Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
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2/2014 Das Magazin der für Gesundheit und Soziales Neues Gelenk Schutzraum Endlich ohne Schmerzen Arbeiten in der Werkstatt Geriatrie Fit für den Alltag Altersmedizin: Was sie bewirkt und für wen sie sinnvoll ist
inhalt kurz&knapp Gewinn mal zwei 4 Nachrichten aus der BBT-Gruppe 6 Unabhängig von seinen Fähigkeiten soll sich jeder Mensch an allen ge- titel sellschaftlichen Prozessen beteiligen 6 Fit für den Alltag können. Doch der Arbeitsmarkt 11 Altersmedizin im Main-Tauber-Kreis verlangt viel – mehr als mancher leisten kann. Werkstätten für Men- gesund&fit schen mit Behinderung bieten hier Fit für den Alltag 12 Von wegen „zu alt” eine Alternative und sind für viele Gemüse schnippeln, mit Bällen Unternehmen verlässliche Partner 12 Sicher unterwegs und zu Hause trainieren und „Mensch ärgere in der Produktion. dich nicht“ spielen – nicht gerade das, was man sich unter einem Auf- werkstätten 14 Gewinn mal zwei enthalt im Krankenhaus vorstellt. Geriatrische Fachabteilungen sind anders: Sie fordern und fördern standpunkt 18 Es gibt viel zu tun! ältere Patienten, damit sie ihren Alltag so gut wie möglich selbst ständig meistern können. nahdran 20 Nachrichten aus den Einrichtungen 24 im Main-Tauber-Kreis blickpunkt 24 Gelenke im Dauereinsatz jungtrifftalt 26 Generation plus Generation plus rätsel&co. Wie schön war es, als Oma von 30 Kinderseite ihren Schulstreichen erzählte und 31 Kreuzworträtsel Opa von seiner ersten selbst gebau- ten Seifenkiste. Diese Geschichten momentmal waren Familienhistorie, wurden 32 Impuls gehegt und gepflegt. Heute wohnt Oma oft weit weg. Seniorenzentren, service Schulen und Kindergärten sorgen 34 Veranstaltungstipps und Kontakt für Begegnung. www.bbtgruppe.de/leben Impressum Herausgeber: Zentrale der BBT-Gruppe, Leben! Das Magazin der BBT-Gruppe für den Main-Tauber-Kreis: Barmherzige Brüder Trier (BBT) gGmbH, Koblenz Ute Emig-Lange (verantwortl.) Chefredaktion: Martin Fuchs (verantwortl.) Redaktionsanschrift: Kardinal-Krementz-Str. 1-5, 56073 Koblenz, Chefin vom Dienst: Judith Hens Tel.: 0261/496-6464, Fax: 0261/496-6470, E-Mail: leben@bbtgruppe.de Redaktion: Yvonne Antoine, Anne Britten, Christine Erscheinungsweise: vier Mal jährlich Daichendt, Ute Emig-Lange, Frank Mertes, Peter Mossem, Layout: WWS Werbeagentur, Aachen Pascal Nachtsheim, Doris Schwaben, Druck: Bonifatius Druckerei, Paderborn Katharina Müller-Stromberg, Gerd Vieler Gerichtsstand: Koblenz In Zusammenarbeit mit Leben! wird kostenfrei in den Einrichtungen der BBT-Gruppe ausgelegt. dreipunktdrei mediengesellschaft mbH, Wenn Ihnen das Magazin gefällt, können Sie es gerne abonnieren. www.dreipunktdrei.de Alle Fotos stammen aus den Einrichtungen der BBT-Gruppe, wenn nicht anders angegeben. 2 ISSN 2195-4666
Thomas Wigant editorial Liebe Leserinnen und Leser, nicht nur evangelische Christen in der badischen Landeskirche wissen mit dem Begriff „Ältestenkreis“ etwas anzufangen. Es gibt ein Gremium mit ähnlichem Namen auch im Deutschen Bundestag, den Ältestenrat. Beide Bezeichnungen stammen aus einer Zeit, die der Lebenserfahrung alt gewordener Mitmenschen und dem von ihnen geleisteten Beitrag zum Aufbau einer Gesellschaft Respekt zollt. So viel sogar, dass diese „Weisheit des Alters“ in Gremien der Allgemeinheit weiter zugute kommen soll. 14 Wenn heute das Thema „Alter“ in der Öffentlichkeit diskutiert wird, geschieht dies zumeist auf der Basis einer tatsächlichen oder befürchteten Defizitbetrach- tung. Die demographische Entwicklung zeichnet häufig das Schreckgespenst einer überalterten Gesellschaft, die es mit den heutigen Konzepten wohl nicht mehr schaffen wird, deren Versorgung sowohl in der Renten- als auch der Pflegeversicherung zu garantieren. Dazu kommt, dass eine Kultur des „Schneller- Gelenke im Höher-Weiter“ Jugendlichkeit und Leistungskraft nicht nur im Arbeitsmarkt Dauereinsatz eindeutig zu bevorzugen scheint. Keine guten Voraussetzungen dafür, wenn die Hohe Belastungen im Alltag oder Sorge um ältere Menschen, die auf Unterstützung verschiedenster Art angewiesen intensiver Sport führen im Laufe des sind, einen adäquaten Platz bei uns haben soll. Lebens zu Verschleißerscheinungen an den Gelenken. Die Folgen sind Je älter ein Mensch wird, umso häufiger werden Leistungen des Gesundheits- meist Schmerzen und Bewegungs- systems in Anspruch genommen – etwa ein Drittel bis die Hälfte der Gesund- einschränkungen an Knie, Hüfte heitsausgaben fallen bei Menschen über 65 Jahren an. Der Blick von Pflege und oder der Schulter. Als letzte Thera- Medizin richtet sich dabei auf drei Aspekte: Bereits vorhandene chronische pieoption hilft oft ein künstliches Erkrankungen führen vermehrt zu Behandlungs- und Unterstützungsbedarf, Gelenk. mit steigendem Alter nehmen sogenannte primäre Alterskrankheiten zu – dazu gehören beispielsweise Demenzerkrankungen; auch Krankheiten im Alter, die nicht altersspezifisch sind, haben für ältere Menschen andere Auswirkungen und verdienen es, grundsätzlich vor dem Hintergrund der biologischen und psycho sozialen Situation Älterer gesehen und begleitet zu werden. Höchste Zeit, die Frage um vorhandene Konzepte zur Versorgung des älteren Menschen im Krankenhaus weiter voranzutreiben. Dass dies angesichts der enormen Belastung professionell pflegender und ärztlich Tätiger nicht neben- klimaneutral klimaneutral bei geschehen kann, macht diese Herausforderung nicht kleiner. Mitarbeitende 26 sozialer Einrichtungen wie die der BBT-Gruppe stellen sich dieser Frage bereits seit geraumer Zeit. Davon berichtet unter anderem diese Ausgabe von „Leben!“. Höchste Zeit, eine Kultur der Wertschätzung des Alters nicht vollständig auf dem er Altar der Wirtschaftlichkeit und Leistungskraft zu opfern. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre von „Leben!“. klimaneutral klimaneutral Ihr gedruckt gedruckt Zertifikatsnummer: Zertifikatsnummer: 53323-1402-1024 53323-1210-1011 53323-1210-1011 www.climatepartner.com www.climatepartner.com Thomas Wigant Hausoberer Gesundheitsholding Tauberfranken atsnummer: Zertifikatsnummer: Zertifikatsnummer: 53323-1210-1011 1210-1011 imatepartner.com klimaneutral 53323-1210-1011 www.climatepartner.com 3
kurz&knapp Pflegeratgeber erschienen Praktische Hilfe im Alltag Das rheinland-pfälzische Sozialministerium hat einen neuen Pflegerat- geber veröffentlicht. Dieser bietet Menschen mit Pflege- und Unterstüt- zungsbedarf, Angehörigen, aber auch den in der Pflege und Betreuung ehrenamtlich Engagierten und Interessierten vielfältige praxisnahe Informationen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Themen Wohnen und Pflege zu Hause sowie Demenz. Der Ratgeber informiert zudem über die Leistungen der Pflegeversicherung – besonders im Hinblick auf die Entlastung von pflegenden Angehörigen. Weiterfüh- Studie: Musik wirkt rende Hinweise, unter anderem zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder auch zu Kontakt- und Anlaufstellen wie den Pflegestützpunkten Bach und Heavy Metal in ganz Rheinland-Pfalz, runden das Angebot ab. senken den Blutdruck Der Ratgeber kann kostenfrei über bestellservice@msagd.rlp.de bestellt Dass Musik entspannend wirken kann, wird jeder schon einmal selbst werden und steht auf der Webseite des Ministeriums unter Publikationen erlebt haben. Nun ergab eine Studie an der Ruhr-Universität Bochum, als Download zur Verfügung. Zudem ist er in den 135 Pflegestützpunkten dass Heavy Metal und klassische Musik den Blutdruck senken. „Die erhältlich. Musik von Johann Sebastian Bach hat die günstigsten Effekte auf den Blutdruck und die Herzfrequenz“, sagt der Studienleiter und Di- rektor der kardiologischen Klinik am Marienhospital Herne, Professor Dr. Hans-Joachim Trappe. Auch Heavy Metal wirke sich blutdrucksen- kend aus. Keine Effekte verzeichneten die Forscher bei den Hits des schwedischen Pop-Quartetts ABBA. Als Grund dafür vermutet Trappe handwerkliche Ursachen. Die Gruppe habe mit „synthetischen Klän- gen“ gearbeitet. „Das ist eine ganz andere Klangerzeugung als bei einer Orchestersuite von Bach oder Mozart.“ Denkbar sei auch, dass Musik mit Stimmen weniger Effekte habe als Instrumentalmusik. „Wir stehen ganz am Anfang“, so Trappe. „Wir wollten in diesem Schritt nur beweisen, dass Musik überhaupt wirkt. Jetzt können wir weitermachen und untersuchen, welche Rolle unterschiedliche Musikstile, persönliche Präferenzen oder das Alter der Zuhörer spielen.“ trend Zahl der Organspenden auf neuem Tiefstand * Demgegenüber warten 11.000 Patienten auf ein Organ 1.313 1.198 1.217 1.296 1.200 1.046 876* 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Nach Meinung von Experten liegt der Rückgang an Spenden nicht an der en“ wegen der Skandale an mehreren Transplantationszentren. Seit Mitte gewachsenen Skepsis innerhalb der Bevölkerung. Vielmehr sei die gesun- 2012 war bekannt geworden, dass Ärzte an fünf deutschen Universitäts- kene Bereitschaft von Ärzten, sich für Organspenden einzusetzen, dafür kliniken Patientendaten manipuliert hatten, um ihre eigenen Patienten zu verantwortlich. Sie hätten zuletzt erheblich weniger potenzielle Spender bevorzugen. an die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) gemeldet, sagte der Präsident der Organ-Vermittlungsstelle Eurotransplant und Leiter der Mehr Informationen geben u. a. die Christlichen Krankenhäuser in Deutsch- Transplantationsmedizin am Münchner Klinikum Großhadern, Professor land (CKiD) in einer Informationskampagne zur Organspende: Dr. Bruno Meiser. Als Gründe nannte Meiser ein „erhebliches Misstrau- www.christliche-krankenhhaeuser.de 4 BBT-Magazin 2/2014
Foto: istockphoto Kritik am Krankenhaus-Report der AOK Risikofaktor Krankenhaus? Die Ergebnisse des aktuellen Krankenhausreports der AOK geben auf den ersten Blick Grund zur Sorge: Bei jedem 100. Patienten käme es zu Behandlungsfehlern. Ein Patient von 1.000 würde statistisch gesehen an den Folgen sterben, heißt es in der Studie des Wissenschaftlichen Dienstes der AOK, die im Januar erschienen ist und heftige Kritik aus- löste. Hauptursachen für Behandlungsfehler seien falsch verabreichte Medikamente sowie fehlende Hygiene in den Krankenhäusern. Zudem Überalterung mit Folgen weist die Studie nach, dass Komplikationen bei Routineoperationen in „kleinen“ Krankenhäusern häufiger auftauchten als in großen. Die Krebs auf dem Vormarsch Studie fordert eine neue „Fehlerkultur“ in Krankenhäusern und eine Die Zahl der Krebsneuerkrankungen in Deutschland hat zwischen bessere Qualitätskontrolle, um die Patientensicherheit zu erhöhen. An 2000 und 2010 deutlich zugenommen. Bei Männern stieg die Zahl der die Politik gewandt, mahnte die AOK zu einer grundlegenden Struktur- Erkrankungen um 21 Prozent, bei Frauen um 14 Prozent. Dies liege reform des deutschen Krankenhauswesens. Es gehe nicht darum, Kran- im Wesentlichen an der steigenden Zahl älterer Menschen. Das geht kenhäuser zu schließen, so Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des aus der Broschüre „Krebs in Deutschland“ hervor. Sie wird vom Ro- AOK-Bundesverbandes. Von den 2.000 Krankenhäusern, die Hüftope- bert-Koch-Institut und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebs- rationen anbieten, sollten dies aber vielleicht 500 sein lassen und sich register in Deutschland (GEKID) publiziert. Ohne die demographische auf andere Aufgaben konzentrieren. Veränderung hätte es laut Robert-Koch-Institut bei Männern keine Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warf der AOK eine ver- Zunahme von Krebsfällen gegeben. Bei Frauen wäre es nur zu einem altete und unzureichende Datengrundlage ihres aktuellen Reports vor. Anstieg um etwa sieben Prozent gekommen. Dies sei ein Effekt der Gleichzeitig verwies sie auf die hohen Sicherheitsstandards in den Kli- Einführung des Mammographie-Screenings, nicht ein tatsächlicher niken, die in den vergangenen Jahren immer weiterentwickelt wurden. Anstieg des Krebsrisikos. Für 2014 rechnen die Statistiker damit, dass Das bestätigt auch Andreas Latz, innerhalb der Geschäftsführung der etwa eine halbe Million Menschen an Krebs erkranken. BBT-Gruppe für den Bereich Krankenhäuser zuständig. „Unsere Kliniken beteiligen sich über die gesetzlich geforderten Verfahren hinaus an ver- schiedenen freiwilligen Qualitätssicherungsverfahren. Damit analysieren wir anhand von Routinedaten die Behandlungsqualität sehr genau und können sie immer weiter verbessern.“ So veröffentlichen die Kliniken der ZDF-Fernseh-Gottesdienst aus trier Gruppe ihre Daten zur Behandlungsqualität regelmäßig auf ihren Inter- netseiten. Viele weitere Verfahren zählen in den Kliniken zum Standard. sinnfrage Dazu gehören u. a. Qualitätszirkel, Besprechungen kritischer Ergebnisse Worauf kommt es an im Leben? Auf Reichtum? Karriere? Leistung? im Sinne eines Peer-Review-Verfahrens mit entsprechenden Empfehlun- Wem es gelinge, sich von Gottes bedingungsloser Liebe anrühren, gen zu gezielten Verbesserungsmaßnahmen sowie die Einbindung von bewegen oder verzaubern zu lassen, diese sogar in Begegnungen, in Risikomanagement-Aspekten in die ärztliche und pflegerische Aus-, Fort- die Arbeit, in Gespräche mitnehme, der werde das, was er tut, auch und Weiterbildung. Der hohe Qualitätsanspruch müsse aber auch durch richtig machen, sagte Bruder Peter Berg, Generaloberer der Barmher- die Krankenhausfinanzierung sichergestellt sein, forderte Latz. zigen Brüder von Maria-Hilf. „Denn wer sein Herz in der Liebe zu Gott Dass auch kleinere Häuser eine sehr gute Versorgungsqualität ge- und dem Nächsten gibt, wer Gottes Barmherzigkeit lebt, der erfüllt das währleisten können, betonte in der Diskussion der Vorsitzende des Gesetz.“ Die Frage nach dem Sinn stellte Bruder Peter in seiner Predigt Katholischen Krankenhausverbands Deutschland (KKVD), Theo Paul. im Rahmen eines Gottesdienstes aus der Kloster- und Krankenhauskir- „Umso mehr, wenn sie in starke Verbünde und verbindliche Kooperati- che der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf in Trier, den das ZDF am onsstrukturen integriert sind“, sagte er. Mit der verstärkten Bildung von 16. Februar übertrug. Die Messe ist im ZDF-Archiv im Internet noch zu Verbundstrukturen treiben konfessionelle Krankenhäuser in den letzten sehen. Die Leitung lag bei Bruder Tarcisius Valpertz, die musikalische Jahren die Spezialisierung einzelner Behandlungsbereiche voran. Durch Gestaltung bei Kirchenmusikdirektor Professor Matthias Kreuels mit eigene Qualitätsinitiativen zielen sie auf die Sicherung und kontinuierli- einer Schola aus Brüdern und Mitarbeitern der BBT-Gruppe. che Steigerung guter Versorgungsqualität. Die Messe aus der Kloster- und Krankenhauskirche der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf in Trier ist zu sehen unter: gottesdienste.zdf.de (Rubrik „Archiv“). BBT-Magazin 2/2014 5
Text: Paula Konersmann | Fotos: Harald Oppitz titel Gemüse schnippeln, mit Bällen trainieren und „Mensch ärgere dich nicht“ spielen – nicht gerade das, was man sich unter einem Aufenthalt im Krankenhaus vorstellt. Geriatrische Fachabteilungen sind anders: Sie fordern und fördern ältere Patienten, damit sie ihren Alltag so gut wie möglich selbstständig meistern können. A nton Meyer geht jeden Tag in die Muckibude. Gewichte stemmen, den Kreislauf in Schwung bringen, sich ganz nach Trainingsplan nach und nach steigern – das erfreut den 80-Jährigen. Nur das Aufsteigen auf die Geräte fällt ihm manchmal schwer. Dabei hilft Physiotherapeutin Katrin Frank. „Ein Fuß ins Pe- dal, dann nach oben, nächster Fuß ins Pedal“, erklärt sie und legt Meyer stützend eine Hand auf den Rücken, als er sich hochdrückt. Schon sitzt er auf dem Fahrradsattel und tritt be- schwingt in die Pedale. Sein Sohn Winfried ist beeindruckt: „Demnächst kann er wieder beim 100-Meter-Lauf antreten“, lobt er. „Der läuft schneller als Sie“, scherzt Katrin Frank, und alle drei lachen. Wer Meyer beim Radeln zusieht, hält ihn schnell für einen sportlichen, rüstigen Rentner. Dabei ist er kein Besu- cher im Fitnessstudio. Die Trainingsgeräte sind Teil der Me- dizinischen Therapie und stehen im St.-Marien-Hospital der BBT-Gruppe im sauerländischen Marsberg. Dort hat Ende 2013 eine geriatrische Station eröffnet, konzeptioniert nach den Richtlinien der Bundesarbeitsgemeinschaft für Geriatrie. „Geriatrie ist Altersmedizin, die die speziellen Belange betag- ter Patienten mit mehreren unterschiedlichen Krankheits- bildern berücksichtigt“, erklärt Dr. Norbert Bradtke, Chefarzt der Inneren Medizin. Hierhin kommen Patienten, die akut- medizinisch gesehen wieder gesund sind, aber dennoch mit Einschränkungen zu kämpfen haben. „Unser Ziel ist es, sie wieder fit für einen selbstversorgenden Alltag zu machen“, sagt Bradtke. 7
Anton Meyer trainiert jeden Tag mit Physiotherapeutin Katrin Frank. Sohn Winfried (re.) ist beeindruckt von den Fortschritten, die sein Vater in der geriatrischen Station des St.-Marien-Hospitals Marsberg schon gemacht hat. Aktiv werden ziehen an, zeigt ihm, welche Bewegun- ist hier anders. Es geht mir stündlich gen am schonendsten sind. „Aber nach besser.“ Als die Seniorin ihre Diagnose Die Einschränkungen können ganz un- zwei Wochen hier bin ich schon wieder bekam, war sie froh, direkt in die geri- terschiedlicher Art sein. Mancher hat bestens auf den Beinen, wenn ich dar- atrische Abteilung zu kommen: „Sonst Schwierigkeiten mit der Feinmotorik an denke, wie schlecht es mir gegangen hätte ich zu viel Angst gehabt, dass etwas und trainiert schon beim Gruppen- ist“, sagt Meyer. schief zusammenwächst.“ Nun sitzt sie in frühstück die Hand durch ein Besteck Diesen Eindruck hat auch sein Sohn. der Therapieküche und schnippelt unter mit verstärkten Griffen. Andere sind „Er ist viel beweglicher geworden“, stellt Anleitung der Ergotherapeutin Zwiebeln so wacklig auf den Beinen, dass sie der Landwirt aus dem 20 Kilometer ent- und Karotten für eine Frühlingssup- beim Gang in den heimischen Keller fernten Ort Bad Wünnenberg-Helmern pe. Was als Teil des Therapiekonzeptes einen Sturz befürchten. Wieder andere fest. „Wir haben schon lange gesagt: wichtig für das Training der Feinmotorik brauchen Hilfe von Neuropsychologen Papa, irgendwas musst du für deinen Rü- und für die Vorbereitung auf den Alltag und Logopäden, um ihre Sprach- und cken machen.“ Davon ließ sich der Vater zu Hause ist, kommt den Patienten eher Schluckfähigkeit wieder zu verbessern. aber erst überzeugen, als die Schmerzen wie Spaß vor. „Ich fühl mich wie zu Hau- Kaum ein Patient hier hat das gleiche durch den verschobenen Wirbel uner- se“, sagt sie. Einzig ihr Stützkorsett – ihr Leiden wie sein Nachbar. Anton Meyer träglich wurden. Ein halbes Jahr nach „Panzer“, wie sie es nennt – erinnert sie litt an einem verschobenen Rückenwir- der Operation empfahl der Hausarzt die daran, dass sie in einem Krankenhaus bel und musste operiert werden. Die Geriatrie. „Ich musste mich erst einmal sitzt. Nach dem Mittagessen vertreiben Operation ist gut verlaufen, doch mit 80 informieren, was es damit auf sich hat“, sie und zwei andere Patienten sich die Jahren braucht man etwas mehr Hilfe, gibt Winfried Meyer schmunzelnd zu. Zeit mit einer Runde „Mensch ärgere um wieder richtig fit zu werden. Neben „Da wurde mir schnell klar: das passt.“ dich nicht“. Die drei jubeln und schimp- Muskelaufbau, Haltungsschulung und fen hingebungsvoll über Würfelergeb- Massagen stehen für ihn auch Atemthe- Fast „wie zu Hause“ nisse. Über Krankengeschichten spre- rapie gegen seine chronische Bronchi- chen sie nicht. tis, eine Medikationseinstellung und so- Ähnlich ging es Theresia Schlüter, die Das Programm aus unterschiedli- genannte aktivierende Anwendungen in Marsberg einen gebrochenen Brust- chen Therapieeinheiten stellt das Team auf dem Programm. Am frühen Morgen wirbel auskuriert. „Eigentlich bin ich für jeden Patienten individuell anhand geht es damit los; eine Fachschwester ein Mensch, der an fremden Orten nicht einer breiten geriatrischen Diagnos- leitet ihn beim Waschen und beim An- schnell heimisch wird“, sagt sie. „Das tik zusammen. Dabei wird nicht – wie 8 BBT-Magazin 2/2014
Wir bekommen Erfolge intensiver mit als auf anderen Stationen. Nach drei Wochen sehen wir, was unsere Arbeit bewirkt hat. Kathrin von Hagen, Fachpflegerin St.-Marien-Hospital Marsberg Ein Patient, viele Facetten: Die geriatrische Therapie stimmt ein Team ab, zu dem verschiedene Fachleute gehören. sonst im Krankenhaus üblich – der vorbereitet. Wichtige, im Krankenhaus Reaktion ist gefragt Körper untersucht, sondern Geria- eingeübte Hilfsmittel und praktische ter und Psychologen beobachten, was Tipps bekommen er selbst oder die An- Theresia Schlüter zum Beispiel kann der Patient kann. „Wie lange braucht gehörigen mit auf den Weg; auch Kon- ihre Arme inzwischen wieder gut be- Herr Meyer, um drei Geldscheine und takte zu Hilfseinrichtungen oder Plätze wegen – dank der regelmäßigen Übun- vier Münzen zu addieren? Kann er die in der Kurzzeitpflege vermittelt der So- gen. Mit drei anderen Patienten und Uhrzeit in eine zeigerlose Armband- zialdienst auf Wunsch. Viel Arbeit und Physiotherapeutin Katrin Frank sitzt uhr richtig eintragen? Und wie lange eine besondere Zuwendung zu jedem sie im Stuhlkreis, die fünf titschen ein- braucht er, um aufzustehen, drei Meter einzelnen Patienten stecken darin, aber ander einen knallgelben Luftballon zu. zu gehen und wieder zurückzukom- gerade das bereitet dem Team Freude. Zunächst geht es ums Wachwerden, um men? Einfache Tests, die uns Geriatern „Wir bekommen Erfolge intensiver mit Reaktionsfähigkeit: Der Ballon fliegt genau sagen, welche Einschränkun- als auf anderen Stationen“, weiß von mal hierhin, mal dorthin, jeder kann gen unsere Patienten haben“, erläutert Hagen. „Nach drei Wochen sehen wir, als Nächster dran sein. Als sie ein we- Chefarzt Bradtke. „Dann planen wir was unsere Arbeit bewirkt hat.“ nig warmgespielt sind, wechselt der im Team, welche Therapien notwen- Trainingsmodus: Nun gilt es, den Bal- dig sind.“ Ärzte und Fachpflegekräfte, lon im Uhrzeigersinn weiterzuspielen. Physio- und Ergotherapeuten, Logopä- Alle sind konzentriert, nur einmal sinkt den, Neuropsychologen, Ernährungs- der Ballon zu Boden. Danach bekommt berater und Sozialarbeiter arbeiten jeder einen eigenen Ball, der nicht nur Hand in Hand, um jeden Einzelnen an- zum Hochwerfen und wieder Auffan- gemessen zu fördern. „Wir wollen den gen da ist. Auch der Kopf ist gefordert: Menschen zeigen, was sie im Alter noch Jeder soll eine Gemüsesorte in der alles können“, sagt Fachpflegerin Kath- Farbe seines Balles nennen. Bei einem rin von Hagen, „und das ist nicht we- blauen Ball gar nicht so einfach – aber nig.“ Einmal pro Woche treffen sich alle Theresia Schlüter fällt etwas ein. „Au- Kollegen zur Teambesprechung, um die bergine!“, ruft sie und strahlt. Entwicklung der Patienten zu erörtern Anton Meyer hat gerade Therapie- und die Therapiepläne anzupassen. pause und kann sich etwas ausruhen. Wird ein Patient entlassen, ist alles gut Er sitzt auf dem Bett und plaudert mit Gemüse schälen bereitet Theresia Schlüter nicht nur auf den Alltag zu Hause vor, sondern schult auch ihre Feinmotorik. BBT-Magazin 2/2014 9
Geriatrie: Einmal in der Woche treffen sich alle Kolle- Für wen ist gen zur Besprechung mit Chefarzt Dr. Norbert sie sinnvoll? Bradtke (unten). Die Be- treuung der Patienten Viele Kliniken haben ihr Angebot um in der Geriatrie ist viel eine spezielle Altersmedizin erweitert umfassender als auf ei- ner „normalen“ Station, und stellen sich so auf die Bedürfnisse aber gerade das berei- älterer Patienten ein. Für wen eignet tet große Freude, sagt sich eine Behandlung dort und wie Fachpflegerin Kathrin kommt es zu einer stationären Auf- von Hagen (oben). nahme? Wenn mehrere Erkrankungen vorliegen, was meist mit zunehmendem Alter eintritt, akute Beschwerden hin- zukommen oder chronische Leiden sich verschlechtern, kann eine entsprechende Therapie sinnvoll sein. Üblicherweise geht es meist um Herz- und Kreislauf- Erkrankungen, Lungenerkrankungen, Infektionen der harnableitenden Organe, Komplikationen nach chirurgischen Ein- griffen, Schlaganfall, die Nachsorge von orthopädischen Eingriffen. Zusätzlich können Anzeichen wie Sturzneigung und Schwindel, Depression oder Angstzu- stände, Inkontinenz, Fehl- oder Mangel ernährung, körperliche Schwäche, Seh- und Hörbehinderung, Immunschwäche oder chronische Schmerzen vorliegen. Entweder rät ein Arzt direkt nach der akuten Behandlung im Krankenhaus zum anschließenden Aufenthalt in einer geriatrischen Fachabteilung, oder der Hausarzt spricht eine Empfehlung aus. seinem Besucher. Richtig verwöhnt hät- Nun werde er wieder richtig Auto fah- Ob eine frührehabilitative Komplexbe- ten sie ihn heute, erzählt der Vater sei- ren, kündigt er an. Meyer Junior rollt handlung in Frage kommt, entscheidet nem Sohn: Nach den Übungen mit dem die Augen, schüttelt kaum merklich der Geriater anhand der Ergebnisse der Gymnastikball gab’s eine Extra-Massa- den Kopf. Dann lächelt er: „Na ja, die Funktionstests. ge. „Die Schwestern machen jeden Jux kurzen Fahrten zum Stammcafé, die ge- mit“, schwärmt der 80-Jährige. „Sie sind hen jetzt sicher wieder.“ Auch kleinere freundlich und hilfsbereit, muntern ei- Arbeiten auf dem familieneigenen Bau- nen immer auf.“ ernhof übernimmt der Großvater von Winfried Meyer ist froh, dass sein zwei Enkeln künftig wieder mit Elan. Vater nicht nur im Bett liegen muss. Schließlich ist er abgesehen vom Rü- „Der Alltag auf der Station verläuft ähn- cken noch fit. „Und sogar den haben sie lich wie der tatsächliche Alltag, da geht hier wieder auf Vordermann gebracht“, es auch um Mahlzeiten, mal um ein betont Anton Meyer. Am besten gefal- Gesellschaftsspiel oder Bewegung“, sagt len hat ihm neben der vielen Fortschrit- er. Davon verspricht er sich eine Entlas- te das angeregte Miteinander: „Da wird Besuchen Sie die geriatrische Station tung für die Familie. „Zuletzt war mein der Tag nicht so lang“, sagt er, „das wer- im St.-Marien-Hospital Marsberg: www.bbtgruppe.de/leben Vater immer auf uns angewiesen, wenn de ich zu Hause sogar ein bisschen ver- er raus wollte.“ Der freut sich ebenfalls: missen.“ ■ 10 BBT-Magazin 2/2014
Altersmedizin im Main-Tauber-Kreis Das Caritas-Krankenhaus Bad Mer- ten auch Krankenschwestern mit einer bischofsheim entwickelt. „Gerade bei gentheim ist Geriatrischer Schwerpunkt geriatrischen Zusatzausbildung sowie älteren geschwächten Patienten reicht für den Main-Tauber-Kreis und versorgt eine Physiotherapeutin, Ergotherapeu- es etwa nach einem Sturz nicht aus, seit rund 20 Jahren ältere Patienten mit tin, Logotherapeutin, die Ernährungs- die Verletzungen und Knochenbrüche Mehrfacherkrankungen nach einem in- beratung und der Sozialdienst. zu versorgen“, so Chefarzt Dr. Michael terdisziplinären geriatrischen Konzept. „Wir leben in einer überalterten Ge- Schneider. „Wir müssen uns auch um Je nach Haupterkrankung werden die sellschaft und wollen hier im Kranken- die medizinischen Ursachen für den Patienten in der Alterstraumatologie haus die Patienten nicht übersehen, die Sturz kümmern.“ Auch hier arbeitet ein bei Knochenbrüchen, in der Internisti- aufgrund ihres Alters und ihrer Mehrfa- Team aus Ärzten, Therapeuten und dem schen Geriatrie – etwa bei Herzinsuffi- cherkrankungen zu den Schwächsten Sozialdienst zusammen. zienz oder Diabetes – oder in der Neu- gehören“, betont Dr. Werner Vey, Geri- Durch die Abteilung für Psychiatrie rologischen Geriatrie nach Schlaganfall, ater und Oberarzt der Medizinischen im Krankenhaus Tauberbischofsheim bei Demenz oder Parkinson versorgt. Klinik 2 im Caritas-Krankenhaus. „Wir ist auch die geronto-psychiatrische Be- Damit ist einerseits sichergestellt, versuchen daher, die Selbstständigkeit handlung für Patienten aus dem gesam- dass die Patienten wegen ihrer Haupt in den Aktivitäten des täglichen Lebens ten Main-Tauber-Kreis gesichert. erkrankung von den zuständigen falls möglich zu erhalten und zu fördern Fachärzten behandelt werden. Zugleich oder doch soweit wiederherzustellen, arbeiten dort speziell ausgebildete Pfle- dass die Menschen wieder in ihr häus- gende und Therapeuten, die sich um die liches Umfeld zurückkehren können.“ Ansprechpartner: Betroffenen kümmern. Bei einigen der häufig über 80- und Ältere, gebrechliche und daher be- 90-Jährigen ist dies allerdings nur be- Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim sonders krankheitsanfällige Patienten dingt möglich. „Ziel ist es dann, die vor- werden schon kurz nach der Aufnah- handenen Kompetenzen so zu stärken, Alterstraumatologie me in einer geriatrischen Bewertung dass die Patienten in einer geriatrischen Dr. Ralf Throm auf ihre Alltagskompetenzen getestet: Rehabilitation weiterbehandelt werden Oberarzt Orthopädie/Unfallchirurgie Können sich die Patienten alleine an- können.“ Tel.: 07931/58-30 58 ziehen, waschen, aufstehen und essen, Ein spezielles geriatrisches Versor- gehen sie selbstständig zur Toilette, gungskonzept hat auch die Abteilung Internistische Geriatrie können sie Treppen steigen, sich selbst für Chirurgie im Krankenhaus Tauber- Dr. Werner Vey versorgen oder liegen vielleicht kogni- Oberarzt Medizinische Klinik 2 tive Einschränkungen vor? Lebten sie Tel.: 07931/58-22 58 bisher allein zu Hause, waren sie auf Hilfe angewiesen oder im Heim unter- Neurologische Geriatrie gebracht? Aufgrund der Testergebnisse Dr. Rüdiger Holzapfel legen dann die beteiligten Ärzte und Funktionsoberarzt Neurologie Therapeuten in ihrer wöchentlichen Tel.: 07931/58-34 58 Besprechung gemeinsam Therapieziele fest. Zum Team gehören neben den Ärz- Krankenhaus Tauberbischofsheim Alterstraumatologie Dr. Michael Schneider Chefarzt Chirurgie Tel.: 09341/800-12 61 Gerontopsychiatrie Dr. Mathias Jähnel Chefarzt Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Tel.: 09341/800-14 11 BBT-Magazin 2/2014 11
gesund&fit Von wegen „zu alt” Bewegen, bewegen, bewegen. Kinder haben noch den ganz natürlichen Drang, zu toben und zu rennen. Mit den Jahren nimmt dieser Impuls ab. Und wenn mit dem Alter die Kraft nachlässt und tägliche Wege immer schwerer fallen, dann bleibt so mancher lieber sitzen. Genau das ist falsch, sagt Edith 1. Laufen, laufen, laufen Scheidt, Alltagsbegleiterin im Haus St. Hedwig in Rilchingen. „Wer rastet, der rostet – an dem Sprich- Unsicherheit und fehlendes Training wort ist was dran.“ Jeden Montag und können zu Stürzen führen; sie sind Donnerstag übt Edith Scheidt deshalb eine der häufigsten Ursachen für eine mit den Bewohnern des Hauses St. Hed- Pflegebedürftigkeit. Etwa ein Drittel al- wig, einer Seniorenwohngruppe der ler Menschen über 65 Jahren stürzen 2. Achtung, Stolperfalle BBT-Gruppe in Rilchingen. Für mehr mindestens einmal im Jahr. Die Folgen Kraft und Beweglichkeit hat sie einiges sind oft schmerzhafte Hämatome und in petto: „Wir marschieren los“ – und das Prellungen bis hin zu Kopfverletzun- geht sogar im Sitzen: Beine im Wechsel gen und Knochenbrüchen. „Aus Angst heben und senken. „Und nun kommen vor einem erneuten Sturz werden viele wir an einen Berg, es wird steiler“ – und unsicher und bleiben sitzen. Dabei sind schon winkeln alle die Knie an und er- Muskelkraft und eine gute Balance der klimmen den erdachten Hügel. „Oben“ beste Schutz“, erklärt Edith Scheidt. angekommen, gibt es eine kleine Ver- Und damit das Training nicht eintönig schnaufpause und die Beine können wird, lässt sie sich immer neue Varian- 3. Halt durch gute Schuhe erst mal „auslaufen“. „Eine gute halbe ten einfallen. „Sogar eine 95-Jährige Stunde tun wir etwas für den ganzen macht regelmäßig mit viel Spaß mit, Körper: für Beine, Arme, Rumpf und die darüber freue ich mich ganz besonders. Halsmuskulatur“, erzählt Edith Scheidt. Und das zeigt: Bewegung tut gut – egal Und das ist besonders im Alter wichtig. in welchem Alter.“ 4. Besser sehen mit Licht Sicher unterwegs Laufen, laufen, laufen Wer Angst hat, zu fallen, stürzt auch Besser sehen mit Licht Achten Sie auf eine gute und zu Hause tatsächlich häufiger. Daher ist es besser, regelmäßig zu laufen: Aufstehen, Trep- pen steigen, durch die Wohnung gehen Beleuchtung. Beson- ders Treppen, Stufen und Türschwellen sollten gut Aktivität ist der beste Schutz vor und Spaziergänge schulen nicht nur zu sehen sein; hier Stürzen. Genauso wichtig ist ein den Gleichgewichtssinn und trainieren kann auch der Einbau sicheres Umfeld. Schauen Sie sich die Muskeln, sie bringen auch Herz und einer Rampe sinnvoll sein. Nachtlich- in Ihrer Wohnung doch einmal um. Kreislauf in Schwung. Und: Man bleibt ter werden einfach in die Steckdose Oft reicht es1.schon Laufen,aus, einlaufen laufen, paar in Übung. gesteckt und zeigen auch im Dunkeln Dinge umzustellen. den Weg durch die Wohnung. Aber lassen Sie auch Ihr „Augenlicht“ und Ihr Hörvermögen regelmäßig vom Arzt untersuchen. Das ist besonders wichtig, wenn Sie häufig draußen unterwegs sind. 12 2. Achtung, Stolperfalle BBT-Magazin 2/2014
, So einfach geht s Keine Ausreden! Mit einigen Übungen können Sie auch zu Hause etwas für mehr Kraft, Balance und Beweglichkeit tun. Probieren Sie es aus. Gibt Kraft: Diese Übung können Sie im Sitzen oder Stehen durchführen. Nehmen Sie in jede Hand eine volle 0,5-Liter-Plastikflasche und winkeln Sie die Arme an den Körper an. Nun strecken Sie sie zuerst nach oben, dann nach unten aus. (Zwei Durchgänge mit zehn Wiederholungen) Gut fürs Gleichgewicht: Versuchen Sie, im Stehen einen Luftballon zu balancie- ren, entweder auf dem Arm, der Hand oder für Geübte: auf einem Finger. Wer sich sicher fühlt, kann die Übung noch etwas steigern und dabei ein paar Schritte laufen. Fingerübung: Für die unzähligen Hand- griffe im Alltag brauchen wir eine gute 1. Laufen, laufen, laufen Beweglichkeit in den Händen und in den Fingern. Eine gute Übung ist, die Hände zu Fäusten zu ballen und die Finger wie- der zu spreizen. Auf, zu, auf, zu … (Zwei Durchgänge mit zehn Wiederholungen) Achtung, Stolperfalle 2. Achtung, Stolperfalle Halt durch gute Schuhe Was zu 1. Laufen, einem laufen, Sturz laufen führen könnte, Badezimmer können gefährlich wer- Zu Stürzen können auch ungeeig- sollte weggeräumt oder gesichert den. Handgriffe und ein Duschhocker nete Schuhe, zu lange und weite werden. Schauen Sie sich in Ihrer geben zusätzliche Sicherheit. Bringen Kleidungsstücke, zu große oder zu Wohnung einmal um: Gibt es Teppiche, Sie auch auf Treppenstufen rutschfeste kleine Krücken führen. Benutzen Sie Brücken oder Teppichfransen, über die Beläge an sowie beidseitig griffsichere Haus- und Straßenschuhe mit einem Sie stolpern könnten? Liegen Kabel im Handläufe. niedrigen Absatz und einem hohen Weg? Gibt es wackelige Möbel oder zu Schaft, so werden die Fußgelenke niedrige Stühle, die Ihnen im Zweifels- zusätzlich gestützt. Statten Sie sich fall keinen 2. Achtung, Halt Stolperfalle 3. Halt durch gute Schuhe und Ihr Wohnumfeld so bieten? Auch ein aus, dass Sie sich rundum rutschiger Boden sicher fühlen. in Bade- oder Duschwanne und lose Matten im BBT-Magazin 2/2014 13 4. Besser sehen mit Licht 3. Halt durch gute Schuhe
gewinn mal zwei Dirk Knechtges und Ute Flöck haben eine neue berufliche Heimat gefunden: In den St. Josefs-Werkstätten in Plaidt werden sie akzeptiert, wie sie sind. 14 BBT-Magazin 2/2014
Text: Angelika Prauss | Fotos: Harald Oppitz werkstätten Inklusion heißt das Stichwort. Jeder Mensch soll sich an allen gesellschaftlichen Prozessen beteili- gen können. Unabhängig von seinen Fähigkeiten, seiner Herkunft, seinem Geschlecht oder Alter. Doch der Arbeitsmarkt verlangt viel – mehr als mancher leisten kann. Werkstätten für Menschen mit Behinderung bieten hier eine Alternative und sind für viele Unternehmen verlässliche Partner in der Produktion. Z weimal durchs Abitur gefallen, eine geschmissene Lehre im Bioladen, abgebrochene Praktika im Kin- dergarten und im Altenheim – gehandicapt durch eine Psychose ist es Ute Flöck nie gelungen, im Ar- beitsleben Fuß zu fassen. Dennoch hat die 48-Jährige bei den St. Josefs-Werkstätten im rheinland-pfälzischen Plaidt einen Arbeitgeber gefunden, der sie mit ihren krankheitsbedingten Defiziten akzeptiert. Und wenn sie aufgrund ihrer starken Medikamente einmal plötzlich müde wird, kann sie sich auf das Sofa im Ruheraum legen. „Wo hat man das schon?“, fragt die sympathische Frau mit den braunen Haaren. Seit 1994 ist Ute Flöck in der integrativen Einrichtung der BBT-Gruppe angestellt. Sie ist eine von 221 Beschäftigten mit psychischen Erkrankungen. Sie können hier – unterstützt von 45 Mitarbeitern – in neun Bereichen wie Schlosserei, Näherei und Landschaftspflege am Arbeitsleben teilhaben. Die künstlerisch begabte Frau arbeitet in der „Montage und Verpackung“ und baut hochwertige Lampen zusammen. Mal sortiert sie hier sorgfältig Metallteile, mal isoliert sie Kabel, mal verpackt sie die empfindlichen Leuchten. „Jeder Tag ist anders“, freut sie sich. Eine soziale Verpflichtung So wichtig Inklusion, die Teilhabe behinderter Menschen, ist – auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt sei sie nicht überall umsetzbar, gibt Werkstattleiter Gregor Nöthen zu bedenken. BBT-Magazin 2/2014 15
werkstätten Jeder Tag bringt neue Herausforderungen: ob bei der Montage hochwertiger Lampen oder in der „Auto-Service-Station“. Die Mitarbeiter in den Werkstätten besuchen neben der Arbeit Angebote zur persönlichen und beruflichen Bildung. Und manch einer schafft dann auch den Sprung ins „richtige“ Arbeitsleben. In Plaidt stehen den Beschäftigten Hand- Eins von sieben Unternehmen, mit sei auch davon abhängig, „wie gut die werker mit sonderpädagogischer Zusatz denen seine Einrichtung zusammen- Werkstätten die Montage betreuen kön- ausbildung, pädagogische Mitarbeiter arbeitet, ist die GLASHÜTTE LIMBURG, nen“, weiß Bruns. Seit rund 20 Jahren und ein Psychologe zur Seite, zählt Nöthen die hochwertige Innenleuchten her- kooperiere die Glashütte mit Behinder- auf – Voraussetzungen, die auf dem all- stellt. „Wir haben hohe Anforderungen“, tenwerkstätten und beschäftige auch gemeinen Arbeitsmarkt nicht existieren. erläutert Betriebsleiter Gerrit Bruns. selbst behinderte Menschen. Aufträge „Die meisten Arbeitgeber dort haben we- Umso erfreuter sei das mittelständische an spezielle Werkstätten auszulagern, der die Bereitschaft noch die Möglichkeit, Unternehmen gewesen, in den St. Jo- sieht Bruns als soziale Verpflichtung. einen Beschäftigten so zu fördern und zu sefs-Werkstätten einen kostengünstigen Doch auch Privatkunden nutzen gerne integrieren“, sagt Nöthen. Deshalb stelle und zuverlässigen Partner gefunden zu die Angebote der St. Josefs-Werkstät- die Kooperation mit einer Behinderten- haben. Seit einem Jahr lässt das Unter- ten. In der Polsterei werden alte Mö- werkstatt für beide Seiten eine „Win-Win- nehmen in Plaidt Bauteile montieren. bel aufbereitet, die Schreinerei fertigt Situation“ dar, findet der Werkstattleiter. Die Qualität hat Bruns überzeugt. Diese passgenaue Einzelstücke, und auch in 16 BBT-Magazin 2/2014
der Waschstraße stehen die Kunden werkstatt, Montage/Verpackung und Schlange. Hier ist Dirk Knechtges ganz Schreinerei beschäftigt. in seinem Element. Der 51-Jährige hat Doch egal, ob in Zemmer oder in 23 Jahre in einer Metzgerei gearbeitet. Plaidt – Ziel einer betreuten Werkstatt Doch dann hielt er dort dem Leistungs- ist es, geeigneten Beschäftigten den druck nicht mehr stand und wurde Sprung ins reguläre Arbeitsleben zu er- psychisch krank. Über den Reha-Träger möglichen. Manche müssten aber erst wurde er 2005 nach Plaidt vermittelt. in die Richtung gefördert werden sowie In der „Auto-Service-Station“ schätzt fachliche und soziale Kompetenzen „für er den Kontakt zu Kunden, wenn er die draußen“ erwerben, sagt Jürgen Mül- Autos vorwäscht und an der Kasse steht. ler. Damit das gelingt, besuchen die Der groß gewachsene, schlaksige Mann psychisch Kranken neben ihrer Arbeit lobt das „sehr gute Arbeitsklima“ in der Angebote zur beruflichen und persön- Werkstatt. Er sei hier rundum glücklich lichen Bildung wie Stressbewältigung, und freut sich, dass er „dableiben kann Kommunikation oder Rechtschreibung. bis zur Rente“. Und dank der guten Vernetzung mit an- deren Unternehmen gelinge es immer „Der Druck ist sanfter“ wieder einmal, dass ein Beschäftigter sogar wieder auf dem regulären Ar- Nicht alle Beschäftigten sind so enga- beitsmarkt Fuß fasst, sagt Werkstattlei- giert und so stabil wie er. Für den stell- ter Gregor Nöthen. ■ vertretenden Werkstattleiter Jürgen Müller ist deshalb jeder Tag eine neue Herausforderung. Aufgrund schwan- kender Tagesformen, fehlender Sozial- kompetenz und krankheitsbedingter Fehlzeiten der Beschäftigten ist die Pla- nung der Arbeitsabläufe in den einzel- nen Bereichen eine logistische Meister- Partner der leistung. Die Arbeit muss so kleinteilig und passend organisiert werden, dass der Beschäftigte sie ausführen kann. Wirtschaft Nicht jede Firma kann einen kranken Mitarbei- ter so fördern, wie er es bräuchte, gibt Werk- Müller steht als technischer Leiter der stattleiter Gregor Nöthen (oben) zu bedenken. Werkstatt dafür gerade, dass Aufträge In den Werkstätten der BBT-Gruppe stehen den von Kunden wie der GLASHÜTTE LIM- Nach dem Sozialgesetzbuch IX, § 77, Beschäftigten Mitarbeiter mit pädagogischen BURG termingerecht erledigt werden Absatz 1 müssen Unternehmen ab und psychologischen Zusatzausbildungen zur und die Qualität der gelieferten Ware 20 Mitarbeitern nach einem festge- Seite. stimmt. Dafür redet er mit den Beschäf- legten Schlüssel Schwerbehinderte tigten auch mal Klartext, „aber hier ist beschäftigen. So sollen mindestens der Druck sanfter als auf dem ersten Ar- fünf Prozent der Arbeitsplätze für sie beitsmarkt“. bereitgestellt werden. Ist dies nicht Das gilt auch für die St. Bernhards- möglich, müssen Firmen die soge- Werkstätten des Schönfelderhofs in nannte Ausgleichsabgabe entrichten. Mehr Einblicke in die St. Josefs-Werkstätten: Zemmer bei Trier, die sich ebenfalls in Diese liegt je nach Betriebsgröße und Schauen Sie sich das Video Trägerschaft der BBT-Gruppe befinden: Beschäftigungsquote zwischen 115 auf www.bbtgruppe/leben an. Dort gehen 450 psychisch beeinträch- und 290 Euro monatlich. Alternativ tigte Menschen einer geregelten Arbeit können Unternehmen Aufträge an nach. Je nach Eignung und Interes- Werkstätten für behinderte Men- „Wir sind nicht weg vom Fenster” Ein Film über die gemeindepsychia- se sind sie in der Bäckerei, Gärtnerei, schen vergeben und so den Umfang trischen Angebote der BBT-Gruppe: Metzgerei, im Hofladen, in der Metall- der Abgabe minimieren. youtube.com/watch?v=t9J2BOb5cWo BBT-Magazin 2/2014 17
standpunkt Text: Christoph Arens Es gibt viel zu tun! Hermann Gröhe (CDU) macht Dampf. Obwohl der neue Gesundheitsminister ein Neuling auf dem Feld der Gesundheitspolitik ist, schafft es der Polit-Profi gegenwärtig häufig in die Schlag- zeilen. Mehr Qualitätskontrolle im Gesundheitssystem, möglichst schnelle Verbesserungen in der Pflege und Forderungen nach einem Verbot jeder organisierten Form der Suizidbeihilfe: Der bisherige CDU-Generalsekretär ist in seinem neuen Amt in die Offensive gegangen. 18 BBT-Magazin 2/2014
Das Gesundheitswesen gilt als Haifischbecken – gleichen können. Fallen Kliniken durch schlechte on der gesetzlichen Krankenversicherung anhält. und als bedeutender Wirtschaftsfaktor, der 300 Qualität auf, soll dies mit Abschlägen bei der Fi- Der GKV-Spitzenverband wagt einen vorsichtigen Milliarden Euro oder mehr als elf Prozent des nanzierung bestraft werden. Ausblick: „Wir halten es unter den jetzigen Be- Bruttosozialprodukts ausmacht. Wer in das kom- Warum kommen Privatversicherte schnel- dingungen für sehr wahrscheinlich, dass 2017 ein plizierte Geflecht der Interessen eingreift, muss ler an einen Arzttermin? Die Rede von der Großteil der Kassen einen Zusatzbeitrag erhebt.“ mit heftigen Reaktionen rechnen. Angesichts gut „Zwei-Klassen-Medizin” erhitzt seit Langem die Eine große Baustelle ist die Krankenhaus- gefüllter Kassen der Gesetzlichen Krankenversi- Gemüter. Union und SPD haben deshalb ver- landschaft in Deutschland: Jede zweite Klinik hat cherung (GKV) ist im Augenblick allerdings kein einbart, etwas gegen die langen Wartezeiten 2012 rote Zahlen geschrieben. Allein für NRW unmittelbarer Reformdruck spürbar. Anderer- zu unternehmen. Die Ärzte sollen Servicestellen rechnen Experten mit einem Investitionsbedarf seits zeichnet sich die dramatische Alterung der einrichten, die Patienten garantiert binnen vier von rund 1,2 Milliarden Euro jährlich – bei einer Gesellschaft schon am Horizont ab. Die Große Wochen einen Termin verschaffen. Förderung des Landes von lediglich 500 Millio- Koalition könnte ihre komfortable Mehrheit nut- Bei der Finanzierung der gesetzlichen Kran- nen. Experten gehen davon aus, dass bis 2020 zen, um das Gesundheitssystem zukunftsfest zu kenversicherung mit ihren 70 Millionen Versi- rund acht Prozent aller Krankenhäuser schließen machen. cherten haben sich Union und SPD auf einen müssen – ein hoch sensibles Thema für viele „Ein Thema, das mir besonders am Herzen Kompromiss verständigt. Noch im Sommer soll Städte und Gemeinden, auch weil Krankenhäu- liegt, sind Verbesserungen in der Pflege.“ Mit die- der Bundestag eine Reform beschließen, nach ser wichtige Standortfaktoren und bedeutende sen Worten verwies Gröhe bei der ersten gesund- der ab 2015 der Beitragssatz von 15,5 Prozent Arbeitgeber sind. Beobachter erwarten allerdings heitspolitischen Debatte im Bundestag auf das auf 14,6 Prozent sinken soll, paritätisch finanziert nicht, dass das Gesundheitsministerium zügig Thema Demographie. Laut Koalitionsvertrag soll von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Kranken- einen Entwurf für eine Krankenhausreform vor- spätestens im Januar 2015 der Beitragssatz zur kassen dürfen darüber hinaus aber einen ein- legen kann. Denn einige der Teilvorhaben, die im Pflegeversicherung um 0,3 Prozent steigen. 0,2 kommensabhängigen Zusatzbeitrag erheben, Koalitionsvertrag aufgeführt sind, bedürfen um- Prozent sind für „kurzfristige Leistungsverbesse- den die Versicherten allein bezahlen müssen. Of- fangreicher Vorarbeiten und einer engen Abstim- rungen“ vorgesehen, 0,1 Prozent sollen in einen fen bleibt, wie lange die gute finanzielle Situati- mung zwischen Bund und Ländern. „Pflegefonds“ fließen, um künftige Beitragsstei- gerungen abzumildern. Gröhe verspricht weitere schnelle Pflege- Weitere gesundheitspolitische Themen reformen. Doch Opposition und Sozialverbände bezweifeln, dass es der Koalition gelingt, endlich der Großen Koalition den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff einzufüh- ✔ Für ein Gesetz zur Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen gibt es bereits ren, der Leistungen für Demenzkranke verbessern umfangreiche Vorarbeiten. Die Große Koalition wird damit einen neuen Straftatbestand soll. Ein „Weiterwurschteln“ helfe nicht, macht der Bestechlichkeit und Bestechung im Strafgesetzbuch einführen. die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike ✔ Die Bundesregierung will sich um eine höhere Arztdichte in ländlichen Gebieten Mascher, Druck. Realistisch müssten bis zu fünf kümmern. Junge Leute, die sich verpflichten, nach ihrem Medizinstudium als Landärzte Milliarden Euro mehr im Jahr an Leistungen ge- zu arbeiten, sollen leichter einen Studienplatz erhalten. Dies könnte auch für diejenigen währt werden – vor allem für Demenzkranke und gelten, die ein freiwilliges soziales Jahr zum Beispiel im Rettungsdienst geleistet haben. pflegende Angehörige. ✔ Vereinbart hat die Bundesregierung auch eine Besserstellung der Hausärzte im Gesundheitssystem. Danach sollen künftig die Vertreterversammlungen der Kassenärzt- Mehr Qualität lichen Vereinigungen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zu gleichen Teilen aus Haus- und Fachärzten bestehen, die eigenständig über ihre jeweiligen Belange Große öffentliche Aufmerksamkeit lösten zuletzt entscheiden. Zusätzlich soll die Möglichkeit geschaffen werden, rein hausärztliche Studien über Mängel in den Krankenhäusern aus. Medizinische Versorgungszentren zu gründen. Außerdem sollen die Krankenkassen Mit einem neuen Institut will Gröhe das ändern auch weiterhin verpflichtet sein, ihren Versicherten eine hausarztzentrierte Versorgung und Qualität im Gesundheitswesen messbar anzubieten. machen. Verbraucher sollen in Zukunft die Be- ✔ Gesundheitsminister Gröhe will den Fachkräftemangel in der Pflege bekämpfen. Geplant handlungserfolge der Krankenhäuser online ver- ist unter anderem, die Ausbildungszahlen in der Altenpflege bis zum Jahr 2015 um 30 Prozent zu erhöhen. Außerdem sollen 4.000 Pflegehelfer zu Fachkräften weiterqualifiziert werden. Mittelfristig soll die Ausbildung reformiert werden: Sie müsse überall kostenlos sein und der Wechsel zwischen den Berufen in der Kinder-, Kranken- und Altenpflege erleichtert werden, so der CDU-Politiker. Dafür sollten die verschiedenen Pflegeberufe mit einer einheitlichen Grundausbildung starten, danach erfolgt die Spezialisierung. BBT-Magazin 2/2014 19
nahdran Freute sich über die Auszeichnung: Prof. Dr. Mathias Mäurer nahm die Ehrennadel in Gold aus den Händen von Prof. Dr. Horst Neues Uroskop am Caritas-Krankenhaus Wiethölter entgegen. Präzise Diagnostik und schonende Therapie Das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim verfügt jetzt über ein neues digitales Multifunk- AMSEL würdigt herausragendes tions-Röntgengerät, das dank hochauflösender Bilder die Diagnostik und Therapie bei urolo- Engagement für MS-Betroffene gischen Erkrankungen deutlich verbessert. „Mit diesem Uroskop kann der gesamte Urogeni- taltrakt in einer einzigen Aufnahme in sehr guter Bildqualität dargestellt werden“, erläutert Goldene Ehrennadel Priv.-Doz. Dr. Bernd Straub, Chefarzt der Klinik für Urologie im Caritas-Krankenhaus. Dadurch Mit einer besonderen Auszeichnung wur- werde die Strahlenbelastung für die Patienten deutlich reduziert. „Die hohe Auflösung der de jetzt der Chefarzt der Klinik für Neuro- Bilder erhöht außerdem die diagnostische Sicherheit, da feinste Details dargestellt werden.“ logie im Caritas-Krankenhaus, Professor Dies sei wichtig, um z. B. Tumore oder Nierensteine zu erkennen oder die Ursachen für Harn- Dr. Mathias Mäurer, geehrt: Die „Aktion leiterverengungen oder Blasenentleerungsstörungen zu diagnostizieren, so der Urologe wei- Multiple Sklerose Erkrankter“, kurz AM- ter. Neben der genauen Diagnostik ermöglicht das neue Uroskop zugleich therapeutische SEL, verlieh dem Neurologen die Goldene endoskopische Eingriffe, die unter präziser Röntgenkontrolle durchgeführt werden können. Ehrennadel für sein umfassendes Engage- Dazu gehören etwa die Zertrümmerung von Nieren- und Blasensteinen durch Laserpunktion. ment für die Selbsthilfeorganisation der Oder auch die Aufdehnung von Engstellen der Harnleiter sowie die Behandlung von Prosta- MS-Betroffenen. Der AMSEL-Vorsitzende, tavergrößerungen. Professor Dr. Horst Wiethölter, würdigte den Chefarzt für seinen außerordentlichen Einsatz. Ob bei Vorträgen oder überregio- nalen Veranstaltungen, in Chats, mit Bei- trägen für die Verbandszeitschrift oder on- line als Experte für therapeutische Fragen – Professor Mäurer stehe der AMSEL mit seiner Expertise jederzeit zur Verfügung. „Die AMSEL hat mit Ihnen einen hoch motivierten, zuverlässigen und hilfsberei- ten Mitstreiter, der für jedes Anliegen ein offenes Ohr hat.“ 20 BBT-Magazin 2/2014
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