SPEYER JOURNAL - Universität Speyer

Die Seite wird erstellt Robert Baumann
 
WEITER LESEN
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
SPEYER JOURNAL
EIN MAGAZIN DER DEUTSCHEN UNIVERSITÄT FÜR VERWALTUNGSWISSENSCHAFTEN SPEYER
Nr. 38, Wintersemester 2020/2021

STUDIUM                         DIGITALISIERUNG                 WEITERBILDUNG

AUSLANDSSEMESTER                MARKTPLATZ                      8. SPEYERER
MIT HÜRDEN                      DIGITALISIERUNG                 TAGUNG ZU PUBLIC
                                                                CORPORATE GOVERNANCE
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
EDITORIAL

                                                                                           04 Digitalisierung
                                                                                               Veranstaltungsreihe: Marktplatz
                                                                                               Digitalisierung

Liebe Leserinnen und Leser

Auch das zweite Corona-Semester musste pandemiebedingt leider online stattfinden.
Studium, Lehre und Weiterbildung gingen erneut digitale Wege, die sich hinsichtlich
des „Geistes von Speyer“ zwar deutlich von den üblichen unterscheiden, sich dennoch
aber als wissenschaftlich sehr fruchtbar erwiesen haben.                                   08 Weiterbildung
                                                                                               Gelingendes Aufwachsen von
So mussten wir statt den traditionellen Abendveranstaltungen, in denen stets ein               Kindern und Jugendlichen als
Schlaglicht auf aktuelle Fragestellungen geworfen wurde, nunmehr einen adäquate                kommunale Aufgabe
digitalen Ersatz für dieses Format entwickeln. Mit dem „Marktplatz Digitalisierung“
haben wir eine experimentelle Plattform ins Leben gerufen, die alle Grundcharakterista
unserer Abendveranstaltungen in hervorragendem Maße erfüllt. In einer Interviewse-
rie mit den wichtigsten Protagonisten der Digitalisierung in Deutschland ist es ge-
lungen, eine Momentaufnahme von Stand und Perspektiven dieses für die weitere
Zukunft unseres Gemeinwesens zentralen Pojektes zu tätigen.

Aber auch darüber hinaus gibt es viel über das Semester zu berichten. Die Fertigstellung
des neuen Innovationslabors, die erfolgreiche Durchführung digitaler Weiterbildungs-
veranstaltungen und neueste Ergebnisse aus Forschungsprojekten wie dem WITI-Pro-
jekt zeigen, dass die Universität auch in diesen sie doch sehr herausfordernden Zeiten     20 Forschung
allen an sie zu stellenden Ansprüchen vollumfänglich gerecht werden kann.                       Einzug ins Innovationlabor

Es ist dies auch die Stelle dafür Dank zu sagen all denen, die durch ihren unermüdli-
chen Einsatz dazu beigetragen haben, in den letzten 12 Monaten völlig neue Wege
zu beschreiten, Experimentelles zu wagen und sich auf neue Wagnisse einzulassen.

Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre des vorliegenden SpeyerJournals.

Ihr
Holger Mühlenkamp
Rektor
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
SP EY ER JO U R N A L   3

INHALT

04   Marktplatz Digitalisierung                  22   Hochschulseelsorge

08   Weiterbildung                               24   Führungskolleg Speyer

     Gelingendes Aufwachsen von Kindern und      28   WITI
     Jugendlichen als kommunale Aufgabe.
     3. Speyerer Sozialrechtstage                     Digitaler Atlas der Innovation veröffentlicht

     Ein zukunftsfähiges Beteiligungsmanage-          WITI-Projekt ist Regionalpartner von
     ment muss die Situation vor Ort beachten.        #UpdateDeutschland
     8. Speyerer Tagung zu Public Corporate
     Governance                                       Nachhaltigkeit als Thema der öffentlichen
                                                      Verwaltung
     Europa-Seminar goes digital.
     32. Europas-Seminar Speyer                       Hochschule und Stadt.
                                                      Wissenschaftsallianzen in Rheinland-Pfalz

15   Forschung
                                                 36   Kurzmeldungen
     Forschungsprojekt MIGEP.
     Online-Workshops zur psychiatrisch-         38   Studium
     psychotherapeutischen Versorgung von
     Geflüchteten                                     Auslandssemester 2020/2021 mit Hürden

     Neuer Rekord bei den Drittmittelein-             Austauschsemester in Budapest
     nahmen auf dem Wissenschaftscampus
     Speyer                                           Frank Delmartino Thesis Prize

     Lehrmodul für Hochschulübergreifende
     Lernplattform „eGov-Campus“                 44   Personal

     Einzug ins Innovationslabor                 46   Publikationen
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
4     S P E Y E R J O U R NA L   M A R K T PL A T Z DIG IT A L ISIERUNG

MARKTPLATZ DIGITALISIERUNG
                                 Die coronabedingte Verlagerung des kompletten Studienbetriebes in den Online-Modus nahm die Universität
                                 zum Anlass, der Bedeutung der Digitalisierung für die zukünftigen Entwicklung von Staat, Verwaltung und
                                 Gesellschaft eine eigene kleine Veranstaltungsreihe zu widmen, die natürlich digital stattfand. So konnten
                                 der Rektor und Univ.-Prof. Dr. Hill im Verlauf des Wintersemesters zahlreiche renomierte Experten virtuell
                                 begrüßen und mit Ihnen Kurzinterviews führen, die erhellende Einblicke in die vor der Verwaltungs liegenden
                                 Herausforderungen und Chancen ermöglichen. Die ausgezeichneten Interviews sind abrufbar in der Media-
                                 thek der Universität unter dem Link https://www.uni-speyer.de/universitaet/campus/mediathek/videos

      Modernisierung und Digitalisierung von Staat und                                KI-Strategie des Landes Rheinland-Pfalz
      Verwaltung (Nadie Schön & Johannes Steiniger)                                           (Prof. Dr. Konrad Wolf)

    Bei der Auftaktveranstaltung der Reihe, einer Podiumsdis-                 Der damalige Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und
    kussion über „Modernisierung und Digitalisierung von Staat                Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Konrad Wolf
    und Verwaltung" waren Nadine Schön, stellvertretende                      erörterte die KI-Strategie der Landesregierung Rheinland-
    Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und Johan-                    Pfalz und die Zukunftsperspektiven von Künstlicher Intelli-
    nes Steiniger, Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis                    genz.
    Neustadt-Speyer (CDU), zu Gast an der Universität Speyer
    und beleuchteten die Bedeutung der Digitalisierung in der
    Verwaltung. Gleichzeitig reflektierten sie über die zentralen
    Thesen des Buchs „NEUSTAAT“ von Nadine Schön und                                Berlin Declaration on Digital Society and
    Thomas Heilmann et al.                                                     Value-based Digital Government als Meilenstein auf
                                                                                dem Weg der Digitalisierung (Dr. Markus Richter)

                                                                              Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Bun-
              Die digitale Transformation beim                                desbeauftragter für Informationstechnik Dr. Markus Richter
        Bundesverwaltungsamt (Christoph Verenkotte)                           sprach über die der Digitalisierung auch während der Co-
                                                                              rona-Pandemie innewohnenden und berichtete von der
    Der Präsident des Bundesverwaltungsamtes, Christoph                       „Declaration on Digital Society and Value-based Digital
    Verenkotte, berichtete über den Prozess der digitalen Trans-              Government“, die nach einem gleichnamigen Symposium
    formation des Bundesverwaltungsamtes. Er schilderte an-                   am 8. Dezember 2020) von allen 27 Mitgliedsstaaten der EU
    hand konkreter Beispiele insbesondere die Strategie und                   unterzeichnet wurde.
    Erfolgskriterien bei der digitalen Transformation.
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
M ARKTP LATZ D I GI TALI S I ERUNG        SP EY ER JO U R N A L   5

         Digitale Strategie des Landes Hessen
              (Prof. Dr. Kristina Sinemus)                                       Initiative „Tech4Germany“
                                                                            (Benedikt Liebig und Johannes Heck)

                                                                   Gäste in dieser Folge der Videoreihe Marktplatz Digitalisie-
                                                                   rung waren die Wirtschafsinformatiker Benedikt Liebig,
                                                                   Tech4Germany Product Alumni und Johannes Heck, eben-
                                                                   falls „fellow“ im Projekt Tech4Germany. Sie stellten ihr
                                                                   Projekt zur Erstellung von Leitlinien über Chatbots vor,
                                                                   das bessere und bürgerfreundlichere digitale Dienstleistun-
                                                                   gen in der öffentlichen Verwaltung anbieten soll. Im Zen-
                                                                   trum stand der „cultural clash“ bei der Zusammanarbeit von
                                                                   Ministerialbediensteten mit Digital Natives.

Die Ministerin für digitale Strategie und Entwicklung des
Landes Hessen Prof. Dr. Kristina Sinemus reflektierte über
das Thema „Digitale Strategie“, das sie am Beispiel des                  Digitale Verwaltung in Nordrhein-Westfalen
Darmstädter Zentrums für Künstliche Intelligens verdeut-                          (Prof. Dr. Andreas Pinkwart)
lichte. Sie unterstrich die Bedeutung von interdisziplinärer
Projektentwicklung und von Kooperation, die ein „von-
einander Lernen“ statt eines „nebeneinander neu Erfindens“
ermöglichen.

    Projekt „eGov-Campus“ des IT-Planungsrates
                (Patrick Burghardt)

Patrick Burghardt, Staatssekretär im Hessischen Ministe-
rium für Digitale Strategie und Entwicklung, CIO und               Der Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und
Bevollmächtigter der Landesregierung für Informations-             Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Andreas
technologie in Hessen stellte das Projekt „eGov-Campus“            Pinkwart, stellte die Vorteile der Digitalisierung, für mittel-
vor, das auf Vorschlag des Landes Hessen zum Aufbau                ständische Unternehmen, das digitale Modellministerium
der Bildungs- und Weiterbildungsplattform eGovernment              sowie digitale Modellregionen und -kommunen in Nord-
initiiert wurde und mit 2 Millionen Euro aus dem vom Bund          rhein-Westfalen vor.
und den Ländern bereitgestellten Digitalisierungsbudget
gefördert wird.

                                                                   Vom Rundfunkstaatsvertrag zum Medienstaatsvertrag
          Die Lernreise von Führungskräften                                          (Heike Raab)
                   (Dr. Peter Dern)
                                                                   Die Staatssekretärin des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund
Dr. Peter Dern berichtete als Senior Vice President der Cor-       und für Europa, für Medien und Digitales, Heike Raab,
porate University der Software AG über die Leadership Lear-        erläuterte die Bedeutung des im November 2020 in Kraft
ning Journey für Führungskräfte in einem weltweit tätigen          getretenen Medienstaatsvertrages. Besonders beleuchtete
Unternehmen und über die mögliche Übertragbarkeit auf              sie die Rolle der sozialen Medien, digitalen Plattformen und
die öffentliche Verwaltung.                                        Streamingdienste.
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
6     S P E Y E R J O U R NA L   M A R K T PL A T Z DIG IT A L ISIERUNG

                                                                                          "Lernreise DigiTalent -
                                                                                      10 x 10 Zukunftskompetenzen"
              Digitalstrategie des Freistaates Bayern                                        (Dr. Georg Thiel)
                          (Judith Gerlach)
                                                                          Der Präsident des Statistischen Bundesamtes Dr. Georg Thiel
                                                                          stellte im Gespräch mit den Professores Mühlenkamp und
                                                                          Hill das Projekt des Statistischen Bundesamtes "Lernreise
                                                                          DigiTalent - 10 x 10 Zukunftskompetenzen" vor.

                                                                            Digitale Transformation aus Sicht des Ausschusses
                                                                                 Digitale Agenda im Deutschen Bundestag
                                                                                            (Manuel Höferlin)

    Die bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach,        Manuel Höferlin, MdB und Vorsitzender des Ausschusses
    beleuchtete die Digitalstrategie des Freistaates Bayern.              „Digitale Agenda“, referierte über seine Aufgaben im
    Themen waren Bayern-App, Bayern-Standard und Güte-                    Digitalen Ausschuss des Bundestages und zeigte die Aus-
    siegel für Onlineservices, Innovations- und Digitallabore,            wirkungen der Corona-Pandemie auf den Digitalisierungs-
    digitaler Leitfaden zur Formulargestaltung und digitale Leh-          prozess in Deutschland auf. Dabei betont er, dass die
    ren aus Corona.                                                       digitale Transformation, die digitale Kultur – das Aufeinan-
                                                                          dertreffen zwischen den gewachsenen Hierarchien in den
                                                                          Ministerien und die modernen Arbeitsweisen der jungen
                                                                          Generation „Digital Natives“ – von großer Bedeutung sind.

                  Hamburg als „Smart City“ –
              Sieger im Bitkom-Wettbewerb durch
                 neue Digitalisierungsstrategien
                          (Jan Pörksen)                                           Krisenresilienz und Digitale Bildung als
                                                                                    Schlüsselressource für die Zukunft
    Der Staatsrat und Chef der Hamburger Senatskanzlei sowie                             (Dr. Bernhard Rohleder)
    Vorsitzender des IT-Planungsrats Jan Pörksen berichtete die
    Erfolge Hamburgs im Bitkom-Wettbewerb durch die An-                   Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer von Bitkom
    wendung sektoren- und behördenübergreifenden Aktionen                 e.V., stellte die Digitale Transformation des Staates, das
    und die strategische Ausrichtung in die Zukunft durch                 Onlinezugangsgesetz (OZG), föderale Hemmnisse hierfür in
    Vernetzung über digitale Plattformen. Vorgestellt werden              Deutschland und moderne Formen der digitalen Fort- und
    Hamburger Digitalprojekte im Baubereich und im Bereich                Weiterbildung vor. Seine zentrale Forderung ist die Errich-
    Flüchtlingsmanagement sowie Tools zur digitalen Planung               tung eines Digitalministeriums, um digitale Bildung für alle
    von sozialer Infrastruktur. Weitere Themen waren der Ge-              Schüler als Schlüsselressource für die Zukunft zu gewähr-
    sundheitsbereich in der Digitalisierung sowie die Funktionen          leisten.
    des IT-Planungsrates.
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
M ARKTP LATZ D I GI TALI S I ERUNG       SP EY ER JO U R N A L   7

       Chancen und Risiken der Digitalisierung
                (Ammar Alkassar)

Ammar Alkassar, der Bevollmächtigte des Saarlandes für
Innovation und Strategie und CIO, verantwortet neben der                  Digitalisierung und Kulturwandel
Digital-, die Innovations-, Technologie- und langfristige                        (Ina-Maria Ulbrich)
Strukturpolitik des Saarlandes. Er berichtete über die Pro-
jekte der saarländischen Landesregierung zur Vorantreibung
der Digitalisierung von Staat und Verwaltung.

       Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO),
          Digitalisierung und Nachhaltigkeit
                 (Jan Philipp Albrecht)

                                                               Ina-Maria Ulbrich, Staatssekretärin im Ministerium für
                                                               Energie, Infrastruktur und Digitalisierung des Landes
                                                               Mecklenburg-Vorpommern fokussierte in ihrem Beitrag die
                                                               Vor- und Nachteile von Homeschooling und Homeoffice
                                                               in Zeiten von Corona und über das „Führen auf Distanz“,
                                                               das für Führungskräfte eine große Herausforderung dar-
                                                               stellt und wirft ein Schlaglicht auf, die Notwendigkeit einer
                                                               modernen Vertrauenskultur zu schaffen.

Der Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt,
Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein
Jan Philipp Albrecht beleuchtete die Datenschutz-Grund-                Digitalisierung im Freistaat Sachsen als
verordnung (DSGVO) der Europäischen Union und deren                    ganzheitliches, ebenen übergreifendes
Umsetzung in Schleswig-Holstein. Anhand von Beispielen                  Veränderungsprojekt (Thomas Popp)
verdeutlichte er die Vereinbarkeit des Datenschutzes mit
neuen Onlinediensten sowie mit dem Einsatz von Künst-          Thomas Popp, sächsischer Staatssekretär für Digitale Ver-
licher Intelligenz.                                            waltung und Verwaltungsmodernisierung, Mitglied der
                                                               Staatsregierung und CIO, erläuterte die in 2019 neu auf-
                                                               gelegte 3. Digitalisierungsstrategie des Freistaats Sachsen,
                                                               die übergreifende Zusammenarbeit und Vorhabenumset-
                                                               zung ohne Insellösungen befördert.
       Digitalisierung (Prof. Dr. Peter Parycek)

Der Leiter des Kompetenzzentrums Öffentliche IT am Fraun-
hofer FOKUS Institut und Mitglied des Digitalrates der
Bundesregierung Prof. Dr. Peter Parycek stellte das ÖFIT
als Denkfabrik ÖFIT für die Digitalisierung im öffentlichen
Raum vor.
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
8   S P E Y E R J O U R NA L   W E IT E R BIL DU NG

GELINGENDES AUFWACHSEN VON
KINDERN UND JUGENDLICHEN ALS
KOMMUNALE AUFGABE
Möglichkeiten und Grenzen einer integrierten vorbeugenden Sozialpolitik
in den Kommunen aus verfassungs- und sozialrechtlicher Sicht.

                                                                                                                                                 21
                               Text: Christina Wieda

                  Am 11. und 12. März 2021 fanden
                       zum dritten Mal die „Speyerer
                  Sozialrechtstage“ unter der wissen-
                 schaftlichen Leitung von Univ.-Prof.
                           Dr. Constanze Janda statt.

                                                                                               Prävention verrankern
                                                                                            Verfassungsrechtliche
                                                                                             e                    Konsequennzen aus dem Verbot
                                                                                                                                          e
                               Aufgeschoben ist nicht aufgehoben - unter diesem               der Benachteiligung auf Grund sozialer
                                                                                                                            s        Herkunft
                               Vorzeichen tagten die 3. Speyerer Sozialrechtstage                              Constanze Janda

                               zu Fragen von Änderungsbedarfen im Grundgesetz
                               für gelingendes Aufwachsen von Kindern und Ju-
                               gendlichen in allen Kommunen. Im letzten Jahr fielen
                               die 3. Speyerer Sozialrechtstage dem ersten Lock-
                               down zum Opfer, nun, nach einem Jahr Übung,
                               konnte online das Thema reibungslos vorgestellt und     Die Europäische Kommission wird am 24.3.2021 ihre
                               diskutiert werden.                                      Empfehlung zur Child Guarantee verabschieden,
                                                                                       Bundestag und Bundesrat diskutieren die Referen-
                               Kinder und ihre Rechte rücken verstärkt in den Blick.   tenentwürfe zur Novellierung des SGB VIII und des
                               Sowohl die Presseberichterstattung zu den Folgen        Rechtsanspruchs auf Ganztag für Grundschulkinder.
                               der Corona-Pandemie auf Kinderschutz und (un-           Rechtlich umfassender ist der Vorstoß, Kinderrechte
                               gleich verteilte) Bildungschancen wie auch aktuelle     ins GG aufzunehmen. Hier weicht der aktuell vorlie-
                               Vorstöße zur Veränderung von gesetzlichen Rah-          gende Entwurf jedoch von der Vorlage der UN Kin-
                               menbedingungen stellen das Thema in den Fokus.          derrechtskonvention ab. Statt einer „vorrangigen
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
W EI TERBI LD UNG         SP EY ER JO U R N A L   9

Weiterbildung digital. In pandemischen Zeiten konnte das Thema online reibungslos vorgestellt und diskutiert werden.

                           Berücksichtigung der Interessen des Kindes bei allen         und Jugendlichen wirksam zu bekämpfen. Christina
                           staatlichen Maßnahmen als Querschnittsaufgabe“               Wieda (Bertelsmann Stiftung) untermauerte die
                           ist im bundesdeutschen Entwurf nur eine „angemes-            Annahme mit Forschungsergebnissen, die auf sozial-
                           sene Berücksichtigung“ vorgesehen. Das aktuelle              räumlichen Daten aus Duisburg und Mülheim ba-
                           Rechtsgutachten „Prävention verankern – Verfas-              sieren und die Auswirkungen von Armut und Be-
                           sungsrechtliche Konsequenzen aus dem Verbot der              nachteiligung verdeutlichen, wie auch kommunale
                           Benachteiligung auf Grund von sozialer Herkunft“,            Handlungsmöglichkeiten über den Aufbau einer Prä-
                           welches Univ.-Prof. Dr. Constanze Janda vorstellte,          ventionskette aufzeigen. Das Rechtsgutachten be-
                           füllt mit seiner Fragestellung rechtlich eine Lücke in       leuchtet, wie flächendeckend Präventionsketten als
                           der aktuellen Diskussion. Ausgehend von den For-             „Integrierte Versorgung“ durch die Sektoren Bildung,
                           schungsergebnissen aus dem nordrheinwestfäli-                Erziehung, Gesundheit und Soziales, verbindliche in-
                           schen Modellvorhaben „Kein Kind zurücklassen!“ zu            stitutionalisierte Kooperation zwischen allen invol-
                           sozialräumlichen Ungleichheiten in Kommunen und              vierten Ebenen und die nachhaltige Finanzierung
                           deren Bekämpfung, ist die Hypothese, dass die be-            der Präventionsstrategie unter Bezugnahme auf
                           stehenden einfachgesetzlichen Regelungen nicht si-           die Art. 3 und 6 grundgesetzlich verankert werden
                           cherstellen, soziale Benachteiligung für alle Kinder         können.
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
10   S P E Y E R J O U R NA L   W E IT E R BIL DU NG

                                Dr. Miriam Saati (BMFSFJ) betont, dass in Deutsch-      höherem Sozial- und Jugendhilfebedarf einen grö-
                                land jedes dritte Kind in einer Risikolage aufwächst.   ßeren Finanzbedarf haben, sollte grundsätzlich ein
                                Der aktuelle Bericht der neunten Familienberichts-      Belastungsindex der Mittelverteilung zugrunde ge-
                                kommission fordert ein neues Verhältnis von Eltern      legt werden.
                                und Staat. Vor dem Hintergrund des steigenden
                                Drucks auf Eltern, den die Pandemie besonders sicht-    Uwe Lübking (DStuG) beleuchtet die Komplexität, die
                                bar macht, sowie der zunehmenden Heterogenität          die Koordination der Leistungen für Kinder, Jugend-
                                von Familienmodellen, müssen familienpolitische         liche und Familien unterworfen ist. Er führt die
                                Leistungen neu gedacht werden. Staatliche Leistun-      „Säulen der Sozialgesetzbücher“ mit ihren unter-
                                gen verfügen über eine begrenzte Wirkung, wenn sie      schiedlichen Förderlogiken an, die auch in den
                                nicht in der Lebenswirklichkeit der Familien ankom-     verschiedenen Altersgrenzen der einzelnen Leis-
                                men. Um das zu verändern, bedarf es der verbindli-      tungsgesetze zum Ausdruck kommen. Weiter ver-
                                chen Kooperation zwischen den Kompetenzebenen,          weist er auf die immense Bedeutung einer belast-
                                niedrigschwellige Zugänge zu Leistungen und eine        baren Sozialberichterstattung, die Kommunen und
                                stärkere Beteiligung von Kindern und Jugendlichen.      Gemeindeverbänden überhaupt erst ermöglicht, Un-
                                Kinderarmut kann nur wirkungsvoll begrenzt wer-         gleiches ungleich zu behandeln. Kreisangehörige
                                den, wenn sowohl die finanzielle Unterstützung der      Kommunen stehen vor zusätzlichen Herausforde-
                                Familien als auch bedarfsgerechte Infrastruktur         rungen, da nicht alle Leistungen entlang des Lebens-
                                sichergestellt sind, daher sind kommunale Präven-       verlaufes eines Kindes vor Ort koordiniert werden
                                tionsketten alternativlos.                              können. Wie auch schon seine Vorredner*in pran-
                                                                                        gerte er die Vernachlässigung kommunaler Inter-
                                Prof. Dr. Martin Junkernheinrich (TU Kaiserslautern)    essen durch die Länder im Bundesrat an. Nach der
                                beschreibt die Herausforderung bei der bedarfsge-       Kommunalreform 2006 umgehen sie die Konnexität,
                                rechten Finanzierung sozialer Leistungen. Obwohl        indem sie gelegentlich Ausführungsgesetze zu erlas-
                                der Wohlstand in der Bundesrepublik seit 60 Jahren      senen Bundesgesetzen nicht auf den Weg bringen
                                kontinuierlich wächst, verzeichnen die sozialen Aus-    und auf die Eigeninitiative der Kommunen hoffen.
                                gaben die höchsten Wachstumsraten. Vor der Föde-
                                ralismusreform 2006 war es dem Bund möglich,            Lydia Schillner (KJC Hamm) berichtet, wie auch über
                                soziale Auf- und damit verbundene Ausgaben an die       das SGB II Bildungsketten gestaltet werden können.
                                Kommunen zu delegieren, ohne dem Konnexitäts-           Hamm nimmt dabei Kinder, Jugendliche und Fami-
                                prinzip Folge zu leisten. Insbesondere die kommu-       lien jeweils als Zielgruppen in den Blick wie auch
                                nalen Verlierer der Globalisierung haben Schulden       Bedarfsgemeinschaften insgesamt. Zum nahezu
                                aufgebaut, die aus eigener Kraft nicht getilgt werden   gleichen Zeitpunkt als Hamm sich der Modellinitia-
                                können. Da im Bundesrat die Mehrzahl der Länder         tive „Kein Kind zurücklassen!“ zum Aufbau kommu-
                                von der Problematik nicht betroffen ist, wird das       naler Präventionsketten in NRW angeschlossen hat,
                                Problem der Altschulden nicht angegangen. Für die       wurden die Mittel zur Bildung und Teilhabe für junge
                                Zukunft bedeutet das: Mittel, die der Bund den Kom-     Menschen im Leistungsbezug bereitgestellt. Da das
                                munen zur Verfügung stellt, sind für die Haushalte      SGB II explizit Entwicklungschancen fördert, wurde
                                der Globalisierungsverlierer ein Tropfen auf den        über die YouCard ein System installiert, das beim An-
                                heißen Stein. In Kommunen ohne Altschulden wird         trag auf primäre Leistung aktiviert wird und worüber
                                das Bundesgeld nicht unbedingt benötigt, so können      entlang des Lebensverlaufes alle vorgesehenen BuT-
                                Zukunftsinvestitionen mit den freiwerdenden Haus-       Leistungen abgerufenen werden können. Darüber hi-
                                haltsmitteln getätigt werden. Zusätzliche Finanzmit-    naus finanziert das Kommunale Jobcenter an allen
                                tel für alle mindern folglich weder die Disparitäten    Hammer Schulen Bildungsbegleiter, die Kinder mit
                                noch die soziale Ungleichheit. Da Kommunen mit          Bedarf individuell fördern.
W EI TERBI LD UNG       SP EY ER JO U R N A L   11

Ingo Röthlingshöfer (Dezernent, Neustadt an der         kleinräumige Einflussfaktoren zu analysieren. So
Weinstraße) verweist auf die großen Unterschiede        werden Erfolge entdeckt und sich wandelnde Anfor-
in den Ländern bei der Ausgestaltung von Schule         derungen identifiziert. Letzteres ist wichtig für die
und Jugendhilfe und betont die Notwendigkeit zur        Gestaltung von präventiven Angeboten. Für die Ko-
Kooperation zwischen den Leistungsbereichen der         operation insgesamt ist es von Bedeutung, dass
Sozialgesetzbücher. Grundsätzlich ist genug Geld im     Konfliktthemen zwischen den Partnern rechtzeitig
System, doch der Output für die Leistungsberechtig-     offengelegt, aber auch gemeinsam erreichte Ziele
ten fällt im Vergleich zu den Aufwendungen stark        kommuniziert und dokumentiert werden.
ab. Die Mitarbeitenden in den einzelnen Leistungs-
bereichen sind häufig nicht in der Lage, Bürger*innen   Die Beiträge wurden von den Teilnehmenden rege
in die jeweilige Zuständigkeit zu verweisen. Koope-     diskutiert. Viele Wortmeldungen griffen die Zusam-
ration und (Wissens)vermittlung sollten entschieden     menhänge zwischen den einzelnen Vorträgen auf,
verbindlicher ausgestaltet werden.                      insbesondere hinsichtlich der Bedeutung sozial-
                                                        räumlicher Planung und der Verantwortung der Län-
Univ.-Prof. Dr. Sanja Korac (DUV Speyer) erklärt        der für die finanzielle Ausstattung der Kommunen.
in ihrem Vortrag unterschiedliche Formen von Netz-      Die im Rechtsgutachten vorgeschlagene Norm zur
werken sowie Gelingensbedingungen und Stolper-          verbindlichen Kooperation zwecks Aufnahme ins
steine in der Netzwerkarbeit. Während Koopera-          Grundgesetz wurde grundsätzlich und funktions-
tionsnetzwerke Leistungen erbringen, die nicht von      übergreifend begrüßt. Über eine solche Norm
einer Zuständigkeit allein erbracht werden kann,        könnten Kooperationspflichten zwischen den
stimmen Koordinationsnetzwerke die Leistungen der       Rechtskreisen wie auch die - fachlich begründete -
einzelnen Akteure besser aufeinander ab. Kollabora-     Förderung gelingenden Aufwachsen unabhängig
tionsnetzwerke zeichnen sich dadurch aus, dass die      von politischen Entwicklungen gestärkt werden.
angestrebte Wirkung nur durch Zusammenarbeit im
Netzwerk überhaupt erreicht werden kann.

Netzwerkarbeit unterscheidet sich fundamental von
Verwaltungshandeln. Hierarchien spielen keine Rolle,
an die Stelle organisationsspezifischer Aufgaben tre-
ten strategische Synergien und Gelingensfaktoren
sind Vertrauen, Kommunikation und gemeinsam ge-
teilte Ziele.

Gabi Spieker (Abteilungsleitung Amt für Familie,
Hamburg, a.D.) veranschaulicht auf Basis ihrer lang-
jährigen Berufspraxis, welche Herausforderungen in
der Netzwerkarbeit fortlaufend bewältigt werden
müssen, damit eine politikfeldübergreifende Koope-
ration möglich und eine gewachsene institutionelle
Arbeitsteilung überwunden wird. Eine besondere
Herausforderung stellt die von den Entscheidern er-
wartete „Präventionsrendite“ dar. Erfolgreiche prä-
ventive Arbeit deckt jedoch oft verborgene Bedarfe
auf und steigert damit die Kosten. Wichtig ist daher,
lokale Gegebenheiten regelmäßig zu betrachten und
12   S P E Y E R J O U R NA L       W E IT E R BIL DU NG

                  EIN ZUKUNFTSFÄHIGES
               BETEILIGUNGSMANAGEMENT
                   MUSS DIE SITUATION
                   VOR ORT BEACHTEN
                                                              Text: Michèle Morner

                                   90 Expertinnen und Experten aus Verwaltung,
                                   Wissenschaft und Beratung trafen sich online
                                   an der Deutschen Universität für Verwaltungs-
                                   wissenschaften Speyer, um über ein zukunfts-
                                        fähiges Beteiligungsmanagements von
                                      öffentlichen Unternehmen zu diskutieren
                                      und die damit verbundenen Chancen für
                                       Städte und Kommunen sowie Bund und
                                                 Länder aufzuzeigen.

                                90 Teilnehmende folgten am 12. und 13. April 2021 der Einladung von Frau Prof. Dr.
                                Michèle Morner und Frau Prof. Dr. Claudia Leimkühler zur 8. Speyerer Tagung zu Public
                                Corporate Governance. Sie diskutierten über ein zukunftsfähiges Beteiligungsmanage-
                                ment und die damit verbundenen Chancen auf der Ebene von Städten und Kommunen
                                sowie Bund und Ländern.

                                Nachdem die Tagungsreihe im vergangenen Jahr pandemiebedingt ausfallen musste,
                                konnte sie in diesem Jahr unter neuen Voraussetzungen in der nunmehr 8. Auflage fort-
                                gesetzt werden. Prof. Dr. Michèle Morner begrüßte zusammen mit Prof. Dr. Claudia
                                Leimkühler die Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Beratung und Wissenschaft
                                im virtuellen Tagungsaal der Universität Speyer. Diesmal diskutierten die Teilnehmenden
                                der Tagung schwerpunktmäßig über ein zukunftsfähiges Beteiligungsmanagement, das
                                in Krisen wie der aktuellen Pandemie sowie weiterhin anhaltender Megatrends, wie etwa
                                der Digitalisierung und der Mobilitätswende, wichtiger denn je für Städte und Kommu-
                                nen sowie Länder und Bund geworden ist. Im Mittelpunkt standen dabei die Rolle eines
                                Public Corporate Governance-Kodexes, die Rolle von Aufsichtsräten und des Beteili-
W EI TERBI LD UNG       SP E Y ER JO U R N A L   13

                        gungsmanagements an der Schnittstelle zwischen          men mit disruptiven Risiken agil umgehen zu kön-
                        Kernverwaltung und Unternehmen sowie die Bedeu-         nen.
                        tung von Flexibilität und Resilienz.
                                                                                Auf dem Beteiligungsmanagement-Panel zum „Zu-
                        Wie Prof. Dr. Hermann Hill und Dr. Hermann Janning      kunftsfähigen Beteiligungsmanagement als Schnitt-
                        in ihrem Eröffnungsvortrag ausführten, sind Agilität    stelle zwischen Kernverwaltung und Unternehmen“
                        und Resilienz wichtige Bausteine, um eine zukunfts-     teilten mehrere Beteiligungsmanager unter der kom-
                        fähige Organisation öffentlicher Unternehmen zu         petenten Moderation von Dr. Ferdinand Schuster
                        gewährleisten. Erreicht werden kann dies etwa durch     von KPMG ihre Erfahrungen aus der Praxis. Demnach
                        Ermessensspielräume für die Verwaltung, die Beach-      sind Regelkenntnisse ebenso wichtig wie gute Kom-
                        tung der Perspektive der Stakeholder und durch          munikationsstrukturen und Aufgabendefinitionen.
                        eine nach außen hin kommunikative Unternehmens-         Lars Scheider (Leiter des Abteilung Beteiligungs-
                        kultur.                                                 management Frankfurt) betonte dabei die besondere
                                                                                Bedeutung kommunaler Aufsichtsräte als Schnitt-
                        Entsprechend der herausragenden Aktualität war ein      stelle – auch hinsichtlich der Unterstützung und
Kontakt und weitere     Großteil der Tagung Public Corporate Governance         Informierung der Aufsichtsräte. Die besondere He-
Informationen zur Ta-
gung:                   Kodizes gewidmet. Der aktuelle Public Corporate Go-     rausforderung, mit denen Aufsichtsräte umgehen
Univ.-Prof. Dr. Mi-     vernance Kodex des Bundes wurde von Stefan              müssen, wurde von Silke Krebs (Staatsrätin Finanzen
chèle Morner, Deut-
sche Universität für
                        Ramge aus dem Bundesministerium vorgestellt und         der Freien Hansestadt Bremen) thematisiert: Mut zu
Verwaltungswissen-      gemeinsam mit ihm und dem Initiator des Public          einer kritischen Haltung, so Krebs, kann dabei ebenso
schaften Speyer,        Corporate Governance-Musterkodexes Prof. Dr. Ulf        helfen, wie auch die Professionalisierung der Auf-
Postfach 1409 -
67324 Speyer,           Papenfuß, der Stadtkämmerin von Köln Prof. Dörte        sichtsräte durch die Förderung der persönlichen Ex-
Freiherr-vom-Stein-     Diemert, dem Geschäftsführer der Leipziger Ver-         pertise, wie Prof. Dr. Michèle Morner in ihrem
Straße 2 , D-67346
Speyer,                 kehrsbetriebe und der Leipziger Versorgungs- und        Vortrag ausführte.
Telefon: +49 (0) 6232   Verkehrsgesellschaft Ulf Middelberg und dem Dia-
654-275, Telefax: +49
(0) 6232 654-279,       logberater Dr. Frank Claus auf dem Podium disku-        Neben den Fachbeiträgen bot die diesjährige Tagung
E-Mail: morner@uni-     tiert, in dessen Mittelpunkt die Frage stand, wie man   die Möglichkeit zur Vernetzung in virtuellen Mee-
speyer.de
                        vom Kodex zu gelebter Corporate Governance              ting-Räumen und bei einer digitalen Weinprobe. Die
                        kommt. Deutlich wurde dabei, dass Regelungen für        9. Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance
                        die öffentlichen Beteiligungen notwendig sind. Diese    wird im kommenden Frühjahr am 4./5. April 2022
                        müssen aber auf die jeweilige Situation zugeschnit-     hoffentlich wieder als Präsenzveranstaltung unter
                        ten sein, um sinnvoll umgesetzt werden zu können.       der Leitung von Prof. Dr. Michèle Morner (Deutsche
                        Dies stellte Ulf Middelberg nochmal deutlich in sei-    Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer)
                        nem Vortrag heraus. Er betont daneben eine Akzep-       und Prof. Dr. Claudia Leimkühler (NBS Northern
                        tanzkommunikation und Vertrauensbildung als             Business School) stattfinden.
                        wichtige Instrumente, um als öffentliches Unterneh-
14   S P E Y E R J O U R NA L   W E IT E R BIL DU NG

 EUROPA-SEMINAR GOES DIGITAL
 32. EUROPA-SEMINAR SPEYER

 Text: Carsten Willing

             Die weitgehende Umstellung von Lehre
                     und Weiterbildung auf digitale
                                                                                        Nach der Mittagspause vertiefte Ministerialdirigent
             Formate hindert nicht die Fortführung                                      Jürgen Müller (Bundeskanzleramt) mit einem Vortrag
             der erfolgreichen Veranstaltungsreihen                                     zur „Digitalisierung in Deutschland und der Europäi-
                                                                                        schen Union“ einen der Schwerpunkte nicht nur der
                der Universität Speyer. So wurde im
                                                                                        aktuellen, sondern auch künftiger Ratspräsident-
             Oktober auch das 32. Europa-Seminar                                        schaften. Der abschließende Vortrag von Prof. Dr.
              als Online-Veranstaltung abgehalten.                                      Matthias Niedobitek mit dem Thema „Zur Zukunft
                                                                                        der Europäischen Union“ nahm die Gestaltungsmög-
                                                                                        lichkeiten der Europäischen Union und die wich-
                                Die wissenschaftliche Leitung lag bei Univ.-Prof. Dr.   tigsten „Baustellen“ in den Blick, wobei er zugleich
                                Magiera und Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Sommermann,        voraussichtliche Entwicklungen skizzierte.
                                die für das Seminar namhafte Referenten mit span-
                                nenden Themen gewinnen konnten, diesmal im              In unmittelbarem Anschluss an die Vorträge bot sich
                                Zeichen der deutschen Ratspräsidentschaft der           jeweils die Möglichkeit zu Nachfragen und gemein-
                                Europäischen Union.                                     samer Diskussion. Die Teilnehmerinnen und Teil-
                                                                                        nehmer nutzten die Gelegenheit sehr rege, in ein
                                Den Vormittag eröffnete Ministerialdirigent Dr. Peter   gemeinsames Gespräch zu kommen, auch in dem
                                Rösgen (Bundeskanzleramt) mit einem Vortrag über        Online-Format zur Freude der wissenschaftlichen
                                „Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft: Herausforde-      Leitung. Dadurch gelang es, eine lebendige Diskus-
                                rungen und Chancen“, in dem er die Schwerpunkte         sion entstehen zu lassen, welche Wissenschaft und
                                des Programms der deutschen Präsidentschaft vor         Praxis einander näher gebracht hat.
                                dem Hintergrund der Entscheidungsmechanismen
                                des Rates erläuterte; die Bekämpfung der Corona-        War anfangs unklar, ob das vom Geist persönlichen
                                Pandemie war ursprünglich als einer der Schwer-         Austauschs und persönlicher Begegnung geprägte
                                punkte nicht absehbar gewesen. „Die Rolle der           Europa-Seminar sich auch virtuell umsetzen ließ,
                                Länder in der Europapolitik“ war Gegenstand des         so sehen sich die wissenschaftlichen Leiter durch die
                                daran anknüpfenden Vortrags von Dr. Deniz Alkan         vielen positiven Rückmeldungen der Teilnehmerin-
                                (Abteilungsleiter in der Staatskanzlei Rheinland-       nen und Teilnehmer darin bestärkt, diesen Weg
                                Pfalz), der insbesondere die im Grundgesetz vor-        gegangen zu sein. Den Referenten und den Teilneh-
                                gesehenen Mitwirkungsbefugnisse der Länder in           merinnen und Teilnehmer gebührt für ihr Engage-
                                Europa-Angelegenheiten analysierte.                     ment herzlichen Dank!
FORSCHUNG          SP EY ER JO U R N A L   15

        FORSCHUNGSPROJEKT MIGEP
        ONLINE-WORKSHOPS ZUR PSYCHIATRISCH-
        PSYCHOTHERAPEUTISCHEN VERSORGUNG
        VON GEFLÜCHTETEN

                                                  Text: Mathieu Wagner

      Von Februar bis März 2021 fanden                              Krankenversicherung und Gesundheitsversorgung
                                                                    Asylsuchender (Workshop IV) diskutiert wurden.
 Online-Workshops im Rahmen des vom
                                                                    Vanessa Zeeb vom Projektteam Speyer hat zusammen
Bundesministerium für Bildung und For-                              mit Rüdiger Henkel vom Team Bielefeld den Work-
schung (BMBF) geförderten Forschungs-                               shop II durchgeführt und hierbei die rechtlichen Rah-
                                                                    menbedingungen der psychischen Gesundheit und
       projektes „MIGEP – Migration und
                                                                    Aufenthaltsbeendigung behandelt und anschließend
   Institutionenwandel im deutschen Ge-                             mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert.
  sundheitswesen im Feld der psychiatri-                            Die Teilnehmenden waren unter anderem Akteure
                                                                    und Akteurinnen aus Psychiatrien, Psychosozialen
         schen und psychotherapeutischen
                                                                    Zentren sowie aus Gesundheitsämtern und Ministe-
      Versorgung von Geflüchteten“ statt                            rien. Auch NGOs wie der Paritätische Gesamtverband
                       (https://migep.de).                          und die Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psy-
                                                                    chosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer
                                                                    waren eingeladen. Zudem waren viele Wissenschaft-
                                                                    ler und Wissenschaftlerinnen anderer Universitäten
                                                                    bei dem Workshop dabei. Durch diese Vielfalt kam
          Organisiert wurden diese von den projektleitenden         eine rege Diskussion zustande, die gewinnbringend in
          Prof. Dr. Dr. Thomas Gerlinger (Universität Bielefeld),   die weitere Forschung im Rahmen des MIGEP-Pro-
          Prof. Dr. Annette Elisabeth Töller, Dr. Renate Reiter     jektes eingebracht werden kann.
          (Fernuniversität Hagen) und Prof. Dr. Constanze Janda
          (DUV). Angesichts der Corona-Pandemie mussten die         Als Fazit dieser Workshops konnte unter anderem
          Workshops online stattfinden. Im Vordergrund stan-        festgehalten werden, dass die gesundheitspolitischen
          den die Zwischenergebnisse des Forschungsprojektes        Aspekte und die gesundheitlichen Interessen der als
          mit anschließender Diskussion.                            problematisch dargestellten Gruppen in der Flücht-
          Es wurden verschiedene Workshops veranstaltet, in         lingspolitik des Bundes vom unterschiedlich be-
          denen neben der institutionalisierten Erfassung des       gründeten Interesse an der raschen Aufenthalts-
          Versorgungsbedarfs und (Erst-)Versorgung in den Psy-      beendigung praktisch völlig verdrängt werden. Das
          chosozialen Zentren (Workshop I) und der Identifizie-     Forschungsprojekt ist Ende diesen Jahres beendet. Bis
          rung besonderer Schutzbedürftigkeit in den Ländern        dahin stehen eine Abschlusskonferenz, ein Projekt-
          und Finanzierung von Sprachmittlung im Behand-            Sammelband sowie die Vorstellung der einzelnen Teil-
          lungskontext (Workshop III), auch die Gesetzliche         gruppen-Ergebnisse auf (Fach)Tagungen an.
NEUER REKORD BEI DEN
DRITTMITTELEINNAHMEN AUF DEM
 WISSENSCHAFTSCAMPUS SPEYER
         IM JAHR 2020

                                 Text: Claus Ableiter

      Mit 4.207.977,06 Euro Drittmitteleinnah-
      men erzielten die Wissenschaftlerinnen und
      Wissenschaftler des Campus Speyer im Jahr
           2020 einen neuen Rekordwert.

     Im ersten Jahrfünft des neuen Jahrtausends 2001 bis 2005 lag das gemeinsame
     Aufkommen der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer
     und des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung (FÖV) noch
     bei durchschnittlich 900.000 Euro, im folgenden Jahrfünft 2006 bis 2010 bei
     971.000 Euro.

     2011 bis 2005 steigerte es sich auf einen Durchschnitt von 1,2 Millionen Euro
     und nunmehr auf einen Schnitt 2006 bis 2020 von 2,7 Millionen Euro.

     Selbst gegenüber dem bisherigen Rekordwert von 3 Millionen Euro von 2018
     stellt der nunmehr erreichte Wert von 4,2 Millionen Euro eine beträchtliche Stei-
     gerung dar.

     Allein die Steigerung von 1,2 Mio. Euro liegt über den durchschnittlichen Jah-
     reseinnahmen der ersten 15 Jahre des neuen Jahrhunderts.

     Zu dem Rekordergebnis haben sowohl die Deutsche Universität für Verwaltungs-
     wissenschaften Speyer wie das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Ver-
     waltung beigetragen.
FORSCHUNG             SP EY ER JO U R N A L   17

Jahres-Ist der Drittmittel des Wissenschaftscampus Speyer 2001 bis 2020 in Euro
                                                                    Mittelwert in
                                                                    Fünfjahreszeiträumen
Jahr         Universität            FÖV     Wissenschaftscampus     Wissenschaftscampus
2001         289.884,90       560.578,06               850.462,96
2002         374.135,79       330.948,46               705.084,25
2003         311.360,79       446.086,91               757.447,70
2004         367.759,20       657.661,70             1.025.420,90   Mittelwert 2001-2005:
2005         273.649,20       892.677,00             1.166.326,20                     900.948,40
2006         139.826,74       711.182,36               851.009,10
2007         257.262,29       643.941,44               901.203,73
2008         280.609,31       671.679,57               952.288,88
2009         403.136,48       509.191,57               912.328,05   Mittelwert 2006-2010:
2010         616.758,56       625.143,12             1.241.901,68                     971.746,29
2011          532.534,23      851.648,23             1.384.182,46
2012          296.464,91      703.251,15               999.716,06
2013          561.577,77      876.746,39             1.438.324,16
2014          315.667,14      935.662,17             1.251.329,31   Mittelwert 2011-2015:
2015          325.323,81      817.685,29             1.143.009,10                    1.243.312,22
2016          375.021,73     1.344.151,53            1.719.173,26
2017          846.354,84     1.504.543,24            2.350.898,08
2018        1.005.820,08     2.019.916,73            3.025.736,81
2019        1.173.144,02     1.475.228,60            2.648.372,62   Mittelwert 2016-2020:
2020        1.599.171,39     2.608.805,67            4.207.977,06                    2.790.431,57
18   S P E Y E R J O U R NA L   FORSCHUNG

 LEHRMODUL FÜR HOCHSCHUL-
 ÜBERGREIFENDE LERNPLATTFORM
 „EGOV-CAMPUS“

                                Text: Redaktion

                                  Die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften
                                     Speyer wird gemeinsam mit der Dualen Hochschule
                                Baden-Württemberg Mannheim (DHBW) und der Metropol-
                                region Rhein-Neckar GmbH (MRN) das Lernmodul „Digitale
                                  Transformation am Beispiel des Onlinezugangsgesetzes“
                                   für die hochschulübergreifende digitale Lernplattform
                                         „eGov-Campus“ entwickeln, die durch den
                                               IT-Planungsrat gefördert wird.

                                Auf Empfehlung des Beirats der Lernplattform wurde     dazu anhält, ihre Leistungen von Anfang an digital
                                im April 2021 von der Steuerungsgruppe des „eGov-      zu konzipieren. Es geht also um deutlich mehr als die
                                Campus“ die Finanzierung des von den drei Partnern     575 „ins Netz zu bringenden“ Verwaltungsdienstleis-
                                konzipierten grundlegenden Lernmoduls zur digita-      tungen im OZG-Umsetzungsprozess.
                                len Transformation bewilligt.
                                                                                       Mit dem soeben vom Steuerungskreis des eGov-
                                Die digitale Transformation der öffentlichen Verwal-   Campus bewilligten Lehrmodul, das von Prof. Dr.
                                tung hat in der Covid19-Krise enorme Fahrt aufge-      Margrit Seckelmann, Prof. Dr. Michael Hölscher und
                                nommen. Das gilt auch für die Digitalisierung von      Dr. Rubina Zern-Breuer von der Deutschen Univer-
                                Behördenleistungen. Zu diesen zwingt auch das On-      sität für Verwaltungswissenschaften Speyer sowie
                                linezugangsgesetz (OZG), das bis Ende 2022 von         von Prof. Dr. Ralf Daum (DHBW) unter Beteiligung
                                Bund und Ländern umzusetzen ist.                       von Marco Brunzel (MRN) entwickelt wird, sollen
                                                                                       daher grundlegende Zusammenhänge in Bezug auf
                                Aber die OZG-Umsetzung kann nur der Anfang eines       die aktive Gestaltung digitaler Transformationspro-
                                weitergehenden Prozesses sein, der Verwaltungen        zesse vermittelt werden.
FORSCHUNG           SP E Y ER JO U R N A L   19

Der „eGov-Campus“ ist ein Projekt des IT-Planungs-      der Umsetzung der Single Digital-Gateway-Verord-
rates, das federführend vom Land Hessen in Koope-       nung der Union, aber nicht nur bei dieser. Ein beson-
ration mit der Föderalen IT-Kooperation (FITKO) in      derer Schwerpunkt, ergänzen Michael Hölscher und
Frankfurt a.M. durchgeführt wird. Mit Geldern des       Rubina Zern-Breuer, liege auch auf dem Laborge-
IT-Planungsrats werden im eGov-Campus eBil-             danken, der in vielfältiger Hinsicht Ansatzpunkte für
dungsangebote auf Hochschulniveau rund um das           eine nachhaltige Veränderung dessen biete, wie wir
Thema E-Government und Verwaltungsinformatik            Verwaltung verändern könnten.
konzipiert, die sowohl für Bachelor- und Master-
Studiengänge als auch für die Fort- und Weiterbil-
dung genutzt werden können. Die Kurse werden in
Form von MOOCs (Massive Open Online Courses)
und Blended-Learning-Szenarien angeboten und
können dann kostenfrei in die Lehre und Curricula
der Universitäten, Hochschulen und Fortbildungsan-
gebote eingebunden werden.                                                 Informationen zum eGov-
                                                                           Campus finden Sie unter:
                                                                           https://egov-campus.org.
    „575 gute Gründe“ für                                                  Informationen zu dem im
  eine Beschäftigung mit der                                               Text genannten Hand-
                                                                           buch finden sie hier:
  Verwaltungsdigitalisierung                                               https://www.springer.com
                                                                           /de/book/9783662623947
                                                                           .
Es gibt also mehr als „575 gute Gründe“ für eine Be-
                                                                           Ansprechpartnerin: Prof.
schäftigung mit der Verwaltungsdigitalisierung, wie                        Dr. Margrit Seckelmann
es in einem in Kürze erscheinenden Handbuch zum                            (seckelmann@uni-
                                                                           speyer.de).
Onlinezugangsgesetz von Margrit Seckelmann und
Marco Brunzel heißt. „Wir freuen uns sehr über diese
tolle Bestätigung“, sagen beide. Das Modul, fügt Ralf
Daum hinzu, sei so konzipiert, das es auch weit über
das Jahr 2022 hinaus nutzbar sein werde – etwa bei
20   S P E Y E R J O U R NA L           FORSCHUNG

 EINZUG INS INNOVATIONSLABOR
                                      Text: Redaktion

                                      Insgesamt 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der                                                                                              schen Verwaltungswissenschaften mit ihrer wissen-
                                      beiden WITI-Teilprojekte von Univ.-Prof. Dr. Michael                                                                                           schaftlichen Expertise einen wichtigen Beitrag für
                                      Hölscher und des WITI-Teilprojektes von Univ.-Prof.                                                                                            eine gut funktionierende, innovative und auf das Ge-
                                      Dr. Gisela Färber sind um die Ostertage 2021 vom                                                                                               meinwohl orientierte Verwaltung leistet.
                                      Gästehaus Otto Mayer ins neue Innovationslabor der
                                      Universität Speyer umgezogen und nunmehr nur                                                                                                   Pandemiebedingt konnte das Innovationslabor bisher
                                      noch dort zu erreichen.                                                                                                                        noch nicht offiziell eingeweiht werden.

                                      Mit diesem vollständig aus universitären Eigenmit-
                                      teln finanzierten Bau setzt die Universität Speyer ein
                                      sichtbares Zeichen, dass sie als Zentrum der deut-
                                                                                 Hebeanlage

                                                                                                                                                                                 Fahr-
                                                                                                                                                                                 räder
                                                                                                                                                                                                                                   Brunnen

                                                                                                             Erweiterung
                                                                                                                                                                                                                FÖV

                                                                                                             Optional

                                                                                                                                                                                                             Forschungsgebäude
                                                                                                                                                                                               Professoren

                                   Zu                                                                                                                                                                                                        Legende:

                                     r
                                (D
                                  ac Vers
                                          ic
                                                                                                                                                                   P2                     P2                                                              = Rasengittersteine

                                    he                                                                                                                                                                                                                    = Gitterrost, Maschenweite 30x10mm

                                       ntw keru
                                                                                                                                                                                                                Lehrstuhlgebäude

                                                                                                                                                                                                                                                          = Kiesbett
                                          äs     n
                                             se g
                                               run
                                                  g)

                                                                                                                          Pflaster
                                                                                                                                                                                                                                             Projekt:

                                                                                                                                                                                                                                             Neubau
                                                                                                                                                                                                                                             Innovationslabor
                                                                                                                                     Pflaster

                                                                              Innovationslabor
                                                                              1-gesch.                                                                                                                                                       Otto-Mayer-Straße
                                                                                                                                                                                                                                             67346 Speyer
                                                                                                                                                Hecke

                                                                              DN 3°
                                                                                                                                                                                                                                             Bauherr:

                                                                                                                                                                                                                                             DUV-Deutsche Universität für
                                                                                                                                                                                                                                             Verwaltungswissenschaften
                                                                                                 Fahrräder

                                                                                                                                                                                                                                             Freiherr-vom-Stein-Str. 2
                                                                                                                                                                                                                                             67346 Speyer
                                                       Müll                                   PKW-
                                                              Beschilderung

                                                                                              Stellplatz

                                                                                                              Kontroll-
                                                                                                              schacht
                                                                              Pflaster                                                                                                                                                       Ort, Datum:      Reilingen, den 06.04.2021

                                                                                                                                                        Versorgungsleitu
                                                                                                                                                                         ngen
                                                                                                                                                                                                                                             Bauherr:

                                                                                                                                                                                                                                             Architekt:

                                                                                                                                                                    Otto-Mayer-Stras                                                                                            Ralf Bender

                                                                                                                                                                                     se                         H
                                                                                                                                                                                                                                             Planbezeichnung:
                                                                                                                                                                                                               561                           Übersichtsplan
                                                                                                                                                                                                                                             Plannummer:           Maßstab:         Erstellt:   Gezeichnet:

                                                                                                                                                                                                                                                 04                1:200          06.04.21        LT.

                                                                                                                                                                                                                                             ARCHITEKTURBÜRO                            BENDER
                                                                                                                                                                                                                                             HAUPTSTRASSE 74       -  68799 REILINGEN
                                                                                                                                                                                                                                             FON: 06205 / 94 23-0 - FAX: 06205 / 94 23-23
                                                                                                                                                                                                                                             E-MAIL: MAIL@ARCHITEKTBENDER.DE
                                                                                                                                                                                                                                             HOMEPAGE: WWW.ARCHITEKTBENDER.DE
FORSCHUNG   SP EY ER JO U R N A L   21
22   S P E Y E R J O U R NA L   HO CHSC HU L SE E L SO R G E

                                NEUES AUS DER
                                HOCHSCHULSEELSORGE
                                Text: Luise Gruender

        Das Wintersemesterprogramm 2020/21                                                Aber leider geht eben doch nicht alles digital: Es gab
      der KHG/ESG (Katholischen und Evangeli-                                             keine nächtlichen Domführungen mehr, keine Wein-
                                                                                          probe der Hochschulseelsorge im Priesterseminar,
      schen Hochschulgemeinde) an der Univer-                                             keine Stadtrallye mit dem gemeinsamen Besuch eines
         sität Speyer war so ganz anders als alle                                         Restaurants, um dort die Lösungen zu besprechen,
                          Wintersemester zuvor.                                           keinen Semesterchor etc. - Ein Adventsbacken am
                                                                                          Bildschirm in der heimischen Küche ist doch etwas
                                                                                          anderes als eine Gemeinschaftsbackaktion im Pfarr-
                                Die Auswirkungen der Corona-Pandemie trafen alle          heim, wenn anschließend alles voller Plätzchen ist,
                                hart: Nur noch sehr wenige Studierende blieben vor        die dann im Audimax zusammen mit Glühwein für
                                Ort in Speyer, die Gebäude der Universität waren leer     einen guten Zweck verkauft werden…
                                und meistens geschlossen. Fast alle arbeiteten im         Kontaktmöglichkeit Nummer eins waren Emails, Vi-
                                Homeoffice. Der Campus erschien sehr verlassen. Alle      deokonferenzen oder Telefonate. Auch viele Beratun-
                                Lehrveranstaltungen liefen digital ab. Das sonst so       gen liefen telefonisch oder per Videokonferenz ab.
                                quirlige Leben fehlte. Und was auch fehlte, das war       Vielleicht war der Wunsch nach Einzelgesprächen, die
                                der persönliche Kontakt: Keine spontanen Gespräche        „face to face“ stattfinden konnten, deshalb so groß
                                zwischen Tür und Angel, keine Kaffeepausen, keine         wie nie zuvor, solange es die Coronaverordnungen
                                Tabernabesuche, keine Länderpartys, keine Bierbar…        erlaubten – mit viel Abstand, oft in Form eines Spa-
                                Die Situation im „zweiten Corona-Semester“ war ja         ziergangs draußen rund um die Universität herum.
                                nicht mehr völlig neu: So hatte auch Hochschulseel-       Denn nicht alle Studierenden konnten oder wollten
                                sorge inzwischen ihr Programm komplett digitalisiert:     nach Hause, aus ganz unterschiedlichen Gründen.
                                Die Morgenimpulse, die eigentlich immer am Mitt-          Denen, die in Speyer geblieben sind, fiel die Decke auf
                                woch Morgen im Clubraum 3 stattfanden, wurden zu          den Kopf. Sie fühlten sich einsam: Was nutzt es, dass
                                Abendimpulsen im Format einer Videokonferenz: Vor         man in einer WG wohnt, wenn die Mitbewohner alle
                                allem im Advent ein sehr gut besuchtes Format.            weg sind. Die digitalen Wege sind da kein echter Er-
                                Viele weitere Angebote fanden jetzt statt in Präsenz      satz. Und für alle gilt: Die Kosten laufen weiter. Viele
                                einfach digital statt: Themenabende mit Referent*in-      hatten ihren Nebenjob verloren. Zukunftsängste
                                nen, z.B. zum Thema „Fake News“, Spieleabende,            machten sich breit.
                                sogar eine digitale Stimmbildung mit einer professio-     Schnell taten sich diverse Grenzen auf, an denen man
                                nellen Musikerin…                                         verzweifeln konnte – oder man nutzte sie als Heraus-
                                In der Form von Länderabenden, an denen einige aus-       forderung: Die Corona-Pandemie machte einem die
                                ländische Studierende aus ihrer Heimat berichteten,       Bedeutung des Lebens neu bewusst, plötzlich sah
                                reisten wir - zumindest mental - durch die Welt. Es       man sich mit ganz essentiellen Fragen konfrontiert.
                                funktionierte vieles besser als erwartet. Auch hier war   Die Normalität von sonst war durchbrochen und
                                der Zuspruch immer rege.                                  stellte sich auch nicht so schnell wieder ein. Viele
H OCH S CH ULS EELS ORGE        SP EY ER JO U R N A L   23

praktische Fragen, zum Beispiel wie man den Alltag          Auch unser Seminarangebot hat sich deutlich erwei-
sinnvoll strukturiert oder ohne Konflikte mit seinen        tert. Hier ging es zum Beispiel darum, wie es gelingt,
Mitmenschen gut zusammenlebt, beschäftigten fast            gute Entscheidungen zu treffen oder sich mit den
alle. Auch eine Balance zu finden zwischen Arbeit und       globalen Herausforderungen der Zukunft zu beschäf-
Freizeit war eine neue große Herausforderung,               tigen.
schließlich konnte man es zum Teil gar nicht mehr
voneinander trennen. Alles fand am Bildschirm statt:        Jetzt beginnt das Sommersemester 2021 - ebenfalls
Vorlesung wie Sportprogramm, Prüfungen wie Tref-            wieder im Online-Format.
fen mit Freunden.                                           Als Kirche sind wir eine Gebets-Gemeinschaft, da
Die Beschäftigung mit den Themen Tod und Krank-             wird auch ein Social Distancing nichts daran ändern,
heit hat viele Studierende wie Lehrerende in beson-         deshalb haben wir als Hochschulseelsorge entschie-
derer Art und Weise herausgefordert. Das war deut-          den, „hybrid“ zu agieren: Teile unseres Angebotes
lich in vielen Gesprächen spürbar. Häufig liefen auch       werden in Präsenz stattfinden, andere Teile als On-
im digitalen Format einmal Tränen oder die Verzweif-        line-Angebote, die für alle Interessierten offen sind:
lung war spürbar.                                           Hier erweist es sich als sehr gut, dass wir als Team
Studierende fühlten sich alleine, weil ihnen die Lern-      alle Hochschulen und Universitäten in dem Gebiet
gruppen fehlten oder weil sie einfach mit dem On-           des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der
line-Selbststudium nicht zu recht kamen: Wo und wie         Pfalz betreuen. Das bündelt viele Aktivitäten und
bekomme ich alle Informationen, wie schaffe ich die         bringt die Studierenden verschiedenster Fachrichtun-
Klausurvorbereitung oder die rechtzeitige Abgabe der        gen zusammen. Eine große Chance!
Hausarbeit?
Auch wenn vieles Altbewährtes wegfiel, bot sich             Ein Blick auf unsere Homepage, die das gemeinsame
immer wieder eine Chance zum Neubeginn. Es wurde            Programm und alle aktuellen Informationen zeigt,
viel gewagt. Eine völlig neue Form der Lehre entstand:      lohnt sich also immer unter: www.khg-speyer.de
Durch das Online-Format zeitlich flexibler, räumlich
unabhängig und offen für alle. So auch bei uns in der       Wir freuen uns auf alle persönlichen oder virtuellen
Hochschulseelsorge: Noch nie gab es in der soge-            Begegnungen im Sommersemester 2021 und grüßen
nannten „vorlesungsfreien Zeit“ Programm.                   Sie alle sehr herzlich,
Doch dank des Online-Formates konnten wir jetzt un-
sere Impulse am Mittwoch Abend konsequent immer                                        Ihre Hochschulseelsorger
ökumenisch anbieten, sowie auch meistens mindes-
tens eine weitere Veranstaltung pro Woche. Sogar die                          Pastoralreferentin Luise Gruender
Kar- und Ostertage feierten wir online gemeinsam,                                           (Katholische Kirche)
schließlich waren fast alle Kirchen pandemiebedingt                              und Pfarrer Michael Erlenwein
geschlossen.                                                                              (Evangelische Kirche)
24   S P E Y E R J O U R NA L   FÜHRUNGSKOLLEG SPEYER

 EINMAL DIGITAL UND ZURÜCK
 XIV. FKS • FÜHRUNGSKOLLEG SPEYER

 Text: Derya Catakli

                                 Ursprünglich waren im Jahr 2020, wie für das FKS • Füh-
                                rungskolleg Speyer üblich, sechs Kurswochen in Präsenz ge-
                                plant. Während die erste Kurswoche des 14. FKS im Februar
                                2020 inklusive feierlicher Eröffnung stattfinden konnte,
                                musste bereits die zweite Kurswoche im März 2020 pande-
                                miebedingt abgesagt werden.

                                Rückblick: Pandemiejahr 2020                             gesamt zweitägigen Workshop mit Henrich Stöhr,
                                Ursprünglich waren im Jahr 2020, wie für das FKS •       Coaching & Beratung Mainz, hatten die Teilnehmen-
                                Führungskolleg Speyer üblich, sechs Kurswochen in        den Gelegenheit, sich in Gruppenarbeiten ausführ-
                                Präsenz geplant. Während die erste Kurswoche des         lich mit den aktuellen Herausforderungen ausein-
                                14. FKS im Februar 2020 inklusive feierlicher Eröff-     anderzusetzen, denen sich Führungskräfte beim
                                nung stattfinden konnte, musste bereits die zweite       digitalen Arbeiten gegenübersehen. Online-Kommu-
                                Kurswoche im März 2020 pandemiebedingt abge-             nikation, so Stöhr, ist weitaus mehr als das Beherr-
                                sagt werden. Der Wegfall der Präsenzveranstaltun-        schen von Technik-Tools. Auch unter besonderen
                                gen sollte jedoch nicht zur ersatzlosen Streichung       Bedingungen muss Wert auf Teamentwicklung ge-
                                der Kursangebote führen – in Abstimmung mit den          legt werden, wobei sich Spannungsfelder zwischen
                                Teilnehmenden des 14. Kurses und mit den Trägern         Kooperation, Vertrauen und Kontrolle ergeben kön-
                                des FKS wurde daher vom Team der wissenschaftli-         nen. Die Berücksichtigung von Perspektiven und
                                chen Leitung ein Konzept für Digitale Kursmodule         Erwartungen der Mitarbeitenden ist unabdingbar, die
                                entwickelt. Nachdem im September 2020 ein digita-        Führungskraft soll ansprechbar und transparent blei-
                                les Kursmodul mit großem Erfolg durchgeführt             ben. Die Teilnehmenden erarbeiteten Instrumente
                                wurde, konnten die Teilnehmenden schließlich im Ok-      zum Aufbau von Teamgefühl in virtuellen Arbeits-
                                tober 2020 eine Präsenzwoche in Speyer absolvieren       umgebungen, für motivierende Zielsetzung, und
                                (zu Einzelheiten s. Bericht im Speyer Journal Nr. 37).   für eine effektive Selbstorganisation. Ein Input von
                                                                                         Univ.-Prof Dr. Sanja Korać und Derya Catakli, Deut-
                                Online-Modul im November 2020                            sche Universität für Verwaltungswissenschaften
                                Das digitale Modul im November 2020 stand unter          Speyer und wissenschaftliche Leitung des FKS, be-
                                dem Kernthema „Führen auf Distanz“. In einem ins-        schäftigte sich zudem mit Persönlichkeitsstrukturen,
FÜHRUNGSKOLLEG SPEYER              SP E Y ER JO U R N A L   25

                                                       FKS x Führungskolleg Speyer
                                                       Wissen und Kompetenzen für die Zukunft

Persönlichkeitstests und Potenzialen für Selbst- und   kern anderer Sektoren und Personalkonstellationen
Teammanagement im digitalen Kontext.                   brachte überraschende Impulse für das Führen auf
                                                       Distanz.
Neben den Workshops stand das Digitale Modul im
Zeichen des Erfahrungsaustausches: Claus Scholl,       Für die nachhaltige Vernetzung mit Blick auf die di-
Leiter der Abteilung 7 und CIO im Bundesamt für So-    gitale Transformation stellte Vincent Patermann,
ziale Sicherung, gewährte Einblicke in Erfahrungen     Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
mit Home Office und Führen auf Distanz in der Bun-     und Geschäftsführer des NExT e.V., das „Netzwerk:
desverwaltung. Barbara Aßmann, Leiterin der Abtei-     Experten für die digitale Transformation der Verwal-
lung Soziales im Caritasverband Speyer, stand für      tung“ vor, das als gemeinnützige Plattform die Ver-
einen Austausch der Erfahrungswerte mit dem Non-       netzung in der öffentlichen Verwaltung vorantreibt,
profit-Sektor zur Verfügung, und mit Nikolaus Hagl,    digitale Expertise in Werkstätten und Communities
Leiter Public Services sowie Vice President Sales      bündelt sowie Treffen und Camps veranstaltet.
Public & Energy bei der SAP SE konnten die Teilneh-
menden Einblicke in die Situation in der Privatwirt-   Ein weiterer Programmpunkt vertiefte das Arbeiten
schaft gewinnen.                                       in digitalen Kontexten: Das Projekt „FührDIV – Füh-
                                                       rung in der digitalisierten öffentlichen Verwaltung“
Abschließend berichtete Frau Dr. Talin Kalatas, Pro-   wurde im Rahmen eines interaktiven Workshops von
jektleiterin in der Stärkenberatung NRW / Natur-       Dr. Judith Beile und Cornelia Rieke, wmp consult, den
Freunde Deutschlands e.V., von Herausforderungen       Teilnehmenden näher gebracht. Digitalisierung wird
aus der ehrenamtlichen Arbeit in Zeiten der Corona-    als Gestaltungs- und Führungsaufgabe verstanden,
Pandemie. In diesem Teil des Digitalen Moduls zeigte   die im kulturellen Rahmen der öffentlichen Verwal-
sich deutlich: die Herausforderungen für Führungs-     tung auf besondere Spannungsfelder trifft: Starke
kräfte sind während der Corona-Pandemie sehr ähn-      Hierarchien, geringe Beteiligungsmöglichkeiten und
lich. Die öffentliche Verwaltung war zwar teilweise    langwierige Prozesse stehen agilen Arbeitsformen
mit Herausforderungen dienstrechtlicher Regelun-       im Weg. Führungskräfte benötigen daher in der di-
gen oder längeren (Entscheidungs-) Prozessen bei       gitalen Transformation ausgeprägte Führungskom-
der Beschaffung technischer Ausstattung konfron-       petenzen, allen voran Kommunikationsfähigkeit,
tiert, aber die Führung von und Motivation in virtu-   Menschenorientierung und Vernetzungsfähigkeit,
ellen Teams hat die meisten Organisationen vor         Vertrauen und Transparenz.
große Fragezeichen gestellt. Und: ein Blick über die
organisationalen Grenzen der Verwaltung hinaus         Da beim Führen auf Distanz nicht nur die Führungs-
lohnt. Der Austausch mit Praktikerinnen und Prakti-    kompetenzen und gelebten Erfahrungen der einzel-
Sie können auch lesen