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Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 11-12/2019 SCHULE Fachinformationen aus der Landwirtschaftsverwaltung in Bayern und BERATUNG → Der Naturgarten, ein Ort vielfältigen Lebens →→ Untersuchungen zur Düngung im Dauergrünland →→ Digitalisierung an der Staatlichen Führungsakademie →→ Strategische Unternehmens- und Innovationsberatung
INHALT BIODIVERSITÄT ÖFFENTLICHKEITSARBEIT MARKT GARTENBAU GRÜNLAND DIGITALISIERUNG ERNÄHRUNG BERATUNG
INHALT 5 Vorwort 6 Steinreiche Kulturlandschaft – Wie Biodiversität im Weinbau gelingt BIODIVERSITÄT 8 Bayerisches Mundartquiz 9 Landwirtschaftsschule trifft Biotop 11 Biodiversität – Alte Kartoffelsorten erhalten – Kartoffelmarkt 2019 in Röttenbach, Landkreis Roth 14 Kurzinfo: Projekt „Artenreiche Wiese“ an der Staatlichen Berufsschule Ostallgäu 15 Landwirtschaft 4.0 – Delegationsreise der Staatsministerin nach Israel ÖFFENTLICHKEITS 18 Kurzinfo: Staatliche Führungsakademie feiert 60-jähriges Bestehen – Festakt mit Staatsministerin ARBEIT 19 Schüler erleben Landwirtschaft 21 Kurzinfo: Artikelserie „Was wächst denn da?“ im Straubinger Tagblatt – Öffentlichkeitsarbeit mal anders 22 Discounter und Vollsortimenter gewannen Marktanteile im Lebensmitteleinzelhandel – Entwicklung der Verkaufsmengen bei den verschiedenen Einkaufsstätten seit 2008 MARKT 26 Kurzinfo: Hauswirtschaftskongress 2019 27 Milch- und Molkereiwirtschaft in Bayern 29 Kurzinfo: Curuba – Die Bananen-Passionsfrucht 30 Lebendig, artenreich, dynamisch, individuell – der Naturgarten, ein Ort vielfältigen Lebens – GARTENBAU Artenreichtum durch eine Fülle an Strukturen im Garten 34 Ahoj Praha! – Servus Oberpfalz! – Exkursion der Veitshöchheimer Meister- und Technikerklasse L1A GaLaBau 39 Untersuchungen zur Stickstoffumsetzung bei Herbst- und Frühjahrsdüngung im Dauergrünland GRÜNLAND 43 Demonstrationsversuch „Bodennahe Gülleausbringung“ 47 Digitalisierung an der Staatlichen Führungsakademie – Maßnahmen und Erfahrungen DIGITALISIERUNG 50 Gewusst wie: Wie sind Ihre digitalen Kompetenzen als Lehrkraft? 51 Digital ist real – Die sechsten bayerischen Ernährungstage sind nachhaltige Bildungsarbeit! 55 Ernährung for Future – Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung ERNÄHRUNG 58 Kurzinfo: Fragen zur Kita- und Schulverpflegung? Das neue Service-Telefon bietet Antworten 59 Strategische Unternehmens- und Innovationsberatung – Systemische Beratung als neue Herausforderung BERATUNG 63 EU fördert Qualifizierung von Beratern in Innovationsmethoden auch in Bayern – Projekt i2connect startet im November 2019
Sei uns willkommen, Herre Christ · Entwurf ALELIER Jacob · Karten-Bestell-Nr. 7250D © Beuroner Kunstverlag, D-88631 Beuron ∙ www.klosterkunst.de Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Lukas-Evangelium, Kap. 2, 14
Vorwort VORWORT Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Jahr 2019 liegt nun bald hinter uns und wir blicken zurück auf ein Jahr, das uns in vielen Bereichen stark bewegt, gefor- dert und teilweise auch an unsere Grenzen gebracht hat. Alles beherrschendes Thema, das uns auch weiterhin beschäftigen wird, war das Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Der große Erfolg des Volksbegehrens hat uns deutlich vor Augen geführt, dass sich Landwirt- schaft und Gesellschaft nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch auf dem Land deutlich voneinander entfernt haben. Eine wichtige Erkenntnis war aber auch, dass es uns scheinbar in der Vergangenheit nicht ausreichend gelungen ist, die Leistun- gen der Landwirtschaft für Gesellschaft und Biodiversität entsprechend darzustellen. Die jetzige Vorgehensweise nach dem Dreischritt „annehmen, verbessern, versöhnen“ gibt uns die Möglichkeit, Artenschutz und Lebensräume zu verbessern, gleichzeitig aber auch die Landwirtschaft stärker zu fördern, beispielsweise im Bereich der Jung landwirte oder über eine Verpflichtung zur stärkeren Verwendung von Produkten mit dem Zeichen „Geprüfte Qualität – Bayern“ und heimischen Ökoprodukten in staat lichen Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen. Mir ist dabei völlig bewusst, dass neben dem Alltagsgeschäft häufig wenig Zeit bleibt, aktiv die Themen unserer Verwaltung nach außen zu tragen. Zumal uns die Umset- zung der Düngeverordnung, die Folgen des Klimawandels – besonders auch im Wald – Engerlinge, Afrikanische Schweinepest oder auch die Vorwürfe der Tierquälerei in Milchviehbetrieben zusätzlich in Atem halten. Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, lassen Sie mich daher Danke sagen für Ihren großen Einsatz in diesem Jahr. Bevor wir in das nächste Jahr starten, wollen wir an Weihnachten und „zwischen den Jahren“ etwas innehalten und wertvolle Zeit mit unseren Familien und Freunden verbringen. Nutzen Sie die besinnliche Zeit zum Erho- len, Durchatmen und Krafttanken, um anschließend positiv in das Jahr 2020 zu starten. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein frohes und gesundes Neues Jahr! Auch im nächsten Jahr kommt es ganz besonders auf eines an: auf unseren Zusammen- halt. Lassen Sie uns gemeinsam positiv in die Zukunft schauen, in der wir zusammen die Herausforderungen anpacken zum Wohle der Menschen in Bayern. MICHAELA KANIBER BAYERISCHE STAATSMINISTERIN FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
Biodiversität BIODIVERSITÄT Steinreiche Kulturlandschaft Wie Biodiversität im Weinbau gelingt von PETRA HÖNIG und DOROTHEE GLOY: Die weinbaulich geprägte Kulturlandschaft ist oft weithin sichtbar, Weinbergmauern und Terrassen prägen vielerorts das Landschaftsbild. Biodiversität Weinberge finden sich häufig an Berghängen, an welchen sonst keine landwirtschaftliche Produktion möglich ist. Die Reben stehen dann auf kargen, steinigen Böden, die sehr trocken sind, sich schnell erwärmen und die Sonnenhitze des Tages lange speichern. Dadurch bieten sie einer speziell angepassten Fauna und Flora einen Lebensraum, die oftmals nur dort vor- kommen und teilweise auf der Roten Liste stehen. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) geht dafür am Thüngersheimer Scharlachberg voran und zeigt im Pro- jekt „Weinbau 2025“ was möglich ist. Die Bewirtschaftung der extrem steilen, nicht oder kaum technisierbaren Steil- lagen ist ökonomisch wie arbeitstech- nisch kaum mehr durchführbar. Solche Weinberge werden aufgegeben und die steinigen Hänge und Weinberg- mauern verwildern. Unter dem auf- kommenden Pflanzenwuchs verlieren die spezialisierten Arten ihr Habitat und verschwinden. Die Förderungen von Weinbergmauern beispielsweise über das bayerische Kulap-Programm B56 sind eine Maßnahme, um diese landschaftsprägenden Strukturen und damit Lebensräume zu erhalten. Angrenzende Felsen werden oft nicht weiter beachtet, aber auch sie sind Teil dieses trocken, heißen Lebens- raumes. Schnell wachsende Gehölze → Bild 1: Weinbergterrassen aus Buntsandstein, oberhalb anschließend anstehender Fels überwuchern innerhalb weniger Jahre (Foto: Hildenbrand, LWG) diese Bereiche. Genauso erging es vie- len Lesesteinhaufen, Steinriegeln oder Steinschütten. Jede „Trittsteine“ einen Austausch zwischen den einzelnen Vor- Region hat eine eigene Bezeichnung für diese in mühsamer kommen speziell angepasster Arten. So bieten Steininseln Handarbeit zusammengetragenen Steine, die die Bewirt- eine Vernetzung und Ausbreitungsmöglichkeit für verschie- schaftung stören. Inzwischen werden die bei der mechani- dene Reptilien wie Schlingnatter oder Zauneidechse und schen Bearbeitung freigelegten Steine meist entsorgt und dienen als Wärmeinseln für Insekten. nicht zur Pflege der bestehenden oder Anlage neuer Stein- Steinriegel entstanden als Anhäufungen von Lesestei- riegel genutzt. nen, als im Mittelalter durch Ausweitung des Rebenanbaus Wein auch auf flachgründigen Muschelkalkhängen ange- Steinriegel – Brücke zwischen Lebensräumen baut wurde. Das regelmäßige Hacken legte viele Steine frei, Die Steinriegel sind ein wichtiger Faktor in der Vernetzung die abgelesen und an der Grundstücksgrenze aufgeschich- von Biotopen im Bereich der Weinberge und dienen damit tet wurden (siehe Bild 2). Diese Steinriegel erreichten sowohl dem Erhalt der Biodiversität. Wie die begrünten Randstrei- in der Höhe als auch in der Breite Ausmaße von einigen Me- fen entlang von Rebflächen und Wegen ermöglichen sie als tern. Die Steinwälle heizten sich tagsüber auf und gaben die 6 SUB 11-12/2019
Biodiversität gespeicherte Wärme in der Nacht wieder ab und regulierten so das Klima in den Weinbergen. Geschützte Landschaftsbestandteile Durch die Flurbereinigung gingen viele dieser Riegel verloren oder die Vegetation überwu- Biodiversität cherte sie, wobei die Steinhaufen unter dieser Pflanzendecke noch erhalten sind. Oder die Stein- riegel sind noch erhalten, aber die Fläche wird nicht mehr als Weinberg genutzt. In Deutschland stehen die Steinriegel wie die Trockenmauern auf der Roten Liste der gefährdeten Biotoptype. In Baden-Württemberg sind diese Steinriegel seit 1992 als Naturdenkmale und Biotope geschützt. Im Bayerischen Naturschutzgesetz ist die Beseiti- → Bild 2: Alter Lesesteinhaufen am Rande des Weinbergs gung oder Beeinträchtigung der Lesesteinwälle (Foto: Hans-Jürgen Wöppel, LWG) verboten. Am Thüngersheimer Scharlachberg zeigt die LWG beispielhaft, wie steinerne Biotope vernetzt und somit weitere Möglichkeiten zur Förderung der Biodiversität geschaffen werden können. Methodik und Umsetzung Um dieses alte Verfahren wieder aufzugreifen, wurden ab Winter 2017 durch das Institut Wein- bau und Oenologie Steinriegel am Thüngershei- mer Scharlachberg angelegt (siehe Bild 3). Dies erfolgte im Bereich von weinbaulich nicht nutz- baren Brachflächen innerhalb der Weinbergslage. Verwendung fanden Lesesteine, die sonst ent- sorgt werden, und Steine einer abgebrochenen Muschelkalkmauer. → Bild 3: Neu angelegter Steinriegel auf einer Weinbergfläche der LWG Durch die Anlage der Steinriegel entstand (Foto: Dorothee Gloy) eine vernetzende Struktur (siehe Bild 4) zwischen anstehenden Felsen und Weinbergmauern, die sich durch die Weinlage zieht. Ergänzt wird die Maßnahme zur Steinbiotop-Vernetzung durch das Schottern zweitrangiger Weinbergwege, an- statt diese mit Teer- oder Betonschichten zu ver- siegeln. Im Umfeld der Steinhaufen angesäte, stand- ortgerechte Blühmischungen ergänzen diese Maßnahme zur Förderung und Erhaltung der Bio- diversität in den trocken-heißen Weinbergen. Ein weiteres vernetzendes Element zur Biodiversitäts- förderung und -erhaltung sind die Randstreifen entlang der Weinberge und Wege. Willkommen zurück! → Bild 4: Steinriegel (gelb) durchziehen den Weinberg und verbinden so Trockenmau- Ein Profiteur dieser Maßnahme ist die vom Aus- ern (orange) und anstehende Felsen (rot) (Foto: Christian Deppisch, LWG) sterben bedrohte Rotflügelige Ödlandschrecke SUB 11-12/2019 7
Biodiversität Infobox: „So wird ein Steinriegel zum Gewinn für Flora und Fauna“ • Als Standorte sollten sonnige und windstille Stellen, am Rand von Weinbergen, entlang von Wasserabschlägen, oder im Bereich von unrentablen Spitzzeilen gewählt werden. • Als Vorbereitungsmaßnahme ist der Bewuchs mit oberem Wurzelbereich auf der geplanten Fläche zu entfernen. Biodiversität • Nur Steine aus der Umgebung verwenden und keine Fremdstoffe wie Beton oder Ziegel einbauen. • Steinhaufen mindestens drei Meter lang und zwei Meter breit sowie mit einer Höhe bis 1,20 Meter gestalten (flache und schmale Steinriegel werden schnell überwachsen und benötigen mehr Pflege). Dabei eine stabile Schichtung der Steine umsetzen. • Unfallgefahr und Verkehrssicherheit beachten! • Größere Steine in der Basis setzen; im unteren Bereich zur Stabilisierung zudem Sand oder Erde einbringen. • Steine mit planen Flächen im oberen Bereich als Sonnenplätze für Reptilien, Vögel und Insekten platzieren. • Optimaler Zeitpunkt für diese Arbeiten ist der Winter, da hier leichter freie Arbeitskapazitäten zu finden sind und die Natur ruht. Oedipoda germanica (siehe Bild 5). Diese Kurzfühlerschrecken fen im Mai die Larven, die sich nach fünf Larvenstadien zum benötigen einen steinigen und warmen Boden für die Eiab- erwachsenen Tier häuten. Erst diese sind flugfähig und zei- lage. Aus dem unter den Steinen überwinternden Ei schlüp- gen beim Auffliegen die namensgebende, rote Flügelfarbe. Für ihre Entwicklung benötigen die Larven krautige Pflanzen in der Nähe. Da der Aktionsradius der Ödlandschrecke nicht mehr als 150 bis 200 Meter beträgt, sind die über die ge- samte Rebfläche verteilten steinernen Inseln, wie Steinriegel oder Schotterbereiche, neben einer krautigen Begrünung für die Etablierung und Erhaltung der Art notwendig. Erst durch die Erstellung der verbindenden Strukturen konnte sich die Ödlandschrecke in der ganzen Weinlage ausbreiten und die Population die derzeitige Größe erreichen. PETRA HÖNIG LANDESANSTALT FÜR WEINBAU UND GARTENBAU INSTITUT FÜR WEINBAU UND OENOLOGIE → Bild 5: Rotflügelige Ödlandschrecke gut getarnt auf steinigem petra.hoenig@lwg.bayern.de Untergrund. Erst beim Auffliegen sieht man das charakteristische und DOROTHEE GLOY (OHNE BILD) namensgebende Rot der Flügel. (Foto: Petra Hönig, LWG) (ehemals LWG Veitshöchheim) Bayerisches Mundartquiz In loser Folge stellen wir kuriose Begriffe der bayerischen Mundart vor. Machen Sie mit und raten Sie, was dahinter steckt. 1 Loamsiada 2 scheed 3 Bremser Loamsiada scheed Bremser A Baumaterial A nur A Hilfsarbeiter bei der Bahn B Langweiler B schön B störrischer Mensch C Kochgeschirr C Trauben C Federweißer Auflösung auf Seite 42 8 SUB 11-12/2019
BIODIVERSITÄT B IODIVERSITÄT Landwirtschaftsschule trifft Biotop Landwirtschaftsschüler pflegen unter Anleitung des Amtes für Ländliche Entwicklung ein Biotop B IODIVERSITÄT von BEATE EDER: Aus dem Gedanken heraus, die Biodiversität auch mehr im Schulalltag der Landwirtschaftsschule zu verankern und die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz zu intensivieren, kam es am 4. Juli zu einem besonderen Schultag der Landwirt- schaftsschule Fürstenfeldbruck. Jedes Jahr im Wintersemester werden beim Seminartag der Aus der Idee die Biodiversität in der Landwirtschafts- Ländlichen Entwicklung an der Landwirtschaftsschule Fürs- schule einzuführen entstand am 4. Juli ein Schultag mit tenfeldbruck die vielfältigen Aufgaben der Ländlichen Ent- praktischer Übung unter fachkundiger Anleitung des Lan- wicklung vorgestellt und auch beispielhaft besichtigt. Der despflegers des ALE, Joachim Schmidt. Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Mammen- dorf, Michael Raith, stellte seine Projekte der Dorferneue- Biotoppflege als Chance für die Landwirtschaft rung Adelshofen vor. Er erwies sich dabei als langjähriger Gemeinsam mit Semesterleiter Dr. Sebastian Gresset kamen Anhänger von Flächen, die der Natur überlassen werden. 17 Studierende der Landwirtschaftsschule Fürstenfeldbruck Aus diesem Grund hatte er vor vielen Jahren für die Ge- an das Biotop der Maisach nahe Nassenhausen. Die Aktion meinde ein Grundstück von knapp drei Hektar erworben. Biotoppflege erläuterte Sachgebietsleiterin Beate Eder vom Da die bereits 1910 begradigte Maisach bis dahin durch Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern: ihre hohe Fließgeschwindigkeit Hochwasser verursachte Die Artenvielfalt habe sich aus den bäuerlichen Naturräu- und auch die Wasserqualität gering war, wurde die Mai- men entwickelt. Ohne diese landwirtschaftlichen Kultur- sach auf diesem Grundstück in Zusammenarbeit mit dem räume wäre diese Artenvielfalt nicht entstanden. Nun läge Amt für Ländliche Entwicklung um eine Schleife erweitert. es in den Händen der Jung-Landwirte diese Lebensräume Die Renaturierungsmaßnahmen wurden 2004 umgesetzt. zu erhalten und für selten gewordene Arten neue zu schaf- (siehe Bild 1). fen. Bei der Pflege dieses Biotopes könne die Landwirtschaft Seitdem entstand Lebensraum für viele Tiere wie bei- einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Ganz nebenbei spielsweise den Biber. Aber auch diese wilde Natur muss könnten daraus auch neue Einkommensfelder entstehen. gepflegt werden. Landespfleger Schmidt verwies auf die außergewöhnliche → Bild 1: Ein Plan zur Maisachverschleifung (Fotos: Veronika Knoska und → Bild 2: Das Anfertigen von Faschinen zur Verfestigung des Dammes Joachim Schmidt) SUB 11-12/2019 9
B IODIVERSITÄT Bei einer abschließenden kurzen Umfrage, fiel der Tenor sehr positiv aus →→ Ein praktischer Tag. →→ Sehr sinnvoll, um das Image der Landwirtschaft aufzubauen. →→ Ideal im Sommer im Wasser zu arbeiten! B IODIVERSITÄT →→ Landwirte können Natur pflegen, aber gegen Entlohnung! Pilotprojekt zur Nachahmung empfohlen Dieses Pilotprojekt mit der Landwirtschaftsschule Fürsten- feldbruck ist übertragbar auf alle Landwirtschaftsschulen in Oberbayern. Biotope oder Ausgleichsflächen, die aus Ver- fahren der Ländlichen Entwicklung entstanden sind, kön- nen mit der Tatkraft der Landwirtschaftsschüler gepflegt werden. Auch besteht die Möglichkeit neue Biotope mithilfe von Landwirtschaftsschulen anzulegen. Zusätzlich können die Landwirtschaftsschulen im Herbst in Zusammenarbeit mit den Fachstellen aus dem ALE Ober- bayern einen Praxistag zur Gehölzpflege veranstalten. → Bild 3: Nach getaner Arbeit ist gut Füße kühlen Vogelwelt im Biotop. Auch für Amphibien stelle die Schleife wichtige Lebensräume zur Verfügung. Praktische Arbeit mit sofortiger Wirkung Eine Arbeitsgruppe schaufelt die abgelagerten Sedi- mente des Flusses aus und häuft diese zu einem Damm auf um verstärkt Wasser in die Schleife abzuleiten. Ein Studierender, gelernter Gärtner, erstellt Faschinen, das sind zusammengebundene Weidenruten (siehe Bild 2). → Bild 4: Das Einbringen der Faschinen am Damm zur Wasserumleitung Sie wurden am Nachmittag in das Flussbett zur Befesti- gung des Dammes und zur Stabilisierung der Wasserab- Es ist an der Zeit neu zu denken und neu zu handeln. leitung eingesetzt (siehe Bild 4). Eine weitere Gruppe wa- Der ländliche Raum bietet viele Möglichkeiten der Zusam- tete mit ihrem Semesterleiter Dr. Sebastian Gresset durch menarbeit zwischen Behörden, Gemeinden, der Landwirt- den Bach und entfernt Äste aus dem Wasser. Die weitere schaft und dem Naturschutz. Die Landwirtschaft im Gan- Bachschleife wurde von angeschwemmten Feinsedimen- zen betrachtet wird sich verändern, wenn wir den jungen ten befreit und Brennesselfelder, die das Ausbreiten von Betriebsleitern neue Aufgabenfelder mit der Natur zeigen. anderen Arten verhindern, reduziert. Schon nach kurzer Breitenwirksame Aktionen für den Artenerhalt können auch Zeit ließ sich die Wirkung der Arbeit erkennen: Durch die von den Landwirten ausgehen. Wasserableitung erhöhte sich die Fließgeschwindigkeit in der Schleife, die Wasserhöhe stieg an. Ausgetrocknete Mulden führten wieder Wasser und bieten so einen idea- BEATE EDER len Lebensraum für verschiedene Larven und Fische. Nach AMT FÜR LÄNDLICHE ENTWICKLUNG OBERBAYERN getaner Arbeit waren die Landwirtschaftsschüler sichtlich SACHGEBIETSLEITUNG LANDWIRTSCHAFT zufrieden mit dem Ergebnis (siehe Bild 3). beate.eder@ale-ob.bayern.de 10 SUB 11-12/2019
BIODIVERSITÄT B iodiversität Biodiversität – Alte Kartoffelsorten erhalten Kartoffelmarkt 2019 in Röttenbach, Landkreis Roth Biodiversität von ROSEMARIE BRANNER: Alle Jahre wieder findet in Röttenbach, im Landkreis Roth, der sogenannte Kartoffelmarkt pünktlich zum Erntedankfest statt. Damit diese Veranstaltung wieder erfolgreich gelingt, arbeiten das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth mit dem Landkreis Roth und der Gemeinde Röttenbach zusammen. Dieses Jahr fand er am 6. Oktober zum 20. Mal statt. Allen Beteiligten liegt sehr daran, die Wertschätzung der chende, vorwiegend festkochende und mehlig kochende Verbraucher für regionale Produkte beim Einkauf zu stär- Sorten. Sie erfahren Eigenschaften wie Reife, Knollenform, ken. Die hochwertigen Produkte aus der Region schonen Schalenbeschaffenheit, Augentiefe, Fleischfarbe, Form- durch die kürzeren Produktions- und Versorgungswege schönheit, Beschädigungsempfindlichkeit, Keimfreudig- die Umwelt und zugleich werden die heimischen Betriebe keit und Kochdunklung. Außerdem erkennen sie, wofür gestärkt. Viele regionale Anbieter aus der Landwirtschaft, die jeweilige Kartoffelsorte verwendet werden kann (siehe die Direktvermarktung betreiben, bieten ihre Produkte Abbildung 1). am Stand auf dem Kartoffelmarkt an. Zahlreiche Besucher Wo man die verschiedenen Kartoffelsorten in der Region genießen bei idealem Wetter und volkstümlicher Musik die kaufen kann, ist im Flyer „Kartoffel – Produkt des Monats“ frisch zubereiteten regionalen Spezialitäten. (Landratsamt Roth) aufgeführt. Außerdem kann eine jährlich Höhepunkt des Tages bildet immer ein Wettbewerb, aktualisierte Liste der Direktvermarkter von Kartoffeln aus dem den Landrat Eckstein moderiert. Vier Kandidaten bereiten Landkreis Roth kostenlos vom AELF Roth angefordert werden. in möglichst kurzer Zeit „Reiberdatschi“, oder fränkisch Sehr großen Anklang findet jedes Jahr die Verkostung „Baggers“, zu. Zum Abschluss beurteilt eine Jury das Er- von gekochten Kartoffelsorten, wobei auch immer neue gebnis und ermittelt die Siegerin oder den Sieger. Sorten zum Probieren vorhanden sind. Die Bäuerinnen am Stand nebenan verarbeiten die Kartoffeln frisch zu bunten AELF Roth informiert an einem Stand die Besucher Chips in den Farben gelb, rot und blau. Weiterhin können Über 30 verschiedene Kartoffelsorten präsentiert das Amt die Besucher auch vor Ort Kartoffeln kaufen. Jedes Jahr legt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth dem Pub- das AELF Roth ergänzend ein spezielles Thema fest. Ganz likum. Die Besucher können sich informieren über festko- aktuell ging es um Biodiversität. → Bild 1: Verkostung von gekochten Kartoffeln (festkochende Ditta und → Bild 2: Bunte Chips im Glas Belana, vorwiegend festkochende blaue St. Galler und rote Emmalie und mehlig kochende Nixe) (Fotos: Rosemarie Branner) SUB 11-12/2019 11
B iodiversität Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth Kartoffel Sortenbeschreibung Ke indlic ngs- t ng u c it fre hkei it sw gke he ) e lu hs Knollen- Schalen- Augen- Fleisch- ck u ön Sorte Reife Kochtyp Verwendung (Au udi g nk ma form beschaf. tiefe farbe em hädi sch du sch pf rm ch im sc Ge Be Ko Fo Biodiversität Kartoffelsalat, Bratkartoffel, Annabelle sfr.-fr. langoval glatt flach gelb JJJ JJ JJ J 3 Salz- und Pellkartoffel Kartoffelsalat, Bratkartoffel, Anuschka sfr.-fr. oval glatt flach gelb JJJ JJ JJ JJ 3 Salz- und Pellkartoffel Kartoffelsalat, Bratkartoffel, Bamb.H. fr. lang glatt tief gelb JJ JJJ JJ JJ 3 Salz- und Pellkartoffel festkochend Kartoffelsalat, Salz-, Pell- und Belana fr. oval glatt-genetzt sehr flach-flach gelb JJJ JJJ J JJJ 3 Bratkartoffel Kartoffelsalat, Salz- und Pellkartoffel, Ditta mfr. langoval genetzt flach hellgelb JJJ JJ JJ JJJ 3 Puffer, Rösti Kartoffelsalat, Linda mfr. langoval genetzt flach- mittel tiefgelb JJ JJJ JJJ JJJ 3 Bratkartoffel Kartoffelsalat, Salz-, Pell- und Nicola mfr. langoval genetzt flach gelb JJJ JJJ JJ J 3 Bratkartoffel, Puffer, Rösti Kartoffelsalat, Bratkartoffel, Sissi fr. langoval glatt sehr flach-flach tiefgelb JJJ JJJ JJ JJ 3 Salz- und Pellkartoffel Solo fr. oval glatt sehr flach gelb JJ JJ JJ JJJ 2 Kartoffelsalat, Salz-/Pellkartoffeln Brat-, Salz- und Pellkartoffel, Agria mfr. langoval genetzt flach gelb JJ JJJ J JJJ 3 Chips, Pommes firtes, Knödel Kartoffelsalat, Salz- und Pellkartoffel Belmonda mfr. rundoval glatt sehr flach-flach gelb JJJ JJJ JJ JJ 2 Puffer, Rösti, Trockenprodukte Kartoffelsalat, Salz- und Pellkartoffel Otolia mfr. oval genetzt flach hellgelb JJ JJJ JJ JJJ 1 Puffer, Rösti, Pommes frites Kartoffelsalat, Salz- und Pellkartoffel Colette sfr. langoval glatt-genetzt flach hellgelb JJJ JJ J JJ 3 Puffer, Rösti Kartoffelsalat, Salz-, Pell- und Gala fr. rundoval glatt-genetzt flach gelb JJJ JJJ JJ JJ 3 Bratkartoffel, Eintöpfe und Suppen Kartoffelsalat, Salz- und Pellkartoffel Jelly mfr.-sp. oval glatt-genetzt sehr flach-flach gelb JJJ JJ JJJ JJJ 3 Puffer, Rösti, Pommes frites Salz- und Pellkartoffel, Kartoffelsalat, vorwiegend festkochend Juwel sfr. oval glatt flach gelb JJ JJJ JJ JJ 3 Puffer, Rösti Kartoffelsalat, Salz-, Pell- und Krone mfr. oval glatt flach gelb JJ JJ JJJ JJJ 3 Bratkartoffel, Eintöpfe und Suppen Kartoffelsalat, Salz- und Pellkartoffel Laura mfr. oval glatt sehr flach-flach tiefgelb JJJ JJ J JJJ 3 Puffer, Rösti, Pommes frites, Trockenprodukte Kartoffelsalat, Marabel fr. oval glatt flach gelb JJJ JJ J JJ 2 Puffer, Rösti, Gratin Kartoffelsalat, Salz-, Pell- und Quarta mfr. rundoval glatt-genetzt flach-mittel gelb JJ JJJ JJ JJ 3 Bratkartoffel, Eintöpfe und Suppen Kartoffelsalat, Pell- und Regina mfr. rundoval glatt sehr flach tiefgelb JJJ JJJ JJ J 1 Bratkartoffel Rote Kartoffelsalat, Salz- und Pellkartoffel mfr. langoval glatt flach-mittel rot JJJ JJJ JJ JJ 2 Emmalie Puffer, Rösti, farbige Gnocchi Salz-, Pell- und Bratkartoffel, Secura mfr. oval glatt flach gelb JJJ JJ JJ JJJ 3 Eintöpfe und Suppen Kartoffelsalat, Salz- und Pellkartoffel Solara mfr. oval glatt flach-mittel gelb JJ JJJ JJ JJJ 3 Puffer, Rösti, Trockenprodukte Kartoffelsalat, Salz- und Pellkartoffel Solist sfr. rundoval glatt-genetzt flach hellgelb JJ JJ JJ J 1 Puffer, Rösti, Pommes frites Salz- und Pellkartoffel, Kartoffelsalat, Valetta sfr. langoval genetzt flach gelb JJJ JJJ JJ JJ 2 Puffer, Rösti Kartoffelsalat, Salz-, Pell- und Wega fr. oval genetzt flach tiefgelb JJ JJJ JJJ JJ 2 Bratkartoffel, Eintöpfe und Suppen kochend mehlig- Gunda fr. oval leicht genetzt flach-mittel tiefgelb JJJ JJJ J J 1 Knödel, Püree, Suppe Melody mfr. rundoval glattq sehr flach gelb JJJ JJ J J 1 Knödel, Püree, Suppe Quelle: BSA Reife: sfr. = sehr früh fr. = früh mfr. = mittelfrüh msp. = mittelspät Kochdunkelung: 1 =sehr niedrig; 2 = niedrig; 3 = mittel; August 2019 → Abbildung 1: Kartoffel-Sorten-Beschreibung 12 SUB 11-12/2019
B iodiversität Biodiversität → Bild 3: Arten erhalten: über 30 verschiedene Kartoffelsorten können am → Bild 4: Die Besucher drängten sich am Stand des AELF Roth und hatten Stand des AELF Roth besichtigt werden, u. a. auch alte Kartoffelsorten viele Fragen zu den einzelnen Kartoffelsorten Biodiversität – Alte Kartoffelsorten erhalten ku-Regeln in eine Art Regal vier verschiedene Kartoffel- Zur Biodiversität zählt der Erhalt von vielfältigen Arten, so sorten, nämlich schrumpelige Bamberger Hörnchen, rote wie in Röttenbach die vielen verschiedenen, vor allem auch Emmalie, blaue St. Galler und gelbe Nixe. Diese Kartoffel- alten Kartoffelsorten. Arten unterscheiden sich sehr stark in ihrem Aussehen. Am Stand des AELF Roth sind zum Beispiel „Bamberger Die Teilnehmer des Kartoffel-Sudokus erhielten diese ver- Hörnchen“ und „Schwarzblaue Frankenwälder“ zu besichti- schiedenen Kartoffeln in einer kleinen Papiertüte mit dem gen. Die alten Kartoffelsorten haben zwar nicht so viel Er- Aufdruck „Direktvermarktung ist Klimaschutz“ als Give-Away. trag wie die neuen Kartoffelsorten, aber da sie langsamer Alles in allem gesehen ist der Kartoffelmarkt eine wunder- wachsen, haben sie meist besonders viele wertvolle Inhalts- bare Aktion, um mit vielen Besuchern ins Gespräch zu kom- stoffe. Sie enthalten zum Beispiel sekundäre Pflanzenstoffe, men und um die Menschen davon zu überzeugen, dass wir in die die körpereigenen Abwehrkräfte stärken, entzündungs- unserer Region überaus wertvolle und gesunde Lebensmittel hemmend und antioxidativ wirken und uns vielleicht auch durch die Landwirte zur Verfügung gestellt bekommen. vor Krebserkrankungen schützen können, worüber zur Zeit die Wissenschaft forscht. Als besondere Aktion bot das AELF Roth heuer ein ROSEMARIE BRANNER „Kartoffel-Sudoku“ an AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT Die Idee zum Kartoffel-Sudoku kam von der Referendarin UND FORSTEN ROTH Susanne Feicht. Die Besucher ordnen dabei nach Sudo- rosemarie.branner@aelf-rh.bayern.de → Bild 5: Alle Teilnehmer bekamen als „Give-Away“ die 4 verschiedenen Sorten in einer Papiertüte → Bild 6: Kartoffel-Sudoku: die Besucher mussten mit dem Aufdruck „Direktvermarktung ist Klimaschutz“ vier verschiedene Kartoffelsorten zuordnen SUB 11-12/2019 13
BIODIVERSITÄT B iodiversität Projekt „Artenreiche Wiese“ an der Staatlichen Berufsschule Ostallgäu – Fachbereich Agrarwirtschaft Die Landwirtschaft steht in den Medien Anschließendes Einwalzen soll den Saat- und Umwelt“ als auch „Betriebsführung“ im Kreuzfeuer der Kritik. Dies betrifft gutaufgang sichern. werden hier in den Unterricht integriert. das Tierwohl, die Artenvielfalt oder auch die Grundwasserbelastung. Unseren Für das Frühjahr ist auch noch geplant, alte Das Durchspielen einer Maschinenkos- Beitrag zur Verbesserung der Artenviel- Obstbaumsorten anzupflanzen. tenkalkulation anhand der eingesetzten Biodiversität falt stellt unser Wiesenprojekt dar. Schlepper, Vergleich mit MR-Sätzen und Der Artenreichtum wird nicht nur in optischer Erstellen einer Rechnung mit den für die Hier galt das Motto: Taten statt Worte Hinsicht eine Aufwertung ergeben – auch das Landwirtschaft passenden Mehrwert Bestimmen von Gräsern, Kräutern und Le- steuersätzen runden dieses Vorhaben ab. Auf einer Fläche von rund 300 m² wurde guminosen kann vor Ort von den Landwirt- die Grasnarbe abgetragen, um den Boden schaftsschülern durchgeführt werden. Dank der hohen Einsatzbereitschaft der abzumagern. Im nächsten Schritt wurde gesamten Klasse des BGJ Agrar Marktober- das Areal mit Rechen eingeebnet, um an- Die Wiesenpflege wird zweimal pro Jahr dorf und durch die Unterstützung von In- schließend den Samen auszubringen. Die durch Absensen mit der Hand erfolgen. grid Völker von „naturverrückt“ wurde das Schüler des BGJ Agrar zeigten viel Engage- Dies übten die Schüler bereits an unserem Projekt ein voller Erfolg. ment und stellten Traktoren und Kipper zur Aktionstag. Verfügung. Schließlich kann durch dieses Projekt der Das Saatgut, welches unweit von Markt „Handlungsorientierte Unterricht“ nicht oberdorf geerntet wurde, teilten die Schü- nur simuliert, sondern real in den Schul Josef Herz, FB Agrar, ler unter Zugabe von Sand händisch aus. alltag geholt werden. Die Fächer „Ökologie Staatliche Berufsschule Ostallgäu → Bild 1: Abschneiden der Grasoberfläche (Fotos: Josef Herz) → Bild 2: Einsäen der Fläche → Bild 3: Einwalzen des Saatgutes → Bild 4: Parallel dazu: Wiesenmahd mit Sense 14 SUB 11-12/2019
Öffentlichkeitsarbeit ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Landwirtschaft 4.0 Delegationsreise der Staatsministerin nach Israel von DR. HERMANN KOLESCH: Der Klimawandel mit den damit verbundenen Herausforde- rungen ist wohl das Megathema der Zukunft – und eine Generationenaufgabe. Ein schnell- wirkendes Allheilmittel gibt es dafür nicht; fest steht nur, dass gehandelt werden muss: „Die Folgen des Klimawandels mit Dürreperioden und Trockenheit werden bei uns immer spür- barer. Die Zusammenarbeit soll dazu beitragen, unseren Landwirten möglichst schnell die passenden Antworten auf diese Herausforderung zu liefern“, so Staatsministerin Michaela Kaniber bei ihrer Israelreise. Vom 10. bis 13. September besuchte sie mit einer Delegation auch das Volcani Center in Tel Aviv und unterzeichnete einen richtungsweisenden Koopera ÖFFENTLICHKEITS- tionsvertrag. ARBEIT Wer Israel heute, das Land, seine politische Situ- ation, seine Kultur und seine Menschen richtig verstehen will, wird um einen Besuch nicht um- hin kommen. Erst die unmittelbare eigene Wahr- nehmung des Lebens dort, mit all seinen täglichen Herausforderungen, seiner Multikultur, seiner poli- tischen Ambivalenz, wie der permanenten Bedro- hungs- und Gefährdungslage, macht es möglich, sich dem Land objektiv zu nähern. Dort das „euro- päische und säkulare Tel Aviv“, da das historische und von Weltreligionen geprägte wie gleichzeitig umkämpfte Jerusalem. Dort fruchtbare mediter- rane Landschaften, da karge Wüstenlandschaf- ten. Dort arabische Nomaden mit ihren Schaf- und → Bild 1: Staatsministerin Michaela Kaniber informiert sich über die israelische Ziegenherden, die biblisch anmuten, da moderne Forschungsarbeit und besuchte dabei auch aufstrebende Startups Hightech-Unternehmen von Weltrang. (Foto: Dr. Hermann Kolesch) Und alles nebeneinander und komprimiert mit 9 Millionen Einwohnern auf der Größe eines Kleinstaates von jüdische Einwanderer, geopolitisch in einem Dauerkonflikt nur 22 400 Quadratkilometern (mit den besetzten Gebieten mit seinen Nachbarn und zu 60 Prozent aus ariden, der rest- 29 000 Quadratkilometern). Zum Vergleich Bayern hat mit liche Teil des Landes aus semiariden Flächen bestehend, ist 13 Millionen Einwohnern eine Fläche von 70 550 Quadrat- erfolgreich durch seinen enormen „Spirit“ an geistiger Krea kilometern, ist also mehr als doppelt so groß. Israel ist ein tivität und den Mut sich furchtlos an außergewöhnlichen „großes Dorf“ und wird auch in Teilen so verwaltet. Dem Staat Herausforderungen zu messen. Israel gehören ca. 95 Prozent des Landes. Wer Landwirtschaft betreiben will, pachtet das Land für 99 Jahre vom Staat. Der KI revolutioniert Landwirtschaft Staat sorgt dafür, dass die Versorgungsinfrastruktur mit Was- So war es nach dem Zweiten Weltkrieg, als jüdische Einwan- ser (Wassermenge und Leitungen) für die Landwirtschaft un- derer das Land durch eine innovative Bewässerungstechnolo- abhängig von der Kultur zur Verfügung steht. gie, der Tröpfchenbewässerung – 1965 im Kibuzz „Hatzerim“ entwickelt und am Rande der Negev Wüste gelegen – das Silicon Valley des Westens Land nutzbar und fruchtbar machten. So wird es möglicher- Tel Aviv, die lebendige und weltoffene Stadt in Israel gilt weise jetzt wieder sein, wenn es um die großen Herausfor- schlechthin als das „Silicon Valley“ des Westens. Alle bedeu- derungen der Landwirtschaft wie die Wasserversorgung, tenden IT- Firmen, Automobilhersteller und Maschinenbau- die Ernährung der Weltbevölkerung, den Schutz der natür- unternehmen sind bereits vor Ort oder haben mit jungen lichen Lebensgrundlagen, die Lebensmittelsicherheit oder Startups Kooperationen geschlossen bzw. diese aufgekauft. die menschlichen Gesundheit geht. Heute betreibt Israel Keine Frage, dieses Land, multikulturell geprägt durch viele das wohl modernste und innovativste Wassermanagement SUB 11-12/2019 15
Öffentlichkeitsarbeit der Welt. Von der Meerwasseraufbereitung durch Entsalzungsanlagen – derzeit wird eine neue und nahezu energieautarke Anlage erstellt – bis zur Ab- wasseraufbereitung. Alle Kläranlagen bereiten das Abwasser nicht nur biologisch, sondern auch che- misch auf, sodass bereits 60 Prozent des Wassers für die Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen aus aufbereiteten Abwasser besteht. Und Israel ist vom „Wasser“- Großverbraucher zum Trinkwas- ser-Exporteur nach Jordanien und Ägypten ge- worden. Die Digitalisierung, also die Nutzung der Informationstechnologie durch Algorithmen und ÖFFENTLICHKEITS- Künstlicher Intelligenz (KI) sind dieses Mal die ent- ARBEIT scheidenden Treiber dieser Entwicklung hin zu ei- ner Land- und Ernährungswirtschaft 4.0. → Bild 3: Kleine Unterschrift mit großem Potenzial: Staatsministerin Michaela Kaniber Smarte Zukunftslösungen und Dr. Hermann Kolesch (rechts) nach der Unterzeichnung des Kooperationsver- Im Rahmen einer dreitägigen Delegationsreise trages mit dem Volcani Center (Foto: StMELF) mit Michaela Kaniber, Bayerische Staatsministe- rin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten konnten sich Gebündelt in offen gestalteten Gebäudekomplexen und Vertreter des Ministeriums, der Bayerischen Landesanstalt transparenten Büroanordnungen, die Bezeichnungen wie für Landwirtschaft (LfL), der Bayerische Landesanstalt für „Mind Space“, „The Kitchen“ oder „Food Tech Hub“ tragen, Weinbau und Gartenbau (LWG), der Hochschule Weihen- arbeiten kleine Teams an den Lösungen für morgen. Eine stephan/Triesdorf sowie Vertretern Bayerischer Agrarunter- Reihe junger Startups stellten ihre Konzepte und Pro- nehmen von gerade diesem einzigartigen „Spirit“ vor Ort dukte im Bereich der Landwirtschaft 4.0 vor. Diese reich- informieren. ten von intelligenter Bodenfeuchtemessung und Nitrat- bestimmung im Wurzelraum der Pflanzen über smarte, echtzeitbestimmte Unkrautdichte im Keimblattstadium „Wir wollen alle Möglichkeiten der Digitalisie- und deren punktgenaue Bekämpfung bis hin zum dia- rung ausloten, um den Klimaschutz und die betesungefährlichen, aber noch immer süßen Fruchtsaft Umweltleistungen unserer Landwirtschaft und der Erzeugung von Rindfleisch aus bovinen Muskel- nachhaltig weiter zu verbessern“, zellen im Fermenter. Diese Aufzählung ließe sich noch so die Staatsministerin. fortsetzen. → Bild 2: Das unmittelbar an der Mittelmeerküste liegende Tel Aviv (rund 440 000 Einwohner) wird auch als das „Silicon Valley“ des Westens bezeichnet (Foto: Dr. Hermann Kolesch) 16 SUB 11-12/2019
Öffentlichkeitsarbeit ÖFFENTLICHKEITS- ARBEIT → Bild 4: Smarte Lösungen und Künstliche Intelligenz (KI): Auch der Weinbau in Franken könnte künftig von intelligenter Bewässerungstechnik profitieren – an den Lösungen und Möglichkeiten arbeiten die Projektpartner in Veitshöchheim (Foto: Netafim) Infobox: „Künstliche Intelligenz (KI) – Bewässerungstechnik im Weinbau“ Mit 550 Litern pro Quadratmeter und deutlich weniger in den vergangen zehn Jahren zählt die Weinregion Franken zu den drei trockensten Gebieten Deutschlands und zum trockensten Bayerns. Im Zeichen des Klimawandels spielt die Bewässerung in Fran- ken für den Weinbau die zentrale Rolle. Bereits seit 2016 arbeitet das LWG-Institut für Weinbau und Oenologie daher mit einem der weltweit führenden israelischen Experten in zwei Bewässerungsprojekten zusammen. Zwei Rebanbauflächen (ca. 6 Hektar) wurden dafür mit modernster Bewässerungstechnik ausgestattet; im Herbst kommt eine dritte Rebfläche (ebenfalls 6 Hektar dazu). Neben der Tropfbewässerung wurden Teile der Anlage auch mit einer ressourcenschonenden Frostschutzbewässerung ausgestattet. Einmaliger Kooperationsvertrag ist, vergleichbar mit den Bayerischen Landesanstalten, eine Daneben wurden auch die Forschungseinrichtungen der Forschungseinrichtung des israelischen Landwirtschaftsmi- „Hebräischen Universität“ wie dem „Volcani Center“, einer nisteriums. Die LWG arbeitet seit vielen Jahren im Bereich dem israelischen Agrarministerium nachgelagerten For- des Bewässerungsmanagements mit israelischen Partnern schungseinrichtung im Agrarbereich, besichtigt. Gemein- zusammen, entwickelt Forschungsprojekte oder organisiert sam mit der LfL und der LWG konnte im Rahmen der Reise Fachtagungen. Durch die Kooperation wird die bereits be- auch ein Kooperationsvertrag mit dem Volcani Center un- stehende Forschungspartnerschaft zwischen der LWG und terzeichnet werden. Das Volcani Institut, gegründet 1921, Israel enorm intensiviert und auf eine neue wissenschaft- liche Ebene gestellt. So sollen junge Wissenschaftler aus- getauscht werden, in gemeinsamen Workshops Projekte entwickelt und in die laufende Forschung implementiert werden. Dies eröffnet für beide Seiten vollkommen neue Perspektiven, da auch Israel im Bereich der Ökologisierung, der Biodiversität, aber auch der Sensorik und des Qualitäts- managements von Bayern lernen kann. DR. HERMANN KOLESCH BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WEINBAU UND GARTENBAU → Bild 5: Israel-Volcani-Center (Foto: Dr. Hermann Kolesch) hermann.kolesch@lwg.bayern.de SUB 11-12/2019 17
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Ö ffentlichkeitsarbeit Staatliche Führungsakademie feiert 60-jähriges Bestehen – Festakt mit Staatsministerin Den Herausforderungen der Landwirtschaft begegnen Seit 60 Jahren gibt es die Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk). Die Herausforderungen der Landwirtschaft im Freistaat waren und sind stets auch die der Behörde: In der Nachkriegszeit galt es, im Agrarland Bayern ausrei- chend Nahrungsmittel zu angemesse- nen Preisen zur Verfügung zu stellen ÖFFENTLICHKEITS- und mit dem technischen Fortschritt ARBEIT mitzuhalten. Heute geht es darum, dem Klimawandel, dem Artenschwund und den gewandelten gesellschaft- → Bild: Staatsministerin Michaela Kaniber (5. von links) und FüAk Präsidentin Ingeborg Bauer (6. von lichen Ansprüchen zu begegnen. links) inmitten der Referenten und FüAk Abteilungsleiter Die FüAk ist Dienstleister innerhalb der Themenschwerpunkte Heute ist die Behörde in Landshut in Landwirtschaftsverwaltung und trägt dazu Biodiversität, Gewässerschutz, Tierwohl der Porschestraße angesiedelt und zählt bei, dass unter anderem das Staatsminis- und Klimawandel – auch diese Themen for- 270 Mitarbeiter. Mit der Heimatstra- terium, die Ämter für Ernährung, Land- dern nach Aussage von Michaela Kaniber tegie der Staatsregierung kamen wei- wirtschaft und Forsten (ÄELF) sowie die die Verwaltung: „Die Landwirte und Wald- tere Standorte in Regen, Münchberg, Fachschulen im Agrarbereich erfolgreich besitzer brauchen mehr denn je unsere Marktredwitz und München dazu. arbeiten können. Am 2. Oktober 2019 lud Unterstützung. Die Gesellschaft erwartet, die Behörde in Landshut zu einem Festakt. dass der Staat seine Ressourcen zur Pro Bereit für weitere Aufgaben blemlösung einsetzt.“ Es gelte, die Innova- Der Staatsministerin gab Bauer mit auf „Wenn eine Verwaltung so viele Kompeten- tionskraft der Agrarwirtschaft und damit den Weg: „Wir sind eine ausbaufähige zen bündelt, kommt man gerne zum Ge- die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe Organisationseinheit für die Zukunft“. burtstag“, sagte Staatsministerin Michaela weiter zu stärken. „Dazu gehört auch, dass Die FüAk habe gute Erfahrungen da- Kaniber. Die FüAk sei eine Kaderschmiede. wir unseren Betrieben wieder Planungssi- mit, Aufgaben zentral zu erledigen, Sie organisiere beispielsweise die Aus- und cherheit geben“, erklärte die Ministerin. Anforderungsanalysen zu erstellen Fortbildung der Mitarbeiter an den Ämtern und Arbeitsprozesse zu optimieren. für Ernährung, Landwirtschaft und Fors- Gründerzeit ten, den Landesanstalten und am Ministe- Präsidentin Ingeborg Bauer skizzierte die Programm aus eigenen Reihen rium. Kaniber verwies auf die 146 jungen Landwirtschaft im Gründungsjahr der FüAk. Den Festakt gestaltete die FüAk mit Per- Nachwuchsbeamten, die derzeit in Ausbil- Die landwirtschaftlichen Betriebe seien da- sonen aus den eigenen Reihen. Sabine dung sind: „Jeder Referendar und Anwär- mals für die Familien die einzige Einnahme- Greindl, Dozentin in der Abteilung Bildung, ter startet seine Laufbahn an der FüAk.“ quelle und die soziale Absicherung gewesen. moderierte. Dr. Horst Neuhauser, Abtei- Wo heute ein Betrieb stehe, seien es früher lungsleiter Information und Kommuni- Digitale Prozesse vier gewesen, sagte Bauer. Der Jungland- kationstechnik, referierte über „Verwal- Die digitale Transformation fordere auch wirt habe sein Wissen vom Vater erhalten. tung 4.0“. Er appellierte vor allem an die die Verwaltung. Die Abteilung Informa- „Das war in der Zeit des Umbruchs nach dem Führungskräfte, digitale Kompetenzen tions- und Kommunikationstechnik der Zweiten Weltkrieg nicht mehr ausreichend. vorzuleben, zu fördern und einzufordern: FüAk entwickle unter anderem das Inter- Der Bildungsstand in der Landwirtschaft hat „Wenn Sie nicht dahinterstehen, können netportal iBalis weiter, über das Landwirte mit dem technischen Fortschritt nicht mit- wir gleich aufhören. Sie sind der entschei- jährlich mehr als 100 000 Mehrfachanträge gehalten“, betonte Bauer. Um Berater und dende Faktor.“ Professor Dr. Michael Suda vollständig elektronisch einreichen. Mit- Lehrer zu schulen, die wiederum die Land- vom Lehrstuhl für Wald- und Umweltpoli- telfristig müssten jedoch alle Förderver- wirte unterstützen und weiterbilden, grün- tik an der Technischen Universität Mün- fahren digitalisiert werden. „Wir können deten vier Personen im Jahr 1959 die FüAk in chen, Kooperationspartner der FüAk, es uns nicht leisten, dass uns die Wirt- Dachau. Die neue Behörde, die ab 1971 ihren übernahm den kabarettistischen Ab- schaft hier vorauseilt. Der Staat muss auf Sitz in München hatte, schulte das Personal schluss mit „Episoden aus dem DigiTal.“ Augenhöhe bleiben!“, sagte Kaniber. an den Landwirtschaftsämtern in Bayern. FüAk 18 SUB 11-12/2019
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Ö ffentlichkeitsarbeit Schüler erleben Landwirtschaft Fachschule – Öffentlichkeitsarbeit – Artenvielfalt – Erzeuger-Verbraucher-Dialog – Schulaufgabe schreiben – Pressekonferenz! Kann man das alles an einem Tag um setzen und bearbeiten? Ja, man kann. Hier das Rezept: von MARIANNE HEIDNER: Man setze eine Schulaufgabe im Fach Rhetorik an. Sie besteht daraus, dass Teams von je zwei bis drei Studierenden auf einem Bauernhof eine Lernstation zu den einschlägigen Themen der Landwirtschaft mit Schwerpunkt Biodiversität erstellen, aufbauen und betreuen. Man lade eine Gymnasialklasse samt Bio-, Chemie- und Physikleh- rern ein und verrühre das Ganze mit g´schmackigem Essen, seien es selbst hergestellte Ham- burger oder Pizza aus dem Pizzabackofen – und voilà – ein kurzweiliger, informativer und ÖFFENTLICHKEITS- unvergesslicher Tag auf dem Bauernhof ist geboren! ARBEIT Zum dritten Mal führte die Landwirtschaftsschule Fürsten- →→ Artenvielfalt und ökologischer Landbau, Gemü- feldbruck diesen Tag im Fach Rhetorik für Schüler der Mit- sebau, Mutterkuhhaltung, Legehennen-Haltung, telstufe des Gymnasiums durch. In früheren Jahren hatten Photovoltaik, Pizzastation wir als Zielgruppe immer Grundschüler gewählt, die es vor- →→ Artenvielfalt im Ackerbau und Bedeutung der ziehen, Landwirtschaft in Mitmach-Aktionen zu erleben. Da Zwischenfrüchte, Emissionsarme Gülleausbringung, die Studierenden der Fachschule jedoch sehr Vieles gelernt Fresser-Erzeugung, Energie vom Bauernhof für ein haben, wollen sie dies mit Logik und naturwissenschaftli- ganzes Dorf durch die Biogasanlage, Photovoltaik; chem Sachverstand auch den höherklassigen Jahrgängen „Mac-Strassburger“-Station (Betrieb hieß Strasser) vermitteln. →→ Gewässerschutz und Erosionsvorbeugung im Mais- Der Bio- und Chemie-Lehrer des Gymnasiums resü- anbau, Sojabohnenversuch, Nährstoffkreislauf, Ge- mierte: „Ein ganzes Jahr lang kann ich davon im Unterricht treideanbau, Kälberaufzucht, Gesunde Ernährung profitieren.“ Wir schickten ihm zur Erinnerung die Bilder, die mit Getreide, Brotzeit aus Getreide er jeweils als Unterrichtsbeginn zeigen kann, bevor er im Un- terricht auf die Themen Naturkreislauf, Biodiversität, Ener- In Gruppen wanderten die Gymnasiasten von Lernstation gie aus nachwachsenden Rohstoffen oder Nutztierhaltung zu Lernstation. Die größte Freude war die Ess-Station, an der eingeht. die Landwirtschaftsschüler fleißig Essen frisch vorbereiteten, Hier eine Auswahl der Lernstationen auf den verschiede- natürlich nicht ohne zu fragen, aus welchen Grundzutaten nen Betrieben der letzten drei Semester: vom Bauernhof sich das Gericht zusammensetzte. → Bild 1: Gemüseanbau ist sehr arbeitsintensiv. Eine entsprechende → Bild 2: Ackerbau – Herr Wurm, der beste Mitarbeiter des Bauern! Vergütung kann nur durch den Direktverkauf ab Hof und Bauernmarkt In einem Spaten Erde befinden sich mehr Mikroorganismen als es erreicht werden (Fotos: AELF Fürstenfeldbruck) Menschen auf der Erde gibt SUB 11-12/2019 19
Ö ffentlichkeitsarbeit ÖFFENTLICHKEITS- ARBEIT → Bild 3: Die Pizzabäcker in Aktion – Die Studierenden hatten selber die → Bild 4: Artenvielfaltsprogramm – Herr Urbanek, Sachgebietsleiter Idee und setzten sie auch um Förderung, bei der Vorstellung der Agrarumweltmaßnahmen im Landkreis Pro Station hatten die Studierenden zwei Fragen für die Soja-Versuch. An zwei gegenüberliegenden Blühflächen Gymnasiasten zur Festigung des Stoffes vorbereitet. Für wei- vom gleichen Landwirt konnte man sehen, wie anders die tere Diskussion war immer Platz. Zusätzlich haben Vertreter gleiche Blühmischung nach zwei bzw. vier Jahren Kultur- der Presse die Schüler an den Stationen mit Interesse und dauer aussieht. Es setzten sich bestimmte Pflanzenarten neugierigen Fragen begleitet. durch. Um eine Vielfalt zu erhalten, ist die Hand des Men- Finanziert wurde die Aktion von den Mitteln für das je- schen also immer noch nötig, auch wenn man denkt, die weilige Jahresschwerpunktthema „Gewässerschutz“ und Natur regle alles von alleine. Allen wurde der Blick dafür ge- „Biodiversität“. Die Studierenden lieferten die Arbeitsleis- schärft, wie sehr unsere schöne Kulturlandschaft durch die tung, das AELF den Anstoß. Landwirtschaft erhalten und geprägt wird. Am Ende des Vormittages gab es erschöpfte, aber glück- War bisher der Zeitpunkt für die Aktion mit dem Gymna- liche Gesichter. Erschöpft, da die Studierenden ihre Station sium am Ende des 3. Semesters im oft kalten Februar, haben insgesamt fünf Mal vorstellen mussten, und glücklich, weil wir heuer als Termin den Hochsommer gewählt, um die Ar- alles gut gelungen war. Die Lehrer fragten: „Machen Sie das tenvielfalt in natura vorzustellen. Wir werden dabei bleiben. jetzt an allen Schulen?“ „Leider nein, nur an ausgewählten Der Sommer ist für beide Schularten ideal und der Tag wird Schulen und das nur ein Mal im Jahr“, war unsere Antwort. zu einer bleibenden Erinnerung. Ein Mal, dafür aber jedes Jahr und das über viele Jahre Insgesamt war es eine schöne gelungene Aktion von hinweg. Damit kann man einige der nächsten Generation er- Studierenden, den Kollegen aus den Abteilungen Förde- reichen: die künftige Generation von Journalisten, Lehrern, rung und Bildung, sowie der Behördenleitung. Die Gym- Forschern und Verbrauchern. nasiasten haben Landwirtschaft als sympathisch und an- Nebenbei haben die beteiligten Personen und Lehrer spruchsvoll erlebt – und die jungen Landwirtinnen und auch die Grünen Berufe und Studiengänge vorgestellt und Landwirte haben gesehen, dass Öffentlichkeitsarbeit gar so Interesse bei den Schülerinnen und Schülern für ihre Be- nicht so schwer ist! rufswahl geweckt. Beim heurigen Projekttag hatten wir zusätzlich im An- schluss eine Pressekonferenz. Bei der Pressekonferenz bot das Landwirtschaftsamt Kurzinfos an, sowie Plakate und ei- nen Kurzvortrag zu den Umweltmaßnahmen im Dienstge- biet des AELF Fürstenfeldbruck. Dies hatte den Vorteil, dass die Presse bereits vor Ort war, die Gymnasiasten saßen noch mit dabei und die Landwirtschaftsschüler erlebten, wie ein Pressegespräch läuft. Ganz unauffällig war wieder ein Teil des Rhetorik-Unterrichtes abgedeckt. MARIANNE HEIDNER Mit einer kleineren Gruppe der Presse und der Land- AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT wirtschaftsschüler machten wir anschließend eine Flur- UND FORSTEN FÜRSTENFELDBRUCK rundfahrt zu Blühflächen und einem Meisterarbeitsprojekt marianne.heidner@aelf-ff.bayern.de 20 SUB 11-12/2019
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Ö ffentlichkeitsarbeit Artikelserie „Was wächst denn da?“ im Straubinger Tagblatt – Öffentlichkeitsarbeit mal anders „Was wächst denn da Gelbes auf dem Feld?“ Zuckerrüben und Mais kennen die meisten. Bei den verschiedenen Getreidearten wird es schon schwieriger. Nicht jeder kann Roggen, Triticale, Weizen oder Dinkel richtig benennen. Bei selte- nen Kulturen wie der Durchwachsenen Silphie stehen dann viele rätselnd vor dem Feld und fra- gen sich, was da so schön gelb blüht. Deshalb in- formierte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Straubing mit einer Artikel serie im Straubinger Tagblatt über Ackerkulturen, ÖFFENTLICHKEITS- die in der Region angebaut werden. ARBEIT Wie Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Landwirt- schaft für die breite Leserschaft einer Tageszeitung aussehen kann, hat das AELF Straubing während des vergangenen Sommers gezeigt. Im Rahmen der Artikelserie „Was wächst denn da?“ wurden von Ende Juli bis Anfang September kurze Artikel mit Steckbrief und Fotos zu landwirtschaftlichen Kulturen im Straubinger Tagblatt veröffentlicht. Ziel dabei war es, einige der im Landkreis Strau- bing-Bogen und dem Stadtgebiet von Straubing angebauten Ackerfrüchte vorzustellen und zu er- klären, wozu die Landwirte die jeweilige Kulturart anbauen. Darüber hinaus wurde nach Möglichkeit auf weiterführende Informationen und Angebote seitens der Landwirtschaftsverwaltung verwiesen, → Abbildung 1: Thema – Kartoffel um die Aufgaben der unterschiedlichen Institutio- nen herauszustellen. Eingeführt wurde die Artikelserie mit kurzen Infor- mationen zur Agrarstruktur und Anbausituation in der Region. Es folgte die Vorstellung von insgesamt zwölf landwirtschaftlichen Kulturen, darunter die flä- chenmäßig Wichtigsten: Weizen, Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln. Aber auch ein paar Exoten unter den Ackerfrüchten wurden vorgestellt, wie z. B. der Russi- sche Löwenzahn, der zur Herstellung von Naturkau tschuk verwendet wird. Von den bekannten Getreide- arten über Feldgemüse, Eiweiß- und Energiepflanzen bis hin zu Blühflächen wurde die Bandbreite der land- wirtschaftlichen Kulturen in der Region aufgezeigt. Da die Artikel bei den Lesern guten Anklang fand, ist eine Fortsetzung der Wochenserie im kommenden Sommer geplant. Verena Reindl und Dr. Anita Lehner-Hilmer, AELF Straubing → Abbildung 2: Thema – Silphie SUB 11-12/2019 21
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