"ROBOTER SIND KEINE KONKURRENTEN" - CONCEPT ...
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UNABHÄNGIGE VERMÖGENSVERWALTER I ROUNDTABLE »ROBOTER SIND KEINE KONKURRENTEN« Renditestrategien, Risikomanagement und Künstliche Intelligenz: Sechs unabhängige Vermögensverwalter diskutierten mit DAS INVESTMENT über die Perspektiven ihrer Branche Moderation: Markus Deselaers I Fotos: Andreas Mann Uwe Johannhörster Geschäftsführender Gesellschafter, Andreas Hauser CONCEPT Vermögensmanagement, Portfoliomanager, Habbel, Bielefeld. Fonds seines Hauses: Pohlig & Partner, Wiesbaden. CONCEPT Aurelia Global Fonds seines Hauses: HP&P Euro Select UI Fonds, Aktienfonds Südeuropa UI, Vermögensmanagement Fonds Universal, quantumX Global UI Frank Rothauge Geschäftsführender Gesellschafter, AHP Capital Management, Frankfurt/Main. Fonds seines Hauses: AHP Aristoteles Fonds UI, Mayence Fair Value Bond Fonds 04 DAS INVESTMENT EXTRA
DAS INVESTMENT: Sind Sie nach wie vor positiv ben. Bei dem südeuropäischen Aktienfonds, den gestimmt, was den Aktienmarkt angeht? ich betreue, waren wir über das Jahr hinweg fast Uwe Johannhörster: Ja, wenngleich wir vor Kurzem immer zu mehr als 90 Prozent in Aktien investiert. eine erste kleinere Marktkorrektur gesehen haben. Reiner Bertram: Wir sehen das differenziert. Nimmt Es könnten durchaus auch noch kleinere Rücksetzer man das Shiller-KGV, zeigen vor allem Aktien aus folgen. Aber danach erwarten wir für das Frühjahr den USA derzeit eine hohe Bewertung. Aktien aus eher wieder leicht steigende Kurse. Rückblickend Europa oder den Schwellenländern sind aber noch müssen wir feststellen, dass wir im Jahr 2017 eine moderat bewertet. Auch innerhalb der Branchen zu geringe Aktienquote hatten. Diese lag im Durch- gibt es Sektoren wie die Technologie oder die Logis- schnitt bei 50 Prozent – mit dem Wissen von heute tik, die mittlerweile hoch bewertet sind, ausgesuchte war das klar zu wenig. Unternehmen aus der Pharma- oder Drogeriebran- Andreas Hauser: Insbesondere für europäische che notieren dagegen an Mehrjahrestiefs. Wir sind Aktien sehen wir auch weiterhin Potenzial. Denn schon das ganze Jahr recht hoch investiert und das Marktumfeld niedriger Zinsen und die eher finden noch immer Kaufgelegenheiten. Und wir expansive Geldpolitik werden uns erhalten blei- denken auch, dass Aktien noch längerfristig vom ► Reiner Bertram Geschäftsführer, RBV Vermögensverwaltung, Gronau/Hannover. Marc Zimmer Fonds seines Hauses: RBV-VV UI, Vermögensverwalter, Kirchröder Vermögensbildungs- BKP Vermögensverwalter, Frankfurt/Main. fonds I UI, HeLa UI Fonds seines Hauses: BKP Classic Fonds, BKP Dachfonds Felix Eisel Partner, Conduction Capital Advisers, Frankfurt/Main. Fonds seines Hauses: CCA European Opportunities UI 05
UNABHÄNGIGE VERMÖGENSVERWALTER I ROUNDTABLE Niedrigzins begünstigt werden. Nehmen wir nur sich sehr schnell ändern, und da gilt es, proaktiv Italien: Das Land käme wirtschaftlich in extreme und flexibel zu agieren. Schieflage, wenn es wie früher 6 Prozent Zinsen für Felix Eisel: Wir schauen vor allem auf den Einzeltitel Staatsanleihen zahlen müsste. Diese Schieflage will und analysieren die individuelle Wertschöpfung die EZB auf jeden Fall vermeiden. von Unternehmen. Doch gibt es sicherlich einiges, Frank Rothauge: Grundsätzlich glaube auch ich was man auf der Makroebene beobachten kann. Zu nicht, dass Aktien pauschal bereits zu teuer sind. nennen ist einmal die sehr geringe Volatilität, aber Wenn man aber wie wir sehr ins Detail geht und auch die vereinzelt starken Kurszuwächse im Small- viele Unternehmen in Kerneuropa analysiert, muss und Mid-Cap-Bereich. Etwa bei einem Titel wie man registrieren, dass es immer schwieriger wird, Techno Trans: Das Unternehmen ist sicherlich gut gute Fundamentalstorys mit viel Potenzial zu fin- aufgestellt, aber dass die Kurse so durch die Decke den. Bei der Zinsentwicklung bin ich übrigens etwas gingen, kann schon ein bisschen nervös machen. anderer Auffassung als meine Vorredner: Bisher Wir sind immer konstruktiv paranoid gestimmt: konnten uns die Zentralbanken bei konjunktureller momentan vielleicht noch ein bisschen mehr. Schwäche helfen, indem sie Zinsen gesenkt oder Anleihen gekauft haben. Hier ist aber wohl das Kommen für Sie auch High-Yield-Anleihen infrage? Ende der Fahnenstange erreicht. Darum glaube ich, Johannhörster: Nein, nicht mehr. High Yield ist dass wir uns in den kommenden Jahren zumindest schönfärberisch, früher sagte man auch Junk Bonds auf einen leichten Zinsanstieg vorbereiten sollten. oder Ramschanleihen dazu. Wir finden, dass die ein- Marc Zimmer: Ganz so optimistisch beurteilen gegangenen Risiken nicht mehr adäquat entlohnt wir die aktuelle Marktlage ebenfalls nicht. Die werden. So wollen wir das Geld für die Kunden Investition in Substanzwerte wie Aktien bleibt weiter auf der Aktienseite verdienen. natürlich auch bei uns langfristig die aussichts- Hauser: Auch wir sind nicht in High Yields inves- reichste Assetklasse. Wir haben aber bereits im tiert. Zusätzlich zum aktuellen Bewertungsniveau »Wir schauen Oktober 2017 die Aktienquoten reduziert und in auf der Aktienseite wollen wir nicht auch noch auf Liquidität umgeschichtet. Denn wir sind ein klas- der Rentenseite Risiken eingehen. Anleihen gehören vor allem auf sisch antizyklischer Investor: Wenn die Stimmung für uns als Stabilitätsanker in ein ausgewogenes Einzeltitel« am Markt äußerst positiv ist und keiner mehr das Portfolio – aber im Rentenbereich erwarten wir Wort Risiko in den Mund nimmt, werden wir eher keine nennenswerten Renditen mehr. vorsichtig und beginnen, Gewinne zu realisieren. Zimmer: Das Rentensegment nutzen wir eher, um Felix Eisel Conduction Capital Advisers Die Rahmenbedingungen am Kapitalmarkt können aus dem Portfolio ein wenig Volatilität herauszu- 06 DAS INVESTMENT EXTRA
nehmen. Vor Kurzem haben wir hierzu sogar in Hauser: Auch unser Haus verfolgt eine Art Zwei- »Aktien aus zwei Bundesanleihen investiert. In einigen Spezi- Säulen-Strategie. Auch wir selektieren qualitativ Europa bieten almandaten setzen wir auch High Yields ein, doch hochwertige Titel, die in Risikosituationen eine dort ist es von enormer Bedeutung, den richtigen höhere Stabilität haben als andere. Unsere zwei- weiterhin Emittenten zum richtigen Zeitpunkt zu selektieren. te Säule ist die Liquiditätssteuerung: Wir gehen Potenzial« Rothauge: Wir analysieren mehr als 4.000 Bonds durchaus auch mal stark in Cash und schauen uns über unsere Datenbank. Da zeigt sich: Bei den zeitweilig das Geschehen vom Spielfeldrand aus an. meisten Anleihen liegen die Fair Value Spreads Andreas Hauser deutlich höher, als der Markt im Moment bezahlt. Gehört zur Streuung auch Gold dazu? Habbel, Pohlig & Partner So sind viele Risiken im Anleihemarkt nicht richtig Johannhörster: Für uns ja. Seit den Erfahrungen eingepreist. Bei der kleinsten Erschütterung droht mit der 2008 einsetzenden Finanzkrise halten wir ein Marktrisiko. Wir finden zwar für unseren Fonds obligatorisch einen gewissen Grundstock an phy- immer noch Anleihen, die besser gepreist sind – sischen Edelmetallen. Dessen Größenordnung liegt aber das Geschäft wird auch hier nicht einfacher. etwa bei 10 Prozent: Sollte es tatsächlich mal richtig Bertram: Als aktienfokussiertes Haus greifen wir ins Portfolio reinhageln, wäre diese Position mit auch auf Anleihen zurück, hier aus Diversifizie- den Märkten wenig korreliert. rungsgründen in der Regel auf Zielfonds. Das gilt Rothauge: Das sehe ich ein wenig anders. Ich kann auch und gerade für den High-Yield-Bereich. nachvollziehen, wenn sich ein Kunde aus Sicher- Rothauge: Unsere Erfahrung ist übrigens, dass ein heitserwägungen Gold ins Bankschließfach legen quantitatives Management aufgrund der Risikoein- möchte. Unsere Aufgabe ist das aber meines Erach- schätzung bei Bonds gut funktionieren kann. Bei tens nicht. Wenn es wirklich mal schlimm kommt, Aktien geht es vor allem um eine Chanceneinschät- wird der Kunde das Gold physisch brauchen. zung, das leistet kein quantitatives Tool. Bertram: Man sollte auch mit dem Kunden disku- tieren, was er konkret unter Risiko versteht – und Herr Eisel, wie steuern Sie die Risiken? ihm dabei verständlich machen, dass die Volatilität Eisel: Zum einen durch die sehr akribische Unter- an den Aktienmärkten für ihn eher eine Chance als nehmensauswahl. Wir errechnen zum Beispiel für ein Risiko darstellen kann. Akzeptiert er das, kann jede unserer Positionen das Downside-Potenzial. man sein Portfolio auch entsprechend aufstellen. Hinzu kommt die Aktienquote, die wir flexibel Zimmer: Volatilität ist eigentlich der falsche Maß- steuern. Gegenwärtig fahren wir angesichts der stab für Risiko, auch wenn der Gesetzgeber dies so Marktbewertung keine maximale Aktienquote. vorsieht. Man sollte eher den Value at Risk in ► 07
UNABHÄNGIGE VERMÖGENSVERWALTER I ROUNDTABLE Betracht ziehen, der die Wahrscheinlichkeit angibt, welche Verlusthöhe in einem bestimmten Zeitraums »Das Risiko Aber einen harten Katalysator wie beispielsweise das Aussetzen der Dividende gab es schlicht nicht. nicht überschritten wird. Für das Risikomanage- bei High Johannhörster: Wir sind Tech-affin und investieren ment ist es wichtig, die richtigen Titel im Portfolio zu haben – entscheidend ist es jedoch, die falschen Yields wird mit Langfrist-Perspektive. Wenn man frühzeitig Microsoft, Apple oder Amazon gekauft und durchge- Titel nicht zu haben. Wir agieren nicht emotional, nicht adäquat halten hätte, welche exorbitante Rendite hätte man sondern mit Ruhe und rationaler Weitsicht. entlohnt« erzielen können? Nur handeln so ja die meisten Anleger nicht. Auch wir haben uns in der Vergan- Wie sieht es mit dem Einsatz von Derivaten aus? genheit ertappt, zu früh verkauft zu haben. Aber Zimmer: Uns ist wichtig, dass die Kunden verstehen, Uwe Johannhörster wir sind ja zum Glück zu zweit im Management. CONCEPT Vermögensmanagement wie wir ihr Geld investieren. Der Derivatebereich ist Im November 2016 hat mein Kollege Nvidia-Aktien hierfür zu komplex und intransparent. So nutzen gekauft – auf Höchstkurs. Ich hätte den Mut nicht wir für unsere individuell betreuten Portfolien nur gehabt. Zum Glück hat er sich durchgesetzt, 2017 Aktien, Renten, Liquidität und Rohstoffe. Entschei- hat sich der Nvidia-Kurs noch mal verdreifacht. dend ist nicht die Anzahl der Instrumente, sondern Rothauge: Das sehe ich ähnlich. Einige meiner wie diese proaktiv eingesetzt werden. Für unseren größten Fehler waren zu frühe Verkäufe guter Ak- BKP Classic Fonds setzen wir in besonderen Situ- tien. Das Problem in den Finanzmärkten ist, dass ationen auch Derivate zur Absicherung ein. Wir Aktien vielfach zu stark als Wertpapier betrachtet haben aus der Vergangenheit gelernt, Trends nie voll werden. Faktisch ist die Aktie aber ein Anteil an auszunutzen und in Spitzen auch immer Gewinne einem Unternehmen. Und wenn das Unternehmen zu realisieren. Das hat sich bewährt. Von Gewinn- kontinuierlich Mehrwert schafft, schlägt sich dieses mitnahmen ist noch niemand arm geworden. auch irgendwann im Aktienkurs nieder. Was ist mit Long-short-Strategien? Das ist ja das Value-Credo. Nur haben in den Eisel: Optional können wir individuelle Short- zurückliegenden Jahren viele aktiv gemanagte Positionen aufbauen. Das ist für uns das wesentlich Fonds die Indizes nicht geschlagen, darum sind bessere Instrument, als einen Index short zu kaufen. ETFs ja stark auf dem Vormarsch. Denn so können wir Alpha-Chancen nutzen. Für Eisel: Der Hype um die ETFs ist mir ein bisschen eine Short-Position brauchen wir aber zweifelsfreie zu positiv. Insbesondere sind ETFs nicht wirklich Katalysatoren. So hätte sicherlich die Pro7-Aktie krisenerprobt. Sie sollten in jedem Fall ein Element im Nachhinein als Short richtig Spaß gemacht. im Portfolio sein, doch sollte man dort nicht ► 08 DAS INVESTMENT EXTRA
UNABHÄNGIGE VERMÖGENSVERWALTER I ROUNDTABLE blind reinhüpfen. Ein weiterer Punkt ist: Es entfällt Jahren rund 73 Prozent Verluste entstanden. Ob ein mittlerweile auf ETFs ein sehr großer Marktanteil, Anleger das durchgehalten hätte, um den späteren »Wir sollten darum wird es wieder eine Zeit geben, in der aktives Aufschwung mitzunehmen, darf man bezweifeln. uns auf einen Management Chancen aus diesem „meinungslosen“ Rothauge: Das belegt auch eine Untersuchung von Kapital ausnutzen kann und Rückflüsse aus dem Comdirect, die ihre Anleger mit ETF-Schwerpunkt leichten Zins- ETF-Bereich bekommen könnte. Das hat zuletzt gegenüber denen mit Fondsschwerpunkt verglichen anstieg vorbe- auch Blackrock in einer Studie so eingeschätzt. haben. Die Performance war zur Überraschung bei Johannhörster: ETFs stellen eine gute Ergänzung den Anlegern mit ETF-Schwerpunkt schlechter. reiten« zu aktivem Fondsmanagement dar. Man sollte hier Nicht weil diese schlechter gelaufen sind, sondern aber differenzieren: Wenn für mich nur Rendite wegen der Zeitpunkte von Kauf und Verkauf. Frank Rothauge zählt, kann ich mir einen Nasdaq-100-ETF kaufen, Eisel: Das ist übrigens auch ein Grund dafür, warum AHP Capital Management den wird auf Sicht von zehn, 15 Jahren kaum ein viele Private-Equity-Fonds so eine gute Performance aktiv gemanagter Fonds dieser Sparte geschlagen abliefern. Dort läuft die Beteiligung ja über zwölf haben. Das ist aber doch auch gar nicht unsere Jahre und man kann sie nicht einfach so verkaufen. Kernaufgabe: Wir wollen lieber, wenn der Markt Diese Haltedisziplin wirkt sich in der Regel positiv ins Negative dreht, deutlich weniger verlieren. auf die Rendite für Investoren aus. Bertram: Wir sehen ETFs nicht als Wettbewerber an, Hauser: In einem klassischen Markt setzen wir sondern als eine Möglichkeit, in bestimmte Märkte durchaus auch mal ETFs ein. Beim Thema Emerging zu investieren. Dazu können wir Zielfonds, ETFs Markets würden wir uns das nicht trauen. Das ist oder Einzeltitel allokieren. Zu bedenken ist, dass so ein großer und schwieriger Markt, da wollen ETFs passive Investments sind und dass der typische wir einen Manager haben, der vor Ort sitzt, sich Anleger hier nicht wirklich „passiv“ ist. Peter Lynch auskennt und Stockpicking betreibt. hat mit dem Fidelity Magellan von 1977 bis 1990 durchschnittlich jährlich 29 Prozent Rendite erzielt. Wechseln wir das Thema: Ist Ihre Unabhängigkeit Eine Analyse von Fidelity hat jedoch ergeben, dass wichtig für Ihre Unternehmensstrategie? mehr als 50 Prozent der Anleger, die diesen Fonds Bertram: Auf jeden Fall. Momentan leiden die in dieser Zeit besaßen, reale Verluste erlitten haben. Banken unter der Niedrigzinspolitik der EZB. Die Grund dafür war das kurzfristige Hin und Her der Zinsmargen brechen weg, insbesondere bei einlage- Anleger. Dieses Verhalten muss man auch bei ETFs starken Instituten wie Sparkassen oder Volksbanken. befürchten: Hätte man einen Dax-ETF im März So konzentriert man sich stark auf hauseigene Pro- 2000 gekauft, wären in den darauffolgenden drei dukte, mit denen mehr Geld verdient werden kann. 10 DAS INVESTMENT EXTRA
Die einseitige Produktsteuerung im Verkauf emp- noch Letzteres. Ist das im Sinne des Gesetzgebers, findet so mancher Mitarbeiter als großes Problem. wollte er das erreichen? Viele Menschen, die eine Zimmer: Die Begrifflichkeiten Unabhängigkeit und Beratung vielleicht bräuchten, bekommen sie dann Vertrauen sind eng verknüpft. Nach der Finanz- aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr. krise hat der Begriff der Unabhängigkeit stark an Bertram: Wozu das führt, zeigt das Provisionsverbot Glaubwürdigkeit eingebüßt. Deswegen begrüßen in England. Dort werden viele kleinere Vermögen wir auch viele Regularien von Mifid II. Es darf keine überhaupt nicht mehr beraten. So vegetieren Hun- versteckten Provisionen geben, und der Nach- derte von Millionen Britische Pfund unberaten vor weis der Mindestqualifikation von Mitarbeitern ist sich hin. Oder die Anleger versuchen sich eben wichtig. Andere Anforderungen wie zum Beispiel selbst an Investments, mit den schon angesproche- das Transaction Reporting sehen wir eher kritisch, nen nicht immer zufriedenstellenden Ergebnissen. da dies vielmehr praxisfern und insbesondere für kleinere Vermögenverwalter eine große Herausfor- Stichwort Verwaltungsaufwand und Gebühren: derung ist. Für unsere Unternehmensstrategie ist Wie groß muss Ihres Erachtens ein Fonds sein, um die Unabhängigkeit von entscheidender Bedeutung in Zukunft gut überleben zu können? und muss letztendlich wieder zu einem besonderen Hauser: Sicherlich gibt es kleinere Boutiquen mit Qualitätssiegel im Sinne der Kunden werden. Fondsvolumen im einstelligen Millionenbereich. Eisel: Ich sehe Mifid II mit einem lachenden und Hinsichtlich Mifid II und der geforderten Trans- einem weinenden Auge. Ich finde es schade, wenn parenz werden diese es in Zukunft schwer haben. kleinere Research-Häuser und Bankhäuser vor dem Unser Ziel ist, dass ein Fonds in zwei, drei Jahren auf Hintergrund rapide steigender organisatorischer 25 bis 30 Millionen Volumen kommt. Langfristig »Unabhängig- Aufwände und Kosten vor existenziellen Problemen ist ein geringeres Volumen kaum sinnvoll. keit und stehen. In unserem Hauptsegment, dem Small- und Rothauge: Auch wir denken, dass ein Fonds sich Vertrauen Mid-Cap-Bereich, muss die Entwicklung aber nicht unbedingt schlecht für uns sein, denn proprietäre ab der Größenordnung 25 oder 30 Millionen wirt- schaftlich so trägt, dass man alle notwendigen sind eng Due Diligence wird sich noch mehr auszahlen. Investments umsetzen kann. Auf der anderen Seite verknüpft« Johannhörster: Bei Mifid II gilt der alte Spruch: Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht. Wenn ich gibt es auch Diseconomies of Scale, wie die viel zu vielen sehr großen Fonds zeigen, die ich keinem mich bei Kollegen erkundige, wer von ihnen 2018 Anleger mehr empfehlen würde. Vor allen Dingen, Marc Zimmer noch Beratung anbieten wird und wer nur noch wenn man sich dann anschaut, wie sich aufgrund BKP Vermögensverwalter Vermögensverwaltungsmandate, hört man fast nur ihrer Größe auch die Strategien geändert haben. ► 11
UNABHÄNGIGE VERMÖGENSVERWALTER I ROUNDTABLE Bertram: Ich meine auch, dass ein Vermögensver- walter nicht unbedingt 250 oder 300 Millionen »US-Aktien ist zwar ein langfristiges Thema, aber eins, an dem wir definitiv arbeiten. Euro under Management haben muss. Wir richten haben derzeit Johannhörster: Ich denke, dass die Roboter eher uns im Rechts- und Formularwesen stark nach den Empfehlungen des Branchenverbands. Damit kön- eine hohe auf die Gruppe der Anlagevermögen von 20.000 bis 100.000 Euro abzielen. Das sehen wir nicht als nen wir sehr gut leben. Ein Milliarden-Flaggschiff- Bewertung« Konkurrenz, sondern eher als ergänzendes Mitein- Fonds, der in 80 Prozent aller Aktien gar nicht mehr ander an. Wir haben das Thema eben schon berührt: sinnvoll investieren kann, würde uns keinen Spaß Das zeitliche Zusammenfallen vom Großwerden Reiner Bertram machen. Wir bewegen uns so auch in Nischen, die RBV Vermögensverwaltung der Robos und der Mifid-II-Regelung mag ein Zufall die Flaggschiffe nicht mehr erreichen. sein, aber wenn kaum noch Beratung geboten wird, an wen soll ich mich als Kunde dann wenden? Kommen wir zum Megatrend Digitalisierung: Ist Hauser: Für die Kunden, die wir im Fokus haben, Robo Advisory für Sie ein Thema? spielt auch zukünftig das Thema Robo Advisory Zimmer: Wir betreuen unsere vergleichsweise ge- keine Rolle. Und das Thema Digitalisierung ist bei ringe Zahl an Kunden schon viele Jahre individuell, uns im Haus eher noch in den Anfängen und bewegt partnerschaftlich und mit einem besonderen Ver- sich eher im Bereich der Transparenzvorgaben hin- trauensverhältnis. Deswegen ist Robo Advisory für sichtlich Mifid II. Oder dass man für Kunden eine uns eher nachrangig. Bei unseren Mandanten geht App programmiert, um sie darüber über ihr Depot es um die persönliche Beziehung und darum, den schneller und bequemer informieren zu können. Kunden jederzeit mitzunehmen, damit er versteht, Rothauge: Jeder redet derzeit über Robo Advisory, was wir tun. Die zunehmende Digitalisierung sehen doch faktisch sind dies die Portfolio-Optimierer, die wir aber als große Chance, weil wir interne Prozesse es vor 25 Jahren schon gab – versteckt hinter einer optimieren und transparenter gestalten können. netten Website. Aber diese Portfolio-Optimierung Zudem haben die nachwachsenden Kundenge- ist nicht wirklich schlauer als vor 20 Jahren, eben nerationen andere Erwartungen an den digitalen nur anders verpackt. Service. Dieser Herausforderung stellen wir uns gern. Bertram: Ich glaube, dass diese Digitalisierung eher Eisel: Wir haben ein breites Netzwerk im Soft- für die Banken eine große Rolle spielt. Fast alle wareentwicklungsbereich und erforschen mit die- Bankgeschäfte kann man zuhause ohne Berater sem die Möglichkeiten für uns. Unsere Meinung per iPad erledigen. So sehe ich diesbezüglich für zu künstlicher Intelligenz ist, dass sie menschliche die Bankberater und die Banken insgesamt am Fähigkeiten sehr gut komplementieren kann. Das ehesten eine Disruption ihres Geschäftsmodells. ∎ 12 DAS INVESTMENT EXTRA
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