Roland Barthes im Gespräch mit Georges Charbonnier: Über eine mögliche Theorie der Lektüre (1967) - Brill
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sprache und literatur 47 (2018), H 117, 97-109 brill.com/sul Roland Barthes im Gespräch mit Georges Charbonnier: Über eine mögliche Theorie der Lektüre (1967) Prof. Dr. Sandro Zanetti Universität Zürich, Romanisches Seminar/avl, Plattenstrasse 43, ch-8032 Zürich sandro.zanetti@uzh.ch Dr. Agathe Mareuge Universität Zürich, Romanisches Seminar/avl, Plattenstrasse 43, ch-8032 Zürich agathe.mareuge@uzh.ch Vorbemerkung Im Oktober 1967 führte der Literaturkritiker Georges Charbonnier mit Roland Barthes eine Reihe von Gesprächen, die noch im selben Monat in Form von sechs jeweils rund zwanzigminütigen Rundfunksendungen auf France Cul- ture ausgestrahlt wurden. Die hier wiedergegebene fünfte Sendung vom 24. Oktober 1967 trug den Titel „Énonciation, intersubjectivité, intertextualité et analyse psychanalytique et linguistique de la lecture“. Transkription und Übersetzung folgen der Originalaufnahme von 1967, wobei die letzten rund fünfeinhalb Minuten der Sendung, die vom Thema der Lektüre wegführen, ausgelassen wurden. 1988 wurde in der Reihe À voix nue das gesamte Ton material noch einmal neu zusammengestellt und in Form von fünf Sendungen ausgestrahlt. Die Originalaufnahmen von 1967 sowie vier der fünf erweiterten und bearbeiteten Sendungen von 1988 sind seit Anfang 2016 auf der Website von France Culture frei zugänglich.1 Die von Roland Barthes gesprächsweise formulierten Überlegungen zu ei- ner Theorie der Lektüre fallen in die Zeit des wirkungsmächtigen Aufsatzes „La mort de l’auteur“ („Der Tod des Autors“). Der Aufsatz erschien ebenfalls 1 http://www.franceculture.fr/2016-01-19-a-voix-nue-roland-barthes-entretiens-originaux -de-roland-barthes-avec-georges-charbonnier# bzw. https://www.franceculture.fr/dossiers/ roland-barthes-l-integrale-en-cinq-entretiens-1967 [letzter Zugriff 05.02.2018]. © wilhelm fink verlag, 2018 | doi 10.30965/25890859-04701006 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
98 Zanetti und Mareuge 1967 – zuerst im Dezember in einer englischen Übersetzung, im Jahr dar- auf dann auf Französisch. Der Aufsatz endet mit dem berühmt gewordenen polemischen Satz: „La naissance du lecteur doit se payer de la mort de l’Au- teur.“ („Die Geburt des Lesers ist zu bezahlen mit dem Tod des Autors.“) Der Wechsel in der Aufmerksamkeit von den Aktivitäten des Autors zu jenen des Lesers – einschließlich jenen des Autors als Leser – ist auch Thema des hier wiedergegebenen Gesprächs mit Georges Charbonnier. Deutlich zu spüren ist die Geste der Abgrenzung, mit der Barthes auch und gerade in seinen ersten, noch tastenden Überlegungen zu einer Theorie der Lektüre von der Fixierung auf die Figur und die Intentionen des Autors loskommen möchte. Dabei weist er die Instanz des Autors selbstbewusst bereits einer vergangenen Epoche zu. Gleichzeitig lenkt er die Aufmerksamkeit weg vom empirischen Leser hin zum Akt der Lektüre sowie, noch wichtiger, zur Frage, wie Texte und ‚Lektüresub- jekte‘ sich zueinander strukturell verhalten. Vorbereitet wurden die im Gespräch mit Georges Charbonnier formu- lierten Überlegungen bereits in Barthes’ literaturkritischen Schriften der Fünfziger- sowie der frühen und mittleren Sechzigerjahre, insbesondere in der Streitschrift Critique et vérité von 1966. Kurz nach den Rundfunkgesprächen beginnt Barthes außerdem sein mehrsemestriges Seminar zu Balzacs Erzäh- lung Sarrasine an der École pratique des hautes études. Das Seminar ist die di- rekte Vorarbeit und Vorbereitung des Buches S/Z, das 1970 erscheint und selbst Beispiel einer neuen, strukturalistischen Art der Lektüre ist. Die „Geburt des Lesers“ trägt nun auch methodologisch Früchte, indem Barthes konsequent nicht den Autor (Balzac) in den Vordergrund stellt, sondern den Text in seinen intertextuellen Verflechtungen sowie in seiner spezifischen Organisation und Vernetzung sprachlicher Codes. Den auch in den Gesprächen mit Charbonnier verwendeten Begriff der ‚Intertextualität‘ übernimmt Barthes von Julia Kriste- va, die ihn – ebenfalls 1967 – in ihrem Aufsatz „Bakhtine, le mot, le dialogue et le roman“ einführte. Ein Jahr zuvor, Ende 1966, stellte Kristeva ihre Überlegun- gen zur Intertextualität, die sie aus ihrer Auseinandersetzung mit den Schrif- ten Michail Bachtins zur Dialogizität gewonnen hatte, im Seminar von Barthes vor. Mit dem Begriff der „écriture-lecture“ schlug sie zugleich eine Brücke zu den u.a. von Barthes vorangetriebenen Forschungen zur „écriture“ – zur Schrift und zum Schreiben, die beide nun verstärkt unter dem Gesichtspunkt der da- rin implizierten Lektüreaktivitäten konzeptualisiert wurden. Für Barthes und seine Überlegungen zu einer Theorie der Lektüre ist der Begriff der ‚Intertextualität‘ von entscheidender Bedeutung, macht er es doch möglich, den ‚Text‘ selbst als ‚Geflecht‘ produktiver Lektüren zu definieren. Mit anderen Worten: Der Textbegriff selbst impliziert in seiner Struktur eine jeweils spezifische Verflechtung mit Intertexten, die wiederum als Effekte produktiver Lektüren bestimmt werden können. Insbesondere in der deutschsprachigen sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
Roland Barthes im Gespräch mit Georges Charbonnier 99 Diskussion ist Barthes ebenso wie Kristeva des Öfteren der Vorwurf gemacht worden, mit einem unscharfen Begriff von Intertextualität zu operieren, der es kaum möglich mache, verschiedene Formen, historische Manifestationen und Explizitheitsgrade von Intertextualität zu unterscheiden. Man muss sich allerdings vergegenwärtigen, dass Barthes wissenschaftsgeschichtlich ganz am Anfang einer Diskussion zur Erforschung von Lektüreprozessen stand: Die maßgeblichen Schriften etwa der ‚Konstanzer Schule‘ zur Rezeptionsästhetik erschienen erst später, die Arbeiten aus dem Umkreis des Reader-response cri- ticism waren nur punktuell rezipiert, und auch Umberto Ecos Lector in fabula (1979) – obschon vorbereitet durch die Studie Opera aperta von 1962 – war noch nicht erschienen. Zugleich zeigte sich Barthes allerdings, wie auch in den folgenden Ausführungen, von Anfang an skeptisch gegenüber einer Theorie des Lesens oder des Lesers, die sich entweder – durch traditionelle Einflussfor- schung oder Literaturpsychologie – weiterhin auf die Instanz des Autors (was hat er gelesen und warum?) oder – durch empirische Literatursoziologie – auf die Literaturgeschichte im Sinne einer Rezeptionsgeschichte bzw. auf statisti- sche Erhebungen realer Lesererfahrungen konzentriert. Stattdessen rückt Barthes konsequent den Gedanken ins Zentrum, dass es der Text selbst ist, der als ein Geflecht produktiv gewordener und werdender Lektüren zu bestimmen und zu erörtern ist. Darin involviert ist das ‚Lektüre- subjekt‘, das von Barthes primär sprachlich gedacht wird. Das ‚Schreibsubjekt‘ wiederum wird von ihm so bestimmt, dass es immer auch ein ‚Lektüresubjekt‘ ist – während umgekehrt das ‚Lektüresubjekt‘ ‚schreibend‘ in dem Sinne ist, dass es den Text aktiv weiterspinnt. Um diese Relationen im Einzelnen be- schreiben und systematisieren zu können, schlägt Barthes eine Kooperation zwischen Linguistik, Literaturwissenschaft und Psychologie bzw. Psychoana- lyse vor. Vieles bleibt in diesen Überlegungen noch ungeklärt und offen. Aus heutiger Perspektive mag deren Reiz jedoch gerade darin bestehen, dass sie von Barthes im Status des Unfertigen, erst Angedachten und Improvisierten vorgetragen werden. Man hat es hier also mit einer Theorie im Entwurf zu tun: mit ersten Erwägungen, Sondierungen und Grenzziehungen, die von Barthes später teilweise wieder verworfen werden, in anderen Zusammenhängen aber auch produktive Fortsetzungen finden. So weisen etwa die hier gegen Ende vorgetragenen Überlegungen zum he- donistischen, erotischen, lustvollen Lesen bereits vor auf Le Plaisir du texte von 1973. Der Wechsel vom ‚strukturalistischen‘ zum ‚poststrukturalistischen‘ Roland Barthes ist gerade mit Blick auf die offenen Wege, die Barthes in den Gesprächen, aber auch in seinen Seminaren wählt, weniger eindeutig zu be- stimmen, als die publizierten Schriften nahelegen könnten. Auch Barthes’ Hinwendung zur Lust am Text hat seine Vorgeschichte, auf die im Folgenden sogar explizit hingewiesen wird: die Auseinandersetzung mit der antiken sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
100 Zanetti und Mareuge Rhetorik. Bereits 1964 stellt Barthes im Vorwort zu seinen Essais critiques bün- dig fest, dass die Rhetorik „die amouröse Dimension der Schrift“ sei („La rhéto- rique est la dimension amoureuse de l’écriture“). Später, um 1970, versammelt er seine Notizen zur antiken Rhetorik in der einschlägigen ‚Gedächtnisstütze‘ „L’ancienne rhétorique. Aide-mémoire“. Das Thema des Lesens wiederum bleibt ein konstanter Bezugspunkt in Barthes’ Arbeiten, die selbst stets praktische Verknüpfungen von Lese- und Schreibtätigkeiten sind. Diese Verknüpfungen reichen von der „sinnlichen Lektüre“ in L’Empire des signes (1970) bis zur Erprobung und Reflexion neuer Lesepraktiken in S/Z (1970) und Le Plaisir du texte (1973), sie weisen aber auch zurück und nach vorn bis zu jenen Lesevorgängen, die sich auf das Feld der Li- teratur und der Schrift nicht beschränken lassen (Fotografie, Mode, kulturelle Objekte und Prozesse im weitesten Sinn). Transkription und Übersetzung des Gesprächs mit Georges Charbonnier von 1967 folgen der auf der Website von France Culture bereitgestellten Tonauf- nahme. Der mündliche Duktus wurde beibehalten, ohne indessen darauf zu verzichten, einen möglichst gut lesbaren Text darzubieten.2 Transkription und Übersetzung GC GC Roland Barthes, une théorie de l’écriture Roland Barthes, eine Theorie der Schrift est en voie d’élaboration, elle verra le und des Schreibens (écriture) wird zurzeit jour, mais il n’existe pas encore de théorie gerade ausgearbeitet, sie wird das Licht du lecteur. Peut-on imaginer une théorie der Welt erblicken. Eine Theorie des Le- du lecteur ? sers (théorie du lecteur) hingegen gibt es noch nicht. Kann man sich eine Theorie des Lesers vorstellen? RB RB On peut l’entrevoir d’une façon qui Man kann sie auf eine Weise erahnen, restera encore très hermétique et très die aber noch sehr hermetisch und métaphorique. Si vous voulez, on peut metaphorisch bleiben wird. Man kann la concevoir d’une façon d’abord un sie zunächst, wenn Sie so wollen, auf petit peu négative; je suis persuadé que eine etwas negative Weise erfassen. Ich la théorie de la lecture, la théorie bin überzeugt davon, dass die Theorie du lecteur, si on peut l’édifier un jour, des Lesens, die Theorie des Lesers, wenn ne pourra pas être édifiée à partir de es sie eines Tages geben sollte, nicht von réflexions ou d’interrogations de type Überlegungen oder Befragungen 2 Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung von France Culture, Éric Marty und Jean Charbonnier. sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
Roland Barthes im Gespräch mit Georges Charbonnier 101 sociologique, c’est-à-dire [que] ça n’est soziologischer Art ausgehen kann. Das pas en se demandant par différents heißt, es wird nicht darum gehen können, moyens d’enquête par exemple ‘qu’est-ce beispielsweise über verschiedene Umfra- qui se passe dans la tête du lecteur ou de gen oder Untersuchungen zu erfahren, cent lecteurs ou de mille lecteurs quand was sich im Kopf des Lesers abspielt – ils lisent un texte’, ce n’est pas en essayant oder im Kopf von hundert oder tausend de savoir cela… Lesern, wenn diese einen Text lesen. Es geht nicht darum, dies wissen zu wollen… GC GC …or c’est ce genre d’enquêtes que l’on …solche Untersuchungen werden zurzeit mène actuellement… aber gerade durchgeführt… RB RB …bien sûr; ce n’est pas par une sociologie …zweifellos. Aber über eine Soziologie de la lecture qu’on arrivera à savoir ce que der Lektüre wird man nicht herausfinden c’est que la lecture au niveau du texte. können, was eine Lektüre auf der Ebene On y arrivera je crois par, si vous voulez, des Textes ist. Dazu kommt man, glaube à la fois une linguistique et une psycho- ich, über eine, wenn Sie so wollen, erneu- logie renouvelées, peut-être même une erte Linguistik und Psychologie, vielleicht psychanalyse dans la mesure où la psy- sogar über eine Psychoanalyse, und zwar chanalyse est en train de bouger tout de insofern, als die Psychoanalyse doch même actuellement, [c’est par là] qu’on gerade dabei ist, sich in diese Richtung pourra édifier ou proposer une sorte de zu bewegen. Man könnte auf diese Weise théorie générale de la lecture. Ce serait so etwas wie eine allgemeine Theorie des déjà un point énorme si on admettait et Lesens formulieren oder eine solche vor- si on tirait toutes les conséquences de schlagen. Das wäre bereits ein enormer ce fait, à savoir que de même qu’il y a un Fortschritt, wenn man das so anginge und sujet de l’écriture qu’on appelait jusqu’à daraus alle Konsequenzen zöge, und zwar présent l’‘auteur’, n’est-ce pas, eh bien il y dahingehend, dass es in der Weise, wie a aussi au fond un sujet au sens plein de es ein Subjekt des Schreibens gibt, das la lecture. On peut imaginer ou postuler man bislang ‚Autor‘ genannt hat, nicht un certain nombre de caractères, de traits wahr, nun im Grunde auch ein Subjekt im de ce sujet de la lecture – ce sujet de la vollen Sinne der Lektüre gibt. Man kann lecture qui ne doit pas être pensé comme sich vorstellen oder davon ausgehen, dass une personne finie, comme une identité es verschiedene Charaktere oder Züge finie, n’est-ce pas, douée par conséquent dieses Subjekts der Lektüre gibt. Man d’une épaisseur sociologique, classe sollte sich dieses Lektüresubjekt nicht d’âge, classe socioprofessionnelle etc., als eine endliche Person, als eine genau mais comme au fond ce que nous pen- definierte Identität denken, die sons maintenant du sujet, le sujet c’est – entsprechend soziologisch, nicht wahr, est lui-même un langage, si vous voulez, durch die Altersklasse, den sozio-profes- et alors en ce sens on peut dire que le sionellen Hintergrund etc. fassbar wäre. sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
102 Zanetti und Mareuge sujet de la lecture, c’est quelqu’un qui Vielmehr ist im Grunde das Lektüresub- parle le texte aussi d’une certaine façon. jekt, so wie wir es jetzt denken, selbst Si vous voulez, le schéma émetteur-récep- Sprache (langage), wenn Sie so wollen teur se trouve partout. Il ne se trouve pas – und in diesem Sinne kann man also seulement au niveau grossier du texte sagen: Das Lektüresubjekt ist derjenige, mais il se trouve dans chaque acte, dans der den Text auch auf eine gewisse Weise l’acte d’énonciation et dans l’acte de spricht. Das Schema Sender-Empfänger réception, en quelque sorte, du texte. findet sich, wenn man so will, überall. Cela vous paraît peut-être abstrait, et un Es findet sich nicht nur grob auf der peu fumeux disons pour parler fran- Ebene des Textes, sondern in jedem ein- chement, mais il faut bien se dire qu’à zelnen Akt, im Akt des Aussagens und, in partir du moment où on a un petit peu gewisser Weise, in jenem der Rezeption ce fil directeur de chercher à préciser ce des Textes. Das kommt Ihnen vielleicht que peut être le sujet de la lecture et, au abstrakt vor oder, um es offen zu sagen, fond, à ne pas le dissocier d’une façon ein bisschen nebulös. Aber zugleich analytique brutale du sujet de l’écriture, muss man sich doch sagen, dass man von alors à ce moment-là, muni de cette sorte dem Moment an, in dem man ein wenig de fil conducteur, on pourra peu à peu, diesen Leitfaden für den Versuch einer mais ce sont des travaux d’assez longue genaueren Erklärung des Lektüresubjekts haleine tout de même, n’est-ce pas, on hat – und um dieses im Grunde nicht pourra chercher, inventorier, répertorier, analytisch brutal vom Schreibsubjekt zu classer dans différents types de discours trennen –, dass also von dem Moment ce que j’appellerai ‘les signes véritables de an, in dem man mit einem derartigen l’interlocution’. On peut arriver en réalité Leitfaden ausgestattet ist, man nach und assez vite à saisir des traits absolument nach das aufsuchen, inventarisieren, er- concrets qui marquent la trace, si vous fassen und in verschiedene Diskurstypen voulez, du lecteur dans le texte – ce gruppieren kann, was ich die ‚wahren lecteur qui est déjà, au fond, inscrit dans Zeichen der sprachlichen Interaktion‘ l’écriture au moment où l’‘auteur‘, com- (interlocution) nennen möchte. Es han- me on disait autrefois, produit cette écri- delt sich dabei allerdings um Arbeiten, ture. Vous voyez, ce que je veux dire par die einen langen Atem voraussetzen. là c’est que la vieille dichotomie, la vieille Tatsächlich wird es einem recht schnell opposition entre l’auteur et le lecteur, gelingen, jene sehr konkreten Züge zu était marquée autrefois par une distance erfassen, die, wenn Sie so wollen, die très grande entre ces deux termes, et au Spur des Lesers im Text markieren – je- fond les tentatives de rapprochement nes Lesers, der im Grunde bereits in dem qu’on faisait entre le lecteur et l’auteur Moment in die Schrift und das Schreiben étaient des tentatives assez verbales et (écriture) eingeschrieben ist, in dem der assez pieuses, n’est-ce pas, c’est l’interjec- ‚Autor‘, wie man früher sagte, die Schrift tion de Baudelaire « Hypocrite lecteur, produzierte. Sie sehen, was ich damit sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
Roland Barthes im Gespräch mit Georges Charbonnier 103 mon frère ! » c’est-à-dire que tout ce qu’on sagen will, ist, dass die alte Dichotomie, pouvait imaginer de rapprochement ent- der alte Gegensatz zwischen Autor und re l’auteur et le lecteur, c’était d’imaginer Leser früher gekennzeichnet war une sorte de rapport d’identité, de frater- durch eine sehr große Distanz zwischen nité entre les deux, alors qu’en réalité il diesen beiden Begriffen; und im me semble qu’avec les développements Grunde sind die bislang unternommenen de la linguistique, de la littérature et de laVersuche einer Annäherung psychologie conjuguées, on peut arriver à zwischen Leser und Autor ziemlich imaginer ce que j’appellerai une oberflächliche und ziemlich linguistique du lecteur, pas seulement fromme Versuche geblieben, nicht wahr. une linguistique de l’auteur, mais une Da ist etwa der Ausspruch von Baudelai- véritable linguistique du lecteur. re: „Scheinheiliger Leser, mein Bruder!“ (Hypocrite lecteur, mon frère!) – das heißt, dass alles, was man sich an Annäherung zwischen dem Autor und dem Leser vor- stellen konnte, darin bestand, sich eine Beziehung der Identität, der Brüderlich- keit zwischen den beiden vorzustellen. Doch in Wirklichkeit scheint es mir, dass man mit den Entwicklungen der Linguistik, der Literaturwissenschaft und der Psychologie, so wie sie miteinander verbunden sind, zur Vorstellung einer Linguistik des Lesers, wie ich sie nennen möchte, gelangen kann. Es geht dann also nicht nur um eine Linguistik des Autors, sondern um eine regelrechte Linguistik des Lesers. GC GC Mais est-ce que ça ne suppose pas que Aber setzt dies nicht voraus, dass unsere nos connaissances en linguistique fas- Kenntnisse in der Linguistik zuvor Fort- sent des progrès préalables qui ne sont schritte gemacht haben, die zurzeit noch pas encore atteints ? Nous savons bien nicht erreicht sind? Wir wissen ja, wenn quand circule un message littéraire, eine literarische Botschaft zirkuliert, wir nous savons bien quand il y a littérature wissen, wenn Literatur zirkuliert, es geht en circulation, c’est toujours dans un immer in die gleiche Richtung, aber wir même sens, mais nous n’apprécions pas ermessen noch nicht die Quantität und encore la quantité ou la qualité de la die Qualität der in Umlauf befindlichen littérature qui circule, et ça c’est une gêne Literatur, und das löst ein ernsthaftes sérieuse. Unbehagen aus. sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
104 Zanetti und Mareuge RB RB Oui, mais pour arriver à renouveler le Ja, aber um das Problem des Autors problème de l’auteur et du lecteur, il und des Lesers neu zu fassen, muss faut un petit peu, comment dirais-je, man sich hier ein wenig, wie ich sagen s’éloigner, il faut mettre à une certaine würde, entfernen, man muss das Problem distance peut-être provisoirement le der Botschaft selbst, vielleicht proviso- problème du message lui-même. risch, auf eine gewisse Distanz stellen. Au lieu de faire porter l’accent, par Anstatt dass man den Akzent – beispiels- exemple, l’accent de l’analyse, de la cri- weise den Akzent der Analyse, der Kritik, tique, de la réflexion, sur les énoncés, der Reflexion – auf das Ausgesagte legt, il faut le faire porter sur l’énonciation, muss man den Akzent auf das Aussa- et une énonciation qui ne doit pas être gen (l’énonciation) legen, und zwar auf définie comme un acte psychologique ein Aussagen, das man nicht wie einen extérieur au texte, mais une énoncia- psychologischen Akt definieren darf, der tion qui est présente au fond à chaque dem Text äußerlich wäre, sondern auf moment du texte et qui a d’ailleurs ses ein Aussagen, das im Grunde in jedem signes dans le texte, n’est-ce pas. Il y a des Moment des Textes präsent ist und das signes d’énonciation dans le texte et c’est übrigens auch entsprechende Zeichen ça qu’il faut repérer. Alors pour ça tout im Text aufweist, nicht wahr. Es gibt im de même, si vous voulez, la linguistique Text Zeichen dieses Aussagens, und diese proprement dite, c’est-à-dire dans ses as- muss man ausfindig machen. Allerdings pects assez particuliers de recherche, ce informiert uns darüber die Linguistik im que j’appellerai la linguistique au niveau engeren Sinne – das heißt jene Lingu- des monographies, ne nous renseigne istik mit ihren ziemlich spezifischen pas peut-être encore beaucoup là-dessus, Forschungsinteressen, die ich Linguistik mais disons que les linguistes qui ont auf der Ebene von Monografien nennen une pensée théorique, qui pensent möchte – vielleicht noch nicht genug. vraiment en grand sur le langage, pour Aber sagen wir, dass die Linguisten, die citer les plus grands, enfin, comme theoretisch denken, die wirklich grund- Jakobson, comme Chomsky et com- sätzlich über die Sprache nachdenken – me Benveniste, ce sont des hommes um nur die größten zu nennen wie qui tout de même posent le problème Jakobson, Chomsky und Benveniste –, de l’énonciation, et pas seulement le solche Menschen sind, die sich problème des énoncés, le problème immerhin dem Problem des Aussa- de l’énoncé. C’est à ce niveau qu’il y a gens gestellt haben, also nicht nur alors une sorte d’intercommunication, dem Problem des Ausgesagten, des d’interaction entre des pensées et des Aussagegehalts. Auf dieser Ebene also recherches assez différentes ; il est gibt es eine Art gegenseitiger Kommu- certain qu’à partir du moment où la nikation, eine Interaktion zwischen linguistique se pose le problème de Überlegungen und Forschungen l’énonciation, eh bien elle rencontre des unterschiedlicher Art. Es ist klar, dass sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
Roland Barthes im Gespräch mit Georges Charbonnier 105 recherches par exemple comme celles sich von dem Moment an, in dem sich in de Lacan en psychanalyse, c’est évident der Linguistik das Problem des Aussagens n’est-ce pas, qui a réfléchi sur le sujet de (der Aussageweise) stellt, sie wohl auf l’énonciation précisément, et comme Forschungen wie zum Beispiel jene von des recherches comme celles de Sollers Lacan in der Psychoanalyse stoßen wird, en littérature, dont les textes littéraires, der genau über das Problem des Aussa- surtout les derniers, et surtout le dernier gens nachgedacht hat, das ist offensicht- roman, qui s’appelle Drame, est vérita- lich, nicht wahr, oder auf Forschungen blement une réflexion en acte sur les pro- wie jene von Sollers in der Literatur. Dessen literarische Texte, besonders die noms, sur le ‘il’ et le ‘je’, c’est-à-dire sur le matériel même de l’énonciation, sur letzten – und vor allem der letzte Roman, les signes de l’énonciation. der Drama heißt – sind tatsächlich eine fortlaufende Reflexion über die Prono- men: über das ‚Er‘ und das ‚Ich‘, das heißt über das Material des Aussagens selbst, über die Zeichen des Aussagens. GC GC Mais alors comment se manifeste l’action Wie nun aber manifestiert sich die Hand- du lecteur sur un texte : Est-ce qu’il lung des Lesers in oder an einem Text: collabore, est-ce qu’il reçoit, est-ce qu’il Kollaboriert er, empfängt er, verlängert er prolonge, est-ce qu’il peut aller jusqu’à se ihn, kann er so weit gehen, dass er sich an désintéresser complètement du message der übermittelten Botschaft überhaupt qui lui est transmis pour, à partir de ce nicht mehr interessiert zeigt, um, von die- message, élaborer autre chose ? Quel est ser Botschaft ausgehend, etwas Anderes son type d’action ? zu erarbeiten? Um was für einen Typ von Handlung handelt es sich dabei? RB RB Si vous voulez, je ne vais pas répondre Wenn Sie mir gestatten, antworte ich tout de suite à cette question. Il y a un nicht sogleich auf diese Frage. Es gibt territoire qu’il faudrait explorer avant ein Gebiet, das man vor allen anderen toute chose. Avant d’explorer ce qui vient Gebieten erforschen müsste. Bevor de l’énonciateur dans le lecteur, je dirais man untersucht, was im Leser von dem qu’il faudrait explorer ce qui vient pour kommt, der sich äußert, würde ich sagen, ainsi dire a priori et avant toute chose du dass man vielmehr untersuchen müss- lecteur dans l’énonciateur… te, was gewissermaßen a priori und vor allem anderen bereits in dem, der sich äußert, vom Leser kommt… GC GC …ce que l’auteur a transmis est loin …was der Autor übermittelt hat, ist fern de me paraître le plus important, von dem, was mir persönlich das Wich- personnellement… tigste scheint… sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
106 Zanetti und Mareuge RB RB …oui mais ce que l’auteur a transmis …ja, aber was der Autor übermittelt conditionne ce que le lecteur lui-même hat, bestimmt das, was der Leser selbst va faire, je ne dis pas ‘va recevoir’, mais ‘va machen wird – ich sage nicht ‚empfangen faire’, je veux dire par là, si vous voulez – wird‘, sondern ‚machen wird‘ –, womit la suite de ma réponse va aussi répondre ich, wenn Sie so wollen (doch der Rest un peu à votre question –, c’est que quand meiner Antwort wird auch ein bisschen un auteur se met en acte d’énonciation, auf Ihre Frage antworten) sagen will, dass quand il écrit, eh bien il est déjà et en wenn ein Autor sich daranmacht, etwas même temps non seulement le lecteur auszusagen, wenn er schreibt, er nicht de ce qu’il écrit, ce qui serait fort banal à nur zur selben Zeit bereits der Leser dire, mais le lecteur d’une infinité d’écri- dessen ist, was er schreibt, was zu sagen tures qui l’ont précédé et qui l’entou- hochgradig banal wäre, sondern er ist der rent. Si vous voulez, maintenant – et je Leser einer Unendlichkeit von Schriften, souscris à cette sorte de déplacement de die ihm vorausgegangen sind und die ihn vocabulaire – au lieu de parler d’‘inter- umgeben. Wenn Sie so wollen, wäre es subjectivité’ comme on le faisait jusqu’à jetzt besser – und ich befürworte diese présent – enfin à propos de la littérature Art der Verlagerung des Vokabulars – von et des rapports du texte et de l’auteur – il der ‚Intertextualität‘ zu sprechen, anstatt vaudrait mieux parler d’‘intertextualité’. von der ‚Intersubjektivität‘, wie man es Ce sont les textes qui dialoguent entre bislang mit Blick auf die Literatur getan eux, et la lecture et l’écriture forment une hat. Es geht um Texte, die miteinander sorte de tissu dialectique continu. Alors in einen Dialog treten, wobei Lesen und si on pense cela de ce que l’on appelait Schreiben eine Art fortgesetztes dialek- autrefois l’‘auteur’ et si on arrive à le dé- tisches Gewebe bilden. Wenn man dies velopper, enfin, à le développer dans une nun für den bedenkt, den man früher théorie assez fine, je pense que le problè- ‚Autor‘ nannte, und wenn es einem nun me du lecteur sera en partie résolu, parce gelingt, dies in einer ausreichend klugen que le lecteur ne fait rien d’autre que Theorie weiterzuentwickeln, dann d’être au fond le scripteur virtuel de tou- denke ich, dass das Problem des Lesers tes les écritures qui sont dans le texte. Je zu einem gewissen Teil gelöst sein wird, crois que lorsque l’on pourra définir avec weil der Leser nichts anderes macht, als subtilité et en détail la fonction de ce im Grunde der virtuelle Schreiber aller qu’on appelait autrefois l’‘auteur’ comme Schriften in einem Text zu sein. Ich den- étant une sorte de rassembleur des écri- ke, dass die Theorie des Lesers viel leich- tures qui l’ont précédé et qui l’entourent, ter zu etablieren sein wird, wenn man la théorie du lecteur sera beaucoup plus mit Subtilität und im Detail die Funktion facile à établir, parce que le lecteur lui dessen, den man früher ‚Autor‘ nannte, aussi au fond, dans cette perspective-là so definiert, dass er eine Art Sammler von et tout au moins à un certain niveau, le Schriften ist, die ihm vorausgegangen sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
Roland Barthes im Gespräch mit Georges Charbonnier 107 lecteur n’est rien d’autre qu’une sorte de sind und die ihn umgeben. Denn der scripteur virtuel de l’écriture ou de toutes Leser ist in dieser Perspektive und les écritures qui sont dans l’écriture qu’il zumindest auf einer gewissen Ebene im lit et c’est d’ailleurs pour ça je pense Grunde ebenfalls nichts anderes als eine qu’on pourrait dès maintenant esquisser Art virtueller Schreiber der Schrift und une sorte de théorie – je vais employer von allen Schriften, die in jener Schrift un mot qui n’est pas bien noté en philo- sind, die er liest. Und deshalb denke sophie, qui est un mot ancien et assez ich übrigens, dass man ab jetzt eine Art discrédité –, mais j’aurais envie de parler Theorie skizzieren könnte, wobei ich Lust d’une théorie hédoniste de l’écriture, hätte, von dieser Theorie als einer – ich dans la mesure où je crois profondément werde ein Wort benutzen, das in der que l’écriture, la véritable dimension Philosophie nicht viel Beachtung gefun- d’intercommunication de l’écriture, den hat, ein altes und ziemlich diskre- puisque nous parlions de communica- ditiertes Wort – hedonistischen Theorie tion, c’est au fond une dimension de der Schrift und des Schreibens (théorie plaisir, et pour parler encore plus fran- hédoniste de l’écriture) zu sprechen, und chement, et nous l’avons déjà fait ici, une zwar insofern, als ich zutiefst glaube, dimension érotique. Et on ne pourrait dass die Schrift, die wahre Dimen- pas comprendre que le plaisir soit dans sion der gegenseitigen schriftlichen la lecture si on ne croyait pas au fond que Kommunikation (intercommunication) – le lecteur est quelqu’un qui fait, lui aussi,da wir von der Kommunikation le texte. sprachen – im Grunde eine Dimension der Lust ist, und um es noch klarer zu sagen, was wir hier ja schon getan haben: eine erotische Dimension. Man würde wohl nicht verstehen, dass das Lesen lustvoll ist, wenn man nicht im Grunde daran glaubt, dass der Leser, auch er, einer ist, der den Text macht. GC GC Autrement dit, l’intertextualité ne s’arrête Anders gesagt, die Intertextualität hört pas à l’action des auteurs, elle se prolonge bei der Handlung der Autoren nicht auf, dans l’action du lecteur. sie verlängert sich in die Handlung der Leser. RB RB Exactement. Genau. GC GC Mais alors, est-ce que le lecteur reflète, Aber reflektiert das der Leser – oder löst ou est-ce qu’il relaie ? er den Autor bloß ab? sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
108 Zanetti und Mareuge RB RB Il ne reflète sûrement pas, il relaie dans Er reflektiert es sicherlich nicht, er löst in la mesure où il reprend, indéfiniment en dem Maße die Handlung des Schreibers quelque sorte, l’action du scripteur, il estab, oder er nimmt sie gewissermaßen un- simplement disons un scripteur virtuel. bestimmt wieder auf, wie er schlicht, sa- Si je pouvais employer l’image je dirais gen wir, ein virtueller Schreiber ist. Wenn qu’il est quelqu’un dont le scripteur ich dafür ein Bild finden müsste, würde prend la main et la guide pour au fond ich sagen, dass der Leser jemand ist, der écrire en même temps que lui. vom Schreiber an die Hand genommen und von ihm dazu geführt wird, im Grun- de zur selben Zeit zu schreiben wie er. GC GC Mais si je voulais rendre compte par des Wenn ich mir nun aber die Grundmuster schémas de cette action, je crois que ce dieser Handlung klarmachen möchte, serait fort difficile et que je me trouver- glaube ich, dass dies hochgradig schwie- ais en présence de figures extrêmement rig wäre und dass ich mich extrem kom- complexes, car l’intertextualité au niveau plexen Figuren gegenübersähe, denn die de l’auteur est tout de même différente Intertextualität auf der Ebene des Autors de l’intertextualité au niveau du lecteur : ist doch eine andere als die Intertextua- j’ai affaire à un flux qui part des auteurs lität auf der Ebene des Lesers: Ich habe et qui va vers les lecteurs, et il y a tout es mit einem Fluss zu tun, der von den de même un véritable dialogue établi au Autoren ausgeht und der zu den Lesern niveau des auteurs même quand ils ne hinführt, und doch gibt es einen tatsäch- s’adressent pas les uns aux autres, chacun lichen Dialog auf der Ebene der Autoren est présent à tous les autres… selbst dann, wenn sie sich nicht anei- nander richten, jeder ist allen anderen gegenüber präsent… RB RB …oui… …ja… GC GC … et tous les autres sont présents à cha- … und alle anderen sind jedem einzel- cun. Lorsque je suis au niveau du lecteur, nen präsent. Wenn ich auf der Ebene j’aurai plus de peine à dire que chaque des Lesers bin, hätte ich größere Mühe lecteur est présent à tous les autres zu sagen, dass jeder Leser allen anderen et que tous les autres sont présents à präsent sei und dass alle anderen jedem chacun… präsent seien… RB RB …ah oui, d’ailleurs moi ce n’est pas ce …ah ja, doch das ist wohl nicht das, was que je dis, je dis simplement qu’il y a un ich gesagt habe, ich sage schlicht, dass es dialogue des textes écrits entre eux, et einen Dialog zwischen geschriebenen sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
Roland Barthes im Gespräch mit Georges Charbonnier 109 que devant ce dialogue, qui est l’essentiel Texten gibt und dass vor diesem Dialog, et le fondement de la littérature, l’auteur der das Wesentliche und das Fundament et le lecteur en tant que personnes, en der Literatur ist, der Autor und der Leser tant que personnes psychologiques, ou als Personen – als psychologisch oder so- sociales, ou douées d’une identité, ont en zial bestimmte Personen oder als solche, réalité extrêmement peu d’importance, die mit einer Identität versehen sind – in c’est pour ça que je demande, et je ne Wirklichkeit extrem wenig Bedeutung suis pas le seul, je demande à ce qu’on haben. Deshalb fordere ich, und da bin substitue peu à peu l’idée de texte – ou ich nicht der Einzige, ich fordere, dass l’idée à la rigueur de scripteur – à l’idée man allmählich die Idee des Autors d’auteur, pour bien indiquer qu’il ne s’agit durch die Idee des Textes – oder al- plus d’une division psychologique entre lenfalls durch die Idee des Schreibers des êtres fonctionnellement différents, – ersetzt, um deutlich zu machen, dass d’une part l’auteur, alors avec toute sa es nicht mehr um eine psychologische biographie, ses passions, son talent, son Unterscheidung zwischen funktional génie d’un côté et d’autre part le lecteur unterschiedlichen Wesen geht: auf der avec toute sa passivité ou dans le meil- einen Seite der Autor mit seiner gan- leur des cas son aptitude au dialogue, ces zen Biografie, seinen Leidenschaften, deux figures étant telles qu’on les imagi- seinem Talent, seinem Genie – und auf nait jusqu’à présent pour concevoir l’ins- der anderen Seite der Leser mit seiner titution littéraire en quelque sorte. Alors ganzen Passivität oder im besten Fall mit je crois que c’est cette sorte de vue qui est seiner Eignung zum Dialog. So stellte en train de changer, de se modifier. man sich die beiden Figuren bis zum heutigen Tag vor, um gewissermaßen die Institution der Literatur zu begreifen. Ich glaube nun, dass diese Sicht der Dinge gerade dabei ist, sich zu ändern, sich zu wandeln. Transkription, Übersetzung und Vorbemerkung von Agathe Mareuge und Sandro Zanetti sprache und literatur 47 (2018) 97-109 Downloaded from Brill.com03/23/2021 08:19:03PM via free access
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