Sichtweisen und Porträts zur - Internationalisierung Magazin . Warum sie wichtig ist, wie sie unterstützt wird, welche Erfahrungen gemacht wurden ...
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Sichtweisen und kwf Magazin 1.2017 Porträts zur Internationalisierung Warum sie wichtig ist, wie sie unterstützt wird, welche Erfahrungen gemacht wurden.
Sichtweisen hirsch Servo Gruppe 02 04 Vom Reden zum Tun Editorial So leicht kann’s gehen und 10 VoN MarliEsE FladNitzEr-FErlitsch KWF-Ausschreibung »Internationalisierungsassistent« – Porträts zur OeKB Oesterreichische Kontrollbank 13 Qualifizierung und Vernetzung VoN lisa sMid Mit Sicherheit Internationalisierung Gerlitzen-Kanzelbahn-Touristik Almresort 16 zum internationalen Erfolg »Die Gerlitzen ist ein Raum« VoN MarliEsE FladNitzEr-FErlitsch 23 Internationalisierung beginnt im Inland VoN BruNo Waldl Klaus-Michael Koch 26 Der Markt ist groß Jürgen Petutschnig Am Runden Tisch zum Thema Erhard Juritsch »Internationalisierung von Dienstleistungen« VoN GErda schlachEr Herausgeber|Medieninhaber Papier KWF Kärntner Wirtschats- KartoKrat – Custom Kote 290 g 32 Die Zukunt liegt in der Internationalisierung – förderungs Fonds Munken Polar 120 g Völkermarkter Ring 21–23 kritische Blicke auf eine Erfolgsstory 9020 Klagenfurt am Wörthersee Druck und Herstellung VoN Erhard Juritsch Austria|Europe Buch.Bücher Theiss Telefon +43.463.55 800-0 office@kwf.at Das Magazin wurde mit der Jürgen Kopeinig 38 Man redet mit www.kwf.at gebotenen Sorgfalt gestaltet. Landesgericht Klagenfurt Trotzdem können Satz- und unterschiedlichen Menschen – FN 423155 m Druckfehler, insbesondere dann entsteht etwas! bei einzelnen Zahlenangaben, Konzept|Idee nicht ausgeschlossen werden. VoN GErda schlachEr Sandra Venus und Erhard Juritsch Der KWF übernimmt für allfällige solche Fehler Redaktion keine Hatung. 43 Testen Sie Ihr Wissen über die Kärntner Wirtschat Marliese Fladnitzer-Ferlitsch, verantwortlich für die Auflage Unternehmenskommunikation 2.000 Exemplare im Juni 2017 44 Auflösung beim KWF Eine gendergerechte Formulierung Projektkoordination|Gestaltung ist für den KWF selbstverständlich. Schlacher Unternehmens- Im Sinne der Lesefreundlichkeit kommunikation und des besseren Textflusses werden, wo möglich, geschlechts- Fotos unspezifische Termini verwendet. Johannes Puch Bei bestimmten Hauptwörtern Umschlag: Claudio Alessandri wie Kunde, Förderwerber oder Klient Seite 13: OeKB®ReinhardLang sind nicht Personen gemeint, Seite 23: Medienservice24 sondern Unternehmen. Lektorat 2. Jahrgang Lektorat Mischkulnig Klagenfurt
Vom Reden zum Tun Internationalisierung in den KMU entsteht fast immer aus persönlichen Erlebnissen. Im Zentrum steht der Erfahrungswert, der sich in den bisher angebotenen Produkten manifestiert, materiali- siert und kommerzialisiert hat. Daher kommt Strategieentwicklung nach Lehrbuchart klammert aus, was Unternehmer »antreibt«:* Eine Innovationslust und »Internationalisierungs- lust«, das sind die Zufriedenheit mit den Arbeits- ergebnissen und die Erlebnisse im Zusammen- Editorial es auch, dass die Wege zum internationalisierten hang mit der Tätigkeit. Unternehmen sehr unterschiedlich verlaufen ¶ Ot werden emotionale Entscheidungen erst können. im Nachhinein wirtschatlich begründet. Erst wenn ¶ So ist im Zusammenhang mit neuen Kunden- Intuition, Erfahrung, Gefühl und Erlebnisse nicht den beziehungen ot vom Zuhören in einer anderen wirtschatlich erwarteten Ergebnissen entsprechen, Sprache die Rede, von den unterschiedlichen Arbeits- führt dies zu Problemen. Damit ist anzunehmen, bedingungen, dem gesetzlichen Rahmen, vom Ver- dass Sinn und Zweck unternehmerischen Handelns ständnis auf Augenhöhe, davon, den Menschen zu (zumindest im Nachhinein betrachtet) zusammen- akzeptieren, von der Neugierde, von maßgeschneider- passen müssen. Man kann argumentieren, dass ten Lösungen. Diese Vorgänge sind stimmig, wenn es sich »ex post« irgendwie ausgehen muss, und ob man eine wesentliche Stärke der KMu betrachtet – es emotionale oder ökonomisch begründete Inter- die Kompetenz in der Nische. nationalisierungsentscheidungen sind, spielt keine Rolle – im messbaren Erfolg sieht man es. Wenn man in die unternehmerische Praxis hineinhört, findet man das (emotionale) Ringen um die richtigen Entscheidungen. ¶ Die Erfahrungen aus diesen Entscheidungen müssen durch neue Erlebnisse immer wieder adaptiert werden. Denn der Kunde merkt, wann es authentisch ist, wann es also möglich ist. Diese Vorgänge unterscheiden sich wesentlich von der Internationalisierungsentscheidung »vom Schreib- Erhard Juritsch tisch aus«. Es gilt, über die Erfahrungen aus dem Vorstand eigenen Tun zu reden, um für zuküntige Entschei- dungen mit den wesentlichen, immer wieder adaptierten Fähigkeiten ausgestattet zu sein. Diese Fähigkeiten sind nicht nur technische und|oder wirtschatliche. Die Lösungen in Form von Produkten gehen einher mit den Fähigkeiten, mit anderen Kulturen, anderen sozialen Standards und anderen Mentalitäten umzugehen. * In der Psychologie gibt es dazu abgesicherte Forschungen Vorstand des KWF: Mag. Sandra Venus und Dr. Erhard Juritsch 02 03 Sichtweisen und Porträts
So leicht Bei der HIRSCH Servo Gruppe dreht sich alles um den leichten und vielseitig einsetzbaren Werkstoff EPS – expandierbares Polystyrol. kann’s gehen Das Unternehmen wurde 1972 gegründet und ist seit 1985 auch international erfolgreich tätig. Innovationsstärke und ökologische Verträglichkeit VoN MarliEsE FladNitzEr-FErlitsch sind dabei die maßgeblichen Erfolgsfaktoren im globalen Wettbewerb. 05 Sichtweisen und Porträts
Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ¶ hirsch Servo ist allerdings weit mehr als die Bietet sich die Internationalisierung für eine ¶ Zum anderen sind es die Maschinen für die hirsch Servo eines der renommiertesten Unterneh- großflächige Anlage mit ihren hervorragenden Leistung wie die von HIRSCH Servo an? Verarbeitung von EPs (expandierbares Polystyrol) und men in Kärnten ist. Jedoch ist das nicht so augen- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Glanegg. Die ¶ Dazu sollte man zuerst wissen, was genau EPP (expandierbares Polypropylen), die bei hirsch scheinlich, denn die geografische Lage in den santen Namen von drei Vierteln der Unternehmensstandorte hirsch Servo produziert, denn die Internatio- Maschinenbau konstruiert und hergestellt werden. Hügeln des Glantales lässt nicht ahnen, dass dies der Gruppe kann ich nicht aussprechen. di Harald nalisierungsstrategie ergibt sich aus der Leistungs- Kurz gesagt, hirsch baut für sich selbst und für der Standort eines überregionalen Spielers ist, der in Kogler, seit fast vier Jahren Vorstand des Unter- palette. So stellt es sich zumindest für mich als andere Unternehmen, also auch Mitbewerber, quali- verschiedenen Ländern den Großteil des Porozell- nehmens, schaft das natürlich problemlos. Dabei außenstehende Betrachterin dar. tativ hochwertige Maschinen. Daraus ergibt sich Marktes beherrscht. bedauert er seine geringen Fremdsprachenkenntnisse ¶ Zum einen sind es die Porozell-Produkte, die ein wesentlicher Vorteil: die sehr gute Kenntnis des und hebt diese lobend bei vielen seiner Mitarbeite- als Transportschutzverpackungen und Dämmstoffe (internationalen) Marktes. rinnen und Mitarbeiter hervor. Die 12 Unternehmens- dienen. Aber auch zum Schutz des Menschen wird ¶ Damit fällt es leicht, bei sich autuenden standorte verteilen sich auf die Länder Österreich, Porozell genutzt, zum Beispiel in Form von Radfahr- Marktchancen zuzuschlagen. »Wo es eine Nachfrage Ungarn, Polen, Slowakei, Rumänien und die Ukraine. helmen oder Kindersitzen. In den Produktionshallen für unsere Leistung gibt, macht es auch Sinn, direkt Drei der rumänischen Werke sowie der Standort wird das Rohstoffgranulat zuerst mit Hitze und Lut vor Ort zu sein. Beispielsweise boomt derzeit der in der Ukraine haben sich im letzten halben Jahr so zu den bekannten kleinen, hauptsächlich weißen Wohnungsbau in Rumänien und Polen geradezu«, quasi dazugesellt. Porozellkügelchen verarbeitet, bevor es anschließend analysiert Harald Kogler das Marktpotenzial dieser zum entsprechenden Produkt geformt wird. beiden osteuropäischen Länder. Die Theorie würde ein solches Vorgehen als »Wasserfall-Strategie« bezeichnen. Nach und nach – im Idealfall nach dem wirtschatlichen Erfolg an einem Standort – werden neue internationale Märkte erobert. 06 KWF Magazin 1.2017 07 Sichtweisen und Porträts
Was können Förderinstitutionen wie der KWF Hirsch Maschinenbau GmbH leisten, um ein Unternehmen wie HIRSCH Servo bei seiner Internationalisierung zu unterstützen? Letztes gefördertes Projekt ¶ Herr di Kogler als Insider in Sachen Förderung → Internationalisierungsassistent 2017|2018 (er war von 1992 bis 1997 als Vorstand beim KWF tätig) sieht einen großen Vorteil in der Vernetzung seiner Förderbare Projektkosten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Teilnahme am → 88.000 Eur Programm »Internationalisierungsassistent« ermög- licht einen Austausch mit anderen und den Zugewinn Förderung|Barwertquote von einschlägigem Know-how. »Das ist absolut → 47,73 % bereichernd für junge und motivierte Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter. Zweifelsfrei ist die monetäre Projektablauf Förderung auch ein Vorteil für jedes wirtschatlich → Einreichung des Projektantrages agierende Unternehmen, aber für die Entscheidung → Jurysitzung und -entscheidung zur Teilnahme am Programm ist das nicht das → Teilnahme am Qualifizierungsprogramm vordringliche Motiv«, so Kogler. → Einreichung der Projektkosten ¶ Harald Kogler hat als Geschätsführer von → Prüfung und Auszahlung der Förderung Unternehmen in unterschiedlichen Branchen viel Erfahrung gesammelt und weiß, worauf es bei Ansprechperson im KWF der erfolgreichen Führung von Mitarbeiterinnen → Mag. Lisa Smid, Bakk. und Mitarbeitern ankommt: die Potenziale von Menschen erkennen, diese entsprechend fördern und Förderbegründung einsetzen, Freiräume gewähren, aber auch Details → Aufgrund des überbetrieblichen erfragen und unliebsame Entscheidungen fällen, wie Charakters des zugrunde liegenden die, sich von langjährigen Mitarbeiterinnen oder Internationalisierungsprojektes, Mitarbeitern zu trennen. welches einen wirtschatlichen Vorteil ¶ Er ist davon überzeugt, dass man seinen für Kärnten erwarten lässt, verbessert Beschätigten etwas zutrauen kann und muss. Um sich langfristig die Wettbewerbssitua- ihr Engagement zu stimulieren, gibt es beispielsweise tion des beteiligten Unternehmens. bei hirsch Servo einen unternehmensinternen Ideenwettbewerb: Die Gewinnerin oder der Gewinner Mehr Information bekommt für die Idee eine Prämie, einen begehrten → zur KWF-Ausschreibung »Internatio- Parkplatz am Firmengelände und einen Platz in nalisierungsassistent« finden Sie auf den der Fotogalerie. nachfolgenden Seiten dieses Magazins. ¶ Es sind aber nie die einzelnen Details, die den Erfolg des Unternehmens ausmachen, sondern deren Summe. Und strategische, durchdachte Einzelschritte! ¶ Klingt leicht und logisch, oder? 09 Sichtweisen und Porträts
KWF-Ausschreibung Der Wettbewerb zwischen Ländern und Standorten wird durch die Globalisierung schärfer. »Internationali- Unternehmen hoffen aufgrund des zunehmend härteren heimischen Wettbewerbs sierungsassistent« – auf neue Wachstumschancen. Die internationale Ausrichtung der Geschäftstätigkeit Qualifizierung und birgt neben den Chancen, neue Kundenkreise zu erschließen, Vernetzung auch erhebliche Risiken und Unsicherheiten. VoN lisa sMid Mangelnde Informationen über das ausländische Umfeld, unterschiedliche Markt- und Wettbewerbsgegebenheiten sowie kulturelle Unterschiede beeinflussen zunächst den Internationalisierungs-, letztlich aber auch Mag. Lisa Smid, Bakk ist im KWF die Ansprechperson für die den langfristigen Unternehmenserfolg. Ausschreibung »Internationalisierungsassistent«. → smid@kwf.at → +43.463.55 800-44 Internationalisierungsassistentinnen beziehungsweise Internationalisierungsassistenten arbeiten direkt im Unternehmen und nehmen am Qualifizierungsprogramm teil. Der KWF finanziert Teile der Personalkosten, die Fort- und Weiterbildungskosten und den Beratungsaufwand, die im Zusammenhang mit dem Projekt stehen. 10 KWF Magazin 1.2017 11 Sichtweisen und Porträts
Um die Unternehmen bei ihren Auslands- geschäten zu unterstützen, startete der KWF mit 1. Januar 2017 erstmalig das zweijährige (2017|2018) Qualifizierungs- und Ausbildungs- Doch egal, ob es sich um ein Start-up oder um ein namhates mittleres Unternehmen in Kärnten handelt, alle stehen vor der gleichen Heraus- forderung: Sie müssen eine Internationalisierungs- Mit Sicherheit programm »Internationalisierungsassistent«. ¶ Unternehmen aus den Bereichen Industrie, produzierendes Gewerbe oder produktionsnahe Dienstleistung wird dadurch die Möglichkeit geboten, strategie nach den individuellen Voraussetzungen und Gegebenheiten ausarbeiten und Antworten auf die Fragen »Wo gibt es Potenziale?« und »Wo lauern Risiken?« finden. zum internationalen qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzubauen. ¶ Ein Akademiker oder eine Akademikerin (Uni- versität oder Fachhochschule) wird für die Umsetzung eines neuen Internationalisierungsprojekts, das in ¶ Unterschiedliche Schwerpunkte der Aus- bildungsmodule rund um das Thema Export unter- stützen die Assistenten und Assistentinnen dabei, die definierten Unternehmensziele zu verwirklichen. Dabei werden mit unterschiedlichen Fachexper- Erfolg Kärnten realisiert wird, angestellt und unterstützt das tinnen und Fachexperten unter anderem folgende Unternehmen dabei, die Auslandsmärkte intensiv Themen intensiv bearbeitet: zu bearbeiten. → Export und Zoll ¶ Im Zuge der Ausschreibung wurden insge- → Akquise und Vertrieb im internationalen Raum samt 25 Anträge aus unterschiedlichsten Branchen → Kommunikationstools eingereicht und einer Jury zur Bewertung der Projekt- → Instrumente erfolgreicher Zusammenarbeit qualität vorgelegt. Die Jury setzte sich aus drei → internationales Marketing Personen (Wirtschatskammer, Universität und KWF) → kulturelle Kommunikation. zusammen. Die Projekte wurden nach unterschied- Ein begleitender Englischkurs soll dabei helfen, beim lichen Sichtweisen diskutiert, kritisch bewertet Anwenden der international bedeutendsten Welt- und miteinander verglichen. Insgesamt wurden 19 sprache sicherer zu werden. Assistentinnen beziehungsweise Assistenten ¶ Begleitend zu dem 2-jährigen Ausbildungs- Mag. Helmut Bernkopf in das Programm aufgenommen. programm finden auch zwei Kaminabende statt. In lockerer Atmosphäre tauschen sich die Unterneh- Ziel ist es auch, dass sich die Unternehmen im mer und Unternehmerinnen und deren Assistenten Die Export Services der OeKB Gruppe Rahmen dieser Initiative miteinander verbinden und Assistentinnen zum Thema Export und den und vernetzen. daraus abgeleiteten Zielen, Handlungsfeldern und unterstützen österreichische Exporteure ¶ Über zwei Jahre hinweg treffen sich die Maßnahmen aus. 19 ausgewählten Assistenten und Assistentinnen, bei ihren Geschäften und Investitionen im Ausland. um individuelle, exportorientierte Ziele zu definieren Der KWF plant, die Ausschreibung für 2019|2020 und darauf hinzuarbeiten. Es soll ein Erfahrungs- zu wiederholen. Sie stellen Finanzierungen bereit und sichern Risiken ab. und Informationsaustausch zwischen den Teilneh- ¶ Mit jeder Ausschreibungsrunde erweitert mern und Teilnehmerinnen stattfinden und eine sich das Netzwerk der Kärntner Internationalisierungs- Dazu hat die OeKB das Mandat der Republik Österreich. gemeinsame Entwicklung von Problemlösungen assistentinnen und -assistenten, und letztlich geschaffen werden. wächst damit auch der Export – die zentrale Stütze Welche Risiken abgesichert werden können, ¶ Ein absoluter Mehrwert, der hervorzuheben ist, des Wirtschatsstandorts Kärnten. ist die Zusammensetzung der Gruppe. Die teilnehmen- und wie Unternehmen den Unternehmen könnten unterschiedlicher nicht sein. Vom Start-up bis zum Großunternehmen, vom zu einer günstigen Finanzierung kommen, it-Unternehmen bis zum produzierenden Gewerbe. Aus der partnerschatlichen Zusammenarbeit wird so erklärt Helmut Bernkopf, Mitglied des Vorstandes gegenseitig an Know-how und Erfahrung gewonnen. der Oesterreichischen Kontrollbank AG, im Interview. 12 KWF Magazin 1.2017 13 Sichtweisen und Porträts
Können Sie kurz zusammenfassen, welche Services Auslandsgeschäte mit einer Risikodauer von unter Welche Rahmenbedingungen und Heraus- Sichere Geschäte mit Finanzierungs-Plus die OeKB für Internationalisierungsaktivitäten zwei Jahren mit anderen Eu-Ländern, Australien, forderungen gibt es bei der Internationalisierung anbietet? Island, Japan, Kanada, Neuseeland, Norwegen, den aktuell für Unternehmen? Die OeKB kann Sie unterstützen, wenn Sie ¶ Grundsätzlich lassen sich die Export Services USA und der Schweiz aus. ¶ Die internationalen Rahmenbedingungen in zwei Bereiche einteilen: Erstens stellt die OeKB als ¶ Solche Risiken werden als »marktfähig« be- sind derzeit extrem herausfordernd. Die globalen → einen günstigen Rahmenkredit für Ihre Bevollmächtigte der Republik Österreich Hatungen zeichnet. Gegen diese können sich Exporteure auf dem Risiken nehmen zu, denken Sie nur an die politischen Exportauträge brauchen. zum Schutz österreichischer Exporte und Direkt- privaten Kreditversicherungsmarkt absichern, zum Unsicherheiten, zum Beispiel in der Türkei, die investitionen vor Risiken im Ausland zur Verfügung. Beispiel bei der OeKB-Tochter acrEdia Versicherung Gefahr einer Desintegration Europas, den aukeimen- → fürchten, dass Ihr ausländischer Und zweitens finanziert sie Exporte und Beteiligungen aG. Mit ihren beiden Marken OeKB Versicherung und den Protektionismus, die Unsicherheiten über die Abnehmer nicht zahlt. im Ausland – allerdings nicht direkt, sondern in PrisMa Die Kreditversicherung hat die acrEdia ihre Außenpolitik Trumps. Form einer Refinanzierung für in- und ausländische Domäne vor allem in politisch stabilen Ländern und ¶ Andererseits bietet Internationalisierung → Ihrem Abnehmer eine günstige, Kreditinstitute. legt ihren Fokus auf kurz- bis mittelfristige Risiken. große Chancen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie langfristige Finanzierung bieten möchten. von iMF und Weltbank hat wieder gezeigt, dass Welche Risiken können Unternehmen über Und wie kommen Unternehmen über die OeKB zu Außenhandel ein essenzieller Wachstumsmotor ist. → eine eigene Fertigung in einem Auslands- die OeKB absichern? günstigen Finanzierungsmitteln? Doch auch hier gibt es zahlreiche Herausforderungen markt aubauen und sich gegen Verstaatli- ¶ Wir stellen zwei verschiedene Arten von ¶ Das Exportfinanzierungsverfahren der OeKB für Österreichs Exporteure: Ohne neue Absatzgebiete chung, Enteignung oder Beschränkungen Bundeshatungen zur Verfügung. Exportgarantien bietet die Möglichkeit, Exporte und Investitionen im ist Wachstum otmals unmöglich. Bestehende Märkte beim Transfer von Gewinnen absichern sichern gegen politische und wirtschatliche Risiken In- und Ausland zinsgünstig zu finanzieren. Schließ- brechen durch konjunkturelle Entwicklungen oder wollen. im Auslandsgeschät ab. Und über die sogenannten lich ist es im internationalen Wettbewerb immer starken Mitbewerb immer wieder weg. Die Chancen Wechselbürgschaten hatet der Bund für Finanzie- wichtiger, nicht nur ein gutes Produkt anzubieten, liegen otmals in unbekannten, schwierigeren Regio- → Ihre Beteiligung an einem ausländischen rungen mit, die Unternehmen bei Banken in Öster- sondern auch gleich die passende Finanzierung nen. So schätzt das WiFo, dass Österreich außerhalb Unternehmen günstig finanzieren reich aufnehmen, um exportieren oder im In- und mitzubringen. der Eu ein Exportpotenzial von bis zu knapp drei möchten. Ausland investieren zu können. Unternehmen ¶ Konkret bietet die OeKB eine Refinanzierung Milliarden Dollar heben könnte. Doch diese Märkte erhalten dadurch besseren Zugang zu zinsgünstigen für Hausbanken, die den Firmen Betriebsmittel für bieten klarerweise nicht nur Chancen, sondern auch → eine Neu- beziehungsweise Ersatzinvesti- Finanzierungen. Diese Leistungen erbringt die OeKB laufende Exporte und Kredite für Einzelprojekte oder beträchtliche Unsicherheiten. Für die meisten tion im Inland planen, um Ihre Export- als Exportkreditagentur der Republik Österreich. Auslandsinvestitionen bereitstellen. Dieses Verfahren österreichischen Exporteure sind sie ja auch Neuland. tätigkeit erfüllen zu können. ¶ Eine Palette verschiedener Hatungsarten bietet steht in- und ausländischen Kreditinstituten, die den ¶ Aber dafür gibt es ja die OeKB. Wir sind seit über optimale Lösungen für die Vielfalt von Ausfuhrge- Bonitätskriterien der OeKB entsprechen, als Refinan- 70 Jahren in fast allen Branchen und allen Ländern Beratung zu Ihren Internationalisierungs- schäten. Sie sind für fast alle Länder der Erde verfüg- zierungsquelle offen. Es steht für ein breites Spektrum tätig und haben viel Erfahrung in der Strukturierung vorhaben erhalten Sie beim Team der bar und ermöglichen österreichischen Unternehmen an Geschäten zur Verfügung, wie zum Beispiel und Finanzierung von Geschäten. Wir können Sicher- OeKB Exportservice-Beratung: auch in schwierigen Märkten Geschäte, die sonst Lieferanten-, Käufer- und Bestellerkredite, Forderungs- heit geben und im Wettbewerb unterstützen. aufgrund des erhöhten wirtschatlichen und politi- verkauf, Investitionen im In- und Ausland und Betriebs- → exportservices@oekb.at schen Risikos nicht zustande kommen könnten. mittelkredite. Kommerzielle Exportfinanzierungen Gibt es einen Trend bei den Internationalisierungs- → +43.1.531 27-2600 sind für nahezu alle Länder der Welt möglich – also aktivitäten von Kärntner Unternehmen? → www.oekb.at/exportservices Was genau sind Exportgarantien? auch innerhalb der Eu. ¶ Die Kärntner Industrie ist 2016 im Vergleich ¶ Die Exportgarantien sind grob gesprochen zu anderen Bundesländern überdurchschnittlich Versicherungen gegen Zahlungsrisiken im Auslands- Richtet sich Ihr Angebot auch an Klein- und gewachsen. Vor allem die Maschinen- und Metall- geschät. Sie schützen Unternehmen vor finanziellen Mittelbetriebe? industrie, Elektronik- und Holzindustrie sind Schäden, wenn deren Abnehmer aus wirtschatlichen ¶ Natürlich, die OeKB Gruppe ist für Unterneh- besonders stark. Großes Potenzial sehen wir derzeit oder politischen Gründen nicht zahlen. Bei Auslands- men jeder Größe da. Ob kleiner Nischenanbieter, bei Kärntner Unternehmen im Energiesektor. Auch Mag. Helmut Bernkopf wurde 1967 in Wien geboren. investitionen sichern die Exportgarantien gegen politi- dynamisches mittelständisches Unternehmen oder beim Exportzuwachs liegt Kärnten über dem Bundes- An der Wu Wien schloss er ein sche Risiken ab, ein klassisches Beispiel im Fall einer internationaler Konzern, wir helfen jährlich hunderten schnitt. Die wichtigsten Exportmärkte befinden Studium der Handelswissenschaten ab. Danach war er als Manager Auslandsbeteiligung ist die Enteignung. heimischen Firmen, ihren Aktionsradius zu vergrößern sich natürlich in erster Linie innerhalb der Eu. Wir in der Bank Austria beziehungs- ¶ Es gibt aber eine Einschränkung: Um Wett- und ihre Chancen am Markt zu erhöhen. sehen allerdings verstärktes Interesse an asiatischen weise UniCredit tätig, unter anderem in England, Rumänien bewerbsverzerrung zu vermeiden, gelten für Export- ¶ Speziell auf Klein- und Mittelbetriebe fokus- Märkten und dem Nahen und Mittleren Osten. und Russland. Vor seiner Tätigkeit kreditagenturen wie die OeKB internationale »Spiel- siert das Angebot unserer Tochter »Österreichischer als OeKB-Vorstand war er Head of Commercial Banking und Mitglied regeln«. So darf die OeKB zum Beispiel nur »nicht- Exportfonds« GmbH. Der Exportfonds stellt KMu des Vorstands in der UniCredit marktfähige Risiken« absichern. Das schließt Rahmenkredite zur Verfügung. Diese können über Bank Austria aG. die Hausbank in Anspruch genommen werden, um laufende Exportauträge und -forderungen zu 14 finanzieren. 15 Sichtweisen und Porträts
»Die Gerlitzen ist Wie es ein kleines Skigebiet schafft, mit gebündelten Kompetenzen internationale Gäste ein Raum« zu erobern, schildern die Geschäftsführerin des Almresorts Maria Zernatto VoN MarliEsE FladNitzEr-FErlitsch und der geschäftsführende Gesellschafter der Gerlitzen-Kanzelbahn-Touristik Hans Hopfgartner. Einschätzung der Internationalisierung im Tourismus von Klaus Friessnig ¶ Rund 63 % der Winternächtigung in Kärnten ¶ Das Gerlitzen Almresort und die Litgesellschat werden von den deutschen und österreichischen (Gerlitzen-Kanzelbahn-Touristik GmbH & Co. KG) Gästen erzielt. Der Konkurrenzdruck aus den benach- beweisen, dass dies möglich ist, und sie haben ihre barten Bundesländern Salzburg und Tirol ist aufgrund Gästestruktur nachhaltig verändert. Bei ihnen der Größe der Anlagen und der Nähe zum deutschen kommen nur 37 % der Nächtigungsgäste aus dem Markt hoch. Den Wettbewerb des Aufrüstens können deutsch-österreichischen Markt, und dieser Trend sich die meisten unserer Skigebiete nicht wirklich wird sich vermutlich aufgrund der vielen Bemühungen leisten. Was bleibt? Spezialisierung, Steigerung der im Bereich Internationalisierung der Gästestruktur Ganzjahreskompetenz, Gewinnung von Neukunden, noch verstärken. Internationalisierung der Gästestruktur. ¶ Wir brauchen natürlich den Heimmarkt, aber ¶ Die Gerlitzen mit ihren Hotelbetrieben und für eine langfristige Verbesserung der Wettbewerbs- ihrem Infrastrukturangebot ist ein gutes Beispiel für fähigkeit ist die Internationalisierung ein wesent- die erfolgreiche Umsetzung der oben angeführten licher Faktor. Strategien. Insbesondere für ein mittelgroßes Winter- sportgebiet mit doch eingeschränkter (inter-) natio- Klaus Friessnig ist im KWF die Ansprechperson für Förderungen naler Wettbewerbsfähigkeit. Aus der Not eine Tugend im Tourismus machen und sich auf »neue« Märkte trauen, profes- → friessnig@kwf.at → +43.463.55 800-25 sionell oder|und mit viel Herz. Und vor allem mit einem für die neue Gästestruktur adäquaten Angebot auf allen Linien der Customer Journey. 19
Vernetzt denken Klare Sicht und gefällige Pisten ¶ »Die Gerlitzen ist ein Raum« – das waren die ¶ Auf der Gerlitzen sind vermehrt Skifahrerinnen einleitenden Worte von Herrn Hopfgartner, geschäts- und Skifahrer aus den benachbarten, zum großen Teil führender Gesellschater der Gerlitzen-Kanzelbahn- östlichen Ländern anzutreffen. Diese haben andere Touristik. Was er mit diesen philosophisch anmuten- Anforderungen, die es zu erkennen und zu erfüllen gilt. den Worten meinte, eröffnete sich mir in den nächsten So banal es klingt, aber diese Gäste wollen eine klare Sätzen: »Der Berg wurde als Skigebiet erschlossen, Sicht und gefällige Pisten. Und genau das bietet die was bedeutet, dass es davor kein bestehendes Dorf Gerlitzen. am Berg gab, das sich langsam zu einem Skigebiet ¶ Mit den riesigen Skigebieten kann und will entwickelte. Die Entscheidung wurde bewusst die Gerlitzen nicht mithalten. »Das Skigebiet ist getroffen, um der nahen Umgebung einen Raum der überschaubar, und das ist den Skineulingen wichtig«, Erholung zu bieten.« erzählt der ehemalige Kaderläufer Hopfgartner. ¶ Über der Nebelgrenze gelegen, mit sonnigen Seine Informationsquelle und Inspiration sind – und Pisten und schnell und einfach über die Autobahn auch das klingt banal – die Wünsche der Kundinnen zu erreichen – kann das tatsächlich das Allein- und Kunden. stellungsmerkmal sein? Wahrscheinlich nicht, aber ¶ Überrascht, aber möglicherweise ist das diese Faktoren im Konglomerat mit anderen branchenüblich, hat mich die Tatsache, dass das machen es aus. Skigebiet Gerlitzen auf Ländermärkte setzt, ¶ Auf meine Frage, was die Gerlitzen von anderen die bereits gut auf sie ansprechen. Im Sinne von Skigebieten in puncto Strategie und Erfolg unter- Stärken stärken wird die Kundenansprache am scheidet, war seine Antwort klar: »Die hemdsärmeli- ungarischen Markt der am schweizerischen Markt gen Hoteliers. Mit ihnen kann man kooperieren und vorgezogen, um ein Beispiel zu nennen. So ist es gemeinsame Produkte entwickeln. Sie öffnen sich, dazu gekommen, dass derzeit die Hälte der damit jeder seine Kernkompetenz einbringen kann.« Gerlitzengäste einheimische Tagestouristen und Eine gute Antwort, mit der ich mich allerdings nicht die zweite Hälte Aufenthaltsurlauber sind. ganz zufriedengeben konnte, weil sie mir zu zufällig ¶ Der Umsatz der Gerlitzen-Kanzelbahn-Touristik und pragmatisch erschien. Erst im Laufe des entwickelt sich gut. Von den hundert Mitarbeiterin- Gesprächs und im Nachhinein ergab sich für mich nen und Mitarbeitern, die in der Hochsaison im Winter das Gesamtbild, das sehr wohl einen großen beschätigt sind, macht das Stammpersonal einen strategischen Aspekt beinhaltet und eben auf diese Anteil von 85 % aus. Auch die restlichen 15 % findet Bündelung der Kernkompetenzen hinausläut. man problemlos. ¶ Die Gerlitzen besteht aus vielen Betrieben und ist eingebettet in eine Tourismusregion. Sie alle WANTED: Ganzjahrestourismus leben den Tourismus und haben als gemeinsames ¶ Was dem engagierten Touristiker momentan Ziel den Fortbestand und die Wettbewerbsfähigkeit fehlt, ist ein übergeordnetes Konzept des Landes dieses von ihnen gestalteten Raums. Kärnten für den Ganzjahrestourismus. Die große ¶ Die Gerlitzen-Kanzelbahn-Touristik ist Gesell- Diskrepanz zwischen der Anzahl der Winter- und schaterin der Tourismusregion Villach. Das bedeutet, Sommernächtigungen sollte mit Hilfe eines strategi- dass sie Marketingaktivitäten auslagert, aber gleich- schen Plans verringert werden. zeitig einen Einfluss darauf nehmen kann, wie sich ¶ Hans Hopfgartner sieht darin den Grund für die Region präsentiert und wie ihr Angebot integriert das Fehlen adäquater Förderprogramme, die wird, um sich besser vermarkten zu können. Dem größere Investitionen auch in anderen Kärntner zugrunde liegt ein Masterplan, in dem die Aktivitäten Skigebieten ermöglichen würden. und die anzusprechenden Märkte festgelegt sind. Das Denken in Angeboten, das eine Vernetzung mehrerer Unternehmen oder Institutionen erfordert, macht die Arbeitsweise von Hans Hopfgartner aus. 18 KWF Magazin 1.2017 19 Sichtweisen und Porträts
Im Almresort ist persönliches Engagement Individualisierte Dienstleistung Programm ¶ Man könnte sagen, dass die Internationali- ¶ »Ich bin auch in der Zwischensaison immer sierung des Unternehmens aus einer Notwendigkeit erreichbar – zwar nicht ständig im Hotel, wohl aber heraus geboren wurde und sich zu einem Wettbewerbs- am Telefon«, erklärt Maria Zernatto, operative vorteil entwickelt hat. Neben den Gästen ist auch Geschätsführerin des Almresorts auf der Gerlitzen. das Personal international. Das ist nicht nur im Sinne Dabei ist es einerlei, ob sie sich auf Kunden- der Diversität von Vorteil, sondern auch im Sinne der akquisition auf einer Messe im Ausland befindet Geschätspolitik. Denn so kann das Almresort seine oder im Eigenheim am Fuße der Gerlitzen Kaul- Dienstleistungen individualisiert anbieten. Die Speise- quappen im Gartenteich züchtet. karten und andere Informationen werden den Gästen ¶ Maria Zernatto ist eine Powerfrau. Das Angebot in der jeweiligen Landessprache vorgelegt, und vor auf und am Fuße der Gerlitzen kennt sie wie keine allem, deren Wünsche werden verstanden. Das volle andere, und es liegt ihr am Herzen, es nicht ungenützt Engagement, das Maria Zernatto einbringt, setzt zu lassen. Sie hat die Entwicklungen im Kärntner sie auch bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Tourismus in den letzten Jahrzehnten miterlebt und voraus. Beispielsweise gibt es jede Woche eine kennt dessen aktuelle Herausforderungen. geführte Wanderung mit der Chefin persönlich. ¶ Es sind schon lange nicht mehr nur die ¶ Aber nicht nur diese individuelle Betreuung, Deutschen, die den Wintersport in Kärnten für sich die man in einem 3-Sterne-Haus eigentlich nicht entdeckt haben. Und das ist gut so. »Denn auch erwarten kann, macht den Charme des Almresorts aus. in Tschechien, Polen, Kroatien, Serbien und Slowenien Die wunderschöne Lage, das Panorama der Gerlitzen findet man begeisterte Skifahrerinnen und Skifahrer, sowie die Möglichkeiten, die sich am nahe gelegenen man muss sie nur suchen, richtig ansprechen und Ossiacher See bieten, tragen das ihre dazu bei. Aber ihnen etwas Adäquates bieten. Was das genau ist, halt: »Der Radius ist viel größer. Alles, was sich inner- hängt von deren Kultur ab«, weiß die ambitionierte halb von 200 km befindet, können wir unseren Gästen Gastronomin, die jetzt in ihre dritte Saison im anbieten.« Diese Erkenntnis ist Frau Zernatto bei Almresort startet. Sie kennt die unterschiedlichen einem Aufenthalt in Palermo gekommen. »Man muss Ferienzeiten der einzelnen Nationen und ihre Gewohn- es halt organisieren und mit anderen Gastronomie- heiten im Urlaub. »Kroatische Gäste organisieren und Tourismusbetrieben kooperieren. Die Gäste sind sich im Rudel und gestalten ihre Aufenthaltsorte begeistert, wenn sie nach einer Wanderung in der entsprechend: Kinder getrennt von Erwachsenen und Raggaschlucht noch am Mölltaler Gletscher eine so weiter. Die Niederländer kommen meist zu zehnt – Schneeballschlacht im Sommer machen können.« immer zwei Familien zusammen.« ¶ Im Almresort hat Frau Zernatto für eine Voll- Praxis schlägt Theorie auslastung rund 500 Betten zu füllen. Keine leichte ¶ Die Marktsegmentierung und die Zielgruppen- Aufgabe in der heutigen Zeit – eine Unmöglichkeit, ansprache erfolgen beim Almresort vielleicht nicht in wenn man auf die deutschsprachigen Gäste der Weise strategisch, wie man es von einem Touris- angewiesen wäre. muslehrgang oder vom Hochschulstudium her kennt. Die Praxis ist da ein anderer Lehrmeister. Wenn die Auslastung nicht stimmt, muss kurzfristig gehandelt werden. Deshalb zeigt sich Frau Zernatto auch etwas erstaunt, dass derzeit in einer Großoffensive der chinesische Markt angesprochen wird. »Chinesische Gäste sind im Städtetourismus sicher nicht mehr wegzudenken. Aber hier in Kärnten und speziell auf der Kanzelhöhe sind sie eher nur ›Durchzugsvögel‹ auf dem Weg nach Venedig. Für den Skitourismus ver- spreche ich mir davon wenig. Näher gelegene Länder, wie Italien und Slowenien, bieten sich viel eher für einen Vorstoß an.« 20 KWF Magazin 1.2017 21 Sichtweisen und Porträts
Gerlitzen-Kanzelbahn-Touristik GmbH & Co.KG Letztes gefördertes Projekt Almresort GK Betriebs GmbH www.almresort.eu Standort Internationali- → Neuerrichtung Wörthersee 6er Family-Jet, Investitionen im Bereich Pisten- und Beschneiungsanlagenbau, Attraktivierung Bergsommerangebot → Kanzelhöhe Geschätsführung → Maria Zernatto sierung beginnt Förderstellen → KWF und Öht Förderbare Projektkosten Eigentümer → rM Immobilien Invest GmbH Sterne im Inland VoN BruNo Waldl → 5.935.000 Eur → *** Förderung|Barwertquote Mitarbeiterstand → 12,46 % → rund 35 Projektablauf Betten → Antragstellung bei der Öht → 500 → Projektabstimmung und Genehmigung durch Öht und KWF → Projektumsetzung → Abrechnung → Auszahlung der Förderung → Nachbetreuung Ansprechperson im KWF → Klaus Friessnig Förderbegründung → Das Projekt trägt dazu bei, den zeitgemäßen Anforderungen für den Betrieb der Seilbahnen sowohl im Winter wie auch im Sommer zu entsprechen und die nationale und internationale Bruno Waldl Wettbewerbsfähigkeit des Skigebietes zur nachhaltigen Steigerung der »Vielfach haben Unternehmen Wertschöpfung zu stärken. eine sehr erfolgreiche Produktlinie oder ein erfolgreiches Dienstleistungsangebot aufgebaut. Dabei haben oft Förderungen den entscheidenden Turbo für die Entwicklung gegeben.« 22 KWF Magazin 1.2017 23 Sichtweisen und Porträts
Bei der Umsetzung und Implementierung neuartiger ¶ Wenn der erste Schritt erfolgreich umgesetzt ¶ Die österreichische Außenhandelsstatistik ¶ Hier sehen wir die besonderen Stärken von Produkte, Dienstleistungen und Produktionsver- wurde, die ersten Exporte anstehen, und die damit zeigt viele international erfolgreiche Unternehmen, international tätigen Finanzpartnern, die nicht fahren spielen neben der größten österreichischen verbundenen zusätzlichen Umsätze auch zusätzliche die einen weiteren Schritt gesetzt haben, wenn die nur die Finanzierung bereitstellen, sondern auch den Fördereinrichtung, der aws Austria Wirtschatsservice Finanzierungslinien notwendig machen, liefern die Betreuung der ausländischen Kunden von Österreich Akquisitionsprozess, von der Unternehmens- Gesellschat, auch die FFG Forschungsförderungs- OeKB Oesterreichische Kontrollbank und ihre Töchter aus zu aufwendig wurde. Die Unternehmen gehen bewertung bis zur Strukturierung der gesamten gesellschat sowie die Landesförderstellen in den (zum Beispiel der Österreichische Exportfonds sowie vielfach den Weg, Vertriebs-, aber auch Produktions- Akquisitionsfinanzierung, begleiten. Bundesländern – in Kärnten der KWF Kärntner private Kreditversicherer wie Prisma und die OeKB beziehungsweise Assembling-Niederlassungen ¶ Die österreichischen Förderstellen sind in einer Wirtschatsförderungs Fonds – eine entscheidende Versicherung – nunmehr zusammengefasst unter in den wichtigsten Märkten zu errichten. Zuliefer- großen Zahl von Fällen als zuverlässige Partner mit Rolle. Auch multinationale Förderorganisationen der neuen Dachmarke Acredia) als österreichische betriebe sind otmals geradezu gezwungen, ihren eingebunden. Sei es mit einer Markt- und Technologie- wie der Europäische Investitionsfonds unterstützen staatliche »Export Credit Agency« wertvolle Unter- Abnehmern in die Auslandsmärkte zu folgen, da recherche durch die aws, mit einer besonders zins- innovative mittelständische Unternehmen in stützung. Neben diversen Versicherungsleistungen diese auch im Ausland dieselben Serviceleistungen günstigen Refinanzierung durch die OeKB im Rahmen Österreich. für wirtschatliche und politische Risiken werden auch erwarten wie in den Stammhäusern in Österreich. einer sogenannten Beteiligungsfinanzierung oder ¶ In weiterer Folge stellt sich die Frage, ob äußerst zinsgünstige Finanzierungen zur Zwischen- Die Vernetzung zwischen Lieferant und Abnehmer durch eine Finanzierungs- beziehungsweise Projekt- das Unternehmen nicht auch auf internationalen finanzierung von Zahlungszielen|Forderungen sowie ist in diesem Falle sehr eng. Immer häufiger wird hier garantie der aws. Zusätzlich steht der EiF Europäische Märkten erfolgreich sein könnte. Marktsondierung für Investitionen in Österreich angeboten, sofern auch die digitale Vernetzung unter dem Schlagwort Investitionsfonds zur Sicherstellung von Finanzie- und Markterschließung sind die Schlagworte für diese für die Erfüllung von Exportauträgen »Industrie 4.0« genannt. rungserfordernissen im Rahmen von Internationali- eine weitere Unternehmensentwicklung beziehungs- notwendig sind. ¶ Verschiedene Überlegungen können es sinn- sierungsprojekten zur Verfügung. weise ein weiteres Unternehmenswachstum. Auch ¶ Wie wichtig Absicherungen bei Forderungen voller erscheinen lassen, anstelle eines sogenannten hier gibt es zahlreiche Unterstützungsmaßnahmen, sind, insbesondere im internationalen Umfeld, »Green-Field-Projektes« ein bereits bestehendes vor allem durch die Wirtschatskammerorganisatio- betont Manfred Seyringer, stellvertretender Leiter und am Markt etabliertes Unternehmen zu erwerben nen und den Österreichischen Exportfonds. Bei der der Abteilung Export- und Investitionsfinanzierung oder sich an einem solchen zu beteiligen. Die Gründe Informationsbeschaffung über internationale Märkte der UniCredit Bank Austria: »Ot scheint der Aus- dafür können zum Beispiel sein: die Erhöhung des ist an erster Stelle die Außenwirtschatsorganisation fall einer Forderung auf den ersten Blick nicht wirk- Marktanteils beziehungsweise der Marktmacht, der WKo Wirtschatskammer Österreich mit dem lich dramatisch zu sein. Die Unternehmen sollten die Überwindung von Eintrittsbarrieren – besonders Netzwerk von Außenhandelsdelegierten in nahezu sich jedoch vor Augen halten, wie viel zusätzlicher im internationalen Umfeld – oder die Reduzierung allen Märkten der Welt zu nennen. Sondierungs- Umsatz bei der für ein Produkt eingestellten der Kosten und Risiken neuer Produktentwicklungen reisen, die Erstellung fremdsprachiger Prospekte und Gewinnmarge notwendig wäre, um diesen Ausfall durch die Übernahme innovativer, erfolgreicher Unterlagen, aber auch die Teilnahme an Messen auszugleichen. Eine Kreditversicherung (Forderungs- Unternehmen. und Ausstellungen werden unterstützt. absicherung) zahlt sich damit eigentlich immer aus. Darüber hinaus werden durch die Kreditversicherung auch die Forderungen, als Kreditsicherheit für die finanzierende Bank, wesentlich interessanter.« Alle diese Instrumente ¶ Neben der bereits erwähnten OeKB Gruppe sind am österreichischen Markt außerdem noch die sollen die Risiken eines Internationalisierungsprojektes Coface-Gruppe und die Atradius-Gruppe tätig. für das österreichische Unternehmen überschaubar machen und verhindern, dass im Falle eines Scheiterns das österreichische Unternehmen Bruno Waldl in ernste Schwierigkeiten kommt und Seit 1. August 2006 Landesdirektor Firmenkunden Kärnten der UniCredit Bank Austria, 2001–2006 Landes- damit Arbeitsplätze in Österreich direktor Stellvertreter Firmenkunden Kärnten, 1993–2003 Leiter sME und Large Caps Kärnten, 1990–1993 gefährdet werden. Risk Manager, 1988–1990 Trainee Zentralsparkasse. 24 KWF Magazin 1.2017 25 Sichtweisen und Porträts
Der Markt ist groß Am Runden Tisch zum Thema »Internationalisierung von Dienstleistungen« mit Die EB&P Umweltbüro GmbH arbeitet im Umweltconsulting mit Kern- kompetenzen im Naturraummanagement, in der Gewässerökologie, Umweltplanung, Die Technikon Forschungs- und Planungsgesellschat mbH bietet F&E-Dienstleistungen im it-Sicherheits- bereich an, und sie koordiniert technologie- Klaus-Michael Koch, Landwirtschat und im Naturgefahren- orientierte Großforschungsprojekte. 80 % der management. 15 % der Dienstleistungen Auträge kommen aus dem Ausland. Technikon Forschungs- und Planungsgesellschat mbH, werden im Ausland erbracht. Jürgen Petutschnig, EB&P Umweltbüro GmbH und Erhard Juritsch, Vorstand KWF. »Ohne Internationalisierung können wir den Wohlstand nicht halten.« Erhard Juritsch 26 KWF Magazin 1.2017 27 Sichtweisen und Porträts
Wie hat alles begonnen? Was sind Ihre Erfahrungen? ¶ Koch: Wir haben uns schon relativ bald nach ¶ Koch: Unser erster Auslandmarkt war Deutsch- ¶ PEtutschNiG: Wenn man international erfolg- ¶ Koch: Zum Glück haben wir gute Erfahrungen der Unternehmensgründung international ausgerich- land. Nach zwei Jahren am Markt kannten wir alle reich sein möchte, muss man entweder eine Firma gemacht. In all den Jahren hatten wir erst einen tet, mit Schweiß und Glück. Oder anders ausgedrückt, potenziellen Autraggeber in Österreich, also haben vor Ort gründen, einen starken Partner finden oder Zahlungsausfall, und der ist vernachlässigbar. wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Eine wir uns dem großen, internationalen Markt zuge- kooperieren. Wir haben mit den drei größten Planungs- In unserer Nische konnten wir uns mit zahlreichen Start-up-Förderung hat uns damals auf die Sprünge wandt, und der ist riesig, vor allem in dem Bereich, büros in Österreich eine Kooperation begonnen, es Projekten einen guten Ruf erarbeiten. Weil wir in geholfen. in dem wir unterwegs sind. Nach den ersten großen ist uns aber nicht gelungen, in größeren Dimensionen Kooperation mit großen Konzernen arbeiten, ¶ PEtutschNiG: Wir haben in Salzburg ein Büro Erfolgen stieg unser Selbstbewusstsein, auch Projekte zu akquirieren. Dazu muss man wissen, dass sind wir in den offiziellen Netzwerken präsent, was gegründet, welches hauptsächlich in der Region über die Sprachbarrieren hinweg. internationale Calls nach eigenen Gesetzen ablaufen. definitiv hilt. Derzeit liegen unsere Schwerpunkte einschließlich Süddeutschland tätig ist. Als Kärntner ¶ PEtutschNiG: Wie bereits erwähnt wickeln ¶ Die großen Büros sind extrem gut vernetzt in Deutschland, Raum Dresden, in Belgien und Büro ist es nicht sehr einfach, in Tirol oder Salzburg wir Auträge in Deutschland ab, allerdings liegt dort und arbeiten als Generalunternehmen, die sich ihre in Frankreich. als nicht ortsansässige Firma Planungsauträge das Preisniveau im Bereich der Naturraumplanung Bearbeitungsteams je nach Projekt zusammenstellen. ¶ Juritsch: Fakt ist, dass wir ohne Interna- zu bekommen. Wenn man den Weg durch die Tauern deutlich unter unserem. Überhaupt spielt das Wir haben viel Zeit und Geld in die Internationali- tionalisierung unseren Wohlstand nicht halten geschaft hat, ist das fast schon wie international Lohngefälle im Umweltconsulting eine bedeutende sierung investiert, konzentrieren uns jetzt aber bevor- können, aber es ist nicht immer leicht. Viele junge tätig zu sein. Insgesamt sehe ich die Internationali- Rolle. Für ein großes Projekt in Tansania haben wir zugt auf den heimischen, österreichischen Markt. Exportbeziehungen scheitern bereits nach ein sierung für mein Unternehmen leicht kritisch. unser Wissen und Know-how in Form von Consulting bis zwei Jahren. ¶ Juritsch: Ich habe mich schon während des eingebracht, mit lokaler Unterstützung vor Ort. Studiums mit dem Thema Internationalisierung Ähnlich lief es mit Auträgen in Mazedonien und befasst. Gerade bei Dienstleistungen stelle ich Chile. Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter für Grund- sehr differenzierte, individualistische Zugänge fest. lagenerhebungen in diese Länder zu schicken, Die Herausforderung, über die Grenze zu gehen, rechnet sich nicht. »National ist unsere Geburtsstätte. ist auch eine Kulturfrage. International ist unsere Arbeitsstätte.« Klaus-Michael Koch 28 KWF Magazin 1.2017 29 Sichtweisen und Porträts
Apropos Risiko – wie geht es Ihnen damit? Wie sieht es mit Ihren Teams aus? ¶ Juritsch: Grundsätzlich sind wir der Meinung, ¶ Koch: Wenn ein Autrag zu groß ist, lehnen ¶ Koch: Im Schnitt beschätigen wir 20 Mit- ¶ PEtutschNiG: Bei uns haben vier Leute dass auch gescheiterte Exportbemühungen im wir ihn ab, denn es gibt in unserem Bereich noch keine arbeiterinnen und Mitarbeiter, im Sommer kommen auf Basis von Projekten eine Dissertation gemacht, Sinne des Lernens stärker beachtet werden sollten. adäquate Versicherung zur »Cyber Security«. Aber Studentinnen und Studenten dazu. Technikerinnen zu 50 % musste allerdings auch die Freizeit herhalten. Die österreichischen Förderstellen wie die aws oder es geht nicht nur um das finanzielle Risiko, sondern und Techniker suchen wir auch international, denn Eigene Forschungsprojekte bedeuten hohe zusätz- die OeKB und nicht zuletzt der EiF Europäische auch um das Risiko der Rufschädigung. gut qualifizierte Leute zu finden, ist nicht leicht – liche Kosten und viel Engagement. Investitionsfonds sorgen mit etlichen Instrumenten ¶ PEtutschNiG: Ja, wir lassen im Planungsbe- um die reißen sich auch andere Unternehmen. In der ¶ Koch: Bei uns ist es leichter, weil wir ja im For- dafür, dass die Risiken von Internationalisierungs- reich auch Vorsicht walten und bieten nicht für jedes Forschungsdienstleistung werden Damen, vor allem schungsbereich arbeiten und Zugang zu Forschungs- projekten überschaubar bleiben und vor allem, dass Projekt an. Wir setzen bei unseren Autraggebern als Projektleiterinnen, sehr gut angenommen. niveaus haben, die weit über die Uni hinausreichen. das Unternehmen vor Ort nicht gefährdet wird. auf Qualität, Kontinuität und Vertrauen. Dementsprechend haben wir ein gut ausbalanciertes Damit sind wir für Dissertanten und Professoren ¶ PEtutschNiG: Die Risiken für Projekte im Team. Es kommt schon vor, dass unsere Kunden interessant. naturschutzfachlichen Bereich halten sich in Grenzen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abwerben, ¶ Juritsch: Im Zusammenhang von Internatio- Im internationalen Umfeld sieht das anders aus. das muss man sportlich sehen. nalisierung und Bildung gibt es jetzt beim KWF eine Wenn ein Prütechniker vor Ort, aus welchen Gründen ¶ PEtutschNiG: Bei uns ist es ähnlich. Wir neue Ausschreibung – »Internationalisierungs- auch immer, bei der Abnahme kein grünes Licht beschätigen 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, assistent«. Dabei wird eine zweijährige Ausbildung gibt, kann man als Planungsbüro ganz schön auf davon sind die Hälte Frauen. Im Sommer arbeiten finanziert. der Strecke bleiben. wir auch mit Praktikantinnen und Praktikanten. ¶ Koch: Das finde ich gut. Internationalisierung Meiner Erfahrung nach ist nur ein Viertel der Mann- basiert auf Technologie und Innovation. schat bereit, ins Ausland zu gehen. Das Lohnniveau in Kärnten ist übrigens ziemlich gut. Hat Ihnen die »Marke Österreich« im Ausland ¶ Koch: Diese Erfahrung teile ich. Unsere Leute geholfen? Und was war Ihr Glück im bisherigen fliegen gerne hie und da in Europa herum, aber als Business? ständigen Arbeitsplatz bevorzugen die meisten die ¶ PEtutschNiG: Aus Österreich zu kommen, Homebase. Der Vorteil ist, unsere Dienstleistung hat uns sicher unterstützt. Wir gelten als korrekt und kann man von überall machen. Eine Entwicklung, verlässlich. Mein Glück war, dass ein Autraggeber die ich in letzter Zeit beobachte, ist das Bedürfnis so an uns geglaubt hat, dass wir dadurch ein neues, nach Selbstbestimmtheit. Ich kann das zwar nach- nachhaltiges Geschätsfeld starten und letztendlich vollziehen, aber als Arbeitgeber habe ich auch im Büro etablieren konnten. die Verantwortung für das Ganze. ¶ Koch: Ich saß eines Freitagabends noch um ¶ PEtutschNiG: Bei uns sind die Motivations- 19.00 Uhr im Büro, als ein potenzieller Kunde anrief. faktoren das Gehalt, die Projekte, die Möglichkeit, sich Nach dem Telefonat hatten wir unseren ersten zu entwickeln und sich selbst zu verwirklichen. internationalen Autrag. Das war ein Riesenglück. »Wenn der Radius von Kärnten aus ¶ Juritsch: Wird bei Ihnen auch wissenschatlich Und ja, die »Marke Österreich« steht für Qualität, über die Tauern reicht, gearbeitet, beziehungsweise wie praxisfähig ist die verbunden mit einer gewissen Leichtigkeit. ist man fast schon international.« Wissenschat? ¶ daNKE Für das GEsPräch. Jürgen Petutschnig 30 KWF Magazin 1.2017 31 Sichtweisen und Porträts
2. Die Zukunt 1. Wo steht die österreichische Exportwirtschat? Österreichs Warenexporte werden heuer wieder auf Was hat die Strukturschwäche mit dem Export zu tun? Die Ursachen sind vielfältig; eine zu starke Orien- liegt in der Inter- einen Rekordwert ansteigen. Die vorläufigen Ergeb- nisse zu den Warenausfuhren im ersten Halbjahr 2016 zeigen, dass österreichweit mit Ende Juni 49,8 %, in Kärnten 49,31 % des Vorjahreswertes (Warenaus- tierung auf wachstumsschwache Exportmärkte und wachstumsschwache Warengruppen spielt eine besondere Rolle. Cirka 80 % des Exports sind den europäischen Märkten zuzuordnen. Die restlichen nationalisierung – fuhr 2015 Österreich 131.538.381.465 Eur; Kärnten 7.137.467.063 Eur)1 erreicht wurden. ¶ Seit 2012 nähern sich die Zuwächse in Öster- reich der Stagnation. In Kärnten sieht die Situation 20 % teilen sich Asien und Amerika. Afrika kommt praktisch nicht vor. ¶ Die innovationsintensiven Produkte nehmen einen viel zu geringen Anteil ein. Laut Andreas kritische Blicke auf vergleichsweise viel besser aus. Entwicklung der Warenausfuhr in % des Vorjahres, Österreich und Kärnten Reinstaller (WiFo) ist der Technologieanteil in Bezug auf den relativen Technologiegehalt der österreichi- schen Exporte konstant, aber der Anteil der österrei- chischen Weltmarktführer am Gesamtvolumen der eine Erfolgsstory 16,0 % 2010|11 2011|12 2012|13 2013|14 2014|15 Warenexporte ist mit 6,5 % nach wie vor eher gering, und die Produktgruppen sind fast durchgehend in relativ kleinen Nischen erfolgreich. 12,6 % ¶ Österreichs Außenhandel ist grundsätzlich 11,3 % 12,0 % eine Erfolgsgeschichte, weil die Handelsbilanzdefizite VoN Erhard Juritsch reduziert und zudem die Strukturen verbessert wurden. Doch wuchsen die Warenexporte seit 2000 6,2 % 8,0 % 5,3 % um 0,5 Prozentpunkte langsamer als die eigenen 2,7 % Exportmärkte, und diese wiederum um 0,5 Prozent- 1,8 % 1,8 % 4,0 % 1,5 % 1,2 % – 1,7 % punkte langsamer als der Welthandel.3 Diese Ent- 0,0 % wicklung wird zuküntig doppelt schlagend. ¶ Eine weitere Ursache für die Exportschwäche – 4,0 % findet sich in der österreichischen Industriestruktur. Es gibt einen Mangel an Hochtechnologieprodukten Die österreichische Exportschwäche ist einerseits und an Produkten mit spezifischen Alleinstellungs- eine Folge der Konjunkturschwäche in ganz Europa, merkmalen (USP). Das impliziert eine hohe Kon- lässt aber auch Strukturschwächen deutlich erkenn- kurrenz am Weltmarkt. Österreich ist »Weltmeister bar werden. Laut WiFo »sollten sich die Exporte in existierenden Strukturen« 4 und zeichnet sich zwar bis 2021 wieder etwas beleben, doch dürte der durch eine zu hohe Pfadabhängigkeit aus. Diese reale Beitrag des Außenhandels für den Zeitraum »Follower-Strategie« ist nur für Länder mit teilweise 2017–2021 mit 0,2 Prozent zum BiP nur geringfügig erheblichem Technologierückstand geeignet. höher sein als im besonders exportschwachen Zeitraum 2012–2016. Die Wachstumsrate der Waren- exporte lag in den Jahren 2012 bis 2015 zwischen 1,5 Prozent (2012) und 2,7 Prozent (2015), 2016 beträgt das Plus nach acht Monaten nur noch 0,6 Prozent.« 2 1 Download 22. März 2017: ¶ Nicht das bescheidene Wachstum der http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschat/aussenhandel/ Warenausfuhren erfordert eine genauere Betrachtung, regionaldaten_nach_bundeslaendern/index.html 2 vielmehr der damit einhergehende Verlust von https://nzz.at/oesterreich/geld/oesterreichs-exportwirtschat-in-einer-doppelten- Marktanteilen. wachstumsfalle (18. Dezember 2016) 3 Gunther Tichy: Persistente Strukturprobleme trotz zutreffender Strukturprognosen, in WiFo-Monatsbericht 8/2016. 32 KWF Magazin 1.2017 33 Sichtweisen und Porträts
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