Ruckhalde-Tschudiwies: Weiterentwicklung eines Quartiers - Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde

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Ruckhalde-Tschudiwies: Weiterentwicklung eines Quartiers - Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde
Konzept der IG Ruckhalde                      Quartier Ruckhalde-Tschudiwies

                           Ruckhalde-Tschudiwies:
                           Weiterentwicklung
                           eines Quartiers
                           Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde

                                              St.Gallen, September 2019
Ruckhalde-Tschudiwies: Weiterentwicklung eines Quartiers - Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde
Ruckhalde-Tschudiwies: Weiterentwicklung eines Quartiers - Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde
Konzept der IG Ruckhalde                                Quartier Ruckhalde-Tschudiwies   Vision

                           Unterschiedlichste Menschen wohnen in einem
                           sorgfältig geplanten neuen Stadtteil, der sich
                           ­vorbildlich in den Stadtraum einfügt und gut in
                            die umliegenden Quartiere eingebunden ist.

                           Das lebendige, nachbarschaftliche, ökologische
                           und gemeinnützige durch mehrere Trägerschaften
                           gebaute Quartier Ruckhalde-Tschudiwies ist
                           ein Experimentierfeld für neue Wohn- und Arbeits­
                           formen. Inklusion wird gelebt und günstiger
                           Wohnraum ist langfristig gesichert.

                           Vision Quartier Ruckhalde-Tschudiwies im Jahr 2027

                                                        St.Gallen, September 2019           3
Ruckhalde-Tschudiwies: Weiterentwicklung eines Quartiers - Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde
Konzept der IG Ruckhalde                                                                   Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                            Einleitung

                           Die Zivilgesellschaft als treibende Kraft                       Der Verein IG Ruckhalde greift deshalb früh und aktiv in den
                           für Stadtentwicklung                                            Planungsprozess ein. Das vorliegende Konzept zeigt den
                                                                                           Weg auf, den der Verein IG Ruckhalde im Namen der Zivilge-
                                                                                           sellschaft begehen möchte, um zusammen mit der Stadt St.
                           Meist werden grosse bauliche Entwicklungsgebiete in             Gallen, privaten Grundeigentümern und den Wohnbau-
                           Städten von der öffentlichen Hand und/oder den privaten,        genossenschaften als Bauträgerschaften eine gemein-
                           bzw. öffentlich-rechtlichen Bauträgerschaften geplant und       schaftliche Planung in Angriff zu nehmen.
                           überbaut. In diesen Planungsprozessen gehen die Interes-
                           sen der Zivilgesellschaft oft vergessen. Wir sind eine Inter-   Mit diesem Konzept wird dieser Prozess gestartet. Erste
                           essengemeinschaft aus ebendieser Zivilgesellschaft, die         Gespräche mit der Stadt St. Gallen und Wohnbaugenossen-
                           sich im Gebiet Ruckhalde-Tschudiwies von Beginn weg aktiv       schaften haben stattgefunden und sind auf sehr positives
                           am Projekt beteiligt. Mit diesem Projektvorhaben zeigen wir     Echo gestossen. Dieses Konzept wird laufend angepasst und
                           auf, dass durch eine gleichwertige Berücksichtigung der drei    verfeinert. Es dient als Grundlage für die nächsten Schritte
                           Akteurinnen (Zivilgesellschaft, Bodenbesitzerin und Bauträ-     und als Basis für die weiteren Gespräche mit allen Beteilig-
                           gerschaften) bessere Lösungen für die Planung und den Bau       ten.
                           eines neuen Quartiers erreicht werden.

                           Einmalig an unserem Projekt ist die Tatsache, dass für
                           einmal nicht die Bodenbesitzerin oder die Investierenden
                           treibende Kraft hinter einem grossen Neubauprojekt sind,
                           sondern der Anstoss dafür aus der Zivilgesellschaft kommt
                           und diese auch im ganzen Entwicklungs-, Planungs- und
                           Bauprozess eine tragende Rolle übernimmt. Der Verein IG
                           Ruckhalde sieht sich als Vertretung dieser Zivilgesellschaft.

                           Verschiedene Veranstaltungen (zum Beispiel eine sehr gut
                           besuchte Zusammenkunft interessierter StadtbewohnerIn-
                           nen zum Thema «Neue Wohnformen») in der Stadt St.Gallen
                           haben gezeigt, dass in der Zivilgesellschaft ein grosses
                           Bedürfnis nach neuen Wohnformen besteht.

                                                                                           St.Gallen, September 2019                                        4
Ruckhalde-Tschudiwies: Weiterentwicklung eines Quartiers - Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde
Konzept der IG Ruckhalde   Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                    Inhaltsverzeichnis

                           1       Ausgangslage
                           1.1     Stadt St.Gallen                                          7
                           1.2     Areal Ruckhalde                                          9
                           1.3     Referenzprojekte                                        10
                           1.4     Projektteam IG Ruckhalde                                11
                           1.5     Verein IG Ruckhalde                                     11

                           2       Leitlinien – daran werden wir uns halten
                           2.1     Ein gemeinschaftliches Quartier,
                                   das sorgfältig entwickelt wird                          13
                           2.2     Ein solidarisches Quartier,
                                   das bezahlbaren Wohnraum ermöglicht                     14
                           2.3     Ein nachbarschaftliches Quartier,
                                   das Raum für alle bietet                                15
                           2.4     Ein lebendiges Quartier, das auffällt                   17
                           2.5     Ein veränderbares Quartier,
                                   das Freiräume und Begegnung zulässt                     18
                           2.6     Ein nachhaltiges Quartier,
                                   das Rücksicht auf die Umwelt nimmt                      19

                           3    Projekt Arealentwicklung Ruckhalde-Tschudiwies
                           3.1  Herangehensweise                                           22
                           3.2  Schaffung einer Dachorganisation                           22
                           3.3  Kooperativer Prozess – Echoräume,
                                Dialogprozess, Baukoordiation                              23
                           3.4 Machbarkeitsstudie                                          25
                           3.5 Wettbewerbsverfahren und Masterplanung                      26
                           3.6 Finanzierungsplan Verein IG Ruckhalde                       27
                           3.7 Innovationscharakter                                        28
                           3.8 Stolpersteine und Schwierigkeiten                           30
                           3.9 Meilensteine                                                31
                           3.10 Nächste Schritte und offene Fragen                         31

                           4       Anhang
                           4.1     Zeitplan                                                33
                           4.2     Grundlage Machbarkeitsstudie                            35

                           St.Gallen, September 2019
Ruckhalde-Tschudiwies: Weiterentwicklung eines Quartiers - Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde
1
Ausgangslage
Ruckhalde-Tschudiwies: Weiterentwicklung eines Quartiers - Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde
Konzept der IG Ruckhalde                                                                   Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                                       1 Ausgangslage

                           1.1 Stadt St.Gallen                                             Wohnformen, «Teilen statt Besitzen» werden national aber
                                                                                           auch lokal diskutiert und in verschiedenen Städten bereits
                                                                                           sehr erfolgreich gelebt. Die Stadt St.Gallen hat hier eindeu-
                           Im Vergleich zu anderen grösseren Städten der Schweiz ist       tig einen Nachholbedarf. Augenscheinlich wird dies an den
                           der Wohnungsmarkt in der Stadt St.Gallen nicht im gleichen      sehr gut besuchten Veranstaltungen, die in den letzten
                           Masse überhitzt und umkämpft. Wohnungen zu einem er­-           Jahren zu diesem Thema stattgefunden haben. Auch die
                           schwinglichen Preis sind im freien Markt erhältlich. Trotz-     Politik hat sich schon damit befasst.3
                           dem stagniert seit Jahren die Bevölkerungszahl der Stadt
                           St.Gallen. Viele Familien ziehen aus der Stadt weg in die       Laut dem städtischen Verkehrsreglement ist die Stadt
                           Agglomeration. Ein Grund dafür ist der fehlende attraktive      St.Gallen verpflichtet, das Mobilitätswachstum durch den
                           Wohnraum für Familien.                                          öffentlichen sowie den Langsamverkehr aufzufangen.
                                                                                           Diesen Grundsatz haben die Stimmbürgerinnen und Stimm-
                           In der verdichteten Schweiz ist Boden ein rares Gut. Dies ist   bürger an der Urne mehrfach bestätigt. Bereits besitzen in
                           insbesondere für Investoren ein gefundenes Fressen, um          der Stadt St.Gallen die BewohnerInnen von knapp 40% der
                           gewinnbringende Renditen für AnlegerInnen (Pensionskas-         Wohnungen kein eigenes Auto4. In anderen Städten boomen
                           sen, Banken etc.) zu erwirtschaften. Mit dem genossen-          autoarme und autofreie Siedlungen. Noch wurden in der
                           schaftlichen und gemeinnützigen Wohnungsbau werden              Stadt St.Gallen keine solchen Siedlungen realisiert. Das
                           Wohnungen der Spekulation entzogen. Damit bleibt für die        Gebiet in der Ruckhalde ist zu einem grossen Teil im Besitz
                           Zukunft preisgünstiger Wohnraum erhalten.                       der politischen Gemeinde der Stadt. Der Stadtrat hat bereits
                                                                                           bestätigt, dass sich dieses Gebiet für autoarmes Wohnen
                           In der Stadt St.Gallen hat der genossenschaftliche Woh-         eignen würde.5
                           nungsbau eine lange Tradition. Etliche Wohnbaugenossen-
                           schaften sind in der Zeit der Industrialisierung und der
                           Textilblüte entstanden und haben bis heute Bestand. In den
                           letzten Jahren sind in der Stadt St.Gallen vereinzelte
                           genossenschaftliche Wohnbauprojekte entstanden. Jedoch
                           kaum ganze Siedlungen – geschweige denn Quartiere – die
                           sich ganzheitlich der Spekulation entziehen und in Kosten-
                           miete vermietet werden können. Dass dies einem Bedürfnis
                           einer breiten Bevölkerung entspricht, zeigt die klare Zustim-
                           mung zum Reglement zur Förderung des gemeinnützigen             2 siehe: Reglement in der städtischen Rechtssammlung
                           Wohnungsbaus,2 welches im November 2013 von den                 3 siehe: Interpellation FDP-Fraktion: Neue Wohnformen –
                                                                                           Wie innovativ ist die Stadt St.Gallen
                           Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern angenommen wurde.
                                                                                           4 siehe: Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015, BFS
                           Neue Wohnformen sind ein steigendes Bedürfnis eines Teils       (via Postulatsbericht Ruckhalde)
                           der Bevölkerung. Clusterwohnungen, gemeinschaftliche            5 siehe: Postulatsbericht: «Ruckhalde ein Ort für autoarmes Wohnen»

                                                                                           St.Gallen, September 2019                                                       7
Ruckhalde-Tschudiwies: Weiterentwicklung eines Quartiers - Ein Konzept des Vereins IG Ruckhalde
Konzept der IG Ruckhalde                                                                    Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                     1 Ausgangslage

                           1.2 Areal Ruckhalde                                              Die Stadt St.Gallen schreibt in der erwähnten Vorlage zur
                                                                                            Zonenplanänderung: «Durch die neue Linienführung der
                                                                                            Appenzeller Bahnen via Ruckhaldetunnel (Durchmesserlinie)
                           Das unbebaute Gebiet der Ruckhalde ist eines der letzten         und die Stilllegung des entsprechenden oberirdischen
                           grossen Entwicklungsgebiete nahe der Innenstadt, das sich        Abschnitts ergibt sich die Möglichkeit, die freigewordene
                           für Wohnen eignet. Ein etwas weiterer Fokus (Tschudi-            Fläche mitsamt Umgebung neu zu nutzen. Die sich daraus
                           wies-Quartier zwischen Teufenerstrasse, Riethüsli und            ergebenden Chancen für den Stadtraum sind vielfältig. An
                           Oberstrasse) zeigt ein Gebiet, welches geprägt ist von           diesem Ort können wichtige Impulse für die Stadt- und
                           Altbauten mit günstigen Mieten, jedoch oft sehr kleinräumi-      Quartierentwicklung gesetzt werden, neuer Wohnraum an
                           gen Wohnungsstrukturen. Familien sind weggezogen. Ein            zentrumsnaher attraktiver Hanglage entstehen, vielfältige
                           Resultat dieser Entwicklung ist die kürzlich erfolgte Schlies-   Freiräume, neue Verbindungen für den Langsamverkehr
                           sung und Umnutzung des Schulhauses Tschudiwies. Durch            sowie die Vernetzung unter Stadtteilen und Quartieren
                           die Schliessung hat das Quartier ein Stück Identität verloren,   geschaffen werden. (…) Aufgrund der stadtnahen Lage und
                           die ihm durch das Neubauprojekt zurückgegeben werden             der Geländeneigung eignet sich das Gebiet für eine Wohnbe-
                           kann.                                                            bauung von mittlerer bis hoher Dichte. Zu diesem Schluss
                                                                                            kommt auch der städtische Richtplan, welcher das Gebiet
                           In der Vorlage zur Zonenplanänderung6 hat der Stadtrat die       als Siedlungserweiterungsgebiet für eine Wohnüberbauung
                           Ausgangslage und den aktuellen Planungsstand für das             von mittlerer bis hoher Dichte bezeichnet.»
                           Areal Ruckhalde ausführlich beschrieben. Ein grosser Teil
                           des Areals ist im Besitz der Stadt St.Gallen. Eine private       Ein Teil des Areals ist heute an einen Familiengartenverein
                           Grundeigentümerin hat sich zudem zur gemeinsamen                 verpachtet. Die Gärten werden von unterschiedlichen Famili-
                           Arealentwicklung verpflichtet. Die aktuell vorliegende           en und Einzelpersonen bewirtschaftet. Dieser Freiraum wird
                           Zonenplanänderung wird das Areal (ca. 5 ha) in die Wohnzo-       sehr geschätzt und genutzt.
                           ne W4 umzonen. Nach Rechtsgültigkeit dieses Beschlusses
                           kann die Planung für das Gebiet beginnen.

                                                                                            6 siehe: Zonenplanänderung Ruckhalde (und andere)

                                                                                            St.Gallen, September 2019                                     9
Konzept der IG Ruckhalde                                                                         Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                                   1 Ausgangslage

1.3 Referenzprojekte

Im Rahmen der Erarbeitung dieses
Papiers hat sich das Projektteam
«IG Ruckhalde» (siehe 1.4) intensiv
mit drei jüngeren Projekten aus
anderen Städten in der Schweiz
auseinandergesetzt:                   Hunziker Areal                         Erlenmatt Ost, Basel                              Viererfeld, Bern
                                      «mehr als wohnen», Zürich              Die Stiftung Habitat hat im Os-                   Das Viererfeld in Bern wird ein
                                      Mit Wohnungen für bewährte und         ten der Erlenmatt drei Baufelder                  räumlich und sozial durchmisch-
                                      neue Wohnformen, zumietbaren           erworben. Die Baufelder wurden in                 tes Wohnquartier mit vorbildli-
                                      Wohn- und Arbeitszimmern, Gross-       einzelne Parzellen aufgeteilt und im              chen ökologischen Standards. Es
                                      wohngemeinschaften, Satelliten-        Baurecht abgegeben oder von der                   wird ein Ort für BewohnerInnen
                                      wohnungen, einem breiten Angebot       Stiftung selbst bebaut. Genossen-                 entstehen, mit welchem sie sich
                                      an Allmendräumen und Freizeitan-       schaften und Wohnbauträger mit                    identifizieren können, für den sie
                                      lagen bietet «mehr als wohnen» den     ähnlichen Werten schaffen städti-                 sich engagieren und wo man sich
                                      BewohnerInnen langfristig stabile      schen Wohn- und Arbeitsraum mit                   gegenseitig unterstützt. Ein Par-
                                      Perspektiven. In der Überbauung        hoher Wohnqualität für alle Bevöl-                tizipationskonzept begleitet die
                                      leben Menschen verschiedener           kerungsschichten. Die zukünftigen                 Areal- und Wohnstrategie Viererfeld.
                                      Generationen und Herkunft zu-          BewohnerInnen werden frühzeitig                   Die Stadt Bern entwickelt heute
                                      sammen. Die Stadt Zürich gibt der      in die an Bedürfnissen orientierte                mit den Gewinnern des Architek-
                                      Genossenschaft das Grundstück          Planung einbezogen. Die Gebäude                   turwettbewerbs einen Masterplan.
                                      im Baurecht. Das Amt für Hoch-         und Anlagen sind nach ökologischen                Danach werden unterschiedlich
                                      bauten der Stadt Zürich lancierte      Grundsätzen geplant und gebaut                    grosse Baufelder an Investoren,
                                      2008 gemeinsam mit «mehr als           worden. Der motorisierte Individu-                die Hälfte davon an gemeinnützige
                                      wohnen» einen Architekturwettbe-       alverkehr wird stark beschränkt.                  Bauträger- schaften, abgegeben.
                                      werb. Es folgte ein Dialogprozess      Ausführung: 2016–2024,                            Ausführung Etappe 1: ab 2023
                                      mit den Teams der Siegerprojekte.      www.erlenmatt-ost.ch                              www.bern.ch/themen/planen-und-bauen/
                                      Ein Ideenraum wurde geschaffen,                                                          stadtentwicklung/stadtentwicklungsprojekte/
                                                                                                                               viererfeld
                                      in dem ArchitektInnen, ExpertInnen
                                      und die Öffentlichkeit Gehör fanden.
                                      Ausführung: 2012–2015,
                                      www.mehralswohnen.ch

                                                                                                 St.Gallen, September 2019                                                  10
Konzept der IG Ruckhalde                                                                    Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                        1 Ausgangslage

                           1.4 Projektteam IG Ruckhalde                                     Mitglied der Liegenschaften- und Baukommission. Er lebt
                                                                                            mit seiner Frau und drei Jugendlichen in einer grossen
                                                                                            Mietwohnung in St.Gallen und gärtnert im Familiengarten
                           Das Projektteam der IG Ruckhalde setzt sich interdisziplinär     Ruckhalde.
                           zusammen. Im Kernteam arbeiten die folgenden Personen
                           mit, die alle in der Stadt St.Gallen wohnhaft sind:              Philip Stuber arbeitet Teilzeit als Co-Verlagsleiter beim
                                                                                            Kulturmagazin Saiten und ist Partner bei der Firma Howard &
                           Marc Dietrich ist in St.Gallen aufgewachsen, studierte in        Company GmbH, welche im Bereiche nachhaltige Ge-
                           Lausanne und Basel Interaktive Medien, um anschliessend in       schäfts-Innovationen tätig ist. Vor kurzem hat er eine Weiter-
                           seine Heimatstadt zurückzukehren. Seit neun Jahren ist er        bildung im Bereich Innovationsmanagement und Innovati-
                           Partner bei der Firma Mettler+Partner Licht AG, bei der er als   onsentwicklung an der FH St.Gallen abgeschlossen. Philip
                           Lichtgestalter tätig ist. In seinem Beruf gibt es immer wieder   Stuber sieht zuerst Chancen und nicht Probleme. Wenn es
                           Berührungspunkte mit innovativen Wohnprojekten, wie z.B.         darum geht, Neues zu denken und Ideen zu verwirklichen, ist
                           bei der Umgebungsbeleuchtung für das Quartier Erlenmatt          er in seinem Element. Als Genossenschafter der BAWO St.
                           Ost in Basel. Marc Dietrich wohnt mit seiner Frau und seinen     Gallen wohnt er mit seiner Familie im Sömmerli-Quartier.
                           drei Kindern in St.Georgen in einer 4-Zimmer-­Wohnung.
                                                                                            Allen ist gemeinsam, dass sie kein wirtschaftliches Interesse
                           Christine Egli führt ein kleines Architekturbüro in der Stadt    an diesem Projekt haben. Vielmehr liegt allen eine nachhalti-
                           St.Gallen. Nebst den planerischen und gestalterischen            ge Stadtentwicklung sehr am Herzen und sie möchten das
                           Fähigkeiten aus dem Architekturstudium an der ETH verfügt        Gebiet der Spekulation entziehen, um neue Wohnformen und
                           sie über betriebswirtschaftliches Knowhow, welche sie in         ein gemeinschaftliches Quartier zu ermöglichen.
                           einem CAS an der Uni St.Gallen vertieft hat. Sie ist eine
                           passionierte Generalistin und verliert auch in turbulenten
                           Zeiten den Überblick nicht. Christine Egli lebt mit ihrer        1.5 Verein IG Ruckhalde
                           Familie im Lachen Quartier und engagiert sich dort im
                           Quartierverein.
                                                                                            Im Sommer 2019 wurde der Verein IG Ruckhalde gegründet.
                           Peter Olibet ist Co-Leiter eines Kindertreffs und Mitinitiator   Dieser versteht sich als Vertretung der Zivilgesellschaft im
                           eines Quartier- und Begegnungszentrums im Lachenquartier         Planungs- und Bauprozess. Alle interessierten Personen,
                           in der Stadt St.Gallen. Der gelernte Primarlehrer hat an der     welche den Vereinszweck unterstützen, können Mitglied
                           Fachhochschule Basel Interaktionsleitung studiert. Seither       werden. Die Mitgliederversammlung wählt den Vorstand,
                           hat er in verschiedenen Funktionen Projekte entwickelt und       dieser wiederum vertritt die Interessen des Vereins gegen
                           vorwärtsgetrieben. Peter Olibet verfügt über profunde            aussen.
                           Kenntnisse der politischen Prozesse in der Stadt St.Gallen.      Zurzeit bildet das Projektteam den Vorstand des Vereins
                           Seit fünf Jahren politisiert er im Stadtparlament und ist        IG Ruckhalde.

                                                                                            St.Gallen, September 2019                                       11
2
Leitlinien – daran werden
wir uns halten
Konzept der IG Ruckhalde                                                                  Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                          2 Leitlinien

                           2.1 Ein gemeinschaftliches Quartier,                           Wie wir dies erreichen
                               das sorgfältig entwickelt wird                             • Die Ruckhalde wird nicht von einer einzigen Trägerschaft
                                                                                            gebaut. Vielmehr können sich unterschiedliche
                                                                                            gemeinnützige Wohnbauträgerschaften am Prozess
                           Unser Ziel                                                       beteiligen und einzelne Baufelder selber entwickeln. Dies
                           Ruckhalde-Tschudiwies wird das erste gemeinschaftlich            jedoch immer als Teil des Prozesses und innerhalb der
                           entwickelte Quartier in der Stadt St.Gallen.                     gemeinsam festgelegten Leitlinien.

                           Was wir wollen                                                 • Bereits jetzt gründen wir eine Dachorganisation. Die
                           Wir wollen einen gemeinschaftlichen Prozess initiieren, der      unterschiedlichen Anspruchsgruppen sind in der
                           Planung, Bau und Betrieb mit einschliesst. In enger Koope-       Dachorganisation angemessen vertreten. Die
                           ration mit der Stadt St.Gallen entwickeln wir ein mehrstufi-     Dachorganisation lenkt den Prozess und überprüft die
                           ges Wettbewerbsverfahren. Eine Dachorganisation                  Einhaltung der gemeinsam vereinbarten Leitlinien
                           (siehe 3.2) wird den Prozess begleiten und das Quartier nach     (bezüglich Durchmischung, Freiräumen, neuen
                           Abschluss der Bauphase weiterentwickeln.                         Wohnformen, Ökologie, Nachbarschaften usw.).

                                                                                          • Ein schlankes und agiles Kernteam, bestehend aus
                                                                                            Delegierten der Dachorganisation, gewährleistet eine
                                                                                            kompetente, operative Führung des Prozesses. Zentral ist
                                                                                            dabei eine rasche Entscheidungsfähigkeit, eine profes-
                                                                                            sionelle Arealentwicklung und die Umsetzung der Vision.

                                                                                          • Die Dachorganisation wird nach der Bauphase in einer
                                                                                            noch zu bestimmenden Form weiterexistieren und
                                                                                            versteht sich als Zusammenschluss aller BewohnerInnen
                                                                                            und BenutzerInnen des Quartiers.

                                                                                          St.Gallen, September 2019                                     13
Konzept der IG Ruckhalde                                                              Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                        2 Leitlinien

                           2.2 Ein solidarisches Quartier,                            Wie wir dies erreichen
                               das bezahlbaren Wohnraum ermöglicht                    • Grundsätzlich wird das Neubaugebiet nur mit
                                                                                        Bauträgerschaften entwickelt, die sich dem Prinzip der
                                                                                        Kostenmiete nach Zürcher Modell verpflichten.
                           Unser Ziel
                           Das Quartier Ruckhalde-Tschudiwies wird zu einem Experi-   • Bestehende Gefässe zur Finanzierung von günstigem
                           mentierfeld für bestehende und neue Ansätze, wie bezahl-     Wohnraum (z.B: 12-Mio-Kredit der Stadt St.Gallen)
                           barer Wohnraum geschaffen und erhalten werden kann.          werden ausgeschöpft.

                           Was wir wollen                                             • Neue Formen, wie günstiger Wohnraum geschaffen wird,
                           Preisgünstiger Wohnraum ist heute in der Stadt St.Gallen     werden entwickelt und erprobt (z.B. verschiedene Modelle
                           noch vorhanden. Doch auch hier wird der Druck aufgrund       von Quersubventionierungen über unterschiedliche
                           höherer Rendite-Erwartungen zunehmen und die Mietpreise      Baurechtsverträge).
                           steigen. Durch gemeinnützige Bauträgerschaften, die sich
                           ganz dem Prinzip der Kostenmiete verpflichten, kann        • Durch eine Reduktion der privat genutzten Wohnfläche,
                           Gegensteuer gegeben werden. Zudem erarbeiten wir Lösun-      durch kostengünstige Ausbaustandards (Teilen statt
                           gen, wie auch Neuwohnungen erstellt werden können, die       Besitzen) und durch tiefe Nebenkosten aufgrund hoher
                           auf dem Wohnungsmarkt konkurrenzfähig sind oder gar für      Anforderungen an die Energieeffizienz können die Kosten
                           Menschen mit sehr tiefen Einkommen finanzierbar sind.        für die BewohnerInnen ebenfalls gesenkt werden.

                                                                                      St.Gallen, September 2019                                   14
Konzept der IG Ruckhalde                                                                   Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                           2 Leitlinien

                           2.3 Ein nachbarschaftliches Quartier,                           • Menschen mit geringem Einkommen (ältere, alleiner-
                               das Raum für alle bietet                                      ziehende, sozial benachteiligte) sind oft auch in der Wahl
                                                                                             der Wohnform stark eingeschränkt. Das Quartier Ruck-
                                                                                             halde-Tschudiwies bietet langfristig erschwinglichen
                           Unser Ziel                                                        Wohnraum, eingebettet in eine gute, durchmischte
                           Das Gebiet ist eingebettet in ein Quartier, das starke Nach-      Nachbarschaft. Es werden Kooperationen mit verschie-
                           barschaften fördert und Raum für unterschiedlichste               denen Trägerschaften gesucht, die Wohnraum innerhalb
                           Bevölkerungsschichten bietet. Westlich des Stadtzentrums          des Quartiers Ruckhalde-Tschudiwies anbieten.
                           und zwischen dem Riethüsli und dem Güterbahnhof ent-
                           steht das neue Quartier Ruckhalde-Tschudiwies.                  • Durch das Einbinden von verschiedenen Sozialprojekten
                                                                                             und Institutionen (z.B: Valida, Rheinspringen,
                           Was wir wollen                                                    Solidaritätsnetz Ostschweiz mit Integra-Schule) bereits in
                           Wir wollen im zukünftigen Quartier Ruckhalde-Tschudiwies          die Planungsphase können deren Anliegen und
                           die soziale Vielfalt fördern. Durch bauliche und prozessliche     Bedürfnisse abgeholt und umgesetzt werden.
                           Massnahmen nehmen die BewohnerInnen Rücksicht
                           aufeinander. Das Quartier wird zu einem Lebensort für alle.     • Ein Quartier lebt von seinen Treffpunkten. Solche ent-
                           Dabei wird der gewachsene Teil rund um das ehemalige              stehen – dort, wo sie noch nicht existieren – im Quartier
                           Schulhaus Tschudiwies geschickt mit dem Neubauteil im             Ruckhalde-Tschudiwies im Innen-, sowie Aussenraum.
                           Gebiet der Ruckhalde verwoben.                                    Dadurch kann die gute Nachbarschaft gefördert und
                                                                                             unterstützt werden.
                           Wie wir dies erreichen
                           • Nachbarschaften gelten als ‚Keimzellen’ für ein gutes         • Das Arbeiten im Quartier wird aktiv gefördert. Arbeits-
                             Zusammenleben. Viele Neubau-Siedlungen tragen einem             und Wohnräume, die aktiv verwoben und durchmischt
                             vermeintlichen Bedürfnis nach höchstmöglicher                   werden, fördern die Vielfalt und Lebendigkeit im Quartier
                             Individualität Rechnung. Jede Wohnung verfügt über allen        Ruckhalde-Tschudiwies.
                             erdenklichen Komfort, damit sich das ganze Leben in den
                             eigenen vier Wänden abspielen kann. Dies werden wir           • Schule und Bildung ist eine Grundlage für Leben im
                             bewusst mit baulichen Massnahmen durchbrechen.                  Quartier. Durch die vielen zusätzlichen BewohnerInnen
                                                                                             kann das momentan als Zwischennutzung verwendete
                           • In vielen Siedlungen werden Kinder im besten Fall ge-           Schulhaus Tschudiwies wieder eröffnet oder ein Neubau
                             duldet. Kinder brauchen Freiräume und Orte, an denen sie        erstellt werden.
                             ihre Ideen umsetzen und ihre eigenen Bedürfnisse be-
                             friedigen können. Die Architektur nimmt auf die Anliegen      • Auch in Zukunft wird im Areal die Möglichkeit bestehen,
                             von Kindern und Familien Rücksicht.                             gemeinsam zu gärtnern.

                                                                                           St.Gallen, September 2019                                      15
Konzept der IG Ruckhalde                                                                  Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                         2 Leitlinien

                           2.4 Ein lebendiges Quartier,                                   Wie wir dies erreichen
                               das auffällt                                               • Das Aufgabenfeld «Städtebau» im Wettbewerb (Ideen­
                                                                                            wettbewerb mit Masterplanung) klärt die Frage, wie das
                                                                                            Areal der Ruckhalde als verdichtetes Quartier gestaltet
                           Unser Ziel                                                       und gebaut wird. Dieser Wettbewerb gibt Antworten auf
                           Ruckhalde-Tschudiwies ist ein Vorzeigequartier, das sich den     die Fragen, wie auch mit hoher Dichte eine gute Lebens­
                           Bedürfnissen der Bewohnenden anpasst und ein lebendiges          qualität für die BewohnerInnen erreicht wird und
                           Zusammensein ermöglicht.                                         Rücksicht auf die Qualität des Altbauteils im Gebiet
                                                                                            Tschudiwies genommen werden kann.
                           Was wir wollen
                           Wir wollen nicht einfach eine Siedlung bauen. Im Neubauteil    • In einem dialogischen Prozess mit künftigen Bewohner­
                           des Quartiers Ruckhalde-Tschudiwies entsteht Architektur,        Innen wird ermittelt, welche Bedürfnisse an das Quartier,
                           die auffällt, Architektur, die Haltung zeigt. Wir bauen ein      aber auch an die Grundrisse und Ausgestaltungen der
                           Quartier, das sich durch seine architektonische Gestaltung       einzelnen Wohnungen bestehen. Auch dem Bedarf an
                           ganz den Bedürfnissen der Bewohnenden anpasst und das            neueren Wohnformen wird Rechnung getragen.
                           ein Experimentierfeld für neue Wohnformen und Wohnungs-
                           typen wird.                                                    • Die einzelnen Bauten werden nicht von einem einzigen
                                                                                            Architekturteam geplant und gebaut. Sehr bewusst
                                                                                            entstehen verschiedene unterschiedliche Bauten. Im
                                                                                            «Projektteil Wohnen» des Architekturwettbewerbs
                                                                                            werden Wohnideen entwickelt, die in der Masterplanung
                                                                                            auf die Volumen des Städtebaus adaptiert werden. Dies
                                                                                            führt dazu, dass das Quartier bereits architektonisch
                                                                                            vielfältig und ein lebenswertes Quartier geplant wird.

                                                                                          • Ein besonderer Fokus des städtebaulichen Wettbewerbs
                                                                                            liegt auf der Gestaltung des Aussenraums. Der Aussen­
                                                                                            raum hat im Areal des ehemaligen Schulhauses
                                                                                            Tschudiwies bereits heute eine grosse Bedeutung und soll
                                                                                            auch im Neubauteil eine wichtige Rolle spielen. Im
                                                                                            einhergehenden Prozess werden Anliegen von weiteren
                                                                                            AkteurInnen abgeholt und berücksichtigt (Familiengärt­
                                                                                            nerInnen, BewohnerInnen der angrenzenden Quartiere).

                                                                                          St.Gallen, September 2019                                    17
Konzept der IG Ruckhalde                                                                 Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                          2 Leitlinien

                           2.5 Ein veränderbares Quartier,                               Wie wir dies erreichen
                               das Freiräume und Begegnung zulässt                       • Wir sorgen für eine grosse Variabilität in den angebotenen
                                                                                           Grundrissen und Wohnungsgrössen. Somit werden
                                                                                           unterschiedliche Bedürfnisse abgebildet und ein
                           Unser Ziel                                                      Umziehen je nach Lebensabschnitt ermöglicht.
                           Das Quartier Ruckhalde-Tschudiwies wird nicht einfach
                           fertig gebaut. Auch zukünftige Ideen und Entwicklungsmög-     • Flexibilität wird gefördert, indem zum Beispiel
                           lichkeiten werden bewusst zugelassen, dies jedoch ohne die      Wohnungen im Rohbau angeboten werden und individuell
                           Qualität der Baukörper und der Aussenräume zu vernachläs-       ausgestaltet werden können.
                           sigen.
                                                                                         • Wir verstehen auch den Aussenraum als Wohnraum.
                           Was wir wollen                                                  Somit gilt auch für die Aussenräume: eine hohe Qualität
                           Wir wollen ein Quartier, das sich stetig weiterentwickeln       ist gefordert, die gestaltbar und entwickelbar ist.
                           kann. Dazu lassen wir bewusst Freiräume offen, die auch von
                           kommenden Generationen entwickelt werden können. Ein          • Freiräume innerhalb des Quartiers lassen Raum für
                           besonderes Augenmerk legen wir auf die Qualität und             zukünftige Entwicklungen offen. Dies heisst nicht, dass
                           Entwicklungsmöglichkeiten der Aussenräume. Die Anliegen         das Gebiet aus etlichen Baulücken besteht und ständig
                           der FamiliengärnterInnen werden im Prozess berücksichtigt.      daran weitergebaut wird. Im Gegenteil ermöglicht eine
                                                                                           geschickte und weitsichtige Masterplanung auch
                                                                                           zukünftige Experimente und Gestaltungsräume.

                                                                                         • Eine Etappierung der Bauten ist nicht zwingend, soll aber
                                                                                           möglich sein. Eine solche hängt stark vom Bedürfnis der
                                                                                           verschiedenen BauträgerInnen ab.

                                                                                         • Dem Anliegen der FamiliengärtnerInnen nach einem
                                                                                           Erhalt der Gärten wird Rechnung getragen, sei es durch
                                                                                           einen Ersatz der Gärten und/oder der Schaffung von
                                                                                           gemeinschaftlichen Gärten innerhalb des Areals.

                                                                                         • Begegnung und Erholung sind zentrale Aspekte, die in der
                                                                                           gesamten Planung berücksichtigt werden.

                                                                                         St.Gallen, September 2019                                     18
Konzept der IG Ruckhalde                                                                   Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                        2 Leitlinien

                           2.6 Ein nachhaltiges Quartier,                                  • Damit Mietkosten und Baupreise tief gehalten werden
                               das Rücksicht auf die Umwelt nimmt                            können, aber auch im Sinne eines verdichteten Bauens,
                                                                                             wird im Neubauquartier Ruckhalde der private Wohnraum
                                                                                             eher knapp bemessen, jedoch gemeinsam genutzte
                           Unser Ziel                                                        Flächen grosszügig zur Verfügung gestellt
                           Die Ruckhalde-Tschudiwies ist ein ökologisches Quartier. Ein      (Begegnungsorte, Gästezimmer, Werkstätten,
                           sorgsamer Umgang mit Rohstoffen, dem Boden und die                Arbeitszimmer, Waschküchen etc.)
                           Rücksicht auf die Nachwelt wird aktiv gefördert und gelebt.
                                                                                           • Die EigentümerInnen und BewohnerInnen im Altbaugebiet
                           Was wir wollen                                                    Tschudiwies werden für ökologische Anliegen
                           Wir wollen unseren Kindern eine Welt hinterlassen, in der sie     sensibilisiert und sollen ebenfalls von den Erkenntnissen
                           leben und sich entfalten können. Im Neubau-Quartier               und Umsetzungen im Neubauteil profitieren können.
                           Ruckhalde-Tschudiwies gibt es kaum Privatautos, sehr gute
                           Anbindungen an den öffentlichen Verkehr, attraktive Fuss-       • Die Neubauten erfüllen höchste Anfordungen an
                           und Velowege, ein ausgebautes «Sharing-Netzwerk», einen           ökologische Standards. Ob und nach welchen Labels
                           reduzierten Wohnflächenverbrauch, sichtbare Natur und             gebaut werden soll, wird die weitere Planung ergeben. Das
                           ökologische Baukörper.                                            Neubauquartier soll auch ein Experimentierfeld für
                                                                                             pragmatische Haustechnik-Lösungen werden.

                           Wie wir dies erreichen                                          • Sichtbare Bäche, wilde Hecken, eine naturnahe
                           • Wer im Neubaugebiet der Ruckhalde wohnt, hat kein               Gestaltung von Aussenräumen und biologische
                             Privatauto. Gemeinsam genutzte Autos stehen zur                 Gemeinschaftsgärten tragen ihren Teil dazu bei, dass das
                             Verfügung. Für Personen, welche auf ihr Auto angewiesen         Quartier einen aktiven Beitrag zur Sensibilisierung für
                             sind (z.B. Behinderung, Arbeit) bestehen                        ökologische Themen leisten kann.
                             Ausnahmeregelungen.
                                                                                           • Teilen statt besitzen: Durch geschickte Sharing-Modelle
                           • Die Appenzellerbahn eröffnet unmittelbar vor oder im            können die BewohnerInnen vom Quartier Ruckhalde-
                             Tunnel eine neue Haltestelle. Gleichzeitig ermöglicht ein       Tschudiwies selber einen aktiven Beitrag zur Reduktion
                             Schräglift die vertikale Erschliessung für Gehbehinderte.       des Ressourcenverbrauchs leisten.

                           • Veloabstellplätze, Fussgängerwege und eine gute
                             Erschliessung für Menschen mit Beeinträchtigungen sind
                             bereits in der Planung zu berücksichtigen.

                                                                                           St.Gallen, September 2019                                    19
3
Projekt Arealentwicklung
Ruckhalde-Tschudiwies
Konzept der IG Ruckhalde                                                                  Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                     3 Arealentwicklung

                           3.1 Herangehensweise                                           3.2 Schaffung einer Dachorganisation

                           Das Projektteam IG Ruckhalde zeigt mit diesem Papier den       Im Herbst 2019 wird eine Dachorganisation gegründet. Diese
                           Weg auf, wie im Gebiet Ruckhalde ein Quartier gebaut           sieht sich als Schnittstelle zwischen der Stadt St.Gallen,
                           werden soll. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem      möglichen Bauträgerschaften, den beteiligten Architektur-
                           kooperativen Prozess (siehe 3.3) innerhalb klarer Leitlinien   und Planungsteams, der breiten Öffentlichkeit, interessier-
                           (siehe 2).                                                     ten zukünftigen BewohnerInnen und weiteren Anspruchs-
                                                                                          gruppen. Das Kernteam besteht aus VerteterInnen der Stadt,
                           Das vorliegende Projekt zur Arealentwicklung Ruckhalde-        des Vereins IG Ruckhalde und der Bauträgerschaften.
                           Tschudiwies ist eine Mischform von bereits erprobten
                           Arealentwicklungen, welche sich für das vorliegende Projekt    Die Dachorganisation ist verantwortlich
                           adaptieren lassen und die sich ganz klar von jenen Formen      für den gesamten Prozess:
                           abgrenzen, die profitorientierte Trägerschaften mehrheitlich   • im Herbst 2019 starten die ersten Echoräume mit
                           verfolgen. Das Projektteam IG Ruckhalde arbeitet zurzeit          der Bevölkerung
                           ehrenamtlich.                                                  • in enger Zusammenarbeit mit der Stadt wird der
                                                                                             Wettbewerb für die Masterplanung erarbeitet
                           Nach der ersten Phase wird im Herbst 2019 eine Dachorga-       • Beratung und Begleitung von interessierten
                           nisation (siehe 3.2) gegründet und mit genügend finanziellen      Genossenschaften und anderen gemeinnützigen
                           Mittel ausgestattet (siehe 3.6). Damit werden professionelle      Bauträgerschaften
                           Strukturen aufgebaut und eine adäquate Begleitung des          • Planung und Durchführung Dialogprozess mit
                           Projekts sichergestellt.                                          Architekturbüros, Stadt und Bauträgern
                                                                                          • Klärung Baurechte und Finanzierung in der
                           Ein starker Fokus wird auf kooperative Modelle gelegt, um         Schnittstelle zwischen Stadt und Bauträgerschaften
                           damit aktuelle Bedürfnisse abzuholen und ein breit abge-       • Begleitung Bauphase mit einer übergeordneten
                           stütztes Projekt zu entwickeln, das von der Öffentlichkeit        Baukoordination
                           mitgetragen wird.                                              • Vorbereitung und Start der Wohnphase, damit das
                                                                                             zivilgesellschaftliche Engagement auch von den
                                                                                             zukünftigen BewohnerInnen weitergetragen wird
                                                                                          • Begleitung der Wohnphase und Aufbau von tragfähigen
                                                                                             Quartierstrukturen

                                                                                          Im Zeitplan (siehe Anhang) wird ersichtlich, wie die Auf­gaben
                                                                                          zwischen den drei Trägerschaften aufgeteilt werden.

                                                                                          St.Gallen, September 2019                                       22
Konzept der IG Ruckhalde                                                                  Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                   3 Arealentwicklung

                           3.3 Kooperativer Prozess – Echoräume,                          Der Verein IG Ruckhalde übernimmt eine tragende Rolle und
                               Dialogprozess, Baukoordiation                              gestaltet den gesamten Prozess mit. Vor Beginn des
                                                                                          Prozesses werden innerhalb der Dachorganisation klare
                                                                                          Verantwortlichkeiten definiert und die Schnittstellen zu
                           Drei verschiedene Gefässe begleiten den gesamten Prozess.      anderen Involvierten definiert. Insbesondere die Rolle der
                           Allen drei Gefässen ist gemeinsam, dass sie für sich An-       Stadt innerhalb der Dachorganisation ist noch zu klären und
                           spruch nehmen, den kooperativen Prozess der Arealentwick-      festzusetzen.
                           lung zu unterstützen und voranzutreiben.
                                                                                          Das Kernteam der Dachorganisation wird die Ideen und
                           Echoräume                                                      Resultate aus den Echoräumen und dem Dialogprozess
                           Die Echoräume dienen dazu, den jeweils aktuellen Projekt-      zusammenfassen, Entscheide vorbereiten und je nach
                           stand gezielt zu spiegeln und so die gesamte Arealentwick-     Kompetenzen auch fällen.
                           lung breit abzustützen und zu einem Gewinn für alle Akteu-
                           rInnen zu machen. Echoräume finden während der gesam­-
                           ten Projektphase statt. Je nach Thema wird sehr gezielt oder
                           auch sehr offen eingeladen.

                           Dialogprozess
                           Die Wettbewerbsausschreibung zielt darauf ab, dass am
                           Schluss mehrere Teams an der Entwicklung und Planung des
                           Neubaugebiets beteiligt sind. Mit einem dialogischen
                           Planungsverfahren wird nach der Jurierung das gesamte
                           Areal entwickelt und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt
                           und den Bauträgerschaften geplant.

                           Baukoordination
                           Nach Abschluss des Dialogprozesses übernimmt die Bau­-
                           koordination die Rolle der Drehscheibe über die gesamte
                           Bauphase. Die Baukoordination sieht sich als übergeordne-
                           tes Gremium, das die Interessen der Stadt, der Bauträger-
                           schaften und der zukünftigen BewohnerInnen während dem
                           Bauprozess vertritt.

                                                                                          St.Gallen, September 2019                                    23
Konzept der IG Ruckhalde                                                                                  Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                                    3 Arealentwicklung

3.4 Machbarkeitsstudie                                         Kennzahlen aus der Machbarkeitsstudie

                                                               Arealfläche                                                                 5.34 ha
Die Machbarkeitsstudie zeigt auf, wie der Neubau-Teil in den   Frei- und Grünräume                                                       12’000 m2
bestehenden Stadtraum eingefügt werden könnte. Diese           Gebäudefläche                                                             11’750 m2
Studie liefert die wichtigsten Kennzahlen zur Grösse und       Gebäudevolumen (Berechnungsgrundlage: 11’750 m2 × 6 Geschosse × 3 m)    211’500 m3
Dichte des Quartiers nach der Bauphase.                        Kostenschätzung Wohnungsbau (800 Fr/m )3
                                                                                                                                     ca. 170 Mio. Fr
                                                               BGF Wohnen (bei 80% Wohnfläche von 70’500 m )
                                                                                                           2
                                                                                                                                          56’400 m2
Ebenfalls wird ersichtlich, dass ein Mix von verschiedenen     Wohneinheiten                                                               ca. 400
Bautypologien mit grosszügigen Frei- und Grünräumen auch       Anzahl BewohnerInnen (bei 37.6 m /Person) 1’500
                                                                                               2         7

an dieser Hanglage möglich ist. Die Körnigkeit der bestehen-   BewohnerInnen-Parkplätze                                                         90
den Struktur könnte ins neu gebaute Quartier weitergezogen     BesucherInnen-Parkplätze25
werden.

Das Gebiet liegt in der Wohnzone W4. Mit einem Sondernut-
zungsplan kann durchaus auch höher gebaut werden.
Zudem könnte ergänzend zum bereits bestehenden Hoch-
haus am Ruhberg weitere solche erstellt werden. Durch-
schnittlich gehen wir von Bauten mit sechs Geschossen aus.

Die Erschliessung erfolgt ausgehend von den bestehenden
Strukturen der östlich und westlich gelegenen Quartiere.
Eine gute Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr ist
zwingende Voraussetzung für eine guter Erreichbarkeit. Die
BewohnerInnen haben in der Regel kein eigenes Privatauto.
Die Fahrrad-Anbindung an die Stadt ist über das Güter-
bahnhofareal optimal gewährleistet.

                                                               7: der Durchschnitt in St.Gallen beträgt 47 m2/Person, darin eingeschlossen ist auch Wohneigentum. Im Areal Ruckhalde ist
                                                               dieser Wert bewusst tiefer angesetzt, da ein reduzierter Wohnflächenverbrauch angestrebt wird.

                                                                                                          St.Gallen, September 2019                                                       25
Konzept der IG Ruckhalde                                                                     Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                                    3 Arealentwicklung

                           3.5 Wettbewerbsverfahren                                          Bezug zum städtebaulichen Konzept aufweist und damit
                               und Masterplanung                                             dessen Leitideen veranschaulicht werden. Im «Projektteil
                                                                                             Wohnen» geht es ausdrücklich nicht darum, einen fertigen
                                                                                             Entwurf im Sinne eines Projektwettbewerbs zu erhalten, der
                           Bei den Überlegungen, in welcher Form ein städtebaulicher         direkt zur Ausführung gelangt. Vielmehr gilt es, als Basis für
                           und achitektonischer Wettbewerb ausgelobt werden kann             die Weiterentwicklung und Adaption in der nachfolgenden
                           und daraus eine Masterplanung ensteht, stand das Verfahren        Masterplanung, programmatische Gebäudekonzeptionen zu
                           für das Projekt «Viererfeld» Pate (siehe «1.3 Refenzprojekte»).   erarbeiten.
                           Teile des nachfolgenden Textes sind direkt daraus übernom-
                           men worden.8                                                      Es werden insbesondere die Innovation sowie die Realisier-
                                                                                             barkeit der einzelnen Projekte bewertet. Parallel dazu zeigt
                           Der Wettbewerb stellt an die Teilnehmenden gleichzeitig           der Wettbewerb auf, wie neue Wohnformen und bezahlbarer
                           folgende zwei Aufgaben:                                           Wohnraum an dieser Hanglage realisiert werden können.
                           Das erste Aufgabenfeld «Städtebau» beinhaltet das städte-
                           bauliche Konzept für den Gesamtperimeter. Im Konzept              Als Resultat des Wettbewerbs wird ein erstrangiertes Team
                           miteingeschlossen ist der öffentliche Raum und eine Lösung,       «Städtebau», sowie 4 bis 7 rangierte Teams «Projektteil
                           wie auch in Zukunft zum Beispiel gemeinschaftliche Garten-        Wohnen» zur weiteren Beauftragung bestimmt. Das Sieger-
                           projekte realisiert werden können. Die Lösungsvorschläge          team «Städtebau» erhält nach dem Wettbewerb den Auftrag,
                           sollen einer nachhaltigen Stadtentwicklung dienen. Bei der        den Masterplan inklusive dem öffentlichen Raum im Dialog
                           baulichen Entwicklung des Neubauteils Ruckhalde gilt es, die      mit den weiteren rangierten Teams zu erarbeiten. Zudem wird
                           einzigartigen Qualitäten des Ortes als Potenzial zu nutzen,       es mit der Projektierung sowohl der wesentlichen Freiräume
                           um eine spezifische Identität des neuen Stadtquartiers zu         wie Strassen, Plätze und Grünanlagen als auch mit der
                           ermöglichen. Der guten räumlichen und funktionalen Ver-           Projektierung eines «Projektteils Wohnen» beauftragt. Die
                           knüpfung insbesondere mit dem benachbarten Quartier               weiteren rangierten Teams «Projektteil Wohnen» werden,
                           Tschudiwies, aber auch mit den südlich und nördlich angren-       entsprechend der Empfehlung des Preisgerichts, unter der
                           zenden Quartieren und den umgebenden Landschaftsräumen            Leitung des Siegerteams «Städtebau» mit der Projektierung
                           ist grosse Beachtung zu schenken. Das gesamte Quartier soll       eines oder mehrerer Wohnbaufelder beauftragt.
                           durch den Neubauteil in seiner Identität gestärkt werden.
                           Insbesondere soll der Umgang mit der Erdgeschossnutzung           Erst danach werden die Baufelder im Baurecht Bauträger-
                           und des angrenzenden öffentlichen Raums sowie die städte-         schaften abgegeben. Im Dialogprozess werden die Planungen
                           bauliche Körnung thematisiert werden.                             der Baukörper und Wohnungen zusammen mit den Bauträ-
                           Das zweite Aufgabenfeld betrifft den «Projektteil Wohnen».        gerschaften entwickelt und der Masterplan finalisiert. Zeit-
                           Es sollen Konzepte für kleinteilige Wohnideen entwickelt          gleich beginnt die Planung für die Erschliessung des Areals.
                           werden und Hinweise, wie grössere Wohnensembles entste-
                           hen könnten. Wichtig ist, dass die Wohnidee den direkten          8 Wettbewerbsprogramm Viererfeld/Mittelfeld, Stadt Bern (S.10ff)

                                                                                             St.Gallen, September 2019                                                     26
Konzept der IG Ruckhalde                                                                     Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                  3 Arealentwicklung

3.6 Finanzierungsplan Verein IG Ruckhalde                    Kosten bis Bezug (für Dachorganisation und IG Ruckhalde)
                                                             • 2019                                                                          50’000 Fr.
                                                               Vorbereitungsarbeiten (Gründung, Planung Echoräume)             50’000 Fr.
Eine erste Grobkostenschätzung ergibt einen Kostenrahmen     • 2020                                                                         180’000 Fr.
von knapp 0,8 Mio. Franken für die Prozessbegleitung und       Durchführung Echoräume                                          60’000 Fr.
Planungsphase. Ein Grossteil der Kosten wird bei der zu        Mitarbeit Wettbewerb                                            60’000 Fr.
gründenden Dachorganisation anfallen.                          Planung Dialogprozess                                           60’000 Fr.
                                                             • 2021                                                                         200’000 Fr.
Finanziert werden diese Kosten durch Stiftungen, Beiträge      Durchführung Dialogprozess                                      140’000 Fr.
der zukünftigen Bauträger und durch die öffentliche Hand.      Durchführung Echoräume                                          60’000 Fr.
Ausgenommen sind die Kosten für die Planung der einzelnen    • 2022                                                                         120’000 Fr.
Baukörper, die ganz zu Lasten der Bauträger und das            Abschluss Dialogprozess                                         40’000 Fr.
Wettbewerbsverfahren, die Masterplanung und die Er-            Durchführung Echoräume                                          40’000 Fr.
schliessung, die ganz zu Lasten der Stadt St.Gallen gehen.     Vorbereitung Baukoordination                                    40’000 Fr.
                                                             • 2023                                                                         100’000 Fr.
                                                               Baukoordination und Entwicklung Quartierraum                    60’000 Fr.
                                                               Echoräume und Vorbereitung Wohnphase                            40’000 Fr.
                                                             • 2024                                                                          60’000 Fr.
                                                               Baukoordination                                                 30’000 Fr.
                                                               Echoräume                                                       30’000 Fr.
                                                             • 2025                                                                          60’000 Fr.
                                                               Start Wohnphase                                                 40’000 Fr.
                                                               Echoräume                                                       20’000 Fr.
                                                               Finanzierung bis Bezug:                                                      770’000 Fr.

                                                             •   Beitrag Bund (Modellvorhaben Nachhaltige Raumentwicklung), angefragt       200’000 Fr.
                                                             •   Beteiligung Stadt St.Gallen an Dachorganisation	                           200’000 Fr.
                                                             •   Beiträge von Bauträgerschaften an Dachorganisation	                        200’000 Fr.
                                                             •   Stiftungen                                                                 100’000 Fr.
                                                             •   Eigenleistungen Verein IG Ruckhalde	                                        70’000 Fr.

                                                             Kosten und Finanzierung Wohnphase (gedeckt durch Mietende und Dienstleistungen)
                                                             • ab 2026
                                                               Begleitung Quartierleben                                           jährlich 30’000 Fr.

                                                                                             St.Gallen, September 2019                                    27
Konzept der IG Ruckhalde                                                                  Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                     3 Arealentwicklung

                           3.7 Innovationscharakter                                       Der gesamte Prozess wird aus der Zivilgesellschaft anges-
                                                                                          tossen und von dieser massgeblich mitgetragen. Mit den
                                                                                          verschiedenen Gefässen zur Aktivierung und Teilhabe der
                           Der gesamte Prozess, der das Projekt ausgehend von der         Zivilgesellschaft (Dachorganisation, Echoräume, offene
                           Zivilgesellschaft in enger Kooperation mit der Stadt, Grund-   Kommunikation) entsteht ein Quartier, dass nicht auf dem
                           eigentümern und den Bauträgerschaften vorantreibt, ist in      Reissbrett geplant, sondern in einem dialogischen Prozess
                           dieser Form einmalig. Geplant wird nicht alleine durch         gestaltet wird. Bereits während Planungs- und Bauphase
                           Planer und Investoren, sondern in einem dialogischen           wird eine tragfähige Struktur aufgebaut, die das zivilgesell-
                           Prozess und im Austausch mit verschiedenen Anspruchs-          schaftliche Engagement auch in der Wohnphase weiterträgt
                           gruppen.                                                       und fördert.

                           Mit der Dachorganisation, die auch nach der Bauphase die       Ein grosses Augenmerk während dem gesamten Prozess gilt
                           Quartierentwicklung begleiten wird, beschreiten wir Neu-       der zukünftigen guten Durchmischung des Quartiers.
                           land. Das gemeinschaftliche Leben in einem Quartier kann
                           nicht verordnet werden. Wir zeigen Wege auf, wie die Bewoh-
                           nerinnen und Bewohner und deren Bedürfnisse besser
                           berücksichtig werden können.

                                                                                          St.Gallen, September 2019                                      28
Konzept der IG Ruckhalde                                                                    Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                    3 Arealentwicklung

                           3.8 Stolpersteine und Schwierigkeiten                            Vielen Menschen, denen wir dieses Projekt und unsere
                                                                                            Vision erläutert haben, reagieren sehr positiv und ermuti-
                                                                                            gend. Vielleicht sind wir jedoch zu stark in unserer eigenen
                           Wir stellen mit diesem Papier die Behauptung auf, dass ein       Bubble unterwegs und sehen nicht, dass ein solches Projekt
                           solcher Prozess funktioniert und sehen uns durch die             und Vorgehen in der Stadt St.Gallen gesellschaftlich und
                           Erfahrungen in anderen Städten bestätigt. Wir werden alles       politisch auf Widerstände stösst. Gerade auch Menschen,
                           in unserer Möglichkeit Stehende tun, um diesen Prozess           die heute in diesem Areal gärtnern oder als AnwohnerInnen
                           zum Gelingen zu bringen.                                         direkt betroffen sind, begegnen wir mit einer grösstmögli-
                                                                                            chen Transparenz und suchen den Dialog, getreu unserer
                           Einige Stolpersteine sehen wir bereits jetzt. Diese gilt es im   Maxime, dass wir uns als Vertrung der Zivilgesellschaft
                           Prozess aktiv anzugehen und zu lösen, sonst könnte unser         sehen. Allfälligen politischen Widerständen und/oder Ab-
                           Vorhaben grandios scheitern. Auch gilt es in den kommen-         stimmungen begegnen wir mit Gelassenheit und anerkennen
                           den Monaten, verschiedene offene Fragen zu klären.               die demokratischen Prozesse als Chance, uns noch stärker
                                                                                            und umfassender dem Dialog zu widmen.
                           Das Areal Ruckhalde gilt als Filetstück für Wohnbauprojekte
                           in der Stadt St.Gallen. Verschiedene andere Interessentin-       Die Kosten für den Prozess erscheinen sehr hoch. Es ist
                           nen und Interessenten werden Ideen haben, wie dieses Areal       möglich, dass wir diese Kiste finanziell nicht stemmen
                           entwickelt und bebaut werden soll. Einige machen dies aus        können. Mit einer sorgfältigen Planung und einer offenen
                           Renditedenken, andere – wie wir – aus der Motivation             Kommunikation gegenüber allen Beteiligten können wir
                           heraus, etwas bewegen zu können. Wir haben die klare             garantieren, dass wir die Finanzierung stets im Blick und
                           Haltung, dass ein reines Investitionsprojekt an dieser Lage in   Notfallszenarien bereit haben.
                           der Stadt St.Gallen nicht opportun ist. Herausfordernder
                           wird der Umgang mit anderen ähnlichen Projekten (z.B. aus        Ob in der Stadt St.Gallen und zudem an dieser Hanglage
                           der Genossenschaftsszene). Wir begegnen diesen Playern           wirklich bezahlbarer und attraktiver Wohnraum in diesem
                           mit offenen Karten, suchen das Gespräch und setzten ganz         Umfang erstellt bzw. vermietet werden kann, ist auch uns
                           auf Kollaboration statt Ausgrenzung.                             noch nicht klar. Wir werden diese Frage im Rahmen der
                                                                                            Echoräume und in sorgfältigen Abklärungen analysieren und
                           Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nur teilweise abschätzen,      die nötigen Schlüsse daraus ziehen.
                           was auf uns zukommen wird. Dieser Tatsache begegnen wir
                           mit einer gehörigen Portion Mut, mit viel Engagement und
                           der Gewissheit, dass wir stets auf gute Netzwerke und
                           UnterstützerInnen zurückgreifen können.

                                                                                            St.Gallen, September 2019                                     30
Konzept der IG Ruckhalde                                                                Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                    3 Arealentwicklung

                           3.9      Meilensteine                                        Details zu äussern. Die Stadt wird den eigenen Planungs-
                                                                                        prozess für die Arealentwicklung im Jahr 2020 starten. Die
                                                                                        konkreten Inhalte und das Vorgehen sind noch offen. Eine
                           Gestützt auf den Zeitplan im Anhang werden die folgenden     Mitwirkung des Vereins „IG Ruckhalde“ wird begrüsst.
                           Meilensteine den Projektverlauf prägen.
                                                                                        Für den Verein IG Ruckhalde bedürfen verschiedene Fragen
                           •   Mitgliederversammlung, Projektstart          10.2019    der Klärung:
                           •   Gründung der Dachorganisation und Kernteam   10.2019
                           •   Start Echoräume                              10.2019    • Das gewählte Verfahren ist komplex und aufwändig. In
                           •   Ausschreibung Wettbewerb                     05.2020      weiteren Gesprächen mit der Stadt und den Bauträger-
                           •   Jurierung Wettbewerb                         12.2020      schaften wird dieses Verfahren überprüft und
                           •   Start Dialogprozess und Masterplanung        01.2021      weiterentwickelt.
                           •   Baubeginn Erschliessung                      01.2022    • Die Rolle, Aufgaben und Kompetenzen der
                           •   Entscheid Etappierung                        04.2022      Dachorganisation müssen im Detail geklärt werden.
                           •   Entscheid Baurechte                          10.2022    • Es muss ausgehandelt werden, zu welchem Zeitpunkt die
                           •   Baubeginn                                    03.2023      Bauträgerschaften sich auch finanziell an der
                           •   Bezug der Wohnungen                          06.2025      Entwicklung beteiligen und somit einen Teil der Risiken
                                                                                          übernehmen.
                                                                                        • Mit privaten GrundbesitzerInnen haben bisher keine
                                                                                          Gespräche stattgefunden. Es wird versucht, diese für das
                           3.10 Offene Fragen und nächste Schritte                        vorgeschlagene Vorgehen zu gewinnen.
                                                                                        • Der vorgeschlagene Zeitplan ist sehr ambitioniert
                                                                                          gestaltet. Dieser wird laufend angepasst und muss
                           Im Juni 2019 haben verschiedene Gespräche stattgefunden.       sicherlich mit den Interessen und Planungsprozessen der
                           Insbesondere haben uns Vertreter von Wohnbaugenossen-          Stadt und der Bauträgerschaften abgeglichen werden.
                           schaften bestärkt, dieses Projekt weiterzutreiben. Im
                           Sommer 2019 haben wir mit verschiedenen Stellen der          Bis Ende 2019 wird das Konzept verfeinert und das nötige
                           Direktion Planung und Bau der Stadt St.Gallen das Gespräch   Geld für die Projektierungsphase gesucht. Ebenfalls begin-
                           gesucht. Unser Konzept wurde wohlwollend zur Kenntnis        nen wir mit ersten Echoräumen, um gemeinsam mit einer
                           genommen und wir wurden ermutigt, die Eingabe für ein        breiten Öffentlichkeit (interessierte Einzelpersonen, Genos-
                           Modellvorhaben des Bundes in Angriff zu nehmen.              senschaften und weitere Organisationen) die weitere
                                                                                        Planung voranzutreiben.
                           Ende August hat der Stadtrat ein erstes Mal über das
                           Konzept der IG Ruckhalde diskutiert und dieses wohlwollend
                           zur Kenntnis genommen, jedoch noch ohne sich zu den

                                                                                        St.Gallen, September 2019                                     31
4
Anhang
Konzept der IG Ruckhalde                                                                                             Quartier Ruckhalde-Tschudiwies                                            4 Anhang

4.2 Zeitplan
                     2019				 2020				2021				2022				 2023				 2024				2025				2026
                     1Q    2Q   3Q   4Q       1Q   2Q   3Q   4Q   1Q   2Q   3Q   4Q   1Q   2Q   3Q   4Q   1Q   2Q   3Q   4Q     1Q     2Q     3Q   4Q   1Q   2Q   3Q   4Q   1Q   2Q   3Q   4Q
Verein IG Ruckhalde und Dachorganisation
                     Erstellung Grobkonzept

 Gespräche mit AkteurInnen

 1. Gespräch mit Stadt und Baurägern
			 Gründung Verein und Dachorganisation
					 Echoräume
			 Planung und Durchführung kooperativer Prozess (Echoräume)
			 Klärung Finanzierung
							Planung und Durchführung Dialogprozess (Masterplanung)
											Klärung Baurecht und Finanzierung mit teilnehmenden Bauträgerschaften
														 Entscheid Etappierung
													Begleitung Bauphase (übergeordnete Baukoordination)
																	 Vorbereitung und Start der Wohnphase (Entwicklung Quartierkonzept)

Stadt St.Gallen

 1. Gespräch mit Projektgruppe
					 Erarbeitung und Durchführung Wettbewerb (Städtebau und Wohnungsbau)
									Entwicklungsplanung (inkl. Erschliessung)
									Erarbeitung und Verabschiedung Sondernutzungsplan
												 Parlament Sondernutzungsplan
													Erteilung Baurechte
													Umsetzung Erschliessung
															Baubewilligungsverfahren
																Parlament Baurechte

Bauträgerschaften

 1. Gespräch mit Projektgruppe
										 Dialogprozess mit allen Beteiligten
											Detailplanung durch Architekturbüros
															Vergabe und Vorbereitungsarbeiten
																		Baubeginn
																		Bauphase
																											Bezug

                                                                                                                     St.Gallen, September 2019                                                    33
N   Konzept der IG Ruckhalde                       Quartier Ruckhalde-Tschudiwies   4 Anhang

                                                                 TSCHUDIWIES

                                       RUCKHALDE

    4.2 Grundlage Machbarkeitsstudie
                                                   St.Gallen, September 2019           35
Kontakt Verein IG Ruckhalde

Verein IG Ruckhalde
Lattich, Güterbahnhofareal
9000 St. Gallen

info@ruckhalde.ch

St.Gallen, September 2019
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