SAMMELN + ARCHIVIEREN - Rheinfelden (CH)
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Das Kultur- und Stadtmagazin beider Rheinfelden 68 | Januar / Februar 2020 | gratis erhältlich SCHWERPUNKT SAMMELN + ARCHIVIEREN WIR BERICHTEN ÜBER UNTERSCHIEDLICHSTE ARCHIVE EINEN HISTORISCHEN BADEANZUG Mit EIFRIGE BRIEFMARKENSAMMLER Fasnachts f WERTVOLLE PARAMENTE kalender au8 U.V.M Seite 37 / 3 MIT DEN VERANSTALTUNGSTIPPS IM JANUAR UND FEBRUAR
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Liebe Leserin, lieber Leser Rheinfelden Sie haben vielleicht eine Briefmarkensammlung aus Ihrer Kind Lebenswert. Liebenswert. heit, sie haben von Stadtarchiven gehört und von Museumsdepots? Man staunt nicht schlecht, wenn man hört welche Sammlungen und Archive es in Vereinen, Kirchen, Betrieben und Organisationen IMPRESSUM gibt. Ob nach wissenschaftlichen Maßstäben gesammelt wird oder einfach nach Lust und Laune. Wir stellen einige Archive und Samm Herausgeber lungen vor: ein Museumsdepot, Stadtarchiv und Kirchenarchiv. Stadt Rheinfelden (Schweiz), Stadt Rheinfelden (Baden) Eine Frauengruppe, die leidenschaft lich Paramente und Messgewänder Redaktion Heft 68 restauriert und schützt, ein Mann, der Brigitte Brügger, Désirée Hess, Claudius Beck, Peter Löwe jahrelang Brunnen und Grenzsteine erfasst, wie auch eine Männergruppe, Fotos Inhalt Autoren, wenn nicht anders vermerkt die die Presse in Rheinfelden Schweiz Titelfoto HC Wagner zu Weltkriegszeiten auswertet und digitalisiert. Einige Industriebetriebe, Realisation Peter Löwe, www.Loewe-Werbeagentur.com wie die Aluminium, haben ein eigenes Druck Effingermedien AG Brugg Firmenarchiv mit umfassender Foto Auflage 6.000 Exemplare sammlung. Andere Betriebe haben ISSN 1664-4778 das Archiv in ihre Zentrale verlegt Verteilung oder einem Staatsarchiv übergeben. Auslage in Gemeindeverwaltungen, Geschäften, Was sich hinter den Archivtüren ereig Bibliotheken, Schulen und Kultureinrichtungen net erstaunt. Auch die Bemühungen Bezug im Abo möglich: Infos auf der vorletzten Seite das Archivgut zu digitalisieren ist eine Rheinfelden (Schweiz): Verteilung an Abonnenten Mammutaufgabe. der Neuen Fricktaler Zeitung Zum Thema passt auch die Eröffnung eines neuen Ausstellungs Kontakt für Redaktion und Inserate in Rheinfelden/D raumes zur jungen Stadtgeschichte von Rheinfelden (Baden). Kurz Kulturamt der Stadt, Claudius Beck, vor Weihnachten konnte der Schauraum eröffnet werden, der das Rathaus, Kirchplatz 2, D-79618 Rheinfelden bisherige Stadtmuseum im Dachgeschoss des Hauses Salmegg c.beck@rheinfelden-baden.de, Tel.: +49 7623 95-237 ablöst. In einem früheren Ladengeschäft wird in Kooperation mit Kontakt Kalender Rheinfelden/D: kulturamt@rheinfelden-baden.de der Tourist-Information Rheinfeldens Vergangenheit erklärt. Kontakt für Redaktion, Kalender in Rheinfelden/CH Den „Fasnächtler“ haben wir wieder den gemeinsamen Narren Stadtbüro/Kulturbüro, Brigitte Brügger kalender zusammengestellt. Rathaus, Marktgasse 16, CH-4310 Rheinfelden 2xrheinfelden@rheinfelden.ch, Tel.: +41 61 835 51 11 Die Redaktion wünscht Ihnen allen ein erfolgreiches Jahr mit viel Gesundheit und kulturellen Erlebnissen. Kontakt für Inserate in Rheinfelden/CH Fricktaler Medien AG, Frau Karin Stocker, Baslerstrasse 10, 4310 Rheinfelden Ihr Claudius Beck karin.stocker@fricktalermedien.ch, Tel. +41 61 835 00 52 Leiter des Kulturamts in Rheinfelden (Baden) Inserate- und Redaktionsschluss für die Ausgabe März / April 2020: 31. Januar 2020 Schwerpunkt: Sammeln + Archivieren EDITORIAL 3
Fotografisches Ein bedeutsames Kapitel in der Geschichte von Rheinfelden schrieben Unternehmen, die vor mehr als 120 Jahren die Industrialisierung am Hochrhein Geschichtswerk einleiteten. Sie sind die wichtigsten Geburtshelfer von Badisch-Rheinfelden. Zu ihnen gehört die von der Aluminium Schweizer Fabrikanten gegründete Aluminium-Hüt- te. Sie ging 1898 als erstes Alu-Hüttenwerk Deutsch- lands nahe des neuerbauten Rheinkraftwerks in mit 12 500 Bildern Betrieb. Dem „jungen, silbernen Metall“ wurde eine E große Zukunft vorausgesagt. gebäude – auch heute noch Herz und Lebendige Dokumentation Zentrum inmitten des 23 Hektar großen Exklusiven Charakter hat das Fotoarchiv Werksgeländes. mit seinen in Boxen sortierten 12 500 Ne gativ-Fotos und Repros. „Auf ihnen wie Dem im Frühjahr 2019 gestorbenen Fir derspiegelt sich mehr als 50 Jahre lebendi iner, der sich in der menchef Alois Franke war es ein Her ge Firmengeschichte“, sagt Jörg Schmidt. b ewe g t e n G e zensanliegen, dieses historische Gebäude Die Werksfotografen haben die Negative schichte der „Alu“, zu erhalten und gründlich zu sanieren. einzeln in Heften handschriftlich doku wie die Rheinfelder dieses Werk nennen, mentiert. Die Aufzeichnungen beginnen auskennt und viel zu erzählen weiß, ist am 20. April 1951. Die ersten Aufnahmen der ehemalige, in Schwörstadt beheimate zeigen Werksansichten und das Verladen te Betriebsleiter Jörg Schmidt. Obwohl in des Rohstoffs Tonerde im Rheinhafen. Ak zwischen im Ruhestand angekommen, ist kurat sind nicht nur die Aufnahmedaten er immer wieder vor Ort, wenn es darauf vermerkt, sondern auch die an der Kame ankommt, Geschichte des traditionsrei ra eingestellte Blende und Belichtungs chen Unternehmens ins Licht zu rücken. zeit. Hunderte der Fotos stammen von Das restaurierte Direktionsgebäude aus dem Jahr 1898 Sowohl in technischen Details der strom Fotografenmeister Erwin Wehinger – auf intensiven Herstellung von Aluminium Er achtete darauf, dass auch Details des genommen mit der Rollei oder Leica 6x6. als auch über die Entwicklung des Unter Hauses, in dem einst der Werksdirektor Er war viele Jahre bei der „Alu“ Werksfoto nehmens ist er bestens im Bilde. mit Familie residierte und wohnte, mit graf, stand Tag und Nacht zur Verfügung. Sorgfalt restauriert wurden. Damals ver „Kein Ereignis ohne mich“, erinnert sich Im Jahre 1970 kam er als frisch bei der fügte der Firmenchef als Patron noch über der heute 90-Jährige. Wenn er in Urlaub Brennet AG ausgebildeter Starkstromelek Köchin, Kindermädchen und Dienstperso ging, musste sich der selbständige Foto triker zur Aluminium-Hütte, machte 1974 nal. Für sie gab es im Direktionsgebäude graf sogar abmelden. die Meisterprüfung, übernahm die Ausbil Extra-Zimmer. dung der Lehrlinge und stieg als Verant wortlicher für die technischen Dienste Heute sind in diesem Gebäude auch Teile Foto: Petra Wunderle schließlich zum Betriebsleiter auf. des Firmenarchivs untergebracht. Beleg schaftsmitglieder hatten Stationen der Altes Direktionsgebäude mit Sorgfalt bewegten und spannenden Firmenge restauriert schichte aufgeschrieben, dokumentiert Auf dem Weg von der Werkspforte an und aufbewahrt. Eine wahre Fundgrube der Friedrichstraße durch das weite Fab für all diejenigen, die sich für Rheinfel rikgelände, vorbei an Produktions- und dens Entstehungsgeschichte interessie Lagerhallen erreichten wir nach der ren. Alois Franke gab die Devise aus: „Es Erwin Wehinger: „Meinen Beruf sehe ich als Hobby Überquerung der Hochrheinbahn das in wird nichts von diesen alten Beständen und diese Arbeit ist Therapie für mich.“ den Gründerjahren erbaute Direktions entsorgt.“ 4 ALU FOTOARCHIV
Elektrolyse-Ofen im Werk 1 (Halle 2), aufgenommen in den 1960er-Jahren Auf dem Werksgelände im Winter 1962 ALU FOTOARCHIV 5
onen über die Pionierzeit in den Gründer len Wirtschaftslage und Papiermangels jahren, wird mit den Problemen von zwei verzichtete die Geschäftsleitung auf die Weltkriegen konfrontiert, erfährt von Hö Herausgabe einer Festschrift. Spannend hen und Tiefen des Unternehmens, von ist die Lektüre dieser drei Jahre nach dem Zeiten des Aufbruchs, aber auch von Kri Jubiläum erschienenen Serie, weil sie auf senjahren, in denen um die Existenz der zeigt, wie aus verhältnismäßig kleinen Aluminium-Hütte gerungen wurde. Mal Anfängen ein Industriewerk von beacht pokerte man um den Strompreis, mal gab lichem Umfang gewachsen ist. es auf dem Weltmarkt ein Überangebot an Aluminium. So legendäre Menschen wie Ein Sprung in die neuere Zeit offenbart die Direktoren von Schulthess und Wolf Überlegungen in der Züricher Konzern gang Capitaine, Betriebsratsvorsitzender zentrale der Alusuisse, das Werk in Rhein Kurt Hoffmann oder die Redaktionsmit felden zu schließen. Jörg Schmidt ist arbeiter Fritz Witzig, Kurt Springer und überzeugt: „Ohne den damals zupacken Heinz Jauschke rücken ins Blickfeld. den Geschäftsführer Alois Franke, gäbe es heute die Aluminium in Rheinfelden Wer erinnert sich heute noch, dass es nicht mehr.“ Eigentlich kam er mit dem bei der „Alu“ mal eine Werksfürsorgerin Auftrag an den Hochrhein, die Vorberei (Olga Winter) gab, bis zu 150 Kinder von tungen zur Schließung einzuleiten. Statt Jörg Schmidt auf der Suche nach Bildern für diesen Beitrag. Werksangehörigen in der Lenzerheide auf Ferienlager gingen, dass Betriebsange F hörige im Werkschor ür Jörg Schmidt ist dieses „fotografi und Werksorchester sche Geschichtswerk“ von besonde sangen und musi rem Wert: „Je älter diese Dokumente zierten, dass in den sind, desto mehr weiß man sie zu schät Nachkriegsjahren zen.“ Mit der Digitalisierung endet das schulpflichtige Kin herkömmliche Aufbewahren von Analog der zu Weihnachten filmen und Negativen. Revolutionäre Ver beschenkt wurden, änderungen haben Fotografie und Archi dass zinslose Darle vierung total umgekrempelt. Bilder sind hen 1939 den Bau von heute PC‘s und Rechnern anvertraut. 70 Siedlungshäusern Durch das Eingeben von Stichwörtern ermöglichten, dass sind sie in Sekundenschnelle greifbar. in Glanzzeiten bis zu In den Boxen sind 12 500 Fotos und Negative aufbewahrt. Nach und nach sollen die 12 500 Negative 1500 Mitarbeiter be gescannt und digitalisiert werden. schäftigt waren oder dass während des Produktionsverbotes dessen führte er 1994 das Werk in einem „Der Arbeitskamerad“ nach dem Zweiten Weltkrieg in der „Alu“ Management-Buy-out aus der Krise. Nach In Räumen des Direktionsgebäudes la Waggons und Lokomotiven der Bahn in einer Umstrukturierung entstand aus der gern auch sämtliche Bände der Werkszei einer Größenordnung bis zu „70 langen Aluminium Rheinfelden GmbH eine Hol tungen. Schon bald nach der Währungs Güterzügen“ repariert wurden? ding Gesellschaft. Seit Oktober 2018 ist reform 1948 erschienen unter dem Titel Erika Zender Geschäftsführerin der Un „Der Arbeitskamerad“ die ersten Hefte. Für die Festschrift fehlte das Papier ternehmensgruppe Aluminium. Die Ge Jahrzehnte waren diese zwischen Werks Im ersten Band aus dem Jahr 1951 ver schäftsbereiche Alloys, Semis und Carbon leitung und Betriebsrat ein wichtiges öffentlichte die Schriftleitung eine von arbeiten als selbständige Gesellschaften Bindeglied zur Belegschaft, „Mittler von Mitarbeitern 1948 verfasste Serie zur mit etwa 250 Mitarbeitern. Mensch zu Mensch“. Wer in den Bänden Firmengeschichte aus Anlass des 50-jäh blättert, findet eine Fülle von Informati rigen Bestehens. Wegen der damals labi Horst Donner 6 ALU FOTOARCHIV
Fricktaler Bauern Tödliche Schüsse bei kämpften gegen die Alu einem Streik der Arbeiter Jahrzehnte sorgte der „Fluorkrieg“ am Aufsehen sorgten 1963 Bauern aus dem Mit einem Schusswechsel, bei dem der Hochrhein für Schlagzeilen. Bauern und Fricktal, als sie mit ihren kranken Kühen Streikposten Adamo Gnoli tödliche Verlet Förster aus dem Fricktal protestierten durch Zürich vor die Zentrale der Alusuisse zungen erlitt, endete ein Streik der Arbeiter gegen die Fluorid-Abgase aus der Rhein zogen. Das Rheinfelder Werk unternahm der Aluminium-Hütte im Sommer 1909. felder Aluminium-Hütte. Sie beklagten erhebliche Anstrengungen, die Fluorid- Niedrige Löhne, lange Arbeitszeit sowie erkrankte Kühe, tote Bienen und Schäden Emissionen einzudämmen. Es gelang über Schichtarbeit mit Doppelschichten lösten in den Wäldern. In den jahrelangen Aus Filteranlagen auf den Dächern, Fluoridgase unter der Belegschaft Unruhe aus. Viele einandersetzungen ging es um Entschä von der Abluft zu absorbieren und in den der 140 Arbeiter traten dem Christlichen digungszahlungen. Die zur Schweizer Un Produktionskreislauf zurückzuführen. Die Metallarbeiterverband bei. Auf Forderun ternehmensgruppe Alusuisse gehörende Rheinfelder Ingenieure leisteten auf dem gen zu besseren Arbeitsbedingungen ging Aluminium-Hütte wehrte sich gegen die Gebiet des Umweltschutzes Pionierarbeit. die Direktion des Unternehmens nicht ein. ihrer Ansicht nach überhöhten Forderun Der Streit mit den Schweizer Nachbarn en Am 22. Juli kam es zu Arbeitsverweige gen. Viele Jahre betrieb sie beim Beugge dete aber erst mit der Einstellung der Elekt rungen. Streikposten wurden aufgestellt. ner Schloss einen landwirtschaftlichen rolysen und damit der Aluminium-Produk Als „Arbeitswillige“ heimlich in die Fabrik Versuchsbetrieb mit Viehhaltung, um mit tion im Jahre 1991. Der Schweizer Journalist geschleust wurden, eskalierte die Ausein Gegenbeweisen antreten zu können. 1958 Henri Leuzinger kommt in einem in der andersetzung. Es fielen Schüsse. Mehrere kam es in Möhlin zu Demonstrationen Aargauer Zeitung veröffentlichten Beitrag Arbeiter wurden verletzt. Erst dem großher von 5000 Menschen. Bauern besetzten mit zum Ergebnis: „Weit über 2500 Kühe und zoglichen Militär gelang es, weitere Kampf Traktoren die Rheinbrücke in Rheinfelden. Rinder sind seit 1952 an den Folgen der maßnahmen zu verhindern. Von der Absicht, vor die Tore der „Alu“ zu Fluorid-Emissionen verendet.“ (Aus einem Artikel von Wolfgang Brocks ziehen, ließ man ab. Für internationales in den Rheinfelder Geschichtsblättern) Anzeige GENUSS-REISE 4-Gang-Romantik-Menü, inkl. Apéro und Solebad-Eintritt ab 17 Uhr CHF 94.– Feuer & Flamme Samstag, 15. Februar 2020, ab 18 Uhr Hotel EDEN im Park **** Froneggweg 3, 4310 Rheinfelden, T 061 836 24 24, hoteleden.ch TITELTHEMA 7
Spannende Geschichten eines Bade- anzugs und eines Christus-Gemäldes Das Fricktaler Museum beherbergt eine Sammlung von mehreren Tau- send Objekten unterschiedlichster Art aus unserer Heimat, welche wissenschaftlich erfasst, bearbeitet und archiviert sind. Dies geschieht heute nach hoch wissenschaftli- chen Grundsätzen und mit moder- H nen elektronischen Hilfsmitteln. ätten Sie es ge wusst? Die Ins titution Muse um ist gar nicht so alt, wie man allgemein denken würde. Erst seit gut 200 Jahren Damen-Badekleid aus den Anfangsjahren der Rheinfelder Badi zählt das Sammeln, Bewahren, Erforschen und Ausstellen von Kunstschätzen und Kulturgegenständen zu den substanziel Museen im Allgemeinen und das Frick löst dies verschiedene Arbeitsschritte len Anliegen der Museen. Damit dienen taler Museum im Speziellen sind somit aus: Der Gegenstand wird zuerst im Ein sie in erster Linie unserer Orientierung wichtige Erinnerungsarchive, die unsere gangsinventar verzeichnet, beschrieben und tragen somit zu unserer Bildung bei. kulturelle Vergangenheit bewahren damit wir bei einem Besuch im Stande sind uns Die Gründungszeit des Fricktaler Muse zu vergewissern, von wo wir eigentlich ums geht auf das Jahr 1878 zurück. Bereits kommen, und welche Kulturleistungen zwei Jahre später wurden die ersten Ob unsere Geschichte hervorgebracht hat. jekte zum kirchlichen und bürgerlich- häuslichen Leben gesammelt. Heute be Aufbewahren ist nicht einfach aufbewahren herbergt das Fricktaler Museum im Haus Damit die gesammelten Kulturgüter zur Sonne an der Marktgasse eine Samm Rheinfeldens und des Fricktals verfüg lung von mehreren Tausend Objekten un bar, anschaubar und auswertbar sind, ist terschiedlichster Art, wie Gemälde und eine entsprechende, auf das Objekt abge Fotografien, Möbel, archäologische Fun stimmte Behandlung und Aufbewahrung de, Objekte aus Holz und Glas, Metall und erforderlich. Nebst den Ausstellungsob Textil usw. All die gesammelten, regis jekten in den verschiedenen Räumlich trierten, archivierten und teilweise auch keiten des Museums an der Marktgasse restaurierten Kulturgüter sollen für uns 12 lagert ein grosser Teil der Sammlung und für unsere Nachkommen später ein fachgerecht in einem Depot. Wird ein mal noch verfügbar und anschaubar sein. Objekt in die Sammlung aufgenommen, Blick in das Depot des Fricktaler Museums 8 FRICKTALER MUSEUM
Fricktaler Museum Marktgasse 12 4310 Rheinfelden www.fricktaler-museum.ch jeweils Dienstag, Samstag und Sonntag von 14–17 Uhr geöffnet Christusbild mit drei Einschüssen Zwei Beispiele, wie sie ge- Ein Christusbild mit drei Einschusslöchern gensätzlicher nicht sein Das zweite, hier als Beispiel genannte Ob können jekt könnte sich unterschiedlicher nicht Beide hier als Beispie vom Ersten abheben, handelt es sich doch le genannten Objekte um ein Ölgemälde auf Holz in einfachem durchliefen das vorge Zierrahmen mit einer unten geschweif nannte Prozedere. Dabei ten Anstückung mit der Inschrift «Ecce kam zur jeweiligen Her Homo». Nach der Übersetzung Martin kunft, Verwendung und Luthers bedeutet dies so viel wie «Sehet, Geschichte durchaus Er welch ein Mensch». Das Gemälde, welches staunliches zutage: offenbar aus dem frühen 17. Jahrhundert datiert, zeigt den römischen Stadthalter Ein dunkelblauer Badean- Pontius Pilatus, wie er Jesus in einem pur zug aus der Badi Rhein- purnen Umhang und mit grünem Tuch, felden gegeisselt und gefesselt, mit Dornenkro Das erste Objekt: Ein ne auf dem Haupt, der jüdischen Bevölke dunkelblauer Damen rung zeigt. Bei der hochformatigen Holz badeanzug aus Tricot- tafel handelt es sich um ein in Öl gemaltes Baumwolle, über der Andachtsbild eines unbekannten Künst Brustpartie gelb/rot lers der alpenländischen Schule, welches gestreift, am linken aus einer Schenkung aus dem Jahre 2011 Träger ein weisser stammt. Das Gemälde weist drei Ein Knopfverschluss. Dazu schusslöcher auf. Der Text in Handschrift ist das Badekleid mit auf der geschweiften Anstückung gibt den Buchstaben «St.R.» be auch über diese Sonderbarkeit teilweise stickt. Das Fricktaler Museum Auskunft. Er besagt, dass ein durchziehen erhielt dieses Stück als Schen der Soldat im Jahr 1633 im Dorf Stein drei und alle Informationen, welche primär kung im Jahr 2009. Der Schenker hatte Schüsse auf das Gemälde abgegeben hat. bekannt sind über Verwendung, Benutzer das Badekleid im Jahr 1993 beim Umbau Fakt ist, dass der Dreissigjährige Krieg, der und Herkunft dokumentiert. Der Zustand des Hauses seiner Tante gefunden. In der zwischen 1633 und 1638 auch das Fricktal wird festgehalten und ein entsprechen Zwischenzeit diente das «gute Stück» of erfasste, das Dorf Stein in seiner wirt des Foto vervollständigt den Ersteintrag. schaftlichen Entwicklung zurückwarf. Nachdem das Objekt mit einer Inventar «Solche Badeanzüge wurden Das Bild stammt höchstwahrscheinlich nummer versehen ist, kann im Depot ein offenbar an die Gäste vermietet.» aus einer damaligen Kapelle in Stein auf entsprechender Platz zugewiesen werden. dem Weg nach Säckingen, an welche heu Seit 1998 wird die Sammlung von Fachleu fenbar längere Zeit als Isolation für eine te nur noch die Bezeichnung Kapellenweg ten betreut und im gleichen Jahr wurde Wasserleitung. Der rot/gelbe Streifen im erinnert. auch die systematische Erfassung auf ein Brustbereich sowie die bestickten Buch spezielles Computerprogramm umgestellt staben «St.R.» lassen auf das Strandbad Die hier beschriebenen Objekte samt ih und in den folgenden Jahren durch die Rheinfelden in seinen Anfangsjahren ren kuriosen Geschichten stehen stellver wissenschaftliche Bearbeitung erweitert. schliessen. Und tatsächlich war die Tante tretend für die Sammlung des Fricktaler Dies beinhaltet die ausführliche Doku des Schenkers einst als Kioskverkäuferin Museums. Unter diesem Aspekt ist ein mentation und Bestimmung des Denk und später als Kassiererin im Strandbad, Besuch im Fricktaler Museum gerade malwerts, also die historische Dimension welches 1933 eröffnet wurde, tätig. Solche in diesen kalten Tagen «wärmstens» zu eines jeden Objektes. Badeanzüge wurden offenbar an die Gäs empfehlen. te vermietet. Stephan Schöttli FRICKTALER MUSEUM 9
Baupläne können auf dem USB-Stick mitgenommen werden DIGITALISIERUNG ist ein Großprojekt „Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis einer Stadt,“ sagt Frank Uhlich, Leiter der Abteilung Steuerung, Schulen und Sport. Andrea Rupp digitalisiert einen Plan. Rein gesetzlich besteht die Pflicht zum Archivieren,“ erklärt Nicole Ziaja, Ansprechpartnerin für Digitalisie- rung in der Abteilung Personal & Organisation. 10 DAS STADTARCHIV
D as Stadtarchiv ist das Ge dächtnis einer Stadt“, be schreibt Frank Uhlich, Leiter der Abteilung Steuerung, Schulen und Sport, die Aufgabe des Stadtarchivs. Wenn Akten im Archiv abgegeben wer sein muss. Dabei kommen aber auch his torisch wertvolle Dinge zusammen.“ Mit Hilfe der alten Akten können Mitarbeiter frühere Vorgänge und Entscheidungen nachvollziehen. Aber auch Wissenschaft lern, Studenten, historisch interessierten den, bewertet Sabine Diezinger, Leiterin Bürgern oder Architekten mit einem be des Stadtarchivs und Historikerin, die Sa rechtigten Anlass steht das Archiv zur Re chen nach den jeweiligen gesetzlichen cherche offen. Neben Diezinger und Rupp Fristen, die zur Aufbewahrung gelten. arbeitet noch Cornelia Butz im Archiv. Etwa Gebäudepläne müssen aufgehoben Bearbeitung von Anfragen, Auskunfts werden, solange ein Gebäude steht. Nach erteilung, Aktenausleihe und Aktenab Ablauf der Löschfrist bleibt die Akte auch gabe sind die typischen Aufgaben der weiterhin im Bestand, wenn sie als histo Mitarbeiter. Zur strukturierten Ablage risch relevant erachtet wird. „Ein gutes wird das Ablagesystem der Kommunalen Beispiel sind die An-, Ab- und Ummeldun Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsma gen, die wir vom Bürgerbüro bekommen“, nagement (KGSt) benutzt. Ziaja erklärt: erklärt Andrea Rupp, Mitarbeiterin im Ar „Das wird den Kommunen an die Hand chiv. „Wir haben einen Altbestand, da kön gegeben, damit nach einem ähnlichen nen wir bei Rentenanfrage nachvollzie Schema und nachvollziehbar abgelegt hen, ob derjenige schon lange im wird.“ Es wird nur eine Grobstruktur vor Landkreis gewohnt hat, wann er verzogen gegeben, die Feinstruktur wird durch die ist oder ob er Kinder hat. Das ist alles für Stadt selbst festgelegt. die Rente wichtig. Rein theoretisch müsste man diese Daten nicht aufheben, aber sie Bei Rupp liegt der Arbeitsschwerpunkt in sind historisch relevant.“ der Digitalisierung. Wenn Rupp eine Akte digitalisiert hat, vermerkt sie das auch in Das Archiv belegt einen 192 Quadratmeter der Papierakte. So baut sich langsam der großen Raum im zweiten Obergeschoss des digitale Bestand auf. Im Stadtarchiv hat Rathauses sowie ein 60 Quadratmeter gro Rupp mit der Digitalisierung der Bauak ßes Magazin im dritten Obergeschoss und ten begonnen, da hier die Kundennach hat noch eine Außenstelle in der Karl-Fürs frage von Bauherren, Maklern, Ingenieu tenberg-Straße. Die 36 Regalfahrwagen im ren und Architekten am größten ist. Der Nollinger Rechnungsbuch 1645 bis 1719 und Friedhofs- Archiv sind beidseitig mit Akten bestückt, Kunde markiert in der Akte, was er digi plan Nollingen (Oben). durchnummeriert und mit einem Verzeich talisiert haben möchte und Rupp scannt Historischer Bestand im Archiv (Mitte und unten). nis versehen. Platzsparend eng an eng ste die teilweise großformatigen Pläne oder hend, kann die Hälfte der Regale mecha die Textteile der Akte am Plotter ein. „Das nisch mit einem großen Rad, die andere Handling ist für die Bauherren oder Mak rung ist, dass grundsätzlich nicht einfach Hälfte elektrisch per Knopfdruck bewegt ler leichter“, erklärt Rupp. Es bedeutet etwas gelöscht werden darf, sondern alles werden, so dass sich an der gewünschten auch eine Zeitersparnis und einen finanzi dem Archiv angeboten werden muss. Die Stelle ein Gang zwischen den Regalen ellen Vorteil, wenn etwa ein Architekt den Archivleitung entscheidet über die Auf auftut. Im Rathaus finden sich Akten der digitalisierten Plan auch auf dem eigenen bewahrung oder endgültige Vernichtung Ämter, Akten der ehemals eigenständigen PC öffnen und dort den geplanten Anbau der Daten. Auf den DIMAG-Servern liegen Ortsteile, Urkunden, Fachliteratur, Amts direkt einsetzen kann. Die digitalisierte schon die Daten des Gewerberegisters bücher, Schriftverkehr, Fotos, Zeichnungen Akte kann der Kunde im Archiv einfach und als nächstes sind die Personenstands und Zeitungsartikel mit einer Gesamtlän mit einem USB-Stick abholen. Durch den register, Baupläne und die Daten aus dem ge von 1882 Metern. Das älteste Stück ist niedrigeren Papierverbrauch wird auch Einwohnermeldewesen dran. Angesichts wohl ein Rechnungsbuch aus Nollingen die Umwelt geschont. der Fülle der Daten können auch externe von 1645 bis 1719, das noch in Sütterlin ver Dienstleister zur Digitalisierung heran fasst ist, berichtet Rupp. Im Archiv stellt die Digitalisierung schon ei gezogen werden. Uhlich weist daraufhin, nen laufenden Prozess dar. Die komplette dass es sich bei der Digitalisierung um „Ein Archiv hat jede Einrichtung“, erklärt Umstellung der Verwaltung auf ein digi einen einmaligen Aufwand handelt. Ziele Nicole Ziaja, Ansprechpartnerin für Di tales Archiv betreut Ziaja als Projektleite der Digitalisierung sind die Steigerung der gitalisierung in der Abteilung Personal rin. Die Verwaltung arbeitet seit 2016 mit Kundenfreundlichkeit und der Effizienz & Organisation. „Rein gesetzlich besteht dem digitalen Magazin DIMAG des Lan sowie der Erhaltung der Bestände des Ar die Pflicht zum Archivieren, weil Verwal desarchivs Baden-Württemberg und der chivs. tungshandeln immer nachvollziehbar Anstalt ITEOS. Hintergrund der Einfüh Horatio Gollin DAS STADTARCHIV 11
Über 300 Teile umfasst der Paramentenschatz der christkatholischen Kirche Rheinfelden Der Respekt vor dem grossen handwerklichen Geschick Bei der Restaurierung der christka- gehören Gewandstücke (Kasel oder Dal tholischen Kirche in Rheinfelden matik) oder Teile (zum Beispiel Manipel, vor rund 30 Jahren kam der grosse Stola) davon, welche Priester während der Heiligen Messe getragen haben. Neben Paramentenschatz wieder ins Be- den liturgischen Kleidern zählen auch die wusstsein. Eine vom christkatho- Kelchwäsche (zum Beispiel Velen, Palla oder lischen Frauenverein eingesetzte Bursa) sowie die oftmals reich verzierte und Arbeitsgruppe setzt sich für den Er- bestickte Verkleidung der Altartisch-Front, halt dieser wertvollen Textilien ein. das Antependium, zu den Paramenten. Schatz vor rund 30 Jahren gefunden Im Rahmen der Innenrestaurierung der christkatholischen Kirche St. Martin (1986 bis 1992) wurde man auf den gros sen Paramentenschatz aufmerksam. Die geschichtsträchtigen Textilien fand man oberhalb des Hochaltars und erkannte deren Wert. Die Kunsthistorikerin Carme «Damals hatte jeder Stiftsherr seinen persönlichen Ornat.» la Kuonen inventarisierte die wertvollen Stücke. «Damals hatte jeder Stiftsherr sei nen persönlichen Ornat», erklärt Jolanda Capomolla. K Am Anfang waren es die Frauen des arin Persy, Regina Manger, Johanna christkatholischen Frauenvereins, welche Holer und Jolanda Capomolla (von sich um die Reparaturen und um die Reini links) tragen immer Handschuhe, gung der Paramante kümmerten. Später ist wenn sie die Paramente berühren. Ganz aus ehemaligen Vorstandsmitgliedern des sorgfältig nehmen sie die wertvollen Texti Frauenvereins eine Arbeitsgruppe entstan lien aus dem Schrank und packen sie aus den, welche sich seit Jahren mit Leib und dem säurefreien Seidenpapier. «Man sieht Seele für die wertvollen Textilien einsetzt. am Zustand der fragilen Seidenstoffe und Seit vier Jahren ergänzt die Restauratorin Stickereien, dass sie während vieler Jahre Regina Manger das Team. gebraucht worden sind», erklärt Karin Persy. Die vier Frauen investieren ehrenamtlich viele Stunden ihrer Freizeit für die sachge Der Paramentenschatz der christkatho rechte Aufbewahrung der Paramente. Min lischen Kirche St. Martin in Rheinfelden destens einmal pro Monat kontrollieren sie umfasst über 300 Teile, angefertigt haupt die Textilien, die in Schubladen aufbewahrt sächlich im 18. und 19. Jahrhundert. Para werden. Ganz wichtig sind die Lagerungs mente sind im Kirchenraum und in der verhältnisse, die regelmässig strengstens Liturgie verwendete Textilien, die oftmals überprüft werden. «Die Textilien müssen Von hinten sind die Gewänder noch prächtiger, weil die Priester früher mit dem Rücken zur Kirchgemeinde durch Klosterfrauen in aufwendiger Hand vor Feuchtigkeit, Licht und Staub geschützt standen. arbeit künstlerisch gestaltet wurden. Dazu sein», erklärt Johanna Holer. 12 DER PARAMENTENSCHATZ
Eine Palla von der Stickerin Scholastica An der Allmend. Grosser Respekt vor dem handwerklichen Geschick Wenn man die vier Frauen der Paramen Eine Bursa mit Reliefstickereien unterschiedlichster Mate- rialien wie zum Beispiel Pailletten, Silberdraht und Seide. tengruppe bei ihrer Arbeit beobachtet, stellt man ihre Begeisterung fest. «Wir haben grossen Respekt vor diesem handwerkli chen und künstlerischen Geschick, welches die Paramentenstickerinnen an den Tag ge legt haben und vor der grossen Arbeit, die sie geleistet haben», sagt Karin Persy. Eine begabte Paramentenstickerin aus der Regi on war die Luzerner Nonne Scholastica An der Allmend. Sie lebte von 1647 bis 1722 und viele ihrer Kunstwerke sind im Kloster in Olsberg entstanden. Zwei ihrer prächtigen Diese Sedilien (Sitze im Altarraum) warten auf die Restauration. Arbeiten sind heute in Rheinfelden. Neben der grossartigen Handarbeit ist auch die Geschichte, die hinter jedem ein zelnen Stück steckt, faszinierend. So gibt es im Paramentenschatz in Rheinfelden zum Beispiel eine Kasel (ärmelloses liturgisches Gewand), welches Teile aus den Zeiten der Kaiserin Maria Theresia enthält. Das Ge wand wurde vermutlich bis 1933 getragen und 2011 aufwendig restauriert. Paramente reinigen und restaurieren zu lassen ist sehr kostspielig. Diese Arbeit Auch das Antependium ist durch aufwendige und sorg- fältige Handarbeit hergestellt worden und wird je nach muss durch professionelle Textilrestaurato liturgischer Farbe im Kirchenjahr gewechselt. rinnen vorgenommen werden und ist sehr zeitintensiv, da oftmals die einzelnen Teile vor der Reinigung getrennt werden müs Eine aktuelle Investition ist der Bau des sen, weil sie aus verschiedenen Materialien neuen Kulturgüterraums im Kirchgemein bestehen. dehaus Martinum. Dort entsteht derzeit ein Raum, wo die Paramente bei optimalen kli Ein Segen, aber auch eine finanzielle matischen Bedingungen, die in diesen Mo Belastung naten getestet werden, aufbewahrt werden Vor zwei Jahren fand der Rheinfelder Stadt können. «Wir haben schon viel Unterstüt pfarrer Peter Grüter in einer Holzkiste über zung bekommen», freuen sich die Frauen raschenderweise ein Altartuch aus dem der Arbeitsgruppe. So auch an der Kirchge frühen 18. Jahrhundert. Durch zwei Restau meindeversammlung, an welcher das Geld ratorinnen wurde eine Notkonservierung für den vom Kirchenpfleger Chris Leemann vorgenommen. «Das Antependium muss projektierten neuen Raum bewilligt wurde. restauriert werden», sagen Regina Manger Die Paramentengruppe wird bei ihren Pro und ihre drei Kolleginnen. Ein Thema, wel jekten jeweils durch Bundesexperten und ches die Paramentengruppe immer wieder die kantonale Denkmalpflege begleitet. beschäftigt, sind die Finanzen. Regina Manger, Jolanda Capomolla, Ka Ein durch grosszügige Legate geäufneter rin Persy und Johanna Holer freuen sich Paramentenfonds wird durch den Verkauf sehr auf den neuen Raum. Bis dieser bezo von Kunstkarten und Briefmarken mit Mo gen werden kann, gibt es jedoch noch viel tiven aus dem Paramentenschatz unter zu tun. «Es braucht noch einiges», sagt Jo Regina Manger (links) und Jolanda Capomolla mit einem stützt. «Unser grosser Schatz ist ein Segen, landa Capomolla, «aber es muss auch für bestickten Antependium (Verkleidung der Front des aber auch eine Aufgabe», betonen die vier die nächsten hundert Jahre passen.» Altartischs). Frauen. Janine Tschopp DER PARAMENTENSCHATZ 13
DER SCHAURAUM… …BIETET SPANNENDE EINBLICKE IN DIE GESCHICHTE VON RHEINFELDEN „Gesicht“ - bewusst ohne Objekte. Die his Der modern und klar gestaltete Schauraum beleuchtet in fünf Themenblö- torischen Gegenstände aus dem früheren cken die Entstehung und Entwicklung der Stadt Stadtmuseum werden in einem Depot auf bewahrt. Der gesamte Fundus wird vom Kulturamt katalogisiert und digitalisiert. M odern, klar, gut strukturiert, far Menschen hauptamtlich und ehrenamtlich Ganz auf Objekte verzichten muss der Be big gegliedert: Professionell prä mitgewirkt haben. Die Federführung für sucher des Schauraums aber nicht. Alle acht sentiert sich der Schauraum, der das Projekt lag bei Bürgermeisterin Diana Wochen wird ein wechselndes Exponat aus Einblicke in die Geschichte von Rheinfelden Stöcker. Die Gründe für den Umzug vom der stadtgeschichtlichen Sammlung als (Baden) gibt. Übersichtlich aufgebaut wirkt Haus Salmegg, wo das frühere Stadtmuse „besonderes Objekt“ präsentiert. die Dauerausstellung, die in fünf Themen um im Dachgeschoss sein Domizil hatte, in bereiche unterteilt ist und die Entstehung den Schauraum in der Karl-Fürstenberg- Die Ausstellungsgestaltung und Grafik, die und Entwicklung der Industriestadt am Straße liegen auf der Hand. Zum einen ist von der Karlsruher Agentur zwo/elf entwi Rhein beleuchtet. Die einzelnen Module mit der Schauraum zentral in der Stadtmitte ckelt wurde, setzt auf moderne Optik mit informativen Texten und Fotografien und gut erreichbar, barrierefrei und an allen speziell angefertigten Ausstellungswand- die integrierten digitalen Medien laden Werktagen zugänglich. Zum anderen ist Modulen aus Holz im Grundton schwarz dazu ein, sich mit historischen Epochen, Er die Koppelung und Kooperation mit der mit farblich abgestuftem Pixelmuster. eignissen und Persönlichkeiten der Stadt zu Tourist-Info ein Vorteil, denn es herrscht Hochwertig sind die Texte auf Folie und beschäftigen. dort reger Publikumsverkehr. In den zwei die Fotos mit 3D-Wirkung auf Aludibond Jahren der Zwischennutzung hat sich der gedruckt. Die Texte, die einen anschauli Weg vom Nostalgischen und Musealen hin Schauraum bereits bestens für Ausstellun chen und fundierten historischen Abriss zu einem zeitgemäßen Konzept, das Ge gen bewährt. geben, wurden von Stadtarchivarin Sabine schichte spannend erlebbar und nachvoll Diezinger verfasst. Unterstützt wurde sie ziehbar macht: Diesen Erlebnischarakter Die breite Glasfront und die klare Archi dabei von Bürgermeisterin Diana Stöcker hat der neue Raum für Stadtgeschichte, an tektur gibt dem neuen Stadtmuseum ein und Gabriele Zissel, Ressortleiterin Stadt dem mit der Geschichte der Stadt vertraute frisches, entstaubtes und zeitgemäßes marketing und Tourismus. 14 DER SCHAURAUM
Jedes Thema hat eine spezielle Farbe be kommen, passend zum Inhalt: Blau als Far be des Flusses für alles, was mit dem Rhein zu tun hat, Grün für Persönlichkeiten, wel che die Stadt prägten, Gelb, Orange und Rot symbolisieren als Stadtfarben die Stadtwer dung und Stadtentwicklung. Der Streifzug durch die Geschichte dies seits und jenseits des Rheins auf 130 Quad ratmetern Ausstellungsfläche beginnt mit der frühen Besiedelung und den Spuren der Kelten, Römer und Alamannen. Auch über die „Herrschaft Rheinfelden“, deren Zent rum im 10. Jahrhundert die Burg auf dem Stein auf der Felsinsel im Rhein bildete, ist Wissenswertes zu erfahren, ebenso über den Einfluss der Zähringer und Habsburger. Alte Karten und Abbildungen der archäolo gischen Funde dokumentieren diese frühen Epochen. Einblick in die Geschichte von Rheinfelden (Baden) gibt der neu gestaltete und modern Der Rhein als Grenze, etwa in der Kriegs konzipierte Schauraum mit Modulen zu einzelnen Themenbereichen. zeit, ist ein weiteres Thema. Dass der Rhein auch ein verbindendes Element ist, zeigt sich beim Blick auf die rege Zusammen Industriestadt. Wie die Stadt wuchs und Auch Persönlichkeiten, die in der Vergan arbeit und das Miteinander der beiden wuchs, nach den Eingemeindungen zur genheit viel in Rheinfelden bewegt haben, Schwesterstädte. In einem digitalen Bil Großen Kreisstadt wurde, wird gut lesbar werden gewürdigt: Emil Rathenau, Gene derrahmen sind Fotografien zu sehen, die dargestellt. Auch ein Film über den Einfluss raldirektor der AEG, der den Bau des Fluss gemeinsame Aktivitäten und Veranstal des Kraftwerksbaus auf die Stadtwerdung kraftwerks entscheidend vorantrieb, Walter tungen des badischen und schweizerischen wird gezeigt. Rathenau, der ein elektrochemisches Werk Rheinfelden am Auge vorüberziehen las in Rheinfelden bauen ließ, der Nollinger sen: Brückensensationen, Rheinschwim Wie die Industrie als Motor für das Entste Bürgermeister Adolf Senger, der Buchdru men, Neujahrsempfänge, Musikschulfeste. hen der Stadt wirkt, wird in einem weite cker und Verleger Peter Krauseneck, der Wie sich die Siedlungsgeschichte von ren Ausstellungsteil deutlich gemacht. Die den ersten Buch- und Zeitungsverlag in 1850 bis in die Gegenwart entwickelt hat, Ansiedlung der Seidenfabrik Baumann, dem aufstrebenden Industrieort gründete, wird visuell ansprechend mittels Touch der Bau des damals größten Flusskraft die Ärztin Therese Herzog-Rennau, die als screen aufbereitet. Interessant und auf werks Europas und die Entstehung der eine der ersten Frauen überhaupt Medizin schlussreich ist der „Vorher-Nachher“-Ver elektrochemischen Industrie Ende des 19. studierte, ab 1913 eine Praxis in Rheinfel gleich auf einem weiteren Touchscreen: Jahrhunderts kurbelten den Wirtschafts den führte und für ihr aufopferungsvolles Historische Fotografien von Gebäuden und ort Rheinfelden mächtig an. Die Firmen Wirken zur Ehrenbürgerin ernannt wurde, Plätzen in Rheinfelden werden aktuellen, Energiedienst, Evonik Industries und Alu und Herbert King, der als Bürgermeister teils mittels Drohnen gemachten Aufnah minium Rheinfelden steuerten zur In und Oberbürgermeister fast 40 Jahre lang men dieser jeweiligen Orte und Häuser dustriegeschichte viele Fotos aus den Fir die Geschicke der Stadt lenkte. gegenübergestellt, um die Unterschiede menarchiven bei. So erhalten die Besucher zwischen früher und heute sichtbar zu spannende Einblicke in den Kraftwerksbau Menschen, Biografien und Meilensteine in machen. Erwin Wehinger hat dem Stadt und, mittels digitalen Foto-Zeitreisen, in die der Geschichte der Stadt werden im Schau archiv vor langer Zeit alte Fotografien zur Unternehmensgeschichten von Energie raum erlebbar gemacht, der einen Bogen Verfügung gestellt, die von Gabriele Zissel dienst, Evonik und Aluminium. ins Heute schlägt und die ältere wie die und Stadtführerin Ulrike Maunz für dieses junge Generation anspricht - auch im Hin Modul ausgesucht wurden. Gesichter der Stadt kann man unter dem blick auf das Stadtjubiläum 2022. Titel „Angekommen - Meine Heimat Rhein Spannend dargestellt wird der Kraftwerks felden“ kennenlernen. 16 Menschen im Al Öffnungszeiten in den Wintermonaten: bau und die Ansiedlung der Fabrikanlagen, ter von 14 bis 88 Jahren aus der Kernstadt Mo bis Fr 10 – 16 und Sa 10 – 13 Uhr die maßgebliche Impulsgeber für die Ent und den Ortsteilen wurden gefragt, wie Öffnungszeiten in den Sommermonaten: wicklung der Stadt waren. Durch den Bau sie nach Rheinfelden gekommen sind, was Mo bis Fr 10 – 18 und Sa 10 bis 13 Uhr des ersten Wasserkraftwerks und die ersten ihnen hier gefällt und wie sie sich engagie Führungen – auch für Schulklassen – kön Industriebetriebe kamen hunderte von Ar ren. Auf drei großen Bildschirmen erzählen nen über die Tourist-Info angefragt werden. beitern mit ihren Familien an den Rhein, die Jugendlichen, Frauen und Männer et das war der Anfang einer prosperierenden was über sich und ihr Leben in Rheinfelden. Roswitha Frey DER SCHAURAUM 15
In 200 bis 300 Jahren EINE GOLDGRUBE Das Archiv der Stiftsbibliothek St. Martin in Rheinfelden zieht um. Aber bevor die Umzugskartons auf Reisen gehen, gab es eine Menge zu tun. Historiker Felix Bacher über ein ganz spezielles Jahr im Dachstock der Stadtkirche, wo kein I Tag wie der andere war. In den 1920er-Jahren hiess der christka tholische Pfarrer von Rheinfelden Achilles Bailly. 1928 unternahm dieser eine Reise in die Benelux-Staaten und hat davon ei nen Brüssel-Reiseführer, Schifffahrtspläne und Menü-Karten hinterlassen. Solches, was Archivare gemeinhin als Kuriosa be zeichnen, haben es Felix Bacher am meis ten angetan. In all den Monaten, in denen er jetzt schon im Dachstock über der Sa kristei der Stadtkirche St. Martin forscht und sichtet, dokumentiert und aussortiert, ist ihm der Geistliche mit dem prägnan ten Namen am meisten ans Herz gewach sen. «Meine Kollegen Lucy Hindermann und David Mache ziehen mich schon manchmal damit auf, sagen, Bailly wäre mein Liebling.» Mit Kreuzgewölbe und Kruzifix: Felix Bacher an seinem Arbeitsplatz. «Gift für das Material» fertig zu machen. Das urige Archivstüb auch mit Jacke, Kappe auf dem Kopf und Schon vor längerer Zeit wurden Teile des chen, das nur über eine halsbrecherische Schal um den Hals.» Aber vielleicht hat Archivs der Stiftsbibliothek St. Martin, vor Wendeltreppe erreichbar ist, mit seinem ihn ja die Liebe zum Vergangenen von in allem die wertvollen Handschriften, in schummrigen Licht, den alten Holzmö nen gewärmt, den Mann, der im Brotberuf beln und dem alles überspannenden im Marketing tätig ist, dessen «Herz aber Kreuzgewölbe wird im Januar für immer schon für das Historische schlägt», wie er abgeschlossen. Rund ein Jahr Arbeit ist sagt. dann zu Ende, ein Jahr, in dem der Be stand soweit möglich dokumentiert, in Mit Wehmut ventarisiert und in säurefreien Kartons verpackt wurde. Das Archivgut wird in Seine Rheinfelder Zeit wird dem 31-Jäh einer Rheinfelder Zivilschutzanlage un rigen, der in Basel und Heidelberg, Ge terkommen und es dort klimatisch besser schichte, Kunstgeschichte und Religions haben als in der Martins-Kirche. Bacher: wissenschaft studiert hat, wohl für immer «Die Kälte, die Feuchtigkeit und der feh in Erinnerung bleiben. Mit ein bisschen lende Brandschutz hier sind ja Gift für das Wehmut blickt er auf das nahe Ende des Material.» Projekts. «Das Jahr hier oben war schon speziell.» Nicht nur des eigentümlichen Felix Bacher war bei seiner Arbeit im Archiv von lateini- Er aber hat das Raumklima all die Mona Arbeitsplatzes wegen – über ihm waren schen Inschriften umgeben. te über tapfer ertragen – vom Frost der nur noch die Fledermäuse – sondern auch, ersten Tage im Februar über die Gluthit «weil wir mit Methoden wie vor 100 Jah die Unibibliothek Basel ausgelagert. An ze im Sommer und zurück zu den tiefen ren gearbeitet haben». Natürlich hat er fang 2019 erteilte die Kirchenpflege den Temperaturen jetzt, da es auf das Ende zur Erstellung des Inventars einen Com drei Profis den Auftrag, das, was noch vor zugeht. Er sagt: «Eigentlich bin ich keine puter benutzt, den es seinerzeit noch nicht handen war, ebenfalls zum Abtransport Frostbeule, aber im Februar sass ich hier gab. Aber weitere Digitalisierungen, also 16 DIE STIFTSBIBLIOTHEK
Mit Brief und Siegel – eine Handschrift von 1792 aus dem Archivbestand. 250 Mann gegen die «Neukatholiken» Auch die Abschrift mit Schreibmaschine eines Briefs vom 15. September 1876 – das Original befindet sich in Bern – gehört da zu. Darin schreibt der Offizier Emil Bruts chy, dass er die öffentliche Sicherheit bei der Bischofsweihe von Eduard Herzog aus Rheinfelden zu gewährleisten habe. Herzog, dessen Büste Bacher tagtäglich bei der Arbeit über die Schulter sah, war der erste christkatholische Bischof der Schweiz. Von 250 Mann Militär schreibt Brutschy, die aufzubieten seien, um die «Neukatholiken» in Schach zu halten und gegen mögliche Ausschreitungen vorzu gehen. Mit «Neukatholiken» sind die Rö Achilles Bailly, der Stadtpfarrer von Rheinfelden, hat 1928 eine Reise in die Benelux-Staaten unternommen und davon misch-Katholischen gemeint, von denen Souvenirs mitgebracht. sich die Christkatholiken 1872 vor allem aus Protest gegen das päpstliche Unfehl das Übertragen des Original-Materials auf genauer draufgeschaut. Hat niemand die barkeitsdogma abgespalten hatten. elektronische Datenträger, sind im Projekt Pfarrer darin beraten, was erhaltenswert nicht vorgesehen. ist und was nicht. So haben diese eben Erstmals für Publikum offen Im Falle einer Bibel aus dem 18. Jahrhun nach Gutdünken entschieden und archi dert, die im Bestand ist und an welcher viert, was sie ganz persönlich für wichtig Wehmut, dass bald Schluss sein wird, der Schimmel schon kräftig genagt hat, hielten. Das konnte dann auch schon mal mischt sich bei Felix Bacher mit der Freu wäre das vermutlich auch ohnehin keine eine Sammlung schwedischer Krimiroma de darüber, dass die Bestände in der Zivil Option mehr, so nahe am Zerfall ist sie be ne sein. Klassisches Archivgut ist darunter schutzanlage nicht in der Versenkung ver reits. Bacher: «Wäre das jetzt eine Hand wie Belege, Jahresrechnungen, Personal schwinden, sondern öffentlich zugänglich schrift, käme eine Restaurierung sicher akten und Urkunden. Hier heisst es für sein werden. Erstmals – denn Publikums in Betracht. Aber es ist nur ein Druck und den Archivar vor allem eines – Dubletten verkehr war ja im bisherigen Archivraum bei dem lohnt es sich nicht.» Vielleicht entdecken und aussortieren. Sie haben in der Stadtkirche unmöglich, schon allein machen sie aus der Not eine Tugend und kistenweise Fotos gefunden. Was sie zei der Statik wegen. stellen besagte Bibel öffentlich aus, so wie gen, wurde durch die Mithilfe alteingeses sie ist. Der Nachwelt zur Mahnung: Das sener Rheinfelder in vielen Fällen wieder Er sagt: «In den nächsten 100 Jahren ist passiert, wenn man zu wenig auf sein identifiziert. Sie haben handschriftlich an das Archiv vielleicht nicht so spannend. kulturelles Erbe achtet. gefertigte Protokolle und Berichte von der Aber in den kommenden 200 bis 300 Jah Rheinfelder Fasnacht im 19. Jahrhundert ren wird es eine Goldgrube sein.» Dann, Das Archiv der Stiftsbibliothek St. Martin entdeckt. Diese haben es David Mache vor wenn noch stärker säkularisierte Gesell in Rheinfelden besteht schon seit Jahr allem angetan, der sie sich nun näher zu schaften auf ihre Ahnen zurückschauen, hunderten. Doch erst sehr kurz ist die Ge Gemüte führen und womöglich darüber die im 19. Jahrhundert Militär aufbieten schichte seiner wissenschaftlichen Auf publizieren möchte. mussten, um einen drohenden Glaubens arbeitung. Vor 2007, dem Jahr, in dem der konflikt einzudämmen – so wie 1876 in Historiker Linus Hüsser den Bestand grob Rheinfelden. inventarisierte, hat vermutlich niemand HC Wagner DIE STIFTSBIBLIOTHEK 17
Mit Leidenschaft für die Vergangenheit „Wenn man VIELE INTERESSEN hat, kommt auch vieles zusammen.“ D er Brunnentrog vor der Nollinger Trog wasserdicht ab und bohrte Löcher in auf dem Heimweg gesehen“, erinnert sich Schmiede trägt die Initialen G. und den Boden, so dass überschüssiges Wasser Merkt. Der linke Balken fehlte. Es reizte N. für Gemeinde Nollingen sowie abfließen konnte, wenn der Trog mit Erde Merkt das Wegekreuz zu renovieren. Dies die Jahreszahl 1908, für das Jahr als die da befüllt und bepflanzt wird. In der Wannen gelang und 1998 gab es eine feierliche Ein malige Gemeinde den Trog in der Oberen gasse konnte damals ein neuer Standort weihung des renovierten Kreuzes. Dorfstraße errichtete. Wasser hält der Brun gefunden worden. Für den Schwarzwaldverein hat Merkt nen schon lange keines mehr. Die Mitarbei Der 1935 geborene Merkt ist ein echter längere Zeit die Pflege des römischen Guts ter der Stadtgärtnerei haben ihn saisonal Nollinger. Die Eltern waren in der Land hofs am Trimm-Dich-Pfad übernommen bepflanzt, nachdem Anfang Oktober Mitar wirtschaft. Merkt wuchs mit drei Brüdern und bis heute kümmert er sich um das beiter des Werkhofs in Rücksprache mit und zwei Schwestern auf. Er besuchte die erneuerte Wegekreuz und den dortigen dem Stadtteilbeirat Nollingen den Trog Volksschule und wollte Schneider oder Totenkopfstein. Auch das Linsenbachkreuz vom bisherigen Standort in der Wannen Fliesenleger werden, aber mit der Lehrstel hat Merkt renoviert. Als er 2006 das de gasse versetzt hatten. Nach dem Eigentü le klappte es nicht, so dass sich Merkt zu montierte, denkmalgeschützte Nollinger merwechsel des Privatgrundstücks sollte nächst als Waldarbeiter verdingte. Für eini Kirchenkreuz von 1754 im Anbau hinter der die Fläche anderweitig genutzt werden. Es ge Zeit arbeitete er in der Seidenweberei in Kirche im Dreck liegen sah, war Merkt er schüttert. Zusammen mit Günther Heuche mer konnte er 2011 dafür sorgen, dass das Friedhofskreuz von Leonhard Eder restau riert wurde und an der Kirchenwand einen neuen Platz bekam. Im selben Jahr brach ten Heuchemer und Elmar Döbele ihn dazu, sich an der Erfassung der Kleindenkmäler für das Landratsamt Lörrach und das Re gierungspräsidium Freiburg zu beteiligen. Über zwei Jahre hinweg erfasste Merkt Grenzsteine, Kreuze, Brunnen und Quellen auf der Nollinger Gemarkung. Von der Erfassung der Kleindenkma le hat er noch einen ganzen Ordner voller Erfassungsbögen, Fotos und Notizen. Es ist nicht der einzige Ordner mit historischen Informationen in seinem Büro. Im Schrank reihen sich unzählige Festschriften und Ordner mit Informationen über Nollinger Vereine, Straßen und Örtlichkeiten. „Histo „Historische Fotos und solche Sachen haben mich immer interessiert“, sagt Heinrich Merkt. rische Fotos und solche Sachen haben mich immer interessiert“, erklärt Merkt seine Lei war nicht der erste Umzug des historischen Rheinfelden, bevor er bei der Stadtgärtnerei denschaft. „Wenn man viele Interessen hat, Brunnentrogs. anheuerte. 1957 wechselte er zur Degussa, kommt auch vieles zusammen.“ Sein Inte Vor 18 Jahren musste der Brunnen schon wo er bis 1993 im Lager und als Disponent resse beschränkt sich nicht nur auf Nollin einmal ausweichen. Es ist Heinrich Merk tätig war. Merkt hat 1959 geheiratet und ist gen. Merkt sammelt auch Historisches und ts Verdienst, dass es den Trog heute noch Vater von zwei Töchtern. Seit 1965 wohnt er Außergewöhnliches zu anderen Rheinfel gibt. 2001 war der alte, rissige Brunnen vis à vis des Elternhauses im Oberdorf. der Ortsteilen und Nachbargemeinden bis ersetzt worden, da er auseinander zu bre in den Raum Freiburg. Auch Zeitungsartikel chen drohte. Für den Abtransport sollte der Der naturverbundene Merkt war im über die europäischen Partnerstädte Rhein historische Trog zerschlagen werden. Das Schwarzwaldverein Rheinfelden aktiv, was feldens haben Eingang in seine Sammlung konnte Merkt verhindern, der den Trog aus dazu führte, dass er 1997 das erste Mal ei gefunden. „Das möchte ich an die Nach Stampfbeton und Sandstein restaurierte. nem historischen Gut zu neuem Leben kommen weitergeben. Natürlich muss ich Er dichtete den 2,8 Meter langen, 75 Zen verhalf. „Nach einer Wanderung habe ich noch vieles verfeinern“, sagt Merkt. timeter breiten und 48 Zentimeter hohen das Kreuz zwischen Eichsel und Nollingen Horatio Gollin 18 HISTORISCHES
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