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Wer sind die Grenzgänger der Großregion? Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität
Impressum Verfasserin | Auteur Herausgegeben von den statistischen Ämtern der Großregion und dem IUIL. Christiane Löh Édité par les offices statistiques de la Grande Région et l’IUIL. Diplom-Sozialwirt Dezember 2011 | Décembre 2011 Redaktion | Comité de rédaction Entwurf, Layout | Conception et mise en page: Karl Schneider Interpub‘, Luxembourg Statistisches Amt Saarland Druck | Impression: Jean-Jacques Pierre Krüger Druck + Verlag GmbH & Co. KG INSEE Lorraine © Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, Guy Zacharias, Daniel Schmitz mit Quellenangabe gestattet. STATEC © La reproduction est autorisée à condition de mentionner la source. Peter Lübbers Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz ISBN: 978-2-87988-109-6 Jean-Paul Duprez Originaltext aus dem Deutschen ins Französische übersetzt. IWEPS Texte rédigé originalement en allemand et traduit vers le français. Diane Durinck, Jean Jaecklé IUIL Die Europäische Union investiert in Ihre Zukunft. Dieses Projekt wird gefördert durch den EFRE im Rahmen L‘Union européenne investit dans votre avenir. des Programms Interreg IV-A Großregion. Ce projet est co-financé par le FEDER dans le cadre du programme Interreg IV-A Grande Région.
Anschriften | Adresses Landesamt für Zentrale Dienste (LZD) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz Statistisches Amt Saarland Mainzer Straße 14-16 Virchowstraße 7 D-56130 Bad Ems D-66119 Saarbrücken T: 0049 - (0)2603 / 71-0 T: 0049 - (0)681-501-00 F: 0049 - (0)2603 / 71-3150 F: 0049 - (0)681-501-5874 poststelle@statistik.rlp.de statistik@lzd.saarland.de www.statistik.rlp www.statistik.saarland.de Institut Wallon de l’Évaluation, Institut National de la Statistique de la Prospective et de la Statistique (IWEPS) et des Études Économiques (INSEE) 2, route de Louvain-La-Neuve Direction régionale de Lorraine B-5001 Belgrade (Namur) 15, rue du Général Hulot / CS 54229 T: 0032 - (0)81 46 84 31 F-54042 Nancy cedex F: 0032 - (0)81 46 84 12 T: 0033 - (0)3-83 91 85 85 info@iweps.be F: 0033 - (0)3-83 91 86 82 www.iweps.be insee-contact@insee.fr www.insee.fr/lorraine Institut Universitaire International Luxembourg (IUIL) Institut national de la statistique Château de Munsbach et des études économiques (STATEC) 31, rue du Parc 13, rue Érasme / b.p. 304 L-5374 Munsbach L-2013 Luxembourg T: 00352 - 26 15 92 12 T: 00352 - 247-84219 F: 00352 - 26 15 92 28 F: 00352 - 46 42 89 info@iuil.lu info@statec.etat.lu www.iuil.lu www.statec.lu
Inhaltsverzeichnis Liste der Grafiken 5 1. Einleitung 6 2. Grenzgänger in Europa und in der Großregion 7 3. Was kennzeichnet die Grenzgänger in der Großregion? 9 3.1 Mögliche Einflussfaktoren auf die Erwerbstätigkeit, insbesondere der Grenzgänger - Ausgewählte deskriptive Variablen 10 3.1.1 Bildungsabschluss: Grenzgänger haben höhere Abschlüsse 10 3.2 Personencharakteristiken 12 3.2.1 Erwerbstätigkeit: Mehr Männer als Frauen sind Grenzgänger 12 3.2.2 Altersklassen: Grenzgänger sind jünger 13 3.2.3 Nationalität: Grenzgänger besitzen häufiger andere Nationalitäten als die des Wohnortes 14 3.3 Unternehmensgröße: Grenzgänger arbeiten eher in Großbetrieben 15 3.4 Art der Arbeitsverträge und Teilzeit- bzw. Vollzeitbeschäftigung 17 3.4.1 Befristete und unbefristete Arbeitsverträge 17 3.4.2 Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigung: Unterschiede zwischen Männern und Frauen 18 3.4.3 Wunsch nach mehr Arbeitsstunden bei Grenzgängern häufiger 19 3.5 Berufsgruppen 20 4. Analyse der regionalen Unterschiede: Schätzergebnisse des Logit-Modells für Charakteristiken der Grenzgänger 23 4.1 Ergebnisse des Schätzmodells und Interpretation 23 5. Fazit 25 6. Methode 26 6.1 Daten und Stichprobe 26 6.2 Datengrundlage der ausgewerteten Variablen 27 7. Quellen 29 8. Anhang 30
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 4 | 5 Liste der Grafiken Grafik 1: Grenzgänger in der Großregion 2006 bis 2009 Grafik 10: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger nach dem Land des Arbeitsortes (Anzahl Personen) 8 in der Großregion 2009 nach Beschäftigungsverhältnis (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 18 Grafik 2: Entwicklung der Grenzgängerströme in der Großregion 2006 bis 2009 nach Herkunftsregionen Grafik 11: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger (2006 = 100) 9 in der Großregion 2008 und 2009 mit dem Wunsch nach mehr Arbeitsstunden (Anteil an der jeweiligen Grafik 3: Bildungsabschlüsse in der Großregion 2009 Referenzgruppe in %) 19 (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 11 Grafik 12: Ortsansässige Erwerbstätige und Grafik 4: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger Grenzgänger im Saarland 2009 nach Berufsgruppen in der Großregion 2007 bis 2009 nach Geschlecht (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 21 (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 12 Grafik 13: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger Grafik 5: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in Lothringen 2009 nach Berufsgruppen in der Großregion 2009 nach Altersklassen (Anteil in %) 13 (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 21 Grafik 6: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger Grafik 14: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in der Großregion 2009 nach vom Land des Wohnsitzes in Luxemburg 2009 nach Berufsgruppen abweichender Nationalität - EU-15 (Anteil in %) 14 (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 21 Grafik 7: Ortsansässige Erwerbstätige in der Großregion Grafik 15: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger 2009 nach Beschäftigtengrößenklasse in Rheinland-Pfalz 2009 nach Berufsgruppen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 16 (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 22 Grafik 8: Grenzgänger in der Großregion 2009 nach Grafik 16: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger Beschäftigtengrößenklasse (Anteil an der jeweiligen in Wallonien 2009 nach Berufsgruppen Referenzgruppe in %) 16 (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 22 Grafik 9: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger Grafik 17: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in der Großregion 2009 mit befristeten Arbeitsverträgen in der Großregion 2009 nach Berufsgruppen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 17 (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 22
1. Einleitung Eine der Besonderheiten der Großregion „ Saar – Lor – Fragestellungen, die bisher noch nicht untersucht Lux – Rheinland-Pfalz – Wallonie“ bildet der gemeinsame wurden, sollen durch diese Arbeit aufgeworfen werden: Wer Arbeitsmarkt. Ein zentrales Merkmal ist eine hohe grenzüber- sind diese Pendler in der Großregion, und was charakterisiert schreitende Arbeitnehmermobilität, und die Zahl der grenz- sie? Welche Arbeitsbedingungen gelten für Grenzgänger? überschreitenden Arbeitnehmer steigt kontinuierlich an. Insgesamt zeigt sich für die befragten Personen, dass Intensive Ein- und Auspendelbewegungen stellen Grenzgänger im Durchschnitt eher jünger sind als andere sowohl Chance als auch Risiko für die Großregion dar: Chance, Arbeitnehmer. Eine Rolle spielen auch Geschlecht und Bildung. da ein großes, oft gut ausgebildetes Arbeitskräftepotential Deutlich zeigt sich bei der Interpretation der Ergebnisse des vorhanden ist, das entscheidend zur wirtschaftlichen Dynamik Logit-Modells, dass die Grenzgänger, abhängig von ihrer beiträgt. Andererseits bergen diese aber auch Risiken: Die Herkunftsregion, keine einheitliche Gruppe sind. oftmals weiten Anfahrtswege stellen eine Belastung für Mensch und Umwelt dar. Langfristig könnten bei ähnlicher Entwicklung der Grenzgängerströme einschneidende Verände- rungen der Verkehrsinfrastruktur notwendig werden. Das Ziel dieser Studie ist es, Informationen über die heterogene Gruppe der Grenzgänger (Auspendler) bereitzustel- len und zu zeigen, wie sich die Situation von Grenzgängern im Vergleich zu einer Referenzgruppe unterscheidet. Daran anschließend wird für alle fünf Regionen unter- sucht, welche Merkmale die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, Grenzgänger zu sein. Dazu wurde ein Logit-Modell geschätzt. Die dieser Studie zugrundeliegenden Daten sind aus der europäischen „Arbeitskräfteerhebung“1, für die beiden deutschen Bundesländer im „Mikrozensus“2 integriert, hervor- gegangen. Im Gegensatz zu bisherigen Grenzgänger-Untersu- chungen – die fast immer am Arbeitsort ansetzen, weil dort die Beschäftigtendaten vorliegen – geht diese Studie vom Wohn- ort der Grenzgänger aus. Das beleuchtet eher die persönlichen Charakteristika des Grenzgängers als die Eigenschaften seines auswärtigen Arbeitsplatzes. 1 Detaillierte Informationen zur 2 Weiterführende Informationen über Arbeitskräfteerhebung: http://circa. den Mikrozensus: http://www. europa.eu/irc/dsis/employment/info/ destatis.de/jetspeed/portal/cms/ data/eu_lfs/index.htm Sites/destatis/Internet/DE/Presse/ abisz/Mikrozensus,templateId= renderPrint.psml
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 6 | 7 2. Grenzgänger in Europa und in der Großregion Die Großregion „Saar – Lor – Lux – Rheinland-Pfalz – Im Vergleich der Jahre 2000 und 2007 wurde insgesamt Wallonie“ ist ein europäischer Großraum. Obwohl dort mit eine zunehmende Anzahl an Grenzgängern beobachtet. Hier Deutsch, Französisch und Luxemburgisch drei Amtssprachen hatte die Schweiz den größten Anstieg (+ 59.000 neue Grenz- bestehen, zeichnet sich dieser Teilraum Europas durch enge gänger) vor Luxemburg (+ 40.000), Österreich (+ 34.000) und wirtschaftliche Verflechtungen aus. So pendeln mehr als den Niederlanden (+ 25.000). Eine Ausnahme bildet Deutsch- 190.000 Personen3 über die Grenzen ihrer Heimatregion zu land, wo in diesem Zeitraum ein leichter Rückgang der Einpend- ihrem Arbeitsplatz in einem anderen Teilgebiet der Großregion. ler verzeichnet wurde. Für diese Pendler, auch als Grenzgänger bezeichnet, ergibt sich somit eine doppelte nationale Zugehörigkeit, die sich von Die Anzahl der Auspendler nahm im gleichen Zeitraum Wohnort und Arbeitsort herleitet. in Frankreich um 53.000 Personen zu, dahinter folgen Deutsch- land (+ 46.000) und Belgien (+ 25.000). Frankreich liegt damit In Europa ist das Grenzgängerphänomen für neun europaweit an der Spitze der Auspendlerländer (Europäische Länder von großer wirtschaftlicher und auch sozialer Bedeu- Kommission (2009), Floch (2011)). tung. Die größten Auspendlerströme betreffen fünf Länder: Frankreich, Italien, Belgien, Deutschland und Österreich. Die Diese Darstellung auf europäischer Ebene verdeutlicht größten Einpendlerländer sind die Schweiz, Luxemburg, die Relevanz des Themas der grenzüberschreitenden Arbeit- Deutschland, Monaco und die Niederlande (Europäisches nehmermobilität gerade für die Großregion. Parlament, 1997). Auch die von den statistischen Ämtern der Großregion Insgesamt 670.000 Grenzgänger sind im Jahr 2008 für veröffentlichten Zahlen zeigen, dass allein schon quantitative die Gesamtheit der EU-15-Staaten ermittelt worden (Europä- Unterschiede bezüglich der Grenzgängerströme bestehen: So ische Kommission (DG Employment and Social Affairs, 2009)). pendeln 8,5 % der lothringischen Erwerbstätigen in eine ande- Hierbei entfallen auf Luxemburg als zweitstärkstes Einpendler- re Region der Großregion, 4,2 % der saarländischen Erwerbs- land nach der Schweiz etwa 17 % aller europäischen Grenzgän- tätigen, gefolgt von 2,3 bzw. 2,2 % der rheinland-pfälzischen ger. Die drei größten Auspendlerländer sind im Jahr 2008 und wallonischen Arbeitnehmer. Luxemburg hingegen hat nur Frankreich (42 %), Deutschland (18 %) und Belgien (12 %). 0,2 % Auspendler. Luxemburg ist aufgrund seiner räumlichen Lage, vor allem aber wegen seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, ein Anziehungspunkt für Grenzgänger. Im Jahr 20114 sind es 153.300 Arbeitskräfte, die von Frankreich (75.700), Belgien (38.900) und Deutschland (38.700) kommend zwischen ihrem Land und dem Großherzogtum pendeln. 3 Statistik-Portal der Großregion: 4 Nach Daten der IGSS. www.grossregion.lu
In der folgenden Grafik wird gezeigt, in welchen Staa- ten die Auspendler der Großregion arbeiten5: ( Grafik 1) Ursachen für die Grenzgängerströme sind in den inten- siven grenzüberschreitenden Arbeitsmarktverflechtungen zu suchen, die eine kompensatorische Wirkung für die jeweiligen regionalen Arbeitsmärkte übernehmen: Durch die kleinräumige Arbeitsmigration kann der Arbeitskräftemangel in bestimmten Teilregionen ausgeglichen werden, im Gegenzug werden die Auswirkungen des unzureichenden Arbeitsplatzangebots in den Herkunftsregionen der Grenzgänger abgeschwächt. Hiermit verbunden ist die Herausbildung struktureller Abhängigkeiten der Teilregionen, die erst auf wirtschaftlichem, später aber auch auf sozialem Gebiet ihre Wirkungen entfalten (Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle, 2005). Grafik 1: Grenzgänger in der Großregion 2006 bis 2009 nach dem Land des Arbeitsortes (Anzahl Personen) 160.000 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 2006 2007 2008 2009 DE FR Lux BE Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus 5 Diese Darstellung berücksichtigt nicht die Pendlerströme innerhalb eines Staates, wie beispielsweise vom Saarland nach Rheinland-Pfalz oder aus Wallonien in die Region Brüssel.
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 8 | 9 3. Was kennzeichnet die Grenzgänger in der Großregion? Grenzgänger sind in dieser Studie definiert als Erwerbs- Dieser Zuwachs ist aber nicht in allen Regionen gleich tätige, die in einer der fünf Regionen der Großregion wohnen, stark: Die obige Grafik zeigt, dass das starke Wachstum des aber in einem anderen Teilgebiet (der Großregion) arbeiten. Da Jahres 2007 nicht gehalten werden konnte, was hauptsächlich diese Perspektive am Wohnort ansetzt, kann auch von Auspend- auf eine abgeschwächte Entwicklung der lothringischen lern aus der jeweiligen Region gesprochen werden. Auspendlerströme zurückzuführen ist. Insgesamt hat sich in der Großregion zwischen 2006 und 2009 die Zahl der Grenz- Lothringen verzeichnet im Jahr 2009 mit 12 % den gänger um 27 Prozentpunkte erhöht. höchsten Anteil an Auspendlern an allen Erwerbstätigen am Wohnort in der Altersgruppe zwischen 25 und 65 Jahren. Danach folgen das Saarland (5 %), Wallonien (4 %), Rheinland- Pfalz (3 %) und Luxemburg (1 %). Insgesamt sind in der Großre- gion 5 % aller Erwerbstätigen Grenzgänger. Grafik 2 zeigt, dass in der Großregion eine Zunahme der Grenzgängerströme zu beobachten ist: ( Grafik 2) Grafik 2: Entwicklung der Grenzgängerströme in der Großregion 2006 bis 2009 nach Herkunftsregion (Basisjahr 2006 = 100) 180 170 160 150 140 130 120 110 100 2006 2007 2008 2009 Saar Lor Lux Rlp Wal GR Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
3.1 Mögliche Einflussfaktoren Diese Beschreibung umfasst sowohl Charakteristiken auf die Erwerbstätigkeit, der Person hinsichtlich Alter, Ausbildung, Geschlecht, Nationa- lität und Berufsgruppe als auch die Art der Beschäftigung mit insbesondere der Grenzgänger den Merkmalen Vollzeit-/Teilzeitbeschäftigung, die Befristung - Ausgewählte deskriptive des Arbeitsvertrages und die Größe des Unternehmens. Variablen Hierbei werden die Unterschiede zwischen Grenzgän- gern (nach ihrer Herkunftsregion) und ortsansässigen Erwerbs- In diesem ersten Teil der detaillierten Analyse werden tätigen herausgearbeitet. ausgewählte demografische und ökonomische Merkmale vorgestellt, die die Erwerbstätigkeit in der Großregion beschrei- ben. Um Grenzgänger und deren Besonderheiten herauszustel- 3.1.1 Bildungsabschluss: len, wird in dieser Arbeit zwischen zwei Gruppen von Erwerbs- Grenzgänger haben höhere Abschlüsse tätigen unterschieden: Ortsansässige Erwerbstätige, die in der gleichen Region wohnen und arbeiten, und die Grenzgänger/ Oftmals wird von einem positiven Zusammenhang Auspendler. zwischen einer höheren Bildung und der Bereitschaft, für den Arbeitsplatz den Wohnort aufzugeben, ausgegangen. Volkswirtschaftliche Modelle der “new economic Abbildung 1: Untersuchte Einflussfaktoren geography” (Krugmann (1991)) nennen als einen wichtigen auf Unterschiede zwischen Grenzgängern und Einflussfaktor auf die Verdichtung ökonomischer Aktivität die ortsansässigen Erwerbstätigen Mobilität von Produktionsfaktoren, worunter auch Arbeitneh- Bildungsabschluss Einfacher, mittlerer, höherer mer fallen. Geschlecht Altersgruppen: Dabei werden zwei Typen von Arbeitnehmern ange- 25-34, 35-44, 45-54, 55-64 Jahre nommen: Mobile und ortsgebundene. Nationalität: Personencharakteristika Land des Wohnsitzes, Mobile Arbeitnehmer werden als qualifiziert (skilled EU-15 oder andere Nationalität labor) beschrieben, und sind geografisch mobil. Die ortsgebun- Familienstand: denen Arbeitskräfte werden als weniger qualifiziert angesehen Verheiratet (nur im Schätzmodell und sind an ihre Heimatregion gebunden. berücksichtigt) ( Grafik 3) Bis zu 20 Beschäftigte, Unternehmensgröße zwischen 20 und 49 Beschäftigte, über 50 Beschäftigte Vollzeitbeschäftigung, Teilzeitbeschäftigung Arbeitsvertrag: Art der Beschäftigung Unbefristet, befristet Wunsch nach mehr Arbeitsstunden Führungskräfte und Wissenschaftler; Techniker und gleichrangige Fachkräfte, Berufsgruppe Bürokräfte; sonstige Berufe und Arbeiter
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 10 | 11 Da die Zahl der Erwerbspersonen aufgrund des demo- In der Gruppe der Grenzgänger machen Hochschulab- grafischen Wandels zurückgehen wird, müssen vorhandene solventen insgesamt in der Großregion etwas mehr als ein Arbeitskräftepotentiale besser genutzt werden. Tendenziell ist Drittel aus (2009), wobei lothringische Grenzgänger den nie- zukünftig von einer steigenden Arbeitsnachfrage auszugehen, drigsten Anteil an Tertiärabschlüssen aufweisen; am oberen die zurzeit unter anderem durch Grenzgänger abgedeckt wird. Ende der Skala befinden sind die wallonischen Grenzgänger, Deshalb wird in dieser Darstellung auch die Gesamtbevölke- von denen fast die Hälfte einen Hochschulabschluss besitzt. rung der gleichen Altersklasse analysiert, um vorhandene, Auffällig ist, dass zwischen 2006 und 2009 der Anteil der hoch- ungenutzte Arbeitskräftepotentiale aufzuzeigen. qualifizierten Grenzgänger um 5 Prozentpunkte gestiegen ist. In den hier untersuchten Regionen ist das Bildungsni- Bei den ortsansässigen Erwerbstätigen ergibt sich ein veau unterschiedlich. Der Anteil der Hochschulabschlüsse in anderes Bild: Im Saarland ist die Quote der Erwerbstätigen der Gesamtbevölkerung im Jahr 2009 bewegt sich in einer mit Tertiärabschluss am niedrigsten (22 %), in Wallonien und Spannweite von knapp einem Fünftel (Saarland) bis zu einem Luxemburg am höchsten (38 %). Insgesamt liegt der Anteil Drittel (Luxemburg). In der Großregion insgesamt sind etwa der Tertiärabschlüsse bei ortsansässigen Erwerbstätigen 4 ein Viertel aller Einwohner im Alter von 25 bis 64 Jahren Hoch- Prozentpunkte unter denen der Grenzgänger. Dies unterstützt schulabsolventen, was aber etwa 10 Prozentpunkte unter dem die Hypothese, dass Engpässe im Arbeitskräfteangebot durch Durchschnittswert der Grenzgänger liegt. Grenzgänger ausgeglichen werden. Im Vergleich der Jahre 2006 und 2009 verzeichnen alle In der EU-27 beträgt der Anteil der Erwerbstätigen mit Regionen eine Zunahme von Personen mit Tertiärabschluss (nur Tertiärabschluss 28,8 % (2009). Im Vergleich hierzu liegen in Wallonien besteht ein leichter Rückgang um 1 Prozentpunkt). Luxemburg (+ 10,6 Prozentpunkte), Belgien (+ 10,3), Wallonien Dabei liegt der Zuwachs im Saarland und Lothringen bei jeweils (+ 7,9), Frankreich (+ 3,4) und Deutschland (+ 0,1) darüber, Rhein- 3 Prozentpunkten und in Rheinland-Pfalz bei 2 Prozentpunkten. land-Pfalz (- 3,0), Lothringen (- 3,6) und das Saarland (- 6,6) Luxemburg hat 2009 etwa 10 Prozentpunkte mehr Hochschul- darunter. absolventen in der Gesamtbevölkerung als im Jahr 2006. Grafik 3: Bildungsabschlüsse in der Großregion 2009 (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 100 80 60 40 20 0 Saar Lor Lux Rlp Wal GR Grenzgänger ortsansässige Gesamtbevölkerung GR Erwerbstätige GR Primärabschluss Sekundärabschluss Tertiärabschluss Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
3.2 Personencharakteristiken Große Unterschiede sind hingegen bei den Grenzgän- gern zu beobachten: Nur 38 % aller Grenzgänger sind Frauen, Dieser Abschnitt umfasst die Merkmale Alter, wobei (seit 2006) dieser Anteil leicht zunimmt. Im Saarland Geschlecht und Nationalität. Im zweiten Teil der Analyse wird sind die größten Unterschiede zu verzeichnen: Hier beträgt der der Einfluss dieser Merkmale – neben Bildungsabschlüssen entsprechende Anteil der Frauen 35 %. Lothringen hat den und Berufsgruppen – auf Grenzgänger genauer beleuchtet. höchsten Anteil an weiblichen Grenzgängern, nämlich 45 %. ( Grafik 4) 3.2.1 Erwerbstätigkeit: In der Europäischen Union (EU-27) lag im gleichen Jahr Mehr Männer als Frauen sind Grenzgänger der Anteil der Frauen an allen Erwerbstätigen (25 bis 64 Jahre) bei knapp 45 %. Dies entspricht etwa dem Wert von Belgien, Insgesamt ist festzustellen, dass weniger Frauen als Rheinland-Pfalz oder dem Saarland. Einen Prozentpunkt darü- Männer erwerbstätig sind. Diese Differenz ist in Lothringen ber liegt Deutschland, etwas mehr als 47 % verzeichnen Frank- (im Jahr 2009) innerhalb der Gruppe der ortsansässigen reich und Lothringen. Erwerbstätigen am geringsten (49,2 zu 50,8 %), während Luxemburg die größte Abweichung zwischen den Geschlech- tern (43,1 zu 56,9 %) aufweist. Grafik 4: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in der Großregion 2007 bis 2009 nach Geschlecht (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 80 60 40 20 0 20 40 60 2007 2008 2009 2007 2008 2009 Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger Männer Frauen Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 12 | 13 3.2.2 Altersklassen: Grenzgänger sind jünger Hier entfallen auf das Saarland (17,4 %) und Rheinland- Pfalz (16,4 %) anteilsmäßig die meisten Erwerbstätigen, auf Die Analyse der ortsansässigen Erwerbstätigen und Wallonien (12,1 %), Lothringen (11,0 %) und Luxemburg (9,8 %) Grenzgänger zeigt deutliche Unterschiede hinsichtlich der eher weniger ältere Erwerbstätige. Altersstruktur: ( Grafik 5) Nur in der Altersklasse „25 bis 34 Jahre“ ist in einer Spannweite von 20,4 % (Saarland) bis hin zu 31,4 % (Lothrin- gen) ein größerer Unterschied zwischen den Regionen zu Zwei Drittel aller Grenzgänger der Großregion befinden beobachten. sich in den beiden Altersklassen zwischen 25 und 44 Jahren. Im Vergleich dazu sind bei den ortsansässigen Erwerbstätigen Auch bei den Grenzgängern zeigt sich dieser Unter- 10 Prozentpunkte weniger in diesen Altersklassen vertreten. schied zwischen den Regionen am deutlichsten bei der Alters- klasse der Jüngeren (25 bis 34 Jahre): Hier beträgt die Spann- Bei den ortsansässigen Erwerbstätigen der Großregion weite sogar 16 Prozentpunkte. Lothringen hat den geringsten sind die Altersklassen zwischen 35 und 44 Jahren und zwischen Anteil (21,3 %), wohingegen fast ein Drittel der wallonischen 45 und 54 Jahren gleich stark besetzt mit jeweils einem Drittel und rheinland-pfälzischen Auspendler auf diese Gruppe der Erwerbstätigen. Am schwächsten ist die Klasse der 55 bis entfällt. 64-Jährigen vertreten. Diese weist jedoch auch größere Unter- schiede zwischen den Regionen auf: Grafik 5: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in der Großregion 2009 nach Altersklassen (Anteil in %) 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 25-34 35-44 45-54 55-64 25-34 35-44 45-54 55-64 Grenzgänger Ortsansässige Erwerbstätige GR Minimum Maximum Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
In der Großregion insgesamt befinden sich etwa gleich Eine zweite Gruppe verlagert ihren Wohnsitz aus einer viele Grenzgänger, nämlich jeweils ein Viertel, in der ersten Region in eine andere, bei gleichzeitiger Beibehaltung des (25 bis 34 Jahre) und in der dritten Gruppe (45 bis 54 Jahre). Die Arbeitsortes. Dies ist oftmals mit einer Verbesserung der meisten Grenzgänger sind aber zwischen 35 bis 44 Jahre alt; Wohnverhältnisse zu erklären, wobei die weiten Anfahrtswege 40 % aller Grenzgänger der Großregion entfallen auf diese negativ bewertet, aber in Kauf genommen werden (Observa- Gruppe. Dabei zeigen sich aber gerade hier große regionale toire de l’habitat, 2010). Unterschiede: So entfällt nur ein Drittel der rheinland-pfälzi- schen Auspendler auf diese Altersklasse, in Lothringen sind Bei Verlagerung des Wohnsitzes in eine andere Region dies jedoch fast 46 %. ergibt sich oftmals die Situation, dass die Nationalität der betreffenden Personen nicht mit der des neuen Wohnortes übereinstimmt. Diese Gruppe von Grenzgängern innerhalb der 3.2.3 Nationalität: Grenzgänger besitzen häufiger Großregion kann allerdings aufgrund der Datensituation nur andere Nationalitäten als die des Wohnortes näherungsweise abgebildet werden: Diese so genannte „ande- re Nationalität“ kann nur in der Abgrenzung der EU-15-Staaten 6 Ein weiteres wichtiges Merkmal, das Grenzgänger von gezeigt werden, die die Staaten der Großregion umfasst. ortsansässigen Erwerbstätigen und auch untereinander abgrenzt, ist die Nationalität. Eine dritte Gruppe umfasst ausländische Personen von außerhalb der EU-15. Die Pendlerbewegungen resultieren aus mehreren ( Grafik 6) grundsätzlichen Motiven: Verglichen mit ortsansässigen Erwerbstätigen haben Grenzgänger der Großregion viermal häufiger eine andere Nati- Ortsansässige Personen geben ihren Wohnort nicht onalität (EU-15) als die ihres Wohnortes. zugunsten des Arbeitsortes auf bzw. behalten ihren Wohnsitz weiterhin innerhalb der Grenzen ihres Heimatlandes bei. Hier Der Anteil der Personen mit einer EU-15-Nationalität ist entspricht also die Nationalität des Landes der des Wohn- in Luxemburg bei beiden Personengruppen viel höher als in der sitzes. Großregion. 2010 beträgt im Großherzogtum der Anteil der Einwohner mit nicht-luxemburgischer Nationalität 43,2 %7. Grafik 6: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in der Großregion 2009 nach vom Land des Wohnsitzes abweichender Nationalität - EU-15 (Anteil in %) Saar Lor Lux Rlp Wal GR 80 60 40 20 0 20 40 60 Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus 6 Die EU-15 umfasst folgende 15 7 Quelle: Statec. Staaten: Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden, Vereinigtes Königreich.
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 14 | 15 Nach den für diese Studie berechneten Daten weisen Den größten Anteil an Grenzgängern mit „anderer Nati- im Jahr 2009 etwa die Hälfte aller (ortsansässigen) Erwerbstä- onalität“ (außerhalb der EU-15-Abgrenzung) hat Rheinland- tigen in Luxemburg die Staatsbürgerschaft ihres Landes auf. Pfalz (5 %). Bei den ortsansässigen Erwerbstätigen liegt der rheinland-pfälzische Wert im Mittelfeld (8 %); die Spannweite Wallonien liegt bei den EU-15-Ausländern bei beiden reicht hier von 5 % (Wallonien) bis 13 % (Lothringen). Gruppen von Erwerbstätigen über dem Schnitt der Großregion. Zu bemerken ist, dass wallonische Auspendler fast doppelt so oft EU-15-Ausländer sind wie im Durchschnitt der Großregion. 3.3 Unternehmensgröße: Zwischen 83 % und 86 % der saarländischen, lothrin- Grenzgänger arbeiten eher gischen und rheinland-pfälzischen Auspendler besitzen die Nationalität ihres Wohnsitzes; in Wallonien sind dies nur etwa in Großbetrieben 70 %. Bei ortansässigen Erwerbstätigen ist diese Quote für Die Unternehmensgröße wird als Proxy-Variable für alle Regionen (mit Ausnahme von Luxemburg: 51 %) etwa Karrieremöglichkeiten verwendet: Es wird angenommen, dass in gleich hoch (zwischen 87 % und 89 %). einem größeren Unternehmen, beispielsweise durch Auslands- aktivitäten oder umfassendere Hierarchiestrukturen, ein beruf- Bei Lothringen fällt auf, dass es relativ wenige licher Aufstieg eher möglich ist als in kleineren Unternehmen. EU-15-Ausländer unter den ortsansässigen Erwerbstätigen ( Grafik 7, 8, siehe folgende Seite) gibt. Dagegen sind Personen, die nicht aus den EU-15-Staaten stammen, in dieser Gruppe sehr stark vertreten (13 %), bei den Grenzgängern hingegen sehr gering (0,3 %).
Hierbei fällt auf, dass mehr als 60 % aller Grenzgänger in Betrieben der Größenklasse „50 und mehr Beschäftigte“ arbeiten. Diese Quote liegt in der Gruppe der ortsansässigen Erwerbstätigen bei 41 %. Grafik 7: Ortsansässige Erwerbstätige in der Großregion 2009 nach Beschäftigtengrößenklasse (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 70 60 50 40 30 20 10 0 Saar Lor Lux Rip Wal GR Unter 20 Beschäftigte 20 bis unter 50 Beschäftigte 50 und mehr Beschäftigte Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus Grafik 8: Grenzgänger in der Großregion 2009 nach Beschäftigtengrößenklasse (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 70 60 50 40 30 20 10 0 Saar Lor Lux Rip Wal GR Unter 20 Beschäftigte 20 bis unter 50 Beschäftigte 50 und mehr Beschäftigte Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 16 | 17 3.4 Art der Arbeitsverträge und Im Durchschnitt der Großregion sind Arbeitsverträge Teilzeit- bzw. Vollzeitbeschäfti- bei Grenzgängern (2009) weniger oft befristet als bei ortsan- sässigen Erwerbstätigen (5,5 % zu 6,6 %), mit Ausnahme der gung saarländischen (9,9 % zu 7,2 %) und luxemburgischen (10 % zu 4 %) Auspendler. Dieser Abschnitt behandelt drei Merkmale: die Befris- tung von Arbeitsverträgen, die Verteilung von Voll- und Teilzeit- Insgesamt wenig befristete Arbeitsverträge sind in stellen sowie den Wunsch, mehr als die momentan geleistete Wallonien und Rheinland-Pfalz zu finden: bei ortsansässigen Stundenzahl zu arbeiten. Erwerbstätigen sind dies jeweils 6,3 %, und bei Auspendlern 3 % bzw. 5 %. 3.4.1 Befristete und unbefristete Arbeitsverträge Die Unterscheidung nach befristeten und unbefristeten Arbeitsverträgen gibt Hinweise darauf, wie stabil die Bezie- hungen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind. ( Grafik 9) Grafik 9: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in der Großregion 2009 mit befristeten Arbeitsverträgen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) Saar Lor Lux Rlp Wal GR 15 10 5 0 5 10 15 Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
3.4.2 Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigung: Dabei rangieren Frankreich (33 %) und Lothringen (32 %) Unterschiede zwischen Männern und Frauen über dem europäischen Mittel, Belgien und Wallonien (26 %) darunter, wie auch Deutschland (25 %); die beiden Regionen In den Mitgliedstaaten der EU-27 arbeiten im Jahr 2009 mit den geringsten Anteilen sind Rheinland-Pfalz und das Saar- rund 81 % aller Erwerbstätigen von 15 bis 64 Jahren in Vollzeit, land (je 23 %). wobei Männer (62 %) und Frauen (38 %) unterschiedlich betei- ( Grafik 10) ligt sind. Auch die Darstellung der Teilzeit- und Vollzeitbeschäfti- In Teilzeitarbeit sind 19 % aller Erwerbstätigen, davon gungsverhältnisse in der Großregion zeigt Unterschiede: In der knapp 80 % Frauen. Gruppe der ortsansässigen Erwerbstätigen (24 %) sind mehr Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse als in der Gruppe der Grenz- Da der Anteil der erwerbstätigen Männer in einem Voll- gänger (16 %) zu verzeichnen. zeitbeschäftigungsverhältnis in allen Regionen der Großregion und den sie umfassenden Staaten der europäischen Quote Bei der Teilzeitbeschäftigung ist weiterhin auffällig, entspricht (die Hälfte aller Arbeitsplätze entfallen auf Männer, dass die beiden deutschen Bundesländer in der Gruppe der die in Vollzeit arbeiten), wird diese Gruppe hier nicht näher ortsansässigen Erwerbstätigen um 4 Prozentpunkte über dem untersucht. Schnitt der Großregion liegen, alle anderen Regionen darunter (Wallonien 22 %, Lothringen 18 %, Luxemburg 17 %). Unterschiede lassen sich besonders bei den Frauen beobachten: Bei der Analyse des Merkmals „Vollzeitbeschäfti- Die Analyse der Grenzgänger zeigt jedoch andere gung“ (Jahr 2009) ist festzustellen, dass sich 31 % aller Ergebnisse: Hier liegen luxemburgische Auspendler (+ 8 erwerbstätigen Frauen in einem Vollzeitbeschäftigungsver- Prozentpunkte), lothringische und rheinland-pfälzische Auspen- hältnis befinden. dler (+ 1 Prozentpunkt) über dem Schnitt der Großregion (16 %), wallonische Auspendler (- 2 Prozentpunkte) und saarländische (- 3 Prozentpunkte) darunter. Grafik 10: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in der Großregion 2009 nach Beschäftigungsverhältnissen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 30 10 10 30 50 70 90 Saar Lor Lux Rlp Wal GR Saar Lor Lux Rlp Wal GR Grenzgänger Ortsansässige Erwerbstätige Teilzeitbeschäftigung Vollzeitbeschäftigung Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 18 | 19 3.4.3 Wunsch nach mehr Arbeitsstunden Ebenfalls zeigt sich, dass im Krisenjahr 2009 der bei Grenzgängern häufiger Wunsch nach mehr Arbeitsstunden im Saarland und Luxem- burg sowie bei den saarländischen, luxemburgischen und Beide oben beschriebenen Aspekte, die Befristung von wallonischen Auspendlern im Vergleich zum Vorjahr zugenom- Arbeitsverträgen und auch die Teilzeitarbeit, werfen die Frage men hat. auf, ob die davon betroffenen Personen mit ihrer Arbeitssitua- tion zufrieden sind. Eine Verbesserungsmöglichkeit der ökono- mischen Verhältnisse kann sich beispielsweise im Wunsch nach mehr Arbeitsstunden äußern. ( Grafik 11) Insgesamt zeigt sich, dass Grenzgänger häufiger als ortsansässige Erwerbstätige den Wunsch äußern, mehr arbei- ten zu wollen. Auffällig ist, dass dieser Wunsch nach mehr Arbeitsstunden in Lothringen und im Saarland für beide Grup- pen von Erwerbstätigen stärker ausgeprägt ist als in den ande- ren Gebieten. Grafik 11: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in der Großregion 2008 und 2009 mit dem Wunsch nach mehr Arbeitsstunden (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 25 20 Grenz- gänger 15 GR 2009 10 ortsans. 5 Erwerbst. GR 2009 0 Saar Lor Lux Rlp Wal GR Saar Lor Lux Rlp Wal GR Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger 2008 2009 Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
3.5 Berufsgruppen In Luxemburg arbeiten über die Hälfte der Auspendler als „Führungskräfte und Wissenschaftler“, was knapp 30 Die Aufteilung der Berufsgruppen erfolgt nach der Prozentpunkte über dem Anteil bei den ortsansässigen ISCO-88 Klassifizierung8, die zu vier Hauptkategorien zusam- Erwerbstätigen liegt. mengefasst wurde. Dabei zeigt die Gesamtheit aller Grenzgän- ger der Großregion ähnliche Muster wie die ortsansässigen Die Unterschiede zwischen rheinland-pfälzischen Erwerbstätigen9. Auspendlern und ortsansässigen Erwerbstätigen sind minimal und entsprechen in etwa den Werten für die Großregion. Nur Allerdings arbeiten Auspendler aus den verschiedenen der Anteil der Bürokräfte bei den Auspendlern ist um etwa 5 Regionen in unterschiedlichen Berufsgruppen, was folgende Prozentpunkte höher als der Referenzwert. Grafiken zeigen: ( Grafik 12, 13, 14, 15, 16, 17) Wallonische Auspendler unterscheiden sich hauptsäch- lich durch einen um 5 Prozentpunkte größeren Anteil an Führungskräften und Wissenschaftlern als die Referenzgruppe. Im Unterschied zu den ortsansässigen Erwerbstätigen sind bei den saarländischen Grenzgängern die Berufsgruppen „Führungskräfte und Wissenschaftler“, „Techniker und gleich- rangige Fachkräfte“ sowie „Bürokräfte“ zusammen stärker vertreten als die Gruppe der Arbeiter. Im Gegensatz dazu gehören über die Hälfte aller lothrin- gischen Grenzgänger der Berufsgruppe „Arbeiter und gleich- rangige Berufe“ an, womit diese Gruppe um 9 Prozentpunkte über dem Wert der lothringischen ortsansässigen Erwerbstäti- gen liegt. Grafik 12: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger im Saarland 2009 nach Berufsgruppen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 60 50 40 30 20 10 0 Führungskräfte, Techniker und Bürokräfte Arbeiter und Wissenschaftler gleichrangige Fachkräfte gleichrangige Berufe Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus 8 Weitere Informationen zur ISCO 9 Prozente ungleich 100: Nicht alle - Standardklassifikation der Berufe Berufsgruppen (z. B. Soldaten) (ISCO-88) und zu der Zusammenfas- wurden in diese Darstellung sung der Berufsgruppen finden sich einbezogen. auf der folgenden Website: http://www.ilo.org/public/french/ bureau/stat/isco/isco88/major.htm
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 20 | 21 Grafik 13: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in Lothringen 2009 nach Berufsgruppen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 60 50 40 30 20 10 0 Führungskräfte, Techniker und Bürokräfte Arbeiter und Wissenschaftler gleichrangige Fachkräfte gleichrangige Berufe Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus Grafik 14: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in Luxemburg 2009 nach Berufsgruppen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 60 50 40 30 20 10 0 Führungskräfte, Techniker und Bürokräfte Arbeiter und Wissenschaftler gleichrangige Fachkräfte gleichrangige Berufe Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus Grafik 15: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in Rheinland-Pfalz 2009 nach Berufsgruppen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 60 50 40 30 20 10 0 Führungskräfte, Techniker und Bürokräfte Arbeiter und Wissenschaftler gleichrangige Fachkräfte gleichrangige Berufe Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
Grafik 16: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in Wallonien 2009 nach Berufsgruppen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 60 50 40 30 20 10 0 Führungskräfte, Techniker und Bürokräfte Arbeiter und Wissenschaftler gleichrangige Fachkräfte gleichrangige Berufe Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus Grafik 17: Ortsansässige Erwerbstätige und Grenzgänger in der Großregion 2009 nach Berufsgruppen (Anteil an der jeweiligen Referenzgruppe in %) 60 50 40 30 20 10 0 Führungskräfte, Techniker und Bürokräfte Arbeiter und Wissenschaftler gleichrangige Fachkräfte gleichrangige Berufe Ortsansässige Erwerbstätige Grenzgänger Quelle: Eigene Berechnung nach Mikrodaten der Arbeitskräfteerhebung und des Mikrozensus
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 22 | 23 4. Analyse der regionalen Unterschiede: Schätzergebnisse des Logit-Modells für Charakteristiken der Grenzgänger Die deskriptiven Ergebnisse sollen im Folgenden über- prüft werden: Unter Anwendung eines binären logistischen 4.1 Ergebnisse des Schätzmodells Modells werden mögliche Einflussfaktoren analysiert. und Interpretation Das Modell zeigt, wie sich ein bestimmtes Merkmal auf Die Analyse der geschlechtsspezifischen Unterschiede die Wahrscheinlichkeit, Auspendler (Grenzgänger am Wohnort) ergibt, dass die Wahrscheinlichkeit für Frauen, Auspendler zu zu sein, auswirkt. Dabei werden alle fünf Regionen der Großre- sein, geringer ist als für Männer; diese Aussage bestätigt die gion getrennt untersucht, um regionenspezifische Unterschiede Ergebnisse des ersten Teils der Studie. abzuleiten10. Neben dem negativen Einfluss auf die Wahrscheinlich- Im Unterschied zur vorhergehenden Beschreibung keit, Auspendler zu sein, ist dieses Merkmal für vier Regionen bezieht dieses Modell als erklärende Variablen nur die Perso- statistisch höchst signifikant, mit Ausnahme Luxemburgs. nencharakteristiken mit ein. Weiterführende Arbeiten, die auf Frauen haben in Lothringen die geringste Wahrscheinlichkeit, dieser Datengrundlage durchführbar wären, könnten andere Grenzgänger zu sein, wobei ein starker negativer Effekt auch in Dimensionen, wie beispielsweise die Art der Beschäftigung, in Wallonien und im Saarland vorzufinden ist und ein geringerer in den Fokus stellen. Rheinland-Pfalz. Um eine aussagekräftige Stichprobe zu erhalten, Verheiratet zu sei hat in Wallonien ein positiven (etwa wurden die Daten der letzen drei verfügbaren Jahre (2007 bis 2 %) und hoch signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, 2009) zusammengefasst, da in einzelnen Regionen die Anzahl zu den Auspendlern zu gehören. der Auspendler gering ist. Bezogen auf die Gesamtstichprobe sind im Saarland 4,5 %, in Lothringen 13,7 %, in Luxemburg Die Nationalität ist ein wichtiger Einflussfaktor, um 0,8 %, in Rheinland-Pfalz 2,6 % und in Wallonien 7,6 % der Auspendler auch untereinander abzugrenzen: Hier ist dieses Erwerbstätigen zwischen 25 und 64 Jahren Auspendler. Merkmal insgesamt in drei Kategorien eingeteilt, die in Refe- renz zur letzten Kategorie „Andere Nationalität“ interpretiert Prinzipiell lassen sich vielerlei Übereinstimmungen werden12. zwischen den Ergebnissen des deskriptiven Teils und des Schätzmodells zeigen. Die Ergebnisse werden im Anhang Ein statistisch signifikanter Effekt für die Kategorie aufgeführt. „Nationalität wie Wohnort“ ist für Lothringen, Rheinland-Pfalz und Wallonien zu beobachten. In Lothringen beträgt dieser Die Interpretation des Modells erfolgt durch die über 10 % auf die Wahrscheinlichkeit, Auspendler zu sein. Dies Berechnung marginaler Effekte, da die berechneten Koeffizi- bestätigt die Ergebnisse des ersten Teils, wo gezeigt wird, dass enten eines Logit-Modells nicht direkt interpretiert werden in Lothringen, trotz relativ hohen Anteils an anderen Nationali- können: nur eine Aussage bezüglich der Richtung des Effekts täten an den Erwerbstätigen, dies nicht für Auspendler zutrifft. ist durch das Vorzeichen gegeben. Obwohl in Rheinland-Pfalz und Wallonien Personen mit Der „Marginale Effekt“ gibt Auskunft über die eigent- einer anderen Nationalität bei den Grenzgängern und den orts- lichen Auswirkungen der einbezogenen erklärenden Variablen: ansässigen Erwerbstätigen etwa gleich stark vertreten sind, Um wie viele Prozentpunkte ändert diese die Wahrscheinlich- zeigt die Schätzung einen signifikanten, positiven Effekt: Die keit, Auspendler zu sein? Die durchschnittliche Veränderung in Nationalität des Wohnortes aufzuweisen, erhöht im Vergleich einer der erklärenden Variablen wird immer mit der Referenz- zur Referenzkategorie „andere Nationalität“ die Wahrschein- kategorie – unter der Annahme, dass alle übrigen Variablen lichkeit, Auspendler zu sein. unverändert11 bleiben – verglichen. 10 Eine Betrachtung aller Grenzgänger 11 Alle Interpretationen werden unter 12 Eine andere Spezifizierung der der Großregion zusammen ist der Ceteris-Paribus-Annahme („bei Referenzkategorie ist bei aufgrund verfahrenstechnischer sonst gleichen Bedingungen“) Nationalität nicht möglich. Gründe nicht durchführbar. getroffen.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen unter- Die signifikanten Effekte beim einfachen Abschluss schiedlichen Typen von Grenzgängern ist die Frage, ob eine liegen zwischen - 0,3 % (Luxemburg) und - 2,6 % (Lothringen). Person ihren Wohnsitz in eine andere Region der Großregion Der positive Effekt der Tertiärabschlüsse variiert zwischen verlagert, den Arbeitsort jedoch beibehält und somit zum 0,4 % (Luxemburg) und 2,5 % (Wallonien). Auspendler (Grenzgänger) wird. Dieses Motiv, Grenzgänger zu Im Vergleich zu der mittleren Kategorie verringert der werden, wird in der Kategorie „Nationalität EU-15“ näherungs- einfache Bildungsabschluss die Wahrscheinlichkeit, Auspend- weise betrachtet. Die Unterscheidung ist signifikant für alle ler zu sein, und der höhere Bildungsabschluss erhöht sie; beide Regionen. Keine andere der hier analysierten Eigenschaften Effekte sind jedoch unterschiedlich stark in den verschiedenen erhöht die Wahrscheinlichkeit, Grenzgänger zu sein, mehr als Regionen. der Besitz der Nationalität eines der EU-15-Staaten. Im Eine weitere Unterscheidung, die sich indirekt auch aus Vergleich zur Referenzkategorie „Andere Nationalität“ ist in den Bildungsabschlüssen herleiten lässt, ist das Merkmal Lothringen der Effekt am größten: Um 83 % steigt die Wahr- Berufsgruppe. Dafür wurden die verschiedenen Berufsgruppen scheinlichkeit, Auspendler zu sein, für Personen mit einer nach der Internationalen Standardklassifikation der Berufe EU-15-Nationalität im Vergleich zur Referenzgruppe. Ebenfalls (ISCO-88) in vier erschöpfende Kategorien unterteilt. Als Refe- ein starker Effekt (37 %) ist in Wallonien zu beobachten. Im renzgruppe wurde die zweite Kategorie „Techniker und gleich- Saarland und in Rheinland-Pfalz beträgt der Wert jeweils 11 %. rangige Fachkräfte“ gewählt. In Luxemburg ist der Effekt sehr gering (0,5 %). Die höchste Kategorie „Führungskräfte und Wissen- Die Betrachtung der Altersgruppen erfolgt zur Refe- schaftler“ ist nur in Wallonien signifikant und hat, im Vergleich renzkategorie „35 bis 44 Jahre“. zur Referenzkategorie, einen positiven Einfluss von 9 % auf die Bei der jüngsten Altersgruppe (25 bis 34 Jahre) tritt ein Wahrscheinlichkeit, Auspendler zu sein. schwach signifikanter Effekt nur bei lothringischen Auspend- lern (- 3 %) auf. Bei allen anderen Gruppen ist der Effekt nicht Die dritte Gruppe der „Bürokräfte“ verzeichnet einen signifikant, aber schwach positiv. signifikanten Effekt bei lothringischen (7,7 %), wallonischen Bei der Altersgruppe oberhalb der Referenzgruppe (45 (4,5 %) und rheinland-pfälzischen Auspendlern (0,9 %). bis 54 Jahre) besteht ein negativer Effekt auf die Wahrschein- lichkeit, Auspendler zu sein. Dieser Effekt ist signifikant für alle Die Gruppe der „Arbeiter und sonstige Berufe“ ist nur Regionen, außer Luxemburg. Dieser deckt eine Spannweite von in Lothringen (4,4 %) und Wallonien (1,6 %) signifikant, mit -0.9 % (Rheinland-Pfalz) bis -6 % (Lothringen) ab. einem positiven Einfluss (im Vergleich zur Referenzgruppe) auf Gleiche Muster zeigt auch die letzte Altersgruppe (55 die Wahrscheinlichkeit, Grenzgänger zu sein. bis 64 Jahre) hinsichtlich Signifikanz und Richtung des Effekts. Hier schwankt die Variation der signifikanten Effekte zwischen Bei den Berufsgruppen zeigen sich Unterschiede -1 % (Rheinland-Pfalz) und -6 % (Lothringen). zwischen den Regionen: In Luxemburg und im Saarland beste- Daraus lässt sich ableiten, dass Personen in der Alter- hen keine signifikanten Effekte. In Lothringen haben „Bürokräf- klasse von 35 bis 44 Jahren (der Referenzkategorie) die höchste te“ sowie „Arbeiter und sonstige Berufe“ eine höhere Wahr- Wahrscheinlichkeit besitzen, Grenzgänger zu sein. scheinlichkeit, Grenzgänger zu sein als „Techniker und gleichrangige Führungskräfte“. Auch in Rheinland-Pfalz erhöht Die Variable Bildungsabschluss umfasst drei Kate- sich die Wahrscheinlichkeit, Grenzgänger zu sein, wenn ein gorien: „Einfacher Abschluss“ (ISCED 1), „Mittlerer Abschluss“ Arbeitnehmer zur Gruppe der „Bürokräfte“ gehört. In Wallonien (ISCED 2, 3 und 4) und „Höherer Abschluss“ (ISCED 5 und 6). Die zeigen sich positive Effekte bei allen drei Kategorien. letzte Kategorie umfasst alle Universitäts- und Fachhochschul- abschlüsse, die erste nur Personen, die höchstens einen Primärschulabschluss vorweisen können. Referenzkategorie ist der „Mittlere Bildungsabschluss“. Alle Ergebnisse sind signifi- kant (Ausnahme: Saarland, einfacher Bildungsabschluss).
Wer sind die Grenzgänger der Großregion? | Charakteristiken und Determinanten der beruflichen Mobilität 24 | 25 5. Fazit Die grenzüberschreitende Arbeitnehmermobilität ist Der deskriptive erste Teil der Studie wird durch das ein fester Bestandteil der Beschäftigungs- und Wirtschafts- Schätzmodell bestätigt. struktur in der Großregion und ein nicht zu vernachlässigender Faktor der regionalen Wirtschaftskraft. Demzufolge haben die verschiedenen Berufsgruppen unterschiedlich starken Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, Die Grenzgänger der Großregion unterscheiden sich in zur Gruppe der Grenzgänger zu gehören. verschiedenen Punkten von den ortsansässigen Erwerbstäti- gen. Gerade die ausgewählten Merkmale zur „Art der Beschäf- Auch besteht in allen vier großen Auspendlerregionen tigung“ zeigen, dass Grenzgänger/Auspendler – aufgrund der ein negativer Effekt für Frauen, Grenzgänger zu sein. Für alle weniger häufigen Befristung von Arbeitsverträgen und der Regionen ist in der Altersgruppe von 35 bis 44 Jahren die geringeren Quote an Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen – in Wahrscheinlichkeit am höchsten, Grenzgänger zu sein. stabileren Beschäftigungsverhältnissen arbeiten als die Refe- renzgruppe der ortsansässigen Erwerbstätigen. Trotzdem Außerdem haben Bildungsabschlüsse in allen Regionen besteht öfter der Wunsch nach mehr Arbeitsstunden, was als einen positiven (höhere Bildung) bzw. negativen Effekt (Primär- Hinweis auf eine mögliche Unzufriedenheit mit der gegenwär- abschluss), der jedoch unterschiedlich stark ausfällt. tigen Einkommenssituation gesehen werden kann. Neben dem Vergleich der Grenzgänger mit einer Refe- Außerdem sind Grenzgänger tendenziell etwas jünger renzgruppe zeigen sich Unterschiede zwischen diesen beiden und besser ausgebildet als die Referenzgruppe. Auffällig ist, Gruppen, aber auch ausgeprägte Unterschiede zwischen den dass mehr Männer als Frauen Grenzgänger sind. Hinsichtlich Regionen. der Teilzeitarbeit gibt es aber Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen, auch hinsichtlich der ausgeübten Berufe. Da diese Studie schwerpunktmäßig Ergebnisse der Jahre 2006 bis 2009 untersucht, könnte eine Fortführung der Merkliche Unterschiede zwischen den Regionen erge- Arbeit – bei Verfügbarkeit der Daten des Jahres 2010 – weitere ben sich ebenfalls bei den Nationalitäten der Grenzgänger: In Fragestellungen, wie z. B. zu den Auswirkungen der Krise des den deutschen Bundesländern und in Lothringen haben mehr Jahres 2009, beleuchten. Auspendler auch die Nationalität ihrer Wohnortregion, in Wallonien und Luxemburg hingegen sind mehr als ein Drittel der Auspendler EU-15-Ausländer.
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