1/1998 almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen - HSG ...
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EDITORIAL Carla Wassmer, Georges Fischer, Präsidentin HSV Rektor HSG Sie halten eine neue Zeitschrift, ein neues Alumni-Büro (Verlag und Marketing) sowie Magazin in Ihren Händen. «alma - das Alumni- Pressestelle der HSG (Redaktion) haben in ge- Magazin der Universität St. Gallen», das die seit meinsamer Arbeit das Konzept dieser neuen Jahrzehnten erscheinenden «St. Galler Hoch- Zeitschrift entworfen und umgesetzt. Im Zei- schulnachrichten» ablöst, markiert einen Neu- chen des Jubiläums «100 Jahre HSG» kommt beginn. zwar diesmal in verschiedenen Beiträgen auch die Nostalgie zu ihrem Recht, der Auftakt mit Zum einen steht es am Beginn einer neuen Ära einer Debatte zur zukünftigen Strategie der HSG zeigt aber, dass die Zukunft – die gemeinsame in der Beziehung zwischen der HSG und ihren Absolventinnen und Absolventen. Der St. Galler Zukunft von Universität und Ehemaligen – im Hochschulverein und die Universität haben be- Vordergrund steht. schlossen, gemeinsam ein Alumni-Büro einzu- richten, das sich professionell und ständig um die Der Name des Magazins «alma» ist nicht nur ei- Betreuung der Ehemaligen kümmert. Seit An- ne Abkürzung von «Alumni Magazin», sondern fang 1998 ist dieses Alumni-Büro in Betrieb, und weckt insbesondere die Assoziation an «Alma das erste Resultat seiner Arbeit, ein erweitertes Mater», die traditionelle Bezeichnung der Uni- und neugestaltetes «Who’s Who» haben Sie vor versität. Sie werden diese neue Publikation, ge- wenigen Tagen erhalten. meinsam getragen von Hochschulverein und Universität, in Zukunft regelmässig bekommen. Zum zweiten soll das neue Magazin nicht wie Wir hoffen, dass «alma» Ihnen gefällt, und wir freuen uns auf Ihre Reaktionen. die Vorgänger-Publikation ausschliesslich der Chronik der HSG gewidmet sein, sondern eben- so den Ehemaligen selbst:Wo sind die Absolven- tinnen und Absolventen heute tätig, wie sehen sie ihre frühere Ausbildungsstätte, was wünschen sie ihr für die Zukunft? – So und ähnlich lauten die Fragen, die etwa in der neuen Rubrik «Ehe- malige im Porträt» gestellt werden können – in diesem Heft machen Artikel über Bundesrat Ar- nold Koller und Börse Schweiz-Chefin Antoi- nette Hunziker-Ebneter den Auftakt. Kurznach- richten von Ehemaligen, von regionalen Stäm- men und aus dem Alumni-Büro vervollständigen diese neue Komponente. 1 alma 1/1998
INHALT alma Debatte zur Zukunft der HSG 4 Mercuria – die älteste Verbindung Josef Ackermann und Georges der HSG 24 Fischer im Gespräch Die HSG-Geschichte mitgeprägt Fusionitis 27 Professor Peter Gross im Originalton 1/1998 Arnold Koller: Vom HSG-Professor zum Justizminister 29 Hundert Jahre HSG: Geschichte der Universität im «Zeitraffer» 8 Eine illustrierte Zeittafel Antoinette Hunziker-Ebneter: HSG-Absolventin managt Weltbörse 32 60 Jahre IVK-HSG 14 Juristische Weiterbildung mit langer Tradition Unireport 17 Das Wintersemester 1997/98 im Rückblick HSG-Entrepreneur 35 François Loeb lanciert ein Projekt «Starthilfe für KMU-Projekte» Start 36 Die Studentenschaft präsentiert ihre Initiative «Start» Aus dem Hochschulverein 39 Berichte aus dem St. Galler Hoch schulverein und dem Alumni-Büro Impressum 23 3 alma 1/1998
«Ich wünsche mir mehr Studierende aus Amerika» Die Entwicklung der Wirtschaft ist ge- alma: Die Universitäten stehen zu- muss lernen, in internationalen Zusam- nehmend in einem scharfen Wettbe- menhängen zu denken. Dazu können prägt von Internationalisierung und In- werb zueinander. Wie stellen Sie sich die Universitäten sehr viel beitragen. In zu dieser Entwicklung? der Studienzeit gibt es vielfältige Mög- tensivierung des Wettbewerbs. Trends, lichkeiten, miteinander zu diskutieren, Georges Fischer: Die Universitäten im Team zu arbeiten – da kann man die auch vor den Toren der Hochschulen sind tatsächlich von der Globalisierung sehr stark von den Erfahrungen anderer und vom Wettbewerbsdruck voll erfasst Menschen und durch die Auseinander- nicht mehr Halt machen. alma bat worden. Wir bejahen diese Entwick- setzung mit anderen Kulturen profitie- lung und wünschen uns geradezu Kon- Dr. Josef Ackermann, Mitglied des Vor- kurrenz zwischen den Universitäten. Ein wichtiger Aspekt ist dabei für uns «Wer erfolgreich sein möchte, der standes Deutsche Bank AG, mit Rektor die Internationalisierung. Sie bildet ei- muss lernen, in internationalen Zu- nen Schwerpunkt in unserer strategi- sammenhängen zu denken. Dazu kön- Prof. Dr. Georges Fischer die Strategie schen Positionierung. nen die Universitäten sehr viel bei- tragen.» Josef Ackermann der Universität St.Gallen zu diskutieren. Josef Ackermann: Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Beinahe alle Berei- ren. Die Fähigkeit, Dinge unter ganz Das Gespräch, das an der HSG statt- che der Wirtschaft sind inzwischen von unterschiedlichen Perspektiven be- der Internationalisierung erfasst wor- leuchten zu können, ist heute wichti- 4 fand, führte Erich Deschwanden. den. Wer erfolgreich sein möchte, der ger denn je. Und dafür ist es notwen- alma 1/1998
DIE DEBATTE dig, eben auch die ganz andere angel- gen Lehrgang auf Lizentiatsstufe, den falsch, wenn wir nur den Shareholder- sächsische oder asiatische Sichtweise zu «Master of International Management», value-Gedanken lehren würden. Wir kennen. ausgearbeitet. Wir werden ihn dem- müssen das vernetzte Denken pflegen nächst dem Senat vorlegen. Der Lehr- und alle Stakeholder-Interessen einbe- alma: Wie gut bereitet die Univer- gang soll, wenn möglich, im Winterse- ziehen. Aber ich stimme überein, dass sität St.Gallen ihre Absolventen auf die mester 1999 starten. man andere Lehrmeinungen aufneh- Internationalisierung vor? men muss. Zu unserer Strategie gehört alma: Gibt es noch andere Bereiche, es, dass wir gezielt fremdsprachige Pro- Josef Ackermann: Insgesamt sehr gut. in denen sich die Universität St.Gallen fessoren berufen. So haben wir in den Ich selbst habe z.B. meine Studienzeit international öffnen sollte? letzten Jahren zwei Norweger, einen hier dazu genutzt, viele Kontakte zu Niederländer und einen Professor aus ausländischen Studenten aufzubauen. Josef Ackermann: Ja, bei den Lehrin- Südostasien nach St.Gallen geholt. Andererseits würde ich es begrüssen, halten. Die HSG ist zwar bekannt wenn die Universität die Internationa- dafür, dass sie eine breite akademische alma: Soll die Universität St.Gallen lität noch stärker in den studentischen Ausbildung vermittelt, aber ich denke, eher Generalisten ausbilden oder Spe- Alltag integrierte. Die HSG ist im Mo- sie sollte sich noch stärker zum Plenum zialisten, die sich in ein Fachgebiet ver- ment zuerst nach Deutschland, Öster- für die Diskussion internationaler Kon- tieft haben? reich und Skandinavien ausgerichtet. zepte und Ansätze entwickeln. Neh- Aber Internationalität beginnt heute men sie z.B. die Debatte um das Sha- Josef Ackermann: Während meines im Grunde erst bei Asien und Norda- reholder-Value-Denken, das die Ak- Studiums habe ich es sehr geschätzt, merika, denn dort besteht eine deutlich tionärsinteressen priorisiert. Dem ge- dass im Grundstudium zunächst eine unterschiedliche Kultur. Deshalb sollte genüber steht der breit angelegte breite akademische Ausbildung erfolg- versucht werden, den Anteil der Stu- St.Galler Systemansatz, in dem alle Sta- te, bevor dann die – ohne Zweifel not- denten aus solchen Ländern weiter zu keholder-Interessen eines Unterneh- wendige – fachliche Vertiefung im Auf- erhöhen. Die englische Sprache ist im mens gleichberechtigt berücksichtigt baustudium an die Reihe kam.Als Vor- Wirtschaftsleben inzwischen vielmehr werden. Der Ansatz aus Nordamerika bereitung auf das Berufsleben finde ich Zweit- denn Fremdsprache. Lehrveran- dominiert aber wegen seiner hohen diese Lösung optimal. Denn dort muss staltungen in Englisch sollten deshalb Akzeptanz an den Kapitalmärkten die man sich ohnehin zuerst weiter spezia- zur Selbstverständlichkeit werden. Diskussion über das richtige Führungs- konzept seit Mitte der achtziger Jahre. Georges Fischer: Ich möchte auf drei Für eine Globalisierungsstrategie ist es «Ich denke, die Schweizer Universitä- Vorhaben der nächsten Zukunft ver- daher wichtig, dass man Stärken und ten sollten sich vermehrt auf ihre weisen, die exakt in diese Richtung ge- Schwächen anderer Konzepte frühzei- jeweiligen Kernkompetenzen konzen- hen.Wir sind seit einiger Zeit an einem tig diskutiert und analysiert. Eine sol- trieren und dafür enger kooperieren. internationalen Studentenaustausch- che Toleranz in der Lehre bedeutet al- Josef Ackermann programm, der Community of Europe- lerdings keinesfalls, dass man sein eige- an Business Schools (CEMS), beteiligt. nes Profil aufgeben sollte. lisieren. In einer Führungsaufgabe be- Wir werden diese Kooperation und nötigt man dann wieder bevorzugt die alma: Welche neuen Lehrinhalte generalistischen Fähigkeiten. Eine an- sollte man heute diskutieren? dere Frage ist es, ob eine Universität «Wir werden die Kooperation in der ebenfalls generalistisch auf allen Gebie- Community of European Management Josef Ackermann: Lassen Sie mich ten herausragende Leistungen erbrin- Schools und unsere fünfzig welt- das genannte Beispiel fortführen. Seit gen kann. Ich denke, die Schweizer weiten Austauschprogramme gerade zwei bis drei Jahren wird nun auch in Universitäten sollten sich vermehrt auf mit englischsprachigen Universitäten Kontinentaleuropa die Shareholder- ihre jeweiligen Kernkompetenzen kon- künftig noch verstärken.» value-Idee immer stärker diskutiert, zu zentrieren und dafür andererseits enger Georges Fischer einem Zeitpunkt, an dem in Amerika kooperieren. Die Bereitschaft zur Zu- und Grossbritannien das Pendel bereits sammenarbeit zwischen den Univer- unsere rund fünfzig weltweiten Aus- wieder zurückschlägt. Und ich habe sitäten ist meines Erachtens allerdings tauschprogramme gerade mit englisch- nicht das Gefühl, dass wir die Richtung noch verbesserungswürdig. sprachigen Universitäten künftig noch der Debatte massgeblich bestimmen. verstärken. Ab dem kommenden Win- Dabei würde sich meines Erachtens Georges Fischer: Wir konzentrieren tersemester wird auch ein englischspra- gerade ein Ansatz, welcher die spe- uns schon allein aus Gründen der chiges Fachprogramm auf Doktoran- zifischen europäischen Rahmenbedin- knappen öffentlichen Finanzmittel auf denstufe beginnen, in dem sämtliche gungen stärker berücksichtigt, auf- Kernkompetenzen. Aber man muss Lehrveranstaltungen in Englisch abge- drängen. zwischen der Forschung und der Lehre halten werden.Wir haben zudem einen unterscheiden. Wenn wir in der For- Entwurf für einen rein englischsprachi- Georges Fischer: Ich glaube, es wäre schung Spitzenleistungen vollbringen 5 alma 1/1998
DIE DEBATTE wollen, können wir dies nur in ausge- Josef Ackermann: Da möchte ich fundierte Kenntnis des Fachbereichs wählten Bereichen tun; einer dieser mich anschliessen. Selbstverständlich erste Priorität. In der Volkswirtschaft Bereiche muss meines Erachtens «Fi- muss die Lehrfreiheit gewährleistet muss man zum Beispiel alle wichtigen nance» sein. Daneben versuchen wir bleiben. Aber die Kooperation von Kausalketten und Erklärungsmodelle aber auch, die Lehre zu optimieren.Wir Hochschulen und Wirtschaft ist heute beherrschen. Daneben sollte die Uni- haben uns in der Vergangenheit in allzu doch wichtiger denn je. Zum Beispiel versität das strukturierte Denken för- viele Vertiefungsrichtungen dividiert werden im Finanzbereich beinahe täg- dern. Es gibt nichts Mühsameres, als und legen nun einige wieder zusam- lich neue Instrumente entwickelt, zu wenn jemand einen Sachverhalt logisch men. deren korrekter Bewertung und Kon- nicht richtig strukturieren kann. Ich trolle die Wissenschaft wertvolle Beiträ- stelle hier leider eine Verschlechterung alma: Die öffentlichen Mittel für die ge liefern kann, ja muss. Eine enge Ver- fest.Viele Absolventen schaffen es nicht Universitäten fliessen immer spärlicher. netzung liegt da sowohl im Interesse mehr, eine logische Struktur in eine Sollen private Firmen die Finanzie- der Wissenschafter als auch der Prakti- Aktennotiz, einen Vortrag oder einen rungslücken mit Sponsoring schliessen? ker. Angesichts des Mangels von Fach- Artikel zu bringen. Neben dem Fachli- leuten für ganz spezielle Aufgaben – chen sollten Studenten auch über das Georges Fischer: Ich bin ein ent- gerade im Bereich der Finanzmathe- Handwerkszeug der Präsentations- und schiedener Befürworter des Sponso- matik, wo wir noch viel zu stark vom Argumentationstechnik verfügen und ring. Manche sagen, damit gerate die angelsächsischen Know-how abhängig für die Arbeit im Team ausgebildet sein. Universität in eine neue Abhängigkeit. sind – bietet sich heute auch das Lehr- In den zuletzt genannten Bereichen Aber das stimmt überhaupt nicht, wenn stuhlsponsoring an, um gezielt die Aus- haben die angelsächsischen Hochschu- man gewisse Spielregeln einhält, die die bildung des Nachwuchses zu fördern. len meines Erachtens ihren eigentli- Universität bestimmt. Wir werden chen Vorsprung. künftig noch vermehrt auf Sponsoring alma: Welche Eigenschaften sollte angewiesen sein, wenn wir unser Port- heute eine Hochschulabsolventin bzw. alma: Kann St.Gallen im Zeitalter folio in der Lehre erhalten wollen. Und ein Hochschulabsolvent beim Eintritt der Massenuniversität noch eine quali- das wollen wir. Deshalb haben wir uns in die Praxis denn nun eigentlich mit- tativ genügende Ausbildung erbringen? auch zum Ziel gesetzt, unseren bereits bringen? überdurchschnittlich hohen Drittmit- Georges Fischer: Hier ändert sich ei- tel-Anteil von gegen 40 Prozent län- Josef Ackermann: Vielleicht klingt niges. Die Zeiten, in denen ein Dozent gerfristig auf 50 Prozent zu steigern. das altmodisch, aber für mich behält die den Studenten aus seinem selbst ge- D r. Josef Ackermann wurde am 7. Februar 1948 im st. gallischen Mels/SG geboren. Er studierte an der Hochschule St.Gallen Wirt- schafts- und Sozialwissenschaften und vertiefte sich in die Fachrichtung Bankwirtschaft. Von 1973 bis 1977 war er Assistent am Institut für Nationalökonomie; die Promotion zum Dr. oec. erfolgte 1977. Im selben Jahr trat Josef Acker- mann in die Schweizerische Kredit- anstalt ein, wo er sich mit Corporate Banking, Devisenhandel und Trea- sury, Investment Banking und Multi- national Services befasste. Gleich- zeitig nahm er bis 1989 an der Hochschule St.Gallen einen Lehr- auftrag für Geldpolitik und Geld- theorie wahr. 1990 wurde Josef Ackermann Mit- glied der Generaldirektion und 1993 Präsident der Generaldirektion der Schweizerischen Kreditanstalt. Seit 1996 ist er Mitglied des Vorstandes 6 der Deutschen Bank AG. alma 1/1998
DIE DEBATTE schriebenen Buch vorliest, sind selbst- eine Dissertation für die Karriere bei alma: Befürworten Sie höhere Stu- verständlich längst vorbei. Ich stimme weitem nicht den Stellenwert, der ihr diengebühren? überein, dass ein Absolvent das Grund- manchmal nachgesagt wird. wissen beherrschen und die Fähigkeit Josef Ackermann: Ausbildung ist die besitzen muss, ein Problem logisch Georges Fischer: Fast ein Viertel un- wichtigste Investition, die ein junger richtig zu strukturieren. Wir glauben serer Studenten sind heute Doktoran- Mensch im Alter von zwanzig Jahren auch, dass wir die kommunikativen den. Das sind zu viele. Die Dissertation tätigen kann. Ich finde höhere Studien- Fähigkeiten der Studenten fördern soll der Weg für jene sein, die eine aka- gebühren gut. Wie in Amerika und müssen. Vor allem im Rahmen des demische Laufbahn einschlagen möch- England werden auch die Studenten im Grundstudiums suchen wir nach neuen ten. Bereits die HSG-Lizentiaten sollen deutschen Sprachraum künftig ver- Lehrmethoden. Die Studenten sollen alle nötigen Fähigkeiten für eine prak- mehrt jene Universität besuchen, die zum Beispiel in Gruppenarbeiten ler- tische Laufbahn mitbringen. sie als die beste ansehen. Wer an sich nen, konkrete Probleme auf der Basis glaubt, der geht auch ein Risiko ein weniger Informationen rasch zu lösen. alma: Braucht die Universität stren- und ist bereit, viel Geld zu investieren, gere Selektionsverfahren? wenn die Qualität stimmt. Selbstver- alma: Herr Ackermann, Sie haben ständlich muss begleitend gewährleistet Ihr Studium mit einer Dissertation ab- Georges Fischer: Wir befinden uns in sein, dass sich der Begabte die notwen- geschlossen.Würden Sie das heute wie- einem gewissen Widerspruch. Einer- dige Finanzierung beschaffen kann. der tun? seits sollen wir die Universität profes- sionell führen, uns unternehmerischer Georges Fischer: Es klingt wohl wie Josef Ackermann: Die Dissertation ausrichten und effizienter werden. An- Zukunftsmusik: Der Staat sollte – im war für mich ein gute Denkschulung dererseits können wir unsere Kunden – Gegensatz zur Forschung – die Lehr- im Sinne des schon erwähnten struktu- die Studenten – nicht auswählen. Ich tätigkeit der Universitäten eigentlich rierten Denkens und bringt einen auch bin der Meinung, dass wir zu viele Stu- nicht subventionieren, sondern die durchaus an die intellektuellen Gren- denten haben, die nicht an unsere Uni- Nachfrage nach Ausbildung. Ich bin al- zen. Der Nachteil ist, dass man mit ei- versität gehören. Die harte Selektion in so für höhere Studiengebühren, aber ner Dissertation relativ alt wird, bis den Vordiplomprüfungen soll daher auch für eine völlige Neuordnung des man ins Berufsleben eintritt. Sie verlän- beibehalten beziehungsweise noch ver- Stipendienwesens, damit nicht die gert die Ausbildungszeit noch einmal schärft werden. In diesem Frühjahr et- finanziellen Verhältnisse bestimmen, um zwei bis drei Jahre. Und heute hat wa sind fast 40 Prozent durchgefallen. wer studieren kann und wer nicht. P rofessor Dr. Georges Fischer (1935) von Nohl und Laufen- Uhwiesen ZH studierte Wirt- schaftswissenschaften an der Hoch- schule St. Gallen, wo er 1963 auch doktorierte.Anschliessend war er Abteilungsleiter am heutigen Institut für Aussenwirtschafts-, Struktur- und Regionalforschung (SIASR-HSG). 1972 habilitierte er sich an der HSG, wurde vom St. Galler Hochschulrat zum Titularprofessor ernannt und als Direktor des SIASR gewählt. 1976 erfolgte seine Wahl als ausserordent- licher Professor, 1989 jene zum Ordi- narius für Volkswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung der Re- gionalökonomie. 1990 zum Prorektor an der HSG gewählt, war er bis Ende 1992 Mitglied des Nationalen For- schungsrates des Schweizerischen Nationalfonds. Seit dem 1.April 1993 ist er Rektor der Universität St. Gallen, seit 1995 auch Präsident der Schweizerischen Hochschul- rektorenkonferenz (SHRK). 7 alma 1/1998
Hundert Jahre HSG: Geschichte im «Zeitraffer» Aus Anlass des Jubiläumsjahres «100 Jahre HSG» ist die «Geschichte der Universität St. Gallen» von Professor Dr. Dr. Karl Heinz Burmeister in einem umfangreichen Band nachgezeichnet worden (vgl. Seite 13 dieser Ausgabe). alma zeigt den Weg von der Handelsakademie zur Universität «im Zeit- raffer» und mit Bildern. Die Zeittafel hat Dr. Daniel Studer zusammengestellt. 1898 Auf Anregung von Landammann Theodor Curti be- schliesst der Grosse Rat des Kantons St.Gallen am 25. Mai die Gründung einer «Verkehrsschule und einer höheren Schule (Akademie) für Handel,Verkehr und Verwaltung». 1899 Eröffnungsfeier der Handelsakademie am 3. Mai im Westflügel der Kantonsschule. Es finden sich 7 Stu- denten und 85 Hörer ein. Gemäss Art. 3 der Botschaft an den Grossen Rat hat «die höhere Schule – Akade- mie – den Zweck, Schülern, welche die Merkantilab- teilung der Kantonsschule oder die Verkehrsschule be- sucht haben sowie andern Personen, welche hiefür die notwendige Vorbildung besitzen, eine höhere Bildung in den Zweigen des Handels, des Verkehrs und der Verwaltung zu verschaffen.» Das Studium dauert ins- gesamt 4 Semester. 1900 Gründung der ersten Studentenverbindung, der «Mercuria San Gallensis» (vgl. Porträt ab Seite 24 die- ser Ausgabe). 1904 Räumliche Trennung von Akademie und Verkehrs- schule. Die Verkehrsschule wird vom Kanton über- nommen und bezieht ein eigenes Schulhaus an der Rosenbergstrasse 16 (ehemaliges Waisenhaus, heute Winterthur-Versicherungen). Die Trägerschaft der Akademie wird einem Schulrat anvertraut, in wel- chem das Kaufmännische Directorium, der Gemein- derat, der Verwaltungsrat der Ortsbürgergemeinde, der Industrieverein und der Kaufmännische Verein vertreten sind. Zu Beginn des Wintersemesters 1904/05 sind 131 Studenten immatrikuliert. Die öf- fentlichen Vorlesungen werden von 380 Hörern be- Das jüngste Gebäude der HSG ist das 8 sucht. Weiterbildungszentrum, eröffnet 1995. alma 1/1998
Hier begann vor 100 Jahren die Geschichte der HSG:Westflügel der Kantonsschule. 1911 Umbenennung in «Städtische Handels-Hochschule» (HHS). Bezug des ersten eigenen Schulhauses an der Notkerstrasse 20 (heute Kantonsschule am Brühl). 1915 Einführung eines Vorkurses für zukünftige Studenten, dessen Abschlussprüfung einer kantonalen Handels- maturität gleichkommt.Von nun an ist der erfolgreich bestandene Vorkurs oder eine mit Diplom abgeschlos- sene Mittelschule Voraussetzung zur Immatrikulation. 1919 Die Hochschule erhält eine neue Schulordnung. Es werden neu fünf Abteilungen unterschieden: eine pri- vatwirtschaftliche, eine volkswirtschaftlich-juristische, eine sprachlich-historische, eine technologisch-natur- wissenschaftliche und eine pädagogisch-philosophi- sche. Das Dozentenkollegium erhält das Recht, den Rektor selber zu wählen. Dessen Amtszeit beträgt drei Jahre, wobei die Möglichkeit einer einmaligen Wie- derwahl besteht. 1922 Die Prüfungsordnung schreibt drei obligatorische Fächer und zwei Wahlfächer vor. Obligatorisch sind: Privatwirtschaft, Volkswirtschaft und Rechtslehre. Wahlfächer: Chemische und mechanische Techno- logie (Warenkunde), Wirtschaftsgeographie,Versiche- rungslehre, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch und für Fremdsprachige Deutsch. 9 alma 1/1998
100 JAHRE HSG Von 1911 bis 1962 befand sich die Handels- Hochschule (HHS) an der Notkerstrasse. 1928 Am 28. November findet der erste Hochschultag statt. Blick ins Betriebswirtschaftliche Seminar Er dient dem Kontakt zwischen Studenten, Dozen- der Handels-Hochschule. ten, Mitgliedern des Hochschulrates sowie weiteren Kreisen. Auf die Nachahmung eines an Universitäten üblichen «Dies academicus» wird indes bewusst ver- zichtet. Man versteht sich nicht als Universität, son- dern als eine «auf die Forderungen des Wirtschaftsle- bens ausgerichtete Schule, die Praktiker und keine Wissenschaftler ausbilden will». 1931 Verlängerung des Studiums von 4 auf 6 Semester. Das Dozentenkollegium erhält den Namen «Senat». Gründung des «Handels-Hochschulvereins». 1932 «Veröffentlichungen der Handels-Hochschule St.Gal- len» (im Verlag der Fehrschen Buchhandlung), hervor- gegangen aus den «Betriebswirtschaftlichen Studien». 1935 Gründung einer «Stiftung Handels-Hochschule St.Gallen». Erstmaliges Erscheinen der «St.Galler Hochschul-Nachrichten». 1936 Erste Habilitation an der Hochschule. 1937 Neufassung der Hochschulordnung von 1919, wobei die fünf Abteilungen beibehalten werden, die Wissen- 10 schaftlichkeit jedoch stärker gewichtet wird. Die alma 1/1998
100 JAHRE HSG Hochschule vermittelt die wissenschaftliche Ausbil- dung für Handel und Industrie, Bank- und Versiche- rungswesen, Treuhandwesen und Bücherrevision, das Handelslehramt sowie Verwaltung und Konsular- dienst. 1938 Die Handelshochschule wird zu einer öffentlich- rechtlichen Anstalt. Gründung des ersten Hochschu- linstituts, des «Schweizerischen Instituts für Verwal- tungskurse» (vgl. Seite 14 dieser Ausgabe). 1939 Die Rektorenkonferenz schweizerischer Hochschu- len beschliesst am 28. Januar die Gleichstellung der Handels-Hochschule St.Gallen mit den übrigen Schweizer Universitäten. 1940 Aufhebung des seit 1915 bestehenden Vorkurses. Die Maturität,Voraussetzung für die Hochschulzulassung, muss von nun an an einer kantonalen Mittelschule erworben werden. Neuordnung der öffentlichen Vor- lesungen ab dem Wintersemester 1940/41. ab 1940 Vermehrte Gründung von wissenschaftlichen Insti- tuten. 1940/ 1941 Internierte polnische Armeeangehörige beginnen an der Handels-Hochschule zu studieren. Studenten in der Haupthalle des 1963 Blick in einen Hörsaal der Handelshoch- gerade eröffneten Neubaus. schule. 11 alma 1/1998
100 JAHRE HSG 1942 Gemäss der 1939 erlassenen Promotionsordnung er- hält Charles Lattmann als erster Absolvent die Dok- torwürde. Einführung eines verwaltungswissenschaft- lichen Studiengangs. 1943 Das zweite Doktorat wird an Hanny Thalmann ver- liehen. Die erste promovierte Frau an der Handels- hochschule wird 1971 auch die erste St.Galler Natio- nalrätin. 1949 Verleihung des ersten Ehrendoktorats. 1959 Kanton und Stadt St.Gallen stimmen am 29. Novem- ber einem Neubau der Hochschule nach Plänen des Architekturbüros Förderer & Otto auf dem Rosen- berg zu. 1960 Studienreform und Verlängerung des Studiums auf 7 Semester. 1962 Umbenennung in «Hochschule St.Gallen für Wirt- schafts- und Sozialwissenschaften» (HSG) auf Beginn des Wintersemesters 1962/63. 1963 Bezug der neuen Anlagen auf dem Rosenberg. Die Gesamtkosten betragen 14 Millionen Franken. Die Pyramide über der 1989 von Bruno Gerosa erbauten Bibliothek ist zum foto- grafischen «Symbol» der heutigen Univer- Der modernste und grösste Hörsaal des sität St. Gallen geworden. 1989 bezogenen Bibliotheksgebäudes. 12 alma 1/1998
100 JAHRE HSG 1968 Studienreform mit Verlängerung des Studiums auf 8 Semester. Auf 4 Semester Grundstudium folgen as Jubiläum «100 Jahre HSG» ist 4 Lizentiats-Semester, die mit dem Diplom abge- schlossen werden. 1970 Einführung der «Internationalen Managementge- D Anlass für eine Reihe von Pu- blikationen. Fristgerecht zum Auftakt des Jubiläumssemesters er- spräche». Ein Erweiterungsbau östlich der Hochschu- schien Anfang April der Band «Kunst le wird von den Stimmbürgern knapp abgelehnt. und Architektur im Dialog – Uni- versität St. Gallen», im Auftrag der 1971 Einführung einer neuen Promotionsordnung mit stär- HSG herausgegeben von der Gesell- kerer Ausrichtung auf Wissenschaftstheorie und For- schaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Die Publika- schungsmethodik. Neu besteht auch die Möglichkeit tion stellt erstmals eingehend das Konzept der Begegnun- zu Gemeinschaftsdissertationen. gen von Architektur und Kunst im Haupt- und Biblio- theksgebäude sowie im Weiterbildungszentrum dar. Im 1973 Eine zweite Ausbauvorlage der HSG scheitert im ersten Teil wird vor dem Hintergrund einer architektur- Grossen Gemeinderat der Stadt St.Gallen. geschichtlichen Situierung das Zusammenspiel von Kunst und Architektur erläutert. Der zweite Teil veran- 1976 Erlass eines neuen Trägerschaftsgesetzes, das eine schaulicht dies auf einem Rundgang durch die Gebäude, schrittweise Entlastung der Stadt St.Gallen bringt. auf dem die Werke in kurzen Essays als Stationen der Reflexion innerhalb der Architektur vorgestellt. 1985 Die Vorlage für den Ergänzungsbau mit neuer Biblio- Das 164seitige Buch mit 47 Farb- und 104 Schwarz- thek und Auditorium maximum (Architekt: Bruno weiss-Bildern ist im Benteli-Verlag Bern erschienen, im Gerosa) wird in einer Volksabstimmung gutgeheissen. Buchhandel erhältlich (Pries Fr. 78.-). Ehemalige und Studierende erhalten das Buch direkt bei der HSG 1986 Der Kanton wird alleiniger Träger der HSG. (Pressestelle,Telefon ++41/71/224 22 25, Telefax ++41/71/224 28 15) zum Sonderpreis von 1987 Das berufsbegleitende Nach-Diplomstudium in Un- 68 Franken (bei Abholung) bzw. 73 Franken (bei Versand). ternehmensführung (NDU) wird eingerichtet. Ebenfalls im April erschienen ist als «Nachfolgerin» der HSG-Geschichte von Professor Georg Thürer, die er 1988 Einrichtung eines Intensivstudiums für Führungskräf- zum 75-Jahr-Jubiläum Anfang der Siebziger Jahre verfasst te in Klein- und Mittelunternehmen (KMU). hatte, eine neue Geschichte der Universität. Professor Dr. Dr. Karl Heinz Burmeister, Rechts- 1989 Das neue Hochschulgesetz tritt in Kraft. Neu heisst historiker an der HSG, zeichnet die die HSG «Hochschule St.Gallen für Wirtschafts-, Entwicklung der Universität von der Rechts- und Sozialwissenschaften». Damit wird der Gründung 1898 bis in die jüngste Zeit Name den tatsächlichen Lehrgebieten angepasst: Seit nach. Der 347 Seiten umfassende Band 1978 verfügt die HSG nämlich über einen eigenstän- enthält ausführliche Quellennachweise digen juristischen Lehrgang. Gleichzeitig wird das Bi- und eine umfassenden Bibliografie, ver- bliotheksgebäude bezogen; die Zahl der Studierenden schiedene Tabellen und ein Personen- beträgt jetzt über 3900. namenregister. Er ist im Verlag Stämpfli erschienen und im Buchhandel wie an der HSG (Pressestelle,Adresse 1992 Baubeginn für das Weiterbildungszentrum «Holz- vgl. oben) zu 44 Franken (Abholung) bzw. 49 Franken weid». (Versand) erhältlich. Weitere Publikationen sind geplant über das Sympo- 1995 Offizielle Eröffnung des Weiterbildungszentrums sium zum Thema «Arbeit», das Anfang April vom For- WBZ-HSG. Im Oktober tritt das revidierte Hoch- schungsinstitut für Arbeit und Arbeitsrecht durchgeführt schul- bzw. Universitätsgesetz in Kraft. Die HSG wurde, und zu den St. Galler Forschungsgesprächen, die heisst neu «Universität St.Gallen – Hochschule für vom 17. bis 19. Juni in allen vier Abteilungen durchge- Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)». führt werden. Das Forschungsinstitut für Absatz und Handel (FAH- 1996 Gründung des Nachdiplom-Lehrgangs «Master of HSG) seinerseits hat eine Sondernummer seiner Fach- European an International Business Law M.B.L.- zeitschrift «THEXIS» aus Anlass des HSG-Jubiläums der HSG» Thematik «Management-Szenarien 2005» gewidmet. Rund 75 Managementforscher der Universität äussern 1998 Start des Nach-Diploms «Master of Business Enginee- sich, wie ein Szenario 2005 für Unternehmen und Insti- ring» (MBE-HSG) tutionen aussehen kann. Erhältlich ist das broschierte Heft für 28 Franken beim Verlag THEXIS, Forschungs- institut für Absatz und Handel, Bodanstrasse 8, 9000 St. Gallen. 13 alma 1/1998
Juristische Weiterbildung mit langer Tradition Das Schweizerische Institut für juristischen Weiterbildung, insbesonde- mende Bedeutung. Neue Gesetze und re für Justiz und Verwaltung, aber auch eine zunehmende Belastung der Sozi- Verwaltungskurse (IVK) ist das älteste für Privatwirtschaft, Advokatur und alversicherungen aufgrund der wirt- nichtjuristisch ausgebildete Personen, schaftlichen Lage führten zu einem Institut der Universität, es feiert im die in Behörden tätig sind. Der Name grossen Bedürfnis nach entsprechender des Instituts sollte nicht missverstanden Ausbildung. Ein weiterer Akzent lag Jubiläumsjahr der HSG sein werden: Die Verwaltungskurse enthal- auf Fragen des Verfahrensrechts, das ten neben Themen des Staats- und Ver- wissenschaftlich wenig bearbeitet und 60jähriges Bestehen. waltungsrecht auch solche privatrecht- wegen der kantonalen Unterschiede licher Natur. Die meisten Veranstaltun- schwierig zu überschauen ist. New Pu- gen des IVK orientieren über neue blic Management – vor allem rechtli- Von Urs Springer Gesetze des Bundes oder der Kantone, che Fragen in diesem Zusammenhang behandeln Anwendungsprobleme der – ist auch für das IVK ein Thema. Im Jahre 1938 gründete Professor Dr. Praxis oder erörtern Verfahrensproble- Hans Nawiasky das Schweizerische In- me und rechtspolitische Fragen. Tradi- Verschiedene Ansprüche stitut für Verwaltungskurse (IVK). Na- tionellerweise findet mindestens einmal berücksichtigen wiasky hatte vor seiner Emigration die jährlich je eine Veranstaltung zum Fa- Münchner Verwaltungsakademie gelei- milien-, Arbeits- und Mietrecht statt. Die Leitung des Instituts legt Wert dar- tet. Er erkannte in der Schweiz, die im Neuerdings werden auch gesellschafts- auf, mit den Verwaltungskursen alle Gegensatz zu Deutschland keine Tradi- rechtliche Themen zumindest einmal Kreise anzusprechen, die an der tion als Beamtenstaat besass, einen Be- pro Jahr an einer Tagung behandelt. Rechtspflege beteiligt sind: Die Proble- darf nach Ausbildung der zahlreichen In den letzten Jahren erhielt der Be- me und unterschiedlichen Optiken von Nichtjuristen in der Verwaltung.Wegen reich der Sozialversicherungen zuneh- Verwaltung, Richtern, Rechtsanwälten des Redeverbotes für Ausländer musste und Unternehmen sollen gleichermas- der angehende Professor für alle seine sen angesprochen werden. S Veranstaltungen eine Bewilligung der teckbrief des Schweizerischen Im vergangenen Jahr führte das IVK Fremdenpolizei einholen, damit er die Instituts für Verwaltungskurse 25 Kurse durch. Die meisten davon Schweizer über ihren Rechtsstaat un- (IVK-HSG): waren eintägige Kurse, an denen je- terrichten durfte. Das IVK war damals weils bis zu 200 Personen teilnahmen. das einzige Institut, das juristische Wei- Tätigkeit: Neben den Referaten von Personen terbildung und Verwaltungskurse an- Juristische Weiterbildung in öffent- aus Lehre, Verwaltung und unterneh- bot. Heute sind auch diverse andere In- lichem Recht, Privatrecht und merischer Praxis besteht auch Raum stitutionen auf diesem Gebiet tätig. Verfahrensrecht für Diskussionen und Fragen. Neu im Hans Nawiasky leitete das Institut Gründungsjahr: Weiterbildungsangebot finden sich In- bis zu seinem Tod 1961. Sein Nachfol- 1938 tensivkurse, in denen ein kleinerer Teil- ger, Professor Dr. Willi Geiger, stand Präsident: nehmerkreis (maximal 20 Personen) dem IVK bis 1972 vor, danach führte Professor Dr.Alex Keel sich während mehreren Tagen interak- Professor Dr.Yvo Hangartner das Insti- Direktion: tiv und in Gruppen mit einem be- tut bis 1995. Ihm folgte Professor Dr. Professor Dr. Bernhard Ehrenzeller; stimmten Thema befasst. Diese Kurse Ivo Schwander, der heute den Vorsitz Professor Dr. René Schaffhauser; stiessen auf ein sehr positives Echo, das der seit April dieses Jahres dreiköpfigen Professor Dr. Ivo Schwander (Vor- IVK erwägt bereits weitere neue For- Direktion mit Professor Dr. René sitz) men der Weiterbildung. Früher bot das Schaffhauser und Professor Dr. Bern- Mitarbeiter(innen): Institut auch Kurse in der Westschweiz hard Ehrenzeller innehat. 15 und im Tessin an. Im Tessin finden neu- Adresse: erdings wieder Kurse statt, in der West- Verwaltungskurse, Bodanstrasse 4 schweiz allerdings nicht mehr. nicht Verwaltungsrecht 9000 St. Gallen Das Institut für Verwaltungskurse be- Telefon 071 / 224 24 28 treibt intensiv Grundlagen- und ange- Die hauptsächliche Tätigkeit des Insti- Telefax 071 / 224 28 83 wandte Forschung. Neun wissenschaft- 14 tutes bestand seit der Gründung in der e-mail: ivk-ch@unisg.ch liche Mitarbeiter sind (voll oder teilzei- alma 1/1998
AUS DEN INSTITUTEN tig) am Institut an der Bodanstrasse In einer eigenen Schriftenreihe ver- «Globalisierung und politische Identität tätig. Die Direktoren haben unter- öffentlicht das IVK überarbeitete Refe- der Schweiz». schiedliche Forschungsschwerpunkte, rate und andere Ergebnisse der ange- Seit einigen Jahren pflegt das IVK was gemäss Professor Schwander dem wandten Forschung; in einer anderen intensive Kontakte mit Forschungs- Institut zugute kommt. Die Schwer- Schriftenreihe (St. Galler Beiträge zum und Bildungsinstitutionen osteuropäi- punkte hängen im wesentlichen mit öffentlichen Recht) werden qualifizier- scher Staaten. Prof. Schaffhauser hält der fachlichen Ausrichtung der Insti- te Monographien aus Staats- und Ver- sich seit den Umwälzungen im Osten tutsleiter zusammen. Beispielsweise ste- waltungsrecht publiziert. Das Institut fi- häufig dort auf und war verschiedent- hen Publikationen auf den Gebieten nanziert sich grösstenteils durch Ein- lich an der Initiation und dem Aufbau der politischen Rechte, des Staats- und nahmen aus Tagungen und Kursen. von Verwaltungen beteiligt. Er veröf- Verwaltungsrechts, des Strassenver- Kleinere Einnahmequellen sind die fentlichte einige Publikationen in ost- kehrsrechts und des Familienrechts an. Beiträge der Universität und der Mit- europäischen Sprachen zum rechts- Der Bund, 24 Kantone, mehrere glieder sowie der Verkauf von Publika- staatlichen System und der Verwaltung hundert Gemeinden und andere Kör- tionen. der Schweiz. perschaften sowie über 20 Personalver- Die Probleme von Rechtsentwick- bände sind Mitglieder des Instituts. Or- Öffentliche Veranstaltung lung und Rechtsstaat in Osteuropa hät- gane des IVK sind die Kommission für zum 60-Jahr-Jubiläum ten sicher auch dem Gründer des Insti- Verwaltungskurse, der Ausschuss der tuts am Herzen gelegen. Personalverbände und der Geschäftslei- Aus Anlass seines 60jährigen Bestehens tende Ausschuss. Dieser wird zur Zeit lädt das Institut für Verwaltungskurse von Professor Dr.Alex Keel präsidiert. am 5. November zu einer öffentlichen Veranstaltung ein. Professor Dr. Dr. Karl Die Direktion des Schweizerischen Insti- Heinz Burmeister wird dort die Ent- tuts für Verwaltungskurse (v.l.n.r.): René stehungsgeschichte des IVK aufzeigen. Schaffhauser, Bernhard Ehrenzeller und Im anschliessenden Podiumsgespräch Ivo Schwander. (Foto Regina Kühne) diskutieren Professoren der HSG die 15 alma 1/1998
Unireport Winter- damit zum zweiten Mal wieder ein (deutlicher) Anstieg bei den Neuein- tritten zu verzeichnen. Die Zunahme der Neueintritte dürfte sich gemäss semester 97/98 neusten Prognosen des Bundesamtes für Statistik auch in Zukunft fortsetzen Danach soll die Zahl der Studienanfän- gerinnen und -anfänger gesamtschwei- zerisch bis zum Jahr 2002 von heute Die «Schlagzeile» des Wintersemesters Im Wintersemester 1997/98 waren an rund 15'000 auf über 20'000 (plus 36 der Universität St. Gallen 4217 Studie- Prozent) anwachsen, um dann bis 2004 1997/98 war die Tatsache, dass 851 Stu- rende immatrikuliert: Das sind fast 200 auf rund 18'000 zurückzugehen (im- mehr als im Vorjahr (4040), aber 50 we- mer noch ein Plus von 23 Prozent). dierende neu ins erste Semester niger als im «Rekordsemester» 1991/ 92. Dennoch liefert die Studierenden- Promotionsfeier: eingetreten sind – soviele wie noch nie statistik des abgelaufenen Semesters Abschied von der HSG? mehrere «Höchstwerte»: Noch nie gab in der Geschichte der HSG. Der Beginn es soviele Erstsemestrige (851), und 70 Doktor(inn)en und 253 Diplo- noch nie waren soviele Frauen imma- mand(inn)en erhielten an der Promoti- des Jubiläumsjahres 1998 war trikuliert (930 bzw. 22,1 Prozent aller onsfeier im Herbst 1997 ihre Urkun- Eingeschriebenen). Der Frauenanteil den. Die Promotionsrede widmete sich überschattet vom unerwarteten Tod im ersten Semester beträgt sogar 26 dem Thema «Abschied von der HSG?» Prozent. Die Zahl der neu ins erste Se- Die Universität St. Gallen erwarte auch Hans Ulrichs. mester eingetretenen Studierenden be- nach dem Studienabschluss etwas von trägt 851 (Vorjahr 715). Nach einem ihren Absolvent(inn)en, im besonderen, Von Roger Tinner leichten Rückgang in den Vorjahren ist dass sie sich als verantwortungsbe- 17 alma 1/1998
UNIREPORT wusste Akademiker in Beruf und Pri- nal Business Law M.B.L.-HSG. Die der Hochschullandschaft 2005, insbe- vatleben auszeichnen, und dass sie im Festrede zum Thema «Europa zwischen sondere mit dem zukunftsträchtigen Laufe der Zeit etwas von der in der Anspruch und Wirklichkeit» hielt Pro- Thema der Internationalisierung der Praxis gewonnenen Erfahrung auch fessor Dr. Heinrich Neisser, Präsident Universität. Dabei herrschte Einigkeit der HSG zur Verfügung stellen. Ebenso des österreichischen Nationalrats. Die darüber, dass die internationale Aus- wichtig sei es, dass die Universität nicht zweite «Auflage» des M.B.L.-Pro- richtung und Reputation zu den zen- allein an dem gemessen werde, was sie gramms ist im Juni 1997 plangemäss tralen strategischen Erfolgspositionen selbst nach aussen kommuniziere und gestartet. Als wichtigste Neuerung einer Hochschule der Zukunft gehört, nach innen lehre, sondern im besonde- wurde ein Fenster hin zu den USA die damit letztlich auch die Wettbe- ren auch daran, ob ihre Ehemaligen als geöffnet: So kommentieren in jedem werbsfähigkeit der Standortregion und «Botschafter» in wichtigen Funktionen Block amerikanische Dozenten das eu- der Absolvent(inn)en sichern hilft. in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ropäische und internationale Gesche- Globalisierung, zunehmender Wett- an der Lösung komplexer Probleme hen aus amerikanischer Sicht. bewerb und die Entwicklung der neu- unserer Zeit aktiv beteiligt seien. Im Januar startete ein weiterer en Informations- und Medientechno- Nachdiplom-Lehrgang der HSG, und logien werden auch auf dem «univer- Erste M.B.L.-Diplome verliehen, zwar jener im Bereich Business En- sitären Spielfeld» immer stärker spürbar, neues Nach-Diplom MBE-HSG gineering, dessen Durchführung das da neben den traditionellen öffentli- Institut für Wirtschaftsinformatik über- chen Universitäten immer mehr priva- Ebenfalls zu Beginn des Winterseme- nommen hat. Gleichzeitig startete das te, erstklassige Bildungsanbieter auftre- sters 1997/98 sind an der Universität neue Institut für Medien- und Kom- ten – oder auch amerikanische Univer- St. Gallen in Anwesenheit zahlreicher munikationsmanagement (MCM- sitäten mit Angeboten in Europa prä- in- und ausländischer Gäste aus Politik, HSG) seinen Betrieb, zu Beginn mit sent sind. Deshalb muss sich, so der Justiz, Wirtschaft und Wissenschaft die dem aus dem Institut für Wirtschaftsin- Ausgangspunkt des Seminars, auch die ersten Diplome des Nachdiplomstudi- formatik übernommenen Lehrstuhl HSG eine klare Profilbildung geben, ums im Europäischen und Internatio- von Professor Beat Schmid, zwei weite- damit sie sich von ihren Wettbewerbern nalen Wirtschaftsrecht verliehen wor- re Lehrstühle werden noch besetzt. deutlich abgrenzen und differenzieren den. kann. Und zu einer solchen Profilbil- Die 54 Absolventinnen und Absol- Dozentenseminar zur dung gehört insbesondere die interna- venten, die aus Deutschland, Liechten- Internationalisierung tionale Reputation der Universität. Es stein, Österreich, Luxemburg und der zeigt sich nämlich (wie verschiedene Schweiz stammen, führen den Titel ei- Das traditionelle Dozentenseminar be- Untersuchungen belegen), dass die Stu- nes Master of European and Internatio- fasste sich in Wildhaus zu Beginn des dierenden bei der Auswahl ihrer Uni- Jubiläumsjahres «100 Jahre HSG» ganz versität zunehmend auf den Vernet- Dozentinnen und Dozenten debattierten im Sinne des Jubiläumsmottos «Zu- zungsgrad im internationalen Umfeld zur Zukunft der Universität. (Foto tr) kunftswerkstatt HSG» mit Szenarien der jeweiligen Universität achten. Als mögliche Szenarien des Jahres 2005 zur Debatte gestellt wurden die Modelle «Globalisierung der Univer- sitätswelt» (in dem die internationale Reputation von Universitäten neben der Forschung zunehmend auch von der Lehre geprägt wird), «Back to the Roots» (in dem die Studierenden sich als weit weniger mobil als erwartet er- weisen und den direkten Kontakt zu den Professoren auf einem Campus weiter als beste Voraussetzung für ge- zieltes Lernen erachten) und «Virtuali- sierte Universitätswelt» (wo der Lern- stoff etwa der Grundstufe weltweit über Internet zum Selbststudium ver- fügbar ist, während auf der Lizentiats- stufe das Präsenzlernen «on campus» weiterhin eine grosse Rolle spielt und Projektseminare, die unmittelbar auf die Praxis vorbereiten, zu den wichtig- sten Lernszenarien zählen. 18 Nach der lebhaften Diskussion die- alma 1/1998
UNIREPORT durch seine Persönlichkeit und seinen Ansatz ganz entscheidend die Entwick- lung der Universität St. Gallen. Geboren 1919 in Bern, absolvierte Hans Ulrich seine Studien an der ETH Zürich und an der Universität Bern, wo er als Dr. rer. pol. promovierte. Nach mehreren Jahren Tätigkeit in der Industrie sowie am betriebswirtschaft- lichen Institut an der ETH habilitierte er sich 1947 an der Universität Bern. Nachdem er 1953 dort zum ausseror- dentlichen Professor ernannt worden war, folgte er 1954 einem Ruf als Or- dinarius für Betriebswirtschaftslehre an die Hochschule St. Gallen. Wichtigste Lehrgebiete waren dabei die Organisa- tions- und Unternehmungsführungs- lehre. Er war aber auch Mitbegründer und Leiter des Instituts für Betriebs- wirtschaft (IfB) an der HSG. In Würdi- gung seiner Verdienste wurde ihm die Radio DRS2 sendete Debatten und Jazz platz von Live-Übertragungen von Ra- Ehrendoktorwürde der Universitäten live aus der Aula der HSG. dio DRS2. Unter dem Titel «DRS2 sur Zürich (1977), Augsburg (1982) und place an der HSG» wurden fünf Sen- Mannheim (1985) verliehen. ser Szenarien befassten sich die Dozen- dungen direkt aus der HSG-Aula Über die Grenzen des deutschspra- tinnen und Dozenten – aufgeteilt je- schweizweit übertragen.Von der Mög- chigen Raums hinaus bekannt wurde weils in mehrere Workshop-Gruppen – lichkeit, live bei Jazz und Debatten zu Hans Ulrich vor allem durch sein St. auch mit einem Stärken-Schwächen- aktuellen Themen dabei zu sein, mach- Galler Management-Modell, das nicht Profil der HSG. Die zukünftige Struk- te auch das St. Galler Publikum regen nur der Managementlehre entschei- tur der Lehre stand im Mittelpunkt der Gebrauch. dende neue Impulse gab, sondern auch zusammenfassenden Statements, wo Die Initiative zur Sonder-Radiowo- von vielen Unternehmen übernom- unter anderem eine bessere Kompatibi- che an der HSG ging vom Schweizer men wurde. lität mit Abschlüssen im englischspra- Radio DRS2, bekannt als Kultursender chigen, insbesondere amerikanischen mit einem musikalischen Spektrum Professor Hans Ulrich † Raum gefordert wurde. Eine ähnliche von Klassik bis Jazz, selbst aus. Mit den Stossrichtung ergibt sich aus der Studie «sur place»-Sendungen will der Sender «The Future of Management Educati- den direkten Kontakt mit dem Publi- on», die Coopers&Lybrand im Auftrag kum aufnehmen. Das Rektorat nahm der Community of European Manage- dieses Angebot gerne an, und so konnte ment Schools (CEMS) erarbeitete und sich die Universität St. Gallen für ein- die von deren Präsidenten und HSG- mal fünf Tage in Folge und in ganz ver- Delegierten für internationale Aus- schiedenen Facetten dem Schweizer tauschprogramme, Professor Dr. Heinz Publikum in (positive) Erinnerung Hauser, am Dozentenseminar vorge- rufen. stellt wurde. Die vielfältigen Anregun- gen und Anstösse sind nunmehr die Professor Hans Ulrich Grundlage für die weiteren Arbeiten zu Grabe getragen des Rektorats zur zukünftigen Ausrich- tung und Positionierung der HSG. Kurz vor Weihnachten erreichte die HSG die traurige Nachricht, dass Pro- Radio live an und von der HSG fessor Dr. Dr. h.c. mult. Hans Ulrich in seinem 79. Lebensjahr in St. Gallen Zwar nicht einem internationalen, aber ganz unerwartet verstorben war. Als Ein ausführlicher Nachruf, verfasst immerhin einem landesweiten Publi- Begründer einer eigenständigen Mana- von Prorektor Professor Dr. Peter Go- kum konnte sich die HSG bereits im gementlehre zählte er im deutschspra- mez, ist in der HSG-INFORMATI- November 1997 präsentieren: Eine chigen Raum zu den bekanntesten ON 2/98 (erhältlich bei der Presse- Woche lang war sie nämlich Schau- Wirtschaftswissenschaftern und prägte stelle der HSG) erschienen. 19 alma 1/1998
UNIREPORT Kausch-Preis verliehen staltung der Bereiche Technologie und Technologie-Management». Diese Er- Mitte Januar war der traditionelle Ter- wartung hat Professor Seghezzi mehr min der Dr. Kausch-Preisverleihung, als erfüllt, wie eine Bilanz seiner zehn- den diesmal Professor Dr. Dr. h.c. Jörg jährigen HSG-Tätigkeit zeigt: Heute Baetge, Münster, «für seine Verdienste gehört «sein» Institut zu den grössten um die Grundlagenforschung im der Universität und hat sich, inzwi- Rechnungswesen, den Konzernab- schen auf vier Professuren erweitert, in schluss und die Weiterentwicklung der Wissenschaft und Praxis einen sehr Grundsätze ordnungsmässiger Rech- guten Namen gemacht. Unter anderem nungslegung» erhielt. Zweck dieses mit hat es bei Technologie-Wettbewerben 75'000 Franken dotierten Preises ist die schon mehrere Preise für innovative Förderung der Forschung und Praxis Entwicklungen gewonnen. Das Institut auf dem Gebiet des finanziellen und für Technologiemanagement hat – ins- betrieblichen Rechnungswesens der besondere durch die Ausstrahlung und Unternehmungen. den Praxisbezug von Professor Seg- Professor Hans Dieter Seghezzi trat auf hezzi – wesentlich zur Verankerung der Rücktritt von Professor Seghezzi Ende Wintersemester in den Ruhestand. Universität in der produzierenden In- dustrie beigetragen. Nicht unerwähnt Auf Ende des Wintersemesters trat Pro- bleiben dürfen schliesslich seine Ko- fessor Dr. Hans Dieter Seghezzi, Extra- operationsbemühungen mit der ETH, ordinarius für Technologie, nach zehn- die der so wichtigen Annäherung zwi- jähriger Lehr- und Forschungstätigkeit schen Technologie und Management in an der HSG in den Ruhestand. Rektor Lehre und Forschung dienten und Vor- Georges Fischer schrieb in seiner Wür- bildcharakter haben.» digung unter anderem: «Hans Dieter Seghezzi gehört zu jenen seltenen Wegberufung und Neuwahlen Glücksfällen für eine praxisbezogene Universität wie die HSG, wo sich Per- Professor Tomás Gil, Ordinarius für sönlichkeiten nach jahrzehntelanger Philosophie, nahm auf Anfang April ei- Tätigkeit und Erfahrung in obersten nen Ruf an die Technische Universität Führungspositionen der Wirtschaft für Berlin an. eine wissenschaftliche Position ent- Der St. Galler Universitätsrat hat auf scheiden. Seine Funktion als Verant- den 1. Oktober 1997 (Amtsantritt 1. wortlicher für Forschung und Ent- April 1998) Professor Dr. Peter Nobel wicklung sowie eine auch während der zum halbamtlichen, ausserordentlichen Industrietätigkeit gepflegte publizisti- Professor Peter Nobel wurde zum Extra- Professor für Privat-, Handels- und sche Arbeit haben ihn dafür prädesti- ordinarius gewählt. Wirtschaftsrecht gewählt. Peter Nobel, niert. Kaum ein Jahr nach seiner Beru- 1945 als Bürger von Mogelsberg und fung konnte er – unterstützt von einer Zürich geboren, ist seit 1984 Titular- namhaft (auch aus dem Bereich der professor an der Universität St. Gallen. Politik) besetzten Stiftung – mit der Im Laufe dieses Jahres hat er sich ent- Gründung des Instituts für Technolo- schlossen, ein grösseres Engagement für giemanagements (ITEM) einen wichti- die HSG zu übernehmen und ist auf gen Schritt zum Um- und Ausbau des den 1. Oktober 1997 zum Extraordina- Technologiebereichs an der HSG ma- rius befördert worden. Professor Nobel chen, vom traditionellen Technologie- war während mehr als fünfzehn Jahren Unterricht im Grundstudium hin zum Ersatzrichter am Obergericht/Han- Technologiemanagement in allen Be- delsgericht des Kantons Zürich, ist seit reichen der HSG (neben Lehre und 1988 Mitglied der Eidgenössischen Forschung auch Weiterbildung und Bankenkommission und seit 1995 Dienstleistung). Dabei hat sich das For- Chefredaktor der Schweizerischen schungsprogramm des ITEM-HSG am Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (SZW). St.Galler Management-Konzept als ganz- Ferner ist er Verfasser zahlreicher wis- heitlichem Bezugsrahmen orientiert. senschaftlicher Publikationen in den Bei seiner Wahl erwartete man von Professor Dr. Vito Roberto wurde zum Gebieten des (internationalen) Gesell- ihm, wie es der damalige Rektor aus- Extraordinarius gewählt. schafts-, Kapitalmarkt- und Banken- drückte, «wichtige Impulse für die Ge- rechts sowie des Medienrechts. 21 alma 1/1998
UNIREPORT / IMPRESSUM Ebenfalls auf den 1. Oktober 1997 HSG-Professoren geehrt alma (Amtsantritt am 1. April 1998) wurde PD Dr.Vito Roberto zum halbamtli- Hohe Ehren durften die Professoren chen ausserordentlichen Professor für Knut Bleicher (Ehrendoktorat der Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht Universität-Gesamthochschule Siegen) gewählt. Die St. Galler Regierung hat und Matthias Haller (Aufnahme in die Das Alumni-Magazin der Universität diese Wahl inzwischen genehmigt.Vito «Risk Management Hall of Fame» an- St. Gallen (bis 1997: «St.Galler Hoch- Roberto, 1960 als Bürger von Zürich lässlich einer Feier in London) entge- schulnachrichten») geboren, studierte an der Rechts- und gennehmen. Staatswissenschaftlichen Fakultät der ISSN 1422-5980 Universität Zürich, wo er 1989 mit ei- Neue Kunstwerke beim 1. Jahrgang, Nr. 1/1998 ner Dissertation zum Thema «Die Haf- Weiterbildungzentrum Auflage: 13'000 Exemplare tung des Reiseveranstalters» zum Dr. Erscheinungsweise: alle 3 Monate iur. promovierte. 1991 erwarb er an der Das Weiterbildungszentrum der Uni- University of California, Berkeley versität St. Gallen (WBZ-HSG) ist seit Herausgeber: St.Galler Hochschulverein (USA), zusätzlich den Master of Law kurzem – dank namhaften Spenden des und Rektorat der Universität St.Gallen (LL.M.). Nach der Rechtsanwaltsprü- Hochschulvereins und der Weiterbil- im Akademischen Verlag St.Gallen fung und einer Tätigkeit als Oberassi- dungsstufe – um markante Kunstwerke stent und Lehrbeauftragter an der ETH reicher. Die monumentale Bronze- Verlagsleitung: Peter Hogenkamp Zürich weilte er 1995/96 zu einem skulptur «Early Forms» hat der engli- Forschungsaufenthalt an der University sche Künstler Tony Cragg, einer der Chefredaktion: Roger Tinner of Texas in Austin. Seine Habilitation wichtigsten Exponenten zeitgenössi- zum Thema «Schadensrecht» wurde schen skulpturalen Schaffens, eigens für Beiträge in dieser Ausgabe: von der Rechtswissenschaftlichen Fa- das WBZ gestaltet. Die Skulptur «An- Erich Deschwanden, Peter Gross, Peter kultät der Universität Zürich ange- ker mit Rolle» des Schweizer Eisenpla- Hogenkamp, François Loeb, Markus nommen, die venia legendi für die stikers Bernhard Luginbühl – vom St. Rohner, Nicole Schiessl, Urs Springer, Rechtsgebiete Privatrecht und Rechts- Galler Hochschulverein der HSG zum Wolfgang Winter vergleichung erteilt. 100-Jahr-Jubiläum geschenkt – prägt Dr. Thomas S. Eberle wurde neu ihrerseits den Eingangsbereich des Titelfoto: Christof Sonderegger zum Privadozenten für Soziologie er- WBZ. Im zentrumseigenen Restaurant (Archiv Pressestelle HSG) nannt.Ab 1983 Lehrbeauftragter an der «intermezzo» schliesslich haben mehre- Fotos: Regina Kühne HSG, ist er seit 1986 Vollamtliche Do- re Werke von Anselm Stalder ihren Gestaltung: Norbert Völkle zent für Soziologie. Platz gefunden. Druck: Druckerei H. Brägger, Bankgasse 8, 9001 St.Gallen Die Luginbühl-Skulptur beim WBZ ist ein Geschenk des Hochschulvereins. Vertrieb/Anzeigen/Adressänderungen und Zuschriften an: Alumni-Büro HSG Dufourstrasse 50 9000 St.Gallen Telefon +41 71 224 30 10 Telefax +41 71 224 30 11 E-Mail: alumni@unisg.ch Anzeigen- und Beilagenpreise: auf Anfrage Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Herausgeber bzw. der Redaktion gestattet. Für unverlangt zugestellte Manuskripte wird keine Ge- währ übernommen. 23 alma 1/1998
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