Sachbericht 2021 - Deutsche Aidshilfe
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Sachbericht
2021
Jahresbericht 2021
Inhaltsverzeichnis
1. Verein......................................................................................................................................................... 3
1.1 Vorstand ................................................................................................................................. 3
1.2 Mitglieder................................................................................................................................ 3
1.3 Mitgliederversammlung 2021 ................................................................................................ 3
2. Personal & Aufgabenbereiche ............................................................................................................... 5
2.1 Anmar Thamer Abbas ............................................................................................................ 5
2.2 Benjamin Roth ........................................................................................................................ 5
2.3 Christine Berthold................................................................................................................... 6
2.4 Jürgen Maaß .......................................................................................................................... 6
2.5 Sebastian Bathge ................................................................................................................... 7
2.6 Ulf Theuerkauf ........................................................................................................................ 7
2.7 B. Heinz.................................................................................................................................. 8
3. Entwicklung & Ausblick .......................................................................................................................... 9
3.1 Sexuelle Gesundheit – mehr als nur STI-Tests ..................................................................... 9
3.2 Planungsstand CheckPoint Hannover – Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit - Ein
Projekt und die Zukunft der Hannöverschen Aidshilfe e.V........................................................ 13
3.2.1 Projektskizze ..................................................................................................................... 13
3.2.2 Ziele des Projektes ............................................................................................................ 13
3.2.3 Wie wollen wir diese Ziele erreichen? ............................................................................... 14
3.2.4 Das Angebot des Gesundheitszentrums „CheckPoint Sexuelle Gesundheit Hannover“ . 15
3.2.5 Zielgruppen des CheckPoint Sexuelle Gesundheit Hannover .......................................... 17
3.2.6 Bedarfsanalyse I: Aufträge ................................................................................................ 18
3.2.7 Exkurs: Die Selbstverpflichtung der Fast Track Cities ..................................................... 19
3.2.8 Bedarfsanalyse II - Online-Befragung der Zielgruppe ....................................................... 19
3.2.9 Umsetzung ........................................................................................................................ 24
3.2.10 Vorhandene Ressourcen: ................................................................................................ 26
3.2.11 Was benötigen wir für die Realisierung des Vorhabens? ............................................... 27
4 Das Jahr 2021: Besondere Projekte, Aktionen und Leuchttürme unserer Arbeit ........................ 28
4.1 CheckPoint Hannover........................................................................................................... 28
4.1.1 Ärztlicher Qualitätszirkel Sexuelle Gesundheit Hannover ........................................... 28
4.1.2 Auswertung der Testabende ......................................................................................... 29
4.1.3 Schnelltest auf HIV & Syphilis ....................................................................................... 30
4.1.4 STI-Check ....................................................................................................................... 30
4.1.5 s.a.m. health ................................................................................................................. 33
1
Jahresbericht 2021
4.1.6 Selbsttest auf HIV – Verkauf und begleitete Anwendung ........................................... 36
4.2 Online Prävention ................................................................................................................. 36
4.2.1 „Das blaue Sofa – Online-Live-Talk zu queerem Leben und Sex in Hannover“ ............ 36
4.2.2 Social Media .................................................................................................................. 38
4.2.3 Gay Health Chat............................................................................................................. 42
4.3 Empowerment- & Antidiskriminierungsprojekt: „Selbstverständlich Positiv in Hannover“ 43
4.4 M*SM*-Präventionen: „Sex, drugs & a Gay* Life“ ................................................................... 47
4.5 Angebote für Frauen ............................................................................................................ 49
4.5.1 Frauen-Kreativtreff ........................................................................................................ 49
4.5.2. Testangebot von Frauen* für Frauen* ......................................................................... 49
4.6 Projekt Yalla Sawa – Präventionsprojekt für Geflüchtete in Hannover und umzu ............. 51
4.7 MSM Prävention unter dem Label SVeN ............................................................................. 55
4.7.1 Projekt Einsamkeit ........................................................................................................ 55
4.7.2 Workshops SVeN (Schwule Vielfalt erregt Niedersachsen) & CheckPoint Hannover . 59
4.7.3 STI-Prävention unter dem Label „SVeN - Sexuelle Vielfalt erregt Niedersachsen“ ...... 60
4.9 Selbsthilfen........................................................................................................................... 65
4.10 Sozialberatung für Menschen mit HIV............................................................................... 66
4.11 Fachberatung zum Thema Rente und Schwerbehinderung.............................................. 69
4.12 Lighthouse .......................................................................................................................... 70
5. Vernetzung.............................................................................................................................................. 74
5.1 Arbeitskreise der Deutschen AIDS-Hilfe ............................................................................. 74
5.2 Arbeitskreise der AIDS-Hilfe Niedersachsen ...................................................................... 74
5.3 Arbeitskreise auf kommunaler Ebene ................................................................................ 74
5.4 Sonstige Arbeitskreise ......................................................................................................... 74
6.0 Impressum ............................................................................................................................................ 75
2
Jahresbericht 2021
1. Verein
1.2 Mitglieder
1.1 Vorstand Am 31.12.2020 hatte die HAH 95 Mitglieder,
1. Vorsitzender: von denen drei ehrenamtlich den Vorstand bil-
Karsten Pilz den.
Geschäftsführender Vorstand:
Die HAH bietet verschiedene Modelle einer Mit-
Dr. Norbert Schlote
gliedschaft an:
2. Vorsitzender:
Dr. Christian Wichers (bis 26.10.2021) Ordentliches Mitglied: 60,00 € Beitrag pro Jahr
Luca Wolff (ab 26.10.2021) (ermäßigt 30,00 €)
Ehrenvorsitzender:
Förderndes Mitglied: Das Mitglied legt die Bei-
Bernd Weste
tragshöhe selbst fest.
Beisitzer des Vorstandes:
Ralf Müller Darüber hinaus ist es möglich, den Mitglieds-
Sirikit Dahms (ab 26.10.2021) beitrag abbuchen zu lassen oder ihn jährlich
selbst zu überweisen. Ebenso können die Mit-
Kontakt zum Vorstand: glieder nach eigenen Fähigkeiten und Interes-
Ulf Theuerkauf sen aktiv mitarbeiten.
Vorstandsassistenz, Verwaltung,
Veranstaltungsorganisation
Telefon: 05 11 - 360 696 14 1.3 Mitgliederversammlung 2021
E-Mail: u.theuerkauf@hannover.aidshilfe.de
Auf der Mitgliederversammlung am 26. Okto-
Jürgen Maaß ber 2021 waren 10 stimmberechtigte Mitglie-
Geschäftsführung der sowie 3 nicht stimmberechtigte Gäste ver-
Telefon: 05 11 - 360 696 16 treten.
E-Mail: j.maass@hannover.aidshilfe.de
Die Kassenprüfer*innen Meike Stenzel und Hol-
ger Jahnel haben nach eingehender Prüfung
festgestellt, dass für das Haushaltsjahr 2020
keine Überschuldung/Illiquidität per
31.12.2020 vorlag. Insgesamt stellen die Kas-
senprüfer*innen fest, dass die Konten und Kas-
sen sehr gut geführt wurden.
Der Vorstand wurde auf Antrag für das zurück-
liegende Haushaltsjahr von den Mitgliedern
entlastet und der Haushaltsplan für das Jahr
2022 vorgestellt.
Dr. Christian Wichers trat zur Mitgliederver-
sammlung aus persönlichen Gründen von sei-
nem Amt als 2. Vorsitzender zurück. Als Nach-
folger stellte sich Luca Wolff zur Wahl. Er ist
Medizinstudent und steht kurz vor seinem Ab-
schluss, später möchte er als Allgemeinmedizi-
ner tätig werden. Über Christian Wichers wurde
er in die Arbeit im CheckPoint eingeführt und
hat sich in das Projekt „verliebt“. Darüber hin-
3
Jahresbericht 2021
aus ist er im Herbst zum Sprecher des landes-
weiten Präventionsnetzwerkes SVeN Nieder-
sachsen gewählt worden.
Die Amtszeit von 2 Jahren des verbleibenden
Vorstandes bestehend aus Karsten Pilz (1. Vor-
sitzender) und Norbert Schlote (geschäftsfüh-
render Vorstand) endet ebenfalls in diesem
Jahr. Beide stellen sich zur Wiederwahl.
Der neue Vorstand der Hannöverschen Aids-
hilfe e.V. wurde en bloc mit 7 Ja- Stimmen und
drei Enthaltungen gewählt und setzt sich somit
nun wie folgt zusammen:
Karsten Pilz - 1. Vorsitzender –
Dr. Norbert Schlote - geschäftsf. Vorstand –
Luca Wolff – 2. Vorsitzender –
Turnusgemäß wurde ebenfalls Meike Stenzel
zur 2. Kassenprüferin wiedergewählt. Holger
Jahnel wurde im letzten Jahr zum Kassenprü-
fer auf 2 Jahre gewählt.
4
Jahresbericht 2021
2. Personal & Aufgaben-
bereiche
2.1 Anmar Thamer Abbas 2.2 Benjamin Roth
30 Wochenstunden
30 Wochenstunden
Aufgabenbereiche:
Aufgabenbereiche:
• Projektleitung des Projektes
• Projektleitung „Yalla Sawa“
„Tummelt euch“
Präventionsprojekt für (LGBTI*Q-)
Geflüchtete Umsetzung im Auftrag der Aidshilfe
◦ Workshops zum Thema Sexuelle Niedersachsen
Gesundheit und Sexuelle Vielfalt ◦ Thematisierung von Einsamkeit
in Sprachschulen und unter queeren Menschen auf
Unterkünften für Bewohner*innen Social Media von SVeN
und Mitarbeiter*innen ◦ Vermittlung von Hilfs- und
◦ Testberatung auf Arabisch, Beratungsangeboten
Kurdisch und Deutsch im ◦ Aufbau einer landesweiten Online-
CheckPoint Hannover Community für queere Menschen
◦ Online-Beratung und Prävention auf Discord
zu Sexueller Gesundheit auf ◦ Entwicklung von Modulen zur
Arabisch über Soziale Medien Bewältigung von Einsamkeit für
◦ Persönliche und telefonische die lokalen SVeN-Organisationen
Beratung zu Sexueller Gesundheit
für Geflüchtete auf Arabisch, • MSM-Prävention
◦ Koordination und Durchführung
Englisch und Deutsch
der Vor-Ort-Prävention mit dem
◦ Streetwork für Geflüchtete in der
Präventionsteam „SVeN-Team
Sexarbeit
Hannover“
◦ Sprachmittler in Kooperation mit
der Landeshauptstadt Hannover
• Beauftragter für Social Media
◦ Vorträge und Interviews zur
◦ Instagram
Situation von Geflüchteten
◦ Facebook
• MSM-Prävention
• Arbeitskreise
◦ Koordination und Durchführung
◦ Präventionsrat MSM-Prävention
der Vor-Ort-Prävention mit dem
der AHN
Präventionsteam „SVeN-Team
◦ AG Social Media des landesweiten
Hannover“
Präventionsnetzwerkes SVeN
• Arbeitskreise
◦ Facharbeitskreis Flucht und
Migration der AHN
◦ Präventionsrat MSM-Prävention
der AHN
◦ Facharbeitskreis „HIV-Prävention
für Schwule Männer“ der DAH
5
Jahresbericht 2021
2.3 Christine Berthold 2.4 Jürgen Maaß
30 Wochenstunden 35 Wochenstunden
Aufgabenbereiche: Aufgabenbereiche:
• Sozialberatung • Geschäftsführung
◦ Beratung zum SGB II, III, XII ◦ Personalangelegenheiten
◦ Unterstützung bei Antragsstellung ◦ Koordination von Team und
und Behördengängen Vorstand
◦ Vernetzung auf regionaler Ebene ◦ Organisation der Beratungsstelle
◦ Beratung und Betreuung von Men- ◦ Haushaltsführung
schen mit HIV
◦ Einleitung von Hilfemaßnahmen • Multiplikatoren-Schulungen
und Begleitung von deren Umset- ◦ HIV im Praxisalltag (Schulung für
zung (Zahn-)Ärzt*innen
◦ Beratung und Betreuung in Krisen- ◦ HIV in der Pflege
oder Notsituationen • Konzeption und Koordination der
Angebote im CheckPoint
• Allgemeine HIV/AIDS- & STI-Beratung
und Testberatung • Allgemeine HIV/AIDS- & STI-Beratung
◦ Testberatung im CheckPoint und Testberatung
◦ Telefonberatung ◦ Koordination von s.a.m health
◦ Persönliche Beratung (Risikoein- ◦ Gay Health Chat
schätzung, Selbsttest, s.a.m ◦ Testberatung im CheckPoint
health) ◦ Telefonberatung
◦ Beratung für Frauen ◦ Persönliche Beratung (Risikoein-
schätzung, Selbsttest, S.A.M)
• Frauenarbeit
◦ Testberatung für Frauen • Öffentlichkeitsarbeit
◦ Frauen-Kreativ-Treff ◦ Homepage
◦ Pressearbeit
• Substituiertencafé jeden Mittwoch ◦ Drucksachen
• Telefonberatung • Regionalkoordination
des Gay Health Chats (Gruppe Mitte)
• Arbeitskreise im Auftrag der DAH
◦ Arbeitskreis Begleitung &
Betreuung der AHN • Beauftragter für Hygiene,
◦ Arbeitskreis Sexuelle Bildung und Arbeitssicherheit und
Gesundheit Medizinproduktesicherheit
◦ Arbeitskreis Frauen der AHN
• Arbeitskreise
◦ AK Geschäftsführung der AHN
◦ Erfahrungsaustausch Health-
Support
◦ Beirat der Queeren Seelsorge der
Ev.-luth. Landeskirche Hannover
(ehemals HIV- & AIDS-Seelsorge)
◦ CheckPoint-Treffen der DAH
◦ S.a.m health Partner Meeting
6
Jahresbericht 2021
2.5 Sebastian Bathge 2.6 Ulf Theuerkauf
35 Wochenstunden 30 Wochenstunden
Aufgabenbereiche: Aufgabenbereiche:
• Projektkoordination des Empower- • Kassenbuch
ment- und Antidiskriminierungsprojek- ◦ Führung elektr. Kassenbuch
tes „Selbstverständlich positiv in Han- ◦ Auszahlung von Stiftungsgeldern
nover“ oder Nothilfen an Klient*innen
(ab Juni 2021 mit 30 Wochenstunden) ◦ Anforderung von Barabhebungen
• Antidiskriminierungsberatung • Bank
• Verteilaktionen (Events) ◦ Führung und Überwachung der
• Stärkung von Selbstvertrauen Bankkonten
„n=n“ (HIVpositive Menschen) ◦ Überprüfung der Ein- und
Ausgangszahlungen und
• Projektkoordination von „Sex, drugs Zuordnung der Belege für
and a gay life“ – Präventionsprojekt ausgehende Zahlungen
für schwule & bisexuelle Nutzer von ◦ Überweisungen
Sex- & Partydrogen
(ab Juli 2021 mit 5 Wochenstunden)
• Mitglieder
◦ Mitgliederliste führen
• Thematisierung von sexualisier-
◦ Bearbeiten von Mitgliedsanträgen
tem Substanzkonsum über
und Austrittswünschen
Social Media
◦ Jährliche SEPA Sammellastschrift
• Prävention zum Substanzkon-
für die Mitgliedsbeiträge
sum in der schwulen Szene
◦ Spendenbescheinigungen
• Beratung für Nutzer
◦ Einladungen zu
• Organisation und Anleitung
Versammlungen/Veranstaltungen
von Selbsthilfegruppen
◦ Allgemeiner Schriftverkehr mit
Mitgliedern
• Arbeitskreise
• Facharbeitskreise Antidiskri-
• Allgemeine Verwaltungsaufgaben
minierung von DAH und AHN
◦ Telefonzentrale
• DAH-Themenwerkstatt „n=n“
◦ Einkauf von Büromaterialien
• DAH-Besonderes Organ
◦ Betreuung der EDV
„PositHIVe Gesichter“
◦ Betreuung von Website und Social
• PRO+ Netzwerk
Media
Positiv in Niedersachsen
◦ Vergabe von Terminen und
• QGH
Auskünften für den HIV-
Schwule Männergesundheit
Schnelltest
• Runder Tisch zu gleichge-
schlechtlichen Lebensweisen
• Datenschutzbeauftragter
der Landeshauptstadt H.
• Veranstaltungskoordination und –
planung
7
Jahresbericht 2021
2.7 B. Heinz
30 Wochenstunden
Aufgabenbereiche:
• Projektleitung
Ambulant Betreutes Wohnen
Lighthouse Hannover
◦ Betreuungskonzeption
◦ Teamleitung
◦ Pädagogische und
sozialtherapeutische Betreuung
der Bewohner*innen
◦ Antragstellung
8
Jahresbericht 2021
3. Entwicklung & Aus-
blick
3.1 Sexuelle Gesundheit – mehr
als nur STI-Tests
Die Macht der Werbung – Geweckte Bedarfe
für Screeninguntersuchungen auf STI
(vgl. RKI: Epidemiologisches Bulletin Nr. 47, Ber-
lin 2021). Der Anteil von MSM an den deutlich
steigenden Neuinfektionen mit Syphilis beträgt
85,9% (vgl. RKI: Epidemiologisches Bulletin Nr.
49, Berlin 2020). Der Rest der Infektionen mit
Syphilis (14,1% von 7.889) wurde 2019 über he-
terosexuelle Kontakte übertragen, bei HIV liegt
dieser Anteil 2020 geschätzt bei 530 von 2000
(26,5%). Insgesamt berichtet das RKI, das ein
„neuer Höchststand an Infektionen“ mit Syphi-
lis erreicht wurde (Vgl. ebd.).
Im Juni 2021 hat die BzGA die „Hautnah-Kam-
pagne bundesweit gestartet, die inzwischen
mit großflächigen Plakaten im öffentlichen
Raum sehr präsent ist. Mit recht erotischen
Motiven wirbt die Kampagne für Kondomnut-
zung und bei Verdacht bzw. Symptomen für die
Untersuchung auf sexuell übertragbare Infekti-
onen. Positiv zu vermerken ist, dass diese
Kampagne ziemlich eindeutig auch homo-bzw.
bisexuelle Männer anspricht.
Die Antwort auf die Frage nach dem „Wo“, also
wo man sich testen kann, beantwortet diese Vor diesem Hintergrund begründet die Zugehö-
Kampagne jedoch nur unzureichend. Verwie- rigkeit zu einer Risikogruppe bzw. entspre-
sen wird auf die Hausärzt*innen. Wir bekom- chendes Risikoverhalten immer einen ausrei-
men von unseren Kund*innen im CheckPoint chenden Verdacht für das Vorliegen einer STI,
jedoch sehr häufig die Rückmeldung, dass zumal diese sich nicht immer mit eindeutigen
Hausärzt*innen und sogar Fachärzt*innen der Symptomen bemerkbar machen. In der Folge
Dermatologie, der Gynäkologie und der Urolo- sollten diese Untersuchungen in der Regel
gie selbst beim Vorliegen eines Risikos oder problemlos mit der Krankenversicherung abre-
sogar von Symptomen diese Untersuchungen chenbar sein. Das Vorliegen von Symptomen
nur als ziemlich teure, selbst zu zahlende Leis- wie Jucken, Brennen und Ausfluss im Genital-
tungen anbieten. bereich nach sexuellen Aktivitäten ist erst
recht eine klare Indikation.
Fast alle sexuell übertragbaren Infektionen
kommen in der Gruppe der Männer, die Sex mit Dennoch werden sexuell aktive Menschen mit
Männern haben (MSM), deutlich häufiger vor. einem entsprechendem Risikoverhalten oder
Das Robert-Koch-Institut schätzt den Anteil sogar mit Symptomen nach unseren Erfahrun-
von MSM an den Neuinfektionen mit HIV für gen immer wieder von ihren Ärzt*innen abge-
2020 mit 1100 von 2000 Neuinfektionen (55%)
9Jahresbericht 2021
wiesen, oder ihnen werden die Tests in Rech- Auch wenn wir im CheckPoint Hannover Infek-
nung gestellt. Bestenfalls werden sie noch in tionen mit HIV, Syphilis und Gonorrhö bisher
den CheckPoint zum Test weiter verwiesen. fast nur bei MSM gefunden haben, finden wir
bei sexuell aktiven heterosexuellen Menschen
Auch die HIV & STI Beratungsstelle des Fach- vor allem Chlamydien-Infektionen. Diese sind
bereiches Gesundheit der Region Hannover vielleicht im Vergleich nicht so bedrohlich, den-
bietet im allgemeinen Angebot nur Tests auf noch können sie im schlimmsten Fall Probleme
HIV (& Syphilis) an. Die Screenings auf mehrere mit der Zeugungsfähigkeit verursachen. Folg-
STIs werden regelmäßig nur für MSM und lich sollten diese Infektionen, wie alle anderen
Sexarbeiter*innen angeboten. auch, in diesen überwiegend recht jungen, se-
xuellen Netzwerken gefunden und behandelt
werden.
Um diesem Bedarf gerecht zu werden, haben
wir unsere Kapazitäten für STI-Checks im Jahr
2021 deutlich ausgebaut. Leider bekommen
wir keine Kontingente, um diese Screeningun-
tersuchungen für alle kostenlos anzubieten.
Dennoch können wir das Grundpaket (Laborun-
tersuchungen auf HIV, Syphilis, Chlamydien
und Gonorrhoe) dank entgegenkommender
Preise des Niedersächsischen Landesgesund-
heitsamtes zu überaus günstigen 25€ anbie-
Der Launch der „Hautnah“-Kampagne (und ten. Eine Spende der Pharmafirma MSD Sharp
ähnlicher Vorgängerkampagnen der BzGA) ma- & Dohme GmbH machte es uns überdies bisher
chen sich deutlich in der steigenden Nachfrage möglich, diese Untersuchungspakete für be-
nach dem STI-Check-Angebot im CheckPoint dürftige Menschen mit entsprechendem Risiko
Hannover bemerkbar. Ein Bedarf wurde ge- kostenlos anzubieten. Es ist noch unklar, ob wir
schaffen. Ebenso tragen diese Kampagnen of- das so in 2022 fortführen können.
fenbar zum Erfolg von s.a.m health bei (vgl. Ka-
pitel 4.1).
Bedarf an Impfungen gegen Hepatitis A & B
Ähnliche Probleme beobachten wir bezüglich
Von Haus- und Fachärzt*innen und dem öffent-
der Impfung gegen Hepatitis A & B. Die Stän-
lichen Gesundheitsdienst abgelehnt, melden
dige Impfkommission beim RKI empfiehlt
sich weiterhin viele Interessent*innen bei uns,
diese Impfung u.a. für „Personen mit einem Se-
die „umfassend“ auf „alle“ STI untersucht wer-
xualverhalten mit erhöhtem
den wollen. Nicht immer liegt auch ein ausrei- Expositionsrisiko; z. B. Männer, die Sex mit Män-
chendes Risiko und somit eine Indikation für nern haben (MSM)“ (RKI: Empfehlungen der Stän-
ein STI-Screening vor. Aber zumindest der Be- digen Impfkommission beim Robert-Koch-Insti-
darf nach einer umfassenden Beratung und tut 2022, in Epidemiologisches Bulletin 4/2022,
Aufklärung ist vorhanden, in deren Verlauf die Berlin 2022), also sexuell aktiven Menschen mit
hervorgerufenen Sorgen und Ängste vor Ge- wechselnden Partner*innen, unabhängig von
schlechtskrankheiten oftmals schon genom- der sexuellen Orientierung (MSM sind hier ja
men werden können. Dennoch melden sich nur ein Beispiel). Diese Empfehlung begründet
auch viele sexuell hochaktive Menschen aller eine Abrechenbarkeit der Impfung gegen Hepa-
sexuellen Orientierungen bei uns, bei denen ein titis A und B mit der Krankenversicherung bei
Screening durchaus sinnvoll ist. Neben der be- anamnestischer Feststellung dieses Risikos.
reits erwähnten Risikogruppe der MSM sind Dennoch berichten uns viele Kund*innen, dass
dies u.a. auch Menschen aus der Swinger- diese Impfungen von Haus- und Fachärzt*in-
Szene, oder Menschen die in polyamoren Be- nen abgelehnt, oder nur als selbst zu zahlende,
ziehungen leben. Hier wurden gute Kontakte teure individuelle Gesundheitsleistungen ange-
aufgebaut, sodass sich unser vielseitiges An- boten werden. Offenbar wird die entspre-
gebot herumspricht.
10Jahresbericht 2021
chende Sexualanamnese gescheut, die das Ri- PatientInnen mit Immundefizienz
siko und damit die Abrechenbarkeit begründen (www.rki.de/immundefizienz) sowie zum Nach-
würde. weis des Schutzes gegen Hepatitis B bei Perso-
nen mit einer Impfindikation gemäß Tabelle 2 (s.
Im CheckPoint Hannover bieten wir bei ent- S. 8).“ (u.a. die „Personen mit Sexualverhalten
sprechendem Risiko eine Impfschutzkontrolle mit hohem Risiko) (Empfehlungen der Ständi-
gen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut
gegen Hepatitis A & B an.
2022, in Epidemiologisches Bulletin 4/2022, S.
49, Berlin 2022)
1 Impfkampagne der BZgA
Den meisten Kund*innen ist nicht bewusst, ob
sie überhaupt dagegen geimpft sind, und wenn
ja, wie lange dies her ist. Folglich macht es
durchaus Sinn, hier das Vorhandensein eines
Impfschutzes zu überprüfen. Nicht immer ist
der Impfausweis auffindbar. Da die Impfungen
gegen Hepatitis A und B nicht zur Grundimmu-
nisierung im Kindesalter gehören (gegen Hepa-
titis B erst seit 2017), sie also bewusst angefor-
dert werden müssen, ist das Nichtwissen um
den Impfschutz meist gleichbedeutend mit 2 Plakat der Deutschen Aidshilfe
dem Nichtvorhandensein. Interessant ist aller-
dings, dass viele Migrant*innen offenbar im Leider können wir im CheckPoint derzeit nicht
Herkunftsland im Kindesalter gegen Hepatitis impfen, sondern nur den Impfschutz überprü-
A immunisiert wurden. fen. Folglich müssen wir an die Hausärzt*innen
verweisen mit den beschriebenen Problemen.
Der Impfschutz gegen Hepatitis A hält in der Eine Möglichkeit wäre jedoch, im CheckPoint
Regel ein Leben lang, der gegen Hepatitis B Hannover ein Impfangebot in Kooperation mit
muss etwa nach 10 Jahren kontrolliert und ggf. niedergelassenen Ärzt*innen, mit Abrechnung
aufgefrischt werden. Von einer Impfschutzkon- über die Krankenversicherung, anzubieten.
trolle durch die Hausärzt*innen wird jedoch sel-
ten berichtet. So müssen wir sehr oft feststel-
len, dass trotz geschehener Impfungen der Ist untenrum alles in Ordnung? Bedarf an ärzt-
Impfschutz entweder gar nicht (sog. Impfver- lichen Inspektionen des Genitalbereiches
sagen) oder nur noch schwach vorhanden ist. Im Rahmen des STI-Checks bieten wir auch
Im Falle der Hepatitis B empfiehlt die STIKO so- eine optionale ärztliche Sichtuntersuchung des
gar eine Impfschutzkontrolle im Zeitraum von Genitalbereiches auf etwaige Auffälligkeiten o-
4-8 Wochen nach Impfung durch Titerbestim- der krankhafte Veränderungen an. Dies ge-
mung bei hohem anamnestischen Risiko: schieht im Zuge der Abstriche aus Harnröhre
„Grundsätzlich gilt, dass routinemäßige Antikör- und Anus. Um ein sicheres Setting herzustel-
perbestimmungen vor oder nach Standardimp- len, bleibt dabei der/die Berater*in im Raum
fungen nicht angebracht sind. Ausnahmen bil- und die Untersuchung wird verbal angekündigt
den die Überprüfung des Impferfolges bei Perso- und kommentiert. Bereits in der vorhergehen-
nen mit Immundefizienz (s. Grundlagenpapier
mit Anwendungshinweisen für Impfungen bei
11Jahresbericht 2021
den Testberatung wird nach aufgefallenen Ver- wird dazu durch die Zusicherung der Vertrau-
änderungen gefragt, und ob die sich ein Arzt o- lichkeit, die Wahrung der Anonymität und die
der eine Ärztin ansehen sollte. Leider können Einhaltung der Schweigepflicht gesichert.
wir diese Sichtuntersuchung mangels entspre- Diese Haltung zieht sich durch das komplette
chender Ausstattung (gynäkologischer Unter- Team und prägt die Atmosphäre im CheckPoint
suchungsstuhl etc.) derzeit nur für Männer an- Hannover.
bieten.
Daher ist es durchaus auffällig, wie schnell sich
Dieses Angebot wird von fast allen Kunden unsere Kund*innen in den Beratungen öffnen,
gerne in Anspruch genommen, auch wenn das intime Fragen und Sorgen ansprechen und
Herablassen der Hose zunächst einer Überwin- nach dieser Beratung oftmals beruhigt sind.
dung der Scham bedarf. Es zeigt sich, dass der Nicht selten droht ein solches Gespräch den
Genitalbereich eher selten ärztlich in Augen- gesetzten zeitlichen Rahmen zu sprengen.
schein genommen wird. Umso größer sind die
Sorgen, die sich der Gesundheit dieses zentra- Im anonymen Feedback, das wir von allen
len Körperbereiches widmen, und die Erleichte- Kund*innen erfragen, erwähnen in der Folge
rung, wenn alles als in Ordnung befunden auch 39,7% explizit die Qualität bzw. Kompe-
wurde. tenz der Beratung. 15% heben die Toleranz und
Offenheit unserer Berater*innen hervor und
Tatsächlich finden wir aber bei dieser Untersu- ganze 43,3% finden die Freundlichkeit unseres
chung des Genitals immer wieder Auffälligkei- Teams und die vorherrschende Atmosphäre er-
ten, die ärztlich abgeklärt werden sollten. Im wähnenswert.
JahrIm Jahr 2021 wurde immerhin nach 15 von
101 Sichtuntersuchungen (15%!) die Empfeh- Auch dieser Erfolg unseres Angebotes zeigt,
lung zur fachärztlichen Abklärung einer Auffäl- wie wichtig ein Beratungsangebot zu Fragen
ligkeit ausgesprochen. Überwiegend waren der Sexualität ist.
dies Hautveränderungen wie z.B. Ausschlag,
Rötung usw. Feigwarzen wurden im Jahr 2021 Unsere Berater*innen durchlaufen alle die ent-
nicht gefunden, jedoch in den Vorjahren. sprechenden Schulungsangebote der Deut-
schen Aidshilfe e.V. Für ein erweitertes Ange-
Der Erfolg dieses Angebotes zeigt ein weiteres bot an Sexualberatung soll es zusätzlich ab
Mal, dass diese Beratungs- und Untersu- 2022 eine Ausbildung zur Sexualberatung für
chungsangebote zu sexueller Gesundheit Sinn unsere Berater*innen seitens der Deutschen
ergeben, da Scham und Hemmschwellen nur Aidshilfe e.V. geben, auf deren Basis wir ein
durch das Signalisieren von Offenheit gegen- adäquates Angebot im CheckPoint Hannover
über sexuellen Themen überwunden werden aufzubauen beabsichtigen.
können. In der Hausarztpraxis passiert dies lei-
der nur selten.
Bedarf an Sexualberatung
Jeder ärztlichen Untersuchung im CheckPoint
Hannover geht eine Risikoanalyse und Bera-
tung mit einer unserer Berater*innen voraus, in
der das jeweilige sexuelle Risikoverhalten be-
sprochen, das Risiko geklärt und eventuell not-
wendige Untersuchungen festgelegt werden.
Unsere Berater*innen sind entsprechend ge-
schult und bilden sich regelmäßig fort. Grund-
voraussetzung für die Tätigkeit als Berater*in
im CheckPoint ist die Offenheit gegenüber al-
len geschlechtlichen Identitäten und sexuellen
Orientierungen, ebenso wie eine sexpositive
Haltung, die gleichzeitig die nötige professio-
nelle Distanz wahrt. Das Vertrauensverhältnis
12Jahresbericht 2021
3.2 Planungsstand CheckPoint Der CheckPoint Hannover ergänzt das Angebot
des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der
Hannover – Beratungsstelle für Arztpraxen in der Region Hannover und koope-
sexuelle Gesundheit - Ein Projekt riert partnerschaftlich mit anderen Anbietern
im Themenfeld sexuelle Gesundheit. In unse-
und die Zukunft der Hannöver- rem Tätigkeitsfeld sind wir kompetenter An-
schen Aidshilfe e.V. sprechpartner für Behörden, Politik, Medien,
Forschungs- und Bildungseinrichtungen u.a.
Uns ist es wichtig, keine Konkurrenz zu ande-
ren bestehenden Angeboten aufzubauen, statt-
3.2.1 Projektskizze
dessen setzen wir auf Kooperation. Unser
Thema ist die sexuelle Gesundheit.
Unter dem Titel „CheckPoint Hannover, Bera-
tungsstelle für sexuelle Gesundheit“, kurz:
Aktuell werden in diversen Städten Deutsch-
„CheckPoint Hannover“, beabsichtigt die Han-
lands ähnliche Projekte geplant bzw. bestehen
növersche Aidshilfe e.V. ein Gesundheitszent-
schon. Interessante Beispiele sind u.a. der
rum mit Beratungs- und Untersuchungsange-
CheckPoint Berlin, der CheckPoint Frankfurt,
boten zum Thema Sexuelle Gesundheitmit an-
das Zentrum für Sexuelle Gesundheit in Mag-
geschlossenem Infocafé für die Region Hanno-
deburg oder der CheckPoint Freiburg.
ver zu eröffnen. Dieser CheckPoint bietet an ei-
nem Ort Informationen sowie alternative, inno-
Das Niedersächsische Ministerium für Sozia-
vative, fachkompetente und interdisziplinäre
les, Gesundheit und Gleichstellung begrüßt
Beratungs-, Untersuchungs- und Behandlungs-
und unterstützt dieses Vorhaben ausdrücklich
angebote in Bezug auf sexuelle Gesundheit für
als Modellprojekt für Niedersachsen.
alle sexuell aktiven Menschen an. Für beson-
ders vulnerable Gruppen (Siehe Punkt 5: Ziel-
gruppen) gibt es zielgruppenspezifische Ange-
bote. 3.2.2 Ziele des Projektes
Im Infocafé finden außerhalb der Öffnungszei- • Thematisierung des Themas sexuelle Ge-
ten Workshops, Vorträge, Arbeitstreffen etc. sundheit in der Region Hannover
statt. Während der Öffnungszeiten ist das Info-
café ein Ort der Begegnung, in dem die Besu- • Menschen in der Region Hannover finden
cher*innen sich mit Freund*innen treffen und niederschwellige Informationen und Fort-
neue Leute kennenlernen können. Darüber hin- bildungsangebote zu sexueller Gesundheit
aus können sie sich bei einem Getränk nied-
rigschwellig zum Thema sexuelle Gesundheit • Sexuell aktive Menschen in der Region
informieren, erste Informationen erhalten, Ter- Hannover wissen über ihren Status bezüg-
mine für weiterführende Angebote vereinbaren, lich sexuell übertragbarer Infektionen Be-
auf ihre Termine warten u.v.m. scheid
Die Zielgruppe sind alle sexuell aktiven, er- • Vermehrte Durchführung von Tests auf HIV
wachsenen Menschen aller sexuellen Orientie- und andere sexuell übertragbaren Infektio-
rungen und geschlechtlicher Identitäten, mit ei- nen in Hannover
nem besonderen Fokus auf vulnerable Gruppen
wie Männer, die Sex mit Männern haben • Sexuell übertragbare Infektionen werden
(MSM), queere Menschen, Migrant*innen mit frühzeitig erkannt und behandelt
mehrsprachigen Angeboten, Substanzkonsu-
ment*innen und Frauen. Dieses offene Ange- • Spätfolgen werden so vermieden und In-
bot für alle unterscheidet den CheckPoint Han- fektionsketten unterbrochen.
nover von anderen Angeboten in Hannover.
• Schaffung eines diskriminierungsfreien,
Die bereits etablierten Angebote der Hannöver- sexpositiven und akzeptierenden sicheren
schen Aidshilfe e.V. werden in den CheckPoint Ortes zur Auseinandersetzung mit der eige-
Hannover integriert und weiter ausgebaut. nen Sexualität und sexuellen Gesundheit
13Jahresbericht 2021
• Bündelung von Angeboten zum Thema se- Einrichtung eines Infocafés
xuelle Gesundheit an einem Ort
Während der Öffnungszeiten ist das Infocafé
• Schaffung eines Angebotes unter Einbe- ein Ort der Begegnung, in dem die Besucher*in-
zug der Zielgruppen mit peer-to-peer-Bera- nen sich mit Freund*innen treffen und neue
tung Leute kennenlernen können. Darüber hinaus
können sie sich bei einem Getränk nied-
• Schaffung von Informationsangeboten rigschwellig zum Thema sexuelle Gesundheit
zum Thema sexuelle Gesundheit für Multi- informieren, erste Informationen erhalten, Ter-
plikator*innen, z.B. Polizist*innen, Ärzt*in- mine für weiterführende Angebote vereinbaren,
nen, Medizinisches Personal, Lehrer*innen auf ihre Termine warten u.v.m. Dazu stehen In-
u.a. formationsmedien bereit, wie Infoterminals,
Broschüren, Magazine, eine kleine Bibliothek
u.v.m. Das Personal im Infocafé fungiert als
3.2.3 Wie wollen wir diese Ziele erste Peer-Ansprechpartner*innen und leitet an
die angebundenen Beratungs-, Untersuchungs-
erreichen? und Behandlungsangebote weiter. Das Info-
café dient außerhalb der Öffnungszeiten auch
als Warteraum für die angeschlossenen Test-
Implementierung eines Gesund- und Behandlungsangebote.
heitszentrums
Das Infocafé kann, außerhalb der Öffnungzsi-
ten, von anderen Kooperationspartner*innen
Das zu eröffnende Gesundheitszentrum bietet
zu günstigen Konditionen für ihre Angebote ge-
niederschwellige Informations-, Beratungs-,
nutzt werden.
Untersuchungs- und Behandlungsangebote zu
Themen sexueller Gesundheit an. Darüber hin-
Im Infocafé soll es ein einfaches Angebot an
aus ist es ein Begegnungsraum für unsere Ziel-
kalten und warmen Getränken sowie kleine
gruppen. Diese Angebote werden durch ein in-
Snacks zu günstigen Preisen geben. Hierdurch
terdisziplinäres, fachkompetentes, haupt- und
soll der Charakter eines Begegnungsortes bei-
ehrenamtliches Team von (Peer-) Berater*in-
behalten werden. Es ist nicht profitorientiert,
nen, Pädagog*innen, Ärzt*innen u.a. unter ei-
sondern soll sich idealerweise selbst tragen
nem Dach angeboten. Die bereits etablierten
(siehe Kalkulation). Aus finanzrechtlichen
Angebote der Hannöverschen Aidshilfe e.V.
Gründen muss dieses Angebot dennoch in ei-
werden in das Gesundheitszentrum integriert
nem Geschäftsbetrieb ausgegliedert werden.
und weiter ausgebaut.
Dieser ist nicht Teil dieses Antrages!
Zu diesem Zweck sind zudem Kooperationen
mit anderen Kooperationspartner*innen ge-
plant. Deutliches Interesse am Projekt bekun-
det haben u.a. schon der Andersraum e.V., die
Beratungsstelle Osterstraße, Phoenix – Bera-
tungsstelle für Sexarbeiter*innen sowie di-
verse Arztpraxen. Eine Kooperationsanfrage an
den Fachbereich Gesundheit der Region Han-
nover wurde bereits 2019 gestellt.
Herzstück des Gesundheitszentrums ist ein
großes, niedrigschwellig zugängliches Infocafé
mit angeschlossenen Beratungs- und Untersu-
chungsräumen.
14Jahresbericht 2021
3.2.4 Das Angebot des Gesund- Anonyme Test-
heitszentrums „CheckPoint Se- und Untersuchungsangebote
xuelle Gesundheit Hannover“
Hier finden sich vor allem die bereits unter dem
Label „CheckPoint Hannover“ umgesetzten An-
gebote der Hannöverschen Aidshilfe e.V. wie-
der, die in das geplante Gesundheitszentrum
überführt werden.
• Regelmäßiges Schnelltest-Angebot auf
HIV &Syphilis
• Regelmäßige Screeninguntersuchungen
auf HIV, Syphilis und andere STI (STI-
Checks) für MSM (und Trans*)
• Regelmäßige Screeninguntersuchungen
Beratungsangebote auf HIV, Syphilis und andere STI (STI-
Checks) für alle Menschen mit einem Se-
Diese Angebote sind überwiegend schon exis- xualverhalten mit erhöhtem Risiko
• Testangebot peer-to-peer für Frauen
tierende Angebote der Beratungsstelle der
• HIV-Selbsttest (Beratung, Verkauf & be-
Hannöverschen Aidshilfe e.V., die in den neuen
gleitete Anwendung)
CheckPoint Sexuelle Gesundheit Hannover in-
• PrEP-Beratung (initial und im Verlauf laut
tegriert werden. Diese können weiter ausge- PrEP-Richtlinie)
baut werden, auch in Kooperation mit anderen • S.A.M. Health (vorher: S.A.M - Mein Heim-
Beratungsstellen. test) (www.samhealth.de)
• Risikoanalyse und Safer-Sex-Beratung
zu den Öffnungszeiten Weitere Angebote können auch realisiert wer-
• Zertifizierte Sexualberatung (in Pla- den in Kooperation mit oder in Eigenregie durch
nung ab 2023 in Kooperation mit der externe Kooperationspartner*innen wie z.B.
Deutschen Aidshilfe e.V.) den Fachbereich Gesundheit der Region Han-
• Beratungs- und Unterstützungsange- nover.
bote für Menschen mit HIV und deren
Angehörige, u.a.:
o Antidiskriminierungsberatung Medizinische Angebote
im Rahmen des Empower-
ment- und Antidiskriminie- (ggf. mit Abrechnung über die
rungsprojektes „kraftvoll posi- Krankenkasse)
tiv in Hannover“
o Fachberatung zur sozialen Si- Die folgenden Angebote können in enger Ko-
cherung operation mit niedergelassenen Ärzt*innen
o Fachberatung bei Fragen zur (und ggf. Psycholog*innen) realisiert werden,
Rentenversicherung und indem diese eine Zweigstelle ihrer Praxis im
Schwerbehinderungsstatus CheckPoint eröffnen. Weiterführende Untersu-
• Beratung zu sexualisiertem Substanz- chungen und Behandlungen bei reaktiven Be-
konsum für schwule und queere Män- funden, die Verordnung der PrEP und der PEP,
ner* im Rahmen des Projektes „Sex, Impfungen usw. können so mit der Kranken-
Drugs and a gay life“ kasse abgerechnet werden. Dazu muss aller-
• mehrsprachige Beratung für queere dings die Anonymität aufgegeben werden.
Migrant*innen (Deutsch, Englisch &
Arabisch) im Rahmen des Projektes Dieses Modell ist beispielsweise im Checkpoint
Yalla sawa Berlin (www.checkpoint-bln.de) bereits umge-
• Beratungsangebote anderen Koopera- setzt. Ähnliche Modellprojekte bieten bei-
tionspartner*innen spielsweise der CheckPoint Freiburg
15Jahresbericht 2021
(www.checkpoint-freiburg.de), der CheckPoint • Fortbildungen für Fachpersonal & Multipli-
Frankfurt und das Walk-In-Ruhr Bochum. kator*innen zu Sexueller Gesundheit (Leh-
rer*innen, Polizist*innen, Pflegepersonal,
Folgende Angebote wären dann u.a. möglich, MTA, Ärzt*innen, Pädagog*innen, Perso-
sind aber bisher nicht umgesetzt: nal von Sprachschulen und Unterkünften
u.a.)
• Diagnostik und Therapie von sexuell über- • Workshops & Infoveranstaltungen im The-
tragbaren Infektionen (geplant) menfeld sexuelle Gesundheit
• Verschreibung der PrEP (geplant) • Vorträge, Ausstellungen etc. im Themen-
• Verschreibung der PEP (geplant) feld sexuelle Gesundheit
• Impfung gegen Hepatitis A & B (geplant) • Selbsthilfe- und Freizeitgruppen im The-
• Sexualmedizinische Beratung (geplant) menfeld sexuelle Gesundheit
• Psychologische Beratung bei sexuellen • Selbsthilfe- und Freizeitgruppen für HIV-
Problemen (geplant) positive
• Angebote für Menschen ohne Krankenver- • u.v.m.
sicherung (Abrechnung über Spenden, pro
bono oder über Kooperation Malteser Mig- Geplant sind auch mobile Angebote in anderen
rantenmedizin?) (geplant) Orten der Region Hannover.
Hierzu gab es bereits Gespräche mit der Kas-
senärztlichen Vereinigung Niedersachsen, die
das Vorhaben unterstützt.
Bildungsangebote: Fort- & Wei-
terbildungen für Multiplikator*in-
nen, Zielgruppenspezifische
Workshops & Gruppenangebote
zu Sexueller Gesundheit
Bildungsangebote zum Thema sexuelle Ge-
sundheit sind bereits mehrfach durch die Han-
növersche Aidshilfe e.V. umgesetzt worden.
Beispiele sind u.a. Fortbildungen für (Zahn-
)Ärzt*innen und medizinisches Fachpersonal
oder Informationsabende bzw. Workshops im
Rahmen des landesweiten Präventionsnetz-
werkes „SVeN – Schwule Vielfalt erregt Nie-
dersachsen“.
Diese sollen weiter ausgebaut und zum festen
Bestandteil des Angebotes im CheckPoint Se-
xuelle Gesundheit werden. Zu diesem Zweck
kooperieren wir mit fachkompetenten Part-
ner*innen aus unserem Netzwerk in der Re-
gion Hannover.
• Ärztlicher Qualitätszirkel Sexuelle Gesund-
heit mit Anerkennung durch die Kassen-
ärztliche Vereinigung (Gründungsver-
sammlung am 17. März 2021)
16Jahresbericht 2021
3.2.5 Zielgruppen des Check-
Dennoch sind auch heterosexuelle Menschen
Point Sexuelle Gesundheit Han- von HIV und STI betroffen. Der CheckPoint Se-
nover xuelle Gesundheit wird also offen für alle sexu-
ell aktiven Menschen sein, jedoch weiterhin ei-
Sexuelle Gesundheit ist sicherlich ein Thema,
nen besonderen Fokus auf vulnerable Gruppen
das alle Bevölkerungsgruppen angeht. Behält
wie schwule Männer* (MSM), queere Men-
man jedoch die Kernaufgabe von Aidshilfen im
schen, Migrant*innen, Substanzkonsument*in-
Blick, die Prävention von sexuell übertragbaren
Infektionen wie HIV, Syphilis, Hepatitiden usw., nen und Frauen legen.
kommt man nicht umhin, das tatsächliche In-
fektionsgeschehen in Deutschland als Grund-
lage zielgerichteter Interventionen zu berück-
sichtigen:
Darüber hinaus soll das Angebot des Check-
Grafik 1: Gemeldete HIV-Diagnosen in
Points vor allem sexuell aktive, erwachsene
Deutschland, Quelle: surfstat@rki.de, Stand
19.01.2021 Menschen ansprechen. Tests auf sexuell über-
tragbare Infektionen bei Minderjährigen bedür-
Wenn auch seit 2014 sinkend, sind weiterhin fen der Einwilligung der Eltern. (Jugendliche ab
deutlich über 50% der HIV-Infektionen auf sexu- 16 Jahren können bei entsprechender Reife si-
elle Kontakte unter Männern* zurückzuführen cherlich dennoch unser Angebot nutzen.) Die
(grün dargestellt). Mindestens der gleiche pro- Aufgabe der sexuellen Aufklärung sehen wir
zentuale Anteil ist auch unter den Fällen zu er- bei den Eltern und in den Schulen, zudem gibt
warten, bei denen der Übertragungsweg nicht es hierzu viele andere Anbieter*innen wie z.B.
erhoben wurde (grau). Pro Familia, mit denen wir eine enge Koopera-
tion anstreben.
Noch größer ist der Anteil unter den gemelde-
ten Syphilis-Diagnosen: Daher setzen wir im Bereich der Sexualaufklä-
rung eher auf Multiplikator*innenschulungen,
beispielsweise für Lehrer*innen sowie Tea-
mer*innen von Jugendzentren.
Da das Sprechen über die eigene Sexualität
nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu ist,
kommt der weitgehend anonyme Ansatz den
Bedürfnissen der Zielgruppe nach Diskretion
Grafik 2: Gemeldete Syphilis-Diagnosen in
entgegen. Darüber hinaus hilft der peer-to-peer-
Deutschland, Quelle: surfstat@rki.de, Stand:
19.02.2021 Ansatz in der Beratung der Hannöverschen
Aidshilfe e.V., sowie die konsequent sexposi-
Hier ist der Anteil der Übertragung durch tive und akzeptierende Haltung unserer Haupt-
mann*-männliche* Sexualkontakte noch grö- und Ehrenamtlichen einen niedrigschwelligen
ßer und liegt bei zwei Drittel aller Fälle (grün). Zugang zu unseren Angeboten zu realisieren.
Ähnliche Anteile zeigen sich auch bei anderen
sexuell übertragbaren Infektionen.
17Jahresbericht 2021
3.2.6 Bedarfsanalyse I: Aufträge (Robert-Koch-Institut, Berlin 11/2020: Epidemi-
ologisches Bulletin No. 48)
Die Frage nach Sinnhaftigkeit und Nutzen zu- § 19 Abs. 1 des Gesetzes zur Verhütung und
sätzlicher Beratungs- und Testangebote zu se- Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim
Menschen (Infektionsschutzgesetz – IfSG)
xuell übertragbaren Infektionen und zu sexuel-
sagt aus: „(1) Das Gesundheitsamt bietet bezüg-
ler Gesundheit in einer Kommune wurde extern lich sexuell übertragbarer Krankheiten und Tu-
mehrfach untersucht und bestätigt. berkulose Beratung und Untersuchung an oder
Nicht zuletzt fordert auch die Bundesregierung stellt diese in Zusammenarbeit mit anderen me-
in ihrer Strategie zur Eindämmung von HIV, He- dizinischen Einrichtungen sicher.“ Das Nieder-
patitis B und C sowie anderen sexuell übertrag- sächsische Gesetz über den öffentlichen Ge-
baren Infektionen die enge „Verzahnung von sundheitsdienst (NGöGD) bestimmt darüber
Prävention, Testung, Behandlung und Versor- hinaus im § 4 Prävention und Gesundheitsför-
gung: „Zur effektiven Eindämmung von HIV, He- derung: „(1) Die Landkreise und kreisfreien
patitis B und C sowie von anderen sexuell über- Städte veranlassen, unterstützen und koordinie-
tragbaren Infektionen ist eine Verzahnung von ren präventive und gesundheitsfördernde Maß-
nahmen; sie können diese auch selbst durchfüh-
Prävention, Testung, Behandlung und Versor-
ren.“
gung notwendig. […] Beratungs- und Teststellen
der AIDS-Hilfen, weiterer freier Träger sowie des Das Engagement des Fachbereiches Gesund-
Öffentlichen Gesundheitsdienstes bieten gleich- heit der Region Hannover in diesem Bereich
zeitig die Möglichkeit einer niedrigschwelligen, musste im Zuge der Corona-Pandemie seit An-
personalkommunikativen Präventionsberatung fang 2020 weitgehend eingestellt werden, um
(u. a. Risiken und Schutzmöglichkeiten), um In- den zusätzlichen Aufgaben durch Corona ge-
fektionen und Re-Infektionen zu verhindern.“ recht werden zu können. Der CheckPoint Han-
(Bundesministerium für Gesundheit, Berlin nover konnte in dieser Zeit fast durchgehend
2016: BIS 2030 - Strategie zur Eindämmung ein Beratungs- und Testangebot für die Region
von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell Hannover aufrechterhalten unter Einhaltung ei-
übertragbaren Infektionen) nes der jeweiligen Landesverordnung entspre-
Auch das Robert-Koch-Institut kommt in der chenden Hygienekonzeptes. Tatsächlich re-
Analyse der Infektionszahlen bezüglich HIV gistrierten wir im CheckPoint Hannover eine
deutlich verstärkte Nachfrage, allerdings konn-
und Syphilis zu dem Schluss, dass insbeson-
ten wir diese mit unserem bisherigen Angebot
dere in Großstädten durch den Ausbau von mo-
an drei Abenden im Monat gut auffangen. Hin-
dernen und vielfältigen Testangeboten eine Re-
zugekommen mit stetig wachsender Nach-
duktion der Infektionszahlen zu erzielen ist: frage sind kontaktlose Online-Angebote wie der
„Die Analysen zu HIV-Neudiagnosen bei MSM le- Einsendetest s.a.m health (www.sam-
gen nahe, dass es in den Großstädten mit über health.de). Dies ist ein Angebot der Deutschen
500.000 Einwohnern durch verbesserte Testan- Aidshilfe e.V. Der CheckPoint Hannover ist mit
gebote und erhöhte Testbereitschaft gelungen der Aidshilfe Emsland e.V. die lokale Bera-
ist, nicht nur die Zahl der frischen HIV-Diagno- tungsstelle für Niedersachsen. Inzwischen
sen, sondern auch die Zahl der Spätdiagnosen zu sind diverse kommerzielle Mitbewerber online,
reduzieren.“ (Robert-Koch-Institut, Berlin 2019: s.a.m health kann jedoch als Marktführer be-
Epidemiologisches Bulletin No. 46) zeichnet werden.
Ende 2020 bestärkt das Robert-Koch-Institut
noch einmal diese Einschätzung: „Die aktuellen Das Angebot der CheckPoints in Deutschland
Daten legen die Schlussfolgerung nahe, dass der wie auch des CheckPoints Hannover folgt bun-
Ausbau von zielgruppenspezifischen Testange- desweit einheitlichen hohen Qualitätsstan-
boten und ein früherer Behandlungsbeginn auch dards und einem gemeinsamen Leitbild. Un-
in Deutschland Erfolge gezeigt haben. Es bedarf sere Angebote werden entsprechend dieser
aber weiterer Maßnahmen insbesondere zur wei- Standards und neuester wissenschaftlicher Er-
teren Verbesserung der Testangebote und um kenntnisse stetig weiterentwickelt. Die Anlei-
den Zugang zur Therapie für alle in Deutschland tung der Angebote durch approbierte Ärzt*in-
mit HIV lebenden Menschen zu gewährleisten.“ nen und die enge Kooperation mit Arztpraxen
18Jahresbericht 2021
und gerne auch mit dem Fachbereich Gesund- • Angehen von Faktoren, die Menschen
heit qualifizieren die CheckPoints als medizini- anfällig für diese Erkrankungen ma-
sche Einrichtungen. chen:
u.a. Beendigung von Stigmatisierung
Entsprechend der wiederholten Empfehlung
und Diskriminierung und die Ermögli-
des RKI zum Ausbau niederschwelliger, innova-
chung von Teilhabe von Menschen
tiver Angebote und entsprechend den Aufträ-
mit HIV, Migrant*innen, jungen
gen des Infektionsschutzgesetzes und des Nie-
dersächsischen Gesetz über den öffentlichen Frauen, Sexarbeiter*innen, Drogenkon-
Gesundheitsdienst (NGöGD) sollte also auch in sument*innen, MSM, Transgender
der Region Hannover das Präventions-, Bera- • Förderung von innovativen Angeboten
tungs- und Untersuchungsangebot bezüglich zur Förderung der
STI und Sexueller Gesundheit weiter ausge- sexuellen und mentalen Gesundheit
baut werden. Die Hannöversche Aidshilfe e.V. vulnerabler Gruppen
als etablierte Anbieterin in der Region bietet
sich gerne an, in Kooperation mit dem öffentli-
Die Pariser Erklärung ist einzusehen auf
chen Gesundheitsdienst diese Aufgaben wahr-
https://www.fast-trackcities.org.
zunehmen und mit dem vorgelegten Projekt
auszubauen.
In Deutschland sind bisher Berlin und Bochum
dieser Partnerschaft beigetreten.
Hannover könnte sich in diese Reihe einord-
3.2.7 Exkurs: Die Selbstverpflich-
nen.
tung der Fast Track Cities
3.2.8 Bedarfsanalyse II - Online-
Befragung der Zielgruppe
Im Januar 2021 haben wir eine Online-Bedarfs-
umfrage in den Zielgruppen für den CheckPoint
Sexuelle Gesundheit Hannover durchgeführt,
um einerseits das Interesse an unseren geplan-
ten Angeboten und den Bedarf dafür zu erfah-
ren, aber auch um die Zielgruppe frühzeitig par-
Die Fast-Track Cities-Initiative ist eine globale
tizipativ in den ozess einzubinden. Die Umfrage
Partnerschaft zwischen Städten und UN-Orga-
wurde während des Lockdowns ausschließlich
nisationen zur beschleunigten Beendigung von
über Social Media verteilt. Insgesamt wurde
HIV-Neuinfektionen und AIDS-Todesfällen bis
die Bedarfsumfrage 251 Mal beantwortet.
2030. Weltweit haben sich Metropolen zu Fast-
Mehrfachbeantwortungen von einem Endgerät
Track-Städten erklärt, indem sie nach einer po-
aus waren nicht möglich.
litischen Willensbildung die Pariser Erklärung
zu Fast-Track-Städten unterzeichnen und die
Die Resonanz ist durchaus positiv und zeigt ein
darin enthaltenen Selbstverpflichtungen um-
deutliches Interesse an den geplanten Angebo-
setzen:
ten im Rahmen eines Gesundheitszentrums
„CheckPoint Sexuelle Gesundheit Hannover“.
Darin verpflichten sie sich u.a. zu:
• Umfassender Ansatz in der Präven-
Diese Umfrage mag statistisch gesehen nicht
tion, der HIV, STI, Virushepatitis und
repräsentativ sein. Gemessen an der sonst üb-
Tuberkulose mitberücksichtigt.
lichen Resonanz auf Social-Media-Beiträge
• Konzentration auf die vulnerablen
zeigt die Resonanz jedoch ein deutliches Inte-
Gruppen für diese Infektionen
19Sie können auch lesen
