SO MAGAZIN - Kantonal-Solothurnischer Gewerbeverband
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SO Das Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft im Kanton Solothurn MAGAZIN Nr. 3 Mai 2018 STANDORT- FAKTOREN UND WIRTSCHAFT IM KANTON SOLOTHURN Standortstrategie für Solothurn Solothurn aus der Sicht eines Spezialisten für Standortwettbewerb Tourismus als Wirtschaftsfaktor SIMON MICHEL SWISSSKILLS «Mit Vorwärtsstrategie neue Manuel Bieri – Berufs-Vizeschweizer- Arbeitsplätze schaffen.» meister und WM-Teilnehmer
ZUM INHALT Editorial 3 Interview mit Simon Michel 4 Standortstrategie Kanton Solothurn aus der Sicht der Wirtschaftsverbände 10 Wirtschaftsstandort Kanton Solothurn aus der Sicht des Wissenschaftlers Dr. Roland Scherer 16 Attisholz-Areal – grosses Entwicklungspotenzial 18 4 Wirtschaftsförderung Kanton Solothurn 21 Bedeutung der Stadtführungen für Solothurn 22 Olten und seine Schriftsteller 22 Wachsende Bedeutung des Tourismus 23 Gründerzentrum Kanton Solothurn 24 Teilrevision Energiegesetz Kanton Solothurn 26 Abstimmung über Vollgeldinitiative 29 Logistikcenter Planzer Härkingen 30 Die Nacht der Solothurner Industrie 2018 33 Manuel Bieri – Vizeschweizermeister im Formenbau 34 18 Restaurant Stadtbad in Olten 38 Wir danken Herzlichen Dank unseren Silbersponsoren: Hörmann Schweiz AG www.hoermann.ch Planzer Transport AG 22 www.planzer.ch Impressum Ein Produkt von Herausgeber kgv Kantonal-Solothurnischer Gewerbeverband und SOHK Solo- thurner Handelskammer Projektleitung Dr. Josef Roos, Public Voice Redaktion Dr. Josef Roos, Andreas Gasche, Daniel Probst, Adriana Gubler, Christian Hunzi- ker, Dr. Roland Scherer, Jürgen Hofer, Stefan Ulrich, Thomas Heimann Titelbild Manuel Bieri Fotos Dr. Josef Roos, Public Voice, kgv Kantonal-Solothurnischer Gewerbeverband, SOHK Solothurner Handelskammer, Bernhard Strahm, Univer- sität St. Gallen, Halter AG, together AG, Region Olten Tourismus, Solothurn Tou- rismus, Tino Zurbrügg, Planzer, Andris Linz, Roland Fürst Layout Daniel Eicher, Eicher Design AG Inserate Sandra Steiger, Public Voice Druck Vogt-Schild Druck AG Distribution Direct Mail Company AG Auflage 140‘000 Exemplare 34 2 SO MAGAZIN
EDITORIAL Plädoyer für eine freie Wirtschaft! Im Kanton Solothurn wird der Ruf nach einer Standort- und Wirtschafts- strategie für den Kanton Solothurn immer lauter. So hat vor kurzem der Unternehmer und Politiker Simon Michel bedauert: «Leider hat der Kanton Solothurn keine explizite Wirtschafts- oder Standortstrategie. Man spricht zwar seit mehreren Jahren davon. Aber bis heute ist nichts bekannt. Das ist bedauerlich.» Eine Standort- und Wirtschaftsstrategie will den Staat nicht animieren, sich über Eingriffe in die Wirtschaftsfreiheit Gedanken zu machen. Vielmehr muss sich die Politik und die Verwaltung überlegen, wie sie die wirtschaftlichen Rahmen- bedingungen noch offener ausgestalten kann. Ein Ziel muss es sein, der Wirt- schaft möglichst viel Handlungsspielraum zu gewähren, ohne die Errungen- schaften in der Sozialpartnerschaft in Frage zu stellen oder gar abzubauen. Wie Simon Michel richtig feststellt, ist der Kanton Solothurn selber nicht in bester Verfassung. Die hohen Steuern für Unternehmen und auch für mittlere und tiefe Daniel Probst Einkommen sind keine gute Voraussetzung, um als Wirtschaftsstandort zu Direktor glänzen. Andere Faktoren, wie die Verkehrsweganbindung und der Ausbau der Solothurner Handelskammer Kommunikationsmittel, stehen da schon weiter vorne auf der Rangliste. Bei den Steuern hat der Kanton nun erste mutige Schritte beschlossen. Er will mit der Steuervorlage die Steuern für juristische Personen massiv senken. Von diesem Schritt profitieren vor allem die alteingesessenen KMU im gewerblichen und industriellen Bereich. Auch entlasten will die Solothurner Regierung tiefe Einkommen und Familien mit Kindern. In diesen beiden Bereichen will der Kanton einen dringend notwenigen Schritt nach vorne tun. Die Steuervorlage kommt in diesen Tagen in die Vernehmlassung. Die Haltung der Wirtschaft ist klar: Mehr Freiheit für die Wirtschaft und Entlastung von tie- feren Einkommen und Familien mit Kindern. Ebenfalls ein Standortfaktor sind die Produktionskosten. Am 10. Juni 2018 stim- men wir über eine Teilrevision des Energiegesetzes ab. Die Wirtschaft ist für den eingeschlagenen Weg in der Umwelt- und Klimapolitik. Sie lehnt aber kosten- treibende Massnahmen sowie investitionshemmende und bürokratische Vor- Andreas Gasche schriften ab. Weshalb die Wirtschaft gegen die Vorlage ist, lesen Sie auch in Geschäftsführer kgv diesem Magazin. Weitere Stichworte in diesem Magazin sind «Höchstleis- tungen an der Berufs-Weltmeisterschaft», «gut essen in Olten», «frühmorgens bei...» und das Thema «Tourismus in Solothurn und Olten». Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre. Daniel Probst Andreas Gasche Solothurner Handelskammer Kantonal-Solothurnischer Gewerbeverband SO MAGAZIN 3
Simon Michel, CEO der Ypsomed und Kantonsrat, im Interview «Mit der Vorwärtsstrategie sichern wir Arbeitsplätze und schaffen neue» Simon Michel ist CEO der prosperierenden Ypsomed und leitet damit ein Unternehmen mit 1500 Mitarbeitenden. Seit 2017 ist er zudem Mitglied des Solothurner Kantonsrats. Um neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Kanton Solothurn vorwärts zu bringen, verfolgt er aus Überzeugung eine unternehmerische Umsetzung der Steuervorlage 17. Wo sieht er eigentlich den Kanton Solothurn als Wirtschafts- und Wohnkanton? Text: Josef Roos, Fotos: Bernhard Strahm Ihr Unternehmen ist in der Schweiz in den Kan- che in grossen Kantonen nicht mehr möglich ist. tonen Bern und Solothurn sowie im Ausland Zudem ist qualitativ gutes Wohnen hier noch er- tätig. Wie beurteilen Sie die Stärken und Schwä- schwinglich. chen des Kantons Solothurn als Wohn- und Wirtschaftsstandort? Die Lebensqualität im Kanton Solothurn beurteile Im Kanton Solothurn verfügen wir über eine relativ ich also generell als gut. Nicht viel besser oder gute Erreichbarkeit und dadurch über ein gutes schlechter als in unseren Nachbarskantonen. Wir Rekrutierungspotenzial. Wir verfügen über beson- sind klar im Mittelfeld. Die Steuern für natürliche dere Stärken in der Berufsbildung und über Ar- Personen, die gut verdienen, sind jedoch viel zu beitskräfte mit viel Sinn für Präzision. Das liegt hier hoch. Sie halten viele gute Steuerzahler von einem vielleicht in den Genen – stand doch der Kanton Zuzug ab. Wir beschäftigen in der Ypsomed etliche früher für Uhrenpräzision. Ich erachte die kurzen höhere Kader, welche es vorziehen zu pendeln, als Wege zu den Beamten und zur Regierung als ein mit ihren Familien nach Solothurn oder Bern zu nicht unerheblicher Vorteil. Eine Eigenschaft, wel- ziehen. 4 SO MAGAZIN
INTERVIEW Und wie sieht es mit der Gewinnsteuer aus? Mittelfristig müssen wir auch die Einkommens- Leider sind auch die Gewinnsteuern für Unterneh- steuern für private Personen senken. Ich bin über- men viel zu hoch. Wir liegen hier auf einem der zeugt, dass dadurch mehr Steuersubstrat zu uns letzten Plätze. Die Steuern sind nach der Verfüg- zieht und damit auch mehr im Kanton konsumiert barkeit von Fläche klar der wichtigste Faktor, um wird. einen neuen Standort oder ein Ausbauprojekt zu beurteilen. In diesem Bereich hat der Kanton Solo- Die Chancen sind also intakt, aber die FDP, SVP, thurn schon Handlungsbedarf. BDP und CVP müssen zusammenhalten, damit der Kanton vorwärtskommt. Mit Umverteilen, wie es Welche Chancen sehen Sie für den Kanton Solo- die SP ständig fordert, funktioniert es langfristig thurn als Wohn- und Wirtschaftsstandort? nicht. Plötzlich sind diejenigen, die geben, Wir verfügen über eine überdurchschnittliche Dichte nicht mehr da. Was kann dann noch umverteilt an Unternehmen im Lifescience, Healthcare, Med- werden? tech und Mikromechanik-Bereich. Wir besitzen die besten Décolltage-Firmen in der Schweiz und haben Haben Sie das Gefühl, dass im Kanton Solothurn ein grosses Know-how in der Automatisierung. Die- genügend für eine florierende Wirtschaft ge- ses gilt es zu vertiefen und zusammen mit den Fach- macht wird? hochschulen zu stärken. Investitionen in angewand- Es wird einem nichts geschenkt. Gerade ansässige te Forschung und Entwicklung sind hier angesagt. Unternehmen profitieren nur mit äusserst grossem Aufwand von Steuererleichterungen. Während bei Mit einer Vorwärtsstrategie im Bereich der Unter- Neuansiedelungen Steuererleichterungen gewährt nehmenssteuern sichern wir die Arbeitsplätze der werden, können hiesige Unternehmen nicht gleich Ableger der über 20 internationalen Grosskonzerne, profitieren, wenn sie investieren, was ich als unfair welche unter anderem aufgrund der Holdingprivile- erachte. Das ist z. B. im Kanton Bern ganz anders. gien bei uns angesiedelt und investiert haben, und Da muss man sich schon gut überlegen, wo man verfügen über das Potenzial, weitere Unternehmen was investiert. Die Abläufe bei den Behörden beur- anzuziehen. teile ich aber als gut bis sehr gut. SO MAGAZIN 5
Regional verankert. Persönlich. Engagiert. Ihre BEKB im Kanton Solothurn. bekb.ch Hintere Reihe v.l.n.r.: Christian Küng, Manuel Sitter, Patrick Ingold, Roger Murbach Mittlere Reihe v.l.n.r.: Max Neuenschwander, Philippe Kaech, Margrit Schwab-Dubi, Nadine Amerzin, Tino Friso, Ursula von Burg Vordere Reihe v.l.n.r.: Reymar Studer, Tanja Moser, Fabienne Neuenschwander, Bernhard Neukomm, Andreas Jordan Berner Kantonalbank in Solothurn, Grenchen, Hägendorf und Oensingen
INTERVIEW Konkret: Welchen Bedarf sehen Sie bezüglich der Infrastruktur? Was gilt es hier zu verbessern? Hier stehen wir gut da. Wir können uns immer noch verbessern, aber die Qualität, der Zustand und der Unterhalt der Strassen ist im Kanton Solothurn gut bis sehr gut. Es gilt gezielt die Schwachstellen zu identifizieren und dort entsprechend aufzurüsten. Wir müssen also weiter in die Infrastruktur inves- tieren, damit wir die Lebensqualität halten oder sogar steigern können. Grossprojekte wie die Um- fahrung Klus oder die Neugestaltung des Bahnhofs Olten spielen hierfür eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und in der Bildung? Sind wir hier auf dem richti- gen Weg? Finden Sie die notwendigen Fachkräf- te für Ihr Unternehmen? Die Qualität der Schulbildung beurteile ich als ge- nügend bis gut. Die meisten Abgänger, welche sich bei uns bewerben, können einigermassen gut rech- nen und schreiben. Die Qualität hat im Vergleich zur Zeit vor 10 Jahren gefühlt abgenommen, und wir können pro Stelle nicht mehr von 20 Kandidaten auswählen. Aber wir finden trotzdem immer jeman- den, den wir dann noch richtig formen können. Wir können sie auf die von uns vorgeschlagene neue haben uns auch entschieden, deutlich mehr Ler- Untergrenze von 11.5% kommen. Dieser Steuer- nende selber auszubilden und sind mittlerweile bei betrag wird bei 9 von 10 Grosskonzernen noch ak- rund 60 Lernenden in 11 Berufen. Zudem bezahlen zeptabel sein, um weiter in unserem Kanton zu wir die Fachhochschule zu 100% bei 60% Präsenz investieren und um nicht den Betrieb ins Ausland und 70% Lohn. Wir wollen ein attraktiver Arbeit- zu verlagern, wo sie heute Länder mit 10% – 12% geber sein und tun viel dafür. Deshalb können wir Unternehmenssteuern finden. Zusätzlich werden die meisten offenen Stellen innert weniger als 100 wir mit 12.9% Unternehmen aus den Nachbars- Tagen besetzen. Wir schaffen pro Jahr rund 150 kantonen anziehen können. Davon bin ich über- neue Stellen, davon gut 100 in der Schweiz. zeugt. Wir sichern also nicht nur Arbeitsplätze bei den Grosskonzernen, sondern schaffen auch neue. Gemeinsam mit anderen Gemeinde-, Gewerk- Deshalb nennen wir die Steuerstrategie Vorwärts- schafts- und Wirtschaftsvertretern haben Sie strategie. einen Kompromissvorschlag zur Steuervorlage vorgelegt. Weshalb erachten Sie einen Steuer- Werden Sie den Kompromissvorschlag im Parla- satz von unter 13 Prozent als wichtig? ment durchbringen? Wie sehen Sie die Chancen Die Sache ist im Grunde genommen einfach. Die bei den anderen Parteien? Schweiz verfügt heute bereits über international Die Chancen stehen gut, denn die Verhandlungs- nicht konforme Steuerpraktiken. Wie Teile des Ban- parteien hatten die Rückendeckung ihrer Verbände kengeheimnisses aufgegeben werden mussten, und Parteien. Wir haben einen Kompromiss ge- müssen wir jetzt auch die Holdingprivilegien auf- schweisst und müssen an diesem festhalten. Die geben. Anderseits drohen uns mittelfristig die Iso- USR-Abstimmung wurde nicht durch die SP verhin- lation und der «Drittstaatenstatus» zusammen mit dert, sondern von den Gemeinden und dem Gewer- Ländern wie Angola oder Zimbabwe. Ein gutes be abgelehnt. Das wissen wir heute. Deshalb wollen Drittel der Unternehmenssteuereinnahmen im wir jegliche zusätzliche Mehrbelastung beim Ge- Kanton Solothurn kommen von Unternehmen, werbe durch Erhöhung des Mindestsatzes für die welche vom heutigen Holdingprivileg profitieren. Teilbesteuerung der Dividenden verhindern und Diese zahlen unter 10% Unternehmenssteuern. den Steuerausfall bei den Gemeinden in den ersten Mit 12.9% und den weiteren Möglichkeiten wie 4 Jahren ab 2020 zu 100% übernehmen. Das kann Patentbox und Abzug für Entwicklungsleistungen der Kanton gut verkraften. SO MAGAZIN 7
www.aen.ch www.regioenergie.ch www.swg.ch Weil Erfolg nur im Miteinander entstehen kann. Als einer der führenden europäischen Technologiekonzerne für Baudienstleistungen ist STRABAG auch in der Schweiz fest verankert. Für unsere Auftraggeberschaft erarbeiten wir nachhaltige und wirtschaftlich optimierte Lösungen. Die STRABAG AG ist stolz, die Baumeisterarbeiten für den Neubau des Zentrums in Derendingen ausführen zu dürfen. Der Bau umfasst einen Schultrakt, eine Mehrzweckhalle sowie einen Verwaltungstrakt mit Einstellhalle und bietet somit Raum für unterschiedliche Nutzung. www.strabag.ch STRABAG AG, Bittertenstr. 12, 4702 Oensingen, Tel. +41 62 388 31 31, Fax +41 62 388 31 30, oensingen.ch@strabag.com 184x130mm_Inserat_Schweiz_Solothurner_Handelskammer.indd 1 14.02.18 14:59
INTERVIEW SP und Grüne halten nicht viel von dieser Vor- wärtsstrategie. Sie meinen, am Ende bezahle der kleine Bürger die Zeche. Wie sehen Sie das? Die Linke ist gespalten. Die Gewerkschaften wollen das Steuersubstrat und die Arbeitsplätze auch er- halten und stehen deshalb hinter dem Kompro- missvorschlag. Ein Teil der SP und der Grünen, so scheint mir, hat die grösseren Zusammenhänge noch nicht verstanden und betrachtet das Ganze immer noch viel zu kurzfristig. Sie wollen immer noch auf den IAFP abstützen und schauen nicht über diesen beschränkten Zeithorizont hinaus. Gerne sind wir bereit, ihnen die Konsequenzen ei- ner kurzfristigen Sicht aufzuzeigen. Die Linke soll- zusätzlich mit wesentlich höheren Arbeitslosen- te auch schätzen, dass das Entgegenkommen von zahlen zu kämpfen, und das kann ja die Linke auch den Bürgerlichen äusserst gross ist. Wir sind bereit, nicht unterstützen. die Vermögenssteuern für Vermögen über 1 Mio. Franken um 40% zu erhöhen. Wir sind bereit, bei Und wenn Ihr Kompromiss nicht genügend Stim- den Unternehmen, welche Gewinne machen, Gel- men bekommt? Wohin schlittert dann der Kanton der zugunsten Schwächerer, für Betreuungsgut- Solothurn? scheine und für eine digitale Bildungsoffensive Der Wegzug von einem guten Dutzend von interna- abzuziehen. Solch ein Angebot werden sie in den tionalen Grosskonzernen führte zu einer unschö- nächsten 10 Jahren nie mehr erhalten. Jawohl, es nen Kettenreaktion. Die in der Orthopädie aktiven stehen finanztechnisch schwierigere Jahre vor uns. Unternehmen in unserem Kanton vergeben seit Jawohl, unser Kanton wird in den Jahren 2020 bis Jahren grosse Aufträge an über hundert kleinere 2022 einen jährlichen Verlust machen. Aber wir und mittlere Unternehmen, sogenannte Zulieferer. haben genügend Eigenkapital, um diese Delle Der Grossteil müsste schliessen oder sicherlich durchzustehen. Wir haben schon viel schwierigere massiv abbauen. Die Konsequenz wären mehrere Jahre durchgestanden. Danach geht es aber auf- tausend Arbeitslose und eine auf Jahre sehr schwie- wärts. Mit höheren Unternehmenssteuern würden rige Finanzsituation. Der Kanton Bern ist dorthin wir kurzfristig besser dastehen, aber mittel- und geschlittert. Er hat es geschafft, viele gute Unter- langfristig wesentlich schlechter. Wir hätten dann nehmen zu verlieren und verfügt heute über prak- tisch keine produzierende Industrie mehr. Welche politischen Ambitionen verfolgen Sie? Ich könnte mir ein Engagement auf Bundesebene durchaus vorstellen. Aber aktuell erlauben es mei- ne Familie und mein Beruf nicht. Meine beiden Söhne sind 8 und 10 Jahre alt, und sie brauchen mich. Und bei der Ypsomed haben wir intensive Jahre vor uns. Da muss ich mit meiner Geschäfts- leitung an Deck stehen. Mit 50 werde ich die Situa- tion nochmals neu beurteilen. Bleibt bei Ihrem Engagement noch Zeit für Ihre Familie? Absolut. Wie erholen Sie sich von Ihrer Arbeit als CEO und Politiker? Ich nehme meine 6 Wochen Urlaub pro Jahr und verbringe viel Zeit mit meiner Frau und den Kindern. Ich konnte schon immer gut abschalten. Wir sind oft draussen und bewegen uns viel. Im Winter im Ber- ner Oberland auf den Skiern gefällt es uns sehr. SO MAGAZIN 9
Strukturwandel in einem Bild: Links: Cellulose Attisholz, stillgelegt 2008. Rechts: Biogen produziert ab 2019. © Roland Fürst Standortstrategie aus der Sicht der Wirtschaftsverbände Wirtschaftsstandort Kanton Solothurn in 520 Wochen – ein Szenario Die Solothurner Wirtschaftsverbände setzen sich seit jeher für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort Kanton Solothurn ein. Dabei stehen die vier Themenbereiche «Bildung & Fachkräfte», «Infrastruktur», «Steuern & Finanzen» sowie «Verwaltung & Regulierung» im Fokus. Der vorliegende Artikel beschreibt für diese Bereiche einen gewünschten Zustand in 10 Jahren als Basis für einen hohen Wohlstand in der Region. Der Ausblick zeigt aber auch: Wenn wir er- folgreich sein wollen, müssen wir die Themenfelder um den Bereich «Wohnen & Lebensqualität» erweitern und somit den Wirtschafts- und Wohnstandort gemeinsam betrachten. Text: Daniel Probst und Christian Hunziker, Solothurner Handelskammer, Fotos: Solothurner Handelskammer Die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Kan- und beeinflussen werden. Der Wirtschaftsstand- ton Solothurn wird in den kommenden Jahren ort Kanton Solothurn muss auf diese Herausfor- durch zahlreiche Trends und Ereignisse geprägt. derungen und Veränderungen vorbereitet sein. Fortschreitende Globalisierung, der demogra- phische Wandel, Digitalisierung und Individuali- Der vorliegende Artikel liefert keine grosse Vision sierung sind nur einige unter vielen Trends, wel- einer fernen, futuristisch anmutenden Zukunft mit che die Wirtschafts- und Arbeitswelt verändern Cyborgs, Drohnen und fliegenden Autos. Vielmehr 10 SO MAGAZIN
WIRTSCHAFTSSTANDORT KANTON SOLOTHURN soll nüchtern und anekdotisch aufgezeigt werden, schaftlichen Veränderungen proaktiv auf und fin- wo der Kanton Solothurn in 520 Wochen bezüglich det weiterhin weltweit Beachtung. An unseren he- der vier Themenbereiche «Bildung & Fachkräfte», rausragenden Hochschulen können die klügsten «Infrastruktur», «Steuern & Finanzen» sowie «Ver- Köpfe der Welt Forschung und Innovation voran- waltung & Regulierung» stehen könnte. treiben. Neben der ETH und den Universitäten kommt auch den Fachhochulen eine grosse Bedeu- tung zu. Letztere zeichnen sich durch ihre enge Themenbereich «Bildung und Fachkräfte» Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft aus und setzen voll und ganz auf ihr Alleinstellungs- Wir beginnen unsere Wunschreise in die Zukunft merkmal – die Praxisorientierung. Sie sind damit mit dem Themenbereich «Bildung und Fachkräfte». Kaderschmiede und Excellenzzentren in ange- Denn letztlich sind es die in der Region lebenden wandter Forschung zugleich. und arbeitenden Menschen mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten, die einen Wirtschaftsstandort Durchlässigkeit und lebenslanges Lernen ausmachen. In 520 Wochen wird der Kanton Solo- Der Durchlässigkeit des Bildungssystems und dem thurn über ein qualitativ hochstehendes, nachfra- Aspekt des lebenslangen Lernens wird höchste Be- georientiertes und durchlässiges Bildungssystem deutung zugemessen, damit die Menschen er- auf allen Stufen verfügen und allen Menschen den mächtigt werden, mit der schnelllebigen Welt zu- Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert haben. rechtzukommen. Das lebenslange Lernen ist durch ein arbeitsmarktnahes Aus-, Weiter- und Nachhol- Exzellentes Bildungssystem auf allen Stufen bildungsangebot gewährleistet und wird durch In der Volksschule unterrichten motivierte und steuerliche Anreize unterstützt. Mehrere Unter- pragmatische Lehrpersonen, die ihr Handwerk ver- nehmen und Branchen bieten individuell für ihre stehen. Die Kernkompetenz- und MINT-Fächer Mitarbeitenden zugeschnittene Weiterbildungs- nehmen nach wie vor einen hohen Stellenwert ein. fondslösungen an. Immer wichtiger werden aber auch nicht kognitive Kompetenzen wie Kreativität, Teamarbeit, Selbst- Vereinbarkeit von Beruf und Familie disziplin und Motivation. Das Berufsbildungssys- Dank geeigneter Rahmenbedingungen ist die Ver- tem garantiert eine arbeitsmarktnahe Ausbildung, einbarkeit von Beruf und Familie einfacher gewor- nimmt die laufenden technologischen und gesell- den. Dank der Einführung von Betreuungsgut- Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird immer wichtiger. Eltern brauchen massgeschneiderte und bezahlbare Lösungen für die Kinderbetreuung. SO MAGAZIN 11
WIRTSCHAFTSSTANDORT KANTON SOLOTHURN scheinen und der grosszügigen steuerlichen Ab- ching sowie Qualifizierungs- und andere Unterstüt- setzbarkeit von Drittbetreuungskosten zur Unter- zungsmassnahmen erleichtert. Negative Arbeits- stützung der Eltern auf der einen Seite und dem anreize sind beseitigt. Abbau von Vorschriften und administrativen Hür- den für Betreuungsanbieter auf der anderen Seite finden Eltern massgeschneiderte und bezahlbare Themenbereich «Infrastruktur» Lösungen für die Kinderbetreuung in einem vielfäl- tigen Markt an Betreuungsangeboten. In 520 Wochen verfügt der Kanton Solothurn über eine leistungsfähige, auf die Bedürfnisse von Wirt- Integration aller Gruppen in den Arbeitsmarkt schaft und Gesellschaft ausgerichtete Netzinfra- Ältere Arbeitnehmende werden als äusserst wich- struktur. Eine kluge Raumplanungspolitik und er- tige Mitarbeitende wahrgenommen. Sie sind dank gebnisorientierte Ansätze haben gut funktionie- laufender Weiterbildung fachlich auf dem aktuells- rende Verkehrs-, Energie- und Telekommunika- ten Stand und verbinden diese Qualität mit einem tionsinfrastrukturen hervorgebracht. grossen Erfahrungsschatz. Es erstaunt deshalb nicht, dass viele Arbeitnehmende weit über das Verkehr und Mobilität sind eine grosse Stärke mittlerweile flexibilisierte Rentenalter hinaus frei- Der Verkehr im Kanton Solothurn fliesst – sowohl willig erwerbstätig bleiben. Erwerbslosen und auf der Schiene als auch im Strassenverkehr. Stau- Menschen mit Beeinträchtigungen wird die Inte- meldungen sind selten geworden. Dieser Umstand gration in den Arbeitsmarkt durch Beratung, Coa- ist einerseits Kapazitätsausweitungen zu verdan- Die ausgezeichnete Erreichbarkeit ist und bleibt eine der wichtigsten Trümpfe des Kantons Solothurn - einerseits wie auf diesem Bild das Eisen- bahnkreuz Olten, andererseits das Autobahnkreuz in Härkingen. Wer in der Schweiz unterwegs ist, kommt im Kanton vorbei. 12 SO MAGAZIN
WIRTSCHAFTSSTANDORT KANTON SOLOTHURN ken, andererseits aber auch Errungenschaften im ternehmen und Arbeitsplätze im Kanton geblieben Mobilitätsmanagement geschuldet. sind. Andererseits sind einige spektakuläre Ansied- lungen gelungen. Der durchgehende 6-Spur-Ausbau der A1 auf dem Kantonsgebiet ist soeben abgeschlossen und auch Im interkantonalen Ranking der Steuerbelastung die Anschlüsse an den Verkehrsknotenpunkten ge- für natürliche Personen konnte der Kanton Solo- währen eine optimale Abwicklung des Verkehrs. thurn die letzten Plätze verlassen und erreicht ei- Die Aussichten stehen gut, denn neue Mobilitäts- nen Rang im Mittelfeld. Personen aller Einkom- formen und intelligente Mobilitätsmanagement- mensklassen konnten entlastet werden. Das Massnahmen reduzieren Verkehrsengpässe. So Steuerklima im Kanton Solothurn ist ausgezeich- wurden Mobilitätsbrüche zwischen dem Individu- net. Das gegenseitige Verständnis zwischen Steu- alverkehr und dem öffentlichen Verkehr beseitigt erbehörden und Steuerzahlern wurde dank regel- und Verkehrsspitzen gebrochen. mässigem Austausch nachhaltig verbessert. Zielvereinbarungen im Energiesektor zeigen Kanton Solothurn mit stabilen Finanzen Wirkung Trotz der gesunkenen Steuerbelastung für die na- In der Energiepolitik ist eine Wende eingetreten: türlichen und juristischen Personen sind die Kan- Neu setzt die Politik nicht mehr primär auf Vor- tons- und Gemeindefinanzen im Lot. Dies ist dem schriften und Verbote, sondern auf Zielvereinba- Umstand geschuldet, dass dank attraktiven Rah- rungen. Dadurch kommen echte Innovationen bei menbedingungen Unternehmen und Menschen in der Energieerzeugung und beim Energiesparen den Kanton gezogen sind und damit den Finanz- zum Tragen und reduzieren den CO2-Ausstoss mar- haushalt stützen. Zudem führten massvolle Regu- kant. Die Energienetze und Speicherkapazitäten lierungen sowie Effektivitäts- und Effizienzgewin- wurden stark ausgebaut, können Schwankungen ne in der Verwaltung dazu, dass die Ausgaben nicht auffangen und liefern jederzeit zuverlässig Strom. weiter angestiegen sind. Weitsichtige Raumplanung schafft den Spagat In der Raumplanung stehen auf allen Seiten nicht Themenbereich «Verwaltung und Regulie- mehr ideologisch geprägte Grundsätze im Vorder- rung» grund. Es gelingt der Spagat zwischen schonen- dem Umgang mit dem Boden und dem Erhalt der Der Kanton Solothurn ist auch in 520 Wochen noch Entwicklungsperspektiven. Innerhalb der ausge- bekannt für seine kurzen Wege. Probleme können schiedenen Bauzonen fand eine Liberalisierung unbürokratisch und rasch mit den zuständigen statt, so dass eine echte Entwicklung nach Innen Stellen besprochen und gelöst werden. Eine effizi- und in die Höhe erfolgen konnte. ente und kundenorientierte Verwaltung macht den Standort schnell, flexibel und verlässlich. Die Poli- tik legt Wert auf Eigenverantwortung und reguliert Themenbereich «Steuern und Finanzen» massvoll. In 520 Wochen ist der Kanton Solothurn seinen Ruf E-Government und Lean Administration haben als Steuerhölle endgültig losgeworden. Dank einer Einzug gehalten mutigen Vorwärtsstrategie konnte sich der Kanton E-Voting und die elektronische Steuererklärung ausgezeichnet positionieren. Dies hat dazu geführt, sind Standard, sämtliche Behördengänge sind dass ansässige Unternehmen den Standort ausge- komplett digitalisiert und können per Knopfdruck baut haben und neue Firmen und Arbeitsplätze in aus dem Büro, unterwegs oder von zu Hause aus die Region gekommen sind. erledigt werden. Die Prozesse hinter der digitalen Gemeinde- und Kantonsverwaltung sind automati- Kompetitive Steuersätze zeigen Wirkung siert, so dass sich Verwaltungsmitarbeitende nicht Nach der Umsetzung der Steuervorlage 17 im Jahr mehr schwergewichtig auf das Abwickeln von Pro- 2020 liegt der Kanton Solothurn bei der Besteue- zessen, sondern um die Betreuung der Kunden rung von juristischen Personen im interkantonalen kümmern können. Die Prozesse in der solothurni- Vergleich im ersten Drittel. Im internationalen Ver- schen Verwaltung sind schlank. Dank der konse- gleich ist der Kanton Solothurn damit in der Welt- quenten Einführung von Lean Management im Jahr spitze vertreten. Dieser Umstand ist weitherum 2022 ist die solothurnische Verwaltung die schnells- bekannt und hat einerseits dazu geführt, dass Un- te ihrer Art. SO MAGAZIN 13
Digital oder analog? Wir finden: digital und persönlich. Wir unterstützen die digitale Entwicklung systematisch und sehen in ihr viel Potenzial. Und trotzdem sind wir auch in Zukunft gerne persönlich für Sie da. Von Mensch zu Mensch – daheim in Solothurn. Andreas Linder Patrick Hofmann René Barrer Marktgebietsleiter Rayonleiter Privatkunden Leiter Vermögensverwaltung Firmenkunden Solothurn Solothurn Solothurn Tel. 032 625 12 50 Tel. 032 625 13 19 Tel. 032 625 12 60 patrick.hofmann@ubs.com rene.barrer@ubs.com andreas.linder@ubs.com Daniel Schärer José Manuel Coelho do Carmo Roland Annaheim Leiter Geschäftsstelle Leiter Geschäftsstelle Leiter Geschäftsstelle Niederbipp Olten Grenchen/Lengnau daniel.schaerer@ubs.com jose-manuel.coelho-do- roland.annaheim@ubs.com Tel. 032 633 67 53 carmo@ubs.com Tel. 032 654 51 43 Tel. 062 206 85 61 Stefan Roth Leiter Vermögensverwaltung / Olten ubs.com digital stefan.roth@ubs.com Tel. 062 206 85 47 © UBS 2018. Alle Rechte vorbehalten. 31157_184x130 Print Ad SO Magazin_2018-03-14-v3 - 7 members.indd 1 16-03-2018 21:12:21 BRINGEN SIE IHRE KARRIERE INS ROLLEN. RONAL GROUP gehört zu den führenden Herstellern von Leicht metallrädern und produziert für alle namhaften Automobilhersteller weltweit. Und, auch wenn wir als Unternehmen mit über 8000 Mitarbeitenden in 11 Ländern global agieren, sind wir trotzdem «bodenständig». Wenn Sie unsere Leidenschaft für Räder teilen, bringen Sie bereits eine wichtige Voraussetzung mit, um bei der RONAL GROUP erfolgreich zu sein – ganz gleich, ob als Fach oder Führungskraft, als Hochschulabsolvent oder als Auszubildender. GREAT PASSION FOR GREAT WHEELS – informieren Sie sich jetzt unter ronalgroup.com/karriere 02268818002_184x130_HR_RON_Solothurn_DE.indd 1 27.03.18 15:20
WIRTSCHAFTSSTANDORT KANTON SOLOTHURN Wunsch nach Freiheit drängt Regulierungs- schaftsregionen darstellen. Dabei wird es wichtig wünsche zurück sein, dass diese Personen auch in der Region ihren In der kantonalen Politik hat ein Paradigmenwechsel Wohnsitz einnehmen, somit die Steuerbasis im Einzug gehalten. Die ausgeprägten Regulierungs- Kanton erweitern und weite Pendlerstrecken unnö- wünsche, welche die Politik nach der Jahrtausend- tig machen. Damit ist klar, dass der Wohnstandort wende geprägt haben, sind einem massvollen Regu- und die Lebensqualität in den Fokus wirtschaftli- lierungswillen gewichen. Mehr und mehr rücken die cher Betrachtungen rücken. Im Kanton Solothurn Eigenverantwortung und der Wunsch nach persön- wird darum nicht mehr von einer Wirtschaftsförde- licher Freiheit wieder in den Fokus. So wurde bei- rung, sondern von einer Standortförderung ge- spielsweise vor kurzem eine Regulierungsbremse sprochen. eingeführt, welche besagt, dass für jedes neue Ge- setz ein anderes abgeschafft werden muss. Wohnstandort und Lebensqualität sind in den Fokus gerückt In 520 Wochen wird die Verfügbarkeit von Fach- kräften ein zentraler Erfolgsfaktor für die Wirt- Der Kanton Solothurn kombiniert Stadt und Land auf engstem Raum und bietet für seine Bewohner eine hohe Lebensqualität. SO MAGAZIN 15
Dr. Roland Scherer, Leiter des Instituts für Systemisches Management und Public Governance IMP-HSG der Universität St. Gallen. Der Wirtschaftsstandort Kanton Solothurn aus der Sicht des Wissenschaftlers Dr. Roland Scherer «Der Kanton Solothurn muss sich auf eine Zielgruppe fokussieren» Dr. Roland Scherer ist Leiter des Instituts für Systemisches Management und Public Governance IMP-HSG der Universität St. Gallen. Der Spezialist für Fragen rund um den Standortwettbewerb meint, bevor der Kanton Solothurn gewisse Wirtschaftsfaktoren für den Standortwettbewerb stärken möchte, müsse er sich zuerst im Klaren sein, welche Zielgruppe er überhaupt ansprechen möchte. Text: Roland Scherer und Josef Roos, Fotos: Universität St. Gallen Was sind die Stärken und Schwächen des Kantons lich sieht es bei den Einwohnern aus: Eine Familie Solothurn als Wohn- und Wirtschaftsstandort? mit Kindern hat andere Bedürfnisse an den Wohn- Dr. Roland Scherer: Diese Frage lässt sich so pau- ort, wie ein junger Erwachsener im Studium oder schal nicht beantworten, da sowohl Wirtschaftsun- am Anfang seiner beruflichen Tätigkeit. Je nach ternehmen als auch Einwohner immer stärker sehr Unternehmen oder Einwohner verfügt der Standort individuelle Anforderungen an ihren Unterneh- Solothurn nun über einen entscheidenden Stand- mensstandort resp. an ihren Wohnstandort haben. ortvorteil, wobei genaue der gleiche Standortfaktor Für ein Logistikunternehmen sind es vielleicht die für ein anderes Unternehmen, einen anderen (po- optimalen Verkehrsanbindungen auf der Strasse tenziellen) Einwohner vielleicht auch als Standort- und auf der Schiene, für ein Rohstoffhandelsunter- nachteil gewertet werden kann, der zu einem Ent- nehmen sind dies die Art und Struktur der Unter- scheid gegen Solothurn führt. Somit ist wichtig, nehmenssteuern und für ein Startup-Unternehmen dass der Kanton seine Zielgruppen kennt und die im Informatikbereich ist es vielleicht das urbane eigenen Stärken und Schwächen spezifisch für die- Lebensgefühl im Zentrum einer Metropole. Ähn- se Gruppen beleuchtet. 16 SO MAGAZIN
STANDORTFAKTOREN Auf welche generellen Stärken kann der Kanton Schweiz – dass die «harten» Standortfaktoren auch Solothurn als Wohn- und Wirtschaftsstandort in Zukunft wichtig sein werden und jeder Standort setzen? hier entsprechende Qualitäten vorhalten muss. Hier ist sicherlich die zentrale Lage zwischen den Diese gelten aber in mancher Hinsicht bereits als Metropolräumen Zürich, Bern und Basel zu nen- selbstverständlich. Wichtig ist hier, dass in Ergän- nen. Dies führt einerseits zu einer guten (ver- zung auf die spezifischen Bedürfnisse der kanto- kehrstechnischen) Erreichbarkeit für die Wirt- nalen Wirtschaft und der gewählten kantonalen schaftsunternehmen. Auf der anderen Seite verfügt Zielgruppen eingegangen wird und für diese «op- der Kanton Solothurn damit über ein sehr grosses timale» Zustände geschaffen werden. Arbeitskräftepotenzial, das innerhalb einer heute weitgehend akzeptierten Pendelentfernung liegt. Wie wird der Kanton Solothurn innerhalb der Und dann sind auch die Kleinräumigkeit und die Schweiz als Wohn- und Wirtschaftsstandort kurzen Wege von Bedeutung, die – wenn sie kun- wahrgenommen? denorientiert funktionieren – einen wichtigen Ein- Bislang wird der Kanton wenig als eigenständiger fluss auf die Standortwahl von Unternehmen und Wirtschafts- und Wohnstandort wahrgenommen. Einwohner ausüben können. Er gilt als Raum entlang der Autobahn, um es etwas provokant zu sagen. Gleichwohl sind einzelne Fir- An welchen generellen Schwächen muss der Kan- men oder auch einzelne Gemeinden des Kantons ton Solothurn als Wohn- und Wirtschaftsstandort überregional bekannt – aber durch diese wird nicht arbeiten? zwingend der Kanton Solothurn als eigenständiger Je nach politischer Position könnte man nun sagen: Standort wahrgenommen. Um es überspitzt zu for- Die Steuern müssen runter, die Bildung muss ver- mulieren: Der Kanton hat kein schlechtes Image, bessert, Gewerbeflächen müssen ausgewiesen, die aber vielleicht ein «Nicht»-Image. Bürokratie muss abgebaut oder der (soziale) Woh- nungsbau muss gefördert werden. All diese Forde- Was sind die Chancen des Kantons Solothurn als rungen sind aus der jeweiligen Perspektive sicher- Wohn- und Wirtschaftsstandort? lich verständlich, aber ob dies hilft, die (möglichen) Der Kanton hat aufgrund seiner räumlichen Lage, Schwächen des Wirtschaftsstandortes Solothurn seiner Grösse und seiner heute bestehenden (Wirt- abzubauen, bleibt einmal dahingestellt. Allgemein schafts-)Struktur vielfältige Potenziale für eine er- gilt aber – und zwar für jeden Standort in der folgreiche Entwicklung. Wichtig ist hier aber, dass der Kanton Solothurn seine eigenen Potenziale klar erkennt und diese konsequent auf die geeigneten Zielgruppen ausrichtet. Dies heisst in der Kon- sequenz: Fokussierung und Spezialisierung der Standortförderungsaktivitäten auf die Zielgruppen und dabei ein klar kundenorientiertes Vorgehen. Was konkret muss der Kanton Solothurn unter- nehmen, um als Wohn- und Wirtschaftsstandort attraktiver zu werden? Ich denke, die eingeschlagenen Strategien und Prozesse zeigen in die richtige Richtung. Sehr wichtig ist dabei die ständige Auseinandersetzung mit vorliegenden Bedürfnissen im Kanton auf der einen Seite und mit den übergeordneten Trends und Herausforderungen auf der anderen Seite. Eventuell könnte hierbei die Auseinandersetzung mit den gewünschten Zielgruppen noch intensiver stattfinden. Je spezifischer und individueller die Wünsche an die Standorte werden, desto wichtiger wird es sein, über die eigenen Zielgruppen Be- scheid zu wissen und diese adäquat adressieren zu können. Wenn der Kanton Solothurn dabei seine eingeschlagenen Strategien laufend überprüft und anpasst, wird er erfolgreich sein. SO MAGAZIN 17
Das Attisholz-Areal wird in den nächsten 20 bis 30 Jahren ein neues Gesicht erhalten. Grosses Entwicklungspotenzial Das Attisholz-Areal wird zum lebendigen Quartier Eine Spielwiese für Arealentwickler – so könnte man das ehemalige, 16 Hektar grosse Industrie- gebiet der Cellulose Attisholz AG in Riedholz vor den Toren der Stadt Solothurn bezeichnen. Die Immobiliengesellschaft Halter kaufte 2016 das Areal und will es zu einem urbanen Quartier entwickeln. Text: Adriana Gubler, Wirtschaftsförderung Kanton Solothurn, Fotos: Halter AG Kiesofenhalle, Kochsäure-Silos, Gütertunnel und «Wir integrieren unsere Vision in das bestehende andere spezifische bauliche Eigenheiten des Attis- Areal. Manchmal braucht es dazu gar nicht so viel holz-Areals zeugen von dessen industrieller Ver- Aufwand, sondern es reicht, den Bestand aufmerk- gangenheit. Zu Spitzenzeiten waren rund 2000 sam anzusehen und zu nutzen.» Personen in der Cellulosefabrik mit der Herstellung von Papier beschäftigt. Einen Teil der baulichen Über 1000 Wohnungen Zeitzeugen will die Halter AG erhalten und umnut- Die Vision sieht vor, dass auf dem Attisholz-Areal zen. Ein Beispiel: Der frühere Gütertunnel ist als in den nächsten 20 bis 30 Jahren ein lebendiger und wichtige Verbindung für den Langsamverkehr in- vielseitiger Ortsteil von Riedholz mit über 1000 nerhalb des Areals vorgesehen. Die Tunneldecke Wohnungen, Arbeitsplätzen, Dienstleistungen und wird geöffnet, so dass der Gang lichtdurchflutet Gastronomie entstehen wird. Wenn wir also in ein und galerienartig daherkommen wird. Auf diese paar Jahren auf dem Attisholz-Boulevard flanieren, Weise wird sich der Tunnel für Ausstellungen oder gehen wir an Strassencafés, Ladenlokalen oder etwa Märkte anbieten. etwa Kunstateliers vorbei. Die Halter AG will den Charakter und die Geschich- Wir werden Musikkonzerte oder Sportveranstaltun- te des Attisholz-Areals wahren – oder wie es Kon- gen in der Attisholz-Arena besuchen und Kinder kön- zeptentwickler Andreas Hänsenberger ausdrückt: nen sich auf dem grosszügigen Spielplatz austoben. 18 SO MAGAZIN
ENTWICKLUNGSPOTENZIAL Das Projekt ist erfolgsversprechend: Mit der Halter stadtnah und trotzdem idyllisch. Und erst die Nach- AG ist eine Arealentwicklerin am Werk, die sich für barschaft: Auf der anderen Seite der Aare in Luter- die ambitionierte Entwicklung Zeit nehmen will bach baut unter anderem das US-Biotechunterneh- und sich insbesondere um die Akzeptanz in der Be- men Biogen eine der modernsten Produktionsan- völkerung bemüht. Für das gross angelegte Kunst- lagen. Ab 2019 werden dort rund 600 Mitarbeiter projekt «Kettenreaktion» hat die Halter AG das At- ein- und ausgehen. Die künftigen Biogen-Mitarbei- tisholz-Areal denn auch bereits 2016 zur Verfügung ter dürften sich also über ein attraktives Gastro-, gestellt und damit für ein breites Publikum geöff- aber auch Wohnangebot freuen. net. Weitere ähnliche Anlässe sind geplant und bil- den wichtige Bausteine der Entwicklungsstrategie. 3 Fragen an Andreas Hänsenberger, Stadtnah und idyllisch Halter AG Das Attisholz-Areal hat ein enormes Potenzial, al- leine schon wegen seiner Lage: Einerseits ist die Was hat den Ausschlag dafür gegeben, dass die Stadt Solothurn mit ihrem attraktiven Kultur- und Halter AG das Attisholz-Areal gekauft hat? Freizeitangebot nur wenige Minuten entfernt. An- Die Lage nahe der Stadt Solothurn, die Grösse des dererseits ist das Aareufer des Areals knapp einen Areals, Bestand und Situation haben städtebaulich Kilometer lang und bietet höchst spannende Ent- und entwicklungstechnisch grosses Potenzial, wicklungsmöglichkeiten. Das Attisholz-Areal ist ebenso das fast ein Kilometer lange Aareufer. Höchst interessant ist natürlich auch unser Luter- bacher Nachbar «Biogen». Mitentscheidend waren zudem die Gemeindebehörden von Riedholz. Sie haben deutlich gezeigt, dass sie etwas bewegen wollen. Und auch von kantonaler Seite werden wir professionell begleitet. Das sind für uns als Ent- wickler wichtige positive Signale. Welche Chancen hat der Standort Riedholz? Riedholz und damit das Attisholz-Areal liegen im urbanen Gürtel der Schweiz. Die Lage vor den To- ren der Kulturstadt Solothurn ist ausgezeichnet. Auch die Städte Basel, Bern und Zürich liegen in Pendeldistanz. Bei der Erschliessung des Areals be- steht noch grosses Potenzial. Ich bin aber über- zeugt davon, dass wir eine gute Lösung finden – dies auch im Interesse unseres bereits erwähnten wie Vorher: Hier wird ein zentraler Treffpunkt des Attisholz-Areals entstehen. auch der weiteren industriellen Nachbarn mit ihren vielen Arbeitsplätzen. Der öffentliche Verkehr wird hier wichtig sein und möglicherweise ja auch Ver- kehrsmittel, an welche wir heute noch gar nicht denken … Wie haucht man einer Industriebrache Leben ein? Das richtige Angebot ist zentral – und zwar nicht nur jenes an vermiet- und verkaufbaren Flächen und Räumen, sondern die «Gesamtmischung». Im Attisholz-Areal ist uns der Einbezug der Kultur als fester Teil der künftigen Nutzung sehr wichtig. Be- reits seit mehr als einem Jahr ist der Attisholz-Bou- levard offen. Hier findet sich beispielsweise die «Kantine», eine Galerie und eine Werkstatt des Ver- eins bts, der im Herbst 2016 die «Kettenreaktion» im Attisholz-Areal inszeniert hat. Nachher: Die Bauarbeiten für die Arena sind bereits in Gang. SO MAGAZIN 19
Für einen starken Kanton Solothurn, Ihre Zukunft, und unsere. Wir investieren in die Zukunft. An unserem Produktionsstandort Solothurn bauen wir unsere vollautomatisierte Produktion laufend aus. So schaffen wir langfristig Arbeitsplätze in einem innovativen und modernen Umfeld. Weitere Informationen über Ypsomed und Ihre beruflichen Möglichkeiten bei uns finden Sie auf www.ypsomed.ch/jobs Ypsomed AG // Weissensteinstrasse 26 // 4503 Solothurn // Schweiz // info@ypsomed.com // www.ypsomed.ch // +41 34 424 41 11 ADV_Ypsomed_Inserat_184x130.indd 1 05.04.18 07:03 RUHE | KOMFORT | FREIE ARZTWAHL BEISPIEL: BEISPIEL: 50 –64 jährig, Privat im Einbettzimmer und 50–64 jährig, Halbprivat im Zweibettzimmer freier Arztwahl für nur Fr. 160.– / Monat und freier Arztwahl für nur Fr. 80.– / Monat Als Mitglied bei uns können Sie sich den komfortablen Spitalaufenthalt noch leisten. Zudem überzeugen auch unsere Zusatzleistungen wie z.B. Beiträge an Dentalhygiene, Fusspflege, Übernahme der Impfkosten usw. Wir beraten Sie gerne! SPITAL CLUB SOLOTHURN | 032 627 30 18 | info@spitalclub.ch | www.spitalclub.ch
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG KANTON SOLOTHURN Unsere Dienstleistungen Fragen Sie die Wirtschaftsförderung Sie bauen Ihre Produktionsanlage aus, suchen einen neuen Standort und gut ausgebildete Fachkräfte? Wir von der Wirtschaftsförderung Kanton Solothurn vernetzen Sie mit den richtigen Ansprechpartnern. Text: Adriana Gubler, Wirtschaftsförderung Kanton Solothurn, Foto: together AG Ein direkter Draht zu Verbänden, Bildungsinstitutionen und lokalen Behörden ist für Unternehmen von zentraler Bedeutung. Als erste Kon- taktstelle der Solothurner Wirtschaft können wir die richtigen Verbindun- gen herstellen: • Wir begleiten Sie zu Amtsstellen und bieten Hilfestellung bei Bewil- ligungen. • Wir suchen nach geeigneten Im- mobilien und Grundstücken. • Wir verfügen über ein Netzwerk Sprungbrett-Event – eine Plattform für Fachkräftemarketing von regionalen Standortförderun- gen und decken damit den gesam- Die Wirtschaftsförderung Kanton Solothurn und die Solothurner Handelskam- ten Kanton Solothurn ab. mer (SOHK) bringen im Rahmen der etablierten Veranstaltungsreihe «Sprung- • Wir vermitteln Technologietrans- brett-Event» Ingenieure, Ökonomen, Naturwissenschaftler oder etwa Informatiker ferstellen, die an der Schnittstelle mit attraktiven Solothurner Unternehmen zusammen – eine Initiative mit Blick zwischen Hochschulen, Start-ups auf den Fachkräftemangel. sowie Investoren und privaten Unternehmen stehen. Der Sprungbrett-Event ist eine grosse Chance für die Unternehmen aus dem • Wir ermöglichen den Zugang zu Kanton Solothurn, wie Sarah Koch, Leiterin der Wirtschaftsförderung sagt. «Sie Gründungsberatungen und Kom- können sich den angehenden Fachkräften als attraktive Arbeitgeber präsentie- paktkursen für angehende Jung- ren und den direkten Austausch mit den Studierenden suchen.» In den letzten unternehmer. beiden Jahren hat die Veranstaltungsreihe jeweils rund 100 Studierende aus • Wir organisieren und unterstützen unterschiedlichen Fachrichtungen angelockt. Netzwerkveranstaltungen. Die Centris AG aus Solothurn hat bei den letzten beiden Solothurner Sprung- • Wir sind Türöffner für mögliche brett-Events mitgewirkt. Die Teilnahme hat sich gelohnt: Das IT-Dienstleistungs- Kooperationen. unternehmen hat nach dem letztjährigen Sprungbrett-Event einen Work- • Wir bieten Plattformen fürs Fach- shop-Teilnehmer eingestellt. «Der Workshop ist eine spannende Plattform, um kräftemarketing. Studierende kennenzulernen», sagt Julian Portmann von der Centris AG. • Wir finden die richtigen For- schungs- und Innovationspartner. Sucht auch Ihr Unternehmen eine Plattform fürs Fachkräftemarketing? • Wir klären Fragen rund um das Steuer- und Arbeitsrecht, zu Rechts- formen oder etwa Arbeitsbewilli- Wirtschaftsförderung Kanton Solothurn gungen. Untere Sternengasse 2, 4509 Solothurn wifoe@awa.so.ch , Twitter: SO_Wirtschaft Fragen Sie uns. www.standortsolothurn.ch SO MAGAZIN 21
TOURISMUS UND MARKETING Die Bedeutung der Stadtführungen für Solothurn Stadtführungen in Solothurn – Qualitätsprodukt und Marketinginstrument Text: Jürgen Hofer, Direktor Region Solothurn Tourismus Die historische Bausubstanz der den für die Stadtführungen durch So- besuchen die Ambassadorenstadt schönsten Barockstadt der Schweiz lothurn keine einheitlichen Skripts das erste Mal und lernen sie auf die- und deren kleinstädtische Betrieb- erstellt. Die definitive Ausgestaltung se angenehme Weise kennen. Insbe- samkeit an zentraler Lage stellen auf der Basis von Stichwortlisten und/ sondere auf den Stadtführungen für eine attraktive Basis für die Durch- oder Literaturverzeichnissen ist je- Einzelgäste sind auch viele Einheimi- führung von Stadtführungen dar. weils dem Einzelnen überlassen. Die sche und neu Zugezogene anzutreffen, Rundgänge erhalten dadurch eine die ihre Stadt vertiefter oder aus einem Solide Ausbildung – individuelle persönliche Note, die von den Gästen anderen Blickwinkel kennen lernen Gestaltung sehr geschätzt wird. wollen. Die Stadtführungen stellen 1954 schrieben der damalige kantona- damit über den Selbstzweck hinaus le Denkmalpfleger Gottlieb Loertscher Wichtiges Marketinginstrument ein wertvolles Marketinginstrument und die Leiterin des Verkehrsbüros Dank ihrer hohen Qualität, einer dar, das sich durch die konkrete und Theres Monika Glutz einen ersten Aus- kurzfristigen Buchbarkeit und einem direkte Ansprache der Kunden (Gäste) bildungskurs für Stadtführende aus. moderaten Preis sind die Stadtfüh- auszeichnet. Die Stadtführenden über- Von Beginn weg bis heute wurde gros- rungen sehr beliebt. Aktuell führt nehmen dabei eine wichtige Botschaf- ser Wert auf eine solide fachliche und Region Solothurn Tourismus jährlich terrolle. methodisch-didaktische Grundausbil- rund 1‘500 Führungen in sieben dung gelegt. Als Besonderheit und im Sprachen mit insgesamt 24‘000 Teil- www.solothurn-city.ch/stadtfueh- Unterschied zu anderen Städten wer- nehmenden durch. Viele von diesen rungen Olten und seine Schriftsteller Schweizer Schriftstellerweg – auf den Spuren von Hohler, Lenz und Capus! Text: Stefan Ulrich, Geschäftsführer Region Olten Tourismus, Foto: Region Olten Tourismus Der Schweizer Schriftstellerweg Kongress Stadt, Olten LiteraTour wurde im April 2016 eröffnet und Stadt und Olten Erlebnis Region. konnte seither in der Schweizer Tourismuslandschaft erfolgreich als Mit der Seminarabteilung von Olten USP bekannt gemacht werden. Meetings, welche vor 5 Jahren ge- gründet wurde, konnte Region Olten Im Rahmen der Neupositionierung Tourismus einen wesentlichen Bei- der touristischen Vermarktung und trag zur Stärkung des MICE-Ge- Produkteentwicklung definierte Re- schäfts in der Stadt und Region leis- gion Olten Tourismus im 2016 für die ten. So stiegen die Logiernächte mittel- und langfristige Planung 3 Eröffnung Schweizer Schriftstellerweg mit Pedro innerhalb dieser Zeitspanne um rund strategische Geschäftsfelder: Olten Lenz, Alex Capus, Franz Hohler. 18‘000 auf 72‘637 im Jahre 2017. Als 22 SO MAGAZIN
TOURISMUS UND MARKETING Ergänzung zum Geschäftsreise- Lenz haben oder hatten einen engen Tablet kann man die an über 50 Hör- Tourismus wurde mit Olten Litera- Bezug zu Olten. stationen angebrachten QR-Codes Tour Stadt eine Marke kreiert, bei scannen und sich die 2- bis 4-minüti- welcher die erlebbaren Produkte «Die Stärke des Schweizer Schrift- gen Geschichten zu Gemüte führen. massgeschneidert auf den in der stellerwegs ist die Authentizität von Neben Franz Hohler, Pedro Lenz und Freizeit reisenden Gast sind. Dabei Olten als Literaturstadt», sagt etwa Alex Capus haben bereits 12 weitere ist der Schweizer Schriftstellerweg Stefan Ulrich, Geschäftsführer von Autorinnen und Autoren auf dem Weg das eigentliche Leuchtturmprojekt. Region Olten Tourismus. «Mit die- mitgewirkt. Mit der Eröffnung der Fa- sem Angebot könne die touristische milientour Christian Schenker im April Authentizität als Basis für den nach- Entwicklung der Stadt weiter voran- 2018 wurde eine neue Zielgruppe an- haltigen Erfolg getrieben werden. Mit dem Schwei- gesprochen und der Schweizer Schrift- Es gibt wohl keine andere Stadt mit zer Schriftstellerweg haben wir nun stellerweg so für die ganze Familie dieser hohen Dichte an Literaten wie ein exklusives Marketinginstrument interaktiv erlebbar gemacht. Olten: Peter Bichsel, Alex Capus, Urs zur Hand.» Faes, Franz Hohler, Ulrich Knellwolf, Weitere Informationen: Rolf Lappert, Silja Walter, Otto F. Einmaliges Erlebnis auf Audiotouren www.oltentourismus.ch Walter, Gerhard Meier oder Pedro Mit dem eigenen Smartphone oder www.oltenliteratourstadt.ch Wachsende Bedeutung des Tourismus im Kanton Solothurn Tourismus im Kanton Solothurn – eine Branche im Aufbruch Text: Jürgen Hofer, Direktor Region Solothurn Tourismus, Foto: Solothurn Tourismus, Tino Zurbrügg 2008 war die Welt eine andere landschaft aber zu wenig sichtbar. Solothurn hatte keinen Tourismusar- Aktuell arbeiten die vier Regionen tikel. Der Kanton war an einer touris- Schwarzbubenland, Thal, Olten und tischen Entwicklung nicht oder wenig Solothurn entweder mit ihren Nach- interessiert. Der Professionalisie- barskantonen zusammen oder sind in rungsgrad in den Regionen war ins- einer nationalen Organisation integ- gesamt auf bescheidenem Niveau. riert. Sie sind dabei in der Regel in der Rolle des Juniorpartners und können 2018 bessere Rahmenbedingungen deshalb und aufgrund der knappen Die Wertschöpfungsstudie zum Stand finanziellen Mittel ihre Potenziale des Tourismus im Kanton Solothurn nicht voll ausschöpfen. von 2010 hat gezeigt, dass der Touris- Logiernächte haben gegenüber der mus einen positiven Beitrag zum kan- gesamtschweizerischen Entwicklung Kanton Solothurn Tourismus prüft tonalen BIP leistet. Die Regierung hat seit 2006 überdurchschnittlich zuge- deshalb zurzeit, ob die Gründung in der Folge 2012 erstmals ein Umset- legt und im vergangenen Jahr einen einer kantonalen Ferienregion oder zungsprogramm der Neuen Regio- neuen Höchststand erreicht. Die tou- eine Kooperation mit der Ferienre- nalpolitik des Bundes (NRP) realisiert ristische Wertschöpfung und die Be- gion Aargau die Rahmenbedingungen und 2016 einen Tourismusartikel im schäftigung haben gemäss proviso- verbessern könnte. Die touristischen neuen Wirtschafts- und Arbeitsgesetz rischen Zahlen der (neuen) Wert- Akteure versprechen sich davon un- verankert. schöpfungsstudie von 2018 deutlich ter anderem einen uneingeschränk- zugenommen. ten Zugang zu den Dienstleistungen In allen touristischen Regionen des von Schweiz Tourismus (ST) und eine Kantons hat eine Professionalisie- 2020 Ferienregion Solothurn als bessere Sichtbarkeit auf der touristi- rung stattgefunden. Die Kooperation nächster Entwicklungsschritt schen Landkarte der Schweiz. ist verstärkt worden. Die Zahlen Noch ist der Kanton Solothurn als haben sich positiv entwickelt. Die Ganzes in der Schweizer Tourismus- www.kantonsolothurntourismus.ch SO MAGAZIN 23
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