Rotkreuz SPIEGEL 1 2017 - DRK-Landesverbandes Niedersachsen

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Rotkreuz SPIEGEL 1 2017 - DRK-Landesverbandes Niedersachsen
Rotkreuz
SPIEGEL                                                             1· 2017
Mitgliederzeitschrift des DRK-Landesverbandes Niedersachsen e. V.   März 2017
                                                                       Juni   · 71.
                                                                            2013    Jahrgang
                                                                                  · 67. Jahrgang
Rotkreuz SPIEGEL 1 2017 - DRK-Landesverbandes Niedersachsen
EDITORIAL

                                    Freiwilligendienste
                                    Liebe Leserin, lieber Leser,
                                        die Berufswelt bietet so vie-         Dr. Ralf Selbach, Vorstandsvorsitzen-
                                    le Möglichkeiten, dass es für jun-        der des DRK-Landesverbandes Nie-
                                    ge Menschen oft schwierig ist, sich       dersachsen, der auf notwendige Än-
                                    gleich nach der Schule für eine Aus-      derungen eingeht, damit Staat und
                                    bildung zu entscheiden. Die Freiwil-      Hilfsorganisationen auf die aktuellen
                                    ligendienste beim Deutschen Roten         Bedrohungslagen noch besser vorbe-
                                    Kreuz, zu denen sowohl das Freiwil-       reitet sind.
                                    lige Soziale Jahr als auch der Bun-           Weitreichende Änderungen sind
                                    desfreiwilligendienst zählen, können      in diesem Jahr auch im Bereich der
                                    eine gute Orientierung geben. Die         Pflege wirksam geworden. Im Rah-
                                    Vielfalt der Einsatzstellen im sozialen   men des Pflegestärkungsgesetzes II
                                    Bereich ist groß, von Kindertages-        hat sich für Pflegebedürftige und Pfle-
                                    stätten, Fahrdiensten, Einrichtungen      gekräfte sowie die Anbieter von Pfle-
                                    für Menschen mit Behinderung, über        geleistungen basierend auf einem
                                    Rettungswachen,       Seniorenzentren     neuen Verständnis von Pflegebedürf-
                                    und anderem mehr. Aber auch die           tigkeit einiges gewandelt. Die wich-
                                    begleitenden Seminare tragen zur          tigsten Neuerungen erklären wir auf
                                    Persönlichkeitsbildung bei und sind       Seite 22.
                                    eine zusätzliche, hilfreiche Qualifi-         Damit die Führungskräfte in der
                                    kation für den weiteren beruflichen       Altenpflege zum Wohl ihrer Kunden –
                                    Werdegang. Auf den Seiten 4 bis 10        der stetig wachsenden Zahl pflegebe-
                                    erhalten Sie einen Einblick in die Se-    dürftiger Menschen – den rasant ge-
                                    minarinhalte, die unsere DRK-Refe-        stiegenen fachlich-organisatorischen
                                    rentinnen und -Referenten in unserer      und komplexen Anforderungen noch
                                    Landesschule in Bad Pyrmont ver-          besser gewachsen sind, bietet der
                                    mitteln. Außerdem stellen wir Ihnen       DRK-Landesverband im Rahmen der
                                    drei junge Menschen vor, die ihren        Personalentwicklung eine neue Wei-
                                    Freiwilligendienst in der Kita, in ei-    terbildungsreihe an. Nähere Informa-
                                    nem Internat für Kinder und Jugend-       tionen finden Sie dazu auf Seite 15.
                                    liche mit Behinderungen und beim
                                    Fahrdienst des Blutspendedienstes         Ihr
                                    leisten.
                                        Ohne ehrenamtliches Engage-
                                    ment ist auch ein funktionierender
                                    Bevölkerungs- und Katastrophen-
                                    schutz nicht denkbar. Lesen Sie
                                    dazu das Interview auf Seite 16 mit       Hans Hartmann

                                    REDAKTIONELLE BEITRÄGE
                                    Haben Sie selbst interessante Beiträge für den nächsten Rotkreuz-Spiegel?
                                    Beiträge und Themenvorschläge richten Sie bitte an: rks@drklvnds.de

 2   Rotkreuz-Spiegel   März 2017                               Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
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INHALT

              Titelstory
       4-10   DRK-Freiwilligendienste

              In eigener Sache                                                 Freiwilligendienste beim DRK
         16   „Wir brauchen einen starken Bevölkerungs- und                    Junge Menschen berichten von
              Katastrophenschutz“                                              ihren Erfahrungen.

              Jugend Aktuell
         12   Schulsanitätsdienst probt Ernstfall
                                                                               4
         12   Meldungen

              Aktiv vor Ort
         13   Im Ausland aktiv

      14-15   Ausbildungen                                                     Katastrophenschutz stärken

                                                                               Im Interview mit dem Vorstandsvorsit-
                                                                               zenden Dr. Ralf Selbach.
      18-21   helfen + retten

      23-25   Senioren

      26-27   Soziales                                                         16

      28-29   Kids + Kitas

              Alle Achtung!
      32-35   Auszeichnungen//Nachrufe /Persönlich/
              Jubiläen/Blutspende                                              Pflegereform

                                                                               Die wichtigsten Änderungen
                                                                               auf einen Blick.
              Service & Co.
  22, 30-31   Meldungen
                                                                               22
         36   Kochtipp/Suchrätsel und Auflösung

         37   Rotkreuz-Worträtsel

      38-39   Lehrgangstermine/Einrichtungen
                                                                               Neuerscheinung
         39   Impressum
                                                                               Das Handbuch zu „Flüchtlingsrecht und
                                                                               Integration“ wird vorgestellt.
         40   Adressen der DRK-Kreisverbände

                                                                               30

Texte im Word-Format; Fotos in höchster Qualität. Beiträge auf dem Postweg adressieren Sie bitte an:
DRK-Landesverband Niedersachsen e. V., Redaktion Rotkreuz-Spiegel, Erwinstraße 7, 30175 Hannover
Nächster Redaktionsschluss: 7. April 2017 (Beiträge werden i. d. R. gekürzt und redaktionell bearbeitet.)

                                                                                        Rotkreuz-Spiegel          März 2017     3
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TITELSTORY

                                                    „Sehr viel fordernder, als ich es mir vorgestellt habe“:
                                      Jennifer Plattner arbeitet im FSJ in einem Internat in Wesermünde.

                                                                                                           00 Fotos: Patrice Kunte

   4   Rotkreuz-Spiegel   März 2017             Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
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TITELSTORY

    FSJ und BFD: Vielfalt
lernen – Haltung entwickeln
 Irgendetwas liegt in der Luft in der DRK-Landesschule in Bad Pyrmont. Rund
 50 junge Leute nehmen hier an einem fünftägigen Bildungsseminar teil. Sie ar-
 beiten im Freiwilligen Sozialen Jahr oder im Bundesfreiwilligendienst – in Kin-
 dertagesstätten, auf Rettungswachen oder in Pflegeeinrichtungen des DRK.
 Dröge Seminarstimmung oder trockene Schulatmosphäre? Fehlanzeige in Bad
 Pyrmont. Große und kleine Gruppen diskutieren, üben, arbeiten im Sitzen, auf
 dem Boden, in Sitzgruppen. Wie geht man eigentlich mit Kleinkindern um, die
 sich beim Mittagessen in der Kita den Teller mit Bergen beladen? Wie funkti-
 oniert Spracherwerb? Und was ist eigentlich gerade mit der Gesellschaft los?
 Wie gehe ich mit Konflikten um und: Wofür stehe ich eigentlich in dieser Welt?

                                                            Rotkreuz-Spiegel   März 2017   5
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TITELSTORY

                    Viel mehr als Pflichtstunden: In den Seminarwochen geht es um Fachthemen, persönliche Entwicklung und: eigenes Denken.

       Der eher betuliche Zivildienst von damals und das FSJ
                                                                     Der Bildungsbonus: Reifen und wachsen
   sowie der BFD von heute – sie haben nichts mehr gemein.              25 Bildungstage sind Pflicht und ergänzen die prak-
   Junge wie alte Freiwillige sind in hunderten DRK-Einrich-        tischen Erfahrungen im Alltag der Einrichtungen. In
   tungen in Niedersachsen herzlich willkommen. Und sie             Niedersachsen bietet das DRK alle zwei Monate eine Se-
   sind weit mehr als günstige Hilfskräfte. Weil sie entlas-        minarwoche an – Anfahrt, Kost und Logis inklusive. Die
   ten, unterstützen und meist hoch engagiert mitarbeiten,          inhaltliche Bandbreite ist enorm: Gesellschaftliche The-
   werden sie oft zu geschätzten Kollegen. Besonders junge          men stehen ebenso im Mittelpunkt wie Fachwissen zur
   FSJ-Teilnehmer erhalten so viele Einblicke in Alltag und         sozialen Arbeit und Rüstzeug zur Persönlichkeitsentwick-
   Realität möglicher Berufsfelder – und werden nicht selten        lung. Der Umgang mit Demenz steht ebenso auf dem Plan
   erst dadurch richtig motiviert.                                  wie Entwicklungspsychologie bei Kindern oder richtiges
       Genau dafür setzt sich Christina Körber mit ihren Kol-       Heben und Tragen. Migration, Rassismus, Konsumgesell-
   legen ein. Besonders die Jugendfreiwilligendienste seien         schaft, alternative Lebensweisen – Wie sieht ein Leben
   ein Bildungs- und Orientierungsjahr, „um junge Menschen          ohne Plastik oder Geld aus? – kommen ebenso vor wie
   zu begleiten, zu unterstützen, damit sie selbstständig han-      Stressmanagement, Zeitmanagement oder die Frage: Was
   deln können“, erklärt die Fachbereichsleiterin der Frei-         kostet die Welt – welche Kosten kommen auf mich zu,
   willigendienste im DRK-Landesverband Niedersachsen.              wenn ich nicht mehr Zuhause wohne?
   Gerade FSJ und BFD mit ihrer Altersspanne 16 bis 26 Jah-
   re beantworten so auch ganz lebensnahe, praktische Fra-
   gen. „Viele Teilnehmer kommen frisch aus der Schule und
                                                                                     Arbeit mit Herzblut
   sind in einem ganz wesentlichen Lebensabschnitt, in dem              Christina Körber gehört zu einem Team von 18 Re-
   man sich abnabelt, orientiert, einen Beruf plant und eine        ferenten und Mitarbeitern im Landesverband. Sie be-
   Lebensperspektive sucht“, sagt Christina Körber. Der An-         gleiten und beraten rund 550 Freiwillige, die jährlich in
   spruch der Referenten ist hoch: „Wir sagen nicht: So sieht       Niedersachsen in DRK-Einrichtungen arbeiten – oft von
   die Welt aus. Wir geben stattdessen Impulse und fordern          der ersten Bewerbung bis zur Beratung bei der späteren
   zur kritischen Auseinandersetzung auf, wollen anregen,           Studienwahl. Zwar kommen die Referenten teils aus ganz
   eigenes Wissen und eigene Positionen zu finden.“ Die aus         unterschiedlichen Studienrichtungen und Berufen – ge-
   der Schule oft gewohnte Konsumhaltung endet hier, for-           meinsam ist ihnen aber das Herzensthema Bildung. Und
   dert zur Emanzipation und Selbstbestimmung auf. Und so           da arbeiten sie mit hochmotivierten Lernenden: „Es gibt
   ist es selbstverständlich, dass die FSJ-Teilnehmer den The-      ein hohes, ein enormes Engagement bei den Schulabgän-
   menplan der Seminarwochen wesentlich mitbestimmen.               gern. Sich freiwillig für soziale Themen zu engagieren, die

   6   Rotkreuz-Spiegel    März 2017                                        Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
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                                                                                     FSJ und BFD
                                                                                     kurz erklärt
                                                                                     Das FSJ ist auf Altersstufen
                                                                                     zwischen 16 und 26 begrenzt
                                                                                     und startet beim DRK in Nie-
                                                                                     dersachsen meist zum August
                                                                                     und grundsätzlich in Vollzeit.
                                                                                     In den 12 Monaten sind 25
                                                                                     Bildungstage fest vorgesehen.
                                                                                     FSJler erhalten ein Taschen-
                                                                                     und Verpflegungsgeld, beim
                            „Wir möchten die Freiwilligen                            DRK in Niedersachsen sind es
                     sensibilisieren und den Raum geben, die
                                                                                     389,30 Euro pro Monat. Sozial-
                 Breite der gesellschaftlichen Herausforderungen
                                                                                     versicherungsbeiträge werden
              unter verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Der
            DRK-Freiwilligendienst sieht in der Bildungsarbeit die Auf-              ebenfalls gezahlt. Das FSJ kann
            gabe, die jungen Menschen zu befähigen, sich eigenstän-                  für Studium oder Ausbildungen
             dig eine differenzierte Meinung bilden zu können und ihr                anerkannt/angerechnet werden.
                eigenes Argumentations- und Handlungsrepertoire                      Für den BFD „U27“ gilt für die
                     zu erweitern.“ Aus dem Selbstverständnis
                                                                                     gleiche Altersspanne wie für das
                             der DRK-Freiwilligendienste
                                                                                     FSJ, aber eine Zeitspanne von
                                                                                     6 bis 18 Monaten. Er beginnt
                                                                                     ebenfalls meist im August und
                                                                                     sieht auch 25 Bildungstage vor.
Bereitschaft ist auf jeden Fall da.“ Da-   ne Nebentätigkeiten übernehmen,           Der BFD „27 Plus“ ist jederzeit
raus entstehe ein Mehrwert für alle,       aushelfen oder unterstützen. Etwa,        möglich und kann in Vollzeit oder
vor allem aber auch von gesellschaft-      indem sie in stationären Einrich-
                                                                                     Teilzeit übernommen werden.
licher Relevanz. „Viele Angebote in        tungen Spaziergänge übernehmen,
                                                                                     Pro Monat Laufzeit ist aber nur
Pflegeeinrichtungen, in Kitas oder         in der Kita Spielangebote ergänzen
in Dutzenden weiteren sozialen Ar-         oder auf der Rettungswache Fahr-          ein Bildungstag vorgesehen.
beitsfeldern wären ohne die jungen         dienste unterstützen. Tiefe Einblicke
Leute im FSJ nicht oder nur schwer         in den Berufsalltag, die Arbeitsfelder    Weitere Infos:
darstellbar“, verdeutlicht Körber. Die     und Abläufe sind oft Teil der Neugier-    freiwilligendienste.drk-nds.de
FSJ-Kräfte dürfen und sollen dabei         de, der Motivation, mit der sich rund
keine Fachkräfte ersetzen – aber sie       1.200 junge Menschen pro Jahr beim
entlasten, indem sie große und klei-       DRK in Niedersachsen bewerben.

                                                                                    Rotkreuz-Spiegel   März 2017      7
Rotkreuz SPIEGEL 1 2017 - DRK-Landesverbandes Niedersachsen
TITELSTORY

                                                                                      Zur Stelle, wenn
                                                                                      es um Blut geht
                                                                                          Tobias Josef (20) war bereits als
                                                                                      Freiwilliger im britischen Manchester
                                                                                      und half dort als Mann für alles in einer
                                                                                      Kirchengemeinde. Zurück in Deutsch-
                                                                                      land war die Wunschausbildung zum
                                                                                      Notfallsanitäter nicht so leicht zu
                                                                                      bekommen – also fing er im BFD als
                                                                                      Fahrer im Blutkonserveneildienst der
                                                                                      DRK-Rettungswache Springe an. Die
                                                                                      Erfahrung lohnt sich schon jetzt: „Ich
                                                                                      lerne die Arbeit einer Hilfsorganisation
                                                                                      und den Alltag im Rettungswesen ganz
                                                                                      genau kennen – und bekomme dane-
                                                                                      ben noch viel Fahrpraxis.“ Auch im Le-
                                                                                      benslauf werde damit ja deutlich, dass
                                                                                      er sich in diesem Bereich engagiert
                                                                                      bleibe. Er habe Freude am Helfen, seit
                                                                                      2013 arbeitet er deshalb ehrenamtlich
                                                                                      als Sanitätshelfer. „Du erlebst da viele
                                                                                      kleine und große Geschichten, die dich
                                                                                      bereichern und motivieren. Das ist al-
                                                                                      lemal besser als abends beim Tatort
                                                                                      auf dem Sofa zu sitzen.“ Die Medizin
                                                                                      und Technik haben es Tobias angetan,
                                                                                      er stellt den Kollegen viele Fragen. Wie
                                                                                      der Körper im Innern funktioniert,
                                                                                      fasziniert ihn immer wieder: „Als Arzt
                                                                                      oder Helfer macht man nicht die Hei-
                                                                                      lung, man fördert sie nur und assistiert
                                                                                      dem Körper quasi. Den Rest macht er
                                                                                      selbst.“ Für Tobias steht fest: In diesem
                                                                                      Themenbereich möchte er auf jeden
                                                                                      Fall studieren oder weiterarbeiten.

                                   „Nicht Defizite sehen, sondern Stärken“
      In Bad Pyrmont beschäftigt sich eine FSJ-Gruppe ge-       anderen Gruppe, die Stimmung ist ebenso wach und le-
   rade mit Themen, die für ihre Arbeit in Krippen und Kin-     bendig. Die studierte Erziehungswissenschaftlerin woll-
   dergärten hilfreich sind. Es geht um sprachliche Bildung     te in der Bildung arbeiten, aber nicht Lehrerin werden:
   bei Kleinkindern. Referentin Linda Freistedt ermuntert       „Hier in den Seminaren habe ich ein sehr ehrliches und
   die Teilnehmer, weniger die Defizite der Kinder im Blick     direktes Publikum und auch unsere Methodik ist viel
   zu haben, sondern die Stärken, die Ressourcen zu loben,      entscheidender. Unsere Teilnehmer wollen aktiv lernen,
   die sie schon besitzen. Schnell wird klar, dass man Fehler   nicht passiv befüllt werden.“ Es sei hochmotivierend, mit
   auch indirekt und sanft korrigieren kann. Etwa, indem        jungen Menschen zu arbeiten, die ihren Horizont erwei-
   man falsche Aussprachen kurz und richtig in die eigene       tern, dabei wachsen, reifen und sich finden: „Es geht um
   Antwort einbindet. „Und ihr seid die Vorbilder, schon        Lebenswege, nicht um Leistungsdruck.“ In den rund 400
   beim Morgenkreis; an euch und mit euch lernen die Kin-       FSJ-Teilnehmern des DRK sieht sie „eine Unmenge an Po-
   der!“ Am nächsten Tag geht es weiter mit frühkindlicher      tenzial, das später auch Engagement werden könnte“. Es
   Sprachförderung, Spielepädagogik und mit dem Son-            sei nicht unüblich, dass das Team so manche Entwicklung
   derthema zum Umgang mit Kindern, die mit Fluchterfah-        vom schüchternen Mäuschen zum brüllenden Löwen be-
   rung nach Deutschland gekommen sind.                         gleiten dürfe. Im Team haben es die Referenten mit dem
      Nebenan arbeitet Kollegin Anika Mühlbach mit einer        Bild der Larve verglichen, die später zum Schmetterling
                                                                                                         Fortsetzung nächste Seite

   8   Rotkreuz-Spiegel   März 2017                                    Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
Rotkreuz SPIEGEL 1 2017 - DRK-Landesverbandes Niedersachsen
TITELSTORY

                                                                                                                           00 Christian Kolletzki
Erst Praxis aus der Kita, dann duales Studium mit BWL
    „Ich wollte mal etwas machen, das     leichterung und Unterstützung ist für     „Es lohnt sich wirklich. Du bekommst
nichts mit Schule zu tun hat. Da war      uns Gold wert; sie entlastet uns als      ein großes Paket echten Berufsalltag
ich lange genug“, sagt Joseph Geng        Fachkräfte, wir haben mehr Zeit und       – für mich ist das spannender als eine
(20). Zu Kindern hatte er schon im-       Ruhe für die Kinder.“ Längst sei Joseph   Banklehre.“ Und: „Die Seminare sind
mer einen Draht, arbeitete bereits als    zu einem anerkannten Teil des Teams       der Wahnsinn.“ Die nächsten Schritte
Teamer für Konfi-Freizeiten. So führte    geworden – für Kinder wie Kollegen.       sind für Joseph bereits klar: Nach dem
seine FSJ-Bewerbung zur DRK-Kita in       Auch Joseph ist zufrieden: „Man er-       FSJ plant er ein duales Studium, bes-
Gifhorn-Gamsen. Die Aufgaben und          fährt hier wirklich Wertschätzung.        tenfalls als Industriekaufmann kombi-
der Alltag in der Löwenzahn-Gruppe        Man sollte natürlich wach sein, Aufga-    niert mit BWL. Ihn interessiere eben
sind vielfältig: Küchenarbeit, Geschirr   ben sehen und nicht nur Zeit absitzen.    auch der wirtschaftliche Teil. Aber:
waschen und Snacks herrichten ge-         Mir bringt die Zeit hier auf jeden Fall   „Ich weiß noch lange nicht, was ich
hört ebenso dazu wie Aufsicht, spielen,   etwas. Ich lerne viel aus der Praxis,     mein Leben lang machen will.“ Auch
basteln und trösten. Gruppenleiterin      auch pädagogische Kniffe“, sagt der       die Sozialwissenschaften, das Verhal-
Mandy Groß ist begeistert: „Die Er-       20-Jährige, den hier alle Josi rufen.     ten von Menschen, interessieren ihn.

wird – was den Teilnehmern oft gelänge, wenn und weil          Dann können offene Konzepte deutscher Kitas diese Kin-
sie ihre Talente entdecken.                                    der durchaus überfordern. Die Gruppe nickt, einige ma-
    Auch Anika Mühlbach kennt das weite Themenspek-            chen sich Notizen.
trum der Seminare. Manchmal gehe es um scheinbar                   Diese Sensibilität für das „Andere“, für andere Kultu-
selbstverständliche Dinge: Was ist eine Krankschreibung?       ren und das „Fremde“ will auch Abteilungsleiterin Katrin
Wie geht das, was muss man beachten? In diesem Mo-             Bäumler in der nächsten Zeit weiter ausbauen. Die inter-
ment aber geht es in dem Gruppenraum neben dem Spei-           kulturelle Öffnung der Freiwilligendienste sieht sie als eines
sesaal um ganz praktische Fragen: „Wie gehe ich mit ei-        der Schlüsselthemen der Zukunft. Und das beginne mit der
nem Jungen um, der sich in der Kita den Teller immer und       eigenen Sensibilisierung: Wie gehe ich, wie gehen wir mit
immer wieder übervoll lädt?“ Schnell stellt sich heraus,       Unbekanntem, mit fremder Herkunft und Kultur um? „So
dass der Junge ein Flüchtlingskind ist, Hunger gelitten        können wir dazu beitragen, unsere eigene Kultur, unsere ei-
hat und sich jetzt entsprechend verhält. Er muss erst wie-     genen Werte zu hinterfragen, klären und stabilisieren. Dazu
der lernen, dass Essen jetzt pünktlich und selbstverständ-     gehört natürlich auch die Präzisierung, wofür wir als Rot-
lich ist. Perspektiven verändern sich. Anika Knippenberg       kreuzgemeinschaft einstehen.“
zeigt an anderen Beispielen, wie wichtig Struktur für              Klingt nicht so, als würde es langweilig bei den nächs-
scheinbar verhaltensauffällige Flüchtlingskinder ist, die      ten Seminaren in der DRK-Landesschule.
auf der Flucht eben monatelang keine Struktur hatten.                                                      Christian Kolletzki

                                                                                        Rotkreuz-Spiegel     März 2017           9
Rotkreuz SPIEGEL 1 2017 - DRK-Landesverbandes Niedersachsen
TITELSTORY

   Ein Jahr lang neuen Erfahrungen auf den Zahn fühlen
       Für Jennifer Plattner (18) war      Jugendliche mit Behinderungen in         nur die Fassade, mehr als nur die
   das FSJ nach dem Abitur auch ein        Wesermünde. Und gewann eine Er-          Krankheit zu sehen, sondern den
   Überbrückungsjahr, „denn für meine      kenntnis: „Hauptberuflich möchte         ganzen Menschen kennenzulernen.
   Ausbildungsplätze hatte ich die Fris-   ich das nicht machen. Es ist sehr viel   Auch die Seminarwochen seien hilf-
   ten verpasst. Ich habe zuhause eine     fordernder, anstrengender, als ich es    reich, „die Themen sind total interes-
   behinderte Schwester und wollte se-     mir vorgestellt habe.“ Der Umgang        sant“. Und nach dem FSJ? Für Jenni-
   hen, wie der Umgang mit anderen         mit einigen Bewohnern sei fordernd       fer Plattner beginnt dann ein neuer
   Behinderungen ist und wie andere        und erfordere viel Kraft. Und den-       Abschnitt – mit einer Ausbildung zur
   Menschen damit umgehen.“ So kam         noch empfiehlt sie das FSJ unbedingt     zahnmedizinischen Fachangestellten.
   sie zum DRK-Internat für Kinder und     weiter. Es biete die Chance, mehr als

                                Arbeitsfelder für FSJ und BFD
   Die DRK-Einrichtungen in Niedersachsen bieten rund 550      Gern gesehen und gesucht werden zur Profilerweiterung
   Stellen für Freiwillige in vielen Bereichen an:             übrigens DRK-Einrichtungen aus den Bereichen
   • Rettungsdienst, Krankentransport, Hilfs- und Trans-       • Sozialkaufhäuser
      portdienst, Fahrdienst                                   • Obdachloseneinrichtungen
   • Blutspendedienst                                          • Flüchtlingsunterkünfte
   • Sozialstationen                                           • Essen auf Rädern
   • Einrichtungen der Altenhilfe                              • Mobiler sozialer Hilfsdienst
   • Krankenhäuser                                             • Tafeln
   • Rehakliniken
   • Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen
   • Kindertageseinrichtungen
   • Stationäre Kinder- und Jugendhilfe
   • Offene Jugendarbeit
   • Offene Sozialarbeit
   • Flüchtlingshilfe

   10   Rotkreuz-Spiegel   März 2017                                  Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
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                                                                                          Pflegt Ihr Budget gleich mit.

SCHON AB 54 €1 IM MONAT.
Der SEAT Mii gibt viel und nimmt wenig. Er ist kompakt und agil, bringt Sie souverän durch die Stadt und sorgt sogar beim Einparken noch für Spielraum.
Mustergültig ist er auch bei seiner Sicherheitsausstattung. Bescheiden zeigt er sich nur bei den Kosten. Wie sehr er sich für Sie rechnet, zeigen wir Ihnen
gerne bei einem persönlichen Termin. Ein Anruf genügt – und wir sind für Sie da.

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  anlage und Radio-System You & Mii Music.2                             elektronisches Stabilisierungsprogramm.                            / TELEFON: 06150 1855-500

SEAT FOR BUSINESS                                                                                                                                          SEAT.DE/FIRMENKUNDEN

Kraftstoffverbrauch SEAT Mii Reference 1.0, 44 kW (60 PS): innerorts 5,5, außerorts 3,8, kombiniert 4,4 l/100 km; CO2-Emissionen: kombiniert 102 g/km.
Effizienzklasse: C.
Kraftstoffverbrauch SEAT Mii: kombiniert 4,4–4,1 l/100 km; CNG (Erdgas) kombiniert: 2,9 kg/100 km (4,5 m³/100 km); CO2-Emissionen: kombiniert
104–83 g/km. Effizienzklassen: C – A.

1
  Für den SEAT Mii Reference 1.0, 44 kW (60 PS), auf Grundlage der unverbindlichen Preisempfehlung von 8.176,47 €, zzgl. Überführungskosten und MwSt.: 54,00 € monatl. Finanz-Leasingrate bei 48 Monaten
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„Pflegedienste“ gültig. 2 Optional für Ausstattungsvariante Reference. Abbildung zeigt Sonderausstattung.
JUGEND AKTUELL

                                                      Schulsanitätsdienst

                                  00 Torben Lilje
                                                        probt Ernstfall
                                                            Ein voll besetzter PKW trifft auf einen Schul-
                                                            bus. Was ist zu tun? Dieses Szenario übte der
                                                            DRK-Schulsanitätsdienst des Gymnasiums
   Grusel-
                                                                              Salzhausen.
   Workshop
   Celle In der Oberschule Esche-

                                                                                                                                               00 Carolin Salfner
                                                        Harburg-Land In der Busschlei-
   de trafen sich im letzten Jahr                   fe am Schulzentrum in Salzhausen
   rund 70 junge Menschen des                       steht ein voll besetzter Bus. Aus ihm
   Jugendrotkreuzes mit Schü-                       dringen Rufe und Schreie verletzter
   lern des DRK-Schulsanitäts-                      Fahrgäste. Ein PKW mit Fahrer, Bei-
   dienstes zu einem gruseligen                     fahrer und drei Kindern im Fond ist
                                                    frontal mit dem Bus zusammenge-
   Halloween-Workshop. Bei
                                                    stoßen, auch hier sind die Insassen
   Kürbisschnitzen, Grusel-Theater,                 verletzt: Platzwunden, Hämatome,
   einem abendlichen Grusel-Menü                    Schock, stumpfes Bauchtrauma, Kno-
   sowie einem Orientierungs-                       chenbrüche und Quetschungen.                            Rollen als Verletzte zugeteilt bekom-
   marsch bei Nacht lernten sich                        Zum Glück ist alles nur insze-                      men und wurden von Kirsten Heider,
   die zwei unterschiedlichen Or-                   niert, für die jährliche Großübung                      DRK-Mitglied und sehr erfahren in
                                                    der Schulsanitätsdienste im Land-                       der maskenbildnerischen Notfalldar-
   ganisationen innerhalb des DRK
                                                    kreis unter der Leitung von Uta Wein,                   stellung, täuschend echt geschminkt.
   Celle auf neue und amüsante Art
                                                    Lehrerin am Gymnasium Salzhausen                            Die 30 Helfer des Schulsanitäts-
   besser kennen. Am nächsten                       und seit Jahren in Diensten des Deut-                   dienstes des Gymnasiums Salzhausen
   Tag ging man mit neuem Ver-                      schen Roten Kreuzes. Sie leitet die                     übernehmen die Rolle der Ersthelfer.
   ständnis für die jeweilige Arbeit,               „AG Schulsanitätsdienst“ an ihrer                       Auch der DRK-Rettungsdienst wird
   vor allem aber gut vorbereitet für               Schule.                                                 in die Übung einbezogen und schickt
   den Halloween-Montag, fröhlich                       Fünf Schulsanitätsdienste, von                      ein Team mit zwei Auszubildenden.
                                                    der IGS Winsen, der Eckermann-Re-                           „Natürlich dient die Übung in ers-
   auseinander.        Michael Rohr
                                                    alschule Winsen, der Oberschule                         ter Linie dazu, mehr Routine bei der
                                                                                                            Ersten Hilfe zu bekommen und ein-
   Supertalent
                                                                                       00 Carolin Salfner

                                                                                                            mal unter annährend realistischen
                                                                                                            Bedingungen und unter Stress das
   gesucht!                                                                                                 Gelernte umzusetzen. Im Nachgang
                                                                                                            werden wir mit Hilfe eines Refle-
                                                                                                            xionsbogens, den jeder Beteiligte
   Vom 2. bis 5. Juni 2017 findet
                                                                                                            ausfüllen soll, besprechen, was gut
   das JRK-Supercamp im Ost-
                                                                                                            geklappt hat, wo wir uns aber auch
   seebad Binz auf Rügen statt.                                                                             noch verbessern, was wir weiter
   Dort gibt es am 4. Juni den                                                                              üben und erklären müssen“, erläutert
   Open-Stage-Wettbewerb „Das                                                                               Uta Wein das Ziel der Übung. „Dar-
   Supercamp sucht das Super-                                                                               über hinaus verfolgen wir mit dieser
   talent“. Bühnenbegeisterte                       Salzhausen, dem Gymnasium Lüne-                         groß angelegten Übung das Ziel, die
                                                    burg-Oedeme und vom Gymnasium                           benachbarten Schulsanitätsdienste
   Rotkreuzler können sich hier in-
                                                    Salzhausen hat Uta Wein für die                         mehr miteinander zu vernetzen, den
   formieren und anmelden: www.                     Übung zusammengetrommelt. 50                            Austausch und die Zusammenarbeit
   jugendrotkreuz.de/aktuelles/                     Mimen der auswärtigen Schulsani-                        zu fördern“, ergänzt sie.
   supercamp/                                       tätsdienste sind angereist, haben ihre                                         Carolin Salfner

   12   Rotkreuz-Spiegel    März 2017                                          Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
IM AUSLAND AKTIV

                                                           00 privat

                                                                                                           00 DRK Schorborn/Emmerborn

                                                                                                                                                                            00 DRK Schorborn/Emmerborn
                                                                                   LKW wird für die Fahrt                                                Hilfsgüter kommen im
                 Bescherung mit dem Roten Kreuz in Visaginas.                      nach Litauen beladen.                                              litauischen Karsenai an.

                              Hilfe für Litauen
Hilfe vom Roten Kreuz in Niedersachsen geht seit                       giger Sach- und Geldspenden von Unternehmen, Organi-
vielen Jahren nach Litauen. Über das Engagement                        sationen und vielen Privatpersonen konnten die Rotkreuz-
der Kreisverbände Wolfsburg, Gifhorn und Weser-                        ler 2016 bereits zum zweiten Mal einen Hilfstransport
bergland haben wir schon mehrfach berichtet.                           dorthin organisieren. In kürzester Zeit hatte das ehren-
                                                                       amtliche Helferteam den 40-Tonner Großraum-LKW mit
   Wolfsburg/Weserbergland Über eine zauberhafte                       Anhänger der Spedition beladen. Kleidung, Haushaltsar-
Weihnachtsfeier konnten sich arme Schulkinder im Alter                 tikel, Bettwäsche, Pflege- und Hilfsmittel für kranke und
von sechs bis 18 Jahren aus dem litauischen Ort Visagin-               alte Menschen, Haushalts- und Elektrogeräte, Pflegebet-
as freuen. 67 Geschenk-Sets und reichlich Kekse hatte                  ten, Rollatoren, Rollstühle, Spielzeug und vieles mehr
dafür das DRK aus Wolfsburg im November in die Stadt                   machte sich zunächst auf den Weg nach Viesvile zum
gebracht. Die Leiterin des Roten Kreuzes in Visaginas                  dortigen Kinder- und Waisenheim. Anschließend ging die
Maria Korkut bedankte sich herzlich bei den Kollegen in                Fahrt Richtung Norden nach Kursènai, wo das Litauische
Deutschland. „Die Überraschung für die Kinder war ge-                  Rote Kreuz die Hilfsgüter entgegennahm, um sie an be-
lungen!“, sagte sie und fügte hinzu: „Wir wollen an Wun-               dürftige, arme und kranke Menschen, an Familien sowie
der glauben und hören nicht auf, Gutes zu tun!“                        Krankenhäuser, Altenheime und soziale Einrichtungen zu
   Für große Freude sorgte auch die DRK-Auslandshilfe                  verteilen.                  DRK-Schorborn/Emmerborn/
Schorborn/Emmerborn wieder in Litauen. Dank großzü-                                                    Jürgen Teichmann/Kerstin Hiller

Mobiles Isolationskrankenhaus
Das Deutsche Rote Kreuz hat in
                                                                                     00 Düß/DRK

                                                                                                  der bereits bestehenden Nothilfeein-
Berlin ein mobiles Isolationskran-                                                                heiten des Deutschen Roten Kreuzes
kenhaus als neuen Baustein in-                                                                    dar – entwickelt aus den Erfahrungen
nerhalb der Katastrophenhilfe der                                                                 des Ebola-Einsatzes in Westafrika.
internationalen Rotkreuz- und Rot­                                                                    Das Projekt wird finanziert mit
halbmond-Bewegung vorgestellt.                                                                    Mitteln des Auswärtigen Amtes. Die
                                                                                                  Aufgabe des Isolationskrankenhauses
    Berlin „Den Bedarf für ein solches                                                            wird es in einem solchen Einsatzfall
Krankenhaus hat uns der Ebola-Aus-                                                                sein, das lokale Gesundheitssystem
bruch 2014/15 in Westafrika deut-                                                                 des betroffenen Landes zu unter-
lich gezeigt. Mit dieser spezialisier-    ständige Teamleiter und Bundes-Ka-                      stützen, indem bis zu 200 Patienten
ten klinischen Behandlungseinheit,        tastrophenschutz-Beauftragte    des                     pro Tag untersucht und zugleich die
die wir jetzt nach WHO-Standards          DRK, Frank Jörres.                                      Versorgung der Verdachtspatienten
entwickelt und realisiert haben, sol-         Das neue DRK-Isolationskran-                        übernommen wird. Auch die aus-
len Ausbrüche gefährlicher Infek-         kenhaus ist weltweit einsetzbar und                     bruchsspezifische Laboranalytik wird
tionskrankheiten wie etwa Ebola           modular jederzeit auf das Szenario                      sichergestellt.
eingedämmt werden“, sagte der zu-         anpassbar. Es stellt eine Ergänzung                                                           DRK-Pressestelle Berlin

                                                                                                     Rotkreuz-Spiegel                           März 2017   13
AUSBILDUNGEN

        Aus- und weitergebildet
              beim DRK

                                                                                                                                                      00 Jörg Stenzel
                                                                                                           Die frisch ausgebildeten Sanitäter in Soltau.

                                                                                                                                                      00 privat
                                                                                               Bei der Schulung zur interkulturellen Kompetenz in Leer.

                      Neue Sanitäter                                                          Für Flüchtlingsarbeit qualifiziert
       Soltau Der DRK-Kreisverband Soltau freut sich über                                   Leer/Emsland Am 21. Oktober 2016 fand beim DRK
   15 neue ehrenamtliche Sanitäterinnen und Sanitäter. Im                               Kreisverband Leer eine Fortbildung zur Stärkung interkul-
   Herbst 2016 hatten sie erfolgreich am Sanitätsdienstlehr-                            tureller Kompetenzen statt. Dabei standen Sensibilisie-
   gang teilgenommen und konnten das Erlernte bereits bei                               rung und Entwicklung eigener Kompetenzen im Umgang
   einem realen Einsatz am 3. November unter Beweis stel-                               mit anderen Kulturen der Teilnehmerinnen und Teilneh-
   len. 70 Personen wurden versorgt, belehrt und untersucht                             mer im Vordergrund.
   wegen einer möglichen Lebensmittelvergiftung. Im Ein-                                    Anhand von Fallbeispielen und Rollenspielen erhielten
   satz waren mit 48 Helferinnen und Helfern die DRK-Be-                                die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Referentin
   reitschaften Munster, Soltau, Wietzendorf und Schnever-                              Engeline Kramer vielfältige praxisnahe Anregungen und
   dingen. Auch Kräfte von DLRG und THW waren vor Ort.                                  Hilfen für ihr ehrenamtliches Engagement als Betreuer
                                                                                        oder Pate.
                                                                                            Weitere Schulungen sind beim DRK geplant, so dass
                                                         00 Oliver Möller - daholy.de

                                                                                        sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in der
                                                                                        Flüchtlingshilfe regelmäßig über ihre Erfahrungen im
                                                                                        Alltag austauschen können und weiterhin eine wertvolle
                                                                                        Hilfeleistung erfahren.
                                                                                            Im Zeitraum Juni bis September 2016 hatte der
                                                                                        DRK-Kreisverband Emsland im Rahmen der Fortbildungs-
                                                                                        reihe „Kompetent!“ bereits mehrere Grundlagenmodule
                                                                                        rund um das Thema „Migration und Flucht“ angeboten.
                                                                                        Für die Monate Oktober bis November gab es die Mög-
                                                                                        lichkeit, das erlangte Wissen und die Erfahrungen in vier
                                                                                        zusätzlichen Modulen zu vertiefen und zu reflektieren.

   14   Rotkreuz-Spiegel   März 2017                                                           Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
AUSBILDUNGEN

       Ausgebildet als Notfallsanitäter

                                                                                                                             00 Citoler/DRK
     Grafschaft Bentheim Im Zuge der Umsetzung des
Notfallsanitätergesetzes wird der DRK-Kreisverband Graf-
schaft Bentheim beispielsweise bis Ende 2020 rund 40
Notfallsanitäter ausbilden – in jedem Schichtdienst für
jeden Rettungswagen einen. Ginge es nach dem Kreis-
verband, „würden wir alle Rettungsassistenten sofort im
ersten Jahr weiterbilden“, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer
Eckhard Jürriens. Allerdings tragen die Krankenkassen
die Kosten für Personal und Ausbildung und sind daran
interessiert, die Kosten über den per Gesetz vorgeschrie-
benen Zeitraum bis 2020 zu verteilen.
     Außerdem qualifiziert der Kreisverband derzeit sie-
ben Auszubildende für den neuen Beruf. Mit der neuen
dreijährigen Ausbildung sind sie auch für Aufgaben qua-
lifiziert, die früher nur vom Notarzt durchgeführt wer-
den durften. Beispielsweise dürfen sie nun bestimmte
Schmerzmittel selbst verabreichen. So wird ermöglicht,
dass die Notärzte nicht mehr wegen eines relativ harm-
losen Beinbruchs etwa nach Emlichheim fahren müssen,
sondern können für ernstere Fälle wie beispielsweise ei-
nem Herzinfarkt in Nordhorn bereitstehen.                      Jahren, müssen noch über einige Monate Lehrgänge an
     Noch nach dem alten Ausbildungssystem qualifizierte       der Schule besucht werden, bevor sie an der staatlichen
Rettungsassistenten mit mehr als fünf Jahren Berufser-         Prüfung teilnehmen dürfen.
fahrung müssen eine Ergänzungsprüfung zum Notfallsa-                  Jörg Stenzel/Grafschafter Nachrichten/Ute Ramann/
nitäter ablegen, liegt die Berufspraxis bei weniger als fünf                                 Emsland-Kurier/Kerstin Hiller

                    Personalentwicklung
                        Altenpflege
„Unsere Mitarbeiterinnen und              nehmerinnen und Teilnehmer er-             DRK-Landesverband

Mitarbeiter sind uns wichtig“ – ein       halten dabei die Möglichkeit, sich
                                                                                     Niedersachsen e. V.

Kredo, mit dem der DRK-Landes-            auf eine einheitliche Führungskul-
verband Niedersachsen auf die             tur gemeinsam zu verständigen und
herausfordernden      Veränderun-         voneinander zu lernen. Das Personal-
gen im Bereich der Altenpflege            entwicklungsprogramm baut auf den                        Personalentwicklung für
                                                                                                   führungskräfte im Drk
reagiert.                                 individuellen Führungserfahrungen
                                          und Stärken einer jeden einzelnen
    Knappe Personalressourcen, eine       Führungskraft auf und erweitert ihre
hohe Arbeitsbelastung sowie sich ste-     Fähigkeiten.
tig ändernde Rahmenbedingungen                Im Rahmen des gesamtverbandli-
stellen Leitungskräfte von Pflegeei-      chen Strategieprozesses beginnt das
richtungen vor große Herausforde-         Personalentwicklungsprogramm als
rungen.                                   Pilotprojekt in der Altenpflege und
    Mit dem niedersächsischen Per-        soll perspektivisch auf die weiteren
sonalentwicklungsprogramm „Perso-         Hauptgeschäftsfelder des DRK ausge-
nalentwicklung für Führungskräfte         rollt werden.              Jil Krebs
im DRK“ möchte der Landesverband
die Führungskräfte dabei unterstüt-          Für    weitere  Informationen
zen, die angesprochenen Aufgaben          kontaktieren Sie uns bitte unter
gut bewältigen zu können. Die Teil-       personalentwicklung@drklvnds.de.

                                                                                          Rotkreuz-Spiegel       März 2017   15
IN EIGENER SACHE

                                                                                                                                      00 privat
            Dr. Ralf Selbach (Mitte und groß) auf der Podiumsdiskussion zum Thema „Bevölkerungsschutz und Krisenvorsorge“ des Nieder-
         sächsischen Landkreistages (NLT) am 24. Februar 2017 in Celle. Weitere Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Nieders. Innenminister
         Boris Pistorius, Präsident des NLT und Göttinger Landrat Bernhard Reuter sowie Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für
                                          Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Moderation: Christoph Hamann vom NDR Fernsehen.

          „Wir brauchen einen starken
               Bevölkerungs- und
             Katastrophenschutz“
                         Im Gespräch mit Dr. Ralf Selbach, Vorstandsvorsitzender des
                                   DRK-Landesverbandes Niedersachsen

        Allein in Niedersachsen engagieren sich rund 6.700              5.000 ehrenamtlichen DRK-Helferinnen und Helfern – im
        ehrenamtliche Kräfte in den DRK-Bereitschaften und              Auftrag des Landes und auf kommunaler Ebene in Nieder-
          stehen damit für den Katastrophenfall bereit. Wie             sachsen gut 20.000 Plätze für Flüchtlinge geschaffen.
         gut ist der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz
                aus Ihrer Sicht landesweit aufgestellt?                 Es hat sich dabei auch gezeigt, wo noch nachgebessert
                                                                        oder auch weiterentwickelt werden muss. Wir halten nun
   Die Strukturen und die Zusammenarbeit aller beteiligten              ab Februar 2017 einen Betreuungsplatz für die Betreu-
   Organisationen wie etwa dem DRK mit den staatlichen Be-              ung und Verpflegung von 500 Personen zusätzlich für den
   hörden auf kommunaler und auf Landesebene sind erprobt               Einsatz bereit und haben zum Beispiel einen permanen-
   und haben sich bei Katastrophenfällen wie etwa bei den               ten Stabsraum eingerichtet. Daneben werden wir nach
   letzten Flutkatastrophen vielfach bewährt. Auch die Flücht-          einer Reorganisation im Katastrophenschutz-Zentralla-
   lingskrise 2015/2016 hat gezeigt, dass die Strukturen des            ger in Hannover-Misburg und in zehn Außenlagern bei
   Katastrophenschutzes greifen. Das DRK hatte in kürzester             DRK-Kreisverbänden Betreuungsmaterial für 4.500 Perso-
   Zeit mit Material und Personal – unter Einsatz von rund              nen vorhalten.

   16    Rotkreuz-Spiegel      März 2017                                        Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
IN EIGENER SACHE

                                                                                       00 Sonja Markgraf (NLT)

                                                                                                                                                    00 Kerstin Hiller
              Vom DRK-Landesverband Niedersachsen nahmen an der Versammlung
                 des Niedersächsischen Landkreistages Präsident Hans Hartmann (l.)
               und Vorstandsvorsitzender Dr. Ralf Selbach teil (3. r.). Hier mit Teilneh-
                        mern der Podiumsdiskussion und Spitzenvertretern des NLT.                                   Bei einer Katastrophenschutzübung.

Darüber hinaus sehen wir uns ver-            um die Einsatzfähigkeit für solche                                  Daher sind wir der Meinung, dass
änderten Bedrohungslagen ausge-              Szenarien optimieren zu können.                                     man die Verzahnung von Bevölke-
setzt: Pandemien, Terroranschläge,           Wir begrüßen es daher sehr, dass                                    rungsschutz, also Rettungsdienst,
sogenannte schmutzige Bomben,                der Niedersächsische Landkreistag                                   Katastrophen- und Zivilschutz stets
Cyberattacken, die Zerstörung kri-           (NLT) kürzlich ein Positionspapier                                  zwingend bei der Auftragsverga-
tischer Infrastruktur und anderes.           beschlossen hat, das unsere sämt-                                   be des Rettungsdienstes durch die
Wir brauchen daher einen starken             lichen Forderungen vollumfänglich                                   Landkreise und kreisfreien Städte
Bevölkerungs- und Katastrophen-              aufnimmt. Dazu zählen auch die                                      berücksichtigen muss. Hier muss es
schutz.                                      Gründung eines Landesbeirates für                                   ausschlaggebend sein, ob der Ret-
                                             den Katastrophenschutz und ge-                                      tungsdienstanbieter eine breite Ba-
    Was müsste aus Ihrer Sicht               meinsame Anstrengungen für mehr                                     sis an qualifizierten Ehrenamtlichen
   dafür noch verbessert werden?             Nachwuchs im Bereich des Ehren-                                     für den Katastrophenfall bereithält.
                                             amtes. Auch der NLT geht davon                                      Das im Dezember 2015 vom Bundes-
Der DRK-Landesverband Nieder-                aus, dass für den Bereich des Kata-                                 tag verabschiedete Vergaberechts-
sachsen hat sich bereits seit gerau-         strophenschutzes mittelfristig ein                                  modernisierungsgesetz enthält eine
mer Zeit für eine notwendige Auf-            dreistelliger Millionenbetrag bereit-                               sogenannte        „Bereichsausnahme
stockung sowohl personeller als              gestellt werden muss.                                               Bevölkerungsschutz“, wonach ret-
auch materieller Ressourcen für den                                                                              tungsdienstliche Leistungen bei
Katastrophenschutz eingesetzt. Sei                Welche Rolle spielt in diesem                                  einer Vergabe an eine Hilfsorgani-
es für die Vorbereitung auf einen                Zusammenhang der Rettungs-                                      sation nicht mehr ausgeschrieben
lang anhaltenden Stromausfall oder                         dienst?                                               werden müssen. Wir setzen uns
ein Strahlenschutzereignis – hier                                                                                dafür ein, dass diese Ausnahmere-
brauchen wir dringend neue Kon-              Die hauptamtlichen Mitarbeiter des                                  gelung auch im Niedersächsischen
zepte bei der Fahrzeugausstattung,           Rettungsdienstes und die ehrenamt-                                  Rettungsdienstgesetz aufgenommen
Schutzkleidung, Ausbildung und               lichen Helferinnen und Helfer der                                   wird. Daher muss diese von der EU
Training ehrenamtlicher Kräfte und           Bereitschaften müssen nicht zuletzt                                 eröffnete Chance in Berlin endlich
den Zuständigkeiten von Bund, Län-           im Krisen- und Katastrophenfall,                                    auch rechtssicher umgesetzt wer-
dern und Kommunen. Die Hilfsorga-            aber auch bei der Bewältigung von                                   den. Hier ist die Landesregierung im
nisationen wie das DRK sind dabei            Unfällen mit einer großen Zahl an                                   Wort, dies durch eine Bundesratsini-
auf zusätzliche finanzielle und ma-          Verletzten oder einer Vielzahl an                                   tiative zeitnah sicherzustellen.
terielle Unterstützung angewiesen,           Erkrankten Hand in Hand arbeiten.                                                            Kerstin Hiller

                                                                                                                    Rotkreuz-Spiegel   März 2017    17
HELFEN + RETTEN

                                                                 00 Gerda Schmalkuche
                                  Übung der Medical Task Force der Polizeidirektion Göttingen unter Beteiligung des DRK in Hameln. (3 Fotos)

   Übung – Einsatz – neue Technik
                   Training für Großschadenereignis                                                   zialeinheit des Bundes den Ernst-
       Weserbergland „Zugunglücke,           Notärzten und organisatorischen                          fall – erstmals in Niedersachsen ist
   Massenkarambolagen, Naturkata-            Leitern des Rettungsdienstes aus                         eine komplette Medical Task Force,
   strophen ... glücklicherweise sind        dem Landkreis Hameln-Pyrmont,                            kurz MTF, zusammengerufen wor-
   wir in Deutschland von solchen Un-        durchgeführt vom Geschäftsführer                         den. Die MTF 9 der Polizeidirek-
   glücken weitestgehend verschont“,         des Instituts für Gefahrenabwehr,                        tion Göttingen wird vom stellver-
   so Andreas Bußmann, Leiter des            Hanns Roesberg.                                          tretenden Kreisbereitschaftsleiter
   DRK-Rettungsdienstes im Weser-                                                       Carola Gad    des DRK-Weserbergland, Michael
   berglang. „Dennoch müssen wir                                                                      Bretzing, geleitet. 180 Frauen und
   natürlich für den Ernstfall gewapp-                                                                Männer aus Göttingen, Hameln-Py-
   net sein und sind es auch: Zahlrei-
                                             ABC-Einsatz wird geprobt                                 rmont, Hildesheim, Holzminden,
   che ehren- und hauptamtliche Hel-             Weserbergland Die Szene wirkt                        Nienburg, Northeim und Schaum-
   fer des Deutschen Roten Kreuzes           verstörend: Vier Männer, die Atem-                       burg sind am 19. November nach
   können innerhalb kürzester Zeit           schutzmasken und Vollschutzanzü-                         Hameln gekommen. 60 Fachleute
   alarmiert und aktiviert werden, um        ge tragen, untersuchen in einem                          nahmen als Beobachter an der vom
   sich um Betroffene und Verletzte zu       Zelt einen Mittfünfziger, der zit-                       Niedersächsischen Innenministeri-
   kümmern.“                                 ternd und mit blutverschmiertem                          um finanzierten Zivilschutzübung
       Die Zusammenarbeit bei einem          Gesicht auf einer Trage liegt. Mit                       teil. Das Bundesamt für Bevölke-
   solchen Großeinsatz muss aller-           einer scharfen Schere schneidet ein                      rungsschutz und Katastrophenhilfe
   dings bestens koordiniert werden.         Helfer Hose, Gürtel und Pullover                         hat 61 Medizinische Einheiten ein-
   Dafür ist die Örtliche Einsatzleitung     des Patienten auf, während ein an-                       gerichtet. In Niedersachsen ist je-
   Rettungsdienst (ÖEL RD) zuständig,        derer die Wunden mit Wasser rei-                         der Polizeidirektion eine Task Force
   die bei Großschadenereignissen ab         nigt. So sieht es aus, wenn im Kata-                     zugeordnet worden. Es handelt sich
   fünf betroffenen bzw. verletzten          strophenfall viele Schwerverletzte                       um tatktische Sanitätseinheiten mit
   Personen alarmiert wird. Im Ernst-        behandelt werden müssen, die mit                         Spezialfähigkeiten, die bundesweit
   fall muss sie umgehend zusammen-          atomaren, biologischen oder che-                         dort eingesetzt werden können, wo
   kommen. Um einen reibungslosen            mischen Stoffen in Kontakt gekom-                        eine große Anzahl von Verletzten
   Ablauf zu gewährleisten, ist eine         men sind. Auf dem ehemaligen                             versorgt werden muss. Das kann
   stetige Fort- und Weiterbildung           Truppenübungsplatz an der Ohr-                           zum Beispiel bei terroristischen An-
   nötig. Deshalb gab es beispielswei-       schen Landstraße in Hameln probt                         schlägen der Fall sein.
   se im letzten Herbst einen Work-          eine aus verschiedenen Hilfsorga-                                       Ulrich Behmann/Dewezet
   shop dazu mit rund 15 leitenden           nisationen zusammengesetzte Spe-

   18   Rotkreuz-Spiegel   März 2017                                                    Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
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                                                                                                                             00 Carola Gad
                                                                                 Rettungsdienstmitarbeiter freuen sich über die
                                                                                               rückenschonenden Rollboards.

           Großeinsatz in der Schule                             DRK-Kreisverbandes Uelzen, um sie im Ernstfall noch zu-
    Wolfenbüttel Alarm herrschte an der Integrierten Ge-         verlässiger alamieren zu können. Sie heißt aPager. Damit
samtschule (IGS) Wallstraße in Wolfenbüttel. 15 Kinder           kann der jeweilige Einsatzleiter sehen, wie viele Kräfte
der fünften Klassenstufe klagten während des Unterrichts         ihm zur Verfügung stehen.
plötzlich über Atemnot und Hautausschlag, Rettungs-                  Die Mitglieder der DRK-Bereitschaften Uelzen und
dienst, Polizei und Feuerwehr waren mit einem Großauf-           Bad Bevensen sind alle mit einem Funkmeldeempfänger
gebot vor Ort.                                                   ausgerüstet. Zusätzlich zu diesem sind nun 30 mit dem
    Dazu zählten laut Lennart Horny, der als organisatorischer   aPager ausgestattet.
Leiter des Rettungsdienstes vom Deutschen Roten Kreuz                „Mittels dieser App meldet sich das jeweilige Bereit-
(DRK) Wolfenbüttel vor Ort im Einsatz war, „sechs Rettungs-      schaftsmitglied zurück, ob es am Einsatz teilnimmt oder
wagen, ein Notarzt, ein leitender Notarzt aus Braunschweig,      nicht“, sagt der DRK-Kreisbereitschaftsleiter Andreas
der organisatorische Leiter des DRK-Rettungsdienstes Braun-      Schulze. So wisse der jeweilige Einsatzleiter innerhalb
schweig sowie die ehrenamtlichen DRK-Kräfte der Schnell­         kürzester Zeit welcher Helfer mit welcher Qualifikation
einsatzgruppe (SEG) mit mindestens einem Fahrzeug.“              am Einsatz teilnehme.
    Horny zufolge haben sich seine Kollegen und er gegen             Aber nicht nur Einsatzkräfte aus dem ehrenamtlichen
zwölf Uhr im Sanitätsraum um zwei Schüler gekümmert.             Bereich sind mit dem aPager ausgerüstet. „30 hauptamt-
Nach und nach seien immer mehr Kinder eingetroffen.              liche Kräfte aus dem Rettungsdienst sind ebenfalls mittels
„Wir haben die Patientinnen und Patienten dann gesich-           aPager zu erreichen“, sagt Andreas Schulze. Das sei im-
tet, der Notarzt hat jeweils die Schwere der Verletzung          mer dort, wo viele Personen betroffen sind, von Vorteil.
festgestellt und ihnen dementsprechend Kategorie-Karten          „So können wir schnell auf eine Vielzahl von Helfern zu-
angehängt. Manche von ihnen haben wir auch mit Sauer-            rückgreifen.“                   Carola Gad/Meike Karolat
stoff versorgt. Glücklicherweise ging es niemandem rich-
tig schlecht“, erläuterte der Einsatzleiter. Dennoch kamen
die Kinder zur Überprüfung in ein Krankenhaus.
                                                                                                                                             Anzeige

    Auch der vom DRK ausgebildete zwölfköpfige Schul-
sanitätsdienst trug einiges zum reibungslosen Ablauf bei.
                                   Bastian Lüpke/regiopress

       Von Rollboard und Einsatz-App
   Weserbergland/Uelzen Um seine Mitarbeiter zu
schützen, die körperlichen Belastungen zu reduzieren und
Erkrankungen vorzubeugen, rüstet der DRK-Kreisverband
Weserbergland seine Einsatzfahrzeuge mit Rollboards
aus. Durch eine einfache Mechanik ermöglichen diese das
rückenschonende und zugleich sichere Umbetten eines
Patienten von seinem Bett auf die Fahrzeugtrage.
   Eine spezielle App nutzen die Einsatzkräfte des

                                                                                         Rotkreuz-Spiegel      März 2017     19
HELFEN + RETTEN

                           Kampf dem Herztod
           Mehr als 70.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland den plötzlichen
              Herztod. Wenn das Herz aufhört zu schlagen, ist jede Minute kostbar.

       Fallingbostel/Göttingen-Northeim/ Harburg-Land             Unter dem Motto „Kampf dem Herztod – Ihr Herz liegt uns
   Emsland/Gifhorn Erst ein elektrischer Impuls in Form       am Herzen“ initiierte der DRK-Kreisverband Harburg-Land
   eines Schocks bringt das Herz wieder zum Schlagen.         bereits 2009 in Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern
   Stark macht sich daher das DRK vielerorts für die Ver-     Winsen und Buchholz das Projekt, den Landkreis Harburg
   breitung von Automatisierten Externen Defibrillatoren,     möglichst flächendeckend mit Automatisierten Externen De-
   auch AED-Geräte oder Defis genannt. Die Geräte ermög-      fibrillatoren auszustatten.
   lichen es Laien, Leben von Menschen, die wegen Herz-           Auch die Stadt Winsen beteiligt sich, beschafft ins-

                                                                                                                                            00 Sebastian Schleicher/DRK
                                                                                                                        00 DRK-KV Emsland

   rhythmusstörungen zusammenbrechen, per Knopfdruck          gesamt zwölf Geräte und stellt die gesamten hierfür be-
   zu retten. Das Gerät kommuniziert mit dem Anwender         nötigten Finanzmittel zur Verfügung. Das Projekt geht
   und erklärt Schritt für Schritt, was in einem Notfall zu   im Jahr 2017 weiter. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude
   tun ist. „Leider hat sich die Anschaffung solcher Geräte   wird zusammen mit dem DRK bis zum Sommer 2017
   noch nicht wirklich in Südniedersachsen durchgesetzt“,     flächendeckend alle Filialen und SB-Bereiche mit ei-
   sagt Detlfef Büchner, Vorstand im DRK-Kreisverband Göt-    nem Defibrillator ausgestattet haben und damit maß-
   tingen-Northeim. „Das muss sich ändern. Die Technik ist    geblich zum „Kampf gegen den plötzlichen Herztod“
   sehr gut, deswegen müssten die Geräte unbedingt weiter     beitragen.
   verbreitet sein.“                                              Im Emsland beteiligt sich das DRK am System „Mobile
       In Walsrode beteiligte sich das DRK auf dem Rat-       Retter“. Sie sollen durch Herzdruckmassage helfen, Le-
   hausvorplatz an der Aktion „Restart a Heart – Walsrode     ben zu retten, bevor der Notarzt den Einsatzort erreichen
   schockt“, um auf den plötzlichen Herztod und geeignete     kann. Denn diese kostbare Zeit kann manchmal schon
   Erste-Hilfe-Maßnahmen aufmerksam zu machen. Interes-       über Leben und Tod entscheiden. Dabei befinden sich
   sierte konnten sich zum Beispiel die Handhabung eines      vielleicht ein Arzt, eine Krankenschwester, ein Feuerwehr-
   AED zeigen lassen.                                         mann, eine DRK-Helferin oder andere kompetente Helfer

   20   Rotkreuz-Spiegel   März 2017                                 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
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nur wenige Minuten entfernt vom Ort des Geschehens.                                und damit die mehrjährige Zusammenarbeit vertieft.
Sie könnten viel schneller als der Rettungsdienst dort ein-                        So gab es zum Beispiel im vergangenen Jahr während
treffen und auch ohne großes Equipment mit der lebens-                             der Herzwochen im November unter dem Motto „Herz
rettenden Herzdruckmassage beginnen. Mittels einer auf                             unter Stress“ auch im DRK-Haus am Wasserturm einen
dem Smartphone der „Mobilen Retter“ installierten App                              Vortrag dazu. In 2017 wird die Vortragsreihe im No-
kann die gemeinsame Rettungsleitstelle der Landkreise                              vember unter dem Thema „Chronische Herzschwäche“
mögliche Ersthelfer in der Nähe des Notfalls orten und                             fortgesetzt.
alarmieren.                                                                        Christina Schröder (HNA)/Dirk Meyland (Walsroder Zeitung)/
    In Gifhorn haben das DRK und die Deutsche Herz-                                 Carolin Salfner/Wilfried Roggendorf (Lingener Tagespost)/
stiftung 2016 einen Kooperationsvertrag geschlossen                                                              Dietmar Wagner/Kerstin Hiller

Tröstebär Tommy                                              Im Teddy-Krankenhaus
    Region Hannover Mit einem                                    Region Hannover Oh nein, Teddy          Medizinischen Hochschule (MHH) or-
niedlichen Geschenk bringen die Sa-                          geht es nicht gut. Was fehlt ihm nur?       ganisierte Projekt erklärt die Abläufe
nitäter der DRK-Rettungswache Han-                           Im Teddybär-Krankenhaus konnten             im Krankenhaus auf spielerische Weise
nover (Zeißstraße) in Zukunft ihre                           sich kleine Patienten im November           und soll so die Angst nehmen.
kleinen Patienten zum Lächeln: Dank                          professionelle Hilfe holen, um ihr liebs-       Nach der Anmeldung und der Ers-
einer Spende trocknet bald ein Trös-                         tes Kuscheltier wieder gesund pflegen       ten Hilfe ging es für Teddy und die
tebärchen die Tränen der Kinder.                             zu lassen. Das von Studierenden der         Kinder in den Rettungswagen. Hier
                                                                                                                     warteten Heiko Paarmann
                                                                                                                     und Gerhard Pohlmann
                                         00 Nadine Hunkert

                                                                                                              00 DRK-Region Hannover
                                                                                                                     von der DRK-Bereitschaft
                                                                                                                     Hannover-Mitte. „Teddy
                                                                                                                     hatte einen Fahrrad-Sturz.
                                                                                                                     Jetzt zeigen wir euch al-
                                                                                                                     les, was wir bei unserer
                                                                                                                     Arbeit im Rettungswagen
                                                                                                                     brauchen“, sagt Paarmann
                                                                                                                     und fängt an zu erklären.
                                                                                                                     An Teddybär Tom zeigten
                                                                                                                     die Sanitäter dann, wie die
                                                                                                                     Notfallversorgung im Kran-
                                                                                                                     kenwagen aussieht, wofür
                                                                                                                     der Sauerstoff benötigt
                                                                                                                     wird und welche Funktio-
 Wachenleiter Oliver Buntke (links) tröstet                                 An Teddy Tom zeigen die Sanitäter die    nen noch wichtig sind.
    Hannes (5 Jahre) mit einem Bärchen.                                        Notfallversorgung im Krankenhaus.                       Christina Blachnik

    Tommy wird dieser kleine Plüsch-                         Neu: Fahrzeuge und Wache
freund liebevoll genannt und kommt
bei den Kleinen gut an. „Bei einem                               Grafschaft Bentheim Zwei nagel-         an der Ortsumgehung der Rettungs-
Unfall mit Kindern sind die Bärchen                          neue Rettungswagen bereichern den           dienst in der Region Nienburg sicher-
sehr hilfreich und wirken beruhi-                            Fuhrpark des DRK-Rettungsdienstes in        gestellt. Rund 1,2 Millionen Euro hat
gend“, weiß DRK-Wachenleiter Oliver                          der Grafschaft Bentheim. Die beiden         das DRK in den Neubau investiert. Ins-
Buntke aus Erfahrung. Bereits in der                         160 PS starken „Mercedes-Benz-Sprin-        gesamt sind dort drei Rettungswagen,
Vergangenheit hätten die Sanitäter                           ter“ sind an den Rettungswachen             vier Krankenwagen und ein Notarzt-
seiner Wache vereinzelnd Spielzeuge                          Nordhorn und Uelsen stationiert.            fahrzeug stationiert. Der Standort sei
eingesetzt, um ihre kleinen Patien-                                   Aus: Grafschafter Nachrichten      ideal, betont DRK-Kreisgeschäftsführer
ten aufzuheitern. Dank der Spende                                                                        Martin Krone: „Die neue Rettungswa-
von 100 Bären durch die Fima Xcen-                               Nienburg Die neue Rettungswache         che liegt direkt am Verkehrsknoten B 6,
da rückt bei Rettungseinsätzen nun                           des DRK an der Großen Drakenburger          B 214 und B 215. Im Ernstfall sind wir
auch Teddy Tommy als Seelentröster                           Straße steht für einen zeitgemäßen          also noch schneller als bisher dort, wo
oder Erklärbär mit aus und verstärkt                         und zukunftsfähigen Rettungsdienst im       Hilfe gebraucht wird. Und das Areal
so das DRK-Team.                                             Großraum Nienburg. Schon seit Sep-          bietet auch Erweiterungsmöglichkei-
                          Nadine Hunkert                     tember wird von dem Gelände direkt          ten!“               DRK-KV Nienburg

                                                                                                             Rotkreuz-Spiegel            März 2017    21
SERVICE

            Pflegereform – das hat
                 sich geändert
             Seit Jahresbeginn sind mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz weitreichende
             Änderungen für Pflegebedürftige und Pflegende in Kraft getreten. Ein neuer
             Pflegebedürftigkeitsbegriff und ein neues Begutachtungssystem wurden ein-
                geführt. Fünf Pflegegrade ersetzen nun die drei bisherigen Pflegestufen.

                                                                                                                               00 Michael Heck
        Was ist neu an dem Begriff von Pflegebedürftigkeit?

   Bisher wurden mit ihrer Definition vor allem die körper-
   lichen und organischen Einschränkungen erfasst, jedoch
   kaum die psychischen und kognitiven. Aspekte wie die
   Kommunikation und die soziale Teilhabe wurden aus-
   geblendet. Der neue Begriff hat die Gleichbehandlung
   körperlich, kognitiv und psychisch beeinträchtigter Men-
   schen zum Ziel. Der Grad der Selbstständigkeit steht da-
   bei im Fokus.

        Wer profitiert von der Pflegereform ganz besonders?

   Bei der Einstufung wird zum Beispiel darauf geachtet, in-
   wiefern sich der Pflegebedürftige noch selbst versorgen
   kann, wie mobil er ist und wie sein Sozialverhalten ist.
   Vor allem Demenzkranke werden damit besser gestellt.
   Denn im Gegensatz zu körperlich beeinträchtigten Men-
   schen erhielten sie zuvor nicht in gleichem Maße Hil-
   feleistungen.

        Müssen Pflegebedürftige die neue Einstufung bean-
                            tragen?

   Nein, zum 1. Januar sind bereits pflegebedürftige Men-         Allerdings könnte es für jemanden, der wegen ausschließ-
   schen automatisch in einen der neuen Pflegegrade ge-           lich körperlicher Defizite Pflegeleistungen beantragt,
   wechselt. Grundsätzlich gilt: Versicherte mit körperlichen     schwieriger werden, einen hohen Pflegegrad zu errei-
   Einschränkungen wurden in den nächsthöheren Pflege-            chen. Denn der Aspekt der Mobilität wird nun nur noch
   grad übergeleitet, zum Beispiel von Pflegestufe I in den       mit zehn Prozent gewichtet.
   Pflegegrad 2. Menschen mit eingeschränkter Alltagskom-
   petenz, also etwa mit Demenz oder geistiger Behinde-                   Erhöht sich der Eigenanteil im Pflegeheim?
   rung, gelangen in den übernächsten Pflegegrad, etwa von
   Stufe I in Pflegegrad 3.                                       Grundsätzlich ist es für jemanden, der bereits in einer sta-
                                                                  tionären Pflegeeinrichtung lebt, so, dass die Pflegekasse
          Entstehen auch Nachteile für Pflegebedürftige?          die Differenz übernimmt, wenn der neue Eigenanteil hö-
                                                                  her als der bisherige ist. Für diejenigen, die ab 1. Januar
   Prinzipiell nicht. Wer bereits Pflegeleistungen erhält, soll   2017 in ein Pflegeheim ziehen, könnte der Eigenanteil
   sie auch zukünftig mindestens im gleichen Umfang wei-          bei den unteren Pflegegraden gegenüber den bisherigen
   ter beziehen. Die meisten Pflegebedürftigen bekommen           höher ausfallen, bei den höheren Pflegegraden könnte er
   ab 2017 sogar höhere Leistungen.                               sich verringern.                    AFP/RND/Kerstin Hiller

   22    Rotkreuz-Spiegel   März 2017                                    Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
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