- were temporarily present in the early secondary forest. est. The distances between young and parent plants were exactly in the range over which the tamarins dis- Seed dispersal via faeces perse Parkia seeds. Tamarins feed mainly on fruits and disperse the seeds “Our data show for the first time that the moustached of many different tropical trees and lianas over their and black-fronted tamarins effectively disperse seeds faeces. “We wanted to find out whether the seed from primary forest into secondary forest,” says Eck- dispersal by monkeys has a demonstrable effect on hard W. Heymann. “We were able to prove that the the natural regeneration of forests,” says Eckhard W. seeds germinate and form young plants, thus increas- Heymann. ing the diversity of species in the secondary forest. The DPZ aktuell, August 2019 5
Highlights aus der Forschung tamarins have been shown to contribute to the natu- Original publication ral regeneration of areas destroyed by humans.” Heymann EW, Culot L, Knogge C, Smith AC, Tirade Her- Long-term studies provide unique data rera ER, Müller B, Stojan-Dolar M, Ferrer YL, Kubisch P, Kupsch D, Slana D, Koopmann ML, Ziegenhagen B, Bi- The study included data collected at the DPZ research alozyt R, Mengel C, Hambuckers J, Heer K (2019): Small station since 1994, but not initially against the back- Neotropical primates promote the natural regenera- ground of the current issue. “At that time, we did not tion of anthropogenically disturbed areas. Nature Sci- expect the cleared forest area to ever recover,” empha- entific Reports 9: 10356. DOI: https://doi.org/10.1038/ sizes Eckhard W. Heymann. “However, the study shows s41598-019-46683-x how important data collection and investigations over a very long period of time are in order to be able to make reliable statements about slowly developing eco- logical processes.” Buchtipp: Sex, Lies, & Brain Scans „MRT enttarnt Lügner“ klingt ren berücksichtigt werden? Wie Barbara J. Sahakian & Julia Gott- natürlich viel besser als „Funk- steht es mit der Schuldfähigkeit wald: Sex, Lies, & Brain Scans: tionelle Magnetresonanztomo- von Angeklagten, deren Gehirn How fMRI Reveals What Really graphie identifiziert Hirnregi- anders funktioniert als beim Goes On In Our Minds. Oxford onen, die bei vielen Menschen Durchschnittsmenschen? Saha- University Press, 2017. ISBN 978- während des Lügens stärker kian und Gottwald schaffen es 0-19-875288-2 durchblutet werden“. Aber wie sehr eindrücklich, die potentiel- aussagekräftig sind die Befunde len Gefahren einer Überbewer- Stefanie Heiduck neurowissenschaftlicher Studi- tung wissenschaftlicher Ergeb- en unter Anwendung von funk- nisse darzustellen. Gleichzeitig tioneller Magnetresonanztomo- plädieren sie für eine rechtzei- graphie wirklich? In ihrem Buch tige ethische Diskussion über „Sex, Lies, & Brain Scans“ neh- die Anwendung neurowissen- men sich Barbara Sahakian und schaftlicher Methoden, bevor Julia Gottwald, Neuropsycholo- die ersten Konflikte auftreten. ginnen an der University of Cam- Das Buch ist erfreulich kurz und bridge, des Themas in zweierlei knapp geschrieben und bietet Hinsicht an: Zum einen zeigen so dem Leser die Möglichkeit, sie die bisherigen Grenzen der sich ohne viel Zeitaufwand un- Methode auf und mahnen zur terhaltsam zu informieren. Auch Vorsicht bei der Interpretation wenn ich zugeben muss, dass ich der Daten. Zum anderen steigen natürlich hauptsächlich durch sie tief in die gesellschaftspoliti- den Titel „Sex, Lies, & Brain sche Diskussion der Möglichkei- Scans“ auf das Buch aufmerk- ten zur Anwendung von fMRT sam wurde, bin ich froh, es gele- ein. Sollen und dürfen „Bewei- sen zu haben. Wer weiß, welche se“, die durch Hirnscans erlangt Region meines Gehirns da akti- wurden, in Strafgerichtsverfah- viert wurde! © Oxford University Press 6 DPZ aktuell, August 2019
Highlights aus der Forschung Mikroskopische Aufnahme eines Kaposi-Sarkoms mit charakteristischen Spindelzellen und zahlreichen kleinen verzweigten Blutgefä- ßen. Micrograph of a Kaposi‘s sarcoma with characteristic spindle cells and abundant small branching blood vessels. Photo: Copyright © 2010 Michael Bonert (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Nephron). You are free to share and adapt this image as per the CC BY-SA 3.0 (creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode). Dem Herpesvirus auf der Spur DPZ-Infektionsforscher identifizieren den Rezeptor, über den das Kaposi-Sarkom- Herpesvirus in B-Zellen eindringt Herpesviren sind treue Begleiter. Einmal damit in- Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der fiziert, verbleiben sie ein Leben lang im Körper und Nachwuchsgruppe Herpesviren am DPZ erforschen können bei Stress oder geschwächtem Immunsys- den Infektionsmechanismus des Humanen Herpes- tem erneute Krankheitssymptome hervorrufen. virus Typ 8 auch Kaposi-Sarkom-Herpesvirus, kurz Ein häufiger Vertreter beim Menschen ist beispiels- KSHV, genannt. Das Virus verursacht bei immun- weise das Herpes simplex-Virus Typ 1, das die be- geschwächten Patienten das Kaposi-Sarkom, eine kannten Lippenbläschen hervorruft. Aber auch die Tumorerkrankung, sowie zwei bösartige Erkrankun- Kinderkrankheit Windpocken oder das Pfeiffersche gen, bei denen sich infizierte B-Lymphozyten unkon- Drüsenfieber werden durch Herpesviren verursacht. trolliert vermehren: das primäre Effusionslymphom Herpesviren gibt es praktisch bei allen Wirbeltieren. (PEL) und eine Variante der Castleman-Krankheit. Die Acht davon sind spezifisch für den Menschen und KSHV-assoziierten Tumore treten vor allem in Verbin- können zum Teil schwere Infektionen sowie Krebs dung mit HIV-Erkrankungen auf und sind in Subsa- auslösen. hara-Afrika weit verbreitet. DPZ aktuell, August 2019 7
Highlights aus der Forschung Gen-Knockout beweist: Virus nutzt nicht nur ein Rezeptorprotein für Zelleintritt „In der Zelllinie ohne EphA5-Rezeptor konnten wir einen Rückgang der Infektionsrate mit KSHV um 57 Prozent feststellen“, fasst Anna Großkopf, Doktoran- din in der Nachwuchsgruppe Herpesviren und Erst- autorin der Studie, die Ergebnisse zusammen. „In den Zelllinien ohne EphA7-Rezeptor wurde die Infektions- rate sogar um bis zu 84 Prozent reduziert. Das zeigt, dass vor allem EphA7 wichtig für die Infektion dieser Die Forscher der Nachwuchsgruppe Herpesviren, die an der Stu- B-Zelllinie zu sein scheint.“ die gearbeitet haben. Von links nach rechts: Anna Großkopf, Doktorandin und Erstautorin der Studie, Dr. Alexander Hahn, Die Wissenschaftler wiederholten die Versuche auch Leiter der Nachwuchsgruppe, Sarah Schlagowski, Technische As- mit dem Rhesusaffen-Rhadinovirus, kurz RRV, das sistentin. The researchers of the Junior Research Group Herpes- eng mit KSHV verwandt ist. Auch hier konnten die viruses, who worked on the study. From left to right: Anna Groß- Forscher eine stark verminderte Infektion der Zellen kopf, PhD student and first author of the study, Dr. Alexander Hahn, head of the Junior Research Group, Sarah Schlagowski, ohne EphA7-Rezeptor um bis zu 99 Prozent nachwei- technical assistant. Photo: Karin Tilch sen. Eine Analyse dreier menschlicher B-Zelllinien aus Effusionslymphomen ergab zudem, dass in einer der Virus nutzt Membranprotein als „Eintrittskarte“ in die Zelllinien das EphA7-Protein in großer Menge vorlag, Wirtszellen in den beiden anderen der schon beschriebene Re- zeptor EphA2, was eine Rolle dieser Proteine bei der KSHV nutzt für die Infektion der Wirtszellen ein Re- Entstehung von B-Zell-Lymphomen wahrscheinlich er- zeptorprotein, EphA2, das sich in der Zellmembran scheinen lässt. befindet. Das Membranprotein gehört zur Familie der sogenannten Ephrin-Rezeptortyrosinkinasen, wovon „Mit unserer Studie konnten wir nachweisen, dass bislang 14 verschiedene Varianten im Menschen be- KSHV neben dem bevorzugten EphA2-Molekül auch kannt sind. Das Virus bindet mit einem Glykoprotein- andere Ephrin-Rezeptoren, wie EphA7, für den Zell- Komplex in der Virushülle an das Rezeptorprotein eintritt nutzt“, sagt Alexander Hahn. „Außerdem und gelangt so in die Zelle. „KSHV nutzt bevorzugt scheint diese Rezeptorfamilie bei der Infektion von den EphA2-Rezeptor als Eintrittskarte“, sagt Alexan- B-Zellen eine wichtige Rolle zu spielen – dem Zelltyp, der Hahn, Leiter der Nachwuchsgruppe Herpesviren aus dem Lymphome entstehen können. Tatsächlich am DPZ. „Allerdings konnten wir auch eine Affinität sehen wir hohe Expression von EphA2 oder EphA7 des Virus für andere Eph-Varianten nachweisen. Wir auf verschiedenen Zelllinien aus primären Effusi- wollten herausfinden, ob diese Rezeptoren auch bei onslymphomen, also Zellen, die aus erkrankten Pa- der Infektion der B-Lymphozyten durch KSHV eine tienten isoliert wurden. Ein tieferes Verständnis der Rolle spielen. Bisher war das nur für auf Oberflächen Infektionswege des Virus ist essentiell, um die Krank- wachsenden Zellen, sogenannte adhärente Zellen, heitsentstehung besser zu verstehen und Angriffs- bekannt.“ punkte für zukünftige Therapien oder Impfstrategien zu entwickeln.“ In Zukunft wollen die Forscher unter- In Interaktionsstudien mit Glykoproteinen des Virus suchen, ob ihre Ergebnisse auch auf andere Arten von und Proteinen aus einer menschlichen B-Zelllinie B-Zellen und vor allem auf den lebenden Organismus konnten die Wissenschaftler die Ephrin-Rezeptorty- übertragbar sind. rosinkinasen EphA7 und EphA5 als Rezeptorkandida- ten für KSHV identifizieren. Um die Funktion dieser Die Erstautorin der Arbeit, Anna Großkopf, wurde mit Rezeptoren für die Infektion nachzuweisen, gene- einem Reisestipendium des Internationalen KSHV- rierten die Forscher mittels CRISPR genetisch modifi- Kongresses in New York wie auch des Internationalen zierte B-Zelllinien, die entweder den einen oder den Herpesvirus-Workshops in Knoxville ausgezeichnet, anderen Rezeptor nicht mehr enthielten und setzten um die Studie dort vorstellen zu können. diese für Infektionsstudien ein. 8 DPZ aktuell, August 2019
Highlights aus der Forschung On the trail of the herpesvirus Virus uses membrane protein as “entry ticket” into DPZ infection researchers identify receptors for the in- host cells fection of B cells by the Kaposi’s sarcoma-associated herpesvirus For the infection of host cells, KSHV uses a receptor pro- tein, EphA2, which is located in the cell membrane. The Herpesviruses are loyal companions. Once infected, membrane protein belongs to the family of ephrin re- they remain in the body for a lifetime and can cause ceptor tyrosine kinases, of which 14 different variants new symptoms of disease in the event of stress or a are known in humans. The virus binds to the receptor weakened immune system. A common example in hu- protein with a glycoprotein complex in the virus enve- mans is the herpes simplex virus type 1, which causes lope to enter the cell. “KSHV prefers to use the EphA2 the known cold sores. Herpesviruses also cause child- receptor as an entry ticket,” says Alexander Hahn, head hood chickenpox or Pfeiffer’s glandular fever. The vi- of the Junior Research Group Herpesviruses at the DPZ. ruses can be found in practically all vertebrates. Eight “However, we were also able to detect an affinity of herpesviruses are specific to humans, some of which the virus for other members of the Eph family of recep- can cause serious infections and cancer. tors. We wanted to find out whether these receptors also play a role in the infection of B lymphocytes with The scientists of the Junior Research Group Herpes- KSHV. Until now, this was only known for cells grow- viruses at the DPZ are investigating the infection mech- ing on a solid substrate, so-called adherent cells”. This is anism of the human herpesvirus type 8, also known also interesting because the mechanisms for the infec- as Kaposi’s sarcoma-associated herpesvirus, or KSHV. tion of B cells and adherent cells seem to differ funda- In immunocompromised patients, the virus can cause mentally. While adherent cells can be infected by free Kaposi’s sarcoma, a solid tumor, as well as two malig- virus, an efficient infection of B cells usually only occurs nant diseases in which infected B lymphocytes multiply through direct contact between virus-producing cells uncontrollably: primary effusion lymphoma (PEL) and and B cells. a variant of multicentric Castleman’s disease. KSHV- associated tumors occur primarily in the context of HIV In interaction studies with glycoproteins of the virus infection and are widespread in sub-Saharan Africa. and proteins from a human B cell line, the scientists Mikroskopische Aufnahme von Kapo- si-Sarkom-Herpesviren (Pfeile) in einer PEL-Krebszelllinie. Micrograph of Kaposi‘s sarcoma-associated herpesvi- ruses (arrows) in a PEL cancer cell line. Photo: Dharam et al. 2002, Clinical Mi- cobiology Reviews 15(3), DOI: 10.1128/ cmr.15.3.439-464.2002, reproduced with permission from American Society for Microbiology DPZ aktuell, August 2019 9
Highlights aus der Forschung were able to identify the ephrin receptor tyrosine kinas- “The study shows for the first time by gene knockout es EphA7 and EphA5 as receptor candidates for KSHV. In that KSHV uses other ephrin receptors, such as EphA7, in order to demonstrate the function of these receptors for addition to the preferred EphA2 molecule for cell entry,” infection, the researchers used CRISPR to generate ge- says Alexander Hahn. “In addition, this receptor fam- netically modified B cell lines that no longer contained ily seems to play an important role in the infection of either one or the other receptor and used them for in- B cells – the cell type from which lymphomas can de- fection studies. velop. In fact, we see high expression of EphA2 or EphA7 on different cell lines from primary effusion lympho- Gene knockout proves: virus uses more than one recep- mas, i.e. cells isolated from diseased patients. A deeper tor protein for cell entry understanding of the infection pathways of the virus is essential to better understand disease development “In the cell line without the EphA5 receptor, we were and to develop targets for future therapies or vaccina- able to detect a 57 percent decrease in the rate of in- tion strategies”. In the future, the researchers hope to fection with KSHV,” said Anna Großkopf, PhD student investigate whether their results can also be transferred in the Junior Research Group Herpesviruses and first to other types of B cells and in particular to living or- author of the study, summarizing the results. “In the ganisms. cell lines without EphA7 receptor, the infection rate was even reduced by up to 84 percent. This shows that The first author of the study, Anna Großkopf, was EphA7 in particular seems to be important for the infec- awarded a travel grant from both the International tion of this B-cell line”. KSHV Workshop in New York and the International Her- pes Virus Workshop in Knoxville to present her results The scientists also repeated the experiments with the there. rhesus monkey rhadinovirus, RRV for short, which is closely related to KSHV. Here too, the researchers were Original publication able to detect a strongly reduced infection of the cells without EphA7 receptor by up to 99 percent. An analy- Großkopf AK, Schlagowski S, Hörnich BF, Fricke T, Des- sis of three human B cell lines from effusion lympho- rosiers RC, Hahn AS (2019): EphA7 functions as recep- mas also showed that the EphA7 protein was present tor on BJAB cells for cell-to-cell transmission of the Ka- in large quantities in one of the cell lines and the EphA2 posi’s sarcoma-associated herpesvirus (KSHV) and for receptor in the other two, which suggests that these cell-free infection by the related rhesus monkey rhadi- proteins probably played a role in the development of novirus (RRV). Journal of Virology, 93: e00064-19, DOI: these B cell lymphomas. 10.1128/JVI.00064-19 DPZ-Vortrag im Intranet Wie viele Personen arbeiten am DPZ? Wann wur- Zu den Vortragsfolien gelangen Sie hier de das Institut gegründet und wie hoch ist der jährliche Grundetat? Zahlen und Fakten zum DPZ, Allgemeines zur Forschung und zu Tierversuchen finden DPZ-Mitarbeiter ab sofort im Intranet un- ter „Kommunikation“ und „Corporate Design“. Die Mitarbeiterinnen der Stabsstelle Kommunikation haben dort Folien mit Fotos, Grafiken und Videos zusammengestellt, die DPZler für eigene Vorträge nutzen können. 10 DPZ aktuell, August 2019
Highlights aus der Forschung Eine Westliche Grünmeerkatze (Chlorocebus sabaeus) im Senegal. West African green monkey (Chlorocebus sabaeus) in Senegal. Photo: Julia Fischer Wie Sprache entstanden ist: Erst verstehen, dann reden Warnrufe der Grünmeerkatzen erlauben Rückschlüsse auf die Evolution von Sprache Die Sprach- und Kommunikationsfähigkeit des Men- wandten Südlichen Grünmeerkatzen für Raubfeinde schen ist einzigartig im Tierreich. Wie sie im Laufe der aus der Luft verwenden. Dies legt nahe, dass die Art Evolution entstanden ist, wird unter anderem anhand der Lautäußerungen schon vor langer Zeit im Laufe des Alarmrufsystems der Grünmeerkatzen erforscht. der Evolution festgelegt wurden. Die im südlichen Afrika lebenden Grünmeerkatzen warnen ihre Artgenossen vor Raubfeinden mit spezi- Südliche Grünmeerkatzen haben drei große Raubfein- ellen Warnrufen, die „Leopard“, „Adler“ oder „Schlan- de: Leoparden, Adler und Schlangen. Für jeden dieser ge“ bedeuten. In einer kürzlich veröffentlichten Stu- Räuber haben sie spezielle Warnrufe entwickelt, auf die haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die die Tiere mit entsprechenden Strategien reagie- vom Deutschen Primatenzentrum untersucht, wie ren: Beim Ruf „Leopard“ klettern sie auf einen Baum, Westliche Grünmeerkatzen auf unbekannte Geräu- beim Ruf für „Adler“ suchen sie den Himmel ab und sche reagieren. Dazu haben sie eine Drohne über eine verstecken sich, beim Ruf „Schlange“ stellen sie sich Gruppe Westlicher Grünmeerkatzen hinwegfliegen auf zwei Beine und verharren reglos. Die nah verwand- lassen und ihnen später eine Tonaufnahme der Droh- ten Westlichen Grünmeerkatzen verwenden ebenfalls nengeräusche vorgespielt. Aus den Reaktionen der Warnrufe für Leoparden und Schlangen, jedoch keinen Tiere konnten die Forscher schließen, dass die Tiere für Raubfeinde aus der Luft. Mit diesen Tieren hat das sehr schnell lernen, was das Drohnengeräusch bedeu- Team um Verhaltensforscherin Julia Fischer vom DPZ tet. Die Affen haben jedoch keinen neuen Warnruf nun einen Playback-Versuch durchgeführt, um die kreiert, sondern einen Ruf verwendet, den die ver- Evolution des Alarmrufsystems zu untersuchen und DPZ aktuell, August 2019 11
Highlights aus der Forschung letztlich Rückschlüsse auf die Entstehung von Sprache Lautgebung tief in der Evolution verankert zu erlangen. Die Westlichen Grünmeerkatzen haben ihre Artge- Das Drohnen-Experiment nossen vor der neuen Gefahr aus der Luft mit einem Ruf gewarnt, der sehr ähnlich klingt wie der Ruf, den Westliche Grünmeerkatzen leben unter anderem in die nah verwandten Südlichen Grünmeerkatzen bei der Nähe der DPZ-Forschungsstation Simenti im Sene- Gefahr durch einen Adler ausstoßen. „Die Rufstruktur gal. Julia Fischer und ihr Team haben diese Tiere mit scheint früh in der Evolutionsgeschichte der Meerkat- einer neuen, potentiellen Gefahr aus der Luft konfron- zen angelegt worden zu sein“, so Julia Fischer. tiert: einer Drohne, die sie in 60 Metern Höhe über die Tiere hinwegfliegen ließen. Die Geräusche der Drohne wurden dabei aufgezeichnet und den Tieren später How language developed: comprehen- vorgespielt. So wollten die Forscher überprüfen, wie sion learning precedes vocal production schnell die Tiere lernen, welche Bedeutung die Töne haben. Im Playback-Experiment reagierten die Tie- Green monkeys’ alarm calls allow conclusions about re auf die Drohnengeräusche mit Warnrufen, einige the evolution of language suchten den Himmel ab und versteckten sich. Diese Warnrufe unterschieden sich deutlich von den Lauten, Human language and communication skills are unique die die Tiere in Gegenwart von Schlangen und Leopar- in the animal kingdom. How they developed in the den ausstoßen. Die Rufe ähnelten jedoch den Warn- course of evolution is being researched, among other rufen, die Südliche Grünmeerkatzen ausstoßen, wenn things, using the alarm call system of vervet monkeys. sich ein Adler aus der Luft nähert. East African vervet monkeys warn their conspecifics against predators with special alarm calls that mean Schnelles auditives Lernen “leopard”, “eagle” or “snake”. In a recently published study, scientists from the German Primate Center have „Die Tiere haben schnell gelernt, was die zuvor unbe- investigated how the closely related West African green kannten Geräusche bedeuten und sich diese Informa- monkeys react to unknown sounds. To do this, they flew tion gemerkt“, sagt Julia Fischer, Leiterin der Abteilung a drone over a group of West African green monkeys Kognitive Ethologie und Hauptautorin der Studie. and later played them a sound recording of the drone „Dies zeigt ihre Fähigkeit zu auditivem Lernen.“ noise. From the reactions of the animals, the research- ers were able to conclude that the animals learn very quickly what the drone noise means. However, the monkeys did not create a new alarm call, but used a call that the East African vervet monkey uses to warn against aerial predators like eagles. This suggests that the call structure is conserved and was determined long ago in the course of evolution. There are three main predators that pose a threat to East African vervet monkeys: leopards, eagles and snakes. For each of these predators, the monkeys have devel- oped special alarm calls to which the animals respond with appropriate strategies: When the call for “leopard” is uttered, they climb a tree, when they hear the call for “eagle”, they search the sky and hide and when the call for “snake” is uttered, they stand on two legs and re- Die Forscher haben eine Gruppe Westafrikanischer Grünmeerkat- main motionless. The closely related West African green zen mit einer neuen potentiellen Gefahr aus der Luft konfrontiert: monkeys also emit alarm calls for leopards and snakes, eine Drohne, die in rund 60 Meter über den Tieren flog. The re- searchers have confronted West African green monkeys with a new however none for aerial predators. With these animals, potential threat from the air: a drone, which they flew over the ani- the team around behavioral scientist Julia Fischer from mals at a height of 60 meters. Photo: Davide Montanari the German Primate Center has now carried out a play- 12 DPZ aktuell, August 2019
Highlights aus der Forschung back experiment in order to investigate the evolution Prof. Dr. Julia Fischer, Leiterin of the alarm call system and ultimately to draw conclu- der Abteilung Kognitive Etho- logie am Deutschen Prima- sions about the development of language. tenzentrum. Prof. Dr. Julia Fischer, Head of the Cognitive The drone experiment Ethology Laboratory at the German Primate Center. Pho- West African green monkeys occur near the DPZ re- to: Karin Tilch search station Simenti in Senegal. Julia Fischer and her team have confronted these animals with a new po- tential threat from the air: a drone, which they flew over the animals at a height of 60 meters. The sounds of the drone were recorded and later played to the ani- mals. The researchers wanted to find out how quickly the animals learned the meaning of the sounds. In the playback experiment, the animals reacted to the drone Vocal production conserved during evolution sound with alarm calls, some searched the sky and hid. These alarm calls were very different from the sounds The West African green monkeys have warned their con- the animals made in the presence of snakes and leop- specifics of the new threat from the air with a call that ards. However, the calls resembled the alarm calls that sounds very similar to the calls that the closely related East African vervet monkeys utter when an eagle ap- East African vervet monkeys utter when threatened by proaches from the air. an eagle. “The structure of the alarm calls seems to be deeply rooted in the evolution of vervet monkeys,” Julia Fast auditory learning Fischer adds. “The animals quickly learned what the previously un- Original publication known sounds mean and remembered this informa- tion,” says Julia Fischer, head of the Cognitive Ethology Wegdell F, Hammerschmidt K, Fischer J (2019): Con- Laboratory and lead author of the study. “This shows served alarm calls but rapid auditory learning in monkey their ability for auditory learning.” responses to novel flying objects. Nature Ecology & Evo- lution 3: 1039-1042, DOI: 10.1038/s41559-019-0903-5 Die Spektrogramme zeigen die Alarm- rufe, die weibliche Westliche Grün- meerkatzen (oben) und weibliche Süd- liche Grünmeerkatzen (unten) als Reaktion auf Raubfeinde ausstoßen. Es wird deutlich, dass die „Drohnen-Rufe“ der Westlichen Grünmeerkatzen den „Adler-Rufen“ der Südlichen Grün- meerkatzen ähneln. Spectrograms showing alarm calls that female West African green monkeys (above) and fe- male East African vervet monkeys (below) emit in response to predators. It becomes clear that the „drone calls“ of West African green monkeys resemble the „eagle calls“ of East Afrcian vervet monkeys. Picture: Julia Fischer DPZ aktuell, August 2019 13
Highlights aus der Forschung Detaillierte videobasierte Erfassung der Bewegung aller Fingergelenke einer Hand beim Greifen eines Objektes mittels künstlicher Intel- ligenz. Detailed video-based recording of the movement of all finger joints of a hand when gripping an object using artificial intelli- gence. Photo: Swathi Sheshadri Krankhafte Bewegungsmuster erkennen – mit Hilfe künstlicher Intelligenz Forschungsprojekt „Deep Movement Diagnostics“ erhält rund 1,2 Millionen Euro für die Entwicklung dreidimensionaler Rekonstruktionen von Bewegungsmustern Geh- und Greifbewegungen von Patienten zuverläs- leiden. Die Mobilitätseinschränkungen präzise und sig zu bewerten, ist für die Diagnose und Therapie reproduzierbar zu erfassen, stellt eine große Heraus- von Bewegungsstörungen essentiell, beispielsweise forderung in der Diagnostik und Therapiekontrolle dar, nach einem Schlaganfall oder bei Parkinson-Syndro- da dies erfahrene Ärzte voraussetzt, die nicht immer men. Wie gut diese anspruchsvolle Diagnostik ge- vorhanden sind“, erläutert der Direktor der Neurolo- lingt, hängt maßgeblich von der Erfahrung und den gischen Klinik an der Universitätsmedizin Göttingen Fähigkeiten des behandelnden Arztes ab. Hier setzt Mathias Bähr. das von Alexander Gail, Wissenschaftler am Deut- schen Primatenzentrum, koordinierte Projekt „Deep Das Projekt „Deep Movement Diagnostics“ setzt hier Movement Diagnostics“ an. Das Team, zu dem auch an. Das campusübergreifende Forscherteam um Alex- Mathias Bähr und Melanie Wilke, beide Universitäts- ander Gail will modernste Erkenntnisse aus maschinel- medizin Göttingen, Florentin Wörgötter, Universität lem Lernen und Robotik nutzen, um Bewegungsmus- Göttingen, und Hansjörg Scherberger, Deutsches ter objektiv, standardisiert und benutzerfreundlich zu Primatenzentrum, gehören, will Erkenntnisse aus erfassen. „Wir werden unsere Expertise in den Berei- maschinellem Lernen und Robotik nutzen, um die chen der Körper- und Augenbewegungen bei Men- objektive Beurteilung von Bewegungsmustern zu schen und Affen, der Neurophysiologie und klinischen verbessern. Das Forscherteam erhält dafür knapp 1,2 Neurologie sowie der Prothetik und Robotik bündeln“, Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren sagt Alexander Gail. aus der Förderlinie „Big Data in den Lebenswissen- schaften der Zukunft“, die von der Initiative „Nieder- Erfassen von Bewegungen mit Computerprogrammen sächsisches Vorab“ der Volkswagenstiftung ausge- schrieben wurde. Mit Hilfe modernster digitaler Methoden sollen Geh- und Greifbewegungen in bislang nicht umsetzbarer „Bewegungsstörungen wie Zittern, Lähmungen oder Präzision gemessen und modelliert werden, um da- Störungen der Muskelspannung betreffen viele Pati- rauf aufbauend diagnostische Werkzeuge für indivi- enten, die an Schlaganfällen oder neurodegenerativen dualisierte Therapieansätze, beispielsweise bei Par- Erkrankungen wie Parkinson oder Multipler Sklerose kinson- oder Schlaganfallpatienten, zu ermöglichen. 14 DPZ aktuell, August 2019
Highlights aus der Forschung Dabei spielen die Untersuchungen zur Motorik bei Recognizing pathological movement Affen eine wichtige Rolle, sie sind die Grundlage für patterns – with the help of artificial die spätere Anwendung am Menschen. „Unser Ziel ist es, ein preiswertes, leicht zu bedienendes System intelligence zu entwickeln, das flächendeckend zur Diagnose und Therapiekontrolle bei Bewegungsstörungen einge- Research project “Deep Movement Diagnostics” receives setzt werden kann“, sagt Projektleiter Alexander Gail. around 1.2 million euros for the development of three- dimensional reconstructions of movement patterns „Leichte Anwendbarkeit und geringer Aufwand für die Durchführung der Untersuchungen sind wichtige Reliably evaluating walking and gripping movements Faktoren, um die Akzeptanz bei den Patienten zu erhö- of patients is essential for the diagnosis and therapy hen“, sagt Melanie Wilke, Direktorin des Instituts für of movement disorders, for example after a stroke or Kognitive Neurologie. „Wir versprechen uns von den in Parkinson’s syndromes. However, the success of this neuen videobasierten Methoden einen qualitativen challenging diagnostic procedure depends to a large Sprung gegenüber den derzeitigen klinischen Unter- extent on the experience and skills of the attending suchungstechniken.“ physician. This is where the “Deep Movement Diag- nostics” project, coordinated by Alexander Gail, scien- Neben der reinen Diagnostik will das Forscherteam tist at the German Primate Center, comes in. The team, komplexe Bewegungsabläufe bei gesunden Proban- which also includes Mathias Bähr and Melanie Wilke, den und bei Affen untersuchen, um so die neurophy- both University Medical Center Göttingen, Floren- siologischen Grundlagen von Bewegungsstörungen tin Wörgötter, University of Göttingen, and Hansjörg besser zu verstehen. Scherberger, DPZ, wants to use findings from machine Das Forscherteam des Projekts „Deep Movement Diagnostics“ (von links): Prof. Melanie Wilke und Prof. Mathias Bähr, beide Universi- tätsmedizin Göttingen, Prof. Alexander Gail, DPZ, Prof. Florentin Wörgötter, Universität Göttingen, und Prof. Hansjörg Scherberger, DPZ. The research team of the „Deep Movement Diagnostics“ project (from left): Prof. Melanie Wilke and Prof. Mathias Bähr, both Uni- versity Medical Center Göttingen, Prof. Alexander Gail, German Primate Center, Prof. Florentin Wörgötter, University of Göttingen, and Prof. Hansjörg Scherberger, German Primate Center. Photo: Karin Tilch DPZ aktuell, August 2019 15
Highlights aus der Forschung learning and robotics to improve the objective assess- Maesuring movements with computer programs ment of movement patterns. The research team will receive about 1.2 million euros over a period of three Using state-of-the-art digital methods, walking and years from the “Big Data in the Life Sciences of the Fu- gripping movements will be measured and modeled ture” funding line, which was put out to tender by the with previously unattainable precision to provide diag- “Niedersächsisches Vorab” initiative of the Volkswagen nostic tools for individualized therapeutic approaches, Foundation. for example for Parkinson’s or stroke patients. The stud- ies on motor skills in monkeys play an important role in “Movement disorders such as trembling, paralysis or this, they are the basis for later applications to humans. muscle tension disorders affect many patients suffer- “Our goal is to develop an inexpensive, easy-to-use sys- ing from strokes or neurodegenerative diseases such tem for a widespread use in diagnosis and monitoring as Parkinson’s or multiple sclerosis. The precise and re- of therapies of movement disorders,” says project leader producible recording of mobility restrictions represents Alexander Gail. a major challenge in diagnostics and therapy control, as this requires experienced doctors who are not always “Ease of use and low effort for carrying out the exami- available,” explains Mathias Bähr, Director of the Neu- nations are important factors in increasing patient ac- rological Clinic at Göttingen University Hospital. ceptance,” says Melanie Wilke, Director of the Institute of Cognitive Neurology. “We expect the new video- This is where the “Deep Movement Diagnostics” project based methods to allow a qualitative leap forward comes in. The campus-spanning research team around compared to current clinical investigation techniques. Alexander Gail wants to use most modern develop- ments in machine learning and robotics, to capture In addition to diagnostics, the research team wants to movement patterns objectively, standardized and user investigate complex movement sequences in healthy friendly. “We will bundle our expertise in body and eye volunteers and monkeys in order to better understand movement research in humans and monkeys, neuro- the neurophysiological basics of movement disorders. physiology and clinical neurology as well as prosthetics and robotics,” says Alexander Gail. Das DPZ in 37 Sekunden Wie steuert unser Gehirn Aufmerksamkeit? Können wir krebsauslösende Viren stoppen? Warum verän- dern soziale Beziehungen unser Verhalten? Das DPZ forscht seit über 40 Jahren zu diesen und anderen Fragen mit und über Primaten. In unserem neuen Youtube-Trailer kann man sich jetzt einen Über- blick über die tägliche Arbeit der Wissenschaftler im Schnelldurchlauf verschaffen. In 37 Sekunden wird die ganze Bandbreite der Forschung des DPZ gezeigt: Infektionsforschung, Neurowissenschaften und Primatenbiologie – von Molekül bis zum Verhal- ten. Viel Spaß beim Reinschauen! Zum Video gelangen Sie hier: 16 DPZ aktuell, August 2019
Highlights aus der Forschung Ein männlicher Mantelaffe (Colobus guereza). In dieser Affenart wurde jetzt ein neues Herpesvirus identifiziert. A mantled guereza (Colobus guereza). Infection researchers at the DPZ have identified a novel herpesvirus in this monkey species. Photo: Jukka Jantunen/Shutterstock.com Neues Virus in Mantelaffen entdeckt Infektionsforscher am DPZ identifizieren neuen Erreger aus der Familie der Herpesviren Das Kaposi-Sarkom-Herpesvirus (KSHV) verursacht KSHV-assoziierte Krebserkrankungen treten im Men- beim Menschen bösartige Krebserkrankungen wie das schen sehr häufig aufgrund einer zusätzlichen Infek- Kaposi-Sarkom (KS) und das primäre Effusionslym- tion mit immunsupprimierenden Viren, wie beispiels- phom (PEL). Wissenschaftler der Abteilung Infektions- weise dem Humanen Immundefizienzvirus (HIV), auf. biologie, der Nachwuchsgruppe Herpesviren und der Afrika ist daher aufgrund der HIV-Epidemie besonders Serviceeinheit Pathologie am DPZ haben kürzlich ein schwer betroffen, dort sind rund zehnmal so viele KSHV-verwandtes Virus in Mantelaffen (Colobus gue- Menschen wie in Deutschland mit KSHV infiziert. reza kikuyensis) entdeckt, die an KS- und PEL-ähnlichen Etwa zehn Prozent der KS-Fälle werden in Afrika auch Erkrankungen litten. Das neu entdeckte Virus, genannt in HIV-negativen Personen beobachtet. Da KS schon „Colobine Gammaherpesvirus 1“ (CbGHV1), wurde in in der Zeit vor der explosionsartigen Ausbreitung von Tumorzellen der Affen nachgewiesen, was darauf hin- HIV in Teilen Afrikas ein sehr häufiger Tumor war, ist deutet, dass es für die Erkrankung der Tiere verant- eine Beteiligung genetischer Faktoren bei der Entste- wortlich war. Diese Schlussfolgerung wurde zusätzlich hung des KS wahrscheinlich. dadurch gestützt, dass die Forscher keine anderen Viren identifizieren konnten, die zur Ausbildung der Krebs- Auch bei Neu- und Altweltaffen wurden bereits KSHV- erkrankungen hätten beigetragen können. Die Erfor- ähnliche Viren beschrieben. Die Tiere erkrankten je- schung des neuen Virus könnte zukünftig zum besseren doch nur, wenn sie gleichzeitig mit einem anderen Verständnis der Erkrankung im Menschen und zur Ent- Virus infiziert waren, das das Immunsystem der Tiere wicklung von Therapien gegen KS und PEL beitragen. unterdrückt. So infiziert beispielsweise das Retroperi- DPZ aktuell, August 2019 17
Highlights aus der Forschung Dr. Artur Kaul ist Leiter der Vi- ist daher wahrscheinlich, dass die CbGHV1-Infektion rusdiagnostik in der Abtei- allein ausreichend war, um die Krebserkrankung aus- lung Infektionsbiologie am zulösen. Die Ergebnisse der Studie wurden in zwei DPZ. Dr. Artur Kaul is head Manuskripten im Fachjournal „Emerging Infectious of virus diagnostics at the In- fection Biology Unit at the Diseases“ publiziert. German Primate Center. Photo: Karin Tilch „Wir hoffen, dass die Erforschung des neuen Virus dazu beiträgt, die KSHV-Infektion des Menschen bes- ser zu verstehen“ sagt Artur Kaul, Leiter der Virusdi- agnostik in der Abteilung Infektionsbiologie am DPZ und einer der Autoren der Studie. „Das Kaposi-Sarkom ist eine vernachlässigte tropische Infektionskrankheit und neue Ansätze zur Therapie und Prävention wer- toneale Fibromatosis-assoziierte Herpesvirus Südliche den dringend benötigt. Ein Primatenmodell könnte Schweinsaffen (Macaca nemestrina) und löst in den diese Ansätze wesentlich voranbringen.“ Tieren eine PEL-ähnliche Erkrankung aus. Dazu kommt es jedoch nur, wenn die Tiere auch gleichzeitig mit dem HIV-ähnlichen Affenimmundefizienzvirus (SIV) Novel virus discovered in mantled infiziert sind. guerezas Mantelaffen entwickeln Krebs ohne Immunsuppri- mierung DPZ infection researchers identify new pathogen from the herpesvirus family Die Untersuchung von Proben zweier in Zoos gehal- tener Mantelaffen (Geschwister) durch die Wissen- Kaposi’s sarcoma herpesvirus (KSHV) causes the cancers schaftler in der Abteilung Infektionsbiologie, der Kaposi’s sarcoma (KS) and primary effusion lymphoma Nachwuchsgruppe Herpesviren und der Pathologie (PEL) in humans. Scientists from the Infection Biology am DPZ ergab, dass die Tiere an einer KS- beziehungs- Unit, the Junior Research Group Herpesviruses and the weise PEL-ähnlichen Erkrankung litten. In den Tieren Pathology Unit at the DPZ have recently discovered a konnte ein neuer Erreger aus der Familie der Herpes- KSHV-related virus in mantled guerezas (Colobus guer- viren nachgewiesen werden, dem die Forscher den Namen KSHV Mensch/human Homo sapiens „Colobine Gammaherpesvirus Mantelaffe/mantled guereza 1“ (CbGHV1) gaben. Die Analy- CbGHV1 Colobus guereza se der Erbinformation des neu- RFHVMn Südlicher Schweinsaffe/Southern pig-tailed macaque Macaca nemestrina en Virus in Zusammenarbeit Südlicher Schweinsaffe/Southern pig-tailed macaque mit Thomas Schulz, Professor MneRV2 Macaca nemestrina für Virologie an der Medizini- Japanmakak/Japanese macaque JMRV Macaca fuscata schen Hochschule Hannover, ergab, dass diese sehr ähnlich RRV 17577 Rhesusaffe/rhesus monkey aufgebaut ist wie die Erbinfor- RRV 26 -95 Macaca mulatta mation des menschlichen Erre- Verwandtschaft verschiedener Rhadinoviren, die in Affen vorkommen. Das neue Colobine gers KSHV. Das CbGHV1 wurde Gammaherpesvirus 1 (CbGHV1) ist dem Fibromatose-assoziierten Herpesvirus (RFHVMn) in den Krebszellen der infizier- der Südlichen Schweinsaffen (Macaca nemestrina) am nächsten und zeigt auch eine höhere ten Tiere nachgewiesen und genetische Ähnlichkeit mit dem menschlichen Kaposi-Sarkom-assoziierten Herpesvirus hatte sich stark ausgebreitet. (KSHV). RRV – Rhesusaffen-Rhadinovirus, MneRV2 – Macaca nemestrina-Rhadinovirus 2, Im Gegensatz dazu wurden JMRV – Japanmakaken-Rhadinovirus. Pylogenetic relationship of selected rhadinoviruses from monkeys. The new Colobine gammaherpesvirus 1 (CbGHV1) is most closely related to the keine Hinweise auf eine gleich- fibromatosis-associated herpesvirus (RFHVMn) of the Southern pig-tailed macaque (Macaca zeitige Infektion mit SIV oder nemestrina) and shows also a higher genetic similarity to the human Kaposi’s sarcoma-associ- einem anderen immunsuppri- ated herpesvirus (KSHV). RRV – rhesus monkey rhadinovirus, MneRV2 – Macaca nemestrina mierenden Virus gefunden. Es rhadinovirus 2, JMRV – Japanese macaque rhadinovirus. Figure: Artur Kaul 18 DPZ aktuell, August 2019
Highlights aus der Forschung eza kikuyensis) suffering from KS and PEL-like diseases. The newly discovered virus, called “Colobine gamma- herpesvirus 1” (CbGHV1), was detected in tumor cells of the afflicted animals, suggesting that it was respon- sible for the disease. This conclusion was supported by the absence of other virus infections that might have contributed to cancer development. Research on the new virus could contribute to a better understanding of the disease in humans and might promote the de- velopment of therapies against KS and PEL. Mikroskopische Aufnahme in zehnfacher Vergrößerung eines primären Effusionslymphoms im Mantelaffen. Zu sehen sind The development of KSHV-associated cancers in hu- angefärbte Rundzellen, welche in die die Lunge umgebende Bin- mans is very often associated with coinfection with an degewebsschicht (Pleura pulmonalis) und die Pleurahöhle ein- immunosuppressive virus such as the human immu- gewandert sind. Micrograph in tenfold magnification of a pri- nodeficiency virus (HIV). Therefore, Africa is particu- mary effusion lymphoma in a mantled guereza. Stained round larly affected as a consequence of the HIV epidemic. In cells can be seen, which have migrated into the connective tissue addition, KSHV prevalence in Africa is approximately layer surrounding the lung (Pleura pulmonalis) and the pleura ca- vity. Photo: Kerstin Mätz-Rensing more than tenfold higher than in Germany. Around ten percent of the KS cases in Africa are observed in HIV-negative individuals, and KS was already a highly mals and had spread massively within the animals. In prevalent cancer in some parts of Africa before the ex- contrast, no evidence of simultaneous infection with plosive spread of HIV, which suggests that genetic fac- SIV or any other immunosuppressive virus was found. tors may also be involved in the development of the Therefore, CbGHV1 infection alone was likely suffi- disease. cient to cause cancer. The results of the study were published in two manuscripts in the journal “Emerg- KSHV-like viruses have also been identified in New and ing Infectious Diseases”. Old World monkeys. However, the animals only develop “We hope that research on the new virus will contribute disease upon coinfection with a virus that is able to sup- to a better understanding of human KSHV infection,” press the hosts’ immune system. For instance, the retro- says Artur Kaul, leader of virus diagnostics at the Infec- peritoneal fibromatosis-associated herpesvirus infects tion Biology Unit at the DPZ and one of the authors of Southern pig-tailed macaques (Macaca nemestrina) the studies. “Kaposi’s sarcoma is a neglected tropical and triggers a PEL-like disease in these animals. How- infectious disease and new approaches to therapy and ever, this predominantly occurs if animals are simulta- prevention are urgently needed. A primate model could neously infected with the HIV-like simian immunodefi- significantly advance these approaches”. ciency virus (SIV). Artur Kaul, Markus Hoffmann, Stefan Pöhlmann Mantled guerezas develop cancer without immuno- suppression Original publications The examination of samples of two zoo animals (sib- Dhingra A, Ganzenmueller T, Hage E, Suárez NM, Mätz- lings) by scientists of the Infection Biology Unit, the Rensing K, Widmer D, Pöhlmann S, Davison AJ, Schulz Junior Research Group Herpesviruses and the Pathol- TF, Kaul A (2019): Novel Virus Related to Kaposi’s Sar- ogy Unit at the DPZ revealed that the animals suf- coma–Associated Herpesvirus from Colobus Monkey. fered from a KS- or PEL-like disease. A novel virus of Emerging Infectious Diseases, 25 (8): 1548-1551, DOI: the herpesvirus family was detected in the animals 10.3201/eid2508.181802 and was named “Colobine gammaherpesvirus 1” (Cb- GHV1) by the researchers. Genetic analyses conduct- Grewer A, Bleyer M, Mätz-Rensing K, Hahn AS, Rügge- ed in collaboration with Thomas Schulz, Professor of berg T, Babaryka G, Zimmermann A, Pöhlmann S, Kaul A Virology at the Hannover Medical School, proved that (2019): Kaposi Sarcoma in Mantled Guereza. Emerging CbGHV1 is very similar to the human pathogen KSHV. Infectious Diseases, 25 (8): 1552-1555, DOI: 10.3201/ CbGHV1 was detected in cancer cells of infected ani- eid2508.181804 DPZ aktuell, August 2019 19
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