Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim

 
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Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
2/2014

Das Magazin der                                 für Gesundheit und Soziales

                                                                  Neues
                                                                  Gelenk
Schutzraum                                                        Endlich ohne
                                                                  Schmerzen
Arbeiten in der Werkstatt

Geriatrie      Fit für
               den Alltag
                Altersmedizin: Was sie bewirkt und
                für wen sie sinnvoll ist
Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
inhalt
                                     kurz&knapp                                                                         Gewinn mal zwei
                                       4 Nachrichten aus der BBT-Gruppe

                     6
                                                                                                               Unabhängig von seinen Fähigkeiten
                                                                                                                  soll sich jeder Mensch an allen ge-
                                     titel                                                                     sellschaftlichen Prozessen beteiligen
                                      6 Fit für den Alltag                                                           können. Doch der Arbeitsmarkt
                                     11 Altersmedizin im Main-Tauber-Kreis                                         verlangt viel – mehr als mancher
                                                                                                                 leisten kann. Werkstätten für Men-
                                     gesund&fit                                                                 schen mit Behinderung bieten hier
Fit für den Alltag                   12 Von wegen „zu alt”                                                        eine Alternative und sind für viele
Gemüse schnippeln, mit Bällen                                                                                     Unternehmen verlässliche Partner
                                     12 Sicher unterwegs und zu Hause
trainieren und „Mensch ärgere                                                                                                      in der Produktion.
dich nicht“ spielen – nicht gerade
das, was man sich unter einem Auf-
                                     werkstätten
                                     14 Gewinn mal zwei
enthalt im Krankenhaus vorstellt.
Geriatrische Fachabteilungen sind
anders: Sie fordern und fördern
                                     standpunkt
                                     18		 Es gibt viel zu tun!
ältere Patienten, damit sie ihren
Alltag so gut wie möglich selbst­
ständig meistern können.
                                     nahdran
                                     20 Nachrichten aus den Einrichtungen

                                                                                                               24
                                     		 im Main-Tauber-Kreis

                                     blickpunkt
                                     24 Gelenke im Dauereinsatz

                                     jungtrifftalt
                                     26 Generation plus
                                                                                                                            Generation plus
                                     rätsel&co.                                                                    Wie schön war es, als Oma von
                                     30		 Kinderseite                                                           ihren Schulstreichen erzählte und
                                     31		 Kreuzworträtsel                                                      Opa von seiner ersten selbst gebau-
                                                                                                                ten Seifenkiste. Diese Geschichten
                                     momentmal                                                                    waren Familienhistorie, wurden
                                     32 Impuls                                                                  gehegt und gepflegt. Heute wohnt
                                                                                                               Oma oft weit weg. Seniorenzentren,
                                     service                                                                    Schulen und Kindergärten sorgen
                                     34 Veranstaltungstipps und Kontakt                                                             für Begegnung.

www.bbtgruppe.de/leben               Impressum
                                     Herausgeber: Zentrale der BBT-Gruppe,                    Leben! Das Magazin der BBT-Gruppe für den Main-Tauber-Kreis:
                                     Barmherzige Brüder Trier (BBT) gGmbH, Koblenz            Ute Emig-Lange (verantwortl.)
                                     Chefredaktion: Martin Fuchs (verantwortl.)               Redaktionsanschrift: Kardinal-Krementz-Str. 1-5, 56073 Koblenz,
                                     Chefin vom Dienst: Judith Hens                           Tel.: 0261/496-6464, Fax: 0261/496-6470, E-Mail: leben@bbtgruppe.de
                                     Redaktion: Yvonne Antoine, Anne Britten, Christine       Erscheinungsweise: vier Mal jährlich
                                     Daichendt, Ute Emig-Lange, Frank Mertes, Peter Mossem,   Layout: WWS Werbeagentur, Aachen
                                     Pascal Nachtsheim, Doris Schwaben,                       Druck: Bonifatius Druckerei, Paderborn
                                     Katharina Müller-Stromberg, Gerd Vieler                  Gerichtsstand: Koblenz
                                     In Zusammenarbeit mit                                    Leben! wird kostenfrei in den Einrichtungen der BBT-Gruppe ausgelegt.
                                     dreipunktdrei mediengesellschaft mbH,                    Wenn Ihnen das Magazin gefällt, können Sie es gerne abonnieren.
                                     www.dreipunktdrei.de                                     Alle Fotos stammen aus den Einrichtungen der BBT-Gruppe, wenn nicht
                                                                                              anders angegeben.
  2
                                                                                              ISSN 2195-4666
Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
Thomas Wigant                               editorial

                                                                        Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                        nicht nur evangelische Christen in der badischen Landeskirche wissen mit dem
                                                                        Begriff „Ältestenkreis“ etwas anzufangen. Es gibt ein Gremium mit ähnlichem
                                                                        Namen auch im Deutschen Bundestag, den Ältestenrat. Beide Bezeichnungen
                                                                        stammen aus einer Zeit, die der Lebenserfahrung alt gewordener Mitmenschen
                                                                        und dem von ihnen geleisteten Beitrag zum Aufbau einer Gesellschaft Respekt
                                                                        zollt. So viel sogar, dass diese „Weisheit des Alters“ in Gremien der Allgemeinheit
                                                                        weiter zugute kommen soll.

                                      14                                Wenn heute das Thema „Alter“ in der Öffentlichkeit diskutiert wird, geschieht
                                                                        dies zumeist auf der Basis einer tatsächlichen oder befürchteten Defizitbetrach-
                                                                        tung. Die demographische Entwicklung zeichnet häufig das Schreckgespenst
                                                                        einer überalterten Gesellschaft, die es mit den heutigen Konzepten wohl nicht
                                                                        mehr schaffen wird, deren Versorgung sowohl in der Renten- als auch der
                                                                        Pflegever­sicherung zu garantieren. Dazu kommt, dass eine Kultur des „Schneller-
            Gelenke im                                                  Höher-Weiter“ Jugendlichkeit und Leistungskraft nicht nur im Arbeitsmarkt
            Dauereinsatz                                                eindeutig zu bevorzugen scheint. Keine guten Voraussetzungen dafür, wenn die
            Hohe Belastungen im Alltag oder                             Sorge um ältere Menschen, die auf Unterstützung verschiedenster Art angewiesen
            intensiver Sport führen im Laufe des                        sind, einen adäquaten Platz bei uns haben soll.
            Lebens zu Verschleißerscheinungen
            an den Gelenken. Die Folgen sind                            Je älter ein Mensch wird, umso häufiger werden Leistungen des Gesundheits-
            meist Schmerzen und Bewegungs-                              systems in Anspruch genommen – etwa ein Drittel bis die Hälfte der Gesund-
            einschränkungen an Knie, Hüfte                              heitsausgaben fallen bei Menschen über 65 Jahren an. Der Blick von Pflege und
            oder der Schulter. Als letzte Thera-                        Medizin richtet sich dabei auf drei Aspekte: Bereits vorhandene chronische
            pieoption hilft oft ein künstliches                         Erkrankungen führen vermehrt zu Behandlungs- und Unterstützungsbedarf,
            Gelenk.                                                     mit steigendem Alter nehmen sogenannte primäre Alterskrankheiten zu – dazu
                                                                        gehören beispielsweise Demenzerkrankungen; auch Krankheiten im Alter, die
                                                                        nicht altersspezifisch sind, haben für ältere Menschen andere Auswirkungen und
                                                                        verdienen es, grundsätzlich vor dem Hintergrund der biologischen und psycho­
                                                                        sozialen Situation Älterer gesehen und begleitet zu werden.

                                                           Höchste Zeit, die Frage um vorhandene Konzepte zur Versorgung des älteren
                                                           Menschen im Krankenhaus weiter voranzutreiben. Dass dies angesichts der
                                                           enormen Belastung professionell pflegender und ärztlich Tätiger nicht neben-
             klimaneutral                     klimaneutral bei geschehen kann, macht diese Herausforderung nicht kleiner. Mitarbeitende

                                      26
                                                           sozialer Einrichtungen wie die der BBT-Gruppe stellen sich dieser Frage bereits
                                                           seit geraumer Zeit. Davon berichtet unter anderem diese Ausgabe von „Leben!“.
                                                           Höchste Zeit, eine Kultur der Wertschätzung des Alters nicht vollständig auf dem
er                                                         Altar der Wirtschaftlichkeit und Leistungskraft zu opfern.

                                                                        In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre von „Leben!“.

             klimaneutral                     klimaneutral              Ihr
             gedruckt                         gedruckt
             Zertifikatsnummer:                Zertifikatsnummer:
             53323-1402-1024
             53323-1210-1011                   53323-1210-1011
             www.climatepartner.com            www.climatepartner.com

                                                                        Thomas Wigant
                                                                        Hausoberer Gesundheitsholding Tauberfranken
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Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
kurz&knapp

    Pflegeratgeber erschienen

    Praktische Hilfe im Alltag
    Das rheinland-pfälzische Sozialministerium hat einen neuen Pflegerat-
    geber veröffentlicht. Dieser bietet Menschen mit Pflege- und Unterstüt-
    zungsbedarf, Angehörigen, aber auch den in der Pflege und Betreuung
    ehrenamtlich Engagierten und Interessierten vielfältige praxisnahe
    Informationen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Themen
    Wohnen und Pflege zu Hause sowie Demenz. Der Ratgeber informiert
    zudem über die Leistungen der Pflegeversicherung – besonders im
    Hinblick auf die Entlastung von pflegenden Angehörigen. Weiterfüh-             Studie: Musik wirkt
    rende Hinweise, unter anderem zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
    oder auch zu Kontakt- und Anlaufstellen wie den Pflegestützpunkten             Bach und Heavy Metal
    in ganz Rheinland-Pfalz, runden das Angebot ab.                                senken den Blutdruck
    Der Ratgeber kann kostenfrei über bestellservice@msagd.rlp.de bestellt         Dass Musik entspannend wirken kann, wird jeder schon einmal selbst
    werden und steht auf der Webseite des Ministeriums unter Publikationen         erlebt haben. Nun ergab eine Studie an der Ruhr-Universität Bochum,
    als Download zur Verfügung. Zudem ist er in den 135 Pflegestützpunkten         dass Heavy Metal und klassische Musik den Blutdruck senken. „Die
    erhältlich.                                                                    Musik von Johann Sebastian Bach hat die günstigsten Effekte auf
                                                                                   den Blutdruck und die Herzfrequenz“, sagt der Studienleiter und Di-
                                                                                   rektor der kardiologischen Klinik am Marienhospital Herne, Professor
                                                                                   Dr. Hans-Joachim Trappe. Auch Heavy Metal wirke sich blutdrucksen-
                                                                                   kend aus. Keine Effekte verzeichneten die Forscher bei den Hits des
                                                                                   schwedischen Pop-Quartetts ABBA. Als Grund dafür vermutet Trappe
                                                                                   handwerkliche Ursachen. Die Gruppe habe mit „synthetischen Klän-
                                                                                   gen“ gearbeitet. „Das ist eine ganz andere Klangerzeugung als bei
                                                                                   einer Orchestersuite von Bach oder Mozart.“ Denkbar sei auch, dass
                                                                                   Musik mit Stimmen weniger Effekte habe als Instrumentalmusik. „Wir
                                                                                   stehen ganz am Anfang“, so Trappe. „Wir wollten in diesem Schritt nur
                                                                                   beweisen, dass Musik überhaupt wirkt. Jetzt können wir weitermachen
                                                                                   und untersuchen, welche Rolle unterschiedliche Musikstile, persönliche
                                                                                   Präferenzen oder das Alter der Zuhörer spielen.“

trend

Zahl der Organspenden auf neuem Tiefstand                                                                                                      * Demgegenüber
                                                                                                                                                 warten 11.000
                                                                                                                                                 Patienten auf
                                                                                                                                                 ein Organ

      1.313                  1.198                  1.217                     1.296                 1.200                 1.046                 876*

      2007                    2008                   2009                     2010                  2011                  2012                  2013
Nach Meinung von Experten liegt der Rückgang an Spenden nicht an der            en“ wegen der Skandale an mehreren Transplantationszentren. Seit Mitte
gewachsenen Skepsis innerhalb der Bevölkerung. Vielmehr sei die gesun-          2012 war bekannt geworden, dass Ärzte an fünf deutschen Universitäts-
kene Bereitschaft von Ärzten, sich für Organspenden einzusetzen, dafür          kliniken Patientendaten manipuliert hatten, um ihre eigenen Patienten zu
verantwortlich. Sie hätten zuletzt erheblich weniger potenzielle Spender        bevorzugen.
an die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) gemeldet, sagte
der Präsident der Organ-Vermittlungsstelle Eurotransplant und Leiter der        Mehr Informationen geben u. a. die Christlichen Krankenhäuser in Deutsch-
Transplantationsmedizin am Münchner Klinikum Großhadern, Professor              land (CKiD) in einer Informationskampagne zur Organspende:
Dr. Bruno Meiser. Als Gründe nannte Meiser ein „erhebliches Misstrau-           www.christliche-krankenhhaeuser.de

4                                                                                                                             BBT-Magazin 2/2014
Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
Foto: istockphoto

                                                                                 Kritik am Krankenhaus-Report der AOK

                                                                                 Risikofaktor Krankenhaus?
                                                                                 Die Ergebnisse des aktuellen Krankenhausreports der AOK geben auf
                                                                                 den ersten Blick Grund zur Sorge: Bei jedem 100. Patienten käme es zu
                                                                                 Behandlungsfehlern. Ein Patient von 1.000 würde statistisch gesehen
                                                                                 an den Folgen sterben, heißt es in der Studie des Wissenschaftlichen
                                                                                 Dienstes der AOK, die im Januar erschienen ist und heftige Kritik aus-
                                                                                 löste. Hauptursachen für Behandlungsfehler seien falsch verabreichte
                                                                                 Medikamente sowie fehlende Hygiene in den Krankenhäusern. Zudem
    Überalterung mit Folgen                                                      weist die Studie nach, dass Komplikationen bei Routineoperationen
                                                                                 in „kleinen“ Krankenhäusern häufiger auftauchten als in großen. Die
    Krebs auf dem Vormarsch                                                      Studie fordert eine neue „Fehlerkultur“ in Krankenhäusern und eine
    Die Zahl der Krebsneuerkrankungen in Deutschland hat zwischen                bessere Qualitätskontrolle, um die Patientensicherheit zu erhöhen. An
    2000 und 2010 deutlich zugenommen. Bei Männern stieg die Zahl der            die Politik gewandt, mahnte die AOK zu einer grundlegenden Struktur-
    Erkrankungen um 21 Prozent, bei Frauen um 14 Prozent. Dies liege             reform des deutschen Krankenhauswesens. Es gehe nicht darum, Kran-
    im Wesentlichen an der steigenden Zahl älterer Menschen. Das geht            kenhäuser zu schließen, so Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des
    aus der Broschüre „Krebs in Deutschland“ hervor. Sie wird vom Ro-            AOK-Bundesverbandes. Von den 2.000 Krankenhäusern, die Hüftope-
    bert-Koch-Institut und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebs-         rationen anbieten, sollten dies aber vielleicht 500 sein lassen und sich
    register in Deutschland (GEKID) publiziert. Ohne die demographische          auf andere Aufgaben konzentrieren.
    Veränderung hätte es laut Robert-Koch-Institut bei Männern keine                 Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warf der AOK eine ver-
    Zunahme von Krebsfällen gegeben. Bei Frauen wäre es nur zu einem             altete und unzureichende Datengrundlage ihres aktuellen Reports vor.
    Anstieg um etwa sieben Prozent gekommen. Dies sei ein Effekt der             Gleichzeitig verwies sie auf die hohen Sicherheitsstandards in den Kli-
    Einführung des Mammographie-Screenings, nicht ein tatsächlicher              niken, die in den vergangenen Jahren immer weiterentwickelt wurden.
    Anstieg des Krebsrisikos. Für 2014 rechnen die Statistiker damit, dass       Das bestätigt auch Andreas Latz, innerhalb der Geschäftsführung der
    etwa eine halbe Million Menschen an Krebs erkranken.                         BBT-Gruppe für den Bereich Krankenhäuser zuständig. „Unsere Kliniken
                                                                                 beteiligen sich über die gesetzlich geforderten Verfahren hinaus an ver-
                                                                                 schiedenen freiwilligen Qualitätssicherungsverfahren. Damit analysieren
                                                                                 wir anhand von Routinedaten die Behandlungsqualität sehr genau und
                                                                                 können sie immer weiter verbessern.“ So veröffentlichen die Kliniken der
   ZDF-Fernseh-Gottesdienst aus trier                                            Gruppe ihre Daten zur Behandlungsqualität regelmäßig auf ihren Inter-
                                                                                 netseiten. Viele weitere Verfahren zählen in den Kliniken zum Standard.
   sinnfrage                                                                     Dazu gehören u. a. Qualitätszirkel, Besprechungen kritischer Ergebnisse
   Worauf kommt es an im Leben? Auf Reichtum? Karriere? Leistung?                im Sinne eines Peer-Review-Verfahrens mit entsprechenden Empfehlun-
   Wem es gelinge, sich von Gottes bedingungsloser Liebe anrühren,               gen zu gezielten Verbesserungsmaßnahmen sowie die Einbindung von
   bewegen oder verzaubern zu lassen, diese sogar in Begegnungen, in             Risikomanagement-Aspekten in die ärztliche und pflegerische Aus-, Fort-
   die Arbeit, in Gespräche mitnehme, der werde das, was er tut, auch            und Weiterbildung. Der hohe Qualitätsanspruch müsse aber auch durch
   richtig machen, sagte Bruder Peter Berg, Generaloberer der Barmher-           die Krankenhausfinanzierung sichergestellt sein, forderte Latz.
   zigen Brüder von Maria-Hilf. „Denn wer sein Herz in der Liebe zu Gott             Dass auch kleinere Häuser eine sehr gute Versorgungsqualität ge-
   und dem Nächsten gibt, wer Gottes Barmherzigkeit lebt, der erfüllt das        währleisten können, betonte in der Diskussion der Vorsitzende des
   Gesetz.“ Die Frage nach dem Sinn stellte Bruder Peter in seiner Predigt       Katholischen Krankenhausverbands Deutschland (KKVD), Theo Paul.
   im Rahmen eines Gottesdienstes aus der Kloster- und Krankenhauskir-           „Umso mehr, wenn sie in starke Verbünde und verbindliche Kooperati-
   che der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf in Trier, den das ZDF am           onsstrukturen integriert sind“, sagte er. Mit der verstärkten Bildung von
   16. Februar übertrug. Die Messe ist im ZDF-Archiv im Internet noch zu         Verbundstrukturen treiben konfessionelle Krankenhäuser in den letzten
   sehen. Die Leitung lag bei Bruder Tarcisius Valpertz, die musikalische        Jahren die Spezialisierung einzelner Behandlungsbereiche voran. Durch
   Gestaltung bei Kirchenmusikdirektor Professor Matthias Kreuels mit            eigene Qualitätsinitiativen zielen sie auf die Sicherung und kontinuierli-
   einer Schola aus Brüdern und Mitarbeitern der BBT-Gruppe.                     che Steigerung guter Versorgungsqualität.

                      Die Messe aus der Kloster- und Krankenhauskirche der
                      Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf in Trier ist zu sehen
                      unter: gottesdienste.zdf.de (Rubrik „Archiv“).

BBT-Magazin 2/2014                                                                                                                                            5
Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
Fit für
  den Alltag

6
Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
Text: Paula Konersmann | Fotos: Harald Oppitz           titel

Gemüse schnippeln, mit Bällen trainieren
und „Mensch ärgere dich nicht“ spielen –
nicht gerade das, was man sich unter einem
Aufenthalt im Krankenhaus vorstellt.
Geriatrische Fachabteilungen sind anders:
Sie fordern und fördern ältere Patienten,
damit sie ihren Alltag so gut wie möglich
selbstständig meistern können.

A
              nton Meyer geht jeden Tag in die Muckibude.
              Gewichte stemmen, den Kreislauf in Schwung
              bringen, sich ganz nach Trainingsplan nach und
              nach steigern – das erfreut den 80-Jährigen. Nur
das Aufsteigen auf die Geräte fällt ihm manchmal schwer.
Dabei hilft Physiotherapeutin Katrin Frank. „Ein Fuß ins Pe-
dal, dann nach oben, nächster Fuß ins Pedal“, erklärt sie und
legt Meyer stützend eine Hand auf den Rücken, als er sich
hochdrückt. Schon sitzt er auf dem Fahrradsattel und tritt be-
schwingt in die Pedale. Sein Sohn Winfried ist beeindruckt:
„Demnächst kann er wieder beim 100-Meter-Lauf antreten“,
lobt er. „Der läuft schneller als Sie“, scherzt Katrin Frank, und
alle drei lachen.
     Wer Meyer beim Radeln zusieht, hält ihn schnell für
einen sportlichen, rüstigen Rentner. Dabei ist er kein Besu-
cher im Fitnessstudio. Die Trainingsgeräte sind Teil der Me-
dizinischen Therapie und stehen im St.-Marien-Hospital der
BBT-Gruppe im sauerländischen Marsberg. Dort hat Ende
2013 eine geriatrische Station eröffnet, konzeptioniert nach
den Richtlinien der Bundesarbeitsgemeinschaft für Geriatrie.
„Geriatrie ist Altersmedizin, die die speziellen Belange betag-
ter Patienten mit mehreren unterschiedlichen Krankheits-
bildern berücksichtigt“, erklärt Dr. Norbert Bradtke, Chefarzt
der Inneren Medizin. Hierhin kommen Patienten, die akut-
medizinisch gesehen wieder gesund sind, aber dennoch mit
Einschränkungen zu kämpfen haben. „Unser Ziel ist es, sie
wieder fit für einen selbstversorgenden Alltag zu machen“,
sagt Bradtke.

                                                               7
Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
Anton Meyer trainiert jeden Tag mit Physiotherapeutin Katrin Frank. Sohn Winfried (re.) ist beeindruckt von den Fortschritten, die
 sein Vater in der geriatrischen Station des St.-Marien-Hospitals Marsberg schon gemacht hat.

Aktiv werden                                 ziehen an, zeigt ihm, welche Bewegun-          ist hier anders. Es geht mir stündlich
                                             gen am schonendsten sind. „Aber nach           besser.“ Als die Seniorin ihre Diagnose
Die Einschränkungen können ganz un-          zwei Wochen hier bin ich schon wieder          bekam, war sie froh, direkt in die geri-
terschiedlicher Art sein. Mancher hat        bestens auf den Beinen, wenn ich dar-          atrische Abteilung zu kommen: „Sonst
Schwierigkeiten mit der Feinmotorik          an denke, wie schlecht es mir gegangen         hätte ich zu viel Angst gehabt, dass etwas
und trainiert schon beim Gruppen-            ist“, sagt Meyer.                              schief zusammenwächst.“ Nun sitzt sie in
frühstück die Hand durch ein Besteck               Diesen Eindruck hat auch sein Sohn.      der Therapieküche und schnippelt unter
mit verstärkten Griffen. Andere sind         „Er ist viel beweglicher geworden“, stellt     Anleitung der Ergotherapeutin Zwiebeln
so wacklig auf den Beinen, dass sie          der Landwirt aus dem 20 Kilometer ent-         und Karotten für eine Frühlingssup-
beim Gang in den heimischen Keller           fernten Ort Bad Wünnenberg-Helmern             pe. Was als Teil des Therapiekonzeptes
einen Sturz befürchten. Wieder andere        fest. „Wir haben schon lange gesagt:           wichtig für das Training der Feinmotorik
brauchen Hilfe von Neuropsychologen          Papa, irgendwas musst du für deinen Rü-        und für die Vorbereitung auf den Alltag
und Logopäden, um ihre Sprach- und           cken machen.“ Davon ließ sich der Vater        zu Hause ist, kommt den Patienten eher
Schluckfähigkeit wieder zu verbessern.       aber erst überzeugen, als die Schmerzen        wie Spaß vor. „Ich fühl mich wie zu Hau-
Kaum ein Patient hier hat das gleiche        durch den verschobenen Wirbel uner-            se“, sagt sie. Einzig ihr Stützkorsett – ihr
Leiden wie sein Nachbar. Anton Meyer         träglich wurden. Ein halbes Jahr nach          „Panzer“, wie sie es nennt – erinnert sie
litt an einem verschobenen Rückenwir-        der Operation empfahl der Hausarzt die         daran, dass sie in einem Krankenhaus
bel und musste operiert werden. Die          Geriatrie. „Ich musste mich erst einmal        sitzt. Nach dem Mittag­essen vertreiben
Operation ist gut verlaufen, doch mit 80     informieren, was es damit auf sich hat“,       sie und zwei andere Patienten sich die
Jahren braucht man etwas mehr Hilfe,         gibt Winfried Meyer schmunzelnd zu.            Zeit mit einer Runde „Mensch ärgere
um wieder richtig fit zu werden. Neben       „Da wurde mir schnell klar: das passt.“        dich nicht“. Die drei jubeln und schimp-
Muskelaufbau, Haltungsschulung und                                                          fen hingebungsvoll über Würfelergeb-
Massagen stehen für ihn auch Atemthe-        Fast „wie zu Hause“                            nisse. Über Krankengeschichten spre-
rapie gegen seine chronische Bronchi-                                                       chen sie nicht.
tis, eine Medikationseinstellung und so-     Ähnlich ging es Theresia Schlüter, die              Das Programm aus unterschiedli-
genannte aktivierende Anwendungen            in Marsberg einen gebrochenen Brust-           chen Therapieeinheiten stellt das Team
auf dem Programm. Am frühen Morgen           wirbel auskuriert. „Eigentlich bin ich         für jeden Patienten individuell anhand
geht es damit los; eine Fachschwester        ein Mensch, der an fremden Orten nicht         einer breiten geriatrischen Diagnos-
leitet ihn beim Waschen und beim An-         schnell heimisch wird“, sagt sie. „Das         tik zusammen. Dabei wird nicht – wie

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Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
Wir bekommen Erfolge
intensiver mit als auf
anderen Stationen.
Nach drei Wochen
sehen wir, was unsere
Arbeit bewirkt hat.
Kathrin von Hagen,
Fachpflegerin
St.-Marien-Hospital Marsberg
                                                                  Ein Patient, viele Facetten: Die geriatrische Therapie stimmt ein
                                                                  Team ab, zu dem verschiedene Fachleute gehören.

sonst im Krankenhaus üblich – der           vorbereitet. Wichtige, im Krankenhaus       Reaktion ist gefragt
Körper untersucht, sondern Geria-           eingeübte Hilfsmittel und praktische
ter und Psychologen beobachten, was         Tipps bekommen er selbst oder die An-       Theresia Schlüter zum Beispiel kann
der Patient kann. „Wie lange braucht        gehörigen mit auf den Weg; auch Kon-        ihre Arme inzwischen wieder gut be-
Herr Meyer, um drei Geldscheine und         takte zu Hilfseinrichtungen oder Plätze     wegen – dank der regelmäßigen Übun-
vier Münzen zu addieren? Kann er die        in der Kurzzeitpflege vermittelt der So-    gen. Mit drei anderen Patienten und
Uhrzeit in eine zeigerlose Armband-         zialdienst auf Wunsch. Viel Arbeit und      Physiotherapeutin Katrin Frank sitzt
uhr richtig eintragen? Und wie lange        eine besondere Zuwendung zu jedem           sie im Stuhlkreis, die fünf titschen ein-
braucht er, um aufzustehen, drei Meter      einzelnen Patienten stecken darin, aber     ander einen knallgelben Luftballon zu.
zu gehen und wieder zurückzukom-            gerade das bereitet dem Team Freude.        Zunächst geht es ums Wachwerden, um
men? Einfache Tests, die uns Geriatern      „Wir bekommen Erfolge intensiver mit        Reaktionsfähigkeit: Der Ballon fliegt
genau sagen, welche Einschränkun-           als auf anderen Stationen“, weiß von        mal hierhin, mal dorthin, jeder kann
gen unsere Patienten haben“, erläutert      Hagen. „Nach drei Wochen sehen wir,         als Nächster dran sein. Als sie ein we-
Chefarzt Bradtke. „Dann planen wir          was unsere Arbeit bewirkt hat.“             nig warmgespielt sind, wechselt der
im Team, welche Therapien notwen-                                                       Trainingsmodus: Nun gilt es, den Bal-
dig sind.“ Ärzte und Fachpflegekräfte,                                                  lon im Uhrzeigersinn weiterzuspielen.
Physio- und Ergotherapeuten, Logopä-                                                    Alle sind konzentriert, nur einmal sinkt
den, Neuropsychologen, Ernährungs-                                                      der Ballon zu Boden. Danach bekommt
berater und Sozialarbeiter arbeiten                                                     jeder einen eigenen Ball, der nicht nur
Hand in Hand, um jeden Einzelnen an-                                                    zum Hochwerfen und wieder Auffan-
gemessen zu fördern. „Wir wollen den                                                    gen da ist. Auch der Kopf ist gefordert:
Menschen zeigen, was sie im Alter noch                                                  Jeder soll eine Gemüsesorte in der
alles können“, sagt Fachpflegerin Kath-                                                 Farbe seines Balles nennen. Bei einem
rin von Hagen, „und das ist nicht we-                                                   blauen Ball gar nicht so einfach – aber
nig.“ Einmal pro Woche treffen sich alle                                                Theresia Schlüter fällt etwas ein. „Au-
Kollegen zur Teambesprechung, um die                                                    bergine!“, ruft sie und strahlt.
Entwicklung der Patienten zu erörtern                                                        Anton Meyer hat gerade Therapie-
und die Therapiepläne anzupassen.                                                       pause und kann sich etwas ausruhen.
Wird ein Patient entlassen, ist alles gut                                               Er sitzt auf dem Bett und plaudert mit

Gemüse schälen bereitet Theresia Schlüter
nicht nur auf den Alltag zu Hause vor,
sondern schult auch ihre Feinmotorik.

BBT-Magazin 2/2014                                                                                                                    9
Fit für den Alltag - Neues Gelenk Endlich ohne Schmerzen - Krankenhaus Tauberbischofsheim
Geriatrie:
Einmal in der Woche
treffen sich alle Kolle-
                                                                                          Für wen ist
gen zur Besprechung
mit Chefarzt Dr. Norbert
                                                                                          sie sinnvoll?
Bradtke (unten). Die Be-
treuung der Patienten
                                                                                          Viele Kliniken haben ihr Angebot um
in der Geriatrie ist viel
                                                                                          eine spezielle Altersmedizin erweitert
umfassender als auf ei-
ner „normalen“ Station,                                                                   und stellen sich so auf die Bedürfnisse
aber gerade das berei-                                                                    älterer Patienten ein. Für wen eignet
tet große Freude, sagt                                                                    sich eine Behandlung dort und wie
Fachpflegerin Kathrin                                                                     kommt es zu einer stationären Auf-
von Hagen (oben).                                                                         nahme? Wenn mehrere Erkrankungen
                                                                                          vorliegen, was meist mit zunehmendem
                                                                                          Alter eintritt, akute Beschwerden hin-
                                                                                          zukommen oder chronische Leiden sich
                                                                                          verschlechtern, kann eine entsprechende
                                                                                          Therapie sinnvoll sein. Üblicherweise
                                                                                          geht es meist um Herz- und Kreislauf-
                                                                                          Erkrankungen, Lungenerkrankungen,
                                                                                          Infektionen der harnableitenden Organe,
                                                                                          Komplikationen nach chirurgischen Ein-
                                                                                          griffen, Schlaganfall, die Nachsorge von
                                                                                          orthopädischen Eingriffen. Zusätzlich
                                                                                          können Anzeichen wie Sturzneigung und
                                                                                          Schwindel, Depression oder Angstzu-
                                                                                          stände, Inkontinenz, Fehl- oder Mangel­
                                                                                          ernährung, körperliche Schwäche, Seh-
                                                                                          und Hörbehinderung, Immunschwäche
                                                                                          oder chronische Schmerzen vorliegen.
                                                                                          Entweder rät ein Arzt direkt nach der
                                                                                          akuten Behandlung im Krankenhaus
                                                                                          zum anschließenden Aufenthalt in einer
                                                                                          geriatrischen Fachabteilung, oder der
                                                                                          Hausarzt spricht eine Empfehlung aus.
seinem Besucher. Richtig verwöhnt hät-       Nun werde er wieder richtig Auto fah-        Ob eine frührehabilitative Komplexbe-
ten sie ihn heute, erzählt der Vater sei-    ren, kündigt er an. Meyer Junior rollt       handlung in Frage kommt, entscheidet
nem Sohn: Nach den Übungen mit dem           die Augen, schüttelt kaum merklich           der Geriater anhand der Ergebnisse der
Gymnastikball gab’s eine Extra-Massa-        den Kopf. Dann lächelt er: „Na ja, die       Funktionstests.
ge. „Die Schwestern machen jeden Jux         kurzen Fahrten zum Stammcafé, die ge-
mit“, schwärmt der 80-Jährige. „Sie sind     hen jetzt sicher wieder.“ Auch kleinere
freundlich und hilfsbereit, muntern ei-      Arbeiten auf dem familieneigenen Bau-
nen immer auf.“                              ernhof übernimmt der Großvater von
     Winfried Meyer ist froh, dass sein      zwei Enkeln künftig wieder mit Elan.
Vater nicht nur im Bett liegen muss.         Schließlich ist er abgesehen vom Rü-
„Der Alltag auf der Station verläuft ähn-    cken noch fit. „Und sogar den haben sie
lich wie der tatsächliche Alltag, da geht    hier wieder auf Vordermann gebracht“,
es auch um Mahlzeiten, mal um ein            betont Anton Meyer. Am besten gefal-
Gesellschaftsspiel oder Bewegung“, sagt      len hat ihm neben der vielen Fortschrit-
er. Davon verspricht er sich eine Entlas-    te das angeregte Miteinander: „Da wird                Besuchen Sie die geriatrische Station
tung für die Familie. „Zuletzt war mein      der Tag nicht so lang“, sagt er, „das wer-            im St.-Marien-Hospital Marsberg:
                                                                                                   www.bbtgruppe.de/leben
Vater immer auf uns angewiesen, wenn         de ich zu Hause sogar ein bisschen ver-
er raus wollte.“ Der freut sich ebenfalls:   missen.“ ■

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Altersmedizin im Main-Tauber-Kreis
  Das Caritas-Krankenhaus Bad Mer-            ten auch Krankenschwestern mit einer         bischofsheim entwickelt. „Gerade bei
  gentheim ist Geriatrischer Schwerpunkt      geriatrischen Zusatzausbildung sowie         älteren geschwächten Patienten reicht
  für den Main-Tauber-Kreis und versorgt      eine Physiotherapeutin, Ergotherapeu-        es etwa nach einem Sturz nicht aus,
  seit rund 20 Jahren ältere Patienten mit    tin, Logotherapeutin, die Ernährungs-        die Verletzungen und Knochenbrüche
  Mehrfacherkrankungen nach einem in-         beratung und der Sozialdienst.               zu versorgen“, so Chefarzt Dr. Michael
  terdisziplinären geriatrischen Konzept.         „Wir leben in einer überalterten Ge-     Schneider. „Wir müssen uns auch um
  Je nach Haupterkrankung werden die          sellschaft und wollen hier im Kranken-       die medizinischen Ursachen für den
  Patienten in der Alterstraumatologie        haus die Patienten nicht übersehen, die      Sturz kümmern.“ Auch hier arbeitet ein
  bei Knochenbrüchen, in der Internisti-      aufgrund ihres Alters und ihrer Mehrfa-      Team aus Ärzten, Therapeuten und dem
  schen Geriatrie – etwa bei Herzinsuffi-     cherkrankungen zu den Schwächsten            Sozialdienst zusammen.
  zienz oder Diabetes – oder in der Neu-      gehören“, betont Dr. Werner Vey, Geri-           Durch die Abteilung für Psychiatrie
  rologischen Geriatrie nach Schlaganfall,    ater und Oberarzt der Medizinischen          im Krankenhaus Tauberbischofsheim
  bei Demenz oder Parkinson versorgt.         Klinik 2 im Caritas-Krankenhaus. „Wir        ist auch die geronto-psychiatrische Be-
     Damit ist einerseits sichergestellt,     versuchen daher, die Selbstständigkeit       handlung für Patienten aus dem gesam-
  dass die Patienten wegen ihrer Haupt­       in den Aktivitäten des täglichen Lebens      ten Main-Tauber-Kreis gesichert.
  erkrankung von den zuständigen              falls möglich zu erhalten und zu fördern
  Fachärzten behandelt werden. Zugleich       oder doch soweit wiederherzustellen,
  arbeiten dort speziell ausgebildete Pfle-   dass die Menschen wieder in ihr häus-
  gende und Therapeuten, die sich um die      liches Umfeld zurückkehren können.“          Ansprechpartner:
  Betroffenen kümmern.                        Bei einigen der häufig über 80- und
     Ältere, gebrechliche und daher be-       90-Jährigen ist dies allerdings nur be-      Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim
  sonders krankheitsanfällige Patienten       dingt möglich. „Ziel ist es dann, die vor-
  werden schon kurz nach der Aufnah-          handenen Kompetenzen so zu stärken,          Alterstraumatologie
  me in einer geriatrischen Bewertung         dass die Patienten in einer geriatrischen    Dr. Ralf Throm
  auf ihre Alltagskompetenzen getestet:       Rehabilitation weiterbehandelt werden        Oberarzt Orthopädie/Unfallchirurgie
  Können sich die Patienten alleine an-       können.“                                     Tel.: 07931/58-30 58
  ziehen, waschen, aufstehen und essen,           Ein spezielles geriatrisches Versor-
  gehen sie selbstständig zur Toilette,       gungskonzept hat auch die Abteilung          Internistische Geriatrie
  können sie Treppen steigen, sich selbst     für Chirurgie im Krankenhaus Tauber-         Dr. Werner Vey
  versorgen oder liegen vielleicht kogni-                                                  Oberarzt Medizinische Klinik 2
  tive Einschränkungen vor? Lebten sie                                                     Tel.: 07931/58-22 58
  bisher allein zu Hause, waren sie auf
  Hilfe angewiesen oder im Heim unter-                                                     Neurologische Geriatrie
  gebracht? Aufgrund der Testergebnisse                                                    Dr. Rüdiger Holzapfel
  legen dann die beteiligten Ärzte und                                                     Funktionsoberarzt Neurologie
  Therapeuten in ihrer wöchentlichen                                                       Tel.: 07931/58-34 58
  Besprechung gemeinsam Therapieziele
  fest. Zum Team gehören neben den Ärz-                                                    Krankenhaus Tauberbischofsheim

                                                                                           Alterstraumatologie
                                                                                           Dr. Michael Schneider
                                                                                           Chefarzt Chirurgie
                                                                                           Tel.: 09341/800-12 61

                                                                                           Gerontopsychiatrie
                                                                                           Dr. Mathias Jähnel
                                                                                           Chefarzt Psychiatrie, Psychosomatische Medizin
                                                                                           und Psychotherapie
                                                                                           Tel.: 09341/800-14 11

BBT-Magazin 2/2014                                                                                                                   11
gesund&fit

Von wegen „zu alt”
Bewegen, bewegen, bewegen. Kinder haben noch den ganz
natürlichen Drang, zu toben und zu rennen. Mit den Jahren
nimmt dieser Impuls ab. Und wenn mit dem Alter die Kraft
nachlässt und tägliche Wege immer schwerer fallen, dann
bleibt so mancher lieber sitzen. Genau das ist falsch, sagt Edith                        1. Laufen, laufen, laufen

Scheidt, Alltagsbegleiterin im Haus St. Hedwig in Rilchingen.
„Wer rastet, der rostet – an dem Sprich-    Unsicherheit und fehlendes Training
wort ist was dran.“ Jeden Montag und        können zu Stürzen führen; sie sind
Donnerstag übt Edith Scheidt deshalb        eine der häufigsten Ursachen für eine
mit den Bewohnern des Hauses St. Hed-       Pflegebedürftigkeit. Etwa ein Drittel al-
wig, einer Seniorenwohngruppe der           ler Menschen über 65 Jahren stürzen
                                                                                         2. Achtung, Stolperfalle
BBT-Gruppe in Rilchingen. Für mehr          mindestens einmal im Jahr. Die Folgen
Kraft und Beweglichkeit hat sie einiges     sind oft schmerzhafte Hämatome und
in petto: „Wir marschieren los“ – und das   Prellungen bis hin zu Kopfverletzun-
geht sogar im Sitzen: Beine im Wechsel      gen und Knochenbrüchen. „Aus Angst
heben und senken. „Und nun kommen           vor einem erneuten Sturz werden viele
wir an einen Berg, es wird steiler“ – und   unsicher und bleiben sitzen. Dabei sind
schon winkeln alle die Knie an und er-      Muskelkraft und eine gute Balance der
klimmen den erdachten Hügel. „Oben“         beste Schutz“, erklärt Edith Scheidt.
angekommen, gibt es eine kleine Ver-        Und damit das Training nicht eintönig
schnaufpause und die Beine können           wird, lässt sie sich immer neue Varian-      3. Halt durch gute Schuhe

erst mal „auslaufen“. „Eine gute halbe      ten einfallen. „Sogar eine 95-Jährige
Stunde tun wir etwas für den ganzen         macht regelmäßig mit viel Spaß mit,
Körper: für Beine, Arme, Rumpf und die      darüber freue ich mich ganz besonders.
Halsmuskulatur“, erzählt Edith Scheidt.     Und das zeigt: Bewegung tut gut – egal
Und das ist besonders im Alter wichtig.     in welchem Alter.“

                                                                                         4. Besser sehen mit Licht

Sicher unterwegs                            Laufen, laufen, laufen
                                            Wer Angst hat, zu fallen, stürzt auch
                                                                                         Besser sehen mit Licht
                                                                                         Achten Sie auf eine gute

und zu Hause                                tatsächlich häufiger. Daher ist es besser,
                                            regelmäßig zu laufen: Aufstehen, Trep-
                                            pen steigen, durch die Wohnung gehen
                                                                                         Beleuchtung. Beson-
                                                                                         ders Treppen, Stufen und
                                                                                         Türsch­wellen sollten gut
Aktivität ist der beste Schutz vor          und Spaziergänge schulen nicht nur           zu sehen sein; hier
Stürzen. Genauso wichtig ist ein            den Gleichgewichtssinn und trainieren        kann auch der Einbau
sicheres Umfeld. Schauen Sie sich           die Muskeln, sie bringen auch Herz und       einer Rampe sinnvoll sein. Nachtlich-
in Ihrer Wohnung doch einmal um.            Kreislauf in Schwung. Und: Man bleibt        ter werden einfach in die Steckdose
Oft reicht es1.schon
                Laufen,aus,  einlaufen
                        laufen,   paar      in Übung.                                    gesteckt und zeigen auch im Dunkeln
Dinge umzustellen.                                                                       den Weg durch die Wohnung. Aber
                                                                                         lassen Sie auch Ihr „Augenlicht“ und
                                                                                         Ihr Hörvermögen regelmäßig vom
                                                                                         Arzt untersuchen. Das ist besonders
                                                                                         wichtig, wenn Sie häufig draußen
                                                                                         unterwegs sind.

12          2. Achtung, Stolperfalle                                                                          BBT-Magazin 2/2014
,
                                                                                        So einfach geht s
                                                                                        Keine Ausreden! Mit einigen Übungen
                                                                                        können Sie auch zu Hause etwas für
                                                                                        mehr Kraft, Balance und Beweglichkeit
                                                                                        tun. Probieren Sie es aus.

                                                                                        Gibt Kraft: Diese Übung können Sie
                                                                                        im Sitzen oder Stehen durchführen.
                                                                                        Nehmen Sie in jede Hand eine volle
                                                                                        0,5-Liter-Plastik­­flasche und winkeln
                                                                                        Sie die Arme an den Körper an. Nun
                                                                                        strecken Sie sie zuerst nach oben, dann
                                                                                        nach unten aus. (Zwei Durchgänge mit
                                                                                        zehn Wieder­holungen)

                                                                                        Gut fürs Gleichgewicht: Versuchen Sie,
                                                                                        im Stehen einen Luftballon zu balancie-
                                                                                        ren, entweder auf dem Arm, der Hand
                                                                                        oder für Geübte: auf einem Finger.
                                                                                        Wer sich sicher fühlt, kann die Übung
                                                                                        noch etwas steigern und dabei ein paar
                                                                                        Schritte laufen.

                                                                                        Fingerübung: Für die unzähligen Hand-
                                                                                        griffe im Alltag brauchen wir eine gute
                                                        1. Laufen, laufen, laufen       Beweglichkeit in den Händen und in den
                                                                                        Fingern. Eine gute Übung ist, die Hände
                                                                                        zu Fäusten zu ballen und die Finger wie-
                                                                                        der zu spreizen. Auf, zu, auf, zu … (Zwei
                                                                                        Durchgänge mit zehn Wiederholungen)

    Achtung, Stolperfalle                               2. Achtung, Stolperfalle        Halt durch gute Schuhe
    Was zu
1. Laufen,    einem
           laufen,     Sturz
                   laufen führen könnte,      Badezimmer können gefährlich wer-         Zu Stürzen können auch ungeeig-
    sollte weggeräumt oder gesichert          den. Handgriffe und ein Duschhocker       nete Schuhe, zu lange und weite
    werden. Schauen Sie sich in Ihrer         geben zusätzliche Sicherheit. Bringen     Kleidungs­stücke, zu große oder zu
    Wohnung einmal um: Gibt es Teppiche,      Sie auch auf Treppenstufen rutschfeste    kleine Krücken führen. Benutzen Sie
    Brücken oder Teppichfransen, über die     Beläge an sowie beidseitig griffsichere   Haus- und Straßen­schuhe mit einem
    Sie stolpern könnten? Liegen Kabel im     Handläufe.                                niedrigen Absatz und einem hohen
    Weg? Gibt es wackelige Möbel oder zu                                                Schaft, so werden die Fußgelenke
    niedrige Stühle, die Ihnen im Zweifels-                                             zusätzlich gestützt. Statten Sie sich
    fall keinen
2. Achtung,      Halt
            Stolperfalle                                3. Halt durch gute Schuhe                   und Ihr Wohnumfeld so
    bieten? Auch ein                                                                                aus, dass Sie sich rundum
    rutschiger Boden                                                                                sicher fühlen.
    in Bade- oder
    Duschwanne und
    lose Matten im

   BBT-Magazin 2/2014                                                                                                         13
                                                        4. Besser sehen mit Licht
3. Halt durch gute Schuhe
gewinn
                                         mal
                                        zwei

     Dirk Knechtges und Ute Flöck haben eine neue berufliche
     Heimat gefunden: In den St. Josefs-Werkstätten in Plaidt
     werden sie akzeptiert, wie sie sind.

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Text: Angelika Prauss | Fotos: Harald Oppitz                                          werkstätten

                                               Inklusion heißt das Stichwort. Jeder Mensch soll
                                               sich an allen gesellschaftlichen Prozessen beteili-
                                               gen können. Unabhängig von seinen Fähigkeiten,
                                               seiner Herkunft, seinem Geschlecht oder Alter.
                                               Doch der Arbeitsmarkt verlangt viel – mehr als
                                               mancher leisten kann. Werkstätten für Menschen
                                               mit Behinderung bieten hier eine Alternative und
                                               sind für viele Unternehmen verlässliche Partner in
                                               der Produktion.

                                               Z
                                                           weimal durchs Abitur gefallen, eine geschmissene
                                                           Lehre im Bioladen, abgebrochene Praktika im Kin-
                                                           dergarten und im Altenheim – gehandicapt durch
                                                           eine Psychose ist es Ute Flöck nie gelungen, im Ar-
                                               beitsleben Fuß zu fassen. Dennoch hat die 48-Jährige bei den
                                               St. Josefs-Werkstätten im rheinland-pfälzischen Plaidt einen
                                               Arbeitgeber gefunden, der sie mit ihren krankheitsbedingten
                                               Defiziten akzeptiert. Und wenn sie aufgrund ihrer starken
                                               Medikamente einmal plötzlich müde wird, kann sie sich auf
                                               das Sofa im Ruheraum legen. „Wo hat man das schon?“, fragt
                                               die sympathische Frau mit den braunen Haaren.
                                                    Seit 1994 ist Ute Flöck in der integrativen Einrichtung
                                               der BBT-Gruppe angestellt. Sie ist eine von 221 Beschäftigten
                                               mit psychischen Erkrankungen. Sie können hier – unterstützt
                                               von 45 Mitarbeitern – in neun Bereichen wie Schlosserei,
                                               Näherei und Landschaftspflege am Arbeitsleben teilhaben.
                                               Die künstlerisch begabte Frau arbeitet in der „Montage und
                                               Verpackung“ und baut hochwertige Lampen zusammen. Mal
                                               sortiert sie hier sorgfältig Metallteile, mal isoliert sie Kabel,
                                               mal verpackt sie die empfindlichen Leuchten. „Jeder Tag ist
                                               anders“, freut sie sich.

                                               Eine soziale Verpflichtung

                                               So wichtig Inklusion, die Teilhabe behinderter Menschen, ist –
                                               auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt sei sie nicht überall
                                               umsetzbar, gibt Werkstattleiter Gregor Nöthen zu bedenken.

BBT-Magazin 2/2014                                                                                           15
werkstätten

                       Jeder Tag bringt neue Herausforderungen:
                       ob bei der Montage hochwertiger Lampen
                               oder in der „Auto-Service-Station“.

                                                                     Die Mitarbeiter in den Werkstätten besuchen neben
                                                                     der Arbeit Angebote zur persönlichen und beruflichen
                                                                     Bildung. Und manch einer schafft dann auch den Sprung
                                                                     ins „richtige“ Arbeitsleben.

In Plaidt stehen den Beschäftigten Hand-           Eins von sieben Unternehmen, mit       sei auch davon abhängig, „wie gut die
werker mit sonderpädagogischer Zusatz­        denen seine Einrichtung zusammen-           Werkstätten die Montage betreuen kön-
ausbildung, pädagogische Mitarbeiter          arbeitet, ist die GLASHÜTTE LIMBURG,        nen“, weiß Bruns. Seit rund 20 Jahren
und ein Psychologe zur Seite, zählt Nöthen    die hochwertige Innenleuchten her-          kooperiere die Glashütte mit Behinder-
auf – Voraussetzungen, die auf dem all-       stellt. „Wir haben hohe Anforderungen“,     tenwerkstätten und beschäftige auch
gemeinen Arbeitsmarkt nicht existieren.       erläutert Betriebsleiter Gerrit Bruns.      selbst behinderte Menschen. Aufträge
„Die meisten Arbeitgeber dort haben we-       Umso erfreuter sei das mittelständische     an spezielle Werkstätten auszulagern,
der die Bereitschaft noch die Möglichkeit,    Unternehmen gewesen, in den St. Jo-         sieht Bruns als soziale Verpflichtung.
einen Beschäftigten so zu fördern und zu      sefs-Werkstätten einen kostengünstigen      Doch auch Privatkunden nutzen gerne
integrieren“, sagt Nöthen. Deshalb stelle     und zuverlässigen Partner gefunden zu       die Angebote der St. Josefs-Werkstät-
die Kooperation mit einer Behinderten-        haben. Seit einem Jahr lässt das Unter-     ten. In der Polsterei werden alte Mö-
werkstatt für beide Seiten eine „Win-Win-     nehmen in Plaidt Bauteile montieren.        bel aufbereitet, die Schreinerei fertigt
Situation“ dar, findet der Werkstattleiter.   Die Qualität hat Bruns überzeugt. Diese     passgenaue Einzelstücke, und auch in

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der Waschstraße stehen die Kunden            werkstatt, Montage/Verpackung und
Schlange. Hier ist Dirk Knechtges ganz       Schreinerei beschäftigt.
in seinem Element. Der 51-Jährige hat             Doch egal, ob in Zemmer oder in
23 Jahre in einer Metzgerei gearbeitet.      Plaidt – Ziel einer betreuten Werkstatt
Doch dann hielt er dort dem Leistungs-       ist es, geeigneten Beschäftigten den
druck nicht mehr stand und wurde             Sprung ins reguläre Arbeitsleben zu er-
psychisch krank. Über den Reha-Träger        möglichen. Manche müssten aber erst
wurde er 2005 nach Plaidt vermittelt.        in die Richtung gefördert werden sowie
In der „Auto-Service-Station“ schätzt        fachliche und soziale Kompetenzen „für
er den Kontakt zu Kunden, wenn er die        draußen“ erwerben, sagt Jürgen Mül-
Autos vorwäscht und an der Kasse steht.      ler. Damit das gelingt, besuchen die
Der groß gewachsene, schlaksige Mann         psychisch Kranken neben ihrer Arbeit
lobt das „sehr gute Arbeitsklima“ in der     Angebote zur beruflichen und persön-
Werkstatt. Er sei hier rundum glücklich      lichen Bildung wie Stressbewältigung,
und freut sich, dass er „dableiben kann      Kommunikation oder Rechtschreibung.
bis zur Rente“.                              Und dank der guten Vernetzung mit an-
                                             deren Unternehmen gelinge es immer
„Der Druck ist sanfter“                      wieder einmal, dass ein Beschäftigter
                                             sogar wieder auf dem regulären Ar-
Nicht alle Beschäftigten sind so enga-       beitsmarkt Fuß fasst, sagt Werkstattlei-
giert und so stabil wie er. Für den stell-   ter Gregor Nöthen. ■
vertretenden Werkstattleiter Jürgen
Müller ist deshalb jeder Tag eine neue
Herausforderung. Aufgrund schwan-
kender Tagesformen, fehlender Sozial-
kompetenz und krankheitsbedingter
Fehlzeiten der Beschäftigten ist die Pla-
nung der Arbeitsabläufe in den einzel-
nen Bereichen eine logistische Meister-       Partner der
leistung. Die Arbeit muss so kleinteilig
und passend organisiert werden, dass
der Beschäftigte sie ausführen kann.
                                              Wirtschaft                                Nicht jede Firma kann einen kranken Mitarbei-
                                                                                        ter so fördern, wie er es bräuchte, gibt Werk-
Müller steht als technischer Leiter der                                                 stattleiter Gregor Nöthen (oben) zu bedenken.
Werkstatt dafür gerade, dass Aufträge                                                   In den Werkstätten der BBT-Gruppe stehen den
von Kunden wie der GLASHÜTTE LIM-             Nach dem Sozialgesetzbuch IX, § 77,       Beschäftigten Mitarbeiter mit pädagogischen
BURG termingerecht erledigt werden            Absatz 1 müssen Unternehmen ab            und psychologischen Zusatzausbildungen zur
und die Qualität der gelieferten Ware         20 Mitarbeitern nach einem festge-        Seite.
stimmt. Dafür redet er mit den Beschäf-       legten Schlüssel Schwerbehinderte
tigten auch mal Klartext, „aber hier ist      beschäftigen. So sollen mindestens
der Druck sanfter als auf dem ersten Ar-      fünf Prozent der Arbeitsplätze für sie
beitsmarkt“.                                  bereitgestellt werden. Ist dies nicht
     Das gilt auch für die St. Bernhards-­    möglich, müssen Firmen die soge-
Werkstätten des Schönfelderhofs in            nannte Ausgleichsabgabe entrichten.                    Mehr Einblicke in die
                                                                                                     St. Josefs-Werkstätten:
Zemmer bei Trier, die sich ebenfalls in       Diese liegt je nach Betriebsgröße und                  Schauen Sie sich das Video
Trägerschaft der BBT-Gruppe befinden:         Beschäftigungsquote zwischen 115                       auf www.bbtgruppe/leben an.
Dort gehen 450 psychisch beeinträch-          und 290 Euro monatlich. Alternativ
tigte Menschen einer geregelten Arbeit        können Unternehmen Aufträge an
nach. Je nach Eignung und Interes-            Werkstätten für behinderte Men-                        „Wir sind nicht weg vom Fenster”
                                                                                                     Ein Film über die gemeinde­psychia­-
se sind sie in der Bäckerei, Gärtnerei,       schen vergeben und so den Umfang                       ­trischen Angebote der BBT-Gruppe:
Metzgerei, im Hofladen, in der Metall-        der Abgabe minimieren.                                 youtube.com/watch?v=t9J2BOb5cWo

BBT-Magazin 2/2014                                                                                                                    17
standpunkt
Text: Christoph Arens

Es gibt                   viel
                        zu tun!
Hermann Gröhe (CDU) macht Dampf. Obwohl der neue Gesundheitsminister ein Neuling auf
dem Feld der Gesundheitspolitik ist, schafft es der Polit-Profi gegenwärtig häufig in die Schlag-
zeilen. Mehr Qualitätskontrolle im Gesundheitssystem, möglichst schnelle Verbesserungen in
der Pflege und Forderungen nach einem Verbot jeder organisierten Form der Suizidbeihilfe:
Der bisherige CDU-Generalsekretär ist in seinem neuen Amt in die Offensive gegangen.

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Das Gesundheitswesen gilt als Haifischbecken –        gleichen können. Fallen Kliniken durch schlechte       on der gesetzlichen Krankenversicherung anhält.
und als bedeutender Wirtschaftsfaktor, der 300        Qualität auf, soll dies mit Abschlägen bei der Fi-     Der GKV-Spitzenverband wagt einen vorsichtigen
Milliarden Euro oder mehr als elf Prozent des         nanzierung bestraft werden.                            Ausblick: „Wir halten es unter den jetzigen Be-
Bruttosozialprodukts ausmacht. Wer in das kom-              Warum kommen Privatversicherte schnel-           dingungen für sehr wahrscheinlich, dass 2017 ein
plizierte Geflecht der Interessen eingreift, muss     ler an einen Arzttermin? Die Rede von der              Großteil der Kassen einen Zusatzbeitrag erhebt.“
mit heftigen Reaktionen rechnen. Angesichts gut       „Zwei-Klassen-Medizin” erhitzt seit Langem die              Eine große Baustelle ist die Krankenhaus-
gefüllter Kassen der Gesetzlichen Krankenversi-       Gemüter. Union und SPD haben deshalb ver-              landschaft in Deutschland: Jede zweite Klinik hat
cherung (GKV) ist im Augenblick allerdings kein       einbart, etwas gegen die langen Wartezeiten            2012 rote Zahlen geschrieben. Allein für NRW
unmittelbarer Reformdruck spürbar. Anderer-           zu unternehmen. Die Ärzte sollen Servicestellen        rechnen Experten mit einem Investitionsbedarf
seits zeichnet sich die dramatische Alterung der      einrichten, die Patienten garantiert binnen vier       von rund 1,2 Milliarden Euro jährlich – bei einer
Gesellschaft schon am Horizont ab. Die Große          Wochen einen Termin verschaffen.                       Förderung des Landes von lediglich 500 Millio-
Koalition könnte ihre komfortable Mehrheit nut-             Bei der Finanzierung der gesetzlichen Kran-      nen. Experten gehen davon aus, dass bis 2020
zen, um das Gesundheitssystem zukunftsfest zu         kenversicherung mit ihren 70 Millionen Versi-          rund acht Prozent aller Krankenhäuser schließen
machen.                                               cherten haben sich Union und SPD auf einen             müssen – ein hoch sensibles Thema für viele
      „Ein Thema, das mir besonders am Herzen         Kompromiss verständigt. Noch im Sommer soll            Städte und Gemeinden, auch weil Krankenhäu-
liegt, sind Verbesserungen in der Pflege.“ Mit die-   der Bundestag eine Reform beschließen, nach            ser wichtige Standortfaktoren und bedeutende
sen Worten verwies Gröhe bei der ersten gesund-       der ab 2015 der Beitragssatz von 15,5 Prozent          Arbeitgeber sind. Beobachter erwarten allerdings
heitspolitischen Debatte im Bundestag auf das         auf 14,6 Prozent sinken soll, paritätisch finanziert   nicht, dass das Gesundheitsministerium zügig
Thema Demographie. Laut Koalitionsvertrag soll        von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Kranken-           einen Entwurf für eine Krankenhausreform vor-
spätestens im Januar 2015 der Beitragssatz zur        kassen dürfen darüber hinaus aber einen ein-           legen kann. Denn einige der Teilvorhaben, die im
Pflegeversicherung um 0,3 Prozent steigen. 0,2        kommensabhängigen Zusatzbeitrag erheben,               Koalitionsvertrag aufgeführt sind, bedürfen um-
Prozent sind für „kurzfristige Leistungsverbesse-     den die Versicherten allein bezahlen müssen. Of-       fangreicher Vorarbeiten und einer engen Abstim-
rungen“ vorgesehen, 0,1 Prozent sollen in einen       fen bleibt, wie lange die gute finanzielle Situati-    mung zwischen Bund und Ländern.
„Pflegefonds“ fließen, um künftige Beitragsstei-
gerungen abzumildern.
      Gröhe verspricht weitere schnelle Pflege-           Weitere gesundheitspolitische Themen
reformen. Doch Opposition und Sozialverbände
bezweifeln, dass es der Koalition gelingt, endlich
                                                          der Großen Koalition
den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff einzufüh-           ✔      Für ein Gesetz zur Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen gibt es bereits
ren, der Leistungen für Demenzkranke verbessern                  umfangreiche Vorarbeiten. Die Große Koalition wird damit einen neuen Straftatbestand
soll. Ein „Weiterwurschteln“ helfe nicht, macht                  der Bestechlichkeit und Bestechung im Strafgesetzbuch einführen.
die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike            ✔      Die Bundesregierung will sich um eine höhere Arztdichte in ländlichen Gebieten
Mascher, Druck. Realistisch müssten bis zu fünf                  kümmern. Junge Leute, die sich verpflichten, nach ihrem Medizinstudium als Landärzte
Milliarden Euro mehr im Jahr an Leistungen ge-                   zu arbeiten, sollen leichter einen Studienplatz erhalten. Dies könnte auch für diejenigen
währt werden – vor allem für Demenzkranke und                    gelten, die ein freiwilliges soziales Jahr zum Beispiel im Rettungsdienst geleistet haben.
pflegende Angehörige.                                     ✔      Vereinbart hat die Bundesregierung auch eine Besserstellung der Hausärzte im
                                                                 Gesundheitssystem. Danach sollen künftig die Vertreterversammlungen der Kassenärzt-
Mehr Qualität                                                    lichen Vereinigungen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zu gleichen Teilen
                                                                 aus Haus- und Fachärzten bestehen, die eigenständig über ihre jeweiligen Belange
Große öffentliche Aufmerksamkeit lösten zuletzt                  entscheiden. Zusätzlich soll die Möglichkeit geschaffen werden, rein hausärztliche
Studien über Mängel in den Krankenhäusern aus.                   Medizinische Versorgungszentren zu gründen. Außerdem sollen die Krankenkassen
Mit einem neuen Institut will Gröhe das ändern                   auch weiterhin verpflichtet sein, ihren Versicherten eine hausarztzentrierte Versorgung
und Qualität im Gesundheitswesen messbar                         anzubieten.
machen. Verbraucher sollen in Zukunft die Be-             ✔      Gesundheitsminister Gröhe will den Fachkräftemangel in der Pflege bekämpfen. Geplant
handlungserfolge der Krankenhäuser online ver-                   ist unter anderem, die Ausbildungszahlen in der Altenpflege bis zum Jahr 2015 um 30
                                                                 Prozent zu erhöhen. Außerdem sollen 4.000 Pflegehelfer zu Fachkräften weiterqualifiziert
                                                                 werden. Mittelfristig soll die Ausbildung reformiert werden: Sie müsse überall kostenlos
                                                                 sein und der Wechsel zwischen den Berufen in der Kinder-, Kranken- und Altenpflege
                                                                 erleichtert werden, so der CDU-Politiker. Dafür sollten die verschiedenen Pflegeberufe mit
                                                                 einer einheitlichen Grundausbildung starten, danach erfolgt die Spezialisierung.

BBT-Magazin 2/2014                                                                                                                                        19
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                                                                                                     Freute sich über die Auszeichnung:
                                                                                                     Prof. Dr. Mathias Mäurer nahm die Ehrennadel
                                                                                                     in Gold aus den Händen von Prof. Dr. Horst
     Neues Uroskop am Caritas-Krankenhaus                                                            Wiethölter entgegen.

     Präzise Diagnostik und schonende Therapie
     Das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim verfügt jetzt über ein neues digitales Multifunk-       AMSEL würdigt herausragendes
     tions-Röntgengerät, das dank hochauflösender Bilder die Diagnostik und Therapie bei urolo-      Engagement für MS-Betroffene
     gischen Erkrankungen deutlich verbessert. „Mit diesem Uroskop kann der gesamte Urogeni-
     taltrakt in einer einzigen Aufnahme in sehr guter Bildqualität dargestellt werden“, erläutert   Goldene Ehrennadel
     Priv.-Doz. Dr. Bernd Straub, Chefarzt der Klinik für Urologie im Caritas-Krankenhaus. Dadurch   Mit einer besonderen Auszeichnung wur-
     werde die Strahlenbelastung für die Patienten deutlich reduziert. „Die hohe Auflösung der       de jetzt der Chefarzt der Klinik für Neuro-
     Bilder erhöht außerdem die diagnostische Sicherheit, da feinste Details dargestellt werden.“    logie im Caritas-Krankenhaus, Professor
     Dies sei wichtig, um z. B. Tumore oder Nierensteine zu erkennen oder die Ursachen für Harn-     Dr. Mathias Mäurer, geehrt: Die „Aktion
     leiterverengungen oder Blasenentleerungsstörungen zu diagnostizieren, so der Urologe wei-       Multiple Sklerose Erkrankter“, kurz AM-
     ter. Neben der genauen Diagnostik ermöglicht das neue Uroskop zugleich therapeutische           SEL, verlieh dem Neurologen die Goldene
     endoskopische Eingriffe, die unter präziser Röntgenkontrolle durchgeführt werden können.        Ehrennadel für sein umfassendes Engage-
     Dazu gehören etwa die Zertrümmerung von Nieren- und Blasensteinen durch Laserpunktion.          ment für die Selbsthilfeorganisation der
     Oder auch die Aufdehnung von Engstellen der Harnleiter sowie die Behandlung von Prosta-         MS-Betroffenen. Der AMSEL-Vorsitzende,
     tavergrößerungen.                                                                               Professor Dr. Horst Wiethölter, würdigte
                                                                                                     den Chefarzt für seinen außerordentlichen
                                                                                                     Einsatz. Ob bei Vorträgen oder überregio-
                                                                                                     nalen Veranstaltungen, in Chats, mit Bei-
                                                                                                     trägen für die Verbandszeitschrift oder on-
                                                                                                     line als Experte für therapeutische Fragen
                                                                                                     – Professor Mäurer stehe der AMSEL mit
                                                                                                     seiner Expertise jederzeit zur Verfügung.
                                                                                                     „Die AMSEL hat mit Ihnen einen hoch
                                                                                                     motivierten, zuverlässigen und hilfsberei-
                                                                                                     ten Mitstreiter, der für jedes Anliegen ein
                                                                                                     offenes Ohr hat.“

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