SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
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SPEYER JOURNAL EIN MAGAZIN DER DEUTSCHEN UNIVERSITÄT FÜR VERWALTUNGSWISSENSCHAFTEN SPEYER Nr. 38, Wintersemester 2020/2021 STUDIUM DIGITALISIERUNG WEITERBILDUNG AUSLANDSSEMESTER MARKTPLATZ 8. SPEYERER MIT HÜRDEN DIGITALISIERUNG TAGUNG ZU PUBLIC CORPORATE GOVERNANCE
EDITORIAL 04 Digitalisierung Veranstaltungsreihe: Marktplatz Digitalisierung Liebe Leserinnen und Leser Auch das zweite Corona-Semester musste pandemiebedingt leider online stattfinden. Studium, Lehre und Weiterbildung gingen erneut digitale Wege, die sich hinsichtlich des „Geistes von Speyer“ zwar deutlich von den üblichen unterscheiden, sich dennoch aber als wissenschaftlich sehr fruchtbar erwiesen haben. 08 Weiterbildung Gelingendes Aufwachsen von So mussten wir statt den traditionellen Abendveranstaltungen, in denen stets ein Kindern und Jugendlichen als Schlaglicht auf aktuelle Fragestellungen geworfen wurde, nunmehr einen adäquate kommunale Aufgabe digitalen Ersatz für dieses Format entwickeln. Mit dem „Marktplatz Digitalisierung“ haben wir eine experimentelle Plattform ins Leben gerufen, die alle Grundcharakterista unserer Abendveranstaltungen in hervorragendem Maße erfüllt. In einer Interviewse- rie mit den wichtigsten Protagonisten der Digitalisierung in Deutschland ist es ge- lungen, eine Momentaufnahme von Stand und Perspektiven dieses für die weitere Zukunft unseres Gemeinwesens zentralen Pojektes zu tätigen. Aber auch darüber hinaus gibt es viel über das Semester zu berichten. Die Fertigstellung des neuen Innovationslabors, die erfolgreiche Durchführung digitaler Weiterbildungs- veranstaltungen und neueste Ergebnisse aus Forschungsprojekten wie dem WITI-Pro- jekt zeigen, dass die Universität auch in diesen sie doch sehr herausfordernden Zeiten 20 Forschung allen an sie zu stellenden Ansprüchen vollumfänglich gerecht werden kann. Einzug ins Innovationlabor Es ist dies auch die Stelle dafür Dank zu sagen all denen, die durch ihren unermüdli- chen Einsatz dazu beigetragen haben, in den letzten 12 Monaten völlig neue Wege zu beschreiten, Experimentelles zu wagen und sich auf neue Wagnisse einzulassen. Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre des vorliegenden SpeyerJournals. Ihr Holger Mühlenkamp Rektor
SP EY ER JO U R N A L 3 INHALT 04 Marktplatz Digitalisierung 22 Hochschulseelsorge 08 Weiterbildung 24 Führungskolleg Speyer Gelingendes Aufwachsen von Kindern und 28 WITI Jugendlichen als kommunale Aufgabe. 3. Speyerer Sozialrechtstage Digitaler Atlas der Innovation veröffentlicht Ein zukunftsfähiges Beteiligungsmanage- WITI-Projekt ist Regionalpartner von ment muss die Situation vor Ort beachten. #UpdateDeutschland 8. Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance Nachhaltigkeit als Thema der öffentlichen Verwaltung Europa-Seminar goes digital. 32. Europas-Seminar Speyer Hochschule und Stadt. Wissenschaftsallianzen in Rheinland-Pfalz 15 Forschung 36 Kurzmeldungen Forschungsprojekt MIGEP. Online-Workshops zur psychiatrisch- 38 Studium psychotherapeutischen Versorgung von Geflüchteten Auslandssemester 2020/2021 mit Hürden Neuer Rekord bei den Drittmittelein- Austauschsemester in Budapest nahmen auf dem Wissenschaftscampus Speyer Frank Delmartino Thesis Prize Lehrmodul für Hochschulübergreifende Lernplattform „eGov-Campus“ 44 Personal Einzug ins Innovationslabor 46 Publikationen
4 S P E Y E R J O U R NA L M A R K T PL A T Z DIG IT A L ISIERUNG MARKTPLATZ DIGITALISIERUNG Die coronabedingte Verlagerung des kompletten Studienbetriebes in den Online-Modus nahm die Universität zum Anlass, der Bedeutung der Digitalisierung für die zukünftigen Entwicklung von Staat, Verwaltung und Gesellschaft eine eigene kleine Veranstaltungsreihe zu widmen, die natürlich digital stattfand. So konnten der Rektor und Univ.-Prof. Dr. Hill im Verlauf des Wintersemesters zahlreiche renomierte Experten virtuell begrüßen und mit Ihnen Kurzinterviews führen, die erhellende Einblicke in die vor der Verwaltungs liegenden Herausforderungen und Chancen ermöglichen. Die ausgezeichneten Interviews sind abrufbar in der Media- thek der Universität unter dem Link https://www.uni-speyer.de/universitaet/campus/mediathek/videos Modernisierung und Digitalisierung von Staat und KI-Strategie des Landes Rheinland-Pfalz Verwaltung (Nadie Schön & Johannes Steiniger) (Prof. Dr. Konrad Wolf) Bei der Auftaktveranstaltung der Reihe, einer Podiumsdis- Der damalige Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und kussion über „Modernisierung und Digitalisierung von Staat Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Konrad Wolf und Verwaltung" waren Nadine Schön, stellvertretende erörterte die KI-Strategie der Landesregierung Rheinland- Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und Johan- Pfalz und die Zukunftsperspektiven von Künstlicher Intelli- nes Steiniger, Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis genz. Neustadt-Speyer (CDU), zu Gast an der Universität Speyer und beleuchteten die Bedeutung der Digitalisierung in der Verwaltung. Gleichzeitig reflektierten sie über die zentralen Thesen des Buchs „NEUSTAAT“ von Nadine Schön und Berlin Declaration on Digital Society and Thomas Heilmann et al. Value-based Digital Government als Meilenstein auf dem Weg der Digitalisierung (Dr. Markus Richter) Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Bun- Die digitale Transformation beim desbeauftragter für Informationstechnik Dr. Markus Richter Bundesverwaltungsamt (Christoph Verenkotte) sprach über die der Digitalisierung auch während der Co- rona-Pandemie innewohnenden und berichtete von der Der Präsident des Bundesverwaltungsamtes, Christoph „Declaration on Digital Society and Value-based Digital Verenkotte, berichtete über den Prozess der digitalen Trans- Government“, die nach einem gleichnamigen Symposium formation des Bundesverwaltungsamtes. Er schilderte an- am 8. Dezember 2020) von allen 27 Mitgliedsstaaten der EU hand konkreter Beispiele insbesondere die Strategie und unterzeichnet wurde. Erfolgskriterien bei der digitalen Transformation.
M ARKTP LATZ D I GI TALI S I ERUNG SP EY ER JO U R N A L 5 Digitale Strategie des Landes Hessen (Prof. Dr. Kristina Sinemus) Initiative „Tech4Germany“ (Benedikt Liebig und Johannes Heck) Gäste in dieser Folge der Videoreihe Marktplatz Digitalisie- rung waren die Wirtschafsinformatiker Benedikt Liebig, Tech4Germany Product Alumni und Johannes Heck, eben- falls „fellow“ im Projekt Tech4Germany. Sie stellten ihr Projekt zur Erstellung von Leitlinien über Chatbots vor, das bessere und bürgerfreundlichere digitale Dienstleistun- gen in der öffentlichen Verwaltung anbieten soll. Im Zen- trum stand der „cultural clash“ bei der Zusammanarbeit von Ministerialbediensteten mit Digital Natives. Die Ministerin für digitale Strategie und Entwicklung des Landes Hessen Prof. Dr. Kristina Sinemus reflektierte über das Thema „Digitale Strategie“, das sie am Beispiel des Digitale Verwaltung in Nordrhein-Westfalen Darmstädter Zentrums für Künstliche Intelligens verdeut- (Prof. Dr. Andreas Pinkwart) lichte. Sie unterstrich die Bedeutung von interdisziplinärer Projektentwicklung und von Kooperation, die ein „von- einander Lernen“ statt eines „nebeneinander neu Erfindens“ ermöglichen. Projekt „eGov-Campus“ des IT-Planungsrates (Patrick Burghardt) Patrick Burghardt, Staatssekretär im Hessischen Ministe- rium für Digitale Strategie und Entwicklung, CIO und Der Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Bevollmächtigter der Landesregierung für Informations- Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Andreas technologie in Hessen stellte das Projekt „eGov-Campus“ Pinkwart, stellte die Vorteile der Digitalisierung, für mittel- vor, das auf Vorschlag des Landes Hessen zum Aufbau ständische Unternehmen, das digitale Modellministerium der Bildungs- und Weiterbildungsplattform eGovernment sowie digitale Modellregionen und -kommunen in Nord- initiiert wurde und mit 2 Millionen Euro aus dem vom Bund rhein-Westfalen vor. und den Ländern bereitgestellten Digitalisierungsbudget gefördert wird. Vom Rundfunkstaatsvertrag zum Medienstaatsvertrag Die Lernreise von Führungskräften (Heike Raab) (Dr. Peter Dern) Die Staatssekretärin des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund Dr. Peter Dern berichtete als Senior Vice President der Cor- und für Europa, für Medien und Digitales, Heike Raab, porate University der Software AG über die Leadership Lear- erläuterte die Bedeutung des im November 2020 in Kraft ning Journey für Führungskräfte in einem weltweit tätigen getretenen Medienstaatsvertrages. Besonders beleuchtete Unternehmen und über die mögliche Übertragbarkeit auf sie die Rolle der sozialen Medien, digitalen Plattformen und die öffentliche Verwaltung. Streamingdienste.
6 S P E Y E R J O U R NA L M A R K T PL A T Z DIG IT A L ISIERUNG "Lernreise DigiTalent - 10 x 10 Zukunftskompetenzen" Digitalstrategie des Freistaates Bayern (Dr. Georg Thiel) (Judith Gerlach) Der Präsident des Statistischen Bundesamtes Dr. Georg Thiel stellte im Gespräch mit den Professores Mühlenkamp und Hill das Projekt des Statistischen Bundesamtes "Lernreise DigiTalent - 10 x 10 Zukunftskompetenzen" vor. Digitale Transformation aus Sicht des Ausschusses Digitale Agenda im Deutschen Bundestag (Manuel Höferlin) Die bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, Manuel Höferlin, MdB und Vorsitzender des Ausschusses beleuchtete die Digitalstrategie des Freistaates Bayern. „Digitale Agenda“, referierte über seine Aufgaben im Themen waren Bayern-App, Bayern-Standard und Güte- Digitalen Ausschuss des Bundestages und zeigte die Aus- siegel für Onlineservices, Innovations- und Digitallabore, wirkungen der Corona-Pandemie auf den Digitalisierungs- digitaler Leitfaden zur Formulargestaltung und digitale Leh- prozess in Deutschland auf. Dabei betont er, dass die ren aus Corona. digitale Transformation, die digitale Kultur – das Aufeinan- dertreffen zwischen den gewachsenen Hierarchien in den Ministerien und die modernen Arbeitsweisen der jungen Generation „Digital Natives“ – von großer Bedeutung sind. Hamburg als „Smart City“ – Sieger im Bitkom-Wettbewerb durch neue Digitalisierungsstrategien (Jan Pörksen) Krisenresilienz und Digitale Bildung als Schlüsselressource für die Zukunft Der Staatsrat und Chef der Hamburger Senatskanzlei sowie (Dr. Bernhard Rohleder) Vorsitzender des IT-Planungsrats Jan Pörksen berichtete die Erfolge Hamburgs im Bitkom-Wettbewerb durch die An- Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer von Bitkom wendung sektoren- und behördenübergreifenden Aktionen e.V., stellte die Digitale Transformation des Staates, das und die strategische Ausrichtung in die Zukunft durch Onlinezugangsgesetz (OZG), föderale Hemmnisse hierfür in Vernetzung über digitale Plattformen. Vorgestellt werden Deutschland und moderne Formen der digitalen Fort- und Hamburger Digitalprojekte im Baubereich und im Bereich Weiterbildung vor. Seine zentrale Forderung ist die Errich- Flüchtlingsmanagement sowie Tools zur digitalen Planung tung eines Digitalministeriums, um digitale Bildung für alle von sozialer Infrastruktur. Weitere Themen waren der Ge- Schüler als Schlüsselressource für die Zukunft zu gewähr- sundheitsbereich in der Digitalisierung sowie die Funktionen leisten. des IT-Planungsrates.
M ARKTP LATZ D I GI TALI S I ERUNG SP EY ER JO U R N A L 7 Chancen und Risiken der Digitalisierung (Ammar Alkassar) Ammar Alkassar, der Bevollmächtigte des Saarlandes für Innovation und Strategie und CIO, verantwortet neben der Digitalisierung und Kulturwandel Digital-, die Innovations-, Technologie- und langfristige (Ina-Maria Ulbrich) Strukturpolitik des Saarlandes. Er berichtete über die Pro- jekte der saarländischen Landesregierung zur Vorantreibung der Digitalisierung von Staat und Verwaltung. Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), Digitalisierung und Nachhaltigkeit (Jan Philipp Albrecht) Ina-Maria Ulbrich, Staatssekretärin im Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern fokussierte in ihrem Beitrag die Vor- und Nachteile von Homeschooling und Homeoffice in Zeiten von Corona und über das „Führen auf Distanz“, das für Führungskräfte eine große Herausforderung dar- stellt und wirft ein Schlaglicht auf, die Notwendigkeit einer modernen Vertrauenskultur zu schaffen. Der Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein Jan Philipp Albrecht beleuchtete die Datenschutz-Grund- Digitalisierung im Freistaat Sachsen als verordnung (DSGVO) der Europäischen Union und deren ganzheitliches, ebenen übergreifendes Umsetzung in Schleswig-Holstein. Anhand von Beispielen Veränderungsprojekt (Thomas Popp) verdeutlichte er die Vereinbarkeit des Datenschutzes mit neuen Onlinediensten sowie mit dem Einsatz von Künst- Thomas Popp, sächsischer Staatssekretär für Digitale Ver- licher Intelligenz. waltung und Verwaltungsmodernisierung, Mitglied der Staatsregierung und CIO, erläuterte die in 2019 neu auf- gelegte 3. Digitalisierungsstrategie des Freistaats Sachsen, die übergreifende Zusammenarbeit und Vorhabenumset- zung ohne Insellösungen befördert. Digitalisierung (Prof. Dr. Peter Parycek) Der Leiter des Kompetenzzentrums Öffentliche IT am Fraun- hofer FOKUS Institut und Mitglied des Digitalrates der Bundesregierung Prof. Dr. Peter Parycek stellte das ÖFIT als Denkfabrik ÖFIT für die Digitalisierung im öffentlichen Raum vor.
8 S P E Y E R J O U R NA L W E IT E R BIL DU NG GELINGENDES AUFWACHSEN VON KINDERN UND JUGENDLICHEN ALS KOMMUNALE AUFGABE Möglichkeiten und Grenzen einer integrierten vorbeugenden Sozialpolitik in den Kommunen aus verfassungs- und sozialrechtlicher Sicht. 21 Text: Christina Wieda Am 11. und 12. März 2021 fanden zum dritten Mal die „Speyerer Sozialrechtstage“ unter der wissen- schaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. Constanze Janda statt. Prävention verrankern Verfassungsrechtliche e Konsequennzen aus dem Verbot e Aufgeschoben ist nicht aufgehoben - unter diesem der Benachteiligung auf Grund sozialer s Herkunft Vorzeichen tagten die 3. Speyerer Sozialrechtstage Constanze Janda zu Fragen von Änderungsbedarfen im Grundgesetz für gelingendes Aufwachsen von Kindern und Ju- gendlichen in allen Kommunen. Im letzten Jahr fielen die 3. Speyerer Sozialrechtstage dem ersten Lock- down zum Opfer, nun, nach einem Jahr Übung, konnte online das Thema reibungslos vorgestellt und Die Europäische Kommission wird am 24.3.2021 ihre diskutiert werden. Empfehlung zur Child Guarantee verabschieden, Bundestag und Bundesrat diskutieren die Referen- Kinder und ihre Rechte rücken verstärkt in den Blick. tenentwürfe zur Novellierung des SGB VIII und des Sowohl die Presseberichterstattung zu den Folgen Rechtsanspruchs auf Ganztag für Grundschulkinder. der Corona-Pandemie auf Kinderschutz und (un- Rechtlich umfassender ist der Vorstoß, Kinderrechte gleich verteilte) Bildungschancen wie auch aktuelle ins GG aufzunehmen. Hier weicht der aktuell vorlie- Vorstöße zur Veränderung von gesetzlichen Rah- gende Entwurf jedoch von der Vorlage der UN Kin- menbedingungen stellen das Thema in den Fokus. derrechtskonvention ab. Statt einer „vorrangigen
W EI TERBI LD UNG SP EY ER JO U R N A L 9 Weiterbildung digital. In pandemischen Zeiten konnte das Thema online reibungslos vorgestellt und diskutiert werden. Berücksichtigung der Interessen des Kindes bei allen und Jugendlichen wirksam zu bekämpfen. Christina staatlichen Maßnahmen als Querschnittsaufgabe“ Wieda (Bertelsmann Stiftung) untermauerte die ist im bundesdeutschen Entwurf nur eine „angemes- Annahme mit Forschungsergebnissen, die auf sozial- sene Berücksichtigung“ vorgesehen. Das aktuelle räumlichen Daten aus Duisburg und Mülheim ba- Rechtsgutachten „Prävention verankern – Verfas- sieren und die Auswirkungen von Armut und Be- sungsrechtliche Konsequenzen aus dem Verbot der nachteiligung verdeutlichen, wie auch kommunale Benachteiligung auf Grund von sozialer Herkunft“, Handlungsmöglichkeiten über den Aufbau einer Prä- welches Univ.-Prof. Dr. Constanze Janda vorstellte, ventionskette aufzeigen. Das Rechtsgutachten be- füllt mit seiner Fragestellung rechtlich eine Lücke in leuchtet, wie flächendeckend Präventionsketten als der aktuellen Diskussion. Ausgehend von den For- „Integrierte Versorgung“ durch die Sektoren Bildung, schungsergebnissen aus dem nordrheinwestfäli- Erziehung, Gesundheit und Soziales, verbindliche in- schen Modellvorhaben „Kein Kind zurücklassen!“ zu stitutionalisierte Kooperation zwischen allen invol- sozialräumlichen Ungleichheiten in Kommunen und vierten Ebenen und die nachhaltige Finanzierung deren Bekämpfung, ist die Hypothese, dass die be- der Präventionsstrategie unter Bezugnahme auf stehenden einfachgesetzlichen Regelungen nicht si- die Art. 3 und 6 grundgesetzlich verankert werden cherstellen, soziale Benachteiligung für alle Kinder können.
10 S P E Y E R J O U R NA L W E IT E R BIL DU NG Dr. Miriam Saati (BMFSFJ) betont, dass in Deutsch- höherem Sozial- und Jugendhilfebedarf einen grö- land jedes dritte Kind in einer Risikolage aufwächst. ßeren Finanzbedarf haben, sollte grundsätzlich ein Der aktuelle Bericht der neunten Familienberichts- Belastungsindex der Mittelverteilung zugrunde ge- kommission fordert ein neues Verhältnis von Eltern legt werden. und Staat. Vor dem Hintergrund des steigenden Drucks auf Eltern, den die Pandemie besonders sicht- Uwe Lübking (DStuG) beleuchtet die Komplexität, die bar macht, sowie der zunehmenden Heterogenität die Koordination der Leistungen für Kinder, Jugend- von Familienmodellen, müssen familienpolitische liche und Familien unterworfen ist. Er führt die Leistungen neu gedacht werden. Staatliche Leistun- „Säulen der Sozialgesetzbücher“ mit ihren unter- gen verfügen über eine begrenzte Wirkung, wenn sie schiedlichen Förderlogiken an, die auch in den nicht in der Lebenswirklichkeit der Familien ankom- verschiedenen Altersgrenzen der einzelnen Leis- men. Um das zu verändern, bedarf es der verbindli- tungsgesetze zum Ausdruck kommen. Weiter ver- chen Kooperation zwischen den Kompetenzebenen, weist er auf die immense Bedeutung einer belast- niedrigschwellige Zugänge zu Leistungen und eine baren Sozialberichterstattung, die Kommunen und stärkere Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Gemeindeverbänden überhaupt erst ermöglicht, Un- Kinderarmut kann nur wirkungsvoll begrenzt wer- gleiches ungleich zu behandeln. Kreisangehörige den, wenn sowohl die finanzielle Unterstützung der Kommunen stehen vor zusätzlichen Herausforde- Familien als auch bedarfsgerechte Infrastruktur rungen, da nicht alle Leistungen entlang des Lebens- sichergestellt sind, daher sind kommunale Präven- verlaufes eines Kindes vor Ort koordiniert werden tionsketten alternativlos. können. Wie auch schon seine Vorredner*in pran- gerte er die Vernachlässigung kommunaler Inter- Prof. Dr. Martin Junkernheinrich (TU Kaiserslautern) essen durch die Länder im Bundesrat an. Nach der beschreibt die Herausforderung bei der bedarfsge- Kommunalreform 2006 umgehen sie die Konnexität, rechten Finanzierung sozialer Leistungen. Obwohl indem sie gelegentlich Ausführungsgesetze zu erlas- der Wohlstand in der Bundesrepublik seit 60 Jahren senen Bundesgesetzen nicht auf den Weg bringen kontinuierlich wächst, verzeichnen die sozialen Aus- und auf die Eigeninitiative der Kommunen hoffen. gaben die höchsten Wachstumsraten. Vor der Föde- ralismusreform 2006 war es dem Bund möglich, Lydia Schillner (KJC Hamm) berichtet, wie auch über soziale Auf- und damit verbundene Ausgaben an die das SGB II Bildungsketten gestaltet werden können. Kommunen zu delegieren, ohne dem Konnexitäts- Hamm nimmt dabei Kinder, Jugendliche und Fami- prinzip Folge zu leisten. Insbesondere die kommu- lien jeweils als Zielgruppen in den Blick wie auch nalen Verlierer der Globalisierung haben Schulden Bedarfsgemeinschaften insgesamt. Zum nahezu aufgebaut, die aus eigener Kraft nicht getilgt werden gleichen Zeitpunkt als Hamm sich der Modellinitia- können. Da im Bundesrat die Mehrzahl der Länder tive „Kein Kind zurücklassen!“ zum Aufbau kommu- von der Problematik nicht betroffen ist, wird das naler Präventionsketten in NRW angeschlossen hat, Problem der Altschulden nicht angegangen. Für die wurden die Mittel zur Bildung und Teilhabe für junge Zukunft bedeutet das: Mittel, die der Bund den Kom- Menschen im Leistungsbezug bereitgestellt. Da das munen zur Verfügung stellt, sind für die Haushalte SGB II explizit Entwicklungschancen fördert, wurde der Globalisierungsverlierer ein Tropfen auf den über die YouCard ein System installiert, das beim An- heißen Stein. In Kommunen ohne Altschulden wird trag auf primäre Leistung aktiviert wird und worüber das Bundesgeld nicht unbedingt benötigt, so können entlang des Lebensverlaufes alle vorgesehenen BuT- Zukunftsinvestitionen mit den freiwerdenden Haus- Leistungen abgerufenen werden können. Darüber hi- haltsmitteln getätigt werden. Zusätzliche Finanzmit- naus finanziert das Kommunale Jobcenter an allen tel für alle mindern folglich weder die Disparitäten Hammer Schulen Bildungsbegleiter, die Kinder mit noch die soziale Ungleichheit. Da Kommunen mit Bedarf individuell fördern.
W EI TERBI LD UNG SP EY ER JO U R N A L 11 Ingo Röthlingshöfer (Dezernent, Neustadt an der kleinräumige Einflussfaktoren zu analysieren. So Weinstraße) verweist auf die großen Unterschiede werden Erfolge entdeckt und sich wandelnde Anfor- in den Ländern bei der Ausgestaltung von Schule derungen identifiziert. Letzteres ist wichtig für die und Jugendhilfe und betont die Notwendigkeit zur Gestaltung von präventiven Angeboten. Für die Ko- Kooperation zwischen den Leistungsbereichen der operation insgesamt ist es von Bedeutung, dass Sozialgesetzbücher. Grundsätzlich ist genug Geld im Konfliktthemen zwischen den Partnern rechtzeitig System, doch der Output für die Leistungsberechtig- offengelegt, aber auch gemeinsam erreichte Ziele ten fällt im Vergleich zu den Aufwendungen stark kommuniziert und dokumentiert werden. ab. Die Mitarbeitenden in den einzelnen Leistungs- bereichen sind häufig nicht in der Lage, Bürger*innen Die Beiträge wurden von den Teilnehmenden rege in die jeweilige Zuständigkeit zu verweisen. Koope- diskutiert. Viele Wortmeldungen griffen die Zusam- ration und (Wissens)vermittlung sollten entschieden menhänge zwischen den einzelnen Vorträgen auf, verbindlicher ausgestaltet werden. insbesondere hinsichtlich der Bedeutung sozial- räumlicher Planung und der Verantwortung der Län- Univ.-Prof. Dr. Sanja Korac (DUV Speyer) erklärt der für die finanzielle Ausstattung der Kommunen. in ihrem Vortrag unterschiedliche Formen von Netz- Die im Rechtsgutachten vorgeschlagene Norm zur werken sowie Gelingensbedingungen und Stolper- verbindlichen Kooperation zwecks Aufnahme ins steine in der Netzwerkarbeit. Während Koopera- Grundgesetz wurde grundsätzlich und funktions- tionsnetzwerke Leistungen erbringen, die nicht von übergreifend begrüßt. Über eine solche Norm einer Zuständigkeit allein erbracht werden kann, könnten Kooperationspflichten zwischen den stimmen Koordinationsnetzwerke die Leistungen der Rechtskreisen wie auch die - fachlich begründete - einzelnen Akteure besser aufeinander ab. Kollabora- Förderung gelingenden Aufwachsen unabhängig tionsnetzwerke zeichnen sich dadurch aus, dass die von politischen Entwicklungen gestärkt werden. angestrebte Wirkung nur durch Zusammenarbeit im Netzwerk überhaupt erreicht werden kann. Netzwerkarbeit unterscheidet sich fundamental von Verwaltungshandeln. Hierarchien spielen keine Rolle, an die Stelle organisationsspezifischer Aufgaben tre- ten strategische Synergien und Gelingensfaktoren sind Vertrauen, Kommunikation und gemeinsam ge- teilte Ziele. Gabi Spieker (Abteilungsleitung Amt für Familie, Hamburg, a.D.) veranschaulicht auf Basis ihrer lang- jährigen Berufspraxis, welche Herausforderungen in der Netzwerkarbeit fortlaufend bewältigt werden müssen, damit eine politikfeldübergreifende Koope- ration möglich und eine gewachsene institutionelle Arbeitsteilung überwunden wird. Eine besondere Herausforderung stellt die von den Entscheidern er- wartete „Präventionsrendite“ dar. Erfolgreiche prä- ventive Arbeit deckt jedoch oft verborgene Bedarfe auf und steigert damit die Kosten. Wichtig ist daher, lokale Gegebenheiten regelmäßig zu betrachten und
12 S P E Y E R J O U R NA L W E IT E R BIL DU NG EIN ZUKUNFTSFÄHIGES BETEILIGUNGSMANAGEMENT MUSS DIE SITUATION VOR ORT BEACHTEN Text: Michèle Morner 90 Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Wissenschaft und Beratung trafen sich online an der Deutschen Universität für Verwaltungs- wissenschaften Speyer, um über ein zukunfts- fähiges Beteiligungsmanagements von öffentlichen Unternehmen zu diskutieren und die damit verbundenen Chancen für Städte und Kommunen sowie Bund und Länder aufzuzeigen. 90 Teilnehmende folgten am 12. und 13. April 2021 der Einladung von Frau Prof. Dr. Michèle Morner und Frau Prof. Dr. Claudia Leimkühler zur 8. Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance. Sie diskutierten über ein zukunftsfähiges Beteiligungsmanage- ment und die damit verbundenen Chancen auf der Ebene von Städten und Kommunen sowie Bund und Ländern. Nachdem die Tagungsreihe im vergangenen Jahr pandemiebedingt ausfallen musste, konnte sie in diesem Jahr unter neuen Voraussetzungen in der nunmehr 8. Auflage fort- gesetzt werden. Prof. Dr. Michèle Morner begrüßte zusammen mit Prof. Dr. Claudia Leimkühler die Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Beratung und Wissenschaft im virtuellen Tagungsaal der Universität Speyer. Diesmal diskutierten die Teilnehmenden der Tagung schwerpunktmäßig über ein zukunftsfähiges Beteiligungsmanagement, das in Krisen wie der aktuellen Pandemie sowie weiterhin anhaltender Megatrends, wie etwa der Digitalisierung und der Mobilitätswende, wichtiger denn je für Städte und Kommu- nen sowie Länder und Bund geworden ist. Im Mittelpunkt standen dabei die Rolle eines Public Corporate Governance-Kodexes, die Rolle von Aufsichtsräten und des Beteili-
W EI TERBI LD UNG SP E Y ER JO U R N A L 13 gungsmanagements an der Schnittstelle zwischen men mit disruptiven Risiken agil umgehen zu kön- Kernverwaltung und Unternehmen sowie die Bedeu- nen. tung von Flexibilität und Resilienz. Auf dem Beteiligungsmanagement-Panel zum „Zu- Wie Prof. Dr. Hermann Hill und Dr. Hermann Janning kunftsfähigen Beteiligungsmanagement als Schnitt- in ihrem Eröffnungsvortrag ausführten, sind Agilität stelle zwischen Kernverwaltung und Unternehmen“ und Resilienz wichtige Bausteine, um eine zukunfts- teilten mehrere Beteiligungsmanager unter der kom- fähige Organisation öffentlicher Unternehmen zu petenten Moderation von Dr. Ferdinand Schuster gewährleisten. Erreicht werden kann dies etwa durch von KPMG ihre Erfahrungen aus der Praxis. Demnach Ermessensspielräume für die Verwaltung, die Beach- sind Regelkenntnisse ebenso wichtig wie gute Kom- tung der Perspektive der Stakeholder und durch munikationsstrukturen und Aufgabendefinitionen. eine nach außen hin kommunikative Unternehmens- Lars Scheider (Leiter des Abteilung Beteiligungs- kultur. management Frankfurt) betonte dabei die besondere Bedeutung kommunaler Aufsichtsräte als Schnitt- Entsprechend der herausragenden Aktualität war ein stelle – auch hinsichtlich der Unterstützung und Kontakt und weitere Großteil der Tagung Public Corporate Governance Informierung der Aufsichtsräte. Die besondere He- Informationen zur Ta- gung: Kodizes gewidmet. Der aktuelle Public Corporate Go- rausforderung, mit denen Aufsichtsräte umgehen Univ.-Prof. Dr. Mi- vernance Kodex des Bundes wurde von Stefan müssen, wurde von Silke Krebs (Staatsrätin Finanzen chèle Morner, Deut- sche Universität für Ramge aus dem Bundesministerium vorgestellt und der Freien Hansestadt Bremen) thematisiert: Mut zu Verwaltungswissen- gemeinsam mit ihm und dem Initiator des Public einer kritischen Haltung, so Krebs, kann dabei ebenso schaften Speyer, Corporate Governance-Musterkodexes Prof. Dr. Ulf helfen, wie auch die Professionalisierung der Auf- Postfach 1409 - 67324 Speyer, Papenfuß, der Stadtkämmerin von Köln Prof. Dörte sichtsräte durch die Förderung der persönlichen Ex- Freiherr-vom-Stein- Diemert, dem Geschäftsführer der Leipziger Ver- pertise, wie Prof. Dr. Michèle Morner in ihrem Straße 2 , D-67346 Speyer, kehrsbetriebe und der Leipziger Versorgungs- und Vortrag ausführte. Telefon: +49 (0) 6232 Verkehrsgesellschaft Ulf Middelberg und dem Dia- 654-275, Telefax: +49 (0) 6232 654-279, logberater Dr. Frank Claus auf dem Podium disku- Neben den Fachbeiträgen bot die diesjährige Tagung E-Mail: morner@uni- tiert, in dessen Mittelpunkt die Frage stand, wie man die Möglichkeit zur Vernetzung in virtuellen Mee- speyer.de vom Kodex zu gelebter Corporate Governance ting-Räumen und bei einer digitalen Weinprobe. Die kommt. Deutlich wurde dabei, dass Regelungen für 9. Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance die öffentlichen Beteiligungen notwendig sind. Diese wird im kommenden Frühjahr am 4./5. April 2022 müssen aber auf die jeweilige Situation zugeschnit- hoffentlich wieder als Präsenzveranstaltung unter ten sein, um sinnvoll umgesetzt werden zu können. der Leitung von Prof. Dr. Michèle Morner (Deutsche Dies stellte Ulf Middelberg nochmal deutlich in sei- Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer) nem Vortrag heraus. Er betont daneben eine Akzep- und Prof. Dr. Claudia Leimkühler (NBS Northern tanzkommunikation und Vertrauensbildung als Business School) stattfinden. wichtige Instrumente, um als öffentliches Unterneh-
14 S P E Y E R J O U R NA L W E IT E R BIL DU NG EUROPA-SEMINAR GOES DIGITAL 32. EUROPA-SEMINAR SPEYER Text: Carsten Willing Die weitgehende Umstellung von Lehre und Weiterbildung auf digitale Nach der Mittagspause vertiefte Ministerialdirigent Formate hindert nicht die Fortführung Jürgen Müller (Bundeskanzleramt) mit einem Vortrag der erfolgreichen Veranstaltungsreihen zur „Digitalisierung in Deutschland und der Europäi- schen Union“ einen der Schwerpunkte nicht nur der der Universität Speyer. So wurde im aktuellen, sondern auch künftiger Ratspräsident- Oktober auch das 32. Europa-Seminar schaften. Der abschließende Vortrag von Prof. Dr. als Online-Veranstaltung abgehalten. Matthias Niedobitek mit dem Thema „Zur Zukunft der Europäischen Union“ nahm die Gestaltungsmög- lichkeiten der Europäischen Union und die wich- Die wissenschaftliche Leitung lag bei Univ.-Prof. Dr. tigsten „Baustellen“ in den Blick, wobei er zugleich Magiera und Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Sommermann, voraussichtliche Entwicklungen skizzierte. die für das Seminar namhafte Referenten mit span- nenden Themen gewinnen konnten, diesmal im In unmittelbarem Anschluss an die Vorträge bot sich Zeichen der deutschen Ratspräsidentschaft der jeweils die Möglichkeit zu Nachfragen und gemein- Europäischen Union. samer Diskussion. Die Teilnehmerinnen und Teil- nehmer nutzten die Gelegenheit sehr rege, in ein Den Vormittag eröffnete Ministerialdirigent Dr. Peter gemeinsames Gespräch zu kommen, auch in dem Rösgen (Bundeskanzleramt) mit einem Vortrag über Online-Format zur Freude der wissenschaftlichen „Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft: Herausforde- Leitung. Dadurch gelang es, eine lebendige Diskus- rungen und Chancen“, in dem er die Schwerpunkte sion entstehen zu lassen, welche Wissenschaft und des Programms der deutschen Präsidentschaft vor Praxis einander näher gebracht hat. dem Hintergrund der Entscheidungsmechanismen des Rates erläuterte; die Bekämpfung der Corona- War anfangs unklar, ob das vom Geist persönlichen Pandemie war ursprünglich als einer der Schwer- Austauschs und persönlicher Begegnung geprägte punkte nicht absehbar gewesen. „Die Rolle der Europa-Seminar sich auch virtuell umsetzen ließ, Länder in der Europapolitik“ war Gegenstand des so sehen sich die wissenschaftlichen Leiter durch die daran anknüpfenden Vortrags von Dr. Deniz Alkan vielen positiven Rückmeldungen der Teilnehmerin- (Abteilungsleiter in der Staatskanzlei Rheinland- nen und Teilnehmer darin bestärkt, diesen Weg Pfalz), der insbesondere die im Grundgesetz vor- gegangen zu sein. Den Referenten und den Teilneh- gesehenen Mitwirkungsbefugnisse der Länder in merinnen und Teilnehmer gebührt für ihr Engage- Europa-Angelegenheiten analysierte. ment herzlichen Dank!
FORSCHUNG SP EY ER JO U R N A L 15 FORSCHUNGSPROJEKT MIGEP ONLINE-WORKSHOPS ZUR PSYCHIATRISCH- PSYCHOTHERAPEUTISCHEN VERSORGUNG VON GEFLÜCHTETEN Text: Mathieu Wagner Von Februar bis März 2021 fanden Krankenversicherung und Gesundheitsversorgung Asylsuchender (Workshop IV) diskutiert wurden. Online-Workshops im Rahmen des vom Vanessa Zeeb vom Projektteam Speyer hat zusammen Bundesministerium für Bildung und For- mit Rüdiger Henkel vom Team Bielefeld den Work- schung (BMBF) geförderten Forschungs- shop II durchgeführt und hierbei die rechtlichen Rah- menbedingungen der psychischen Gesundheit und projektes „MIGEP – Migration und Aufenthaltsbeendigung behandelt und anschließend Institutionenwandel im deutschen Ge- mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert. sundheitswesen im Feld der psychiatri- Die Teilnehmenden waren unter anderem Akteure und Akteurinnen aus Psychiatrien, Psychosozialen schen und psychotherapeutischen Zentren sowie aus Gesundheitsämtern und Ministe- Versorgung von Geflüchteten“ statt rien. Auch NGOs wie der Paritätische Gesamtverband (https://migep.de). und die Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psy- chosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer waren eingeladen. Zudem waren viele Wissenschaft- ler und Wissenschaftlerinnen anderer Universitäten bei dem Workshop dabei. Durch diese Vielfalt kam Organisiert wurden diese von den projektleitenden eine rege Diskussion zustande, die gewinnbringend in Prof. Dr. Dr. Thomas Gerlinger (Universität Bielefeld), die weitere Forschung im Rahmen des MIGEP-Pro- Prof. Dr. Annette Elisabeth Töller, Dr. Renate Reiter jektes eingebracht werden kann. (Fernuniversität Hagen) und Prof. Dr. Constanze Janda (DUV). Angesichts der Corona-Pandemie mussten die Als Fazit dieser Workshops konnte unter anderem Workshops online stattfinden. Im Vordergrund stan- festgehalten werden, dass die gesundheitspolitischen den die Zwischenergebnisse des Forschungsprojektes Aspekte und die gesundheitlichen Interessen der als mit anschließender Diskussion. problematisch dargestellten Gruppen in der Flücht- Es wurden verschiedene Workshops veranstaltet, in lingspolitik des Bundes vom unterschiedlich be- denen neben der institutionalisierten Erfassung des gründeten Interesse an der raschen Aufenthalts- Versorgungsbedarfs und (Erst-)Versorgung in den Psy- beendigung praktisch völlig verdrängt werden. Das chosozialen Zentren (Workshop I) und der Identifizie- Forschungsprojekt ist Ende diesen Jahres beendet. Bis rung besonderer Schutzbedürftigkeit in den Ländern dahin stehen eine Abschlusskonferenz, ein Projekt- und Finanzierung von Sprachmittlung im Behand- Sammelband sowie die Vorstellung der einzelnen Teil- lungskontext (Workshop III), auch die Gesetzliche gruppen-Ergebnisse auf (Fach)Tagungen an.
NEUER REKORD BEI DEN DRITTMITTELEINNAHMEN AUF DEM WISSENSCHAFTSCAMPUS SPEYER IM JAHR 2020 Text: Claus Ableiter Mit 4.207.977,06 Euro Drittmitteleinnah- men erzielten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Campus Speyer im Jahr 2020 einen neuen Rekordwert. Im ersten Jahrfünft des neuen Jahrtausends 2001 bis 2005 lag das gemeinsame Aufkommen der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung (FÖV) noch bei durchschnittlich 900.000 Euro, im folgenden Jahrfünft 2006 bis 2010 bei 971.000 Euro. 2011 bis 2005 steigerte es sich auf einen Durchschnitt von 1,2 Millionen Euro und nunmehr auf einen Schnitt 2006 bis 2020 von 2,7 Millionen Euro. Selbst gegenüber dem bisherigen Rekordwert von 3 Millionen Euro von 2018 stellt der nunmehr erreichte Wert von 4,2 Millionen Euro eine beträchtliche Stei- gerung dar. Allein die Steigerung von 1,2 Mio. Euro liegt über den durchschnittlichen Jah- reseinnahmen der ersten 15 Jahre des neuen Jahrhunderts. Zu dem Rekordergebnis haben sowohl die Deutsche Universität für Verwaltungs- wissenschaften Speyer wie das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Ver- waltung beigetragen.
FORSCHUNG SP EY ER JO U R N A L 17 Jahres-Ist der Drittmittel des Wissenschaftscampus Speyer 2001 bis 2020 in Euro Mittelwert in Fünfjahreszeiträumen Jahr Universität FÖV Wissenschaftscampus Wissenschaftscampus 2001 289.884,90 560.578,06 850.462,96 2002 374.135,79 330.948,46 705.084,25 2003 311.360,79 446.086,91 757.447,70 2004 367.759,20 657.661,70 1.025.420,90 Mittelwert 2001-2005: 2005 273.649,20 892.677,00 1.166.326,20 900.948,40 2006 139.826,74 711.182,36 851.009,10 2007 257.262,29 643.941,44 901.203,73 2008 280.609,31 671.679,57 952.288,88 2009 403.136,48 509.191,57 912.328,05 Mittelwert 2006-2010: 2010 616.758,56 625.143,12 1.241.901,68 971.746,29 2011 532.534,23 851.648,23 1.384.182,46 2012 296.464,91 703.251,15 999.716,06 2013 561.577,77 876.746,39 1.438.324,16 2014 315.667,14 935.662,17 1.251.329,31 Mittelwert 2011-2015: 2015 325.323,81 817.685,29 1.143.009,10 1.243.312,22 2016 375.021,73 1.344.151,53 1.719.173,26 2017 846.354,84 1.504.543,24 2.350.898,08 2018 1.005.820,08 2.019.916,73 3.025.736,81 2019 1.173.144,02 1.475.228,60 2.648.372,62 Mittelwert 2016-2020: 2020 1.599.171,39 2.608.805,67 4.207.977,06 2.790.431,57
18 S P E Y E R J O U R NA L FORSCHUNG LEHRMODUL FÜR HOCHSCHUL- ÜBERGREIFENDE LERNPLATTFORM „EGOV-CAMPUS“ Text: Redaktion Die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer wird gemeinsam mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim (DHBW) und der Metropol- region Rhein-Neckar GmbH (MRN) das Lernmodul „Digitale Transformation am Beispiel des Onlinezugangsgesetzes“ für die hochschulübergreifende digitale Lernplattform „eGov-Campus“ entwickeln, die durch den IT-Planungsrat gefördert wird. Auf Empfehlung des Beirats der Lernplattform wurde dazu anhält, ihre Leistungen von Anfang an digital im April 2021 von der Steuerungsgruppe des „eGov- zu konzipieren. Es geht also um deutlich mehr als die Campus“ die Finanzierung des von den drei Partnern 575 „ins Netz zu bringenden“ Verwaltungsdienstleis- konzipierten grundlegenden Lernmoduls zur digita- tungen im OZG-Umsetzungsprozess. len Transformation bewilligt. Mit dem soeben vom Steuerungskreis des eGov- Die digitale Transformation der öffentlichen Verwal- Campus bewilligten Lehrmodul, das von Prof. Dr. tung hat in der Covid19-Krise enorme Fahrt aufge- Margrit Seckelmann, Prof. Dr. Michael Hölscher und nommen. Das gilt auch für die Digitalisierung von Dr. Rubina Zern-Breuer von der Deutschen Univer- Behördenleistungen. Zu diesen zwingt auch das On- sität für Verwaltungswissenschaften Speyer sowie linezugangsgesetz (OZG), das bis Ende 2022 von von Prof. Dr. Ralf Daum (DHBW) unter Beteiligung Bund und Ländern umzusetzen ist. von Marco Brunzel (MRN) entwickelt wird, sollen daher grundlegende Zusammenhänge in Bezug auf Aber die OZG-Umsetzung kann nur der Anfang eines die aktive Gestaltung digitaler Transformationspro- weitergehenden Prozesses sein, der Verwaltungen zesse vermittelt werden.
FORSCHUNG SP E Y ER JO U R N A L 19 Der „eGov-Campus“ ist ein Projekt des IT-Planungs- der Umsetzung der Single Digital-Gateway-Verord- rates, das federführend vom Land Hessen in Koope- nung der Union, aber nicht nur bei dieser. Ein beson- ration mit der Föderalen IT-Kooperation (FITKO) in derer Schwerpunkt, ergänzen Michael Hölscher und Frankfurt a.M. durchgeführt wird. Mit Geldern des Rubina Zern-Breuer, liege auch auf dem Laborge- IT-Planungsrats werden im eGov-Campus eBil- danken, der in vielfältiger Hinsicht Ansatzpunkte für dungsangebote auf Hochschulniveau rund um das eine nachhaltige Veränderung dessen biete, wie wir Thema E-Government und Verwaltungsinformatik Verwaltung verändern könnten. konzipiert, die sowohl für Bachelor- und Master- Studiengänge als auch für die Fort- und Weiterbil- dung genutzt werden können. Die Kurse werden in Form von MOOCs (Massive Open Online Courses) und Blended-Learning-Szenarien angeboten und können dann kostenfrei in die Lehre und Curricula der Universitäten, Hochschulen und Fortbildungsan- gebote eingebunden werden. Informationen zum eGov- Campus finden Sie unter: https://egov-campus.org. „575 gute Gründe“ für Informationen zu dem im eine Beschäftigung mit der Text genannten Hand- buch finden sie hier: Verwaltungsdigitalisierung https://www.springer.com /de/book/9783662623947 . Es gibt also mehr als „575 gute Gründe“ für eine Be- Ansprechpartnerin: Prof. schäftigung mit der Verwaltungsdigitalisierung, wie Dr. Margrit Seckelmann es in einem in Kürze erscheinenden Handbuch zum (seckelmann@uni- speyer.de). Onlinezugangsgesetz von Margrit Seckelmann und Marco Brunzel heißt. „Wir freuen uns sehr über diese tolle Bestätigung“, sagen beide. Das Modul, fügt Ralf Daum hinzu, sei so konzipiert, das es auch weit über das Jahr 2022 hinaus nutzbar sein werde – etwa bei
20 S P E Y E R J O U R NA L FORSCHUNG EINZUG INS INNOVATIONSLABOR Text: Redaktion Insgesamt 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der schen Verwaltungswissenschaften mit ihrer wissen- beiden WITI-Teilprojekte von Univ.-Prof. Dr. Michael schaftlichen Expertise einen wichtigen Beitrag für Hölscher und des WITI-Teilprojektes von Univ.-Prof. eine gut funktionierende, innovative und auf das Ge- Dr. Gisela Färber sind um die Ostertage 2021 vom meinwohl orientierte Verwaltung leistet. Gästehaus Otto Mayer ins neue Innovationslabor der Universität Speyer umgezogen und nunmehr nur Pandemiebedingt konnte das Innovationslabor bisher noch dort zu erreichen. noch nicht offiziell eingeweiht werden. Mit diesem vollständig aus universitären Eigenmit- teln finanzierten Bau setzt die Universität Speyer ein sichtbares Zeichen, dass sie als Zentrum der deut- Hebeanlage Fahr- räder Brunnen Erweiterung FÖV Optional Forschungsgebäude Professoren Zu Legende: r (D ac Vers ic P2 P2 = Rasengittersteine he = Gitterrost, Maschenweite 30x10mm ntw keru Lehrstuhlgebäude = Kiesbett äs n se g run g) Pflaster Projekt: Neubau Innovationslabor Pflaster Innovationslabor 1-gesch. Otto-Mayer-Straße 67346 Speyer Hecke DN 3° Bauherr: DUV-Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Fahrräder Freiherr-vom-Stein-Str. 2 67346 Speyer Müll PKW- Beschilderung Stellplatz Kontroll- schacht Pflaster Ort, Datum: Reilingen, den 06.04.2021 Versorgungsleitu ngen Bauherr: Architekt: Otto-Mayer-Stras Ralf Bender se H Planbezeichnung: 561 Übersichtsplan Plannummer: Maßstab: Erstellt: Gezeichnet: 04 1:200 06.04.21 LT. ARCHITEKTURBÜRO BENDER HAUPTSTRASSE 74 - 68799 REILINGEN FON: 06205 / 94 23-0 - FAX: 06205 / 94 23-23 E-MAIL: MAIL@ARCHITEKTBENDER.DE HOMEPAGE: WWW.ARCHITEKTBENDER.DE
FORSCHUNG SP EY ER JO U R N A L 21
22 S P E Y E R J O U R NA L HO CHSC HU L SE E L SO R G E NEUES AUS DER HOCHSCHULSEELSORGE Text: Luise Gruender Das Wintersemesterprogramm 2020/21 Aber leider geht eben doch nicht alles digital: Es gab der KHG/ESG (Katholischen und Evangeli- keine nächtlichen Domführungen mehr, keine Wein- probe der Hochschulseelsorge im Priesterseminar, schen Hochschulgemeinde) an der Univer- keine Stadtrallye mit dem gemeinsamen Besuch eines sität Speyer war so ganz anders als alle Restaurants, um dort die Lösungen zu besprechen, Wintersemester zuvor. keinen Semesterchor etc. - Ein Adventsbacken am Bildschirm in der heimischen Küche ist doch etwas anderes als eine Gemeinschaftsbackaktion im Pfarr- Die Auswirkungen der Corona-Pandemie trafen alle heim, wenn anschließend alles voller Plätzchen ist, hart: Nur noch sehr wenige Studierende blieben vor die dann im Audimax zusammen mit Glühwein für Ort in Speyer, die Gebäude der Universität waren leer einen guten Zweck verkauft werden… und meistens geschlossen. Fast alle arbeiteten im Kontaktmöglichkeit Nummer eins waren Emails, Vi- Homeoffice. Der Campus erschien sehr verlassen. Alle deokonferenzen oder Telefonate. Auch viele Beratun- Lehrveranstaltungen liefen digital ab. Das sonst so gen liefen telefonisch oder per Videokonferenz ab. quirlige Leben fehlte. Und was auch fehlte, das war Vielleicht war der Wunsch nach Einzelgesprächen, die der persönliche Kontakt: Keine spontanen Gespräche „face to face“ stattfinden konnten, deshalb so groß zwischen Tür und Angel, keine Kaffeepausen, keine wie nie zuvor, solange es die Coronaverordnungen Tabernabesuche, keine Länderpartys, keine Bierbar… erlaubten – mit viel Abstand, oft in Form eines Spa- Die Situation im „zweiten Corona-Semester“ war ja ziergangs draußen rund um die Universität herum. nicht mehr völlig neu: So hatte auch Hochschulseel- Denn nicht alle Studierenden konnten oder wollten sorge inzwischen ihr Programm komplett digitalisiert: nach Hause, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die Morgenimpulse, die eigentlich immer am Mitt- Denen, die in Speyer geblieben sind, fiel die Decke auf woch Morgen im Clubraum 3 stattfanden, wurden zu den Kopf. Sie fühlten sich einsam: Was nutzt es, dass Abendimpulsen im Format einer Videokonferenz: Vor man in einer WG wohnt, wenn die Mitbewohner alle allem im Advent ein sehr gut besuchtes Format. weg sind. Die digitalen Wege sind da kein echter Er- Viele weitere Angebote fanden jetzt statt in Präsenz satz. Und für alle gilt: Die Kosten laufen weiter. Viele einfach digital statt: Themenabende mit Referent*in- hatten ihren Nebenjob verloren. Zukunftsängste nen, z.B. zum Thema „Fake News“, Spieleabende, machten sich breit. sogar eine digitale Stimmbildung mit einer professio- Schnell taten sich diverse Grenzen auf, an denen man nellen Musikerin… verzweifeln konnte – oder man nutzte sie als Heraus- In der Form von Länderabenden, an denen einige aus- forderung: Die Corona-Pandemie machte einem die ländische Studierende aus ihrer Heimat berichteten, Bedeutung des Lebens neu bewusst, plötzlich sah reisten wir - zumindest mental - durch die Welt. Es man sich mit ganz essentiellen Fragen konfrontiert. funktionierte vieles besser als erwartet. Auch hier war Die Normalität von sonst war durchbrochen und der Zuspruch immer rege. stellte sich auch nicht so schnell wieder ein. Viele
H OCH S CH ULS EELS ORGE SP EY ER JO U R N A L 23 praktische Fragen, zum Beispiel wie man den Alltag Auch unser Seminarangebot hat sich deutlich erwei- sinnvoll strukturiert oder ohne Konflikte mit seinen tert. Hier ging es zum Beispiel darum, wie es gelingt, Mitmenschen gut zusammenlebt, beschäftigten fast gute Entscheidungen zu treffen oder sich mit den alle. Auch eine Balance zu finden zwischen Arbeit und globalen Herausforderungen der Zukunft zu beschäf- Freizeit war eine neue große Herausforderung, tigen. schließlich konnte man es zum Teil gar nicht mehr voneinander trennen. Alles fand am Bildschirm statt: Jetzt beginnt das Sommersemester 2021 - ebenfalls Vorlesung wie Sportprogramm, Prüfungen wie Tref- wieder im Online-Format. fen mit Freunden. Als Kirche sind wir eine Gebets-Gemeinschaft, da Die Beschäftigung mit den Themen Tod und Krank- wird auch ein Social Distancing nichts daran ändern, heit hat viele Studierende wie Lehrerende in beson- deshalb haben wir als Hochschulseelsorge entschie- derer Art und Weise herausgefordert. Das war deut- den, „hybrid“ zu agieren: Teile unseres Angebotes lich in vielen Gesprächen spürbar. Häufig liefen auch werden in Präsenz stattfinden, andere Teile als On- im digitalen Format einmal Tränen oder die Verzweif- line-Angebote, die für alle Interessierten offen sind: lung war spürbar. Hier erweist es sich als sehr gut, dass wir als Team Studierende fühlten sich alleine, weil ihnen die Lern- alle Hochschulen und Universitäten in dem Gebiet gruppen fehlten oder weil sie einfach mit dem On- des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der line-Selbststudium nicht zu recht kamen: Wo und wie Pfalz betreuen. Das bündelt viele Aktivitäten und bekomme ich alle Informationen, wie schaffe ich die bringt die Studierenden verschiedenster Fachrichtun- Klausurvorbereitung oder die rechtzeitige Abgabe der gen zusammen. Eine große Chance! Hausarbeit? Auch wenn vieles Altbewährtes wegfiel, bot sich Ein Blick auf unsere Homepage, die das gemeinsame immer wieder eine Chance zum Neubeginn. Es wurde Programm und alle aktuellen Informationen zeigt, viel gewagt. Eine völlig neue Form der Lehre entstand: lohnt sich also immer unter: www.khg-speyer.de Durch das Online-Format zeitlich flexibler, räumlich unabhängig und offen für alle. So auch bei uns in der Wir freuen uns auf alle persönlichen oder virtuellen Hochschulseelsorge: Noch nie gab es in der soge- Begegnungen im Sommersemester 2021 und grüßen nannten „vorlesungsfreien Zeit“ Programm. Sie alle sehr herzlich, Doch dank des Online-Formates konnten wir jetzt un- sere Impulse am Mittwoch Abend konsequent immer Ihre Hochschulseelsorger ökumenisch anbieten, sowie auch meistens mindes- tens eine weitere Veranstaltung pro Woche. Sogar die Pastoralreferentin Luise Gruender Kar- und Ostertage feierten wir online gemeinsam, (Katholische Kirche) schließlich waren fast alle Kirchen pandemiebedingt und Pfarrer Michael Erlenwein geschlossen. (Evangelische Kirche)
24 S P E Y E R J O U R NA L FÜHRUNGSKOLLEG SPEYER EINMAL DIGITAL UND ZURÜCK XIV. FKS • FÜHRUNGSKOLLEG SPEYER Text: Derya Catakli Ursprünglich waren im Jahr 2020, wie für das FKS • Füh- rungskolleg Speyer üblich, sechs Kurswochen in Präsenz ge- plant. Während die erste Kurswoche des 14. FKS im Februar 2020 inklusive feierlicher Eröffnung stattfinden konnte, musste bereits die zweite Kurswoche im März 2020 pande- miebedingt abgesagt werden. Rückblick: Pandemiejahr 2020 gesamt zweitägigen Workshop mit Henrich Stöhr, Ursprünglich waren im Jahr 2020, wie für das FKS • Coaching & Beratung Mainz, hatten die Teilnehmen- Führungskolleg Speyer üblich, sechs Kurswochen in den Gelegenheit, sich in Gruppenarbeiten ausführ- Präsenz geplant. Während die erste Kurswoche des lich mit den aktuellen Herausforderungen ausein- 14. FKS im Februar 2020 inklusive feierlicher Eröff- anderzusetzen, denen sich Führungskräfte beim nung stattfinden konnte, musste bereits die zweite digitalen Arbeiten gegenübersehen. Online-Kommu- Kurswoche im März 2020 pandemiebedingt abge- nikation, so Stöhr, ist weitaus mehr als das Beherr- sagt werden. Der Wegfall der Präsenzveranstaltun- schen von Technik-Tools. Auch unter besonderen gen sollte jedoch nicht zur ersatzlosen Streichung Bedingungen muss Wert auf Teamentwicklung ge- der Kursangebote führen – in Abstimmung mit den legt werden, wobei sich Spannungsfelder zwischen Teilnehmenden des 14. Kurses und mit den Trägern Kooperation, Vertrauen und Kontrolle ergeben kön- des FKS wurde daher vom Team der wissenschaftli- nen. Die Berücksichtigung von Perspektiven und chen Leitung ein Konzept für Digitale Kursmodule Erwartungen der Mitarbeitenden ist unabdingbar, die entwickelt. Nachdem im September 2020 ein digita- Führungskraft soll ansprechbar und transparent blei- les Kursmodul mit großem Erfolg durchgeführt ben. Die Teilnehmenden erarbeiteten Instrumente wurde, konnten die Teilnehmenden schließlich im Ok- zum Aufbau von Teamgefühl in virtuellen Arbeits- tober 2020 eine Präsenzwoche in Speyer absolvieren umgebungen, für motivierende Zielsetzung, und (zu Einzelheiten s. Bericht im Speyer Journal Nr. 37). für eine effektive Selbstorganisation. Ein Input von Univ.-Prof Dr. Sanja Korać und Derya Catakli, Deut- Online-Modul im November 2020 sche Universität für Verwaltungswissenschaften Das digitale Modul im November 2020 stand unter Speyer und wissenschaftliche Leitung des FKS, be- dem Kernthema „Führen auf Distanz“. In einem ins- schäftigte sich zudem mit Persönlichkeitsstrukturen,
FÜHRUNGSKOLLEG SPEYER SP E Y ER JO U R N A L 25 FKS x Führungskolleg Speyer Wissen und Kompetenzen für die Zukunft Persönlichkeitstests und Potenzialen für Selbst- und kern anderer Sektoren und Personalkonstellationen Teammanagement im digitalen Kontext. brachte überraschende Impulse für das Führen auf Distanz. Neben den Workshops stand das Digitale Modul im Zeichen des Erfahrungsaustausches: Claus Scholl, Für die nachhaltige Vernetzung mit Blick auf die di- Leiter der Abteilung 7 und CIO im Bundesamt für So- gitale Transformation stellte Vincent Patermann, ziale Sicherung, gewährte Einblicke in Erfahrungen Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat mit Home Office und Führen auf Distanz in der Bun- und Geschäftsführer des NExT e.V., das „Netzwerk: desverwaltung. Barbara Aßmann, Leiterin der Abtei- Experten für die digitale Transformation der Verwal- lung Soziales im Caritasverband Speyer, stand für tung“ vor, das als gemeinnützige Plattform die Ver- einen Austausch der Erfahrungswerte mit dem Non- netzung in der öffentlichen Verwaltung vorantreibt, profit-Sektor zur Verfügung, und mit Nikolaus Hagl, digitale Expertise in Werkstätten und Communities Leiter Public Services sowie Vice President Sales bündelt sowie Treffen und Camps veranstaltet. Public & Energy bei der SAP SE konnten die Teilneh- menden Einblicke in die Situation in der Privatwirt- Ein weiterer Programmpunkt vertiefte das Arbeiten schaft gewinnen. in digitalen Kontexten: Das Projekt „FührDIV – Füh- rung in der digitalisierten öffentlichen Verwaltung“ Abschließend berichtete Frau Dr. Talin Kalatas, Pro- wurde im Rahmen eines interaktiven Workshops von jektleiterin in der Stärkenberatung NRW / Natur- Dr. Judith Beile und Cornelia Rieke, wmp consult, den Freunde Deutschlands e.V., von Herausforderungen Teilnehmenden näher gebracht. Digitalisierung wird aus der ehrenamtlichen Arbeit in Zeiten der Corona- als Gestaltungs- und Führungsaufgabe verstanden, Pandemie. In diesem Teil des Digitalen Moduls zeigte die im kulturellen Rahmen der öffentlichen Verwal- sich deutlich: die Herausforderungen für Führungs- tung auf besondere Spannungsfelder trifft: Starke kräfte sind während der Corona-Pandemie sehr ähn- Hierarchien, geringe Beteiligungsmöglichkeiten und lich. Die öffentliche Verwaltung war zwar teilweise langwierige Prozesse stehen agilen Arbeitsformen mit Herausforderungen dienstrechtlicher Regelun- im Weg. Führungskräfte benötigen daher in der di- gen oder längeren (Entscheidungs-) Prozessen bei gitalen Transformation ausgeprägte Führungskom- der Beschaffung technischer Ausstattung konfron- petenzen, allen voran Kommunikationsfähigkeit, tiert, aber die Führung von und Motivation in virtu- Menschenorientierung und Vernetzungsfähigkeit, ellen Teams hat die meisten Organisationen vor Vertrauen und Transparenz. große Fragezeichen gestellt. Und: ein Blick über die organisationalen Grenzen der Verwaltung hinaus Da beim Führen auf Distanz nicht nur die Führungs- lohnt. Der Austausch mit Praktikerinnen und Prakti- kompetenzen und gelebten Erfahrungen der einzel-
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