Sehnsuchtsort & Wirtschafts-faktor - Bioboom
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BIOBOOM.DE W I N T E R 2021 | G R AT I S DAS MAGAZIN FÜR KOPF UND BAUCH Der Wald Sehnsuchtsort & Wirtschafts- faktor GEWINNEN KO C H B Ü C H E R Karma • Food Zuckerfrei - Meine • Weihnachtsbäckerei Zucker Geliebter Feind Ortstermin Oh, (Bio-) Seife & Duschgel im Stück Tannenbaum! Fest gemacht
Inhalt 4 Einstieg 6 Thema Wald Sehnsuchtsort und Wirtschaftsfaktor Von Weihnachtsbäumen und anderem Konsum 12 Ortstermin Oh, (Bio-)Tannenbaum! Besuch beim Bio-Weihnachtsbaum-Anbauer Was das Weihnachtsfest angeht, bin ich Traditionalistin: Ich liebe es, einen richtigen, echten Tannenbaum mit all dem Krimskrams zu behängen, den wir über die Jahre ge- erbt, gebastelt und angesammelt haben. Vor einigen Jahren 18 Kochen → GEWINNEN erwarben wir ein echtes Prachtstück von Baum: Perfekt »Karma Food ayurvedisch – in der Proportion, komplett symmetrisch. Bloß leider: Er vegetarisch – vegan« stank abartig. Und zwar nach Chemie. Seitdem kaufen wir → Soja Rosinen Keema Bio-Weihnachtsbäume. Nun kann man sicherlich darüber diskutieren, ob das sein 20 Kochen → GEWINNEN muss. Allerdings wachsen nicht nur Tannen, sondern die Bewusst(er) genießen zur Weihnachtszeit Mehrzahl der Bäume in deutschen Wäldern, um letzten »Zuckerfrei – Meine Weihnachtsbäckerei« Endes gefällt und verarbeitet zu werden. Der Wald ist → Sesam Konfekt ein Wirtschaftsfaktor, mehr noch als er Sehnsuchts- und Erholungsort ist (ich sage nur: Waldbaden). Es ist zweifellos gut, wenn wir uns von fossilen Rohstoffen, und damit auch 22 Grüner Weihnachtsmarkt I von den immer noch allgegenwärtigen Plastikverpackungen, verabschieden. Aber gleichzeitig, da müssen wir uns nichts vormachen, entsteht dadurch auch eine riesige Nachfrage 24 Mehr Wissen nach nachwachsenden Rohstoffen wie Holz und damit welt- Zucker weit enormer Druck auf die Öko-Systeme. Birgit Schuma- Geliebter Feind cher hat sich das Spannungsverhältnis genauer angeschaut. Und für jahreszeitliches Flair hat Kristin Kasten einen Weih- nachtsbaum-Anbauer in Sachsen besucht. 28 Grüner Weihnachtsmarkt II Weniger Plastikverpackung, weniger Füllstoff und das bei besten Eigenschaften: Die klassische Stückseife erlebt derzeit ein – wie ich finde hochverdientes – Comeback. Der 30 Update Naturkosmetik Trend sorgt auch dafür, dass das Duschgel immer häufiger Seife und Duschgel im Stück zum Duschstück wird. Und last, not least werfen wir einen Fest gemacht Blick auf das Thema Zucker: Ein Lebensmittel, das geliebt und gehasst wird wie kaum ein anderes. Das Bioboom-Team wünscht Euch viel Spaß beim Lesen 34 Gelesen, gesehen, gehört und eine schöne Weihnachtszeit! Herzlichst 37 Bio-Klassiker Superfood damals und heute Das Amaranth Früchte Müsli von Allos 38 Leser:innenbriefe 39 Impressum/Vorschau E d i t or i a l bioboom.de 3
Dem deutschen Wald geht es nicht gut. Der Klimawandel setzt ihm zu, das ist fast allüberall schon mit bloßem Auge zu erkennen: Großflächig sind die Fichten abgestorben, Baumkronen werden lichter. Der Wald verändert sich und wird das auch weiter tun. Aber in welche Richtung? Darü- ber wird viel diskutiert. Übrigens: Eine nachhaltigere Wald- nutzung hätte auch Konsequenzen für unseren Alltag. D ie Vögel zwitschern, die Blätter rau- schen. Die Luft ist klar und kühl, hier und da blitzt die Sonne durch die Bäume. es sogar mehr als 40 Prozent sind. Nur we- nig Waldfläche gibt es in Schleswig-Hol- stein, Bremen und Hamburg. Und obwohl Es riecht aromatisch nach Erde, Moos und wir gerne von »unseren Wäldern« reden, Laub, der Boden ist weich und lässt die die es zu schützen gelte, sieht das in der Schritte federn: Im Wald spazieren zu ge- Realität ganz anders aus: Fast die Hälfte hen, tut Körper und Geist gleichermaßen der Flächen (48 Prozent) befindet sich in gut: Der Blutdruck fährt runter, Stress fällt Privatbesitz. 33 Prozent sind Staatswald, ab. Der Mensch kommt zur Ruhe, schaltet gehören also den Ländern oder dem Bund. ein paar Gänge runter – entschleunigen Die restlichen 19 Prozent sind Eigentum nennt sich das heute. Vorbei die Zeiten, von Kommunen oder Kirchen, sie werden in denen der Wald als finster und gefähr- als Körperschaftswald bezeichnet. lich galt, als unheimlicher Ort, an dem sich wilde Tiere, Räuber, Hexen und Fabel- Aber immerhin: Der Wald steht prinzipiell sind also sozusagen Urwälder, in denen wesen verbergen. Heute ist der Wald ein allen offen. Das regelt Paragraph 14 des Menschen nicht eingreifen. Das klingt Sehnsuchtsort geworden, an dem man sich Bundeswaldgesetzes: »Das Betreten des nach einer Menge, tatsächlich sind es aber der Natur nahe fühlen kann. Waldes zum Zwecke der Erholung ist gestat- nur 3,1 Prozent der Gesamtfläche. Die be- tet« – allerdings auf eigene Gefahr. Wan- reits 2007 von der Bundesregierung be- Offen für alle dern, Pilze sammeln, Bäume umarmen oder schlossene »Nationale Strategie zur biolo- den Stimmen der Natur lauschen: Zum gischen Vielfalt« sah vor, dass es im Jahr Angesichts der neuen Liebe zum Wald ist Glück vieler ist das alles überall erlaubt. 2020 fünf Prozent sein sollten: Ein Ziel, es natürlich nicht schlecht, dass Deutsch- das klar verfehlt wurde. Und es sieht auch land mit rund 11,4 Millionen Hektar Wald Wald ohne Idylle nicht danach aus, als ob sich das bald än- zu den waldreichen Ländern der Europäi- dern würde. Und das, obwohl sogar so- schen Union gehört. Insgesamt ist etwa Doch ganz so idyllisch, wie es manch- genannte »waldfähige Standorte«, die der ein Drittel des gesamten Landes mit Wald mal anmutet, ist der Wald nicht. 355.000 Natur überlassen werden, zum Beispiel bedeckt. Besonders waldreich sind Hes- Hektar des deutschen Waldes gelten als ehemalige Truppenübungsplätze, in die sen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, wo »Waldfläche mit natürlicher Entwicklung«, Zahlen mit eingerechnet werden. ↘ The m a bioboom.de 7
PICEA ABIES Fichte Rohstoff Holz Rückzugs- und Erholungsort für Naturliebha- ber:innen oder gar Pflanzen und Tiere zu sein: Das ist, wenn es um Wald geht, eher ein Neben- effekt. Wald ist vor allem ein Wirtschaftsfaktor. Kaum ein Rohstoff ist so vielseitig einsetzbar wie Holz: als Baumaterial für Dachstühle, den Carport oder das Schrebergartenhäuschen, für Zäune, Parkettfußboden oder Möbelstücke, ver- arbeitet zu Papier oder Pappe und nicht zuletzt als Scheite, Hackschnitzel oder Pellets zum Hei- zen. Der Trend zu nachwachsenden Rohstof- fen verstärkt die Nachfrage. Jedes Jahr werden große Mengen an Bäumen gefällt und weiter- verarbeitet. Zwischen 50 und 60 Millionen Ku- bikmeter Holz sind es normalerweise pro Jahr, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes verraten. Nachhaltigkeit: Hier kommt’s her Dagegen ist ja auch erst mal nichts einzuwen- den, schließlich ist Holz ein nachwachsender Rohstoff. Der heute allgegenwärtige Begriff »Nachhaltigkeit« stammt sogar aus der Forst- wirtschaft: Er wurde bereits Anfang des 18. Jahrhunderts von Hans Carl von Carlowitz ge- The m a Bioboom Winter 2021 8
prägt. Der war Oberberghauptmann im Erzgebirge und erlebte damals hautnah den Raubbau am Wald für den sächsischen Bergbau. Um den Holzbedarf auch für die Zukunft weiter zu sichern, forderte Carlowitz in seinem Werk »Sylvicultura Oe- conomica« schon 1713, dass Bäume nicht nur gefällt, sondern auch neu angepflanzt werden müssten, d amit es eine »continu- irliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe«. Viel Erfolg hatte seine Warnung vor einer Übernutzung der Wälder nicht: Noch für lange Zeit wurde einfach weiter abgeholzt. ALLENUR VON Stangenforst als leichtes Opfer Heute schreibt sich die Forstwirtschaft in Deutschland den Slogan »Vorausschauend aus Tradition« auf die Fahnen respek- REDEN IMMER tive auf die Webseite. Und sorgt schon aus wirtschaftlichem Eigeninteresse dafür, dass immer genug Holz nachwächst. Al- lerdings wurden jahrzehntelang vor allem Fichten gepflanzt, SCHWARZEN weil die schnell starke Stämme entwickeln und von der Indus- trie gut zu verarbeiten sind. Die beliebten Nadelbäume kamen dabei auch an Standorte, wo sie eigentlich nicht hingehören: ZAHLEN in niedrige Höhenlagen unter 500 Meter beispielsweise oder an sonnenexponierte südliche Hanglagen. Genau das wurde diesen Fichtenwäldern, im Volksmund auch Stangenforst ge- nannt, nun nach den drei sehr trockenen und heißen Som- mern in den Jahren 2018 bis 2020 zum Verhängnis. Die Fichten WIR starben großflächig ab, weil sie als Flachwurzler nicht mehr genug Wasser aus dem Boden ziehen konnten. Der Borkenkä- fer, der sich bei hohen Temperaturen besonders wohl fühlt, tat ein Übriges. Die Schäden waren und sind immer noch SCHREIBEN selbst für Laien mit bloßem Auge zu erkennen. Grau-braun zeichnen sich die vertrockneten Fichten, die noch nicht ent- nommen wurden, von den anderen Bäumen ab. In manchen SOGAR Gegenden, zum Beispiel im Harz, ist das Ausmaß des Kahl- ↘ schlags erschreckend. GRÜNE FAGUS S Y LV A T I C A Rotbuche NACHHALTIGKEIT + WIRTSCHAFTLICHER ERFOLG? Die Rechnung geht auf! SONNENTOR setzt auf Gemeinwohl und macht dabei noch gutes Geld. Wir sind eigentümergeführt und unabhängig von externen Investoren. Unsere Gewinne zahlen wir wieder in unser Unternehmen, die Region sowie nachhaltige Projekte ein – und das zahlt sich für alle aus. www.sonnentor.com/esgehtauchanders The m a bioboom.de 9
Nur noch 21 Prozent der »Ein komplexes Ökosystem« Waldbäume gesund Und so sind wir wieder bei der alten und Aber auch bei anderen Baumarten zeich- immer noch aktuellen Forderung von Hans nen sich deutliche Schäden ab. Der jähr- Carl von Carlowitz nach einer nachhalti- lich erscheinende Waldzustandsbericht gen Waldbewirtschaftung. Die aber muss vermeldete Anfang 2021, dass nur 21 Pro- in Zeiten des Klimawandels mehr berück- zent der untersuchten Bäume noch ohne sichtigen als ausreichende Neuanpflan- Kronenschäden sind. Bei den anderen 79 zungen. Umweltverbände wie der WWF Prozent lassen sich mittlere bis deutli- fordern nichts weniger als einen langfris- che Kronenverlichtungen feststellen – ein tigen Umbau hin zu einem naturverträgli- Alarmzeichen, weil Bäume von oben her chen Laubmischwald mit heimischen Ar- sterben. Also: Der Wald ist in Not. Und ten: »Wir müssen den Wald wieder als ein mit ihm nicht nur Waldbesitzer:innen und komplexes Ökosystem begreifen und nicht als holzverarbeitende Betriebe, deren wirt- reinen Holzlieferanten«, sagt Dr. Susanne schaftliche Grundlage gefährdet ist, son- Winter, selbst Forstwissenschaftlerin und dern wir alle. Programmleiterin Wald beim WWF. »Der Wald braucht einen Teil des Zuwachses für Öko-Wald mit Siegel? Wälder für den Klimaschutz sich selbst, er braucht mehr alte Bäume, mehr wasserspeicherndes Totholz. Deshalb Bislang sind lediglich 12 Prozent der deut- Denn der Wald spielt nicht nur für unsere müssen wir den Begriff der forstwirtschaftli- schen Waldfläche FSC-zertifiziert. Dazu Erholung eine wichtige Rolle, sondern auch chen Nachhaltigkeit neu definieren.« zählen auch die 19 Forste, die zusätzlich fürs Klima. Bäume brauchen CO2 zum das Naturland-Siegel tragen. Als einziger Wachsen und speichern den Kohlenstoff ökologischer Anbauverband vergibt Na- in ihrem Holz. Gleichzeitig produzieren turland schon seit 1995 sein Siegel auch für sie quasi als Abfallprodukt der Photosyn- Waldbetriebe. Das Interesse hält sich bis- these den für alle Lebewesen so w ichtigen lang in Grenzen: Zertifiziert sind vor allem Sauerstoff. Wälder sind damit wichtige Stadtwälder. Gemeinsam kommen sie auf CO2-Senken – aber sie sind es eben nur eine Waldfläche von knapp 56.000 Hektar, dann dauerhaft, wenn mehr Holz nach- das entspricht etwa 0,5 Prozent des deut- wächst als genutzt wird. Und genau hier schen Waldes. Immerhin 68 Prozent der wird es langsam kritisch, warnt das Um- deutschen Waldflächen sind gemäß PEFC weltbundesamt: Die Holzentnahme liege (Programme for the Endorsement of Forest auf einem sehr hohen Niveau. Kämen dann Certification) zertifiziert. Das PEFC-Zerti- noch, wie beispielsweise 2018, Stürme, Tro- fikat ist bislang die Bedingung dafür, staat- ckenheit und Schädlinge dazu, werde mehr liche Zahlungen zu erhalten. PEFC steht Holz aus dem Wald geholt als rechnerisch nach eigenen Angaben ebenfalls für eine netto zugewachsen ist. IPS TYPOGRAPHUS nachhaltigere Bewirtschaftung. Allerdings Fichtenborkenkäfer sind die zu erfüllenden Kriterien deutlich schwächer: Die Siegelvergabe erfolgt auf Basis einer Selbstauskunft, Kontrollen er- Damit Waldbesitzer den Wald naturnä- folgen nur stichprobenartig. her bewirtschaften und trotzdem noch Geld verdienen können, fordert der WWF Heimischer Laubmischwald finanzielle staatliche Unterstützungen im für Artenvielfalt Gegenzug für ökologische Leistungen. Diese sollten im Bundeswaldgesetz be- Wie auch immer das Ziel erreicht wird, für schrieben werden und an die FSC-Zertifi- Susanne Winter ist klar: »Wir brauchen wi- zierung (Forest Stewardship Council) an- derstandsfähigere Wälder, aber dabei muss knüpfen. Zwar gibt es auch am FSC Kritik, der ökologische Anspruch im Vordergrund zum Beispiel weil auch Holz aus Regen stehen.« Sie berichtet, dass viele, vor allem wäldern FSC-zertifiziert werden kann, private Waldbesitzende, in Bäume inves- dennoch: »Trotz mancher Mängel steht das tieren wollten, die mit Trockenperioden FSC-Zertifikat für eine verantwortungsvollere besser klar kommen, zum Beispiel Nord- Waldwirtschaft, so dass oberhalb dieser An- amerikanische Douglasien oder Japanische forderung ein staatliches Förderprogramm an- Lärchen. »Diese Bäume sind bei uns aber setzen könnte«, findet Susanne Winter. nicht heimisch und bieten nicht den richtigen The m a Bioboom Winter 2021 10
Wir bauen öko, weil es in unserer DNA steckt. »WIR MÜSSEN DEN WALD WIEDER ALS EIN KOMPLEXES ÖKOSYSTEM BEGREIFEN UND NICHT ALS REINEN HOLZLIEFER ANTEN.« Lebensraum für unsere Waldpflanzen, -pilze und -tiere.« Der WWF plädiert für heimische Laubmischwälder, bei denen Buchen die Hauptrolle spielen. Denn mit Buchen steige der Grundwasser- spiegel merklich. Die Erklärung für dieses Phänomen ist so simpel wie einleuchtend: Buchen recken ihre Äste V-förmig nach oben. Wenn es regnet, fließt das Wasser so schneller zum Stamm und an dessen glatter Rinde hinunter zum Boden. Und im Winter fällt zusätzlich der Regen durch die nicht mehr be- laubte Krone. Zu schade für Taschentücher Wie könnte, wie sollte der Umbau der Wälder aussehen, da- mit sie ihre Aufgaben erfüllen und dem Klimawandel standhal- ten können? Längst wird gefordert, eine Zukunftskommission Wald einzusetzen, die alle Interessengruppen an einen Tisch bringt und nach einem gemeinsamen Weg sucht. Eines aber ist Gleich informieren unter #HausSchauer auf www.baufritz.de bereits jetzt klar: Wenn es gelingen soll, die ökologischen, öko- nomischen und sozialen Funktionen des Waldes in einen har- monischen Dreiklang zu bringen, werden sich auch die Verbrau- cher:innen umstellen müssen. »Holz ist natürlich ein nachhaltiges Material, aber nur, wenn es zu langlebigen Produkten verarbeitet wird. Viel zu viel Holz wird nur energetisch oder kurzfristig genutzt, zum Beispiel als Brennholz, Papier oder Pappe«, kritisiert Susanne Winter vom WWF. »Warum nicht ein Wischtuch nehmen statt der Küchenrolle, Stoff- statt Papiertaschentücher?« Auch der boo- mende Online-Markt, der riesige Mengen an Verpackungsmate- rial aus Pappe und Papier verschlingt, macht ihr Sorgen. »Dafür ist der Wald viel zu schade.« Es ist also nicht nur die Waldwirt- schaft, die nachhaltiger werden muss. → Birgit Schumacher The m a bioboom.de 11
Oh,(Bio-) Tannenbaum! Kurz vor der Grenze zu Tschechien, am sind, aber auch ein paar Blaufichten. In der Übergang vom Osterzgebirge zur Säch- »Baumschule« wachsen die Bäume drei bis sischen Schweiz, wachsen die Bio-Weih- vier Jahre lang. Erst dann sind sie stabil nachtsbäume von Ingo Mette. Eine der und verwurzelt genug, um auf die große Anbauflächen des 45-jährigen Försters Anbaufläche rausgepflanzt zu werden, die Klingenberg liegt in dem sächsischen Ort Gersdorf. Der nur eine kurze Autofahrt entfernt liegt. Mann in grüner Arbeitshose, brauner Jacke und grau meliertem Bart biegt mit seinem »Am Anfang wurden wir Gersdorf Geländewagen auf einen kleinen Feldweg belächelt« ab und hält an einer baumbewachsenen Wiese an. Ingo Mette zeigt auf zwei große Auf einem Hügel über der Baumschule Holztische, die geschützt in einer klei- versperrt ein Metalltor die Durchfahrt. nen Senke stehen, »das ist unsere Baum- Ingo Mette steigt aus, schließt das Schloss schule«. Hinweisschilder gibt es nicht. Die auf und öffnet das Tor. Das sechs Hektar rund 2.000 zukünftigen Weihnachtsbäume große Gelände war einst ein Wildgatter, dürfen in ihren kleinen schwarzen Pflanz- die Heimat von Hirschen und Muffelwild, Im sächsischen Gersdorf findet kästen in Ruhe wachsen. »In Deutschland bis Ingo Mette es 2006 kaufte. »Das Ge- sich der Bio-Weihnachtsbaum- gibt es nur zwei Bio-Baumschulen, die Jung- lände ist für uns perfekt, weil es komplett hof von Ingo Mette. Im 90 km pflanzen in Bio-Qualität verkaufen. Daher umzäunt und wilddicht ist«, sagt der ge- entfernten Klingenberg gibt es Fotos: Kristin Kasten versuchen wir jetzt selber, Pflanzen anzu- bürtige Niedersachse, der vor vielen Jah- zudem einen Hofverkauf an den ziehen«, sagt Ingo Mette. Die Jungpflan- ren in die Heimat seiner Frau gezogen zwei Adventswochenenden. zen hier sind vor allem Nordmanntannen, ist. Jedes Jahr hat er einen Hektar aufge- die von den Kunden am stärksten gefragt forstet – 5.000 Bäume jährlich. Zunächst O r t s t er m i n Bioboom Winter 2021 12
Alle Jahre wieder schmücken Weihnachtsbäume die heimi schen Wohnzimmer. Doch der Anbau der Bäume kann die Umwelt belasten. Wer des halb lieber einen biozertifi zierten Baum kaufen will, ist zum Beispiel beim sächsischen Bio-Weihnachtsbaum-Anbauer Ingo Mette an der richtigen Adresse. O r t s t er m i n bioboom.de 13
↑ Natürliche Rasenmäher Zwölf Shrop shire-Schafe halten Schäden durch Hitzejahre Jahren riesige Schäden durch die Trockenheit. den Begleitwuchs in Schach. Allein am Gewicht haben wir gemerkt, dass Die Schafe gelten als »kultur Reihe um Reihe wachsen die Weihnachts- die Wasserversorgung alles andere als opti- sicher«, das heißt, sie gehen bäume auf sanften Hügeln. In der Ferne mal war.« Das wasserreiche Jahr 2021 hat weder an die Blaufichten noch kann man den Dresdener Fernsehturm den Bäumen gut getan. »Jetzt haben wir an die Nordmanntannen. und die Kuppel der Frauenkirche sehen – wieder Wasser in den Oberböden drin.« Er ein traumhafter Arbeitsplatz. Ingo Mette greift sich einen Zweig und zeigt die pral- lacht: »Nicht bei Regen und eisigem Wind im len Knospen. »Die sehen ordentlich vital November.« Acht bis zehn Jahre stehen die aus, so wie wir es von früher kennen.« Bäume hier, bis sie die perfekte Größe er- wuchsen konventionelle Bäume auf sei- reicht haben und pünktlich zum Fest ge- Läuse bedrohen nem Grund, heute sind hier alle Bäume schlagen werden. Das Gelände bietet Platz Tannen und Fichten biozertifiziert. »Wir haben den Betrieb im für 30.000 Bäume. Doch nicht alle Plätze Jahr 2015 auf zertifizierten Ökolandbau um- sind belegt. Nur etwa 60 bis 70 Prozent Und dann sind da noch die Läuse. In kon- gestellt«, sagt Ingo Mette, »das bedeutet, schaffen es und stehen am Ende als Weih- ventionellen Betrieben werden sie mit dass wir die gesamte Kette vom Samenkorn nachtsbäume in der Stube. Neben Hagel hocheffektiven Pflanzenschutzmitteln aus- bis zum fertigen Weihnachtsbaum in Bio ma- und Frostschäden sorgen vor allem feh- getrieben. »Aber diese bergen auch große chen.« Am Anfang sei die Skepsis groß ge- lende Niederschläge für Ausfälle. »Bei den Gefahren für Mensch und Tier«, sagt Ingo wesen. »Wir wurden belächelt«, erzählt Jungpflanzen hatten wir in den vergangenen Mette. Auf seinen Flächen setzt er weder Ingo Mette, »den Baum kann man doch nicht essen, war das Kernargument von vie- »Wir sind nicht darauf aus, dass alle len.« Damit hätten die Menschen per se nicht Unrecht. »Aber die positiven Effekte des Ökolandbaus wirken natürlich auch beim Bäume wie aus einem Guss aussehen, sondern setzen auf Indivi dualität und lassen der Anbau von Weihnachtsbäumen. Wir schüt- zen das Grundwasser, unsere Böden und die Artenvielfalt. Damit ist doch alles gesagt.« Natur auch an dieser Stelle Freiraum.« O r t s t er m i n Bioboom Winter 2021 14
chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel noch chemische Düngemittel ein. »Das sind die wesentlichen Parameter, die uns vom konventionellen Anbau unterscheiden.« Es gibt eine Betriebsmittel- liste für den ökologischen Landbau in Deutschland. An diese so- genannte FiBL-Liste hält sich auch Ingo Mette. »Die zeichnen sich allerdings dadurch aus, dass sie im Vergleich zu den konventionel- len Mitteln wenig Wirksamkeit haben«, sagt er und zieht die Schul- tern hilflos hoch. »Es gab schon Jahre, da haben wir die ganze Band- breite der in der FiBL-Liste aufgestellten Produkte nutzen müssen.« Nicht immer mit Erfolg. Vor allem mit der Tannentrieb- und der Sitkafichtenlaus haben die Bäume zu kämpfen. »Die Bäume, die Echter Keksgenuss am stärksten befallen waren, mussten wir rausnehmen und verbren- wie selbst gebacken nen.« Vor der Bio-Zertifizierung hätte er sie spritzen und retten aus der Lüneburger können. Das Betriebsrisiko sei insgesamt viel höher als im kon- Heide! ventionellen Anbau. Warum er sich trotzdem für den Bio-Anbau entschieden hat? »Aus Grundüberzeugung. Ich möchte weder mei- nen Kunden, noch meinen Mitarbeitern oder mir selbst den Umgang mit synthetisch hergestellten Pflanzenschutzmitteln zumuten. Das ist einfach nicht meine Philosophie.« »Wir wollen keine uniformen Bäume« Doch obwohl er viel Erfahrung hat, ist der Anbau von Weih- nachtsbäumen ein Lernprozess – gerade in Zeiten, in denen der Klimawandel das Wetter beeinflusst. »Früher haben wir ein Feld abgeerntet, komplett gemulcht und gefräst. Und dann ein Jahr eine Weihnachten unter Palmen? Die Klassiker der Adventszeit, 100% Dinkel und mit Bioland Butter – ganz ohne Palmöl. O r t s t er m i n bioboom.de 15 bohlsener-muehle.de
Beim Hofverkauf gibt es Glühwein, Kinder- Artenreiches Ökosystem punsch und Wildbratwürste aus dem hei- Wenn man auf seine Flächen schaut, sieht mischen Revier. Und einen Weihnachtsbaum, man deutliche Unterschiede zu konventio- der nicht durch Pestizide belastet ist. nellen Weihnachtsbaum-Plantagen. »Wir haben Bienenwiesen auf den Zwischenfrucht- flächen, Blühstreifen entlang der Arbeitsgas- sen und überall dort, wo keine Bäume ge- pflanzt werden.« Eidechsen, Schlangen und Zwischenfrucht wachsen lassen.« Klee, Le- bige Bänder. Darunter sind auch Bäume eine reichhaltige Vogelwelt haben hier ein guminosen und Senf, damit sich der Boden mit zwei Spitzen oder solche, die auf einer Zuhause gefunden. Ebenso zwölf Shrop erholen kann. »Aber in den Trockenjahren Seite etwas kahler sind als auf der ande- shire-Schafe, die sich um den sogenannten hatten wir das Problem, das kein Schatten ren. Auch im Bio-Anbau werden Bäume Begleitwuchs kümmern und Gräser, Kräu- und kein Windschutz auf der Fläche ist, des- mit groben Fehlern in Formschnitt ge- ter und Klee in Schach halten. Die Schafe wegen lassen wir jetzt Streifen mit alten, un- bracht. Der konventionelle Anbau arbeite mit ihrer weißen dichten Wolle gelten als verkäuflichen Bäume stehen, räumen die Rei- hingegen oft mit Wachstumshemmern, »kultursicher«, das heißt, sie gehen weder hen dazwischen auf und pflanzen die kleinen die das Herauswachsen der Spitze verlang- an die Blaufichten noch an die Nordmann- Bäume dazwischen.« samen und für einen kompakten Wuchs tannen. Dafür lieben sie die Salzlecksteine, sorgen. Das hat Ingo Mette noch nie ge- die Ingo Mette aufstellt – natürlich in Bio- Ingo Mette streift mit seinen zwei Hun- macht. »Wir sind nicht darauf aus, dass alle Qualität, so wie alles, was der Experte zu- den Chili und Bella durch die Baumrei- Bäume wie aus einem Guss aussehen, son- kauft. »Da habe ich einmal einen Anranzer hen. Erste Bäume wurden von Händlern dern setzen auf Individualität und lassen bei einer Kontrolle bekommen«, sagt Ingo bereits etikettiert, tragen verschiedenfar- der Natur auch an dieser Stelle Freiraum.« Mette, »ich hatte konventionelles Saatgut O r t s t er m i n Bioboom Winter 2021 16
für die Zwischenfrucht genommen. Und da habe ich zurecht eine Abmahnung bekommen. So weit hatte ich einfach nicht gedacht.« Zum Düngen verteilt der Weihnachtsbaumexperte Humus auf die Flächen: Fichtenholzmulch und Haarmehlpellets aus Schwei- neborsten. »Der konventionelle Anbau nutzt stattdessen Blaukorn«, sagt er und schüttelt den Kopf. Zum Mähen nutzt Ingo Mette seit 100 % BIO. jeher nur mechanische Verfahren. »Aber andere Kollegen, die eben- falls auf Bio umgestellt haben, waren am Anfang erstaunt, wie oft sie mähen müssen. Früher haben sie im ausgehenden Winter einmal mit Glyphosat gespritzt und dann war Ruhe.« Mehr Zeitaufwand, höhere Kosten Ohne Wenn, Die Bio-Zertifizierung gibt es übrigens nicht umsonst. »Sie kostet mich jedes Jahr ein paar tausend Euro«, sagt Ingo Mette. Dafür darf ohne Aber, er das EU-Bio-Label und das Bioland-Siegel verwenden. »Das sind Aushängeschilder für unseren Betrieb.« Wie hoch der Preis für einen ohne Künstlich. Baum ist, hängt von seiner Größe ab. »Aber sie kosten im Durch- schnitt etwa 20 bis 30 Prozent mehr als im konventionellen Anbau. Das deckt die höheren Kosten, die längeren Produktionszeiträume und das höhere Betriebsrisiko.« Und den größeren Aufwand. Allein die Dokumentation koste viel Zeit. Lieferscheine vom Einkauf müss- ten beispielsweise kontrolliert und unterschrieben werden. »Das ist eigentlich auch logisch. Niemand möchte vermeintliche Bio-Pro- dukte kaufen, aber konventionelle Ware erhalten.« Hinzu kommen die jährliche Regelkontrolle und die stichpunktartigen unregelmä- ßigen Kontrollen. Doch Ingo Mette will sich nicht darüber bekla- gen; Zeit und Geld investiert er gerne. Sein Blick wandert über die Tannenreihen hinweg. »Sind es nicht prächtige Bäume?« Schadstofffreie Weihnachtsbäume Ingo Mette beliefert insgesamt rund zwanzig größere Verkaufs- stellen mit Bio-Weihnachtsbäumen. Nicht jede davon legt wirk- lich Wert auf das Bio-Label. »Es gibt auch Händler, die wollen ein- fach nur lokale Bäume haben. Die vermarkten das dann auch nicht als Bio-Bäume.« Auf der anderen Seite seien durch die Umstel- lung auf Bio auch neue Kund:innen hinzugekommen. Heute wer- den seine Weihnachtsbäume sowohl in und um Dresden als auch in Leipzig verkauft. In Klingenberg hat Ingo Mette eine weitere, etwa zwei Hektar große Anbaufläche. »Dort machen wir an den Adventswochenen- Egal ob süß oder herzhaft – Kürbis ist äußerst vielseitig. den den Hofverkauf für Einzelkunden. Sie bekommen eine Säge in Genau wie unser Kürbisgewürz: Es verfeinert nicht die Hand und können selbst durch die Reihen streifen.« Dazu gibt nur Suppe oder gebackenen Kürbis, sondern auch es Glühwein, Kinderpunsch und Wildbratwürste aus dem heimi- schen Revier. Und einen Weihnachtsbaum, der nicht durch Pes- süße Gerichte wie Desserts, Kuchen oder Waffeln. tizide belastet ist. »Das ist doch das Wichtigste«, sagt Ingo Mette, Genießen Sie diese geschmackvolle Vielfalt. »schließlich wollen wir nichts in unsere Stube stellen, das uns oder unsere Kinder schädigt.« 100 % Bio. Ohne Wenn, ohne Aber, ohne Künstlich. → Kristin Kasten Sie finden all unsere Tees, Kaffees und Gewürze im Bioladen. www.lebensbaum.de. O r t s t er m i n bioboom.de 17 BIO SEIT 1979
SOJA R E Z E P T - T I P P ROSINEN KEEMA »Keema ist eigentlich Hackfleisch nach indischer Art. Eigentlich. Wir verwenden lieber Sojagranulat, unterziehen es einer umfangreichen Würz-Kur und reichern es zu guter Letzt mit Rosinen, Cashews und frischem Koriander an. Wer jetzt noch Limette darüberträufelt, sollte im Genuss-Himmel angekommen sein.« Zutaten ↓ für 4 Personen Zubereitung ↓ 150 g S ojagranulat* 1 TL Kurkuma Sojagranulat für ca. 10 Minuten 500 ml Wasser 1 TL mildes Chilipulver im Wasser einlegen. Kartoffeln in 4 große Kartoffeln 1 EL Korianderpulver Würfel schneiden, Zwiebel in dünne 3 rote Zwiebeln 1 TL Kreuzkümmelpulver Scheiben schneiden. Ingwer und 2 cm Ingwer 1–2 TL Salz (nach Bedarf) Knoblauch würfeln. 3–4 Knoblauchzehen 1 TL Garam Masala 2 EL Ghee oder Öl 150 ml Tomaten-Passata In einem Topf Ghee oder Öl erhitzen, 3–4 Kardamom 20 g Rosinen Kardamom, Nelken, Zimt, Pfeffer 4 Nelken 50 g Cashewkerne und die Chilis anbraten. Sobald die 2 kleine Zimtstangen 100 g Erbsen Gewürze intensiv zu duften beginnen, 1 TL schwarze Pfefferkörner 20 g frischer Koriander Zwiebeln dazugeben und goldbraun 3–4 getrocknete rote Chilis anbraten. Ingwer und Knoblauch dazugeben und ebenfalls anbraten. Kurkuma, Chilipulver, Koriander- *(Anm. d. Redaktion: Andere getrocknete Hackfleischalternativen, pulver und Kreuzkümmelpulver sofern nicht vorgewürzt, sollten natürlich auch funktionieren!) hinein geben. Gut umrühren. K O C H E N Bioboom Winter 2021 18
LIEBE, GUTE GEFÜHLE UND VIELE GEWÜRZE K A R MA F O O D Die begleitenden Texte, die von Simones und Adis Leben und Familie erzählen, machen immer wieder deutlich: Hier geht es um mehr als ums Sattwerden. Sicherlich möchten wir nicht, wie Adis Mutter, täg- lich unermüdlich für Familie und Gäste kochen. Und mit seinen Fami- liengeschichten und -Fotos und der Retro-Optik werden hier Nostalgie nach einer heilen Welt und Fernweh gleichermaßen geschickt bedient. Aber: Dass Kochen ein Akt der liebevollen Zuwendung ist, der gleich- berechtigt neben dem Essen steht und dass gutes, sorgfältig zuberei- tetes Essen die Welt ein bisschen besser macht – da gehen wir voll mit. Mit seiner Aufteilung in die vier Himmelsrichtungen gibt »Karma Food« gleichzeitig einen guten Einblick in die indische Länderküche. Die Rezepte selbst sind nicht schwierig zuzubereiten. Die verwende- ten Zutaten und Gewürze dürften aber nicht immer ganz geläufig sein: Taro? Okraschoten? Getrocknete Bockshornkleeblätter? Gewürze wie Kurkuma, Zimt und Chili findet Ihr im Bio-Markt, ansonsten werdet Ihr im India- oder Asia-Markt fündig – wenn Ihr gerne kocht, wovon wir ausgehen, wenn Ihr die Anschaffung des Buches erwägt, lohnt sich ein gut ausgestattetes Gewürzregal. Gut gefallen hat uns übrigens auch der Curry-Baukasten am Ende des Buches, der das »Prinzip Curry« so erklärt, dass jede:r damit eigene Currys kreieren kann. B I O B O O M - F A Z I T: Definitiv kein Buch für alle »fünf Zutaten«-Fans. Wohl aber eine echte Bereicherung für alle, die gerne sowohl indisch als auch vegan/vegetarisch kochen. Schön zu lesen und anzuschauen. S I M O N E & A D I R A I H M A N N »Karma Food ayurvedisch – vegetarisch – vegan«, 208 Seiten, Hardcover, Brandstätter Verlag, 28,00 € (D) Rezept aus: Karma Food ayurvedisch – vegetarisch – vegan, ©Brandstätter Verlag | Rezeptfoto: ©Vanessa Maas Kurzcheck + schön zum Lesen & Gucken + für Gewürzfans Das Sojagranulat abseihen und in den + guter Einblick in die Topf geben. Anbraten, bis es leicht Länderküche bräunlich wird. Nach Ermessen salzen + vegetarisch/vegan und dann das Garam Masala d azugeben. BUCH Tomaten-Passata in den Topf geben, TIPP 2–3 EL Wasser hinzufügen. Rosinen, Cashews, Erbsen und die Kartoffeln hinzufügen. Zugedeckt a uf mittlerer Gewinnen ↗ Hitze für 10–15 Minuten köcheln lassen. Sobald die Flüssig keit reduziert ist und die Kartoffeln B I O B O O M V E R LO S T * fünf Mal das Buch ›Karma Food durch sind, Hitze abschalten und Currys‹. Schickt bis zum 31. Dezember 2021 eine E-Mail, eine den gehackten Koriander unterrühren. Postkarte oder ein Fax an: Redaktion Bioboom, Stichwort: Das Keema zugedeckt für 10–15 ›Karma Foods‹, Vordere Schöneworth 17a, 30167 Hannover, Minuten ziehen lassen. Fax 0511.16 15 925, gewinnen@bioboom.de, bitte vergesst nicht, Eure Postadresse anzugeben! Dazu würde die Bioboom-Redaktion Basmati-Reis oder Naan (indisches Fladenbrot) verspeisen. * Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Umtausch oder Barauszahlung der Gewinne nicht möglich. Ebenfalls ausgeschlossen ist die Teilnahme über Dritte, die die Teilnahme an Gewinnspielen gewerblich vermitteln. Die Adressen werden ausschließlich für die Abwicklung des Gewinnspiels genutzt. K O C H E N bioboom.de 19
SESAM KONFEKT Rezept- Tipp Bild: Aus Zuckerfrei – Meine Weihnachtsbäckerei, © EMF/Eising Studio GmbH – FOOD & Video 1 Vanilleschote längs halbieren und das 3 Anschließend das obere Backpapier Mark auskratzen. Kokosblütenzucker mit vom Karamell abziehen, mit einem gro- 100 ml Wasser in einen größeren, unbe- ßen Messer 8 Quadrate aus dem Konfekt schichteten Topf geben, Vanillemark und schneiden und diese jeweils halbieren, Zimt hinzufügen und alles aufkochen. um 16 Dreiecke zu erhalten. 2 Sobald der Sirup kocht, den Sesam 4 Die Zartbitterschokolade grob untermischen. Unter konstantem Rühren acken und über dem heißen Wasser- h den Sesam etwa 8 Minuten im Topf kara- bad schmelzen. Vom Herd nehmen und mellisieren, bis sich ein klebriges Karamell wieder etwas abkühlen lassen, bis die ZUTATEN gebildet hat, das die Samen zusammen- Schokolade eine dickflüssigere Konsis- FÜR 16 STÜCK hält. Vorsicht aber, dass die Masse nicht tenz hat. Dann mit einem Teelöffel die verbrennt! Wenn die gewünschte Kon- Schokolade in Fäden über die Sesam- 1 Vanilleschote sistenz erreicht ist, das S esamkonfekt so- ecken träufeln. Sobald die Schokolade 100 g Kokosblütenzucker fort auf ein Backpapier geben. Mit einem fest geworden ist, ist das Konfekt fertig! ½ TL gemahlener Zimt zweiten Backpapier abdecken und das 180 g ungeschälter Sesam noch warme Karamell 3 mm dünn aus 50 g Zartbitterschokolade rollen. 15 Minuten bei Zimmertemperatur mind. 70 % Kakao vollständig abkühlen lassen. K O C H E N Bioboom Winter 2021 20
BEWUSST(ER) GENIESSEN ZUR WEIHNACHTSZEIT Weihnachtsbäckerei wird zuckerfrei BUCH Tierwohl TIPP KURZCHECK + weniger oder kein Zucker + vegetarisch/vegan/ veganisierbar + K lassiker und Neues das man schmeckt + viele Ganzjahresrezepte → Weniger Zucker, gerade in einer Jahres- Ein paar feine Desserts runden das Buch ab. zeit, in der traditionell mehr Süßes gefut- Einige der Rezepte sind vegan, andere ein- tert wird als sonst: Da kommt ein Back- fach veganisierbar, indem zum Beispiel But- buch, das zuckerfreien Genuss verspricht, ter durch Margarine ersetzt wird. Übrigens: doch gerade recht. Allerdings: So ganz zu- Vieles, wie zum Beispiel das vorgestellte ckerfrei geht es auch hier nicht zu. Raffi- Sesam-Konfekt oder eine Schokomousse nierter weißer Haushaltszucker bleibt kon- mit Fleur de Sel, schmeckt natürlich auch sequent außen vor, aber es kommen doch rund ums Jahr. Das einzige Rezept, das Dattelsirup, Kokosblütenzucker und Voll- nicht vegetarisch ist, ist die Pannacotta, rohrzucker zum Einsatz. Das Gros der Re- bei der Gelatine zum Einsatz kommt. Eine zepte setzt auf die Zuckeralternativen Bir- kleine Merkwürdigkeit am Rande: Kauft kenzucker (Xylit), Stevia und Erythrit, dazu das Buch nicht, wenn Ihr ein alternatives kommen neben den vertrauten Weih- Rezept für Schwarz-Weiß-Gebäck sucht. nachtszutaten wie Nüssen und Gewürzen Es ist zwar auf dem Cover abgebildet, auch Chiasamen, Mandelmehl oder Pflan- kommt im Buch aber nicht vor. zenprotein zu einem weihnachtlichen Auf- tritt. Gut gefallen hat uns der Einstieg: Da B I O B O O M - F A Z I T : Weitestgehend un- werden nämlich nicht nur die einzelnen komplizierte Rezepte für alle, die ihre Er- Zuckeralternativen vorgestellt, sondern es nährungsgrundsätze auch an Weihnachten gibt auch Geling-Tipps für die Zubereitung. nicht über Bord werfen möchten. Die Rezepte umfassen Klassiker wie Leb kuchen, Linzer Sterne oder Kokosmakro- »Zuckerfrei – Meine Weihnachtsbäckerei – nen, dazu Neukreationen wie Pistazien- Gesund backen ohne raffinierten Zucker«, 128 Matcha-Taler oder Kidneybohnenpralinen. Seiten, Hardcover, emf Verlag, 15,00 € (D) Für die köstlichen Rachelli Eissorten Vanille, Schokolade und Stracciatella Gewinnen ↑ wird frische Demeter-Heumilch aus dem Allgäu verwendet. Das Heumilch-Eis B I O B O O M V E R LO S T * fünf Mal das Buch ›Zuckerfrei – Meine Weihnachtsbäckerei – Gesund backen ohne raffinierten Zucker‹. Schickt bis zum 31. Dezember 2021 eine E-Mail, trägt das einzigartige Siegel für Tierwohl, eine Postkarte oder ein Fax an: Redaktion Bioboom, Stichwort: ›Zuckerfrei‹, Vordere das die Kälberaufzucht nachhaltig Schöneworth 17a, 30167 Hannover, Fax 0511.16 15 925, gewinnen@bioboom.de, bitte verändert. Beste Haltung und Fütterung vergesst nicht, Eure Postadresse anzugeben! für einen himmlischen Geschmack und hervorragende Bekömmlichkeit. * Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Umtausch oder Barauszahlung der Gewinne nicht möglich. Ebenfalls ausgeschlossen ist die Teil- nahme über Dritte, die die Teilnahme an Gewinnspielen gewerblich vermitteln. Die Adressen werden ausschließlich für die Abwicklung Selbst Engel des Gewinnspiels genutzt. können nicht widerstehen K O C H E N bioboom.de 21 www.bio-eis.de
G RÜ N E R W E I H NAC H T S M A R K T + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +A N+ Z+E I+G +E + + + + Weihnachts-Trio ← Aller guten Dinge sind drei, so heißt es. Auf Bodo Schneemann, Theo Tanne und Rudi Rentier trifft das definitiv zu: Die drei sind das ideale kleine Geschenk zum Weihnachtsfest – erst recht für alle, die auch zum Fest lieber bewusst genießen möchten. Die veganen, gluten- und palmölfreien Fruchtkugeln auf Dattelbasis bezaubern mit weihnachtlichen Geschmacksnoten und edlen Zu- taten: Bodo kommt mit würzigem Lebkuchengewürz daher, während Theo mit seiner winterlich schmeckenden Orangennote große und kleine Augen zum Strahlen bringt. Rentier Rudi liebt es klassisch und bringt knackige gebrannte Mandeln mit Sesam mit. Perfekt auch für Adventskalender, Nikolausstiefel und den bunten Teller unterm Weihnachtsbaum. ∙ govinda-natur.de + + + + + + + + + Jodbedarf natürlich decken Zum Dahinschmelzen → Jod ist ein essentielles Spurenelement, das heißt, ↓ So ein herrlich würzig-rahmiges, im Topf es muss über die Nahrung aufgenommen werden. auf dem Tisch schmelzendes Käsefondue Natürliches Jod kann dabei vom Körper optimal ver- ist ein echter Klassiker für gesellige Abende wertet werden, da sind sich ganzheitliche Ernäh- und besonders an Weihnachten und zu Sil- rungsexperten einig. JODNATUR aus dem Hause St. vester sehr beliebt. Mit dem Allgäuer Käse- Leonhards ist mehr als Wasser: es ist eine Mischung fondue von ÖMA lässt es sich im Nu stress- aus Mineralwasser artesischen Ursprungs und jod- frei und gelingsicher zubereiten. Die fein haltiger Sole im Verhältnis 54:1. Sie liefert dem Kör- abgestimmte Mischung besteht aus den per jeden Tag das gesunde Plus, um die Schilddrüse schmackhaften, gereiften Allgäuer Käse optimal zu versorgen, für mehr Vitalität und Ener- sorten Emmentaler, Bergkäse und Ched- gie. JODNATUR ist auch für Veganer bestens geeig- dar, die – bereits passend gehobelt – ein- net. Eine natürliche Geschenkidee: Das JODNATUR fach im Fonduetopf ganz nach Geschmack Kurpaket mit 12 x 0,33 l Flaschen. ∙ jod-natur.de mit Weißwein, Bier, Traubensaft oder auch Buttermilch erwärmt wird. Der Kreativität + + + sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Und schon kann’s losgehen. Ein Beutel mit 300 + + + + + + + + Gramm Käse reicht für zwei Personen. Das Original-Rezept für 2 Personen ist auf der + + + Bekömmlicher Muntermacher Verpackung zu finden. ∙ oema.bio ← Der Zarte Café Organico von Ökotopia ist ein besonders milder Schonkaffee, der magenfreundlich veredelt wird und dabei doch ein aromatischer Muntermacher bleibt. Das Ge- heimnis: Ausgewählte Partien des Rohkaffees werden vor dem Rösten vorsichtig mit Wasserdampf behandelt. Dies vermindert den Gehalt an Säuren und Reizstoffen, ohne dem Kaffee das Koffein zu nehmen. Wie alle Ökotopia Kaf- fees ist auch dieser ökologisch angebaut und fair gehandelt: Der Zarte Café Organico stammt aus der Kooperative Cosa- tin, einem Ökotopia Partner-Projekt in Nicaragua, das jah- relang Bürgerkriegsschauplatz war. Heute bauen sich dort Kleinbauern mit dem Anbau edler Bio-Arabica-Kaffees si- chere Existenzen auf. ∙ oekotopia.de
G RÜ N E R W E I H NAC H T S M A R KT + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + A + N+Z +E I+G +E + + + Geschmacksglück → Wenn es darum geht, Herzhaftem das gewisse Etwas zu verleihen, sind Kräuter einfach perfekt. Ihr habt keine frischen Kräuter zur Hand? Und Ihr wollt trotzdem einfach eine feine Kräuternote? Das Beltane Kräutersalz im Weihnachtsmarkt-Set ist da genau das Richtige. Die Kombi aus schonend verarbeiteten würzigen Bio-Kräutern und -Gewürzen mit naturbelassenem Steinsalz sorgt für das entscheidende Quäntchen Geschmacksglück. Die feine Mischung gefällt besonders, weil sie neben Standards wie Petersilie, Dill und Majoran auch Ausgefalleneres wie Schabzigerklee, Dill oder Pfefferminze in ihrer harmonischen Komposition vereint. Zum hübschen Keramiktöpfchen gibt’s im Set gleich einen Nachfüllbeutel – so ist das Ganze auch ein passen- des Mitbringsel für alle, die gerne essen und kochen. ∙ beltane.de + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +A N + Z+E +I G+E + + + Ein vröhliches Vesttagsmahl für alle ∙ Was wäre Weihnachten ohne ausgie Der Festtagsbraten → bige Festmähler mit lieben Menschen? Ein zartes »Viletstück« mit per Allerdings: die lieben Menschen sind in fekter Struktur, appetitlich rötlicher ihren Ernährungsvorlieben oft alles a ndere Farbe und saftigem Biss. Wie wäre es als auf einem Nenner: Da gibt es hartnä- als »Wellington« oder mit einer würzigen ckige Fleischfans neben ebenso überzeug- Pflaumensauce? ten Veganer:innen. Und ganz ehrlich: Ein Festessen macht schon genug Arbeit, da Die Seitan-Medaillons → Kochideen gefragt? müssen es nicht gleich zwei Hauptgerichte Die saftigen Vertreter der gehobenen Pflan- Hier gibt’s die passenden Re- zu einer Mahlzeit sein. zenfleisch-Küche am besten einfach anbra- zepte, für Wheaty entwickelt ten, mit einer feinen Soße servieren und ge- von veganen Köch:innen und Mit den rein pflanzlichen Fleischalterna- nießen. Foodblogger:innen. tiven der schwäbischen Traditionsmarke Wheaty wird das Weihnachtsessen glei- Die Rosmarin-Roulade → chermaßen köstlich wie stressfrei für alle Schön zart, mit schöner Kräuternote und Beteiligten: Sie überzeugen mit herzhaftem dank verbesserter Rezeptur jetzt noch Geschmack und dem typischen »Biss« von besser individuell zu füllen. Fleisch und sind dabei konsequent v egan. Hier sind unsere Top-Tipps für vegane, nach- Das Virginia-Steak → haltige und klimafreundliche Schlemme- Aus würzigem Bio-Seitan, ummantelt reien, die auch Flexitarier:innen m unden. von bunten Gewürzen. Kurz und ener- gisch angebraten lässt es keine Wünsche → wheaty.de/vegane-festtage offen. Super auch für alle, die Weihnach- ten oder Silvester angrillen!
Geliebter Feind Mehr W i s s e n Bioboom Winter 2021 24
Wir alle lieben Zucker. Wir können nichts dafür, es ist uns in die Wiege gelegt. Ein Zuviel davon ist nicht nur für die Zähne schlecht. Wie kann ein genussvoller und halbwegs entspannter Umgang mit dem schwierigen Nahrungsmittel gelingen? Zucker hat ein schlechtes Image. Als »süßes Gift« gebrandmarkt, Programmiert auf süßen Geschmack gilt er als Ursache und Treiber diverser Krankheiten, darunter Dia- betes, Adipositas und Alzheimer. Nicht mehr als zehn Prozent Die Lust auf Süßes begleitet uns wohl schon seit den Anfängen der täglich aufgenommenen Kalorien sollten aus so genannten der Menschheit. Zucker liefert dem Hirn direkt Energie – und das »freien Zuckern« stammen, so die Empfehlung der Weltgesund- ist ja eigentlich eine gute Sache. Außerdem: Was aus der Natur heitsorganisation und auch der deutschen Gesellschaft für Er- süß schmeckte, war in der Regel nicht giftig, während bitterer nährung. Wenn jemand also täglich 2.000 Kalorien zu sich nimmt, Geschmack signalisierte: Vorsicht! Wenn unsere Vorfahren also sollten es nicht mehr als 50 Gramm sein. Das ist eine Menge, reife Beeren oder wilden Honig fanden – super! Noch bis ins 19. Illustrationen: Luisa Fabienne Bertram die ungefähr zwei bis drei Esslöffeln Zucker entspricht – und ist Jahrhundert hinein war Zucker rar und teuer, so dass sich kaum schnell erreicht: Oft schon mit einem halben Liter Limo oder 100 jemand wegen überhöhtem Konsum Gedanken machen musste. Gramm Schokolade (und wer hätte nicht schon einmal eine Tafel Erst mit dem 20. Jahrhundert wurde der massenhafte Zuckerkon- auf einen Rutsch verdrückt?). Aber warum sind wir eigentlich so sum Alltag – mit allen negativen Konsequenzen. versessen auf Süßes, dass wir Schokocreme-Gläser auslöffeln oder eine Familienpackung Eiscreme alleine verdrücken? Mehr W i s s e n bioboom.de 25
aus der Mode gekommen ist der Würfelzucker, in Form gepress- ter Kristallzucker. Zucker steckt auch in anderen, so genannten »alternativen« Süßungsmitteln wie Honig, Ahornsirup, Dicksäf- ten von Früchten oder Kokosblütenzucker. Da sie, wie Rohzucker einen intensiven Eigengeschmack haben, sind sie definitiv eine ku- linarische Bereicherung – ein Freifahrtschein zum Naschen ohne Reue sind sie leider nicht. Die Masse macht’s »Zucker sparen – grundverkehrt, der Körper braucht ihn, Zucker nährt«, so flötete in den 60er Jahren die Zuckerwerbung. Tat- sächlich ist Zucker, genauer gesagt Glukose, ein unverzichtbarer Treibstoff für unseren Körper. Nicht nur unsere Muskeln brau- chen ihn, auch unser Gehirn und Nervensystem können ohne ihn nicht reibungslos funktionieren. Das Problem liegt jedoch in der Menge: So werden in Deutschland jährlich pro Kopf knapp 34 Kilo Haushaltszucker verbraucht – dies entspricht einer täglichen Menge von rund 93 Gramm. Oben drauf kommt noch natürlich vorkommender Zucker in Sirupen, Honig oder auch Fruchtsäf- ten. Damit nehmen die meisten Menschen in Deutschland mehr als doppelt so viel Zucker zu sich als die Weltgesundheitsorga- nisation empfiehlt. Im Umkehrschluss heißt das: Die Menschen sollten ihren Konsum an zuckerhaltigen Nahrungsmitteln um gut die Hälfte reduzieren. Versteckte Zuckerfallen Zuckerrübe oder Zuckerrohr Das Problem: Nur 15 Prozent des pro Kopf verbrauchten Zuckers Die weltweit wichtigste Pflanze zur Gewinnung von Zucker ist das werden in den Haushalten direkt verzehrt, sind also für die Men- tropische Zuckerrohr. In unseren Breitengraden ist die Zuckerge- schen kalkulier- und nachvollziehbar. Den Großteil des Zuckers winnung aus der gezüchteten Zuckerrübe weit verbreitet. Auch nehmen Konsumenten unbewusst zu sich. So sind fast alle ver- bei deutschen Bio-Produzenten ist Rübenzucker beliebt, kommt arbeiteten Nahrungsmittel zuckerhaltig. Bei süßen Lebensmitteln er doch aus der heimischen Landwirtschaft und muss nicht um wie Schokolade, Bonbons, Kuchen und Co. ist das keine Überra- die halbe Welt transportiert werden. Aus chemischer Sicht unter- schung, die Zuckerfallen lauern in herzhaften oder als gesund gel- scheiden sich Rüben- und Rohrzucker nicht. Beide bestehen zu tenden Lebensmitteln, die nicht mal besonders süß schmecken. 100 Prozent aus Saccharose und enthalten etwa gleich viele Kalo- rien. Beide können übrigens auch als brauner Rohzucker auftre- ten, der im Volksmund als gesünder gilt, da er weniger verarbeitet ist. Leider ein Irrglaube: Zwar enthält brauner Rohzucker etwas mehr Mineralstoffe als weißer, doch man müsste ihn schon kilo- weise essen, um daraus Nutzen zu ziehen. Weniger Kalorien hat er auch nicht – immerhin ist seine Ökobilanz besser, da Rohzu- cker bei der Herstellung weniger energieintensive Arbeitsschritte benötigt. Und sein Geschmack ist anders, etwas aromatischer und karamellartiger als der vom raffinierten weißen Haushaltszucker. Von Kandis bis Puderzucker Unser »normaler« Zucker heißt eigentlich Kristallzucker. Seine Va- rianten sind zahlreich: Beim Kandis verbinden sich die Zuckerkris- talle langsam in einer Zucker-Wasser-Lösung und lösen sich spä- ter im heißen Tee ebenso langsam wieder auf. Puderzucker wird besonders fein gemahlen und häufig mit Stärke versetzt, damit er keine Feuchtigkeit ziehen kann und seine pulverähnliche Kon- sistenz behält. Viele empfinden ihn als den »Süßesten« von allen, was aber nur an seiner schnellen Löslichkeit im Mund liegt. Etwas Mehr W i s s e n Bioboom Winter 2021 26
Erst ein Blick auf die Nährstofftabelle der Verpackungen verrät den Zuckergehalt. Und auch dort versteckt er sich hinter Dut- zenden von Bezeichnungen, wie Glukosesirup, Süßmolkenpulver oder Maltodextrin. Wer seinen eigenen Zuckerkonsum hinterfra- gen möchte, muss seine Ernährungsgewohnheiten also in der Ge- samtheit betrachten. Tatsächlich möchten sich aktuell viele Men- schen zuckerärmer oder sogar ganz zuckerfrei ernähren. Das ist ernährungsphysiologisch übrigens kein Problem. Zwar brauchen wir Zucker, wir müssen ihn aber nicht direkt zu uns nehmen. Unser Körper kann ihn problemlos, wenn auch vielleicht weni- ger genussreich, aus komplexen Kohlenhydraten wie Vollkorn- brot, Haferflocken und Co. für sich gewinnen. Weniger ist manchmal mehr Die Zuckeraufnahme zu reduzieren, ist nicht schwer. Kleine Ver- änderungen im Ernährungsalltag können bereits einen großen Unterschied machen: Den Tee oder Kaffee ohne Zucker trinken, Wasser oder Saftschorle statt Limo trinken. Frische, unverarbei- tete Lebensmittel essen – oder beim Einkauf sehr genau auf die Zutatenliste schauen. Den Geschmack schärfen: Wer die Zucker- menge in Gebäcken oder Desserts einfach auf Zweidrittel der an- gegebenen Menge reduziert, dem wird es wahrscheinlich trotz- dem schmecken: Zucker reduzieren. Trotzdem genießen. Kristin Kasten Mehr W i s s e n bioboom.de 27
G RÜ N E R W E I H NAC H T S M A R KT G RÜ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +A+N Z + E+I G+ E+ + + + + Bio-Festmahl für Pflanzen → Der rein pflanzliche Dünger KleePura sorgt dafür, dass Gemüse, Kräu- ter, Obst und Blumen bestens versorgt sind und erfolgreiche Ernten blühen – und zwar konsequent Bio. Bei Saatgut und Jungpflanzen ist es mittlerweile relativ einfach, Bio-Angebote zu finden, wenn es um das Thema Düngen geht, wird es schwieriger. Denn was viele nicht wissen: Anders als im Lebens- und Futtermittelbereich sind die Begriffe ›Bio‹ und ›Öko‹ für Düngemittel nicht geschützt. Das bedeutet, jeder orga- nische Dünger kann sich ›Biodünger‹ nennen, selbst dann, wenn er auf unappetitlichen Reststoffen aus der konventionellen Landwirtschaft, wie zum Beispiel Knochenmehl, b asiert. Gut, dass das Start-up Grüner Düngen mit KleePura einen echten Bio-Dünger in Naturland-Qualität entwickelt hat – so schmeckt es auch den Pflanzen. ∙ kleepura.de + + + + + + + + + Nachhaltiges Lippenbekenntnis ↓ Ein idealer Begleiter durch die kalte Jahreszeit: Der PRIMA VERA Lip Balm Care & Repair bietet strapazierten Lippen intensive und langanhaltende Pflege und beugt so dem Aus- trocknen vor. Dafür sorgen kaltgepresstes Bio-Hanfsamen- und Bio-Jojobaöl. Sie besänftigen zuverlässig rissige Mundwinkel sowie trockene Lippen. Bio-Rizinusöl schenkt ein angenehmes Gefühl beim Auftragen und gleichzeitig natürlichen Glanz. Der fruchtig-frische Gute Laune Duft verdankt sich Bio-Zitrone und Bio-Litsea und erinnert daran, dass wir mit diesen Zitrus noten schon wieder Sonne im Herzen tragen. Nachhaltig: Die Intensive Pflege mit gesamte Stifthülse besteht aus nachwachsenden Rohstoffen. Zum Schluss noch ein Tipp von den PRIMAVERA-Expert:innen: gutem Gewissen Nicht rubbelnd, sondern streichend auftragen – so erzielt Ihr ↑ Kein Wasser. Keine Emulgatoren. Reine Natur. In diesem den reichhaltigsten Effekt! ∙ primavera.de Tiegel steckt nichts als 100 Prozent Nilotica Sheabutter. Sie zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Omega-Fettsäu- ren, Vitamin E und Betacarotin aus, hat eine schöne, cre- mige Textur und riecht von Natur aus gut, nämlich mild- nussig. Damit diese ganzen feinen Eigenschaften erhalten bleiben, werden die Nüsse kaltgepresst und die Butter nicht raffiniert. Das vegane und reichhaltige Allroundtalent wird unter fairen Arbeitsbedingungen in Uganda hergestellt und steckt in einer komplett plastikfreien Verpackung. Ein Teil der Einnahmen fließt in soziale Projekte vor Ort. Ideal für wintergestresste Haut und eine nachhaltige Geschenkidee + + + für Familie und Freunde. ∙ balmyou.de + + +
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