Programm 2021 / 2022 "Mir steht Jesus bei" Zuversicht aus dem Glauben in bedrängter Zeit - Bistum Mainz
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Programm 2021 / 2022 „Mir steht Jesus bei“ Zuversicht aus dem Glauben in bedrängter Zeit Akademie & Tagungszentrum des Bistums Mainz
Inhalt Einleitung „Mir steht Jesus bei“ Einleitung 3 Zuversicht aus dem Glauben in bedrängter Zeit Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage 6 Bewegt sich die Akademie mit dem Jahresthema auf pietist- ischen Spuren? Erkennt man auf Anhieb etwa die Herkunft Akademie-Reihen, Lektürekreise 26 dieser zunächst apodiktisch, ja für manchen Zeitgenossen fremd anmutenden Behauptung? Lässt die Aussage den Akademievorträge, Lesungen, Akademiesoiréen 45 aufgeklärt vernünftigen Menschen des 21. Jahrhunderts in einem irrationalen Glaubenssprung zurück? Online-Veranstaltungen 60 Die kleine Sentenz „Mir steht Jesus bei“ ist dem von Johann Crüger 1653 markant vertonten protestantischen Choral Junge Akademie 63 „Jesu meine Freude“ (EGB 396) entnommen. Der Text des Chorals stammt von Johann Frank, der auch manche Vorlage Kulturelle Veranstaltungen 66 zu Kantaten Johann Sebastian Bachs lieferte. Die Trostzusage „Mir steht Jesus bei“ findet sich in der zwei- YouTube-Kanal 70 ten Strophe des Liedes und spricht von der letzten Gebor- genheit des Menschen in Gottes Liebe trotz widrigster äuße- Exkursionen und Studienreisen 71 rer Lebensumstände. Johann Sebastian Bach verwandte den Liedtext kunstvoll in mehreren Kompositionen, wie er es Verein der Freunde und Förderer der Katholischen 73 oftmals mit „Lebensmelodien“ tiefster theologischer Trag- Akademie Erbacher Hof Mainz weite praktizierte. Man denke nur an die wunderschöne Motette „Jesu meine Foren und Arbeitskreise 75 Freude“ (BWV 227), an das gleichnamige Choralvorspiel aus dem „Orgelbüchlein“ (BWV 610), an die Phantasie für Publikationen 76 Orgel (BWV 713) oder die Cantate BWV 87. Veranstaltungskalender 80 Texte pietistischen Ursprungs könnten heute fremd wir- Tagungszentrum Erbacher Hof 85 ken. Doch gerade diejenigen Lieder, die direkt nach dem Kollegium 86 Dreißigjährigen Krieg, also in höchster Not der Menschen entstanden, zeigen eine zeitliche Ungleichzeitigkeit; und trotzdem finden die aufgeklärten Blicke des autonomen Christen heute Parallelen zur geistigen Situation unserer Zeit, die gewiss ebenso geprägt ist von Ungleichzeitigkeiten: Der Erfahrung der weltweiten Krankheit, der gesundheitlichen Bedrohung und des beruflichen Verlustes, der Ohnmacht vor entgrenzten Naturgewalten, in der vernunftbetonte 2 3
Einleitung Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Lösungen so oft zu scheitern drohen, in der sich der Mensch nach Orientierung und Zuversicht sehnt. In dieser Situation brechen die Grenzen menschlichen Handelns wie die Gren- zen des Verstandes und der Vernunft auf, hin zur Sinnebene des Glaubens, in der die Frage nach der Bestimmung des Menschen entscheidend wird. Die Zusage „Mir steht Jesus bei“ (vgl. S. 17, 33, 58) muss Das Tagungszentrum Erbacher Hof sowie die Akade- keinen weltflüchtigen Vanitas-Sprung einer subjektiven mie des Bistums Mainz haben mit dem Bundeskri- Frömmigkeit bedeuten, sondern ist ein Trost erhoffendes minalamt Wiesbaden (BKA) eine enge Kooperation Bekennen zur Person und Gestalt Jesu Christi (vgl. S. 17, vereinbart. 43), zu seiner unübertroffenen Zuwendung den Menschen gegenüber, zur Sehnsucht nach Begegnung und Beziehung Da die ethischen Grundlagen unseres Gemeinwesens (vgl. S. 21, 43), wie sie kein anderer zu stiften wusste, zu auch die des polizeilichen Handelns in der praktischen einem letzten Halt, der offensichtlich nicht in der Welt auf- Polizeiarbeit abbilden, wird ein gemeinsames Ziel zufinden ist. der Zusammenarbeit in der Thematisierung gesell- Insofern gibt das Wort keine zu schnelle Antwort aus einem schaftlich relevanter und brisanter sittlicher Grund- blinden Glauben, sondern ist auch eine Aufforderung zur probleme sein. Die Diskussionen und Diskurse um verantwortungsvollen Nachfolge und Weltgestaltung (vgl. diese aktuellen, die Demokratie voraussetzenden und S. 31f.). Die Sentenz provoziert und lässt zugleich Hoffnung schützenden Fragestellungen geschehen aus gemein- aufblitzen. Das ästhetische Moment der Musik hilft zur per- samer Verantwortung von Kirche und Staat, gerade sönlichen Verinnerlichung des gewiss nicht leicht zu verste- auch gegenüber den Grundwerten mitmenschlichen henden Textes (vgl. S. 58, 68). Zusammenlebens. Lassen uns auch in unserer Zeit das Leben und die Person Jesu Christi kalt, oder fühlen wir uns durch seine Gestalt und Thematische Schwerpunkte der Zusammenarbeit sein Handeln motiviert, ja angesteckt? Worin könnte die sind die Felder Menschenrechte und Werteordnung Sentenz „Mir steht Jesus bei“ Begründung finden? des Grundgesetzes und die Grundlagen polizeilicher Berufsethik. Daneben stehen weitere Themen wie Sie sind herzlich eingeladen! Resilienz (Dr. Donya Gilan, Mainz, u.a.) und Fragen der Leitungskultur. Peter Reifenberg Johannes Bremer Felicitas Janson Tobias Dera Katharina Pultar 4 5
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Dienstag, 28. September 2021, 18.00 Uhr „Völkerwallfahrt zum Zion“ Studientage Kunst und Liturgie Eröffnung des Programmjahres 2021/2022 Montag, 30. August 2021, 14.30 Uhr bis Donnerstag, 2. September 2021, „Stehe auf, Jerusalem, werde Licht, denn gekommen ist Nicht nur oberflächlich. Verhüllung und Sichtbarkeit dein Licht, und die Herrlichkeit strahlt über dir!“ (Jesaja 60,1) In Kooperation mit dem Deutschen Liturgischen Institut Trier, dem Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz und der Unser diesjähriges Jahresprogramm zum Thema „Mir steht Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen Jesus bei. Zuversicht aus dem Glauben in bedrängter Zeit“ wird offiziell durch Bischof Dr. Peter Kohlgraf in der Eucha- Der erste Eindruck zählt. Wenn wir Menschen begegnen, vor ristiefeier am 28. September 2021 feierlich eröffnet. einem Kunstwerk stehen oder eine Internetseite aufrufen: Zu unserer großen Freude wird unser Bischof das von Unsere Wahrnehmung richtet sich zuerst auf das Äußere. Das Karl Heinz Traut (Taunusstein) geschaffene Triptychon gilt auch für den Gottesdienst. Zum inneren Gehalt der Feier der Bernhard-Kapelle „Völkerwallfahrt zum Zion“ (Jesaja gehört die äußere Gestalt – und die ist nicht nur oberfläch- 60,1) segnen und damit seiner Bestimmung übergeben. lich. Kunst wie Liturgie bieten die Chance, tiefer zu sehen, Im Anschluss an den Gottesdienst wird der Künstler kurz zu erkennen, was dem Augenschein verborgen ist – oder sein Werk vorstellen. umgekehrt gerade im Sinnlichen dessen Verheißungscha- rakter zu entdecken. Verhüllung und Sichtbarkeit bedingen einander. Dieser Thematik wollen wir uns in den diesjäh- rigen Studientagen „Kunst und Liturgie“ annähern – über Vorträge, Diskussionen und bei einer ganztägigen Exkursion mit Beispielen aus Geschichte und Gegenwart: „Verhüllung und Sichtbarkeit“ im (Kirchen-)Raum, in der Textilkunst, im musealen Kontext und in der religiösen Praxis. Dr. Daniela Blum, Rottenburg Dr. Birgitta Falk, Aachen Prof. Dr. Juliane von Fircks, Jena Dr. Susanne Kern, Mainz Birgit Kita M.A., Mainz Prof. Sibylle Klose M.A. (CSM), Pforzheim DK Dr. Dominik Meiering, Köln Jörg Müller, Freiburg 6 7
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Dr. Andreas Poschmann, Trier dem öffentlichen auch verstärkt im digitalen Raum sichtbar Dr. Melanie Prange, Rottenburg gemacht werden müssen. Über die künftigen Schwerpunkte, Prof. Dr. Johannes Tripps, Leipzig Planungen und Erwartungen an die Aktionswochen 2022 Prof. Dr. Stephan Winter, Tübingen wollen wir bei der Tagung am 20. September 2021 in Mainz gemeinsam diskutieren. Prof. Dr. Lars Catelucci, MdB, SPD Ingrid Forsting, Caritas Oberberg Planungstagung der Internationalen Moritz Glenk, Stiftung gegen Rassismus, Darmstadt Wochen gegen Rassismus 2022 Ursula Groden-Kranich, MdB, CDU/CSU, Mainz Montag, 20. September 2021, 11.00 Uhr Misbah Khan, Vorsitzende der Grünen in Rheinland-Pfalz Haltung zeigen Sabrina Kunz, Landesvorsitzende der GdP in Rheinland-Pfalz Dr. Jürgen Micksch, Stiftung gegen Rassismus, Darmstadt In Kooperation mit der Stiftung für die Internationalen Dr. Alex Mommert, Deutscher Städtetag, Berlin Wochen gegen Rassismus Gerd Rademacher, Landesjugendfeuerwehr Brandenburg Alexander Strohmayer, Deutsche Sportjugend im Deutschen Seit fast anderthalb Jahren rückt die Corona-Pandemie viele Olympischen Sportbund Themen in den Hintergrund. Dabei haben uns die Anschläge Dr. Theo Zwanziger, Initiator der Stiftung gegen Rassismus in Halle und Hanau, die Morde an Walter Lübcke oder George u.a. Floyd in Minneapolis deutlich vor Augen geführt, wie gefähr- lich Rassismus ist. Die zahlreichen Demonstrationen und Solidaritätsbekundungen litten jedoch unter den pande- Regionalwerkstatt miebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens, Donnerstag, 30. September 2021, 9.00 Uhr während in den letzten Monaten zunehmend rechtsextreme Couragiert! Gemeinsam gegen Antisemitismus und Gruppierungen und antisemitische Verschwörungstheorien Islamfeindlichkeit auf Straßen und im Internet Gehör fanden. Wir fordern „Hal- tung zeigen“, denn Rassismus, Antisemitismus und Nationa- Maimonides – Jüdisch-muslimisches Bildungswerk Mainz lismus haben keinen Platz in einer demokratischen Gesell- in Kooperation mit der Akademie des Bistums Mainz, schaft. Die Internationalen Wochen gegen Rassismus vom Erbacher Hof 14.–27. März 2022 bieten gute Gelegenheiten, dies deut- lich zu machen. Die andauernde Corona-Pandemie bedeu- Die Bildungseinrichtung „Maimonides – Jüdisch-musli- tet einen Einschnitt für das Engagement gegen Rassismus misches Bildungswerk“ geht auf eine jüdisch-muslimische und jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich- Initiative aus Mainz zurück, getragen von dem Willen, das keit. Menschenfreundliches Engagement wird unabhängig Zusammenleben und die Zusammenarbeit von jüdischen von der Fortentwicklung der pandemischen Situation neben und muslimischen Menschen in der Bundesrepublik zu för- 8 9
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage dern und für Antisemitismus und Islamfeindlichkeit zu sen- Studientag sibilisieren, in der festen Überzeugung, dass sich so unter- Samstag, 9. Oktober 2021, 9.30 Uhr schiedliche Kulturen in Deutschland verwurzeln lassen, die „Die Reden der Unterscheidung“ – Meister Eckharts erste diese Gesellschaft bereichern. Das Projekt zielt darauf ab, „Orientierung im Denken“ haupt- und ehrenamtliche Multiplikatorinnen und Multipli- katoren aus der Kinder- und Jugendarbeit, der Zivilgesell- In der derzeit kritischen Situation von Philosophie und Theo- schaft, Schulen sowie kulturellen und religiösen Gemeinden, logie ist Orientierung nötig. Der Studientag zu Meister Eck- Vereinen und Organisationen auszubilden, um mehrdeutige hart hat dessen frühe Schrift (1294–98) mit dem ersten Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen in den wichtigen, in deutscher Sprache verfassten philosophisch- Gemeinden und in der Zivilgesellschaft ertragen zu lernen. theologischen Text zum Thema. Dieses Werk des jungen, aber reifen Eckhart zielt auf „Orientierung im Denken und im Dipl.-Päd. Misbah Arshad Leben“, zwar ausgehend vom Ordenskontext, aber mit Blick u.a. auf philosophische Grundfragen der Theologie. Fortbildung: Couragiert! Gemeinsam gegen Prof. Dr. Norbert Fischer, Wiesbaden Antisemitismus und Islamfeindlichkeit Prof. Dr. Dietmar Mieth, Tübingen In der „Couragiert!-Fortbildung“ wird auf die Grundlagen von Judentum und Islam eingegangen und jüdische und muslimische (Jugend-)Kulturen beleuchtet. Ziel ist es, Studiennachmittag sich in der Ambiguitätstoleranz zu üben. Des Weiteren Dienstag, 12. Oktober 2021, 14.30 Uhr werden Merkmale von Antisemitismus und Islamfeind- Bilder lesen: Bernwards Hildesheimer Bronzetüren und ihr lichkeit aufgezeigt. Sitz im Leben Termine: Vor etwa 1000 Jahren gab der Hildesheimer Bischof Bernward Sonntag, 23. Januar 2022 (Bischof seit 993 bis 1022), Schüler und zeitweiliger Kontra- Sonntag, 30. Januar 2022 hent des Mainzer Erzbischofs Willigis, für seine Domkirche Sonntag, 6. Februar 2022 ein Bronzeportal in Auftrag. Diese Türflügel waren schon Sonntag, 20. März 2022 damals einzigartig und mit hoher Kunstfertigkeit gearbei- Sonntag, 27. März 2022 tet. In ungewöhnlicher Plastizität und in einer für die Ent- Sonntag, 12. Juni 2022 stehungszeit geradezu unglaublichen Dramatik wird in 16 Sonntag, 26. Juni 2022 Bildfeldern die biblische Heilsgeschichte vor Augen geführt. Der ehem. Direktor des Dommuseums stellt nach jahrzehn- Anmeldung und weitere Informationen: telanger Beschäftigung mit den Türen an diesem Studien- www.projekt-couragiert.de nachmittag eine kunsthistorische Interpretation vor. Sie gibt 10 11
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage neue Aufschlüsse über den ursprünglich beabsichtigten Ihre Teilnahme ist auch digital möglich. Bitte schicken Sie Sinnzusammenhang und erschließt so das komplexe Bild- dafür eine Anmeldung an info@ieg-mainz.de, Sie erhalten programm, das auch heute noch seinen Sitz im Leben hat. dann die Zugangsdaten. Prof. Dr. Michael Brandt, Hildesheim Prof. Dr. Cristiana Facchini, Bologna Prof. Dr. Ruth Harris, Oxford Prof. Dr. Aaron Hughes, Rochester Akademietagung Prof. Dr. Giuseppe Veltri, Hamburg Mittwoch, 13. Oktober bis Prof. Dr. Irene Zwiep, Amsterdam Freitag, 15. Oktober 2021 Religiöse Transformationen in Europa: Individuelle Lebenswege zwischen Säkularismus und (neuer) Religiosität im 19. Jahrhundert Akademietagung Die internationale Fachkonferenz „Religiöse Transformati- Freitag, 29. Oktober 2021, 18.00 Uhr bis onen in Europa“ nimmt Individuen in den Blick, die sich im Sonntag, 31. Oktober 2021, Lauf ihres Lebens von ihren religiösen Herkunftsgemein- Vom Haben zum Sein schaften ab- und anderen Gruppierungen zuwandten oder Wege und Irrwege der Selbsterfahrung heute ihre Herkunftsgemeinschaft von innen her zu re- und trans- formieren suchten. Solche Prozesse können als Phänomene In Kooperation mit der Internationalen Erich-Fromm-Gesell- von Übergang und Grenzüberschreitung beschrieben wer- schaft den. Sie zeigen, dass sich Säkularisierung und Religiosität keineswegs ausschließen, sondern sich im Verlauf indivi- „In meinem Buch „Haben oder Sein“ war ich bemüht, die dueller Lebenswege vielfältig miteinander verschränken. Existenzweise der Orientierung am Haben und am Sein zu Die Tagung, die sich auf das 19. Jahrhundert konzentriert, beschreiben wie auch die Folgen, welche sich durch das geht von der kontinuierlich hohen Prägekraft von Religion Vorherrschen der einen oder anderen Art für das Wohl-Sein aus, deren Inhalte, Motive und Vollzüge in veränderter (well-being) des Menschen ergeben. So bin ich zum Schluss Weise außerhalb eines im engeren Sinne als religiös defi- gekommen, dass die vollständige Humanisierung des Men- nierten Raums weiterwirken. Die Vorträge der Konferenz fra- schen den Durchbruch von einer Orientierung am Besitz zu gen danach, inwieweit solche Momente von Übergang und einer Orientierung am Tätigsein erfordert und ebenso den Grenzüberschreitung als Folgen oder Ausdrucksformen von Durchbruch von Selbstsucht und Egoismus zu Solidarität „Säkularisierung“, als Transformationen des Religiösen oder und Altruismus. Im Folgenden unterbreite ich einige prak- als Manifestationen „neuer“ Religiosität zu verstehen sind. tische Vorschläge, die dem behilflich sein können, der sich bemüht, dieses Ziel zu erreichen.“ Die Tagungssprache ist Englisch. („Vom Haben zum Sein“, S. 13.) 12 13
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Der Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Erich Fromm Der Studiennachmittag wird nach einer biographischen Ein- (1900–1980) hat sich jahrzehntelang mit Methoden der führung Dürers Werdegang von den Anfängen über die Rei- Selbsterfahrung beschäftigt. Wir wollen in dieser Tagung sen nach Italien bis hin zu seiner Werkstatt verfolgen. Es seinen posthum dazu erschienenen Text „Vom Haben zum folgt eine intensive Betrachtung der Zeichnungen mit einem Sein“ aufgreifen und aktualisieren und aus unterschied- Schwerpunkt auf den Vorstudien für Altargemälde. Dabei lichen Perspektiven kritische Unterscheidungen treffen: Wel- stehen wohlkomponierte Natur- und Landschaftsbilder in che Methoden der Selbsterfahrung sind hilfreich, welche Aquarell zwischen Dürers Graphik und seiner Malerei. Den eher nutzlos, gefährlich oder sogar schädlich? Was führt Abschluss bilden die Graphiken, vom Holzschnitt über den heraus aus dem Egotunnel, und was nicht? Kupferstich bis hin zur Radierung. Auf all diesen Gebieten Es geht um Selbstanalyse, Yoga und Meditation, um Psycho- übertraf Dürer seine Zeitgenossen in Qualität und Feinheit analyse, aber auch um den Buddhismus. Eine Tagung nicht der Ausführung. nur mit kompetenten Referentinnen und Referenten, son- Obwohl die „Aura“ der Wiener Ausstellung naturgemäß nicht dern auch mit Gesprächsgruppen und praktischen Übungen. vermittelt werden kann, dürften doch die stark vergrößerten Details der teils winzigen Originale ungewohnte Einblicke Staatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck, Mainz bieten. Dipl.-Psych. Jörg Müller, Waldkirch Dr. Ulrich Ott, Gießen Dr. Andreas Thiel, Bad Soden Prof. Dr. Michael von Brück, München Helga Simon-Wagenbach, Moos Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski, Erfurt Brennpunkt Leben – Dialogforum Studiennachmittag Den Menschen in seiner Vielfalt anerkennen – Freitag, 4. November 2021, 14.00 Uhr Sexuelle und geschlechtliche Identitäten Albrecht Dürer – Der „Genius“ unter den Alten Meistern in der Katholischen Kirche (Fachgespräch. Es ergehen persönliche Einladungen!) 2019/2020 fand in Wien ein Ereignis statt, wie es jede Generation nur einmal erlebt: Das Kunstmuseum Alber- In Kooperation mit QueerNet Rheinland-Pfalz e.V. tina öffnete die Tresore und breitete vor dem staunenden Betrachter die Fülle ihrer Schätze aus. Die größte Sammlung Menschen mit sexuellen und geschlechtlichen Identitäten, von Dürers Zeichenkunst mit Meisterwerken wie der „Feld- die von der Heterosexualität als Norm abweichen, finden hase“ und die „Betenden Hände“ war für wenige Wochen in der Kirche keinen Platz und fühlen sich an den Rand im Original zu sehen. Ergänzt um einige Gemälde stand das gedrängt, in ihrer Identität nicht voll anerkannt. Der Syno- Schaffen des Nürnberger Meisters (1471–1528) von den dale Weg, den die Katholische Kirche in Deutschland begon- Anfängen um 1485 bis zum Alterswerk vor Augen! nen hat, will dieses Anliegen aufnehmen. In Kooperation mit 14 15
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage QueerNet Rheinland-Pfalz, einem Netzwerk von queeren lungen schrieb der wirkmächtige französische Autor Albert Vereinen und Initiativen, die sich den Bedürfnissen und Camus mit seinem Roman „Die Pest“, die er selbst als Chro- Rechten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transidenten nik – nach mehr als fünfjähriger Arbeit – bereits 1946 veröf- und Intersexuellen widmen, wollen wir in einen offenen Dia- fentlichte und damit auf ein großes Echo stieß. log darüber treten. Die Lebenswirklichkeit Betroffener und „An keinem Buch hat Camus so lange und unter so vielen humanwissenschaftliche Erkenntnisse sollen ebenso wie die Qualen gearbeitet“ (Iris Radisch). Die Pest ist eine viel- theologische Auseinandersetzung und die kirchliche Praxis schichtige Metapher, auch schon bei Camus, nicht nur, in Vorträgen und Gespräch Thema der Veranstaltung sein. dass sie das existentialistische Lebensgefühl zum Ausdruck brachte und damit dem Absurden und der Geworfenheit des Es ergehen persönliche Einladungen. Daseins Ausdruck verlieh, sie hat auch eine stark politische Dimension, denn: „Jeder Widerstand ist ein Wagnis unter Prof. Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz Todesdrohung, jede Solidarität im gemeinsamen Leiden ris- Prof. Dr. Stephan Goertz, Mainz kiert ihre Strafe“ (Meyer, Albert Camus, 67f.). Dr. Claudia Niedlich, Koblenz/Landau Auch bezweckt das Epos eine intensive Erörterung des Prof. Dr. Dr. Jochen Sautermeister, Bonn Bösen vor der Folie der christlichen Heilslehre sowie der Joachim Schulte, QueerNet Rheinland-Pfalz Handlungsweisen von Menschen in Krisen- und Pandemie- Prof. P. Dr. Ansgar Wucherpfennig SJ, Frankfurt/St. Georgen zeiten. Hier zeichnet Camus Charaktere, die aktuelle Hand- u.a. lungsweisen der Menschen heute in gleicher Weise paral- lelisieren. Lektüre und Exegese des Werks, die wir uns zur Aufgabe Akademietagung machen, stellt nicht nur eine Auseinandersetzung mit Pande- Freitag, 26. November 2021, 17.30 Uhr bis mie-Zeiten dar, sondern eine faire Diskussion „Jenseits von Samstag, 27. November 2021, Lästerung und Gebet“ mit einer sinnsuchenden, ja säkular Die „Pest“ im Spiegel unserer Zeit anmutenden Gesellschaft und Welt. Die Modernität des Romans von Albert Camus (1913–1960) Dr. Patricia Rehm-Grätzel, Mainz „Der Fremde beschreibt die Blöße des Menschen dem Prof. Dr. Peter Reifenberg, Mainz Absurden gegenüber. Die Pest beschreibt die tiefe Gleichwertigkeit der individu- ellen Standpunkte demselben Absurden gegenüber…“ Biblischer Studientag (Albert Camus, 1942) Samstag, 15. Januar 2022, 9.30 Uhr Das Kreuz – Ärgernis und Hoffnungszeichen „Neue Normalität“ und das Wort von „social distancing“ prägen in Pandemie-Zeiten des Corona-Virus unseren Alltag. Das Kreuz begegnet uns auf Kirchtürmen, an Halsketten und Eine philosophisch-literarische Vorausschau dieser Entwick- Wegrändern, auf Friedhöfen und Wappen; mit dem Zeichen 16 17
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage des Kreuzes beginnen wir die Gottesdienste, segnen Eltern Berufung auf die Dogmatikprofessur in Mainz als jüngster ihre Kinder. Das Kreuz ist zum zentralen Identitätszeichen Theologieprofessor war der Beginn einer schnellen Karriere. des Christentums geworden. Was aber bedeutet das Zei- Die frühen Arbeiten in dieser Zeit zeigen ihn sowohl als phi- chen des Todes Jesu? Das Wort vom Kreuz ist nach Paulus lologisch akribischen Arbeiter an den Trienter Konzilsakten für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Glau- wie als Rezipienten zeitgenössischer anthropologischer benden aber „Gottes Kraft und Gottes Weisheit“, die eine Diskussionen in Philosophie, Psychologie, Soziologie usw.; Umkehrung aller Werte ankündigt (1 Kor 1,22–24). In der dabei aber gleichzeitig auf wesentliche pastorale Probleme Kirche von heute ist es dringend notwendig, den Blick von ausgerichtet wie auf die ökumenische Zusammenarbeit. Strukturfragen zurück auf die zentrale Frage nach Jesu Leben Schon in der frühen Mainzer Zeit gehörte ein intensives kirch- und Tod zu richten. Wozu hat Jesus gelebt und gewirkt? liches Engagement zu seinem Profil, woher auf der Würz- Warum starb er am Kreuz? Was bedeutet es, diesen Tod burger Synode die halbspöttische Bezeichnung als „Mister bei jeder Eucharistiefeier zu verkünden „...bis du kommst Synode“ rührte, die vor allem seine vermittelnden Fähigkei- in Herrlichkeit“? Im Rahmen des Studientages möchten ten betraf. Als Freiburger Professor blieben diese Elemente wir das Kreuz Jesu als Herausforderung für das Wirken der bestimmend, wobei sich die Tätigkeitsfelder institutionell Kirche und als Hoffnungszeichen für die Welt entdecken. ausweiteten. Die über dreißigjährige Zeit als Bischof von Mainz, davon Dr. Marie-Louise Gubler, Zug/Schweiz über zwanzig Jahre als Vorsitzender der Deutschen Bischofs- konferenz und über ein Jahrzehnt im Kardinalskollegium, hat alle seine Fähigkeiten gefordert: als Bischof vor Ort, als pastoraler „Hirte“ (Hirtenbriefe), als Denker und (Mit-)Ent- Akademietagung scheider in kirchlichen und gesellschaftlichen Strukturfra- Freitag, 4. März 2022, 18.00 Uhr bis gen, als Vermittler in kritischen Dialogen – was auch ein Samstag, 5. März 2022, Scheitern solcher Bemühungen einschließt. Zuversicht aus dem Glauben Die Tagung will versuchen, das perspektivenreiche Profil Karl Kardinal Lehmann (1936–2018) – Kardinal Lehmanns deutlich zu machen. Philosoph, Theologe, Bischof, Kardinal Walter Kardinal Kasper, Rom Wenn es nicht so missverständlich wäre, müsste man an die Bischof Dr. Peter Kohlgraf, Mainz beruflichen Kennzeichnungen „Mensch“ anhängen, denn Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar Karl Lehmann hat sich nie hinter seinen Funktionen ver- des Bistums Mainz steckt, sondern hatte eine ursprüngliche Gabe der Begeg- Weihbischof Prof. Dr. Peter Henrici SJ, Brig CH nung „von Mensch zu Mensch“. Dr. Daniel Deckers, Frankfurt a.M. Im universitären Bereich ging ihm früh als Assistent Karl Prof. Dr. Christoph Markschies, Berlin Rahners mit einer geheimnisvoll umfangreichen Heidegger- Prof. Dr. Albert Raffelt, Freiburg Dissertation die Fama eines kommenden Stars voraus. Die Prof. Dr. Ulrich Ruh, Freiburg 18 19
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Prof. Dr. Thomas Söding, Bochum Prof. Dr. Gunther Wenz, München Akademietagung Freitag, 25. März 2022, 17.30 Uhr bis Samstag, 26. März 2022, Gottes Demut – Jesu Demut Studiennachmittag Neue Aspekte zum Denken Romano Guardinis Donnerstag, 10. März 2022, 14.00 Uhr Der Prozess Jesu – Geschichte und Theologie In Kooperation mit dem Seminar für Kirchengeschichte, Abt. Mittlere und Neuere Kirchengeschichte/Religiöse Volks- Die je eigen geprägten Passionserzählungen der vier Evan- kunde, Katholisch-Theologische Fakultät der Johannes gelien sind keine historischen Berichte, sondern Glaubens- Gutenberg-Universität, Mainz texte. Bereits die älteste, wohl einige Jahre nach Jesu Tod in Jerusalem entstandene Erzählung, auf der jene vier fußen, Außenseiter zu sein, es zu erkennen und im Leben durchzu- bearbeitet das Trauma der ehrlosen Hinrichtung Jesu am halten bedingt einen langen Atem. Ist ein Theologe Außen- Kreuz – aus nachösterlicher Perspektive und im Blick auf die seiter in seinem Fachgebiet, so droht einerseits die Gefahr Schrift, insbesondere den Psalter. Ihre Botschaft lautet: In des Nichternstgenommenwerdens seitens der Kollegen- Jesu Weg zum Tod gibt es mehr und anderes zu sehen als nur schaft, andererseits gewinnt er selbst eine gewisse formelle Scheitern und Gottesferne. Dann stellt sich aber die Frage: und inhaltliche Freiheit, denn er unterliegt keinem Grup- Lassen sich überhaupt Aussagen zum historischen Ablauf penzwang, keiner Fakultätsdisziplin im engeren Sinne. der letzten Tage Jesu treffen, zu den Gründen seiner Hin- Romano Guardini (1885–1968) war zeitlebens Außenseiter richtung, zur Einstellung Jesu selbst zu dem ihm drohenden und Denker zwischen den Disziplinen: katholischer Priester Geschick? und Jugendseelsorger, Religions- und Kulturphilosoph, phä- An drei Schwerpunkten, dem Gericht des Hohen Rats über nomenologischer Denker und Akademikerseelsorger, Best- Jesus, der Preisgabe Jesu in den Tod durch Pilatus und der sellerautor, literarischer Schriftsteller, Erwachsenenbildner, Kreuzigungsszene, möchte der Studiennachmittag einer- Kunstkritiker und Ästhet. Als Außenseiter der akademischen seits zur theologischen Tiefe der Texte hinführen und ande- Theologie ist es ihm gelungen, die Katholische Theologie aus rerseits eine Ahnung dessen vermitteln, was sich in Jerusa- dem Ghetto der sie einengenden, rationalistischen, abstrak- lem abgespielt haben könnte. Wir werden der Ambivalenz ten Neuscholastik herauszuführen. Dies gelang ihm aus der der Geschichte gewahr, in die Jesus – Opfer von Missver- Mitte der biblischen Botschaft heraus in die Wirklichkeit des ständnissen und Spielball politischer Interessen – verstrickt Gegensätzlichen hinein, die Guardini zu vermitteln suchte, wurde. Für den Glauben ist es die letzte Konsequenz aus der und zwar mit Blick auf die Begegnung zwischen Gott und Menschwerdung des Gottessohns. Mensch, dem Einzelnen und der Gemeinschaft, dem Beson- deren und dem Allgemeinen. Prof. Dr. Michael Theobald, Tübingen Spätneuscholastisch ausgebildet, ging er mit einer hand- werklich guten Formation im Gepäck daran, die Sprengung 20 21
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage und Öffnung der einengenden Neuscholastik zu wagen und Biblisch-archäologischer Studientag sich weit über jedweder rationalistischen Abstraktion hinaus Samstag, 2. April 2022, 9.30 Uhr auf die Suche nach der Wahrheit zu machen. Einführung in die Biblische Archäologie Mit unseren Überlegungen setzen wir die Reihe der in unserem Hause traditionellen Guardini-Tagungen fort und Im 19. und noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts informieren Sie über den Stand des Seligsprechungsver- zumeist als Ancilla der Theologie belächelt, ist die Biblische fahrens. Archäologie heute anerkannte Wissenschaft zu Erkenntnis- sen „der Welt hinter den biblischen Texten“. Keine andere Prof. Dr. Claus Arnold, Mainz Disziplin vermittelt uns mehr darüber, wie und in welchen Dr. Johannes Modesto, München Verhältnissen die Menschen im Heiligen Land zu biblischer Prof. Dr. Peter Reifenberg, Mainz Zeit gelebt haben. Und keine andere Disziplin hinterfragt Helmut Zenz, Daun die Texte des Alten und Neuen Testaments auf ihren histo- u.a. rischen Wahrheitsgehalt so praxisnah: Veröffentlichte noch in den 1950er Jahren Werner Keller die Monographie „Und die Bibel hat doch recht“, die durch den programmatischen Studiennachmittag Untertitel „Forscher beweisen die Wahrheit des Alten Testa- Dienstag, 29. März 2022, 15.00 Uhr ments“ ergänzt wurde, werden von archäologischer Seite Nachgefragt bei Sokrates Historizität und Aussage derselben Texte gerade angefragt Lektüre ausgewählter Kapitel aus Platons Apologie des oder versucht zu negieren. Über provokanten Fragen wie Sokrates „Hat Mose die fünf Bücher des Mose selbst verfasst? Gab es einen Auszug aus Ägypten, ein Davidisches Großreich?“ Sokrates (479–399 v. Chr.) gehört zu den wirkmächtigsten hinaus vermag die Biblische Archäologie heute gewinnbrin- Philosophen der Antike. Platon, Aristoteles, die Skeptiker, gende Beiträge zum Verständnis biblischer Texte zu geben. Kyniker und Stoiker stehen in seiner Nachfolge. Er selbst Der Studientag vermittelt zum einen die geschichtliche Ent- hat nichts geschrieben. Die Rede, in der er sich gegen die wicklung der heute anerkannten Disziplin „Biblische Archä- Anklage verteidigt, „er tue Unrecht, weil er die Götter, die ologie“ und zum anderen ihre hermeneutischen und prak- der Staat anerkennt, nicht anerkennt, stattdessen andere tischen Grundlagen auch an Beispielen von Bildern und dämonische Wesen einführt und weil er die Jugend verdirbt“, Kartenmaterial. hat Platon (427–347 v. Chr.) verfasst. Sokrates legt in die- ser Apologie Rechenschaft ab über sein Leben und Wirken, Dr. Johannes Bremer, Mainz seinen Glauben und seine ethischen Grundsätze. Wir lesen gemeinsam ausgewählte Kapitel. OStD i.R. Dr. h.c. Kurt Roeske, Mainz 22 23
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Akademietagung Prof. Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz Freitag, 6. Mai 2022, 17.00 Uhr bis Prof. Dr. Bernd Jochen Hilberath, Tübingen Sonntag, 8. Mai 2022, Prof. Dr. Friederike Nüssel, Heidelberg Die Kirche(n) immer der Reform bedürftig Prof. Dr. Dorothea Sattler, Münster Herausforderungen in Geschichte und Gegenwart. Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident ZdK Zu Ehren von Prof. Dr. Theodor Schneider Prof. Dr. Andrea Strübind, Oldenburg Prof. Dr. Jürgen Werbick, Münster Es bedarf heute kaum einer Begründung, eine Reform der u.a. Kirche(n) anzumahnen. Eine tiefe Erschütterung hat viele Kirchenmitglieder erfasst: Kann es wirklich wahr sein, dass die Berufung auf das Evangelium Jesu Christi in der Verkün- digung in einem eklatanten Widerspruch zu den kirchlichen Handlungsweisen auf der strukturellen Ebene steht? Wel- che Vorsorge ist zu treffen, dass einzelne Menschen nicht weiterhin in der Versuchung stehen, ihr Amt zu missbrau- chen – in Ausübung von sexuell motivierter Gewalt, bei der Missachtung der Charismen auch von Frauen oder im Blick auf die Entscheidung darüber, wer im ökumenischen Kon- text Kirche „im eigentlichen Sinn“ ist? Die Tagung nimmt die Herausforderungen der Gegenwart mit einem Blick in die Geschichte der Reformbewegungen in den Kirchen auf. Beständige Bezugspunkte werden die Ökumenische Bewe- gung sowie die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils sein. Der im Advent 2019 begonnene Synodale Weg in der Kirche von Deutschland wird intensiv bedacht werden. Der äußere Anlass zu dieser Tagung ist auch ein innerer: Prof. Dr. Theodor Schneider vollendete im Mai 2020 sein 90. Lebensjahr. Er war theologischer Berater in der Sach- kommission I (Glaubenssituation und Verkündigung) der Würzburger Synode (1971–75), die als Vorbild für die heute anstehenden Reformen gilt. Sein Lebenswerk wird bei der Tagung u.a. durch seine Schülerinnen und Schüler eine Wür- digung erfahren. 24 25
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Islam verstehen Kunstbegegnungen Seit Jahren ist der Islam immer wieder ein kontroverses In Kooperation mit dem Thema öffentlicher Debatten. Die Vielfalt der islamischen Hessischen Landesmuseum Darmstadt Tradition sowie ihre theologischen Überlegungen treten dabei oft in den Hintergrund. In der Reihe „Kunstbegegnungen“ stellt der Experte für mit- In der Reihe „Islam verstehen“ laden wir renommierte Islam- telalterliche Kunst des Hessischen Landesmuseums Darm- wissenschaftlerinnen und Islamwissenschaftler sowie musli- stadt in diesem Jahr wieder ausgewählte Bildprogramme mische Theologinnen und Theologen dazu ein, über zentrale vor. Mit fachmännischer Unterstützung gilt es, Bildthemen islamische Themen zu sprechen und damit einen Beitrag zur und Merkmale zu erkennen und sie mit den biblischen Text- Verständigung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in quellen zu vergleichen. Mit der Reihe möchten wir im Sehen unserer Gesellschaft zu leisten. Die Veranstaltungsreihe rich- und Beobachten schulen und bieten eine Einführung in die tet sich an eine breite Öffentlichkeit und bietet neben den christliche Bildkunst mit viel Gelegenheit für Rückfragen. Vorträgen auch Raum für Diskussionen und Begegnungen. Die im letzten Jahr vorgestellten sog. typologischen Bild- programme, bei denen alt- und neutestamentliche Szenen Donnerstag, 14. Oktober 2021 einander gegenübergestellt sind, werden um ein interes- Der Islam – Eine Einführung santes Beispiel aus der Quedlinburger Damenstiftskirche Prof. Dr. Gudrun Krämer, Berlin des 12. Jahrhunderts ergänzt. Der Wandmalereizyklus in der Krypta der Servatiuskirche setzt – ganz ungewöhnlich – einen Donnerstag, 13. Januar 2022 Daniel-Susanna-Zyklus (Buch Daniel, Kapitel 13) ins Bild. Die Scharia und das islamische Recht Die Deutung des gesamten Zyklus erlaubt Rückschlüsse auf Prof. Dr. iur. Çefli Ademi, Münster die religiöse Lebensatmosphäre der Quedlinburger Stifts- damen zur Entstehungszeit der Bilder im 12. Jahrhundert. Donnerstag, 24. März 2022 Am zweiten Abend werden Schaubilder der Wurzel Jesse Der Koran und seine Exegese aus Buch-, Glas- und Wandmalerei vorgestellt. Die im Hoch- Prof. Dr. Zishan Ghaffar, Paderborn mittelalter entwickelte Bildfindung der Wurzel Jesse ver- anschaulicht Jesu Stammbaum, der in Jesse, dem Vater Beginn: jeweils 19.00 Uhr Davids, gründet und auf Maria und Jesus hinzielt. In Wurzel- Jesse-Darstellungen wurden komplexe theologische Inhalte visualisiert, die vom hohen intellektuellen Niveau der dama- ligen Auftraggeber und Rezipienten künden. Dienstag, 19. Oktober 2021 Das Bildprogramm in der Quedlinburger Servatiuskirche – nur die Geschichte einer Rettung? 26 27
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Dienstag, 16. November 2021 sterhand wird der enge Bezug zu Malerei und Druckgraphik Die „Schaubilder“ der Wurzel Jesse – visualisierte deutlich. Ein wenig abseits, aber kaum weniger einfluss- Theologie reich, steht die Gestalt Albrecht Altdorfers (1480–1538), einer der wichtigsten Vertreter der sog. „Donauschule“ im Beginn: jeweils 19.00 Uhr Raum Regensburg. In der Zeit der Reformation und Konfessionalisierung mit Dr. Thomas Foerster, Darmstadt großen geistigen und sozialen Umwälzungen stammen die Auftraggeber sowohl aus dem Adel wie aus dem auf- strebenden Bürgertum; es stehen weltliche und geistliche Auftraggeber in Konkurrenz. So ist z.B. Lukas Cranach der Kunsthistorische Vortragsreihe Ältere (1472–1553), seit 1505 am Hof von Wittenberg tätig, „Altdeutsche“ Kunst an Rhein, Main und Donau imstande auch als „freier“ Unternehmer zu handeln. Dabei Vom Weg der deutschen Kunst in die Renaissance erschafft er sowohl eine neue, „evangelische“ Bildsprache wie auch – für Kardinal Albrecht von Brandenburg – traditio- Verachtet mir die Meister nicht, / und ehrt mir ihre Kunst! nelle Werke. Die drei Akademieveranstaltungen (vgl. S. xx) (Richard Wagner, Meistersinger, III. Akt) legen Fährten, knüpfen Verbindungen und öffnen im besten Falle die Augen für verborgene Gemeinsamkeiten jenseits Während in Italien die Renaissance um 1500 am Höhepunkt der Zeitgenossenschaft zwischen Spätgotik und Renais- anlangt, verharrt man nördlich der Alpen scheinbar in den sance. Stilformen der Spätgotik. Doch die Kunst entwickelt sich im Dialog mit Italien und ist mitnichten als unterlegen angese- Freitag, 4. November 2021, 14.00 Uhr hen. Sowohl am kaiserlichen Hof Maximilians wie an den Albrecht Dürer – Der „Genius“ unter den Alten Meistern Residenzen der Fürsten zwischen Halle, Wittenberg, Augs- Vgl. S. 14. burg, Nürnberg, Köln, Mainz oder Basel wirken zahlreiche Meister, die zur sog. „altdeutschen“ Kunst gerechnet werden. Mittwoch, 10. November 2021, 19.00 Uhr Der Oberrhein mit Straßburg als geistigem Zentrum gilt als Von Schongauer bis Grünewald ein Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung der spätgo- tischen Kunst. Bedeutende Namen wie Martin Schongauer Mittwoch, 8. Dezember 2021, 19.00 Uhr (1445/50–1491) oder Matthias Grünewald (1475/80–1530) Altdorfer und die Malerfamilie Cranach mit seinen hochdramatischen Altarbildern sind zu nennen. Die frühe Druckgraphik Schongauers war für Albrecht Dürer Dr. Andreas Thiel, Bad Soden ein Anlass, den künstlerischen Austausch mit ihm zu suchen. In Mainfranken arbeitet zeitgleich, nicht aber in einer Werk- stattgemeinschaft mit Malern, Tilmann Riemenschneider (1460–1531) in Würzburg. Bei aller Einzigartigkeit der Mei- 28 29
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Musikgespräche mit Klangbeispielen Montag, 9. Mai 2022 Hören und Verstehen „Im Rhein, im heiligen Strome“ – Musikalische Rhein-Romantik Die Reihe der Musikgespräche lädt dazu ein, an vier Abenden jeweils ein prominentes Werk der klassischen Musik näher Beginn: jeweils 19.00 Uhr kennenzulernen. Die einzigen hierzu mitzubringenden Voraussetzungen sind Offenheit und Neugier für das, was Stephan Münch, Mainz aus der Musik selbst herausspricht. „Urteile nicht nach dem ersten Mal hören über eine Komposition; was dir im Vgl. die Konzertveranstaltung S. 68 ersten Augenblick gefällt, ist nicht immer das Beste“, warnte schon Robert Schumann in seinen „Musikalischen Haus- und Lebensregeln“. Vor allem gilt auch das Umgekehrte: Geistliche Reihe mit Gottesdienst Was bei einem ersten, oft noch flüchtigen Eindruck wenig anspricht – aus welchen Gründen auch immer –, ist des- „Mir steht Jesus bei“ halb noch längst keine schlechte oder langweilige Musik. Entschiedenheit und Widerstand Manchmal muss man sich einfach mehr Zeit lassen und sich intensiver mit einem Werk beschäftigen, bis man anfängt, Dienstag, 23. November 2021, 18.00 Uhr es besser zu verstehen und zu mögen. Im gemeinsamen Wie wird eine Frau zur Heldin? Hören und Nachbesprechen sowie mittels einiger Erläute- Porträt einer Widerständigen – Sophie Scholl rungen des Referenten vom Klavier aus wird der musika- lische Ablauf in für den musikalischen Laien verständlicher „Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu Weise verdeutlicht. Vorkenntnisse und Hintergrundwissen haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte.“ sind hierzu nicht erforderlich. Das sagte Sophie Scholl nach ihrer Verhaftung im Februar 1943, so steht es im Protokoll der Geheimen Staatspoli- Montag, 15. November 2021 zei. Doch wie gelangte die 21-Jährige zu dieser Überzeu- Das gefürchtete, das ersehnte, das endlich gung? 1942 schrieb Sophie: „Habe ich geträumt bisher? vollendete Opus 1 – Musikalische Erstlinge Manchmal vielleicht. Aber ich glaube, ich bin aufgewacht.“ Was musste geschehen, damit aus einem begeisterten Montag, 10. Januar 2022 Hitlermädchen eine entschlossene Widerstandskämp- „Töne, die höher sind als alle Vernunft“ – ferin wurde? Robert M. Zoske spürt dieser Frage in seinem Die Musiksprache Richard Wagners empathischen Porträt nach. Auf der Basis neuer Quellen und bisher unveröffentlichter Dokumente zeigt er Sophie Montag, 7. März 2022 Scholl so, wie man sie bislang noch nicht kannte. Im Schatten des großen Bruders – die Komponistin Fanny Hensel, geborene Mendelssohn Pfarrer Dr. Robert M. Zoske, Hamburg 30 31
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Mittwoch, 11. Mai 2022, 18.00 Uhr Es folgten Zeiten der Konspiration, der Gefangenschaft, Alfred Delp SJ (1907–1945): der Einsamkeit, der Entscheidung und der Zuversicht. „Das letzte Wort haben die Zeugen“ Zugleich war er ein überzeugter, starker und literarisch produktiver Theologe. Weder der Entzug der Lehrbefugnis Wer oder was legitimiert einen Zeugen? Ist es die ent- der Berliner Universität noch ein Veröffentlichungs- und scheidende Situation, in der er das für sein Leben umstür- Redeverbot konnten ihn am Schreiben hindern. Dietrich zende Wort spricht? Die Tat oder das Erleiden, worin er Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 (!) auf Hitlers per- über sich hinauswuchs und zu einem Stellvertreter vieler sönliches Geheiß hingerichtet. Auch heute noch kann er wurde? Der Zeuge Alfred Delp wurde zu dem, was er den Menschen zur konsequenten Glaubensentscheidung und Nachkommenden bedeutet, in jenem trostlosen Gefäng- zum Handeln aus christlicher Verantwortung ermutigen. nis Berlin Plötzensee, in dem er am 2. Februar 1945 gehängt wurde. In diesem Tod bezeugte Alfred Delp sei- Dr. Dominik Weyl, EKHN Darmstadt nen Glauben an Jesus Christus, seine Hoffnung auf eine neue, soziale Gesellschaft, seine Option für einen Men- schen in Freiheit und Gerechtigkeit. Auf dem Hintergrund der düsteren Folie, die ein System der Rechtlosigkeit und des Terrors abgab, wurde dieses Zeugnis zum glaubwür- „Wie hat Jesus Gemeinde gewollt?“ (II) – digen Vorbild im Christusbekenntnis. Kirche neu denken! P. Dr. Andreas Batlogg SJ, München In Kooperation mit dem Dezernat Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat Mainz und dem Caritasverband für die Diözese Mainz e.V. Mittwoch, 18. Mai 2022, 18.00 Uhr Dietrich Bonhoeffer (1906–1945): Aufgrund des großen Interesses geht die Reihe „Wie hat „…behütet und getröstet wunderbar…“ Jesus Gemeinde gewollt“ in die zweite Runde und bietet weitere theologische und pastoral-praktische Impulse für Wie kaum ein anderer Theologe hat auch Dietrich Bon- den Pastoralen Weg des Bistums. In diesem Programmjahr hoeffer darauf beharrt, dass theologisches und ethisches widmen wir uns an drei Abenden den Themen diakonische Denken immer situationelles Denken ist, das sich unter Pastoral, liturgische Formen und Ermöglichungspastoral. neuen politischen oder gesellschaftlichen Umständen Wie gewohnt bieten die Abende die Möglichkeit, die Impuls- genauso wie das eigene Leben ändern kann. So entschied vorträge in Kleingruppen zu diskutieren und anschließend sich Bonhoeffer im Juni 1939, als ihm in New York eine mit den Referentinnen und Referenten ins Gespräch zu kom- Dauerstelle angeboten wurde, gegen das Exil und kehrte men. Die Veranstaltungsreihe wird in hybrider Form ange- kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Berlin zurück, boten: Eine Teilnahme ist sowohl online wie auch vor Ort im um für ein besseres Deutschland zu kämpfen. Erbacher Hof möglich. Ehren- und hauptamtlich Engagierte 32 33
Akademie-Reihen Akademie-Reihen in Seelsorge und Caritas, ganz besonders auch die Pasto- thie, schont Ressourcen und lässt uns auf die nachhaltigste ralen Räte, sind ganz herzlich zu der Veranstaltungsreihe Weise auf Reisen gehen. eingeladen. Seien Sie dabei und denken wir gemeinsam In der Reihe „Leselust“, die an die etablierte und beliebte Kirche neu! Reihe der Literarischen Soiréen mit Petra Urban anknüpft, soll es darum gehen, alte und neue Klassiker hauptsächlich Mittwoch, 24. November 2021 der deutschsprachigen Literatur wiederzulesen oder neu zu Kirche für die Menschen – entdecken. Die ausgewählten Texte werden immer darauf Caritas und Seelsorge Hand in Hand hin befragt, was sie uns Heutigen an Neuigkeit und Relevanz Prof. Dr. Klaus Baumann, Freiburg mitzuteilen haben. Dabei geht es nicht darum, feststehende Interpretationen zu präsentieren, sondern gemeinsam ver- Montag, 24. Januar 2022 schiedene Lesarten zu erproben. Eine zusätzliche Dimen- Leben feiern – Christus lädt ein: sion werden die Lektüren dadurch gewinnen, dass an eine Gottesdienst mitten im Leben jeweilige textimmanente Interpretation eine diskursive Les- Prof. Dr. Martin Stuflesser, Würzburg art angeschlossen werden soll. Donnerstag, 17. März 2022 Dienstag, 30. November 2021 Gemeinsam Verantwortung tragen – Wolfgang Hildesheimer: Tynset Kirche gestalten auf Augenhöhe Susanne Degen (Hauptamt), Oberursel Dienstag, 22. März 2022 Prof. Dr. Harald Schwalbe (Ehrenamt), Frankfurt a.M. Wilhelm Raabe: Pfisters Mühle Beginn: jeweils 19.00 Uhr Beginn: jeweils 19.00 Uhr Christoph Wirgis, Mainz Leselust Literatur im Gespräch Je dunkler es wird, desto heller leuchtet das Papier. Nicht erst Architekturreihe in Zeiten von Pandemie und Digitalisierung bietet die Lektüre Der berühmte Unbekannte – Maximilian von Welsch und bedeutender Texte einen einzigartigen, geschützten Raum, die Baukunst des Barock in dem es zu Begegnungen mit unvertrautem Leben, mit sich selbst, Gott und der Welt, Vergangenheit und Zukunft kommt. Maximilian von Welsch, dessen Geburtstag sich 2021 zum Literatur öffnet Möglichkeitsräume, in denen wir frei werden 350. Mal jährte, gehörte zu den großen Architekten des 18. vom scheinbaren Determinismus des Faktischen. Nebenbei Jahrhunderts in Deutschland. Als einer der „Baudirigirungs- ist das vertiefte Lesen gut für die Gesundheit, fördert Empa- götter“ des baufreudigen Mainzer Kurfürsten Lothar Franz 34 35
Akademie-Reihen Akademie-Reihen von Schönborn (1655–1729) war er für zahlreiche promi- nente Werke in den Kurlanden mit Mainz und Erfurt sowie in Franken verantwortlich oder an ihrer Planung beteiligt, „Fake News“ in der Landesgeschichte von Rheinland-Pfalz darunter die Mainzer Favorite oder die Orangerie in Fulda. Sein Arbeitsfeld umfasste gleichermaßen den Festungs-, Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Johannes Schloss-, Palast- und Kirchenbau, die Garten- wie die Gutenberg-Universität, Mainz in Kooperation mit der Altarbaukunst. Doch sind viele seiner Bauten heute ver- Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof schwunden und sein Anteil an den Projekten umstritten, auch weil sein persönlicher Stil im Spannungsfeld zwischen Allenthalben werden wir im Alltag durch ein kaum zu über- den italienisch-österreichisch-süddeutschen und franzö- blickendes Angebot unterschiedlichster Medien immer wie- sischen Architekturströmungen nicht immer leicht zu bestim- der auch mit so genannten Fake News konfrontiert und es men ist. Die Vortragsreihe beleuchtet das Wirken des vielsei- wird zunehmend schwieriger, Wahres von Falschem und tigen Architekten (+1745) und seine Bedeutung innerhalb Wichtiges von Unwichtigem nachvollziehbar zu differen- des europäischen Barocks. zieren. Das Problem ist dabei keine aktuelle Erfahrung. In der Geschichte spielen gezielt konstruierte und gestreute Dienstag, 18. Januar 2022 Informationen eine wichtige Rolle. Damals wie heute können „nuhr vor grose und sehr reiche herren“ gerade diese mehr oder weniger auf Tatsachen beruhenden Maximilian von Welsch – Architekt und Gartenplaner Informationen und Geschichten indes eine erhebliche Wir- Dr. Georg Peter Karn, Mainz kung erzielen und Fakten ganz eigener Art schaffen. Das Spektrum reicht hier von identitätsstiftenden Legenden über Dienstag, 8. Februar 2022 politische Propaganda bis hin zu kreativen Fälschungen. Die Maximilian von Welsch – ein Ingenieur der Mainzer Vertei- Vortragsreihe lenkt an Beispielen aus der rheinland-pfälzi- digungslinien schen Landesgeschichte den Blick auf Entstehungskontexte, Julia Brandt, Mainz Absichten und Wirkungen solcher Fiktionen. In den Einzelvorträgen werden Ritualmordvorwürfe gegen- Dienstag, 8. März 2022 über Juden aus dem Spätmittelalter, Mainzer und Wormser Maximilian von Welsch – ein Architekt von europäischem Legenden und „Geschichten“, Urkundenfälschungen für die Format? Familie Dalberg und deren Wirkung in der Reichsgeschichte PD Dr. Meinrad von Engelberg, Darmstadt ebenso thematisiert wie sprachhistorische Fehlinterpreta- tionen zur Vermarktung von Weinlagen, „erfundene“ Quellen Beginn: jeweils 19.00 Uhr aus Gutenbergs Umfeld, nationalsozialistische Polemiken gegen jüdische Weinhändler oder aber Verleumdungen in einem Prozess aus dem Umfeld der wiederbegründeten Mainzer Universität. 36 37
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Folgende Termine sind vorgesehen: genommen wird, sodass vor reiner Grammatik die Praxis Dienstag, 3. Mai 2022 im Vordergrund stehen wird. Schließlich ist das biblische Dienstag, 10. Mai 2022 Hebräisch keineswegs eine „tote Sprache“, sondern „lebt“ Dienstag, 17. Mai 2022 in den Texten des Alten Testaments, die es über das Lesen Dienstag, 24. Mai 2022 „im Original“ neu zu entdecken gilt. Ziel des Kurses ist es Dienstag, 31. Mai 2022 dabei zunächst, biblische Texte zu lesen. Am Ende vermittelt Dienstag, 14. Juni 2022 der Kurs die Fähigkeit, leichte biblische Texte mit Hilfestel- lungen zu übersetzen. Beginn: jeweils 19.00 Uhr Dr. Johannes Bremer, Mainz Nähere Informationen zu den Einzelvorträgen erfahren Sie im Vorfeld der Termine auf unsere Webseite oder unter: Folgende Termine sind vorgesehen: www.igl.uni-mainz.de Montag, 16. Mai 2022 Montag, 27. Juni 2022 Montag, 23. Mai 2022 Montag, 4. Juli 2022 Montag, 30. Mai 2022 Montag, 11. Juli 2022 Montag, 13. Juni 2022 Montag, 18. Juli 2022 Sprachkurs Montag, 20. Juni 2022 Das Alte Testament „im Original“ lesen Biblisches Hebräisch für Einsteigerinnen und Einsteiger Beginn: jeweils 18.00 Uhr ohne Vorkenntnisse Vgl. auch den Schnupperkurs zum Sprachkurs S. 58. Die Sprache, in der sich Gott „im Menschenwort“ im Alten Testament offenbarte, ist im Wesentlichen Hebräisch. Dabei handelt es sich um eine semitische Sprache, die als solche weder mit germanischen noch romanischen Sprachen ver- wandt ist; eine Sprache, die – wie auch das moderne Hebrä- isch – zunächst auf die Notation von Vokalen verzichtet hat, Interdisziplinäre Akademiereihe von rechts nach links statt von links nach rechts geschrie- Nationalkulturen vor der Erfindung des Nationalstaats ben wird, ohne die explizite Differenzierung von Zeiten aus- kommt u.a. In Kooperation mit der Forschungsplattform „Frühe Neuzeit“ Der Kurs richtet sich an alle Interessierten, ohne Vorkennt- der Johannes Gutenberg-Universität Mainz nisse vorauszusetzen. Beginnend mit dem hebräischen Alphabet vermittelt der Kurs in lockerer Atmosphäre suk- Die Vortragsreihe setzt sich zum Ziel, das derzeit wieder aktu- zessive die Grundlagen der gar nicht so schwierigen Sprache, elle Phänomen einer Rückbesinnung auf nationale Maß- wobei praxisnah stets auf bekannte biblische Texte Bezug stäbe und Interessen zum Anlass zu nehmen, um nach den 38 39
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Anfängen nationalen Denkens und Handelns im Europa des Lektürekreise 14.–17. Jahrhunderts zu fragen und die Prozesse der Natio- nenbildung in den frühen Phasen ihrer Ausprägung in inter- Bibel lesen aus Jerusalem disziplinärer Perspektive zu analysieren. Die Vorträge geben dabei exemplarische Einblicke in ein neues großes Verbund- Hat uns das „Buch der Bücher“ heute noch etwas zu sagen? forschungsprojekt an der Johannes Gutenberg-Universität Wie in einem Menschheitsgedächtnis sind darin Fragen und Mainz, das die Wirksamkeit nationaler Ideen und ihren Nie- Antwortversuche aus Jahrtausenden gespeichert. Die Bibel derschlag in der Historiographie, Musik, Literatur, bilden- ist zugleich die Heilige Schrift des Christentums. Ist Gottes den Kunst und Architektur sowie in den Sprachen unter- Stimme im Menschenwort der Bibel zu vernehmen? Sie sucht. Der entsprechende historische Zeitraum, in dem noch sind eingeladen zu einer persönlichen Bibellektüre, die im keine Erfahrungen mit den erst im 19. Jahrhundert aufkom- gemeinsamen Austausch den biblischen Text erschließen menden, klar voneinander abgegrenzten Nationalstaaten soll, seinen ursprünglichen Sinn und was er heute für uns bestanden, weist vielfache Überschneidungen mit anderen bedeutet. Territorien, Ethnien, Konfessionen, Sprachen und Kulturen Wir setzen die beliebte Lektüre der Heiligen Schrift digital auf, welche die politische Struktur und den Alltag prägten. direkt aus Jerusalem mit Prof. Dr. Rothenbusch fort. Wir wollen uns dann ausgewählten Texten der prophetischen Montag, 20. Juni 2022 Überlieferung widmen, ohne Eile, in dem Tempo, das sich „Germania“: aus dem Gespräch ergibt. Jede und jeder bringt mit, was sie Zum Imagewandel der „Reichsmutter“ in der nationalen und ihn beschäftigt. Soweit sinnvoll und notwendig fließen Bildpolitik des 16. und 17. Jahrhunderts bibelwissenschaftliche Informationen ein. Prof. Dr. Matthias Müller, Mainz Begleitung: Prof. Dr. Ralf Rothenbusch, Jerusalem Dienstag, 5. Juli 2022 Auf dem Weg zum Nationalstil: Die Termine entnehmen Sie bitte unserer Webseite: Musikalische Idiome in der Frühen Neuzeit www.ebh-mainz.de. Prof. Dr. Klaus Pietschmann, Mainz Vgl. auch den Sprachkurs Biblisches Hebräisch (S. 38) Beginn: jeweils 19.00 Uhr sowie den Schnupperkurs (S. 58). Die Reihe wird im September 2022 fortgeführt. 40 41
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