Der Markt ZEIT FÜR GRÜNDER - IHK Magdeburg
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Der Markt I N M I T T E L D E U T S C H L A N D Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg 4 /2019 ZEIT FÜR Trialog GRÜNDER Europa wählen!
– ANZEIGE – ZENTRALE FÖRDER- „WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG PROGRAMME IM ÜBERBLICK: IST ZUKUNFTSSICHERUNG“ Investitionsförderung (GRW) (http://lsaurl.de/Investieren) Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann im Interview Zuschuss an Unternehmen der gewerb- lichen Wirtschaft für Sachanlageinves- titionen im Zusammenhang mit der Schaffung/Sicherung von Dauerarbeits- so positiv ausfällt, liegt auch daran, dass im plätzen oder für Lohnkosten für neu vergangenen Jahr viele Unternehmen bei geschaffene Dauerarbeitsplätze uns investiert bzw. neue Vorhaben ange- Forschung & Entwicklung schoben haben – mit Hilfe der Förderung des (http://lsaurl.de/Forschen) Landes. Zuschuss für Einzelprojekte, Gemein- schaftsprojekte mehrerer Unternehmen Dann sieht Ihre Bilanz zur sowie Verbundprojekte von Unterneh- Wirtschaftsförderung also ebenfalls men und Hochschulen in den Bereichen positiv aus? industrielle Forschung und experimen- Absolut. Mithilfe unserer Förderung haben telle Entwicklung Unternehmen im Jahr 2018 insgesamt rund 867 Millionen Euro investiert – das liegt Innovationsassistent deutlich über dem Schnitt der Vorjahre. (http://lsaurl.de/Innovationsassistent) Gleichzeitig ist der Zuschuss gesunken – Lohnkostenzuschuss für Einstellung/Be- unsere Förderung ist also erheblich effizien- schäftigung von Hochschulabsolventen, ter geworden. Mit jedem Fördereuro wurden um aktuelles Wissen aus der Wissen- knapp 13 Euro an Investitionen ausgelöst. schaft in die Wirtschaft zu transferieren Diese Tendenz hin zu mehr Effizienz sieht & Innovationen zu generieren man auch in anderen Förderprogrammen. Sachsen-Anhalt DIGITAL Prof. Dr. Armin Willingmann, Minister für Was bietet das Land außer (http://lsaurl.de/Digital) Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt. der Investitionsförderung? Zuschuss für die Entwicklung digitaler S Ein ungemein breites Förderangebot. Die Produkte und Produktionsprozesse, achsen-Anhalt unterstützt Unterneh- Meistergründungsprämie im Handwerk Geschäftsmodelle, Marketing- und men und Startups – und investiert so erfreut sich anhaltend hoher Beliebtheit. Vertriebsstrategien sowie zur Erhöhung in die Zukunft des Landes. Für die hei- Auch die 2017 aufgelegten Darlehensfonds der IT-Sicherheit. mische Wirtschaft steht eine breite Palette zur Unterstützung von Wachstum, Grün- attraktiver Förderangebote bereit, die auch dungen und Nachfolgen waren 2018 stark Mittelstands- und Gründerfonds 2018 intensiv genutzt wurden. nachgefragt. Zudem gibt es Zuschüsse für Zinsgünstige Darlehen für Gründer, Forschung und Entwicklung oder Digitali- für nachhaltige Umweltinnovationen Herr Minister, wie schätzen Sie die sierung. Wirtschaftsförderung ist Zukunfts- sowie für Investitionen, Expansion und wirtschaftliche Lage in Sachsen-Anhalt sicherung – muss aber selbst auch zukunfts- Markterschließung durch KMU aktuell ein? fähig sein. Deshalb überarbeiten wir aktuell Die Lage ist positiv. Zwar deuten einige In- das Mittelstandsförderungsgesetz, das doch KMU-Folgefonds dikatoren darauf hin, dass die Konjunktur in etwas in die Jahre gekommen ist. Zinsgünstige Darlehen für die diesem Jahr etwas schwächelt. Diese Anzei- Unternehmensnachfolge chen sollte man ernst nehmen, die Entwick- Was hat es damit auf sich? lung aber auch nicht schlechter reden als sie Die Novelle fußt auf der breiten Abstim- Beratungshilfe ist. Die Hochkonjunktur ist vorbei, wir haben mung mit Kammern, Arbeitgeberverbänden, (http://lsaurl.de/Beratung) aber weiterhin ein solides Wachstum. Gewerkschaften und kommunalen Spitzen- Zuschuss für Beratungen zu betriebs- verbänden. Schwerpunkt bleibt die Unter- wirtschaftlichen, finanziellen, personel- Woran machen Sie das fest? stützung kleiner und mittlerer Unternehmen len, technischen und organisatorischen An konkreten Zahlen. Das BIP hat 2018 in bei Investitionen und Internationalisierung. Problemen der Unternehmensführung Sachsen-Anhalt um 0,9 Prozent zugelegt Neu aufgenommen wurden wichtige – damit liegen wir in Ostdeutschland im Förderziele wie Fachkräftesicherung und Messeförderung Mittelfeld und wachsen nun schon das fünf- Digitalisierung. Besonders im Fokus stehen (http://lsaurl.de/Messeförderung) te Jahr in Folge. Auch unser Außenhandel ist die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze Zuschuss für KMU zur Teilnahme an in Höchstform: 2018 haben wir bei Exporten sowie der forcierte Bürokratieabbau. Durch Messen (u.a. Standmiete, Standbau, Ka- und Importen ein neues Allzeithoch erreicht. die Novelle wollen wir die Weichen stellen, talogeintrag, Transport von Exponaten, Und das trotz mehrerer Handelskonflikte damit der Wachstumsmotor Mittelstand in Dolmetscherkosten), um Absatzchan- und der noch immer anhaltenden Bre- Sachsen-Anhalt auch weiter auf Hochtouren cen zu steigern. xit-Unsicherheit. Dass meine Einschätzung laufen kann. 2 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
Europa wählen! Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, im nächsten Monat, am 26. Mai, ist Europawahl. Ich möchte Sie bitten, Ihre Stimme abzugeben. Ihr Vo- tum ist von großer Bedeutung für das tägliche Le- ben für uns Bürger und für die Wirtschaft. Etwa 80 Prozent der Gesetze in Deutschland haben ihren Ur- sprung in der EU. Wir haben es damit selbst in der Hand, auch über unsere Zukunft mitzuentscheiden. Bei aller teilweise auch berechtigten Kritik an der EU ist das gemeinsame Europa für die Wirtschaft ein Erfolgsmodell. Wir haben einen zollfreien Warenver- kehr und einen einheitlichen Währungsraum mit ei- nem starken Euro. Von dem großen Wirtschaftsraum profitieren selbst- verständlich auch Unternehmen aus Sachsen-Anhalt. Diese können ihre Produkte und Dienstleistungen ohne das Risiko von Wechselkursschwankungen in einem riesigen Binnenmarkt mit Millionen von Ver- brauchern anbieten. 80 Prozent aller Warenlieferun- gen aus Sachsen-Anhalt gehen nach Europa. Drei von vier erwirtschafteten Euro werden im europäi- schen Markt verdient. Dadurch werden hierzulande tausende Arbeitsplätze gesichert. Gleichwohl stehen wir vor großen Herausforderun- gen, auf die wir reagieren müssen. Ich nenne nur die Handelspolitik der USA oder die Russlandsank- tionen. Deutlich wird, dass kein einziges Land der EU allein eine große Rolle in der Weltpolitik spie- len wird. Wollen die europäischen Länder auf Au- genhöhe verhandeln und weiterhin weltweite Stan- dards setzen, kann dies nur über ein geschlossenes Auftreten der EU geschehen. Die tägliche Mobilität von Menschen, Gütern, Dienstleistungen und Kapi- tal innerhalb Europas gehört zu den Errungenschaf- Foto: Dirk Mahler ten, die es zu erhalten und verbessern gilt. Ich werde am 26. Mai für Europa stimmen, weil ich für einen funktionierenden Binnenmarkt ohne büro- Klaus Olbricht, Präsident der Industrie- und Handelskammer Magdeburg kratische Hürden bin, weil ich mich einsetze für wett- bewerbsfähige digitale Rahmenbedingungen und für den Abbau von Handelshemmnissen zu Drittstaaten. Und ich gehe zur Wahl, weil es um bessere Beschäf- tigungschancen vor allem für junge Menschen geht. Kommen Sie am Wahlsonntag einfach mit. Ihr Klaus Olbricht Abb.: jamdesign - stock.adobe.com DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 3
TITELTHEMA Titelfoto: Christian Rößler 06 Zeit für Gründer Sie waren in der »Höhle der Löwen«. Junge Gründerteams präsentierten im Herbst vergangenen Jahres im Technikmuseum Magdeburg einer Jury aus Unternehmern und Marketingexperten ihre Geschäftsideen. Dahinter steht ein spezielles Konzept für Sachsen-Anhalt. »TRIALOG«, so der offizielle Name der Veranstaltung, möchte Türöffner in die Wirtschaftswelt sein und Gründer mit potenziellen Kunden, Geldgebern und Multiplikatoren zusammenbringen. Wir haben jetzt drei Teams besucht und sie gefragt, was sich eigentlich im letzten halben Jahr getan hat. TITELTHEMA IHK-REGIONAL BERUFSBILDUNG 14 Fördermöglichkeiten in der 24 Brexit im Blick – Lager 40 Berufsfindungsmesse Unternehmensentwicklung sind gefüllt mit Besucherrekord Anhand der WfW Umformtechnik GmbH Ihren Personalbedarf versuchen wohl die Über 770 Besucher erkundeten auf der aus Quedlinburg wird gezeigt, in welchen meisten Firmen regional zu decken. Für die Berufsfindungsmesse die vielfältigen Entwicklungsstadien eines Unternehmens Firma Katronic wurden Fachleute bisher am Angebote der Unternehmen, und manch Förderprogramme greifen können. englischen Standort in Coventry ausgebildet. einer nahm schon den passenden Daher verfolgen die Wernigeröder den Ausbildungsplatz mit nach Hause. 16 Abenteuer Jurte Verlauf des Brexit besonders aufmerksam. Das Projekt EMI unterstützt Migranten auf dem Weg in die unternehmerische 26 »Dem Theoretiker oder freiberufliche Selbstständigkeit in widersprechen« IHK-AKTIV Form eines individuellen Coaching- und Qualifizierungsprozesses. Eine von ihnen Die Harzer Wirtschaftsklubs wenden 44 Stadtentwicklung sich gegen die These des Institutes ist Dogsmaa Rieke, verheiratet, Mutter von für Wirtschaftsforschung Halle, dass für die Zukunft drei Kindern. Sie ist vor 20 Jahren nach 100 Jahre Bauhaus war eines der Themen Förderungen für Unternehmen in den Deutschland gekommen und betreibt nun der gemeinsame Sitzung des Bau- und ostdeutschen Bundesländern nur noch in einen Jurten-Verleih. des Sachverständigenausschusses der IHK größeren Städten wirtschaftlich vertretbar Magdeburg anlässlich der seien. 18 Neue Rekorde, doch kein 29. Landesbauausstellung. Grund zum Jubeln So viele Unternehmer wie nie zuvor haben Probleme, einen Nachfolger zu finden. Das MELDUNGEN IHK-AKTIV sind die Erfahrungen der Industrie- und Handelskammern (IHKs), die der DIHK in 28 Neuigkeiten 52 Im Jubiläumsjahr seinem Report zur Unternehmensnachfolge aus Wirtschaft, Politik und der Region. wird investiert 2018 zusammengefasst hat. Die Wernigeröder Niederlassung der Lindig Fördertechnik GmbH feiert in diesem IHK-INTERNATIONAL Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Grund genug, den Standort im Harz mit neuen, 30 Serbien ist im Kommen innovativen Entwicklungen voranzutreiben. Das Balkanland war lange ein Geheimtipp für Investoren – jetzt steht es im Mittelpunkt des Interesses. Große Vorteile des westlichen Balkans als Zuliefermarkt sind die geografische Nähe, qualifizierte Arbeitskräfte und nicht zuletzt zahlreiche gut geführte Familienunternehmen. 4 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
EDITORIAL Foto: Ralph Pache erinnern Sie sich an die Gründung Ihres Un- der eigenen Unternehmung zu befassen, näm- ternehmens? An all die Aufgaben, kleinen De- lich zu verkaufen und Gewinne zu erwirtschaf- tails und Hürden, die Sie nehmen mussten? Die ten. Und wen wollen wir dann noch für das Gründung eines Unternehmens ist zweifelsohne Unternehmersein begeistern? ein komplexes Vorhaben. Ebenso wie die Nach- Das Haupt- und Ehrenamt der IHK Magdeburg folge in einem bestehenden Unternehmen. Gab arbeitet beständig an den Themen »Bürokratie- es damals für Sie schon vielseitige Unterstüt- abbau und De-Regulierung«, wir werden nicht zung? Finanzielle Förderung? Mussten Sie alles müde, zu jeder Gelegenheit gegenüber Poli- allein stemmen? Heute ist das nicht mehr so, tik und Verwaltung »den Finger in die Wun- es gibt zahlreiche Fördermaßnahmen, finanzi- de zu legen«. elle aber auch im Rahmen von Beratungsange- Was können Sie noch tun? Fragen Sie nach, boten. Wir sind in Sachsen-Anhalt hinsichtlich wozu Regelungen, die Ihnen unlogisch erschei- Förder- und Unterstützungsangeboten schon nen, notwendig sind. Fordern Sie Unternehmer- auf einem guten Weg. Damit Fördermittel die freundlichkeit seitens der Verwaltungen konse- wirtschaftspolitisch gewollte Wirkung entfalten quent ein und ja, weisen Sie ruhig auch ab und können, müssen sie gezielt eingesetzt werden zu mal darauf hin, wer die Steuern zahlt, von und die unternehmerische Praxis berücksichti- denen die Verwaltung entlohnt wird. gen. Sie müssen die Balance zwischen effizi- entem Mitteleinsatz und maximaler Wirkung In diesem Sinne und mit viel neuer Motivati- auf die wirtschaftliche Dynamik unseres Lan- on, Unternehmer zu sein, des garantieren. Aber finanzielle Rückendeckung und inhaltliche Wegbegleiter, wie z.B. unsere IHK, sind nur ein Teil der unternehmensfreundlichen Rahmenbe- dingungen. Wenn nicht zukünftig der bürokra- tische Aufwand rund um die Unternehmensfüh- Marcus Plättner rung spürbar sinkt und in einem verträglichen Landesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren Maß gehalten wird, so wird es immer schwieri- Sachsen-Anhalt e.V. und Geschäftsführer der ger werden, sich mit dem tatsächlichen Zweck Plättner Elektronik GmbH Blankenburg DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 5
TITELTHEMA Trialog ZEIT FÜR GRÜNDER UND IHRE IDEEN Fotos: Christian Rößler 6 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
Sie waren in der »Höhle der Löwen«. Junge Gründerteams präsentierten im Herbst vergangenen Jahres im Technikmuseum Magdeburg einer Jury aus Unternehmern und Marketingexperten ihre Geschäftsideen. Dahinter steht ein spezielles Konzept für Sachsen- Anhalt. »TRIALOG«, so der offizielle Name der Veranstaltung, möchte Türöffner in die Wirtschaftswelt sein und Gründer mit potenziellen Kunden, Geldgebern und Multiplikatoren zusammenbringen. Wir haben jetzt drei Teams besucht und sie gefragt, was sich eigentlich im letzten halben Jahr getan hat. Demonstratoranwendungen sollen hohe Geschwindig- keiten, Kraft und Dynamik demonstrieren – eine Idee der Gründer von »smela – smart electic actuators« . DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 7
TITELTHEMA SMELA – SMART ELECTIC ACTUATORS Kompakte Abmessungen und hohe Kraft Fotos (2): Christian Rößler Wollen eine gemeinsame Idee umsetzen (v.l.): Oleksandr Tyshakin, Benjamin Horn und Dr. Denis Draganov Drei Absolventen der Magdeburger Otto-von- Guericke-Universität wollen mit ihrer Geschäfts- idee automatisierte Produktionssysteme nachhaltig verändern. Dort prägen gegenwärtig pneumatische Zylinder und druckluftbetriebene Aktuatoren das Bild. Lineare Positioniervorgänge zum Fixieren oder Verstellen von Gegenständen setzen auf diese Tech- nologie. In der Praxis erweist sie sich als aufwändig. 8 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
»D von KLAUS-PETER VOIGT ie für den Betrieb not- wendige wartungsin- tensive Druckluft-Infra- struktur geht einher mit einem enormen Energieverbrauch«, sagt Benjamin Horn aus dem Gründertrio von »smela – smart electic ac- tuators«. Er bringt in ihm sein Wissen als Wirtschafts- ingenieur ein. Dr. Denis Draganov und Oleksandr Ty- shakin, die beide am Uni-Lehrstuhl für Elektrische Antriebssysteme ihre Ausbildung absolvierten, hof- fen mit ihm auf ein Gründerstipendium in der ersten Phase der Umsetzung der Idee elektromechanischer Kurzhub-Linearantriebe. Diese sind unter anderem in Fertigungsstraßen, Werkzeugmaschinen, der Ver- Der Prototyp im Labor nach seinem Dauerbelastungstest mit 10 Millionen Dop- packungsindustrie und der Logistik einsetzbar und pelhüben beweisen beim Fixieren, Verstellen und Arretieren ihre Eignung. Kompakte Abmessungen und eine hohe Kraft lassen die Vorteile gegenüber bisher weit verbreiteten Lösun- gen schnell erkennbar werden. »Nicht mehr nötigte Druckluft-Infrastrukturen sparen Platz und reduzie- ren die Investitions- sowie die laufenden Betriebs- kosten. Außerdem sind sie deutlich leiser«, erläutert Oleksandr Tyshakin. Zudem sei es möglich, die inno- vativen Antriebe direkt in übergeordnete Steuerungen und Systeme zu integrieren und damit Fertigungs- prozesse nachhaltig zu überwachen, ganz im Sinne der Industrie 4.0. »Kurz gesagt, eine sogenannte inte- grierte Intelligenz führt zu einer Verkürzung der In- betriebnahmezeit, einer Erhöhung der Taktrate im gesamten Produktionssystem und zu einer Steige- rung der Umrüstungsflexibilität«, ergänzt Dr. Denis Draganov. Er geht zudem von einer Energieeinspa- rung aus, die bei 75 Prozent heute üblicher Kosten liegen könnte. Dazu kämen geringere Wartungskos- ten und eine hohe Lebensdauer solcher elektrischen Antriebe. Die hätten in Dauerbelastungstests mühe- los zehn Millionen Doppelhübe bewältigt. Kurz ge- sagt, liegen die Vorteile deutlich auf der Hand, und der Kurzhub-Linearantrieb wurde bereits zum Pa- Trialog 1 tent angemeldet. Die drei Experten setzen auf die Unterstützung der Erprobungen in der Praxis Angst vor Unwäg- ihrer Universität. Von deren Transfer- und Gründer- barkeiten in der laufenden Produktion besteht. Die zentrum sowie dem Lehrstuhl für Elektrische An- jetzt bestehenden Kooperationen haben einen ent- triebssysteme bekommen sie jede erdenkliche Hilfe, scheidenden Vorteil, denn beide Partner verfügen können Labore und Werkstätten nutzen, um das Pro- über Entwicklungsanlagen, in denen Testläufe zu jekt bis zu serienreifen Produkten zu bringen. Ziel ist optimalen Bedingungen machbar sind, sich Bewe- eine eigene Firma. In der jetzt laufenden Testpha- gungsabläufe analysieren und auswerten lassen. se geht es darum, mit Partnern in der Industrie die Im Moment existieren die smela-Linearaktuato- rein elektrischen Linearantriebe als Ersatz für pneu- ren in drei verschiedenen Dimensionen, eine Er- matische Lösungen zu etablieren. Erste Pilotanla- weiterung des Sortiments ist vorgesehen. Die etwa gen sind im Einsatz. faustgroßen Antriebe sind gegenwärtig in der Lage, Die Suche nach Betrieben, die sich auf innovati- bis zu 65 Kilogramm zu bewegen. Potenzielle An- ve Anwendungen in der Entwicklungsphase einlas- wender warten bereits auf die Serienreife. Vor allem sen, erwies sich als schwierig. Konservative Ansich- bei dezentralen Anlagen wird sich die Unabhängig- ten spielten eine Rolle, auf der anderen Seite hatten keit von komplizierten Druckluftversorgungen be- die Wissenschaftler Verständnis dafür, dass während zahlt machen. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 9
TITELTHEMA TACPIC »Begreifbare« Bilder für Blinde Foto: Klaus-Peter Voigt Florentin Förschler (l.), Robert Wlček und Laura Evers entwickeln gemeinsam »begreifbare« Bilder für sehschwache und blinde Menschen. Es klingt nahezu geheimnisvoll: tacpic. Die sechs Buchstaben entpuppen sich als Abkürzung, stehen für »tactile pictures« oder auf Deutsch für »fühlba- re Bilder«. Drei junge Absolventen der Hochschu- le Magdeburg-Stendal haben mit einem gemeinsa- men Projekt Weichen für den Start ins Berufsleben gestellt. Laura Evers, Florentin Förschler und Robert Wlček sind fest entschlossen, ihre Idee umzusetzen. 10 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
S von KLAUS-PETER VOIGT einen Ausgangspunkt hat das Vorha- ben in einer Semesterarbeit im Master- Studiengang Interaction Design, der seinen Ausbildungsschwerpunkt bei der Interaktion von Mensch und rech- nergestützten Systemen sieht. Dabei entstand die Idee, blinden und seh- behinderten Menschen einen schnellen und kosten- günstigen Zugang zu individuellen, taktilen Grafiken zu ermöglichen. Das soll künftig über eine Online- plattform geschehen. »Als Kernstück planen wir ei- nen Editor, der die Gestaltung von Vorlagen für die Produktion solcher Darstellungen möglich machen soll«, erläutert Laura Evers. Vorstellen müsse man sich die Ergebnisse als eine Art Reliefbilder. Der Bedarf sei Foto: Iapcic da, Fachleute und potenzielle Nutzer von taktilem Lehrmaterial motivieren stets aufs Neue, dieses Spe- zialgebiet weiter auszureizen. »Bei unserer Recher- Per Reliefdarstellung sollen künftig Diagramme oder Schnittzeichnungen ent- che für die Semesterarbeit fanden wir heraus, dass stehen. es keine erschwinglichen, individuellen Produkte für Sehbehinderte zur Bewahrung ihrer persönlichen Er- innerungen gibt. Daran wollten wir ursprünglich et- was ändern. Letztlich konzentrieren wir uns in un- serem Gründungsprojekt nun auf die Anfertigung von Schaubildern, Diagrammen oder Querschnitts- darstellungen, die unter anderem im Bildungsbereich eingesetzt werden können«, sagt Florentin Förschler. Er berichtet davon, dass sich solche Blätter mit einer beliebigen Grafiksoftware erstellen lassen. Vor allem Sonderschulen, Bildungswerke oder die Zen-tralbü- cherei für Blinde sehe man als potenzielle Ansprech- Informationen aufnehmen kann. Ansonsten erfor- partner, mit denen gerade Kontakte aufgebaut wer- dert die grafische Umsetzung von Schaubildern und den. Auch Produktionspartner würden gesucht, die anderem, dass Farben als Strukturen wie Pünktchen die oftmals nur in kleinen Auflagen benötigten Dar- oder Schraffuren fühlbar und unterscheidbar werden. stellungen umsetzten. Und Laura Evers ergänzt: »Wir können uns durch- Der entscheidenden Anstoß für die Geschäftsidee aus vorstellen, künstlerische Werke für sehbehinder- kam vom »gründet«-Team der Hochschule. Es bün- te Menschen zugänglich zu machen.« delt alle Existenzgründungs- und Transferideen an Tacpic soll nach seiner Marktreife als Online-Platt- der Bildungseinrichtung und versteht sich als die zen- form zur Verfügung stehen. Das Angebot geht von trale Anlaufstelle für Studierende, Alumni und For- drei Säulen aus. Erstens wird ein neuartiger Editor als 2 schende. Gegenwärtig werden rund 90 Gründungsin- Webanwendung entwickelt, der speziell für die Ge- itiativen betreut. Mit ihrer Unterstützung gelang es, staltung taktiler Grafikvorlagen konzipiert ist. Zwei- die Investitionsbank Sachsen-Anhalt von der Tragfä- tens ist vorgesehen, einen Katalog zu entwickeln, higkeit des Projektes zu überzeugen. Mit der von ihr der Grafikvorlagen bereitstellt, die als offenes Sys- zur Verfügung gestellten Fördersumme kann 18 Mo- tem nach dem Wiki-Prinzip allen Nutzern zugänglich nate lang die Idee zur Marktreife entwickelt werden. sind. So kann das mehrfache Erstellen identischer Ab- Über eine Möglichkeit der Anfertigung der »be- bildungen an verschiedenen Standorten und der da- Trialog greifbaren« Grafiken gibt Robert Wlček Auskunft. mit verbundene Aufwand vermieden werden. Nutzer Sogenanntes Schwellpapier dient vorerst als Basis haben die Möglichkeit, auf die Daten zurückzugrei- für die Umsetzung. Bei ihm werden Strukturen und fen, sie zu bewerten, Verbesserungen anzubringen. Muster grafischer Elemente von einem handelsübli- Im Ergebnis ist eine Sammlung hochwertiger Grafi- chen Laserdrucker farbig aufgedruckt. In einem wei- ken entstanden. Als dritte Komponente können die teren Schritt erfolgt eine Erwärmung des Spezial- Vorlagen aus dem Katalog als physische Kopien be- papiers, durch die alle notwendigen Informationen stellt werden. Für die Umsetzung greift das System als Relief entstehen. Künftig könnte der UV-Lack- auf zwei Datenebenen zurück. Eine enthält alle gra- druck noch bessere Umsetzungen ermöglichen. Ins- fischen Elemente, die sichtbar gedruckt werden, die gesamt legt man Wert darauf, dass alle Darstellun- andere enthält Informationen über das Relief. Dieses gen auch farbig erfahrbar sind, ein wichtiger Aspekt Rohformat kann in verschiedene, spezialisierte Aus- für Menschen, bei denen das Sehvermögen noch gabeformate »übersetzt« werden. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 11
TITELTHEMA TRENUX GMBH »Der Kofferraum für Dein Fahrrad« Fotos (2): Klaus-Peter Voigt Markus Rothkötter (l.) und Finn Süberkrüb entwickelten einen Fahrradanhänger zum Zusammenklappen. Werbung ist alles. Mit dem Satz »Der Koffer- raum für Dein Fahrrad« wecken Finn Süberkrüb und Markus Rothkötter bei Radlern Interesse und Neugier gleichermaßen. Ihre Erfindung scheint auf den ersten Blick simpel und hat doch das Zeug für ein Patent. Ihr ungewöhnlicher Fahr- radanhänger verdankt sein Entstehen letztlich einem Zufall. 12 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
M von KLAUS-PETER VOIGT arkus Rothkötter erinnert sich: »Es ist drei Jahre her, da radelten wir mit Freun- den zur Ostsee. Schon nach nicht einmal 100 Kilome- tern riss die Verbindung zwischen Anhänger und Rahmen aus. Also musste das gute Stück proviso- risch auf einem Gepäckträger befestigt werden.« Die- se provisorische Befestigung erwies sich letztlich eher als hinderlich und das nutzlos gewordene Ungetüm landete irgendwo auf dem Müll. Zurück in Magde- burg begannen die beiden jungen Männer ihr Wis- sen aus dem Mechatronikstudium an der Otto-von- Guericke-Universität für eine eigene Entwicklung einzusetzen. Alles geschah außerhalb der regulären Lehrveranstaltungen. Ihren Bachelor-Abschluss hat- ten sie trotzdem – oder gerade deshalb - noch vor Die Erfindung der beiden Magdeburger Firmengründer stellt Markus Rothköt- dem Ende der regulären Studienzeit in der Tasche. ter in Aktion vor. Mit Feuereifer stellten sie sich noch als Studenten der Herausforderung, die eine solche Erfindung mit sich bringt. In Bayern, der Heimat von Finn Süber- krüb, diente die elterliche Garage als Forschungs- zentrum »en miniature«. Skizzen und Zeichnungen gab es bereits, ein erstes Funktionsmuster entstand im Wesentlichen aus Holzelementen. »Es ging ei- gentlich erst einmal darum, die generelle Umsetz- barkeit unserer Idee zu testen«, sagt Süberkrüb. Das Funktionsmodell hatte zwar noch Ecken und Kan- ten, aber es erwies sich als gute Ausgangsbasis für die Weiterentwicklung. Zurück in der Elbestadt gab es dann erste Kontakte zum Transfer- und Grün- Grillabend am See oder das wuchtige Paket, das zur derzentrum der Uni, das seine Unterstützung zusi- Post muss. Selbst eine Version für die Ausfahrt mit cherte. So konnte der erste Prototyp in den hoch- dem Familienhund ist vorstellbar. Unterschiedliche schuleigenen Werkstätten entstehen. »Für uns eine Taschen für das Grundgestell befinden sich in der interessante Erfahrung, denn mit Fertigungstechno- Entwicklung. Mit einem Handgriff lässt sich der Ge- logien hatten wir bis dahin wenig zu tun«, berichtet päckträger zu einem Lastenanhänger aufklappen, Rothkötter. »Und uns kamen kurze Wege in Sach- ist sofort einsatzbereit und kann im Handumdrehen sen-Anhalt bei der Beantragung von Fördermitteln wieder verstaut werden. Fünf Kilogramm bringt er zu Gute«, ergänzt Süberkrüb. Mit Stolz verweist er auf die Waage und kann gegenwärtig bis zu 40 Ki- 3 zudem auf den »Start-Up Award 2018«, den es für logramm transportieren. ihren Anhänger im vergangenen Jahr auf der Mes- Mit einer Crowdfunding-Kampagne wollen Finn se Eurobike gab. Auch der wirke »wie ein Türöffner« Süberkrüb und Markus Rothkötter das Geld für den bei potenziellen Partnern. Start der Testphase einsammeln. Kommen 100 In- Seit Dezember sind die zwei Jungunternehmer und teressenten und 40.000 Euro zusammen, steht ihr haben mit der Trenux GmbH eine eigene Firma. Der nichts mehr im Wege. Läuft alles glatt, könnte be- Magdeburger Firmenchef Frank Sporkenbach betä- reits zur Sommersaison 2020 die Serienfertigung be- Trialog tigt sich als Business-Angel, steht vor allem mit sei- ginnen. Dazu arbeitet man vor allem mit Firmen in nen Erfahrungen in der Gründungsphase zur Seite, Sachsen-Anhalt zusammen. Kurze Wege und die Fle- hilft stets dann, wenn wieder einmal bürokratische xibilität von Mittelständlern halten die Firmengrün- Hürden zu meistern sind. Sogar zwei Mitarbeiter sind der für unverzichtbar. Sie sind optimistisch, beispiels- bereits eingestellt, die sich als ausgebildete Indus- weise die komplette Montage mit einem Partner aus triedesigner um das gute Aussehen und die Mach- dem Bundesland bewältigen zu können. Die ersten barkeit der Ideen der Techniker kümmern. Kontakte stimmen optimistisch. Durch die »Vergabe« Im Unterschied zu sperrigen Lastenrädern und der Fertigung bleibt Zeit, sich um die eigentliche Ent- Fahrradtaschen mit ihrem eher bescheidenen Platz- wicklung und den Vertrieb zu kümmern. Eine mit- angebot hat Trenux das Zeug zur »eierlegenden Woll- telfristige Orientierung auf Absatzmärkte in Europa, milchsau«. Der große Wochenendeinkauf passt durch- wie die Fahrradregionen Dänemark oder Niederlan- aus in das Gefährt ebenso wie das Zubehör für den de scheint durchaus Sinn zu machen. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 13
TITELTHEMA Fördermöglichkeiten in der Unternehmensentwicklung Das Angebot an Förderprogrammen im Land ist sehr vielschichtig und oft auch verwirrend. Oft ist es ein mühseliger Weg bis zur Bewilligung und letztlich auch bis zur Auszahlung. Best Dennoch lohnt sich für jedes Unternehmen a c t i c e ein Blick auf die Fördermöglichkeiten von Pr EU, Bund und Land. Anhand eines Best- Practice-Beispiels der WfW Umformtechnik GmbH aus Quedlinburg soll aufgezeigt werden, in welchen Entwicklungsstadien eines Unternehmens Förderprogramme greifen können. Zuerst kam die Übernahme … Kerngeschäft des 1993 gegründeten Unternehmens ist ein breites Angebot für private und gewerbliche Kunden von der individuellen Stanzfertigung bis zu zertifizierten Flammschutzfiltern für Gastronomiebetriebe. Im Jahr 2013 entschieden sich die Eheleute Ohlsen, die GmbH zu über- …dann folgte das Wachstum nehmen und sich somit den lang gehegten Traum der Selbstständigkeit zu erfüllen. Für die Finanzierung der Unternehmensnachfolge stand Nachdem das Unternehmen mit 17 Mitarbeitern stabilisiert wurde, konn- neben der Hausbank auch die KfW mit dem Förderprogramm ERP-Ka- te es sich neuen Projekten zuwenden. Da Herr Ohlsen langjährige Er- pital für Gründung [1] zur Verfügung. Nachdem die Übergabe voll- fahrungen im Bereich der Luftfilter für die Gastronomie hatte, wurde zogen worden war, erfolgte eine Umstrukturierung, um das Unterneh- ein ZIM Projekt [5] in Zusammenarbeit mit der Hochschule aufgelegt, men auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten. Dafür wurden um einen neuartigen Flammschutzfilter zu entwickeln. Dieses Projekt Rationalisierungsmaßnahmen getroffen, wodurch weitere Arbeitsplätze mündete in ein serienreifes Produkt. geschaffen wurden. Um diese zu besetzen, wandte sich das Unterneh- Durch das weiter ausgebaute Produktportfolio und stetige Wachstum, men an die Agentur für Arbeit. Hierbei erfüllte das Unternehmen die stieg der Bedarf nach weiterer Produktionskapazität. Hierfür wurde mit Voraussetzungen, um Eingliederungszuschüsse [2] zu realisieren und Hilfe der GRW Unternehmensförderung [6] eine weitere Anlage an- Menschen in eine geregelte Arbeit zu verhelfen. Ebenso wurden in Zu- geschafft. Doch schon kurze Zeit später mussten alte Maschinen aus sammenarbeit mit dem Landesintegrationsamt Arbeitsplätze für Men- den Gründungsjahren der GmbH ausgetauscht werden, wofür das Un- schen mit einem Handicap geschaffen [3]. Damit auch weiterhin alle ternehmen mit Hilfe der Bürgschaftsbank [7] einen größeren Kredit- Mitarbeiter hinsichtlich der technischen Entwicklungen der Produkti- betrag bei der Hausbank stemmen konnte. onstechnik schritthalten konnten, wurden diese über das Programm Mit dem Start des Online-Shops konnte nun auch ein letzter Meilenstein Sachsen-Anhalt Weiterbildung [4] qualifiziert. genommen werden, um die GmbH weiterhin am Markt zu etablieren. So wurde seit der Übernahme die WfW Umformtechnik GmbH in vie- len wichtigen Entscheidungen durch Förderprogramme unterstützt oder diese erst ermöglicht. Dabei konnte auch stets auf die professio- nelle Hilfe eines privaten Fördermittelberaters zurückgegriffen werden. Klaus Harneit 14 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
[1] ERP – Kapital für Gründung KfW Programm 58, www.kfw.de Geeignet für die Teilfinanzierung einer Gründung oder Nachfolge. Bei einem Eigenkapital von 10% können bis zu 50% (max. 500.000 Euro) über dieses Programm finanziert werden. Inbegriffen sind Investitionen in Anlagen, erste Warenlager und Unternehmensübernahmen. [2] Eingliederungszuschuss Förderung der Arbeitsaufnahme der Agentur für Arbeit, www.arbeitsagentur.de Unterstützung der beruflichen Eingliederung von Personen, deren Vermittlung erschwert ist. In Einzelfallentscheidung wird in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit über die Einstellung entschieden. Maximale Förderhöhe beträgt 50% des Arbeitsentgeltes für maximal 12 Monate, ggf. Ausweitung der Beschäftigung. Eine Nachbeschäftigung wird erwartet. [3] Förderung der Einstellung von Menschen mit Handicap Landesintegrationsamt/Agentur für Arbeit, www.arbeitsagentur.de Vielfältige Förderung für Menschen mit Handicap und Arbeitgeber, die entsprechende Personen einstellen möchten. Von Umgestaltung des Arbeitsplatzes, bezahltes Praktikum bis Beratungsleistungen und finanziellen Unterstützungen. Im Vordergrund stehen die Sicherung der sozialen Stellung und den Fähigkeiten angepasste Arbeitsplätze. [4] Sachsen-Anhalt Weiterbildung Investitionsbank Sachsen-Anhalt, www.ib-lsa.de Weiterbildungsmaßnahmen, die der Entwicklung und dem Erhalt betrieblich relevanter, fachlich-methodischer, sozialer und persönlicher Kompetenzen dienen und die Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit unterstützen. Besonders förderungswürdig sind Weiterbildungsmaßnahmen zur Erhöhung der Qualifikation Geringqualifizierter, zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit älterer Beschäftigter sowie Menschen mit Behinderungen. [5] Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, www.zim.de Bundesprogramm zur Teilfinanzierung für marktorientierte Innovationen. Dies umfasst Einzelprojekte, aber auch Kooperationsprojekte mit Forschungseinrichtungen aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie internationale Kooperationen. Geförderte Kosten sind u.a. Marktanalysen, Tests oder Zertifizierungen. Darüber hinaus werden Personalleistungen für Dritte kofinanziert und es gibt Forschungszuschüsse für Forschungseinrichtungen. [6] GRW Unternehmensförderung Investitionsbank Sachsen-Anhalt, www.ib-lsa.de Gefördert werden investitive Maßnahmen durch Zuschüsse der Investition oder der Personalkosten. Förderfähige Sachanlageinvestitionen im Zusammenhang mit der Schaffung/Sicherung von Dauerarbeitsplätzen für eine Vorhabenslaufzeit von maximal drei Jahren. Der Fördersatz liegt bei 25% für kleine Unternehmen. Alternativ können unter bestimmten Voraussetzungen Lohnkosten für neu geschaffene Dauerarbeitsplätze während eines Zeitraumes von zwei Jahren. Der Fördersatz beträgt 10% der Lohnkosten. [7] Ausfallbürgschaft Alle genannten Förderprogramme finden Sie unter den angegebenen Adressen und Webseiten. Bitte beachten Sie, dass die genaue Benennung der Förderprogramme ggf. Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt, www.bb-mbg.de abweichen kann und weitere Differenzierungen dieser Programme möglich sind. Alle Angaben wurden nach Verbürgung von Finanzierungsvorhaben aller Art wie Existenzgründungen, bestem Wissen und Gewissen erstellt. Anlagen oder Kontokorrentkreditrahmen, sobald eine Hausbank eine Finanzierung nicht alleine absichern kann/will. Verbürgt werden maximal IHK-ANSPRECHPARTNER 80% des Vorhabens bei einem maximalen Volumen von 1,8 Mio. Euro. Dazu Klaus Harneit stehen neben der Ausfallbürgschaft diverse Produkte zur Verfügung wie die Tel.: 0391/5693-452 Expressbürgschaft mit einer Entscheidung innerhalb von drei Werktagen. harneit@magdeburg.ihk.de DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 15
TITELTHEMA Abenteuer Jurte Foto: privat Dogsmaa Rieke betreibt einen Jurten-Verleih. Das Projekt EMI – Existenz, Frau Rieke, was waren Ihre Beweggründe, Warum haben Sie sich für die nach Deutschland zu kommen? Selbstständigkeit entschieden? Migration, Integration der Ich habe in meiner Heimat an der Natio- Es kamen viele Dinge zusammen: zum ei- ePlan consult GmbH unterstützt naluniversität der Mongolei Germanistik nen war es mit einem Abschluss in den Po- Migranten auf dem Weg studiert. Danach wollte ich Land und Leute litikwissenschaften nicht leicht, einen Job hier kennenlernen, deren Sprache ich begeis- zu finden und zum anderen war ich schon in die unternehmerische tert gelernt habe. So hatte ich mich erfolg- immer ein kreativer Kopf, wollte mich ver- oder freiberufliche reich für einen Studienplatz beworben, um wirklichen. Nach dem Studium habe ich frei- Politikwissenschaft zu studieren. Natürlich beruflich in Brüssel gearbeitet und habe die Selbstständigkeit in Form eines fiel meine Wahl nicht zufällig auf das Fach, Unabhängigkeit zu schätzen gelernt. individuellen Coaching- und denn ich hatte in meiner Heimat die Um- bruchszeit miterlebt und auch mitbekom- Wie kamen Sie darauf, Jurten zu verleihen? Qualifizierungsprozesses. Eine men, wie schwer das Leben in der Markt- Nun man kann schon sagen, dass es ein von ihnen ist Dogsmaa Rieke, wirtschaft geworden war. Ich wollte nach Zufall war. Sie müssen wissen, ich lese gern verheiratet, Mutter von drei dem Studium zurückkommen und politisch und bin sehr kulturaffin, geprägt von mei- mitwirken. ner Zeit in Brüssel. Ich las zufällig einen Ar- Kindern. Sie ist vor 20 Jahren Wie im Leben vieles anders kommt, habe tikel in der Zeitung über Mikro Adventures. nach Deutschland gekommen ich in Deutschland während des Studiums Ich dachte an die Jurten aus der Mongolei meinen Mann kennenglernt. Dann kam un- und mir kam die Idee, diese traditionellen und betreibt nun einen sere Tochter zur Welt, zwei Jungen folg- Zelte zu verleihen und zu verkaufen. Men- Jurten-Verleih. Mit ihr sprach ten. So habe ich hier in Magdeburg mein schen suchen heutzutage das Abenteuer und Zuhause gefunden und neue Wurzeln ge- das erwartet sie an ungewöhnlichen Orten Projektmitarbeiter Kai Kraudi. schlagen. wie den Jurten. Für mich haben die 16 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
Jurten natürlich auch eine kulturelle Ver- oder eine Jurte aufzubauen. Für Jurten be- die Jurte zur Übernachtung, für ein Mee- bindung und bieten die Möglichkeit, mei- nötigt man schon einen größeren Zeitauf- ting oder eine Feier vermiete, man ist immer ne Heimat zu präsentieren. Ein Jurten-Ver- wand und etwas mehr Geld. draußen und hat eine engere Verbindung leih ist zudem einmalig in Sachsen-Anhalt. zur Natur. Dennoch ist die Jurte kein Zelt. Was würden Sie dem Gründer Sie bietet den Komfort einer Wohnung. Sie Wann haben Sie den Punkt erreicht, mit auf den Weg geben? ist geräumig und wetterbeständig. Die Jurte an dem die Idee zur Realität wurde? Bei mir war der Rückhalt in der Familie sehr holt einen aus dem Alltag und die Zeit wird Eigentlich war das die Gelegenheit zum wichtig. Wenn man sich selbstständig macht, entschleunigt. Kauf. Im September 2018 war ich in der investiert man anfangs viel Zeit, man braucht Die Jurten sind für alle gedacht: private Kun- Mongolei. Da konnte ich mir direkt Jurten viele Nerven und dann erreicht man schnell den, gemeinnützige Organisationen und Un- aussuchen, sehen was mir gefällt und den den Punkt, wo man die Unterstützung der ternehmen, die für ihre großen Events ein Kauf abschließen. Das hat den Prozess sehr Familie braucht. Man kann nicht einfach Highlight setzen und etwas Besonderes an- vereinfacht. mit einer fixen Idee gründen, auch wenn bieten wollen. Auch für Kinder und Jugendli- man selbst überzeugt ist. Man muss auch che, denen wir Kultur und Abenteuer vermit- Was sind Ihrer Meinung nach Proble- sehen, ob es potenzielle Kunden gibt. Man teln wollen. Es ist eine Art Micro Adventure me auf dem Weg zur Selbstständigkeit? darf auch die eigene Leidenschaft dabei nicht vor der Tür. Für mich war es die Finanzierung. Auch außer Acht lassen, sonst überzeugt man kei- Ich vermiete meine Jurten deutschlandweit, wenn ich schon lange in Deutschland lebe, ne Bank oder Kunden. Es braucht also eine gern auch darüber hinaus und bestelle auf bekam ich keinen Kredit. Letztlich bekam ich Schnittmenge aus eigenen Interessen und Wunsch auch Jurten für den Kunden zum nur einen Kredit, weil mein Mann gut ver- Nachfrage. Außerdem: »Dranbleiben!« Eine Kauf direkt in der Mongolei. Meine norma- dient und für mich bürgte. Außerdem ist es Gründung braucht Zeit und ist nicht einfach. len Jurten sind ca. 25 Quadratmeter groß nicht leicht für mich, potenziellen Kunden und für etwa 10 Personen geeignet. Meine die Wertigkeit meiner Dienstleistung zu er- Was ist das Besondere, wenn große Jurte mit 6 Scherengitterwänden ist klären. Viele verbinden mit Jurten einfach ich eine Jurte miete? ca. 32m² groß und für 15 Personen geeig- Zelte, aber es ist etwas ganz anderes, ein Zelt Man nimmt die Umwelt anders wahr. Ob ich net. Sie ist naturbelassen und geschnitzt. CONNECTIONS SIND ALLES. JETZT INFORMIEREN AUF Mit MINI Connected haben Sie auch unterwegs Ihre Termine stets im Griff. MINI.DE/GEWERBEKUNDEN Erreichen Sie dank Real Time Traffic Information, Connected Navigation Plus, 8,8"-Touchscreen, Sportsitzen, Klimaautomatik u.v.m. entspannt Ihre Ziele. Profitieren Sie dabei von den gewerblichen Sonderkonditionen und attraktiven Leasingraten bei Ihrem MINI Partner und informieren Sie sich über unsere vorteilhaften Versicherungsangebote. Leasingbeispiel * von der BMW Bank GmbH: MINI One Countryman mit Ausstattungspaketen Chili und Connectivity. Anschaffungspreis netto 24.236,05 EUR Leasingsonderzahlung 0,00 EUR Laufleistung p. a. 10.000 km Laufzeit 36 Monate Sollzinssatz p.a.** 0,99 % Effektiver Jahreszins 0,99 % Gesamtbetrag netto 8.964,00 EUR Monatliche Gesamtraten à netto 249,00 EUR DIE GEWERBLICHEN ANGEBOTE VON MINI. * Ein unverbindliches Leasingbeispiel der BMW Bank GmbH, Heidemannstr. 164, 80939 München; alle Preise exkl. 19 % MwSt; erhältlich bei allen Niederlassungen der BMW AG. Weitere attraktive Angebote erhalten Sie bei Ihrem MINI Vertragshändler. Die Kosten für Zulassung, Transport und Überführung erfahren Sie von Ihrem MINI Partner. Stand 03/2019. Angebot gültig für Gewerbetreibende und juristische Personen. Nach den Leasingbedingungen besteht die Verpflichtung, für das Fahrzeug eine Vollkaskoversicherung abzuschließen. ** Gebunden für die gesamte Vertragslaufzeit. Offizieller Kraftstoffverbrauch innerorts: 7,2 l/100 km, außer- orts: 5,1 l/100 km, kombiniert: 5,9 l/100 km. Offizielle CO2-Emissionen kombiniert: 134 g/km. Effizienzklasse: B. Die Angaben zu Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren VO (EU) 715/2007 in der jeweils geltenden Fassung ermittelt. Die Angaben sind bereits auf Basis des neuen DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 17 können WLTP-Testzyklus ermittelt und zur Vergleichbarkeit auf NEFZ zurückgerechnet. Bei diesem Fahrzeug Fahrzeugdarstellung zeigt Sonderausstattung und abweichende Motorisierung. für die Bemessung von Steuern und anderen fahrzeugbezogenen Abgaben, die (auch) auf den CO2-Ausstoß abstellen, andere als die hier angegebenen Werte gelten.
TITELTHEMA Neue Rekorde, doch kein Grund zum Jubeln Foto: Paul Aidan Perry So viele Unternehmer wie nie zuvor haben Probleme, einen Nachfolger zu finden. Das sind die Erfahrungen der Industrie- und Handelskammern (IHKs), die der DIHK in von DR. MARC EVERS seinem Report zur Unternehmensnachfolge 2018 zusammengefasst hat. Dringende Hausaufgabe für die Politik: Wirksame Entlastungen bei Steuern und Bürokratie! 18 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
47 Prozent der im Jahr 2017 von den IHKs beratenen Senior-Unternehmer hatten Ergebnisse des DIHK-Reports noch keinen passenden Nachfolger in Sicht. Von den potenziellen Nachfolgern Unternehmensnachfolge 2018 hatten sogar 70 Prozent noch nicht den passenden Chef- sessel gefunden. Das sind Rekorde in der seit 2007 ge- 6.674 führten IHK-Statistik. Demografie und Fachkräftemangel verschärfen die Situation Hauptgrund für die zunehmenden Engpässe ist die De- mografie. Immer mehr Unternehmer erreichen das Ruhe- 6.674 Senior-Unternehmer wandten sich standsalter. Gleichzeitig erschwert zunehmender Fachkräf- im Jahr 2017 an ihre IHK, um sich bei der temangel die Unternehmensnachfolge. Denn: Qualifizierte Personen mit Führungstalent haben gute Chancen auf Nachfolge begleiten zu lassen – Rekord in gut dotierte Beschäftigungsverhältnisse in leitenden Po- der seit 2007 geführten IHK-Statistik. sitionen. Beharrlichkeit, Emotionen, Digitalisierung – Halbiert ein schwieriger Trade-Off Wie bei kaum einer anderen unternehmerischen Heraus- forderung spielen Emotionen bei der Unternehmens- nachfolge eine Rolle. 36 Prozent der Senior-Unterneh- mer haben den IHKs zufolge Schwierigkeiten, von ihrem Parallel hat die Zahl derer abgenommen, Lebenswerk »loszulassen«. 42 Prozent fordern einen über- die sich eine Zukunft als Unternehmer höhten Kaufpreis - oft rechnen sie die über lange Jahre geleisteten auch persönlichen Mühen mit ein. Und: 76 vorstellen können. 2007 hatten sich noch Prozent kümmern sich zu spät um die Nachfolge, das 6.400 Menschen an ihre IHK gewandt, weil komplexe Thema landet gerade bei guter Auftragslage sie ein Unternehmen übernehmen wollten, und dichtem Tagesgeschäft viel zu oft auf der »langen 2009 waren es sogar 8.417. Im Vergleich dazu Bank«. Zudem stellt die Digitalisierung die Unternehmen vor große Herausforderungen. Gerade in Zeiten steigenden hat sich die Zahl bis 2017 halbiert – auf 4.231. Innovations- und Wettbewerbsdrucks droht der Wert des Unternehmens in der nüchternen Betrachtung von Nach- 23.501 folgern und Märkten zu sinken, wenn wegen der Unter- nehmensnachfolge Investitionen zurückgestellt oder ak- tuelle Trends nicht genug beachtet werden. Politik in der Pflicht Vor diesem Hintergrund sollte die Politik alles tun, Be- Lichtblick: Das Interesse an Themen triebe zu entlasten. Dringender Handlungsbedarf besteht der Unternehmensgründung und in punkto Erbschaftsteuer. Mittlerweile berichten 25 Pro- zent der potenziellen Nachfolger den IHKs, dass die Un- -nachfolge steigt. Deutliche 14 Prozent sicherheit bei der Anwendung des neuen Erbschaftsteu- mehr Senior-Unternehmer und errechts die familieninterne Nachfolge erschwert – auch Nachfolgeinteressenten nahmen im Jahr das ist ein Rekord. Viele Unternehmen müssen mit Mehr- 2017 an IHK-Nachfolgetagen, -Seminaren belastungen rechnen. Doch es ist derzeit kaum möglich, betriebswirtschaftlich sichere Szenarien auszuarbeiten. und Beratungen teil, insgesamt 23.501. Jetzt liegt ein Richtlinienentwurf auf dem Tisch. Politik Damit wirkt sich auch die engagierte und und Behörden müssen nun mit Hochdruck an einer mit- kontinuierliche Arbeit der IHKs aus, für telstandsfreundlichen Umsetzung arbeiten. Zwei Jahre die Herausforderungen und Chancen der nach der gesetzlichen Neuregelung brauchen die Unter- nehmen endlich eine praktikable und mittelstandsfreund- Unternehmensnachfolge zu sensibilisieren. liche Anwendung. Ohnehin hat das Unternehmertum derzeit in Deutsch- Ein Viertel land keinen leichten Stand. 18 Prozent der von den IHKs beratenen Senior-Unternehmer, rund 1.000, würden sich heutzutage nicht mehr selbstständig machen. Vor allem Fachkräftemangel und zunehmende Bürokratie führen zu dieser negativen Stimmung. Die Belastungen durch Büro- Frauen stellten im Jahr 2017 ein Viertel aller kratie haben aus Sicht des Mittelstandes überhandgenom- Interessenten an der Übernahme eines men. Es ist dringend spürbarer Abbau erforderlich. Die Po- litik sollte deshalb endlich ein seit langem angekündigtes, Unternehmens, ebenfalls ein - diesmal wirksames drittes Bürokratieentlastungsgesetz umsetzen. erfreulicher - Rekordwert. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 19
TITELTHEMA Gründen Gründungsidee? Willkommen! mit Die Hochschule Magdeburg-Stendal besitzt auf- grund ihrer innovativen und interdisziplinären Studiengänge ein hohes Potenzial für Ausgrün- dungen. Seit dem Jahr 2016 erkundet das Team um den Projektleiter Prof. Dr. Christian Meisel an Rückenwind den Standorten in Magdeburg und Stendal diesen Gründergeist und unterstützt den Aufbau eines le- bendigen Gründungs- und Transfernetzwerks zwi- schen den Studierenden, Alumni und Forschenden. Entdeckt! Die Gründungs- und Transferkoordinatoren Anne- von DIANA DOERKS und CLAUDIA MEISSNER Kathrin Fritzsch und Simon Reinle beraten und be- gleiten die Gründungsinteressierten von der Idee bis zur Umsetzung ihres Vorhabens. Hierbei reicht das Repertoire von themenbezogenen Gruppenbe- ratungen bis hin zu individuellen Einzelberatun- gen der Teilnehmenden. Zusätzlich unterstützt das »gründet«-Team Forschende bei der Beantra- gung von Drittmittelprojekten, welche zusätzlich auf ihre wirtschaftliche Verwertbarkeit hin über- prüft werden. Gereift! Innovative Impulse und kreative Gründungskon- zepte erarbeiten Projektteilnehmende kostenfrei im Co-Working-Space. In der Ideenwerkstatt, die sich im FEZ in unmittelbarer Nähe zum Herren- krug-Campus in Magdeburg befindet, können sich Gründerteams intensiv austauschen und an ihren Ideen feilen. Überzeugt! Foto:Markus Lippmann Einmal jährlich veranstaltet das Projektteam die Gründerwoche »Gründet auf dem Campus«, um Ausgründungen aus der Wissenschaft und eine le- bendige Gründerkultur an den Hochschul-Stand- Gründungs-Koordinatoren Simon Reinle und Anne-Kathrin Fritzsch orten zu fördern. Alle Interessierten sind vom 18. bis 20. Juni 2019 dazu herzlich auf den Herren- krug-Campus vor der Mensa eingeladen. Kontakt: Die Gründungs- und Transferkoordinatoren Hochschule Magdeburg-Stendal Gründer- und Transferförderung Anne-Kathrin Fritzsch und Simon Christian Kruse Projektkoordinator Reinle beraten und begleiten die Breitscheidstraße 51 39114 Magdeburg Gründungsinteressierten von der Idee Tel: 0391 886 4395 gruendet@hs-magdeburg.de bis zur Umsetzung ihres Vorhabens. www.hs-magdeburg.de/gruendet 20 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
Was das Das Transfer- und Gründerzentrum der Otto- Entwicklerherz von-Guericke-Universität (TUGZ) steht ganz im Zeichen der wirtschaftlichen Stärkung unseres Landes durch neue Technologien und innova- tive Geschäftsmodelle. Mit international erfolg- reichen Ansätzen der Gründungsförderung wer- begehrt den die Unternehmer von Morgen schon heute auf ihre Rolle als Entscheider und Macher vor- bereitet. Technisch bietet die Universität mit ih- ren 12 Prototypenwerkstätten (MakerLabs) al- les, was das Entwicklerherz begehrt. Mit Fokus auf Produkte, Patente und Geschäftsmodelle zur Verwertung im eigenen Unternehmen ent- von JONAS CRACKAU stehen hier die Produkte und Dienstleistungen von morgen und übermorgen. Können Sie sich noch an Ihre ersten Jahre als Unternehmer erinnern? Ganz im Zeichen des Netzwerkgedankens, wie der Veranstaltungsreihe Trialog, einem jährlich in der Gründerwoche Deutschland stattfinden- den Unternehmerabend für Gründer, erfahrene Unternehmer und ihre Netzwerke, sucht das TUGZ Unternehmer, die als Sparringspartner oder Mentoren, Multiplikatoren oder Auftrag- nehmer gemeinsam den jungen Unternehmern ihren Start in das Wirtschaftsleben erleichtern wollen. Insbesondere ein starkes Netzwerk so- wie die Bereitschaft, sich einem wandelnden Markt anzupassen, sind entscheidende Fakto- ren für den Erfolg. »StartUp-Villa« Ein positives Beispiel der Netzwerkarbeit und Foto: Bilddatenbank OVGU Unterstützung des TUGZ ist die Modell- und Formenbau GmbH Sachsen-Anhalt. Die 1990 gegründete Unternehmung hat auf ihrem Un- ternehmensgelände eine »StartUp-Villa« errich- Prototypenentwicklung an der Otto-von-Guericke-Universität tet, in der erfahrene Geschäftsführer Tür an Tür mit innovativen Jungunternehmern arbei- ten und Win-Win-Win Situationen generieren. Sie fühlen sich durch den Beitrag angespro- chen? Sprechen Sie uns an. Technisch bietet die Kontakt: Otto-von-Guericke-Universität Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jonas Crackau Teamleiter Gründungsbetreuung mit ihren zwölf Prototypenwerkstätten Transfer- und Gründerzentrum Projekt: TUGZ Impuls (MakerLabs) alles, was das Universitätsplatz 2, 39106 Magdeburg Tel.: 0391-67-57049 Entwicklerherz begehrt. jonas.crackau@ovgu.de DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19 21
TITELTHEMA Mut zur Selbstständigkeit Gründungsinteressierte Migranten in Stendal beraten D er Weg in die Selbstständigkeit ist oft- Deutschkenntnisse zu den wichtigsten Grund- mals ein Sprung ins kalte Wasser, der voraussetzungen für einen langfristigen Er- viel Mut erfordert. Denn ein eigenes folg zählen. Unternehmen zu gründen, bedeutet auch Großer Informations- und Beratungsbedarf Die Gründer mit gleichzeitig, einen Schritt in eine ungewisse Denn gerade beim Aufbau einer selbststän- Zukunft zu wagen. Damit dieser Schritt zu ei- digen Existenz sind sie oftmals mit einer Viel- Migrationshintergrund nem Erfolg wird, führten die Gründungsbera- zahl an Fragen konfrontiert. Welche speziellen terinnen Sabine Falk (IGZ BIC Altmark GmbH) Regelungen gelten für Gründer mit Migrati- bringen frische und Sarah Lukas (IHK Magdeburg – Geschäfts- onshintergrund? Welche Nachweise, Geneh- stelle Salzwedel) eine Informationsveranstal- migungen oder Versicherungen werden be- Ideen und Kenntnisse aus tung für gründungsinteressierte Migranten in nötigt? Was ist ein Businessplan und wie der Inlingua-Sprachschule in Stendal durch. wird er verfasst? Für diese und weitere Fra- ihren Heimatländern mit In Deutschland ist seit Jahren ein stetiger gen konnten die Gründungsberaterinnen in Rückgang an Unternehmensgründungen zu ihrem Fachvortrag »Existenzgründung – eine und schaffen mit dem verzeichnen. Die Hürden der Bürokratie oder Chance?« den interessierten Teilnehmern ers- die Frage nach einer geeigneten Finanzierung te aufschlussreiche Antworten geben. Ziel war Aufbau eines schrecken dabei oftmals vor einer Unterneh- es, Hilfestellung bei der geplanten Unterneh- mensgründung ab. »Das muss aber nicht sein. mensgründung zu geben, um Fehler in der eigenen Unternehmens Denn es gibt viele regionale Unterstützungs- Gründungsphase zu vermeiden. Sarah Lukas und Fördermöglichkeiten«, erklärt Sabine Falk. ist sich sicher: »Eine gute Vorbereitung ist das nicht zuletzt Arbeitsplätze Das wissen jetzt auch die Sprachschüler der In- »A und O« auf dem Weg in eine erfolgreiche lingua-Sprachschule in Stendal. Selbstständigkeit. Mit der Gründung und Füh- in der Region. Deutschkenntnisse als Grundvoraussetzung rung eines Unternehmens hatten die meisten Immer mehr motivierte Menschen aus dem noch keine Berührungspunkte. Entsprechend Ausland wagen den Schritt in die eigene groß ist der Informations- und Beratungsbe- Selbstständigkeit. Die Gründer mit Migrati- darf.« Die Beraterinnen waren zudem vom gro- onshintergrund bringen dabei frische Ideen ßen Unternehmergeist der Gründungswilligen und Kenntnisse aus ihren Heimatländern mit begeistert. und schaffen mit dem Aufbau eines eigenen Im Anschluss bekamen die Teilnehmer die Unternehmens nicht zuletzt Arbeitsplätze in Möglichkeit, Fragen zu stellen. Aufgrund der der Region. Mit Blick auf eine Gründung wie- Resonanz soll das Veranstaltungsformat fort- sen die Beraterinnen darauf hin, dass gute gesetzt werden. Torsten Scheer Foto: IHK Magdeburg Gründungsinteressierte Migranten erhielten umfassende Informationen zum Aufbau einer Selbständigkeit von den Gründungsberaterinnen Sarah Lukas (8.v.l.), IHK Magdeburg – Geschäftsstelle Salzwedel, und Sabine Falk (11.v.l.), IGZ BIC Altmark GmbH Stendal 22 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 4/19
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