Rotkreuz SPIEGEL 1 2017 - DRK-Landesverbandes Niedersachsen
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Rotkreuz SPIEGEL 1· 2017 Mitgliederzeitschrift des DRK-Landesverbandes Niedersachsen e. V. März 2017 Juni · 71. 2013 Jahrgang · 67. Jahrgang
EDITORIAL Freiwilligendienste Liebe Leserin, lieber Leser, die Berufswelt bietet so vie- Dr. Ralf Selbach, Vorstandsvorsitzen- le Möglichkeiten, dass es für jun- der des DRK-Landesverbandes Nie- ge Menschen oft schwierig ist, sich dersachsen, der auf notwendige Än- gleich nach der Schule für eine Aus- derungen eingeht, damit Staat und bildung zu entscheiden. Die Freiwil- Hilfsorganisationen auf die aktuellen ligendienste beim Deutschen Roten Bedrohungslagen noch besser vorbe- Kreuz, zu denen sowohl das Freiwil- reitet sind. lige Soziale Jahr als auch der Bun- Weitreichende Änderungen sind desfreiwilligendienst zählen, können in diesem Jahr auch im Bereich der eine gute Orientierung geben. Die Pflege wirksam geworden. Im Rah- Vielfalt der Einsatzstellen im sozialen men des Pflegestärkungsgesetzes II Bereich ist groß, von Kindertages- hat sich für Pflegebedürftige und Pfle- stätten, Fahrdiensten, Einrichtungen gekräfte sowie die Anbieter von Pfle- für Menschen mit Behinderung, über geleistungen basierend auf einem Rettungswachen, Seniorenzentren neuen Verständnis von Pflegebedürf- und anderem mehr. Aber auch die tigkeit einiges gewandelt. Die wich- begleitenden Seminare tragen zur tigsten Neuerungen erklären wir auf Persönlichkeitsbildung bei und sind Seite 22. eine zusätzliche, hilfreiche Qualifi- Damit die Führungskräfte in der kation für den weiteren beruflichen Altenpflege zum Wohl ihrer Kunden – Werdegang. Auf den Seiten 4 bis 10 der stetig wachsenden Zahl pflegebe- erhalten Sie einen Einblick in die Se- dürftiger Menschen – den rasant ge- minarinhalte, die unsere DRK-Refe- stiegenen fachlich-organisatorischen rentinnen und -Referenten in unserer und komplexen Anforderungen noch Landesschule in Bad Pyrmont ver- besser gewachsen sind, bietet der mitteln. Außerdem stellen wir Ihnen DRK-Landesverband im Rahmen der drei junge Menschen vor, die ihren Personalentwicklung eine neue Wei- Freiwilligendienst in der Kita, in ei- terbildungsreihe an. Nähere Informa- nem Internat für Kinder und Jugend- tionen finden Sie dazu auf Seite 15. liche mit Behinderungen und beim Fahrdienst des Blutspendedienstes Ihr leisten. Ohne ehrenamtliches Engage- ment ist auch ein funktionierender Bevölkerungs- und Katastrophen- schutz nicht denkbar. Lesen Sie dazu das Interview auf Seite 16 mit Hans Hartmann REDAKTIONELLE BEITRÄGE Haben Sie selbst interessante Beiträge für den nächsten Rotkreuz-Spiegel? Beiträge und Themenvorschläge richten Sie bitte an: rks@drklvnds.de 2 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
INHALT Titelstory 4-10 DRK-Freiwilligendienste In eigener Sache Freiwilligendienste beim DRK 16 „Wir brauchen einen starken Bevölkerungs- und Junge Menschen berichten von Katastrophenschutz“ ihren Erfahrungen. Jugend Aktuell 12 Schulsanitätsdienst probt Ernstfall 4 12 Meldungen Aktiv vor Ort 13 Im Ausland aktiv 14-15 Ausbildungen Katastrophenschutz stärken Im Interview mit dem Vorstandsvorsit- zenden Dr. Ralf Selbach. 18-21 helfen + retten 23-25 Senioren 26-27 Soziales 16 28-29 Kids + Kitas Alle Achtung! 32-35 Auszeichnungen//Nachrufe /Persönlich/ Jubiläen/Blutspende Pflegereform Die wichtigsten Änderungen auf einen Blick. Service & Co. 22, 30-31 Meldungen 22 36 Kochtipp/Suchrätsel und Auflösung 37 Rotkreuz-Worträtsel 38-39 Lehrgangstermine/Einrichtungen Neuerscheinung 39 Impressum Das Handbuch zu „Flüchtlingsrecht und Integration“ wird vorgestellt. 40 Adressen der DRK-Kreisverbände 30 Texte im Word-Format; Fotos in höchster Qualität. Beiträge auf dem Postweg adressieren Sie bitte an: DRK-Landesverband Niedersachsen e. V., Redaktion Rotkreuz-Spiegel, Erwinstraße 7, 30175 Hannover Nächster Redaktionsschluss: 7. April 2017 (Beiträge werden i. d. R. gekürzt und redaktionell bearbeitet.) Rotkreuz-Spiegel März 2017 3
TITELSTORY „Sehr viel fordernder, als ich es mir vorgestellt habe“: Jennifer Plattner arbeitet im FSJ in einem Internat in Wesermünde. 00 Fotos: Patrice Kunte 4 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
TITELSTORY FSJ und BFD: Vielfalt lernen – Haltung entwickeln Irgendetwas liegt in der Luft in der DRK-Landesschule in Bad Pyrmont. Rund 50 junge Leute nehmen hier an einem fünftägigen Bildungsseminar teil. Sie ar- beiten im Freiwilligen Sozialen Jahr oder im Bundesfreiwilligendienst – in Kin- dertagesstätten, auf Rettungswachen oder in Pflegeeinrichtungen des DRK. Dröge Seminarstimmung oder trockene Schulatmosphäre? Fehlanzeige in Bad Pyrmont. Große und kleine Gruppen diskutieren, üben, arbeiten im Sitzen, auf dem Boden, in Sitzgruppen. Wie geht man eigentlich mit Kleinkindern um, die sich beim Mittagessen in der Kita den Teller mit Bergen beladen? Wie funkti- oniert Spracherwerb? Und was ist eigentlich gerade mit der Gesellschaft los? Wie gehe ich mit Konflikten um und: Wofür stehe ich eigentlich in dieser Welt? Rotkreuz-Spiegel März 2017 5
TITELSTORY Viel mehr als Pflichtstunden: In den Seminarwochen geht es um Fachthemen, persönliche Entwicklung und: eigenes Denken. Der eher betuliche Zivildienst von damals und das FSJ Der Bildungsbonus: Reifen und wachsen sowie der BFD von heute – sie haben nichts mehr gemein. 25 Bildungstage sind Pflicht und ergänzen die prak- Junge wie alte Freiwillige sind in hunderten DRK-Einrich- tischen Erfahrungen im Alltag der Einrichtungen. In tungen in Niedersachsen herzlich willkommen. Und sie Niedersachsen bietet das DRK alle zwei Monate eine Se- sind weit mehr als günstige Hilfskräfte. Weil sie entlas- minarwoche an – Anfahrt, Kost und Logis inklusive. Die ten, unterstützen und meist hoch engagiert mitarbeiten, inhaltliche Bandbreite ist enorm: Gesellschaftliche The- werden sie oft zu geschätzten Kollegen. Besonders junge men stehen ebenso im Mittelpunkt wie Fachwissen zur FSJ-Teilnehmer erhalten so viele Einblicke in Alltag und sozialen Arbeit und Rüstzeug zur Persönlichkeitsentwick- Realität möglicher Berufsfelder – und werden nicht selten lung. Der Umgang mit Demenz steht ebenso auf dem Plan erst dadurch richtig motiviert. wie Entwicklungspsychologie bei Kindern oder richtiges Genau dafür setzt sich Christina Körber mit ihren Kol- Heben und Tragen. Migration, Rassismus, Konsumgesell- legen ein. Besonders die Jugendfreiwilligendienste seien schaft, alternative Lebensweisen – Wie sieht ein Leben ein Bildungs- und Orientierungsjahr, „um junge Menschen ohne Plastik oder Geld aus? – kommen ebenso vor wie zu begleiten, zu unterstützen, damit sie selbstständig han- Stressmanagement, Zeitmanagement oder die Frage: Was deln können“, erklärt die Fachbereichsleiterin der Frei- kostet die Welt – welche Kosten kommen auf mich zu, willigendienste im DRK-Landesverband Niedersachsen. wenn ich nicht mehr Zuhause wohne? Gerade FSJ und BFD mit ihrer Altersspanne 16 bis 26 Jah- re beantworten so auch ganz lebensnahe, praktische Fra- gen. „Viele Teilnehmer kommen frisch aus der Schule und Arbeit mit Herzblut sind in einem ganz wesentlichen Lebensabschnitt, in dem Christina Körber gehört zu einem Team von 18 Re- man sich abnabelt, orientiert, einen Beruf plant und eine ferenten und Mitarbeitern im Landesverband. Sie be- Lebensperspektive sucht“, sagt Christina Körber. Der An- gleiten und beraten rund 550 Freiwillige, die jährlich in spruch der Referenten ist hoch: „Wir sagen nicht: So sieht Niedersachsen in DRK-Einrichtungen arbeiten – oft von die Welt aus. Wir geben stattdessen Impulse und fordern der ersten Bewerbung bis zur Beratung bei der späteren zur kritischen Auseinandersetzung auf, wollen anregen, Studienwahl. Zwar kommen die Referenten teils aus ganz eigenes Wissen und eigene Positionen zu finden.“ Die aus unterschiedlichen Studienrichtungen und Berufen – ge- der Schule oft gewohnte Konsumhaltung endet hier, for- meinsam ist ihnen aber das Herzensthema Bildung. Und dert zur Emanzipation und Selbstbestimmung auf. Und so da arbeiten sie mit hochmotivierten Lernenden: „Es gibt ist es selbstverständlich, dass die FSJ-Teilnehmer den The- ein hohes, ein enormes Engagement bei den Schulabgän- menplan der Seminarwochen wesentlich mitbestimmen. gern. Sich freiwillig für soziale Themen zu engagieren, die 6 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
TITELSTORY FSJ und BFD kurz erklärt Das FSJ ist auf Altersstufen zwischen 16 und 26 begrenzt und startet beim DRK in Nie- dersachsen meist zum August und grundsätzlich in Vollzeit. In den 12 Monaten sind 25 Bildungstage fest vorgesehen. FSJler erhalten ein Taschen- und Verpflegungsgeld, beim „Wir möchten die Freiwilligen DRK in Niedersachsen sind es sensibilisieren und den Raum geben, die 389,30 Euro pro Monat. Sozial- Breite der gesellschaftlichen Herausforderungen versicherungsbeiträge werden unter verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Der DRK-Freiwilligendienst sieht in der Bildungsarbeit die Auf- ebenfalls gezahlt. Das FSJ kann gabe, die jungen Menschen zu befähigen, sich eigenstän- für Studium oder Ausbildungen dig eine differenzierte Meinung bilden zu können und ihr anerkannt/angerechnet werden. eigenes Argumentations- und Handlungsrepertoire Für den BFD „U27“ gilt für die zu erweitern.“ Aus dem Selbstverständnis gleiche Altersspanne wie für das der DRK-Freiwilligendienste FSJ, aber eine Zeitspanne von 6 bis 18 Monaten. Er beginnt ebenfalls meist im August und sieht auch 25 Bildungstage vor. Bereitschaft ist auf jeden Fall da.“ Da- ne Nebentätigkeiten übernehmen, Der BFD „27 Plus“ ist jederzeit raus entstehe ein Mehrwert für alle, aushelfen oder unterstützen. Etwa, möglich und kann in Vollzeit oder vor allem aber auch von gesellschaft- indem sie in stationären Einrich- Teilzeit übernommen werden. licher Relevanz. „Viele Angebote in tungen Spaziergänge übernehmen, Pro Monat Laufzeit ist aber nur Pflegeeinrichtungen, in Kitas oder in der Kita Spielangebote ergänzen in Dutzenden weiteren sozialen Ar- oder auf der Rettungswache Fahr- ein Bildungstag vorgesehen. beitsfeldern wären ohne die jungen dienste unterstützen. Tiefe Einblicke Leute im FSJ nicht oder nur schwer in den Berufsalltag, die Arbeitsfelder Weitere Infos: darstellbar“, verdeutlicht Körber. Die und Abläufe sind oft Teil der Neugier- freiwilligendienste.drk-nds.de FSJ-Kräfte dürfen und sollen dabei de, der Motivation, mit der sich rund keine Fachkräfte ersetzen – aber sie 1.200 junge Menschen pro Jahr beim entlasten, indem sie große und klei- DRK in Niedersachsen bewerben. Rotkreuz-Spiegel März 2017 7
TITELSTORY Zur Stelle, wenn es um Blut geht Tobias Josef (20) war bereits als Freiwilliger im britischen Manchester und half dort als Mann für alles in einer Kirchengemeinde. Zurück in Deutsch- land war die Wunschausbildung zum Notfallsanitäter nicht so leicht zu bekommen – also fing er im BFD als Fahrer im Blutkonserveneildienst der DRK-Rettungswache Springe an. Die Erfahrung lohnt sich schon jetzt: „Ich lerne die Arbeit einer Hilfsorganisation und den Alltag im Rettungswesen ganz genau kennen – und bekomme dane- ben noch viel Fahrpraxis.“ Auch im Le- benslauf werde damit ja deutlich, dass er sich in diesem Bereich engagiert bleibe. Er habe Freude am Helfen, seit 2013 arbeitet er deshalb ehrenamtlich als Sanitätshelfer. „Du erlebst da viele kleine und große Geschichten, die dich bereichern und motivieren. Das ist al- lemal besser als abends beim Tatort auf dem Sofa zu sitzen.“ Die Medizin und Technik haben es Tobias angetan, er stellt den Kollegen viele Fragen. Wie der Körper im Innern funktioniert, fasziniert ihn immer wieder: „Als Arzt oder Helfer macht man nicht die Hei- lung, man fördert sie nur und assistiert dem Körper quasi. Den Rest macht er selbst.“ Für Tobias steht fest: In diesem Themenbereich möchte er auf jeden Fall studieren oder weiterarbeiten. „Nicht Defizite sehen, sondern Stärken“ In Bad Pyrmont beschäftigt sich eine FSJ-Gruppe ge- anderen Gruppe, die Stimmung ist ebenso wach und le- rade mit Themen, die für ihre Arbeit in Krippen und Kin- bendig. Die studierte Erziehungswissenschaftlerin woll- dergärten hilfreich sind. Es geht um sprachliche Bildung te in der Bildung arbeiten, aber nicht Lehrerin werden: bei Kleinkindern. Referentin Linda Freistedt ermuntert „Hier in den Seminaren habe ich ein sehr ehrliches und die Teilnehmer, weniger die Defizite der Kinder im Blick direktes Publikum und auch unsere Methodik ist viel zu haben, sondern die Stärken, die Ressourcen zu loben, entscheidender. Unsere Teilnehmer wollen aktiv lernen, die sie schon besitzen. Schnell wird klar, dass man Fehler nicht passiv befüllt werden.“ Es sei hochmotivierend, mit auch indirekt und sanft korrigieren kann. Etwa, indem jungen Menschen zu arbeiten, die ihren Horizont erwei- man falsche Aussprachen kurz und richtig in die eigene tern, dabei wachsen, reifen und sich finden: „Es geht um Antwort einbindet. „Und ihr seid die Vorbilder, schon Lebenswege, nicht um Leistungsdruck.“ In den rund 400 beim Morgenkreis; an euch und mit euch lernen die Kin- FSJ-Teilnehmern des DRK sieht sie „eine Unmenge an Po- der!“ Am nächsten Tag geht es weiter mit frühkindlicher tenzial, das später auch Engagement werden könnte“. Es Sprachförderung, Spielepädagogik und mit dem Son- sei nicht unüblich, dass das Team so manche Entwicklung derthema zum Umgang mit Kindern, die mit Fluchterfah- vom schüchternen Mäuschen zum brüllenden Löwen be- rung nach Deutschland gekommen sind. gleiten dürfe. Im Team haben es die Referenten mit dem Nebenan arbeitet Kollegin Anika Mühlbach mit einer Bild der Larve verglichen, die später zum Schmetterling Fortsetzung nächste Seite 8 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
TITELSTORY 00 Christian Kolletzki Erst Praxis aus der Kita, dann duales Studium mit BWL „Ich wollte mal etwas machen, das leichterung und Unterstützung ist für „Es lohnt sich wirklich. Du bekommst nichts mit Schule zu tun hat. Da war uns Gold wert; sie entlastet uns als ein großes Paket echten Berufsalltag ich lange genug“, sagt Joseph Geng Fachkräfte, wir haben mehr Zeit und – für mich ist das spannender als eine (20). Zu Kindern hatte er schon im- Ruhe für die Kinder.“ Längst sei Joseph Banklehre.“ Und: „Die Seminare sind mer einen Draht, arbeitete bereits als zu einem anerkannten Teil des Teams der Wahnsinn.“ Die nächsten Schritte Teamer für Konfi-Freizeiten. So führte geworden – für Kinder wie Kollegen. sind für Joseph bereits klar: Nach dem seine FSJ-Bewerbung zur DRK-Kita in Auch Joseph ist zufrieden: „Man er- FSJ plant er ein duales Studium, bes- Gifhorn-Gamsen. Die Aufgaben und fährt hier wirklich Wertschätzung. tenfalls als Industriekaufmann kombi- der Alltag in der Löwenzahn-Gruppe Man sollte natürlich wach sein, Aufga- niert mit BWL. Ihn interessiere eben sind vielfältig: Küchenarbeit, Geschirr ben sehen und nicht nur Zeit absitzen. auch der wirtschaftliche Teil. Aber: waschen und Snacks herrichten ge- Mir bringt die Zeit hier auf jeden Fall „Ich weiß noch lange nicht, was ich hört ebenso dazu wie Aufsicht, spielen, etwas. Ich lerne viel aus der Praxis, mein Leben lang machen will.“ Auch basteln und trösten. Gruppenleiterin auch pädagogische Kniffe“, sagt der die Sozialwissenschaften, das Verhal- Mandy Groß ist begeistert: „Die Er- 20-Jährige, den hier alle Josi rufen. ten von Menschen, interessieren ihn. wird – was den Teilnehmern oft gelänge, wenn und weil Dann können offene Konzepte deutscher Kitas diese Kin- sie ihre Talente entdecken. der durchaus überfordern. Die Gruppe nickt, einige ma- Auch Anika Mühlbach kennt das weite Themenspek- chen sich Notizen. trum der Seminare. Manchmal gehe es um scheinbar Diese Sensibilität für das „Andere“, für andere Kultu- selbstverständliche Dinge: Was ist eine Krankschreibung? ren und das „Fremde“ will auch Abteilungsleiterin Katrin Wie geht das, was muss man beachten? In diesem Mo- Bäumler in der nächsten Zeit weiter ausbauen. Die inter- ment aber geht es in dem Gruppenraum neben dem Spei- kulturelle Öffnung der Freiwilligendienste sieht sie als eines sesaal um ganz praktische Fragen: „Wie gehe ich mit ei- der Schlüsselthemen der Zukunft. Und das beginne mit der nem Jungen um, der sich in der Kita den Teller immer und eigenen Sensibilisierung: Wie gehe ich, wie gehen wir mit immer wieder übervoll lädt?“ Schnell stellt sich heraus, Unbekanntem, mit fremder Herkunft und Kultur um? „So dass der Junge ein Flüchtlingskind ist, Hunger gelitten können wir dazu beitragen, unsere eigene Kultur, unsere ei- hat und sich jetzt entsprechend verhält. Er muss erst wie- genen Werte zu hinterfragen, klären und stabilisieren. Dazu der lernen, dass Essen jetzt pünktlich und selbstverständ- gehört natürlich auch die Präzisierung, wofür wir als Rot- lich ist. Perspektiven verändern sich. Anika Knippenberg kreuzgemeinschaft einstehen.“ zeigt an anderen Beispielen, wie wichtig Struktur für Klingt nicht so, als würde es langweilig bei den nächs- scheinbar verhaltensauffällige Flüchtlingskinder ist, die ten Seminaren in der DRK-Landesschule. auf der Flucht eben monatelang keine Struktur hatten. Christian Kolletzki Rotkreuz-Spiegel März 2017 9
TITELSTORY Ein Jahr lang neuen Erfahrungen auf den Zahn fühlen Für Jennifer Plattner (18) war Jugendliche mit Behinderungen in nur die Fassade, mehr als nur die das FSJ nach dem Abitur auch ein Wesermünde. Und gewann eine Er- Krankheit zu sehen, sondern den Überbrückungsjahr, „denn für meine kenntnis: „Hauptberuflich möchte ganzen Menschen kennenzulernen. Ausbildungsplätze hatte ich die Fris- ich das nicht machen. Es ist sehr viel Auch die Seminarwochen seien hilf- ten verpasst. Ich habe zuhause eine fordernder, anstrengender, als ich es reich, „die Themen sind total interes- behinderte Schwester und wollte se- mir vorgestellt habe.“ Der Umgang sant“. Und nach dem FSJ? Für Jenni- hen, wie der Umgang mit anderen mit einigen Bewohnern sei fordernd fer Plattner beginnt dann ein neuer Behinderungen ist und wie andere und erfordere viel Kraft. Und den- Abschnitt – mit einer Ausbildung zur Menschen damit umgehen.“ So kam noch empfiehlt sie das FSJ unbedingt zahnmedizinischen Fachangestellten. sie zum DRK-Internat für Kinder und weiter. Es biete die Chance, mehr als Arbeitsfelder für FSJ und BFD Die DRK-Einrichtungen in Niedersachsen bieten rund 550 Gern gesehen und gesucht werden zur Profilerweiterung Stellen für Freiwillige in vielen Bereichen an: übrigens DRK-Einrichtungen aus den Bereichen • Rettungsdienst, Krankentransport, Hilfs- und Trans- • Sozialkaufhäuser portdienst, Fahrdienst • Obdachloseneinrichtungen • Blutspendedienst • Flüchtlingsunterkünfte • Sozialstationen • Essen auf Rädern • Einrichtungen der Altenhilfe • Mobiler sozialer Hilfsdienst • Krankenhäuser • Tafeln • Rehakliniken • Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen • Kindertageseinrichtungen • Stationäre Kinder- und Jugendhilfe • Offene Jugendarbeit • Offene Sozialarbeit • Flüchtlingshilfe 10 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
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JUGEND AKTUELL Schulsanitätsdienst 00 Torben Lilje probt Ernstfall Ein voll besetzter PKW trifft auf einen Schul- bus. Was ist zu tun? Dieses Szenario übte der DRK-Schulsanitätsdienst des Gymnasiums Grusel- Salzhausen. Workshop Celle In der Oberschule Esche- 00 Carolin Salfner Harburg-Land In der Busschlei- de trafen sich im letzten Jahr fe am Schulzentrum in Salzhausen rund 70 junge Menschen des steht ein voll besetzter Bus. Aus ihm Jugendrotkreuzes mit Schü- dringen Rufe und Schreie verletzter lern des DRK-Schulsanitäts- Fahrgäste. Ein PKW mit Fahrer, Bei- dienstes zu einem gruseligen fahrer und drei Kindern im Fond ist frontal mit dem Bus zusammenge- Halloween-Workshop. Bei stoßen, auch hier sind die Insassen Kürbisschnitzen, Grusel-Theater, verletzt: Platzwunden, Hämatome, einem abendlichen Grusel-Menü Schock, stumpfes Bauchtrauma, Kno- sowie einem Orientierungs- chenbrüche und Quetschungen. Rollen als Verletzte zugeteilt bekom- marsch bei Nacht lernten sich Zum Glück ist alles nur insze- men und wurden von Kirsten Heider, die zwei unterschiedlichen Or- niert, für die jährliche Großübung DRK-Mitglied und sehr erfahren in der Schulsanitätsdienste im Land- der maskenbildnerischen Notfalldar- ganisationen innerhalb des DRK kreis unter der Leitung von Uta Wein, stellung, täuschend echt geschminkt. Celle auf neue und amüsante Art Lehrerin am Gymnasium Salzhausen Die 30 Helfer des Schulsanitäts- besser kennen. Am nächsten und seit Jahren in Diensten des Deut- dienstes des Gymnasiums Salzhausen Tag ging man mit neuem Ver- schen Roten Kreuzes. Sie leitet die übernehmen die Rolle der Ersthelfer. ständnis für die jeweilige Arbeit, „AG Schulsanitätsdienst“ an ihrer Auch der DRK-Rettungsdienst wird vor allem aber gut vorbereitet für Schule. in die Übung einbezogen und schickt den Halloween-Montag, fröhlich Fünf Schulsanitätsdienste, von ein Team mit zwei Auszubildenden. der IGS Winsen, der Eckermann-Re- „Natürlich dient die Übung in ers- auseinander. Michael Rohr alschule Winsen, der Oberschule ter Linie dazu, mehr Routine bei der Ersten Hilfe zu bekommen und ein- Supertalent 00 Carolin Salfner mal unter annährend realistischen Bedingungen und unter Stress das gesucht! Gelernte umzusetzen. Im Nachgang werden wir mit Hilfe eines Refle- xionsbogens, den jeder Beteiligte Vom 2. bis 5. Juni 2017 findet ausfüllen soll, besprechen, was gut das JRK-Supercamp im Ost- geklappt hat, wo wir uns aber auch seebad Binz auf Rügen statt. noch verbessern, was wir weiter Dort gibt es am 4. Juni den üben und erklären müssen“, erläutert Open-Stage-Wettbewerb „Das Uta Wein das Ziel der Übung. „Dar- Supercamp sucht das Super- über hinaus verfolgen wir mit dieser talent“. Bühnenbegeisterte Salzhausen, dem Gymnasium Lüne- groß angelegten Übung das Ziel, die burg-Oedeme und vom Gymnasium benachbarten Schulsanitätsdienste Rotkreuzler können sich hier in- Salzhausen hat Uta Wein für die mehr miteinander zu vernetzen, den formieren und anmelden: www. Übung zusammengetrommelt. 50 Austausch und die Zusammenarbeit jugendrotkreuz.de/aktuelles/ Mimen der auswärtigen Schulsani- zu fördern“, ergänzt sie. supercamp/ tätsdienste sind angereist, haben ihre Carolin Salfner 12 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
IM AUSLAND AKTIV 00 privat 00 DRK Schorborn/Emmerborn 00 DRK Schorborn/Emmerborn LKW wird für die Fahrt Hilfsgüter kommen im Bescherung mit dem Roten Kreuz in Visaginas. nach Litauen beladen. litauischen Karsenai an. Hilfe für Litauen Hilfe vom Roten Kreuz in Niedersachsen geht seit giger Sach- und Geldspenden von Unternehmen, Organi- vielen Jahren nach Litauen. Über das Engagement sationen und vielen Privatpersonen konnten die Rotkreuz- der Kreisverbände Wolfsburg, Gifhorn und Weser- ler 2016 bereits zum zweiten Mal einen Hilfstransport bergland haben wir schon mehrfach berichtet. dorthin organisieren. In kürzester Zeit hatte das ehren- amtliche Helferteam den 40-Tonner Großraum-LKW mit Wolfsburg/Weserbergland Über eine zauberhafte Anhänger der Spedition beladen. Kleidung, Haushaltsar- Weihnachtsfeier konnten sich arme Schulkinder im Alter tikel, Bettwäsche, Pflege- und Hilfsmittel für kranke und von sechs bis 18 Jahren aus dem litauischen Ort Visagin- alte Menschen, Haushalts- und Elektrogeräte, Pflegebet- as freuen. 67 Geschenk-Sets und reichlich Kekse hatte ten, Rollatoren, Rollstühle, Spielzeug und vieles mehr dafür das DRK aus Wolfsburg im November in die Stadt machte sich zunächst auf den Weg nach Viesvile zum gebracht. Die Leiterin des Roten Kreuzes in Visaginas dortigen Kinder- und Waisenheim. Anschließend ging die Maria Korkut bedankte sich herzlich bei den Kollegen in Fahrt Richtung Norden nach Kursènai, wo das Litauische Deutschland. „Die Überraschung für die Kinder war ge- Rote Kreuz die Hilfsgüter entgegennahm, um sie an be- lungen!“, sagte sie und fügte hinzu: „Wir wollen an Wun- dürftige, arme und kranke Menschen, an Familien sowie der glauben und hören nicht auf, Gutes zu tun!“ Krankenhäuser, Altenheime und soziale Einrichtungen zu Für große Freude sorgte auch die DRK-Auslandshilfe verteilen. DRK-Schorborn/Emmerborn/ Schorborn/Emmerborn wieder in Litauen. Dank großzü- Jürgen Teichmann/Kerstin Hiller Mobiles Isolationskrankenhaus Das Deutsche Rote Kreuz hat in 00 Düß/DRK der bereits bestehenden Nothilfeein- Berlin ein mobiles Isolationskran- heiten des Deutschen Roten Kreuzes kenhaus als neuen Baustein in- dar – entwickelt aus den Erfahrungen nerhalb der Katastrophenhilfe der des Ebola-Einsatzes in Westafrika. internationalen Rotkreuz- und Rot Das Projekt wird finanziert mit halbmond-Bewegung vorgestellt. Mitteln des Auswärtigen Amtes. Die Aufgabe des Isolationskrankenhauses Berlin „Den Bedarf für ein solches wird es in einem solchen Einsatzfall Krankenhaus hat uns der Ebola-Aus- sein, das lokale Gesundheitssystem bruch 2014/15 in Westafrika deut- des betroffenen Landes zu unter- lich gezeigt. Mit dieser spezialisier- ständige Teamleiter und Bundes-Ka- stützen, indem bis zu 200 Patienten ten klinischen Behandlungseinheit, tastrophenschutz-Beauftragte des pro Tag untersucht und zugleich die die wir jetzt nach WHO-Standards DRK, Frank Jörres. Versorgung der Verdachtspatienten entwickelt und realisiert haben, sol- Das neue DRK-Isolationskran- übernommen wird. Auch die aus- len Ausbrüche gefährlicher Infek- kenhaus ist weltweit einsetzbar und bruchsspezifische Laboranalytik wird tionskrankheiten wie etwa Ebola modular jederzeit auf das Szenario sichergestellt. eingedämmt werden“, sagte der zu- anpassbar. Es stellt eine Ergänzung DRK-Pressestelle Berlin Rotkreuz-Spiegel März 2017 13
AUSBILDUNGEN Aus- und weitergebildet beim DRK 00 Jörg Stenzel Die frisch ausgebildeten Sanitäter in Soltau. 00 privat Bei der Schulung zur interkulturellen Kompetenz in Leer. Neue Sanitäter Für Flüchtlingsarbeit qualifiziert Soltau Der DRK-Kreisverband Soltau freut sich über Leer/Emsland Am 21. Oktober 2016 fand beim DRK 15 neue ehrenamtliche Sanitäterinnen und Sanitäter. Im Kreisverband Leer eine Fortbildung zur Stärkung interkul- Herbst 2016 hatten sie erfolgreich am Sanitätsdienstlehr- tureller Kompetenzen statt. Dabei standen Sensibilisie- gang teilgenommen und konnten das Erlernte bereits bei rung und Entwicklung eigener Kompetenzen im Umgang einem realen Einsatz am 3. November unter Beweis stel- mit anderen Kulturen der Teilnehmerinnen und Teilneh- len. 70 Personen wurden versorgt, belehrt und untersucht mer im Vordergrund. wegen einer möglichen Lebensmittelvergiftung. Im Ein- Anhand von Fallbeispielen und Rollenspielen erhielten satz waren mit 48 Helferinnen und Helfern die DRK-Be- die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Referentin reitschaften Munster, Soltau, Wietzendorf und Schnever- Engeline Kramer vielfältige praxisnahe Anregungen und dingen. Auch Kräfte von DLRG und THW waren vor Ort. Hilfen für ihr ehrenamtliches Engagement als Betreuer oder Pate. Weitere Schulungen sind beim DRK geplant, so dass 00 Oliver Möller - daholy.de sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in der Flüchtlingshilfe regelmäßig über ihre Erfahrungen im Alltag austauschen können und weiterhin eine wertvolle Hilfeleistung erfahren. Im Zeitraum Juni bis September 2016 hatte der DRK-Kreisverband Emsland im Rahmen der Fortbildungs- reihe „Kompetent!“ bereits mehrere Grundlagenmodule rund um das Thema „Migration und Flucht“ angeboten. Für die Monate Oktober bis November gab es die Mög- lichkeit, das erlangte Wissen und die Erfahrungen in vier zusätzlichen Modulen zu vertiefen und zu reflektieren. 14 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
AUSBILDUNGEN Ausgebildet als Notfallsanitäter 00 Citoler/DRK Grafschaft Bentheim Im Zuge der Umsetzung des Notfallsanitätergesetzes wird der DRK-Kreisverband Graf- schaft Bentheim beispielsweise bis Ende 2020 rund 40 Notfallsanitäter ausbilden – in jedem Schichtdienst für jeden Rettungswagen einen. Ginge es nach dem Kreis- verband, „würden wir alle Rettungsassistenten sofort im ersten Jahr weiterbilden“, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Eckhard Jürriens. Allerdings tragen die Krankenkassen die Kosten für Personal und Ausbildung und sind daran interessiert, die Kosten über den per Gesetz vorgeschrie- benen Zeitraum bis 2020 zu verteilen. Außerdem qualifiziert der Kreisverband derzeit sie- ben Auszubildende für den neuen Beruf. Mit der neuen dreijährigen Ausbildung sind sie auch für Aufgaben qua- lifiziert, die früher nur vom Notarzt durchgeführt wer- den durften. Beispielsweise dürfen sie nun bestimmte Schmerzmittel selbst verabreichen. So wird ermöglicht, dass die Notärzte nicht mehr wegen eines relativ harm- losen Beinbruchs etwa nach Emlichheim fahren müssen, sondern können für ernstere Fälle wie beispielsweise ei- nem Herzinfarkt in Nordhorn bereitstehen. Jahren, müssen noch über einige Monate Lehrgänge an Noch nach dem alten Ausbildungssystem qualifizierte der Schule besucht werden, bevor sie an der staatlichen Rettungsassistenten mit mehr als fünf Jahren Berufser- Prüfung teilnehmen dürfen. fahrung müssen eine Ergänzungsprüfung zum Notfallsa- Jörg Stenzel/Grafschafter Nachrichten/Ute Ramann/ nitäter ablegen, liegt die Berufspraxis bei weniger als fünf Emsland-Kurier/Kerstin Hiller Personalentwicklung Altenpflege „Unsere Mitarbeiterinnen und nehmerinnen und Teilnehmer er- DRK-Landesverband Mitarbeiter sind uns wichtig“ – ein halten dabei die Möglichkeit, sich Niedersachsen e. V. Kredo, mit dem der DRK-Landes- auf eine einheitliche Führungskul- verband Niedersachsen auf die tur gemeinsam zu verständigen und herausfordernden Veränderun- voneinander zu lernen. Das Personal- gen im Bereich der Altenpflege entwicklungsprogramm baut auf den Personalentwicklung für führungskräfte im Drk reagiert. individuellen Führungserfahrungen und Stärken einer jeden einzelnen Knappe Personalressourcen, eine Führungskraft auf und erweitert ihre hohe Arbeitsbelastung sowie sich ste- Fähigkeiten. tig ändernde Rahmenbedingungen Im Rahmen des gesamtverbandli- stellen Leitungskräfte von Pflegeei- chen Strategieprozesses beginnt das richtungen vor große Herausforde- Personalentwicklungsprogramm als rungen. Pilotprojekt in der Altenpflege und Mit dem niedersächsischen Per- soll perspektivisch auf die weiteren sonalentwicklungsprogramm „Perso- Hauptgeschäftsfelder des DRK ausge- nalentwicklung für Führungskräfte rollt werden. Jil Krebs im DRK“ möchte der Landesverband die Führungskräfte dabei unterstüt- Für weitere Informationen zen, die angesprochenen Aufgaben kontaktieren Sie uns bitte unter gut bewältigen zu können. Die Teil- personalentwicklung@drklvnds.de. Rotkreuz-Spiegel März 2017 15
IN EIGENER SACHE 00 privat Dr. Ralf Selbach (Mitte und groß) auf der Podiumsdiskussion zum Thema „Bevölkerungsschutz und Krisenvorsorge“ des Nieder- sächsischen Landkreistages (NLT) am 24. Februar 2017 in Celle. Weitere Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Nieders. Innenminister Boris Pistorius, Präsident des NLT und Göttinger Landrat Bernhard Reuter sowie Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Moderation: Christoph Hamann vom NDR Fernsehen. „Wir brauchen einen starken Bevölkerungs- und Katastrophenschutz“ Im Gespräch mit Dr. Ralf Selbach, Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Niedersachsen Allein in Niedersachsen engagieren sich rund 6.700 5.000 ehrenamtlichen DRK-Helferinnen und Helfern – im ehrenamtliche Kräfte in den DRK-Bereitschaften und Auftrag des Landes und auf kommunaler Ebene in Nieder- stehen damit für den Katastrophenfall bereit. Wie sachsen gut 20.000 Plätze für Flüchtlinge geschaffen. gut ist der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz aus Ihrer Sicht landesweit aufgestellt? Es hat sich dabei auch gezeigt, wo noch nachgebessert oder auch weiterentwickelt werden muss. Wir halten nun Die Strukturen und die Zusammenarbeit aller beteiligten ab Februar 2017 einen Betreuungsplatz für die Betreu- Organisationen wie etwa dem DRK mit den staatlichen Be- ung und Verpflegung von 500 Personen zusätzlich für den hörden auf kommunaler und auf Landesebene sind erprobt Einsatz bereit und haben zum Beispiel einen permanen- und haben sich bei Katastrophenfällen wie etwa bei den ten Stabsraum eingerichtet. Daneben werden wir nach letzten Flutkatastrophen vielfach bewährt. Auch die Flücht- einer Reorganisation im Katastrophenschutz-Zentralla- lingskrise 2015/2016 hat gezeigt, dass die Strukturen des ger in Hannover-Misburg und in zehn Außenlagern bei Katastrophenschutzes greifen. Das DRK hatte in kürzester DRK-Kreisverbänden Betreuungsmaterial für 4.500 Perso- Zeit mit Material und Personal – unter Einsatz von rund nen vorhalten. 16 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
IN EIGENER SACHE 00 Sonja Markgraf (NLT) 00 Kerstin Hiller Vom DRK-Landesverband Niedersachsen nahmen an der Versammlung des Niedersächsischen Landkreistages Präsident Hans Hartmann (l.) und Vorstandsvorsitzender Dr. Ralf Selbach teil (3. r.). Hier mit Teilneh- mern der Podiumsdiskussion und Spitzenvertretern des NLT. Bei einer Katastrophenschutzübung. Darüber hinaus sehen wir uns ver- um die Einsatzfähigkeit für solche Daher sind wir der Meinung, dass änderten Bedrohungslagen ausge- Szenarien optimieren zu können. man die Verzahnung von Bevölke- setzt: Pandemien, Terroranschläge, Wir begrüßen es daher sehr, dass rungsschutz, also Rettungsdienst, sogenannte schmutzige Bomben, der Niedersächsische Landkreistag Katastrophen- und Zivilschutz stets Cyberattacken, die Zerstörung kri- (NLT) kürzlich ein Positionspapier zwingend bei der Auftragsverga- tischer Infrastruktur und anderes. beschlossen hat, das unsere sämt- be des Rettungsdienstes durch die Wir brauchen daher einen starken lichen Forderungen vollumfänglich Landkreise und kreisfreien Städte Bevölkerungs- und Katastrophen- aufnimmt. Dazu zählen auch die berücksichtigen muss. Hier muss es schutz. Gründung eines Landesbeirates für ausschlaggebend sein, ob der Ret- den Katastrophenschutz und ge- tungsdienstanbieter eine breite Ba- Was müsste aus Ihrer Sicht meinsame Anstrengungen für mehr sis an qualifizierten Ehrenamtlichen dafür noch verbessert werden? Nachwuchs im Bereich des Ehren- für den Katastrophenfall bereithält. amtes. Auch der NLT geht davon Das im Dezember 2015 vom Bundes- Der DRK-Landesverband Nieder- aus, dass für den Bereich des Kata- tag verabschiedete Vergaberechts- sachsen hat sich bereits seit gerau- strophenschutzes mittelfristig ein modernisierungsgesetz enthält eine mer Zeit für eine notwendige Auf- dreistelliger Millionenbetrag bereit- sogenannte „Bereichsausnahme stockung sowohl personeller als gestellt werden muss. Bevölkerungsschutz“, wonach ret- auch materieller Ressourcen für den tungsdienstliche Leistungen bei Katastrophenschutz eingesetzt. Sei Welche Rolle spielt in diesem einer Vergabe an eine Hilfsorgani- es für die Vorbereitung auf einen Zusammenhang der Rettungs- sation nicht mehr ausgeschrieben lang anhaltenden Stromausfall oder dienst? werden müssen. Wir setzen uns ein Strahlenschutzereignis – hier dafür ein, dass diese Ausnahmere- brauchen wir dringend neue Kon- Die hauptamtlichen Mitarbeiter des gelung auch im Niedersächsischen zepte bei der Fahrzeugausstattung, Rettungsdienstes und die ehrenamt- Rettungsdienstgesetz aufgenommen Schutzkleidung, Ausbildung und lichen Helferinnen und Helfer der wird. Daher muss diese von der EU Training ehrenamtlicher Kräfte und Bereitschaften müssen nicht zuletzt eröffnete Chance in Berlin endlich den Zuständigkeiten von Bund, Län- im Krisen- und Katastrophenfall, auch rechtssicher umgesetzt wer- dern und Kommunen. Die Hilfsorga- aber auch bei der Bewältigung von den. Hier ist die Landesregierung im nisationen wie das DRK sind dabei Unfällen mit einer großen Zahl an Wort, dies durch eine Bundesratsini- auf zusätzliche finanzielle und ma- Verletzten oder einer Vielzahl an tiative zeitnah sicherzustellen. terielle Unterstützung angewiesen, Erkrankten Hand in Hand arbeiten. Kerstin Hiller Rotkreuz-Spiegel März 2017 17
HELFEN + RETTEN 00 Gerda Schmalkuche Übung der Medical Task Force der Polizeidirektion Göttingen unter Beteiligung des DRK in Hameln. (3 Fotos) Übung – Einsatz – neue Technik Training für Großschadenereignis zialeinheit des Bundes den Ernst- Weserbergland „Zugunglücke, Notärzten und organisatorischen fall – erstmals in Niedersachsen ist Massenkarambolagen, Naturkata- Leitern des Rettungsdienstes aus eine komplette Medical Task Force, strophen ... glücklicherweise sind dem Landkreis Hameln-Pyrmont, kurz MTF, zusammengerufen wor- wir in Deutschland von solchen Un- durchgeführt vom Geschäftsführer den. Die MTF 9 der Polizeidirek- glücken weitestgehend verschont“, des Instituts für Gefahrenabwehr, tion Göttingen wird vom stellver- so Andreas Bußmann, Leiter des Hanns Roesberg. tretenden Kreisbereitschaftsleiter DRK-Rettungsdienstes im Weser- Carola Gad des DRK-Weserbergland, Michael berglang. „Dennoch müssen wir Bretzing, geleitet. 180 Frauen und natürlich für den Ernstfall gewapp- Männer aus Göttingen, Hameln-Py- net sein und sind es auch: Zahlrei- ABC-Einsatz wird geprobt rmont, Hildesheim, Holzminden, che ehren- und hauptamtliche Hel- Weserbergland Die Szene wirkt Nienburg, Northeim und Schaum- fer des Deutschen Roten Kreuzes verstörend: Vier Männer, die Atem- burg sind am 19. November nach können innerhalb kürzester Zeit schutzmasken und Vollschutzanzü- Hameln gekommen. 60 Fachleute alarmiert und aktiviert werden, um ge tragen, untersuchen in einem nahmen als Beobachter an der vom sich um Betroffene und Verletzte zu Zelt einen Mittfünfziger, der zit- Niedersächsischen Innenministeri- kümmern.“ ternd und mit blutverschmiertem um finanzierten Zivilschutzübung Die Zusammenarbeit bei einem Gesicht auf einer Trage liegt. Mit teil. Das Bundesamt für Bevölke- solchen Großeinsatz muss aller- einer scharfen Schere schneidet ein rungsschutz und Katastrophenhilfe dings bestens koordiniert werden. Helfer Hose, Gürtel und Pullover hat 61 Medizinische Einheiten ein- Dafür ist die Örtliche Einsatzleitung des Patienten auf, während ein an- gerichtet. In Niedersachsen ist je- Rettungsdienst (ÖEL RD) zuständig, derer die Wunden mit Wasser rei- der Polizeidirektion eine Task Force die bei Großschadenereignissen ab nigt. So sieht es aus, wenn im Kata- zugeordnet worden. Es handelt sich fünf betroffenen bzw. verletzten strophenfall viele Schwerverletzte um tatktische Sanitätseinheiten mit Personen alarmiert wird. Im Ernst- behandelt werden müssen, die mit Spezialfähigkeiten, die bundesweit fall muss sie umgehend zusammen- atomaren, biologischen oder che- dort eingesetzt werden können, wo kommen. Um einen reibungslosen mischen Stoffen in Kontakt gekom- eine große Anzahl von Verletzten Ablauf zu gewährleisten, ist eine men sind. Auf dem ehemaligen versorgt werden muss. Das kann stetige Fort- und Weiterbildung Truppenübungsplatz an der Ohr- zum Beispiel bei terroristischen An- nötig. Deshalb gab es beispielswei- schen Landstraße in Hameln probt schlägen der Fall sein. se im letzten Herbst einen Work- eine aus verschiedenen Hilfsorga- Ulrich Behmann/Dewezet shop dazu mit rund 15 leitenden nisationen zusammengesetzte Spe- 18 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
HELFEN + RETTEN 00 Carola Gad Rettungsdienstmitarbeiter freuen sich über die rückenschonenden Rollboards. Großeinsatz in der Schule DRK-Kreisverbandes Uelzen, um sie im Ernstfall noch zu- Wolfenbüttel Alarm herrschte an der Integrierten Ge- verlässiger alamieren zu können. Sie heißt aPager. Damit samtschule (IGS) Wallstraße in Wolfenbüttel. 15 Kinder kann der jeweilige Einsatzleiter sehen, wie viele Kräfte der fünften Klassenstufe klagten während des Unterrichts ihm zur Verfügung stehen. plötzlich über Atemnot und Hautausschlag, Rettungs- Die Mitglieder der DRK-Bereitschaften Uelzen und dienst, Polizei und Feuerwehr waren mit einem Großauf- Bad Bevensen sind alle mit einem Funkmeldeempfänger gebot vor Ort. ausgerüstet. Zusätzlich zu diesem sind nun 30 mit dem Dazu zählten laut Lennart Horny, der als organisatorischer aPager ausgestattet. Leiter des Rettungsdienstes vom Deutschen Roten Kreuz „Mittels dieser App meldet sich das jeweilige Bereit- (DRK) Wolfenbüttel vor Ort im Einsatz war, „sechs Rettungs- schaftsmitglied zurück, ob es am Einsatz teilnimmt oder wagen, ein Notarzt, ein leitender Notarzt aus Braunschweig, nicht“, sagt der DRK-Kreisbereitschaftsleiter Andreas der organisatorische Leiter des DRK-Rettungsdienstes Braun- Schulze. So wisse der jeweilige Einsatzleiter innerhalb schweig sowie die ehrenamtlichen DRK-Kräfte der Schnell kürzester Zeit welcher Helfer mit welcher Qualifikation einsatzgruppe (SEG) mit mindestens einem Fahrzeug.“ am Einsatz teilnehme. Horny zufolge haben sich seine Kollegen und er gegen Aber nicht nur Einsatzkräfte aus dem ehrenamtlichen zwölf Uhr im Sanitätsraum um zwei Schüler gekümmert. Bereich sind mit dem aPager ausgerüstet. „30 hauptamt- Nach und nach seien immer mehr Kinder eingetroffen. liche Kräfte aus dem Rettungsdienst sind ebenfalls mittels „Wir haben die Patientinnen und Patienten dann gesich- aPager zu erreichen“, sagt Andreas Schulze. Das sei im- tet, der Notarzt hat jeweils die Schwere der Verletzung mer dort, wo viele Personen betroffen sind, von Vorteil. festgestellt und ihnen dementsprechend Kategorie-Karten „So können wir schnell auf eine Vielzahl von Helfern zu- angehängt. Manche von ihnen haben wir auch mit Sauer- rückgreifen.“ Carola Gad/Meike Karolat stoff versorgt. Glücklicherweise ging es niemandem rich- tig schlecht“, erläuterte der Einsatzleiter. Dennoch kamen die Kinder zur Überprüfung in ein Krankenhaus. Anzeige Auch der vom DRK ausgebildete zwölfköpfige Schul- sanitätsdienst trug einiges zum reibungslosen Ablauf bei. Bastian Lüpke/regiopress Von Rollboard und Einsatz-App Weserbergland/Uelzen Um seine Mitarbeiter zu schützen, die körperlichen Belastungen zu reduzieren und Erkrankungen vorzubeugen, rüstet der DRK-Kreisverband Weserbergland seine Einsatzfahrzeuge mit Rollboards aus. Durch eine einfache Mechanik ermöglichen diese das rückenschonende und zugleich sichere Umbetten eines Patienten von seinem Bett auf die Fahrzeugtrage. Eine spezielle App nutzen die Einsatzkräfte des Rotkreuz-Spiegel März 2017 19
HELFEN + RETTEN Kampf dem Herztod Mehr als 70.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland den plötzlichen Herztod. Wenn das Herz aufhört zu schlagen, ist jede Minute kostbar. Fallingbostel/Göttingen-Northeim/ Harburg-Land Unter dem Motto „Kampf dem Herztod – Ihr Herz liegt uns Emsland/Gifhorn Erst ein elektrischer Impuls in Form am Herzen“ initiierte der DRK-Kreisverband Harburg-Land eines Schocks bringt das Herz wieder zum Schlagen. bereits 2009 in Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern Stark macht sich daher das DRK vielerorts für die Ver- Winsen und Buchholz das Projekt, den Landkreis Harburg breitung von Automatisierten Externen Defibrillatoren, möglichst flächendeckend mit Automatisierten Externen De- auch AED-Geräte oder Defis genannt. Die Geräte ermög- fibrillatoren auszustatten. lichen es Laien, Leben von Menschen, die wegen Herz- Auch die Stadt Winsen beteiligt sich, beschafft ins- 00 Sebastian Schleicher/DRK 00 DRK-KV Emsland rhythmusstörungen zusammenbrechen, per Knopfdruck gesamt zwölf Geräte und stellt die gesamten hierfür be- zu retten. Das Gerät kommuniziert mit dem Anwender nötigten Finanzmittel zur Verfügung. Das Projekt geht und erklärt Schritt für Schritt, was in einem Notfall zu im Jahr 2017 weiter. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude tun ist. „Leider hat sich die Anschaffung solcher Geräte wird zusammen mit dem DRK bis zum Sommer 2017 noch nicht wirklich in Südniedersachsen durchgesetzt“, flächendeckend alle Filialen und SB-Bereiche mit ei- sagt Detlfef Büchner, Vorstand im DRK-Kreisverband Göt- nem Defibrillator ausgestattet haben und damit maß- tingen-Northeim. „Das muss sich ändern. Die Technik ist geblich zum „Kampf gegen den plötzlichen Herztod“ sehr gut, deswegen müssten die Geräte unbedingt weiter beitragen. verbreitet sein.“ Im Emsland beteiligt sich das DRK am System „Mobile In Walsrode beteiligte sich das DRK auf dem Rat- Retter“. Sie sollen durch Herzdruckmassage helfen, Le- hausvorplatz an der Aktion „Restart a Heart – Walsrode ben zu retten, bevor der Notarzt den Einsatzort erreichen schockt“, um auf den plötzlichen Herztod und geeignete kann. Denn diese kostbare Zeit kann manchmal schon Erste-Hilfe-Maßnahmen aufmerksam zu machen. Interes- über Leben und Tod entscheiden. Dabei befinden sich sierte konnten sich zum Beispiel die Handhabung eines vielleicht ein Arzt, eine Krankenschwester, ein Feuerwehr- AED zeigen lassen. mann, eine DRK-Helferin oder andere kompetente Helfer 20 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
HELFEN + RETTEN nur wenige Minuten entfernt vom Ort des Geschehens. und damit die mehrjährige Zusammenarbeit vertieft. Sie könnten viel schneller als der Rettungsdienst dort ein- So gab es zum Beispiel im vergangenen Jahr während treffen und auch ohne großes Equipment mit der lebens- der Herzwochen im November unter dem Motto „Herz rettenden Herzdruckmassage beginnen. Mittels einer auf unter Stress“ auch im DRK-Haus am Wasserturm einen dem Smartphone der „Mobilen Retter“ installierten App Vortrag dazu. In 2017 wird die Vortragsreihe im No- kann die gemeinsame Rettungsleitstelle der Landkreise vember unter dem Thema „Chronische Herzschwäche“ mögliche Ersthelfer in der Nähe des Notfalls orten und fortgesetzt. alarmieren. Christina Schröder (HNA)/Dirk Meyland (Walsroder Zeitung)/ In Gifhorn haben das DRK und die Deutsche Herz- Carolin Salfner/Wilfried Roggendorf (Lingener Tagespost)/ stiftung 2016 einen Kooperationsvertrag geschlossen Dietmar Wagner/Kerstin Hiller Tröstebär Tommy Im Teddy-Krankenhaus Region Hannover Mit einem Region Hannover Oh nein, Teddy Medizinischen Hochschule (MHH) or- niedlichen Geschenk bringen die Sa- geht es nicht gut. Was fehlt ihm nur? ganisierte Projekt erklärt die Abläufe nitäter der DRK-Rettungswache Han- Im Teddybär-Krankenhaus konnten im Krankenhaus auf spielerische Weise nover (Zeißstraße) in Zukunft ihre sich kleine Patienten im November und soll so die Angst nehmen. kleinen Patienten zum Lächeln: Dank professionelle Hilfe holen, um ihr liebs- Nach der Anmeldung und der Ers- einer Spende trocknet bald ein Trös- tes Kuscheltier wieder gesund pflegen ten Hilfe ging es für Teddy und die tebärchen die Tränen der Kinder. zu lassen. Das von Studierenden der Kinder in den Rettungswagen. Hier warteten Heiko Paarmann und Gerhard Pohlmann 00 Nadine Hunkert 00 DRK-Region Hannover von der DRK-Bereitschaft Hannover-Mitte. „Teddy hatte einen Fahrrad-Sturz. Jetzt zeigen wir euch al- les, was wir bei unserer Arbeit im Rettungswagen brauchen“, sagt Paarmann und fängt an zu erklären. An Teddybär Tom zeigten die Sanitäter dann, wie die Notfallversorgung im Kran- kenwagen aussieht, wofür der Sauerstoff benötigt wird und welche Funktio- Wachenleiter Oliver Buntke (links) tröstet An Teddy Tom zeigen die Sanitäter die nen noch wichtig sind. Hannes (5 Jahre) mit einem Bärchen. Notfallversorgung im Krankenhaus. Christina Blachnik Tommy wird dieser kleine Plüsch- Neu: Fahrzeuge und Wache freund liebevoll genannt und kommt bei den Kleinen gut an. „Bei einem Grafschaft Bentheim Zwei nagel- an der Ortsumgehung der Rettungs- Unfall mit Kindern sind die Bärchen neue Rettungswagen bereichern den dienst in der Region Nienburg sicher- sehr hilfreich und wirken beruhi- Fuhrpark des DRK-Rettungsdienstes in gestellt. Rund 1,2 Millionen Euro hat gend“, weiß DRK-Wachenleiter Oliver der Grafschaft Bentheim. Die beiden das DRK in den Neubau investiert. Ins- Buntke aus Erfahrung. Bereits in der 160 PS starken „Mercedes-Benz-Sprin- gesamt sind dort drei Rettungswagen, Vergangenheit hätten die Sanitäter ter“ sind an den Rettungswachen vier Krankenwagen und ein Notarzt- seiner Wache vereinzelnd Spielzeuge Nordhorn und Uelsen stationiert. fahrzeug stationiert. Der Standort sei eingesetzt, um ihre kleinen Patien- Aus: Grafschafter Nachrichten ideal, betont DRK-Kreisgeschäftsführer ten aufzuheitern. Dank der Spende Martin Krone: „Die neue Rettungswa- von 100 Bären durch die Fima Xcen- Nienburg Die neue Rettungswache che liegt direkt am Verkehrsknoten B 6, da rückt bei Rettungseinsätzen nun des DRK an der Großen Drakenburger B 214 und B 215. Im Ernstfall sind wir auch Teddy Tommy als Seelentröster Straße steht für einen zeitgemäßen also noch schneller als bisher dort, wo oder Erklärbär mit aus und verstärkt und zukunftsfähigen Rettungsdienst im Hilfe gebraucht wird. Und das Areal so das DRK-Team. Großraum Nienburg. Schon seit Sep- bietet auch Erweiterungsmöglichkei- Nadine Hunkert tember wird von dem Gelände direkt ten!“ DRK-KV Nienburg Rotkreuz-Spiegel März 2017 21
SERVICE Pflegereform – das hat sich geändert Seit Jahresbeginn sind mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz weitreichende Änderungen für Pflegebedürftige und Pflegende in Kraft getreten. Ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff und ein neues Begutachtungssystem wurden ein- geführt. Fünf Pflegegrade ersetzen nun die drei bisherigen Pflegestufen. 00 Michael Heck Was ist neu an dem Begriff von Pflegebedürftigkeit? Bisher wurden mit ihrer Definition vor allem die körper- lichen und organischen Einschränkungen erfasst, jedoch kaum die psychischen und kognitiven. Aspekte wie die Kommunikation und die soziale Teilhabe wurden aus- geblendet. Der neue Begriff hat die Gleichbehandlung körperlich, kognitiv und psychisch beeinträchtigter Men- schen zum Ziel. Der Grad der Selbstständigkeit steht da- bei im Fokus. Wer profitiert von der Pflegereform ganz besonders? Bei der Einstufung wird zum Beispiel darauf geachtet, in- wiefern sich der Pflegebedürftige noch selbst versorgen kann, wie mobil er ist und wie sein Sozialverhalten ist. Vor allem Demenzkranke werden damit besser gestellt. Denn im Gegensatz zu körperlich beeinträchtigten Men- schen erhielten sie zuvor nicht in gleichem Maße Hil- feleistungen. Müssen Pflegebedürftige die neue Einstufung bean- tragen? Nein, zum 1. Januar sind bereits pflegebedürftige Men- Allerdings könnte es für jemanden, der wegen ausschließ- schen automatisch in einen der neuen Pflegegrade ge- lich körperlicher Defizite Pflegeleistungen beantragt, wechselt. Grundsätzlich gilt: Versicherte mit körperlichen schwieriger werden, einen hohen Pflegegrad zu errei- Einschränkungen wurden in den nächsthöheren Pflege- chen. Denn der Aspekt der Mobilität wird nun nur noch grad übergeleitet, zum Beispiel von Pflegestufe I in den mit zehn Prozent gewichtet. Pflegegrad 2. Menschen mit eingeschränkter Alltagskom- petenz, also etwa mit Demenz oder geistiger Behinde- Erhöht sich der Eigenanteil im Pflegeheim? rung, gelangen in den übernächsten Pflegegrad, etwa von Stufe I in Pflegegrad 3. Grundsätzlich ist es für jemanden, der bereits in einer sta- tionären Pflegeeinrichtung lebt, so, dass die Pflegekasse Entstehen auch Nachteile für Pflegebedürftige? die Differenz übernimmt, wenn der neue Eigenanteil hö- her als der bisherige ist. Für diejenigen, die ab 1. Januar Prinzipiell nicht. Wer bereits Pflegeleistungen erhält, soll 2017 in ein Pflegeheim ziehen, könnte der Eigenanteil sie auch zukünftig mindestens im gleichen Umfang wei- bei den unteren Pflegegraden gegenüber den bisherigen ter beziehen. Die meisten Pflegebedürftigen bekommen höher ausfallen, bei den höheren Pflegegraden könnte er ab 2017 sogar höhere Leistungen. sich verringern. AFP/RND/Kerstin Hiller 22 Rotkreuz-Spiegel März 2017 Eine für alles. Die kostenfreie Infonummer: 08000 365 000
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