SCHWARZ Jubiläum: 10 (+1) Jahre LIFT an den Sekundarschulen Amriswil-Hefenhofen-Sommeri - Jugendprojekt LIFT
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SCHWARZ AUF WE I S S Jubiläum: 10 (+1) Jahre LIFT an den Sekundarschulen Amriswil-Hefenhofen- Sommeri 1
LIFT – allen Jugendlichen eine Perspektive geben Hans-Ulrich Giger, Schulleiter Sekundarschule Grenzstrasse, Leiter LIFT seit 2010 Seit 2005 steht im Leistungsauf- trag der beiden Sekundarschulen Liebe Leserinnen und Leser Egelmoos und Grenzstrasse der Satz: «Alle Schulabgängerinnen Ungefähr drei Viertel der und Schulabgänger haben am Thurgauer Schulabgängerin- Ende ihrer Volksschulzeit eine nen und Schulabgänger ma- weiterführende Lösung, Abwei- chen eine Berufslehre, ein chungen sind zu begründen.» Als Teil davon mit einer Unterstützung für dieses hochge- Berufsmatura. Es ist darum steckte Ziel hat uns der damalige wichtig, das Augenmerk in Schulpräsident Markus Mendelin den Sekundarschulen auf das LIFT-Projekt aufmerksam gerade auch auf die duale gemacht, denn in einer wirt- Berufsausbildung in einem schaftlich schwierigen Phase (2009) war es nicht selbstverständ- Lehrbetrieb und in der Be- lich, das oben erwähnte Ziel zu 100 Prozent zu erfüllen. Im rufsschule zu richten. Unsere beiden Sekundarschulen gleichen Jahr begannen wir deshalb mit tatkräftiger Unterstüt- Egelmoos und Grenzstrasse machen das seit Jahren zung von LIFT Schweiz mit den Vorbereitungsarbeiten. mit Erfolg. Der Einstieg in eine Berufslehre gelingt jedoch nicht Kein Alleingang der Schule allen Schülerinnen und Schülern gleich gut. Um die Von Beginn weg gab es eine enge Zusammenarbeit mit dem Ge- Chancengerechtigkeit zu gewährleisten, braucht es in werbeverein Amriswil, damit wir die nötigen Wochenarbeits- der lokalen Bildungslandschaft die Anstrengungen plätze (WAP) gewinnen konnten. Im Kernteam des LIFT-Projekts vieler Beteiligten. Das Jugendprojekt LIFT hilft jungen war deshalb in der Person von Erich Schrepfer ab sofort auch Menschen, in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. Dank der eine Vertretung aus dem Amriswiler Gewerbe. Die operative Lei- Mitarbeit von Industrie, Gewerbe und Fachgeschäften terin und Frau der ersten Stunde war Katharina Michel, aus Amriswil und der nahen Umgebung wird der welche bis heute alle operativen Geschäfte im LIFT-Programm erfolgreiche Einstieg ins Berufsleben vorbereitet. mit viel Engagement und dem nötigen Geschick und Wohlwol- Ich bedanke mich herzlich bei allen Beteiligten für len den Jugendlichen und den Arbeitgebern gegenüber leitet. ihren engagierten Einsatz und wünsche dem Pro- 2010 bis 2013 wurde sie von Domenica Lang unterstützt. gramm LIFT weiterhin viel Erfolg. Einige Startschwierigkeiten Michael Stäheli-Engel, Schulpräsident Die Gewinnung von Wochenarbeitsplätzen war schwierig, da LIFT unbekannt war und das Gewerbe dem Projekt zum Teil Programm sabotieren (ohne Abmeldung dem WAP fernblei- kritisch gegenüberstand. Auch die richtige Selektion der Schü- ben, frech und unanständig gegenüber Vorgesetzten sind, lerinnen und Schüler war ein Lernprozess. grenzüberschreitendes Verhalten zeigen) Zu Beginn glaubten wir, dass vor allem Ju- sind im LIFT-Projekt am falschen Ort und gendliche mit herausforderndem Verhal- «Schon zu Beginn müssen von LIFT dispensiert werden. ten die typischen LIFT-Schüler seien. des Projekts hatte ich • Eine Schulbehörde, welche das Pro- Schon bald kamen wir aber zur Erkennt- gramm unterstützt und die entspre- nis, dass für eine passende Auswahl ein die Möglichkeit, chenden Ressourcen bereitstellt. differenziertes Selektionsverfahren ange- alle Schülerinnen und Schü- • Kontinuität des Personals im Kernteam. wendet werden muss. Nebst der Verhal- tenskompetenz sind auch das soziale ler meiner Klasse in das Vom LIFT-Projekt zum LIFT-Programm Umfeld und allfällige Handicaps wichtige LIFT-Programm integrieren Nach mehrjähriger positiver Projekt-Er- Kriterien. zu können. Dieses Pro- fahrung haben wir uns entschieden, dem Projektstatus ein Ende zu setzen. LIFT soll Gelingensbedingungen gramm gibt den Jugendli- definitiv als Instrument in die berufliche Nach nun mehr als 11-jähriger Erfahrung chen die Gelegenheit, Orientierung unserer Schülerinnen und können wir nachfolgende Aspekte fest- Schüler aufgenommen werden. Aus dem halten, welche für ein erfolgreiches Pro- frühzeitig Erfahrungen in LIFT-Projekt wurde das LIFT-Programm. gramm wesentlich sind: der Berufswelt zu sammeln • Genügend Wochenarbeitsplätze und und diese in ihren Berufs- Wir sind stolz auf 10 Jahre LIFT eine kooperative Zusammenarbeit mit Gerne hätten wir im Herbst 2020 das dem Gewerbe. wahlprozess mit einzubezie- 10-Jahre-Jubiläum gefeiert. Corona hat • Enge Zusammenarbeit der LIFT-Verant- hen. Dadurch steigen ihre das verunmöglicht. Und so haben wir uns wortlichen mit den Klassenlehrperso- nen, welche Schülerinnen und Schüler Chancen auf eine geeignete entschlossen, anstelle eines öffentlichen Anlasses, diese Broschüre zu drucken und ins LIFT-Projekt schicken. Lehrstelle und sie lernen, in alle Haushaltungen zu verteilen. So • Netzwerkpflege und Zusammenarbeit sich in der Berufswelt bes- können alle am Erfolg von LIFT teilhaben. mit LIFT Schweiz. Herzlichen Dank allen, welche an dieser • Kooperative Zusammenarbeit mit den ser zurechtzufinden.» Broschüre mitgearbeitet haben, beson- Eltern, denn sie müssen das LIFT-Projekt Martin Zecha, ders den ehemaligen Schülerinnen und mittragen und ihr Kind unterstützen. Lehrperson Kleinklasse Schülern, die über ihre Erfahrungen be- • Schülerinnen und Schüler, welche das richtet haben. 2
Amriswil ist einer von über 300 LIFT-Standorten in der Schweiz Gabriela Walser, Geschäftsleiterin LIFT LIFT hat sich als erfolgreiches plätze bei einheimischen Arbeit- Integrations- und Präventionspro- gebern erfordern Diskussionen jekt schweizweit etabliert und Überzeugungskraft. Auch die Wohl niemand hätte gedacht, dass sich Auswahl und die Begleitung der das 2006 als Pilotprojekt mit vier Schulen Jugendlichen ist eine anspruchs- in den Kantonen Bern und Zürich initi- volle Aufgabe. Schlussendlich mo- ierte Jugendprojekt LIFT in 15 Jahren tiviert aber doch der erfolgreiche zu einem schweizweit agierenden Pro- Berufseinstieg viele Jugendliche gramm zur Prävention von Jugendarbeitslosigkeit entwickelt. dazu, weiter zu machen und dran- Mittlerweile wird LIFT von 338 Schulen in 21 Kantonen und in zubleiben. Genau das hat die Se- allen drei Landesteilen durchgeführt. Dank der Mitfinanzierung kundarschule Amriswil und das durch Bund, Kantone, Stiftungen und der Wirtschaft ist LIFT er- LIFT-Team Amriswil gemacht. Die folgreich unterwegs und darf sich weiter ausbreiten. Auch der ganze Organisation LIFT freut sich Kanton Thurgau beteiligt sich seit mehre- sehr darüber und gratuliert ganz herzlich ren Jahren mit einer finanziellen Unter- zum stolzen Jubiläum! Alles Gute allen stützung an den LIFT-Projekten im «Durch das LIFT-Pro- Beteiligten und weiterhin viel Elan und Thurgau. LIFT ist ein Angebot für Jugendliche, jekt haben die Schüle- Erfolg für weitere viele Jahre LIFT mit den herzlichsten Grüssen aus Bern. die aufgrund ihrer schulischen und/oder rinnen und Schüler sozialen Ausgangslage voraussichtlich mehr Mühe haben, am Ende der obliga- die Möglichkeit, den Berufs- www.jugendprojekt-lift.ch torischen Schulzeit eine Berufslehre zu alltag kennenzulernen. Sie beginnen. LIFT setzt deshalb bereits ab der 7. Klasse ein und die Schülerinnen lernen so nicht nur die Be- und Schüler, die freiwillig bei LIFT mitma- triebe und tägliche Arbeiten chen, werden von Fachpersonen an ihrer Schule in Modulkursen vorbereitet, um vor Ort kennen, sondern dann an Wochenarbeitsplätzen in der Re- gion während 3x 3 Monaten einmal pro auch, sich Alltagsherausfor- Woche ihre handwerklichen Fähigkeiten derungen zu stellen. Im LIFT unter Beweis stellen zu können. Dabei sammeln sie wertvolle Erfahrungen in der erhalten sie stets Unterstüt- Arbeitswelt und können gleichzeitig ihre zung in den für sie spannen- Selbst- und Sozialkompetenzen stärken. Dank den erzielten Fortschritten und den den und herausfordernden praktischen Arbeitserfahrungen mit den Situationen und können so am Ende des Einsatzes vom Betrieb aus- gestellten richtigen Arbeitszeugnissen auch langsam an die Berufs- steigen ihre Chancen für eine Lehrstelle enorm. Manch ein Jugendlicher konnte welt herangeführt werden. sogar an seinem Wochenarbeitsplatz eine Durch das LIFT-Projekt sam- Lehre beginnen. meln die Schüler zudem Sekundarschule Amriswil seit 2010 Selbstvertrauen und Motiva- bei LIFT Als eine der ersten Schulen überhaupt tion für ihre bevorstehende und als erste Schule im Kanton Thurgau, berufliche Laufbahn und hat sich die Sekundarschule Amriswil mit Schulleiter Hansueli Giger bereits im Som- ihren schulischen Weg bis mer 2010 dazu entschlossen, bei LIFT mit- zumachen. Mit mit einer ersten Gruppe dorthin.» Anika Geser, Lehrperson von Schülerinnen und Schülern wurde zu Beginn des Schuljahres 2010/11 in das Abenteuer gestartet. Dank der vielen engagierten Menschen an der Schule, in den zahlreichen Gewerbebetrieben mit Wochen- arbeitsplätzen und natürlich den motivierten Jugendlichen darf «LIFT Amriswil» nun sein 10-Jahre-Jubiläum feiern. Alle Betei- ligten dürfen stolz sein auf die vielen Erfolge mit zahlreichen jungen Menschen, die erfolgreich den Weg in die Arbeitswelt gefunden haben und noch finden werden. LIFT ist kein Selbstläufer Auch wenn die Idee von LIFT bestechend und einfach ist, ohne grosses Engagement der Schule läuft nichts. Wochenarbeits- 3
Erfahrungsberichte von ehemaligen LIFT- Teilnehmerinnen und -Teilnehmern aufgezeichnet von Katharina Michel, Fotos: Gabriele Pecoraino Ashkan herein. Er war überglücklich über die Zusage von Lista. Als einer der ersten seiner Klasse hatte er seinen Lehrvertrag in der Tasche. Logistiker ist wie sein eigenes Leben, man hält Ordnung und es macht einfach Spass. Im Rückblick meint er, LIFT eigne sich für all jene, die motiviert sind zu ar- beiten und Abwechslung zum Schulalltag suchen. Dominik Pusam, Metallbauer EFZ Das Gespräch findet am Telefon statt. Do- minik ist auf einer Baustelle im Kanton Aargau. Er kann unter der Woche nicht nach Hause gehen. Das findet er ganz in- teressant, so sammelt er nach der Lehre weitere Berufserfahrung. Kommt ein Zü- ckerchen dazu: Die Freundin wohnt ganz in der Nähe des vorübergehenden Ar- beitsortes. Direkt nach der Sekundarschule lernte Dominik Metallbauer bei der Firma Ernst Ashkan Saman, 2. Lehrjahr Fischer AG, zuerst auf dem EBA-, an- einem Bausatz. Das spornte ihn an, zu- Logistiker EFZ schliessend auf dem EFZ-Niveau. Unter- sammen mit einem Schreinerkollegen stützt fühlte er sich stets durch seinen eine akustische Gitarre von Grund auf 2017 aus dem Irak in die Schweiz gekom- Vater, der ihn und seinen Bruder ermu- selbst zu bauen. Mit Begeisterung instal- men, war Ashkan ein Quereinsteiger im tigte, etwas aus sich zu machen. Mit Er- liert er zu Hause ein eigenes Tonstudio, LIFT-Programm. In perfektem Schweizer- folg. Beide jungen Männer haben zwei ein Prozess, der noch lange nicht abge- deutsch erklärt er, warum er sich ent- Ausbildungen durchgezogen und bewäh- schlossen ist. Er hat sich zum Ziel gesetzt, schied, bei LIFT mitzumachen. Er wollte ren sich mit Elan im Berufsleben. Der Ein- sich in Richtung Produzent zu entwickeln, den Arbeitsalltag kennenlernen, sah es als tritt ins LIFT-Programm bedurfte ebenfalls der anderen Musikern Gelegenheit gibt, Training für die Berufslehre und es lockte eines kleinen Stupses durch den Vater. professionelle Tonaufnahmen zu machen. auch der Lohn. Sowohl am Wochenar- Dominik stieg mit Überzeugung ein, weil Das alles läuft neben seiner anstrengen- beitsplatz in der Landi als auch jenem im er sich unsicher in der Berufswahl fühlte. den Berufstätigkeit. Wie er das auf die SportXX fiel er sofort durch sein Interesse, Er erhoffte sich, durch vielfältige Erfah- Reihe bringt? Die Antwort kommt prompt: seine Aufmerksamkeit und seinen Ar- rungen herauszufinden, was etwas für Es ist Leidenschaft. beitseifer auf. Trotz der vorzüglichen ihn wäre und was eben nicht. So kam er Rückmeldungen sah er seine Zukunft sozusagen durch ausschliessendes Verfah- Janina Roth, Malerin EFZ, zurzeit nicht im Detailhandel. ren auf seinen Lehrberuf. in Zweitausbildung zur Fachfrau Nach einem Besuch in der Firma Lista Auf seine Vertiefungsarbeit (VA) am Betreuung EFZ war ihm klar, dass er Logistiker werden Ende der Lehre ist Dominik besonders wollte. Mitten in die Schulstunde bei stolz. Er baute zwei Gitarren zusammen. Ihr Traumberuf war lange Zeit Coiffeuse. Herrn Klocker platzte der Anruf für Die erste, eine E-Gitarre, fertigte er mit Im LIFT arbeitete sie jedoch im Biosfair Weinfelden im Detailhandel und als Ma- lerin bei der Firma Giselbrecht in Amris- «Bereits bei mehreren Schülerinnen und wil. Als sich die Gelegenheit zum Schnup- Schülern durfte ich miterleben, wie die pern als Friseurin bot, versuchte es Janina Teilnahme am LIFT-Programm dazu beitrug, die in zwei verschiedenen Salons, dann war Berufswahl mit mehr Selbstvertrauen anzugehen. ihr klar, es musste etwas anderes sein. Schreinerin war eine weitere Option. Zudem bietet das Projekt den Jugendlichen die Am Berufswahlnachmittag realisierte Chance, eine realistische Vorstellung der Arbeitswelt sie: Das Handwerk würde ihr zusagen, zu erhalten. Die enge Begleitung und der Austausch in nicht aber die grossen Maschinen. An den Berufsmessen in Weinfelden und St. Gal- den wöchentlichen LIFT-Modulen erachte ich dabei als len holte sie sich weitere Informationen. zentral. Es freut mich, dass jeweils mehrere Schülerin- Obwohl sie sich gründlich mit der Berufs- nen und Schüler meiner Klasse am LIFT-Programm teil- wahl auseinandergesetzt hatte, fühlte sie sich allmählich unter Zeitdruck. Sie fand nehmen dürfen.» dann eine Lehrstelle als Malerin EFZ. Ein Tabea Eisenring, Lehrperson Mitarbeiter brachte ihr alles Praktische bei, das man in diesem Beruf können 4
«Zuverlässigkeit, An- stand und Einsatzfreude: Colin bringt diese von Arbeitgebern allseits geschätzten Kompeten- zen mit. So werden sich ihm in Zukunft weitere Türen öffnen.» Monika Aliesch, Hof zum Regaboga Kaewkanda Mitchangreed, Köchin EFZ In Thailand geht man in die Schule, bis man etwa zwanzig ist. Als Kaewkanda in die Schweiz kam, mutete es sie seltsam an, dass man bereits mit 16 Jahren arbei- ten sollte, erst recht im LIFT-Programm, wo man mit 14 den ersten Lohn be- kommt. Im Rückblick findet Kaewkanda die Chance, eine Lehre zu machen, megacool. Das 10. Schuljahr war für sie keine Op- tion, obwohl sie ihre Deutschkenntnisse hätte verbessern können; sie wollte arbei- ten, in die Erwachsenenwelt eintreten. musste. Er war für sie wie ein grosser Bru- Das ist ihr auf Anhieb gelungen. In der Arbeitgeber nie merken. Sie machte ein- der. Als er dann überraschend kündigte, Bina stieg sie mit einer EBA-Lehre als Kü- fach ihren Job und schätzte die prakti- war Janina sehr enttäuscht. Am liebsten chenangestellte ein, um dann nahtlos schen Erfahrungen. Das half ihr sehr bei hätte sie mit ihm die Stelle gewechselt. Er weiterzulernen. Im Restaurant Nollen bil- der Berufswahl. ermutigte sie durchzuhalten, was sie auch dete sie sich zur Köchin EFZ aus. Auf dem Papier oder im Video kann tat. Nachdem sie mit einer sehr guten Seit diesem Sommer hat sie den ersten man nur ahnen, wie sich die Arbeit an- Note abgeschlossen hatte, arbeitete sie Job als Jungköchin im Gasthaus Rössli in fühlt. In der Lehre fand sie den Allge- noch kurze Zeit als Malerin. Aus verschie- Wil. Ihr Erfolgsrezept ist die Liebe zum meinbildenden Unterricht (ABU) sehr denen Gründen entschied sie sich bald, Beruf, und wenn sie abwaschen muss, was schwierig. Sie wusste wenig über die ein anderes Wirkungsfeld zu suchen. sie gar nicht gerne tut, denkt sie, das muss Schweiz, und die fremde Sprache er- In den Ferien hatte sie schon oft ihre auch getan werden, denn schliesslich will schwerte das Verständnis für die Materie Mutter begleitet, die in der Kinderbetreu- sie überleben und weiterkommen. zusätzlich. Kaewkanda musste zwei Ver- ung arbeitet. Sie fand Gefallen an dieser Im LIFT hatte sie auch nicht immer tiefungsarbeiten (VA) schreiben, in jeder Tätigkeit und begann ein Praktikum in Freude an der Arbeit, sei es in der Gemü- Lehre eine, das war echt anstrengend. Sie einer Kindertagesstätte. Hier macht sie segärtnerei, beim Maler, als Coiffeuse kann stolz sein, es geschafft zu haben. ihre zweite Ausbildung als Fachfrau Be- oder im Restaurant, doch liess sie es ihre treuung EFZ. Im LIFT hat sie durch die praktischen Erfahrungen viel an Sicherheit gewon- «Ich finde das LIFT-Projekt eine sehr gute Idee für die nen. Sie ist offener geworden, hat ihre Jugendlichen, die einfach noch keine Idee für ihren Traum- Schüchternheit abgelegt. Sehr geschätzt hat sie die Modulstun- beruf haben. Sie bekommen die Chance, durch ein paar den. Hier hatte man Gelegenheit, sich Stunden in der Woche immer wieder in andere über die Erlebnisse am Wochenarbeits- platz auszutauschen und voneinander zu Berufe reinzuschnuppern. Durch das Projekt machen sie lernen. Sie findet es schade, dass die erste Erfahrungen in einem Betrieb, so wie ich es bei Gruppe nicht grösser war. Einerseits wären die Diskussionen vielfältiger ge- meinem Sohn mitbekommen habe, lernen sich bewerben worden, andererseits findet Janina, wei- und vorzustellen, einen Arbeitstag zu bestehen, Kritik und tere Schülerinnen und Schüler hätten Lob anzunehmen, Pünktlichkeit und Respekt gegenüber ebenso von LIFT profitieren können. Und wenn sie schon am Wünschen ist: Arbeitgeber und dem Team. Schulbesuche von aktiven Berufsleuten Ich finde, damit wird es den Jugendlichen einfacher oder Lehrlingen, mehr Vertiefung an Be- rufswahlnachmittagen mit Gesprächs- gemacht, wenn es dann ernst wird, sich für seinen Traumbe- möglichkeiten, viel Zeit, um in der Schule ruf zu bewerben, wenn sie diesen nicht schon im einen Lebenslauf oder eine Bewerbung zu schreiben, noch mehr Berufsmessen LIFT-Projekt gefunden haben.» besuchen, das wäre perfekt! Katharina Rahnenführer, Mutter 5
Podcasts zum Thema: LIFT- Teilnehmerinnen und -Teilnehmer berichten von ihren Erfahrungen. «Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn ein junger Mensch an sich glaubt und etwas im Tun findet, das Freude macht. Zum Beispiel eine ehema- lige LIFT-Schülerin, die mir heute im Globus immer wieder mal was verkauft. Ihr Wesen, ihr Wissen und der Umgang mit Kundschaft: einfach top! Ich bin stolz auf das, was sie geschafft hat.» Simone Himmelberger, Arbeitgeberin Ronja Rechsteiner, 2. Lehrjahr lange überzeugt, dass dies der richtige hof der Stadt Amriswil. Diese Erfahrun- Detailhandelsfachfrau EFZ Beruf für sie sei, bis ihr bewusst wurde, gen bestärkten sein früh gewecktes Inte- dass sie die direkte Begegnung mit Kun- resse an Umwelt und Natur. Da er gerne Mit Töff und Lederjacke kommt sie ange- dinnen und Kunden braucht. Ihren Platz im Freien sowie an unterschiedlichen braust. Noch schnell eine Zigi, dann kanns im LIFT hatte sie sich damals erkämpft, sie Orten arbeitet, gefällt ihm der gewählte losgehen. Ronja strahlt. Sie ist sichtlich konnte erst nach dem Wegzug einer an- Beruf sehr gut. stolz, dass sie, die als schwache G-Schüle- deren LIFT-Schülerin mitmachen. Es lohnte Nach seiner erfolgreich durchlaufenen rin galt, mit sehr guten Noten in der sich. So gewann sie die nötige Selbstsi- Ausbildung fand er eine Stelle bei Straub Lehre als Detailhandelsfachfrau EFZ auf- cherheit, aus der sie heute bei ihrer tägli- Gartenbau AG in Freidorf. Das LIFT-Pro- warten kann. Das kommt nicht von unge- chen Arbeit schöpft. gramm kannte er vom Hörensagen. Er fähr: Sie lernt, bis der Stoff sitzt, denn sie fühlte sich angesprochen, weil man über weiss, sie macht es für sich. Raphael Forrer, Gärtner EFZ eine längere Zeit an der gleichen Stelle In der Berufsschule ist es jedem und arbeitet. Man sieht mehr von der Arbeits- jeder selber überlassen, wie viel er oder Vor fünf Jahren hat Raphael die Sekun- welt, als wenn man nur eine kurze Zeit sie in ihre Lehre investieren. Momentan darschule mit einem Lehrvertrag in der schnuppert. pausiert Ronja sogar mit ihrem Hobby, Tasche abgeschlossen. Aus den zwei An- Einen schlechten Tag kann man eher dem Armdrücken, in dem sie immerhin geboten, je eines als Fachmann Betriebs- einmal kompensieren, der gegenseitige schon Schweizermeisterin wurde. «Für unterhalt EFZ und als Gärtner EFZ, Eindruck ist umfassender. Sport habe ich nach der Lehre noch lange entschied er sich für letzteres, Fachrich- Die Reduktion der Freizeit durch seine Zeit», setzt sie sich ihre eigenen Prioritä- tung Garten- und Landschaftsbau. Arbeitseinsätze empfand er nicht als Ein- ten. Die Leidenschaft für ihre Arbeit in Bereits im LIFT hat er seine spätere schränkung. Die lockeren Stundenpläne der Papeterie geht so weit, dass sie, trotz Lehrfirma Lorandi Gartengestaltung ken- der Schule liessen ihm genug Erholungs- einer nach einem Misstritt gebrochenen nengelernt. Es war sein erster Wochenar- zeit. Aktuell bereitet er sich auf die Fahr- Zehe, eine Kundin weiterbediente, ohne beitsplatz. Später folgten Einsätze als prüfung vor, damit er seinem Arbeitgeber mit der Wimper zu zucken. Hauswart in der Schulanlage Oberaach, auch als Chauffeur zur Verfügung steht. Im LIFT arbeitete sie während acht Mo- als Gärtner bei Morgenthaler Gartenbau naten bei der Schreinerei Warger. Sie war in Schocherswil und schliesslich im Werk- «LIFT ist ein gutes Projekt. Jonas geht sehr gerne arbeiten. Zuerst bei Kläsi Fahrzeug- bau, jetzt bei der STRABAG. Es tut ihm richtig gut, er kann mit anpacken und lernt auch viele Fachbegriffe, die zur Arbeit gehören. Er geht sogar in den Ferien arbeiten. Für einen Schüler der Kleinklasse ist es eine besondere Chance zu zeigen, was in ihm steckt. So können Vorurteile abgebaut werden. Mein Sohn hat sehr an Selbstsicherheit gewonnen.» Raphael Benz, Vater 6
Das prägende Gesicht des Amriswiler LIFT-Programms aufgezeichnet und fotografiert von Manuel Nagel Katharina Michel-Nüssli ist mass- geblich für den Erfolg des LIFT-Pro- gramms in Amriswil verantwortlich. Ein Porträt der 57-Jährigen. Zu Beginn sei es schwierig gewesen, das LIFT-Projekt zu erklären, gesteht Katha- rina Michel. «Heute kann ich das in vier, fünf Sätzen», sagt sie. Damals, im August 2010, kannte sie zwar die Theorie, hatte jedoch noch keine Erfahrung damit. Das Projekt machte seither eine Entwicklung durch und ist heute ein etabliertes Programm der VSG Amriswil-Hefenhofen- Sommeri. «Zu Beginn hatten die Jugend- lichen nicht dasselbe Profil wie heute», sagt Michel. In einer ersten Phase habe man eher die Verhaltensauffälligen aus- gewählt – und hätte das gute Projekt so beinahe kaputtgemacht, erinnert sich Michel. Heute nehme man eher zurück- haltende Jugendliche. Auch Michels eigenes Berufsprofil hat Katharina Michel-Nüssli auf dem Areal der Sekundarschule Grenzstrasse, wo sich auch sich im Laufe ihrer Karriere stark gewan- ihr Arbeitsplatz befindet. delt. Als Katharina Nüssli wuchs sie im fühl wie im Hamsterrad gewesen, aus Tösstal auf und besuchte die Kantons- schule. «Ich war eher eine Exotin», sagt Die zweieinhalb Jahre im dem sie um die Jahrtausendwende aus- brechen und sich neu orientieren wollte. sie, denn im Gegensatz zu den meisten LIFT gaben Ennio (unse- ihrer Klasse hatten ihre Eltern keinen aka- rem Sohn) einen realen Nun hat Katharina Michel den Job, demischen Hintergrund. «Auch deshalb den sie liebt war mir diese andere Arbeitswelt nie Einblick ins Berufsleben. So begann sie 2001 die Ausbildung zur fremd.» Die Begleitung durch Frau Lerntherapeutin. Wie ein «Befreiungs- Dennoch studiert sie, besucht das Pri- schlag» sei das gewesen. «Ich bin froh, marlehrerseminar in Zürich-Oerlikon und »ichel (die LIFT-Betreu- hatte ich den Mut», sagt Michel. Doch im schliesst dieses 1986 ab. Nach einigen ungsperson) ist für seine eher ländlich geprägten Oberthurgau sei Stellvertretungen tritt sie 1987 ihre erste zurückhaltende und in die Lerntherapie zu Beginn noch nicht be- Stelle an. Sie kehrt ins Tösstal zurück und kannt gewesen. «Ich brauchte einen lan- in ihrer Klasse sind viele Kinder aus einfa- sich gekehrte Art von be- gen Schnauf», sagt die kürzlich 57-jährig chen Verhältnissen, von Bauern sowie sonderer Bedeutung. An- gewordene Pädagogin. Sie lernte Beharr- Wald- und Fabrikarbeitern. Zu der Zeit ders als in einer lichkeit und leistete viel Aufklärungsar- lernt sie auch ihren Mann kennen, der beit. All das komme ihr nun auch im nach der Schreinerlehre aus dem Ober- Schnupperlehre hat er hier LIFT-Programm zugute. Und noch etwas thurgau ins Tösstal kam. Die beiden hei- njmlich mehr Peit, sich habe sie in jener Zeit gelernt, was auch raten, gehen vier Monate auf Reisen in auf die verantwortlichen bei LIFT nötig sei: «Ich brauche Vernet- Südamerika und nach ihrer Rückkehr auf zung.» Stellensuche – und landen so 1993 in Mersonen und seine Ar- Nun hat Michel den Job, den sie liebt. Dozwil, als Katharina Michel mit dem ers- beitsumgebung einzustel- Mit der Zeit sei ein Päckchen entstanden, ten Kind schwanger ist. das für sie stimmt. «Ich habe mich immer Auch heute noch verrät Michels Dia- len. Erst so gelingt es ihm, mehr für Einzelschicksale interessiert, für lekt ihre Herkunft. Das sei zu Beginn im mehr aus sich herauszu- jene, die nicht so geradeaus laufen», sagt Oberthurgau nicht einfach gewesen, das kommen und sich zu ver- sie. Deshalb nahm sie mit der Zeit auch liess man die junge Mutter spüren. Ei- immer mehr Jobs an, bei denen sie mit gentlich wollte sich das Ehepaar Beruf bessern. kleinen Gruppen arbeiten und sich um und Familie aufteilen, doch sei sie oft bei Seither ist er kommunika- jene kümmern konnte, die durch die Ma- der Stellensuche gefragt worden, wer tiver und selbstsicherer ge- schen fielen. So war es ein Glücksfall, als denn nach ihrem Kind schaue, wenn sie die Leitung für LIFT vor zehn Jahren un- arbeite. worden und auch ein verhofft frei wurde, weil die designierte Es folgten Stellvertretungen und auch wenig stolz darauf, bereits Person noch vor dem Projektstart eine an- einzelne Jobsharings. «Ich habe einen Zetzt einen Job« zu dere Stelle antrat. Sie habe sich da gesagt: guten Job als Primarlehrerin gemacht», «Das ist meine Chance, die packe ich.» Ein sagt Katharina Michel rückblickend. «Aber haben.« Glücksfall für Katharina Michel – und fürs mit der Zeit merkte ich, dass es mir dabei Liliane Gut Ricciardella, LIFT-Programm in Amriswil. nicht immer gut ging, dass ich nicht mehr Mutter so zufrieden war», sagt sie. Es sei ein Ge- 7
«Ich finde es wichtig, dass die Jugend- «Warum wollte ich beim LIFT-Programm lichen in die Arbeitswelt eintauchen mitmachen? Ich wollte verschiedene können. Sie haben dadurch die Berufe kennenlernen. Bis jetzt habe ich Möglichkeit, sich eine Vorstellung zu zwei Berufe kennengelernt (Kinderbetreu- machen, wie ihre Zukunft aussieht. ung und Fachfrau Gesundheit). Ich bin sehr Es ist eine Gelegenheit, sich auf das glücklich, dass ich jeden Berufsleben vorzubereiten. Dazu Mittwoch arbeiten kann. Ich gehe lieber ar- leisten wir gerne einen Beitrag.» Oliver Michel, e-team elektro ag beiten als zu Hause zu bleiben. Ich habe als Kinderbetreuerin gearbeitet und gemerkt, «Es gibt keine grössere Demütigung für einen Jugendlichen als dass dies nicht mein Beruf ist. Darum wollte das Gefühl, er werde nicht gebraucht.» ich beim LIFT-Programm mitmachen, um zu (Rudolf Strahm) schauen, was für ein Beruf zu mir passt. Ich «Grundsätzlich finden wir das LIFT- würde allen empfehlen, beim LIFT-Pro- Programm ein sehr gutes Angebot. Es gramm mitzumachen.» gibt den Schülern sowie den Eltern Ushamini Uthayakumar, Schülerin Orientierung und Sicherheit. Die Begleitung von Schülern und «Die Tagesschule Nostra arbeitet schon Schülerinnen, für die der Weg zur Berufsfindung nicht immer ganz ein- lange mit dem LIFT-Projekt zusammen. fach ist, ist immer ein sehr anspruchs- Die Möglichkeit, den Schülerinnen und voller Prozess. Schülern einen Einblick in die Tagesschule Vor allem auch dann, wenn der Weg Nostra zu ermöglichen, sehen wir als wichtige der Berufsfindung von Zweifeln und Unterstützung für den Einstieg in die Berufs- Unsicherheit geprägt ist. So sind auch wahl. Die Entwicklung zu unterstützen und zu wir vom Heimetli happy, dass die begleiten ist spannend. Die Kinder in der Tages- Schule uns diesen Weg der Partizipa- schule Nostra freuen sich jeweils über die Schüle- tion anbietet und wir somit gemeinsam rin oder den Schüler, welche(r) jeweils am tragfähige Lösungen für die Kids Mittwochnachmittag in der Tagesschule mit- erarbeiten können, die sie in eine positive Zukunft führen.» wirkt. Danke für die gute Roland Frey, Zusammenarbeit.» Sozialpädagoge, Heimetli Sommeri Janine Klingenstein, Tagesschule Nostra Erfolgsstatistik des LIFT-Programmes der VSG Amriswil-Hefenhofen-Sommeri Total LIFT-Schülerinnen und Schüler Wochen- Schulabgänger Egelmoos und Grenzstrasse arbeitsplätze Brückenan- Gewerbe- 1. Sek. 2. Sek. 3. Sek. EFZ EBA Praktikum Rest gebot betriebe 2010/11 5 2011/12 8 5 2012/13 11 8 5 1 1 1 2 35 2013/14 11 12 8 1 1 1 1 4 2014/15 11 10 12 9 2 1 2015/16 16 11 8 1 5 2 2016/17 10 15 7 1 5 1 2017/18 14 8 15 4 6 1 4 2018/19 12 12 8 1 3 4 2019/20 7 13 13 5 4 4 2020/21 11 7 13 3 3 2 3 2 55 8
Aktuelles Beispiel: Wochenarbeitsplatz bei Stadler Rail aufgezeichnet von Katharina Michel, Fotos: Marina Kretz (inkl. Titelseite) Zwischen den hohen Regalen wirken sie beide klein, der Amriswiler LIFT-Schüler Fatlind Spahija und sein Betreuer Arlind Dzemaili. Mit ruhiger, klarer Stimme gibt der Arbeiter Anweisungen. Der Jugendli- che ist mit einem digitalen Lesegerät aus- gerüstet. Er scannt Etiketten, nimmt Waren aus Holzkisten, legt sie in die Ge- stelle. Von aussen ist schwer zu erkennen, welches Ordnungssystem in der grossen Halle herrscht. Respekt für den Sekundar- schüler, der sich schon recht selbstständig bewegt, Respekt für den Angestellten, der den vollständigen Überblick hat und stets weiss, was als Nächstes zu tun ist. Der Praxisbildner war selber ein LIFT-Schüler Im Gespräch verrät Arlind ein paar Statio- nen aus seiner bisherigen Laufbahn. An- gefangen hat er als LIFT-Schüler der ersten Stunde. Bei Stadler Rail fand er einen Wochenarbeitsplatz bei den Logis- tikern, ein Beruf, von dem er vorher noch nie etwas gehört hatte. Am Anfang hatte er ab und zu den «Anschiss», weil er seine Freizeit am Mittwochnachmittag opfern musste. Zusätzlich zur Arbeitszeit kam der Weg nach Bussnang, den er damals mit der Bahn zurücklegte. Aber bei der Arbeit war es ihm nie langweilig, er wurde auch sehr gut angeleitet. Durch seine Leistung «Früher war ich auch so» konnte er die Mitarbeiter überzeugen, Neben seiner üblichen Arbeit als Logisti- und so ergatterte er einen der begehrten ker instruiert er als Praxisbildner Lehr- Ausbildungsplätze beim bekannten Schie- linge und ist verantwortlich für den nenfahrzeughersteller. LIFT-Schüler. Er dokumentiert die Arbeit Rückblickend bezeichnet Arlind die und gibt ihm Aufgaben. Als Erstes muss Lehre als seine schwierigste Zeit. Das be- der Schüler jeweils «Ämtli» erledigen, standene QV und die bald darauf gemeis- zum Beispiel Karton nachfüllen oder put- terte Fahrprüfung waren für ihn wie ein zen. Arlind findet seine Rolle spannend. Befreiungsschlag. Zum Glück funktio- Er erinnert sich, dass er früher genauso nierte der Ausbildungsbetrieb wie im neugierig und interessiert war wie Fat- Lehrbuch. Die Übereinstimmung des Schul- lind. Der Praxisbildner Arlind Dzemaili war frü- wissens mit der Praxis erleichterte es Ar- Es sei wichtig, sich in diesem jungen her selber einmal ein LIFT-Schüler. lind, aus der aktiven Tätigkeit die Theorie Alter schon Gedanken über den zukünf- verstehen zu lernen. Er strengte sich an, tigen Job zu machen. Wer wirklich will, Vorbild für Fatlind, der auf eigenen um das gesetzte Ziel zu erreichen. Heute dem soll man eine Chance geben. Als Ge- Wunsch seinen Einsatz bei Stadler verlän- kann er zu Recht stolz darauf sein, dass er genleistung gelte es, eine angefangene gert hat. es schaffte. Sache durchzuziehen. Ein überzeugendes 9
Wochenarbeitsplätze WAP Amriswil und Umgebung Stand: 28.08.2021 2-Rad-Service Berger Untere Bahnhofstrasse 9 8580 Amriswil APZ Amriswil Heimstrasse 15 8580 Amriswil «Der erste Eindruck kann ARIA Lüftungstechnik Fischenhölzlistrasse 14 8580 Amriswil Autospritzwerk Kreuzlingerstrasse 30a 8580 Amriswil täuschen. Schon mehr als Bildungsstätte Sommeri Unterdorf 6 8580 Sommeri einmal dachte ich mir: Bootsbau Stefan Längimoosstrasse 1 8595 Altnau Bösch AG Schreinerei Sommeristrasse 41 8580 Amriswil ‘Uiii, was kann ich mit Chinderhuus Sunnehof Sonnenhofstrasse 2 8590 Romanshorn dem anfangen?’ Dann Coiffure Isabella Bahnhofstrasse 13 8580 Amriswil EKidZ Bahnhofstrasse 46c 8580 Amriswil schenkt man dem jungen Elektro Etter AG Tellstrasse 10 8580 Amriswil Mann Vertrauen, drückt Ernst Fischer AG Stahl-/Metallbau Hofstrasse 38 8590 Romanshorn ihm eine Maschine in die e-Team Kreuzlingerstrasse 132b 8587 Oberaach Fässlersalate GmbH Hotterdingerstrasse 25 8590 Romanshorn Hand und schon blüht fleurs du coeur Bahnhofstrasse 41a 8580 Amriswil der eine oder andere Friedli's Hofladen Hauptstrasse 12 8581 Schocherswil Garage Eberle Sonnental 3 9313 Muolen richtiggehend auf. Garten und Haus Dozwilerstrasse 10 8580 Hefenhofen Vielfach fehlt auch das Giselbrecht Malergeschäft Neumühlestrasse 1 8580 Amriswil Gsell Motorgeräte AG Schrofenstrasse 22 8580 Amriswil Wissen im Umgang mit Hairdesign Simone Himmelberger Weinfelderstrasse 40 8580 Amriswil Arbeitgebern. Hier kön- Hauswartung Stadt Amriswil Arbonerstrasse 2 8580 Amriswil nen wir mit Tipps unter- Hof Regaboga Hagenbuchen 8 9315 Neukirch-Egnach Hofladen Seidenhof Seidenhof 2 8594 Güttingen stützend unter die Arme Hotel und Restaurant Seemöwe Hauptstrasse 54 8594 Güttingen greifen. Wenn ich heute House of Beauty City Bahnhofstrasse 32 8580 Amriswil Interstein Märstetten Frauenfelderstrasse 1 8560 Märstetten manchmal einem ehema- Käserei Haldner Hauptstrasse 39 8580 Sommeri ligen ‘Liftler’ begegne, Kath. Kirche Amriswil Alleestrasse 17 8580 Amriswil Kinderhaus Floh Biberacherweg 2 8580 Amriswil haben die meisten den Kinderkrippe Finkäzimmer Amriswilerstrasse 11 9315 Neukirch-Egnach Einstieg ins Berufsleben KITA Spielchischte Hohenalber 5 8572 Berg TG erfolgreich gemeistert.» Kläsi Fahrzeugbau + Spritzwerk Im Vorland 1 8580 Amriswil Roland Zürcher, Landi Markt Aachtal AG Schrofenstrasse 20 8580 Amriswil Arbeitgeber Landwirt Amriswilerstrasse 44 8580 Brüschwil Lorandi & Co. Gartengestaltung Unt. Bahnhofstrasse 31 8580 Amriswil Löwen Sommeri Hauptstrasse 23 8580 Sommeri Wir danken dem Gewerbeverein Migros Hubzelg Bahnhofstrasse 54 A 8590 Romanshorn Amriswil für die finanzielle Migros SportXX Kirchstrasse 11 8580 Amriswil Unterstützung dieser Migros-Supermarkt Kirchstrasse 8 8580 Amriswil LIFT-Jubiläumsbroschüre. Montagen und Carrosserie Sommeristrasse 4 8580 Amriswil Morgenthaler Gartenbau Grünau 8581 Schocherswil Muldenzentrale OTG AG Buchenhölzlistrasse 6 8580 Amriswil REGIO ENERGIE AMRISWIL Egelmoosstrasse 1 8580 Amriswil «Mit dem Projekt LIFT Restaurant Schloss Hagenwil Schloss-Strasse 1 8580 Hagenwil haben wir beste Erfah- Schwimmbad Amriswil Underdorf 17 8580 Biessenhofen rungen gemacht. Das Stadler Bussnang AG Ernst-Stadler-Strasse 1 9565 Bussnang Stadt Amriswil c/o YOYO Arbonerstrasse 2 8580 Amriswil Zusammenarbeiten mit STRABAG Weinfelderstrasse 116 8580 Amriswil den motivierten Jugend- Swisscom Shop Tagesschule Nostra Weinfelderstrasse 74 Nordstrasse 22 8580 Amriswil 8580 Amriswil lichen ist interessant VSCI-Carrosserie Claudio Nicoli Neumühlestrasse 9 8580 Amriswil und macht stets Freude. VSG A-H-S Bibliothek Untere Grenzstrasse 13 8580 Amriswil Innerhalb von wenigen VSG A-H-S Hauswart VSG A-H-S Hauswart Schulstrasse 10b Schocherswilerstrasse 4 8587 Oberaach 8580 Amriswil Wochen entwickelt sich VSG A-H-S Hauswart Lohstrasse 18 8580 Amriswil aus einem zurückhalten- VSG A-H-S Kindergarten Egelmoosstrasse 20 8580 Amriswil den und unsicheren ein Warger Schreinerei Wäscherei Bodensee Kreuzlingerstrasse 37 Seestrasse 1 8580 Amriswil 8596 Münsterlingen selbstbewusster und zu- Werkhof Amriswil St.Gallerstrasse 11a 8580 Amriswil verlässiger Mensch.» Wohnheim Sonnenrain Hohentannerstrasse 2 8588 Zihlschlacht Philipp Koller, Zürcher Aquatech AG Schützenstrasse 3 8580 Sommeri Warger Schreinerei AG Zweifel Metall AG Fuchsbühlstrasse 8 8580 Amriswil 10
Berufliche Orientierung an der Sekundarschule Amriswil zusammengefasst von Hans-Ulich Giger, Fotos: Archiv 1. LIFT-Jahr 2010 Unsere Leitsätze betrieb zu schnuppern. Wenn immer möglich werden die 1. Kein Kind wird fallen gelassen Jugendlichen an ihrem Schnupperplatz durch ihre Klassenlehr- 2. Alle Schulabgänger haben eine weiterführende Lösung person besucht. (Berufsbildung, schulische Anschlusslösung) Professionelles Coaching durch Berufswahlcoaches Berührungspunkte Schule – Gewerbe An der Sekundarschule haben einzelne Lehrpersonen den Zer- • Schnupperlehren tifikatslehrgang (CAS) «Berufswahlcoach» erfolgreich abge- • Berufsinformations-Nachmittage schlossen. Das Coaching ist als unterstützendes und ergänzendes • Handwerkerwoche Angebot zu den bereits bestehenden Leistungen bezüglich An- • Arbeitseinsätze, Praktikas schlusslösung nach der Schulzeit zu verstehen. Für die Lehrper- • LIFT-Programm sonen soll das Coaching eine Entlastung sein, für die Jugendlichen und ihre Eltern ein freiwilliges Unterstützungsan- Handwerkerwoche gebot der Sekundarschule Amriswil. Viele Schülerinnen und Schüler aus den E-Klassen suchen ihre berufliche Zukunft über den Besuch einer Maturitäts- oder Fach- Jobcoaching Brückenbauer mittelschule/Handelsschule. Andere entschliessen sich für eine Wenn alle Anstrengungen nicht zum Erfolg geführt haben, wer- Ausbildung im kaufmännischen Bereich. Eine handwerkliche den im Jobcoaching Brückenbauer Jugendliche ohne weiterfüh- Lehre ziehen die meisten gar nicht in Betracht. Aber gerade der rende Lösung nach Schulabschluss durch einen externen Coach Weg über eine handwerkliche Berufslehre mit Berufsmaturitäts- begleitet. Ebenfalls unterstützt werden Jugendliche, welche abschluss eröffnet vielfältige Möglichkeiten. Unser duales Bil- ihre Lehre abgebrochen haben. Das Projekt Brückenbauer wird dungssystem hat sich als Konzept bestens bewährt und es zu 100% von der Stadt Amriswil finanziert und ist bei der Fach- besteht eine Vielzahl an Optionen an Berufsfachschulen, Fach- stelle für offene Jugendarbeit YOYO angesiedelt. hochschulen, Passerellenangeboten usw. Berufsleute mit prak- tischem Hintergrund und Fachhochschulstudium sind oft Stellwerk Zwischen dem 1. Februar und dem 30. April der zweiten Sekun- darklasse machen alle Schülerinnen und Schüler eine obligato- rische webbasierte, individuelle Standortbestimmung – genannt Stellwerk. Die Ergebnisse von Stellwerk sind Bestandteil des Be- werbungsdossiers und dokumentieren in einer Aussensicht die Stärken der Jugendlichen und unterstützen den Berufswahlpro- zess. Berufsmesse Die alljährlich stattfindende Thurgauer Berufsmesse in Weinfel- den wird von allen ersten und zweiten Klassen obligatorisch be- sucht. Für die dritten Klassen ist der Besuch im Ermessen der Klassenlehrperson. gefragter als jene Bewerber, welche eine rein akademische Bil- dung vorweisen können. Um diesen Schülerinnen und Schülern das Handwerk näherzubringen, hat der Gewerbeverein zusam- men mit der Schule 2013 die sogenannte «Handwerkerwoche» geschaffen. Uns ist es ein Anliegen, geeigneten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu bieten, handwerkliche Berufe und die damit verbundenen Zukunftschancen kennenzulernen. Berufsinformations-Nachmittage In Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein Amriswil finden im ersten Semester der zweiten Sekundarklasse zwei Berufsinfor- mations-Nachmittage statt. Das vielfältige Angebot wird vom Gewerbeverein Amriswil vorbereitet und den Klassenlehrperso- nen rechtzeitig zugestellt, damit die Schülerinnen und Schüler ihre individuelle Wahl treffen können. Die Lernenden haben dabei die Möglichkeit, vor Ort einen Einblick in vier verschiedene Berufe zu bekommen. Schnupperlehren Im vierten und im fünften Semester (2./3. Sek.) erhalten die Schülerinnen und Schüler der Stammklassen G im Rahmen einer Sonderwoche die Gelegenheit eine ganze Woche in einem Lehr- 11
Was ist «LIFT»? Podcasts zum Thema: LIFT- Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten von ihren Erfahrungen. LIFT ist eine Abkürzung und bedeutet «Leistungsfähig dank in- dividueller Förderung und praktischer Tätigkeit». Pro Jahrgang «Bei den Schülerinnen und Schü- werden in Amriswil zehn bis zwölf Schülerinnen und Schüler von ihren Klassenlehrpersonen für das Programm angefragt. Wer lern, die von meiner Klasse das sich für eine Teilnahme entschieden hat, ist in der Regel ab der LIFT-Programm besuchten, 7. Klasse bis zum Erhalt eines Lehrvertrags oder einer anderen Anschlusslösung dabei. In wöchentlich stattfindenden Modul- stellte ich in den zwei Jahren einen kursen liegt der Fokus in der Förderung der überfachlichen grossen Entwicklungsschritt fest. Kompetenzen, welche bekanntlich in der heutigen Arbeitswelt Durch den Arbeitsplatz erhielten sie eine zentrale Rolle spielen. In Kleingruppen werden die Jugend- lichen auf ihre Einsätze am Wochenarbeitsplatz vorbereitet und bei guter Arbeitshaltung von den anschliessend werden die gemachten Erfahrungen ausge- Arbeitgebern gute Rückmeldungen, tauscht. die ihr Selbstvertrauen stärkten. Dies Mittlerweile stehen uns über 60 Wochenarbeitsplätze zur Auswahl. Diese erfreulich hohe Zahl ist ein Beweis dafür, dass wirkte sich positiv in der Schule und das Gewerbe dem LIFT-Programm äusserst positiv gegenüber- auch in Schnupperlehren aus.» steht. Urs Cathomen, Lehrperson In diesen Firmen arbeiten die Jugendlichen in regelmässigen Einsätzen während zwei bis vier Stunden pro Woche. Über meh- rere Monate sammeln sie in ihrer Freizeit wertvolle Erfahrungen in der realen Arbeitswelt, und weil sie dabei eine Leistung er- bringen, erhalten sie einen kleinen Lohn. Während der Sekun- darschulzeit können bis zu vier verschiedene Berufsfelder kennengelernt werden. Verbreitung von LIFT Per 31.12.2020 verzeichnete LIFT Schweiz landesweit 310 Stand- orte. Im Thurgau machen 25 Schulen mit. «Frau Michel bat mich, Ihnen meine Erfahrungen bezüglich des LIFT- Programms zu schildern. Wir haben durchwegs gute Erfahrungen mit dem LIFT-Programm gemacht. Die guten Zeugnisse, die mein Sohn von den je- «Bei der Anfrage von Projekt LIFT haben wir weiligen LIFT-Arbeitgebern erhielt, uns schnell entschieden, daran teilzuneh- halfen ihm immens, einen Ausbil- men und das Projekt zu unterstützen. Als dungsplatz zu finden. Er hatte durch Unternehmen, in dem viele handwerkliche die Zeugnisse ausbessern können, was Tätigkeiten gefordert sind, wie bei Werk- er durch die Schule an Minuspunkten stattarbeiten mit der Herstellung von hatte. Meine Tochter fand die Unter- Lüftungsteilen aus Blech sowie bei Monta- stützung bezüglich Berufswahl gut, gearbeiten auf den Baustellen, sind wir auch in Bezug auf die Findung eines auch in Zukunft auf fähige Mitarbeiter an- geeigneten Platzes und der Machbar- gewiesen. So ist das Projekt Lift eine opti- keit, welche durch die Jugendlichen male Möglichkeit, den Jugendlichen die selbst als auch durch das LIFT einge- Berufswelt 1:1 zu vermitteln und erste schätzt wurde. Das Interesse und die konkrete Erfahrungen sammeln zu lassen. Freude an der Arbeit wurden ebenfalls Darum leisten wir unseren Beitrag sehr berücksichtigt.» gerne mit einem Wochenarbeitsplatz.» Josephine Bütikofer, Mutter Karl Schütz, ARIA Lüftungstechnik AG Impressum: Herausgegeben von der Volksschulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri. Auflage: 8500 Exemplare. Verantwortlich: Hans-Ulrich Giger
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