1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...

Die Seite wird erstellt Albert Krauß
 
WEITER LESEN
1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
alma
 Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen

                                                1/1998
1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
EDITORIAL

                                Carla Wassmer,         Georges Fischer,
                                Präsidentin HSV        Rektor HSG

Sie halten eine neue Zeitschrift, ein neues            Alumni-Büro (Verlag und Marketing) sowie
Magazin in Ihren Händen. «alma - das Alumni-           Pressestelle der HSG (Redaktion) haben in ge-
Magazin der Universität St. Gallen», das die seit      meinsamer Arbeit das Konzept dieser neuen
Jahrzehnten erscheinenden «St. Galler Hoch-            Zeitschrift entworfen und umgesetzt. Im Zei-
schulnachrichten» ablöst, markiert einen Neu-          chen des Jubiläums «100 Jahre HSG» kommt
beginn.                                                zwar diesmal in verschiedenen Beiträgen auch
                                                       die Nostalgie zu ihrem Recht, der Auftakt mit
Zum einen steht es am Beginn einer neuen Ära           einer Debatte zur zukünftigen Strategie der HSG
                                                       zeigt aber, dass die Zukunft – die gemeinsame
in der Beziehung zwischen der HSG und ihren
Absolventinnen und Absolventen. Der St. Galler         Zukunft von Universität und Ehemaligen – im
Hochschulverein und die Universität haben be-          Vordergrund steht.
schlossen, gemeinsam ein Alumni-Büro einzu-
richten, das sich professionell und ständig um die     Der Name des Magazins «alma» ist nicht nur ei-
Betreuung der Ehemaligen kümmert. Seit An-             ne Abkürzung von «Alumni Magazin», sondern
fang 1998 ist dieses Alumni-Büro in Betrieb, und       weckt insbesondere die Assoziation an «Alma
das erste Resultat seiner Arbeit, ein erweitertes      Mater», die traditionelle Bezeichnung der Uni-
und neugestaltetes «Who’s Who» haben Sie vor           versität. Sie werden diese neue Publikation, ge-
wenigen Tagen erhalten.                                meinsam getragen von Hochschulverein und
                                                       Universität, in Zukunft regelmässig bekommen.
Zum zweiten soll das neue Magazin nicht wie            Wir hoffen, dass «alma» Ihnen gefällt, und wir
                                                       freuen uns auf Ihre Reaktionen.
die Vorgänger-Publikation ausschliesslich der
Chronik der HSG gewidmet sein, sondern eben-
so den Ehemaligen selbst:Wo sind die Absolven-
tinnen und Absolventen heute tätig, wie sehen
sie ihre frühere Ausbildungsstätte, was wünschen
sie ihr für die Zukunft? – So und ähnlich lauten
die Fragen, die etwa in der neuen Rubrik «Ehe-
malige im Porträt» gestellt werden können – in
diesem Heft machen Artikel über Bundesrat Ar-
nold Koller und Börse Schweiz-Chefin Antoi-
nette Hunziker-Ebneter den Auftakt. Kurznach-
richten von Ehemaligen, von regionalen Stäm-
men und aus dem Alumni-Büro vervollständigen
diese neue Komponente.                                                                                    1

alma 1/1998
1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
INHALT

                                                                                    alma
 Debatte zur Zukunft der HSG          4   Mercuria – die älteste Verbindung
 Josef Ackermann und Georges              der HSG                           24
 Fischer im Gespräch                      Die HSG-Geschichte mitgeprägt

                                          Fusionitis                           27
                                          Professor Peter Gross im Originalton
                                                                                      1/1998
                                          Arnold Koller: Vom HSG-Professor
                                          zum Justizminister                   29

 Hundert Jahre HSG: Geschichte der
 Universität im «Zeitraffer»          8
 Eine illustrierte Zeittafel

                                          Antoinette Hunziker-Ebneter:
                                          HSG-Absolventin managt Weltbörse 32

 60 Jahre IVK-HSG                    14
 Juristische Weiterbildung mit
 langer Tradition

 Unireport                           17
 Das Wintersemester 1997/98 im
 Rückblick                                HSG-Entrepreneur                     35
                                          François Loeb lanciert ein Projekt
                                          «Starthilfe für KMU-Projekte»

                                          Start                                36
                                          Die Studentenschaft präsentiert
                                          ihre Initiative «Start»

                                          Aus dem Hochschulverein              39
                                          Berichte aus dem St. Galler Hoch
                                          schulverein und dem Alumni-Büro
 Impressum                           23

                                                                                               3

alma 1/1998
1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
«Ich wünsche mir mehr
                                Studierende aus Amerika»
      Die Entwicklung der Wirtschaft ist ge-       alma: Die Universitäten stehen zu-       muss lernen, in internationalen Zusam-
                                                nehmend in einem scharfen Wettbe-           menhängen zu denken. Dazu können
     prägt von Internationalisierung und In-    werb zueinander. Wie stellen Sie sich       die Universitäten sehr viel beitragen. In
                                                zu dieser Entwicklung?                      der Studienzeit gibt es vielfältige Mög-
     tensivierung des Wettbewerbs. Trends,                                                  lichkeiten, miteinander zu diskutieren,
                                                   Georges Fischer: Die Universitäten       im Team zu arbeiten – da kann man
    die auch vor den Toren der Hochschulen      sind tatsächlich von der Globalisierung     sehr stark von den Erfahrungen anderer
                                                und vom Wettbewerbsdruck voll erfasst       Menschen und durch die Auseinander-
          nicht mehr Halt machen. alma bat      worden. Wir bejahen diese Entwick-          setzung mit anderen Kulturen profitie-
                                                lung und wünschen uns geradezu Kon-
     Dr. Josef Ackermann, Mitglied des Vor-     kurrenz zwischen den Universitäten.
                                                Ein wichtiger Aspekt ist dabei für uns         «Wer erfolgreich sein möchte, der
     standes Deutsche Bank AG, mit Rektor       die Internationalisierung. Sie bildet ei-      muss lernen, in internationalen Zu-
                                                nen Schwerpunkt in unserer strategi-           sammenhängen zu denken. Dazu kön-
     Prof. Dr. Georges Fischer die Strategie    schen Positionierung.                          nen die Universitäten sehr viel bei-
                                                                                               tragen.»          Josef Ackermann
    der Universität St.Gallen zu diskutieren.     Josef Ackermann: Dem stimme ich
                                                uneingeschränkt zu. Beinahe alle Berei-     ren. Die Fähigkeit, Dinge unter ganz
       Das Gespräch, das an der HSG statt-      che der Wirtschaft sind inzwischen von      unterschiedlichen Perspektiven be-
                                                der Internationalisierung erfasst wor-      leuchten zu können, ist heute wichti-
4          fand, führte Erich Deschwanden.      den. Wer erfolgreich sein möchte, der       ger denn je. Und dafür ist es notwen-

                                                                                                                           alma 1/1998
1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
DIE DEBATTE

dig, eben auch die ganz andere angel-      gen Lehrgang auf Lizentiatsstufe, den       falsch, wenn wir nur den Shareholder-
sächsische oder asiatische Sichtweise zu   «Master of International Management»,       value-Gedanken lehren würden. Wir
kennen.                                    ausgearbeitet. Wir werden ihn dem-          müssen das vernetzte Denken pflegen
                                           nächst dem Senat vorlegen. Der Lehr-        und alle Stakeholder-Interessen einbe-
   alma: Wie gut bereitet die Univer-      gang soll, wenn möglich, im Winterse-       ziehen. Aber ich stimme überein, dass
sität St.Gallen ihre Absolventen auf die   mester 1999 starten.                        man andere Lehrmeinungen aufneh-
Internationalisierung vor?                                                             men muss. Zu unserer Strategie gehört
                                              alma: Gibt es noch andere Bereiche,      es, dass wir gezielt fremdsprachige Pro-
   Josef Ackermann: Insgesamt sehr gut.    in denen sich die Universität St.Gallen     fessoren berufen. So haben wir in den
Ich selbst habe z.B. meine Studienzeit     international öffnen sollte?                letzten Jahren zwei Norweger, einen
hier dazu genutzt, viele Kontakte zu                                                   Niederländer und einen Professor aus
ausländischen Studenten aufzubauen.           Josef Ackermann: Ja, bei den Lehrin-     Südostasien nach St.Gallen geholt.
Andererseits würde ich es begrüssen,       halten. Die HSG ist zwar bekannt
wenn die Universität die Internationa-     dafür, dass sie eine breite akademische        alma: Soll die Universität St.Gallen
lität noch stärker in den studentischen    Ausbildung vermittelt, aber ich denke,      eher Generalisten ausbilden oder Spe-
Alltag integrierte. Die HSG ist im Mo-     sie sollte sich noch stärker zum Plenum     zialisten, die sich in ein Fachgebiet ver-
ment zuerst nach Deutschland, Öster-       für die Diskussion internationaler Kon-     tieft haben?
reich und Skandinavien ausgerichtet.       zepte und Ansätze entwickeln. Neh-
Aber Internationalität beginnt heute       men sie z.B. die Debatte um das Sha-            Josef Ackermann: Während meines
im Grunde erst bei Asien und Norda-        reholder-Value-Denken, das die Ak-          Studiums habe ich es sehr geschätzt,
merika, denn dort besteht eine deutlich    tionärsinteressen priorisiert. Dem ge-      dass im Grundstudium zunächst eine
unterschiedliche Kultur. Deshalb sollte    genüber steht der breit angelegte           breite akademische Ausbildung erfolg-
versucht werden, den Anteil der Stu-       St.Galler Systemansatz, in dem alle Sta-    te, bevor dann die – ohne Zweifel not-
denten aus solchen Ländern weiter zu       keholder-Interessen eines Unterneh-         wendige – fachliche Vertiefung im Auf-
erhöhen. Die englische Sprache ist im      mens gleichberechtigt berücksichtigt        baustudium an die Reihe kam.Als Vor-
Wirtschaftsleben inzwischen vielmehr       werden. Der Ansatz aus Nordamerika          bereitung auf das Berufsleben finde ich
Zweit- denn Fremdsprache. Lehrveran-       dominiert aber wegen seiner hohen           diese Lösung optimal. Denn dort muss
staltungen in Englisch sollten deshalb     Akzeptanz an den Kapitalmärkten die         man sich ohnehin zuerst weiter spezia-
zur Selbstverständlichkeit werden.         Diskussion über das richtige Führungs-
                                           konzept seit Mitte der achtziger Jahre.
   Georges Fischer: Ich möchte auf drei    Für eine Globalisierungsstrategie ist es      «Ich denke, die Schweizer Universitä-
Vorhaben der nächsten Zukunft ver-         daher wichtig, dass man Stärken und           ten sollten sich vermehrt auf ihre
weisen, die exakt in diese Richtung ge-    Schwächen anderer Konzepte frühzei-           jeweiligen Kernkompetenzen konzen-
hen.Wir sind seit einiger Zeit an einem    tig diskutiert und analysiert. Eine sol-      trieren und dafür enger kooperieren.
internationalen Studentenaustausch-        che Toleranz in der Lehre bedeutet al-                           Josef Ackermann
programm, der Community of Europe-         lerdings keinesfalls, dass man sein eige-
an Business Schools (CEMS), beteiligt.     nes Profil aufgeben sollte.                 lisieren. In einer Führungsaufgabe be-
Wir werden diese Kooperation und                                                       nötigt man dann wieder bevorzugt die
                                              alma: Welche neuen Lehrinhalte           generalistischen Fähigkeiten. Eine an-
                                           sollte man heute diskutieren?               dere Frage ist es, ob eine Universität
   «Wir werden die Kooperation in der                                                  ebenfalls generalistisch auf allen Gebie-
   Community of European Management            Josef Ackermann: Lassen Sie mich        ten herausragende Leistungen erbrin-
   Schools und unsere fünfzig welt-        das genannte Beispiel fortführen. Seit      gen kann. Ich denke, die Schweizer
   weiten Austauschprogramme gerade        zwei bis drei Jahren wird nun auch in       Universitäten sollten sich vermehrt auf
   mit englischsprachigen Universitäten    Kontinentaleuropa die Shareholder-          ihre jeweiligen Kernkompetenzen kon-
   künftig noch verstärken.»               value-Idee immer stärker diskutiert, zu     zentrieren und dafür andererseits enger
                       Georges Fischer     einem Zeitpunkt, an dem in Amerika          kooperieren. Die Bereitschaft zur Zu-
                                           und Grossbritannien das Pendel bereits      sammenarbeit zwischen den Univer-
unsere rund fünfzig weltweiten Aus-        wieder zurückschlägt. Und ich habe          sitäten ist meines Erachtens allerdings
tauschprogramme gerade mit englisch-       nicht das Gefühl, dass wir die Richtung     noch verbesserungswürdig.
sprachigen Universitäten künftig noch      der Debatte massgeblich bestimmen.
verstärken. Ab dem kommenden Win-          Dabei würde sich meines Erachtens              Georges Fischer: Wir konzentrieren
tersemester wird auch ein englischspra-    gerade ein Ansatz, welcher die spe-         uns schon allein aus Gründen der
chiges Fachprogramm auf Doktoran-          zifischen europäischen Rahmenbedin-         knappen öffentlichen Finanzmittel auf
denstufe beginnen, in dem sämtliche        gungen stärker berücksichtigt, auf-         Kernkompetenzen. Aber man muss
Lehrveranstaltungen in Englisch abge-      drängen.                                    zwischen der Forschung und der Lehre
halten werden.Wir haben zudem einen                                                    unterscheiden. Wenn wir in der For-
Entwurf für einen rein englischsprachi-      Georges Fischer: Ich glaube, es wäre      schung Spitzenleistungen vollbringen         5

alma 1/1998
1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
DIE DEBATTE

    wollen, können wir dies nur in ausge-         Josef Ackermann: Da möchte ich            fundierte Kenntnis des Fachbereichs
    wählten Bereichen tun; einer dieser         mich anschliessen. Selbstverständlich       erste Priorität. In der Volkswirtschaft
    Bereiche muss meines Erachtens «Fi-         muss die Lehrfreiheit gewährleistet         muss man zum Beispiel alle wichtigen
    nance» sein. Daneben versuchen wir          bleiben. Aber die Kooperation von           Kausalketten und Erklärungsmodelle
    aber auch, die Lehre zu optimieren.Wir      Hochschulen und Wirtschaft ist heute        beherrschen. Daneben sollte die Uni-
    haben uns in der Vergangenheit in allzu     doch wichtiger denn je. Zum Beispiel        versität das strukturierte Denken för-
    viele Vertiefungsrichtungen dividiert       werden im Finanzbereich beinahe täg-        dern. Es gibt nichts Mühsameres, als
    und legen nun einige wieder zusam-          lich neue Instrumente entwickelt, zu        wenn jemand einen Sachverhalt logisch
    men.                                        deren korrekter Bewertung und Kon-          nicht richtig strukturieren kann. Ich
                                                trolle die Wissenschaft wertvolle Beiträ-   stelle hier leider eine Verschlechterung
      alma: Die öffentlichen Mittel für die     ge liefern kann, ja muss. Eine enge Ver-    fest.Viele Absolventen schaffen es nicht
    Universitäten fliessen immer spärlicher.    netzung liegt da sowohl im Interesse        mehr, eine logische Struktur in eine
    Sollen private Firmen die Finanzie-         der Wissenschafter als auch der Prakti-     Aktennotiz, einen Vortrag oder einen
    rungslücken mit Sponsoring schliessen?      ker. Angesichts des Mangels von Fach-       Artikel zu bringen. Neben dem Fachli-
                                                leuten für ganz spezielle Aufgaben –        chen sollten Studenten auch über das
       Georges Fischer: Ich bin ein ent-        gerade im Bereich der Finanzmathe-          Handwerkszeug der Präsentations- und
    schiedener Befürworter des Sponso-          matik, wo wir noch viel zu stark vom        Argumentationstechnik verfügen und
    ring. Manche sagen, damit gerate die        angelsächsischen Know-how abhängig          für die Arbeit im Team ausgebildet sein.
    Universität in eine neue Abhängigkeit.      sind – bietet sich heute auch das Lehr-     In den zuletzt genannten Bereichen
    Aber das stimmt überhaupt nicht, wenn       stuhlsponsoring an, um gezielt die Aus-     haben die angelsächsischen Hochschu-
    man gewisse Spielregeln einhält, die die    bildung des Nachwuchses zu fördern.         len meines Erachtens ihren eigentli-
    Universität bestimmt. Wir werden                                                        chen Vorsprung.
    künftig noch vermehrt auf Sponsoring           alma: Welche Eigenschaften sollte
    angewiesen sein, wenn wir unser Port-       heute eine Hochschulabsolventin bzw.           alma: Kann St.Gallen im Zeitalter
    folio in der Lehre erhalten wollen. Und     ein Hochschulabsolvent beim Eintritt        der Massenuniversität noch eine quali-
    das wollen wir. Deshalb haben wir uns       in die Praxis denn nun eigentlich mit-      tativ genügende Ausbildung erbringen?
    auch zum Ziel gesetzt, unseren bereits      bringen?
    überdurchschnittlich hohen Drittmit-                                                       Georges Fischer: Hier ändert sich ei-
    tel-Anteil von gegen 40 Prozent län-          Josef Ackermann: Vielleicht klingt        niges. Die Zeiten, in denen ein Dozent
    gerfristig auf 50 Prozent zu steigern.      das altmodisch, aber für mich behält die    den Studenten aus seinem selbst ge-

      D
            r. Josef Ackermann wurde am
            7. Februar 1948 im st. gallischen
            Mels/SG geboren. Er studierte
      an der Hochschule St.Gallen Wirt-
      schafts- und Sozialwissenschaften und
      vertiefte sich in die Fachrichtung
      Bankwirtschaft.
         Von 1973 bis 1977 war er Assistent
      am Institut für Nationalökonomie;
      die Promotion zum Dr. oec. erfolgte
      1977. Im selben Jahr trat Josef Acker-
      mann in die Schweizerische Kredit-
      anstalt ein, wo er sich mit Corporate
      Banking, Devisenhandel und Trea-
      sury, Investment Banking und Multi-
      national Services befasste. Gleich-
      zeitig nahm er bis 1989 an der
      Hochschule St.Gallen einen Lehr-
      auftrag für Geldpolitik und Geld-
      theorie wahr.
         1990 wurde Josef Ackermann Mit-
      glied der Generaldirektion und 1993
      Präsident der Generaldirektion der
      Schweizerischen Kreditanstalt. Seit
      1996 ist er Mitglied des Vorstandes
6     der Deutschen Bank AG.

                                                                                                                          alma 1/1998
1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
DIE DEBATTE

schriebenen Buch vorliest, sind selbst-     eine Dissertation für die Karriere bei        alma: Befürworten Sie höhere Stu-
verständlich längst vorbei. Ich stimme      weitem nicht den Stellenwert, der ihr       diengebühren?
überein, dass ein Absolvent das Grund-      manchmal nachgesagt wird.
wissen beherrschen und die Fähigkeit                                                       Josef Ackermann: Ausbildung ist die
besitzen muss, ein Problem logisch            Georges Fischer: Fast ein Viertel un-     wichtigste Investition, die ein junger
richtig zu strukturieren. Wir glauben       serer Studenten sind heute Doktoran-        Mensch im Alter von zwanzig Jahren
auch, dass wir die kommunikativen           den. Das sind zu viele. Die Dissertation    tätigen kann. Ich finde höhere Studien-
Fähigkeiten der Studenten fördern           soll der Weg für jene sein, die eine aka-   gebühren gut. Wie in Amerika und
müssen. Vor allem im Rahmen des             demische Laufbahn einschlagen möch-         England werden auch die Studenten im
Grundstudiums suchen wir nach neuen         ten. Bereits die HSG-Lizentiaten sollen     deutschen Sprachraum künftig ver-
Lehrmethoden. Die Studenten sollen          alle nötigen Fähigkeiten für eine prak-     mehrt jene Universität besuchen, die
zum Beispiel in Gruppenarbeiten ler-        tische Laufbahn mitbringen.                 sie als die beste ansehen. Wer an sich
nen, konkrete Probleme auf der Basis                                                    glaubt, der geht auch ein Risiko ein
weniger Informationen rasch zu lösen.          alma: Braucht die Universität stren-     und ist bereit, viel Geld zu investieren,
                                            gere Selektionsverfahren?                   wenn die Qualität stimmt. Selbstver-
   alma: Herr Ackermann, Sie haben                                                      ständlich muss begleitend gewährleistet
Ihr Studium mit einer Dissertation ab-        Georges Fischer: Wir befinden uns in      sein, dass sich der Begabte die notwen-
geschlossen.Würden Sie das heute wie-       einem gewissen Widerspruch. Einer-          dige Finanzierung beschaffen kann.
der tun?                                    seits sollen wir die Universität profes-
                                            sionell führen, uns unternehmerischer          Georges Fischer: Es klingt wohl wie
   Josef Ackermann: Die Dissertation        ausrichten und effizienter werden. An-      Zukunftsmusik: Der Staat sollte – im
war für mich ein gute Denkschulung          dererseits können wir unsere Kunden –       Gegensatz zur Forschung – die Lehr-
im Sinne des schon erwähnten struktu-       die Studenten – nicht auswählen. Ich        tätigkeit der Universitäten eigentlich
rierten Denkens und bringt einen auch       bin der Meinung, dass wir zu viele Stu-     nicht subventionieren, sondern die
durchaus an die intellektuellen Gren-       denten haben, die nicht an unsere Uni-      Nachfrage nach Ausbildung. Ich bin al-
zen. Der Nachteil ist, dass man mit ei-     versität gehören. Die harte Selektion in    so für höhere Studiengebühren, aber
ner Dissertation relativ alt wird, bis      den Vordiplomprüfungen soll daher           auch für eine völlige Neuordnung des
man ins Berufsleben eintritt. Sie verlän-   beibehalten beziehungsweise noch ver-       Stipendienwesens, damit nicht die
gert die Ausbildungszeit noch einmal        schärft werden. In diesem Frühjahr et-      finanziellen Verhältnisse bestimmen,
um zwei bis drei Jahre. Und heute hat       wa sind fast 40 Prozent durchgefallen.      wer studieren kann und wer nicht.

                                                                                          P
                                                                                                rofessor Dr. Georges Fischer
                                                                                                (1935) von Nohl und Laufen-
                                                                                                Uhwiesen ZH studierte Wirt-
                                                                                           schaftswissenschaften an der Hoch-
                                                                                           schule St. Gallen, wo er 1963 auch
                                                                                           doktorierte.Anschliessend war er
                                                                                           Abteilungsleiter am heutigen Institut
                                                                                           für Aussenwirtschafts-, Struktur- und
                                                                                           Regionalforschung (SIASR-HSG).
                                                                                           1972 habilitierte er sich an der HSG,
                                                                                           wurde vom St. Galler Hochschulrat
                                                                                           zum Titularprofessor ernannt und als
                                                                                           Direktor des SIASR gewählt. 1976
                                                                                           erfolgte seine Wahl als ausserordent-
                                                                                           licher Professor, 1989 jene zum Ordi-
                                                                                           narius für Volkswirtschaftslehre mit
                                                                                           besonderer Berücksichtigung der Re-
                                                                                           gionalökonomie. 1990 zum Prorektor
                                                                                           an der HSG gewählt, war er bis Ende
                                                                                           1992 Mitglied des Nationalen For-
                                                                                           schungsrates des Schweizerischen
                                                                                           Nationalfonds. Seit dem 1.April
                                                                                           1993 ist er Rektor der Universität
                                                                                           St. Gallen, seit 1995 auch Präsident
                                                                                           der Schweizerischen Hochschul-
                                                                                           rektorenkonferenz (SHRK).                7

alma 1/1998
1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
Hundert Jahre HSG:
                                    Geschichte im «Zeitraffer»
     Aus Anlass des Jubiläumsjahres «100 Jahre HSG»

     ist die «Geschichte der Universität St. Gallen» von

       Professor Dr. Dr. Karl Heinz Burmeister in einem

     umfangreichen Band nachgezeichnet worden (vgl.

         Seite 13 dieser Ausgabe). alma zeigt den Weg

    von der Handelsakademie zur Universität «im Zeit-

    raffer» und mit Bildern. Die Zeittafel hat Dr. Daniel

                                 Studer zusammengestellt.

    1898 Auf Anregung von Landammann Theodor Curti be-
         schliesst der Grosse Rat des Kantons St.Gallen am 25.
         Mai die Gründung einer «Verkehrsschule und einer
         höheren Schule (Akademie) für Handel,Verkehr und
         Verwaltung».

    1899 Eröffnungsfeier der Handelsakademie am 3. Mai im
         Westflügel der Kantonsschule. Es finden sich 7 Stu-
         denten und 85 Hörer ein. Gemäss Art. 3 der Botschaft
         an den Grossen Rat hat «die höhere Schule – Akade-
         mie – den Zweck, Schülern, welche die Merkantilab-
         teilung der Kantonsschule oder die Verkehrsschule be-
         sucht haben sowie andern Personen, welche hiefür die
         notwendige Vorbildung besitzen, eine höhere Bildung
         in den Zweigen des Handels, des Verkehrs und der
         Verwaltung zu verschaffen.» Das Studium dauert ins-
         gesamt 4 Semester.

    1900 Gründung der ersten Studentenverbindung, der
         «Mercuria San Gallensis» (vgl. Porträt ab Seite 24 die-
         ser Ausgabe).

    1904 Räumliche Trennung von Akademie und Verkehrs-
         schule. Die Verkehrsschule wird vom Kanton über-
         nommen und bezieht ein eigenes Schulhaus an der
         Rosenbergstrasse 16 (ehemaliges Waisenhaus, heute
         Winterthur-Versicherungen). Die Trägerschaft der
         Akademie wird einem Schulrat anvertraut, in wel-
         chem das Kaufmännische Directorium, der Gemein-
         derat, der Verwaltungsrat der Ortsbürgergemeinde,
         der Industrieverein und der Kaufmännische Verein
         vertreten sind. Zu Beginn des Wintersemesters
         1904/05 sind 131 Studenten immatrikuliert. Die öf-
         fentlichen Vorlesungen werden von 380 Hörern be-          Das jüngste Gebäude der HSG ist das
8        sucht.                                                    Weiterbildungszentrum, eröffnet 1995.

                                                                                                           alma 1/1998
1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
Hier begann vor 100 Jahren die Geschichte
                der HSG:Westflügel der Kantonsschule.

              1911 Umbenennung in «Städtische Handels-Hochschule»
                   (HHS). Bezug des ersten eigenen Schulhauses an der
                   Notkerstrasse 20 (heute Kantonsschule am Brühl).

              1915 Einführung eines Vorkurses für zukünftige Studenten,
                   dessen Abschlussprüfung einer kantonalen Handels-
                   maturität gleichkommt.Von nun an ist der erfolgreich
                   bestandene Vorkurs oder eine mit Diplom abgeschlos-
                   sene Mittelschule Voraussetzung zur Immatrikulation.

              1919 Die Hochschule erhält eine neue Schulordnung. Es
                   werden neu fünf Abteilungen unterschieden: eine pri-
                   vatwirtschaftliche, eine volkswirtschaftlich-juristische,
                   eine sprachlich-historische, eine technologisch-natur-
                   wissenschaftliche und eine pädagogisch-philosophi-
                   sche. Das Dozentenkollegium erhält das Recht, den
                   Rektor selber zu wählen. Dessen Amtszeit beträgt drei
                   Jahre, wobei die Möglichkeit einer einmaligen Wie-
                   derwahl besteht.

              1922 Die Prüfungsordnung schreibt drei obligatorische
                   Fächer und zwei Wahlfächer vor. Obligatorisch sind:
                   Privatwirtschaft, Volkswirtschaft und Rechtslehre.
                   Wahlfächer: Chemische und mechanische Techno-
                   logie (Warenkunde), Wirtschaftsgeographie,Versiche-
                   rungslehre, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch
                   und für Fremdsprachige Deutsch.
                                                                               9

alma 1/1998
100 JAHRE HSG

       Von 1911 bis 1962 befand sich die Handels-
       Hochschule (HHS) an der Notkerstrasse.

     1928 Am 28. November findet der erste Hochschultag statt.     Blick ins Betriebswirtschaftliche Seminar
          Er dient dem Kontakt zwischen Studenten, Dozen-          der Handels-Hochschule.
          ten, Mitgliedern des Hochschulrates sowie weiteren
          Kreisen. Auf die Nachahmung eines an Universitäten
          üblichen «Dies academicus» wird indes bewusst ver-
          zichtet. Man versteht sich nicht als Universität, son-
          dern als eine «auf die Forderungen des Wirtschaftsle-
          bens ausgerichtete Schule, die Praktiker und keine
          Wissenschaftler ausbilden will».

     1931 Verlängerung des Studiums von 4 auf 6 Semester. Das
          Dozentenkollegium erhält den Namen «Senat».
          Gründung des «Handels-Hochschulvereins».

     1932 «Veröffentlichungen der Handels-Hochschule St.Gal-
          len» (im Verlag der Fehrschen Buchhandlung), hervor-
          gegangen aus den «Betriebswirtschaftlichen Studien».

     1935 Gründung einer «Stiftung Handels-Hochschule
          St.Gallen». Erstmaliges Erscheinen der «St.Galler
          Hochschul-Nachrichten».

     1936 Erste Habilitation an der Hochschule.

     1937 Neufassung der Hochschulordnung von 1919, wobei
          die fünf Abteilungen beibehalten werden, die Wissen-
10        schaftlichkeit jedoch stärker gewichtet wird. Die

                                                                                                               alma 1/1998
100 JAHRE HSG

        Hochschule vermittelt die wissenschaftliche Ausbil-
        dung für Handel und Industrie, Bank- und Versiche-
        rungswesen, Treuhandwesen und Bücherrevision, das
        Handelslehramt sowie Verwaltung und Konsular-
        dienst.

1938 Die Handelshochschule wird zu einer öffentlich-
     rechtlichen Anstalt. Gründung des ersten Hochschu-
     linstituts, des «Schweizerischen Instituts für Verwal-
     tungskurse» (vgl. Seite 14 dieser Ausgabe).

1939 Die Rektorenkonferenz schweizerischer Hochschu-
     len beschliesst am 28. Januar die Gleichstellung der
     Handels-Hochschule St.Gallen mit den übrigen
     Schweizer Universitäten.

1940 Aufhebung des seit 1915 bestehenden Vorkurses. Die
      Maturität,Voraussetzung für die Hochschulzulassung,
      muss von nun an an einer kantonalen Mittelschule
      erworben werden. Neuordnung der öffentlichen Vor-
      lesungen ab dem Wintersemester 1940/41.
ab
1940 Vermehrte Gründung von wissenschaftlichen Insti-
      tuten.
1940/
1941 Internierte polnische Armeeangehörige beginnen an
      der Handels-Hochschule zu studieren.
                                                              Studenten in der Haupthalle des 1963
  Blick in einen Hörsaal der Handelshoch-                     gerade eröffneten Neubaus.
  schule.

                                                                                                     11

alma 1/1998
100 JAHRE HSG

     1942 Gemäss der 1939 erlassenen Promotionsordnung er-
          hält Charles Lattmann als erster Absolvent die Dok-
          torwürde. Einführung eines verwaltungswissenschaft-
          lichen Studiengangs.

     1943 Das zweite Doktorat wird an Hanny Thalmann ver-
          liehen. Die erste promovierte Frau an der Handels-
          hochschule wird 1971 auch die erste St.Galler Natio-
          nalrätin.

     1949 Verleihung des ersten Ehrendoktorats.

     1959 Kanton und Stadt St.Gallen stimmen am 29. Novem-
          ber einem Neubau der Hochschule nach Plänen des
          Architekturbüros Förderer & Otto auf dem Rosen-
          berg zu.

     1960 Studienreform und Verlängerung des Studiums auf
          7 Semester.

     1962 Umbenennung in «Hochschule St.Gallen für Wirt-
          schafts- und Sozialwissenschaften» (HSG) auf Beginn
          des Wintersemesters 1962/63.

     1963 Bezug der neuen Anlagen auf dem Rosenberg. Die
          Gesamtkosten betragen 14 Millionen Franken.            Die Pyramide über der 1989 von Bruno
                                                                 Gerosa erbauten Bibliothek ist zum foto-
                                                                 grafischen «Symbol» der heutigen Univer-
      Der modernste und grösste Hörsaal des                      sität St. Gallen geworden.
      1989 bezogenen Bibliotheksgebäudes.

12

                                                                                                            alma 1/1998
100 JAHRE HSG

1968 Studienreform mit Verlängerung des Studiums auf
     8 Semester. Auf 4 Semester Grundstudium folgen                as Jubiläum «100 Jahre HSG» ist
     4 Lizentiats-Semester, die mit dem Diplom abge-
     schlossen werden.
1970 Einführung der «Internationalen Managementge-
                                                              D    Anlass für eine Reihe von Pu-
                                                                   blikationen. Fristgerecht zum
                                                              Auftakt des Jubiläumssemesters er-
     spräche». Ein Erweiterungsbau östlich der Hochschu-      schien Anfang April der Band «Kunst
     le wird von den Stimmbürgern knapp abgelehnt.            und Architektur im Dialog – Uni-
                                                              versität St. Gallen», im Auftrag der
1971 Einführung einer neuen Promotionsordnung mit stär-       HSG herausgegeben von der Gesell-
     kerer Ausrichtung auf Wissenschaftstheorie und For-      schaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Die Publika-
     schungsmethodik. Neu besteht auch die Möglichkeit        tion stellt erstmals eingehend das Konzept der Begegnun-
     zu Gemeinschaftsdissertationen.                          gen von Architektur und Kunst im Haupt- und Biblio-
                                                              theksgebäude sowie im Weiterbildungszentrum dar. Im
1973 Eine zweite Ausbauvorlage der HSG scheitert im           ersten Teil wird vor dem Hintergrund einer architektur-
     Grossen Gemeinderat der Stadt St.Gallen.                 geschichtlichen Situierung das Zusammenspiel von
                                                              Kunst und Architektur erläutert. Der zweite Teil veran-
1976 Erlass eines neuen Trägerschaftsgesetzes, das eine       schaulicht dies auf einem Rundgang durch die Gebäude,
     schrittweise Entlastung der Stadt St.Gallen bringt.      auf dem die Werke in kurzen Essays als Stationen der
                                                              Reflexion innerhalb der Architektur vorgestellt.
1985 Die Vorlage für den Ergänzungsbau mit neuer Biblio-         Das 164seitige Buch mit 47 Farb- und 104 Schwarz-
     thek und Auditorium maximum (Architekt: Bruno            weiss-Bildern ist im Benteli-Verlag Bern erschienen, im
     Gerosa) wird in einer Volksabstimmung gutgeheissen.      Buchhandel erhältlich (Pries Fr. 78.-). Ehemalige und
                                                              Studierende erhalten das Buch direkt bei der HSG
1986 Der Kanton wird alleiniger Träger der HSG.               (Pressestelle,Telefon ++41/71/224 22 25,
                                                              Telefax ++41/71/224 28 15) zum Sonderpreis von
1987 Das berufsbegleitende Nach-Diplomstudium in Un-          68 Franken (bei Abholung) bzw. 73 Franken (bei Versand).
     ternehmensführung (NDU) wird eingerichtet.                  Ebenfalls im April erschienen ist als «Nachfolgerin»
                                                              der HSG-Geschichte von Professor Georg Thürer, die er
1988 Einrichtung eines Intensivstudiums für Führungskräf-     zum 75-Jahr-Jubiläum Anfang der Siebziger Jahre verfasst
     te in Klein- und Mittelunternehmen (KMU).                hatte, eine neue Geschichte der Universität. Professor Dr.
                                                              Dr. Karl Heinz Burmeister, Rechts-
1989 Das neue Hochschulgesetz tritt in Kraft. Neu heisst      historiker an der HSG, zeichnet die
     die HSG «Hochschule St.Gallen für Wirtschafts-,          Entwicklung der Universität von der
     Rechts- und Sozialwissenschaften». Damit wird der        Gründung 1898 bis in die jüngste Zeit
     Name den tatsächlichen Lehrgebieten angepasst: Seit      nach. Der 347 Seiten umfassende Band
     1978 verfügt die HSG nämlich über einen eigenstän-       enthält ausführliche Quellennachweise
     digen juristischen Lehrgang. Gleichzeitig wird das Bi-   und eine umfassenden Bibliografie, ver-
     bliotheksgebäude bezogen; die Zahl der Studierenden      schiedene Tabellen und ein Personen-
     beträgt jetzt über 3900.                                 namenregister. Er ist im Verlag Stämpfli erschienen und
                                                              im Buchhandel wie an der HSG (Pressestelle,Adresse
1992 Baubeginn für das Weiterbildungszentrum «Holz-           vgl. oben) zu 44 Franken (Abholung) bzw. 49 Franken
     weid».                                                   (Versand) erhältlich.
                                                                 Weitere Publikationen sind geplant über das Sympo-
1995 Offizielle Eröffnung des Weiterbildungszentrums          sium zum Thema «Arbeit», das Anfang April vom For-
     WBZ-HSG. Im Oktober tritt das revidierte Hoch-           schungsinstitut für Arbeit und Arbeitsrecht durchgeführt
     schul- bzw. Universitätsgesetz in Kraft. Die HSG         wurde, und zu den St. Galler Forschungsgesprächen, die
     heisst neu «Universität St.Gallen – Hochschule für       vom 17. bis 19. Juni in allen vier Abteilungen durchge-
     Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)».   führt werden.
                                                                 Das Forschungsinstitut für Absatz und Handel (FAH-
1996 Gründung des Nachdiplom-Lehrgangs «Master of             HSG) seinerseits hat eine Sondernummer seiner Fach-
     European an International Business Law M.B.L.-           zeitschrift «THEXIS» aus Anlass des HSG-Jubiläums der
     HSG»                                                     Thematik «Management-Szenarien 2005» gewidmet.
                                                              Rund 75 Managementforscher der Universität äussern
1998 Start des Nach-Diploms «Master of Business Enginee-      sich, wie ein Szenario 2005 für Unternehmen und Insti-
     ring» (MBE-HSG)                                          tutionen aussehen kann. Erhältlich ist das broschierte
                                                              Heft für 28 Franken beim Verlag THEXIS, Forschungs-
                                                              institut für Absatz und Handel, Bodanstrasse 8,
                                                              9000 St. Gallen.                                             13

alma 1/1998
Juristische Weiterbildung mit
                                  langer Tradition
              Das Schweizerische Institut für     juristischen Weiterbildung, insbesonde-     mende Bedeutung. Neue Gesetze und
                                                  re für Justiz und Verwaltung, aber auch     eine zunehmende Belastung der Sozi-
      Verwaltungskurse (IVK) ist das älteste      für Privatwirtschaft, Advokatur und         alversicherungen aufgrund der wirt-
                                                  nichtjuristisch ausgebildete Personen,      schaftlichen Lage führten zu einem
         Institut der Universität, es feiert im   die in Behörden tätig sind. Der Name        grossen Bedürfnis nach entsprechender
                                                  des Instituts sollte nicht missverstanden   Ausbildung. Ein weiterer Akzent lag
                  Jubiläumsjahr der HSG sein      werden: Die Verwaltungskurse enthal-        auf Fragen des Verfahrensrechts, das
                                                  ten neben Themen des Staats- und Ver-       wissenschaftlich wenig bearbeitet und
                         60jähriges Bestehen.     waltungsrecht auch solche privatrecht-      wegen der kantonalen Unterschiede
                                                  licher Natur. Die meisten Veranstaltun-     schwierig zu überschauen ist. New Pu-
                                                  gen des IVK orientieren über neue           blic Management – vor allem rechtli-
                             Von Urs Springer     Gesetze des Bundes oder der Kantone,        che Fragen in diesem Zusammenhang
                                                  behandeln Anwendungsprobleme der            – ist auch für das IVK ein Thema.
     Im Jahre 1938 gründete Professor Dr.         Praxis oder erörtern Verfahrensproble-
     Hans Nawiasky das Schweizerische In-         me und rechtspolitische Fragen. Tradi-              Verschiedene Ansprüche
     stitut für Verwaltungskurse (IVK). Na-       tionellerweise findet mindestens einmal                 berücksichtigen
     wiasky hatte vor seiner Emigration die       jährlich je eine Veranstaltung zum Fa-
     Münchner Verwaltungsakademie gelei-          milien-, Arbeits- und Mietrecht statt.      Die Leitung des Instituts legt Wert dar-
     tet. Er erkannte in der Schweiz, die im      Neuerdings werden auch gesellschafts-       auf, mit den Verwaltungskursen alle
     Gegensatz zu Deutschland keine Tradi-        rechtliche Themen zumindest einmal          Kreise anzusprechen, die an der
     tion als Beamtenstaat besass, einen Be-      pro Jahr an einer Tagung behandelt.         Rechtspflege beteiligt sind: Die Proble-
     darf nach Ausbildung der zahlreichen            In den letzten Jahren erhielt der Be-    me und unterschiedlichen Optiken von
     Nichtjuristen in der Verwaltung.Wegen        reich der Sozialversicherungen zuneh-       Verwaltung, Richtern, Rechtsanwälten
     des Redeverbotes für Ausländer musste                                                    und Unternehmen sollen gleichermas-
     der angehende Professor für alle seine                                                   sen angesprochen werden.

                                                     S
     Veranstaltungen eine Bewilligung der                teckbrief des Schweizerischen            Im vergangenen Jahr führte das IVK
     Fremdenpolizei einholen, damit er die               Instituts für Verwaltungskurse       25 Kurse durch. Die meisten davon
     Schweizer über ihren Rechtsstaat un-                (IVK-HSG):                           waren eintägige Kurse, an denen je-
     terrichten durfte. Das IVK war damals                                                    weils bis zu 200 Personen teilnahmen.
     das einzige Institut, das juristische Wei-      Tätigkeit:                               Neben den Referaten von Personen
     terbildung und Verwaltungskurse an-             Juristische Weiterbildung in öffent-     aus Lehre, Verwaltung und unterneh-
     bot. Heute sind auch diverse andere In-         lichem Recht, Privatrecht und            merischer Praxis besteht auch Raum
     stitutionen auf diesem Gebiet tätig.            Verfahrensrecht                          für Diskussionen und Fragen. Neu im
         Hans Nawiasky leitete das Institut          Gründungsjahr:                           Weiterbildungsangebot finden sich In-
     bis zu seinem Tod 1961. Sein Nachfol-           1938                                     tensivkurse, in denen ein kleinerer Teil-
     ger, Professor Dr. Willi Geiger, stand          Präsident:                               nehmerkreis (maximal 20 Personen)
     dem IVK bis 1972 vor, danach führte             Professor Dr.Alex Keel                   sich während mehreren Tagen interak-
     Professor Dr.Yvo Hangartner das Insti-          Direktion:                               tiv und in Gruppen mit einem be-
     tut bis 1995. Ihm folgte Professor Dr.          Professor Dr. Bernhard Ehrenzeller;      stimmten Thema befasst. Diese Kurse
     Ivo Schwander, der heute den Vorsitz            Professor Dr. René Schaffhauser;         stiessen auf ein sehr positives Echo, das
     der seit April dieses Jahres dreiköpfigen       Professor Dr. Ivo Schwander (Vor-        IVK erwägt bereits weitere neue For-
     Direktion mit Professor Dr. René                sitz)                                    men der Weiterbildung. Früher bot das
     Schaffhauser und Professor Dr. Bern-            Mitarbeiter(innen):                      Institut auch Kurse in der Westschweiz
     hard Ehrenzeller innehat.                       15                                       und im Tessin an. Im Tessin finden neu-
                                                     Adresse:                                 erdings wieder Kurse statt, in der West-
                 Verwaltungskurse,                   Bodanstrasse 4                           schweiz allerdings nicht mehr.
              nicht Verwaltungsrecht                 9000 St. Gallen                              Das Institut für Verwaltungskurse be-
                                                     Telefon 071 / 224 24 28                  treibt intensiv Grundlagen- und ange-
     Die hauptsächliche Tätigkeit des Insti-         Telefax 071 / 224 28 83                  wandte Forschung. Neun wissenschaft-
14   tutes bestand seit der Gründung in der          e-mail: ivk-ch@unisg.ch                  liche Mitarbeiter sind (voll oder teilzei-

                                                                                                                              alma 1/1998
AUS DEN INSTITUTEN

tig) am Institut an der Bodanstrasse              In einer eigenen Schriftenreihe ver-      «Globalisierung und politische Identität
tätig. Die Direktoren haben unter-             öffentlicht das IVK überarbeitete Refe-      der Schweiz».
schiedliche Forschungsschwerpunkte,            rate und andere Ergebnisse der ange-            Seit einigen Jahren pflegt das IVK
was gemäss Professor Schwander dem             wandten Forschung; in einer anderen          intensive Kontakte mit Forschungs-
Institut zugute kommt. Die Schwer-             Schriftenreihe (St. Galler Beiträge zum      und Bildungsinstitutionen osteuropäi-
punkte hängen im wesentlichen mit              öffentlichen Recht) werden qualifizier-      scher Staaten. Prof. Schaffhauser hält
der fachlichen Ausrichtung der Insti-          te Monographien aus Staats- und Ver-         sich seit den Umwälzungen im Osten
tutsleiter zusammen. Beispielsweise ste-       waltungsrecht publiziert. Das Institut fi-   häufig dort auf und war verschiedent-
hen Publikationen auf den Gebieten             nanziert sich grösstenteils durch Ein-       lich an der Initiation und dem Aufbau
der politischen Rechte, des Staats- und        nahmen aus Tagungen und Kursen.              von Verwaltungen beteiligt. Er veröf-
Verwaltungsrechts, des Strassenver-            Kleinere Einnahmequellen sind die            fentlichte einige Publikationen in ost-
kehrsrechts und des Familienrechts an.         Beiträge der Universität und der Mit-        europäischen Sprachen zum rechts-
   Der Bund, 24 Kantone, mehrere               glieder sowie der Verkauf von Publika-       staatlichen System und der Verwaltung
hundert Gemeinden und andere Kör-              tionen.                                      der Schweiz.
perschaften sowie über 20 Personalver-                                                         Die Probleme von Rechtsentwick-
bände sind Mitglieder des Instituts. Or-              Öffentliche Veranstaltung             lung und Rechtsstaat in Osteuropa hät-
gane des IVK sind die Kommission für                    zum 60-Jahr-Jubiläum                ten sicher auch dem Gründer des Insti-
Verwaltungskurse, der Ausschuss der                                                         tuts am Herzen gelegen.
Personalverbände und der Geschäftslei-         Aus Anlass seines 60jährigen Bestehens
tende Ausschuss. Dieser wird zur Zeit          lädt das Institut für Verwaltungskurse
von Professor Dr.Alex Keel präsidiert.         am 5. November zu einer öffentlichen
                                               Veranstaltung ein. Professor Dr. Dr. Karl
  Die Direktion des Schweizerischen Insti-     Heinz Burmeister wird dort die Ent-
  tuts für Verwaltungskurse (v.l.n.r.): René   stehungsgeschichte des IVK aufzeigen.
  Schaffhauser, Bernhard Ehrenzeller und       Im anschliessenden Podiumsgespräch
  Ivo Schwander.       (Foto Regina Kühne)     diskutieren Professoren der HSG die

                                                                                                                                       15

alma 1/1998
Unireport Winter-                                                   damit zum zweiten Mal wieder ein
                                                                                       (deutlicher) Anstieg bei den Neuein-
                                                                                       tritten zu verzeichnen. Die Zunahme
                                                                                       der Neueintritte dürfte sich gemäss

                    semester 97/98                                                     neusten Prognosen des Bundesamtes
                                                                                       für Statistik auch in Zukunft fortsetzen
                                                                                       Danach soll die Zahl der Studienanfän-
                                                                                       gerinnen und -anfänger gesamtschwei-
                                                                                       zerisch bis zum Jahr 2002 von heute
  Die «Schlagzeile» des Wintersemesters      Im Wintersemester 1997/98 waren an        rund 15'000 auf über 20'000 (plus 36
                                             der Universität St. Gallen 4217 Studie-   Prozent) anwachsen, um dann bis 2004
1997/98 war die Tatsache, dass 851 Stu-      rende immatrikuliert: Das sind fast 200   auf rund 18'000 zurückzugehen (im-
                                             mehr als im Vorjahr (4040), aber 50 we-   mer noch ein Plus von 23 Prozent).
         dierende neu ins erste Semester     niger als im «Rekordsemester» 1991/
                                             92. Dennoch liefert die Studierenden-                Promotionsfeier:
 eingetreten sind – soviele wie noch nie     statistik des abgelaufenen Semesters              Abschied von der HSG?
                                             mehrere «Höchstwerte»: Noch nie gab
  in der Geschichte der HSG. Der Beginn      es soviele Erstsemestrige (851), und      70 Doktor(inn)en und 253 Diplo-
                                             noch nie waren soviele Frauen imma-       mand(inn)en erhielten an der Promoti-
              des Jubiläumsjahres 1998 war   trikuliert (930 bzw. 22,1 Prozent aller   onsfeier im Herbst 1997 ihre Urkun-
                                             Eingeschriebenen). Der Frauenanteil       den. Die Promotionsrede widmete sich
     überschattet vom unerwarteten Tod       im ersten Semester beträgt sogar 26       dem Thema «Abschied von der HSG?»
                                             Prozent. Die Zahl der neu ins erste Se-   Die Universität St. Gallen erwarte auch
                             Hans Ulrichs.   mester eingetretenen Studierenden be-     nach dem Studienabschluss etwas von
                                             trägt 851 (Vorjahr 715). Nach einem       ihren Absolvent(inn)en, im besonderen,
                          Von Roger Tinner   leichten Rückgang in den Vorjahren ist    dass sie sich als verantwortungsbe-        17

alma 1/1998
UNIREPORT

     wusste Akademiker in Beruf und Pri-          nal Business Law M.B.L.-HSG. Die           der Hochschullandschaft 2005, insbe-
     vatleben auszeichnen, und dass sie im        Festrede zum Thema «Europa zwischen        sondere mit dem zukunftsträchtigen
     Laufe der Zeit etwas von der in der          Anspruch und Wirklichkeit» hielt Pro-      Thema der Internationalisierung der
     Praxis gewonnenen Erfahrung auch             fessor Dr. Heinrich Neisser, Präsident     Universität. Dabei herrschte Einigkeit
     der HSG zur Verfügung stellen. Ebenso        des österreichischen Nationalrats. Die     darüber, dass die internationale Aus-
     wichtig sei es, dass die Universität nicht   zweite «Auflage» des M.B.L.-Pro-           richtung und Reputation zu den zen-
     allein an dem gemessen werde, was sie        gramms ist im Juni 1997 plangemäss         tralen strategischen Erfolgspositionen
     selbst nach aussen kommuniziere und          gestartet. Als wichtigste Neuerung         einer Hochschule der Zukunft gehört,
     nach innen lehre, sondern im besonde-        wurde ein Fenster hin zu den USA           die damit letztlich auch die Wettbe-
     ren auch daran, ob ihre Ehemaligen als       geöffnet: So kommentieren in jedem         werbsfähigkeit der Standortregion und
     «Botschafter» in wichtigen Funktionen        Block amerikanische Dozenten das eu-       der Absolvent(inn)en sichern hilft.
     in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik      ropäische und internationale Gesche-           Globalisierung, zunehmender Wett-
     an der Lösung komplexer Probleme             hen aus amerikanischer Sicht.              bewerb und die Entwicklung der neu-
     unserer Zeit aktiv beteiligt seien.             Im Januar startete ein weiterer         en Informations- und Medientechno-
                                                  Nachdiplom-Lehrgang der HSG, und           logien werden auch auf dem «univer-
         Erste M.B.L.-Diplome verliehen,          zwar jener im Bereich Business En-         sitären Spielfeld» immer stärker spürbar,
          neues Nach-Diplom MBE-HSG               gineering, dessen Durchführung das         da neben den traditionellen öffentli-
                                                  Institut für Wirtschaftsinformatik über-   chen Universitäten immer mehr priva-
     Ebenfalls zu Beginn des Winterseme-          nommen hat. Gleichzeitig startete das      te, erstklassige Bildungsanbieter auftre-
     sters 1997/98 sind an der Universität        neue Institut für Medien- und Kom-         ten – oder auch amerikanische Univer-
     St. Gallen in Anwesenheit zahlreicher        munikationsmanagement           (MCM-      sitäten mit Angeboten in Europa prä-
     in- und ausländischer Gäste aus Politik,     HSG) seinen Betrieb, zu Beginn mit         sent sind. Deshalb muss sich, so der
     Justiz, Wirtschaft und Wissenschaft die      dem aus dem Institut für Wirtschaftsin-    Ausgangspunkt des Seminars, auch die
     ersten Diplome des Nachdiplomstudi-          formatik übernommenen Lehrstuhl            HSG eine klare Profilbildung geben,
     ums im Europäischen und Internatio-          von Professor Beat Schmid, zwei weite-     damit sie sich von ihren Wettbewerbern
     nalen Wirtschaftsrecht verliehen wor-        re Lehrstühle werden noch besetzt.         deutlich abgrenzen und differenzieren
     den.                                                                                    kann. Und zu einer solchen Profilbil-
        Die 54 Absolventinnen und Absol-                   Dozentenseminar zur               dung gehört insbesondere die interna-
     venten, die aus Deutschland, Liechten-                Internationalisierung             tionale Reputation der Universität. Es
     stein, Österreich, Luxemburg und der                                                    zeigt sich nämlich (wie verschiedene
     Schweiz stammen, führen den Titel ei-        Das traditionelle Dozentenseminar be-      Untersuchungen belegen), dass die Stu-
     nes Master of European and Internatio-       fasste sich in Wildhaus zu Beginn des      dierenden bei der Auswahl ihrer Uni-
                                                  Jubiläumsjahres «100 Jahre HSG» ganz       versität zunehmend auf den Vernet-
       Dozentinnen und Dozenten debattierten      im Sinne des Jubiläumsmottos «Zu-          zungsgrad im internationalen Umfeld
       zur Zukunft der Universität. (Foto tr)     kunftswerkstatt HSG» mit Szenarien         der jeweiligen Universität achten.
                                                                                                 Als mögliche Szenarien des Jahres
                                                                                             2005 zur Debatte gestellt wurden die
                                                                                             Modelle «Globalisierung der Univer-
                                                                                             sitätswelt» (in dem die internationale
                                                                                             Reputation von Universitäten neben
                                                                                             der Forschung zunehmend auch von
                                                                                             der Lehre geprägt wird), «Back to the
                                                                                             Roots» (in dem die Studierenden sich
                                                                                             als weit weniger mobil als erwartet er-
                                                                                             weisen und den direkten Kontakt zu
                                                                                             den Professoren auf einem Campus
                                                                                             weiter als beste Voraussetzung für ge-
                                                                                             zieltes Lernen erachten) und «Virtuali-
                                                                                             sierte Universitätswelt» (wo der Lern-
                                                                                             stoff etwa der Grundstufe weltweit
                                                                                             über Internet zum Selbststudium ver-
                                                                                             fügbar ist, während auf der Lizentiats-
                                                                                             stufe das Präsenzlernen «on campus»
                                                                                             weiterhin eine grosse Rolle spielt und
                                                                                             Projektseminare, die unmittelbar auf
                                                                                             die Praxis vorbereiten, zu den wichtig-
                                                                                             sten Lernszenarien zählen.
18                                                                                               Nach der lebhaften Diskussion die-

                                                                                                                            alma 1/1998
UNIREPORT

                                                                                       durch seine Persönlichkeit und seinen
                                                                                       Ansatz ganz entscheidend die Entwick-
                                                                                       lung der Universität St. Gallen.
                                                                                          Geboren 1919 in Bern, absolvierte
                                                                                       Hans Ulrich seine Studien an der ETH
                                                                                       Zürich und an der Universität Bern,
                                                                                       wo er als Dr. rer. pol. promovierte.
                                                                                       Nach mehreren Jahren Tätigkeit in der
                                                                                       Industrie sowie am betriebswirtschaft-
                                                                                       lichen Institut an der ETH habilitierte
                                                                                       er sich 1947 an der Universität Bern.
                                                                                       Nachdem er 1953 dort zum ausseror-
                                                                                       dentlichen Professor ernannt worden
                                                                                       war, folgte er 1954 einem Ruf als Or-
                                                                                       dinarius für Betriebswirtschaftslehre an
                                                                                       die Hochschule St. Gallen. Wichtigste
                                                                                       Lehrgebiete waren dabei die Organisa-
                                                                                       tions- und Unternehmungsführungs-
                                                                                       lehre. Er war aber auch Mitbegründer
                                                                                       und Leiter des Instituts für Betriebs-
                                                                                       wirtschaft (IfB) an der HSG. In Würdi-
                                                                                       gung seiner Verdienste wurde ihm die
  Radio DRS2 sendete Debatten und Jazz     platz von Live-Übertragungen von Ra-        Ehrendoktorwürde der Universitäten
  live aus der Aula der HSG.               dio DRS2. Unter dem Titel «DRS2 sur         Zürich (1977), Augsburg (1982) und
                                           place an der HSG» wurden fünf Sen-          Mannheim (1985) verliehen.
ser Szenarien befassten sich die Dozen-    dungen direkt aus der HSG-Aula                 Über die Grenzen des deutschspra-
tinnen und Dozenten – aufgeteilt je-       schweizweit übertragen.Von der Mög-         chigen Raums hinaus bekannt wurde
weils in mehrere Workshop-Gruppen –        lichkeit, live bei Jazz und Debatten zu     Hans Ulrich vor allem durch sein St.
auch mit einem Stärken-Schwächen-          aktuellen Themen dabei zu sein, mach-       Galler Management-Modell, das nicht
Profil der HSG. Die zukünftige Struk-      te auch das St. Galler Publikum regen       nur der Managementlehre entschei-
tur der Lehre stand im Mittelpunkt der     Gebrauch.                                   dende neue Impulse gab, sondern auch
zusammenfassenden Statements, wo              Die Initiative zur Sonder-Radiowo-       von vielen Unternehmen übernom-
unter anderem eine bessere Kompatibi-      che an der HSG ging vom Schweizer           men wurde.
lität mit Abschlüssen im englischspra-     Radio DRS2, bekannt als Kultursender
chigen, insbesondere amerikanischen        mit einem musikalischen Spektrum              Professor Hans Ulrich †
Raum gefordert wurde. Eine ähnliche        von Klassik bis Jazz, selbst aus. Mit den
Stossrichtung ergibt sich aus der Studie   «sur place»-Sendungen will der Sender
«The Future of Management Educati-         den direkten Kontakt mit dem Publi-
on», die Coopers&Lybrand im Auftrag        kum aufnehmen. Das Rektorat nahm
der Community of European Manage-          dieses Angebot gerne an, und so konnte
ment Schools (CEMS) erarbeitete und        sich die Universität St. Gallen für ein-
die von deren Präsidenten und HSG-         mal fünf Tage in Folge und in ganz ver-
Delegierten für internationale Aus-        schiedenen Facetten dem Schweizer
tauschprogramme, Professor Dr. Heinz       Publikum in (positive) Erinnerung
Hauser, am Dozentenseminar vorge-          rufen.
stellt wurde. Die vielfältigen Anregun-
gen und Anstösse sind nunmehr die                   Professor Hans Ulrich
Grundlage für die weiteren Arbeiten                   zu Grabe getragen
des Rektorats zur zukünftigen Ausrich-
tung und Positionierung der HSG.           Kurz vor Weihnachten erreichte die
                                           HSG die traurige Nachricht, dass Pro-
      Radio live an und von der HSG        fessor Dr. Dr. h.c. mult. Hans Ulrich in
                                           seinem 79. Lebensjahr in St. Gallen
Zwar nicht einem internationalen, aber     ganz unerwartet verstorben war. Als            Ein ausführlicher Nachruf, verfasst
immerhin einem landesweiten Publi-         Begründer einer eigenständigen Mana-        von Prorektor Professor Dr. Peter Go-
kum konnte sich die HSG bereits im         gementlehre zählte er im deutschspra-       mez, ist in der HSG-INFORMATI-
November 1997 präsentieren: Eine           chigen Raum zu den bekanntesten             ON 2/98 (erhältlich bei der Presse-
Woche lang war sie nämlich Schau-          Wirtschaftswissenschaftern und prägte       stelle der HSG) erschienen.                19

alma 1/1998
UNIREPORT

          Kausch-Preis verliehen                                                     staltung der Bereiche Technologie und
                                                                                     Technologie-Management». Diese Er-
Mitte Januar war der traditionelle Ter-                                              wartung hat Professor Seghezzi mehr
min der Dr. Kausch-Preisverleihung,                                                  als erfüllt, wie eine Bilanz seiner zehn-
den diesmal Professor Dr. Dr. h.c. Jörg                                              jährigen HSG-Tätigkeit zeigt: Heute
Baetge, Münster, «für seine Verdienste                                               gehört «sein» Institut zu den grössten
um die Grundlagenforschung im                                                        der Universität und hat sich, inzwi-
Rechnungswesen, den Konzernab-                                                       schen auf vier Professuren erweitert, in
schluss und die Weiterentwicklung der                                                Wissenschaft und Praxis einen sehr
Grundsätze ordnungsmässiger Rech-                                                    guten Namen gemacht. Unter anderem
nungslegung» erhielt. Zweck dieses mit                                               hat es bei Technologie-Wettbewerben
75'000 Franken dotierten Preises ist die                                             schon mehrere Preise für innovative
Förderung der Forschung und Praxis                                                   Entwicklungen gewonnen. Das Institut
auf dem Gebiet des finanziellen und                                                  für Technologiemanagement hat – ins-
betrieblichen Rechnungswesens der                                                    besondere durch die Ausstrahlung und
Unternehmungen.                                                                      den Praxisbezug von Professor Seg-
                                           Professor Hans Dieter Seghezzi trat auf   hezzi – wesentlich zur Verankerung der
    Rücktritt von Professor Seghezzi       Ende Wintersemester in den Ruhestand.     Universität in der produzierenden In-
                                                                                     dustrie beigetragen. Nicht unerwähnt
Auf Ende des Wintersemesters trat Pro-                                               bleiben dürfen schliesslich seine Ko-
fessor Dr. Hans Dieter Seghezzi, Extra-                                              operationsbemühungen mit der ETH,
ordinarius für Technologie, nach zehn-                                               die der so wichtigen Annäherung zwi-
jähriger Lehr- und Forschungstätigkeit                                               schen Technologie und Management in
an der HSG in den Ruhestand. Rektor                                                  Lehre und Forschung dienten und Vor-
Georges Fischer schrieb in seiner Wür-                                               bildcharakter haben.»
digung unter anderem: «Hans Dieter
Seghezzi gehört zu jenen seltenen                                                          Wegberufung und Neuwahlen
Glücksfällen für eine praxisbezogene
Universität wie die HSG, wo sich Per-                                                Professor Tomás Gil, Ordinarius für
sönlichkeiten nach jahrzehntelanger                                                  Philosophie, nahm auf Anfang April ei-
Tätigkeit und Erfahrung in obersten                                                  nen Ruf an die Technische Universität
Führungspositionen der Wirtschaft für                                                Berlin an.
eine wissenschaftliche Position ent-                                                    Der St. Galler Universitätsrat hat auf
scheiden. Seine Funktion als Verant-                                                 den 1. Oktober 1997 (Amtsantritt 1.
wortlicher für Forschung und Ent-                                                    April 1998) Professor Dr. Peter Nobel
wicklung sowie eine auch während der                                                 zum halbamtlichen, ausserordentlichen
Industrietätigkeit gepflegte publizisti-   Professor Peter Nobel wurde zum Extra-    Professor für Privat-, Handels- und
sche Arbeit haben ihn dafür prädesti-      ordinarius gewählt.                       Wirtschaftsrecht gewählt. Peter Nobel,
niert. Kaum ein Jahr nach seiner Beru-                                               1945 als Bürger von Mogelsberg und
fung konnte er – unterstützt von einer                                               Zürich geboren, ist seit 1984 Titular-
namhaft (auch aus dem Bereich der                                                    professor an der Universität St. Gallen.
Politik) besetzten Stiftung – mit der                                                Im Laufe dieses Jahres hat er sich ent-
Gründung des Instituts für Technolo-                                                 schlossen, ein grösseres Engagement für
giemanagements (ITEM) einen wichti-                                                  die HSG zu übernehmen und ist auf
gen Schritt zum Um- und Ausbau des                                                   den 1. Oktober 1997 zum Extraordina-
Technologiebereichs an der HSG ma-                                                   rius befördert worden. Professor Nobel
chen, vom traditionellen Technologie-                                                war während mehr als fünfzehn Jahren
Unterricht im Grundstudium hin zum                                                   Ersatzrichter am Obergericht/Han-
Technologiemanagement in allen Be-                                                   delsgericht des Kantons Zürich, ist seit
reichen der HSG (neben Lehre und                                                     1988 Mitglied der Eidgenössischen
Forschung auch Weiterbildung und                                                     Bankenkommission und seit 1995
Dienstleistung). Dabei hat sich das For-                                             Chefredaktor der Schweizerischen
schungsprogramm des ITEM-HSG am                                                      Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (SZW).
St.Galler Management-Konzept als ganz-                                               Ferner ist er Verfasser zahlreicher wis-
heitlichem Bezugsrahmen orientiert.                                                  senschaftlicher Publikationen in den
   Bei seiner Wahl erwartete man von       Professor Dr. Vito Roberto wurde zum      Gebieten des (internationalen) Gesell-
ihm, wie es der damalige Rektor aus-       Extraordinarius gewählt.                  schafts-, Kapitalmarkt- und Banken-
drückte, «wichtige Impulse für die Ge-                                               rechts sowie des Medienrechts.              21

alma 1/1998
UNIREPORT / IMPRESSUM

   Ebenfalls auf den 1. Oktober 1997              HSG-Professoren geehrt

                                                                                     alma
(Amtsantritt am 1. April 1998) wurde
PD Dr.Vito Roberto zum halbamtli-         Hohe Ehren durften die Professoren
chen ausserordentlichen Professor für     Knut Bleicher (Ehrendoktorat der
Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht    Universität-Gesamthochschule Siegen)
gewählt. Die St. Galler Regierung hat     und Matthias Haller (Aufnahme in die       Das Alumni-Magazin der Universität
diese Wahl inzwischen genehmigt.Vito      «Risk Management Hall of Fame» an-         St. Gallen (bis 1997: «St.Galler Hoch-
Roberto, 1960 als Bürger von Zürich       lässlich einer Feier in London) entge-     schulnachrichten»)
geboren, studierte an der Rechts- und     gennehmen.
Staatswissenschaftlichen Fakultät der                                                ISSN 1422-5980
Universität Zürich, wo er 1989 mit ei-            Neue Kunstwerke beim               1. Jahrgang, Nr. 1/1998
ner Dissertation zum Thema «Die Haf-              Weiterbildungzentrum               Auflage: 13'000 Exemplare
tung des Reiseveranstalters» zum Dr.                                                 Erscheinungsweise: alle 3 Monate
iur. promovierte. 1991 erwarb er an der   Das Weiterbildungszentrum der Uni-
University of California, Berkeley        versität St. Gallen (WBZ-HSG) ist seit     Herausgeber: St.Galler Hochschulverein
(USA), zusätzlich den Master of Law       kurzem – dank namhaften Spenden des        und Rektorat der Universität St.Gallen
(LL.M.). Nach der Rechtsanwaltsprü-       Hochschulvereins und der Weiterbil-        im Akademischen Verlag St.Gallen
fung und einer Tätigkeit als Oberassi-    dungsstufe – um markante Kunstwerke
stent und Lehrbeauftragter an der ETH     reicher. Die monumentale Bronze-           Verlagsleitung: Peter Hogenkamp
Zürich weilte er 1995/96 zu einem         skulptur «Early Forms» hat der engli-
Forschungsaufenthalt an der University    sche Künstler Tony Cragg, einer der        Chefredaktion: Roger Tinner
of Texas in Austin. Seine Habilitation    wichtigsten Exponenten zeitgenössi-
zum Thema «Schadensrecht» wurde           schen skulpturalen Schaffens, eigens für   Beiträge in dieser Ausgabe:
von der Rechtswissenschaftlichen Fa-      das WBZ gestaltet. Die Skulptur «An-       Erich Deschwanden, Peter Gross, Peter
kultät der Universität Zürich ange-       ker mit Rolle» des Schweizer Eisenpla-     Hogenkamp, François Loeb, Markus
nommen, die venia legendi für die         stikers Bernhard Luginbühl – vom St.       Rohner, Nicole Schiessl, Urs Springer,
Rechtsgebiete Privatrecht und Rechts-     Galler Hochschulverein der HSG zum         Wolfgang Winter
vergleichung erteilt.                     100-Jahr-Jubiläum geschenkt – prägt
   Dr. Thomas S. Eberle wurde neu         ihrerseits den Eingangsbereich des         Titelfoto: Christof Sonderegger
zum Privadozenten für Soziologie er-      WBZ. Im zentrumseigenen Restaurant         (Archiv Pressestelle HSG)
nannt.Ab 1983 Lehrbeauftragter an der     «intermezzo» schliesslich haben mehre-     Fotos: Regina Kühne
HSG, ist er seit 1986 Vollamtliche Do-    re Werke von Anselm Stalder ihren          Gestaltung: Norbert Völkle
zent für Soziologie.                      Platz gefunden.                            Druck: Druckerei H. Brägger,
                                                                                     Bankgasse 8, 9001 St.Gallen
  Die Luginbühl-Skulptur beim WBZ ist
  ein Geschenk des Hochschulvereins.                                                 Vertrieb/Anzeigen/Adressänderungen
                                                                                     und Zuschriften an:
                                                                                     Alumni-Büro HSG
                                                                                     Dufourstrasse 50
                                                                                     9000 St.Gallen
                                                                                     Telefon +41 71 224 30 10
                                                                                     Telefax +41 71 224 30 11
                                                                                     E-Mail: alumni@unisg.ch

                                                                                     Anzeigen- und Beilagenpreise:
                                                                                     auf Anfrage

                                                                                     Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur
                                                                                     mit Genehmigung der Herausgeber bzw.
                                                                                     der Redaktion gestattet. Für unverlangt
                                                                                     zugestellte Manuskripte wird keine Ge-
                                                                                     währ übernommen.

                                                                                                                               23

alma 1/1998
Sie können auch lesen